You are on page 1of 16

: meldungen, aktionen

ITS-Fraktion plant Kongress


Bukarest. Die extrem rechte EU-Frakti-
on „Identität, Tradition, Souveränität“
Demonstration in Neuss schlägigen Neonazi-Webseiten wie (ITS) will Ende September einen ersten
„Störtebeker-Netz“ und „Altermedia“, Kongress im rumänischen Bukarest
Neuss. Unter dem Motto „Keine Frei- aber auch des „Deutschen Rechtsbüros“, durchführen. Geplant ist, den Kongress
räume für Nazis!“ demonstrierten am der „Jungen Nationaldemokraten“ oder im Bukarester Parlamentsgebäude statt-
Abend des 7. August knapp 300 Men- der „Oberbergischen Wacht“ (OBW) ab. finden zu lassen. Die nationalistische
schen in der Neusser Innenstadt. Ein Ziel Letztere sowie die „Freien Kräfte Ober- „Großrumänien-Partei“ um Corneliu Va-
der Demonstration war die Gaststätte berg“ (FKO) hätten aber angeblich nichts dim Tudor verfügt schon seit vielen Jah-
„Zum Groschen“ auf der Friedrichstraße. mit der „Pflege des Nationalen Infoblat- ren über gute Kontakte zur französischen
Die dient – so die Neusser Antifaschis- tes“ zu tun, so der Autor Björn Herhaus „Front National“ (FN) und stellt – nach
tInnen auf ihrer Zwischenkundgebung – aus Gummersbach, der auch Anmelder der FN – die zweitstärkste Kraft inner-
„seit etlichen Jahren“ als „Anlaufpunkt“ der Webseite des Nazi-Blättchens ist. halb der ITS dar. hma ■
für die „örtliche Neonazi-Szene“. Dies erscheint – nach Angaben der Blatt-
Längst haben die Neonazi-Aktivitäten macher – in einer Auflage von „ca.1500
auch das flächenreiche Umland der Stadt Stück“ in Hamburg, Hessen, Berlin,
Neuss erreicht. In Dormagen fanden Ak- Leipzig, Halle, Oberberg (NRW), Köln
tionen der Neonazis und Veranstaltungen und Hoyerswerda.
extrem rechter Gruppen statt, in Greven- Besonders nach Halle scheint man
broich gab es Kundgebungen und Info- sehr enge Bande zu pflegen. So berichten
Stände und in Meerbusch wächst eine dort „einige Kameraden“ aus Halle/Saale
neue Neonazi-Jugendgruppe heran. Se- und Umgebung über einen Besuch auf
hen ließ sich die rechte Szene an diesem der Burg Saaleck und der Rudelsburg.
Abend nur ganz vereinzelt. Man habe Ansonsten findet man dort die üblichen
zeitgleich zur Antifa-Demo Flugblattak- Texte über den Zündel-Prozess, den in-
tionen und Info-Stände in Neuss, Gre- haftierten Altnazi Erich Priebke, über
venbroich und Dormagen durchgeführt, Halbe. Ein „Patriot“ genannter Leser aus
heißt es von Seiten der Nazis. Die Antifa dem nahen Nümbrecht versucht sich an
Neuss, die die Demo organisiert hatte, einem Text über „Widerstand“, ein „Mi-
wertete die gesamte Aktion als großen chelmeier“ fordert die „Herstellung der
Erfolg. peb ■ deutschen Souveränität in den dafür be- Polizei und Magistrat sehen
stimmten deutschen Grenzen“. noch immer keine Rechts-
„Forum Deutscher Katho- Berichtet wird auch über eine gewalt-
tätige Auseinandersetzung von „2 Kame- verstöße
liken“ in Fulda raden“ mit „20 russischen Leuten“ in Frankfurt. Der hessische NPD-Vorsit-
Fulda. Das „papst- und kirchentreue“ Gummersbach-Bernberg im April diesen zende Marcel Wöll ist inzwischen in ers-
„Forum Deutscher Katholiken“ führt Jahres. ter Instanz wegen Volksverhetzung verur-
vom 5. bis 7.10. im Fuldaer Kongress- Mobilisiert wird über die Webseite teilt. Bei dieser Gelegenheit wurde der
zentrum Esperanto seinen Kongress auch für die zahlreichen Nazi-Aufmär- Öffentlichkeit bekannt, dass er bereits vor
„Freude am Glauben. Die Kirche – unse- sche in NRW und im weiteren Bundes- seinen antisemitischen Äußerungen vor
re Heimat“ durch. Auf dem unter der gebiet. abk ■ dem Kreistag der Wetterau zweimal we-
Schirmherrschaft von Staatsminister Dr. gen Körperverletzung zu Bewährungs-
Alois Rhiel stehenden Kongress werden Demo vorerst abgesagt strafen verurteilt worden war – in einem
als Redner und Gesprächspartner u.a. Fall wegen schwerer.
Prof. Dr. Konrad Löw, Interviewpartner Brüssel. Die von der Gruppierung Für das Frankfurter Ordnungsamt war
der „Deutschen-Nationalzeitung“ und „Stoppt die Islamisierung Europas“ das kein Anlass gewesen, ihn als Anmel-
der „Jungen Freiheit“, der „Paneuropäer“ (SIOE) für den 11. September in Brüssel der der Nazi-Demonstration des 7. Juli
Bernd Posselt (CSU-MdEP), die Buch- angemeldete Demonstration „für die zurückzuweisen.
autorin Eva Herman, der Augsburger Bi- Freiheit und gegen die Islamisierung Bei der von Wöll angemeldeten De-
schof Dr. Walter Mixa und „Junge Uni- Europas“ wurde vom Bürgermeister der monstration kam es belegbar und doku-
on“-Chef Philipp Missfelder erwartet. Stadt, Freddy Thielemann (PS), nicht ge- mentiert zu einer großen Zahl von antise-
Im Jugendprogramm und in Work- nehmigt. Thielemann verwies darauf, mitischen Parolen, Hassaufrufen, Verherr-
shops tummeln sich Vertreter von Grup- das die islamophoben Botschaften, die lichungen des NS-Regimes, Verwendung
pen wie „Legionäre Christi“, „Jugend von dem organisierenden Verein verbrei- verfassungsfeindlicher Parolen und Kenn-
2000“, „Totus Tuus“ und der „Mariani- tet werden, die große muslimische Ge- zeichen. Die Polizei nahm das tatenlos
schen Bewegung“. Eröffnet wird der meinschaft der Stadt vor den Kopf sto- und unter weitestgehendem Ausschluss
Kongress am Freitag Mittag mit einem ßen würden. Er könne daher nicht für die der Öffentlichkeit hin.
Pontifikalamt durch Bischof Heinz-Josef Sicherheit der Demonstranten garantie- Die Anti-Nazi-Koordination hatte Frau
Algermissen (Fulda). hma ■ ren. Der Publizist Udo Ulfkotte, hat an- Oberbürgermeisterin Petra Roth am 11.
gekündigt, mit juristischen Mitteln gegen Juli auf eine ganze Reihe solcher polizei-
Braunes aus dem Ober- diese Entscheidung vorgehen zu wollen. lich geduldeten Rechtsverstöße der NPD
Die offizielle Demo werde erst einmal hingewiesen und dies am 20. Juli während
bergischen abgesagt. Natürlich könne aber jeder zu einer Pressekonferenz der Anti-Nazi-Ko-
Gummersbach/Halle. Seit einiger Zeit „rein touristischen Zwecken“ nach Brüs- ordination der Öffentlichkeit vorgelegt.
erscheint im Internet und als vierseitige sel reisen, so Ulfkotte. Auch über eine Alle Materialien sind seit dem 21. Juli im
Papierausgabe die Schrift „Nationales mögliche Party am 11. September in Internet veröffentlicht.
Infoblatt“. Die zeigt in ihrem Titel einen Brüssel wird bei den Moscheebaugeg- Inzwischen liegt uns nun eine Antwort
Adler, der auf einem schwarz-weiß-roten nern und rechten Islamkritikern nachge- auf unser Schreiben vom 11. Juli vor, ver-
Schild sitzt und druckt Beiträge aus ein- dacht. hma ■ fasst von Herrn Ltd. Magistratsdirektor

2 : antifaschistische nachrichten 17-2007


Haas (Ordnungsamt). Hier wird entgegen bensqualität der Menschen dar, die es Naziaufmarsch? Das war
aller veröffentlichter Fakten einfach be- sich nicht nehmen lassen, sich gegen wohl nix!
hauptet: „Wie mir die Polizei auf Nach- rechtes Gedankengut zu positionieren.
frage bestätigt hat, gab es am 07.07.2007 Schon Stunden vor dem Übergriff in Burg. Groß war er angekündigt, der
nach gegenwärtigem Stand offensichtlich der Nacht vom 3. zum 4. August, richte- Aufmarsch des Freien Netzes. Doch
seitens der NPD keine gravierenden Auf- ten die Securitys von „Böwe Security“ nichts war zu sehen! Da meldete Danny
lagenverstöße, die ein Auflösen der De- mahnende Worte an die späteren Opfer, G. eine Demonstration unter dem Motto
monstration gerechtfertigt hätten. Parolen da sie das anwesende „rechte Publikum“ „Gegen Polizeiwillkür und Staatsterror“
mit strafrechtlich relevantem Inhalt konn- als Linke identifiziert hätten. Es liegt für den 11. August 2007 an! Doch als
ten nicht festgestellt und dokumentiert scheinbar nicht im Sinne des Rele, anwe- diese von dem OVG Magdeburg verbo-
werden“. sende Nazis von den Partys zu entfernen. ten war, wollte man es nicht wahrhaben
Die Anti-Nazi-Koordination verurteilt Gegen 5 Uhr verließen die Betroffe- und verbreitete, dass Medien und Polizei
in aller Schärfe diesen Kurs der Toleranz nen das Rele. Beim Verlassen des Ein- lügen würden. Schon Freitag Abend teil-
gegenüber Nazis in Frankfurt und erklärt: gangsbereiches wurde nach ersten Hand- te der MDR mit, dass die Demonstration
wir werden das nicht auf sich beruhen las- greiflichkeiten auch eine junge Frau aus Samstag in Burg verboten ist. Doch um
sen! einer Gruppe von teilweise einschlägig sich die Niederlage nicht eingestehen zu
Anti-Nazi-Koordination, 14.8.07 bekannten Neonazis heraus angespuckt. müssen und ihren „Kameraden“ mitzu-
www.antinazi.wordpress.com ■ Die Böwe-Securitys griffen jedoch nicht teilen, dass der Aufmarsch verboten ist,
ein. Einer wandte sich auf Nachfrage, verheimlichte man dies und mobilisierte
Acht Inder durch Mügeln was das denn sollte, von den Betroffenen heiter weiter nach Burg. Als dann wirk-
ab. Ein zweiter forderte sie dazu auf, sich lich 30 Nazis in Burg ankamen, wurden
gehetzt von hier zu „verpissen“. Die bespuckte diese in den nächsten Zug geschickt und
Sachsen. Wie die Tagesschau am 19.8. Frau wurde als „Schlampe“ bezeichnet aus der Stadt gebracht. Nun versammel-
berichtete, sind in Mügeln in Sachsen und die Betroffenen wurden weiter be- ten sich Neonazis in Biederitz und fuh-
acht Inder von Dutzenden Deutschen an- schimpft und provoziert. ren danach nach Magdeburg, um eine
gegriffen und gejagt worden. Nach An- Als die Betroffenen den Parkplatz des Spontandemo durchzuführen. Doch am
gaben des Leiters des Direktionsbüros Rele verlassen wollten, trat eine Person Bahnhof in Magdeburg angekommen,
bei der Polizei Westsachsen schlugen aus der Gruppe der Neonazis gegen das wurden die Personalien der Nazis aufge-
rund 50 meist junge Deutsche auf einem Auto. Als die Insassen ausstiegen, wur- nommen und sie wurden auch aus Mag-
Stadtfest auf die acht Männer ein. Die In- den sie auch sofort angegriffen. Eine deburg gebracht. Irgendwann abends soll
der seien in eine Pizzeria geflohen, die Person wurde von den Angreifern zu Bo- es noch eine Spontandemo in Delitzsch
Jugendlichen hätten sie dorthin verfolgt. den gezerrt, zog sich leichte Blessuren zu gegeben haben.
Die Angreifer hätten dann Türen der und konnte stärkere Verletzungen nur In der Nacht vom 13.8. zum 14.8.2007
Gaststätte eingetreten, rund 70 Polizei- verhindern, indem er einem der Angrei- wurden dann in Burg massiv Aufkleber
beamte hätten die Jugendlichen schließ- fer zu verstehen gab, dass er seinen Na- und Plakate im Gedenken an Rudolf
lich abdrängen können. Alle acht Inder men kenne. Ein anderes Opfer hatte we- Hess verklebt. Die für den 11. August
und vier Deutsche wurden den Angaben niger Glück, es verlor am Boden liegend 2007 angemeldete Demonstration der
zufolge verletzt. Einer der indischen Be- traktiert durch Schläge und Tritte sein Kameradschaft „Freie Kräfte Burg“ war
sucher und ein Deutscher mussten im Bewusstsein und blieb eine Weile re- vom OVG Magdeburg mit der Begrün-
Krankenhaus behandelt werden. Auch gungslos am Boden liegen. Die zuerst dung verboten worden, dass es sich um
zwei Polizisten erlitten Verletzungen. angegriffene Person wurde kurz darauf eine Ersatzveranstaltung für den in Wun-
„Wäre die Polizei nicht gekommen, noch durch einen Security attackiert, der siedel verbotenen Gedenkmarsch für Ru-
hätte hier noch viel Schlimmeres passie- ihn, bekleidet mit Lederhandschuhen, ins dolf Hess handeln könnte. Die jetzt ver-
ren können“, zitierte die „Leipziger Gesicht schlug und seinem Opfer dabei klebten Materialien bestätigen so im
Volkszeitung“ den Pizzeria-Betreiber. das Nasenbein brach. Später begaben Nachhinein den Verdacht des OVG Mag-
Mügelns Bürgermeister Gotthard Deuse sich die Opfer in ambulante Behandlung. deburg sowie die Rechtmäßigkeit des
vermute einen rechtsradikalen Hinter- Bei näherer Betrachtung verwundert Verbots. Auf den Aufklebern stehen ne-
grund. Nach seinen Informationen seien es nicht, dass die Böwe Securitys auch ben der Internetadresse der Kamerad-
ausländerfeindliche Parolen gerufen mal mit zuschlagen, wenn es gegen Lin- schaft Burg weitere Internetadressen von
worden, so die „LVZ“. Ein Augenzeuge ke geht. Die Firma gehört Frank Böwe, einschlägigen Rechten Gruppen/Organi-
habe von Parolen wie „Ausländer raus“ dem Besitzer des Naziladens „Bouncer“ sationen, wie z.B. freie-offensive.net,
und „Hier regiert der nationale Wider- in Meiningen. Der Laden richtet sich mit freies-netz.net, jugend-offensive.info,
stand“ berichtet. Von Seiten der Polizei Textilwaren von Thor Steinar auch an die maerkisches-infoportal.de, lausitz-in-
heißt es wie üblich, es werde in alle extrem rechte Kundschaft. fos.net, nw-berlin.net, spreelichter.info.
Richtungen ermittelt, eine fremdenfeind- Die Polizei sollte später den Übergriff In Potsdam, Brandenburg, Zittau und in
liche Straftat sei denkbar! u.b. ■ durch Neonazis auf Linke als „Tätlich- vielen anderen Orten sind ebenfalls Auf-
keiten zwischen rivalisierenden Gruppen kleber und Plakate dieser Art aufge-
Nazigewalt in Zella-Mehlis - bezeichnen“, ohne zu erwähnen von wel- taucht. Die Polizei oder die Stadt Burg
chem Klientel die Gewalt ausging und reagierten bislang noch nicht auf diese
eine unendliche Geschichte ohne die Motive der Angreifer näher zu Aktionen der Nazis.
Fast keine Woche vergeht ohne einen Be- beleuchten. Nicht zum ersten Mal relati- Antifaschistische Aktion Burg [AAB]
richt in der Presse, gestützt auf die Infor- viert die Polizei die politisch motivierte http://www.antifa-burg.de.vu ■
mationen der Polizei, in dem wieder eine Gewalt als eine Auseinandersetzung zwi-
Schlägerei in Zella-Mehlis thematisiert schen „rivalisierenden Jugendbanden“ Erhält NPD Geheiminfos zu-
wird. Oft handelt es sich hierbei um poli- und entpolitisiert damit den Vorfall. Sie
tisch motivierte Gewalt, ausgehend trägt so mit dazu bei, dass bestimmte gespielt?
durch rechte Schläger aus Zella-Mehlis Diskos, Kneipen oder ganze Stadtteile zu Wie Berlinonline vom 14.8.2007 berich-
und Umgebung. So stellt die Einschüch- No-Go-Areas für Linke und Nicht-Deut- tet, hat die NPD offenbar streng geheime
terung, Bedrohung und Gewalt durch die sche werden. Informationen über die Zusammenarbeit
Nazis schon einen Einschnitt in die Le- http://agst.antifa.net/archiv/text069.htm ■ des Verfassungsschutzes mit einem priva-

: antifaschistische nachrichten 17-2007 3


ten Software-Unternehmen zugespielt be- kommt! Entweder mit uns oder gegen „Tag der Heimat“ 2007
kommen. Die nur einem kleinen Perso- uns oder ohne uns“ und er machte deut- Düren. Alle Jahre wieder, dieses Mal am
nenkreis in deutschen Sicherheitsbehör- lich, dass im Rat eine „Mehrheit von 25. August, trommelt der „Bund der Ver-
den und Ministerien bekannte Firma in SPD, Grünen, Linken und FDP“ für den triebenen“ (BdV) in Düren sein Fußvolk
Darmstadt arbeite unter strengster Ge- Bau der Moschee stimmen wird. zusammen. Vordergründig in der harmlo-
heimhaltung für den Verfassungsschutz Wie geht es jetzt weiter? In der nächs- sen Absicht, an die „Heimat“ zu erinnern,
und entwickele unter anderem Software ten Woche findet eine Sondersitzung der Traditionen zu pflegen und auf dem „Ost-
für den Geheimdienst. Nach Darstellung Bezirksvertretung Ehrenfeld statt, die die deutschen Markt“ auf dem Rathausvor-
der NPD soll das Unternehmen jetzt einen Pläne des Baus der Moschee befürwor- platz Produkte aus der kalten Heimat an-
Datenabgleich bestimmter Erkenntnisse ten wird. Am 21. August findet die Sit- zubieten. Bei der Auswahl der Redner
aller Landesverfassungsschutzämter und zung des Beirates der Moschee statt. Da ging es weniger harmlos zu. Dazu die An-
des Bundesamtes über die rechtsextreme wird DITIB vermutlich darlegen, ob sie tifa Düren: „Wir erinnern an den mittler-
Partei vornehmen. „Wir haben einen ent- Zugeständnisse an Oberbürgermeister weile rechtskräftig verurteilten Holocaust-
sprechenden, begründeten Verdacht“, sag- Schramma machen wird. Da es im Rat Leugner Latussek, der nach Recherchen
te NPD-Generalsekretär Peter Marx der eine klare Mehrheit gibt, wäre das fak- der Antifa Düren nur unter massiven
Berliner Zeitung. Ihm zufolge haben die tisch ein Bonbon an der Oberbürger- Druck wieder ausgeladen wurde. Die Äu-
Innenminister der Länder den Datenab- meister. Eine solche Entwicklung ist aber ßerung des damaligen Vorsitzenden des
gleich beschlossen, um die Möglichkeiten eher unwahrscheinlich. BdV Düren, Latussek sei eine integre Per-
eines neuen NPD-Verbotsverfahrens aus- Die CDU hat sich mit ihrer extremen son, steht noch heute im Raum. Im Jahr
zuloten. Die Darmstädter Firma soll dazu Position jetzt isoliert. Denn es wird im- 2004 waren sogar Mitglieder der neona-
an Hand der ihr übermittelten Daten prü- mer deutlicher: Rassistische Beweggrün- zistischen „Kameradschaft Aachener-
fen, in welchen Zeiträumen die einzelnen de sind die Motive von vielen CDU-Mit- Land“ freundlich aufgenommene Gäste
Verfassungsschutzämter welche NPD- gliedern, gegen die Moschee zu hetzen. beim „Tag der Heimat“ des BdV in Düren
Funktionäre als V-Leute führten. Eine gespaltene CDU kann langfristig auf dem Kaiserplatz.
Erstmals aufgefallen war das Insider- sehr unangenehm werden, nämlich dann, Trotz alledem wurde der BdV regelmä-
wissen der Rechtsextremen, als am 18. wenn pro Köln in diese Kreise versucht ßig vom Bürgermeister Paul Larue ins
Juli der Mecklenburger NPD-Abgeordne- einzudringen. Jörg Detjen ■ Rathaus eingeladen. Hierfür wurde er von
te Stefan Köster in einer Kleinen Anfrage den Revanchisten mit der „Ernst-Moritz-
an die Schweriner Landesregierung sich Betriebsrat Arcelor Bremen Arndt-Plakette“ des BdV NRW belohnt,
nach der geheimen Firma in Darmstadt eine Auszeichnung, die der Holocaust-
erkundigte. Das Schweriner Innenminis- wehrt sich gegen rechte Leugner Latussek Jahre vor ihm erhielt.
terium wolle nun prüfen, ob die Informa- Propaganda Auch in diesem Jahr lädt der Bürger-
tion durch ein Leck im eigenen Haus oder Bremen. Im Mai standen in Bremen meister den BdV ins Rathaus ein. Brisant
im Landesamt für Verfassungsschutz an Wahlen an. Auch mehrere rechtsextreme ist, dass Paul Larue seit Januar 2007 einer
die Rechtsextremisten herausgesickert ist, Parteien waren angetreten. Zwar zog die der Sprecher des Dürener Bündnisses ge-
berichtet die Zeitung. DVU erneut mit einem Sitz in die Bremi- gen Rechts ist. In der Hoffnung, diesen
Quelle: http://www.berlinonline.de ■ sche Bürgerschaft, insgesamt jedoch war Spagat auszuhalten und den diesjährigen
die extreme Rechte bei Weitem nicht so Protest gegen den rechten Event mundtot
erfolgreich wie vermutet. Das liegt nicht zu machen, steht in der Einladung zum
Köln CDU nicht gesell- „Tag der Heimat“: „Durch ihre Teilnahme
zuletzt daran, dass sich viele aktiv gegen
schaftsfähig Rechtsextremismus und Rassismus einge- bekunden Sie, dass wir jede Art von Extre-
Köln. In den letzten sechs Jahren gab es setzt und Position bezogen hatten. So mismus, ob nun von rechts oder links in
neben Finanzskandalen in der Kölner Lo- auch die Kollegen und Kolleginnen des unserer Stadt oder in unserem Land ableh-
kalpolitik zwei große Ereignisse, die zu ei- Stahlproduzenten Arcelor Bremen. nen, denn viele haben leidvoll erleben
ner breiten Diskussion in der Bevölkerung Parteien wie die Republikaner hatten müssen, was geschieht, wenn Hass und
führten. Das war 2001 die Privatisierung ganz bewusst vor den Werkstoren Plakate Gewalt regieren.“ Die Teilnahme am „Tag
der GAG, einer städtischen Eohnungsbau- mit Parolen aufgehängt, die soziale The- der Heimat“ kann jedoch nie eine Bekun-
genossenschaft und die heutige Diskussi- men ansprachen. „Über viele Wahlaussa- dung gegen Rechts sein. Wir fordern daher
on über den Bau der Moschee und des gen lässt sich streiten. Über eins aber Paul Larue auf, den BdV aus dem Rathaus
Kulturzentrums von DITIB. In beiden Fäl- nicht: Rassistische Parolen wie ,Das deut- auszuladen und den „Tag der Heimat“ ab-
len spaltete sich im Entscheidungsprozess sche Volk zuerst‘ oder den Versuch, Hartz zusagen.“ Antifa Düren, 16.8.07 ■
die CDU. Die Kölner CDU als große IV-Empfänger gegen ausländische Kolle-
Volkspartei ist offensichtlich nicht dazu in gen aufzuwiegeln, werden wir nicht hin- Kissel bei „pro NRW“
der Lage, mit einer Stimme zu sprechen in nehmen“, so der Betriebsrat in seinem „Der bekannte Solinger Unternehmer
politischen Entscheidungen, bei denen es Mitteilungsblatt. Die Plakate im Umkreis Günther Kissel ist heute der „Bürgerbewe-
um das normale Miteinander der Stadtge- der „Hütte“ – wie das Werk in Bremen ge- gung pro NRW“ beigetreten.“ das meldet
sellschaft geht. nannt wird – wurden kurzerhand über- Pro NRW am 16.8. auf seiner Homepage.
Der Sonderparteitag der Kölner CDU malt. Weil er diese Aktivitäten nachträg- Kissel sei ein langjähriger Unterstützer der
am 14.8. hat zwar formal den Bau der lich begrüßt hat, hat sich Betriebsrat Joa- patriotischen Bewegung in ganz Deutsch-
Moschee noch befürwortet, aber so hohe chim Heier dafür eine Anzeige der Rech- land und wolle künftig die Aktivitäten von
Bedingungen gestellt, dass der CDU- ten eingefangen. pro NRW nach besten Kräften fördern.
Vorsitzende Reinarz nach Presseberich- Heier lässt sich jedoch nicht einschüch- Pro-NRW-Vorsitzender Markus Beisicht:
ten gleich erklärte: „Wenn DITIB auf un- tern: „Als Betriebsrat sehen wir diese Pa- „Ich bin mir sicher, daß nach Gründung
sere Forderung nicht eingeht, werden wir rolen als einen Versuch, den Betriebsfrie- unser Mittelstandsvereinigung und dem
dem Bau der Moschee nicht zustimmen.“ den zu stören. Wir werden es nicht zulas- Beitritt des erfolgreichen Unternehmers
Ob sich die CDU-Fraktion im Rat daran sen, dass Kollegen unterschiedlicher Her- Kissel weitere patriotisch gesinnte Wirt-
hält, bleibt noch abzuwarten. kunft gegeneinander aufgehetzt werden“, schaftsvertreter aus NRW zu uns stoßen
Oberbürgermeister Schramma setzt betont er. werden, die auch auf Landesebene politi-
sich für den Bau der Moschee ein: „Ma- Quelle: „Aktiv + Gleichberechtigt sche Veränderungen wünschen!“
chen wir uns nichts vor. Die Moschee August 2007“ - 10.08.2007 ■ Quelle: www.pro-nrw.org ■

4 : antifaschistische nachrichten 17-2007


Hamburger Bündnis gegen
Rechts: Erfolgreiche Demons-
tration
Hamburg. Am 14. August 2007 de-
monstrierten 1.200 Menschen in Blan-
kenese gegen die Tätigkeiten des Na-
zifunktionärs Jürgen Rieger, der vor Ort sei-
nen Wohnsitz hat und dort seine Kanzlei und
die Geschäftsstelle der Hamburger NPD be-
treibt. Die Demonstration wurde neben dem
Hamburger Bündnis gegen Rechts (HBgR)
von autonomen und unabhängigen Antifa-
gruppen und der GAL unterstützt.
Es sprachen VertreterInnen der „Vereini-
gung der Verfolgten des Naziregimes“
(VVN), der bundesweiten Kampagne „NS-
Verherrlichung stoppen“, „Avantiprojekt un-
dogmatische Linke“, der Partei „Die Linke“
und der GAL. Anlass war die wiederholte
Anmeldung eines Gedenkmarsches für den
Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß durch Nazi-
Anwalt Jürgen Rieger für den 18. August.
Darüber hinaus machten alle RednerInnen
auf die Gefahr eines anwachsenden Neofa-
schismus in Hamburg aufmerksam. Seit Jür-
gen Rieger Landesvorsitzender der NPD ist,
hat sich die Nazipartei deutlich radikalisiert.
Das HBgR wertete die Bündnisdemonstrati-
on als vollen Erfolg und rief gemeinsam mit
den anderen RedenerInnen dazu auf, bei der
Bürgerschaftwahl im Februar 2008 den Nazis
keine Stimme zu geben. PM ■

Nazifeier auf dem Ohlsdorfer Friedhof


Hamburg. Zum wiederholten Male ha- merksam gemacht, dass sich in geringer Es ist ein Skandal, dass die Friedhofs-
ben ca. 50 Hamburger Neofaschisten un- Entfernung die Gräber von Zwangsarbei- verwaltung diese geschichtsrevisionisti-
terschiedlicher Organisationen am 29. terInnen befinden, die ebenfalls im Bom- schen Spektakel seit Jahren duldet und die
Juli auf dem Ohlsdorfer Friedhof eine benhagel umkamen u.a. weil man ihnen Polizei mal wieder für den Schutz der Na-
sog. „Gedenkfeier“ abgehalten. Die Er- den Schutz in Bunkern verweigerte. Die- zis sorgt. Diese haben angekündigt, in den
innerung an den Tod von mehreren zehn- se Intervention hatte auch zur Folge, dass kommenden Jahren wiederzukommen. Es
tausend Menschen im Rahmen der alli- 2006 den FK der Zutritt zum Friedhof bleibt also Aufgabe der AntifaschistInnen,
ierten Bombardierungen der Hansestadt von der Polizei verwehrt wurde, die älte- dem braunen Spuk in Ohlsdorf ein Ende
im Juli 1943 missbrauchen Nazis seit ren Nazis mussten alleine feiern. zu bereiten. Es kann nicht hingenommen
Jahren, um schauerlich inszenierte Fei- Dieses Jahr nun konnten alle vereint werden, dass die militärische Befreiung
ern abzuhalten. und unter Polizeischutz ungestört feiern. Deutschlands als „verbrecherische alliier-
Ähnlich wie in den letzten Jahren mar- NPD, DVU und FK legten alle eigene te Kriegsführung“ verleumdet und das
schierten dazu militante Neonazis der Kränze ab und sangen abschließend „Ich Gedenken an die wahren Opfer des Fa-
Freien Kameradschaften (FK) vor dem hatte einen Kameraden“ und das gesamte schismus als „eingeimpfte Schuldkomple-
offiziellen Mahnmal für die Bombenop- Deutschlandlied. xe“ denunziert wird. erk ■
fer auf, standen Spalier und posiertem
vor dem Relief im Mahnmal. Eine Rede
hielt dieses Jahr der stellvertretende Lan-
desvorsitzende der NPD Karl-Heinrich
Göbel. Neben Mitgliedern der NPD und
der FK waren auch DVUler, darunter aus 2006:
dem Landesvorstand, anwesend. DVU-
Seit mindestens 2004 hat Gerhard Mitglieder
Teppris, ein ehemaliges DVU-Mitglied legen einen
aus Wandsbek, mittels einer Tarnorgani- Kranz im
sation „Hamburger Opfer unvergessen“, offiziellen
die Feiern inszeniert. In diesem Sommer Mahnmal
starb Teppris, die erneute Feier doku- für die
mentiert, dass das Gedenken trotzdem Hamburger
Nazis organisationsübergreifend eint. Im Bomben-
letzten Jahr wurde die Nazifeier von An- opfer
tifaschistInnen behindert und mit einer nieder.
eigenen Kranzniederlegung darauf auf-

: antifaschistische nachrichten 17-2007 5


Wittmund. Der Besitzer des Unruhe in Wittmund:
„Bahnhofshotels“ in Wittmund
soll in der letzten Zeit einige gute
Bekannte verloren haben. So wird in
Will Neonazi Rieger das
der kleinen ostfriesischen Stadt er-
zählt. Fakt ist: Der Rechtsanwalt des
Hoteliers hat sich öffentlich von ihm
„Bahnhofshotel“ kaufen?
von Thomas Klaus
losgesagt. Grund für die Unruhe: Der
Hotel-Chef verhandelt zurzeit mit dem ein verwahrloster Mann in dem Hotel Immobilie für den Ort hätte. Rechtzeitig
berüchtigten Ultrarechts-Rechtsanwalt verstorben war, hatte es eine Begehung müsse ein Druck in der Öffentlichkeit
Jürgen Rieger über einen möglichen gegeben. Dabei seien „unhaltbare Zu- aufgebaut werden, forderte er. Zugleich
Verkauf des Gebäudes. stände angetroffen“ worden, so Landrat bat Claußen darum, Panikmache zu ver-
Henning Schultz. Unter anderem geht es meiden. Schließlich werden immer wie-
Rieger, Mitglied des Bundesvorstandes um einen mangelhaften Feuerschutz. Da- der „Scheinkäufe“ bekannt, bei denen
der rechtsextremistischen NPD, gilt als mit das „Bahnhofshotel“ weiter betrie- Immobilienbesitzer und Rechtsextremis-
Spezialist für Immobiliengeschäfte ultra- ben werden kann, muss der Besitzer viel ten gemeinsame Sache machen: Kaufab-
rechter Kreise. Darüber hinaus betätigt er Geld in die Hand nehmen – und das sichten werden vorgegaukelt, damit sich
sich als Vorkämpfer gegen die „Rassen- scheint er mit einem zur Diskussion ste- Kommunen angesichts des öffentlichen
mischung“. Maren Brandenburger, Spre- henden Verkauf an Jürgen Rieger ver- Drucks zum Erwerb entschließen – zu
cherin des niedersächsischen Landesam- meiden zu wollen. überhöhten Preisen; angeblich werden in
tes für Verfassungsschutz, nennt ihn ei- Bekanntlich hatte Rieger im vergange- diesem Zusammenhang Provisionen der
nen „unverbesserlichen Rassisten und nen Jahr in Delmenhorst ein Hotel in der Verkäufer an Rechtsextremisten gezahlt.
fast besessen von seinen Thesen“; er ver- Innenstadt erwerben wollen. Durch diese Dass es solche Scheinkäufe gibt, wur-
trete einen „ungeheuer aggressiven Ras- Absichten wurde eine breite Protestbe- de erst am 1. August bei der Vorlage ei-
sismus“. wegung in Gang gesetzt. Am Ende kauf- nes Berichtes der Innenminister-Konfe-
Die intensiven Kontakte des Wittmun- te die Stadt den Komplex und brachte da- renz (IMK) über „Finanzquellen der
der Hoteliers zu Rieger bestätigte der bei auch mehr als 937.000 Euro ein, die rechtsextremistischen Kreise“ bestätigt.
Advokat des Unternehmers – bevor er Bürgerinnen und Bürger gespendet hat- bestätigt. Allerdings wird in dem IMK-
ankündigte, dass er aus Protest sein Man- ten. Bericht ebenso dargelegt, dass die Zahl
dat niederlegen werde. Wittmunds Bürgermeister Rolf Clau- der von Rechtsextremisten tatsächlich
Gegenwärtig unterliegt das Haus ei- ßen warnte schon mal vorsorglich vor gekauften und genutzten Immobilien in
nem Nutzungsverbot, das der Landkreis der abschreckenden Wirkung, die das der ersten Hälfte des Jahres 2007 sprung-
Wittmund ausgesprochen hat. Nachdem rechtsextremistische Interesse an einer haft angestiegen ist. ■

Das Bündnis „Dortmund gegen


rechts“ und das „Dortmunder Nie wieder Faschismus! Nein zum Krieg!
Friedensforum“ haben in einem Antikriegskundgebung am 1. September in Dortmund
gemeinsamen Aufruf zum Antikriegs-
tag am 1. September dazu aufgefor- auf dem Friedensplatz, alternativ auf dem Deshalb fordern wir: deutsche Soldaten
dert, der geplanten Naziprovokation Platz der alten Synagoge unter dem Mot- raus aus Afghanistan! Mit Krieg ist weder
an diesem Tag entgegenzutreten: to: „Nie wieder Faschismus! Nein zum der Terror zu bekämpfen noch der Frieden
Krieg!“ angemeldet und werben um die herzustellen. Die vielen Millionen Euro,
„Am Antikriegstag wollen die geistigen Unterstützung aus allen gesellschaftlichen die der Krieg verschlingt, sollen für den
Enkel der Naziverbrecher in Dortmund Bereichen. Dabei werden wir die Mah- Aufbau, für humanitäre und medizinische
verlogen unter der Losung „gegen impe- nung des 2. Weltkrieges an die nachfol- Hilfe bereitgestellt werden.
rialistische Kriegstreiberei und Aggressi- genden Generationen erneu- Neben dem Beenden aller
onskriege“ aufmarschieren. Es sind die ern: Von deutschem Boden Auslandseinsätze fordern wir,
gleichen, die heute noch die Verbrechen darf nie wieder Krieg ausge- die schleichende Militarisierung
der Waffen-SS und der Wehrmacht beju- hen! Das „Sag Nein!“ des der Innenpolitik sofort einzustel-
beln und die Grenzen Deutschlands von Dichters Wolfgang Borchert len - Panzerspähwagen, Torna-
1937 wiederherstellen wollen. Es sind die wiederholen wir auch, wenn dos und Phantoms im Einsatz
gleichen, die heute Antisemitismus, Aus- es um Auslands- und Inlands- gegen demonstrierende Men-
länderhass und Menschenverachtung mit einsätze der Bundeswehr schen, wie in Rostock und Heili-
Gewaltbereitschaft verbinden und auch geht. gendamm geschehen, sind ein
vor Mord nicht zurückschrecken. Dem Inzwischen werden Bundeswehrsolda- Skandal. Das Ziel des Innenministers, die
Satz „Nie wieder Krieg!“ fügen sie „nach ten weltweit eingesetzt, um die Interessen Bundeswehr im Innern einzusetzen, ist
unserem Sieg!“ an. deutscher Konzerne beim Kampf um verfassungswidrig und muss zurückge-
Wir protestieren entschieden gegen den Märkte und Rohstoffe zu sichern. Im Sep- wiesen werden.
neuerlich in unserer Stadt geplanten Nazi- tember und Oktober wird der Bundestag Wir demonstrieren am Antikriegstag
aufmarsch am 1. September und schlie- über eine Verlängerung des Bundeswehr- für Frieden und Völkerfreundschaft, für
ßen uns dem Verbotsgesuch der einsatzes in Afghanistan beraten und be- die demokratischen und antifaschisti-
VVN/BdA Dortmund an den Polizeiprä- schließen. Die vorgegebenen Ziele dieses schen Grundrechte in der Verfassung.
sidenten an. Der 1. September ist der An- Krieges, der Kampf gegen Terror und für
tikriegstag der Friedensbewegung, der Demokratie sind gescheitert. Im Gegen- Der Aufruf mit Unterschriftenliste kann unter
Gewerkschaften und aller Demokraten teil, die Kämpfe, in die die Bundeswehr http://www.nrw.vvn-bda.de/bilder/1_Septem-
und Antifaschisten. mit der Entsendung von Tornados noch ber_2007_Dortmund_Aufruf_Unterschriften.pdf
„Dortmunder Friedensforum“ und tiefer verstrickt ist, bringt dem geschunde- herunter geladen werden.
„Bündnis Dortmund gegen Rechts“ haben nen Land und seiner Bevölkerung immer „Bündnis Dortmund gegen Rechts“/
für den 1. September eine Kundgebung mehr Zerstörung und Tod. „Dortmunder Friedensforum“ ■

6 : antifaschistische nachrichten 17-2007


NPD: „Wahlkampfauf-
takt in Hannover –
Signal für Deutschland“
Hannover. Die Auftaktveranstaltung nal für Deutschland ausgehen«, ver-
der NPD zum Landtagswahlkampf 2008 sprach NPD-Bundesvorsitzender Udo
in Niedersachsen findet in Hannover Voigt. Voigt erinnerte daran, dass die
statt. Mit einer geschickten Strategie NPD das letzte Mal 1969 in der Nieder-
konnten die Rechten verhindern, dass sie sachsenhalle eine Großkundgebung ab-
aus Platzmangel abgewiesen werden. gehalten habe: »Damals gab es mit Adolf
Üblicherweise wehren sich die Kommu- von Thadden einen Fraktionsvorsitzen-
Neonaziprovokation zum nen gegen unerwünschte Anfragen mit den im Landtag von Niedersachsen. Im
Antikriegstag in Dortmund dem Hinweis, die Räume seien ausge- Februar werden wir mit unserem Spit-
verhindern! bucht. Diesmal hat die NPD jedoch vor- zenkandidaten Andreas Molau nach
gesorgt: Sie meldete sich bereits im Juni Sachsen und dem Nachbarland Mecklen-
Auch die für Dortmund gewählte Bun- an, ließ den Veranstaltungstermin – zwi- burg-Vorpommern erneut einen NPD-
destagsabgeordnete Ulla Jelpke von der schen 1.9. und 3.10. – weitgehend offen Fraktionsvorsitzenden haben.«
Linksfraktion protestiert gegen den Auf- und erklärte sich mit der städtischen Nie- Hannover sei für die Nationaldemo-
marsch: dersachsen- oder Eilenriedehalle glei- kraten von besonderer Bedeutung, so
Bereits zum dritten Mal wollen Neo- chermaßen einverstanden. Voigt: »Hier hat sich die junge deutsche
nazis am 1. September in Dortmund aus- Auf Beschluss des Verwaltungsge- Partei 1964 gegründet und von hier aus
gerechnet auf dem Friedensplatz zum richts muss
„nationalen Antikriegstag“ aufmarschie- die Stadt
ren. der NPD im
Der 1. September erinnert an den Be- Hannover
ginn des Zweiten Weltkrieges durch den Congress
Überfall der Nazi-Wehrmacht auf Polen. Centrum
Der Antikriegstag ist ein weltweiter Ak- (HCC) eine
tionstag der Friedensbewegung, der Lin- der Hallen
ken und aller Demokraten. Wenn Neona- überlassen.
zis an diesem Tag ihre menschenverach- Mit der be-
tende Propaganda verbreiten dürfen, ist kannten Be-
dies eine Beleidigung für alle Opfer des gründung,
Nationalsozialismus und eine Verhöh- solange die
nung all derjenigen, die heute gegen Mi- NPD nicht
litarisierung und Krieg eintreten. verboten
Wie die „Friedensliebe“ der Neonazis sei, habe sie
gemeint ist, macht ein eigens für den Na- nach dem
ziaufmarsch komponiertes Lied deutlich. Parteienge-
In der Schlussstrophe heißt es: „Nie wie- setz einen
der Krieg – nach unserem Sieg“. Ge- Anspruch
meint ist der Sieg des Faschismus! auf Gleich-
Die Stadt Dortmund und der Dort- behand- Werbeplakt der NPD für ihre Auftaktveranstaltung in Hannover
munder Polizeipräsident zeigen sich un- lung, ent-
willig oder unfähig, die Naziprovokation schied das Gericht. Die Begründung der wird gemeinsam mit dem benachbarten
am 1. September trotz der zu erwarten- Stadt, die NPD-Veranstaltung gefährde Bundesland Hessen ein Signal ausgehen.
den Volksverhetzung zu verbieten. Das die öffentliche Sicherheit und Ordnung, Auch in Westdeutschland wird die NPD
verwundert nicht. Bereits am 1. Mai sind hielten die Richter für nicht stichhaltig. zunehmend wieder zum politischen Fak-
die Neonazis geschützt von der Polizei „Diese rechtsextreme Partei wendet tor.«
trotz breiten Widerstandes aus der Bevöl- sich gegen unsere demokratischen Re- Zwar sind sich die verschiedenen ge-
kerung in Dortmund aufmarschiert. Die geln, sie vertritt fremdenfeindliche Posi- sellschaftlichen, politischen Kräfte darin
regelrechte Fürsorge der Stadt Dortmund tionen und verbreitet Hass und Gewalt.“ einig, dass gegen den Auftritt der NDP
und der Polizei, die die Nazis mit städti- Diese Ausführungen des Oberbürger- mobilisiert wird. Über eine gemeinsame
schen Bussen zum Kundgebungsort ge- meisters – nach der Entscheidung des Mobilisierung gibt es aber derzeit noch
leitete, musste von diesen als Einladung Gerichts – wäre das bessere Argument keine Verständigung.
verstanden werden, wieder nach Dort- gegen die Veranstaltung gewesen. So hat der Oberbürgermeister (SPD)
mund zu kommen. Von der Möglichkeit, Beschwerde ge- hat auf der Seite der Stadt zu einem
Um so mehr ist es die Pflicht der Dort- gen die Entscheidung bis zur letzten In- „Fest für Demokratie“ vor dem Rathaus
munder Bevölkerung und aller Antifa- stanz – Oberverwaltungsgericht Lüne- auf dem Trammplatz aufgerufen.. Und
schistinnen und Antifaschisten, den Neo- burg – einzulegen, hat die Stadt keinen vertritt „es sei ‚sinnvoll, in einem zwei-
nazis am 1. September entgegenzutreten Gebrauch gemacht. ten, verbesserten Anlauf die Verfassungs-
und mit allen zulässigen Mitteln den Auf der Internetseite der NPD Nieder- mäßigkeit der NPD zu überprüfen“.
Aufmarsch der braunen Kriegstreiber zu sachsen mit Datum vom 8.8.07 ist zu le- Pferdefuss bei der geplanten Veran-
verhindern. Ulla Jelpke, MdB sen: „Wahlkampfauftakt in Hannover – staltung: der Veranstaltungsplatz ist weit
Innenpolitische Sprecherin Signal für Deutschland. .... »Am 15. Sep- entfernt von dem Ort der Wahlkampfver-
Fraktion DIE LINKE ■ tember wird von Hannover aus ein Sig- anstaltung der NPD.

: antifaschistische nachrichten 17-2007 7


Der DGB will ein breites Bündnis
schmieden. In dem Aufruf dazu heißt es:
Spitzenkandidat Molau
„Als Redner kündigt die NPD bundes- In einem Artikel der konservativen sächlich aus Niedersachsen stammende
weite ,Prominenz‘ der rechtsextremen „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ Gruppierungen, Bündnisse, (lockere)
Szene für den 15.09. an: Udo Voigt (Par- (HAZ) vom 7.8.07 wird der Spitzen- Zusammenschlüsse, Projekte und Aktio-
teivorsitzender NPD), Holger Apfel kandidat der NPD für Niedersachsen, nen des FREIEN WIDERSTANDES.
(Stellv. Parteivorsitzender NPD), Andre- Andreas Molau skizziert: „(Er) ... ist der Die einzige Lösung für die Probleme in
as Molau (stellv. Landesvorsitzender vielleicht gefährlichste Rechtsextremist unserer Heimat und die einzige wahre
NPD Niedersachsen, Spitzenkandidat in Deutschland, weil er so nett ist, weil Opposition in unserem geliebten Vater-
zur Landtagswahl), Christian Worch er so gebildet ist und weil er so gut re- land ist die soziale und nationale Bewe-
(freier Nationalist, Hamburg), Dieter den kann. Ihn kann man sich als prü- gung. Unterstützt die außerparlamenta-
Riefling (freier Nationalist, Niedersach- gelnden Skinhead kaum vorstellen. Der rische Opposition der freien, sozialen
sen). Außerdem soll es ein musikalisches 39jährige bemüht sich in diesen Wochen und nationalen Kräfte! Wählt die einzi-
Rahmenprogramm mit „Künstlern“ die- eifrig, alle rechten Gruppen und Grüpp- ge parlamentarische Opposition in die
ser Szene (Jörg Hähnel, Annett und Mi- chen zusammenzutrommeln für sein Landtage und den Bundestag - wählt
chael) geben. Damit ist diese Veranstal- großes Ziel: ... Zu allen Gruppen und NPD!“ (Quelle: Internetseite npd-nie-
tung nicht eine unter vielen öffentlichen Initiativen, die sich rechts oder auch dersachsen, 8.8.07)
Auftritten der NPD. Es handelt sich für weit rechts empfinden, pflegt er Kontakt Zu den Kameradschaften führt An-
die rechte Szene um ein landes- und bun- und sucht Möglichkeiten der Zusam- dreas Speitl in der Broschüre „Rechts-
desweites Großereignis. menarbeit. Auch Jürgen Rieger, den im extremismus in Norddeutschland“ aus:
Wer sich mit den bisherigen Wahl- Raum Verden aktiven Rechtsradikalen, „Die Situation der Szene zwischen NPD
kampfaktivitäten der Rechtsextremen in schließt er dabei nicht aus. Beim Lan- und Freien Kameradschaften ist im Nor-
Niedersachsen, ihren Materialien, ihrem desamt für Verfassungsschutz leuchten den sehr unterschiedlich. Aber die Ori-
Programm und ihrem Auftreten ausein- deshalb die Alarmlampen, wenn der entierungen sind einheitlich. In Meck-
andersetzt, wird die Gefahren nicht über- Name Molau fällt: „Er geht raffiniert lenburg-Vorpommern, Schleswig-Hol-
sehen können: Geschickt getarnt gibt die vor und bindet auch gewaltbereite Neo- stein, Hamburg, Niedersachsen und
NPD sich bieder – und kooperiert zu- nazis ein“, ... „So freundlich Molau bei Bremen bemühen sich NPD und Freie
gleich intensiv mit den gewaltbereiten seinen Auftritten erscheint, im Hinter- Kameradschaften: Aktuelle gesell-
und gewalttätigen Kadern der eigenen grund sind auch ganz andere Kräfte am schaftliche Konflikte und Themen auf-
Partei und der sog. Freien Kamerad- Werke. Seinen Landtagswahlkampf ma- zugreifen, streben eine kommunal- und
schaften. Rassismus, Hass auf die Demo- nagt beispielsweise Stefan Köster, der regionalpolitische Etablierung und Inte-
kratie und faschistisches Gedankengut NPD-Landesvorsitzende von Mecken- gration an, suchen die politische Ausei-
sind erst auf den zweiten Blick erkenn- lenburg-Vorpommern. Der ist im ver- nandersetzung und festigen die gezielte
bar. Die Zielgruppe der Jugendlichen soll gangenen Jahr wegen Körperverletzung Kooperation miteinander. Eine Profes-
dabei über eine eigene Schülerzeitung verurteilt worden, weil er eine am Bo- sionalisierung ihrer Politik versuchen
angesprochen werden. Auch eine den liegenden Frau trat.“ sie weiter voranzutreiben. Oft bremst
„Schulhof-CD“ mit rechtsextremen Kameradschaften das fehlende politische Know-how und
Liedgut ist wieder zu erwarten. Geplant In der Wahlkampfzeitung der NPD Nie- die soziale Kompetenz diese vielschich-
ist eine Kundgebung auf dem Opern- dersachsen wird unter der Adresse tigen Bemühungen. Aber längst bewe-
platz, eine Demonstration zum HCC und www.freies-niedersachsen.net auf die gen sich NPD und Freie Kameradschaf-
eine Kundgebung dort mit viel Kultur. Kameradschaften verwiesen. Auf der ten souveräner und strategischer in der
Ich (die Einladung wurde vom Kreisvor- Seite ist zu lesen: „Diese Seite dient als politischen Landschaft.“
sitzenden des DGB geschrieben), wün- Verweisseite für verschiedenste haupt- bee ■
sche mir eine breite gesellschaftliche Be-
teiligung – jenseits von Grabenkämpfen
mit einem gemeinsamen Ziel: Einstehen darunter der zur Zeit inhaftierte Holo- Bürgern unsere Position verdeutlichen«,
und Gesicht zeigen gegen Rechtsextre- caust-Leugner Rigolf Hennig. erklärte NPD-Spitzenkandidat Andreas
mismus, Rassismus und Antisemitis- In einer Auflage von einer Million Molau. Ziel, so Molau, sei der Einzug in
mus.“ wird „Gemeinsam für Niedersachsen“ in den Landtag in Hannover.
Bei den Kommunalwahlen in Nieder- den nächsten Wochen an die Haushalte Dieses zu verhindern muss das vorran-
sachsen am 10. September gelang es der des Landes verteilt werden. »Damit wol- gige Ziel des Bündnisses sein.
NPD 18 Parlamentssitze zu erreichen, len wir zu einem frühen Zeitpunkt den bee ■

Dokumentiert: Wir wollen mit den Menschen in Niedersachsen an einer neuen Zukunft
Wurfsendung der NPD Niedersachsen zur arbeiten:
Landtagswahl ● Wir Deutsche müssen wieder den Mut aufbringen, deutsch zu sein!
„An alle Haushalte mit Tagespost – Sicher leben OHNE Multikulti – ● Wir wollen sicher leben ohne Multikulti – Volksgemeinschaft statt Bür-
Droht ein Bürgerkrieg in deutschen Städten? gerkrieg!
Völlig unverständlich ist das lasche Eingreifen der Polizei gegen ausländi- ● Es muß endlich Schluß sein mit der einseitigen Bevorzugung ausländi-
sche Kriminelle. scher Gastarbeiter gegenüber der einheimischen deutschen Bevölke-
Ausländische Bandenkriminalität, Messerstechereien vor Diskotheken, Prü- rung!
geleien in und vor Schulen, Drogenkriminalität usw. haben niedersächsi- ● Heimreise statt Einreise – denn deutsche Kinder braucht das Land!
sche Städte in den vergangenen Jahren zu wahren „Gangster-Molochs“ ● Einheimische Familien müssen finanziell unterstützt werden!
werden lassen. Die niedersächsische Polizei faßt diese Kriminellen nicht ● Deutsche Kinder müssen in extra Schulklassen unterrichtet werden,
selten mit Samthandschuhen an. Die Polizisten können und dürfen meist wenn sie zur Minderheit geworden sind!
gar nicht anders, da sie nach der Gesetzgebung quasi sich erst wehren ● Kriminelle Ausländer raus aus Niedersachsen und raus aus Deutsch-
dürfen, wenn sie bereits fast erschossen, erstochen oder verprügelt wor- land!
den sind. Und ein harter Zugriff könnte den Beamten zudem den Vorwurf ● Drogensumpf trockenlegen – Todesstrafe für Drogendealer!“
einbringen, „ausländerfeindlich“ zu sein. Kein Wunder also, daß in den
großen Städten Niedersachsens die Kriminalität blüht. Quelle: Internetseite npd-niedersachsen, 8.8.07

8 : antifaschistische nachrichten 17-2007


... gewiß ist der Angeklagte nach Charakt

„Manchmal erhielten wir beim Wehrmachtsjustiz: und Begabung

Erscheinung
eine minderwertig
Wechseln des Drillichzeugs Ja- ...|... kein Platz meh

cken, die geflickt waren. Ein klei-


ner Flicken vorn, ein großer Flicken hin-
Die Blutrichter machten in der

Todesstrafe
die
in

gerechte Sühne
Typ
der Volksgemeinschaft.

für sein
D

nach dem Krieg Karriere


Handlungsweisen ...|... dass,er der

ten. Wir wussten dann: In diesen Jacken des Volksschädlings


waren unsere Kameraden erschossen wor- »Was damals Recht war…«
Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmac
den.“ Als der alte Herr am Rednerpult die- drucksvollen Worten schilderte er exem- macht sein, der Ver-
se Worte ausspricht, ist es ganz still im plarisch sein Schicksal. „Der Soldat an der such der Rettung ist ...|... Wenn die besten der

Nation ihr Leben opfern, dann


Publikum, das der Eröffnung der Ausstel- Front kann sterben, der Deserteur muss von Juden, das biologisch
müssen die

lung „,Was damals Recht war‘ – Soldaten sterben“ – mit diesen Worten hatte Adolf Überlaufen zum Minderwertigen , die

sich nicht opfern können ...|... zu erkennen


und Zivilisten vor Gerichten der Wehr- Hitler angeordnet, wie mit Menschen, die „Feind“. Die Men- schimpflichen
macht“ im Kölner NS-Dokumentations- sich dem Krieg entzogen hatten, verfahren schen, die wegen dieses Vorwurfs ermor-
zentrum beiwohnt. werden sollte. Und die meisten Militär- det wurden, gelten noch heute als Verbre-
Der alte Herr ist Ludwig Baumann, richter hielten sich an die Weisung des cher. Ludwig Baumann forderte auch ihre
Vorsitzender der „Bundesvereinigung Op- „Führers“: Gegen Deserteure wurden über Rehabilitierung und brachte diese Forde-
fer der NS-Militärjustiz“, der sich dem 30.000 Todesurteile von Militärgerichten rung so auf den Punkt: „Was kann man
Dienst bei der Wehrmacht entzog, nach verhängt, über 20.000 wurden davon voll- besseres tun, als den Krieg zu verraten?
einem nur 40 Minuten dauernden Prozess streckt. Den Blutrichtern, die die Terrorur- Kriegsverrat ist eine Friedenstat!“.
zum Tode verurteilt wurde, zehn Monate teile verhängt hatten, schadeten ihre Jus- Im Rahmen der Ausstellung werden
in der Todeszelle saß, immer mit der tizverbrechen nach der Befreiung vom Fa- verschiedene Begleitveranstaltungen zum
Angst, ermordet zu werden wie ca. 20.000 schismus nicht: Kein einziger dieser Her- Thema stattfinden, darunter auch die Prä-
andere Männer, die das Morden der Wehr- ren wurde verurteilt, die meisten machten sentation von Ergebnissen einer Kölner
macht nicht länger mitmachen wollten. im Gegenteil Karriere. Arbeitsgruppe, die sich mit den Schicksa-
Ludwig Baumann wurde begnadigt und Erst 2002 wurden die meisten Opfer der len von Kölner Opfern der Nazi-Militär-
überlebte den Krieg. Seine grauenvollen NS-Wehrmachtsjustiz vom Bundestag re- justiz beschäftigt. Sie will mit ihrer Arbeit
Erlebnisse verfolgen ihn heute noch. habilitiert. Das betrifft allerdings immer die vom Rat der Stadt beschlossene Er-
Ludwig Baumann war einer der Redner, noch nicht die Menschen, die wegen richtung eines Denkmals für die Ermorde-
die bei der Eröffnung der Ausstellung am „Kriegsverrat“ ermordet wurden. „Kriegs- ten unterstützen. tri ■
10. August im NS-Dokumentationszen- verrat“: das konnte die Warnung der Zivil- NS-Dokumentationszentrum Köln, Appellhof-
trum sprachen. Die Ausstellung wird bis bevölkerung in von den Nazis besetzten platz 23-25, Öffnungszeiten: di-fr 10-16 Uhr,
zum 21.10. dort zu sehen sein. In ein- Ländern vor Terroraktionen der Wehr- do 10-18 Uhr, sa, so 11-16 Uhr

Wieder einmal hat die Stiftung


„Erinnerung, Verantwortung
und Zukunft“ der Öffentlich-
Verordnete Erinnerung
keit das Ende ihrer Tätigkeit erklärt. Die Einstellung der Entschädigungszahlungen an NS-Zwangsarbeiter ist Teil einer
Endgültig jetzt, heißt es. Denn diesmal weitreichenden Umprägung des historischen Gedächtnisses.
wurden auch ihre Strukturen aufge- von Rolf Surmann
löst. Auftrag erfüllt? Kommt drauf an,
was man für ihren Auftrag hält. lien vollstrecken zu können. Was in Grie- der grundsätzlichen Legitimität ihrer For-
chenland mit dem Goethe-Institut infolge derungen ganz abgesehen. Die für diese
Die Verantwortlichen jedenfalls fanden es der Intervention des griechischen Justiz- Lage Verantwortlichen können einen solch
nicht einmal erwähnenswert, dass anläss- ministers und deutschen diplomatischen eklatanten Widerspruch nur im festen
lich ihrer letzten Sitzung die Nichtbearbei- Drucks nicht gelang, ist jetzt in Italien of- Glauben bestehen lassen, dass sie die noch
tung einer nach wie vor unbekannten An- fenbar auf einem guten Weg. Allerdings verbleibenden Entscheidungsprozesse in
zahl von Anträgen bekannt geworden war. eröffnet sich damit für die übergroße ihrem Verlauf und in ihrer politisch-gesell-
Überlegungen hinter den Kulissen, ob man Mehrheit der griechischen Wehrmachtsop- schaftlichen Wirkung kontrollieren kön-
hierauf reagieren solle, wurden schließlich fer nicht die Möglichkeit, ihre Forderun- nen.
verworfen. Man verließ (und verlässt) sich gen jetzt auf juristischem Weg durchzuset- „Moralische Verantwortung“
auf das Desinteresse der Öffentlichkeit zen. Denn da der Europäische Gerichtshof
und schwieg. Denn selbst die parlamenta- Deutschland das Recht eingeräumt hatte, Über die mit dieser geschichtspolitischen
rische Opposition hatte lediglich Pflichtar- sich hinsichtlich seiner Verbrechen gegen Haltung korrespondierende „moralische
beit geleistet. Dabei gelang es den Grünen die Menschheit auf das Prinzip der Staa- Verantwortung“ ist damit schon viel ge-
sogar, den Linken mit der Forderung nach tenimmunität zu berufen, sind weitere sagt. Doch hat die Bundesregierung aus
Aufhebung der Antragsfristen für Stif- Klagen in Griechenland nach der aktuellen Anlass der Zahlungseinstellung eine Ini-
tungsleistungen den Rang abzulaufen. Rechtslage nicht zulässig. tiative gestartet, die dem weitere Aspekte
Damit war der Weg für den Medienauf- Dennoch hätte der Kontrast nicht schär- hinzufügt. Es geht dabei um einen neuen
tritt von Köhler und Merkel frei. Sie nutz- fer sein können: einerseits eine Gesell- Gesetzentwurf für den Fonds „Erinnerung
ten den Anlass, um erneut ihre bekannte schaft, die arrogant ihre „Wiedergutma- und Zukunft“, der immer schon konstituti-
zeitgeschichtliche Generallinie zu propa- chung“ präsentiert und mittlerweile selbst ver Bestandteil der sogenannten Zwangs-
gieren: Ende der materiellen Leistungen, ihre Schulkinder zur Beschäftigung mit arbeiterstiftung war. Ursprünglich sollte er
ja, – Ende der „moralischen Verantwor- Verbrechen animiert, die ihr noch vor eini- nach den Vorstellungen der deutschen
tung“, nein. gen Jahren selbst durch internationale Vor- Wirtschaft sogar mit der Hälfte des insge-
Allerdings kollidierten ihre Statements haltungen kaum gegenwärtig zu machen samt zur Verfügung stehenden Finanzvo-
mit dem Umstand, dass man in Italien waren; andererseits im Aus- wie im Inland lumens ausgestattet werden, weil – wie ei-
deutsche Staatsliegenschaften gepfändet Opfergruppen, die noch immer um ihr ner ihrer Vertreter launig formulierte – das
hatte, um das positive griechische Urteil Recht auf Entschädigung kämpfen und Geld zum Ausgleich der angerichteten
für die Wehrmachtsopfer von Distomo mit wie im Fall Distomo sogar formaljuris- Schäden sowieso nie reichen würde und
Hilfe einer Versteigerung dieser Immobi- tisch einen Anspruch darauf haben – von man sich deshalb auf die Verhinderung

: antifaschistische nachrichten 17-2007 9


ähnlicher Verbrechen in der Zukunft kon- umszusammensetzung die schwierige Ent- neues Gedenkstättengesetz beispielhaft er-
zentrieren solle. In den Verhandlungen scheidungsfindung bei der Stiftungsgrün- kennbar. Er zeigt sich aber immer wieder
über das Stiftungsabkommen konnten dung zum Ausdruck bringe und die Ver- auch im politisch-kulturellen Alltag.
dann die Vertreter der Opfer angesichts des kürzung der bisherigen komplexen Ent- Dafür stehen nicht nur bekannte Fälle
Umstands, dass die zur Verfügung stehen- scheidungsstruktur gerade in erinnerungs- wie der Daueraffront der sächsischen Lan-
de Geldsumme selbst für den als leistungs- und „zukunfts“-politischer Hinsicht nicht desregierung gegen die NS-Opferverbän-
berechtigt erachteten Personenkreis nicht plausibel sei. de. Selbst wenn eine Einrichtung wie das
ausreichen würde, die Mittel für den „Zu- Andere drückten es direkter aus: Der Dresdner Hygiene-Museum unter dem Ti-
kunftsfonds“ zugunsten der direkten Aus- polnische Kuratoriumsvertreter sagte dem tel „Tödliche Medizin“ eine Ausstellung
zahlungen deutlich einschränken. Umstrit- „Tagesspiegel“, dieser Vorstoß der deut- zu den Euthanasie-Morden in der Nazizeit
ten blieb aber immer, für welche Zwecke schen Regierung sei ein höflicher Versuch, präsentiert, geschieht Erstaunliches: Die
dieser Fonds eingesetzt werden sollte. einen ungewollten Partner loszuwerden. Einladung zur Eröffnungsveranstaltung
Angesichts der Verweigerung weiterer Der tschechische Vertreter merkte an, dass enthielt den Kleidungshinweis „Straßen-
materieller Leistungen ist der „Zukunfts- man Tschechien nicht mehr dabei haben anzug oder Uniform“, der Bundesinnen-
fonds“ jetzt das letzte Überbleibsel der wolle, erzeuge kein angenehmes Gefühl. minister höchstpersönlich hielt die Haupt-
Stiftung. Das will die Bundesregierung In einem Brief an den Kuratoriumsvorsit- rede – beides hat es für Veranstaltungen
zum Anlass nehmen, die Entscheidungs- zenden Kastrup protestierten Polen, die mit dieser Thematik bisher nicht gegeben
strukturen – wie sie es nennt – zu „verein- Ukraine, Weißrußland, Tschechien, Russ- –; die Opferorganisation (der Bund der
fachen“. Das Kuratorium, das bisher mit land und die Jewish Claims Conference Euthanasiegeschädigten und Zwangssteri-
den an den Verhandlungen beteiligten In- gemeinsam gegen die Regierungspläne. lisierten) fand bei der Begrüßung keine Er-
teressenvertretungen weitgehend paritä- Es wäre jedoch ein Irrtum, wollte man wähnung und ihre Vertretung, im Unter-
tisch besetzt war, soll auf 19 Mitglieder die aktuelle politische Entscheidungsfin- schied zu den illustren Gästen, keine reser-
verkleinert werden. Nicht länger dabei, so dung in Deutschland bloß als „Durch- vierten Plätze. Hinzu kam, dass man der
die Planung, sind etliche osteuropäische marsch“ nach dem Motto „Wer zahlt, be- Bitte, die von den Opfern herausgegebene
Vertretungen, aber auch NGOs wie der stimmt“ begreifen. Denn die Berliner Ad- Literatur dem Ausstellungspublikum zu-
Bundesverband Information und Beratung ministration hat den eigenen Vorstoß rela- gänglich zu machen, nicht entsprach und
für NS-Verfolgte, der im Vorfeld der Stif- tiviert und beschlossen, die Diskussion ge- es dem Vertreter der Opfer lediglich ge-
tungsgründung innerhalb Deutschlands gen Ende des Jahres im Kreis des bisheri- lang, in dem sowohl umfangreichen wie
eine äußerst wichtige Kraft für die Durch- gen Kuratoriums fortzusetzen. auch teuren Begleitprogramm mit Funk
setzung der Zwangsarbeiterinteressen war. Zeugt diese Reaktion von „zivilgesell- und Fernsehen nur während einer zwei-
Aber auch die vom Deutschen Bundestag schaftlichem“ Handeln? Kaum. Es dürfte stündigen Abendveranstaltung ein kurzes
entsandten Vertreter sollen von fünf auf sich in diesem Fall vielmehr um die Fehl- Statement abzugeben. All das erweckt den
vier reduziert werden. Ulla Jelpke von der spekulation von Ministerialbeamten han- Eindruck, dass hier nicht nur neue profes-
Fraktion Die Linke darf dies als indirekte deln, welche die deutsche Arroganz in sionelle Akteure das historische Gedächt-
Anerkennung ihrer Arbeit werten. Entschädigungsfragen schematisch auf die nis prägen wollen, sondern dass mit ihnen
Entscheidend ist jedoch, dass dem Ku- Ebene der Erinnerungspolitik übertragen auch eine Verschiebung von Inhalten ein-
ratorium ein Stiftungsrat vorgesetzt wer- wollten, dabei jedoch übersahen, dass das hergeht.
den soll, der sämtliche Grundsatzfragen in Europa ungleich komplizierter ist und Für Verwunderung und Überraschung
vorab entscheidet, während sich das „ge- noch nicht dem deutschen Diktat folgt. gibt es jedoch keinen Anlass. Denn es han-
säuberte“ Kuratorium nur noch um das Also nimmt man sich zurück, ähnlich übri- delt sich bei der Zentralisierung und Politi-
eine oder andere Projekt balgen darf. Über gens wie bei der Kontroverse über das Ver- sierung der Erinnerungsdebatten um die
den Stiftungsrat heißt es im Gesetzentwurf hältnis von Entschädigungsleistungen und Realisierung einer Kohlschen Maxime
des Bundesfinanzministeriums: „Der Ent- Zukunftsaktivitäten. Nur geht es diesmal vom Beginn seiner Amtszeit als Bundes-
wurf sieht vor, dass ein Teil der Aufgaben um die Präzisierung der Erinnerungs- und kanzler. Man müsse die Deutungshoheit
des Kuratoriums zukünftig von einem aus Zukunftsaktivitäten, von denen sich die über die Geschichte erringen, um die Zu-
wenigen Personen bestehenden Stiftungs- Vertretungen der NS-Opfer angesichts ih- kunft zu beherrschen, war ein zentraler
rat übernommen wird. Hierzu gehören vor rer Differenzen mit den deutschen Vorstel- Merksatz der von ihm propagierten „geis-
allem die Entscheidung über die organisa- lungen nicht ausschließen lassen wollen. tig-moralischen Wende“.
torischen Grundsätze der Stiftung, über Das wäre auch nicht besonders klug. Denn Bekanntlich stammen die ersten ent-
die Förderrichtlinien, über Haushalts- und das Beispiel zeigt, dass „deutsche Verant- sprechenden Projekte – etwa das „Haus
Satzungsangelegenheiten sowie die Wahl wortung“, auch wenn sie „moralisch“ der Geschichte“ aus dieser Zeit. Neu ist al-
und Beaufsichtigung des Vorstandes.“ Ihm wird, den Interessen der NS-Opfer nicht lenfalls, dass es damals noch heftigen Wi-
sollen acht Mitglieder angehören: Der entspricht. derstand gegen die politischen Instrumen-
Vorsitzende wird vom Bundeskanzler be- Der Verordnungsweg talisierungsversuche des historischen Ge-
stimmt, zwei Mitglieder werden vom denkens gab, während heute bloß noch um
Deutschen Bundestag delegiert (vermut- Weder ist die angestrebte Revision der Modifikationen im Rahmen eines großen
lich aus dem Kreis der Regierungspartei- Stiftungsorganisation eine beiläufige Fehl- Konsenses gestritten wird. Da wäre es
en), jeweils ein Vertreter des Bundesfi- leistung noch ihre vorsichtige Relativie- denn auch beinahe fahrlässig, wenn Wirt-
nanzministeriums und des Außenministe- rung das Ergebnis einer Kritik, die auf den schaft und Politik in Deutschland ange-
riums kommen hinzu, und schließlich ent- möglichen außenpolitischen Schaden für sichts des Umstands, dass sie Ende der
sendet die deutsche Wirtschaft drei Inte- die Bundesrepublik verweist.. Denn letzt- neunziger Jahre dem Druck der Weltmei-
ressenwahrer. lich wollten die Beamten lediglich auf die nung nachgeben und ihre entschädigungs-
Deutlicher lässt sich kaum zum Aus- internationale Ebene übertragen, was hier- politische Verweigerungshaltung gegen-
druck bringen, wie wichtig die Kontrolle zulande längst praktiziert wird. Der Wan- über den NS-Zwangsarbeiterinnen und
über die Erinnerungspolitik für Wirtschaft del von einer durch gesellschaftliche Ini- Zwangsarbeiter aufgeben mussten, heute
und Staat ist. tiativen geprägten Erinnerungskultur, die nicht versuchen würden, sich den Zugriff
Natürlich gab es Proteste von denjeni- den offiziellen Stellen lange Zeit ein Dorn auf ein Instrument der Deutungsmacht wie
gen, die von den Entscheidungsprozessen im Auge war, zu einer zentral gesteuerten den „Zukunftsfonds“ zu sichern.
ausgeschlossen werden sollen. Einige ver- Erinnerungspolitik wird an den beiden Der Artikel ist in KONKRET 8/07 erschie-
wiesen darauf, dass die bisherige Kuratori- Entwürfen der CDU/CSU-Fraktion für ein nen und wurde vom Autor freigegeben ■

10 : antifaschistische nachrichten 17-2007


: ausländer- und asylpolitik
Binali Soydan wurde frei
gelassen!
Flüchtlingsrat kritisiert Um- und Beruf? Welche Maßnahmen wirken Binali Soydan, der am 19. Juni 2007 auf-
setzung der Bleiberechtsre- Diskriminierung entgegen? Wie können grund eines Auslieferungsantrages der
sich Religionsgemeinschaften in die Ge- Türkei und der Zustimmung eines Gerich-
gelung in Niedersachsen sellschaft einbringen? Wie steht es um das tes verhaftet und in der JVA Köln-Ossen-
Niedersachsen. Die Zahl der Flüchtlin- Einbürgerungsrecht und um den Famili- dorf festgehalten wurde, wurde am 30.
ge, die von der Bleiberechtsregelung pro- ennachzug? Und: Welche Perspektive ha- Juli 2007 freigelassen. Binali Soydan war
fitiert und eine Aufenthaltserlaubnis er- ben Menschen ohne Papiere? insgesamt 40 Tage inhaftiert.
halten haben, bleibt weit hinter den Er- Weitere Infos und Materialien: Binali Soydan hatte am 23. Juli 2007
wartungen zurück. Der Flüchtlingsrat www.interkulturelle-woche.de aus Protest gegen seine willkürliche Ver-
sieht sich in seiner Kritik an der Bleibe- Quelle: Publikation „Aktiv + Gleich- haftung aufgrund eines auf falschen Be-
rechtsregelung der Innenminister bestätigt berechtigt August 2007“ ■ hauptungen basierenden Auslieferungsan-
und fordert den niedersächsischen Innen- trages und die dabei zutage gelegte Igno-
minister auf, die Spielräume bei der Um- Bessere Lebensbedingungen ranz gegenüber Gegendarstellungen mit
setzung der nunmehr beschlossenen ge- einem unbefristeten Hungerstreik begon-
setzlichen Bleiberechtsregelung besser zu gefordert nen. Eine Woche seiner Haft verbrachte er
nutzen und den Ausländerbehörden eine Brandenburg. Etwa 100 Menschen ha- mit Hungerstreik.
großzügigere Umsetzung der Bleibe- ben am Freitag in Forst (Spree-Neiße) Vom Augenblick seiner Verhaftung an
rechtsregelung entsprechend dem Bei- bessere Lebensbedingungen für Asylbe- sind wir europaweit aktiv geworden, um
spiel seines Amtskollegen in Schleswig- werber gefordert. Die Teilnehmer der De- Binali Soydans Freilassung zu erreichen.
Holstein zu ermöglichen. monstration protestieren gegen Auslän- So wurden Presseerklärungen in Köln und
Bis zu 7000 Personen sollten den Ver- anderen deutschen Städten, sowie in Pa-
lautbarungen des Innenministeriums von ris, Basel und Zürich abgegeben. Vor dem
April zufolge in Niedersachsen eine Auf- Ausländeramt, der JVA-Ossendorf und
enthaltserlaubnis erhalten können. Von deutschen Vertretungen in Paris und Zü-
dieser Vorgabe ist das Land allerdings rich wurden Protestkundgebungen abge-
noch weit entfernt. halten. Es wurden auch Infostände an vie-
Am 30.6.2007 hielten sich 20.716 ge- len Orten Deutschlands aufgestellt und
duldete Personen in Niedersachsen auf. eine Unterschriftenaktion durchgeführt.
12.736 Personen mit einem Aufenthalts- Der Vorfall wurde Tausenden Adressen
zeitraum von sechs Jahren und 8.674 mit gemeldet und verschiedene Personen,
einem Aufenthaltszeitraum von acht Jah- Einrichtungen und Institutionen zur Soli-
ren. Bis zum 30.6.2007 wurden 6048 An- derfeindlichkeit und übten auch an Behör- darität aufgerufen und Protestschreiben
träge auf Erteilung einer Aufenthaltser- den Kritik. So wurde etwa verlangt, die an das Innenministerium des NRW vorbe-
laubnis gestellt. Bislang wurden lediglich Verwaltung müsse mehr Entgegenkom- reitet. Daneben erging ein Aufruf an Men-
1.599 Aufenthaltserlaubnisse nach § 23 men und Flexibilität in Sachen Aufent- schenrechtsorganisationen, wie etwa Am-
Abs. 1 AufenthG erteilt. Gerade einmal haltsort für Asylbewerber zeigen. nesty International, Reporter ohne Gren-
12,5 Prozent der seit mindestens sechs Landrat Dieter Friese (SPD) wies Vor- zen, die Menschenrechtskommission der
Jahren geduldeten Flüchtlinge haben also würfe gegen seine Verwaltung zurück. UN, den Hohen Flüchtlingskommissar
bis zum 30.06.2007 ein Bleiberecht erhal- „Nicht der Landkreis, sondern das Bun- der UN und alle regionalen Menschen-
ten. 661 Anträge wurden bislang abge- desamt für Migration und Flüchtlinge ent- rechtsverbände. Und unsere Kampagne
lehnt oder zurückgenommen. scheidet über das Asyl“, sagte er. Wenn fand natürlich auch in der Türkei breite
gez. Kai Weber ein Antrag abgelehnt werde und der Be- Resonanz. Genossen von der BDSP (Ver-
Flüchtlingsrat Niedersachsen troffene dagegen klage, könne das lange einigte Revolutionäre Sozialistische Par-
Quelle: flucht mailing list - 08/2007 ■ dauern. Im April 2006 hatte sich ein Asyl- tei) hielten eine Protestkundgebung vor
bewerber in Forst das Leben genommen. dem deutschen Konsulat in Istanbul ab.
Teihaben – Teil werden!: Der Chinese war wegen Depressionen in Bei der Freilassung Binali Soydans
ärztlicher Behandlung. spielte unsere Initiative eine wichtige Rol-
Interkulturelle Woche 2007 Unterdessen zog Brandenburgs Innen- le. Jedoch darf die nicht zu unterschätzen-
„Teilhaben – Teil werden!“ – so lautet das ministerium eine erste Bilanz des neuen de Unterstützung türkischer revolutionä-
Motto der Interkulturellen Woche/ Woche Bleiberechts. Demnach haben seit der rer Kreise und progressiver und revolutio-
der ausländischen Mitbürger 2007, die Einführung der neuen Regelungen 321 närer Personen, Einrichtungen und Insti-
vom 23. bis 29. September stattfindet. ausreisepflichtige Ausländer im Land eine tutionen besonders aus Deutschland ver-
Die Initiative geht zurück auf die Deut- Aufenthaltsgenehmigung erhalten. Zu- gessen werden. ... Schließlich waren diese
sche Bischofskonferenz, die Evangelische dem durften 285 zunächst befristet bis Anstrengungen und der gemeinsam aus-
Kirche in Deutschland und der Grie- zum 30. September bleiben, um eine Ar- geübte Druck erfolgreich. Binali Soydan
chisch-Orthodoxen Metropolie; sie wird beitsstelle zu finden. Insgesamt hätten wurde freigelassen.
jedoch auch von den Gewerkschaften, 1078 Ausreisepflichtige das Bleiberecht Binali Soydan ist jetzt in Freiheit, aber
Wohlfahrtsverbänden, Kommunen, Aus- beantragt, hieß es weiter. 173 Fälle seien das ist noch kein Grund zur Freude, denn
länderbeiräten, Integrationsbeauftragten abgelehnt worden. In Brandenburg leben die Bedingungen, die ihn und andere ins
und verschiedenen anderen Gruppen un- etwa 3700 ausreisepflichtige Ausländer. Gefängnis brachten, sind nach wie vor un-
terstützt und mitgetragen. In diesem Jahr Die Innenminister der Länder hatten im verändert. ... Die Sensibilität und der Wi-
ist die Woche in das Europäische Jahr der November 2006 das Bleiberecht refor- derstand gegen diese Angriffe muss dau-
Chancengleichheit eingebettet und thema- miert. Demnach können Ausländer mit ei- erhaft bleiben.
tisiert Möglichkeiten und Begrenzungen nem ständigen Arbeitsplatz ein dauerhaf- aus der Erkärung von BIR-KAR
der Partizipation von Migrantinnen, Mig- tes Aufenthaltsrecht beantragen. Plattform für die Einheit der Arbeiter
ranten und Flüchtlingen: Welche Erfah- Quelle: http://www.rbb-online.de - und Völkerfreundschaft, Quellen:
rungen gibt es aus Schule, Ausbildung flucht@nds-fluerat.org ■ duisburg@rote-hilfe.de (1.8.07) ■

: antifaschistische nachrichten 17-2007 11


Menschenrechtsdefizite dung haben. PRO ASYL kritisiert, dass schlechten Bedingungen mit Erwachse-
sind Folgen gezielter die jüngste Änderung des Zuwanderungs- nen in Flüchtlingslagern oder während
rechts in die Gegenrichtung geht. des Flughafenasylverfahrens im Transit-
Ausgrenzungspolitik Flüchtlingslager und Residenz- bereich untergebracht werden. Sie sollen
Im Oktober 2006 hat Thomas Hammar- pflicht: Der Kommissar hat im Oktober weiterhin, obwohl von der komplizierten
berg, der Menschenrechtskommissar des 2006 ein Sammellager für Flüchtlinge in Materie überfordert ausländerrechtlich
Europarats, Deutschland besucht. Sein München besucht und begründet von den handlungsfähig sein. In Kürze wird man
jetzt vorliegender Bericht beschäftigt sich dort gemachten Erfahrungen ausgehend nach Inkrafttreten des neuen Zuwande-
auch mit der Frage, wie es mit der Umset- seine Kritik. Die Unterbringung in Lagern rungsrechts von ihnen verlangen, den Be-
zung menschenrechtlicher Verpflichtun- sei dem Wohlbefinden der Betroffenen weis für ihre Minderjährigkeit selbst zu
gen im Bereich Asyl und Einwanderung abträglich. Würden sie mit Sachleistun- erbringen.
steht. Trotz aller diplomatischen Formu- gen in Form von Nahrung und Kleidung Rechtsunsicherheiten bei der Anwen-
lierungen: Hammarbergs Bericht ist eine versorgt, so sei die Achtung ihrer Privat- dung des nationalen Aufenthalts- und
massive Kritik insbesondere an der deut- sphäre in Frage gestellt. Aufnahmebedin- Asylrechts gibt die Bundesregierung zur
schen Flüchtlingspolitik, die er in vielfa- gungen dürften nicht zur Marginalisie- Erklärung an und bezieht sich auf die Ab-
cher Hinsicht als nicht menschenrechts- rung von Asylsuchenden führen. Besorgt wehrhaltung von zwölf Bundesländern,
konform ansieht. Nach Auffassung von ist der Komissar auch über den jahrelan- die die Vorbehalte zur Kinderrechtskon-
PRO ASYL muss Hammarbergs Kritik gen obligatorischen Aufenthalt von Asyl- vention nicht wegfallen lassen wollen. Fö-
Folgen haben. Die kritisierten Defizite bewerbern in Gemeinschaftsunterkünften deralismus in Sachen Ausländerrecht und
sind das Ergebnis einer langjährigen Aus- und die strengen Einschränkungen ihrer Kinderschutz ist systematisch geteilte
grenzungspolitik. Bewegungsfreiheit. Wenn diese Be- Verantwortungslosigkeit, kommentiert
Widerrufsverfahren: Der Menschen- schränkungen über Jahre andauern, ent- PRO ASYL-Referent Bernd Mesovic die
rechtskommissar ist besorgt über die deut- spreche dies möglicherweise nicht in vol- Ablehnungsfront von Bund und Ländern.
sche Politik bei der Aberkennung des lem Umfang den einschlägigen Bestim- Vor Kurzem hat Thomas Hammar-
Flüchtlingsstatus und fordert eine Über- mungen der Europäischen Menschen- berg, der Menschenrechtskommissar des
prüfung der Praxis. Es müsse geprüft wer- rechtskonvention. Europarates, seinen Deutschlandbericht
den, ob sie überhaupt mit der Genfer Abschiebungshaft: Hammarberg vorgelegt. Darin kritisiert er die Behand-
Flüchtlingskonvention übereinstimme, empfiehlt den deutschen Behörden, das lung minderjähriger Asylbewerber als Er-
was auch UNHCR bezweifelt. Hammar- Vorliegen von Haftgründen vor dem An- wachsene. Er weist darauf hin, dass die
berg weist darauf hin, dass die Gewäh- trag auf Abschiebungshaft sorgfältig zu EU-Richtlinien zum Asyl unbegleitete
rung internationalen Schutzes Flüchtlin- prüfen. Abschiebungshaft müsse umfas- Minderjährige als Kinder unter 18 defi-
gen ein Sicherheitsgefühl vermitteln soll, send gerechtfertigt sein und sei nur dann nieren. Entsprechend hat er die deutschen
dass nicht durch eine permanente Über- zulässig, wenn die Abschiebung in unmit- Behörden aufgefordert, Asylsuchende
prüfung ihres Status gefährdet werden telbarer Zukunft durchgeführt werden zwischen 16 und 18 Jahren als Minderjäh-
darf. Damit reagiert Hammarberg darauf, kann. Die deutschen Behörden müssten rige zu behandeln und die deutsche Vorbe-
dass Deutschland die europäische Spit- die Dauer der Abschiebungshaft drastisch haltserklärung zur Kinderrechtskonventi-
zenposition bei der Zahl der Widerrufs- reduzieren. Eine weitere Empfehlung des on in Übereinstimmung mit den UN-
verfahren gegen anerkannte Flüchtlinge Kommissars: Abschiebehäftlingen soll Empfehlungen zurückzuziehen. Vor die-
hat. eine kostenlose Rechtsberatung zur Verfü- sem Hintergrund erscheint die deutsche
Duldung und Bleiberecht: Der Kom- gung gestellt werden. Angesichts der im Position als anmaßend.
missar vertritt die Auffassung, dass Dul- europäischen Vergleich extrem langen gez. Bernd Mesovic Referent
dungen für kurze Zeiträume gerechtfertigt Haftdauer hält PRO ASYL die Umset- Presseerklärung Pro Asyl e.V. ■
sein können, stellt jedoch fest: „Werden zung dieser Empfehlung für besonders
sie jedoch über mehrere Jahre, ja sogar dringend. gez. Bernd Mesovic Referent Zweifelhafte „Erfolge“ bei
Jahrzehnte angewendet, so kann aus die- Quelle: Presseerklärung Pro Asyl -
sem Unsicherheitsstatus eine Verletzung flucht@nds-fluerat.org 6.8.07 ■ der Flüchtlingsabwehr
der Würde des Menschen erwachsen.“ Er Berlin. Medienberichten zufolge ist die
begrüßt die von der Innenministerkonfe- Ausländerabwehr geht vor Zahl der afrikanischen Flüchtlinge, die
renz im November 2006 beschlossene über die See versuchen nach Spanien zu
Bleiberechtsregelung, kritisiert aber die Kinderschutz und Kinder- gelangen, rund um die Hälfte gesunken.
geforderte Aufenthaltsdauer und weitere rechten Gleichzeitig wurden 40 % mehr Men-
Beschränkungen als zu rigide. Deutsch- Berlin. Die Bundesregierung bekennt schen aus Spanien abgeschoben. Für die
land sei besonders restriktiv bei der Aner- sich offensiv zu den kinderfeindlichen As- „Grenzsicherung“ erhält Spanien im
kennung des Flüchtlingsstatus gewesen, pekten deutscher Migrationspolitik. Sie letzten und in diesem Jahr von der EU 87
so dass viele der derzeit Geduldeten des- behauptet: Eine Rücknahme der vor 15 Millionen Euro. Dazu erklärt Ulla Jelp-
wegen keinen Zugang zu einem Flücht- Jahren abgegebenen Erklärung zur UN- ke, innenpolitische Sprecherin der Frak-
lingsstatus gehabt hätten. Das ist eine Di- Kinderrechtskonvention wäre migrations- tion DIE LINKE. im Bundestag:
agnose, die PRO ASYL in vollem Um- politisch bedenklich (Antwort der Bun- „Der Rückgang der Zahlen ist ein sehr
fang teilt. desregierung BT-Drucksache 16/6076 - zweifelhafter Erfolg der europäischen
Rechtsmittel/Rechtsberatung: Ham- auf eine Große Anfrage der Grünen). Flüchtlingsabwehr. Er bedeutet, dass im-
marberg empfiehlt, dass Asylbewerber zu Deutschland hat 1992 eine Erklärung zur mer weniger Menschen überhaupt noch
Beginn ihres Antragsverfahrens eine obli- Kinderrechtskonvention hinterlegt, die im versuchen, in die EU zu gelangen, darun-
gatorische kostenlose Rechtsberatung er- Grunde bedeutet, dass auf dem Vorrang ter auch viele politische Flüchtlinge.
halten, was bislang nicht der Fall ist. Der deutscher Ausländergesetze vor Geist und Wenn sie den gefährlichen Weg über das
Kommissar setzt sich dafür ein, dass Asyl- Inhalt der Konvention beharrt wird. Mittelmeer oder den Atlantik geschafft
suchende, die wegen der Zuständigkeit ei- PRO ASYL wertet die Aussage der haben, werden sie gleich wieder abge-
nes anderen Staates im Rahmen des soge- Bundesregierung als Bekenntnis gegen schoben. Spanien und die EU verletzen
nannten Dublin II-Verfahrens in einen an- das Kindeswohl, das die Kinderrechts- so systematisch das Gebot der Nicht-Zu-
deren Staat verbracht werden sollen, ei- konvention in den Vordergrund stellt. 16- rückweisung der Genfer Flüchtlingskon-
nen Rechtsschutz gegen diese Entschei- bis 18-Jährige sollen weiter unter denkbar vention (GFK).

12 : antifaschistische nachrichten 17-2007


Ziel der Abschiebungen sind Länder geschützten Personen einen Wohnsitz nur kungen würden sich u.a. bei der Arbeits-
wie Marokko oder Mauretanien, in de- in dem jeweiligen Bundesland, dem Be- platzsuche ergeben sowie unter familiären
nen Flüchtlinge keinen Schutz erhalten. zirk oder dem Landkreis zu ermöglichen, und sozialen Aspekten, zum Beispiel,
Ganz im Gegenteil müssen sie dort in denen die Aufenthaltserlaubnis ausge- wenn im Krankheitsfall oder bei der Ver-
schwere Menschenrechtsverletzungen stellt wurde. Selbst eine entsprechende arbeitung traumatisierender Ereignisse
fürchten. Schon mehrmals sind Fälle öf- Beschränkung auf einzelne Gemeinden die hiervon Betroffenen nicht in Nähe der
fentlich geworden, in denen Flüchtlinge hat es mancherorts schon gegeben. weiteren Familie oder von Landsleuten
von der marokkanischen Polizei in der Begründet wird dies durch das Ziel, eine wohnen könnten.
Wüste an der Grenze zu Algerien ausge- unkontrollierte Binnenwanderung von Daneben bezweifelt UNHCR, ob über-
setzt wurden. ausländischen Sozialhilfe-Empfängern zu haupt mit einer Beschränkung der Wohn-
Die Bundesrepublik beteiligt sich an verhindern. Vermieden werden soll so sitzauflage eine Verschiebung der Sozial-
dieser Flüchtlingsabwehr mit Geld und eine Verschiebung der hierdurch entste- hilfelasten in relevantem Umfang verhin-
Ressourcen. Zwei der drei Hubschrau- henden Kosten bei Ländern und Gemein- dert werden könne. Denn die örtliche
ber, mit denen die Grenzschutzagentur den. Zuständigkeit für Sozialhilfe hänge nach
FRONTEX das Meer nach Bootsflücht- Das neue UNHCR-Gutachten betont deutschem Sozialrecht teilweise vom tat-
lingen absucht, stammen von der Bun- hingegen, diese Absicht könne nicht die sächlichen Aufenthaltsort des Leistungs-
despolizei. Sie stellt auch das Personal Anwendung der EMRK-Ausnahmerege- berechtigten ab. Zudem würden die anfal-
dafür zur Verfügung. lungen rechtfertigen. Beschränkungen des lenden Kosten seit Inkrafttreten der Hartz-
Statt noch mehr Geld in die Perfektio- Rechts auf Freizügigkeit dürften laut Eu- IV-Reformen in erheblichem Umfang
nierung der Grenzabschottung zu inves- ropäischem Menschenrechtsgerichtshof vom Bund getragen.
tieren, sollten die EU-Staaten für einen nur dann erfolgen, wenn ein so genanntes Zu bedenken sei ferner, dass durch den
menschenrechtskonformen Umgang mit „zwingendes soziales Bedürfnis“ vorlie- Finanzausgleich innerhalb der Bundeslän-
Flüchtlingen sorgen. Die anstehende ge. Der Eingriff müsse ferner dem Prinzip der Kommunen für die bei ihnen verblei-
Harmonisierung des Asylrechts in der der Verhältnismäßigkeit gerecht werden. benden Ausgaben bereits entlastet und da-
EU könnte eine Chance dafür sein.“ Dabei ist laut UNHCR zu berücksichti- rüber hinaus Kosten durch den Bund-Län-
Berlin, den 8. August 2007 gen, welch schwerwiegender Eingriff die der-Ausgleich kompensiert würden. Der
Ulla Jelpke, MdB Beschränkung der Wohnsitzfreiheit für Eingriff in die Wohnsitzfreiheit stehe auch
Innenpolitische Sprecherin die Betroffenen bedeute. Die Maßnahme aus diesem Grund nicht in einem ange-
Fraktion DIE LINKE ■ könne im Einzelfall lebenslang greifen. messenen Verhältnis zu dem zu erreichen-
Sie sei umso gravierender, je kleiner der den Zweck, heißt es abschließend in dem
Freie Wahl des Wohnsitzes mit der Auflage zugewiesene Raum für UNHCR-Gutachten. 10. August 2007
die Wohnsitzwahl sei. Erhebliche Auswir- www.fluechtlingsrat-berlin.de ■
für Flüchtlinge
Das UN-Flüchtlingskommissariat
(UNHCR) kritisiert die Praxis deutscher Stellungnahme des Antidiskriminierungsverbandes
Behörden, anerkannten Flüchtlingen und Deutschland (advd) zum einjährigen Bestehen des Allge-
Personen, die aus menschen-rechtlichen meinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG)
Gründen vor Abschiebung geschützt wer-
den (sog. subsidiär schutzberechtigte Per- Am 18.8.2007 jährt sich das Inkrafttreten des Allgemeinen Gleichbehandlungsgeset-
sonen), keine freie Wahl des Wohnsitzes zes (AGG). Wir, im Antidiskriminierungsverband Deutschland (advd) organisierten
zu ermöglichen, wenn sie öffentliche So- unabhängigen Antidiskriminierungsbüros/-stellen, Selbstorganisationen und wissen-
zialleistungen beziehen. Diese Maßnah- schaftliche Einrichtungen begrüßen grundsätzlich das AGG. Dennoch halten wir
me sei „unvereinbar mit dem Völker- auch ein Jahr nach Inkrafttreten des AGG an unserer Kritik fest: Zum einen ist das
und Europarecht“. AGG nicht angemessen ausgestaltet, bleibt an vielen Stellen hinter den Anforderun-
In einer am 10. August veröffentlichten gen der EG-Richtlinien zurück und enthält zum anderen für von Diskriminierung Be-
Stellungnahme betont die UN-Organisati- troffene zahlreiche rechtliche und praktische Hürden. Dazu zählen z.B. die unzurei-
on, entsprechende Auflagen für die Be- chende Fristregelung, die finanzielle Situation der Betroffenen sowie Resignation
troffenen würden gegen die Genfer und Angst gegen die erlebte Diskriminierung vorzugehen, die wir auf Seiten der Be-
Flüchtlingskonvention (GFK) sowie an- troffenen beobachten. Eine weitere besonders gravierende Hürde besteht darin, dass
dere Menschenrechtsverträge wie die Eu- immer noch keine bundesweit flächendeckende Infrastruktur von Beratungsstellen
ropäische Menschenrechtskonvention für von Diskriminierung Betroffene existiert. Unsere Beratungspraxis zeigt, dass da-
(EMRK) und gegen EU-Recht verstoßen. durch die Rechtsdurchsetzung erschwert wenn nicht gar unmöglich gemacht wird.
Dort sei neben Diskriminierungsverbo- In einer ausführlichen Stellungnahme macht der advd auf diese Barrieren und de-
ten für die betroffenen Personengruppen ren Auswirkungen auf die Betroffenen aufmerksam.
das Recht auf Freizügigkeit verankert Der advd und seine Mitgliedsorganisationen fordern daher im Interesse der von
worden. Nach der GFK könne man die Diskriminierung Betroffenen:
Freizügigkeit nur dann beschränken, ◗ Ein Bundesprogramm u.a. für die Schaffung einer bundesweit flächendeckenden
wenn die entsprechende Regelung glei- Infrastruktur an Beratungsstellen und die Etablierung einer Antidiskriminierungskul-
chermaßen für alle Ausländer in Deutsch- tur in Deutschland
land mit ähnlichem Aufenthaltstitel gelten ◗ Einrichtung eines unbürokratischen Rechtshilfefonds für Betroffene
würde, was gegenwärtig nicht der Fall sei. ◗ Die vollständige Umsetzung der EG-Gleichbehandlungsrichtlinien und einen ein-
Darüber hinaus sind nach der EMRK heitlichen Diskriminierungsschutz für alle Merkmale
Beschränkungen nur unter eng gefassten ◗ Eine mehrsprachige Image- und Informationskampagne für das AGG, die sich zum
Bedingungen zulässig – z.B. um die öf- Ziel setzt von Diskriminierung Betroffene über ihre Rechte zu informieren
fentliche Ordnung aufrecht zu erhalten, ◗ Die Anerkennung von Antidiskriminierungpolitik als Querschnittsaufgabe durch
Verbrechen zu bekämpfen oder zum alle Politikbereiche.
Schutz der Gesundheit. Die ausführliche Stellungnahme kann unter www.antidiskriminierung.org herun-
Hintergrund der Stellungnahme ist die ter geladen werden.
in vielen Bundesländern gängige Praxis, Banu Bambal, (AntiDiskriminierungsBüro (ADB) Köln/Öffentlichkeit gegen Gewalt e.V.)
anerkannten Flüchtlingen und subsidiär Herr Florencio Chicote, (Antidiskriminierungsnetzwerk Berlin (ADNB) des TBB) ■

: antifaschistische nachrichten 17-2007 13


: neuerscheinungen, ankündigungen

Warum Sarkozy zur „Systemopposition“ in den die amerikanische Politik


siegte neunziger Jahren schwenkte. der „affirmative action“,
Mit Sozialdemagogie und (na- also der gezielten Förde-
Neofaschisten und Neokon- tionalistischer) Globalisie- rung von Minderheiten,
servative: Bernhard Schmid rungskritik konnte der FN sowie eine kommunitaris-
untersucht in seinem neuen auch sozial schwache Wähler tische Politik auch in
Buch den Aufstieg des fran- für sich gewinnen. Markenzei- Frankreich einzuführen.
zösischen Präsidenten chen blieben jedoch eine Neoliberalismus
fremdenfeindliche Rhetorik
Der Sieg Nicolas Sarkozys bei gegen Einwanderer und der Sarkozy zog mit dieser
den französischen Präsident- „Sicherheitsdiskurs“, die der sehr amerikanischen Mi-
schaftswahlen mag nicht so FN derart verknüpfte, dass schung in den Präsident-
recht ins Bild passen, das wir beide Themen für weite Teile schaftswahlkampf 2007.
uns in den letzten Jahren von der Öffentlichkeit nahezu Mit einer polarisierenden Rhe- Das aktuelle Buch „Das
Frankreich gemacht haben. Es identisch sind. Während seine torik versuchte er, das „Frank- Frankreich der Reaktion“ geht
siegte eine „komplexfreie“ Partei 1998 nach einer Spal- reich der Reaktion“ hinter sei- faktenreich den Ursachen für
Rechte, die „sich nicht länger tung am Abgrund stand, konn- ner Kandidatur zu vereinen. den Wahlsieg Nicolas Sarko-
dafür schämt, rechts zu sein“. te Le Pen vier Jahre später in Gleichzeitig misslang dem FN zys auf den Grund und ist eine
Wie konnte ein Kandidat, der die zweite Runde der französi- die ideologische Erneuerung, Pflichtlektüre für jeden, der
mit populistischen Parolen ge- schen Präsidentschaftswahl was zur Verunsicherung seiner dieses Phänomen verstehen
gen „Gesindel“ auftrat und einziehen. Anhänger führte und diese in will. Außerdem bietet es eine
Sozialneid gegen „Faule“ und Innere Sicherheit die Arme von Sarkozy trieb. gute Übersicht über die jüngs-
„privilegierte öffentlich Be- Le Pen fuhr im ersten Wahl- ten Entwicklungen beim FN
dienstete“ schürte, sich in dem Im Schatten dieser scharfen gang mit 10,4 Prozent sein sowie die spezifisch französi-
Land mit starken revolutionä- Konkurrenz von rechts gelang schlechtestes Ergebnis seit schen Debatten der letzten
ren Traditionen durchsetzen? einem konservativen Nach- über zwanzig Jahren ein, und Jahre rund um den Islam und
Hatte sich beim Nachbarn jen- wuchspolitiker ein kometen- sein Aufruf zur Wahlenthal- die „innere Sicherheit“.
seits des Rheins nicht ein brei- hafter Aufstieg – Nicolas Sar- tung in der Stichrunde blieb Michel Buckley
ter und wirksamer Widerstand kozy. Ein Thema spielte dabei weitgehend ungehört: Zwei erschienen in Junge Welt,
gegen das neoliberale Roll- eine große Rolle: die „Unsi- Drittel seiner Wähler stimm- 25.6.2007 ■
back formiert? Doch neben cherheitsdebatte“ im Vorfeld ten am 6. Mai für Sarkozy.
diesem rebellischen existiert der Präsidentschaftswahlen Leider kommt in dem Buch Bernhard Schmid: Das
auch ein anderes Frankreich, von 2002, die zunächst Le Pen der Zusammenhang zwischen Frankreich der Reaktion.
das „Frankreich der Reakti- Erfolg beschert. Doch auch neoliberaler Politik und dem Neofaschismus und moder-
on“, das Bernhard Schmid in das autoritäre Auftreten Sarko- Erfolg der Rechten zu kurz. nisierter Neokonservatis-
seinem neuen Buch vorstellt. zys war nun gefragt. Mit sei- Diesen Zusammenhang kann mus. Pahl-Rugenstein, 2007,
Front National ner Ernennung zum Innenmi- man schon daran erkennen, 193 Seiten, 14,90 Euro
nister wird das Thema „innere dass dem FN der Durchbruch
Auf dem Cover stehen die bei- Sicherheit“ zu seinem Mar- nur sechs Monate nach der Neue Broschüre:
den führenden Vertreter des kenzeichen. neoliberalen Wende von März
„Frankreich der Reaktion“ Schmid hebt hervor, dass 1983 gelang, als Präsident „Filme über Natio-
Seite an Seite: Jean-Marie Le Sarkozy nicht völlig auf der- François Mitterrand einen ri- nalsozialismus und
Pen, Gründer und ewiger Chef selben ideologischen Wellen- gorosen Sparkurs verordnete. Holocaust im Unter-
des Front National (FN), fester länge liegt wie die extreme Und Sarkozys neoliberales
Bestandteil der französischen Rechte. Dieser versuche ledig- Programm wurde nur deshalb richt“
Parteienlandschaft seit den lich, einige ihrer Erfolgsthe- mehrheitsfähig, weil er die Lieber „Das Leben ist schön“
achtziger Jahren, und der men aufzugreifen, allen voran FN-Wähler auf seine Seite oder „Die Mörder sind unter
frischgebackene Präsident Ni- den „Sicherheitsdiskurs“, oder ziehen konnte. Dabei hatte der uns“? Lehrer zeigen gern Fil-
colas Sarkozy, der sich offen auch die „nationale Identität“. Autor selbst diesen Zusam- me, um ein Thema zu vertie-
an die rechtsextremen Wähler Le Pen hat das politische Kli- menhang in seinem Buch „Die fen, Schüler sehen sie gern.
wendet. Sie stehen jeweils für ma in Frankreich jedenfalls Rechten in Frankreich“ bereits Aber mit welchem Film lässt
„Neofaschismus und moderni- derart verändert, dass Sarkozy angedeutet: Nachdem ab 1983 sich was vermitteln? Und wie?
sierten Neokonservatismus“, damit Erfolg haben konnte. die Politik zunehmend alterna- Die Broschüre „Sehen. Deu-
wie es im Untertitel heißt. Schmid hebt ebenfalls hervor, tivlos erschien und keine so- ten. Handeln. Filme über Na-
Schmid untersucht die Ent- dass der Aufstieg Sarkozys zialen Verbesserungen mehr tionalsozialismus und Holo-
wicklung dieser beiden rech- den Aufstieg einer „amerikani- zu erwarten waren, glitt die öf- caust im Unterricht“ der Ama-
ten Strömungen und ihre In- schen Rechten“ bedeutet, da fentliche Debatte auf das „Im- deu Antonio Stiftung gibt Ant-
teraktionen bis zur Präsident- Sarkozy viele seiner Ideen aus migrationsproblem“ ab. Und worten.
schaftswahl den USA holt. Ein „moderni- der Aufstieg des FN wurde in Das Filmheft „Sehen. Deu-
Der erste Teil des Buches ist sierter Neokonservatismus“, einem zynischen Kalkül von ten. Handeln. Filme über Na-
dem FN gewidmet. Schmid der Neoliberalismus mit „null Mitterrand unterstützt, um so tionalsozialismus und Holo-
widmet sich der abwechs- Toleranz“ verbindet, der aber einen Keil ins bürgerlich-kon- caust im Unterricht“ wendet
lungsreichen Geschichte der auch nicht frei ist von gewis- servative Lager zu treiben. sich an Lehrerinnen und Leh-
Partei, die von einer national- sen Widersprüchen. Einerseits Dies erschien umso notwendi- rer, die zu den Themenberei-
konservativen, wirtschaftslibe- haben „Sicherheits“diskurs ger, da seine Sozialistische chen Nationalsozialismus, Ho-
ralen und proamerikanischen und Antieinwanderungspolitik Partei wegen ihrer unsozialen locaust und Gedenk- und Erin-
(sowie proisraelischen) Orien- einen rassistischen Unterton, Politik ihre Mehrheitsfähigkeit nerungskultur mit Filmen im
tierung in den achtziger Jahren andererseits versucht Sarkozy, zu verlieren drohte. Unterricht arbeiten wollen. Es

14 antifaschistische nachrichten 17-2007


: ostritt
bietet sowohl eine Auswahl von Filmen Im Bereich Nationalsozialismus und
unter verschiedenen Kriterien als auch Holocaust werden sechs zeitgeschichtli-
praxisnahe Methoden für eine reflektierte che Spielfilme vorgestellt, die ausschnitt-
Arbeit mit dem Medium Film im Schul- haft die über 60-jährige Filmgeschichte „Der Geburtstag der
unterricht. Die Auswahl von Spiel- und des Genres zu diesen Themen anhand in- Kanzlerin“
Dokumentarfilmen ermöglicht – je nach ternationaler Produktionen nachzeichnen
Klassenstufe und Einarbeitung in den – von Chaplins „Der große Diktator „Das hat es in der 50jährigen Geschichte
Themenbereich – unterschiedliche Annä- (USA 1940) bis Roman Polanskis „Der des BdV noch nicht gegeben“, schwärmt
herungen an das Thema: Sie können der Pianist“ (Frankreich, Deutschland, Polen, BdV-Präsidentin Erika Steinbach im Edi-
Informationsvermittlung dienen, aber Großbritannien 2002). torial des Deutschen Ostdienstes, 8/2007.
auch zur Auseinandersetzung einladen, In der Rubrik Gedenk- und Erinne- „Die Bundeskanzlerin hat Geburtstag und
wie die historischen Sachverhalte inhalt- rungskultur finden sich sechs deutsche das gesamte Präsidium des BdV ist zu
lich wie auch filmhandwerklich themati- Dokumentarfilmproduktionen, die in den Gast im Kanzleramt. Nicht als Gäste unter
siert werden oder eine Reflexion ver- letzten zehn Jahren entstanden sind und tausend anderen bei einem Empfang, nein
schiedener Handlungsperspektiven er- sich mit Opfern und Verfolgten des Natio- ganz exklusiv allein mit ihr zum festlichen
möglichen. nalsozialismus, Überlebenden und Rück- Mittagsmenue.“ Man habe ein normales
Das bietet die Broschüre: kehrern und familiären Auseinanderset- Arbeitstreffen erwartet und dann das!
Im Filmheft wird die Auswahl der Fil- zung mit der Täterschaft beschäftigen – Mal abgesehen davon, dass es diese
me ausführlich erläutert und grundlegen- von Rolf Bickels und Dietrich Wagners Treffen zwischen Bundeskanzler/in und
de Arbeitsmethoden vorgestellt. Im „Der Frankfurter Auschwitz-Prozess“ BdV regelmäßig gibt, bleibt doch festzu-
Hauptteil werden 13 Filme empfohlen (2005) bis zu Yoash Tataris „Mein Vater halten, dass die Regierungskoalition offen-
und mit einer inhaltlichen Kurzbeschrei- der Mörder. Eine Tochter klagt an“. Dazu sichtlich die Arbeit des BdV wieder stär-
bung, produktionstechnischen Eckdaten kommt Alain Renais’ Kurzdokumentation ker fördert. In der Pressemitteilung der
und einer Altersempfehlung vorgestellt. über die Vernichtung der europäischen Ju- Bundesregierung (nicht nur des Kanzler-
Dazu gibt es eine Zusammenstellung den von 1955, die bis heute nichts an Ein- amts) wurde anschließend vermerkt: „Ein
leicht zugänglichen Hintergrundmaterials dringlichkeit verloren hat. Schwerpunkt des Gespräches war die
(Links, Literatur) zur Vorbereitung und „Sehen. Deuten. Handeln. Filme über künftige Ausgestaltung des im Koalitions-
Vertiefung jedes einzelnen Films und An- Nationalsozialismus und Holocaust im vertrag vereinbarten ,sichtbaren Zeichens‘
gaben zum kostengünstigsten Verleih oder Unterricht“ bietet knapp zusammenge- in Berlin, mit dem insbesondere an das
Erwerb der Filme. Außerdem gibt es zu fasste, sachliche und kenntnisreich zu- Unrecht von Vertreibungen erinnert wer-
jedem Film „Beobachtungsaufträge“ für sammengetragene Informationen, die die den soll“ und weiter „Die Bundeskanzle-
Schülerinnen und Schüler, die sich als Ar- Arbeit mit Filmen über dieses Thema rin bekräftigte die Absicht der Bundesre-
beitsblätter direkt aus dem Heft kopieren nicht nur erleichtern, sondern durch die gierung, zügig eine einvernehmliche Klä-
lassen. Den Abschluss macht eine Samm- Arbeitsaufträge auch die verschiedenen rung noch offener Fragen hinsichtlich der
lung grundlegender Links und Literatur inhaltlichen und künstlerischen Dimen- Trägerschaft und der Örtlichkeit unter al-
zu medienpädagogischer Arbeit. sionen der filmischen Auseinandersetzung len Beteiligten herbeizuführen.“ Die „Auf-
Ausgewählt wurden vom Redaktions- mit dem Themenkomplex fassbar ma- arbeitung von Flucht und Vertreibung“ sei
team um Dagi Knellessen und Berit Luse- chen. ww.mut-gegen-rechte-gewalt.de ■ inzwischen „auch durch Arbeit des Bun-
brink inhaltlich und filmästhetisch wert- des der Vertriebenen zu einem breiten ge-
volle Filme, die aber auch praktische Kri- Bestellen: Die Broschüre kann für 3,50 Euro bei sellschaftlichen Anliegen geworden“.
terien wie eine im Schulunterricht händel- der Amadeu Antonio Stiftung bestellt werden. Offensichtlich wird hier festgeklopft –
Kontakt: berit.lusebrink@amadeu-antonio-stif-
bare Länge oder eine leichte Verfügbar- tung.de, Tel.: 030 / 240 886 13. Das Filmheft ist
und das ohne ersichtlichen Widerstand des
keit zum Beispiel über die Landesfilm- ein Ergebnis des Projekts „Zukunft der Erinne- Koalitionspartners SPD – dass nun doch
dienste erfüllen. Im Heft finden sich his- rung“ der Amadeu Antonio Sitftung, das im Berlin Standort des „Zentrums gegen Ver-
torische Spielfilme, die das zeitgeschicht- Rahmen des Förderprogramms „Geschichte treibungen“ sein wird und der BdV dabei
liche Ereignis als fiktionale Erzählung und Menschenrechte“ der Stiftung „Erinnerung, kräftig mitmischen darf.
thematisieren, und klassische Dokumen- Verantwortung und Zukunft“ gefördert wurde. Der vom BdV gewünschte „Gedenktag
tarfilme, die mit Quellen und Zeitzeugen Mehr im Internet: für die Opfer von Flucht und Vertreibung“
arbeiten. www.amadeu-antonio-stiftung.de wird in der Pressemitteilung nicht er-
wähnt, im DOD wird aber hervorgehoben,
dass dies ein wichtiger Gesprächsgegen-
stand gewesen sei.
Der Herausgabekreis und die Redaktion sind zu erreichen über:
GNN-Verlag, Zülpicher Str. 7, 50674 Köln Tel. 0221 / 21 16 58, Fax 0221 / 21 53 73. „Wulff holt Schlesier nach Hannover
email: antifanachrichten@netcologne.de, Internet: http://www.antifaschistische-nachrichten.de zurück“ – noch eine frohe Botschaft, die
Erscheint bei GNN, Verlagsges. m.b.H., Zülpicher Str. 7, 50674 Köln. V.i.S.d.P.: U. Bach der DOD verkünden kann. Die rot-grüne
Redaktion: Für Schleswig-Holstein, Hamburg: W. Siede, erreichbar über GNN-Verlag, Neuer Kamp 25, Rgierung unter Ministerpräsident Schrö-
20359 Hamburg, Tel. 040 / 43 18 88 20. Für NRW, Hessen, Rheinland Pfalz, Saarland: U. Bach, der hatte 1990 die Förderung für das
GNN-Verlag Köln. Baden-Württemberg und Bayern über GNN-Süd, Stubaier Str. 2, 70327 Stuttgart, Tel.
0711 / 62 47 01. Für „Aus der faschistischen Presse“: J. Detjen c/o GNN Köln. Schlesiertreffen eingestellt und so waren
Erscheinungsweise: 14-täglich. Bezugspreis: Einzelheft 1,30 Euro. diese nach Nürnberg ausgewandert. Chris-
Bestellungen sind zu richten an: GNN-Verlag, Zülpicher Str. 7, 50674 Köln. Sonderbestellungen sind tian Wulff (CDU) hat sie nun wieder zu-
möglich, Wiederverkäufer erhalten 30 % Rabatt. rückgeholt und begrüßte am 30.6./
Die antifaschistischen Nachrichten beruhen vor allen Dingen auf Mitteilungen von Initiativen. Soweit ein- 1.7.2007 die etwa 50.000 Teilnehmer des
zelne Artikel ausdrücklich in ihrer Herkunft gekennzeichnet sind, geben sie nicht unbedingt die Meinung Treffens in Hannover. „Eine Bevölke-
der Redaktion wieder, die nicht alle bei ihr eingehenden Meldungen überprüfen kann. rungsgruppe wie die Schlesier, die Opfer
Herausgabekreis der Antifaschistischen Nachrichten: Anarchistische Gruppe/Rätekommunisten (AGR); Annelie Bun-
tenbach (Bündnis 90/Die Grünen); Rolf Burgard (VVN-BdA); Jörg Detjen (Forum kommunistischer Arbeitsgemeinschaf-
völkerrechtswidriger Vertreibung wurden,
ten); Martin Dietzsch; Regina Girod (VVN - Bund der Antifaschisten); Dr. Christel Hartinger (Friedenszentrum e.V., Leip- die ihres gesamten Hab und Guts beraubt
zig); Hartmut-Meyer-Archiv bei der VVN - Bund der Antifaschisten NRW; Ulla Jelpke (MdB); Marion Bentin, Edith Berg- wurden, habe auch mehr als 60 Jahre da-
mann, Hannes Nuijen (Mitglieder des Vorstandes der Arbeitsgemeinschaft gegen Reaktion, Faschismus und Krieg–
Förderverein Antifaschistische Nachrichten); Kreisvereinigung Aachen VVN-BdA; AG Antifaschismus/ Antirassismus in
nach die Solidarität aller Deutschen ver-
der PDS NRW; Angelo Lucifero (Landesleiter hbv in ver.di Thüringen); Kai Metzner (minuskel screen partner); Bernhard dient“, habe Steinbach in ihrer Rede be-
Strasdeit; Volkmar Wölk. tont, so der DOD. DOD 8/07 - u.b. ■

: antifaschistische nachrichten 17-2007 15


: aus der faschistischen Presse
Blattes, Dieter Stein, kommentiert: „Ge-
gen die Islamkritiker muss man einwen-
Zu wenig deutsche Männer wird nicht aufgehen, denn es zeigt sich den, dass der Islam selbst kein gravieren-
Junge Freiheit Nr. 33/07vom 10.8.2007 schon jetzt, dass auch die Geburtenraten des Problem wäre, hinge ihm in einem die
Mal wieder vermisst das Blatt eine „deut- der Migranten der zweiten und dritten Ge- Religionsfreiheit respektierenden Europa
sche Bevölkerungspolitik“: „Inzwischen neration sich denen der Ureinwohner in lediglich eine konstante Minderheit an
pfeifen die Spatzen das Lied vom Ausster- der Bundesrepublik angleichen. oder schlössen sich dieser konversions-
ben der Deutschen von den Dächern, ist willige Autochthone in überschaubarer
die von Geburtenschwund und Einwande- Werbekampagne mit Peter Zahl aufgrund von Mission an. Zum be-
rung befeuerte Ethnomorphose unüber- drohlichen Problem wird die religiöse
sehbare Realität. Wer wissen will, wie die
Scholl-Latour Frage allein, weil hinter ihr eine demogra-
Junge Freiheit Nr. 33/07 vom 10.8.2007
Bevölkerung Deutschlands in weiteren fisch-ethnische Herausforderung steht …
Das Blatt will seine Auflage von derzeit
zwanzig Jahren aussieht, braucht nur ei- Die nichtmuslimische (Noch-)Mehrheits-
19.000 auf 23.000 bis zum Jahr 2011 er-
nen typischen Großstadt-Spielplatz zu be- bevölkerung muss sich statt dessen end-
höhen – dann soll der Verlag schwarze
suchen: Demografisch gehört die Zukunft lich zu einer Kombination aus restriktiver
Zahlen schreiben. Bis jetzt kann das Blatt
einer rasch wachsenden Unterschicht Einwanderungspolitik, die den Nachzug
seine Verluste nur durch Spenden oder
mangelhaft integrierter Einwanderer.“ vor allem aus dem islamischen Raum
Kommanditeinlagen ausgleichen. Für die
Schuld sei Sozial- und Migrationsindus- stoppt, und einer offensiven Bevölke-
Werbekampagne stellt sich neben Alexan-
trie, die die Einwanderung fördere, um rungspolitik der europäischen Völker ent-
der von Stahl, Ferdinand Fürst von Bis-
sich selbst zu erhalten. Ethnomorphose ist schließen.“ uld ■
marck, Prof. Wilhelm Hankel auch Peter
der von Rechtsextremen gebrauchte Er-
Scholl-Latour zur Verfügung: „Die JF be-
satz für den nationalsozialistischen Be- NPD distanziert sich von
deutet für mich, dass es noch unabhängige
griff „Umvolkung“, mit dem die Nazis ihr
Vorhaben bezeichneten, die Völker Osteu-
Geister in der deutschen Medienland- „Schwarzen Blocks“
schaft gibt und Journalisten, die das Risi-
ropas zu versklaven und den deutschen Die NPD hat sich in einer Erklärung ihres
ko eingehen, gegen den Strom zu
Herrenmenschen als Herrscher zu etablie- Parteipräsidiums vom 15.8.2007, die auf
schwimmen.“ Das sollte Anlass sein, den
ren. Neben dem Leitartikel befasst sich ihrer Interseite veröffentlicht ist, von den
Autor nicht mehr in Publikationen der
ein Interview mit dem Bremer Professor „Autonomen Nationalisten“ distanziert.
Linken zu Wort kommen zu lassen.
Gunnar Heinsohn mit dem Thema. Hein- In der Erklärung heißt es: „Das auf außen-
sohn vertritt die These, dass ein statisti- stehende Betrachter beängstigende und
scher Überhang junger Männer Kriege Brüsseler Bürgermeister damit abstoßende Äußere ist nach unserer
hervorruft, eine Behauptung, für den er verbietet Demonstration Auffassung kein Ausdruck revolutionären
den Beleg bislang schuldig geblieben ist. Handelns, denn revolutionär ist nicht der,
gegen Islam der dieses Wort immer gern im Munde
Im Interview erklärt er: „Wenn – wie in Junge Freiheit Nr. 34/07 vom 17.8.2007
Kanada oder Australien und Neuseeland – führt, fast schon bewundernd das Auftre-
nur Leistungsträger hereingelassen und Die islamfeindliche Gruppierung um Udo ten der antifaschistischen Steigbügelhal-
zugleich finanzielle Anreize zur Vermeh- Ulfkotte hat vor, am 11. September in ter des Systems nachzuahmen versucht
rung von Bildungsfernen eingestellt wür- Brüssel unter dem Motto „Stoppt die Isla- und damit selber zum Teil des Systems
den, sähe ich keine gravierenden Proble- misierung Europas“ zu demonstrieren. wird.“ Schon verschiedentlich war nach
me … Da man aber einen anderen Weg Der Brüsseler Oberbürgermeister Thiele- Aufmärschen das Auftreten der „Autono-
geht, wird man in Frankreich und manns hat die Kundgebung untersagt, men Nationalisten“ von NPD-Kadern kri-
Deutschland auch weiterhin jene Getto- weil „die Gefahr besteht, dass die hasser- tisiert worden. Deshalb wollte das NPD-
schlachten sehen, die Amerika erst been- füllten und ausdrücklich islamophoben Präsidium wohl vor den anstehenden
den konnte, als es die Sozialhilfe für be- Botschaften, die … von dem als Organisa- Heß-Aufmärschen klarstellen, wie die
liebig viele Kinder zum 1. Januar 1997 tor der Demonstration fungierenden Ver- Klientel zu erscheinen hat. Die NPD will
abgeschafft hat.“ ein verbreitet werden, die auf diesem Ge- in die Parlamente, will auch Mittelständ-
Also Abschaffung aller sozialen Trans- biet ansässige große muslimische Ge- ler und rechte Intellektuelle für sich ge-
ferleistungen für Menschen mit Migrati- meinschaft vor den Kopf stoßen.“ Die Or- winnen, das zeigt sie gerade auch wieder
onshintergrund und Förderung der „deut- ganisatoren wollen gegen das Verbot ge- in Vorbereitung der Landtagswahl in Nie-
schen Geburt“? Das rassistische Konzept richtlich vorgehen. Der Chefredakteur des dersachsen. Das Präsidium betont, das
System habe doch gerade Angst davor,
„dass sich Nationalisten wie ,Normale‘
BESTELLUNG: Hiermit bestelle ich … Stück pro Ausgabe (Wiederverkäufer erhalten 30 % Rabatt)
kleiden und benehmen“. Nicht von unge-
O Halbjahres-Abo, 13 Hefte 22 Euro
Erscheinungsweise: fähr wiesen „Systempolitiker, Politologen
O Förder-Abo, 13 Hefte 27 Euro 14-täglich und Institutionen verstört darauf hin, wie
O Jahres-Abo, 26 Hefte 44 Euro
,infam‘ nationale Kreise heute agieren, in-
O Förder-Abo, 26 Hefte 54 Euro
dem sie Bürgerberatung anbieten.“ Sicher
O Schüler-Abo, 26 Hefte 28 Euro
auch aufgrund des öffentlichen Drucks,
O Ich möchte Mitglied im Förderverein Antifaschistische Nachrichten werden. Der Verein unterstützt finanziell
und politisch die Herausgabe der Antifaschistischen Nachrichten (Mindestjahresbeitrag 30,- Euro). den die Kampagne für ein NPD-Verbot
Einzugsermächtigung: Hiermit ermächtige ich den GNN-Verlag widerruflich, den Rechnungsbetrag zu Lasten
erzeugt hat, ist die NPD nicht erpicht da-
meines Kontos abzubuchen. (ansonsten gegen Rechnung) rauf, durch „schwarze Blocks“ in die Kri-
tik zu kommen. Abschließend heißt es:
Name: Adresse: „Wir müssen den Kreislauf der Stigmati-
sierung durchbrechen und dürfen nicht
Konto-Nr. / BLZ Genaue Bezeichnung des kontoführenden Kreditinstituts länger zulassen, dass Demonstrationen
zur Eigendarstellung einzelner Teilneh-
Unterschrift mer bzw. Gruppen missbraucht werden
… Hoch die schwarzen Fahnen der Wut,
GNN-Verlag, Zülpicher Str. 7, 50674 Köln, Tel. 0221 – 21 16 58, Fax 21 53 73, email: gnn-koeln@netcologne.de
Bankverbindung: Postbank Köln, BLZ 370 100 50, Kontonummer 10419507
nieder die schwarzen Kappen der Ver-
mummung!“ u.b. ■

16 : antifaschistische nachrichten 17-2007

You might also like