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^PPofop^ie. 2)er SSerfaffer btefe§ Keinen 2Ber!e§ Jat nun ben SSer,f«d|
raurben au^er ber ©efd^i^te ber ^|ilofop|ie üon 9flitter: §uBer, bie
5öer bie ©c^wierigMten !ennt, mit benen lia^ ©tubium bev Sßcr!e
be§ l^t. Sluguftinuä §u ringen |at, rairb üortiegenbe ©(j^rift mit ^a6)s
ft(^t Beurt|eiten.
Seite
1. Stügemeittc e^ardtcrljil! . . 1
Sirittcr XW.
Vierter ^|etL
Seite
irfler f feif.
2)ai3 ^rittci)) ber Sluguftimf^cn pöofo^i^te.
§1.
51 Ug me e t u e S r;a r a ! t e r i [t i f
nig. 5ltte [eine fe§r §a^Irei(j^en Schriften geben 3^^9"^6 »^n einer
©d^ärfe unb 2;iefe ber ®eban!en unb von einer ^beolitot ber 5lnffafjung,
bie nnr au§ bem inneren eineä genialen^ tief finnigen ©eifteS unb eine§,
nu§. S'^n l^at feiner errei(!^t, njenn aud^ bie meiften etraaS unb üiete§
aubere raol^nen.
@r entfaltete eine großartige Söirff am!eit auf bem ®ebiete ber '^^0i
logie, inbem er ntij^t nur bie 3Ber!e oieler feiner (j^riftlid^en ^ßorgdnger
unb oielfcitig auägeftaltete. Unb ^babei ift e§nid|t bloß btefe ober jene
Se|re, burd^ bereu SluSbilbung fein IRame für bie (^ntroicflung ber fol*
umfponnenbe unb üerarbeitenbc @eift, ber ii^m bie ©teKung in ber ©e*
fd^id^te ber fird^lid^enSt^eologie gibt, baß in. il^m bie Sl^eologie ber
©torä, 1)1. StuguftiKUS. 1
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^4!
ftc]|t er. bcn -größten SD.en!crh'b,cr,. atien/rote ber- neuen ^^^t- ebenöüi'ttg fl
jur ©eiie unb l^Qt al§ -|ol(^er ainä^ in bev ©efci^t^te ber ^l^ttoj'opl^ie "'
@{^ unb (Stimme, bie x^m, toie diitttv fagt, feiner, ber i^n fennt, vtx^
'
roeigern wirb, ^el^tt e§ Öet t!^m aud§ an einem ü6evfid^tli(|en 3^^- '
'1
fammenl^ang unb einer ft)ftematifd^en 5)arftellung feiner ^|ilofopl^ie,
"
^ jo geigen feine ©d^riften bo(^, ha^ er nii^t nur bie griei^ifclje SööeltraeiSs r
\x6) aufgenommen unb perarbeitet l^at, fonbern ba^ aud^ bie Unioerf atitdt
feiner i5orf(|ung faft alle bie Probleme in il^ren 35erei(| jog, mit benen " •
bie forf d^enben ©enfer oor unb, nac^ il^m befd^dftigt waren; fie geigen,
fein ^ntereffe unb feine jltaft in Slnfprud^ nal^men. Slltein bie ga!§l=
mußte. 5öaä man i^m guroeilen gum SSorraurf mac|t, ift bie oft raieber^
nod^ gu fel^r im ©ud^en begriffen raar, momit er benn au(^ felber fid^
^entfd^ulbigt, raenn er fagt, baß baä «Sud^en mel^r rebe, alB ha^i^in'btnK
'
irt fid^ tJevetnigte.' 8ei feinem ^irc^cnle^tef -ffttb, wie bei i^ttf, gnteffigens
Ißerftonb üertor jt(^ ni(|t in teere (Specüktion ,' in fatfd^c ©pt^ftnbigfeit '
baS i^tt auf bem 23oben concreter 3Bir!ti(j^!eit feft^ielt, bie ®tnge toeit
inniger al§ mit bem STuge be§ $8erftanbeg erfaffen X\t% unb il^tt in eine
Tiefen, foraobl bie ©c^otaftif, welche gegen ba§ (Snbe i§rer ©ntwicflung
immer mel^r einer gemüt^^Iofen 5Diate!li! üerfiel, al§ aucl§ bie ?D^t)fti!,
gegriffen unb me|r einfeitig fortgebitbet. 2Iu§ biefem ©runbe finb auc^
%x^t% ift Jebe roa^rl^afte geifttge ®ri)^e nid^t t)on Slnfong on fertig,
fonbern fie mu^ fid^ erft entwidfeln im ^ontact mit ber Slu^enraett.
®ie^ gitt in* befonberem ^iHa^e oon 3(uguftinu§. ©ein ©etft entroidfettc
fid^ miim m Särm ber großen Sßelt unb fein ©emütl^ warf ibn in bie
ftürmtfd^ftcn äSogen be§ ßebenS. 2Bie er auf ber Söal^n be§ fittlld^en
Tiiffen ju Mmpfen. Slber gerabe l^ier geigte fid^ W ®rö^e feineS ®eifte§.
3ßa§ eine geroö^nlid^e Statur erbrürft ptte, ^i^^ reijte nur ben Sßibers
ftonb ber feinigen um fo kräftiger, fo '^^^ i^m jebe SGBunbe gur ©tärfung,
jebe Sf^ieberlage gum ©iege üerl^elfen xm^Xt. 3ßenn bie -^^ilofopbie, fagt
ITt^^riffon, ein ©ud^en nad^ 3öa!§rl^eit ift, fo gab e§ ntemalä etuen pl^t^
:to[op|ifd^crett'^opf-,at§*J5(uöu|tm^/> kleine ^ aÜm '
-X';?
-l^ett. 2t mtfjv 2vx(f)m unb- ©ünbe il^re (^effetn um il^n.TOarfen, befto '.-'
öerfd^iebenen ^rrtpmer feiner ^dt unb fül^rte i§n mit ben geiftigeu
Söaffen, auf bie er fi^ im 9fling!ampf mit ben eigenen Si'^tpmern auf^§
iöefte eingeüöt l^atte, um ber SSai^rl^eit, wie in feinem eigenen Settern;,
für alle leiten be§ ©afeinS erfd^lo| unb ii^n nid^t abftroct, fonbern au^
bem SeÖen l^erau§ ben!en tie^. So mürbe feine S[Bettanf(5^auung nid^t
iin 2GBer! beä bloßen SSerftonbeS, fonbern auc!^ eine§ Dietßemegten @cs
§2.
2)er intellectuelle ©ntmitfelungSgang be§J^l. STuguftinuS.
fagt,' beit SJlamctt beS @rl(o|cr§ J^dÖc fd^on fem' ^arteä ^er^ mit ber
•
ti)luttevmt((| cingejogen unb eS l^aB'c i^n-tief feftge^alten. 3Ba§ tmmet
tiefen ^flamen ni(|t entl^ielt, formte il^h ntemalä böHig J^inrei^en, toenh
ftreute^. ®urd§ bic §tnga6e an ba§ ©innlid^e würbe fein üon 9'latur
au§ fd^on rege§ ^p^antafieleben nod^ gefteigert unb oerlor jeben ^üg^dK
'
^ßectöre unb hk^ gab feinem ©eifte eine anbere 9ftid^tung. 2öa§ i'^n an*
^og, raar nid^t bie gorm, fonbern ber ;3nl§alt btefer ©d^rift, in melc^er
tier ^^!^i(ofop^ie |o^e§ Sob gefpenbet unb Ut SSeifung ertl^eilt wirb, beim
frei gcmad^t ift, fid^ al§ ^m^ix unb SSerel^rer ber 5|S:^iIofop|ie', bie ja
bo§ Streben nac| Sßeiäl^eit ift, §u erraeifen. Sin ber Scctüre biefcr
<Sd^rift entjünbete fid^ feine Siebe jur 3Beis:^eit. (Sine l^ei^c ©el^nfud^t,
ein begeifterteS SJerrangen, fid^ über bie finnltd^en S3egierben unb el^r«
geizigen SSeftrebungen, bie fein §er§ roo^l erfüllten, aber nid^t augfüttten
"
unb befriebigten, jur wa'^ren ^-rfenntml unb Sßßeiäl^eit gu erl^eben*. .
für '\ia^ 33ebürfni§ nad^ 3öa|r|eit, ha^ fid^ fo mdd^tig in il^m regte,
"'*3Jlunbe, äufantmen mit ber Don il^nen oft mieberl^otten SSer^ci^ung, ba^
fte im <Stanbe feien , \}k Sfßal^rl^eit mit^utl^eilen *. Sßeld^e Slnjie^ungSs
'
fraft lag l^ierin für einen 3u"öW«S/ ^^^ ftofjen ®eifte§ nac^ ber SSSai^rs
l^eit fragte 1 Slßer gerabe bie mani(|äi[c[jen 2ln)(^auungen, bie i^n mel^r
ar§ neun ^al^re gefangen l§iellen, griffen tief in feine geiftige ©ntroiiftun^
©r l^ungertc unb bürftete nac^ ber 2Sal^r!§eit unb bie ^anidjaer ftettten
il^m gur ^flal^rung feineg ©eifteä nur ^pfiantafiegeBilbe üor. gern öon.
ber 2i5al^rl^eit, fern t)on @ott, irrte er in jenen leeren ©inbilbungen roie
^
in ber grembe uml^er unb fanf immer tiefer, weit er W äöaljrl^ett ntd^t
;. mit jenem ©r!enntni§üermögen fud^te, burd^ weld^e^ fi(| ber ^en\^ not
-
bem" St^iere auä§ei^net, fonbern mit bem nieberen telMid^en ©inn, üon
'
'
hcm fein an bie ©innlid^feit l^ingegekner ©eift gefeffett raar , weit mit
mit lebl^aften garkn. ©a fein tei6lid§e§ STuge nur öiä §unt ^örperli(j^en
reidpte unb fein geiftigeä nur 6i§ ^u finntid^en ^l^antafiegeBitben, fo fud^te
er aud§ ®ott nur in fotdf) etteln ©eöitben ber ^pi^antafie unb mar nid^t
, erfennen. Unb menn mir bie , Sßafjrl^eit mit ®maU in bie Wugen
f^)ringen tDoHte, fo manbte fid^ mein fd^manfenber ®eift t)on fotd^er uns
,
-
forperlid^en Sfiealität wieber $u förpcrlid^en IXmriffen, garBen unb eyteus
'' *".
'!bnnte,-foJ meinte -{^ f. m^^^^ 5U fönnen.''
l^alten, qI§ annehmen, ba^ id^ nid^t baSfelBc fei, raoä \i\x. Öift. SDe§l^al6
bem, n)a§ roeber in bir nod^ in mir nod^ in bem ^örperlid^en roal^reä-
n)ui;be." ^ ^a i^m enblid^ auf biefe äöeife ®ott boc^ niemals al§ etn)a§
-
gu ©Ott ^inraenben roottte, in feiner Sßeife einen ^alt unb feine innere
Seere brängte fid^ il^m erfd^redfenb unb dngftigenb auf. „2ltte§ roar mir
eiu ®reuel, felbft ba§ Std^t, unb SlUeg erregte mein ^Uli^faffen unb meinen
§afe, Mögen unb 5:|rönen aufgenommen: in biefen attein fanb-id^^^
einige 9flu|e. ©obatb aber mein §crg baoon abgezogen raurbe, fo laftete
bte gan§e fd^njere S5ürbe mieber auf il^m. 35et bir, o ^err, ptte e§,
(Erleichterung unb Teilung fud^en folfen; id^ raupte e§, aber ic^ raollte
Ort, wo id^ nic^t fein unb nid^t n3eg!ommen fonntc."^ SDen Sßeg ju
©Ott unb ju fid^ felbft fonb fein ©en!geift nid§t mel^r. „2öo war id^,
al§ id^ bid^ fud^en wottte? SDu warft Dor mir, id^ aber mar fogar-üon
mir felbft abgeirrt; id§ fanb mid^ felbft nid^t, um wie niel weniger
bt^!"*
Sllä Slugufttnuä nad^ unb nad| bie fid^ il^m aufbrängenbe innere
".:; '§a,ttIo[ig!cif ber ' mani^Stf ^cn '$|antafi'c9eBir^'e '^tmme.t, :bitrtU$er .erfannte, -
'
[ägtc er fi^ ,t)on il^ricn fo§ unb jc^ctittel. b'aun'/mit*S3ttter?e{t auf biefe.
erft ber ^i^rtl^um erf annt, bie -Sßal^rl^elt bagegett nod^ nici^t gefunben «nb
5(ugufttnu§ im bitteren ©efötjt großer ©nttäufd^ung nalpe baran, an
äffer Söal^rl^eit ju üerjnjeifetn. SDie naturlitj^e §oIgc biefer ©emütp?
ftimmung rcar, ha^ er fic^ imä^\i gur f!epti[c^en g5|ilofop^ie
ber neueren 2(fabemie, welche gegen bie auSfd^raetfenbe ©peculatton be§
S)ogmati§mu§ reagirte, l^tngejogen fül^Ite. (S§ fam i^m offmä^tic^ ber
«tib \)m (Bai^ aufgeftellt Ipotten, ber SKenfi^ !önne feine Sal^rl^eit finben ^.
bic^ au^er mir unb fanb nid^t ben ©ott meineä §er^en§. ^^ mav U^
auf ben ©runb be§ ^eerei gefunden unb oergagte unb »er^meifelte, Ut
Söal^rl^eit p finben/'* JRuleloS fd^roanfte er l^in unb !^er jraifd^en
ben 5(6grunb beS 3^'^t'§«nx§ für(^tete unb in biefer ^^v:>^h^ be§ ßwJ^^f^tä
fonnte er nur fd^mer baju gelangen, fid§ von ber SSalprl^eit einer p^eren,
raol^l nur einlabe unb ' att fein «Seinen p i^m l^tnri(|te , aber il^m nie
gönne, il^re l^immtifd^e ©eftott o^nc ^yurd^t üor i^rem bämonifd^en SDoppel^
bemiferl md§t§ ©eroiffeS alfo, raaS ha^ Seben beftimmen foll, !ann ge*
©emi^^eit l^aben, wie er fid;er mar, ha^ fieben unb brei gtei(| jel^n
^.
finb
ber %^at oon feiner 'Bdk einer großen (Energie be§ S)en!en§, um ben
guftetfcn wu^te — benn e§ f(^ien mir, al§ gäbe e§ !eine anbere Sftealis
tat au^er biefer — , bie|3 war eben ber größte unb faft einzige @runb,
ba^ id^ mi^ meinem 3^rtl^um nid^t entwinben fonnte."* „2Benn i^
mir eine geiftige ©ubftanj mk benfen fönnen^ fo wäre fogleid^ i^r
1 Ibid. VI, 4: Neque tarn insanus eram, ut ne hoc quidem (quod Sep-
tem et tria decem essent) putarem posse comprehendi.
2 Ibid. VI, 11.
8 Ibid. VI, 4: Volebam enim eorum, quae non viderem, ita me certum
fieri, Tit certus essem, quod septem et tria decem sint.
* Ibid. V, 10.
^dtte mit il^rem 3i^i''t'^«ni gänj(i§>- gcbrod^en;^ allein id^füermod^te-eS
mä)t." * ©r- Mxmoäjk al§, etn)d§ 2§Jefen'^afte§'itui"b'a§ ju benfen, .toaS
menfc^tid^er ®efta(t, alTein wie er anbcrS t|n benfen foUte, leud^tete i§m
nid^t ein.
fagtc er, „roagte i^ e§, mir eine SSorftcttung üon bir ju I>itben, unb
l^ielt bid^ an§ »otter innerer Uekrgeugung für unüergdnglid^, un*
tJerle^öar unb unneranberltd^. 5Denn ol^ne gu wifjen, n)e§l^ol6
unb TOie, fa| idC) bod§ flar ein, ba§ ba§ 35ergangti(|e geringer fei alä
ber manid^äifd^e ^rrti^um Ü6er ben Urfprung ber (Sünbe, il^re Seigre öon
ber 33efämpfung be§ guten 5|Srincip§ unb ber ^UJifd^ung feiner Sll^eile
mar fie in bid^tem ©ebränge mieber ba, marf fid^ auf meinen ^M unb
umbüfterte t^n, fo ba^ .id^ fetbft }ene§ Unmanbelbare unb Unoergdnglid^e,
menn audp nid^t unter einer üyienfd&engeftatt, fo bod^ al§ etmaä ^orpcr=
par ein oölligeä 9^id^t§, nid§t blofe eine fieere. ^^ l^iett bafür, boB
oIIe§, n)o§ nid^t burd^ S'ldume fi(| au§be!§ne ober Staum befaffe, ftbers
l^aupt gar nid^t fei. 5)enn ben formen, in benen mein leiblid^eä 9lugc
fid^ erging, entfprad^en bie S3ilber, in meldten mein 3nnere§ fid^ bewegte,
unb id^ ernannte nid^t, mie eben bie ^raft (bie Seele), mit meld^er
id^ jene finnlid^en 58itber in meinem ;3«neren formte, nid§t§ Körper«
1 Ibid. V, 14.
wm^^m^^^m^mmßmmi r/-^»;f'>/<f-&*-r
!'
S3iiber aiiägeftalte/ .@o badete; ic^ .b,ic^; ^Sebenimemeä' ßeßen§ njett auä=
au§gcgo[fett, fo \ia^ @fbe unb '§tmmet unb Slllcä t)on btr erfüllt [ei unb
in bir feine ©renge finbe, bu aber nirgenbS. ^ie aber bte ßuft über,
ber ©rbe bem Sid^te ber «sonne nid^t wel^rt, \)a^ e§ burd^ fie l^inburd^s
fh'a^lt, fie burd^bringenb, fo, glauöte i^, fei ni(|t nur bte Äörpertid^fett
be§ ^immelä, ber Suft.unb be§ ^eere§, fonbern aud^ W ber ©rbe für
bi(^ burd^bringbar unb burd^ alle il^re grojjten unb üeinften S;^ei(c gcl^eft
'
StuguftinuS nermoddte e§ nod^ nic§t, ®ott aU etvoa^- ^mmac
tcrielleä ju bcn!en. S^befe, roar er nur einmal gut Heber jeugung
gelangt, ba^ ®ott unoerfel^rbar, über jebeä 3Jerberbni| erl^aben fei, im
©egenfa^ gum ^DJanid^äiämuä, beffen ^^antafieen non einer SSermifd^ung
ba§ S3öfe ftamme, unb biefe gragc ma(^tc t^m fd^tueve ^ein, ol^ne ba^
er axi^ fid^ felbft gur klaren ßofung berfelbcn gelangt raäre 2. ^n bicfer
©a^rung, in biefem klingen feine§ ®eifte§, fid^ au§ bem 33onn*ber finns
lid^en 3Sorftellungen §u einer geiftigen 3luffaffung ©otteä unb feiner eigenen
(Seele ju erf d^raingen , l^örte er in ^D^ailanb ben l^l. SlmbrofiuS, beffen
iJorm richtete er jebod^ batb feine SlufmerffamMt auf ben ^ni^alt, fanb
fid^ immer mel^r sum (5l§riftent§um l§inge§ogen unb fd^lofe fid^ cnblid^
ben .^ated^umenen an. 3lber nur allmäl^lid^ unb burd^ üiele SlJermitte*
lungen l^inburd^ fonnte fein ftolscr, wenn gleicl) burd^ innere .Kampfe
ni^ für ha^ ^beale. (Sie förberte il^n in feinem 2lufftreBen ju geiftiger
brang i(| in mein ^nnerftcS ein.. §ter f(|aute i^ mit bcm Slugc meiner
@eele, wie ßefd^affen e§ au(J^ fein mod^te, Ü6er biefem Stnge meiner
©eete, ükr meinem (Seifte, \>a^ unnjanbetöarc ßid^t @otte§, nid^t biefeS
gett)öl^nti(^e, hem finnlid^en 5luge jii^tBare Sii^t; nein, e§ mar ein ganj
anbere§, üon biefem roät nerfd^iebencg 2ii^t. STndl ftanb e§ nii^t |p'
nber meinem ©eifte, mie etma ba§ Oel ü6er bem SßSaffer ober mie bcr
^immel uöer ber ©rbe (nid^t röumliij^), fonbern e§ war pl^erer Statur,
iüeil-eg mi^ erjij^uf, unb id^ niebriger, meit id§ fein @efd§öpf Bin. SGßer
©ein l^abeft, weit bein ©ein immer ba§fe(6e ift, in feinem Streife unb
in feiner S3eroegung balb fo ßalb anberä , unb ba^ alle§ Uebrige burd^
hi^ beftel^e." ^ „©o ermad^te x<i) in bir iinh fd^aute bidp in anbercr
Unenbtid^feit. Unb id§ feierte meinen 231id^ oon bir ab unb fa^, ia^
Sllleg bir 'fein ©ein uerbanft unb bo^ 5J(tte§ in bir begrenzt ift, aber in
fdieinungen oermittetn (bem inneren ©inn), unb uon i^ier raieber §um
S)en!öermögen, hem cg jnftel^t, au§ ben finnlid^en SCöal^rnelpmungett Urs
t§eite 5U bilben. $Da aber avi^ biefeä SSermogen fid^ in mir at§ Der«
önberlid^ er!annte, crl^ob e§ fic^ bi§ gu feiner 3nteUigen§ unb entzog
' SDte[e (Sr^ebung be§ ©eifteä §u ©Ott auf @runb jener fRMk^x,
Jener 3Sertiefung in fid^ fetbft, begeic^net ben entf(|eibenben S03eubepun!t
ber ibeeffen, inteKigibeln @r!enntni§. ^an muB fid^ bie ganjc ©ntroicfes
lieben [trebte, unb ftd^ einen ^Begriff ju ma^tw üon bem Sßonnefc^auer,
§oi§e, fagt iBinbemann, fal§ fid^ fein ®eift, ber biSl^er nur \ia^ finntid^
©rfaffung ®otte§ at§ ber eraigen, unroanbelbaten SGBal^rl^eit, atä be§ ben
^erjenS quellen; ^ier fanb er jefet bie 9ftul^e ieine§ @eifte§, nadfj rotU
üon jebem !örperlid§en 2&efen, aud^ üon bem lid^teften 5teti^erljauc§ viXf
fd^ieben, be§ ©eifteS, ber, in fid^ felbft jurücfgefe^rt, mit bem 5luge feiner
vernünftigen intelligent \ia^ eroige SSBefen ©otte§ al§ bie innere, allfe§
^ibtn fpenbenbe 8onne fd^aut, burd^ bereu erleud^tenbe S^een ii§m ein
1 L. c. c. 17.
fogar aü§ bem' f(j§nJdtt!ettben;:@viegeFber/@mnchn)ctt:bietcn)i
banfcn ®otteä ju ctttncl^mett gegeben -tft.' Sluij^'bte' Üd^tefte ^JJateric
ex]^kn i^m |e|t in tieffter Untcrorbnung unter- bie (Sinl^ett be§ unförjjers
Itd^en SSefenä ,
feine§ ®eifte§ , beffen Urgntnb er BeBenben Hufbltc!§ in
ernfteS 8tre6en nad^ Sßal^rl^eit nid^t üergeötid^ fein fönne. ©iefe Ueber*
geugung wav gubem au§ feinem unterbeffen n)ieber!el^renben religiöfen
lung ber 9[öal§r§eit ben 2ßeg gu bal^nen. Un'o inbem er fid^ biefer SDen!*
geäußerten Stnfid^t, baß bie ©tifter ber neueren Slfabcmie, aU fie fa|en,
ßöfung beg diat^\d§, bas il^n fo lange beunrul^igt '^atk, al§ er von
ben pantl^eiftifd^en SSorftellungen be§ ?0^anid^äi§mu§ be^errfd^t war. ©r
er!onnte jet^t, baß ®ott, ba§ abfotute, feinem SCßefen nad^ unwanbclbare
©ein, ba§ unbebingt ©ute fei, burd^ ha% atte§ anbere ©ein bebingt
ift. SDiefe S-r!enntni| gab i|m STuffd^tuB fomol^l über bie SOergängtid^s
feit be§ irbifc^en SDafein§, al§ aud§ über hk, üom begriff ber felbfts
in ben üottftcn ®egcn[a^ gegen- bie'manid^aif^e- 3tuff äff ung be§ S3ö[cn*.
ten unb i^m eine l^elle SluSfi^t auf \ia^ diti^ ber Sßa^r^eit eröffneten.
le§ nel^men, jöl^tt gu i!^r au^er Pato ben 51Criftotele§ unb bie 3^euplas
tonüer unb fpenbet il^r gro^e§ ßoB. .^eine 5pi^ilofopl^enf(j^ule, fagt er,
üorgujiel^en finb^.
§ 3.
weit begann unb auf ber §ö^e ber religiöäsgeiftigen , d^riftlid^en Söelts
unb ben ^rieben, ben er felbft im ^efi^e ber SBal^rl^eit gefunben l^atte,
tigen 2Beg gefunben, ber jwifd^en ben stippen be§ ©nofticiämuä unb
@teptici§mu§ ^inburd^fü^rt, fo rüd^te er je^t U^, wa§ er burd^ eigene
,
,@rfal^rung ali ba§, raal^re,- ^eUniittet ermahnt ''^qtte ' alä ®runbgeban!en
feiner Seigre in ben SSorbergrunb.- , .
33oben ber SSöirftid^feit oertoffen unb ft(| in \iQ.^ SiraumgeBiet ber ^pi^an^
tafie nerirrt l^atte, einer ©peculation, xot\6^t ben SDenfgeift qn bie Mo^e
a^lealität be§ ©innenfdffigen üfierUeferte unb für 'titxi §all ber (Snttöus
ju eröffnen, bie nid^t oX% ein erträumtet JReid^ ber ^§antafie, fonbern
oB m roa^r^aft "Rtalt^ dn ftd^ereä ^^unbament für 'ak Sßiffenfdjoft
bietet. 2luf biefelöe geiftige Innenwelt mu^te er aud^ gum <^^\x%t gegen
jmar ber ftnnUc|en Sßa|rne^mung entgiel^t, \i(i^ aber barum nid^t minber
tt)a|re Dlealität '^oA, beffen jRealitot un§ t)ielme|r unm it telb a r gerai^
unb über ieben Sw'eifel erhoben ift unb ba§ au^erbem bag fidlere gun?
bament bilbet, t)on rao auä fid^ ber meufd^Uc^e ©eift gu bem über il^m
'üOi'i^ ber SDenfgeift üon ber ftnnlic^en (Srtenntni^ abftral^irc, fid^ in fic^
felbft oertiefe unb auf fid^ fetbft, auf fein eigenes innere reftectire, um
ba ben fidleren ©runb §u finben , auf \>tm bie roal^re 3öiffenfd^aft, bie
gegeben njerben, bamit er |ter gleid^fam erft feften ^^u^ faffe, um bann
üon l^ier au§ fid^ gu @ott ju er^eben^. @ei^e atfo ntd|t nad^ m'^tn,
feiere in bid§ felbft jurüdf; im ^mzxn be§ 3)lenfd^en wo^nt 'ük SCßa^r*
1 Retract. I, 8: Prius sibi ipse homo reddendtis est, ut illic quasi gradu
facto inde surgat atque attollatur ad Deum.
2 De Vera relig. c. 39: Noli foras ire, in te ipsum redi, in interiore
homine habitat veritas; et ai tuam naturam mutabilem inveneris, transcende
et te ipsum.
in Mner 3öet[e, n)etd|e ^te- brausen'' Jucken
*.' ?)ie SSa^r^eit iift ^nnerh
be§ ®eifte§ fud^en, bd§ ^ct^t^ben teftanb at§ 'gü^rer '^ur ©r^enntni^ '-
©otteg geßraud^en, wosu oUerbingS nur ein kleiner %i^dl ber SO^enf^en ^ :
eä fetBft au§, bafe biefer ©ebanfe oon ber 9tü(Sfe^r be§ ®eifte§ in fic^
felbft ber ®runbgeban!c feiner ©pecutation fei ^. SDal^er feigen wir benn ^ ;
.aud^ gteid^ in ben erften @d^riften , bie er Batb na(| feiner Mel^rung
üerfafete, roie feine gorfd^ung t)orl^errfc|enb nad^ innen gerid^tet unb ber '
>
®fepfi§ nad^geraiefen , ba§ ber ^OfJenfd^ int ©tanbe fei, Sßal^reS ju er? ,"
j
üöer \iCi^ Sßefen ber ©eelc unb fud^tc in ber ©ell6fter!enntni§ ben SXÖeg "J
'
jur SGBal^rl^eit nid^t nur gegen bie afabemifd^e 5p:§i(ofopl5ie, fonbern clvl^ <
wie in ber ©d^rift nöer bie tlnfterÖIid^Mt ber ©eele ift er Bemüht, in • •
<©t^rift im ^eimc entl^alten ift, baS l^at er in ber ©d^rift „üBcr bie
©rö^e ber (Seele" raeiter unb tiefer enttt)i(felt.
SDa§ ©nbjiel ber pl^ilofopl^if d^en ©peculation ift für ii^n W ma|re
®r!enntniB ©otteä*. SDie grage nad^ bem unfein unb SSSefen ®otte§
tritt, raie rair gefe^en, in ttm 9fiingfompfe feineS großen, tiefkgaBten .
'
®eifte§ mit ben S^^^tP^^ern feiner ^t\t al§ bie erfte unb Öebeutenbfte
m l^öd^ften ©inne ift il^m ®ott. SDiefeS ©ud^en nad^ ber Sßal^rl^cit, -
veritatis, ad quam
modo perveniunt, qui foris eam quaerunt. Epist. 115
nullo
ad Nebrid. Confer et ad tuum animum et illum in Deum leva, quantum potes.
:
2 De ordine II, 11: Ratio est mentis motio, qua duce uti ad Deum —
intelligendum vel ipsam animam, rarissimum omnino genus bominum potest:
non ob aliud, nisi quia in istorum sensuum negotia progresso redire in semet-
ipsum cuique difficile est.
' De quant. anim. c. 28 Libenter in eo sermone demoror, quo admone-
:
tur anima, ne se ultra quam necessitas cogit, refundat in sensus, sed ab bis
potius ad se ipsum coUigat et repuerascat Deo.
* Conf. X, 1.
Sporte, au§: „^üv hi^ l^afi hn «nS gefd^affen unb unrul^ig tft unfer
§erg, 16i§ e§ r«l§t in biv." * SDte[e§ @ottfu(|en tft für il^n ba§ ©runbs
tl^ema ber gangen ^$!§itofopl^ic, fofern biefc überl^aupt ein ©U(j^en m^.
^a^x^üt i[t. 3^^^^ ^^ttnt er wol^l bte ©tnt!§eilung ber alten ^!^iIo*
fopl^ic in ^l^fü, fiogif unb ©tl^if, akr er folgt niiJ^t htm ©ange, ben
fie. üorfd^retÖt; er tft t)ie(me|r ber Slnftd^t, \)a^ biejentgen ^!^iIofopl§en
oerftanben l^a^en, vod^t bie Slnfid^t üon ©ott l^atten, ha^ in ifjm bie
Urfad^e alle§ 6ein§, ber @runb aller ©rfenntni^ unb W Orbnung atfe§
lÖebenä \\^ finbe, \)a^ er fei ber Url^eÖer ber gefd^affenen SDinge, ha§
Sid^t affer @r!enntni^ unb ba§ 6:nb§iet affeä S;i^un§, H^ pcS^fte ®ut,
ba^" ber ipi^ilofopl^ fomit ©Ott fud^en muffe 2. ©eine gorf(^nng l^at
?lffe§ betrad^tet er in il^rem ßid^te; ben 2Bert§ uon Slffem Bemi^t er nad^
[einem SSerpttnife ju ©ott. ?D^it einem Sßorte: [eine ^l^ilo[op]^te ift
fd^ung, mad^t alfo ha^ ©tre&en nad§ biefer ©rifenntni^ ha§ raa^te 2öe[en
ber 5ß]^iIo[opl^ie au§, fo beftimmt fid^ i^iernad^ ber 25egriff ber ^p^ilo-
fop^ie ßiebe pr SßeiSl^eit ober ©treben nadp SBeiSl^eit ift. 2öa§ aber
ift bie Sßei§]§eit? SDie «jS^itofop^en befinirten biefelbe alg 3Biffen[d[;aft
»on ttn gottlid^en unb mcnfd^lid^en SDingen. Mein biefe SDefinition ift
5U raeit; fie ift fo §u t^eiten, ba^ bie SGßiffenfd^aft non ben gottlid^en
'•
'
akr ' btfS 9)ieific\bdt)0tt ift" eitle§ ntnb'1il6crp[ftge§'iBtf^^^ ober btent '
*.
fogar< jnr SBefrieblgung f(JöMid^er S^teugicrbe ' 2öcr blo| fotc^e -SDingc'
getetnt l^at, fann m^l a(§ ©ete^ttcr gelten, aBer'tocifc fann er m^i :
fein ''. ©itelfeit ift e§ [ogar, jt(i§ laut $ü ben irbij(^en 21Btffenf(3^aften su
.befennen unb fic 5« leieren, avL^ mm' man fie voivtli^ fennt^. 3öir
«nb IXnfi^tbaren aufftetgen unb un§ pten, bafe mir nlc^t ben anderen
innere f(j^auen unb burd§ W ^*rlfenntn{§ unferer felfift, bie beffer ift
meld^er ^l^t)fi! genannt mirb, l^at fomit nur infofern maleren Sßert|, al§
fie un§ ^ur ©rJenntni^ ber gottlid^en ©inge oerl^ilft, unb nad^ SßeiS^ett
ftrebt ber ^enfd§ nur in bem ©rabe, al§ er fid^ ron ber ©rfenntni^
ber fid^tißaren SDinge gur ©rlenntni^ ber gottlid^en erl^ebt, oon bem
cmpirifc^ ©egebenen ju feinen ^rincipien, ben gottlid^en 3^een, unb t)on
5Dag ift eben, mürben mir fagen, ber ^l^ilofopi^ie eigen, ha^ fie
.nid^t bei bem empirifd^ begebenen ftel^en bleibt, fonbern alleä @r!ennbare
au§ (5'inem pd^ften ^^rincip §u ernennen unb §u begreifen fudpt. Slttein
nad§ 3luguftinu§ ift bie ($rfenntniJ3 ®otte§ al§ be§ pd^ften 5]^rinc{p§
aller ^inge, nid^t eigentlid^ ©elbftjmetf, fonbern mir fotten ©Ott er=
que redegerit, eruditi nomine dignissimus, non temere jam quaerit illa divina,
non jam credenda solum, verum etiam contemplanda, intelligenda atque
retinenda.
2*
20
' -. ^ ::'; ;J@tjict5EMC
l^aBcn, inbcm c§, ~n)cnn jcbcS natürUd^e. ^(StveB'en auf ein @ut unb. burd^
bie[e§. auf ®lü(lfcttg!ett aB§ie(t, m^^ bcm |od^ften< ©ute ftreßt unb in
biefem feine mal^rC; pd^ftc ©lüäfetigfeit etfel^nt. $Da|er ift (Sott fel!6ft
bie 2ßei§l§ett, na(j^ bcr bie wallte ^l^Uofopl^te ftre^t, unb bev toai^re
ip^irofopl^ ein ßtcB^aber ®otte§. S)a§ pd^ftc ®ut, faßt Poto, ift ©Ott,
unb be|l^al6 roitt er, ba^ ber ^l^tlofopi^ ein ßieöl^aöer ©otteä fei, bamit,
.roett bie ^l^itofopl^ie auf ba§ gtüdfefige SeBen aß^ielt, im ©enuffe ©otteä
gtütf feiig fei, wer ©Ott tie^t^ ^cnn ba§ §ei*s ift ber 3Jlenfd^ unb
begl^atß ift \>k wa^re (Srfenntnife mit Siefte öerBunben unb liegt in ber
wahren ©rfenntni^ ©otte§ für ben ^iKenfii^en 3ugtei(| bie OueKe ber
®lü(ffeliglfeit, bie benn in ber %^at an^ \ia^ eigenttid^e ^id unb ber
^nbpedf bcr Stl^attgfeit aller 5ßl§ilofopl^en roaxK Sßer sur wal^ren ®r=
®ut ernannt unb feftge^alten n)irb, ha^ ©ut, beffen 33eft^ un§ Befetigt K
S)iefen 6tntt l^at }ene§ Sßort: SDu |aft un§, o ©ott, für bid^ gefc^affen
unb unfer ^er^ rul^t m^\, Bt§ e§ ru!§t in bir. 5Die @r!enntni^ ber
irbtfd^en ©inge unb bie Siebe ju biefen fann bie menfd^lid^e @eele nid^t
Befriebigen; nur in ber ©rfenntni^ ®otte§ unb ber burd^ biefe »ermittelten
ßieBc ©otteS, in ber fte ©Ott geniest, finbet fie bie raal^re JÄul^e unb
©lüdffeligfeit il^re§ §erjen§.
gleid^ mit ber ©otterfenntni^ al§ unnotl^ig*, ja fogar alS unnü^, unb
n)ir foHtctt einfc'pen, H^ bie Unroiffen^eit in^ingen, rpeld^e §u unferer
(Seligkeit nid^t notl^raenbig. finb, nid^t immer ein UeBel, fonbern juraeilen
fogar nü^lidp ifty ganj aBgefe^en baoon, ba^ in §olge ber ©d^raierig*
feiten, mit benen bie ^orfd^un gen ber ipi^9fif tJerBunbenfinb, »on hem,
ponamus ibi atque stabiliter infigamus, ut jam non privato suo gaudeat, quod
implicavit rebus transeuntibus sed exuta omnibus temporum et locorum
,
affectionibus apprehendat id qüöd unum atque idem semper est. Sicut enim
tota vita corporis est anima, sie beata vita animae Daus est* De mor. eccl.
I, 17: Nam si sapientia et veritas non totis animi viribus conoupiscatur, in-
veniri nuUo modo potest. — Amore petitur, amore quaeritur, amore pulsatur,
amore revelatur. -
röaä W ^m^kv ber SKenfd^en [i^ rfi^mt, entbeut 3u l^aB'en, t)icl tne^t
'"
„UngrudeH(| tft üietmel^t ber 3)een[d§/ber' jeneg 0>a^ (^nW^t unb @t(j^t=
bare) fenitt, b{(ä^ (©Ott) aber ni^t fennt. ©lüdlelig bagcgen, raer bt(3^
fennt, au(| tuettit er t)on jenem ntd^t§ n)e{§. Sßer oBer bid^ nnb au(|
jencä weife , ift rcegen be§ te^teren nid^t glütflici^er ,
fonbern beinetraegen
kffer baran ift, meld^er fi(| im S3efi^ eine§ 23aume§ roeife, Töeife er au(|
nid^t, roie oiele (JÖen er f)0^ ift unb wie raeit er \\6) in ber Streite
auSbel^nt, al§ berjenige, ber il^n auSmifet nnb aide feine ^vodQt jäpt, ,J
aiber il^n raeber Befi^t, nodp ben (Si^öpfer beSfelkn Tennt unb liebt: fo
nid^tg befi^t, bod^ Sllleä befi^t, inbem er an bir, hem Me§ untertl^an
ift, fefti^ält, ifennt er oud^ nid^t einmal haB 'Greifen beä großen 33ären.
^
5ll§orl^eit njdre e§, gu groeifeln, ha^ er beffer Hxan ift, al§ ber, weld^er
'
ben ^immel auämifet; hie ©eftirne göpt unb hie Elemente raägt, aber
hi<^ i§{tttan[e|t, ber bu Sllle§ nad^ Wa^, ^a^ unb ©eiüid^t georbnet
l^aft." 2 Söefe^alb ift 6o5frate§ ju loben, ber juerft ber gefammten ^^t*
um ha^ pd^fte ®ut l^anbelte, burdp meld^eä ber SD^enfd^ glüc^felig wer^
ben l'ann, nia^renb feine 95organger auf hem ®eUet ber ^^ilofopl^ie i!^re
töenbeten. <5ei e§, bafe ©olfrateS auä Ueberbrufe an ber bunfeln unb
'
ungeraiffen ©rfenntnife ber pl^^fifd^en ©inge barauf Ipinorbeitete, eiwaä
jllareä unb 93eftimmte§' ju finben, roag §um glüdfeligen Seben notl^s
raenbig raäre, fei e§, bafe ein anbere§ SOlotio il^n leitete: jebenfalfä brang
er auf 9fteinigung be§ IßebenS burd^ gute ©itten, bamtt ber tion hen
nieberbrüdfenben fieibenfd^aften entlaftete @eift mit ber t)on D^atur anB
i|m eigenen ©d^raungfraft gum Ewigen fid^ ergebe unb hie 'iRatnx be§
un!örperlid^en unb unoerönberlid^en SBefeng, in rceldfjem bie Urfad^en
atter SDinge finb, in lauterer ©rfenntnife fd^aue unb baäfelbe al§ ha^
pd^fte @ut ernenne, burd^ ha^ hex ^JJenfd^ glüdffelig toerben l'ann^
Slu§ bemfelben ©runbe finb hie Patonifer allen übrigen iß^ilofop^en
üorgusie^en, raeil fie ©ott unb in il^m beu Urfprung oHeg 6ein§, ha^
aller ©rfenntnife unb bie Ouelle aller ©lüdffeligfeit ermann-
werbe ^. SDa§ p(j^fte unb le^te ®ut öeftei^e bartn , ber 5l«genb gemd|
511 teben ; biep !önne akr nur bemjenigen ^u Z'^^xi werben, weld^er ®ott
erfennt unb nad^al^mt, unb nur be^^alÖ [et er g(utf[e{tg. $Dal^er fielet
UeÖen unb in bie[er SieBc il^n genießen. Sarauä [otgt, ba^ berieutge,
ber na^ Sßetäl^eit [treBt, ber 5p]^iIo[opl^, bann c^lMU^ [ein wirb, wenn
er ©Ott HeBt unb geniest ^.
erfenntni§ unb burdj bte[e gur ®tu(f[ettg!eit [e^t, geigt un§, ta^ er, wie
§u'6er [agt, W ^^^^^[opl^ie n)e[entli(^ t)om reUgiö§spra!ti[d§en ©taub*
pun!t au§ au[[a|3t, roe^l§all6 er benn aud^ gerabeju [agt, bte grommig*
fett [ei SSeiäl^eit '^. SDie[e 5(u[fa[[ung ent[pri(j^t ganj [einem gei[tigett
er [ie kt ben ^Ranid^aern, unb gro^ war bie S3itter!eit [einer ©eele, alg
bagegen entjünbeten in i^m ein unglauHid^e§ geuer, weil [ie i|n pxx
friebigung, [eine 3flu§e unb ©eligfeit. Sie ©rlenntni^ ®otte§ aöer i[t
\ia^ ^ÜRittel, ha^ gu bie[er ©lü(J[eltg!eit filiert; benn wenn man ©Ott
nid§t fcnnt, [0 !ann man il^n nid^t licöen, um ii^n in bie[er SieÖe ju ge=
de hominis sapientia, vera tarnen, qnae secundum Deum est et verus ac prae-
cipuus cultus ejus est.
ber ^^ilofoppefid^' nur m^- jctteSDinge erftreiSe", wel^eMn ^ejte^ung
fte|eh ^u einem glüi^feligett ßeöen, unb ba§ Ie^tere§ jn ber toä^ren unb
t)ottfommcnen (SrfenntmB @otte§ befte^^e *. ©ein gan^eä Sßud^ Ü6ev ha^
glü(f)elige Men |at, wie er feI6ft fagt, bie Scnbenj, ju aeigen, ba^
e§ !ein glü^[etige§ Sekn geBe au§er tu ber mUtomnmtw ©rfenntni^
®otte6 2.
5or[(^ung, bie ^rage m^ bem SDafetn unb SBefen @otte^ ha^ ^awpU
proBtem ber ^]^ilo[opl^ie, fo ift ber redete SÖeg, ber ^u bie[er ©r^enntni^,
miv bein ß{(|t/' fo fie^t er, „rufe mx^ ^uxü^ oon meinen ;3^rtpmernl
Unter beiuer ^iü^rung la^ mi^ ju mir ^urütf feieren unb p bir."^
©onac^ giBt ei „§mei ^^roBteme ber ^l^ilofop^ie , W ©eele unb ®ott.
©a§ erfte fül^rt un§ jur ©rfenntni^ unfer felBft, ha^ ^nieitc jur ^-r^
fenntniB unfereä Urfprungä". SDie Sofnng be§ einen fii'^rt jur Sofung
be§ anberen. „$Da§ eine ift angene^^mer, \)a§ anbere um fo raid^tiger.
5Da§ eine mac^t un§ be§ gliMfeligen SeBen§ n)ürbig, ^a^ anbere mad^t
un§ glucffelig. SDag erfte ift \>a^ ^roBlem bei Sernenben, 'ba^ anbere
ba§ beä ©elel^rten." $Die^ ift bie rid^tige Orbnung be§ ©tubiumg ber
SßeiSl^eit, burd^ W rair Befdl^igt raerben, bie Crbnung ber ^inge, b. 1^.
bie Beiben Sßetten, bie inteöigiBte unb bie finnenfäEige, foraie ben SSater
@etfte§ einbringen unb bann Ü6ei\ biefe ^nnenraelt l^inauS 5U @ott em*
porftcigen, um au§ ber geiftigen ;3tt«e"KJe'tt ©Ott ^u ernennen imb ait§
©Ott, at§ bem raal^ren Urgrunb aller ^tnge, ha§ ©afein, hk S3ef(j§of[ens
auf W (Seele fann man aud^ fugen, e§ feien brei eng mit einanbcr »er*
knüpfte fragen, na^ beren Sofung bie $|tlofopl^ie ftrebt, bie SBebeutung
ber ©eele im Körper, il^re ^Sebcutung in fic^ felöft unb il^re 25ebeutung
in iße^iel^ung auf ®ott*.
mu§ ausgeartet.
§ 4. .
. *
be§ religiöfen (5trel6en§ be§ menfd^lid^en ^ergenä fteHt, ba§ feinen ©Ott
9fteligion in'g 2luge gu faffen, meldte er, nad^ Ueöerminbung feiner 3lt^^
^atte, nämlid^ sur (^riftlid^en. ^iefeS Berpltni| akr geftaltet fid^ fo,
Prima est illa discentibus, ista jam doctis. Hie est ordo studiorum sapientiae,
per quem fit quisque idoneus ad intelligendum ordinem rerum, id est, ad
dignoscendos duos mundos (sc. intelligibilem et sensibilem) et ipsum parentem
universitatis.
1 De quant. anim. c. 33.
m^mm
Migton ^u bienen §at, fonbew t)on '{|r au^ geläutert; unb. geleitet
p !onnen.
jagt, TOO^t 5ur S-rfenntnife be§ unMtfiaren ®otte§, aBer nid^t jum
ratrütd^en ©enuffe ®otte§, at§ be§ pi^ften ®ute§^ p bem ©enuffe,
in bem ja bie t)on ber ^l^ilofopi^ie angeftreBte ©tütffetigfett Befielet.
SDiefer ©cnu^ tft eBen Bebingt bur(^ bie SieBe gu ©ott, bie in ber grom=
migfeit, ber ®ottfetig!eit, in ber 9flet{gion raurjelt. ^ie p^ofopl^tfdpe
2B{ffenf(|aft nü^t ba|er nur, wenn SieBe baBei ift; fonft Bläl^t fie nur
auf. @ie nü^t nur, wenn ber ^enf(| fein ^erj üerbemütl^igt unb ber
SieBe öffnet, bem ©tol^e aBer t)erf(|ne§t, ber in einfeitiger Steigung gur
5pl^itofop^ie für fid^ üerfd^mäl^t e§, uon 6|riftu§ §u lernen, ber fanft=
mutl^ig ift unb bemötl^ig Don ^ergen. ^lllein e§ ift etwaS 2tnbere§, gtüar
'bG.^ ^\z\ ju feljen, nad^ tüetd^em man ftreBen mu§, aBer \itn Seg,, ber
bal^tn fül^rt, nidjt gu feigen, 'i^tw 2öeg, ber ju jenem gliidfeligen SSater^
lanb fü|rt, ba§ man, nid)t nur fennen, fonbern einften§ aud^ Bemol^nen
foH; unb etmag 9Xnbere§, biefen 2öeg gu kennen. (S§ ift nid^t genug,
ben unfid^tBaren ©Ott ^u erfennen unb i^n gleid^fam au§ ber gerne gu
fe|en, fonbern man mu^ a\x6) ben SÖßeg raanbeln, ouf 'titm man ju i^m
kommen, i^n fd^auen unb at§ pd^fteS ®ut feftl^alten fann. @ftt)a§ Slns
bereä ift e§, t)on roalbiger §öl^e bie ^eimati^ be§ grieben§ gu fd^auen,
aBer ben Sßeg ju il^r nid^t ju finben unb üergeBenS auf unmegfamen
^faben fid^ aB§umü|en unb tixoa^ Slnbereg, ben Sffieg eingul^alten , ber
bortl^in fül^rt^. ©te ^pi^itofopl^ie fud^t mol^l bie Sßal^rl^eit , aBer o|ne
ben d^riftlid^en ©lauBen, unb barum fielet fie mol^I üon ferne unb mit
geBIenbetem 2luge 'qg.^ ^kl, nad^ bem man ftreBen mu^, um xot\\z unb
glücffetig gu raerben; aBer ben 9Beg, ber bal^in fü^rt, fielet fie nid^t^.
SGßeg felbft. S)enn bte ^pi^Uofopi^te-, l^at für fi^-ni(|t bte ^raft, ben
^ölenfd^en 3um raal^ren ©cnnffe ®otte§ ju fül^ren; biefe ^raft ift erft in
ber nott ^^rt-^««^ ««^ ©ünbe erlöfenben unb l^elltgenben ©nabe i^cfu
Sogo§, 3efu§ Sl^riftug, buri^ ben roir roeife unb glücffetig roerben.
S)te 2ißei§^eit in biefem SeBen Beftep in ber (j^rtftli(!^ frommen unb üeBes
»offen 58ere|rung ®otte§, um il^n ienfeitS fiij^er unb üoIWommen su ge^
niesen. SDie SBei§l§ett be§ SlJJcnfiJ^en ift, roie ba§ gange Sudj „Enchi-
ridion ad Laurentium" §eigt, bte ^römmtgfeit, bte fid^ funbgtBt im
leBenbigen ©lauBen an @ott, ba§ pc^fte ®ut, in ber au§ bem ©tauBen
]§eröorge!^enben §opung, ber fidleren (Srroartung ber sufünftigen ©üter,
unb in ber SieBe ju ©Ott, bur(^ roelcj^e ber ©tauBe roirffom ift. ©urc^
ben ©lauBen im SDiegfeitä gelangt ber (Sl^rift gur ooEfommenen 2lns
feligMt ftnbet*.
5)ie ^l^itofopl^ie ift atfo m^ Sluguftinug ni(|t im ©tanbe, au§ )\^
1' Epist. 222 ad Consent.: Nam quidam etiam: minimi, et tarnen in via
fidel perseverantissime gradientes, ad illam beatissimam contemplationem per-
veniunt, quidam vero, quid sit natura invisibilis, incominutabilis, incorporea,
utcunque jam scientes, et viam, quae ducit ad tantae beatitudinis mansionem,
quoniam stulta Ulis videtur, quod est Christus crucifixus, teuere recusantes,
ad quietis Ipsius penetrale, cujus jam luce mens: eorum velut in longlnqua
radiante perstringitur, pervenire non possunt. De morib. eccl. c. 18: Christia-
nam fidem , quae ad summum apicem sapientiae veritatisque perducit ,
qua
perfrul nihil est aliud nisi beate vivere. Enchirid. c. 5: Cum autem initio
fidei quae per dilectionem operatur, imbuta mens fuerit, tendit bene vivendo
etiam ad speciem pervenire, ubi est sanctis et perfectis cordibus nota ineffa-
bilis pulchritudo, cujus plenavisio est summa felicitas. Hoc est minirum
quod requiris, quid primum, quid ultimum teneatur: Inchoari fide, perftci
specie.
ipMinMi
unb ba§ ßkX crBttdft §aöe, luol^in bie g^^ilofop^ie ftreben foll *. SSal^:^
ha^ Pato burd^ bie ißä(|er ber ^ropl^eten Bete^rt roorben fei, fo finbet
er fpotcr btefe Slnnalmc jraav gulaffig, gibt aber gu, bä^ fol(|e (Sr?
!entttttiffe, roie rair fie Bei 5|3tato finben, aud§ auä ber natürli(3§en Offene»
barung ®otteS gefd^öpft raerben fönnen unb bal^er bie äöal^r^eit an^
ben Reiben nid^t ganjlid^ üerborgen wax^. SDem fte^t aber gegenüber,
baB bie ^l^itofopT^ie üBerl^aupt nur wenige ?9lenfd§en unb fclBft biefe- nur
wenig Belel^ren ifann, wie e§ benn BIo^ wenigen, gcifttg lod^BegaBten
SJJännern bei rei(|li(i^er ?iJlu§e unb buri^ bie l^od^fte SGBiffenfd^aft Belehrt,
gelungen ift, burd^ menf(^üd^e 33eweifc aud^ nur gur @r!enntniB ber Xln^
fi(| allein auf ^IBwege unb üerfäUt großen ^rripmern^. 2ßenn fie
au§ ftd^ einige 2öai^ri§eiten gefunben l^at, fo Berul^t bie^ in feinem tief=
ften ©runbe barauf, bo§ allen ^iJienfd^en bie unwanbelBare ^raft @otte§,
ber göttliche Sogo0, innewol^nt, unb ha^ biefe ^raft, ba§ Sid^t, baä jeben
?Q^enfd^en erleud^tet, ber in biefe Sßßelt fommt, hk göttlid^e Quelle alfer
SEBal^rl^eit, jebe rernünftige Seele Belel^rt, fo weit al§ fie ju faffen t)er=
mag, |e nac| bem ^a^ il^re§ eigenen guten ober böfen SföiÖenS. ^n?
fofern i^at (Sott burd^ feinen ßogog ben ^IJfenfd^ett oon Slnfang on bie
Sßal^rl^eit oevfünbet, wenn an^ feine Offenbarungen nur bunlel unb oer^
l)ül[t waren*, ©o weit ber göttlid^e Sogo§ burd^ fein Sid^t unb feine
biefe würben fie aud^ in ben ^rrt^um gefül^rt, BefonberS weil bie götts
lid^e S8orfe|ung im geredeten Strafe fic^ il^rem ©tolge wiberfe|te unb
burd^ il^r SSeifpiel auf ben SÖJeg ber ^römmigfeit, ber au§ ber Sdiebrigfeit
Sur §o^e auffteigt, ^inweifen woEte ^ SDa^er mod^t e§ 3luguftinu§ ben
werfen. 5J)ic ^latonifer, jagt er, Tt)el<|e bie S)emutl^ i[)erj(|mä:^en unb
fid^ fd^amen, (©d^üler (5|riftt ju werben, liefen nid^t hk wal^re 2öei§|ett,
fonbern mad^en an fid^ ha^ SOBort beg ^rop^eten n)a|r: Perdam sa-
bie 6ünbe ift '!)a^ ^erj beS ?Dienjd^en »erberßt unb feine Sßernunft ges
trübt, fo ha^ er au§ fid^ nid^t mel^r im ©tanbe ift, bie SÖBal^rl^eit irr*
un^ulanglid^ ,
jur reinen Sßal^rl^eit 5U fül^ren, bte nur im d^riftlid^en
nennt er hit d^riftltd^e Se^re bie wa|re p]^ilofop]§ifd|e Mciplin unb fogt,
unb ^cftigfcit be§ jlriftltd^en @Iau6en§ * unb erHärt [t(| bo!^in, bofe
man e§ überhaupt ntd^t magen foff, einer aii§erl^al6 ber ^ird^e geübten
baB man alfo eine fotd^e SÖBiffenfd^aft nüij^tern unb forgfam prüfen muffe ^,
SBol^l aöer !ann bem, ber ftd^ §ur §ö]^e ber dpriftlid^en SGBei^l^eit empor=
gcfd^mungen Ipat, bie au^er^ird^Iid^c SGßiffenfd^oft, inSbefonbere bie |eibnifd^e
hk ^(atonifer Sßal^reä fagten, foUen mir nid^t fürd^ten, fonbern für un*
feren ©ebraud^ in Sfnfprud^ nel^men. ©leid^mie bic ^uben fid^ auf ®otte§
SSefei^l ]^in hk ©d^ä^e ber Sleggpter angeeignet, bereu ©ö^enbilber aber
^enntniffe fid^ l^icrju benü^en taffen, nur fo weit fte geeignet finb, ben l^cit
mirftid^en Ärt^ *, a|ntid^ mie alle ©rfenntnife ber trbifd^en SDinge nur
infofern maleren SBertl^ l§af, aU fte un§ jur @r!enntniB be§ S-roigen unb
©ötttid^en üerl^itft.
§5.
®ic (Setöl^'^cit be§ ©elBftBctüufetfeinä.
net ^at 5luf biefem SOBeg raitt er eine fidlere ^rfenntni^ ber tttenf(|s
H(i§en @eete unb auf ®runb btefer eine rid^tige (är!enntnife ron ©Ott
geroinnen.
unb üor Slllem l^anbelt e§ \\^ um einen feften 5(u§gang§pun!t für bie
felben in ftd§. @ud^t |a bod^ ber 5p|t(ofopl^ burd^ \)a§ ^-rfennen unb
Sßiffen jur 2Bei§§eit unb ©üMfetigfeit ju gelangen *. S)efe!§atb ift jeber
;3rrt!^um ein Uebel. SDenn ha^ SOßiffen im ftrengen ©inn be§ 3Borte§
fd^lie^t affeä ^xven unb (Sd^roanfen au§ unb !ann felber nid^t fatfd^
fein: ift e§ falfd^, fo ift e§ eben fein Sßiffcn^. SBcr fönnte c§ alfo at§
!eiu Uebet anfeilen, g^atfd^eS al§ röal^r an^unel^mett ober Sßal^reS atä
^u Italien ?^ 2öet| bagegen ber ©eift, bo^ etroaS falfd^ ift, fo ift bod^
2 Contr. Academ. I, 7: Scientiam non appello, in qua ille, qui eam pro-
fitetur, aliquando fallitur.
3 Enchirid. c. 19. * De trinit. XV, 10.
^' ,'
- \'^'^v '§\5/\®lc @«öp^^^ 31
@!epp , unb tioir |often gefe^en , - rate Sl(iiguftinu§ fdßer in feinem tn=
i^n beunrul^tgte «nb an ber ©rfenntnljj itnb bem SSeft^ ber Sßal^rl^ett
5U ratbertegen. ^tt 9flütf[t(j§t l^terauf fd^rieß er, wie er felßft jagt, bret
S3ü(3^er gegen hk 2l!abemifer, bamit für il^tt bo§ fein ^{nbernife raare,
roa^ t!^m gleid^fam f(^on an ber ©ij^mette ben 3öeg ju üerfperren brol^te.
S)er 3^ß^fd/ ^iß SKal^rl^eit gu finben, ber in ber SDiatecti! ber Slfabe^
nad^ feiner SBefe'^rung fd)rieb, bef(|afttgen fid^ mit ber Sötbertegung be§
©feptici§mu§ ,
fonbern er fommt aud§ in feinen fpäteren ©d^riften §u
an bem ©runbfa^ feft,' bafe bie ©!epfi§ voof)l bere(^tigt fei gegeniiber
ben ^i^rfpmern be§ SDogmati§mu§ , \>a^ fie aber nid^t fo meit gelten
bürfe, alle ^SJ^ögtid^feit be§ SCBiffen^ gu taugnen unb ben ^enfd^en ber
Hoffnung auf ben ©rraerb raal^rer (Srtenntniffe ju berauben. SDer
2lu§ biefer Sßurjel entfpringt, raie mir bereits gefeiten l^aben, inSbefonbere
berSrrtpm in iöejug auf ha§ Söefen ber menfd^lid^en ©eele, wie ber
^rrtpm in. SSejie^ung auf ha^ Söefen ®otte§, biefe beiben ^jauptobjecte
l^angen fel^r innig mit einanber jufommen itnb ber eine giel^t mit notl);
roenbiger Son[equen§ ben anbeten na^ \x^. ^e^'^atb nm§ man gegen
fold^e- ©inbilbungen an!dmpfen unb barf ber ©eift fid^ Don il^nen ni(|t
barf ber Bi^^ifel nid^t principieH werben, von ber @rforf{|ung ber 25^ol^r=
3Ba§rl^eit für itn§ 33ebürfni§ fei ober ob aud^ ol^ne benfelben @lüd^felig=
feit beftel^en fönne. SDie 2l!abemi!er täugnen jebe ©eraiBi^eit ber ©rs
Slffein albgefel^en baoon, ba^ eine fotd^c 2Bal§rfd^einl{d^feit ol^ne ha§ Saläre
fid^ gor nid^t gewinnen lä^t, ha ba§ SSa^rfd^einlid^e atä ba§ bem SCßa^rett
ben ^rrtl^um, ber ein Uebel ift, nid^t aug unb fid^ert fomtt Un SSefi^
ber Söabrl^eit nid^t. S^liemanb aber fann gtüdftid^ fein, wenn er baä
nid^t befi^t, v)a§ er §u befi^en wünfd^t. 20er atfo W Sßol^rl^eit fud^t,
esse. Tantum enim tum variärum sectarum studia flägitabant, ut nihil metüen-
oj^ne fie gu finbeit, |ot ?iid^t, n)Q§ er j« ^aben räünfci^t unb ift folgttd^
nic|t gtütfticl^. :3fi er aöev nid^t gtücfücf), fo ift et aud^ nic^t racife, ba
ber Jßelie qI§ fotd^er gtüiJUc^ fein mufe. Ober umgefel^rt: S^iemanb fann
Tüeife fein o^ne beii 23eflfe ber 3Bei§l^eit. 3^be Definition a6er, roctd^e
\>a§ 25>iffen qu§ bem 23egriff ber 22&ei§^eit auSfd^IieBt unb jie in ba§
blofee ,58efenntnii3 be§ ^fJidjtraiffenS unb in bie ©nt^aUung oou jcber
3uftimmnng fel^t, roürbe fie mit bem 5^ic^t§ ober mit bem ^Jalfd^cn
feit, weil ber Unroeife nid^t gtüdfielig fein fann. ®a§ Spiel mit
bem 9flomen be§ Steifen ol^ne hm 23efi^ wahrer (5r!enntni^ locft nur
bebauern§n3ert5c Stn^änger l^erbei, welrfie, mii fie immer fudfjen unb
nie finben, aCfmdl^Iid^ ocroben unb, lüeit i§r @eift dou feinem ficbcn0s
muffen.
UebrigenS ift bie gorbernng ber Slfabemifer, fic^ jeber 3"'"^iJ"'»"n9
fud^t unb forfd^t, gibt unS bie Ueberjeugung , bQf3 e§ für i^n m5gtid§
fein muj3, bie §ß}al^r|e{t loirftid^ ju finben. Seroeiät fie bod^ jebcnfaCfS
bie§, boB bem menfc^tic^en ®eift eine ^'mpfdngtid^feit für bie SSal^rl^eit
unb eine Siebe ^ur 3Bal)r{jeit, dn Streben nac^ nia^rer ©rfenntnijj oon
wiU; mer bagcgen einfielet, bajj er Ue 5!?al^r|ett nidit finben fonne, mu§
baoon abftetjen, fie ju fudjen. ©aä natürlid^e ©treben be§ 5)Jenfd^ett
nad^ 2Bal^r|cit fann aber nid)t fd^Ied^t^in uu^to§ unb oergeblic^ fein.
SBielmel^r befteljt immer ein 2,öiffen, loie ber ©feptifer felbft gugeben
mu^. SDenn nid^t nur berjenige, ber mit Sßa^r|eit oon fid^ fagt,
ia^ er roiffe, mii^ roiffen, ma§ SÖöiffen fei, fonbern and^ berjenige,
weldöer fagt, bafj er nid^t rciffe, unb bieJ3 getreu unb ujo^r fogt,
raeiB bü^; «)a§ SSijjen ift/raett er b*a§' S^idCjtiüiffen üom SBiffeu imters
'
jij^eibet^
©!epp 3U erjc^üttern nermag unb ouf ba§ ficfj ein ganjeä ©^fteut beä
fidleren, von allem ^^^^tl^wiw freien unb ü&er allen fd^raanfenben 3^fif^^
(Sr ge^t üom Offenbarften iinb ©id^erften au§ ^; er für^rt nämlic^ ben
l^inein, tcißt il^n tu fid^ fetbft fid^ oerttefen, um il^m in ber St^otfad^e
bes 23erou|tfetn§ feiner inneren Slfte eine über Jeben 3w)^if^^ ^^'
bemufetfeinS , auf ber in letzter 3"f^o"S oud^ bie @ett)iJ3l;eit ber äußeren
1 De trinit. X, 1 : Non solum enim qui dicit : scio, et verum dicit, ne-
cesse est, ut, quid sit scire seiat; sed etiam qui dicit: nescio Idque fidenter et
verum dicit et seit verum se dicere, seit utique, quid sit scire: quia et dis-
cernit ab sciente nescientem, cum veraciter se intuens dicit: nescio, et cum
ipse seit se verum dicere, unde sciret, si quid sit scire, nesciret?
2 De util. cred. c. 8: Saepe mihi videbatur verum non posse inveniri
magnique fluctus cogitationum mearum in Acaderaicorum suffragium fereban-
tur, Saepe rursus intuens, quantum poteram, mentem huraanam tam vivacem,
tarn sagacem, tam perspicacem, non putabam latere veritatem, nisi quod in ea
quaerendi modus lateret.
ä De lib. arb. II, 3: Quare prius abs te quaero, ut de manifestissimis
capiamus exordium, utrum tu ipse sis an tu fortasse metuis, ut in hac inter-
;
rogatione fallaris, cum utique, si non esses, falli omnino non posses? — Ergo
quoniam manifestum est esse te, nee tibi aliter manifestum esset, nisi viveres,
35
objecttö imb' gel)t mit il^m in ein ©efpräc^ ein, ba§ in meiftevr^aftev
2ßei[e bie 9f{efre):ion . be§ ®eifte§ üöer fid^ felbft unb feine eigenen ®e*
banfen juv ©avftellung bringt. §ier fprid^t er ben für bie ©pecntotion
toei^t bu, baij b« 6ift? — S<^ weife e§. — Sßo^er weifet hu e§? —
SDa§ raeife — i(^ nid)t. ^ül^Ift bu bi(| al§ etn)Q§ föinfa(^e§ ober alä
ttud^ geraife, bafe bu B i ft ; \ia bu nid^t einmal getäuf d^t werben f öunteft,
wenn hn nid^t roareft. ©ann mufe bir .aber aud^ geroife fein, ^a%
bu (ebft, \ia bir bein $Dafein nid^t feftfte^en könnte, wenn bu nidfjt
teöen würbeft. Unb enbtidft ift e§ bir bann oud^ gewife, ha^ bu er!ennft;
benn bu mufet bid^ erfenuen, um beine§ ^afein§ unb ßekn§ getüife ju
fein 2. §ier ftel^en wir auf einem unerfdjütterlid^en ^runb ber ©eratfes
l^eit. 5Denn wir fonnen bem 3"^eiffc^' pi" töenigften ha^ ©eftänbnife
ber ©emifel^eit feine§ eigenen SDenfenS unb eöen bamit ber ©ewifel^eit
©eraife^eit mit bem S^^^f^^ f^^^f^ gegeben ift; wir fonnen ben S^mt\\d
baburd^ feffeln , 'ba'^ xdxx il^n, fofern er ein S)enfen unb jwar ein fetfifts
weifen. 5£Ba§ ba§ eigene SIBefen be§ menfdfilid^en @eifte§ fei, ob bie straft
be§ Sebenä, be§ S3en)ufetfeiu§, be§. (Sr!ennen§, SGBoÖens, S8erftetten§ unb
Urt^eileu§ ber Suft ober bem ^euer ober ber ©el^irnfubftanj ober bem
Slute ober ben 5Itomen ober aufeer ben belannten oier Elementen irgenb
einem fünften ^"örper eigne, ober ob hk 3«fcunmenfe^ung unb ^ifdjung
ber !orperIid;en @nbftan$ biefe Ijeroorgubringen vermöge, ' barüber waren
bie 2lnfid§ten oerfd^iebeu unb gweifell^aft unb ber ^"ine l^at biefe, ber
fein !onnen, bafe erlebt, 33ewufetfein |at, ernennt, wiff, ben!t, weife unb
^ Soliloqu. II, 1: R. Tu qui vis te nosse, scis esse te? A. Scio. R. Unde
scis? A. Nescio. R, Simplicem te sentis, an ne multiplicem ? A. Nescio.
R, Moveri te scis? A. Nescio, R. Cogitare te scis? A. Scio. R. Ergo verum
est cogitare te. A. Verum.
De lib. arb.
2 11, 3: An tu fortasse metuis, ne in hac interrogatione
fallaris, cum utique non esses, falli omnino non posses? Ev. Perge potius
si
ad cetera. Aug. Ergo quoniam manifestum est esse te, nee tibi äliter mani-
festum essset, nisi viveres, id quoque manifestum est et te vivere. Intelligisne
ista duo esse verissima? Ev. Prorsus intelligo. Aug. Ergo etiam hoc tertium
manifestum est, hoc est intelligere te. Ev. Manifestum.
3*
mi^exit. 2)enn au6) ber, md6)tx peifett,. benft; raer jnjcifelt, ob er
grceifett, roiff ©eroifs^eit l^aben; irer jweifeW, toci§, ba^ er nid^t roetfe;
ift, wenn man an irgenb etraa§ (oH jweifeüi fönnen^ 9liemanb breibt
im Ungeroiffen über fein tafeln. SDenn irenn er ni(!^t ift, fo fonn er
nid^t einmal etraaS nid^t wiffen; nid^t bfofe ha§ SBiffen, fonbern au^
ba§ ?lid^tn)iffen fel^t ba§ ©ein oorauS. S)ic (sfeptüer meinen freitid^
baburc^, ha^ fie nidjt einmal if;r ©ein atS gen)i|3 annel^men, bcm .^vr^
tl^um aus bem 92ßege ju ge§en, wäbrenb fie bod^ bnrd^ ben üermeintlid^eit
nid^t ift, aud^ nid^t irren fann. Unfer ©ein ift fomit nid^t bloB eine
tüo^rc, fonbern ond^ eine genjtffe ^i^atfad^e^. ^ix ber ©rfenntni§, ba^
wir finb nnb um unfer ©ein miffen, !nnn un§ fein ben ©d^ein ber
Gleiten fürd^tc id^ fein 5lrgument ber J/Ifabemifer, raenn fie fagen : nieÜeid^t
täufd^eft bu bid^; benn wer nic^t ift, fonn and^ feineämcgä fid^ tauf(|en,
unb barum bin id^, roenn id^ mid^ täufd^e. 33in id^ aber, wenn id^ mil^
taufd^e, wie foUte id^ mic^ bann über mein SDafein täufd^en, menn mein
S)afetn. felbft bann gerai)3 ift, menn id) mid| tüufd^e? ©a ic^ fomit,
1 De trihit. X, 10: Utrum enim aeris sit vis vivendi, reminisceridi, in-
telligeadi, volendi, cogitandi, sclendi, judicandi, an ignis an cerebri,, an sangui-
nis an atomorum, an praeter usitata quatuor elementa quinti nescio cujus
corporis, an ipsius carnis nostrae compago vel temperamentum haec efficere
valeat, dubitaverunt homines et alius hoc, alius aliud affirmäre coriatus est.
potest, qui non vivit, errare. Sicut ergo nos vivere non solum verum, sed
etiam certum est, ita vera et certa sunt multa.
,
-
§ 5. 5Die ©ewlll^clt i)c§'©clbft'berou^tfelu§. 37^
wenn \6) mld^ täufd^te, einer fein raurbe, bei* \\^ taufest, jo tcn\\(i)t ^
miä) o^m S^vd^el md)t in bem Sßen)u^t|cin, ba'^ i^ bin. S)avan§ folgt
bann weiter, H^ \^ oud^ barin nid^t irre, ba^ td^ biefeä meine§ 25es
rou^tfeinS wir beroufet Bin; benn nienn i^ mir hevoii^t bin, ba^ i(^
*
16 in, fo bin icfj autfj eben biefeä meineg S5cnju|tfein§ mir berannt."
„3fli(|t einmal ha^ Umx l^ier ber ^fabemifer einroenben : SSieffeid^t fd^läfft
t)U, ol^ne e§ ju wiffen, unb fiel)ft ein Straumgebilb ; \ik ©efid^te eincä
ttd^. ©inem ©old^en würben wir erwibern: Sßöer über \>a^ SSeron^tfein
feines Seben§ gewife ift, fagt bomit nid^t; \6) raeife, bai3 id) wai^e,
fonbern: id^ weife, bo§ idj lebe. 3)kg er alfo fd^tofen ober wachen,
jebenfaEg lebt er. Unb in biefem S3ewn^tfein fann er nid^t ber %aiu
fd^nng be§ ^tranmeS unterliegen, weil audfj ©d^lafen nnb 2:ränmen Men
t)orau§fe^t. ?Öfiögen tanfenb Slrten täufd^enber ®efid§te bem entgegen*
gel^alten werben, ber fagt: id) wei§, bajj tdf) lebe — feinen ©inwanb
^
wirb er fürd^ten, weil auc^ ber, weld^cr getänfc^t, wirb, lebt."
SSenn enblid^ bie Slfabemifer il^re 6!epfi§ fo gern bnrd[) bie jll^ats
,?lllein, wa§ fie nic^t bead^ten, ift ber wefentlid^e Unterfd^ieb jwifd^en
menfd^lid^e ©eift in fid^ felbft erfennt, ift frei t)on jeber 3;änfd^ung unb
l^ot eine nmimftöpd^e ®ewiJ3l;eit, well l^ier ein unmittelbare^ 6ts
^elt, burd^ trgenb einen leiblid[;en ©inn, fonbern ol^ne bie TOglid^feit
iinä fd^led^t^in gewi§ ift, M^ wir finb unb ha^ wir biefeS ©ein er*
gemui3t unb nimmt fo fein eigenes ©afein mal^r, al§ \^q.^, raoburd^ aud>
erfennt ber ©eift fo, roie \iO&, ma§ il^m gegenmärtig ift; nichts ober ift
i!§m fo gegeniuärtig, roie er fic^ felbft^. ®a§ id§ lebe, ifann id^ fomit
fagen, mufj \^ naturnotl^roenbtg roiffen^.
fc^eint i^m ber atabemifd^e B^^^if^'f/ ftött alä 2Cöeiäl;eit, al§ SBal^nraii^^,
o^ne alle iöei^ilfe ber 'Sinne mit üoßfter ®eroi|!§eit erfaßt. 5)ie ©etbfts
gen)ii3^eit beä ®eifte§ aber beroeiät nici^t nur bie S^tic^tigfeit ber Sfepfiä,
fonbern W^zi sugleid^ aud^ ben 3lu§gong§punft, uon "^tm au§ \>\t Specu*
tation gu roeiteren ^-rfenntniffen fortfd;reitet, roobei man feftplt, ba^
nur bie .^rl'enntniffe ber inneren ©rfa'^rung unmittelbare (Söiben§ l^aben
unb \i\t 93ebingnng unb 3}orau§fe^ung bilben, auf ber bie ®eroif3^eit
est; nee menti magis quidquam praesto est, quam ipsa sibi.
' De anim. et ej. orig. IV, 10: Nihil mihi legis, ut me vivere sciam
habet enim natura, ut hoc nescire non possim.
8 Enchir. c. 20.
ber äußeren ©vfal^rung 16erut;t, ,inbem rair, ben .^nl^alt- b'er äußeren (Sr*
e^e fie gefunben wirb, ^iefe SBal^rl^eit ift ba§ ^\d ' be§ menfd)Ii(^ett
Senfen§ unb ju i^v gelangt berjenige, bev feinen 33erftanb rid^ttg geöraud^t.
5ffial^r aber ift eincrfeit§ alle§, roaä ift ober enftirt, unb anbererfeitä bie
5)iefe ift bie .2Ba!^r^eit, n)elcf;e tüiebernm bie ©!ep]i§ fetbcr nic|t negiren
taun, ba ber .Steifet biefelbe norauSfe^; benn jeber, ber fi^ bewußt
ift, b a J3
er äi^eif^f^ er!ennt eben hamit SSal^reä. „SSenn hn nid^t ein*
'^eit an fic^, burcf; hie STHeä ma^r ift unb ouf bereu förfenntni^
ba§ natnriicbe (Streben be§ roftto§ forf(i§enben ©enfgeifteg ab§iett.
5 De Vera relig. c. 39: Aut si non cernis, quae dico, et an vera sint
dubitas, cerne saltem, utrum te de iis dubitare non dubites, et si certum est
te esse dubitantem, quaere ündesit certum.— Omnis, qui se dubitantem
^
intelliglt, verum intelligit, et de hac re^ quam intelligit, certus est. De vero
igitur certus est. Omnis igitur, qui, utrum sit veritas, dubitat, in se ipso
habet verum, unde .non dubitety nee ullum v^rum nisi veritate verum est.
Non itaque oportet eum de veritate dubitare, qui potuit undecunque du-
bitare.
'6.
§
S)tc ©inne§er!euntni^.
fo fel^r er be«; ©Q^ betont, bafj ber SÖ.enfgeift, um bie Sa'^rl^elt ^u er=
fcnnen, t)on ber STu^enmctt in ba§ eigene innere fic^ jurürfroenben foll,
©urd^ \>k leiblid^en ®inne treten wir in iBerbinbung mit ber Sru^ens
toett. Sß^er ber fünf ©inne |at fein fpecififd^eä 2öo|rne]^mung§gebiet,
obgleid^ e§ aud^ gewiffe Objecte gibt, weld^e, wie 3. 23. bie gigur, atten
ober mehreren ©innen gemeinfam finb. 2)er l^od^fte ©ittn ift ba§ ©efid^t,
beffen SGöalprnel^mungen htm geiftigen ©rfennen om ä!^nlid)[ten finb ^.
S)urd| bie S;ptig!eit ber ©inne entftel^en jwar nid^t bic finnenfälligen
S)ingc felbft, wol^t ober erzeugen le^tere 2lbbilber ober ©egenbilbcr i^rer
(S§ pben nun jwar bie 3lfabemifer üiel gefdfjwa^t gegen bQ§ ^^i^Öi^fe
* De trinit. IX, 12: TJnde liquido tenendum est, quod omnis res quam-
cunque cognoscimus , congenerat in nobis notitiam sui. Ab utroque enim
notitia paritur, a cognoscente et cognito.
2 Ibid. XIV, 10: In omniura istarum teraporalium rerum scientia qxiae-
dam cognoscibilia Cognitionen! interpositione temporis antecedunt. ~
3 Ibid. XI, 1.
* Ibid. XI, 2 : Non possumus quidem dicere, quod sensum gignat res visi-
bilis, gignit tarnen formam velut similitudinem suam, quae fit in sensu, cum
aliquid videndo sentimus.
[/-''" § 6." ©le- ©imieSctfenntnt^. _
'
41
Uv teibtidiett ©innc; aUein voiv bürfen oii \iiv SBal^rl^eit bcffen, roaS
wix burd^ blefelöen erfalpren , . nidjt gnjeifetn; lutr lernen burd^ fie, ben
^immet unb hit @rbe iinb alleg, n)Q§ in biefen imä Befannt ift, fennen *.
l^cit, wie \)ie il6er jcbcn 3i^<^if^t erl^okne ^-rfenntni^ bev felbfteigcnen
t>afür onfü^ren, ba^ etn)Q§ anbev§ fein tonne, ai^e^ [d^eine; bagegen
muffen fie jugeftel^en, bafj ü6er^oupt etmoä erfc^eine; nnb ^raav nid|t
bemuBt ift unb aiiä) ber Slf abemif er jugekn muJ3, nic^t Btoß b a § etn)a§
%ax fein ^rrtl^nm mögtidf) fei, ba ber 3^rtl^«"i föc" ^öi^'i» ^Wt, ba^
man bcm, mag fdf}eint, üoreiHg feine ßwftimmung gi6t. ©omit fel^t bie
©!epfi§ fel&ft bie finntid^e (5;r)d)einnng üorauS unb ftel^t bal^er bie Söai^rs
l^eit berfelöen üottfommen fidler. Wlit ber siXöaI;rl^eit ber finnti^en (Srs
f(^einung aber ift au6) \)a^ SDafein unb bie Sßat)rl^eit ber Slu^enmelt
t)on benen mir un§ ßen)u|t finb, ba^ fie in kftonbigem 2Bedf;)eI t>or
ba§ Singe unfereS ®eifte§ treten, StuBenmelt nennen. 5Run fagen freitid^
bie Slfabemifer, mit ber 2Brtf;r|)eit ber ftnnlid^en ©rfd^einnng fei nod^
allein mir bürfen nid^t überfeinen, ba§ un§ im urtl^eilenben SSerftonb bie
geben unö feinen ®runb juv ^roge> raenn rorr nur nti^t fo unücrftänblg
finb, üon tl^nen mer;r §u «erlangen, o(g fteletften [offen. SSa§ bie
2lugen fe|en, ba§ [el^en fte immer. ric^tifl. SSenn \i^l Silber im ^JS^affer
©§ tritt bto^ eine Urfad^e otä QSeranlaffnng biejeS (2d^eine§ l^injn, unb
mit größerem JRec^t fönnte man bie 2Iugen eine§ faljc^en 58eri(^teä geilen,
menn fie "tio.^ untergetauchte SRuber gerabe er[(^e{nen tiefen; benn fte
mürben bann nic|t feigen, ma§ '\it\m 5}orl^anben[ein einer fo((J^en Urfad^e
3Seitcre§ jum ^3JtaJ3ftaB be§ ®lnge§ felöft mad^en, fonbern öloij Bel^aups
ten, ba^ un§ bie[c§ in bie[er Beftimmten Sß^eife erfcfieine; bann ift jebe
3:dufc^ung unmöglid). ©ie ^^lugcn täuf(^en nid§t, meil fie ber ©eete in
Slffem nur ^Uietbung t^un, mie fie afficirt merben. SÖenn basfelfte Bei
alten übrigen ©innen ftattftnbet, fo fie§t man nic^t ein, ma§ man uon
i^nen mel^r üerlangen fofl". 3ftid^t in bo§ 2luge, fonbern in bie ©eele
<1 fällt ber 3^rt^"i« ""^ ^'c 3:äu[d^ung, raeit biefe auf »erlei^rte äßeife
urt^eilt unb smifdjen \it\i\ ®tng unb feiner finnlid^en ©rfd^einung nid^t
s unterfd§eibet. ^id^t burd^ bie «Sinne merben mir getäufd^t, fonbern mir
\täuf(^en un§ felBft bur^ unfer Urt!§ eil über bie <Sinne§erfd^einung *.
Sßal^rl^cit, bie mit bem Innern be§®eifte§ erfaßt merbe, mit ooUer
(Energie feine ^lufmerffomfeitj^in^urid^ten; benn baä ©innenfällige, \i^%
unb miffenb umfaffen, affeä ©innenfaffige gel^öre fomit nur in 'tio^ ®e*
biet ber ^eiuuug. Sind) feien unfere finnlid^en ißorfteffungen, §. 53.
* Contr. Academ. III, 11 : Noli plus assentiri, quam ut ita tibi apparere
persuadeas, et nullä deceptio est. De vera relig; c. 33: Sed ne ipsi quidem
oculi fallunt; non enim renuntiare possuut animo nisi affectionem suam. Quod
gl non solura ipsi, sed etiamomnes corporis sensus ita renuntiant, ut afficiun-
tur, quid ab eis amplius exigere debeamus, ignoro. Tolle igitur vanitantes
et milla erit yanitas.
Contr. Academ. Iir, 11: Quidquid enim contra sensus ab eis dispu-
2
tatur, non contra omnes philosophos valet. Sunt enim, qui ista omnia, quiae
corporis sensu accipit animus, opinionem posse gigriere confitentur, scientiam
.
unb biefer ^influjj fann «nä ntd^t befremben , wenn rair Bebenfen , \ia%
ber ^tatom§tnu§ il^m bagu »erl^atf, fi(| üon ben plontaftifd^en finnlid^en
fame§ unb [cf)arfe§ 2Iuge er aw^ für bie Sfu^enraelt l^atte unb n>el(^e§
fopl^ie unb gur Sßefämpfung beg 8feptic{gmu§ betonen raiff, ift einers
feit§ bie^, ha^ bie innere, geiftige ©rfenntnt^ hm ^Sorjug l^abe t)or
®ief3 fü^rt un§ jur 5lugufttnifd^en Seigre Don ber geiftigen ^r?
fenntnife.
§ 7.
bungen ber eingelnen ©inne miteinanber oerbunben. @(^on bie| ift nidit
i^n fcatb angenel^m, klb unmigenel^m afficiren, je na(|bem fte i^n iit
@efid)t§[inn «6er ben Fußangel ober ha^ genfigenbe Wa^ in ben gö^'^c"^
einbringt ober ba§[et6e l^eftig erfd^uttert, nnb öl^ntii^ bei ben anberen
©innen. 2Sie nun hk einjetnen leibli^en ©inne über bie i^ncn cnts
S:]^iere§ aber rel(|t nur bis l^ier;eB Dermag burd^ ben auBcren ©tun
ein förperlid^e§ Object wal^rjunel^men nnb burd^ feinen inneren ©inu
bicfe feine SSßal^rne^mung gu erfoffen unb bäburd^ jum ^-rftreben be§
ber 50'Jenfd^ oom Siliere unterfd^eibet. ^er SSerftanb ift baä SJermögcn,
üermittelft beffen mx über ben ©inn übevl^aupt «rtl^etlen; er unterfd^eibet
bie ©inne, feine S)iener, imb b{c^^;npfinbungen, loeld^e fie i|m üer«
mittein, fomie bie äufjeren ©inne unb ben ©emeinfinn uön einanber;
bur(| i^n urtl^eilt ber 5flenfd^, ba^ ber äußere ©inn üor feinem Ob|cct,
lex innere @inn vox ben einzelnen duneren binnen ben SSorjug §a6e unb
la^ er fel6ft fie aCfe überrage *. ^nhm fobann bev innere ©inn bcm
SSerftanb [einen ^n^alt fifcerliefevt, bteiöcn wir nic^t bei bev finntid^en
©mpfinben ift unb nur aB ein matte§ 5lbbilb ber geiftigen ^tiätigfeit
be§ 2öi[fen§ be^eid^net werben fanu*. 5Dcr Serftanb ift fo^ufagen tia^
geiftige 2luge be§ ^JJenfc^en^ unb burc^ i§n entfielet alleS Sßiffen, nid^t
blojj bo§ SBiffen üon ber 5Iufeenraelt, fonbern audC) ba§ 33Biffen bc§
©eifteä üon fid^ felbft, infofern mitlelft be§ 9Serftanbe§ bic 6eete jid^
felbft im ©elbftbeiuuj3tfeitt erfaßt, unb 'ba^ W\\\m üou ben Objccten ber
ftonb e§ ift, ber fonjol)( biefe§ 2lUc§, alä aud^ fid^ felbft erfennt unb
uiiffenb umfai3t*.
S)a§ Söiffen ober ba§ n)iffenfd6aftlid^c (§r!ennen ift bie gorm be§
beffen ber menfd^tid^e ©eift im Untcrfd^ieb oom ^l^icre fällig ift. SE;em
SSevftanbe aber, bem felbftbemu^ten ©enfen, ba§ biefe 5lrt beS ©rfennenä
tämque illam velut imaginem scientiae vim esse sentiendi. Decivit. Dei XI, 27:
Inest sensibus irfationalium animantiüm etsi scientia nuUö modo, at certa
,
faltigen unb be§ ^"^^'^^^9^1^^'^"/ l^iueingefteUt , i[t ber ?UJenfrf) für beibe
$ 8.
ftigen ^nnern bie Söelt be§ ^^Uelligibetn. >Diefe, fagt er üon ben $la=
tonifern, raeld^e wir mit S'ied^t ben übrigen Dorjief;en, unterfd^eiben ba§,
tt)a§ geiftig gefcf;aut wirb, ron bem, v)a§ mit ben ©innen erfaßt rairb ^.
ftigen ©n^ unb Ohltffel^r ermo^nt, unb gegenüber ben ©enfuatiften be*
tonen, bajj biefelben Unred^t l^aben, itenn fie behaupten, ber benfenbe
SSerftanb muffe fii^ mit bem ®enHnt)Qtt begnügen, ben if)m bie leiblid^en
©inne mittclft be§ ©emeinfinnä ^ufütiven, ober wenn fie gar olle SSors
^M l^ö^ere 2öal^vl^eit, alä bie finnttc^e tft,- ju'fucl|en intb iiadjjuroeifeii. SDo^er
Piere S3ebentnng alä bem, raaä nn§ bürc^ bie ©inne üfeermitlelt n)irb,
unb be5eid;net, wie fdion bemerft innrbe, letzteres jogar alä etraag, waä
man [treng genommen gar nic^t faffen, nid)t Töij'jenf^aftlid^ ernennen nnb
begreifen !önne, weil e§ einer fortmdl^renben SSeranbernng unterliege.
S)ati e§ nid)t bie SKal^rl^eit jelbft fei, folge baran§, ba^ el üergänglid^
fei, raäi^renb bie SÖ5ol§r!^eit für eraig nnb unoergängUd) gel^alten roerben
getten für fie bie 3^eif^I§grünbe ber 5I!obemifer nid)t unb 2Inguftinu§
felbft fngt, er l^abe fid) anc^ bamolg, oI§ er oom 6!eptici§mn§ inficir't
laffen ^, meil er ben ^nl^att berfelben at§ etroa§ erfunben l^abe, ha^ fid),
roof)i erfaffen unb begreifen laffe. ©ie inteHigible ©rfenntnijj ift nic^t
!ennt, raie j. ^. bie 33egriffe unb ©efel^e ber 3^1^^^^"/ ß^c^ ^^^"i^ ^^^Q^
<5)eifte§ liegt, meigt fd^on ber Umftanb l)in, ba^ berfelbe überl^aupt nad^
SSiffen unb 2ßa|rl^eit ftrebt.- ©iefeä (Sud)en unb (Streben beroeiöt, ha^
x^m W 3bee ber SÖBal^rl^eit tinb be§ SSiffenS inncrao'^nt, fammt allen
1 Soliloq. II, 4; 15
2 De ord. II, 2: Aliud enim est sentire, aliud nosse. Quare si quid
novimus, solo intellectu contineri puto et eo solo posse compreliendi.
3 Conf. VI, 4 Neque tarn inaanus eram, ut ne hoc quidem
: quod sep- —
iem et tria decem essent — putarein posse comprehendi.
* De Genes, ad lit. XII, 25: In illis intelleßtualibus visis non fallitur:
aut enim intelligit, et verum est, aut si verum non est, non intelligit; unde
aliud est in his errare, quae videt, aliud ideo errare, quia non videt.
Bcfannteä nid^t liefen inib evftreBcn fonn *. /SBiv. raiffcn m% unferer
inneren (Jrfa^rung mit nnmiltelbarev ©eraiBl^eit, bajj biefeg (Streuen un§
inncn3or)nt, nnb finb überzeugt, fbajs biefe bei allen SJJenfc^en bev^afl ift,
\>CL alle 'eine Suft nnb grenbc an ber 3ßal^r|eit |a6en. 3[öir würben
aber blefe Siebe gur Söol^r^elt nnb jnin SBiffen nid^t Ipaben, rcenn wir
nld^t eine entfprcdjenbe gbee baoon m unfercm gei fügen iBewu^t) ein ptten^.
^n biefcm ^inweig bcg 5(ugnftinuä anf bie bem men[c^Iic§en ©eifte in*-
^arirenbc 3^ee ber Söa^r^eit nnb beS Siffen§ l^aben wir bie tieffte ißes
finb e§ gemifjc intelligible ^Begriffe, ^been, weld^e bei* ®eift auö feinem
eigenen ;3nteUect, an§ feiner 3Sernnnft fc^öpft nnb roetc^e bie l^oci^s
fenä bilben. (56 finb gewiffe äßol;rl)eiten , ©ruubfö^e, bie ber menfd^s
ti(|e @eift an6 fid^ felbft fd^öpft, weit er mit 3Sernnnft (intellectus)
begabt, ein intcllcctuelfeö Sßefen ift, mx'Q nnc^ bie[en ©runb[a(^en nrt^eilt
visionum), quo dilectio intellecta conspicitur, eas res continet, quae non habent
imagiiies sui similes, quae non sunt quod .ipsae.
* De mor. eccl. c. quaedam est intelligibilis, id est, quae
12 : Animus res
tantum intelligendo innotescit, alia creatura est omne sensibile, id est, quod
per oculos vel aures vel olfactum vel gustura vel tactum quasi quandam
notitiam sui praebeat. Epist. 112 ad Paulin.: Ita videas mentis intuitu, ut
vides vitam, voluntatem, cogitationem , memoriara, cognitionem, intelligentiam,
seien tlam, fidem tuam. Epist. 218 ad Nebrid.: Veniat in mentem illud, quod
intelligere appellamus , duobus modis in nobis fieri: aut ijpsa per se mente
atque ratione intrinsecus, ut cum intelligimus, esse ipsum intellectum, aut ad-
monitione a sensibüs, ut id, quod jara dictum est, cum intelligimus, esse
corpus.
'
^ § 8. '5)ic ihteacctueaclerfcnntni^. 49
btefe SSal^r^etten aug fid^ fetßft [d^öpft, brangert fie fid^ i^m au(^
unn)illfür(t(| auf; er fü|tt \\^ in Icinem Stt^erften geuötl^igt, il^re
SSöafr^eit anjuerfennen , unb barum ift btefe au(| ükr allen ^^^^f^^
erl^aßen.
Sfleftectiren mir namtid^ auf unfer ;3«nereS, fo finben mir ein @es
biet Don SSorfteffungen, bercn ©runb nid^t in bcr auf hk (eibtid^cn
Sinne einn)ir!enben SfuBenmett tiegen fann, weil fie fid^ toefenttid^ unter?
f (Reiben üon Wim, maä mir burd^ bie Sinne n)a|rne|men unb ntd^t§
©afein unb Men erfaßt, fonbern nod^ anbeve SSorfteÜungen , bie gteid^s
teil tgiÖ ein SSorftellugen. Sßie bie Seele bie finnlid^en SSorftettungen,
meldte jraar nid^t förperlid^, aber bod^ ©leid^Btlber non förperlid^en SDin*
gen finb, burd^ bie Sinne gewinnt, fo erfaßt fie burd^ bie SScrnunft ia^
bem ©eöiete ber ©t|i! gewiffe SC8a|rl§eiten gebe, bie nt(^t auf finntid^er
2Ba^rne^mung berul^en. gerner fü^rt un§ W ©iaMtgu einer Oiei^c
ba| au§ ber 5lnnal§me be§ SSorberfa^eS eine§ ^^pot^etifd^en Urt^etlä aud^
bie Slnnal^me beS S^tad^fa^ea folgt, ober ha^ burd^ bie SSernetnung aller
©lieber im btSjunctiöen Urtl^eile bi§ auf eine§ bie SSeja'^ung biefeS einen
fid^ felbft mal^r. Unb mie il^nen, fo mu^ man aKen übrigen Sa^en ber
finb al§ ha§, roa§ un§ bie Sinne über bie SDinge ber 3lu§enn)elt !unb
®tor§,|r. Stupftinug. 4
tl^un. ©ie S)iolecti!, bie «n§ lel^rt, ^u legten atnb ju (erneu, tücife p
totffcn; alfo offenöart fid^ in x^v ha§ pl^ere iBermßgen be§ SSerftanbeg,
infofern biefer bo§ SSiffen erzeugt, «nb giBt funb, waä er ift unb tötll ^.
ba§, tt)a§ jeber au^er fid^ ober aud^ jeraeiftg in feinem ;3nnenle&en finbet
ba§, wonad^ bie ftetS wed^felnben IBorgänge ber Slu|ett= unb ^Kttennjett
B eurtl^ eilt werben muffen. 2BoP fommt \>a% ^ntettigiblc aud^ in ber
!ann ber ©eift wol^l bo§ «SinnenfaHige nod^ ben S^lormen be§ ^nkUu
giBeln Beurt^eiten, aBer nid^t ba§ ^sntettigiBIe fetBft au§ bem ©innen*
fätfigen er!ennen*.
i De ord. II, 13: Haec docet docere, haec docet discere; in hac se ipsa
ratio demonstrat atque aperit, quae sit, quid velit, quid yaleat; seit scire.
2 De Proprium ergo et quasi privatum intelligendum est,
lib. arl). II, 7:
quod unicuique nostrum soli est, et quod in se solus sentit, quod ad suam
naturam proprie pertinet. Commune autem et quasi publicum, quod ab Omni-
bus sentientibus nuUa aui corruptione atque commutatione sentitur.
3De trinit. IX, 6: Sed cum se ipsam novit humana mens et amat se
ipaam, non aliquid Incommutabile novit et amat, aliterque unusquisque
homo loqüendo enuntiat meutern suam, quid in se ipso agatur attendens, aliter
autem humanam mentem special! aut generali cognitione definit. XJnde mani- —
festum est, aliud unumquemque videre in. se quod sibi alius dicenti credat,
,
,
non tarnen videat, aliud autem in ipsa veritate, quod alius quoque possit in-
tueri, quorum alterum mutari per tempora, alterum incommutabili aeternitate
consistere.
* De quant. anim. c. 6; de ord. IT, ,15.
§ 8. Sic {tttcttectite'äc:®r(enntnt§i '
^
51
$un!te§, ber tnat^emattf^cn fiinte, Jobann/ rote fdjon fiemerft würbe, bie
fobann ba§ ®efe^ ber (Saufalttat; benn bte uerfd^tebenen Urfad^en ber
S)mgc finb itn[ercit ©tnitett giüar bur(j^au§ »erßorgen, aber ba§ ift uns
ferem ©eifte l&elannt, ba^ nic|t§ ol^ne Urfad^e gefd^tel^t^ (SBenfo fud^t
ber SDentgetft ükraK (Sinl^eit unb xoo bie SStdl^eit jie ni(|t ftitbeu
la^t, H fül^tt er feine Oual^. ®ie ©tn|eit aBer ift \>a§ gSrincip itnb
weifen lägt, \)a^ bte SSorflettung ber ßttt|ett un§ ntd^t burd^ Ut kih
lid^en (Sinne gugefül^rt werben fann, fo ift bomtt gugleid^ erwiefen, ia^
üBerl^aupt !einc ^alil il^ren Urfprung ben finnlid^en Sßal^ruel^tnungett
j)erban!t, ba| wir nid^t, wie bie ©enfualiften Behaupten, bie gal^ten au§
ber ftnnlid^en ©rfal^rung aBftral^iren, ba§ üielmel^r bie ^bec unb SCßal^rs
werben fann. 3)ettn 3ltte§, wa§ burd^ hk ©inne erfaßt wirb, ift nid^t
@tne§, fonbern SSieleg, weil ba§ OBJect ber ©inne immer üwa^ Körper?
lid^eg ift, ha§ körperliche aBer ungäl^lige Sti^eile l^at. Slud^ im- ifleinften
Körper muffen wir nod^ einen redeten unb linfen, einen oBeren unb uns
teren Stl^eil unterfd^eiben unb beB^alB ift fein Körper eine reitte, wal^re
§ai§len, wenn fie nid^t auf ©runb ber @r!enntntB be§ ©inen unterfd^teben
würben, ©ettn wenn td| bie ©inl^eit im-^orper fud^e unb ntd^t gweifle,
fie in tl^m ju finben, fo muB td^ bod^ beffen Bewußt fein, wa§ id^ bort
fud^e. $£öo id^ alfo ernenne, bog ein Körper nur ©inB fei , ba ^^Be id§
erfannt, waB ba§ ©ine ift. SSo immer td| aBer ba§ ©ine ernannt l^aBen
mag, ift fidler, ha^ td^ e§ nid^t burd^ einen letBltd§en<ö{nn erfaßte, \ia
id^ burd^ ben leiBlid^en ©inn nur ^örperltd^eg erfenne, ha^ nid^t wal^r^
l^aft unb lauter ©in0 ift. £>er ©eift mug alfo bte 3bee ber ©inl^eit,
«ad^ ml^ix er urtl^eilt, burd^ fid^ fetbft txWm *. ©ie 3«^^^« fini»
nid^t etwa 33Uber be§ ©td^tkren, bte bet ftttttUd§ett SSJa^rneJ^mung tnU
normen waren, fo wenig qB bte rein mati^ematifd^en begriffe «nb @es
fe^e DomSflaume; üielmel^r finb bie^ft^^en; womit wir jal^len (quibus
numeramus), W reinen B^W^r ctwaS gan^ 9lnbere§, al§ bie finnens
fälligen O^jectc, welche wir galplen (quos numeramus); fie finb etwa§
wol^rl^aft für fid^ @cienbe§ ^.
®efe|t aßer aud^, bie ^aliitn fetöer feien htm ©eifte nid^t ex aliqua
sua natura, fonbern an§ ben ftnntid^ wal^rne^möaren SDingen eingeprägt,
gleid^fam S3ilbcr uon ben ft(|tBaren SDingen, fo !önnte bod| hk ^oxm
nnb ba§ ^a^ für bte Trennung nnb SSeröinbung ber ä'^l'^^«/
nad^ benen wir |ebe S^ied^nung nod^ ii^rer JRtd^tigfeit unb ^atfd§|eit 6e=
urtl^cilen, nidpt bnrd^ bie ftnnlid^e Sßal^rnel^mung erfaßt werben. (S§ gibt
giltig ift, wögen nun bie ^ahlim an fid§ betrad^tet ober auf bie ©efe^e
ber geometrifd^en ?Jtguren, ber Stöne unb ^Bewegungen angewenbet wer^
ben ^. äöo l^aben wir ein fold^cS, and^ für eine unenbtidpe 3flei^e giltigeä
@efe^ erfo^t? ®ewiB W ^^^ ^^^^^'^ wiit irgenb einem ©inne Ut ganje
^a^lenreii^e umfaßt. Sßoraug ernennen wir atfo, ha^ W\c^ ®efe| für
oHc ^(i^kn gelte? SSeld^e finntid^e SSorfteHung foHte un§ eine fo un=
reii^e in'§ Unenblid^e auSbel^nen können, rermogen wir oud^ üvoa^ S^^i^
bareä vok ben Körper in*§ Uncnblic^e unö t|eilBar gu benfen unb fe^en
in ©cban^en biefe 5l§eilung fort, auc§ wenn wir una !eine Sßorftellung
SCöal^rl^eit ber St0^^ wu^ bal^er in einem innerlid^en Sii^k erfaßt wer*
hmi wel^e§ ber leibtid^e ©inn nid^t fennt, unb l^iernad^ mu^ man gus
geben, ha^ bie 3bee unb SSal^r^^eit ber ^a^ nid^t in ben SSereid^ finn=
1 De lib. II, 8. De vera relig. c. 32: Nunc vero cum dicit corporibus:
vos quidem niai aliqua unitas contineret, nihil esset, et rursus si vos essetis
Ipsa unitasj corpora non essetis, recte illi dicitur: Unde illam nosti unitatem,
seeundum quam judicas corpora, quam nisi videres, judicare non posses, quod
eam non impleant. Si autem bis corporeis pculis eam videres, non vere di-
ceres, quämquam ejus vestigio teneantur, longe tarnen ab ea distare; nam istis
oeulis corporeis non nisi corporalia vides; mente igitur eam videmus.
2 Genf. X, 12. 8 De doctr. cbrist. II, 39. * De trinit. XI, 10.
§ 8. ' 5Dtc intcacctücttc ©rfcnntntt. 53
urtiftoBlid^ urib [ic|er fcftftc^t ünb bem geiftigen SSlitfc affer öernünftigen
*.
SÖefen gcmeinfam üorf(|tt)eBt
5le|nttd^ üerpit e§ fi(| mit ber ^bce be§ @(|önett, bie tntt ber
3bce ber-3a!^l infofcrn Dcmanbt tft,. als l^armontf^e (Sm|eit baS ©es
proge alleS @(|onctt au§ma(|t. SÖBcnn wir in bem, n)a§ in ber Körpers
weit wnfer SGBol^tgefallett erregt unb im^ bie leiBltd^ctt ®tnnc un§ ents
güdft, Harmonie unb S^bn^dt ernennen, fo beruht bic|, wie btc ©r=
Ifenntnit ber ^o'^'^enüerl^ältntffe, auf einem Urt^eil au§ SSernunftgrünben
unb ttid^t auf einem Uo^ finnlid^cn, unmittelbaren SBol^lgefaHen. ^me^
SSernunfturtl^eil ift ba§ p|ere, ha^ über bie finnlid^en empfitibungen in
über ba§, roaS in biefen ba§ 5ln^ie|cnbe fei, 9fle(|enf(S^aft ^u geben, unb
fielet ein, ba^ ba§ Slnjtel^enbe auf ber Orbnung unb ©timmetrie berul^t;
ernennen rair fomit, ha'^ wir ha§, wa^ von mit Un Brperlid^en ©innen
erf äffen, niij^t nad^ SBertl^ ober Unraertl^ fd^a^en könnten, wenn wir
nid^t in un§ felBft gewiffe @efe|e ber 6d^onl§eif trögen, na«3^ benen wir
felbft ift, üB axt^ ber Slnt^eil beffen, ber, ol^ne felbft ^unft ^u üben,
il^re 25er!e pi Beurtl^eilen'oerftel^t. SDenn }ene§ l^armonif(i^e ^i^fonio^ens
ftimmen erforbert @letd§ma^ unb ©inl^eit entweber burd^ hie ©gmmetrie
gleid^er ^l^eile ober burd^ eine georbnete Slbftufung ungleid^er «ll^eilc.
^ De lib. arb.
11, 8: His et talibus multis documentis coguntur fateri,
quibus disputantibua Deus donavit ingenium et pertinacia caliginem non ob-
ducitj rationem veritatemciue numerorum et ad sensus corporis non pertinere
et inconvertibilem sinceramque consistere et omnibua ratiocinantibus ad viden-
dum esse coramunem.
^ Ibid. II, 16 : Quoquo enim te verteris, vestigiis quibusdam, quae operi-
bus suis impressit, loquitur tibi et te in exteriora relabentem ipsis exteriorum
formis intro revocat, ut qnidqtiid te delectat in corpore et per corporeos illi-
cit sensus, videas esse numerosum et quaeras, unde sit, et in te ipsnm redeas
ätque intelligas te id, quod attingis aensibus corporis, pröbare äut improbare
non posse, nisi apud te habeas qnasdam pulchritudinis leges, ad qnas referas,
qnaeque pulchra sentis exterius. De trinit. IX, 6 : Aliis omnino regulis supra
mentem nostram immutabiliter manentibus vel approbare vel improbare con-
vincimur, cum recte aliquid approbamus vel improbamus.
S)a§ p(3^[tc ®(ei(3^sunb ©Benma^ rairb man nun,.eBenfo raic \ia§ raol^rs
unb fd^fed^tl^in @iner ift, ha alle ,^örper uon gorm ju govm unb uon
Slrt gu 9Irt übergel^enb fid^ Derdnbern unb au§ einzelnen, t|rcn ^la^
kl^auptenben 3:i^eiten Beftel^en, üermogc beffen [ie \\^ notl^raenbig in ner^
Ober rate follten wir im körperlichen jeneS DoKe ©leid^ma^ erfel^en unb
n)ic folltc \i^ unä ber ©ebanfe aufbrdngen, ha^ fie jeneg »offfommcne'
aber nur be^l^atb, weit tl^r ^we^ Bei ber Sßal^rne^mung be§ ©inneus
foKigen ha^ blo^e @rgö|en ift, meit fie in i§rer (Srfenntnt^ ni(^t nad^
^ßl^erem ftreBen n3offen unb gar nid^t barnad^ fragen ober barüBer ur-
tl^eiten, n3arum bo§ ©id^tBare ©efatten errege. SSenn id^ etwa einen
wirb er n3ol^l antraorten, bie| gefd^el^e, bamit bie 2;^eite be§ ®eBdube§
ift in bie ©inne üerfenft, fein ©rfennen reid^t nid^t weiter alä fein Sluge,
er fielet nid^t ein, woüon er Bei einem fotd^en Urt|eile aBpngig unb ges
getragen ift. SlBer i^ werbe bann biefen 10^ann, ber oud^ ein inneres
Sluge |at unb fe^en !ann, wa§ nid^t äuBerlid^ fid^tBar ift, nid^t aufhören
mit ber §rage ju brangen, warum benn jene SDinge SBol^tgefalTen er*
quae in spatia diversa dividuntur? Porro ipsa vera et prima unitas non oou-
lis carneis neque ullo tali sensu, sed mente intellecta conspicitur.
.• .
'' •
^
g. 3^ ©ic.'tntcaectüetfc.drfcnntnl^.
'
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fd^te^tl^in Don .{|m gefeffelt, inbem er ni(|t Uo^ na^ biefcm 2ßo§ls
ober ob fie be^^alb gefaüen, toeit fie fd^ön finb. S^ werbe bann toeiter
fragen: we^^alb finb fie \^M unb roenn er ^tx wnfii^er jogern würbe,
be^l^alb, weil bie einjetnen Sl^eite einanber entfprei^en unb in einer be=
finb. SBenn er bie^ begreift, werbe x^ i^n fragen, ob bie 5)inge eben
biefe ©in^eit, nadf; welcher il§r (Streben geri(^tet ift, in pii^fter 3öetfe
jwar jebe fd^öne ^^orm, ha^ überhaupt' jeber Körper eine @pur ber
©inl^eit an fid^ trage, \ia'^ aber glei^wop au(^ ber f(|önfte Körper,
weil er uermöge feiner 2lu§be!^nung ben einen Sl^eil |ier, ben anberen
bort ^at, bie ©inl^eit, bie er erftrebt, ni(^t erreii^en !önne, — wenn alfo
(Srfenntni^, ha^ bie ^orm ber Körper ber (Sinl^eit nad^ftrebt, o^ne fie
bem leiblichen Sluge aber fannft tn fie ni^t erfaffen, benn bannfonnteft
bu wa^rlid^ nid^t jagen, ba§ fein .^örperlid^eS, über ba§ bod^ bein leib=
lid^eg 2luge nid^t |inau§reid^t, bie (Sinfeit erreid^e. 3Öir erfaffen alfo
^SJlit ber 3fl^t bringt bie ^eilige ©d^rift^ aud^ bie Sßeiäl^eit in
3Serbinbung, wenn fie fagt, ba^ ®ott in feiner 2iöei§|eit aUeg nad^ ^a^
unb 3ö^I georbnet l^abe. Slbcr wa§ ift 2öei§l^eit? S)ie 5Beftrebungen,
in weld^en bie Wienfd^en fid^ weife bün!en, finb mannigfaltig unb wr^
fd^ieben, gan^ abgefel^en t)On ber großen ißerfd^tebenl^eit ber Meinungen,
weld^e wir l^ierüber bei ben ^pi^ilofopl^en finben. 2lber tro| biefer SSers
in aEen biefen etwa§ ^emeinfameä; e§ ift @ine§,^ ba§ alle treibt unb
bewegt : alle ftreben na(§ hm ®ut unb fliel^en ha^ Uebel , alte alfo
ftreben nad^ bem ]^ö duften ®ut ober nad^ ber ©lücffeligteit, bie
l^eit, in ber ba§ p(|fte ®ut er!annt unb feftge|altett töirb (veritas, in
qua cernitur et tenetur summum bonum). ^a§ (StreÖen na^ ©lütf*
[elig^eit ift aB fo((|e§ niemal§ im ;5i^rt|um. Söeffen 8treBett aöer auf
etnja§ geri(|tet ift, ha^ nid^t ba§ raa^re @ut ift, ber würbe nid^t barnad^
ftreBen, wenn nid^t ber ©d^ein be§ ®uten i^n Btenbetc unb in bie;3rre
führte. 9flur infofern fann ber 9Äenfd^ irren, al§ er, burd^ ben @d§etn
be§ ©Uten geblenbet, einen ßebenSweg einf dalagt, ber nid^t ^ur maleren
©tüdffetigfeit fu|rt, wal^rcnb er ouf biefem Sßeg fein raal^reä ®lü($ gu
erreid^en glaubt. 3eber barum, ber nad^ @Iu(lfelig!e{t ftrebt, wirb ben
Srrtl^um in S3egug auf W 9^id^tung be§ SebenS cbenfo fel^r §u meiben
SGöa|r!^eit, bie il^n iiÖer ben wal^rcn ßeknSweg orientirt, ober bie
2Ö e i § 1^ e i t nid^t weniger anftreöen at§ bie @lüdf f eligfeit , mii ber S^r*
jiel^t. ISSie e§ bal^er feftftel^t, ba| wir gtä(flid^ fein wollen, fo fielet aud^
feft, ba§ wir weife fein woffen, weil ol^ne 2Bei§l^eit niemanb glüdfelig
fein f ann. $Denn niemanb ift glüdffelig al§ burd^ ba§ pd^fte ®ut, ba§
in iener S2Bal^r|eit, bie wir JCBeiäpt nennen, ernannt unb feftgel^alten
wirb. Seoor wir nun wal^r|aft glüdffelig ftnb, ttiu| unferem ©eifte eine
^bee ber ©lödffeligJeit (notio beatitatis) eingeprägt fein; benn
nur auf ®runb einer fold^en S^ee tonnen wir wiffen unb gweifellog
au§fpred^en, ha^ wir glüd^felig fein wollen. Sa aber ber SSRenfd^ nur
gludffelig wirb burd^ ba§ wal^re unb pd^fte ®ut, fo mu^ er mit ber
^bee ber @lü(!feligfeit aud^ bie 3^ee be§ wal^ren, pc^ften ®ütt^
in fid^ tragen; \ia enblid| nur bie Sßeiäl^eit e§ ift, in ber ha^ pd^fte
®ut er!annt wirb, unb infofern fte allein e§ ift, bie §ur wal^ren ©lütfs
f eligf eit fü^rt , f o muffen wir , beoor wir weife ftnb , auc^ eine ^b ee
ber SS ei §1 ei t in unferem ®eifte tragen, ber gufolge jeber bie S'^age,
ob er weife fein wotte, ol^ne ba§ SDunM be§ ^w^^iM^ bejal^t*. SDie
1 De lib. arb. II, 9: Num aliam putas esse sapiehtiam nisi veritatem, in
qua cernitur et tenetur summum /bonum? Nam illi omnes, quos commemorasti,
diversa sectantes, bonum appetunt et malum fugiunt; sed propterea diversa
aectantur, quod aliud alii videtur bonum. Quisquis ergo appetit, quod appe-
tendum npn erat, tametsi id, non appeteret, nisi ei videretur bonum, errat
tarnen. Errare autem neque. ille potest, qui nihil appetit, neque lUe, qui hoc
appetit, quod debet appetere: in quantum igitur pmues homines appetunt
vitam beatam, non errant. In quantum autem quisque non eam tenet vitae
viam, quae ducit ad beatitudinem , cum se fateatur et profiteatur noUe nisi
. , § 8. $>ic irttcficctucÄc erfcnntriiß.' .
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äöeiSl^eit, bienad^ ©lüdffeligMt ftv^Bt, ift atfp ttvoa^, töaS aUen uu_
nünfttgen ©eiftern gememfam üorfd^weBt (praesto est). Ober rool^er
anberä erJcnnen lüir, 'ba^ e§ eine 2ßet§]^ett gißt unb ia^ aUe gtüc^feUg
unb be|l^alb aud^ weife fein toollen? ^rfennen toir bie§ ettoa in fold^er
nid^t t)ielme|r ber eigenttidjc (^axatkx biefer @r!cnntnt^, ba§ wir feinen
3lugcnBtitf barüBer gweifet^aft finb, ha^ eBen bicfe SCßal^rl^eit t)|ne eine
SiJJitt|)eilung üon unferer Seite in berfelkn Sßeife uon anberen wie t)on
itn§ erfaßt werben fönne? @o wa|r unb unüeränberüd^ alfo, wie bie
Spiegeln ber ^a% liegt bie SSei§|eit unb liegen alle ©runbfafee, welche
bie 2Bei§|eit in fid^ f (^liefet, üor bem geiftigen 25Ii(fe aller ^enfd^en^.
$Die ©runbfd^e ber wahren Sßei§|eit aber besiel^en fid^ auf ha^
geredete unb tugenbl^afte Sekn; benn bie wa|re Sßeigl^eit (e^rt,
\)a^ man auf h^m SBege ber Stugenb unb ©ercd^tigfeit gur wal^ren (BlMs
fetig!eit gelange, ©ie finb jeneS ®efe^, ha^ eingefd^rieben ift in bie
§er§en ber ^enfd^en unb ha§ felbft beren S5o§l^eit nid^t auSlöfd^en fann ^.
Ober wo ift ein üernünftiger ©eift, ber nid^t \>a^ 93ewu^tfein jener- Sßal^rs
l^eit |dtte, ba^ man geredet leBen, jebem ba§ ©eine gutl^eiten, S^ted^t unb
Sötlligfeit ad^ten muffe, "iia^ \ia§ Uuüergänglid^e bem S5ergänglid^en, \)a^
mit gug fein per[önli(|e§ ©igentl^nm nennen, ba atte§ SBai^re biefer 9lrt
fo fel§r allen gemeinfam ift, als c§ realer ift. 2Bie bie dftl^etifd^en SBa^rs
l^eiten finb aud^ bie ntoralifd^en ben ^erjen alTer ?[Renfd^en, aud^ ber un;
ernennen roir burd^ bie SSernunft ^a^ ^i^telligible, ein ©^ftem allgemeiner,
als ^Principien ber (Sr!enntniB eine fold^e Sebeutung gu, ba^ nad^ feiner
2lnfid§t niemanb weife fein lam, e3 fei benn, er |abe bie ^'oan ernannt ^.
©ie inteKigiMe (5rl'enntni6 ift i|m bie |o|ere Cluelle ber 2Ba!§r|eit. ^xoax
ift in allem, alfo aud§ in ben ftnnenfäKigen SDingen, einigermo^en SBo!§r=
jpeit, infofern ba§, mag in il^nen ift unb gefd^iel^t, ben intelfectuelfett
ift bie J[öa|r|eit auf DoU!ommencre, unmanbelbare SGßetfe, meil fie ba§
SnteHigible, ha^ Unoeränberlid^c, Unmanbelbare in fid^ l^at, mä|renb
ha^ ©innenf ällige, al§ ^a^ ftetä 3Seränberlid§e unb 3Sergänglic^e , in
1 Ibid. II, 10: Hoc item verum et unum esse et Omnibus, qui hoc sciunt,
ad videndum esse commune quamvis unusquisque id nee mea nee tua nee
,
cujusquam alterius, sed sua mente conspiciat, cum id, quod conspicitur, Omni-
bus conspicientibua communiter praesto sit, numquid negare poterimus? —
Item juste esse vivendum et deteriora melioribus esse subdenda et paria pari-
§9.
®er Urfprung ber intencctüeUen ©rlenntntf.
^flun er^eöt fi{i^ akr bte f(S^n)iertge t^rage, wie tiac^ ber 3lnfi(j^t
faffnng ift 2lngnftinu§ fremb. S)a§ ©innlic^c i^at nur eine äu§erti(3^
anregenbe SSebeutung unb Bitbet nur infofern ein ©uBftrat für bie 35es
tptigung be§ inteffectuetfen (Srlfenntni^oermögenS , al§ c§ oon bicfem
m^ hm i^m immanenten intettigi6eln Dflormen aufgefaßt unb kurtl^eilt
äußeren ©innen me^r nur gemol^ut werbe, ot§ ba^ fte burij^ biefetöen
VDO^nt ja bie Söal^rl^eit (veritas foris admonet, intus docet), bort ift
f(^en, bo§ bie Stl^iere nic^t kft^en unb in bem bie inteßigiöeln SDinge
bie ©eele wo^ ber 2(u^enwe(t jugewenbet, ber '^ö^ere ^i^eit ber ©eele
aber, gteiij^fam ba§ §aitpt unb Singe berfelben, ift na(| innen, bem ^n-
teöigibeln §u gerichtet unb ernennt l^ier bie 3^eett,nad^ benen fiebaä
burd§ 35ermittlung ber ©inne Slufgenommene beurtl^eilt. Um bal^er ba§
3Serpltni^ ber ©inne§üorfteIIungen jutri urtl^eitenben ©eifte unb ba§
35erpltniB be§ urtl^eileitben ©eifteS ju ben i|n erleu(|tenben intetfigibeln
VEpist. 71.
De civit. Dei VIII, 6; de trinit. XV, 23: Memoria
2 hominis et maxime
quam pecora non habent, id est, qua res intelligibiles
lila, ita continentur , ut
non in eam per sensus corporis venerint. . .
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ätoeitet S^eH. ; -
'
' "
unter bem 23Iitf finb bie SßoKen (rerum corporalium imagines), ü!6er
bung [teilen. Sßie ba§ leibtid^e Sluge non einem !örperli(|en Sid^te er=
bcu infettigißeln fingen auf ircjenb eine wunberBare, a6er iebenfaUg un*
2Bie ift nun aBer bie^ nölperl^injuüerfte^en, wenn wir t)on ber Blot
BiMid§ rergtei^enben S)arfteIIung $ur Begriffti^ Beftimmten 3tuffaffung
ber 6ad§c fortf(3§reiten woitten?
frül^eften 6(|riftett bie intelligiBle unb bie fenfiBte, bie ^been* unb bie
biefer at§ ber SSelt be§ Sßal^ren ci|nlid§ fei, unb erging fi(i§ Bei ber
S?ie Se^re t>ön ben angeborenen Sbeen, hk fielpre »ön ber ^ßraexiften^ ber
©eelen, war bnrd^ ben c^rifttid^en ©tanbpunit, anf ben SlngufttnuS fid^
fteHtc, üptt t)Ornl^crein auSgcfd^toffen. ^aruin mu^te jid^ il^m bic Uebers
gengung non ber Xin^aMavMt ber platonifd^en Seigre t)on ben angeborenen
barauf aufmerffam, ba^, wenn man aUe auf biefelbc SßBeife frage, man
au§ allen ober bod^ faft au§ äffen baSfelbe ]^erau§bringen Ifonne, ol^ne
ia^ man werbe fagen motten ober können, ha^ äffe in einem frül^eren
fd^einung unter ben ?Ölenfd^en feien. 2Sa§ man fid^ oon berartigen
3Biebererinnerungen ergälple, fei Wumerei, ©d^cin unb ^äufd^ung.
Sßarum, bemerkt er ferner, bringt man fold^e rid^ttge (Srfenntniffe auf
gefd^id^t gefteffte fragen nur in inteffigibetn ©ingen |erau§ unb nid^t
an^ in finnlid^en? marum mn^ man le^tere mit leiblid^em 5luge gefeiten
ober oon anberen, bic baoon ^enntni^ |aben, auf ©lauben l^in an*
genommen l^aben, ba mir fie nad^ ptatonifd^er ße^re bod| aud^ in einem
f rolleren ^^Un mürben erfahren l^aben? 'Sflit biefer ^rage ift jugteid^
§at nun aber bie (Seele nii^t in einem frül^eren ßeben bie Sbeen
gefd^aut, fo mn^ fie in W\im Seben mit i|nen in SSerbinbung ftepn.^
SSie aber biefe 5ßerbinbung p ben!en fei, ift eine oielfad^ nentitirte §rage,
retract. I, 4, roo er- bte angeful^rten SBorte au§ ben 6oI{(oquten Bert(i^ttgt,
jagt er, hk 5j:|atfad|c, ba& an^ Unfunbige auf gef(|{(ft geftellte fragen
rtd^ttgc STntroorten geben, erHdre ftij^ n)a]^rf(J)e{nn(|er borau§, ha^ tl^nen
bo§ ^i^t ber eraigctt 35ernunft immo'^M, in welkem [ie bie untoanbels
Statur ober SBefen^eit, ftel^e at§ folc^e SBefenl^eit in $ßerBinbung mit ben
itttettigibeltt fingen unb fei in ber Söeife gefc|affen, ha^ er, wenn er
de trinit. XII, 15 au§: ba^ man, kmerft er, bem ©etfte StttelligtBIeg
oI§ tt)dre fein Semen nur eine SSiebererinnerung , baä erftare fi(| eben
mittelft be§ Sic|tc§ in ber ^örpernjelt, für n)el(|e§ e§ orgonifirt fei unb
raetd^eS p. i^m in uatürli{i^er iBe§ie|ung fte§e, bie fßr|)erti(|en S)inge
fc|aue^
^iernad^ tergteid^t 5Iuguftinu§ bie intettectueHe ^r!enntniB mit ber
8inne§er!enntni§ unb poftulirt für jene 'ein geiftige§ Sid^t, für ba§ bem
bilibus rebus, eo ordine facta, üt cum se ad eas movet, quibus connexa est,
vel ad se ipsam, in quantum eas videt, in tantum de his vere respondeat.
3 De trinit. XII, 15: Potius credendum est mentis intellectualis ita con-
ditam esse naturam, ut rebus intelligibilibus naturali ordine, disponente con-
ditore, subjuncta sie ista videat in qüadäm lüce sui generis incorporea, quem-
admodum oculus carnis videt, quae in hae corporeä luce circumadjacent,
cujus lucis capax eique congruus est creatus.
,
' '
§ 9. Ser Utfprungbcr tntcttectucÄctt ©rfcnntnit. 63
auf uttftij^tkre unb unau§fpre(J^li(|e, aBer bod^ ittteffigtHe, b. 1^. für bett
©elfter,, m bem alleä gefd^aut loirb, ttätnlid^ ®ott felbft, burij^ ben at(e§
gemalzt ift. SDer gro^e llitterf(j^ieb gtütf(|ett ber ftttttl{(|en unb ber üts
fie aKe bef(^Ir»ffen finb, unb biefe fann nid^t bem einen ober anberen
?0^ettjd§en jugel^ören, fonbern mu^ ha^ ©emeingut oller fein; bie Un*
raanbel6are§ ouffaffen gleid^ einem Sid^t, \)a^ auf tüunberbare 3Beifc
bare SBal^r^eit aber ift ba§ Sid^t ber ewigen SSernunft ober wie 9lugu=
firenb, fagt, hh SBal^rl^eit, burd^ hk atteä raal^r ift, bie gott(id&e Söefenl^eit,
1 De civit. Dei XI, 27: Quae vis magna atc[ue mirabilia mortalibus
praeter hominem animantibus nuUa est licet eorum quibusdam ad istam lucem;
(ßontuendam multo quam nobis sis acrior sensus oculorum; sed lueem illam
incorpoream contingere neqxieunt, qua mens nostra quodammodo irradiatur, ut
de bis Omnibus rectejudicare possimus; nam in quantum eam capimus, in
tantum id possumus.
2 Epist. 122 ad Consent. Hoc ergo lumen, ubi haec cuncta dijudicantur,
non utique sicut hujus solis et cujusque corporei luminis fulgor per localia
spatia circumquaque diffunditur mentemque nostram quasi visibili candore
illustrat, sed invisibiliter et ineffabiliter, sed tarnen intelligibiliter lucet tamque
nobis certum est, quam nobis effleitcerta, quae secundumipsum cuncta
conspicimus.
**
De lib. arb. 11, 12: Quapropter nuUo modo negaveris, esse incommu-
tabilem veritatem, haec omnia, quae incomräutabiliter vera sunt, continentem,
quam non possis dicere tuam vel meam vel cujusquam hominis, sed omnibus
incommutabilia vera cernentibus, tamquam miris modis secretum et publicum
lumen praesto esse acsepraebere commuriiter.
'
64 \ ^weitet S^ctlf. •
' ^
ba§ 3"te(Iig{6le crfentteit Id^t*, 2öte bie ©onne \)H% Sid^t ift, >in wcl*
dpcm ba§ leiöltd^c Slugc bie finnenfalligen SDinge jd^aut, [o ift @ott, bie
telligibeln ©eifter erfennett. 2öir evfennen in ii^m, h^xüx^ wie wir affe§
;3tbifci^c im ßid^te bcr ©onne feigen. SDer ^xdtUtzt ift gteic|fam ba§
2luge be§ ©eifteS^. 2)ie inteßigiBeln ©inge finb roie 'to.% waB toir im
ßid^te ber Sonne feigen, ©Ott aBer ift bie erleut^tenbe ^Sonne. Unb wie
bie ©onne ni^t bbj gUnjt unb fid^tfiater ift alg affe§ anbere, \iOi^ in
bie ©inne fallt, fonbern au(^ ba§ ßic^t fpenbet, rooburd^ unfere Singen
crtcnd^tet unb bie ^övper fi(|tÖav werben, alfo ift ©Ott in ft(| felbft
inteUigibel unb er ift e§ aud^, n)el£|er ber SSernunft, bem Singe ber
nid^tg lieber al§ bie ©onne fetbft aufd^auen, wetd^e offe§ Meud^tet, fo
aud^ rid^tet fic^ bo§ g^iftige Stuge, wenn e§ ftar! unb lebengMfttg ift,
"^
De magistro c. 12: Cum vero deiis agitur, quae mente conspicimus,
arb. II, 14: Veritas foris admonet, intus docet. De div. quest. 83 qu. 9:
Quam ob rem aaluberrime admonemur averti ab hoc mundo, qui profecto
corporeua est et sensibilis, et ad Deum, id est veritatem, quae intellectu et
est quidam tamquam oculus animae, ad quem pertinet imago et agnitio Dei.
3 Solil. I, 8 Nunc accipe, quantum praesens tempus exposcit ex illa
: ,
plurimum differunt. —
Nam et terra visibilis est et lux, sed terra nisi luce
illustrata videri non potest. Ergo et illa, quae in disciplinis traduntur, quae
quisque intelligit, verissima esse nuUa dubitatione concedit, credendum est ea
non posse intelligi nisi ab alio quasi suo sole illustrentur. Ergo quomodö in
hoc sole tria quaedam licet animadvertere, quod est, quod fulget, quod illu-
minat, ita in illo secretissimo Deo, quem vis intelligerej tria quaedam sunt:
quod est, quod intelligitur et quod cetera facit intelligere. Conf. ibid. c. 13.
§ 9. 3)er Urfprung -ber Intcücctuellen ei:Ienntni|. 65
i|r l^aftenb, t)ergi|t e§ ha^ Ueßrige unb genielt in i^x gugtetd^ aUeS*.
SDemgema^ ift bie platontf ^c ße|re üon ben angeöornen ^been '
bal^in
fie au§ jid^ felbft [id^ angetrieben fül^len, [ic^ gum «Sd^auen be§ 2^kUU
gibetn su erl^eben unb in btefem ß^amn längere 3eit S" ^^xmlUn ^.
^iernad^ jd^eint e§, alä l^abe ftd^ 2tuguftinu§ bie SSerbinbung beä
genommen, ba^ ber men[d^li(|e ^^nteHect ®ott unb in {"^m alle§ ^nkUU
g'ibte unmittelbar anfd^auenb erfaffe. ($ä ift aud^ ö|ne ^n^eifel sujugeben,
©ie§ erMrt ftd^ aber roop, wie van^'nbert fagt, au§ feinem inteffec^
fop|te er|ob er fid^ nun alferbingS ju ber ^r!enntni|, ba^ ba§ gottlid^e
SSefen, hat über oKe§ ©innli(^e unenblid^ erl^aben ift, nid^t burd^ finn*
tid^eä SSorftetten erretd^t tuerben fönne. S»^ߧ konnte in i^m bie 3;enbenj
haften Bteikn, ba§ göttli(3^e SGöefen unter einer abaquaten, akr ü6erfinns
raenn er fid^ uom ©innlid^en gurütf^iel^e, fid^ in \xS) felbft üertiefe «nb
üßer ha^ ©innlid[;e l^inan§ fid^ ^um ^^^ß^^S^'^c^« emporfd^ratttge , im
©tanbe fei, ein unenbltd^eS geiftigeä ßid^t, ben Urquell affeä ^"telligtßeln,
rair ba§ ^^telligiBle in cil^nttd^er Sßeife erfaffen, raie fid^ im 2i^k ber
(Sonne unferem Sluge bie fi dptBare Söelterfd^Iie^t. 2)ie biePe^öglid^en
©teilen au§ feinen früheren 6d§riften filieren ju ber Slnnal^me, ba^ i^m
ber unmittelbare ß^ontact mit bem Urgrunb alle§ S^^teHigiBeln al§ ein
fid^ §u erl^eBen ftreBe, wenn er nid^t Don ben geffeln ber ©innUd^feit
gurüd^ge^alten werbe. ©lauBte er ja boi^, iU' 3i)fiomenten !^ol^er geiftiger
(Sr'^eBung l^aBe biefeS Sid§t, aUerbingg nur tuie ba§ 2m^tm eine§ 23li|e§
(in ictu trepidäntis aspectus), feinen geiftigen 23litf geftreift*, unb fagt
er au§brüd£lid^, ba^ aud§ bie l^immlifd^e Kreatur burd§ baSfelBeglüdfelig
werbe, burd§ maS voiv SiJJenf d^en e§ werben, namlid^ burd^ ein gen)iffe§
inteEigiBle§ Sid^t, wetd^eä ©Ott fei unb mU)z§ fie fo erleud^te, ba^ fie
Mnx^ oerflärt werbe, gteid^ wie nad^ Potiu aud^ bie Sßeltfeele üon
biefem Sidpt in intettigiBter SSeife erleudfjtet werbe, um felBer 'aud§ auf
tntelltgtBle JiBeife Sid^t gu fein 2.
5Ran ftreitet ftd^ üBer bie rid^tige 3lu§legung biefer unb ä^nlid^er
©teilen. Sllleirt ba§ ift gunöd^ft fidler, ba§ wir Bei 2luguftinu§ ni^t
Me öntoIügi[tt[d^e Seigre ftnben, lüonad) wir ®ott felbft unb in i^m bie
Toärc feine ^rfenntni^ ni{|t etraag, ba§, röte 2lugu[tinu§ [agt, aitf
tem ©onnenlid^t, ift ba|er nur ein analoger S3egtiff unb gibt un§
al§ fold^er nod^ feine kftimmte unb !Iare begrifflid^e Sluffoffung ber
Slber ba^ jener 2(u§brutf ein BIoB analoger fei, gibt un§ 2(uguftinu§
felbft babur(| ju Derfte'^en, ba| er bemfelben öfters timitirenbe §Beftim;
mungen beifügt, raie 5. 33. raenn er fagt, W^ unfer ©eift oon einem
„geraiffen" (quadam) untörperlii^en Si^te „gen)ifferma^en" (quodam-
modo) umteucä^tet werbe \ ha^ 'i>a^ ^nteEigible auf eine i!^m entfprec|enbe
äßeife erfannt unb gefd^aut werbe 2, ha^ mir „auf irgenb raeld^e, tt)a§
immer für eine 3öeife", bie jebenfaKS non ber ftnnlid^en 2lnfd§auung
ftinu§ ha^ Söort be§ 5lpoftel§, H^ toir lienieben nur wie im ©piegel
rüt^fell^aft (per speculum in aenigmate) erfennen unb erft )enfeit§
fid^ ganj beftimmt ba'^in au§, ha^ wir weber mit bem leiblid^en nod^
mit bem geifttgen 5luge ®ott ju feigen oermögen^bcB ber t)om .Körper
gefeffelte ®eift nur burd^ eine oon (Sott ben)ir!te SoSlöfung dou bem
^örperlid^en unb bur(^ eine befonbere Offenbarung ®otte§ im Stt^ß^en
p jener ^Infd^auung gefüi^rt werben fönne^ ^^"^befonbere tabelt erM^
-58ermeffen|eit ber ^piatonüer, weld^e ba meinten, burd^ eigene ^raft jur
9Inf(^auung ®otte§ §u gelangen, weil e§ namlid^ einigen Pon i^nen ge=
lungen war, ben 23ticf beä @eifte§ über aUeä @e[c^affene §u ergeben unb
fte buvd^ bie gefd^offenen ©inge erfanntcn, in il^r felbft erfd^auen, bann
raurben fie au§ ii^r ni^t nur bic ganjc Statur unb )iie in il^r roaltenben
muffen fie fogar bie ^enntni^ »on bcn uerfd^iebenen Slrten ber ®e[c|opfc,
i^rem ttrfprung, Söad^ltl^um unb Untergang burdC) eigene unb freinbe
gottlid^e JSöefenfeit an fid^ unauSfpred^Iic^ ift unb Segriffe, bie bem ©es
fd^affcnen entnommen finb, nur in uneigeritUd^er SSeife auf fie übertragen
raerben fönnen, fo ift fie, bie un§ gefd^affen Ipat, unferem intettigibeln
©eifte bod§ nö^er, aB üiele§, n)a§ gefd^affen ift; benn in ii^r lekn
mv, 16en)egen wir un§ unb finb n)ir. ©a§ ©efd^affene bagegen fielet
unb biefer ©eift ift nid^t im 6tanbe, biefe 5Dinge in ©Ott au§ ben ctüigen
@d^öpfung§gebanfen ®otte§ ju ernennen, ©a^er f ommt e§, ba^ e§ me§r
3JJäl^e foftet, biefetben aufäufinben, al§ ©ott §u fud^en unb px finben,
obgteid^ e§ einen unoergleid^lid^ pl^eren Sßerti^ "^at, bie gottlid^e SSefen*
§eit aud^ nur einigermaßen mit frommem ©eifte ju ernennen, at§ ba§
Uuiüerfum ber SDtnge tüiffenb gü umfaffen^
superbia maxime maculat. — Hinc enim purgationem sibi isti virtute propria
poUicentur, quia nonuuUi eorum potuerunt aciem mentis ultra omnem cfea-
turam transmlttere et lucem incommutabilis veritatis quantalaeunque ex parte
contingere, quod Christianos multos ex flde Interim sola viventes nondum
potuisse derident.
2 16 Quasi vero quia praecelsam incommutabilemque substan-
Ibid. e. :
nac§ Söeig^eit mit ben 5p(atonifern auf @ott aB ba§ Urprincip alfer
55inge gurüdf gelten unb ha^ au§ il^m, atä bem legten ^princip alffe§
Ueörige ernannt unb begriffen roerbcn muffe ^. ©obann aber ift ^lugu^
finb gteic^fam nur bie SSinfe ber JEünftterifd^en gottUd^en 2öe{§l§eit, burd^
raetd^e fie un§ t)on auBen in ;un§ gurudruft; fie raoffen ben ©eift nur
anregen §ur9ftödf!e;^r in fid^ fetbft, bamit er in fid^ bie über i|n erhabene
inteöigible götttid^c Jßefen'^eit erfaffe unb in. feinem inneren ©Ott, ha^
Urprincip ber $Dinge erfenne. Söie ©eftaft ber SÖBelt ift aUen ©ef d^öpfen
fid^tbar; aber fie fprid^t nid^t gu äffen in gleid^er Sßeifc. S)ie Slb^ere
fe^en fie, aber fie !önnen, fie nicpt fragen; tüo^ aber lann hk^ ber
dici utcumque homini per hominem possit, niai usurpatis quibusdam locorum
ac temporum verMs, — tarnen propinqnior 1101)19 est qui fecit, quam multa
quae facta sunt. In illo enim vivirnus, movenrnr et sumus. Istorum autem
pleraque remota sunt a mente npstra propter dissimilitudinem sui generis,
quoniam corporalia sunt; nee idonea est ipsa mens nostra, in ipsis rationibus,
quibus facta sunt, eavidere apud Deum, ut per hoc sciamUs, quot et quanta
qualiaque sint, etiamsi non ea videamus per corporis sensus.— Ex quo fit,
ut major ad illa invenienda sit labor, quam ad illum, a quo facta sunt, cum
Sit incomparabili felicitate praestanti.us illum ex quantalacunque particula pia
mente sentire, quam illa universa comprehendere.
1 Solil. I, 7: Deum videre, hoc est Deum intelligere.
2 De civit. Quicunque igitur philosophi de Deo summo et
Dei VIII, 9 :
(veritas foris admonet, intus docet). ^enn bte Sßa§r§etl fagt mixt
nic^t ber §imme( tft beln ®ott, ni^t bte ©rbe ober irgcnb ein ^^örper.
©d^on beine (Seele i[t beffer unb belcBt bie ^affe beineä Seik§; bein
©Ott a'ber ift roieberum ba§ ßeöen bcineä Seßenä *. ®ott, bie ü&er alle
©elfter erl^aöene unb bod^ fte innerlii^ Be!^errfi|enbe unb 16ete!6enbe ^a(|t,
tonnte ben er!ennenben ©etft be§ ^enfd^en pi ber Sßal^rl^ett in \itn
SDingen l^inorbnen, roett in t^m bie ©eifter fowo^I al§ bie duneren SDinge
i^ren Urjpvnng Mafien. ©te)e ^inorbnung be§ erfennenben @eifte§ jum
i^ntettigißetn in ben fingen ift hk öorgfiglid^fte Orbnung, biejenige, gu
niebcre Orbnung ift ßtngerid^tet gum SDienfte ber pl^eren unb aUe bienen
§u|öd)ft ber geifttgen Orbnung. 2lu[ ©runb biefer pd^fteu Orbnung
ift ber ©eift befal^igt, ou§ ben S)tngen ber fid^tkreu 0lotur ba§ pd^fte
^nteffigible , bte göttlid^e Söefenl^eit , al§ ha§ ^princip unb ©nb^iet be§
georbneten üßeltgangen gu erfennen. Uni:! fotoeit anbrerfeitS bie oernunfts
(bfe IRatur ben ©eift §ur .@rfenntni| ©otteg anregt, wirb fie im SDienfte
be§ ©etfte§ ge^oBen unb geobelt; oBgtei(| Berau^ttoä unb ftumm/ njirb
fte ein öerebte§ SoB ©otte§, inbem fte in bem Betrad^tenben ©eifte be§
®oite§, alfo in ber @d§önl^ett ber SDinge bie <Sd^ön!§eit ©otte§, in bem
©utftnn ber 2)tnge bie ©üte ©otteä, in ber Orbnung beä SöeltaKä
©otteä 2öet§l^eit u. f. ro. UnmittelBdr mtb in ooEfommener Söeife giBt
bereu ftd^ ber iittelligiBle ©eift unmittelBar Bemüht ift; tu i^nen giBt ftd^
1 Conf. X, 6. -
laudas Deum.
§ 9. .^er^Urfprung'beiintcttectucffcn (ärfenrttnt§. 71
un§ ©Ott unmittelöar ^u cxhnmn , m ber 3^ee be§ ©(^onen at§ bie
Urfd^on^eit , in ber ^bee be§ ©Uten al§ ba§ Urgute u. [. to. 2C6ev
©Ott, ber eroigen SBa§rl§ett, au§ ber affe§ ^diVx^t gefd^affen ift, bie
Sbeen ober formen ber SDinge fd^auen*. ®r fafet ba§ ^nt^^^S^^^^ ^^^
'^^ztxi, ni^t, wie Poto, al§ felbftänbig fubftftirenbe gormen, fonbern
at§ bie intelligiktn ©rünbe (rationes aeternae) ber ®inge in ©Ott, al§.
fittb biefe intettigtMn ©rünbe ber SDinge in ©Ott 'üa% Sßefen ®otte§
fei oft, '^a ©Ott [d^led^tl^in einfad^ unb barum fein Sßefen non ben eroigen
©ebott!en feiner SSeiSl^eit nic^t oerf (Rieben ift 2; fie finb ba§ SBefen
gottüd^en 2öefen§ in ©Ott ebenfalls at§ @in|eit gebadet werben, o(§ bie
3rir§ ber SDinge in ©Ott, b. 1^. fie finb ba§ SBefen ©otteä al§ Urbilb,
üon bem "tiOi^ ©efd^affene ein Slbbitb ift^. @r!ennen wir alfo im
©efc^affenen ba§ ^tttettigible, fo erfennen roir in i!^m ben intettigibetn
Urgrunb ber ®inge unb in biefem bie intettigibte 2ßefen|e{t®otte§ felbft,
ben SSorten be§ 3{pofteI§ ba§ Unfid^tbare in ©Ott au§ bem, roa§ ge*
ftfiaffen rourbe '^, 3"bem wir aber auf biefe SBeifc ba§ Unfic^tbare in
tüieberitm ber Slpoftef fagt, tiur tüie burd^ eineti Spiegel rätl^jeri^aft, roetl
bte «Sonne, bte affe§ ^^te^töte |t(|t!6ar mac|t, aB ba§ Sid^t, in bem
tpir ba§3"tefftgi6(ef (Juanen, unb fo hk ^inge auf . mtellectuelle Söetfe
erlenuen^. SDie| ift ^a^ ßti^t, ron bem Sluguftittug fagt, bo^ roir in
il^m baä 3«telligi6le fd^auen, raie wir im Sidpte ber Sonne bci§ ©ittneus
fällige feigen.
^SR^Ber ©Ott ha^ Urbilb unb ber Urgrunb ber 2Belt, fo finb bte
finb, wie j. i8. bie 3^ee ber :©in!^eit ober ber ©d^ön^eit in ben 9^atur=
sunt, intellecta conspiciantur. De Genes, ad lit. IV, 32: Mens itacLue humana
CQgnitione prius haec, quae facta sunt, per sensus corporis experitur eorumque
notitiam pro inflrmitatis humanae modulo capit et deinde quaerit eorum caü-
sas, si quomodo possit ad eas pervenire principaliter atque inconmiuta"biliter
manentes in verbo Dei ac sie invisibilia ejus per ea, quae facta sunt, intellecta
conspicere.
^ De trinit. I, 8 : Videmus nunc per speculum in aenigmate hoc est in
similitudinibus. Ibid. XV. 8: Incorporalem. substantiam scio esse sapientiam,
et lumen quo videntur, quae oculis camalibus non videntur et tarnen
esse, in ;
bingen. S)er menfd^lid§c (Seift bagegen tft fetfier eine inteHigiHe SSefen^
Unb eben batin, bafe er m^ ®otte§ 6'benbilb gejclaffen ift, Hegt bie
!unb; mit [einem ^nteUect jc^aut er in fi* ba§ ^nt^Eigibte, raie mit
Um un§ i^ieröon ju überzeugen, moUen rair ben 2Beg nerfolgen, auf bem
!e!^renb immer tiefer unb tiefer in la^ ^««erfte be§ ^enfd^engeifteä ein*
@otte§ umleud^tet wirb. „5öa§ ift mein (Sott? ^^ fragte bie ©rbe
unb fie fprad§: id^ bin eä nid^t; unb 2llle§, ma§ auf i§r ift, befannte
baSfelbe. ^c^ fragte bo§ Meev unb bie 2lbgrunbe unb il^re S3en)0^ner
unb fie antworteten mir: mir finb nid^t bein @ott; ;fuc|e über un§.
3d^ fragte bie mel^cnben fiufte, unb ber gange Suftraum mit all feinen
^emo^nern antwortete: 3lnaicimene§ irrt; ic§ bin nid^t ©Ott. IXnb ic^
fprad^ gu all ben ©ingen, bie meine leibtidf)en @inne umgeben :ii^rfagt
id^: bnä eine ift äuBerlt(|, ha^ anbere innertid^. ^n njeli^em oon kiben
fott id^ meinen ©Ott fnd^en? Keffer ift, rcaS innerlid^ ift. SDie ©eck
ift e§ ja, ber alle lei6li(^en 6inne ^otfd^aft bringen; fie fülirt hm
SSorfit^ unb urtl^eilt uBer bie einzelnen Slntraorten be§ |>immel§ unb
ber (Srbc unb aKer SDinge, raeld^e biefelften in fid^ Befaffen unb raeld^c
in^gejammt fagen: wir finb uid^t ®ott, fonbern er l^at un§ gejd^affen.
SDaä alfo, raaä fie fagen, ernennt ber innere 3Renf(|burd^ben äußeren;
i(^, ber ©eift, erfenne biej mittelft-ber ©inne meine§ SeiÖeä." * „SffiaS
^raft, bur(^ weld^e id^ mit bem Seifte nerBunben Bin unb raeld^e il^n mit
gefte x^ h^m 2dU mel^r al§ ba§ Seften, nämlid^ Jßafrnel^mung unb
^mpftnbung. Mein biefe finb glei^faKä bem Xl^iere eigeu, ba aud^
biefe§ burd^ ben Seift empfinbet. 5luc^ uBer biefe \^raft meiner Sflatur
muB id^ atfo i^inau§[d^reiten, inbem id^ ftufenroeife ju bem auffteige, ber
mid§ mit jener .^raft erfc§uf unb trete nun ein in bie weiten Stiefcn
unä eingeführt finb." 2 siöoi^er finb nun after „bie intelligifteln SSors
ftettungen in itnä ? @ie l^aften ni^t, wie bie !örperli^en SSorftetlungen,
fie finb barum aud^ nid^t au§ ber 5lu§enwelt burd^ bie ©inneSorgane in
un§ eingeführt. 9lBer wo|er finb fie?"^ „®ro^ ift bie Ä'ra^t meines
i8ewuBtfein§. 2l&er aviä) üBer biefe meine \$traft mu^ td§ ^inauSgel^en,
QuSfd^reite, wie foll id^ bann bid^ finben, wal^rl^afte unb fidlere Sonne.
SBenn id^ aujjer meinem 33ewu^tfein bid^fanbe, fo wäre
id^ jo o^^ne 33ewufetfein oon bir. Unb wie follte id^ üftcts
1
Conf. X, 6. 2 iijid. X, 8. 3 ii,ia. X, 10.
§ 9. ®et U'rfpnjng bcr inteKcctueHen ©rfcitntni^. 75
^ur bann »ermag man ja. ^(^^ ©efunbene al§ \)a§ ©efud^te anguerfen?
nen.'' * Unftrcitig rebet l^ier 3(ugn[tinu§ üon einem nnmittetfearen ®otte§s
rebet ja üon einem SSitbe @otte§, ha^ ber ^Dtenjd^engeift in fic^ tragen
mü[fe, al[o üon einer unmittelkren ©rfenntni^ ©otte§ ober t)on einem
nnm.tttetbarcn ©otteSBemu^tfein. (Sr finbet aöer bie wnmitteltiare ®otte§s
mein ©eift felbft im ißemuBtjein l^at. Slber au(| l^ier warft bu nid^t.
SDenn bu bift nid§t ber ©eift felbft, fonbern ber §err unb ©ott meine§
®eifte,§."2 „SBo anber§ fanb id^ bic^, al§ nur in bir unb über mir?
Unb nirgenb§ ift hierbei Dom J^taum bie IJlebe. 2)u roalteft als
Sa^r^eit über Mem.'' ^ ,,2öo id^ bie Ba!§r|eit fanb, ba fanb ic^ bid^,
meinen ©ott, bie SBal^r^eit f eiber."* „SDein Sid^t ging mir auf itnb
^
immer ftra|lenber leud^teteft bu unb oerfd^eud|teft meine ^linbl^eit."
©0^ ber SOJenfd^ ein S3itb t)on ©Ott in fid^ trage, begrünbet bann
3Xuguftinu§ raeiter^in burd^ W Z^i\a^e, W^ bem menfd^lic^en ©eiftc
Sbee ber ®lüdffelig!eit mieber ober ber ®eban!e, ba^ ©ott, bie 3öal§r*
l^eit, gugteid^ ha^ l^öd^fte ©ut ift,, in bem mir bie raa!§re ©lüdffeligfeit
finben. 9^un ftreben alle ^J^enfc^en nad^ ©lüdffeligMt; ba§ fe^t t)orau§,
bo| fie eine 3bee berfelben in fid^ tragen; alfo mu^ ber oernünftigc
einer unmittelbaren ^bee @otte§ fällig fein. Sluguftinug fennt alfo, mte
mir fagen mürben, einen religiöfen Slrieb beä menfd^lid^en ©eifteg, ber
in ©Ott, al§ bem pd^ften ©Ute/ feine ©lüdEfeligMt fudpt, unb ein biefem
Slrieb entfpre(|enbe§ religiöfeS ®efü|l, ba§ fit in bem eigenen, tief relis
bid^, meinen ©Ott, fucl^e, fo \\i^e i^ feltge§ :?e:6en. Sßie fud^e id^ nun
ha^ [etige Sefeen? Ober i[t e§ ntd^t gevabe bo§ feiige SeBen, roonad^
aKe ^IRenfdfjen »erlangen? 2Bo l^aben fie e§ .nun fennen gelernt, ha\]
fie banad^ begel^ren? @i(^erli(^ l^aBen rcir e§ in un0, id^ tocij^ ntd^t,
burd^ n)el^e 35orfiellung; benn wir könnten e§ nid^t lieben, wenn n)ir
nur in ®ott, ber eraigen Söal^rl^eit. „@elige§ fieben ift ^reube an ber
SGöaMeit, «nb greube an ber SGBal^rl^eit ift greube an bir, ber bu bie
greube an ber Sßol^rl^eit. SSo fa|en fie alfo biefeä glM[eligeSeben al§
ba, raö fie aud§ hk 2öa|r]^ett fo^en? Unb ba fie bo§ güMfelige ßeben
lieben, raagnid^tä 3lnbere§ ift, ol§ bie greube an ber 2Ba|rl§ett, fo
lieben fie ouc| bie SGSaMeit; fie rourben fie aber nid^t lieben, loenn fie
(Slü(ffclig!eit finben; aber Tüie fonnten wir i|n lieben, ol^ne il^n ju
bigfteä ®ut, al§ ben Urquell aller ©cligfeit; benn in biefer ;!Qingabe unb
Siebe wirb ba§ §er§ befeligt. Sitten ^iJlenfd^en ift t)on teur au^ basi
nur bann wirlflid^ finben, wenn ha§ religtSfe 23ebürfni§ i^re§ ^er§en§
befriebigt wirb, ©enn unfer ^erg ift für ®ott gefd|affen unb rup
ni(^t, bi§ e§ rul^t in @ütt, bem l^öd^ften, intettigibeln ®ut, bem^beal
alleg ©Uten, ^m ®emüt|e alfo fann ber SJienfd^ ®otte§ Sßefen erf offen
Ml^e fid^ erfreuen unb fo©otte§ inne werben al§ be§ |5d^ften intettts
gibein 3Befcn§, al§ be§ SGBal^rett, be§ ®uten, be§ ©d^önen an fi(|, dö
be§ unenblid^ üoöfommenen SßefenS *.
tief retigiöfen ©emüt^eä gu ®ott, bem intelligibeln Si(i^te, unb ben SSonncs
f(|auer feineä religiöfen @efül^le§, ba§ in ber, üon l^ingebenber ßiebf ge«
33tinb^eit. SDein 2öö]^tgeru(| buftete mir unb i($ fog il^n ein; id^. Iiabc
bid^ gefd^mecft unb nun lungere i^ na^ bir. S>n |aft mic§ berprt
unb ic^ erglühe nad^ beinern ^^rieben." ^ ^^sgßag Hebe i^ benn, menn id^
nid^t ben ©tanj bc§ Sid^teä, ba§ unferen Stugen fo lieblid^ ift; nid^t bie
fußen 10lelobieen be§ gangen 0teid^e§ ber ilone, nid^t ben SSol^Igerud^
üon Sölumeu/ ©alben unb ©emürgen, nid^t SJlanna nod^ ^onig, nid^t
©lieber, raie fie ber fifeifd^lid^en Umarmung gefaKen. 9^id^t bieH ift eg,
raaä idp liebe, raennid^ meinen ©Ott liebe, unb böd^ liebe id^ ein gc?
^tt)i[fe§ Sid^t, eine ©timme, einen Sßol^lgerud^, eine ©peife unb eine Ums
armung, wenn id| meinen @ott liebe: ba§ Sid^t, bie (Stimme, ben äßo^l*
gerud^, bie @peife unb bie Umormung meines inneren ^enfd^en, rao
meiner Seele leud^tet, roaSfein Dtaum umfaßt, reo il^r ertönt, raaS bie
3eit nid^t mit ftd^ fortreißt, m i^x buftet, tt)a§ ber Sßinb nid^t »ermel^t,
tüo i^r fd^meÄt, n)a§ feine ©Regier minbert, unb roo Dereint bleibt, maä
fein Ueberbrul auSeinanbcr rcigt. Unb bie| ift e§, xoa^ i^ liebe, menn
id^ meinen @ott liebe." ^ ©Ott nid§t blo^ §u ernennen, fonbern i^n aud^
p lieben unb in biefer Siebe gu genießen, ift ja, Tüte mir bereits töiffen,
ha^ ©nb^iel aller wal^ren pl^ilofop^if d^en Stptigfeit. $Dief er m^ftif d^e
1 Ibid. VIII^ 2: Ecce vide, si potes: Deus veritas est. Hoc enim scrip-
tum est: Quoniam Deus lux est, non gupmodo isti oculi vident, sed quomodo
videt cor, cum audit: Veritas est. Tractat. 18 in evang. Joann. c, 10:
Redite ad cor. Quid itis a voMs et peritis a voMs? Redite. Quo? Ad do-
minum cito. Primo redi ad cor tuum, exiü a te vagaris foris. Te ipsum non
nosti et quaeris, a quo factus es. Redi, redi ad cor,, tolle te a corpore. Corpus
tuum habitatio tua est. Cor tuum sentit etiam per corpus tuum sed corpus ,
tuum non quod cor tuum. Dimitte corpus tuum, redi ad cor tuum. Vide
ibi, quid sentias forte de Deo, quia ibi est imago Dei.
2 Conf. X, 27. 3 Ibid. X, 6.
78 Btüeltet Z^dl'
unb fid^ jur inteöigtöetn Sßelt in fid^ ergebt, nermag eg ju fotc^ 6e;
ftijd^c ^rl^ebung für fid^ etmaä, raa§ bem gen)o]^nIid§en ?!Jcenfd^en fc^wer
gelingt, fo ift e§ nod^ um fo fd^raieriger für il^n, bie befeligenbe Sin*
werfen ^ Seid^ter ift e§, in MeDoIIer ^ingaöe feiner felBft ben wal^ren
©Ott 5U Derel^ren; aber ber ®enu§ ®otte§ in ber 9(nfd§auung ift bod^
ba§ eigentlid^e ^id, m^ Um ba§ für ©Ott gefd^affene ^erj beä ^JD^en*
eubung p ^|eil ; ober ettoaä von ber contemplatio Dei , bereu bie
'rung fd^ilbert un§ §(uguftinu§ biefen Stufffug be§ ©eifte§ jtir mt)ftifd^en
berloren un§, ergal^It er, in gar [ü§e Uriterl^altung unb befragten un§,
bant serenitatem, quae primo ictu; diluxit tilii, cum dicerem: Veritas. Ecce in
ipso primo ictu, quo velut coruscatione perstringeris , cum dicitur; Veritas,
mane, si potes.
2 De civit. Dei VIII, 8: Nemo beatus est, qui eo, quod amat non fruitur;
nam et ipsi, qui res non amandas amant, non se beatos putant amando, sed
fruendo. De trinit. XV, 4: In ipsis rebus aeternis incorporabilibus et iucom-
mutabilibus, in quarum perfecta contemplatione nobis beata, quae riohnisi
aeterna est, vita promittitur, trinitatem agnoscamus. Ibid. I, 8: Quod aute-
quäm videmus nunc per speculüfii in aenigmate, hoc est in similitudinibus,
fiat,
tunc autem facie ad faciem. Haec enim nobis contemplatio promittitur actio-
num omnium flnis atque aeterna perfectio gaudiorum. -^Hoc est enim plenüm
gaudium nostrum, quo amplius non est, frui scilicet trinitate Deo.
3 Conf. IX, 10.
§'9.. S)er Utfprüng ber.intettectuettcn (5t!enntntB. 79
Toic tüol^l ha^ ewige Sebett ber ^eiligen fein würbe, ba§ Mn ?rugc ge*
feigen, fein D^x geprt unb ba§ in feinet ?0^enfd^en §erj jebrungen i[t.
lifii^en SBafjern be§ göttlid^en Menquellg, auf bajj' ratr, na^ unferem
SSermögen bamit gelebt, einem fo erl^aBenen @egen[tanbe nur
irgenbraie nod^finnen fonnten. Unb at§ unfere Unterrebung ju bem Öles
futtate gelangt war , %a^ jebe no(^ fo gro^e (Sinnenluft un§ cor ber
bie gan§e fid^tkre SÖöelt. Unb raetter ftiegen roir in unferem ^nn^^'ß^^
auf unb famen auf unfere ©eelen, aBer auc^ ükr fie gingen wir ^inau§,
f(|wiege unb il^rer fetöft üergeffenb, fic^ ü6er fid^ er|ö6e, wenn il^r 0|r
p i^rem (Sd^opfer i§ingeri(^tet wdre unb biefer bann allein p il^r rebete,
nid^t bur(| hk SDinge, fonbern burd^ fic^ felöft, gleid^wie wir un§ je^t
unb bie anberen SSorfteltungen ^urü(lgebrongt wären unb nur biefe eine
fen!te, fo ba^ bie^ 2llle§ berart ein ewigeg SeBen wdre, wie ber 5lugen;
hM getftigen ©d^auen§ gewefen, bem wir nac^feufjten: wäre bie^
nid^t ber 3eitpunft, wo e§' !^ei|t: @el^e ein in bie^*reube beineg §errn? *
1 Conf. IX, 10: Dicebamus ergo : Si cui silent tumultus carnis, sileant
phantasiae terrae et aq[uarum et aeris, sileant et poli et ipsa sibi anima sileat
et transeat se non se cogitändo , sileant somnia et imaginariae revelationes,
omnis lingua et omne Signum et quidquid transeundo fuit, si cui sileat omnino,
quoniam si quis äudiat, dicunt haec omnia: Non ipsa nos fecimus, sed fecit
nosj qui manet in aeternum. jam taceant, quoniam erexerunt
His dictis si
aurem in eum, qui fecit ea, et loquatur ipse solus, non per ea, sed per ipsum,
vi audiamus verbum ejus, non per linguam carnis, neque per vocem angeli,
neque per sonitum nobis neque per aenigma similitudinis, sed ipsum, quem
in his amamus, ipsum sine bis audiamus, sicut nunc extendimus nos et rapida
cogitatione attingimus aeternam sapientiam super omnia manentem, si con-
80 3tt>«itci; 2;]^eil.
[ie ©Ott ni(i^t mit bem biäcurfitjen SSerftanbe, ber ®tne§ nad^ bem 5(ns
mit bem roir aöeä ©ingetne in ©inem 33ilbe 3U fd^auen, mit (Sinem
at§ ba§ bi§cur[iüe (Srfennen be§ JBerftanbeä, ttJeil jie ber ab[otuten (5in=
fa(|l^eit be§ göttlichen 2Se[en§ mel^r entfpric^t. SDenn ©ott, al§ ba§
f(|tec^t§ttt einfache SBefen, fmm nur in (Sinem SSlide erfannt werben, in
»ermag; er, al§ bie aöfolute @(j^ön!^eit, lann nur in ber inteffectuetten
tiniietup hoc et su'btrahantur aliae visiones longe imparis generis et haec tina
räpiat et absorbeat et recondat in interiora gaudia spectatorem suum, ut talis
Sit sempiterna Vita, quäle fuit hoc momentum intelligentiae, cui suspiravimus,
nonne hoc est: Intra in gaudium domini tui?
1 De trinit. VIII, 2: Ecce in ipso primo ictu, quo velut coruscatione
perstringeriSj cum dicitur veritas, mane si potes. Conf. XII, 13: Sic Interim
sentio propter illud coelum coeli, coelum intellectuale, uhi est intellectus
nosse simul, non ex parte, non in aenigmate, non per speculum, sed ex toto
in manifestata facie ad faciem, non modo hoc, modo illud, sed quod dictum
est, nosse simul sine ulla vicissitudine temporum. De trinit. XV, 25 : Ibi
veritatem sine ulla difflcultate videbimus eaque clarissima et certissima per-
fruemur. Nee aliquid quaeremus mente ratiöcinante sed contemplante cer-
,
nemus. Ibid. XV, 16: Et tunc quidem verbum nostrum non erit falsum, quia
neque mentiemur neque fallemur; fortassis etiam volubiles non erunt nostrae
cogitationes ab aliis in alia eurites et redeuntes, sed omnem scientiam nostram
uno simul conspectu videbimus. De quant. anim. e. 33: Tanta autem in con-
templanda veritate voluptas estj quantacunque ex parte eam quisque con-
templari potestj tanta puritas, tanta sinceritas, tarn indubitata rerum fides, ut
neque quidquam praeterea scisse se aliquando aliquis putet, cum sibi scire
videbatur.
- /: , ^§ 9/ ©er Utfptung 'bcrttitcöectucllen ©rfenntnife. , 81
ber (Sontemptatiön dtaum. S)a!§er mufe bte ©eele oon ber Siebe unb
Eingebung an ba§ ©innenf allige fi^ to§reiBen, -ba§ ^erj mu^ geldntert,
frdftig genug fei, \\ä) jum Sid^te ber inteüigibeln ©onne gu erl^eben,
bie[e§ ßic^t §u ertrogen unb dou il^m umleud^tet pi werben; benn nur
biejenigen, raetd^e reinen §ergen§ finb, werben, wie W ©d^rift fagt,
©Ott [(Juanen*, ©ereinigt aber wirb ha^ ^erg burd^ ben in Siebe tJ^ct*
tigen ©lauben an @ott, ber fomit bie not|wenbige Sßorftufe gur con«
SSege ber Sfleinigung fortfd^reitet unb je ine^r fie fid^ baburd^ jur 2lufs
percipi potest, quod mundi cordibus licet: Beati enim mundi corde, quia ipsi
Deum videbunt, — nisi per fidem diligatur, non poterit cor mundari, quo ad
eum videndum sit aptum et idoneum. Conf. epist. 121 ad Prob. c. 2, Enchir.
c. 5: Cum autem quae per dilectionem operatur, imbuta mens
initio fidei,
fuerit, tendit bene vivendo etiam ad speciem pervenire, ubi est sanctis et
perfectis cordibus inefFabilis pulchritudo, cujus plena visio summa est felicitas.
3 De trinit. XIV, 17: In hac imagine tunc perfecta erit Dei similitudo,
quando Dei perfecta erit visio.
* De quant. anim. c. 33 : Jam vero in ipsa visione atque contemplatione
©torg, 1^1. SluguftinuS. 6
'
82 -BÄeltcr Z'^dl -/ '. '
"
Sfietutguug be§ ^erjeuS, S[öe{ä|eit. Sluf bev fe(j^§ten ©tufe, fagt er,
retuigt bte @eele pa^ 3luge fetbft , mit bem ®ott ge[e|eu raerbeu !aun,
\omxt er nämlid^ x)on beneu gefel^eu toerbeu !ann, bic na^ Gräften
biefer Sßelt abfterben; benu uur [oiüett feigen fie x^xi, at§ fte ber Sßett
abfterbeu. Obgteid^ nun auf biefer ©tufe ber ©long be§ inteffigifietu
möge, muB- fie, raie fd^on Bemerkt lourbe, auf irgenb eine unfid^tbare,
bitb @otteä ift, unb bur(^ Un anbererfeitS alle SDinge gefd^affen mürben K
^n letzterer |)infid^tift ber ,ßogo§ ber inteHigibleUrgrunb aller S)inge.
Sogo§le|re in SSerbinbung.
Sogo§ ber Sßeft immanent unb in il^r mirffam al§ ba§ SBefen, burd§
ba§ bie SDinge finb, burd| ba§ bic lebenben ?)inge/ im Unterfd^ieb üon
ben leblofen, tebeu uub burd^ bo§ bie intelligiBelnJföefen, im Unter;
f(^ieb oott beu uid^tgeiftigen Sefen, erfennnen (intelligunt), burd^ \)a^
fie alfo, mic oon einem inteffigibeln Sid^te, gleid^fam erleu^tet merbeu.
5Da|er' fagt Sluguftinu§ Dom ßogo§ ®otte§ mit ben Sorten ber ©d^rift,
boB mir in i|m leben, un§ bemegen unb flnb, ba| er bag ßid^t fei, ha^
veritatis, qui septimus atque Tiltimus animae gradus est. neque jam gradus,
sed quaedam mansio, quo Ulis gradibus pervenitur, quae sunt gaudia, quae
perfruitio summi boni, cujus aerenitatis atque aeternitatis afflatus,
veri et
quid ego dicam? .Dixerunt haec, quantum dicenda esse judicaverunt, magnae
quaedam et incomparabiles animae.
1 De doctr. Christ. II, 7,
jeben tUienfd^en erTeu(||tet, ber in biefe Sföelt !ommt*. ^iJitt Ujm otfo,
betri inteEtgikln Urgrunb' ber ©inge, ber für btc tnteHigtkln 3Befen ein
intettigibleS ßi(|t ift, ftc|t-bie gciftige (Seele be§ ^enfd^en in einer ge*
an ta§, n)a§ bie Seele in einem t)orirbif(j^en fiekn gefti^aut l^akn foll,
angufel^en. ©a§ Sßort, ber Sogo§ ®otte§, ber ta§ fc^öpferifi^e gorms
princip aller SDinge ift, ift als ^^ormprincip für bie inteKigibeln 9Befen
beffen (Srleud^tung fie oBer an^ ilpr ^nnereS mel^r ober lüeniger »er«
f(|lieBen Jönnen, raenn fie in Bofer 3ötllen§rid^t«ng fid^ ppn ©Ott
aBmenben^. SDie inteHigiBeln Söefen finb fomit üom SlugenBM il^rer
©d^ßpfung bur(| ben fiogo§ ober ba§ Söott @otte§ an ber ©inroir'Eung
be§ intetligiBeln göitUc|en ßid^te§ unterfteHt unb finb ober BleiBen für
bie 2lufna!^me biefe§ göttlichen Si^te§ um fo empfänglid^er, je mel^r fie
üer^arren*. ©ie| ift ba§, inteÖigiBle ßid^t, 'bä§ bie ©ered^ten erleu(|tet,
1 Epist. 120 ad Hon. c. .4: "Verbum D ei erat, per quo facta sunt omnia,
et lumen verum, quod illuinihat omnem hominem venientem
in hunc mundum.
2 De trinit. XIV, 12:
autem ceteris natura praestantior Deus est,
lila
et quideni non longe posita sib unoqubque nostrum, sicut apostolus dicit ad-
jungens: In iilo enim vivimus, movemur et sumus. Quodsi secundum corpus"
diceret, etiam de isto mundo possetintelligi. Nam et in illo secun-
corporeo
dum corpus vivimus, movemur et sümus. Unde secundum mentem, quae
facta est ejus ad imaginem, debet hoc accipi excellentiore quodam eodemque
non visibili, sed intelligibili modo. Nam quid non est in ipso, de quo divine
scriptum est: Quoniam ex ipso et per ipsum et in ipso sunt omnia.
^ De Grehes. ad litt. I, 5: Prihcipium creatürae ihtellectualis est aeterna
sapientiä, quod principium manens in se ihcommuta'biliter , nuUo modo cessat
occulta inspiratiöne vocationislöqui ei creatürae, cui principium est, ut con-
vertatur ad id, ex quo est, quod aliter formata ac perfecta esse non posset.
Ibid. VIII, 12: Sicüt aer praesente lumine non factus est lucidus, sed fit,
quia si factus esset, non fieret,' sed etiam absente lumine lucidus maueret: sie
homoDeo sibi praesente illuminatur, absente äutem continuo tenebratur, a
quo noii löcorum intervallis, sed voluntatis aversione disceditur.
* Ibid. III, 20: Non flebat cognitio aliqua verbi Dei in prima creatura,
ut post eam Cognitionen! inferius crearetur, quod in eo verbo creabatur, sed
6*
»Ott bcffen ^tairfung aber, weil fie vom }(i^opfcrij(3^ett gormprincip^
ausgebt, aud^ bte @eele be§ Ungereij^ten no^ Beröl^rt wirb, fo ba^ ^. 93.
aud^ ber Hngered^te nod^ mi% vdü^ ^m^t ift unb tote man l^onbeln
muffe; e§ ift ba§ Si(|t, ba§ jebctt 3Jlettf(|ctt erleud^tet, fo ba^ jcber auf
ftettt, rid^tige ^Intraorten 5U geben toei^,' ober ba§ man il^m burd^ i^ragen
ha^ eB fd^cint, fein 9flad§benfen über bie gefteÖten ^va^m unb fein Semen
fei nur Sßiebererinnerung *. SDa|er ift, vok 2luguftinu§ fogt, ber in?
temgibtc ^enfd^cngetft graar ntd^t felbft göttli^er ?Ratur, aber bod^ \ia§
ipsa primo crealjatur lux, in qua fieret cognitio verbi Dei, per quod crea-
"batur, atque ipsa cognitio illi esset ab informitate sua converti ad formantem
Deum, et creari et fprmari. — Et fecit Deus hominem ad imaginem Dei,
quia et ipsa natura seilicet intellectualis est, sicut et illa lux, et propterea
hoc est ei fieri, quod est agnoscere verbum Dei, per quod fit. Ibid. VIII, 26:
Gertissime teuere debemus, Deum aut per suam substantiam loqui aut per
süi subditam creaturam; sed per substantiam suam non loqui nisi ad crean-
das omnes naturas, ad spiritales vero atque intellectuales non solum creandas,
sed etiam illuminandas, cum jam posaunt caperelocutionem ejus, qualis
est in yerbo ejus, quod in prineipio erat apud Deum, per quod facta
sunt omnia.
* Ibid. I, 17: Cum aeterna illa et incommutabilis , quae non est facta,
lüirb, ober, rote er in ac^t plotonifd^er Sßöcife fic^ auäbrütft, bic intetti^
gi6Ie ©eete ji(j^ ni(i§t felber ßic^t, fonbern roirb Sic|t bur(| i^re (in
ift
ßid)ti. 5Dcr 8ogo§, ^^riftuä, ift ba§ Sid^t, ba§ bcn inneren ?iJienf(!^en
ift 2. 3e üoHfommener bie Seete an biefem Siebte Stl^eit nimmt, ein befto
t)oK!ommenere§ ^knbitb @otte§ roirb fie, Biä biefe S^eitnal^me i^re SßoU^
% 10.
unb bie[e§ Sßiffen ift gang fidler, über aUt @fepfi§ ergaben, foroeit ber
mifd^en ©!epfi§- aufredet erhalten roerben. mu|: unb biefe gorm ber ©r^
innere 3«ftiiuiuung gu einem ©ebanfen, bie ein 2l!t be§ 2öiffen§ ift^
,
^ Ibid. IVj 2 : Omnia enim haec vident istam lucem (rationalium men-
tium): at illa Vita lux hominum erat nee longe posita ab unoquoque nostrum;
in illa enim vivirnus, et movemur et sumus. — Hluminatio quippe nostra
participatio verbi est, illius scilicet vitae, qnae lux est hominum. Ibid.
XIVj 12: Colat Deumnon factum, cujus ab eo capax est facta et cujus
particeps esse potest, propter quod dictum est: Ecce Dei cultus est sapientia;
et non sua summae illius lucisparticipatione sapiens erit.
luce, sed
2 De magistro c. 11: De universis autem, quae intelligimus, non loquen-
tem, qui personat foris, sed intus ipsi menti praesidentem consulimuS' verita-
tem , verbis fortasse , ut consulamus , admoniti. Ille autem qui consulitur,
docet, qui ininteriore homine ha,bitare dictus est, Christus, id est incommu-
tabilisDei virtüs atque isempitierna sapientia, quam quidem omnis rationalis
anima consulit, sed tantum cuique panditur, quantum capere propter propriara
sive malam sive bonam voluntatem potest.
3 De civit. Dei X, 2; de trinit. XIV, 14; enarr. in Ps. 9: Agimus autem
speculationem, ut perveniamus ad visionem.
'^
De civit. Dei XIX, 18.
^ De praedest. sanct. c. 2: Ipsum credere nihil aliud est, quam cum
assensione cogitare. Non enim omnis, qui cogitat, credit, cum ideo cogitent
'
86 2>^dtix S^c{(.
unb ükroü 'iia il^re 33erecr)t{gung ^aöen mu% wo hm, x»bcr npd^ Mn
SStffen jm [trengen 6{nn beä SBorteg mogttd^ ift. 2lu(j^ um feittettüiUen
SDie Sflotl^Toenbtgteit be§ @Iauben§ ergibt fi{^ junäi^ft oug ber pra!?
tifd^en gorberung, bie ta^ Seben an unä [teilt. 2Btr muffen glauben,
raeil rofr ol^ne ©tauben px gar feinem ^anbeln kommen würben. ®ibt
e0 \a hoä) üiele SDinge, bie mx ntc^t auf unfer eigenes ^^i^P^B W
ratffeu Tonnen, weil e§ unferen ©innen fern liegt; in SSetreff il^rer brau=
d^en rair, roeil rair fie nid^t burc^ unfer eigenes BeugniB raiffen, Slnbere
als ^tno^m unb glauben il^nen, infofern rair überzeugt ftnb, \)a^ e§
i|rert (Sinnen nid^t fern liege ober m(|t fern gelegen fei; rair glauben
benen, bie fold^e Singe gefelpen, geprt ober mit einem anberen ©inn beä
8eibe§ wahrgenommen Ipaben, ober oielmel^r wir muffen ii^nen glauben,
meil il^r 3ßW9tt^§ föt un§ notl^raenbig ift^. Mit 0lad^bru<f |ebt 2lugus
ftinu§ l^eroor, rate grofecntl^eilä auf bem ©tauben bie menf(|lic|e ©emein*
f(|aft beruhe: ber ©taube ift ein S3anb unb eine S5aft§ be§ menfd^tic^en
ßebenS. Sluf {|m berup bie f^reunbfd^aft, ba bie .©efinnung be§ ^remt=
be§ ntd|t gefeiten merbeu fann unb barum geglaubt werben mu^. Ol^ne
il^n mürben alle 33anbe ber ©|e, be§ 23tute§ unb jeber anberen lOers
nid^t gefeiten werben fann, wirb geglaubt^. 3" Q^cn 23ejiel^ungen müfetc
fid^ W menfd^ti^e ©efellfd^aft auflöfeU; wenn ber ©runbfa^ ^uv ©et*
tung Mme, ni(^t mel^r §u glauben, at§ waS gewußt werben fann *.
5Der ©loube ift ferner noti^wenbig auf bem ©ebiet ber ^r!enntni|
ber finttenfalltgen unb überlpa«pt ber geitli(|en SDinge, Bei ber e§ fid^
unb 3ftöt!^n)cnbig!ett unb tl^re ©rfenntni^ ift barum racit fidlerer aB bte
l^abe baä ®efel^ene für raal^r gehalten, unb man i^m nid^t ermibern
!ann: bu l^aft gefeiten, alfo l^aft bu nid^t geglaubt*, ©ben bie ner*
nünftigc @eete mu^ ben gettlidfjen SDingen ©tauben f d^enfen , weil fie
burd[; bie ®r!enntnt^ be§ 3ß^t^^<|f" gereinigt werben mu^, um jid^ sur
Dflod^ tiefer aber ift bie Sflotl^roenbigMt beg @lauben§ in bem Um^
ftanb begrünbet, ba§ ber ©taube, olä ein me|r auf bem'Söilien alä auf
^rogeB be§ ^r!ennen§ unh bai^er wirb ba§ ©rifannte nid^t gleich 2ln=
fangS fd^on geraupt, fonbern norerft geglaubt, mog e§ nun balb ober
erft nac^unb nad^ geraupt merben. (Jrfd^eint öor unferem leiblidf;en ober
geiftigen 2luge ein Object, fo glauben mir baran, inbem mir feine Siiealitat
nel^mung. Sßaä mir erfennen, ba§ glauben mir; aber nid^t SllteS, raaS
mir glauben, nermögen mir fofort aud^ pi ertennen*. 9flur bei ben
inteHectuetfeu Söal^rl^eiten fonn bie @rlenntniB ünmittelbor auf. ben ©tau*
1 Enchirid. c. 8.
mu& üorl^er geglouöt njerben, unb wer ei nid^t juoor im ©tauben er-
faßt, wirb au^ nie gum SSiffen be§ ©lauknSin^atteä gelangen ^. SDa^er
ift ber ©lauBe ein^ notl^raenbige ©runbloge für ba§ SStffen unb raer
mit Umgebung be§ ©rouBenS ein Sßiffen üerfprid^t, ber kfifet ta^ Sßiffen
in ber ^at nid^t 3, wie bie^ j- ®. '^ei ^e« 3[yiamd^äern ber gatt ift,
\x^ nid^t Beweifen Id^t, jn gtauöen geMeten ^ (5'g ift .atlerbingä ber
@lau6e fel6er nod^ fein Biffen unb infofern ift ein Unterfd^teb gwifd^en
il^m unb ^iim Siffen ^ ; allein er ift aud| nid^t o^ne SSiffen , weil er
felöft fc^ün auf einem SDen!pro§effe 6erup. (Sr ift ja felber fd^on ein
SDenfen mit 3uftimmung, Berul^t alfo auf einem SDcnfen, raeil deiner
ettt)a§ glanbt , Öeüor er gebadet l^at , ha^ er eä glauben muffe, äöenn
aud^ ber Stile, gu glauben, gewiffen ©ebanifen fogleid^ nad^fotgt, fo
ift e§ bod^ notlraenbig , ha"^ 2llle§ , m^ geglaubt wirb , burdfi ein jus
gendum putant, per quem in aliquid certum, quod esse nisi aeternum non
potest, oportet ascendi. Hinc eos apparet nee ipsam scientiam habere, quam
conteinpta fide poUicentur : quia tarn utilem ac necessarium grädüm ejus
Ignorant.
* Conf. VI, 5.
^ De Üb. arb. II, 2: Nisi enim aliud esset credere et aliud intelligere
et primo credendum esset, quod magnum et divinum intelligere cuperemus,
frustra propheta dixisset: Nisi credideritis, non intelligetis.
ß De praedest. sanct. c. 2; Quis enim non videat, prius esse cogitare .
quam credere. Nullus quippe credit aliquid, nisi prius cogitaverit esse cre-
dendum. Quamvis enim raptim, quamvis celerrime credendi voluntatem quae-
dam cogitationes antevolent moxque illa ita sequatur, ut quasi conjunctissima
comitetur: necesse est tarnen, ut omnia quae creduntur, praeveniente cogita-
tione credantur.
b e
au^ nur glauben fönnett, roenn il^m nic|t berSSerftanb ha^vL inneraol^ute,
\o ha^ ol^ne ^wjeifet bem ©lauben immer ein Stl^eiltc^en SSerftanb (quanta-
lacunque ratio) üorauSgel^t , ba§ gum ©tauben überrebet^ 2Bop tft-
ber ©taube ein SDen!en mit 3uftimmung, aber e§ ift in jegtid^em SEßiffen
innere 3w[ttmmung uerrairft, nid^t btofe \>a^ ©tauben, fonbern aud^ ba§
Sßiffen unmogtid^ mad^t; nur infofern ift bie ^nfümmung be§ ®tauben§
bie !tare @infid^t be§ 3}erftanbe§ grünbet. Unb anbererfeitS l^at ber
^enfd^tid^en 6eete ift. ^o biefer nämti(| bie ^bee ber SBal^rl^ett t)on
Statur an§ immanent ift, fo ift i§r ©taube nid^t btinb, fonbern fie ift
fid^ im ®lanbm eineS ^wdfa^en Uvou^t, nämlid^ ia^ eiroa^, ba§ fie
gtaubt, mal^r ift, unb bann, ha^ eg nod^ nid^t eigenttid^ ernannt ift 2.
2öa§ fo burd^ ben ©tauben ^lifjait il^reä 23en)ufetfein§ wirb unb i^r atö
ro a 1§
r, at§ gl a u von r b i g e r f d^ int, ^a§ rairb bann fpater burd^
fortgefe^ten SDenfproget nerftanbegmd^ig begriffen unb im SSiffen in
@tufe im ^TfenntniBprojeB unb t)er|att fid| gum SBiffen, ba§ ein mv-
ftanbe§mä^ige§ ^Begreifen ift , raie ha^ unmittelbare ^rfennen §um vm
mittetten. Unb bef3^atb eben !ann unb fott er aud^ jum eigenttid^en
[enfortgebitbet werben*.
/i Epist. 222 ad Cons.: Etiam credere non possemus, nisi rationales ani-
mas habereinus. Si igitur rationabile est, ut ad magna quaedam; quae capi
nondum possunt, fldes praecedat rationem, procul dubio quantalacunque ratio,
quae hoc persuadet, etiam ipsa antecedatfidem.
2 iiji^,. Habet namque fides oculos suos, quibus quodammodo videt,
verum esse, quod nondum videt, et quibus certissime videt, nondum se videre,
quod credit.
^ Solil. I, 8: Kesppnde, quomodo haec acceperis, ut probabilia an ut
Vera? Plane ut probabilia, et in spem^ quod fatendum est, majorem surrexi.
De Vera relig. c. 8: lila omnia, quae primp credidimus, nihil nisi auctori-
tatemsecuti, partim sie intelliguntur, iit videamus esse certissima, partim siCj
©eifte ha^ Oßiectioe an fid^ ja^ar feftftel^f, aber nod^ nic|t atlfeitig tier*
mitklt i\i, noc^ ein ^t'^Uv mitunterlaufen; H^ SJiefnen bagegen ift nie
ge§t, fo ift bo§ ^O^einen an fid^ i)ern)erfli(|, weil e§ mit ber ha^ SBiffen
entel^renb ift ,
fonbern e§ ift aud§ für H^ eigentlid^e SBiffen l^inberlid^,
moglid^ ift, ünmöglid^ mad^t 2. ^eber, ber er!ennt, glaubt aud^, unb
ieber , ber meint , glaubt ; nid^t jeber , ber glaubt , er!ennt ; aber feiner,
ber meint, er!ennt^.
^ De util. cred. c. 11.: Qui dicunt nihil esse credendum, nisi.quod scimus,
id unum cavent nomen opinationis, quod fatendum est turpe ac-miserrimum.
— Tria sunt item velut j&nitima sibimet in animis liominum distinctione dig-
nissima, intelligere, credere, opinari. Quae si per se ipsa considerentur ,
pri-
muitt semper sine vitio est, secundum aliquando cum vitio, tertium nunquam
sine vitio. De mendac. c. 3: Inter credere atque opinari hoc diötat, quod
aliquando ille, qui credit, sentit se ignorare, quod credit, quamvis de re, quam
;
se ignorare novit, omnino non duhitet ' sie enim firme credit; qui autem
opinatur, putat se scire, quod nescit.
2 j)e util. cred. c. 11: Tria sunt hominum genera, profecto improbanda.
Unum est opinantium , id est eorum ,
qui se arbitrantur scire quod nesciunt.
— Credunt Studiosi et amatores veritatis. — Credere tunc est culpandum,
cum vel de Deo indignum aliquid creditur vel de homine facile creditur.
In ceteris vero rebus si qüis quid credit, si id nescire intelligat, nuUa culpa
est. — Opinari autem duas ob res turpissimum est, quod et discere non potest,
qui sibi jam se scire persuasit, si modo illud disci potest; et per se ipsa
temeritas non, bene affecti animi Signum est.
mufe auii^ für ben retigiöjen ©lauöen gelten. '^]t affeä menfci^ltd^e SOßiffen
heUno.t burd^ bie fubjectioe Sln^ «nb 2lufno!^me einer oBjecticcn i£Bal^r=
l§ett, bie junäd^ft in il^rer Unmittetöarfett feftge|alten unb bonn na(| unb
m^ attfeitig für ba§ 8erou^tfein üermittelt raivb, ift atfo in affem ber
®(au6e bie tieffte Sßurgel be§ m\\m§, fo !ann an^ \>a^ Söiffen in
©ac^en ber Sfleügion nur au§ \)tm refigiöfen @tau6en erraad^fen unb ift
baä (e|te ^id atter wal^ren ^p^ilofo^^ie ift , fo l^aben wir bie ^Religion
aB bie wal^re SG5ei§^eit ber ©eele gu 6etrad§ten. 9^uh ift @ott ba§
pd^fte ®ut, nai^ bem bie ©eete Don Statur au§ ftrebt; e§ ift fomit bie
@el^nfud§t nad^ ber (Srreid^ung biefeä pd6ften @ute0 in ber "@eele »or?
6eele an @ott unb il^r @ud^en nad^ ber wäl^ren ®otte§er!enntni|, ®otte§-
üere!^rung,i:§r @ud§enuad§ ber wahren IReügion. <Ste ernennt ®ött
i|m {|re roo^rc @lüdffeltg^ett *. ©er menf^lid^e ©eift l^at alfo Don
Statur foüieliföiffen üon ©Ott, ba^ er i|n ^u ftnben fud^t, töeBlalb aud^
anbere^rage ift bie, ob bie roal^re Sfieligion lebiglid^ auf bem SBeg ber
3Serttunftcr!ertntni| gefunben inerben fßnne. S)iefe iyrage ift, roie W
©efd^ic^te ber leibnif d^en ^l^ilofopl^ie bezeugt, ju rerneinen. ^^^rtpmtic^er
2öe{fe fud^ten bte meiften ^etbnifc^en 5p§ilofop^en bq§ föd^fte ®\xt l^ienieben,
in biefem jeitlid^en Seben, uieil il^nen ber redete ©taube fepe, ber
©laube, baH rair unfterblid^ finb unb ba§ pd^fte ®ut, nad^ bem toir
ftreben f ollen, in ber 3i^'^""f^r ^" ber emtgen ®lüd£felig!ett liegt. SDiefeS
®ut aber, ha^ mir nod^ nid^t fe§en, muffen wir im redeten ©lauben
fud^en^. SSenn ferner einzelne jpi^ilöfopl^en/tüie hk ^latonÜer, an^
iDtrilid^ ©Ott al^ ba§ pd^fte ©ut ernannten, burd^ baS loir raal^rl^aft
bie iinä gu %^eil werben [oöcn, ift nitj^ts onbcreä al§ bte Hoffnung ouf
biefelßen ^ SOBer bie Hoffnung nid^t l^at , ba§ er ba§ l^öd^fte @ut er=
reid^en !önne, ber !ann t^m ttic|t nad^ftreöen unb in biefem ©treten fo
eine fidlere Hoffnung liegen gu !önnen, muffen totr aud^ ben SOBcg wtffen,
auf bem mir unfer |öd^fte§ ^id erreid^en Ifönnen. ?Rnr roenn rair ben
2öeg fe|cn, fönnen wir ben Wui^ fd^öpfen unb bie ^raft in un§ ftnben,
biefen 2Beg ju toanbeln. 2öenn nun bie ]^e{bnifd|en ^l^ilofop^en an6)
ien ©lauben an \)a^ voa^xt l^od^fte ®ut l^atten, fo folgen fie boc^ ben
redeten 2ßeg nid^t, e§ ju erreid^en ; raaS nü|te e§ il^neu aber, ha^ ^id
gulennen, ba§ fie erreid^en fofften, aber nid^t ben 2Beg, ber ju biefem
3iele fül^rt?^
au§ fid^ nid^t im ©tanbe ift, bie wa^xt 9fleligion ju finben. ^l^re Uns
SUlängtid^Mt l^at ilpren @runb in ber ©ünbe, burd^ nield^e baä Sluge
be§ @eifte§ für ba§ Ueberfinnltd^e getrübt raurbe. (Sä ift bem gefallenen
WJenfd^en; eigen, ba^ er, in bie ©innenwett üerftrid't, :ba§ ©eiftige nid^t
mel^r rein ju ernennen vermag, ba^ er fid^ poni ©innlid^en feffeln lä^t
unb, menn er fid^ über biefeS erleben will, immer lüieber jn i|m |erabs
gebogen rairb — ein fid^ereg §,d^tn, \>a^ ^x DOn bem pc^ften ®ute
abgefallen ift, bem er anfangen follte. SDa^er ftnben töir, ha^ 9[ugu=
ftinu§ t)on 2lnf ang an, im 3lnf d^lufe an Ue Patonif er unb im ®egen*
fa| jur manid^difd^en SDenfrid^tung, ben <Safe betont, bie ^afenntniB ber
üöaMßtt lange mefentlidpbaoon a&,:ba§ ber menfd^ltd^e (Seift fic^ nid^t
an ba§ ©innenföllige |ingebe unb barin fid§ oerliere, alfo nid^t bto^
2 De trinit XII!, 20: Beatos esse velle, omnes in corde suo vident.
Mülti vero immortales se esse posse desperant, cum id quod omnes volunt,
nuliüs aliter possit; volunt tamen etiäm immortales esse, sipossent, sed hon
credendo ,
quod .possint, non ita vivuntj ut possint. Necessaria ergo est fldies,
ut beatitudinem consequamur.
3 De civit. Dei XI, 2: Si inter eum, qui tendit, et illud, quo tendit,
via media est, spes est perveniendi si autem desit aut ignoretur, qua eundum
;
9fieinigung bea @eiftc§, bie eine 2lrt üon ^pilgerj^aft in*§ erotgc SSater-
lanb i[t. ®ie @eelc nm§ gereinigt unb il^r geiftigeS Stuge oom @tnn=
lic|en jum Ueöerfinntid^en emporgerid^tet toerbcn, um ba§ Ucber^iunliij^c
ber überall gegenwärtig ift, bewegen wir un§ ni(|t räumlid^, fonbcrn
burij^ gute 33eftrebungen unb Sitten *. Unb gerabe begi^alb ift ®öf rote§
ju loben, mii er ^uerft W ^^tlo[op|ie auf bie (St^if bej(j^rän!te, in ber
Uebergeugung, baj3 ber @eift fi^ burd^ gute ©itten reinigen müfje, bamit
er, frei oon ben nieberbrütfenben 33egierben, mit ber i'^m oon ^Jlatur
au§ eigenen @d^tt)ung!raft jum ©migen fid^ erl^ebe unb bie Statur be§
i|m. Sic Seele be§ ISReufd^en ift il^m aber um fo unälnlid^er, je mel^r
aud^ biefen 2öeg §ur Steinigung ^u jeigen §at, auf bem man §ur
begießt; wie man benn oon SofrateS gefagt pt, ba^ er in ber aüioen
^^opl^ie ftc^ auSgejeii^net, oon ?pt)t§agora§ aber , ba^ er mit attcn
Gräften be§ ®eifte§ mel^r auf bie contemplatiüe ftd^ »erlegt, üon 5piato
2lEein in biefer Jpinfid^t erwies ftd| eben bie ?PPofop|ie für fid^
üon lyiatur au§ eigene ^^raft, in ^olge ber burd^ bie Sünbe eingetretenen
35erberbni^ ber menfd^lid^en 0iatur, nid^t l^inreid^t, ba§ oon ber ^|ilo=
id est a cupiditatibus rerum mortälium jam remota atque purgata, quia videre
nequit nisi sana.
1 De doctr. Christ. I, 10. 2 De civit. Dei VIII, 3. ^ i^id. IX, 17.
* Ibid. VIII, 4; de quant. aiiim. c. 33.
:
^
94 .
•-- 3n)cttcrv5t^ett. /
- - .
[opl^ie erftreBte ^id tütrKic^ ju- erreid^en. "$Der men[c|lid^e @eift kbatf
l^ierju notl^tüenbig ber gotttt(|en Offenbarung, bie er fi(| burd^ ben
©lauBen aneignet, fowie ber göttlt(|ett ©nabe, bie tl^n reinigt unb
heiligt, feine üerberBte Statur l^ettt, unb il^n erleuc|tet, fo ba^ er „au§
hem ©laußen lebt", ber hk Hoffnung auf bie gufunftigen ©üter in \x<^
[^Ik^t unb in ßieBe t|ättg ift. ©r Bebarf eine§ Wiülexä, ber i^m ni^t
nur ben 3ßeg gum wal^ren SSaterlanb jetgt, fonbern aud^ fetfift ber 2Beg
ift, auf bem man p ©ott" gelungen !ann, ber 2Beg, bie SBal^rl^eit unb
ha^ ßekn. SDefe^alb ift ber Sogo§, ber ben inneren ?0^cenfd§en erleud^tet
unb in biefer SCöeife jeben crleu^tet, ber in biefe SBelt fommt, foweit ber
Wlen\ä) na(| bem ®rab ber ©üte feiner SßiÜenärid^tung für bie (Sr*
leud^tung fällig ift, ^JJenfd^ geworben, um aud^ in äußerer, fi(|tkrer
;®efta(t ben 50^enfd|en p re^ren unb gugleic^ burd^ feine ©nabe ta^
innere, geiftige Singe be§ ?[Renfd§en^ gu J^eilen , um tl^m bie burd^ hk
©ünbe gefd^wdd^te ©epraft gur ©rfenntnife be§ (Sraigen unb ©öttltc^en
in i^rem »otten iJHa^e raieber gu terleil^en *. SDurd^ feine ©nabe mu^te
\>tm ?D^enfd^en bie Siek jum Ewigen unb ©ottlid^en eingegoffen werben,
aU^ott, ber bie 3öo]^r]^eit felbft ift, ergifit.fid^ bem ©^ein unb ^rrs
t^um^. jDal^er wirb ber Sogoä baä ßid^t genannt, ba§ in ber ^infter^
ni| leud^tet, unb bie §infterni§ ift bie burd^ bie <Süttbe getrüBte unb ge=
f^leifd^ geworben; aber bie ginfternill^at i!^n nid^t erlannt; ba§ filobe
2luge ber funbigen ©eele ift nid^t im ©taube, fof ort fein ßid§t in fid^
@§ mu§ §u biefem 3^edf erft burd^ ben ©lau Ben gereinigt, geloutert,
1 Contr. epist. Manich. c. 36: Docet autem unus verus magister^ ipsa
incorruptiMlis veritaSj solus magister interior, qui etiam Jam exterior factua
est , ut nos ab exterioribus ad interiora revocaret. De trinit. XIII 19 ,
Scientia nostra Christus est; sapientia quoque r-nostra idem Christus est.
Ipse nobis fidem de rebus intemporalibus inserit, ipae de sempiternis exhibet
veritatem; per ipaum pergimus ad ipsum, tendimus per scientiam ad sa-
pientiam.
2 De morib; eccl. catb. c. 11.
3 De trinit. IV, 2: Lux et tenebrae eam non com-
in tenebris lucet
prebenderunt. Tenebrae autem sunt stultae mentes bominum, prava cupiditate
atque infidelitate caecatae. — Illuminatio nostra participatio verbi est , illius
scilicet vitae, quae lux bominum. Huic autem participationi prorsua in-
est
K(3^e ®ei[t, bem üon, S'latur au§ SSerftanb .u«b SJevnunft mnetüol^nen,
burrf) gett3tffc üerftnfternbe unb ottc gelter gefd^tüad^t ift, fo mu^ er,
t)orer[t burc| ben ©tauben getranft unb gereinigt werben, bi§ er aUc
realeren 9ftetigion ift fomjt ber menjd^tic^e ©eift §unäd^ft auf ben ©tauöen
angeraiefen. ^ft akr bie^ etraa für il^n eine bemüt^igenbe gorberung?
2ltte§, raaä wir überhaupt ternen, eignen rair un§ nic^t Blojj burd^ ben
SSerftanb an, fonbern aud^ burd^ eine Stucloritöt, ber wix ©tauöen
fd^enfen muffen. 6oraeit rair bie SBal^rl^eit noc^ nid^t fetbft ju erfennen
bie eigentlid^ ben 33egriff be§ ©tau6en§ aufl^eBt; benn tpaS man Bereits
fielt (er!ennt), üon bem^^ann man ftreng genommen nid^t mel^r fagen,
mel^r in S3ejug auf bie p^eren Sa^rl^eiten, meldte bie burd^ ©ünbe unb
;3rrt]^um t)erbun!elte Sßernunft au§ fid§ nid^t ^u erfennen cermag , bie
ergo eramus, Tit ad contemplandum Deunij quod natura non sumus, per eum
mundaremur. Ibid. I, 2: .Re ipsa. experiantur, et esse illud summum bonüm,
quod purgatissimis mentibus cernitur, et a se propterea cerni comprehendique
non possev quia humanae mentis, a,cies: invalida in tarn excellenti luce non
figitur, nisi per justitianx ifidei nutrita yegetetur. .
Toerfung unter eine 9lnctoritdt, unb angefid^tS ber S;i^atfQc|e, ba| bie
menfd^Iid^e (Seele üon 9flatur au§ fi(^' jo ma^tig angetrieben füpt; ®ott
gu fu(|ett, ifanrt man §um SSorau§ nii^t baran zweifeln, bafe ®ott feI6ft
i[t, raeun nid^t einmal bic menfd^Itd^en ^inge ol^ne ®lau6eu beftel^en
ftunenf äffigen ©inge, foraeit wir fie nic^t jel6er nial^rgenominen l^aben,
gibt?* SBflT^um joffte e§ bto§ benjenigen, bie nad^ ber raal^ren Migion
fud^en, gur ^pjlid^t gemad^t werben, ben ©tauben, ber fonft in ben menfd^s
tid^en ßebenäocrl^ättniffett eine not§menbige ©teffe l^at, §u verweigern?
ntfe.in ben Söefi^ ber wal^ren Oletigion gelongen könnten, \o roürben bo^
nur raentge eine [ord^e Jpö§e ber geiftigen ©rifenntni^ gu erret(|en im
©taube fem, Slttein auij^ btefe Sluua^me !onn !etue§tt)eg§ eingeräumt
werben. SCßer nid^t gtauöt, mu^ üBerl^aupt aufhören, bie raal^re 9fteltgton
ligion, wenn gleich ber menfi^Ud^e SSerftanb jid^ unter einen auctoritatioen
fleinert unb ba§ ©treben nad§ ®r!enntni§ nid^t gering gefi^ä^t werben
foö. föben burd§ " unb mittelft be§ ©laubenä fott \a ber ?iJienfd^ pr
^rfenntni^ Befd'^tgt werben, jur @r!enntni^ bc§ ®Iauben§inl^alte§, foweit
ift; wie benn 2lnguftinu§ t)on ftd^ felbft fagt, ba§ er an (SW^w^ Ö<J=
gloubt unb fid^ üon ber Sßal^rl^eit ber d^riftltd^en Seigre überzeugt ^aU,
auc^ unter ber Jßorau§fe|ung, ba§ biefe burd^ ben Jßerftanb niemals
üpttftänbig er!annt werben fönne 2. SlEein ber @laube l^at felbft fd^on
feine Jtugen, mit benen er gewiff ermaßen fd^aut, ba| ba§,wa§ er nod^
nid^t ernennt, wa|r fei> unb mit benen er gan^ fidler fd§aut, ba^ er ba§,
werfung unter eine 2luctoritdt ni(^t bünb fein. SDie Sluctorität, bie ben
ftanb t)on ber SJuctoritat nid^t »ölttig getrennt, ba man erwägt unb
überlegt, wem man glauben muffe, unb fo ber 2luctorität§glaube fid^
1 De ord. II, 6: Duplex enim est via, quam sqquimnr, cum rerum nos
obscuritas moyet, aut rationem aut certe auctoritatem. PHlosophia rationem
promittit et vix paucissimos liberat: quo§ tamen non modo non contemnere
illa mysteria, sed sola intelligere, ut intelligenda sunt, cogit. De lib. ath. II, 2:
be§ benfenben SSerftanbeS, aug benen bte SÖSitütd^Jeit einer üon ©Ott ge;
festen Stuctotität erl^eHt, fo ba| auf bem ©tanbpunft be§ ©laubenä ber
^ni^alt ber ©lauknSlel^rett, wenn au(| nod§ nid^t alä S2ßa|rl^e{t Gegriffen,
bod; unmtttetöar alä 2Ba|rl§eit ernannt . m'Q erfal^ren wirb. S)a [omtt
ber ©lauBc für [t(^ felbft fd^on ba§ rerftanbegmä^tge S)en!en üorau§--
fe^t, jo ift e§ nid^t§ anbereS alö- eine öernunftgemä|e ^orberung, ba^
ber ©laube bem SSerftanbc üorangel^e, raenn e§ fid^ um bie Sluffaffung
9^ur ber 3eit nad§ aöer ift bte Sfuctorität, ber mm Mau^tn fd|ett!en
wu^, frul^er qB ber SSerftanb, raeit ba§ burd^ @ünbe unb ^rrt|um ge«
unb geläutert werben mu^; ber ©ad^e nad^ i[t ber SSerftanb üor bem
©tauben^.
^iegegen barf man nid^t eintnenben, ba^ an ben für ben ©kuben
geoffenÖarten Sßal^rl^eiten nid^t feftgel^alten werben fönnte, wenn ba§ Urs
t^eil beg SSerftanbe§ ma^gebenb fein föffte, b. 1^. man barf ba§ (Srlennen
ftanb ein ^wiefpatt beftcl^e, ber entweber 35erad§tung be§ ©tauBenS ober
allein fo wenig man ba§ Oieben überhaupt be^i^atb meiben mu§> weit
e§ aud^ eine fatfd^e 9lebe gibt, eBenfo wenig mu§ man ba§ $Den!en iiBers
l^aupt meiben, weil e§ ein fatfd§e§ SDenfen gibt. Se^terem ift freitid^
certe summa est ipsius jam cognitae atqüe perspicuae veritatis auctoritas.
2 Epist. 222 ad Cons. : Procul dubio quantalacunque ratio , quae haec
persuadet, etiam ipsa antecedit fidem.
3 De Ad
disceudum necessario dupliciter ducimur, auctoritate
ord. II, 9:
et ratione. Tempore re autem ratio prior est. De vera relig.
auctoritas,
c. 24: Quia in temporalia devenimus et eorum amore ai) aeternis impedimur,
quaedam temporalis medicina, quae non scientes, sed credentes ad salutem
vocat, non naturae et excellentiae, sed ipsius temporis ordine prior est.
fielen*. Söenn okr, wie gefogt, ®tauk unb n3a^re§^en!en ftii^
mad^t, weiB gor nid^t, wogu ber ©taufte nü^e^. S)ie (S-rfenntni^
ift bie l^rud^t, W ber fromme ©taufte tragen fot(*. 3^td§t be^atft
gtauften mir, bamit mir nid^t meiter nad^ ©rünben §u fud^en ftrau*
(|en. ^erne fei e§, ba^ ©Ott in un§ ba§ |affe, ttioriu er un§ »or^
Sügtid^er at§ bie übrigen teftenben SCöefen erfd^uf; e§ ift t)ielmc!§r ber
fraft, aud^ im 2i^k be§ S5erftanbe§ fd^aue; ba^u ^at i^m ©Ott
eften ben SSerftaiib gegeften, ber i|n t)on ben 3;ipieren unterfd^eibet
unb fo l^od^ üfter biefelften ergebt unb ol^ne ben er nid§t einmat
in vernünftiger SGSeife gtauften !onnte^. SSernad^ldfftgt er bie oers
1 Epist, 222 ad Cons.: Sicut non ideo debes omnem vitare sermonem,
quia est et sermo falsus, ita non debes omnein vitare rationem, quia est et
falsa ratio. — Falsae rationi non solum ratio vera, qua id quod credimus,
intelligimus 5 verum etiam fldes ipsa rerum nondum intellectarum sine duliio
praeferenda est.
2 pe lib. arb. I, 3: Molimur id, quod in fidem recepimus ,. etiam in-
telligendo scire ac teuere flrmissimum.
ä Epist. 222 ad Cons.: Qui vera ratione jam, quod tantummodo credebat,
intelligit, profeoto praeponendus est ei, qui cupit adhuc intelligere, quod
credit; si autem nee cupit et ea, quae intelligenda sunt, credenda tantum-
modo existimat, cui rei fides prosit, ignorat.
* Tract. 22 in evang. Joann. n. 2: Numquid ergo audire nos voluit ver-
bum suum et intelligere noluit? Quandoquidem si in audiendo et credendo
vita aeterna est , multo magis in intelligendo. Sed gradus pietatis est fides,
fidei fructus intelligentia.
5 Epist. 222 ad Cons.: Quam (rationem) si a me vel a quolibet doctore
non irrationäbiliter flagitas, ut, quod credis, intelligas, corrige definitionem
tuam, non ut fidem respuas, sed ut ea, quae jam tenes, etiam fidei flrmitate
rationis luce conspicias. Absit namque, ut hoc in nobis Dens oderit, in quo
nos reliquis animantibus excellentiores creavit. Absit, inquam, ne ideo cre-
damus, ut rationem accipiamus sive quaeramus, cum etiam credere possemus,
animas haberemus. Ut ergo in quibusdam rebus ad doctrinam
nisi rationales
einen Bltnben ©lauöen unb fprbert hen @ebxau^ be§ 5Ber[tanbe§ unb
ber SJernunft, ein feI6fttpttge§ gorfd^en, ein ©tre'ben na(j^ rai[jenfc!§afts
folge, raenn ber SDen!gei[t niel^r unb me|r in ba§'Obiect beä ©taufienä
einbringt unb in immer tieferer ©rifenntni^ beSfeli^en üorwartg jd^reitet^,
®lau!6e im SBiff en auf ge^t ^, @0 gibt JlJiandöeS, n)a§ rair je^t nid^t be=
greifen, raoüon niir jei^t no(| nid^t ben tjernünftigen ©runb einfel^en,
unb bodp mufe ein fold^er »orl^anben fein , weil atteä burd^ bie göttlid^e
SSernunft gemad^t unb georbnetift; wir werben i|n einfteng finben,
liter dictum est per prophetam: Nisi credideritis , non intelligetis. "übi pro-
cul dulsio discrevit haec duo deditque consiliüm, quo prius credamus, ut id,
datur, quo tendimus et quo extendimur. Sed ea rectä intentio est, quae pro-
ficiscitur a fide. Certa enim .fldes utcumque inchöät cognitionem; cognitio vero
hon perficietur nisi post hanc vitam, cum videbimus facie ad faciem.
* Epist. 222 ad Cons.: Et re vera sunt, de quibüs ratio reddi non pötest,
non tarnen non est. Quid enim est in rerum natura, quod irrationabiliter
fecerit Dens? Jam ergo si fideles sumus, ad fidei viam pervenimus, quam
si non dimiserimus, non solum ad tantam intelligentiäm rerum incorporearum
et incommutabilium , quanta in hac vita capl non ab omnibus potest, verum
etiam ad summitatem contemplationis, quam dicit apostolus: facie ad faciem,
sine dubitatione perveniemus.
§11; etnicitüng. '
löl
griffet f ^etf.
2)ie ^f^^ologie be« ^L Slttflttftitttt«>
§ 11.
d'ittleitung.
tüaren au^ für fte bie äußeren geiftigen ©inpffe, bie kftintmenb auf
bie ©cftattung feiner 2lttfi(|ten eintoirf ten , unb bie fragen, bie il^n Be«
^ie Hauptfrage für il^n Bilbet bie naci^ ber ^nimaterialität ber ©eete, um
roetd^e ficl§ bie ükigen pft)d|olögtf(^en fragen gruppiren. SDaiöei öer^
tung ber eigenen menfc^lid^en Sßefen^eit au§, fo ba^ für il)n bie ©elBfts
mu^ Don ber SluBenraelt in ]\^ §urüd^fe!§ren, fid^ in fid^ nerinnern , \ii't^
ift ba§ fein gan^eä SDenfen, alle feine fpecutatiüen Erörterungen Be*
l^errfd^enbe ^^rincip: „®e!§e nid^t nad^ Sinken, fe'^re in bid^ felBft pixM,
im inneren ^enfd^en raol^nt bie SCöal^rl^eit", — biefer ©runbfai^ gilt im
pd^ften unb ftrengften ©inne in ber ^pf^^ologie.
5luguftinu§ er!annte aBer, wie bie Sßid^tigM, fo aud^ hk ©d^raie?
Blem ber $ft)d^oIogie alä ba§ be§ ©d^üIerS Begetd^net. M:anm mag je
ein ^orfd^er fid^ ber SSiefe unfereg eigenen 2Befen§ unb unferer <Bä)rüa^i
l^eit unb Ungulönglid^feit in ber ©rforfc^ung beäfelBen flarer Beraubt
geroefen fein aU 2(uguftinu§. ©§ ift, fagt er, ein 5lBgrunb t)on fc^redf^
Softer S;iefe; e§ ift unfer eigene^ SGöefen unb bodp BteiBt e§ mel^r Beim
-
'
102
-'
Mtä 3;^eil.
eigenB jufammenguftellen.
vernünftige ^enlgeift in ber 9ftefCe):ion auf fi^ fet6ft weiter unb unter*
fd^eibet am eigenen Söefen W leifeli(|en ©inne, burd^ rottet ba§ förper»
lid^e ©ein raal^rgenomnten wirb, bann einen inneren ©inn, raeld^er ftd^
bie äußeren ©inne unb beren ©mpfinbungen t)orfteÜig nta(|t, unb enblid^
-ben benfenben Söerftanb, ber nid§t nur ben inneren ©inn ernennt, fon?
bern aud^ bo§ innere iSßefen be§^en!geifte§, fomit fid^ felbft burd^ \\^
©inn ]^ct ju feinem OBject ba§ bto^ ©eienbe, ba§ ^orpertid^e; er fel6er
aBer geprt gum teöenbtgen ^ein unb urtl^eilt ü&er ba§ ^örperlid^e.
®er innere ©inn urt^^eitt üßer ben äußeren ©inn unb kgeid^net offenöar
wieber eine pfere ©tufe be§ Meng, al§ bie ift, votl^z ber cuBere ©inn
einnimmt, weil ba§ jenige, we'((^e§ ü!6er ein 9fnbere§ urtl^eilti, immer ü6er
bem 23eurt]^eitten fte|t. ?loc^ pl^er [te^t ber benlenbe 3Serftanb unb
§war bellalB, weil er einerf eit§ ' über ben inneren ©inn urt|eilt, unb
anbererfeitä , weil bie @r!enntni^ be§ eigenen Seilend, bie burd^ ben
breifad^en ©ein§. @§ gibt ein bloBe§ ©ein, wie ber menfd§lid§e Körper
feiner ©ubftan^ nad^ ift; e§ gibt dn lebenbtge§ ©ein, "ba^ fid^ in t^a^
©ein ber ^ftan^en unb ber 5t|iere unterfd^eibet unb woüon haß le^tere
pl^er fte]§t, weil e§ ^•mpfinbungSleben ift unb nid^t blo§ äußere ©tnne,-
fonbern aud§ einen inneren ©inn ^dt, wäl^renb ba§ ©ein ber 5]5|langen
ol^ne (S'mpfinbung ift unb bloB oegetirt; unb e§ eyiftirt enblid^ ber felbfts
1 Conf. Xj 5; Enarr. in Ps. 41; De anim. et ej, orig. IV, 7: Nonne at-
tendis et exliorrescis tantam profunditatem ? Et quid est hoc aliud quam
nostra natura nee qualis fuit, sed qualis nunc est? Et ecce magis quaeritur,
quam comprehenditur.
;
-103
Se6en kfi^t, ^at offenbar au^ ha^ 6etn, wie g. 35. ba§ 5t^ier; aßer
ni(|t umgefel^rt lebt atte§ ©eienbe, n)ie 3. 35. bet (Stein. 5Da§ Seben
fann. SDenn ba aud^ bie 5;i^iere leben unb empfinben, fo ift im ^DJen?
fd^en nt(j§t baSjenige, womit er bie finnlid^en ^inge empfinbet, baS 3Sors
gügtid^fte, fonbern ba^, womit er über fie mt|eilt, ndmtid| ber SSerftanb,
ben bie X^exz entbel^ren, ba§ ^©enfen, ha§ ni(|t bto| iiber bie finnlic^cn
SDinge, fonbern aud§ über hk Sinne felbft urt^eilt unb §. 33. vod%
warum ein 3f{uber im Söaff er gebrod^enerfc^eint, roä'^renb c§ bO(^
gerabe ift*.
^a auf fotd§e SÖSeife ber auf fid) felbft reflectirenbe SJienfc^ in fid§
innert unb auf ben Stanbpuni ber reinen geiftigen Subjectioität fid^
^ De iib. arb. II, 3 : Cum tria sint haec, esse, vivere, intelligere, et lapis
est, et pecug vivit, nee tarnen lapidem puto vivere aut pecus intelligere; qui
autem intelligit, eum et esse et vivere certissimum est: quare non dubito id
excellentius judicare, cui omnia tria insnnt, quam id, cui duo vel unum "desit
nam quod vivit, utique et est, sed non sequitur, ut etiam intelligat: qualem
vitam esse pecoris arbitror. Quod autem est, non utique consequens est, ut
vivat et intelligat: nam esse cadavera possum fateri, vivere autem nuUus
dixerit. Jam vero, quod non vivit, multo minus intelligit. Ibid. I, 7: Me-
liorne tibi videtur vitae scientia, quam ipsa vita? an forte intelligis, superio-
rem quandam et sinceriorem vitam esse scientiam, quam scire nemo potest,
nisi qui intelligit? Intelligere autem quid est, nisi ipsa luce mentis illustrius
perfectiusque vivere ? Ibid. II, 5 : Nulli autem dulbium est, eum, qui judicat,
eo,de quo judicat, esse melioreni. Ibid. II, 6: Cum ergo eam naturam, quae
tantum est, nee vivit nee intelligit, sicuti est corpus exanime, praecedat ea
natura, quae non tantum est, sed etiam vivit, nee intelligit, sicuti est anima
bestiärum; et rursus banc praecedat ea, qua,e simul et est et vivit et intelligit,
quiddam quasi animae nostrae Caput aut oculum, aut si quid congruentius
de ratione atque intelligentia dici potest, quam non habet natura bestiärum.
104 ' '
5)ritter t^ell. '
^ .- -
^enfd§ tritt un§ fo entgegen al§ ber ^öl^epünft ber fid^tbaren 8d^öpfung*
§ 12.
©ie ©eele (anima), b.J. bie geiftige ©eete, ber @eift (mens) be§
?!}Jettfc^en, erfaßt im SDenfen \\^ felbft, um eine (Srfenntni| feiner felbft
er fid^ auf fid^ felbft gurötfnienbet, auf fid^ felbft ben 23lidf rid^tet unb
fo fid^ felbft fid^ üergegennjortigt. Obgleich nun aber ba§ ©elbfibemu^ts
fein ben 2lu0gong§pun!t einer fidleren unb gemiffen (Setbfterfenntni^
bilbet unb in il^m ber ®eift fid^ felbft unmittelbar ben!enb erf a|t , fo
gefd^iel^t e§ bod§, ba^ er fid§ aud§ eine falfd^e SSorfteEung von feinem
eigenen Sßefen mad^t. ^ie OueHe, au§ ber fold^e irrtpmltd^e, fen=
ift un§ bereits begannt. @§ ift biefelbe, an^ ber aud^ aUt irrtpmlid^en
SSorftellungen üom göttlid^en Söefen ferr)Orge|en. SSie oben bemerkt
5ur Olüc!fel^t in fid^ fetöft angeregt, fal^ er [id^ t)or Stttem auf p[t)ci^o=
©d^riften „über bie Unfterbtid^Mt ber Seele" unb „über bie ©rö^e ber
6eete". ^tho^ beftimmter unb ftarer unb namentttd^ felbftanbtgcr
cantem *.
raetd^em bte $ßer!el^rung be§ ®en!en§ mit ber SSerfel^rung be§ 2ßiffen§,
ba§ SSerfinfen be§ sr>en!en§ in ba^ ©ebiet be§ finntti^en 3SorfteÖen§ mit
ber Eingabe be§ SCötttenS an bte finnltd^e Kreatur fielet. ®a ©elbfts
unb mit bem fie fid^ burd^ ein ^^"tereffe feft üerüttet l^at, al§ il^r an^
l^ängenb mit fid^ jiel^t, aud^ wenn fie, um fiel felbft ben!enb p erf äffen,
in ftd^ §urüdf!elprt; Unb roetl baSjentge, bem fie nad^ aufeen burc^ bie
^evtefjv fie fid^ oerftridft Ipat, förperlid^ ift, unb njeil fie bod^ nid^t nad^
felbft einführen fann, fo ergreift unb errafft fie fid^ roenigftenä JSilber
bat)on, inbem fie fid^ fold^e in ftd^über ftd^ felbft einbilbet. SDer ^xx^
tl^um alfo entfielt baburd^, ba^ ber ©eift fid§ jenen 33ilbern mit fold^er
wirb ber @eift geraiff ermaßen benfetben gteid^geftaltet, nid^t etma, raeil er
.
" - ..2)ttttcr,,3;$eU. ^ ['
'
-
^
$Derarltge§ raäre, fouberit weil er \\^ bofür ptt^ :3tt TOem
Saline öefangeit, plt er \\^ für !örperlt(j^. 3ö,etl er }ebo(| jeineS ^err*
@eift ober üBerl^aupt für bie gange ©eele l^ielten. ©o l^aBen (Sinige %^%
SSlut, Sfnbere ba§ ©e^irn, 5(nbere ba§ §ers für bie ©eete gel^atten.
fagten, bie Suft ober ba§ geuer fei il^re ©uöftang; raieber Slnbere Öe^
Ipaupteten, fte fei gar Mne ©ubftang, rüeit fie ftd§ ekn nur ben Körper
al§ eine @ubftan§ norftellen fonnten unb nid^t fanben, ba| fte ein
.^i)rper fei, fie |ietten fie bal^er für eine StJJifd^üng beä \^örper§ felBft^.
2lIIe biefe irrt|ümlt(|en Slnftd^ten üöer bctg ISöefen ber ©eele ftnb
unb SSorftellungen au§ ber ^örpermelt mit feinem eigenen Sßefen t)ers
mif(^t, ba§ man mit anberen SGöorten nid^t ben reinen 3lct beä ©ii^s
fetöftbenfenä üoff§ie|t. SGßer gegenüöer biefen ?i}Jeinungen ernennt,
ba^ "m Statur beg@eifte§ eine ©uöftang unb \i^% er immateriell tft,
ber mu^. sugletd^ bie (Stnfid^tgeminnen, baj3 biejenigen, bie i^n für
!ürperlid^ l^alten, nid^t be^l^alö irren, meil ber ©eift etwa nic^t ©egens
ftanb i|re§ iöett)u|tfein§ wäre, fonbern weit fie il§m fold§e§ Megen,
ol^ne ba§ fie fid^ fetne ©uöftang rorftetten !i)nnen. 5Iffein ber ©eift foll
fid^ nid^t fuc^en, al§ oft er ftc^ feiple; benn loaS ift ber (gr!enntm§ fo
gegenwärtig mte \iO.^, xoo.lMxa ©eifte gegenwärtig ift? ^Jlid^tg aÖer ift
1 De trinit. X, 5: Cum ergo aliud sit non se nosse, aliud non se co-
gitare, tanta vis est amoris, ut ea, quae cum amore diu cogitaverit, eisque
curae glutino inhaeserit, attrahat secum etiam, cum ad se cogitandam quodam-
modo redit. Et quia illa corpora sunt, quae foris per sensus carnis adamavit,
eorumque diuturna quadam familiaritate implicata est nee secum potest in- ,
etiam se esse aliquid hujusmodi existimet. Ita enim conformatur eis quodam-
modo, non id existendo, sed putando, non quo se imaginem putet, sed omnino
illud ipsum, cujus imaginem secum habet.
2 Ibid. c. 7: Cum itaque se tale aliquid putat, corpus esse se putat.
Et quia sibi bene conscia est principatus sui, quo corpus regit, hinc factum
est, ut quidam quaererent, quid corporis amplius valeret in corpore," et hoc
esse mentem vel omnino totam animam existimarent.
§"12.^'5J)lc Stttwatcrtdütät bet ©cefe. 107
bem ©eifte |o gegenn)ai;ttg , wie bev ®eift felBer. 3(6er mil bcv ©eift
ttt bemientgen lüetlt, waB er mit innerer S'leigung ji^ uorfteUt, weit er
ficl§ mit Siebe an bie ftnnlid§en unb förperlid^en ^in^t gen)ö!§nt !^at, fo
§ieraw§ errodd^gt t^m bie WaM be§ ^rrt^umg, infofern er bie SSilber
il^m biefe SDinge angepngt buri^ ben ^itt ber 5öitlen§neigung, unb biefe
feine untautere ißef(^offen^eit trägt bie <5^utb, ba^ er, lüä^renb er \x^
alt ein ju erfaffen fid^ öemü^t, \ia^ su fein raä^nt, ol^nc ba§ er \\^
fi(^ entzogen raäre, fonbern \>a^, toaS er fi(| beilegt, oon ft(^ abgießen. 80
wirb er jur (Sinfid^t fommen, ha^ er 3. 33. UJOi^l fid^ felbft niemal§
uic^t geliebt, niemals ftd^ felbft nid^t gekannt l^at; aber weit er Stnbereä
neben ;fi§ liebte, |ot er fi(| mit i|m geraiff ermaßen üerfd^motgen unb
bern ftd§ al§ etwa§ dou Stnberem, ba§ er er!ennt, 3Serfd§t ebenem
erfennen^.
sed quod adjungunt ea, sine quibus nuUam possunt cogitare naturam. —
Ideoque non, se tamquam sibi desit mens, requirat. Quid enim tarn cognitioni
adest, quam id, quod menti adeat? aut quid tarn menti adest, quam ipsa
mens?— Ibid. c. 8: Sed quia in iis est, quae cum amore cogitat, sensibilibus
autem, id est corporalibus, cum amore assuefacta est, non valet sine imagini-
»bus eorum esse in semetipsa. Hinc ei oboritur erroris dedecus, dum rerum
sensarum imagines secernere a se non potest, ut se solam videat.
2 iiji^_ c. 8: Cum igitur ei praecipitür, ut seipsam cognoscat, non se
tanquam sibi. detracta sit, qüaeratj sed id, quod sibi addidit, detrahat. —
Cognoscat ergo semetipsam neo quasi absentem: se quaerat , sed intentionem
voluntatis, qua per alia vagabatur, statuat in semetipsam, ut se cogitet. Ita
videbit, quod nunquam se non amaverit, nunquam nescierit: sed aliud secum
amando cum eo se confudit et concrevit quodammodo, atque ita dum sicut
unura diversa complectitur, unum putavit esse, quae diversa sunt. Ibid.
c. 9: Non itaque velut absentem se quaerat cernere, sed praesentem se
''•- "^^Diltta'S^dt, \
-108. '
-
^iernatj^ mu^ ber ©eift t)on äffen MoBen ^^Jietnungeit über ba§
SBefeit ber ®eete a&fel^en unb auf ©runb feine§ innern ©id^felbftgegen;
öerou^tfeinä ein üöer feben 3,^eifet erl^akneg Söfffen üon fic| felßft
gu erlangen. Sßenn ber ©enfualift Bei ber ©rforfd^ung be§ S5^efen§ ber
©eetc m^ biefem ober jenem ftoffli(|ett ©temente greift unb barin jcneä
SBefen gu erfofjen glauBt, fo üBerfie^t er gong unb gor, bo^ ber ©eift,
raenn er anfängt, \\^ felBft gu erforfd^en, fij^on ein JBerau^tfein üon fid^
l§at, raeil er fonft ftd^ gar nid^t fud^en mürbe, unb par ein
!^at, boj er ein fotd^e§ <Stement fei. ©Ben barüBer, oB bie Seele fiuft
ober §euer ober 33Iut ober eine 3«f'i»^i"ßttfcfeuns ttu§ Sltomen ober bie
^öüfd^ung unb Stimmung be§ ,^örper§ fei, l^aBen bie Wlen\^m ^rod^ei
gel^oBt unb l^ot ber (gine biefeS, ber 3Inbere ein Slnbereg pm SBefen ber
©eele gemad^ti SDorum ift für hk rtd^tige unb peifellofe SelBfterfennti
ni^ beä ®eifte§ 3ltCe§ gelegen an ber SelBftüergemifferung, ba| er nid^t
etmag oon bem fei, raa§ §u fein er nid^t fidler ift, unb bat er Blo^
fein in ftd§ trägt. (5§ märe eigentlid^ au^ gar nid^t möglid^, ba^ er
ba§, ma§ er felBft ift, fid^ fo üorftellte, mte er fid^ M§ üorftellt, roa§
er nid^t ift, bo^ er irgenb eine torpertid^e ©rfc^einung für ha^ SuBject
ber Seele l^ielte unb fo ba§ SuBject ber (Srfd^einung gur ©rfd^einnng
be§ SuBjecteS mod^te, menn er nid^t burd^ tk eiuBilbenbe ^l^ohtofie fid^
biefeä 5lllc§, mie geuer, Suft, biefen ober jenen Körper ober^örpertl^eil
ober förperlid^en ^wfowmenl^ang unb !örperlid^e^ifd^ung unb Stims
mung, oorfteUen mürbe. Soll ja bod^ ber ©eift !eine§meg§ biefeä Sllleg,
fonbern nur @ ine § bauon fein. SSenn er aBer @ine§ baöon märe,
g. 33. Suft, fo mürbe er biefe§ in anberer Sßeife at§ ba§ UeBrige, al§
g. 33. ba§ geuer, fid^ oorfteEen, nämlid^ nid^t burd^ ein 33ilb ber ©ins
Bitbet fie fid^ nid^t BtoB ein, mie menn er fie oon au^en in finnlic^er
curet discernere. Nee se, quasi non norit, cognoscat. sed ab eo, quod alterum
novit, dignoscat.
-^ ,'
, § 12. ©ie Smniatettdlität ber ®eetc. 109
SGßeife erfaßt, ptte, in ber SCöeife, wie atte§ .körperliche erfaßt wirb.
33ei feiner inneren <5eI!6Petrad^tung" l^alte alfo ber iSeift aEe SSorftel*
Inngen fern, bie er üon 3lu|en bnrc§ bie teiHic^en Sinne empfängt, unb
rid^tc fein Sfugenmcrif auf ha^, njooon alle ©eiftcr ha§ S3erau§tfein «nb
jraar ha^ fidlere S3en)u|tfein in \\^ tragen. Sßenn er üon jenen an%
ber ^orpertt)clt gef^öpften ^orfteUungen \\^ nid)t§ anbid^tet unb aufs
tt)a§ i^m Don fi(| felber übrig bleibt, er felbft fein. @r fel^e ob t)on
bem, n)a§ er blofe meint, unb fel^e auf bag, n)a§ er roei^; er l^alte
ba§ feft, moran felbft jene ni(|t gegmeifelt l^aben, roeti^e bie ©eele für
3lu(^ biefe nämlid^ fonnten voof)l baron peifeln, ob bie Äraft, bie
in un§ lebt, ernennt unb roill, fiuft ober ^euer ober etmaS 5lnbere§
fei; aber barin konnten fie ni(|t peifeln, ha^ fle leben, erfennen unb
motten. SDenn otte menfd^ltd^en ©eifter ol^ne SluSnol^me l^aben ba§ S5es
mufetfein, ba^ fie erfcnnen, ftnb unb leben, unb ha^ (Sr!ennen be*
lief)en fie auf etmog, ha§ fie erifennen, ©ein unb Seben aber auf fid^
felbft, unb Mnem ift jroeifell^aft, ba^ jeber, ber ernennt, aud^ lebt, unb
jeber, ber lebt, auc^ ©ein l^at, folglid^ ba| ber, welcher ernennt, au(j^
©ein unb Seben '^aU. (Sbenfo miffen fie, ba^ fie m ollen, unb
roiffen, ba^ bie^ niemanb fönne, ber n{(|t ©ein unb Seben l^at, unb
ebenfo begiel^en fie \3a§ Sßollen auf-^etrooS, ba§ fie mit biefem Söollen
erftreben. Slud^ ba^ fie 23 e m u| t f ei n |aben , miffen fie, unb §ugleid^
miffen fie, ba^ niemanb 33emu^tf ein ptte, menu : er nid§t ©ein unbSeben
ptte. SDiefe inneren SSorftettungen , in wtl^m ber ©eift feiner eigenen
eineg ©ein§ fid^ in feiner (Srfd^einung tunbgibt; auf fie muB er refCec*
runt. —
Quoniam de natura mentis agitur, removeamus a consideratione nostra
omnes notitias, quae capiuntur extrinsecus per sensus corporis, et ea, quae
posuimus omnes mentes de seipsis nosse certasque esse, diligentius attendamus.
'
^
2Bei[e gu erfaffen^.
öl§ eine leere ^iction, burd^ n)el(|e er feinem geiftigen SSlitfe la^ raa^re
aud§ bo§ Söefen ber ©eete, ba§ fid^ inil^nen, atä fetnett ßeöen§äuteruns
ber ©eete fein finntid^eS, fonbern ein intettigiökg Söefen ift^. ^n biefer
ntit einem größeren Sl|eit einen gri)^eren Staum einnimmt, ober boB jeber
feiner S:!^cite im Ülaumc Itetner ift ot§ ba§ ©anje^, unb fobann ftd§
gelten, um au§ biefen uad^gumeifen, ba^ bie ©ecte i|rer llflotur m^ eine
t)om Iförpertid^en 6ein gong cerfd^iebene SSefen'^eit fei, ba^ fic alfo nid^t
^ Ibid. c. 10: Utrum enim aeris sit vis vivendi, reminiscendi, intelli-
mit einem fletneven Steile i§re§ ^e[en§ einen feineren unb mit einem
grö|erett ^l^eil einen größeren dianm einnel^me unb ba^ jle ükrl^aupt
feiner inneren SebenSacte inne n3irb, il^rem ;3n^alte m^ mit ben ©innen*
nel^men, oB man jagen fann, fic feien nur leere S'lamen, benen feine oh
jectioe 2S3ir!lid^!eit entfprei^e. ^ier'^er gepren alte Sßorftettungen ber
inneren @r!enntniB=, @efü|r§= unb SSßiHenSade unb bie au§ t§ncn a6=
geleiteten aöftracten SSorfteffungen, wie Söal^rl^eit, SieBe, ®ered)tig!eit, bie
aKe feine förpertic|e Dualität an fid§ tragen *. „©u roeifet," fagt 5lugus
ftinug, „ha^ bu bie ©onne burd^ ein förperlid^eä S3tlb gefeiten l^aft; hn
fannft fie auc| fofort fc^auen, wenn fie fd^eint unb beiu ©tanbpunft bir
bie 5lu§fid^t auf ben 3:!§eit be§ ^intmelS gen)ä|rt, roo fie gerabe fielet.
unb hu nimmft feinen örtlid^en ^wifd^enraum ujal^r, burc^ ben ber gei=
gelangen. SDü fie^^ft üielmel^r bein ßebeh, bein SÖBoEen, ^orfd^en, SBiffen
befi^eft unb ol^ne irgenb raeld^e Umriffe t)ou Figuren unb ol^ne ben
©laus ber ^^arben (o|ne irgenb tt3eld^c förperlid^e Oualitat), aber um
fo flarer unb fidlerer, um foeinfad^er unb innerlid^er erfaffeft."^ ^{erl^er
©inen, Sfi^al^ren, ©d^onen, ©uten u. f. w. , bie wir ^id^t öu§ ber ©itt=
tuetttt glei(^ ntd^t [etbft fßrperlid^, boc| Slßöilber ron förperlid^ett SDtngen
l^aBcn, au(3^ n{(|t mel^r BiMi^ etn)0§ Ä^örperlic|e§ unb [teilen mäBefons
bere and^ bie reinen ntatl^ematifd^en SSorftelInngen bur(|anä feine Körper*
I6li(f t raerben. ^aupff cid^li(| ift bie in allen matl|ematif(^en ®rö§en unb
i^iguren geftaltenbe; umfaffenbe unb aPejüglid^e ?[ßa(|t, ber Jßunlt, ein
fo muB bie ©eete, mit ber mir ^mmatertetteä feigen, felbft au(| im?
materiell fein 2.
fid^ üorfü^rt, ober meldte il^r in ber @!ftafe oorfd^toeben, ober meldte fie
bur(^au§ äl^nlid^ finb, aber man !ann nid§t fagen, ba^ fie felber materiell
feien, giel^'t man ferner in 23etrad§t, bat ^^e ©eele im €>tanhe ift, fel^r
Sfläumtiilfeit auf feine eigene ©uBftanj angemiefen ift unb ii!6er biefe
nicE)t l^inauäge^en !ann*. S)a§ ^övpertid^e ift \ia^, töaS gefe'^en unb
burc^ bie 8tnnc wa'^tgcnommen wirb, bie @eele bogegen erfennt fid) at§
ta^ SBefen, n)etcl^e§ ba§ itorpertid^e fielet, finntic^ raal^rnimmt, fid^ t)or?
ftellig mad^t unb barüBev urtl^eitt; unb barum ift fie raeber förperlid^,
no^ \)ai SSilb eine§ ^orper§. tlnb wenn f(^on bie finnlid^en SSovs
fteUungen in ber ©eete nid^t fetbft materiell finb, fonbern nur p|^fifd)e
ba§ienige, n)el(j§e3 ha^ 23ilb eineS ^örper§ fielet unb e§ at§ \6)on ober
pJ3U(| beurtl^eilt, o|ne B^eifet Dor^üglid^er ift, al§ ba§ S3itb fetber,
Utät ber 6eete liefert enblid§ bie ^|atfad^e unfereg Serou^tfeinS, bofj
trad^ten mitty mu^ fie fid^ non ben forperlic^en ©innen loSmod^en
Unb in fid^ felbft jurüdfjie'^en unb je wtc|r fte fid§ t)on ben ©innen
be§ fieibeS logmad^t, befto reiner fd^aut fie in fid^ ba§ föroige unb
tlnmanbelbore unb mirb nad^ bem^aBei^rc§;©d^auen§ felbft reiner unb
1 De anim. et ej, orig, IV, 17: Tarn multas igltur et tarn magnas cor-
porum imagines, si änima corpus esset, capere cogitando vel memöna re-
tinendo non posset.
2 De civit. Dei VIII, 5: lUud autem, unde videtur in animo haec simi-
litudo corporis, nee corpus est nee similitudo Corporis; et unde videtur atque
utrum pulchra an deformis sit, judicatur, profecto est melius, quam ipsa,
utique corpus non est, si jam illa corporis similitudo, cum in animo cogitantis
adspicitur atque judicatur, nee ipsa corpus est,
3 Conf. X, 8j De anim. et ej. orig. IVj 18: Non mihi videris ab isto
errore (animam esse corpus) posse erui, nisi Deo adjuvante diligenter con-
sideraveris Visa somniantium et inde cognoveris esse quasdam, quae non sint
ebter *. Söie tbmk [ie \\ä) aBer vom ^övpevlid^en loSmad^en unb bem ;3tt'
tettigtktn in fi^ juraenbeit, raenn fie ntd^tä 2(nbere§ TOäre afä, rate
mand^e ßel;aupten, bie Harmonie ber teiölid^en Organe, al[o ein Slccibens
be§ fiei6e§, raenn fie nid^t uielmel^r eine üom Seib üerfij^iebene ©ubftans
wäre, bie bem ^nteUigikln, ba§ fie in fid^ f(S^aut; üerraanbt ift?^
S^fatfad^e gu erüaren fei, ba| bie i^eele mit ber ®rö^e be§ il^r ange=
bal^in p Bewegen unb o^ne be^^atß, ireil fie an einer beftimmten ©teile
bem gangen Jlaumj ben er einnimmt, nid^t aber in ben einzelnen Stl^eilen
beSfelben. SBäre. alfo bie (Seele ein Körper,: fo !önnte fie nid^t bei
1 De Genes, ad lit. VII, 14: Cum igitur his quasi nuntiis accipiat anima,
quidquid eam corporalium non latet , ipsa vero usque adeo aliud quidquam
Sit, ut Cum vult intelligere vel divina vel Deum vel omnino etiam seipsam
suasque cönsiderare virtuteSj ut aliquid vericertique comprehendat, ab hac
ipsorum quoque oculorum luce se avertat eamque ad hoc negotium non tan-
tum nullo adjumento, verum etiam nonnullo impedimento esse sentiens, se in
obtutum mentis attollat. Ibid. VII, 20: Namque aliud esse ipsam, aliud haec
ejus corporalia ministeria vel vasa vel organa, hine evidenter elucet, quod
plerumque se vehement! cogitationis intentione ävertit ab omnibus, ut prae
oculis patentibus recteque valentibus multa posita nesciat et, si major intentio
est, dum ambulabat, repente subsistat, avertens utique imperandi nutum a
ministerio motionis, qua pedes agebantur. -
propriam non haberet neque- substantia esset, uilo modo se ab eodem corpore
ad intelligibilia percipienda conaretur avertere et, in quantum id posait, in
tantum illa poaset intueri eaque visione melier et praestantior üeri.
3 Epist. 28 ad Hieron.: Si corpus non est nisi quod per loci spatium
aliqua longitjidine , latitudine, altitudine ita sistitur vel movetur, ut majore
sui parte majorem, locum oceupet et breviore breviorem minusque sit in parte
quam in toto: non est corpus anima; per totum quippe corpus, quod animat,
o
Uo% (onbevtt tüiffe ei fieser, bafe bie Seele nici^t förperlicl fei \- fonbertt
ein ben!enbe§ unb n)oEenbe§ Sefen, ba§ ftd) in ber ^orm feiner (Sr^
@ein§ eine jeitlid^e unb räumliche pgteii^ ift, unb bai ekn be^tüegen
Pier fte|l, aB ba§ forperlid^e «seiU; weil ei Uo^ ber SSeränberung in
ber 3fit, ni(j^t aßer au(j^ ber SSerdnberüng itniytaunte unterworfen iff^.
@ie ift fpecififi^ perf Rieben t)om Seik unb oBfurb finb bie ^SJleinungen
berer, jüeld^e fie MoB für eine Dualität bei ^örperi Jpalten ober für
fd^lie^en rair mit Otedpt, nidpt nur baj^ ^a^, raai rair ali ©ubject jener
rielte @ufiftans fei, ni(^t bie Dualität bei Ä'orperi ali einei <Buh
jectei, fonbern felÖft^SuBject, eine ©uBftanj, bereu Jlöefen|eit nic^t aui
einem ber finnenfciKigen SDingeftammt, fonbern eine eigene göttliche
<5e!^mtg ift. Obgleich fie alfo in Mner Sffieife törperlic^ ift/ fo ift fie
be^l^alö ni(|t ein Ä;ti, fonbern ein für fid^ feienbei ©ein/oli 'öa§ fie
nalis), ali ©eift (mens), alfo ali eine geiftige 3öefen!^eit, bereu Dua*
non locali diffusione, sed quadam vitali intentione porrigitur. Nam per omnes
ejus particulas tota simul adest,iiec minor in minoribus et in majoribus
major, sed alicubi intentius alicubi remissius, et in Omnibus totä et in singulis
tota est. Neque enim aliter quod in corpore etiam non toto sentit, tarnen
tota sentit.
1 De Genes, ad. lit. XII, 33: Animam vero non esse corpoream non me
putare,. sed plane scire audeo profiteri. Bpist. 28 ad Hieron. : Nee haec
perindeloquor, üt quae tibi nota sunt, doceani, sed ut aperiam, quid fir-
fi(^ akr im ©elöperaujtfem ernennt, erfennt fie fid^ alg ©ubftaug, weit
man nt^t fagen tarn, ba§ man um irgenb tiri SDtng ratffe, menn man
feine 6u6fians nid^t etfennt. Sßenn alfo ber felßftbemu^te ©eift Don
fid^ raeij, fo me{| er audC) feine ©ul&ftan§ialitat, nnb raenn er feiner
ebenfo Betont 5luguftinu5 ba§, n)a§ mit bem 33egriff einer immateriellen
einen größeren, mit einem Heineren einen fleineren 5£l^eil be§ Otaumeä
fein§), ber ;3tttelligcn3 unb be§ S2öitten§; aber biefe SSermögen finb nur
(Sin Men, (Sin @etft, ^'ine ©ubfiang. ®al§er bilben fie ni(|t nur eine
3tt)ar ni(|t blo6 tl^eilmeife, fonbern gan§ in fid^ fa^t; benn i<S) mei^ ja
(bin mir bemüht), ba^ idp er!erine unb mill,id^ ernenne, ba§ id^ witt
unb ^emu^tfein ^abe, unb ic^ mill, ba^id^ mir bemüht bin, bc^ id^
ernenne unb raiff^ SDa§ SSerpllni^ biefer SSermögen ^ur ©eele felbft
et scire. In bis igitur tribus quam sit inseparabilis vita et una vita et una
mens et una essentia, quam denique inseparabilis d.istinctio et tarnen distinctio,
videat qui potest. De trinit. X, 11: Haec igitur tria, memoria, intelligentia,
voluntas, quoniam non sunt tres vitae, sed una vita, nee tres mentes, sed una
mens, consequenter utique nee tres substantiae sunt, sed una substantia.
Memoria quippe quod vita et mens et substantia dicitur, ad se ipsam
,
mit^ ba^er in bem ©tnne aufgefaßt werben, ba§ fie bie ®ine SSefentjeit
ober <Bnh\tanMitat mÜ ber ©eele |eI6ft i^eikn; eg. barf nid^t gebaut
raerben, wie baä ber |^or6e ober ©eftalt ^um Körper ober üBer^aupt
vok H^ 9Serplft«i^ ber STccibengien gum «SiiBftrat (subjectum) ; benu
bie[e können il§r ©uftftrat nit^t ü6erf(^reiten : bie ^igur ober i^arBe !ann
nid^t gigur ober ^arbe eine§ onberen ^örper§ fein, raol^l aBer fann ber
®ei[i burd^ fein SSerou^tfein feiner felBft nnb au^ anberer SDinge ben)uf3t
fein, bur(| bie @r!enntni| ft(| unb au^ Stnbereä er!ennen, burd^ bie
Siebe \x^ unb an^ 3lnbere§ lieben; unb er fann bie^ eben, weil biefc
lüenben, ber ^ßerftanb fid^ felbft ernennen, ha^ SSerau^tfein beffen bemüht
fein, ba^ wir ein SSerau^tfein Befi^en unb ber SBiUe bie 3Bitten§frei^eit
referuntur; quae si aequalia non essent, non solum singula singulis, sed etiam
Omnibus singula, non utique se invicem caperent. Neque enim tantum a
singulis singula, verum etiam a singulis omnia capiuntur. Memini enim rae
habere memoriam et intelligentiam et voluntatem, et intelligo me intelligere
ratione cognoscimus et tarnen etiam ipsa ratio inter illa numeratur, quae
ratione cognoscimus. Noli ergo mirari, si ceteris per liberam voluntatem
utimur, etiam ipsa libera volüntate per eam ipsam uti nos posse: ut quodam-
modo se ipsa ütatur voluntas, quae utitür ceteris, sicut se ipsam cognoscit
ratio,quae cognoscit et cetera. Nam et memoria non solum cetera omnia,
quae meminimus, comprehendit, sed etiam quod non obliviscimur nos habere
memoriam, ipsa se memoria quodammodo tenet in nobis, quae non solum
'
etnfadj, raetl [te jtüar nidjt, n)ie bev .Körper, ber SJerdnberung tm Flaume,
n)oI;t aber ber $öeränberung in ber 3eit ««terworfen tft unb bef^l^alß ben
Unter jdjieb üon 6u6[ton§ unb @tgen[c^aften nnb ben Xlnterfc^ieb ber
OuaHtät nid^t bie ©ul)ftanj fetbft unb barum oud^ bte eine Oualität
ntdjt bie anbere, fo hü'i^ ber menfd^licl^e (Seift nic^t ha^ 35ett)u|tfein, bie
intelligent unb berJGßiHe ift, fonbern biefe SSermögen l^at> unb teineg
biefer SSennögen ba§ anbere ift. ©enn er erfennt ja b urc^ bie 3«teIIi=
gens unb 'raiH burd; feinen SßiHen; er erfennt, baj er n)itl tinb will,
W anberen; fie l^önnen klb üor^anben fein, öalb aud^ nid^t unb können
lid^e ©eete nii^t fd^Ied^tl(){n einfadp, fiilbet aBer eine leBenbige ^InJ^eit;
alle il^re Gräfte unb 50ermßgen roirfen einr)eitlid; jufatnmen unb finb
aliorum, sed etiam sui meminit vel potius nos et cetera et ipsam per ipsam
meminimus.
^ De quant. anim. c. 1 : Anima simplex quiddam et propriae sub-
stantiae.
2 De trinit, XV, 22; Verum haec quando in una sunt persona, sicut
est homo, potest nobis quispiam dicere, tria ista, memoria, intellectus et amor,
raea, non sua, nee sibi, sed miM agunt, qüod agunt, imo ego per Ego illa.
enim memini per memoriam, intelligo per intelligentiam , amo per amorem.
— Quod "breviter dici potest: ego per omnia illa memini, ego intelligo, ego
diligo, qui nee memoria sum nee intelligentia nee dilectio, sed haee habeo.
3 Ibid. VI, 4: Humano quippe animo non boc est esse, quod est fortem
esse, aut prudentem aut justum aut temperatum. Potest enim esse animus
et nuUam istarum habere virtutum. Ibid. VI , 6 : Creatura quoque spiritalis,
possintque et alia sine aliis et alia magis, alia minus, innumerabilia et in-
numerabiliter in animae natura inveniri, manifestum est non simplicem, sed
multiplicem esse naturam. Nihil enim simplex mutabile est, omnis autem
creatura mutabilis.
S 14. ©eele unb 2elB. 119
li^Mt unb jebe S5er[d^teben^eit ber Oualitäten üon etnanber unb t)on
ber ©ubftan^ au§, raaS, n3ie rotr fe^en werben, nur Beim göttlichen
§14.
©eete unb Seife.
®ie men[(|li(i^e (Seele ift ein geiftigeS Sßejen (mens seu spiritus).
5lkr bie[er ©elft ift mit einem jTörper ueveinigt, ben er MeU unb ge=
ftattet unb in ber ©jciftens erplt. ©er Seib gebort [omlt tüefenttid) jur
6uft[tan3 be§ ^enfi^en, fo ba^ ber Wlt\\\^ nur Wi\\\^ ift burd) bie
i.
einl^eitlid^e SSer6inbung feiner Reiben 59eftanbtl^eile 3« tiefer Se6en§=
ein^eit »on ®eift unb ßeib !ann ber ?Uienfc!^ Be^eiij^net werben at§
unb bal^er ^at bie ©eele einen natürlid^en SDrang, fid^ mit bem fieibe
beibe an fi(| nid^t 6*in§ unb nx^i einmal glet(|er S^latur finb; ber
Seib ift tanquam homo exterior unb bie @eelc homo interior^
®ie ©eele aber ift hmä)au^ ha^ ^rincipale, bie geftaltenbe gorm unb
^a^ SebenSprincip be§ ßeibe§; roaä immer bem ßeibe al§ fold^em eigen
ift, l^at er burd^ unb in unb mit ber ©eele^
S)er ©eele eignet ©pontaneitat unb Sfctualität, ber mit
il^r ^ur SebenSeinl^eit ijereinigte ßeib bagegen ift in allem nur i!^r Organ
güm Berfel^r mit ber SluBenraelt; bnrd^ ü^n empfängt fie ©inbrütfe üon
ber 9ln^enraelt unb bur(| i^n toir!t fie auf bie Slu^enbinge^. ®r fielet
1 De civit. Dei XIX, 3 Horum autem trium hoc eligit tertium, hominem-
:
que nee animum solum nee solum corpus, sed aninium simul et corpus esse
arbitratur. De anim. et ej. orig^ IV, 2: Quisquis ergo a natura humana
corpus alienare vult, deaipit.
2 De trinit. XV, 7. 3 De Genes, ad lit. VII, 27.
* De trinit,' IV, 3; epist. 174 ad Pasc.; contr. Faust: Manich. XXIV, 2:
Quia hoc utrumque interius et exterius simul unüs homo est, hunc unum
hominem ad imaginem süam fecit.
^ De quant. anim. c. 33; de immort. anim. c. 15: Hoc autem ordine
intelligitur a summa essentiä speciem corpori per animam tribui, qua est in
quantumcunque est. Per animam ergo corpus suhsistit et eo ipso est, quo
animatur.
^ De trinit. XI, 2 : Anima commixta corpori per instrumentum sentit
corporeum et deinde instrumentum sensus vocatur.
120 ©vittcv S^elL ,
bagegen/ 'tio.^ 3^ieberere, gum ^öl^eren mad^en. 2)a fie bä§ lebenbe
unb tütrfenbe ^princip im Körper i[t, fo übt ni(|t er eine ^MttgMt auf
fie au§ unb ift ni(!^t fie baä üon t^m au§ geibenbe, fonbern fie aUettt ift
ba§ fpontane 5t|dtige, 'aa^ in bem fieib unb buri^ ben Seib mir!t, unb
il^re fpoiitane Stl^ätig!ett gel^t nur balb letzter, balb fi^n3erer'Don ftatten,
je na(j^bem fie eä eben fetBft üerbient l^at, bafe tl^r bie !örperli(|€ ülatur
untertf an fei*. Sßenn fie bol^er etmag erteibet, fo. erleibet fie e§ m(|t
üom Körper, fonbern üon fi^ felbft, infofern fie burd^ il^re ßebenätJ^atig^
fielet, ba^ £)^r prt, allein bie (Seele ift e§, meli^e fielet unb |ört, b. |.
au^cn iii fi(| aufnimmt, alfo finnli(| tt)a|rnimmt, gmar nid^t ol^ne ben
ßeib, aber burd^ ben ßeiÖ mittelft ber leiblid^en Organe, inbem fie fpontan
'i>a^ in fid^ aufnimmt, iüa§ bie non i!^r belebten ©inneäorganeburd^ \i\t
fie il^rc 2lufmer!fam!eit ouf baSfelbe rid^tet. ^a§ Sid^t tragt ^um
2luge ein 5Bilb üOtt ben äußeren S)tngen, meld^eS bie barauf aufmer!enbe
jum Ol^re ben ©d^att, ben bie aufmerlenbe 6eeie mai^rnimmt unb fo
fort Bei ben übrigen ©innen ^. ®arau§ folgt, ba^ fie aud^ Bei ber
1 M^sic. VI, 5 : Considerandum est , utrum revera nihil sit aliud , quod
dicitur aijdire niai aliquid a corpore in anirao . fieri. Sed perabsurdum est
leibenb öerplt, fonbern fpontan unb [etbftänbig, auf ©runb ber kib;
unb hie\e SBir!ungen, welche ber Sebengtptigfeit ber ©eete in ben leib*
n)el(^c baä il^r ©ntfprei^enbe gern aufnimmt, bem f^r nid^t ©ntfpred^eu;
ben aber raiberftrebt. SSenn fic bal^er etraaä erleibet, fo erleibet fie e§
nid^t üom fieibe, fonbern nur üon fid^ felbft; inbem fie ftd^, mit il^rer
beffen nid^t mel^r fie|t ober prt, n)a§ um fie ift unb gefd^iel^t^.
non easdem passiones recipere, — Hae sunt operationes, quas adhibet anima
praecedentibus passionibus corporis, quae delectant eam associantem, offendunt
resistentem. Cum autem ab eisdem suis operationibus aliquid patitur, a se
ipsa patitur, non a corpore, sed plane cum se accommodat corpori.
2 De Genes, ad lit. VII, 20: Aliud esse ipsam, aliud haec ejus corporalia
ministeria vel vasa vel organa, hinc evidenter elücet, quod plerumque se
vehement! cogitationis intentione avertit ab omnibüs, ut prae oculis patenti-
bus recteque valentibus multa posita nesciat.
' 'dritter J^eil;-
122 '
SDa§ ^erg ift \)a^ Zentrum, oon bem au§ ba§ tei6ltc|e ßekn \\^
in SBeraegimg erplt, unb ba§ @el;irn baS totvalorgan füv bte @m?
pftnbung iiub bie tnillfürltcfje 23ett)egung. Sel^tere raerben üermittett biird^
bte ^Revoen, feine, l^ol^te iJtöl^rd^en, tt)el(|e öom ©el^irn au§ ni^t Ho|
p ben ©inneSorganen im Raupte (©efid^tSs, ®ei^ör= , ®ent(i§§= unb
(Sefd^matfSnero), [onbern burd^ ba§ Dlütfenmarf |inbur(| in ben gangen
|intere§ aB Organ ber Bewegung, unter benen er bem erfteren al§ bem
Organ be§ @r!enntni|t)ermögen§ ben SSorjug gibt, unb enblid^ ein mitts
angefel^en werben; benn biefc ift ja, rate gefagt, im gangen Ä'örper gang
unb gang in jebem S^ziU, raenn gteid^ in ben eingelnen jtl^etten uidjt
in gteid^er SBeife, mit gleid^er Energie mtrff am. S« i^^ew 5£l§eile be§
fieibeä atfo, in meldpem ein (Sinbrutf gefd^iel^t, empfinbet fie felber nic^t
Ho^ in irgenb einem Stl^eite i|rer fetöft, fonbern ukrall gang (tota)
unb gtoar ol^ne fid^ erft oon einem Orte an einen anberen gu bewegen,
mie fie benn g. 33. raenn ein ©inbrud an üerfij^iebenen Orten gu
gleid^er 3eit ftattfinbet, an^ an allen biefen t)erf(|iebenen Orten gu
gleiij^dr 3^^* S^^^S empfinbet^.
2öie e§ übrigens möglid^ fei, ha^ bie ©eele auf ben Seib einmirfe
unb betbc gu einer maleren SebenSeinlöeit nerbunben finb, ift na(^ 3lugu=
ftinüS, htm fid^, Je mül^eooller er fld^ über ben @enfuali§mu§ gum ^bealiäi
mu§ emporgerungen, um fo mel^r ber ®egenfa| gmifd^en geiftigem unb
förperlid^em ©ein üerfd^drfte, burd^au§ raunberbar unb !ann xtöm ^enfd^en
nii^t begriffen merben*. S^t ^i^^ SebenSeinl^eit erf(|etnt für 2luguftinu§
tägltd^ öortomme, bie SSereinigung ber ©eele, bie bod^ ein ©eift fei, mit
tm 2exh gur ©inl^eit be§ menfd^lid^en SSefenS. ^ene ^Bereinigung biete
im ©runbe üiel raenigev <Sd^ra{eng!ett al§ btefe; beim Bei jener l^aBe bev
göttjid^e Sogo§ al^ «n!övpertid^e§ SBcfen mit ber ©eele, bie gleici^fottö
üevbunben fei. Set^teve SSeveinigung fei nun eine ^l^atfac!§e be§ 33cn)n|ts
l;ingenommen inerben, auc^ wenn man fie in il^rem 3öie? nii^t Begreifen
©eele anfa!^, fotpo^ für i^re ^ptigfeit ber ^'mpfinbung al§ ber 33erae;
©egeufd^e 35ermittelnbe [teilte er fic| alä etma§ üor, ha^ nid^t groB
!örperlic| unb aud§ nid^t @eift, fonbern berart förperlid^ fein unb ju-
in biefer ^tnfid^t auf 8i(|t unb Suft, töelcle nid^t groB !örperlid^ unb
mei^r tl^ätig alä leibenb finb. SDtefe, fagt er, üBermitteln ber ©eele bie
@inbrü(!,e auf ben SeiB unb auf biefe wxxtt bie ©eele Bei raiÖfürlii^eu
SSemegungen juerft, um burd^ fie bann erft auf ben eigentlid^en Körper
gu n)ir!en. Sid^t ift nii^t Bto^ im 2luge, fonbern aud^ in ben üBrigen
©innen n3ir!fam; nur tommt bie ©eele nid^t ju allen ©innen auf H^-^
felBe l^inaug, fonbern auf Jßerfd^iebeneS, weit ber Bk'C'*/ ^^«^ ^ie ©inne
bienen, aud^ oerfd^ieben ift. ®ie Suft bagegeu ift für bie roißfürlid^en
23en)egungen ba§ienige, auf ba§ ber Jlöille ber ©eele wirft, um biefelBen
l^eroorguBringen ^.
'
SDeii fietö, ba§ Organ ber oernüitfttgctt <Bede, ttt feiner Sj;otalttät
preist 2Iugu[ttnn§ al§ ein SBunberraer! ber göttltii^en @üte unb SSor*
fel^ung unb roeiät in biejer ^infid^t l^in auf bie ^orm unb ben ganzen
28au beäfetben, auf feine aufredete ©eftalt, auf bie Sßert|ei(ung ber «Sinne,
W sn)ecfmä|ige Slnorbnung unb @inri(|tuttg ber ©lieber für bie ©ienfte
bc§ @eifte§, namenttid^ bte rounberBare iBeraeglic^Mt ber 3wnge unb ber
als fd^on gilt, in ber @d^5nl^eit nad^ bem Urtl^eil be§ vernünftigen ®ei[te§
nod^ ben SSorgug vov bem äu^erlid^en ©d^önen sugÖge. S3eben!t man
ferner, ba^ am menfd|lid^ett ßeiBe nid^t Bto^ ba§ 9^ötl§rüenbige Bereite
au^ ^nv 3^erbe bient, foribern einiget Uo'^^uv^kxU'oa ift, rate g. 23.
ber 33drt be§ mannlid^en Slngeftd^teä , fo !ann man er!ennen, ba^ Bei
ber ©d^öpfung be§ ßeiBe§ mel^r nod^ bie 9flüdffid§t auf ben 2lbet ber
©eftalt, aU hk auf ha§ S3ebürfni|i mafeeBenb raar *. 3" ^^^\^^ ^Ibel
ber ©eftalt be§ menf(|lid|en SeiBe§ giBt M ^er Slbel ber mertfdptid^en,
prius est sentire quam movere. Anima ergo, quoniam res est incörporea,
corpus, quod incorporeo vicinum est, sicuti est ignis vel potius lux et äer,
primitus agit: et per haec cetera, quae crassiora sunt corporis, sicuti humor
et terra, unde carnis corpulentia solidatur, quae magis sunt ad patiendüm
subdita, quam praedita ad faciendum. Per lucem et aerem,
Ibid. VII, 19:
quae in ipso quoque mundo praecellentia sunt Corpora magisque habent fa-
ciendi praestantiam quam patiendi corpulentiani, sicut humor et terra, tan-
quam per ea, quae spiritui similiora sunt, corpus administrat. — Et aer, qui
nervis infusus est, paret voluntati, ut membra moveat.
1 De civit. Dei XXII, 24.
§ 15. -@eelcunb'®cifi. 125
®e{fte§ üBer olte X^m unb feine SSefttmmung, fi(| gur ^Tfenntnt^ be§
§ 15.
S;i^ei( auä ber ßid^tnatur be§ guten ©otteg, unb eine böfe, tl^ierlfd^e
(Seele, ber ©i^ aller niebrigen Süfte unb ^egierben, bie au§ bem Böfen
i^JPrincip, bem ^rincip ber ^infterni^ entfprungen fei 2. ©egen fic raeiSt
Söiffen ber (Sreatur ju fud^en fei unb ha^ e§ teine 6öfe «Subftans gebe,
fonbern jebe ©ubftang al§ Subftang gut fei. S^bem er fobann bie
* De anim. et ej. orig. IV, 2: Natura certe tota hominis est Spiritus,
anima et corpus.
"
126 '
S)rtttet S^c«.
mit bem 3:i^{ere geineht !^at^ ©oI(|ett ©teilen roollten ©untrer «nb
feine ©d^ulc entner^men, ^a^ Slugufttnuä gn)if(|en ber bi(3^otomif(^en unb
trid^otontif^en 5tnfi(^t j(|n)an!e unb:m(!^t feiten ßuft geige, int ?lJJenf(^en
@o nennt er bie @eele be§ ?lRenf(j§en nid^t mtnber auc| @eift unb jagt,''
ber ^enf(| befielet onä Seift unb ©eift^ unb erklärt roeiterl^in au§brüd=
lid^, ba|' ©eele unb @eift im Wfenf(|en fubftantieE ^-inä feien unb jieibe
^flauten in ber ©prad^e ber J^etttgen ©d^rift für einanber gefegt raerben*.
talem ©ein, fo ha^ i^m fd^on im 5lllgemeinen j[ebe SuBftang, bie ntc|t
©d§rift «nb nad^ ber SBortBebe«t«ng üon spirare, l^aud^en, wel^ett, I^abe
1 De trinit. XII, 1.
nuncupari, quäle est illud: Et factus est homo in animam vivam; ihi quippe
et Spiritus intelligitur itemque aliqüando utrumque nomine spiritus dici, sicuti
;
est : Et inclinato capite tradidit spiritum, uhi et anima necesse est intelligatur,
roel^enbe Suft, bie bod§ offenbar etraaS ^örperlt^eS fei, btefer 2lu§bru($
bie Unterfi^eibung graifd^eu Seele unb (Seift im SJienf^en ni^t eine fubs
im Unterf(|ieb oon „ «Seele " mu| l^ter in engerem 6tnne oerftanben unb
ber Unter|(|ieb ^mifcTjen beiben auf bie SSerfd^iebenl^eit ber ßeben§äuBerungen
(Seele im engeren ©inne J^ei|t fte al§ ba§ ben Seib formenbe, belebenbe
unb erl^altenbe iprincip ^ , ba§ al§ fpontaneä Seben§^)rittcip aUe jene
ctfo bie üegetatioen Functionen unb bie animalif c§en Functionen ber
latur pecoris spiritus. Et utique non habent pecora illum spiritüm, quem tua
dileetio discernens ab anima definivit. XJnde manifestum est, quod generali
vocabulo anima pecoris recte potuit sie vocari.
2 De animi et eji orig. lY, 23: Remotis omnibus dubitationis ambagibus
generale nomen anima esse intelligimus spiritüm. — Quocirca si et illa, quae
. de anima incorporea disputata sunt, capis et sapis, non est, unde tibi displi-
* De lib. arb. I, 8: Videmus enim habere nos non solum cum pecoribus,
sed etiam cum arbustis et stirpibus multa communia. Namque alimentum
corporis sumere, crescere, gignere, vigere arboribus quoque tributum videmus.
128 dritter' S^cU.'
fic^ oBer üott ber Stl^ierfeete roefentltd^ b'aburij^, \)a^ biefe spiritus ift,
ol^nc mens p fein, töäl^renb fie -alä spiritus sugleid^ mens unb babiir(|
pifd^en ber %^kx' unb ber 9Jlenf(^enfeele foH buv«3^ bie Unterfc^eibung
ticken (Seele al§ ©eift im engeren 6tnne eignen bie p^eren SSermögen
beS fetbftßerauBten SDett!en§ Unb JlöoIlenS ober bie 8Sernünfttg!eit,
raoburi^ fie öfter ber ^l^ierfeete ftel^t unb üöer bie ^iernjelt eine ^err=
fij^aft ausübt*, ^affenb fann man ben ®eift im engeren @inne be§
S2Borte§ Be^ei^nen aB bo§ §aupt ber ©eete 2. ^n if)m U^W^t ^)^x 58or=
quae infima quadam vita continentur; videre autem atque audire et olfactu
inesset etiam ille motus, nee crescerent nostra corpora nee ungues capillos-
que producerent. Sed si hoc solum esset in nobis sine sensu motuque illo
mente dicatur. Sed cum excepta mente dicitur, ex iis operibus intelligitur,
quae habemus cum bestiis communia. Bestiae naraque carent ratione, quae
mentis semper est propria. De anim. et ej. orig. IV, 22: Cum enim constet,
esse aliquid in anima quod proprie spiritus nominatur, quo excepto proprie
nominatur et anima, jam de rebus ipsis nüUa contentio est; praesertim, quia
illud etiam ego dico proprie vocari spiritum, quod et tu dicis, id est, quo
ratiocinamur et intelligimus. De Genes, contr. Manich. II, 8 : Spiritus autem
hominis in scripturis dicitur animae potentia rationalis, qua distat a pecoribus
i^ug be§' ^enfc|en nov-ben Silieren, mit benen er, auSgenommert ba^
fein 2dh m^ burd^ (eine aufve{3^te Stellung feine pl^ere Söeftimmung
alä Organ unb Sßerf^eug elne§ üernünftigen ®eifte§ onbentet, feine
fonftige ^atur gemein l^at, unb feinetroegen tüirb üom Wten^^m gefagt,
?iRa!ro!oämuä Befdl^igt. ;3" jebem ^JJenfd^en ift geraiff ermaßen bie ge*
fommte toatur, Tüeit er bie vernünftige Statur mit ben reinen ©eiftern,
bie animalifd^eJRatur mit ben Sli^ieren, bie üegetotipe mit ben ^ftanjen
unb enbtid^ bie förperlid^en (Elemente mit allem ßefilofen tl^eilt, fo bnfj
werben !önnte^
§ 16.
^ie SeeleuüermÖgen.
; 9^ad^ bem ©efagten '^aben ralr, eine pars inferior unb eine pars
superior ber menfd^tid)en Seele ju unterfd^eiben. $Dem nieberen jt()eile
mal^rncljmung (sensus) unb 'oa^ Sßermpgen be§ StrIebeS unb ber 33egicrbe
(appetitus) bei. 5)ie pars superior bagegcu befit^t intelligentia, b. i.
1 De lib. art. II, 6; de trinit. XIV, 16; de Genes, ad lit. XII, 7: Dici-
tur etiam spiritus anima sive pecoris sive hominis. Dicitur spiritus et ipsa
mens rationalis, ulii est quidam tanquam oculus animae, ad quem pertinet
imago et agnitip Üei.
^ De civit. Dei IX, 13: Homo medium quiddam est inter pecora et
angelos, ut ,
quia pecus est animal irrationale atque mortale , angelus autem
anima rationale et immortale , medius homo esset inferior angelis, superior
pecoribus , liabens cum pecoribus mortalitatera , rationem vero cum angelis,
animae rationale mortale.
3 De civit. Dei V, 11.
9'
<Bts>Xh t)l StufluftinuS.
130 ©vitter 3;^e«,
beutung qI§ unfer Sßort @ebä(|tnt|. (5r kjetiJ^net foütet al§ 33en)u|t=
memoria, rae^e bie 33itber ber finnenfööigen ^ingc in |i(3^ tragt unb
bie ber Wtn\ä^ ntit beut S^'^iere gemein !^ot, unb bie memoria, TOeM)e
hingen in fidl l^at^. @nbli(ä^ ifennt 2luguftmu§ eine memoria sui^ ba^
laüituette @el6Pen)uJ3t[ein , au^ notitia sui ober praesentia sui ges
ftettungen Bitbet, inbem fie il^re 3Iufmer!fom!eit auf geroiffe D%cte ]§in=
eine yisio ober aspectus spiritalis ift, raenn fie ein finnltd^eg Object
gum ©egenftanbe Ipat, atfo burd^ bie ©inne oermitteltt ift, bagegen eine
visio intellectualis, raenn fie auf ein inteHigibteg, iUerfinnlid^e§ Object
gerid^tet ift^ Sßenn bie ©eele üon einer fotd)en SSorftettung il^re
fen§ ratrb au§ ber memoria, meldte bie S3ilber ber finnenfäHigen Objecte
in fidp tragt, ein ftnnenfäldigeS Object , unb au§ ber memoria , luelij^e
bie inteHiöibeln Objecte in \\^ öivgt, ein inteKigibleö Object lieber in^
ba§ S3en)«fjtfem be§ ®eifte§ erfjoben *, tt)a§ ^ footet tft , at§ ba§fcll6e in
©vunb beg erfteren, ber notitia sui, oermag bie ©eele auf fid^ feI6ft
au^ ber @ei[t ein SGöifjen um \\^ ober ein Sßen>u§t|'ein feiner fefßft aud^
bann, raenn er nid^t fid^ felbft fid^ üorfteKig mad^t unb w'xxtli^ fid^
l^ätt unb be^l^ölö t)on fid^ felber al)gen)onbt ift. Olid^tet er akr feine
3a|Ienrei]^e ober wenn man fid^ bie ©eftalt ber ganjen @rbe üorfteHig
raie bie SSorfteffungen im '3:raume. ißei ber 33ilbung berfetben ift bie
Dorftellenbe ©eele in ber SÖßeife t§atig,baj3 fie \)en ;3n|alt ber burd^ bie
©tittcv ~~
132 Soweit. -
5£lpiere ]&loB onf finnlidpe, ni(|t auf rein geiftige DÖjecte. ^a|er i[t
1 Epits. 72 ad Nebrid.
2 De Genes, ad lit. XII, 11: Nam cum aliquid oculis cernitur, continuo
fit imago e,ius in spiritu, sed non dignoscitur facta, nisi cum ablatis oculis
ab CO, quod per oculos videbamus, imaginem ijus in animp invenerimus. Et
si quidem spiritus irrationalis est, veluti pecoris, hoc usque oculi nuntiant.
Si autem anima rationalis est, etiam intellectui nuntiatur, qui et spiritui prae-
sidet, ut si illud , quod hauserunt oculi atque id spiritui , ut ejus illic imago
fieret, nuntiaverunt, cujus rei Signum est, a,ut intelligatur continuo, quid signi-
flcet, aut quaeratur, quoniam nee intelligi nee requiri nisi officio mentis po-
test. — His atque hujusmodi rebus diligenter consideratis , satis apparet cor-
poralem visionem referri ad spiritalem eamque spiritalem referri ad intellec-
tualem. Ibid.: XII, 24: Non potest itaque fieri visio corporalis, nisi etiam
spiritalis simul flat;. sed non discernitur, nisi cum fuerit sensus ablatus a
corpore, ut id, quod per corpus videbatur, inveniatur in spiritu. At vero
spiritalis visio etiam sine corporali fieri potest, cum absentium corporum
similitudines in spiritu apparent et finguntur multae pro arbitrio vei praeter
arbitrium demonstrantur. Item spiritalis visio indiget intellectuali , ut dijudi-
cetur, intellectualis autem ista spiritali inferiore non indiget ac per hoc spiri-
tali corporalis, intellectuali autem utraque subjecta est.
^ De lib. arb. II, 11: Ratio est mentis motio, ea, quae discuntur,
§ 16. ©tc ©eclenüermögeit. 133
i.
unterfucif)enben unb forjd^eubcn 3Serftaube§ SDte ratio ift nof^raenbtg
äum ©ifennen unb Sßifjen, bie ratiocinatio bagegen ift Ux^ biäcuvjiüe
SDen!en, fofern e§ gteid^lam al§ bie SSemegimg ber ratio eijci^eint. ©er
3Serftanb [tel^t, wie frfpn okn bemerkt raurbe, nidpt nur üöcr bcn ein:
jetuen äußeren ©innen, fonbern ou^ über bem inneren ©inn (sensus
interior) unb ift hk Äroft, mittetft ber bie «Seele bie einsetnen Objecte,
W it)v öon hen leiblichen ©innen übermittelt raerben, von ben ©innen,
[oroie bie ©tnne fetber oon einanber unterf(|eibet, ebenfo le^tere gngleid)
inil^rer ^'in|eit im inneren ©inn erfaßt unb nid§t minber biefen jelbft,
ja in t^m unb mit i^m §uglei^ alle§ anbere pm 3tt|att il^reS ißerauBt^
feing mad^t, enblic^ bie Araft, mittelft ber bie ©eele au^ fii^ felbft er=
f a^t unb §ur ©elbfter!enntniB gelangt. SSermöge beffen ift ber SSerftonb
für bie ©eele ba§ ^aupt, üon bem tiu§ fie fid^ felbft bel^errfd^t^. Slud^
@rUnb^.
3Son ber ratio ift öerfd^ieben ber Si^tettect (intellectus) ober bie
auäeinanber; bie^ l^at aber feinen guten @runb barin, ba| beibe Sßer=
quod ratione utitur, quia naturali quodam vinculo in eorum societate astringe-
batur, cum quibus illi erat ratio ipsa communis, nee homini homo firmissime
sociari posset, nisi colloquerentur atque ita sibi mentes suas cogitationesque
quasi refünderent, videt esse imponenda rebus vocäbula, id est significantes
quosdam sonos, utj quöniam sentire animos suos nori poterant, äd eos sibi
copulandos sensu quasi interprete uterentur. Sed audiri absentiüm verba non
poterant; ergo illa ratio peperit literas, notatis Omnibus oris ac linguae sonis
atque discretis. De trinit. XV, lO: Haec atque hujusmodi signa corporalia
sive auribus sive oculis praesentibus, quibus loquimur, exhibemus, Inventae
sunt etiam literae, per quas possemus et cum absentibus coUoqui, sed lata
Signa sunt vocum, cum ipsae voces in sermone nostro earum, quas cogitamus,
Signa sint rerum.
132 ^
'
. '€)ri,ttcr %U. ^ '
SSorftettung erfolgt beim ^enf(|en raie beim Sll^iere auf ben (^inbruci^:
ober, tote 5luguftinu§ fagt, auf bie visio corporalis folgt bie Visio
spiritalis in ber menfc|licl)en ©eele wie in ber ^l^ierfeete. SlUein an
ber SSorfteffung in ber menfc^tid^en ©eelCe 16et|ätigt fid; fobann bie ^u;
telßftgen§ be§ wenfd^fid^en @eifte§, fo bo§ l^ier ouf hit visio spiritalis
1 Epits. 72 ad Nebrid.
2 Dß Genes, ad lit. XII, 11: Nam cum aliquid oijulis cernitur, continuo
fitimago ejus in spiritu, sed non dignoscitur facta, nisi cum ablatis oculis
ab eo, quod per oculos videbamus, imaginem 8jus in animo invenerimus. Et
si quidem Spiritus irrationalis est, veluti pecoris, laoc usque oculi nuntiant.
Si autem anima rationalis est, etiam intellectui nuntiatur, qui et spiritiii prae-
sidetj ut si illud, quod hauserunt oculi atque id spiritui, ut ejus illic imago
fieret, huntiaverunt, cujus rei Signum est, aut intelligatur continuo, quid signi-
flcet, aut quaeratur, quoniam nee intelligi nee requiri nisi officio mentis po-
test. — His atque hujusmodi rebus diligenter consideratis , satis apparet cor-
poralem visionem referri ad spiritalem eamque spiritalera referri ad intfeUec-
tualem. Ibid. XII, 24: Non potest itaque fleri visio corporalis, nisi etiam
spiritalis simul flat; sed non discernitur, nisi cum fuerit sensus ablatus a
corpore, ut id, quod per corpus videbatur, inveniatur in spiritu. At vero
spiritalis visio etiam sine corporali fleri potest, cum absentium corporum
similitudines in spiritu apparent et finguntur multae pro arbitrio vel praeter
arbitrium demonstrantur. Item spiritalis visio indiget intellectüali , ut dijudi-
cetur, intellectualis autem ista spiritali inferiore non indiget ac per hoc spiri-
tali corporalis, intellectüali autem utraque subjecta est.
* De IIb. arb. II, 11: Ratio est mentis motio, ea, quae discuntur,
§ 16. SDie ©eelenoermögcn. 133
Suin föifennen unb SÖBifjen, ble ratiocinatio bagegen ift bü§ b{§ciiv[iüe
Renten, foferu e§ gleidpfam alä bte S3ett)egung ber ratio erfi^eint. ©er
33erftanb ftel^t, tüte [d^on okit 6emer!t tüurbe, ni^t nur «kr ben eins
getnen äußeren «Sinnen, [onbern aud^ üöer bem inneren ©inn (sensus
interior) unb ift %k ^raft, miftelft ber W (Seele hie einsetnen OBjecte,
bte it;r oon ben leibtid^en Sinnen übermittelt werben, non ben Sinnen,
foraie bie Sinne fetberüonetnanber unter ji^eibet, ebenfo tefetere gugteicT)
in il^rer ©in'^eit im inneren Sinn erfaßt unb riid^t minber biefen feibft,
ja in i^m un^ mit ipt suglei^ atte§ anbere §um ^wplt i^re§ iBeraufet--
fein§ mad^t, enbli(| bie Ä'raft, mittelft bev bie Seele au(^ ftij^ felbft er=
fa^t unb jur' Sel6fter!enntniB gelangt. SSermoge beffen ift ber SSerftanb
für bie Seele ba§ §aupt, oon bem au§ fie \\^ felBft be'^errfd^t 2. Slui^
@runb 3.
auSeinanber; bie| l^at aber feinen guten ©runb barin, ba^ beibe ^ev=
distiiiguehdi et connectendi potens. Ibid. II, 18: Ego quodani meo motu
interiore et occulto ea, quae discenda sunt, possum discernere et connectere,
et haec vis mea ratio vocatur.
1 De quant. anim. c. 27": Sed recte ista förtasse ratiocinatio nominatur,
ut ratio Sit quidam mentis aspectus, ratiocinatio aütem ratiönis inquisitio,
id est aspectus illius per ea, quae aspicienda sunt, motiö. Qtiare ista opus
est ad qüaerehdum, illa ad videndum.
2 83 quaest.-qu. 64.
3 De ord. II, 12: Namque illud, quod in nobis est rationale, id est,
quod ratione utitur, quia natural! quodam vincula in eorum societate astringe-
batur, cum quibus illi erat ratio ipsa communis, nee homini homo firmissime
sociari posset, nisi colloquerentur atque ita sibi mentes suas cogitationesque
quasi refunderent, videt esse imponenda rebus vocabula, id est significantes
quosdam sönos, ut, quoniam sentire animos suos non poterant, ad eos sibi
copulandos sensu quasi interprete uterentur. Sed audiri absentiura verba non
poterant ; ergo illa ratio peperit literas , notatia omnibus orls ac linguae sonis
atque discretis. De trinit. XV, lO: Haec atque hujusraodi signa corporalia
sive auribus sive oculis praesentibus, quibus loquimur, exbibemus. Inventae
sunt etiam literae, per quas possemus et cum absentibus colloqui, sed lata
Signa sunt vocum, ctim ipsae voces in sermone nostro earum, quas cogitamus,
Signa sint rerum.
,
'
-
134 ©ritter 5E|cU;
mögen, ratio unb intellectus, nur gtüei oerf^iebene ©eiteit be§ pl^eren,
tefftgiöeih, be§ 5£Ba|ren, «Simonen,, ©Uten n. f. tt). inne wirb unb ba§>
n)a§ roal^r, fd^ön unb gut ift, üon bem, raaS niij^t wal^r, uid^t fd^ön,
nid^t gut ift, unferf(|eibet 2. @r ift ba§ 2(uge, mit bem bie <See(e boS
@n?ige mh Unwanbelkre fd^aut^ mit bem fie ®ott fetöft erlennt at§
ba§ an fi^ 2Ba^re, au ftd^®ute * unb burd^ ba§ fie il^rer eigenen ®ott=
est: Quoniam Dens lux est, non quomodo isti oculi vident, sed quomodo
videt cor, cum audis : Veritas est. Ibid. VIII, 3 : Bonum hoc et bonum illud.
Tolle hoc et illud et vide ipsum bonum, si potes, ita Deum videbis, non alio
bono bonum, sed bonum omnis boni.
5 Ibid.8: Nunc vero ad eam jam pervenimus disputationem ubi
XIV, j
principale mentis humanae, quo novit Deum vel potest nosse, considerandum
suscepimus, ut in eo reperiamus imaginem Dei. Quamvis enim mens humana
non sit ejus naturae, cujus est Dens, imago tamen naturae ejus, qua natura
melior nuUa est, ibi quaerenda et invenienda est in nobis, quo etiam natura
nostra nihil habet melius.
6 De Genes, contr. Manich. I, 17 : Ratio et intellectus, unde etiam habet
potestatem piscium maris et volatilium coeli et omnium pecorum et ferarum
et omnis terrae et omnium repentium, quae repunt super terram.
§ 16. $Dtc «Seeleriöetmoöen. - 135
3m sensus interior, ber aud^ ben $t|ieren eigen ift, wirb nidjt
nnv all ha^ ©emeinjame erfaßt, mag bnvd^ bie äußeren «Sinne üBer*
auf alle mögliche Slrt gu erlennen, ba^ fie fein motten, unb be^|alb ber
SSernid^tung auäweidpen, an^ bie 33aume unb aUe ©eftrctud^e, raeld^en
3Serg(eid^en wir aber ben 5Renfd§en mit bem 2::l^iere, fo l^aben wir
in i|m, rate ein niebereä unb ein l^öl^ereä SSorftellunggs unb ©rfenntnifj^
oermögen, fo aud^ eine niebere unb eine pl^ere 2lrt be§ Strebung§üer=
* De lib. arb. II, 3: Aliud est, quo videt bestia, aliud quo ea, quae
videndo sentit, vel vitat vel appetit. lUe enim sensus in oculis est, ille autem
intus in ipsa anima, quo non solum ea, quae videntur, sed etiam quae audiun-
tur quaeque ceteris capiuntur corporis sensibus, vel appetunt animalia dclcc-
tata et assumunt vel offensa devitant et respuunt. Ibid. II, 4 : Utrum et se
ipsam haec vitä sentiat, quae se corporalia sentire sentit, non ita darum est,
nisi quod se quisque intus interrogans invenit omnem rem videntem fugere
mortem. Quae cum sit vitae contraria, necesse est, ut vita etiam se ipsam
sentiat, quae contrarium suum f ugit.
2 De civit. Dei XT, 27.
'
136 '©"rltter Streit '
-
leiHidjen ©inne angenel^m gereift irevben, uaci^ 9ftu|e, ber jufotge jemaub
Miie 33e[d§n)erbe beä ßei6eg §u evbutben |at; ober nad^ beu evfteu ©iitevu
ber ^Ratur, tüie §.iB. Unücrfe|rt|eit ber ©lieber, ®efimb!§eit unb Sföol)!^
nnb (S(^merge§ finb at[o bie S3egtetter be§ Str{eMe!6en§. SDer ®enn| ift
<5.djiner§, ber ben ^enfd^en antreibt, jid^ üor einem Uebel §u bert)a|ren.
(^0 entftep ber Slrieb, ®enn| gn fud^en unb ber StrieB, <B^mtxfi\i
fliegen. SDie^ finb bie Sßur^eltrieBe. 2tus il)nen entfpringen oiele an=
in folc^e, raetc^e birect auf @enu| abmieten, unb in foI(|e, lüeldje auf
Jllaffe üon ©treöungen, metd^e birect auf Suft abmieten, unb bie att^
gleitet, raoburd) bie ©eele in befonberer Sßeife erregt ober afftcirt wirb,
weil bie ©eete burd^fie etraaS erleibet, ober aui^, wie Cicero, pertur-
bationes, weil fie, wenn fie in heftigerem ©rabe auftreten, W ©eele
üerwirren, unb bie (Seele fammt bem Seibe lebl^aft erf (füttern ^. 5Ba§
letzteres, bie Slffection be§!Beibe§in§befonbere anlangt, fo gibt e§, ba
bie Seele, bie lebenbe unb belebenbe ^raft im Syfenfd^en, mit bem fieibe
nic^t be^oupten, -baf? 5liiguftiiui§ felkr gwifi^ett %xkt) nnb ®efu|l über
beffen, ber Sßßille fei in allen jRegnngen ber ©eete ober üietmel^r bie[e
alle feien nicä^tä SInbereä alä SffiiEe*. 2luä hm gtet^en ©rnnbe ge--
Töobei :er allerbing§ |injnfügt: „©enn onberg jener 3:rieb ber uernunft::
lofen @ef d^öpfe äöiöe p nennen ift, raonai^ fie gema^ i^rer 3^atur l^an?
betn, raenn fie ttwa^ öerlangen ober baoor gurü($f(^euen."^ Sba§ aber
ift sujugeben, ba§ STuguftinuä bie (Sefüljte unb 2(ffecte at§ bie 3«pJ^be
ernannte, in weldje bie ©eele in ^olge il^rer ©trebungen tierfet^t wirb,
unb be^l^alb balb ben ißegriff motus, appetitus ad aliquid, balb ben
33egriff affectio, passio, perturbatio animi l^eroorl^ebt*, fo ba^ voofjii
füge ^triebe unb Slffecte. ©rftere l^at bie (Seele, fofern fie bem Selbe
al§ ob bie finnli(|ien ^Regungen burij^ ben fieib entftünben; benn fie ent=
fte!§en burd^ bie Seele in unb mit bem ßeibe. Stid^t ber Seib !ann be^
ge^ren ober Sd^mer§ füllen, fonbern bie Seele im Seibe. SDer Seib Ijat
ja gar !ein Seben auä unb in fid^, alfo aud^ fein Striebleben, fonbern er
l§at e§ au§ unb burd^ bie Seele. 2lu|erbem aber beft|t W menfc^ltd^e
©eele aud^ rein geifüge 'triebe unb Slffecte, b. 1§. fol^e, n)eld§e nid^t auä
il^rer SSerbinbung mit bem ^dh ftammen , wenngleid^ aud) fie hm ßeib
ftammen au§ bem irbifd^en unb fterblid^en Ipeben, unb le^rt, ha^ e§ rein
Ea, quae, ut ita dicam, vestigiasui motus animus figit in corpore, possuiit
et manere et quandam quasi häbitum facere.
1 De civit. Dei XIV, 6: Voluntas est quippe in omnibus, immo omnes
nihil aliud quam voluntas sunt,
2 De trinit. XV, 20. 3 De civit. D. V, 9.
geiftige 33egievbett unb Slffecte gek, bie buv(^au§ nt(i^t au§ bem Seiöe
ftammeu föimeu *. @r Beruft fid^ l^ierfur auf baä B^^Qi^^fe ^^^ ©etbfts
Beiüu^tfeinS «nb fagt, bie 6ee{e werbe mä) il;rem eigenen ©eftaubnife
ni^i Uo^ burd^ ben 8ei6 |o afftcirt, ba^ fie ßcge^re, \\^ fürchte, p(j^
freue ober fi(| ärgere, fonbern jie fönne au^ oon \\^ [elfter guS bur(|
biefe IRegungen Ijins unb l^ergetrieben luerben 2. SDte geifttgen ^iriefte
finb efienfo wenig {bentif(| mit ber freien SßillenStptigfeit, fonbern üon
biefer fpecififd^ üerf^ieben. ©ie fßnnen üool^t, rate rair feigen werben,
als 13i)lotloe ber freien S55iffen§6etptigungfungiren, allein ©öi^e be§
freien SOSiffenS ift e§, il^nen suguftirnmen ober nid^t^u^uftimmen, ba er
an^ fid^ felBft beftimmt. ^aburc^ cBen unterfd^eibet fie fic^ wefents
lid^ oon ben finnlic^en wie uon ben geiftigenSlrielben; legiere fönnett
fid^ nid^t felöfttl^ätig auf ein Object linBewegen, fonbern i|re iBeweguns
gen werben mit innerer 9f{ot|wenbig!eit kwir!t burd^. bie Statur be§
^riebeä unb ber O&jecte, ber JEBiffe bagegen Beftimmt unb Bewirft feine
SSewegung felBft ober ift felBer Urfad^e fetner Jßewegung unb 2;i^ättg!eit.
fic|^ SDtefe ^reil^eit aBer Befielt barin, ba^ bie S5ewegung be§ SGBottenö
in ber felBfteigenen ^Jlad^t be§ SJJenfd^en liegt, fo \)a'^ ber 2ßitte bie Be*
5 De IIb. arb. III, 3: Nihil tarn in nostra potestate quam ipsa voluntas
est. — Non voluntate vivimus sed necessitate , , aut non voluntate morimür.
S 16. Sie ©eelenoermögcn. 139
Orbttung ber SBelt mögtid^ feien, unb fagt, ba^ ber ®ang bei Sßelt,
fo befij^affen fei, \)a^ bie freien, fi^ fetbft beftimmcnben Urfad^en in i|m
feiend 9Kan fann, fagt er raieberi^olt , nid^t nolens, i>. f). coactus,
necessarie, fonbern nur volens yelle unb ha^ mix woUm , bo| 'ßa^,
roaä wir freiwillig t^m, üon un§ nur gefd^iel^t, weit wir es roollen, ift
bie ?DlögIidpfeit gegeben, ha^ ber ?£Renfd^ fid^ oud^ gegent^eilig entfd§tie|e,
nom 3wang, ergibt ftc§ alä pofitiüe§ Moment bie Sßal^lfreil^eit ^. ©iefc§
legung fep.
punft ber menf d^lid^en ^erf Snltd^feit. ^m Sßillen Befi^t fid^ ber ©eift
in feiner SSötl!roft unb in il^m liegt fein SSorgug üor ben JRoturmefen,
ba er megen ber SSerbinbung be§ 2öillen§ mit ber SntßßigenS/ mit^e=
tt)it^t[eiu unb g^'ßt'^eit ^i» ^ienfte @otte§ fielet unb feine Jpevv[(j^a[t üfeer
bie 9'latitrrae[en ausübt, raälrenb btefe ben göttli(|ett WÜtn o^m felbft*
2lrt aber, mie rair raotten unb ben 5l!t be§ SSöHenS felbfi fÖOled^tpin
al§ 6ad^e unferer St|at, al^ @a(^e ber formalen §rei|eit l^inftelCfen
wollten, mu|3te er ben ^Begriff ber SSiffenSfreil^eit auf ba§ ri(3^tige Wüa[3
fif^en an unb bel^auptete, ba| ber ^IRenfcö niij^t mit gutem Söitten, fon*
bern mit bem unoerlierbaren ®ut be§ äequilibrium gef(^affen fei; mit
bag 2Sa|lt)ermogen pgeben. \3tt^ifferens ^mifi^en gut unb bi)fe ift nad}
nun 9luguftinu§, ber Sßille frei unb bie beratrfenbe Urfaiä^e ber mehfd^s
lid^cn .Ipanblungen ift, fo barf man fid^ benfelben bo(^ nid^t fo beulen,
alg ob er für fid^ rein inbtfferent fei gegen bie Ob}ecte feineä ©trebenä,
i
De ver. rel. c. 14 : Nee hoc quidem dubitandum Video, habere animas
liberum voluntatis arbitrium; tales enim servos suos meliores esse Deus judi-
cavit, 9i ei servirent liberaliter, quod nuUo modo fieri posset, si non volün-:
täte, sed necessitate servirent.
§ 16. 5)ic ©eelenöcrmööcn. 141
njdre K 3£kr biefe ^ottöe" rair!en ni^t nece[fittrenb auf bte SCßillenSbetps
ttgung ein, fon[t toürben fic le|teve felßft ouf^eben. S)a|er wirb 5. 33.
bev SBiCfe be6 ^Jienfc^ett je nad^ ber '35erfd^tebeti^ett ber SDInge, welche att^
geftreöt ober gemieben tuevben; gleid^fam in bteje ober jene Slffectc, ber
SBegierbe ober ber ^urcfit, ber ^^reube ober ber 5£rouvig!e{t , oeränbert
ber SÖBiUe in oHen Slffecten. 9lttein e§ fommt boranf au, wie ber Sföiffe
]6ef(3^affen :
ift ; : ift er üerfe^rt , fo werben au^ bie Slffecte uxttf)xt fein,
fall§ gut fein ^ 2ltterbing§ können bie ^otioe, in bie ber Sitte burd^
feine ^wf^wimung " fiij^ oermanbelt unb bie er burd; feine ^wfiiwintung
fo ba§ man üon einer voluntas plena et libera unb einer voluntas
non plena reben tamK 5lßer eöenfo unpeifell^aft ift , ba^ Jiet Mner
äöittenSljanblung eine neceffitirenbe äßir!ung ouf ben SBitten ftattfinbet
unb §. JS.berjenige, ber bem 3n"^^9c folgt unb nic^t wiberfte^t Qia
er bo(^ ratberftel^en tonnte), ^nior nid^t plena et libera voluntate, sed
tarnen nonnisi voluntate l^anbelt. ^roav fd^eint 2luguftinu§ an einigen
©teUen non einer SRotl^menbigMt §u reben, ber aud^ ber SBtHe unter*
liege, wenn er fagt, ba| wir notl^wenbtg motten unb notl^menbig glüC
l\§ fein fotten*. 2lttein ia^ Sßotten fetbft liegt in ber S^iatur be§ ^en=
fd^en unb ba§ ©trebennad^ ©lücffeligfeit in ber Statur be§ menfd^lid^en
notl^wenbig ein ®ut ift, beffen 33efi| glit(ffelig mad^t. 5lud^ ber äßitte
ift :@treße]fraft unb gel^f, wie atte§ ©treiben beg ^enfd^en> ouf ein @ut;
er ift nur bie pj^ere^gorm ber ©trebefraft unb ftrelbt ba^er atterbing§
1 Op. imp. contr. Jul. 56, 60: linde ergo oritur voluntas? Die, audia-
mus, discamus; äut ostende aliquid alicuM ortum esse, cum unde non esset.
2 De civit. Dei XIV, 6.
liefet feine 3öa^tfrei^eit m(S^t auf. Sobann ift e§ inSBefonbere bie 3^-
teHigen^, n)el(3^e eine raid^tige Stellung pm Sößillen einntnttnt, ia fie bie
enjtgen @efe^e beä 2öal§ren unb ®«ten in fi(| trögt, ©ie jetgt bem
SSilTen ha§ Tüal^r|aft ®ute unb fagt if)m, \>a^ ex biefem suftreBen foll.
Sie fagt tl§m t)or 3lttem, ta^ ha§ n)ol|rl§öft ®ufe im ©rcigen unb ®ött*
Hd^en Tul^e/ ni(|t im 3^btf(3^ctt unb 3citltd^en unb ba^ er befe|atb bie
motus coelestes liefen unb öefriebigen fott t)or ben motus terreni;
5£^ut bieg ber SBtlTe, fo tft er ein burd^ bie SSermmft geleiteter, üer*
unoernünftig.
SSermöge feiner S£BaW^eil§eit fann ft(i^ ber 10lenf(jp für bo§ SSolt^
bringen ober für bie Unterlaffung be§ ®uten> er fann fid^ für ba§
©Ute ober für ba§ S3öfe entfd^eiben \ 0|ne biefe grei|eit beä SÖBal^Is
Urfa(|c be§ Söofen; fonbern ©Ott Witt, ba| ber Wlm\^ in freier ©elbft*
Ibetptigung fi^ rü(l|attBfo§ an ba§ ©ute 'Eingebe unb btefeS burd^ fort«
SSegripbeftimmung jog er il^nen bie ^^otgcrung, ba^ alfo ©Ott nidCjt frei
fei unb bie Seligen im ^immel nid^t frei feien, ba man Bei ii^nen feine
im Unterfd^ieb t)on ber Bto|en SSal^tfrei^eit, erft bie wal^re unb eigent=
lid^e ^reil^eit. ^olgt bagegen ber SBille ben ^otioen be§ iööfen, fo l^at
er swar hie Sßol^lfreil^eit, aber biefe greil^eit üevbient etgentlid^ ben 1Ra=
men grei§eit gar nid^t; bcnn wenn ber SD'ienfd^ bem folgt, wo§ er Be^
aut eligere, quae bona sunt, et esse arbor bona, aut eligere, quae mala sunt,
et arbor esse mala.
2 De duab. anim. c. 12.
3 Op. imp. contr. Jul. I, 10.
.'
§ 16. $)lc ©edcnöctmSgen. 143
^errfij^eh follte, fo ift biefe ©toerei*. ©antm ift ber @ute allem frei,
ai\^ wenn er äu^erlidC; ein ©flaue ift, ber 23öfe bagegen ein ©ftooe,
3Biffe eBenfo unoerlierBar fein wixh, wie l^ienieben ber nod^ ©lüdffeligfeit
Siefie ^u^m uergönglid^en SDingen, t)on ber ©ünbe, Don ber ^errfd^aft
®egent|eil nid^t me|r mogtid^ ift, jene SGöitlenSftarfe, Bei weldfjer fid^ ha^
nrfprünglid^e, bem ?iJienfd|en anerf^affene posse non peccare in ein
non posse peccare oerwonbelt nnb bie fittlid^e greii^eit ben ^l^arafter
1 De civit. Dei XIV, lli Voluntatig arMtrium tunc est vere liberum,
cum vitiis peecatisque non servit. Epist. 89 adjäüar.: Quomodo enim libera
est (voluntas)j cui dpminatur iniquitas? Enchirid. c. 105: Sic enim oportebat
pfius hpminem fieri, ut et bene velle posset et male; — postea verö sie erit,
ut male velle non possit, nee ideo libero carebit arbitrio. Multo quippe
liberius erit arbitrium, quod omnino non poterit servire peecato.
2 De civit. Dei IV, 3.
^ Op. imp. contr; Jul. VI, 19: Tunc felicius liberi erimus, quando non
poterimus servire peecato.
* De civit. Dei XXII, 30: Nee ideo liberum arbitrium non habebunt,
quia peccata eos "delectare non poterunt. Magis quippe erit liberum, a de-
lectatione peccandi usque ad delectationem non peccandi indeclinabilem libera-
tura. Tract, 41 in evang. Joan. c. 10: Nondum tota, nondum pura, nondum
plena libertas, quia nondum aeteifnitas. Habemus enim ex parte infirmitatera,
ex parte accepimus libertatem.
^ De verä relig. c. 48: Quem ergo delectät libertas, ab amore mutabilium
rerum liber esse appetat. De civit- Dei V, 18 Vera libertas quae nos ab
:
,
quanto sanior. De spir. et lit. c. 30: Per animae sanitatem libertas arbitrii,
per liberum arbitrium justitiae dilectio, per justitiae dilectionem legis opera-
tio. De perf. just. c. 4: Ipsa enim: sanitas est vera libertas, quae noii periisset,
si bona permansisset voluntas.
144 '
'^x\tkx S^cU.
vom SßtHen fellbft gemottte unb erranrkne i[t unb in ber bie ©eele fid)
erff Doffifommen ^IMliä) \üljit\ SDte^ ift nadp 2(«giiftinu§ bie gonge,
bie reine, bie üoUfe greil^eit, [o tüett fie l^ienieben erretd^t werben fann.
5yiun fann aber ber ^enfd^, rate ben IXRotiüen be§ ©uten, jo oud>
ben ?Olotiüen be§ 33öfen folgen. 3^ öfter er fi^ in biefer 9Ri(j^tung 6e*
bie üolle ^reil^eit be§ SßillenS immer mel^r 6efd§rän!t wirb unb gule^t
W lotelle ber grei^eit ^nm ©uten tritt bie Änei^tfc^aft ber <5ünbe, «nb
anftatt ber @e[unbi^eit ber @eele tritt eine SSerf(|limmerun"g/ eine SSer^
berbni^ ber (Seele ein, bie t)on ben^Jotiüen be§ JBöfen Äripunben
TOirb. (S§ ift aber au(j^ unter ber fo entfte|enben necessitas mali
wieberum leine njirEidpe 9^otl^n)enbig!eit gu üerftel^ett, ba fie gleid^fall§
necessitas boni bie Wib gli c^teit be§ Sßofen auf^eBt , fo wenig l^eÖt
bie necessitas mali bie SJlöglic^feit be§ ©Uten auf ^, b. !§. biefe |ebt
feit ber ^D'lenfd^ immer fi^wädper, ba§ ©Ute au§ fid^ felbft p t|un;
5ur ^evtütvEtd^Uttg be§ ©uten §ii gelangen^, fonbern et folgt ben ßöfen
^ottüen, bev Böfen S3egterttd^!eit *
, fo ba^ er ba§ (®ute) nicä^t tl^ut,
baä er roiU^, weit er bie (töa'^re, fittHc|e) ^retl§eit loertoren l^at, eilt
feinem effectus*, unb Beruft fic| auf ba§ Sßort be§ 3lpoftel§: ©aS
SBotten Hegt mir nal^e, aber ha§ SJoöBriugen ftnbe ic^ nic^t, b. 1^. ha^
2öoIIen fd^tecj^tl^in, bie ^ögli^!ett pxm ®uten Befi^c \^ fd^on, aBer ba§
SSottBringen, bie tt)ir!(i(|e gute 23etptigung ftnbe i^ m6)i in mir. S'lur
biejenigett, fagt er, welche biefe SBorte nid^t red^t t)erfte|en, meinen, ber
Slpoftel ^eBe mit benfelBen bie Sßo'^lfreilpeit, bie ^^öglii^feit be§ ©Uten
auf. SDenn wie foffte er fie auf^eBen raolTen, ba er bod^ fagt: SDa§
SöoHen liegt mir na|e. Siegt ha^ Söotlen un§ nal^e, fo fielet, e§ bod^
geroi^ in unfcrer ^ac^t; ba§ eä aBer ntd^t in unferer Waä)\ [teljt, ha^
®ute ou(| 3U oottBringen, tft eine ^otge ber ©iinbe^.
lid)en 2öt!tten§üermögcn§ Baut fi(j§ bie Sluguftinifd^e ßel^re üon ber ©nabe
auf. 3(uguftinu§ Befämpft, n)ie Bemerkt raurbe, eBenfo ben petagianifd^en
Id est autem, -utj qui sciens recte non facit, amittat scire, quid rectum sit;
et qui recte facere, cuni posset, noluit, amittat posse, cum velit.
* Enarr. in Ps. 26: Voluntatem quidem liberam mihi dedisti, sed sine
te nihil est cönatusmeus;
5 Ad Simpl. 1,1: His
verbis videtur non recte intelligentibus velut ;
"auferre liberum arbitrium.Sed quomodo aufert, cum dicat: velle mihi ad-
jacet? Gerte enim ipsum velle in potestate est, quoniam adjacet nobia, sed
quod perficere bonum non est in potestate,- a,d meritum pertinet originalis
peccati. ;
bifferettj ptfij^en gut' unb bö[e, fagt er, tft M ©^arafter{ftt[(|e be§
menfd^lt^en SßiffenäDermogenä ,
fonbern ber SÖBiUe tft in femer 93etps
tigitng bem (SinfCuß ber ^ottüe untertoorfen unb feine raal^re, md)t blo^
formale, fonbern reale ^reil^eit tft bte fittU(|e ^retl^ett, bie barin befte^t,
ha^ er für ha^ &\ik geftimmt ift unb ben SJlottüen be§ ©uten folgt,
aber bebarf eä ber göftlid§en ©nabe, burd^ meldte haB fd^öpfertfd^e 5prin=
cip be§ Sogog auf ben ;3i^teffect unb auf ben SSSiCfen be§ ^O^enfd^en etn^
n)ir!t, um t|m eine 9fltd§tung jum Söal^ren unb ©Uten gu geben, t§tt für
ba§ @ute ju fttmmen unb/ n)ettn er für ba§ ®ute geftimmt ift, in ber
tung 3u erplten. £)-^ne bie ©nabe, mit bem SSermogen ber bloB for«
malen ^rei^eit gelangt ber ^en[d^ ni$t jum 3ißl ber etpfd^en ^rei'^eit
unb etl^ifd^en SßoHenbung; aber an^ nid^t burd^ bie ©nabe allein ol^ne
ber ($inn)ir!itng ber @nabe bleibt alfo bie formale ^reii^eit be§ Sßttfeng
burdf; il^ren ©infttt^ auf ben Sßiffen, ba| er ba§ ©ute raitt, raenngleid^
fein et!^ifd^e§ ^kl ju erreid^en. SDenn in golge ber ^ünbe würbe bie
languor naturae, eine SSlinb^eit be§ ®eifte§, eine ©c^wad^e be§ Sßillenä,
weld^e burdp bie ®nabe gepben toerben mu^. ©ie ©nabe tft eg^ weld^e
bie ^atnx be§ gefallenen SJienfd^en wieber gefunb mad^t (sanat), reinigt,
ben böfen unb oerfel^rten Sßillen umftimmt, au^ einem böfen in einen
guten ocrroanbelt unb, wenn er eiu guter geworben ift, im SBotten unb
Vollbringen be§ ©uten unterftü^t oi^ne babei bie SOBaPfreil^eit be§ 5D^cn*
5lnfto{3 unb bie .^raft, \m oon ber bloßen 3}iöglid^!eit , über bie er au§
ip üon ber ^ned^tfd^aft ber ©ünbe, oerl^ilft iljm §ur wal^ren, fittlid^en
§^ 17. SDlc UnfierBU^feit bct ©cete. '
147
^rei^ett, Um^t i^n, bo§ @ute ju tnollcn, unb- unterftü^t i§u in ^ßoffs
(SJnabe toolt alä gratia efficax, aöev ntd^t at§ cauca efficiens m
SBittenäl^anblungen aufjufaffen, weil man baburi^ ba§ SGßiHengöerniögen
felöft anflehen würbe, ha^ in ^af)xf)eit bie causa efficiens bev SßillenSs
l^anbtungen ift. ©ie übt feinen 3i^fl«9/ '^^ine necejfitirenbe 2öir!ung
auf hm Söillen an§; fonft würbe [ie ha^ 3öiffen§x)ermögen aU fold^eä
üernid^ten^.
§ 17.
©d^on beim Stöbe feiner 9Jtutter burc^ ben, © l auben an bie tln=
anfüljrt, Derrotl^en fe|r ben bamalg nod^ ma^gebenben ^-inftu^ ber pla^
tonifi^eu ^l^ilofoplie auf feine ©peculation.
^n beu ©oltloquien ^ ift, wie S3inbemann fagt, ber ®ang ber Untere
adjuvatur.
2 De spirit. et lit, c. 30: Liberum ergo arbitrium evacuamus per gra-
tiam? Absitj sed magis liberum arbitrium statuimus. Neque enim lex —
impletur riisi liberö arbitrio. — Per gratiam sainatio animae a vitio peceati,
per animae sanitatem libertas arbitrii, per liberum arbitrium justitiae dilectio,
per justitiae dilectionem legis pperatio. Ao per hoc liberum arbitrium non
evacuatur per gratiam, sed statuitur, quia gratia sanat voluntatem, qua justitia
libere diligatur.
3 Soiiioq. II, 1 ff,
10*
S5t;Utc^£l^cU. : ~ ''
148 '
fotd^eg fei, ba| e§ mit ber SSernid^tung be§ menf(^li(|en ®eifte§ fclbft
raäre bod^ bo§ wal^r, ba§ fie nnterge^^e. 3flid^t§ akr lEann auf anbere
Sßöeife raal^r fein alg burd^ bie Ba|t|eit unb töeil bie S5Sal^v|eit in il^m
ift. 2ltfo ift bie SSBal^r^eit {ebenfalls unuergangtid^. ©ie l^at ferner
bie Sßiffenfd^oft al6er ift im ©eifte. SSöürbe nun biefe »ergel^en, fo n>dre
bie 2öa|r!^eit fetBft nid^t unüergänglid^, ttiaS gegen bie 3:|efi§ ift. ^an
fann.oud^ nid^t etwa bel^aupten, ba| bie SBiffenfd^aft nur auf au|ertid^e
Sßeife im menfd^lid^en ©eifte fei, ba^ fie wie ein fiid^t, ba§ ftd§ weiter
fönnte. S)enn jebe SBiff enf d^af t, weld^e ber ©in^elne inne l§at , erf d^eint
mit feinem ©eifte üößig üerwad^fen, fo ba| fie wie ber gerrinnenbe ober
oergtimmenbe ©eift verrinnen ober oerfd^winben mii^te , wenn ber ©eift
ge|en, alfo aud^ ber ©eift nid^t, in weld^em fie ein untrennbares ©ein
gewonnen l^at.
ab? 3ft nid^t j. 5ß. jeber l^eroorfproffenbe S3aum ein wahrer SSaum
unb unterliegt er nii^t glei (^wo|l bem ©efe^ ber ^Bergangltd^teit? IXJlan
ganjen 3flatur: ben 3flatur!örpern' eignet ein ^inftre&en jur reinen gorm
ber $Bal§r|eit , bie ftd^ 3. SO. in ben. giguren ber JD^atl^ematif barftettt,
a6er im »ollen ©inne wa^r können fie nid^t genannt werben; um gong
wal^r au fein, mü|ten fie aufpren, Körper p fein unb ganj in ba§
alfo nidpts gegen bie SCnnal^me, ba| bie Sßa^rl^eit im ©eifte unoergang^
lid^ fei, weil in ii^rem oergänglid^eu Sßefen nid^t ha^ ©eprage ber SÖßal^rs
l^eit, fonbern nur baS ©epräge eine§ unootttommenen SöilbeS ber Ma^x^
l^eit ift. SBeiterl^in aber ift ba§ öebenllid^, ba| oerpltni^mä^ig wenige
^enfdjen im S3efi| ber äBiffeufd^aft finb unb aud§ biefen ber SSefi^
§ 17.,"SDlc Uulierbtld^felt ber ©ccte. -
149
na(|ben!en !önnen, weit il^rem ©eifte ba§ Stellt ber ewigen SSernunft
mögen.
3n ber ©li^rift de immortalitate animae \u^t 2fuguftinu§ bo?
S)0(| genügte il^m fpdter blefe ®(j^rift nid^t wegen ber untoen @d^luf3=
fotgerungen unb ber ©unMl^eit im ?Xu§bru(le unb er beitagte e§, ba^ bie?
i;
fetbe Dorgeitig in baä ^ubtilum gekommen fei Er argumentirt in fot?
ift im ©eifte. \3ebettfaK§ ift unfere SSernunft beffet atS unfer .Körper;
biefer aber ift eine ©ubftang unb barum beffer- at§ md§t§. Sie SSer?
mmft ift ba|er nid^t ntd^t§. 2öa§ immer Harmonie beS^örperä ift,
wenn fid^ feine ©runbtage anbert, etwaä, ba§ mit il^r un^ertrenntid^ ju?
SDoä aber, of> bie Sßernunft mit bem ©elfte unzertrennbar oerbunben
fei, ift nod^ 311 erl^ärten. SDenn offenbar muB ber (Seift, fo lange er
oon ber Vernunft nid^t getrennt wirb unb tl^r anl^ängt, fortbauern unb
leben. Slber burcf) n)et(|e ^a^t fottte fie t)on i^m getrennt werben?
SDurd^ eine iförpertid^e ni(|t, bo biefe fd^mäd^er ift al§ ber ©eift. Stlfo
bnr(j^ eine geiftige ? ©aöon ift lein @runb einsufefeny ba ber ntciij^tigerc
©eift nid^t bann erft fetber bie Jßernimft befi^t, raenn er fie bem fi^rads
tiger at§ biefer. ^§ mü^tc fid^ bemnac| bie JÖernunft felBer üom (Seifte
trennen, n)a§ aber roieber ni(j^t rool^t gebadet werben fann, ha fie neiblo§
ift unb 'fid^iebem (Seifte mitt^eitt. S)a|3 aber biefer felbft eigenwillig
fid^ üon il^r abtrenne, ift ebenfalls nid^t mögtid^, ba nur bei räumlichen/
Slud^ barau0, iia^ ber ©eift feinen J^'örper bewegt, folgt nod^ gar
nid^t, baB er oeränberlic^ unb fterblid^ fei. ©er Seiö wirb aUerbinp
in ber 3eit bewegt; es gibt aber, and^; etwa§ , ha^ in ber ^dt bewegt
unb barum bod^ nid^t nerdnbert wirb, ünb'bie^ ift gerabe ber ©eift) ber
bie (Sinl^eit be§ @ebatt!en§, ben er burd^ hen 2eib nur fucceffio, alfo
bewirft bodf) nid^t jebe 3Seränberung ben Untergang unb nid^t febe 33e=
weguug eine 95eränberung. Sllf brandet man nid^t bej^l^alb : an ber Un-
fterblidjMt ber @eele irre gu werben, weil fie bewegenbeS Iprincip eine§
"iia^ bem ©elfte, weil eiti UnwanbelbareS mit feinem Seben un§ertrennlicl)
mal§ aber ganjlld^ oon ll^m Derloren werben lann. Sßenn man tnbeffen
ba^ be^'^alb nod^ nid^t bie Unfterbtid^feit beä ©elfte§ ju oernelnen fei,
fo mu§ man bie geiftigen Seränberungen nod^ genauer ln^§ Sluge f äffen.
9flun gibt eg, wie bie ©rfal^rung le!§rt, ^mi klaffen oon SSeränberungen,
accibenteHe unb effentleöe, wie j. 58. ba§ 233ad^§ nld^t burdö SSeränberung
befonbern fie fld^ nad^ ll^rem Urfprung in fold^e, weld|e oom .^orper
; .
'
§17. 5Die UniiciHt(3^Mt' ber ©eel'c; 1^51
unb in [olcfje, wetd^e, töte 5. 23. bte STffecte, ni^t hux^ ben Körper an*
geregt, im ©etfte felbft il^ren Urfprung l^afeen. S5etbe Sitten ber SSer^
änberung ftttb aBer Uo^ accibenteHer Slrt, vermögen olfo ha^ 3Be[en
ber «Seele nic^t 5U oeränbern unb p jer[e|en.
lid^ bie 5Bemer!nng, ba§ bod^ 6ei einbringenber unb gune'^menber %fii>x>
l^ett ha§ ©ein be§ ©eiffeä fic^ oerringere unb hirn Untergang zuneige.
3ttbe§, n)ürbe bte 2lßna|me be§ geiftigen ®ein§ jemal§ 6i§ jum 'DoHigen
Untergang ober nid^t oielmel^r in§ Unenblid^e fortfdjreiten? %nx le^tereB
fprid^t bie Setrad^tung ber, förperlid^en S^otur. SDemt roirb ba§ <Sein
be§ Körpers nad^ ber 2)?ate"rte ge[d^ä|t, fo ftetgt eg in bem iUlaBe, aB
bie ^pflaterie be§ ^örper§ ftd^ oergriJ^ert, unb nimmt in bem ^a^e aB,
alä fie üerringert rairb. ?l6er aud^ bte i0laterie be§ !teinften r^örperä
2öa§ a6er für ben Körper nid^t gu filrd^ten ift, bie SSernid^tung ^ ift
gett)i|. für bte l^öl^ere IRatur be§ @eifte§ nod^ raeniger gu fürd^ten. 6ogt
man akr, ba§ Sßefen be§ ^örper§ liege mel^r in feiner ©eftalt unb
l^orm, al§ in Um ^öolumen feiner ^ÖJaterie unb jene fönne allmäl^lid)
!^{ntt)eggenommen werben unb eöenfo lönnte e§ aud^ mit bem Reifte ber
i^all fein , f
f ann tnan ^^olgenbeS errotbern. .^eine «Sad^e f ann fid^
fetbft mad§en, raeil fie bann frül^er fein mü^te, aB fie ift 2, fonbern fie
lann nur uon einem anbpren unb mächtigeren 5ßefen berairtt fein. 5Da^er
nur üon einer un!örperli(^en Äroft genmd)t fein, m\^t tmr(^ il^re ks
ftdnbige ©egenraart ba§[elbe erptt (vis et natura incorporea effectrix
niatfjte [ie erft baSfetk unb oerlie^ e§ bann, weit eine unförperlidpe @uBs
[tanj \\^ ni(|t räumltd^ trennen !ann; ftet§ befd^ü^t fie üietmel^r 'tio.^^
jene 9Jfetamprpl§ofe eintreten, bie für jeben belebten Körper eintritt, bie
ben!en, baß ber ©eift nic^t, raie ber belebte .Körper, eine ^tltlit,
fonbern eine lebenbige ©ubftans ift, baß'atfo im Sßegriff be§ ©eifteg
felbft bereits ba§ Seben liegt, fo baß burc^ ben ^ob ba§ 'Sein be§
©eifteS felbft auf pren müßte. 3<J, wenn ba§ Men be§ ©eifteä im
^obe surütfwidfje, fo märe ber ®eift nid^t ba§ SSertaffene, fonbern ba§
(Sntmeid^eube (ut jam non sit animus, quidquid a vita deseritur,
sedea ipsa vita, quae deserit). ©er (Seift !antt atfo ni(|t fterben.
33cr ®cift ift, mic rair fi^on früher gefe'^en, nid^t bloß Stimmung
(temperatio) be§ ^örperä. ©enn bann möre er ja gang an W Iförper*
reiner erfennen, je meiter er fi(| üon ber ©ppre be§ ^orperli(|ett ents
fernt. (Sr ift alfo eine eigene Subftang unb gmar ba§ Seben im Körper.
5Da nun feine Satj^e ftd§ felbft oerldßt unb nur ba§ ftirbt, maä oom;
ßeben uerlaffen mirb, fo 5fann ber ©eift nid§t fteröen. 2lud§ ba§, ma§
bem ©eifte offenbar fd^abet, wie ber ^trtl^um, !ann il^n nid^t üernid^ten,
\>a berjenige, metd^er irrt, bod^ tmmer|itt fein muß. Ober könnte oiels
ber 5:'§or|eit bi§ jum Untergang gelangen? 5lllein meldte ^ad^t töäre
im '^\(V(i\it, '^(n^ oxi^ ber Ba|r|,eit entquellenbe ßeben be§ ®eifte§ t)öttig
IM gerftören? 3Sor allem bod^ mol^l ber ©egenfa^ be§ Siffia^ren , 'tio.^
S^td^tmal^re; ober mie !ann fid^ biefe§ anberS äußern, al§ auf bem ©runb
be§ geiftigen ßeben§? WSi man aber ben ©egenfa^ gur Slßal^r^eit in=-
'
§ 17. ®{e UttflcrBIt^Mt bct ©celc. 153
fofern beftimmen, al§ bie SSBa^eit baS ^öiJ^fte ©ein ift, fo lö§t [i<3^ ber
©egenfa^ auf; benn gegen ba§ l^od^fte ©eitt gi&t e§ Mnen ©cgenfal^.
SDte SGBal^rl^eit ober SßetSl^elt l^at gum ©egenfafe bie ^l^orl^eit, baö 0I&--
folute ©ein bagegen |at ^um ®egen[afe ha^ Sflic^tfetn, b. 1^. n{c|t§. ^ie
SOßeBl^eit nun, bie ber ^enfc| burd^ ^inwenbung gur Söal^rl^eit erreicht,
aber ba§ ©ein, ia^ il^m \ia§ pt^fte ©ein initget|eitt l^at, t'ann er burd)
[afe giöti.
könnte aber ber ®eift enblid^ ni(|t, raenn au^ nimmer ba§ ©ein
oerlievenb, in eine niebrigere ©uBftang ü&erge|en unb üerlei!6lid}t raerben ?
Weber burd^ ben SSöiffen be§ @eifte§ felbft ober burd^ ^roang. 2lkr
immer n)irb ber ©eift \\^ t)erlei6lid§en roollen. SDenn aud^ M bem
größten §ang .^um,^örperlid^en unterfd^eibet er fein SSJefen t)om Söefen
be§ ^örper§ unb will über ben \^örper feine §errf(j^aft ausüben, ^^ang
aber !ann üom Körper ni(|t auf ben ©eift ausgeübt werben, weil ber
©eift mä^tiger ift a(§ ber Körper. §iegegen fprid^t nid^t bie fö-rfc^einung
beä ©d|lafe§. ©enn W pd^ftc Ermattung unb ^tul^e ocrmag ben ©eift
ni(|t §u feffeln, fonbern e§ Derbleibt i|m, wie au§ ben Mumen "^eroor;
gel^t, bei ber ©ebunbenl^eit ber leiblii^en ©inne \ia^ ungebunbene SSer*
.Körper liegt ba wie erftorben, ber 9lu|enwelt ift fein ©innen entzogen,
aber au§ bem ©eifte weben fid^ lebenäootte Umgebungen, bereu %xi\^t
üon ber SSirftidjfeit nid^t unterfd^eibbar iftr Unb verrinnen aüd^ biefe
Mber beim ©rwdd^en, fo bleibt bod^/ wa§ in ben Traumen ber Söelt
^ Ibid. c. XII: Omnis enim essentia non ob aliud essentia, nisi quia est.
Esse autem non habet contrarium nisi non esse: unde nihil est essentiae con-
trarium. NuUo modo igitur res uUa esse potest contraria illi substantiae,
quae maxime ac primitus est. Ex qua si habet animus id ipsutn, quod est,
— nuUa res est, qua id amittat, quia nuUa res ei rei est contraria, qua id
habet, et propterea esse non desinit. Sapientiam vero, quia conversionem
habet ad id, ex quo est, aversione illam potest amittere. Gonversioni namque
aversio contraria est. Illud vero, quod ex eo habet, cui nuUa res est con-
traria, non est, unde possit amittere. Non igitur potest interire.
'
bev Olnual^me, ha^ bei itörper \iä) bem Ipöl^erett SBefen afftmiUren Ifßnnte.
Söol^l lolrb bie garte g^Iamme üon bem ftärtoen Suftgug aufgcgel^rt/.Qkr
nidjt in ärjntti^er SÖöeife ber ©eift Don bem Körper. ©oIc!^e Sßal^r-
nel^mungen au§ bem 33ere{(5^e ber Statur tafjen \\^ nid^t auf ba§ ^er=
pitmg be§ Körpers gum ®eift übertragen. 55enn fte Betüeifen nur
etwa, baB, tnenn gtoei förperltd^e ©ro^en §ufammen!ommen, bie ftetnere,
obgleid^ nad^ tl^rer Dualität ebtere, in ber größeren ^3}la[je ber anberen
per[(|tungen werben fönne; aber ber ©eift ift Mne raumlid^e ©röle*.
SDaji enbli(| an^ lein ©eift ben anbern §ur SSer!teiblic|ung jrainge,
fud^t 5lugu[tittu§ bur(| üerf(J^iebene ©rünbe ju erraetfen, be[onber§ baburd^,
baB er fagt: raeber ein guter nod^ ein bofer ©eift würbe ben anberrt
graanggraeife üerförpern ,
fonbern ber gute il^n rtelmel^r geifttg forbern/
ber 6öfe aber t|n gu bem ßmä in [etnem SOöefen erl^alten , um il^m ju
gebieten 2.
burd^ bie ©ünbe eben biefer wal^ren Unfterbtid^feit, be§ ewigen, fetigen
Seben§, nid^t aber be§ Sebenä fetbft nertuftig gefe, weit bie Statur ber
©eete, bie unfterbtic^ gefd^affen fei, ntd^t ol^ne ein wie immer befd§affene§
fiebeu fein !önne*.
testate, magis eum necesse est velut in potestate habere, quam corpus, et
ei vel bonitate consulere vel malitia imperitare. Non ergo volet, ut cor-
pus Sit.
§ 18.
©tnleititng.
t)erdttberlt(| ftnbeft, fo ge^e a«0 uBer bid^ [et!6ft !^mau§. Söenn bu aber
ukr bid^ feI6ft |{ttau§ge|ft , fo 6eben!e", ba§ hu ühv bte oernünftige
^nteüigeng !§tnau§ge|ft. SDortl^i« alfo ftreBe, voo bo§ fitc|t ber 33ernunft
fetbft atigegünbet tütrb*. Sßtr lönnen be||aIB, wie üan ©nbert fagt, in
feiner ©peculation graei ©tufen «nterf^eiben. 2Iuf ber einen ©tufe fül^rt
er un§ t)on ber Slnienraett in bie Innenwelt unb l^ier parallel oon ber
nieberften (S);:iftensform ber Sßett W gur l^öd^ften, bem menfi^üd^en Reifte.
2luf ber ^rodim ©tufe fteigt er t)on ber geiftigen Innenwelt ju ®ött
auf. ^te S;enben§ biefe§ @ebanfengange§ ift un§ ßeifönnt; fie ift barauf
gerid^tet, ben ^iJienf^en, ber bur(| SSerfe|rung feinet* «ötreBeng oud^ in
feinem ©riennen üon ber n)a|ren 1Ri(|tung abgeirrt raar, auf Jenen 8fnä=
!ann: unter ftd) fielet er ba§ forperlid^e «Sein, mit bem er na(| bem finn*
li^en Sll^eil feines SÖöefen§ Derraanbt ift; ft^ felöft erfennt er at§ ©eift,
alg eine vom Ä^örperlid^en wefentlic^ üerf^iebene (öuBftang mit ber S&|tg;
er eine unenblid^e, alle (Seifter Be^errfd^enbe ^ia(|t, üon ml^tx ber (Seift
feißft/ rate ba§ gan3e Untuerfum getragen rairb^. 33ott bem enbUi^ett
@ett)i^!^eit [(^öpfenb, \\^ auf ber einen @eite in [einer ©uperioritdt üBcr
bie ®innentt)elt unb auf ber anberen in [einer 2Ibl^ängig!eit oon ©Ott
erfaßt unb n)o il§m au§ [einem innerften 58en3uBt[ein ' bie ^orberung,oom
^eranberll(|en ouf bie e§ kbingenbe unüeränbern(|e SKefeiil^eit gu [d^tie^en,
entgegentritt..
§19..
SDie (Sotteäerhnutni^.
punft unb bie ®runbn)a|rl§eit be§ men[d^lid^en ©eifteg, bie [elöft .Bei ben
grö|3ten ^Yrtpmern beä SDen!en§ nid^t ganj oerfd^rainbe, raeßlatb aud^
unter ben Reiben bie nja^re S^leligion nie oöHig erIo[d^en, am lic^tooUften
gegenüber, ba| alfeg «Sein unb ßeben ber njanbelbaren SDinge in ©Ott,
bem Unra anbei baren [einen Ur[prung unb [ein ©nbpl l^abe.. $Die§
n)etl fte ernannten, ha^ ©Ott fein Körper jei wnb bal^ev Bdm ©ui^en
mä) ©Ott üBer olleä ^örperli(!^e l^inauggiugen, votxi fie ferner erfannten,
ba^ affe§, raaS t)er(ittbertt(S§ ift, ber !^5d^[te ®ott n{(^t fei, unb bal^er
!6eim ©u(ä^ett na^.bem p(|ften ©Ott üßer ieg{i(|e <Seete itnb ükr alle
SDiejenigen ^l§i(ofop|en, raetd^e oon bem pd^ften unb raalren ©ott alfo
badeten, ^a^ er fei ber Ur^eBer ber gefd^offenen SDinge itnb ba§ ßitf)t
nffer (Sr!enntnt^ unb \ia§ ©nb§iel offeS 5tl^un§, weil rair in il^ni ba§
^Princip ber 3flatur unb Ut SiSal^rl^eit ber SSiffenfij^aft unb bte ©(ütf*
feligfett be§ ßeÖenä l^aBen — fic jtel^en mix ben üjörigen üor unb gc*
[teilen, ba§ fie un§ näl^er finb^; mx gießen fie ben übrigen üor in bem,
ttiortn fie mit un§ öbereinfttmmen in 35etreff be§ ©inen ®otte§, be§ Urs
Ijekrä blefe§ SSeltaHS, njeld^cr nid^t M0J3 über aKe Körper l§inau§ un=
forperlii^, fonbern an^ über otte ©eelcn l§inau§ unraottberfar ift, unfer
Urgrunb, unfer Sidfit; mir giel^en fie t)or, weil, mcil^rettb bie anberen
rael^eg bie Urfad^en ber S)inge unb rael^eS bieSBeife, gu er!ennen unb
§u leben, fei, t)erfd^n)enbeten,biefe burd^ ©rfenntni^ ©otte§ roirHid^
fanben, wo bic Urfad^e be§ S2BeltalI§ ift unb ba§ Sid^t, um bie SßBal^rs
;3rrt|um§ auf t|eologifd|em ©ebietc ebenfo, raie auf bem. pftjd^ologlf dpen
beurtl^eilt. 2(u§ berfelben Quelle,- au§ raeld^er ber ^rrtl^um non einem
materiellen ©eelenprincip im ?Wenfdpen fliegt/ entfpringt aud^ ber t)on
einem förperlid^en §]Srincip ber Sßelt, au§ bem Ißerfinfen ;be§ SDen!en§
in ia^ ©ebiet be§ finnlid^en SSorftelIen§ , ta^ wieberum feinen ©runb
in ber Eingabe be§ S[ßillen§ an bie finntid^c Kreatur l)at. ©ieienigen
^l^ilofopl^en, weld^e bie ^rincipien ber 3^atur für fiJrperlid^^ hielten, rate
erti:äumte. . ^enn fie l^atten etn>o§ in \\ä) , ba§ fie nid§t erfaßten (il^re
getftige 6ee(e), unb btlbeten ft(^ nun bei fid^ etniaS ein, tuaS fie bvoufeen
erfojjt l^otten (etroog £örpertidpe§), racnn glei(| fie nidpt ein raa!^re§
ten. SDa§ aBer, raaS oor bem Sötitf einer fotd^en inneren SSorfteffung
ift, i[t fc^on nid^t mel^r Körper, fonbern ein ©teid^Mb be§^orper§,
«nb ba§, üön bem e§ erfajjt unb Ben'rt^^eilt rairb (bie @eele), i[t gen)i|
nod^ oorgügtid^er al§ ba0 ©leid^BIIb, bo§ ßeitrt|eilt ratrb. SDie^ aBer ift
ber ©eift be§ ?i}Jenf(5en unb bie Statur feiner uernünftigen <SeeIe, bie
um fo weniger etn)a§ ^örperlid^e§ ift, wenn fd^on Jene§ S3ilb be§ ^ör«
per§, bo§ m ber ©eele be0 ^Borftellenben angefd^aut wirb , ,Mn Körper
ift. 6ie (bie <5eete) ift alfo raeber @rbe, nod^ SOöaffer, nod^ Suft, nod^
§euer. Sßßenn okr unfere @eele fein Ä'örper ift, wie follte @ott, ber
Urgrunb. aller SDinge, ber ©d^opf er unferer ©eele, ein Körper fein*,
fein mnW, M e§ ift, fonbern nur üon einem anberen,i| olleren unb
mdd^tigeren SBefen gemad^t fein !ann^. SiBenn aBer fi^on t)om förpers
!ennen, nid^t nur üBer ba§ forperlid^e ©ein, fonbern aud^ üBer bie
iiBrigen 6etn§ftufen l^inauäftetgen, unb not^raenbtg fd^lte^en, ba^> toenn
unter ©Ott, 'ütm Urgrunb oHer SDinge, ba§ fd^ledptl^in pd^fte, Befte
1 Ibid. VIII, 5; de Genes, ad lit. XI. 24: Nihil vicinius aut fortasse
nihil tarn consequens, quam ut credito, quod anima corpus sit, etiam Dens
corpus esse credätur. Propter hoc enim corporälibus assuefacti et aifecti
sensibus, nolunt animara credere aliud esse quam corpus, ne si corpus non
fuerit, nihil sit. Ac per hoc tanto magis timent etiam de Deo credere, quod
corpus non sit, quanto magis timent Deum credere nihil esse,
2 pe immort. anim. c. 8: At si, quod vere dicitur, factiim est corpus,
aliquo faciente factum est, nee eo inferiore.
esset potens ad Neque enim
dandum quod faceret, quidquid illud est, quod est id, quod faciebat, Sed
ei,
unb t)olI!ommettfte SGßefcn benfen' muffen, wie benn m^ olle, bie geifttä
p etifennen oermögen, ein fol(^e§ Sßefen mit bem 5yiamcn ®otte^ Ibe^eid^nen *.
SÖBenn mir ba'^er ha^ förperltdpe ©ein tn^§ Sluge f äffen, raerben roir
fagen, @ott tft pl^er al§ btefeä, er tft tmmatetteE; menn mtr W <Bt\n§:
ftufe be§ ammaltf(|en SeBenS Öetrad^ten, rairb un§ ©Ott erftj^einen afö
ba§ SeBen fetBft, burd^ ben oUeä ßeöenbtge tft, inenn fötr auf bie üer*
nünfttge ?D^enfc^enfeele reflectiren, al§ bie SBernunft fetbft, bnrd^ bie oüe
üevnünftigen SOBefen e^iftiren, unb menn mir enblid^ üBer ben vernünftigen
^enfc^engeift aB bie p(j^fte ©einSftufe ber SDinge l^inauSgel^en, alä U^
über aUeS ©ein erl^abene, f^le^tl^in l^od^fte ©ein^. SDa§ vernünftige
SDen!en, fagt ba^er 2luguftinu§, erl^ebt \\^ über bie ©ein^ftufe be§ ani?
ma(if(|en fieben§, raie ba§ Seben über ba§ Seblofe erl^aben ift. ®a nun
t)or: berientgen Sflatur, bie nur ©ein l^at, biejenige ben SSorjug |at, mel(^e
nii^t nur ©ein !^at, fönbern au(3^ Seben, unb vor biefer raieberum bie«
jenige^ mcl(^c ^ugleici^ ©ein, fieben unb ;3ntelligeng befip, rok bie »er*
Sügtid^ereä, als ber »ernünftige @eift. ©ibt e§ nun üieM^t no(jp etmag,
bem mir fogar üor ber menf(j^ti(j^en Stttelligens ben SSorrang jnerfennen
^J}lani$aern aber ^ugleid^ au(ä^ al§ eine t)on ber geiftigen 3i)^enfc§enfeelc
quidquid sit, Deum dicere?— Non continuo si quid melius, quam id, qUod
in mea natura Optimum est, invenire potuero, Deum esse dixerim. Non enim
mihi placet Deum appellare, quo mea ratio est inferior, sed quo nuUus est
superior.
'
'
160 SSierWs^cU.
©Ott einen Körper ju nennen, akr bo(| glaubten, wnfere ©eelen feien
ber nämti(j§en 9^atur, mie ©Ott. Söorin akr liegt ber wefentlid^e Unteiv
lungSgang be§ 1^1. 3luguftinu§ ber erfte entf d^eibenbe ©d^ritt , ben er
Dortt)ärt§ tl^at, ba er ©Ott al§ untt)anbelBore§ SCBefen er!annte, unb
er mtrbe fortan nid§t mübe, gegenüber ben ^[Rontd^dern immer raieber
pd^fte ©Ott nid^t fein Bnne, unb bepalß über alle raanbelbaren ©eifter
fagt er, ba^ baSSßanbelbarentd^t ©Ott fein !onne, fei allen SDen!enben
nünftigen SDen5fen§ , ha^ ©Ott unoerdnberlid^ fei, bo§ ftetS fid^ gleid^
Pd^fte, wa^rpftefte 6ein^. JIB fold^e§ ift er ®traa§, größer unb beffer
alg \>a^ nic|t§; gebadet n^erben !ann. ^enn n)a§ ftd§ ftetS gletd^ bleibt
possit. Usque adeo autem ista onanis anima rationalis communiter sentit j ut
etiam vos, cum dicuntur annuatis.
* Ibid. II, 1: Hoc enim intellecto atque perspecto simul viderBnt id esse,
quöd summe ac primitus esse rectissime dicitur. Hoc enim maxime esse dicen-
dum est, qaiod semper eodem modo sese habet, quod omnibus sui simile est-,
quod nulla ex parte corrumpi ac mutari potest, quod non subjacet temporij
quod aliter nunc se habere, quam habebat antea, non potest. Id enim estj
quod esse verissime dicitur. Subest enim huic verbo manentis in se atque
incommutabiliter sese habentis naturae significatio.
sie. SDic, ©otteScrfenntnit. 161
ift *. SÖBenn mx atfo erfennett fofften, ia^ baSientge, raaS üßer unfeve
Devnünftige ^nteHigenj m^ IjinouSragt, ©toigeg unb UnwanbelöareS ift
nerftanben rairb^.
@otte§ gegen bie ©enfualtften unb ^aterialiften, unb er bewegt fi(| auf
bicjem Kampfgebiete teid^t unb frei mit einer n)a|rl§aft nernid^tenben
^ialeltif. @r ma(|t il^nen ben JSorwnrf; ba^ fie ft(^ buri^ bie fo groBe
\\ä)e ©eele fei gtei(j^ roefentlid^ mit @ott, unb fo bie SSeranberlid^feit bers
felben auf ,.@ott übertrugen, ta eg bod^ ein großer t^reoel fei, ber ^latur
^ene 5lnna|me, baB bie @eete !örperlid^ fei, fo irrig fie ift, ift i§m ein
no(^ ganj ertröglid^er Srrt|um im SSergleidp mit biefem, bafe bie ©eele
gtetc|en 9ßefen§ mit ©Ott fei*. 5Diefe iJOfleinung, roeld^e bie SSeronber?
1 Conf. Vn, 14: Sic enim nitebar cetera invenire, ut jam inveneram
melius esse incorruptibile quam corruptiMle, et ideo te, quidquid esses, esse
incorruptibilem confltebar. Neque enim uUa anima unquam pötuit poteritve
cogitare aliquid jquod sit te melius, qui summum et Optimum bonüm es.
Cum autem verissime atque certissime incorruptibile corruptibili praepo-
natur, poteram jam cogitatiorie aliquid contingere, qupd melius esset Deo meo,
nisi tu esses incorruptibilis.
2 De lib. arb, II, 6: Sed quaeso te, si non inveneris esse aliquid supra
nostram rationem, nisi quod aeternum atque incommutabile est, dubitabisne
hunc Deum dicere? r- Hunc plane fatebor Deum, quo nihil superius esse
constiterit. — Bene habet; nam mihi satis erit ostendere esse aliquid hujus-
modi, quod äut fateberis Deum esse, aut si aliquid supra est, eum ipsum
Deum esse concedeSi Quare sive supra aliquid, sive non sit, manifestum erit
Deum esse, cum ego, quod prbmisi, esse supra rationem monstravero.
3 x)e civit. Del Vm, 5.
ti^Mt auf ©Ott überträgt, tft e{getttlt(| facri(egif(j§, eine \^xtü\\^t S3(a§s
pl^emie, eine Sefd^impfung bev gottU(3^en S'lQtur^ eine ftaunenSraerti^e
Sßenfcl liekv ©Ott §u bem mod^t, waä ev tft, at§ ba§ er Mennen
würbe, er [ei nid^t, n)a§ ©Ott ift^.
uitjuganglid^ fei. SOSdre nun bie ntenfd^tid^e Seele berfclben Statur wie
nja§ ba war, aufl^ören fonn; atfo ift fie nid^t gleicher D^atur mit ©ott
ober ein %^t\l oon ©Ott ^. ^iegegen !ann man nid^t eintoenben; 'aq.'isi
ber (Seele biefe ^eränberungen erft au§ i^rer SSeröinbung mit bem Selbe
bie Seele, menn fie göttlid^er S^latuv wäre, im Seibe burd^ ben Seib in
feiner ijßeife eine Jöerdnberung erleiben. 9JJan lönnte cbenfo gut jagen:
dnbert werben !ann, lann burd^ nid^tS oeranbert werben, fonft !6nnte
®efe|t ferner, ^d^ göttlid^e SOSefen l^abe fid^ in ben einzelnen Seelen
tabilis sicut ipse. Ep. 28 ad .Hieron.: Non est pars Dei anima; si enim hoc
esset, omnino incommutabilis atque incorruptibilis esset.
* De clvit. Dei VIII, 5 Ep. 28 ad Hieron. Frustra autem dicitur ab
; :
iis, qui animam Der partem esse volunt, haue ejus labern ac turpitudinem,
quam videmus in nequissimis hominibus, hane denique infirmitatem et aegri-
tudinem,quam sentimus in omnibus hominibus, non ex ipsa illi esse, sed ex
corpore. Quid interest, unde aegrotet, quae, si esset incommutabilis, unde-
libet aegrotare non posset? Nam quod vere incommutabile et incorruptibiie
est, nullius rei accessu commutari vel corrumpi potest. Non est itaque natura
incommutabilis, quae aliquo modo, aliqua causa, aliqua parte mutabilis est.
Deum autem nefas est nisi vere summeque incoramutabilem credere. Non est
inbtDibuoUfivt, fo tüäre offcnBav icbc einzelne ©eete ein Stl^eit »on ©Ott
unb at§ St^etl t)on ®ott fetber ®ott, fo gut at§ ein ^l^eil üon @otb
ober ©ilbcr wteber ©olb ober ©t(6er ift. ^\i aber burd^ W\c ^nWu
bualifirung bie @eete felbev ®olt, fo ift ©Ott, gegenüber biefer ©etbft?
entdufeerung, in feinem 5ürfi(|fein felber nur ein Sll^eil Don ©Ott K SDa
nun aber bie 8eele, ba§, n)a§ ein Stl^eil öon ©Ott fein foll, untangbar
ber SSeränberung unb ber Korruption oerfatten, ba bie «Seele unläugbar
in @ünbe unb ©tenb ift, fo wirb att ba§ in gotteSIäftertic^er SBcife ouf
©Ott fetber übertragen, fo ha^ oon if)m gefogt wirb, er fei in bem, raoä
\im SÖöefen m^ ein Sll^eit oon tl^m ift, oon fi^ felbft abgefallen, in
rung unb SSerfd^limmerung anl^eimf äffe unb fo oon \\^ felbft abfalle, in
§tegegen la§t fid^ ni$t einmenben, bie einzelne <öeele fei nur ein
©lieb in ber göttlichen Selbftbarfteffung unb fonac| al§ S:|eil n{(|t ha§
©anjc, als ^i^eir üon ©Ott m(|t ©Ott felber. @o lange be^^auptet rairb,
bie Seele fei gleiij^en 2ßefen§ mit ©Ott, treffen äffe Sßefdjulbtgungen,
meldte oon ber Seele gelten> aud^ ©Ott. .$Denn nimmer ift unüerfel^rt,
n)a§ in einem feiner Stl^eile corrumpirt ift*. Unb fo mü|te man bie
* De mor. Manich. 11, 11; Nam si Deura ita esse vultis ut lucem, recu-
sare non potestis, Deum esse aliquam partem Dei.
^ Et corruptibilem et commutaMlem et violabilem et in-
Ibid. 11, 11 :
sed corruptum, nee commutabilem, sed commutatum, nee violabilem, sed vio-
latum, nee qui possit indigentiam pati, sed indigentem, nee in quem casura
Sit, sed in quem ceciderit imhecillitas, nee qui miser esse possit, sed miserum.
Dei dicitur; nam et auri pars aurum, et argenti argentum et lapidis lapis.
Cur ergo pars, Dei non erit Dens? An articulata Dei forma est sicut hominis
11 *
164 ' ^^^i'ix ti^til
göttlid^en S23c[en§ gegen [i^ fetBft fei * , ba§ ferner @ott , raemi er bie
Syienfi^en il^re ©ünben bü^en ta|t, feine eigene S^tatur tiü§en Id^t, ober
ttJie ©Ott nod^ ein Stecht l^aBen lönnte, bie ©eeten ^u [trafen, ba fie nad^
Unter raeld^er ©Ott felöer geftdnben mxt, \\^ nur anf fie übertragen
ptte unb fie e|er UeBer erlitten al§ üerilBt Ratten. (Sr l^Ötte !ein 1Red^t>
fid^ jnm Diid§ter aufgumerfen, melme|r müfete er fi(|f eiber al§ fd^nlbig
ernennen unb fid^ baroB um SSerjeü^ung Bitten, ba§ er bie «Seelen in
entgegen Unb Ipielt al§ raiffenfd^aftlid^e UeBergeugung feft, ba| bie uers
anberlid^e menfd^tid^e @eele nid^t ©ott, fonbern geringer al§ ©ott, -burd^
i^re ©eiftigfeit nur ©Ott a^nlid^, ein €BenBilb ©otte§ fei^, ba^ alfo
umgefe^rt ba§ göttlid^e SBefen raop geiftig fei, ö^nlid^ ber menfd^lid^en
©eele, aBer nid^t oeranberlid^ mie biefc, fonbern ba§ fd|led^t^in unuers
nnnft, ha^ ©Ott alä bag ^öd^fte, Befte imb üoKfommenfte S^öefen gebac^t
werben muffe, unb folgert l^ierauä bie ©eiftigfeit unb bie Un»eranbers
reliquorumque animantium ? Nam pars hominis non est homo. Deus igitur,
si quidem pars D ei est Deus, et stultitia corrumpitur et cadendo mutatus est
et amissione perfectionis violatus et opis -indiget et debilis morbo et oppressua
miseriä et Servitute turpatus est. Quodsi Dei pars Deus non est; nee incör^
rtiptus potest esse, in cujus parte corruptio est, riec incommutatus, qUi ex
aliqua parte mutatus est, nee inviolatus, qui non ex omni parte perfectus.
1 De civit Dei IV, 13. « De Genes, contr. Manich. II, 29.
8 De anim. et ej. orig. I, 4. * Contr. Faust. XXII, 22.
6 De
trinit. VII, 6: Sed quia non omnino aequalis fiebat illa imago Dei,
tanquam non ab lUo nata, sed ab eo creata: hujus rei significandae causa ita
iinago est^ ut ad imaginem sit, id estj non aequatur parilitate, sed quadam
similitudine accedit.
e
ti(]^!ett be§ göttUd^en SCßefenä. @§ fragt |i^ nun, warum benft man
jid^ unter (Sott gans allgemein U^ ben!6ar pd^fte Sßßefen, bag at§
fofd^eä geiftig unb unoeränbertid^ fein muB? tt)arum ift biefer ®eban!e
a priori für jebe vernünftige 6eele gegeßen? 2öie wiv au§ ber @r?
^enntni^tel^rc wtfjen, fann ©Ott au§ ber STu^enraett nur mittelßar, auä
bem geiftigen inneren be§ ^UJeufd^en aber unmittelbar ernannt werben,
infofern ber menfc^lid^e ©eift alg e-ben^tlb ®otte§ ha^ ©otteSberoufetfein
in fid^ trägt unb \ia^ SBefen ®otte§ fid^ in itn 3been ber ^Sernunft,
nad^ benen ber ©eift au^ bie Slulenmett beurf^eitt , abfpiegelt. SS^ir
tif d^ oermitteln, um ben Urfprung ber ^bee Don einem benfbar pd^ften,
beriD?enf(^ nid^tjanberg aT§ mit bem Innern Stuge feinc§ ©eifteS ernennt,
ba^ ber ä^Jeifel an ber UKöglidpfeit wahrer ^r!enntni& felber bie Söal^r^
l§eit üorauSfe^e, unb wie fid^ für i|n auä ber ^r!enntni| ber SSal^rl^eit
jugteid^ aud^ ber JSegriff ber 3Ba$r|eit unb au§ ber ©ewi|l^eit wahrer
(§rfettnttti§ W ©ewi^l^eit einer SBa^rl^eit an f id^ , burd^ b i
5ine§ wa^r ift, ergibt. SDer ^enfd§ ernennt Sßa|re§, wal^r aber ift
etwas nur burd^ bie äßa;^r|ieit\ alfo gibt e§ eine Sföa|r^eit an fid^,
burd§ bie Me§ wal^r ift. Sßal^r aber ift einerfeitS bie ber objectioen
atte§, wag ift ober e^iftirt 2; alfo gibt e§ eine 3öa]^r|eit an \\^, burd^
bie alle wal^re ©rlfentttni^ wal^r ift unb burd^ hk alleS, wa§ ift ober
(So ift a- 25. au^\)k<Beek alä©eele ober fofernfie ift, etwas SBa^reg;
aber weil i^r Sefen nid^t hit jebem ^rrt^um unjuganglid^e SBaljr^eit
felbft ift, raell fie üielmel^v oftmals bem -3^vtl^um »ei'fättt, fo folgt, \)a^
\\t, oud^ jofevn fie voa^x ift, aU ©etenbe§, ttur tft burd) bte SJBal^rl^ett
ftreßt , auf ha^ , waS e§ aB Sflorm feiner fetöft oorauäfe^t, auf bie
2Ba!^r|eit, weld^e ber p#e®runb aller (Sr!enntni| unb ^uglei^ ber
i^ö(j^fte @runb alleS ©ein§ be^l^alb ift, weil bur(| fie atteä Söal^re toal^r
ben S^een be§ JKBal^ren, @c§önen unb ©uten ürtl^eilt. Sflun fte|t jebeSs
mar ba§ienige , roaä über SlnbereS urti^eilt, l^öl^er alä ba§ S3eurtl^eilte;
ftrebenb, balb nid^t, bolb riij^tig, balb unrichtig urtl^eilenb, bie SCßa^rl^eit
felbft aber, na(j^ ber fie urt^eilt, muB unmanbelbar fein, weil fie al§
%f}at erlennt aud^bie 35ernunft ctroaS üÖev \x^, ta^ pl^er, eiüig unb
unraanbetßar tft, unb biefe finb bie titteUigibeln SSal^rl^eiten, nad^ benen
fie iirtJ^ettt.
ba^ ba§ ^uge be§ einen 3[ßen[c|en einen ©egenftanb fte|t, wäl^renb ba§
^nge eine§ anberen tl^n ni^t fielet. 2lu(j^ bie inbiöibuelte @elbftanbig!eit
beg ©en!geiftea ^^t unzweifelhaft feft, ^eber l^at für fid^ [eine eigene
©itttt, einem ^then inbioibuetl eigen, fonbern bie[e§ !ann Söieten gemeinfam
feitt. Stiele feigen pr gleid^en^eit eine unb biefelbt (gönne. SDiefe @es
meinfamfeit be§ 3Bal^rne]^ntung§obiecte§ für SSiete gilt mel^r ober weniger
für atte ©inne, aber bpd^ in pl|erem ^a^ für ben ®e|i(j^t§= unb ©e*
prfinn. SDiefe unterf(|e{bett ftd^ in biefer ^infid^t von Mn nieberen
©innen ; benn wol^renb bn§ ©bject be§ @efid^t§= unb ®epr[inne§, mag
e§ aud^ »on nod^ fo ^Sielen wal^rgenomnten werben, nid^t gert|eift wirb,
feiben burd§ eine Sßerdnberung fid^ ju eigen, fo ia^ burd^ jebe 3ßal^r=
feiblid^en (Sinne ber gall ift, ift ba§ anatogefte Slübilb beä Sßerplt=
ni[fe§, ba§ bie oerfci^iebenen @eifter ^nm OBject ber geiftigen SKal^rs
nel^mnng l^aBen.
ni(|t nur, weil e§ nad^ iljnen «rt|eilt unb p^er al§ ba§ tlrt|eilenbe
\ia§ ift , tt) na^' e§ urtl^eilt , f onbern an(| weil fie « n w a nb e l Bar
SGBal^rl^eitett finb, wäl&renb ber SDenfgeift neranberlic^ ift, unb biefe uns
wanbelöaren SBal^rl^eiten laffen al§ fol(S^e auf eine |ö(|fte, unwanbelbare
S33al^r|eit an fiel fc^lieBen.
^w il^nen geprt nor 2lffem, wie fd^on früher Bemerift würbe, bie
3jbee ber 3tt|l. ©enn bie 3ci|t erf(|eint al§ eiwa§ allen ncrnunftigen
(Seiftern ®enteinfame§ unb;al§ etwa§ Unwanbelbareg. SÜBeiter'^in jinb
gcorbnet. SDiefeä UnwanbelBare lann nid^t anberS als auf eine ewige,
bie ?0'Jani(|äer, ba| fie bie UnwanbelBarfeit, weld^e fie in ben B^lfcns
@(j^rift niij^t ol^ne ©runb mit ber ^tt'^rin SJerÖinbung geBra(|t wirb,
bie @runbf% ber Söeiäl^eit Dor bem geiftigen S3ti(fe affer ?iJtettf(^cn;
ba§ l^0(S^ftc ®ut erlonnt unb feftgel^altcn wirb^. Sßenn aBer bem fo
^ Ibid. II, 8; de mor. Manich. II, 11: Ratio aliqua numerorum violari
et commutari nullo pacto potest, neo ulla creatura qualibet violentia effecerit,
ut post unum qui sequitur numerus, non duplo ei conqinat. Hoc commutari
nullo pacto potest, et Deus a vobis commutabilis dicitur.,
fie fein kfonbereä ^'igentlum nennen; fte ift öiclmel^r gWc^foni ein Sid^t,
weld^eä Stilen, bie Sßal^reS erfaffen, wie ein ©emeingnt gegenwärtig ift.
©teid^wie bie ^axU ober ber @(^att nid)t gnr tl^atnr be§ ©efidjtä? unb
©eprfinneS geprt, fonbern für jebeä Sluge unb 01§r geineinfameg
äu^ereg Object ift, fo gehört an^ ba§, raag 2lUe in gtei(^er 2ßeife burd;
ba§ geiftige Sluge erfoffen, feineSwegS §ur 9flotur be§ ©injetnen, fonbern
e§ ift ein unb bagjelbe, worauf nur ocrfc^iebene 93licüe gerid^tet finb, Uc
ewige, unwanbelkre Sßal^rl^eit an fic^. SDte SSal^rl^eit nämliti^, in ber
S8orjüg(i(3^fe{t ukrragen ober mit i^m auf gtcid^er, ober aber auf nies
bererer ©tufe ftel^en. Unter bem ©eift fte|t fie nid^t, fonft würbe fie
nid^t J^orm unfereS Urtl^eiB fein, fonbern wir würben über fie urtl^eiten,
in einer SSßeife, wie wir über ba§^5rperUd§e,ba§ unter unS ftclpt, urs
t^eifen. 3ft bann üietteid^t bie SKa^rl^eit unferem ©eifte gletd|? 5Dann
aber mü^te fie oeranberlid^ fein wie unfcr ®eift. SD^r @eift, ber bie
SBa]^r|e{t bolb mel^r, M\i ntinber erfaßt, mn§ fid^ feine S5cränbernd)!eit
eingeftel^en, bie SSal^rl^eit aber bleibt, nimmt nid^t ju, wenn wir fie wc'^r,
unb nimmt nid^t ob, wenn wir fie weniger erfaffen. D'iad^ il^r be*
urtl^eilen wir felbft unfern eigenen ©eift, wäl^renb wir fie fetbft nid^t
beurt^eilen tonnen. iEBenn be^i^alb bie 2!Bal^rl^eit weber eine tiefere nod^
bie gtcid^e Stufe wie unfer®eift einnimmt, fo muB fte pl^er ftel^en unb
il^n überragen. 9tiemonb urtl^eitt über fte, ^iemanb urt^eilt o^ne fie
red^t. S)arau§ ift !lar, ba^ fie über unferen ©cift, ber üon il^r allein
^zxi Seft| ber 3öa|rl^eit empfängt, unb ber nid§t über fie, fonbern bur^
fie über ba§ Uebvige urt^eilt, erl^aben ift^ ^iefe über uttfcren ®eift
erhabene 3Sa|vrjeit ift @ott, ba üBer fie ^inouS nitfjtä §ö^cve§ gebadet
iDevbcii fann *. ©(Hd^toic ballet üon benjenigen, bie. im fiidjte bev ©onnc
manbeltt, einige mit h'dftigem itnb gefiinbem 9Iuge nid^tä (teßer aU bie
nid^t Mo§ bie pd^fte Sfiorm unfereg öernünftigen $Den!en§, [onbern andfj
ba§ löd^fte ^iet un[ere§ t)erniinftigen ©trebenS. ©ie nmfaffen, fie be-
fugen, fie genießen, gibt bie pd^fte unb veinfte S3efriebigung nnb oerleil^t
jene ©rutffetigfeit, nad^ ber Me ftreben. S)ie SSeveinigung mit i^r ift
kfeligenber ol§ SiebeStuft; fie landet un§ an mit bem föftlidtjiften S)nft,
fie umtSnt ben, ber fid^ ftille in fie oerfenft, mit ben liebtid^ften §ars
monien; ba§ geiftige Singe, ba§ tipi: Sid^ttrinft, wirb erfüEt oon ber
reid^ften SBonne^,
^n al^nlid^er SBeifc fteigen H)ir oon ben ©efc^en ber ^ßevnunft, nad)
benen mir ba§ @d^5ne in ber Sflatur ober Jtnnft benrtl^eilen, ^ur ©r?
etiam ipsa esset. Mentes enim nostrae aliquando eam minus, aliquando plus
vident et ex hoc fatentur se esse mutabiles , cum illa in se manens nee
proficiat, cum plus a nobis videtur neo deficiat, cum ihinus, sed integra
et incorrupta et conversos laetificet lumine et äversos puniät caecitate.
Quid quod etiam de ipsis mentibus noatris secundum illam judicamus, cum
de illa nuUo modo judicare possumus ? — Quare si nee inferior nee aequalis
est, restat, ut sit superior atque excellehtior.
1 Conf. XII, 25; de lib. arb. H, 13,: Promiseram autem, me tibi demon-
straturum esse aliquid, quod sit mente nostra atque ratione sublimius. Ecce
tibi est ipsa veritas: amplectere illam, si potes, et fruere illa et delectare in
domino.
^ Ibid. II, 13: Quid enim petis amplius, quam ut beatus sie? Et quid
beatiua eo, qui fruitur inconcussa et incommutabili et excellentiasima veri-
tate? — Imo vero quoniam in veritate cognoscitur et tenetur summum bonum
eaque veritas sapientia est, cernamus in ea teneamusque summum bonum
eoque perfruamur. — Quemadmodum illi, qui in luce solis eliguntj quod
libenter aspiciant et eo aspectu laetiflcantur in quibus si qui forte fuerint
vegetipribus sanisque et fortissimis oculia praediti, nihil libentius quam ipsum
solem contuentur, qui etiam cetera, quibus inflrmiores oculi delectantur,
illustrat: sie fortis acies mentis et vegeta, cum multa vera et incommutabilia
certe ratione cönspexerit, dirigit se in ipsam veritätem, qua cuncta monatran-
tur, eique inhaerens tanquam obliviscitur cetera et in illa aimulomnibus fruitur.
§ 19.. SDlc ©oUeSetfenntnife. . 171
5Ratut Slttcä ftrebt, ol^ne fie ju errei^eu. ^ierauS jdjticfeeu wir auf eiuc
ewige, l)o^\k ^uuft (ars), raeld^e mit ber i^oc^ften Slßal^rl^eit ibeutt[(i^
tft. ©olc^e ®efe|e be§ ^6)bmn ftnb ber geiftige S3e)i^, ber forool^t
Wut^eil be§ itüuftlerä tft, aB an^ Slutl^ett beffeu, ber, ol^ue felBft bie
erfal^reu, bolb uuerfal^reu unb jroar bemijt \\^ bie 3Serftäubigfeit bc§
UttlpeitS ie nat| bem ^a^e, in n)et(|em fie an ber itunft 5l|eit nimmt.
©a§ @efe^ aUeä ©c^önen bagegcn ift unwanbelbar. 5ltfo ift ^inlangs
i\^ !tar, baB biefe§ ®efe^ über unS fte|t. Sfuc^ bag ift nici^t ju 6c-
wel^e mit 9fle(i^t ba§ ©efe^ aller fünfte l^ei^t unb bie ^unft einc§ aß*
mä^tigen ^ünftferä. $Die SSSal^rl^eit ift bie pc|fte IRörm, meiere f{(j^
felbft ®efe| ift. ©ie ift \>a§ f)ö(|fte ©benma^, wonad^ Me§ ftrebt, weil
fie ftd§ fetbft Dollfommen gteid^ ift. aSenn bal§er l^armonifd^e föinl^eit
bo§ ©epröge oKe§ ©d^önen ift, fo ift bie SSa|rl^eit gugleid^ bie pd^ftc
über ben ®eift be§ Mnftlerg, um ba§ ewige lö^a^ aller >^unft, olle§
6d^önen p erf äffen, ^ann wirb bir bie 2ßei§l^eit au§ il^rem Mof^n--
* Conf.
X, 34; de civit. VIII, 6; de ver. relig. c. 30: Itaque si rationa-
lis secundum se ipsam judicat, nulla jam est natura praestantior. Sed
vita
qüia claruin est, eam esse mutaMlem, quando nunc perita nunc imperita in-
venitür, tanto autem melius judicat, quanto est peritior et tanto est peritior,
quanto alicujus artis vel disciplinae vel sapientiae particeps
; est , ipsius artis
natura quaerenda est. —
Haec autem lex omnium artium cum sit omnino
incommutabilis , mens vero humana, cui talem legem videre concessum est,
mutabilitatem pati possit erroris, supra mentem nostram esse
satis apparet,
legem, quae veritas dicitur. Nee jam illud ambigendum est,
Ibid. c. 31:
incommutabilem naturam, quae supra rationalem animam sit, Deum esse et
ibi esse primami vitam et primam essentiam, ubi est prima sapientia. Nam
haec est illa incommutabilis veritas, quae lex omnium artium recte dicitur et
ars omnipötentis artificis.
172 '
aSicrier S^clt.
urtl^eilt/ auf ein Uvma^ olTeg SBal^rcn, @(|önett unb @uten unb l^aUen
fo auf @runb bcr intellcchtcllen ©rfenntnife nid^t Mo^ im ©laukn feft,
fonbevn cxf äffen in einer fidleren, Tüenn 9tei(j^ no(|pcl^ft f(j^n)a(|en ®v=
fenntni^, \)a^ ©Ott ift unb bofe er bie SBa^r^eit unb 5öei§^eit unb
<Sd^ön|eit an M ift.
bie gugtei(| bie |o(|fte ©(S^önl^eit unb ba§ p(3pfte ®ut ift, fij^liegen.
nur bie gefammte SluBeuroelt, fonbern aud) ber menfd^lid^e ©eift, alfo bie
Jegtid^eS SDing, ba§ eine g^orm |at, nid^t mel^r ^u empfangen l^at, roa^
e§; fd^on |at; wenn e§ aber eine gorm nod^ nid^t l^at^fo fann eä nid^t
»on fid^ felbft empfangen, wa§ csi nod^ nid^t |at. 3ft fomit aÜeS 33ers
änberltd^eburd^ eine gorm beftimmt unb ift fowo|l bie SiBelt beS ^a*
tertetten wie hk be§ ©eiftigen neranberlid^ , fo folgt , \)ci^ f owol^I bie
SÖöelt be§ ?D?aterietfen vak bie be§ ©eiftigen burd^ eine gewiffe gorm unb
par nid^t wiebcr burd^ eine »eranberüd^e , f onbern burd^ eine . gewiffe
Orbmmg ber ©efiirne, ben ©(anj be§ ßid^teS, hm Söed^fel von ^09
«nb 3flad§t unb u6erl^aupt bie ©tetigfeit, in toelcler Slttcä in [einer 3(rt
ber 33etrQ(!^tung biefer ©inge follen wir nid^t eitle unb oergängtic|e 23es
friebigung unjerer SBi^begier \]i^m^, fonbern fie finb un§ bie ©tufen;
S)ie ganje ^flatltr trägt nämlid^ bei aller 5ßeftimmti^eit il^rer gorm ben
[id^ mit unferem geiftigen ©ein. SDenn un[er ®ei[t mad^t 5ortf(|ritte in
ni(j^t latte, unb anbere pren wteber auf; er gc§t tjon einer ^anblung
ju einer anberen ü^er, beult Balb biefeä, batb jeneS^. Sßenn bu aber
fügen 3lnf(^auung fi^ geigen, nur faffen !annft, infofern e§ h\x6) eine
beftimmtc JJorm getrogen mirb, in ber Sßeife, ba| e§; biefi; l^inmeg«
hen (Sonfeffionen, §immet unb (Srbe finb ba; fie be!ennen taut, bafe fic
gef d^affen finb ; benn fie finb ber SScrSnberung unb bem SÖBed^f el unter«
TOorfen. J8aut belennen fie aud^, ba| fie nid^t fetbft fid^ gemad^t l^abcn.
tiefes ©eftdnbni^ ber SDinge ift burd^ fid^ felbft !(ar «nb geiüt^. 5Du
al[o, ^ert; l^aft fic geft|affen; bu l&ift, bcun bie SDinge fiiib^
^m §inMi(! auf ben retatiueu <5etn§(|araltcr , auf bie SSerönbertid^^eit
unb Sßanbetkrfeit fielet eg foniit feft, bajj bie $Belt be§ ^örpcvlic^eu
n)ie be§ ©eiftigen nid^t burd^ fid^ ift, fonbern il^ren SDofeinSgrunb Qiijjer
uub über ftd§ in ®ott, bem tlniDonbelbareu , bem Slöfotuten l^at, mil
ba§ SSeränbevlid^e ein unt)evänbertid^e§ ^ormpvincip , H^ ^ziüi^t ein
<Sein. ^wax i\i aUt§, wa'^v , wa^ i\t ohtx e0ixt. SlBer ha§ »er?
onberlid^e ©ein ift nid^t ba§ wal^re ©ein, weil jebe ißeränberung be*
roixtt, ba| ha^, maS mar, nid^t mel|r ift, jo ba^ bie S)inge nur infomeit
finb, al§ fie mal^reS ©ein l^aben, al§ fie in i^rem ©ein uerbteiben.
ift ober e):ift{rt nur burd^ ein emigeä unroanbelbareä gJrincip , burd^
©Ott*, ba§ malere, ba§ pd^fte ©ein, in bem fein ©d^atten non SJcr*
1 Conf. XI, 4; ibid. VII, 20: Et vere te esse, qui semper idem ipse
esses, ex nuUa parte nuUoque motu aliter autaliter, cetera vero ex te esse
omnia, hoc solo firmiasimo documentoj quia sunt. -
* Solu. I, 15: Non enim casto castitas, aed castltate fit castum; ita
etiam sl quid verum est, veritate utique, verum est. — Cum interit, quod
verum est, non interit yeritas. — Ubinam igitur illam esse credis? — Non
certe est in rebus mortalibus. Quidquid enim est, non potesfc manere, nisi
manet iUud, in quo est. Est autem veritas et non est nusquam. Sunt igitur
res immortales. Conficitur itaque non esse vera, nisi quae sunt immortalia.
De immort. anim. c. 12: Veritatem eam dicimus, qua vera sunt omnia, in
quantumcunque sunt, in tantum a,utem sunt, in quantum vera sunt.
§19. ®ic ©ottcSerfenntni^. '
175
änberlt(i^!eit i[t, bog nt(5^t war ober [ein rotrb, jonbern nur ift,> töeil
ba§, nja§ war, nt(j^i me|r ift unb \ia§, roaS fein wirb, nod^ nid^t ift*.
3ltte Singe atfo, weti^e epftiren, finb roaf)x; aUeg Söal^re aBer ift
nur wal^r bur^ bic Söal^rl^cit. @o ift in äffen, aud^ ben niebrigften,
förperlid^en ©ingen bie S^ee be§ 2CBo|ren, wenn gteid) auf nnPofffom=
mcnc SÖBeife, auSgeprögt unb barum finb äffe SDinge \^on in i|rer Der?
änbcrlid^en ©einSweife ein §inwei§ auf ®ott at§ bie äöal^rl^eit an \\^,
Sa gilt nun wieber ber @a^: Veritas foris admonet, iiitus docet;
wir werben burd^ bie ©puren ber 3^een, bic wir in ben üeranberlid^en
Singen finben, an bie ewige ©inl^eit, ©d^önl^eit unb ®üte gemal^nt unb
fd|ticBen barum mit 9flcd^t üon ber l^armonifd^en ©inl^eit, ©d^onl^eit,
Orbnung unb ®üte ber Singe auf @ott al§ ba§ @ine, urfd^öne, «rgute
^Princip berfei;6en.
©0 ftreben äffe Singe nad^ ^©inl^eit unb weifen eine gewiffe ©in^
trad^t il^rer Stipeite auf, wenn fic aud^ bie ©inl§eit nid^t üoffig errcid^en.
SarauS folgt, ba| (Sine pd^fte JCBefenl^eit bie ^orm il^rcriyormen ift*.
* De fide et symb. c. 4: Non potest dici: fuit et erit, sed tantum est;
quia et qui fuit, jam rion est, nondum est. — Si enim ille est,
et qui erit,
et de solo Deo proprie dici potest hoc vertum quod enim vere est, incommu- ;
tabiliter manet, quoniam,. quod mutatur, fuit aliquid, quod jam non est, et
erit, quod nondum est. De nat. boni c. 19: Yere enim ipse est, quia in-
commutalis est. Omnis enim mutatiofacit non esse, quod erat; vere ergo
ille est,
; qui incommutabilis est ; cetera , quae ab illo facta sunt , ab illo pro
suö modo esse acceperunt. Ao per hoc sicut ab illo: est omne., quod bonum
est, sie ab iUo estomne, quod naturaliter est.
2 Conf. XI, 4: Per creaturam mutabilem cum admonemur, ad veritatem
stabilem ducimur.
^ De ver.relig.c. 36: Caetera illiusuniussimilia dici possunt, in
quantum sunt, in tantum enim et vera sunt, haec autem ipsa ejus similitudo
et ideo veritas. Ut enini veritate sunt yera, quae vera sunt, ita similitudine
similia sunt, quaecunque similia sunt. Ut ergo veritas forma yerorum est,
fic jufammengeorbnet l^at *. 3lIIe biefe SDinge finb [d^ön unb töffen burd^
bte (Sd^önl^cit i|rer ^ovm auf ©Ott al§ il^r urfd^oneS formgebenbeS
^Prirtcip fd^tielen ^. 2(Ue SDinge finb gut unb geigen boburd^, ha^ ®ott,
ba§ Urgute, fie gebilbet unb geformt l§at^. @a finb \)k ©puren ber
n)orte§, ba^ bie Sß5ei§l^cit i|ren SSerel^rern auf bem SBege entgegenläd^elt
unb bei jebem SStitf il^nen begegnet, ^enn TOO^in bubid| wenben magftj
bir^ unb wenn bu in bie Slu^enroelt üerfunifen Öift, fo ruft fie bid|
gerabe burd^ bic gormen ber SluBenmett in bein iS^^wereg gurüd , bamit
hn erifenneft, bo^ JflleS, n)a§ bid^ »on Sinken erfreut unb ergoßt, be?
ftimmteiiJiaBc |at (numerosa esse), unb bamit bu bann bir bie ^rage
ftetteft, Wolter e§ ftamme. Sietrad^te nur ben §immety bie @rbe, ba§
WleeVy ,n)a§ aug ber ^öl^e Iperabteüd^tet ober in ber 5tiefcfid| regt:
il^nen biefe unb fie finb nid^t§. ^on wem anber§ aber finb biefe 2){nge
aU oon ^m, von htm ha^ ^a^ ift? ^enn fie |aben ja nur infofern
ein ©ein, al§ fie ein beftimmt gcmeffeneg ©ein finb. Sltteil^re j^^tmen
finb fd^on unb Don ^mm nad^ ^ag unb Orbnung in beftimmten
partium suarura, sine qua omninö esse non posset. Ergo ab eo factum est
et corpus, qui ömnis concordiae caput est. Habet corpus quandam pacem
stiae formae, sine qua prorsus nihil esset. Ergo ille est corporis conditor^
a qua pax omnis est et qui forma est infabricata atque omnium formissima;
1 De mor. Manich.Ordo enim ad convenieniiam quandam, quod
c. 6:
ordinat, redigit. Nihil est autem esse, quam unum esse. Itaque in quantum
quodque unitatem adipiscitur, in tantum est. UnitJatis est enim operatio con-
venientia et concordia, qua sunt, in quantum sunt ea, quae composita sunt.
2 Conf. XIII, 20: Et pulchra sunt omnia faciente te et ecce tu in-
euarrabiliter pulchrior, qui fecisti omnia.
* De ver. relig. c. 11: Omnis enim speeies ab illo est. Quis est autem
Dens, una veritas et prima atque summa essentia, ex qua est
hie nisi uniis
omne quidquid est, in quantum est, quia, in quantum est, quidqüid est, bonura
est. Gönf. XI, 4: Tu ergo^ Domine, fecisti eä, qui pulcher es, piilchra sunt
enim; qui bonus est, bona sunt enim; qui es, sunt enim.
^
§19. Sic ©otteSerfcnntni^. 177
formen fann. 3l(fö njeifen biefe formen auf eine eraige gorm l^in, roeld^c
be^njegen jugleid^ at§ eroige <Sd^önl^eit angejel^en werben mu^ «nb äffe
Siebe nerbient, weil fie 3IKe§ fd^ön unb liebenäroürbig mad^t. 3« <Jßß"
(Slementen unb 'Xfjeilen ber SCBett gibt fid^ @inl§eit, ©leic^md^igfeit unb
Orbnung funb unb burd^ (Sntgieljung ber ©ini^eit, ®leicf)ma|igMt unb
Orbnung würben bie Elemente ber SBelt in'§ 9^id^t§ l^inffie^en, — lauter
üorgegangen ift*. S)ic S)inge ber SSett erweifen fid^ burd^ i^r ^a.%
il^re ©eftalt unb il^re Orbnung aud^ al§ gut unb uerfünbigen baburd^
©inge mit @infd^Iu§ be§ menfd^lid^en @eifte§ auf @ott al§ ba§ um
wanbelbare 5ßrincip ber S)inge, unb enbtid^ »on ber (Sinl^eit, ©d^önl^eit,
©Ute unb Orbnung ber wanbelbaren ©inge auf ©Ott at§ ha§ fd^led^tl^in
1 De lil). arb. II, 16; de Genes, contr. Manich. I, 16: In omnibus, cum
mensuras numeros et ordinem vides, artificem quaere. Nee alium invenies,
et
nisi Tibi summa mensura et summus numerus et summus ordo est, id est
178 S5icrtcr,^^eil. •
§ 20.
2)er ©otteSbeg'rtff.
2lu§ ber 2lrt unb Sßetfe unferer ©otteäerfenntnt^ ergibt ftd^ ber
menfd^lidpe ®eift, fonbern \>a^ über ben menf(3ptidpen @etft eripaBene, un=
t)erdnbernd§e, unwanbelbare SBefen , von bem alle§ JSeränberlidpe
förpern(|en SDingen ober nadp geiftigen ©e^öpfen ober, waS no(| \^lm'
mer fei, na^ bloßen iöilbern ber Ißl^antafie beurtlpeite * itnb beftimmt
itnfcren ©eift unenbtid§ ergaben «nb unraanbelbar ift, muffen wir über
bie pofitiPen SSeftimmungen Ipinauä gur ttcgatttjcn Stlpeologie fort=
f%eiten; ja, ift @ott nidpt berfelben ©ubftanj, wie bie mettf(^M;e @eete,
fonbern al§ untoanbelbarer ©eift »on il^rmefentlidp i)erf(|ieben «nb un*
enblidp erlaben über fie, fo tann bie toa^rc 5t|eorogie ui^t anberä oer:
fahren, at§ bo§ fte ba§ Söefen ®otte§ in erfter ßinie negatio beftimmt.
in quo et a quo et per quem lieata sunt, quae beata sunt omnia. Deus
bonum et pulchrum, in quo et a quo et per quem bona et pulchra sunt, quae
bona et pulchra sunt omnia, Deus intelligibilis lux, in quo et a quo et per
quem intelligibiliter lucent, quae intelligibiliter lucent omnia.
1 De trinit. I, 1. 2 ibid. XV, 3.
§ 20. .
SDer @ottc§Bcgriff. 179
5tuf bie gragc itad^ bem Söefen ®otte§ ift \)it nad^fte Stntwort nur
btc: 3Ba§ ift ®ott, wenn er ni(|t ber Unfi^a^Bare, Unau§[pTe(|ltd^e,
UnBegreiflic^e ift, ber üBer unb au^er allem 8etenben ift? S)ettn aUe
feine Kreatur überfd^reitet er, feinem ganjcn SSerfe gel^t er t)or, ba§
IXniücrfum iiBerragt er. Slfferbingä, würben wir ®ott üBerl^aupt nid^t
kennen, fo könnten rair tl^n ni(|t anrufen unb nid^t lieben. Slttein in
SSejug auf ®ott ift eine fromme Unraiffeni^eit beffer alä eine eingebilbete
SOBiffenfd^aft; benn wenn rair i^n begreifen, ift er nid^t ®ott. ^l^n nur
ein wenig mit bem $Den!en erreid^en, ift gvo^e @e[ig!ett; i^n aber be^
greifen, ift unmöglid^ *. 3^ur mit gitternbem 23lid£ uermag ber ^enfd§ens
geift pm unenblid^en Sßefen ®otte§ aufjufd^auen unb nur im Dorübers
gel^enben ßid|tbU^ fid^ einjutaud^en in bic (Sr!enntniB ©otteä, be§ m^
enblid^en ©eifteS. Wlit größerer Salr^ett benfen wir ®ott, al§ wir
über i^n fpred^en, unb mit größerer Sßal^rl^eit ift er, al§ njir il§n ben«
ifen K @r überragt nid^t nur SlHeg, \m^ üon i^m gefagt, fonbern aud^
Stff e§, roa^ über il^n gebadet wirb ^. (S§ Ift f raglid^ , ob trgenb eine
Mne anbere SOöiffenfd^aft üon il^m |at, at§ gu wiffen, tote fie i^n nid^t
wiffe^ fieid^ter fagen wir, wa§ ©Ott nid^t ift, at§ wa§ er ift; benn
mit SSeftimmtl^eit wiffen wir nur, vja^ er nid^t ift, nämlid^ nid^t ein
Sßanbelbare§.
3tt^e§ <Jwi| ttur wiffen, wa§ ©Ott nid^t ift, bcöor man wiffen Ifamt,
wa^ er ift, ift fd^on !eine geringe (Sr!cnntni^;fd^on in ber SSerneinung
be§ ;3^rt]^wm§ liegt ein betrad^tltd^et ©cwtnn^. SDa|er fann Utt§ bic
-
6 De trinit. VIII, 2: Non enim parvae notitiae pars est, cum de pro-
funde sümmitatem respiramus,
isto in illam si antequam scire possumus, quid
Sit Dens, possumus jamscire, quid non Sit.
12*
180 . .
mtxmz^ixi
t|n, «m.i^n gu finben, unb loir finben i|n, xtm t^n nod^ Begieriger
gu \nä)mK
Sft nomltd^ ©Ott auc§ in feinem Slnfid^fein unkgreifti(^ unb ms
auäfpred^lid^l, fo ))a^ e§ feine Benennung gibt, bie feiner raürbig raare
unb fein SGßefen »oUfommen be§ei(j^nen konnte, fo wiffen mir boc|, ta^
er ift unb ba^ er ba§ unraanbelbare , unt)eranberltci§e ©ein ift. SSir
ftimmung ouc^ fein mog. 3lt§ ba§ unraanbelbare ©ein aber ift ®ott
über alle ^rdbicate, benen \)a§ SSeränberlid^e unterliegt, unb über otte
gefaxt werbe, weil biefe immer nad§ ber S^lorm ber Kategorien ba§ <Buh
ject oom 5|3rdbtcat unterfc^eiben. SGßir muffen, fo oiel wir üermögen,
oerfud^en, ©Ott gu benfen ol§ gut ol^ne Onalitdt, al§ grofe o§ne Quan«
tität, al§ ©d^öpfer ol^ne 33ebürfnij3 , ol^ne ßage aUen SDingen oorfi^enb,
ol^ne Haltung 8(tle§ l^abenb, ol^ne Ort überall ganj, ol^ne ^eit immer?
wdl^renb, ol^ne alle Jßerönberung 2Serdnberli(^e§ tl^uenb unb nid^tS leis
benb. SÖScr ©ott auf fold^e Sßetfe benft, ptet fid^, wenn er aud^ nod^ nid^t
burd^auS finben fann, voa^ er ift, bod^ el^rfurd^tSooff, ctwa§ oon ©Ott
ju benfen, wa§ er nic^t ift 2. 2lud^ wenn wir i|n \>tn ©d^öpfer, ha^
que patientem. Quisquis Deum ita cogitat, etsi nondum potest omnino ni-
§ 20. ©et @otte§bcgrlff. ^
181
^v'mcip ober, bte Viv\a^e aller- SDingc nennen, fo gefd^iel^t bie§ nur re*
tötlöe, inbcm mix t^n in [einem ^er^dttniB ^ur Kreatur, ntd^t in feinem
^nft(| ben!en *. ©benfo legen mx x^m mk SSerl^dltniffc gu ben seit*
tid^en, Deränbertid^en ©ingen Bei; aBer rair bürfen fie il^m nid^t in geit*
Ud^en fingen fönnen eöen be^l^alö, roeil fie öerdnberlid^ finb, hk 2(c*
weil eä üielmel^r haä $)}rinci|) ift, an weld^em 2lire§ ^beil l^at unb burd^
wetd^eB alle§ feine S3efd^affen^eit erhalt*. 35eim Körper ift <öubftans
unb 6-igenfd)aft oerfd^ieben; aud^ bie (Seele wirb, wenn fie einftenS ims
wer weife fein wirb, W^ bod^ nur fein burc^ Stl^eilnal^me an ber un«
üerdnberlid^en SGBeiäl^eit felbft. @ott bagegen ift nid^t bto^ frei oon
jebem materielTen 33eftanbtlpeif , fonbern e§ finb aud^ alle ^tgenfdjaften,
bie il^m beigelegt werben, ein§ unb baSfelbe mit feiner ©ubftanj ^. SSenn
wir alfo fagen: ®ott ift ewig, unfterbM}, unoergdttgtid^ , tebenbig,
weife, möd^tig, fd^Sn, geredet, gut, felig, ein ©eift, fo fd^eint nur ber
le|te 5lu§brudf feine 6ubftan§ , äße übrigen aber ^igenfd^aften biefcr
fagt 5U fein fd^eint, ift oon ber «Subftans ober oom Sßefen ^u perftel^ett.
Me§, wo§ in i^m erfannt wirb, ift er felbft. SDenn ©ott ift nic^t gwt
ober geredet burd^ bie ©üte ober ©ered^tig!eit, nid^t baburd^, ba^ er an
venire, quid sit, pie tarnen cavet, quäntum potest, aliquid de eo sentire, quod
noh'sit. ,
bcr ®üte ober ©ered^tigfcit X^til nimmt, fonbern er. tft fetßft feine ®üte
unb ®ere(|tigfeit. Unb fü im UeBrigen. Sft ö^er jebe ©igenfd^aft bie
©uöftanj felbft, jo folgt ferner, bafe oud^ Jebe ber t)erf(|iebenen Oua=
litäten bie anbere felbft ober \ia^ feine Onalüät uon ber anberen oer«
f(3^ieben i[t*. ©ein SEßiffen tft raett »erjij^ieben »on bcm unfrigen, weil
fein SÖBiffen feine SÖBei§!^eit unb biefe feine (5ubftan§ ober 3öefen!§cit ift.
: ©eine 3öei§|eit ift fubftantieU ibentifd^ mit feiner ®üte unb feine ®üte
mit feiner ©ere^tigfeit 2. SCBeil in i|m ni(Jt unterf(3§ieben raerben barf
pif d^en ©ubftan^ unb Slccibeng , fo pa^t aud^ bie M^ategorie ber ©üb*
ftang felbft nur im uneigentlid^eu 6tnne auf ©Ott, obglei(J§ er im pd^s
ften ©inne ift ober JReatitat l^at. S3effer gebrau(|t man »on il^m ben
Sluäbrud SSefenl^eit K S)o,d§ will fid^ 2luguftinu§ mit 9flü<fftd^t barauf,
ftammt, wie bemerft, au§ bem ©egenfa^ be§ SluguftinuS gegen ben ^iJlas
ruptibel; ba§ JBefen aber, ba§ au§ unb burd^fid^ felbft ift, ^at in fid|
1 De trinit, VI, 4: Humano quippe animo non hoc est esse, quod est
fortem esse aut prudentem aut justum aut temperatum. Potest enim esse
animus et nuUam Deo autem hoc est esse, qüod
istarum habere virtutum.
est fortem esse aut justum esse aut sapientem esse et si quid de illa simplici
multiplicitate vel multiplici simplicitate dixeris, quo substantia ejus signifi-
cetur. Ibid. YI, 7 Deus multipliciter quidemi dicitur magnus, bonus, sapiens,
:
beatus, verus et quidquid aliud non indigne dici videtur. Sed eadem magni-
tudo ejus est, quae sapientia. Et eadem bonitas, quae sapientia et magnitudo
et eadem veritas, quae illa omnia. Et non est ibi aliud beatum esse et aliud
magnum aut sapientem aut verum aut bonum esse aut omnino ipsum esse.
2 Ibid. XV, 13.
3 Ibid. V, I: Est tamen sine dubitatione substantia, vel si melius hoc
appellatur, essentia, quam Graeci oig^av vocant. Ibid. VII, 5: Deus autem
si subsistit, ut substantia proprie dici possit, inest in eo aliquid tanquam in
ßubjecto et non est Simplex, cui hocsit esse, quod illi est, quidquid aliud
de illo ad illum dicitur. Unde manifestum est, Deum abusive substantiam
vocari, ut nomine usitatiore intelligatur essentia, quod vere ac proprie dicitur.
* Ibid. II, 18.
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. §- 20. 5Dct ©ottcSBegtiff.- 183
®f>tt !5nne)t au(!^ !eine Untcr|(|{ebc ber 2lttri6ute gettcu. SDenn ents
raeber mad^en hk 9lttrißute boä göttliche Sßefen ou§ unb bonn fallen fic
mit bemfelben jufammen, ober fie finb guf affig für ba6 göttliche S9ßefe«,
Slfccibenjien , bann 016er finben fie in- ©Ott feine ©teile, ©enn raenn
unoeranberlid^ fein. Sflnr bann, wenn SlITeS, raaä ©Ott ^t, ju feinem
SSefen geprt, fann er unt)eränberli(3^ fein. @§ !ann in il^m feine 3«==
9ftaumli(!^ befd^ränft wie hk 51Raterte ift ©Ott fd^on bc^l^alö nid^t, njeU
er ein geiftigeS Söefen ift nnb at§ fold^eS ift ja fd§on hk menfc^lid^e
Seele ganj im ganzen Körper «nb gön§ in jcbem S;)^eilc besfelben gegens
gar nid^tjtt fein, wenn nid^t ©ott in i|r wäre, ^on i|m, burd^ il^n
nnb in il^m ift 2ltte§; er erfüllt unb nmfafet bte ganjeSelt^. UeÖeraff
|tn ift ©Ott ouSgegoffen, aber ni^t fo, ha^ er felbft eine SSefd^offenl^eit
ber 2Bett wäre, fönbern al§ bie bie SSeft fd^affenbe unb rcgterenbe ©uB«
ftanj. Sflid^t bnrd^ bie 9ftoume, wie irgcnb eine ÜJlaterie, ift er au§s
gegoffen, fo boB er in ber einen §älfte ber SBelt IpalB «nb l^alB in ber
quod fuerat, non esse; ac per hoc illud solum, quod non tantum non mutatur,
verum etiam mutari omnino non potest, sine scrupulo occurrit, quod verissime
dicatur.
2 Conf. I, 2. 3 De civit. Dei VH, 30; X, 3.
184 .
'
-
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SSicrtcr X^dl / - -.
alfo aucl^ über attc SScranberung , rae^e in Ue 3ett fallt, erl^aben ift.
Stuf i|n fann nid^t ein ©d^atten ber SSeränberung , dfo aud^ nid^t ber
3eit(id^!e{t falTen. 9ßa§ nid^t gefd^affen ift unb hoiS) ift, l^at nid^tä an
fic^, n3a§ üorl^er nid^t raar; in te^terem aber Hegt ba§ SSöefen ber
SSeränberung unb be§ Söed^feB. gmmerbar lebt ®ott unb nid^tä ftirbt
an il^m, roeil er t):Or Slnbeginn ber Reiten ift xmbüorMem, waS nur
vox genannt werben !ann- „5Du bift," fagt 21fuguftinu§,„berJ£>öd§fte
unb t)eranberft bid§ nid^t unb e§ nergel^t in btr ni^t ber O^eutigc 5£ag,
itnb bod§ t)erge|t er aud^ raieber in btr, roetl in bir aud^ äff' ba§ ®t'-
nid^t in bir beftänbe? Unb nieil beine ^al^re fein @nbe nel^men, fo flnb ,
beine i^al^re wie bev l^eutigc S;ag. 3Bie melc ison unferen unb unferer
ben begriff be§ einen üon ben 3Jler!maten ber JBefd^rMtl^eit unb Uns
oofffommen^eit be§ anberen befreit unb tonnen nun baju fortgeben, ba§
ööttlid^e SBefen nad^ Slnalogie beS ocranbertid^en ©einä, inäbefonbere
-nad^ 3tnaIogie be§ menfd^tid|en @eifte§, ber ein Menbtlb ®,otte§ ift, gu
beftimmen, inbem wir i^n auf biefem SBege un§ at§ ba§ ^öc|fte unb
SSoöfommenfte su beulen fud^cn, H^ überhaupt J'baS: Renten erreid^en
tann. 5Denn wir muffen \a gerabe fein Söefen be§wegen negatio 6e*
au(^ über ben ntenfi^ttc^ett ®etft, unenbtid^ er'^aben unb barmrt non affer
i Epist. 2 ad Volus,
2 Conf. I, 6; ibid. XI, 4: Quidquid factum non est et tamen est, non.
«st in 60 quidquam, quod antea non erat, quod est mutari atque variari.
§ 20. ' ©er- ®otte§Bc'griff. 185
DOÖfornmen ift. Unfcr SBiffen von @ott ift bal^er alferbing^ tncl^r ein
S'lid^tnjiffen ; wollen wir aUv bod^ »on i^m fpred^en, fo muffen loir i|m
tu }cber S3e§iel^ung %a^ §0(j^fte unb SSoHfommenfte beilegen, \ia^ ftd|
beuten lä^t, baöei jeboij^ un§ beffen benJuBt Bleiben, ba^ eine abäquate
(5-r!enntni§ ®otte§ un§ l^teniebcn ntd^t mögtid^ ift, fonbern nur eine @r?
fenntni^ per analogiam ^ Sßel^e benen, bie ton ©Ott fd^weigen, weit
fie fd^raä^enbe ©tumme finb ; aKein n)a§ fcigt überl^aupt einer mit feinen
fommenften (Sinne, weil er au§ \\^ felbft unb bal^er \>ai wol^re unb
unt)eranberlid)e ©ein ift 3, toa^renb 2llle§, tt)a§ er gef(^affen l^at, nur
ein retatioeS ©ein f)at, nur in geroiffer Sßcife ej:iftirt*. SSon ber (Sreatur
fann man nur fagen, bat fie ift, wenn man fie nici^t in ^ergteid^ mit
©Ott bringt; im SSergteid^ mit ©ott ift i|r ©ein ein 3'lid^tfein, weit
ein im SCBed^fet itnb in ber SSeränberung fid^ barbietenbe§ ^ 2tt§ pd^i
sed seipso magno magnus est: quia ipse sua est magnitudo. Hoc et de bo-
nitate et de aeternitate et de omnipotentia Dei dictum sit, omnibusque om-
nino praedicamentis, quae de Deo possunt pronuntiari, quod ad seipsum di-
citur, non translate ac per similitudinem, sed proprie; si tarnen de illo proprie
aliquid dici ore hominis potest.
2 Conf. I, 4; ibid. c. 6.
3 De doctr. Christ. I, 32: nie enim summe ac primitus est, qui omnino
incommutabilis est. At quae sunt, nisi ab illo esse non possunt. De
cetera,
morib. Manich. c. 1: Videre illud summum bonum, quo non est quidquam
melius aut superius. —
Hoc enim intellecto atque perspecto simul viderent
id esse,quod summe ac primitus esse rectissime dicitur. Hoc enim maxime
esse dicendum est, quod nulla ex parte corrumpi ac mutari potest, quod non
subjacet tempori, quod aliter nunc se habere, quam antea, non: potest, Id
enim est, quod esse verissime dicitur. Solil. I, 1: Una aeterna vera sub-
stantia, ubi nulla discrepantia, nulla confusio, nulla transitio, nulla indigentia,
nulla mors; ubi summa concordia, summa evidentia, sumina constantia, summa
plenitudo, summa Vita. Ubi nihil deest, nihil redundat.
^ De civit. Dei XXII, 24: Qui summe est et facit esse, quidquid aliquo
modo est.
.
5 Enarr. in Ps. 134: Ita enim ille est. ut in ejus comparatione ea, quae
facta sunt, non aint illi comparanda, quoniam ab illo sunt. — Illi comparata
non sunt, quia verum esse, incommutabile esse est, quod ille solus est. Tract.
38 in evang. Joann. Res enim quaelibet si mutabilis est, non vere est;
c. 10:
non enim est ibi verum esse, ubi est et non esse; quidquid enim mutari
potest, mutatum non est, quod erat. Si non est, quod erat, mors quaedam
ibi facta est peremptum est aliquid ibi, quod erat, et non est.
:
'
186 - ' ^icttet .S^eir.
ftc§ ©ein tft ©Ott ferner ia^ reine, afifolute ©ein, ükr olle Unter?
onf ©Ott finbet, muB er geba(|t werben al§ ha^ f (|te(|t|in einfädle
«Sein. 5Die menfd^tici^e ©eele ift, wie wix gefe^en ^aUn, ol§ immaterielle
©ubftang ein rctatit), b. I§. im Sßergleid^ mit bem Körperlid^en einfaches
©ein; alber fie ift ni^t fd^Iec^t^in einfad^, weil ftc üeronbertid^ ift nnb
be§l^aI6 ben Unterfd^ieb üon ©ubftang unb ©tgertf(|often unb ben Unter*
fd^ieb ber Dualitäten in fid^l^at. @ott aBer, bä§ unraanbelßare ©ein,
mu§ al§ bie oBfoIute ©infad^lpeit, al§ bie f(|ted^t|in einfädle 3Öefenl|eit
gebadet werben, roeld^e Don bem, waa fie Befi^t, nid^toerfdpieben ift unb
bal^er nid^t§ üon bem, wag fie l^at, Berltereti fann, wdl ba6, waS fie
l^at, nid|t§ 2lnbere§ ift at§ i^r eigene§ ©ein, weld^e alfo jeben Unters
fd^ieb ber Oualitäteh, fowie ben Unterfd^ieb jwif d^en ©uBfianj unb
eigenfd^aft oon fi^ au§fd^(ie^t 3. ^n ®ott ift nid^t üma§ 2lnbere§ ha^
il^m 5lffe§ ein§ ift*. ^it ber Sefre t)on ber oBfoluten (Sinfad^l^eit
* De trinit. VI, 10: UM est prima et summa vita, cui non est aliud
vivere et aliud esse, sed idem est esse et vivere; et primus ac summus in-
tellectus, eui non est aliud vivere et aliud intelligere, sed id, quod est intel-
ligere, hoc vivere, hoc esse est, unum omnia. Ibid. V, 4: Nihil accidens in
®otte§ mU 2luguffmu§ ntd^t fagen, ba^ ®ott aller SlttrtButc- oolltg ent?
Beljte, ha^ fie tl^m alfo nur im uncigenlti(|en ©inne jugcfc^rtekn roer?
ben; »ielmelr tft in ®otte§ Sßefen ber reafc (Srunb aller bie[er ©igen*
jd^aftcn, a6er jic finb in il^m fo geeint, ba| feine o|ne bic anbere gebadet
werben fann. (Sr roiK einerfeitä IfcineSraegS, ha% bie cinjetnen (Sigen*
\>a^ fie in ©Ott al§ unterfd^ieben, al§ getrennt gebadet werben. Senn
fie alle gufammen brüdfen nur bie ©ine Sßefenl^eit ®otte§ an^, für bie
©er menfd^tid^e ©eift ift relatiü, b. f). im SSergteid| mit bem !örpers
lid^en ©ein erlauben über ben [Raum, ba er ganj im ganzen 8eibe unb
gong in jebem 5l^ei(e be§felBcn ift. ©Ott aber, ber fd^led^tl^fn über ben
dtanm erlauben ift, ift bod^ raieberum, nad^ Slnalogie ber menfd^üd^cn
©eele ^M^t, in ithem 3flaume unb jwar gang im ©angen unb gan§ in
ift au^ ber menfd^Itd^e ©etft, oB oeränberlid^eS ©ein, ber Kategorie ber
über \>k Si^it erl^aBen, ober bod^ wieber, nod^ Sinologie beä menfd^Iid^cn
ftimmen at§ ha§ erftc unb pd^fte ßeben, al§ hie erfte unb pd^ftegn-
tetUgeng unb aB ben pd^ften SStHen^
©Ott ernennt nid^t blo^ fid^ felbft bUrd§au§, fonbern oud^ alle SDinge
auBeril^m. SDcnn fein SÖBiffen, b.J. feine SBefenl^eit ift j[a bic Urfad^e
alier ©inge unb beBpb wetB er bie ®inge ni^^^^ fie finb, fonbern
fie fkb, weit er fie weif 2. . 2ru§ biefem ©runbe ift^ aud^ allwifs
fenb; nid^tä ift il^m üerborgen. SSöeit ferner feine ©rfenntniB bem
©ein ber SDinge üorauSgel^t, ift er aud^ »orl^erwiffenb unb §war ift
autem creaturas suas, et spiritales et corporales, non quia sunt, ideo novit,
^ed ideo sunt, quia novit, Non enim nescivit, quae fuerat creaturus; Quia
ejgo scivit, creavit; non quia creavit, scivit.
' -'
,188 - - -
; SSterter tf^dl:'
fotd^eä l^at er eine untuaitbetöarc (5r!eitntnt§ unb fij^aut aKe SDtnge itt
il^n ber SBed^fet ber 3^^* «^^t öerul^rt^ 2lud^ burd§ fein ©d^affen
toud^S [ein SSiffen nid^t, ba alle SDinge gugleid^ unb üon @njig!eit ^er
üon i^m finb ^, n)a§ wir ^enfd^en freilid^ nid^t loöllig Begreifen fönnen ^.
„Sl«i |öt nad^ ber ©rfd^affung gefallen, tt)tt§ il^m fd^on üorl^er gefallen
l^atte, al§ e§ nod^ in ber BloBen ©d^öpfunggibee lag; nid^t al§ oö ha^
erregte, raaS nod^ ntd^t ift, eine anbere, töa§ 6ereit§ ift, eine anbere,
njaS gewefen ift. S5enn er jd^aut nid^t nad^ unferer SSöeife au§ nad^
bem, n)a§ suffinftig ift, ober |in auf ba§, roaS gegenwärtig ift, ober
gurütf auf ha§, roa§ üergangen ift, fonbern auf eine üon unferer 2lrt gu
benlen l^immelroeit üerfd^iebene SSeife. SDenn er fd^aut nid^t t)on biefem
auf jenes mit rocd^felnben ^ebanfen, fonbern er fd^aut auf burd^aug un«
wanbetbare SScife, fo ba^ er aK* \)a%, roaS in ber 3fit gcfd^tel^t unb
at§ s^'^u^fi^S «öd^ nid^t ift, at§ gegenwärtig }e^t ift unb al§ nergangen
nid^t mel^r ift, in unt)cranbertid|er unb ewiger Gegenwart erfennt, nid^t
anberä ]c^t, anber§ voxi)tx unb anberS nad^^er; benn nid^t wie unfer
SGßiffen dnbert fid| nad^ ber SSerfd^iebenl^eit ber brei S^^ten, ber gegen*
1 Conf. VIII, 3: Nam tu semper idem, qui ea, quae non semper nee
eodem modo sunt, eodem modo semper nosti omnia. De trinit. VI. 10: Ibi
novit omnia Deus, quae fecit, per ipsam et ideo, cum decedant et succedant
tempora, non decedit aliquid vel succedit scientiae Dei. Non enim haec, quae
creata sunt, ideo sciuntur a Deo, quia facta sunt: ac non potius ideö facta
sunt vel mutabilia, quia immutabiliter a Deo sciuntur.
2 De trinit. XV, 13: Nee aliter ea scivit creata quam creanda. Non
enim ejus sapientiae aliquid accessit ex eis, sed illis existentibus, sicut opor>
tebat et quando oportebat, illa mansit, ut erat.
3 Ibid. XV, 7: Quis ergo hominum potest iatam sapientiam, qua novit
Deus omnia, ita ut nee ea quae dicuntur praeterita, ibi praetereant, nee ea,
quae dicuntur futura, quasi desint, exspectentur, ut veniant, sed et praeterita
et futura cum praesentibus sint cuncta praesentia, nee singula cogitentur et
ab aliis ad alia cogitando transeatur, sed in uno conspectu simul praesto sint
eBenfo hmi er bie ^tikn, ol^ne geitlid^e SScgriffe p l^aBen , , raie er ba§
3ettlt(^e Bewegt, ol^ne felBer 5eitti(| Bewegt gu werben. 3)a alfo fal^ er,
baj3 gut fei, too§ er fd^uf, rao er fa!^, baB eä gut [ei, um e§ gu ftä^affen.
f)aik, bepor er fd^uf, waS er \a^, er, ber nid^t jo DoUfomnien wirfen
würbe, wenn nid^t fein SGßiffen fo üoHfommen wäre, ba^ e§ burd^ feine
ber ein fo grofeeä 33ßiffen unb 95orl^erwiffen Befi^t, ha^ er affc§ S5ers
gangene unb ^w'fönftige fennt, wie id^ §. 95. ein ganj Befannteg ßieb
!enne, fo ift ein fotd^er ©eift gewife über bie 3Jla|en wunberbar unb
^um ©rfd^redfen erftauntid^, ha i^m, wa§ t)on ben 3eittdufen rorüBer^
gegangen ober nod^ baoon öBrig ift, eBenfo wenig entgel^t, fo wenig mir,
wenn id§ ha^ Sieb finge, entgel^t, wa§ unb xok vid baoon Jd^on oor*
über unb wa§ unb wie oiel Bi§ §u feiner 23eenbigung ndd^ üBrig ift.
2lBer ferne fei e§ oon mir, ju meinen, bu, ber ©d^opfer be§ SllKS, bu
©d^opfer ber ©eifter unb ber Körper, bu !enneft in fol^er SCßeife alle
ootler. ift bein Sßiffen. 5Denn wenn fonft jemanb ein Be!annteg 2kh
fingt ober fingen prt, fo wirb er burd^ bie Erwartung ber^öne, bie
nod^ fommen, unb burd^ bie (Erinnerung an bie Bereits gefungcnen oers
fd^iebentlid^ Berül^rt unb feine 2lufmer!fam!eit nad^ ^wei leiten l^in gec
fpannt. ^i^t aber fo ift e§ Bei bir, \>em un»erönberlid^ ewigen, b. 1^.
SBiffen baburd^ eine ©renge p ftetfen, ha^ wir fdgcn, ©Ott fonne, töemt
nic|t in eßenbcnfelßen 3ß^tw«^'faufen eBenbtefelÖen jeitlid^en ^ingc fid^
tragen würbe*.
2lt§ SeSilte ift ber menfd^lid^e ©eift frei; nad^ 5lnatogie üon il^m
gebadet, ift bie göttlid^e Söefenl^eit al§ SBiKe fd^led^tl^in frei, nid^t
eiu @(^atten oon Jlflütl^roenbigMt !ann auf fie faKen K SßBie ferner
nid^t oom 9^id§twoIIen gum SBoHen, com S^id^ttl^un jum 5j;]^un ÖBcrgel^t,
in beut fein fpoterer ©ntfd^tu^ auf einen frül^eren fotgt unb nOd^ wes
ntger ^in fpäterer @tttfdptu§ ben frülperen öufl^eBen ober änbern würbe.
?Olan barf nid^t beulen, bafe ©Ott anberSafficirt fei, wenn "^
er ru|t,
anberS, wenn er wirft, weil man üonil^m gar nid^t fagen barf, ba§
er afficirt werbe, at§ oB in feiner IRotur etwas würbe, Wa§ oorl^er
nid^t gewefen. SDenn wer offtcirt wirb, erreibet etwa§ unb aKeg, wa^
etwas erteibet, ift wanbelBar,- ba§ UnwanbetBare bagcgen ift reine
Slctuatitat. Wtan barf Bei feiner ^iu^e nid^t an Xlntptigfeit unb Strägs
l^eit unb Bei feinem Sßirfen nid^t an SIrBeit , lUlül^e unb Stnftrengung
bcnfen. @r wei§ rul^enb ju !^anbetn unb l^anbelnb jurulen. (Sr fann
Bei einem neuen 2öer! nid^t einen neuen , fonbern nur einen ewigen
9flat!^fd^tu| au§fü!^ren^.
tatem, quoniam ex nuUa specie motuve mutaris, nee temporibus variatur vo-,
luhtas tua, quia non est immortalis voluntas quae alia et alia est. Ibid. ,
Xn, 15: Num dicetis falsa esse, quae mihi veritas voce forti in aurem in-
teriorem dicit de vera aeternitate creatoris, quod nequa^üam ejus substantia
; .
SOBa§ ©Ott wlU, bo§ tjermag er an^, b..l^. (^ott i^t aUmäd^tig*.
Unb er üermag alleä, n)a§ er roill, burd§ [einen Mo^en Söillen, o|ne
[tel^t, ücrmag er nt(|t gu raotten unb be^l^atb aud^ nici^t p, tl^un; benn
e§ todre fetner unnjürbig, wenn er- jot(j^e§ xooUm unb t^un fönnte^.
^a'^er !ann er an^ nur ba§ @ute raolTen, \ia^ 23öfe al&er weber xooUm
nod^ tl^nn, fo bafe er aud^ in etl^ijc^er §infi(|t \ia^ ben!bar pi^fte unb
Dolüommenfte SÖBe[en, b. !^. f(^le(^tl^tn Zeitig i[t. 35ofe§ raoffen ober
er baSjenige, roaS er roill, nur gum SSeften feiner ©efd^öpfe roitt, unb
btc unenbli(j^e ©erec^tigfeit @otte§, ber gcrna^ er ba§ ®ute U-
lol^nt mh bog 23ofc kftrafen mu^.
§21.
5Die gottli(|ett ^been.
Stt feiner Mma^t unb ®öte fd^uf ®ott hie SBert. SSenn er ba§
®ute nid^t J^erooröringen Ifönnte, fp |ätte er feine llOlad^t; wenn er e§
benn er genügt fid^ felfift unb kbdrflieju feiner t)bn i|m t)erfd|iebenen
per tempora varietur nee ejus voluntaa extra ejus aubstantiam sit? Unde
eum non modo hoc modo velle illud, sed semel et simul et semper velle
velle
omnia, quae vult, non iterüm et iterum, neque nunc ista nunc illa, nee
velle postea, quod nolebat, aut nolle, qnod prius volebat,^ quia talis volun-
taa mutaMlis est et omue mutabile aeternum non est; Deua autem noster
aeternus est,
1 De civit. Dei XXI, 7; De Genes, ad lit, lib. imp. c. 15: Accipi etlam
potesttenebrarum. nomine ipsum omnino nihilum, qnod non fecit Dens, et
unde fecitj quaecunque facere pro sua ineffabili bonitate dignätus est, cum
Sit omnipotens, qui etiam de nihilo tanta fecit.
@olte§ ber l^öc^fte (Snbjwerf ber 6cl^öpfung, ttieil ja @ött, ber unenblid^
uoKfornmen unb in \\^ felbft unenblit^ feiig ift, burd^ bie iöerel^rung
üon Seiten ber ©ejc^ßpfe nid^tg gerainnen !ann; Dielmel^r foHen biefe
i|n eieren unb nerl^errlid^en §u bem 3w>e(S, ba^ fie üon il^m §eU unb
©eligfeit empfangen 2. Siö man olfo nad^ einem 25eftimmung§grunb
im göttüd^en (Sd^opferrailten felbft fragen, fo ?ann al§ fold^er nur bie
©Ute ober Siebe ®otte§ angefe|en raerben. ^ftfofern ift bie SBelt*
@r^at bie SGBelt gefd§affen, raeil er raottte. 6ein Sßille ift berichte
1 De Genes, ad lit. IV, 16: Porro alia res bona praeter ipsum nuUa est,
quam ipse non fecit, ao per hoc nulla praeter se alio "bono eget, qui Vono,
quod fecit, eget.non
Sed "bona facere, si non posset, niilla esset potentia; si
autem posset nee faceret, magna esset invidentia. Quia ergo est omnipotens
et /bonus, omnia valde tona fecit. De civit. Dei XI, 21: Hanc etiam et Plato
causam condendi mundum justissimam dixit, ut a bono Deo bona opera fierent.
Ibid. XI, 24: In eo vero, quod dicitur: Vidit Deus, quia bonum est, satis
slgniflcatur, Deum nulla necessitate, riulla sua cujusquam utilitatis indigentia,
sed sola bonitate fecisse, quod factum est, id est, quia bonum est; quod ideo,
postquam factuna est, dicitur, ut res, quae facta est, congruere bonitati, propter
quam factum est, indicetur.
2 IV, 15—16; ibid. "VIII, 11: Ideo verus et solus est
x)e Genes, ad lit.
vimus. Conf. VIII, 1: Priusquam essem, tu eras; nee eram, cui praestares,
ut essem; et tarnen ecce sum ex bonitate tüa praeveniente totum hoc, quod
me fecisti et unde me fecisti. Neque enim eguisti me aut ego tale bonum
sum, quo tu. adjuveris, Dominus meus et Deus tneus ; non ut tibi sie serviam,
quasi ne fatigeris in agendo, aui-^ne minor sit potestas tüa carens obsequio
meo, neque ut Sic tecölam quasi terram, ut sis incultus, si non te colam,
sed ut serviam tibi et colam te, ut de te mihi bene sit, a quo mihi est, ut
sim, cui bene Sit.
* Conf. Xm,
2: Ex plenitudine quippe bonitatis tüae creatura tua sub-
sistit, ut bonum, quod tibi nihil prodesset ne de te aequale tibi esset, tarnen
quia ex te fieri potuit, non deesset. ;
©runb. berfelfien, au§errbem.e§^ feinen anbeten mel^r .gibt unb u6er. \>m
,
l^inauS nad^ Mnem weiteren geforfd^t werben !onn «nb barf. pv biefen
göttlidjen Sißillen nod^. einen pi^eren @rnnb jncj^en wollen; l^ie^e lifter
©Ott nodp eine pl^ere Wla^t fe^en, oon ber eroBl^änöig wäre, itnb \o
bie 3lbfoIut|eit ®otte§ auf^e&en. Sltfo weber eine ändere nod^ eine
^i, fo [d)uf er fte bod^ ni(|t in rein wiUfiirlic^ei: Söeife, nid^t oI;ne
gefegt werben 2. ^er ©runb ber SSettbingc aber Hegt in ber aBfotuten
^nteHigeng felbjt, ©ott fd^uf bie Söett nad^ ttm 5ßorbilb ber ewigen
^been, Vi)elä)t in bem, ©Ott bem SSater .gleid^ ewigen SBorte, im
Sogo§ ©otte§ ober in ©ott ©ol^n, bem wcfcnägleid^en ©ßenöilb ber
oon bem, burd^ hm xmh in Um oHe S)inge finb (a quo, per quem,
piternam atque incommutabilem, qua fecit Deus mundum) qui esse negat, se-
Deum fecisse, quod fecit; aut cum faceret vel
quitur, ut dicat irrationabiliter
antequam faceret, nescisse quid faceret, si apud eum ratio faciendi non erat.
ä Epist. 268 ad Nebr.: In se habeat haec tria et prae se gerat, primo
ut sit, deinde ut hoc vel illud sit, tertio, ut in eo, quod est, maneat, quantum
potest. Primum illud causam ipsam naturae ostentat, ex qua sunt omnia.
Alterum speciem, per quam fabricantur et quodammodo formantur omnia.
Tertium manentiam quandam, ut ita dicam, in qua omnia sunt.
(»tovj, ^l. SluguftinuS. 13 :
194 '
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S5icri'cr S^elL-^
in quo sunt oinnia). ©er fiogoS ift eitte götttiiS^e ^er[on itnb infoferh
an ftdp ein Moment im trimtartf(|en Seßen @otte§; fofern er afier tk.
Sßettibec in \\^ trägt, liegt itt il^m gugleic| bie 58ejiel^ung ber @ott§eit
auf ein 2lnbere§ al§ fie felbft. ®r ift ber (Somplej; be§ ^nteffigibeln,
mit bem, toie toir frül^er gefeiten, ber menfd^li(|e @eift in unmittelbarem
©ontact fielet unb ia^ tn ben l^ormen ber gefd^affenen SDtnge jur (Sr-
2ll§ inteltigibleS göttlid^eg Urbilb ber Sßelt ift ber ßogo§ bie un=
ßeben unb 5llfe§ ift @in§ ^ 9ll§ fd^ßpferifd^el iprincip aber, bur(j§ H§
2[lle§ gemad^t mürbe, ift er eine gemiffe §^o r m , aber niij^t eine geformte
3?orm (forma formata), fonbern bie ^orm aKe§ Geformten, bie unoer*
bem eä ift. Sßenn man fagt, ha^ in il§m 3llfe§ ift, fo lügt man nid^t.
unb neränberlid^en befinben. SDer ßogoS ift eine gemiffe ^unft ht^ aUc
inäd^tigen imb allmeifen ®otte§, opH oon unoeronberlid^en ©rünben ber
©inge ; in il^m erfennt @ott alle§ , raaä er burd^ i|n gefd^affen l^at ^.
1 De trinit. IV, 1: Qüia igitur tinum verbum Dei est, per quod facta
sunt omnia, quod est incommutabilis veritas, ubi principaliter atque iiicöm-
mutabiliter sunt omriia simul, non solum quae nunc sunt in hac universi
creatura, verum etiam quae fuerunt et quae futura sunt. Ubi autem nee
fuerunt nee futura sunt, sed tantummodo sunt, et omnia vita sunt et omnia
unum sunt et magis unum est et una vita est,
2 Ibid. VI, 10: Tanquam verbum perfectum, cui non desit aliquid, et
arsquaedam omnipbtentis atque säpientis Dei plena omnium rationura vi- ,
'"'
/ : - ^
§ 21. ©ie. göÄd^en S^een- 195
©iefe ^miVeWid^cn,, ewigen ©rünbe ber SDinge im SogoS ftnb tii^t Ho^
formale g$rincip{en, ttac^ benen bte SDtiige äu|erlid^ geformt würben,
fo wie ber Ä'unftter t)on au^en bem Stoffe eine gorm auf|)rägt, fon*
bern fie finb bie inneren, W SDinge in il^rer SSefen^eit unb gorm
jel^enben ßebenägrünbe , weil ja ber fiogo§ 'üa^ inteÜigiMc Urbilb ber
2öeÜ ift, bie SOßettibee alfo gn itim nic^t in einem MoB äuBertic^en SSer*
pttnij fte|t, fonbern ein SJJoment feines Sßefenä bilbet. Slber e§ ift
grunbe, weit ©Ott burd^ 'atn SogoS SltteS gef (Raffen ^at, fo ba^ ber
ßogo§ aB alius Dei gebadet werben \m')^, wo^renb bie 2ßelt ba§
glei(j^ ben platonifd^en Sbeen unb nennt fie, dl^nlici^ mt 5piato, bie
lebenbe ©ing fic^ geftaltet^ wä|renb fie felber, al§ ewig unb unoeranber-
li(^, ni(|t erft geftaltet würben'^. 3ö; Sluguftinuä fd^ließt fid^ im 2lu§--
continet ea, aliter autem in illo sunt ea, quae ipse est.
196 ^ ^
? ? SSicrter^l^c«; :
':-;;/'V ;. ' '
brucf fo toctt an ^lato an , ha^ ev- an etnev ©teffe [agt , W Söelt fei
Beffer gewefen in ber 3i>ee, oB [ic in 2ßtr!ti(3^!eit ift, fie fei wal^rer,
felBft ou(| eroig unb unöeränberti(| ftnb. Slnbererfeitä ge6rau(j^t er, roie
geftalten roiK, pt)or bie S^ee al§ ^unftform in fi^ trägt; unb er tl^ut
menf(^li(^en Ä'ünftler§ unb ben ^hm\ ®otte§. (Srftere, [agt er, finb
quod haec omnia, priusquam fierent, erant in notitia facientis. Et utique ibi
meliora, ubi veriora, ubi aeterna atque incommutabilia.
2 Tract. in eväng. Joann. c.17: Faber facit arcam; primo in arte habet
arcam. Si enim in arte arcam non haberet, non esset, unde fabricando illam
proferret; sed arca sie est in arte, ut non ipsa arca sit, quae videtur oculis.
In arte invisibiliter est, in opere visibiliter erit. Sic ergo sapientia Dei, per
quam facta sunt omnia, secundum artem continet omnia, antequam fabricet omnia.
* De civit. Dei XII, 25 Cum enim alia sit species, quae adhibetur ex-
:
SDa er leiert, ba| ][eglt(|e§ ©ein üor feiner 3eitli(|cn (Srfd^einung fd^on
felbft in feiner (Sin^ell^eit al§ ;3^ee in ©Ott. ^ie 3i>een finb nic^t Ölof
bie affgemeinen Urformen ber SDinge, fonbern fie Begiel^en fi(^ au^ anf
ha§ ©injelne; für febeg einzelne ^ing e):iftirt in @ott ein eigener, eroiger
©a fein Söiffen mit feinem Sßefen ibentifd^ nnb biefe§ aBfolnt einfad^
ift, fo fonnte man freiltd^ Ui ^rage erließen, mie man \x^ eine gottIi(j^c
SBettibee ben!en foff, in melci^er ha^ ©injetne gemußt n)ir&, ol^ne bal
bie göttti(i^e (Sinfac^^eit geftört wirb. SDarauf erraibcrt 3tugnftinu§, ha^
gottlid&e SBiffen fei eöen simpliciter multiplex, b. !^. ®ott fielet ben
SBeltplan mit ©inem ewigen SSlitf, ber SlffeS jnfammen fte|t unb 3(ffe§
in ©inl^eit^ .',
SDiefe mare nun bie Sc|re be§ 5luguftinu§ üBer bie götttii^en Sbeen.
^an tann ni(|t beftreiten, ba^ fie fid^ uofffommen auf km rein tl^eifti^
bem 3öefen ®otte§ unb bem ^efcn ber SSelt, jmifd^cn ©Ott at§ ber
aBfoluten (Jaufalitdt unb ben oon i^m gefd^affenen fingen äffen 5pan?
(Sein au§ ber göttlid^en ^hit atä [einem (eöenbigen unb toirffamen
nic^t, mein ®ott, fagt er, id^ wäre burd^auS nid^t, tüdreft hn nid^t in
mir. Ober mu^ id^ nid^t rielmel^r fagen : id^ raäre nid^t, wdre id^ nid^t
in bir, au§ bem, burd^ ben unb in bem 3llle§ ift."* „3d^ \a% baj?
9llle§ bir fein ©ein üerban!t unb ha^ 3tlle§ in bir Begrenzt ift, aber
fid^t, raeld^e ©Ott jur Sßettfeete mad^t^ SDie SCöelt eriüeist fid^ i^m
baburd^ fd^on aU erfd^offen, ha^ fie üerdnberlid^ tft; benn ha§ Uns
gefc^affene, bo§ feinen $Dafein§grunb in fid^ fetBft l^at, ift unüeranbertid^;
rcäre alfo bie Sßett raefenSgteid^ mit ©Ott, fo mü^te fie ein unneranbev*
lid^eä Sföefen laBen*. 5Die 2öelt, fagt er, fönnte o|ne biefc gw^manenj
©otte§ in il^r ni(^t Öeftel^en^, aBer fie ift nid^t au§ bem SBefen @otte§,
fonbern üon ©Ott au§ 9^id^t§ erf(|affen, fo ha^ ©Ott jmar notlwenbig
alles roal^re ©ein umfaßt, aBer bod^ in foId[;erJ£öcife, bo| er 5flid^t§ oon
atten ^Dingen ber Sßelt ift, fonbern biefe ein relatiö eigene^ ©ein l^aben,
unb bo^ er jmar 2rile§ in ben fingen töir!t, aber fo roirlt, ba^ biefe
©ein ni(^t üom aBfotutcn abtrennen unb leiert befel^alfi bie 3»inianenz
corporis universi praesente poteritia tenet Universum. Non enim fecit ätque
discessit efPectumque deseruit. — lUa effectoria vis vacare non potest, quin
id, quod ab eo factum est, tueatur et specie carere non sinat, qua est, in
qUantumcunque est. Quod enim per se non est, si deseratur ab eo, per quod
est, profecto non erit.
6 De civit. Dei VII, 30: Haec autem facit atque agit Unus verus Deus,
sed sicut Deus, id est ubique totus: nullis inclusus locis, ex nuUa parte mii-
tabilis implens coelum et terram praesente potentia non indigente natura.
, ',
Sic itaque administrat omnia, quae creavit, ut etiam ipsa proprios exercere
et agere motus sinat. Quamvis enim nihil esse possint sine ipso, non sunt,
quod ipse.
§21. S0,ic gottUd^cn Si>«n- -
'
- ^ 199
m^ tl^m ©Ott nid^t, raie ein trbifd^er SBevlfmeifter, ein äuj3erli(!§e§ "Sfla^
kvial notl^töcnbig l^at, fonbern \>a^ er baS, waS er [(jpafft, au^ ber
eigenen ßebenSfüffe fd^öpft, ba^ bie göttUd^en 3^een ni(|t Mo^e St^peu
[Inb, «ad^ benen boä enblid^e ©ein geftattet werben \oU, fonbern jugleid)
bie teÖenbtgen ©rünbe unb j^eime, roeld^e fid^ in ber Sßelt e;:pliciren.
2)[6er bie pantl^eiftifd^e 5luffa[fung biefer 2t^xt mi^t er babnr(| a6, ba^
er wiebernm gwifd^en ber 3i^ifli<Ji^f«§ ^^^ SSeltibee in ®ott unb ber ^m--
manens i>er eigenen gotttid^en Söefenl^eit in ®ott raol^I uttterfd;eibet *, ba^
er öetont, bie Söelt fei üon ®ott \>ux^ ben 8ogo§ auS Syitdfjtä ge^
fd^affen, unb infofern bie ^been al§ formale ^rincipien fa^t, nod^
benen an t)on ©ott an^ Sflid^tS gefd^affener 6toff geftaltet werben foK.
©Ott — \ia^ tft feine Seigre — jeugte au§ ftd^ ben Sogoä, fein n)efen§=
gleid^eä ©ÖenBilb, unb fd|uf burc^ ben Sogoä bie SSett al6 ein 21 b?
Bitb ber intetti gibein SScfenl^eit be§ göttlid^en Sogo§, fo ^a^ bie
i|rer abfoluten ©inl^eit ^u benfen; in jener ^iel^eit |at fid^ biefe ©in^eit
"om fpäter »orsugSweife 9fli!olau§ t)on ©ufa aufgegriffen unb »erwertl^et l^at,
we^^alö biefem, Wie wir an einem onbereu Orte bargetjan l^aben, ebenfo
1 De Genes, ad
lit. IL 6.
2 De XI, 5: Quid enim non pro suo genere ac pro suo modulo
trinit.
habet similitudinem Dei, quandoquidem Deus fecit omnia bona valde, non ob
aliud, nisiquia ipse summe bonus est? In quantum ergo bonum est, quid-
quid est, in tantum scilicet quamvis longe distantem, habet tarnen nonnuUam
similitudinemsummi boni. Ibid. VII, 3: Ex quo fit, ut de nihilo crea-
verit omnia, de se autem non creaverit, sed genuerit, quod sibipar esset,
quam filium Dei nominamus, quem, cum planius enuntiare conamur Dei vir- j
tutem et Dei sapientiam nominamus, per quam fecit omnia, quae de nihilo
facta sunt. >— Cujus (be§ gSttIi(|en Sogo§) exemplo et nos non discedamus a
Deo, quia imago Dei sumus. Non quidem aequaÜs, facta quippe a
et nps
patre per fllium, non nata de- patre sicut illa. Et nos, quia illuminamur
lumine, illa Vera, quia lumen illuminans. Ibid. VI, 10: Hie in. rebus cor-
poreis non tantum est res una, quantum tres simul et plus aliquid sunt duae
quam una res. Geterüm in illa summa trinitate tantum est una quam tres
simulnec plus aliquid sunt duae quam una. —
Ita et singula cuncta sunt in
singulis et omnia in singulis et singula in omnibtis et omnia in omnibus et
unum omnia, Qui videt hoc vel ex parte vel per speoulum et in aenigmate,
gaudeat cögnoscens Deum.
SDie S^ßC" «^^^' ^^^ enblii^e «Sein.
liegen bälget i?on ®tt)tg!eit l^er bie ^^orinprincipien ,ber SOßett unb barum
[agt Sluguftinuä, ha^ bie 3ßeU nor tl^rer ©(^öpfung war unb nic^t
war; fie war aU göttlid^er ®eban!e, \ia man nid^t annel^men fann, bafe
©Ott etwaä fd§uf, ba§ ev nidpt kannte, a%r [ie war nid^t, wie fie je^t
tl^rer JRatur m^ ift*. ©ä ift el6en bie SBeltibee, bie alä gottli(|er ®e?
baute afferbingS mit bem 3Be[en ®otte§ ibentift^ ift, al§ ftj^öpferifc^er
etwa§ 3(nbere§ bie S^ee unb dma^ 9lnbere§ ha^ creaturltd^e ©ein; bie
©inge finb bie ewigen ®eban!en ®otte§, finb aber Mm^ geworben,
ha^ fid^ in t|nen jene fd^öpferifd^en ©ebanfen at§ gormprincipien , mit
jur beftimmten (Sntwitfelnng offenbaren unb barteben ^ ha'^ fie fid^ offen?
baren aB bte ©rünbe unb ^eime, t»on unb nad^ weld^en in urfprüngs
lid^er ®efet^mo^ig!eit haB enblid^e ©ein geftattet ift *. Söeil aber anbrer*
'De Genes, ad
lit. IV, 33: Dens condidit omnia, quae per illum sunt
condita, quod nunc temporalibus interyallis ea videri videmus ad,
ut hoc,
peragenda, quae suo cuique generi competunt. ex illis insitis rationibus veniat,
quas tamquarh seminaliter sparsit Deus in ictu cpndendi.
* De trinit. III, 8: Inviaibilium enim seminum creator ipse creator est
:
;
' '
V22.'"©ic3i>ectt'üttb-^^^^^ cnbli^c- ©eilt; '
' -
^
201
biefcn ©ebanfen, aber' bo(J^ eine Offenbarung , ein Slbbtlb be§ göttlid^en
SßSefeng, be§ emigen ^ovmprtnctpS , fo 'ba^ \i^, mie mir Bereits in ber
©rfenntni^Ie^re gefeiten l^aben, in ben formen ber SDinge \>a^ gottlid;c
Sßefen, |e nac^ ber «Stufe be§ eubtic3^en (Sein§ in mcl^r ober nieuigcv
©ein fei realerer at§ M förperlid^e. SDiefe ift ber metapl^gjif(^e ©runb
baoon, bä§ rair W intelTigibre SÖefcn^eit ©otfcS au§ ber fi(jf;t6aren
manbelbaren ^^ormen, oon i|m, in il^m unb bur^ itin ift aHe§ formbare
5ßeränberli(^e, er ift bie ©inl^eit, burc| wd^z jebeg Sing ein§ ift, 'nit
Sßal^rl^eit, burd§ metd^e otte SDinge ma^r finb, bie 6(|onl^eit, burd^
meldte bie SDinge fd^ön finb, btt§ ®uk, hurä) meld^eä bie SDinge gut
finb; boburc^, 'ba^ er hk Singe formte, finb fie eing, mal^r, fd^on unb
gut* unb fo ein 5lbbilb feiner Sßefenl^eit, biefer dl^nlid^^ eins 'Sia^>
esse poteßt, ex Deo habet. Quod alio modo sie dicitur: Omne formatum, in
quantum formatum est, et omne, quod nondum formatum est, in quantum
formari potest, ex Deo habet.
2 Ibid. c. 43 : Itaque etiam filius recte dicitur ex ipso, cetera per ipsum.
Processit enim forma, omnium summae implens unum, de quo est, ut cetera,
quae sunt, in quantum sunt, uni similia per eam formam fierent. Conf. XIII, 2
Nisi per idem verbum converteretur ad idem, a quo facta est, atque ab eo
illuminata lux fieret, quamvis non aequaliter, tarnen conformis formae
aequali tibi.
'
202 , / -^ . »lerjcr 3:^'ell. ' , ,
'
'
SDing feine jjorm, feiu.^afe unb [eine <S(|önl^eit unb- feinen gncben mit
fic§, worin mx ba§ %yx\t be§fell6en anjuerfennen i^aöen^. @el6ft \At
^IRaterie, raefc|e bte unterfte @tufe be§ creotiii'li($cn SDafetnä öilbet unb
t)on Dielen fogar für ben @runb affeä UeÖelä gel^alten mürbe, ift, weil
fie ber tjorm njenigfteng faltig ift, al§ etroaa @ute§ angufel^en^ Sßenn
ba^er bie förperlid^e S^iatur 3. 33. nlc^t bie »olle ©enauigfeit m^ ©(|ön?
l^eit ber geometrifcJ^en ^^orm erreid^t, fo liegt bod^ in ber Slel^nlid^feit mit
^ De Music. VI, 11: Quae vero superiora sunt, nisi illa, in quibus summa,
inconcussä, incommutabilis et aeterna maiiet aequalitas? UM nullum est tem-
pus, quia nulla mutabilitas est,' et unde temporai fabricantur et ordinantur et
modificantur aeternitatem imitantia, dum coeli cbnversio ad idem redit et coe-
lestia Corpora ad idem revocat dieljusque et mensibus et annis et lustris
ceierisque siderum ordinibus legibusque aequalitatis et unitatis et ordinationis
obtemperat. Ita coelestibus terrena subjectä orbes temporuih suorum nume-
rosa successiöne quasi carmini universitatis consociant.
2 De Genes, ad lit. IV, 2: Secundum id, quod novimus mensuram in
eis, quae metimur, et numerum in eis, quae numeramus, et pondus in eis,
quae appendimus, non est Deus ista: secundum id vero, quod mensura omni
rei modum praefigit efc numerus omni rei speciem praebet et pondus omnem
rem ad quietem ac stabilitatem trahit, ille primitus et veraclter et singulariter
iste est, qui terminat omnia et format omnia et ordinat omnia, nihilque aliud
dictum intelligitur: Omnia in mensura et numero et pondere disposuisti, nisi
mit bet förperlid^en ^atnx üerbunben löorben, bamit fic bie UM bev
iO^atevie feunen lerne unb baburd^ ktel^rt, fid^ jum ©uten guvüdwenbe;
Dietmel^t tft bev Körper ber @eete gegeben, um ®nte§ ju tlpun*.
3Son \>m irbif(|en 5Dingen 6B p ben l^tmmUf(|ett unb t)on ben \x^U
baten 6i§ gu ben unfi(|tBarett [inb nur bie einen SDtnge kffer atä bie
anberen unb bie SDinge finb nur be^'^alö ungteid^, um affeS gu fein.
©Ott fonnten fie freitid^ nid^t gleid§ werben, gerabe weil [ie werben unb
ba|er ber ä^eränberung unterworfen fein mußten, akr alle§ in ber Sföclt
ift nad^ ben ewigen ^Wn ber @d^ön|eit unb ®üte gcorbnet, alfo ®ott
äl^nlid^ md) oerfd^iebenen ©raben ber 51e!^nlid^!eit. Unb par ift ©Ott
öraue wegraftrt würbe, unb bod^, wie üiet an ©c^önpit? ©enn biefe
fel|r fd^ön unb gut; W ©d^onl^eit unb ©üte be§ ©an^tn übertrifft nod^
bie ber einzelnen %'^eiU K ^n ber ©efammtl^eit i^rer 5;^eilc ift fie ferner
nid^t bloB fel^r fd^ön unb gut, fonbern aud^ oollftänbig, eine univer-
sitas*, babei aber ein fo einl^eitltd^eS ©ange, ba| fie ein Slbbilb
ber (Sinl^eit be§ göttlid^en Sßßefen§ barfteltt. ©ie SÖBeltibee, fofern fie mit
bem SGßefen be§ göttlichen SogöS ibetttifd^ ift, l^aben wir, gemd| ber ab=
foluten (Sinfa^l^eit be§ gottli^en Sßöefeng, al§ eine fd|led§ti^|nige ©in^eit
ju benifen. SDie.SÖSelt aber ift ni# einfad^ wie ba§ (Swige, fonbern
' Enchirid, c. 10: Bona etiam singula. Simul vero universa valde bona,
quia ex omhibtis consistit üniversitatis admirabilis pulchritudo. — Conf.
XIII, 28: Vidisti omnia, quae fecisti, et ecce noh solum bona, sed etiam
valde bona tanquam simul orania. Nam singula tantum bona erant, simul
autem omniä et bona et valde. Hoc modo dicuhtur quaeque pulchra corpora,
quia longe multo pulchriüs est corpus, quod ex membris pulchi-is omnibus
constat quam ipsa membra singula, quorum ordinatiasimo conventu completur
Universum, quamvis et illä etiam singulatim pulchra sint.
* De div. qü; 83 qu. 41: Nöh essent omnia, si essent aequalia; non
enim essent multa rerum genera, quibus conficitur universitas, primas et se-
cundas et deincepa usque ad ultimas ordinatas häbens creaturas, et hoc est,
quod dicitur omnia.
nad^ ein eml^eitli(j§e§ ©ansc; al6ev biefe ^\>zz [tettt fi^' in ber duneren
(Sin^eit Silben. SSiele Söelten an^nne^men, ift ein teeve§ ©piel ber ©in*
Mtbung§!ra[t ^ ©erabe burc| hk l^armonifd^e (S'inl^eit ber 3öelt wirb
i^re ©d^onl^eit unb ®ute nod^ erlpöl^t; wie fie in oHen i^rcn Z'^tikn
fc^on unb gut, in ber ©efammtl^eit il^rer Z^eik aber fel^r fd)ßn nnb
gut ift, fo ift fie au^ in il^ren Dielen einzelnen ^i^eilen fd^ön unb gut,
in ii^rer l^arttiouif(j^en (äinl^eit akr fel^r fd^ön unb gut unb ]^eiJ3t at§
öom göttlid^en SDenfen, ba§ mit bem Sßefen ® otteS ibcnti jd^ ift. ^al^cr
ift bie gottlid^e 3^ce al§ formenbe§ ißrincip ni(!^t nur. ein bie enblic^en
S)ingeunterfd^eibenbe§, fonbern au(| ein @inl^eit§-, b. 1^. eine ©inl^eit
bilbenbcS ^^rincip unb ha^ formen fooiel al§ ©inl^eitgeben \ SDaä ©ein
2 De. Genes, conti. Manich. I, 21:.Si enim singula opera Dei, cum con-
siderantur a prudentibus, inyeniuntur habere laudabiles mensuras et numeros
et ordines in suo quaeque genere cönstituta, quanto magis orania simul, id
est, ipsa universitaa ,
quae istis singulis in ünum coUatia impletur. — Tanta
quae bona sunt, tunc multum
est via et potentia integritatis et ünitatis, ut,
etiam plaeeant, cum in Universum aliquid conveniuntatque concurrunt. Uni-
versum autem ab unitate nomen accepit..
^ Conf. X, 11. Verum tarnen sibia,nimus hoc verbum (cogitare) proprie
vindicavit, ut non quod alibij sed quod in animo coUigitur, id est, cogitur,
cogitare proprie jam dicatur.
* De Genes, contr. Manich. I, 12: Omnis forma ad ünitatis regulam
cogitur. —
De Genes, ad lit.lib. imp. c. 10: Vis ipsa formae commendatur
nomine ünitatis. Hoc est enim. formari, in unum aliquid redigi, quoniam
summe unum (Daus) est omnis formae principium.
5 De ordine II, Quid discernendum est, niai quod aut unum puta-
18:
tur et non est, aut certe non tam unum est, quam putatur? Item cur quid
connectendum est, nisi quod aut unum putatur et non est, aut certe non tam
unum est, quam putatur? Ergo et in discernendo et in connectendo unum volo,
'
-
' . § 22." ®le 3i)cen «tt^^bag' «nbtl^c ©ein; / 205
SDtngen gilt, gilt aud^ üon ber Söelt im ©anjen, beten Orbnung cBen
barin Befielet, ba| jebeS einzelne ^ing für [x^ eine ©inl^cit, von Jebem
anberen bur(| feine eigentpmtid^e ^orm ücrfdpieben , aber mit bcr Orbs
©d)onl^eit unb ®üte geworben ift, erpU unb leitet au^ bie Sföelt.
wirb, bie njaltenbe Sßorfel^ung für aUe im SSed^fel unb in ber SOer?
anberung ftd^ barlebenben S)inge3. ^jyg ^emf elften ©runbe, weit bie
göttlid^en ^been bie ewigen ©rünbe aller 5Dinge in @ott ftnb, !ann aud^
!cin geraorbcneg ©ein in ba§ 9^id^t§ jurüäfel^rcn ; e§ ift gezwungen, ju
fein, unb toenn e§ fid^ aud^ nod§ fo fel^r nerminbert, fo nju§ bod^ etroaS
unura amo, sed cum discerno purgatum, cum connecto integrum volo. — De
mor. Manich. II, 6 : Nihil est autem esse quam unum esse. Itaque in quan-
tum quodque unitatem adipiscitur, in tantum est. Unitatis est enim operatio
quantum sunt ea, quae composita sunt:
convenientia et concordia, qua sunt, in
nam simplicia per se sunt, quia una sunt; quae autem non sunt simplicia,
concordia partium imitantur unitatem et in tantum sunt, in quantum asse-
quuntur.
* De mus. "VI, 17 : Quam ob rem quisquis fatetur, nullam esse naturam,
quae non, ut sit, quidquid est, appetat unitatem.
2 De ver. relig. c. 7: Omnis enim res vel substantia vel essentia vel
natura vel si quo alio verbo melius enuntiatur, simul haec tria habet, ut et
unum aliquid sit et specie propria discernatur a ceteris et rerum ordinem
non excedat.
* De lib, arb. II, 17: Hinc etiam comprehenditur , omnia Providentia
gubernari. Si enim omnia, quae sunt,
forma penitus subtracta nulla erunt,
forma ipsa incommutabilis , per quam mutabilia cuncta auhsistunt, ut forma-
rum suarum numeris impleantur et agantur, ipsa est eorum Providentia. —
De Genes, ad lit. IV, 12: Creatoris namque potentia et omnipotentis atque
omnitenentis virtus , causa subsistendi est omni creaturae : quae virtus ab eis,
©ai^er gel^t aud^ öei einem 2(l5faff t)on ber ^bee , ben r)ernünftig=frete
®e[c^öpfe ft(^ kige^ett laffen tonnen, nx^i otte gorm verloren, fo bag
bo§ ©ein t)erni(j^tet raürbe, fonbern buvd^ bie 3bee ift ba§ 6ein immer
no(| in irgenb einer Söeife, [o ba^ immer nur ein grabuetter, akr nie*
!ann ^
^a bie SÖöeltbinge gefd^ äffen finb, fo l^akn mir bie göttlid^en
roie fie rein an fid^ oon ©migfeit l^er im göttli^en fiogoä finb, nämlid^
fd^affen unb roerbenb, anberg in ben wirflic^en SDingen, wie fie in gotge
1 De lib. arb. II, 17 : Quid enim majus in creaturis quam vita intelligens,
aut quid minus potest esse quam corpus? Quäe quantümlibet deflciant et eo
tendant, ut non sint, tarnen aliquid formae illis renianet, üt quoquo modo sint.
Quidquid autem formae cuipiam rei deflcienti remanet, ex illa forma est, quae
nescit deflceremotusque ipsos rerum deficientiüm excedere numerorum suorum
legem non sinit. —
De Genes, ad lit. lib. imp. c. 12: Q^ae quantum attinet
ad illum, a quo facta sunt, speciösa atque formosä sunt: quantum autem in
ipsis est, possunt deftcere, quia de nihilo factä'sunt; et in quantum non de-
ficiunt, non est eorum mäteriae, quae ex nihilo est, sed ejus, qui summe est
et illä facit esse in genere et ordine suo.
2 De Genes, ad lit. V, 12: Cum ergo äliter se habeant omnium crea-
turarum rationes incommutabiles in verbo Dei, aliter illa ejus operata, a qui-
bu8 in die septimo requievit, aliter ista, quae ex illis usque nunc operatur.
Ibid. VI, 10:Sed haec aliter in verbo Dei, ubi ista non facta, sed aeterna
sunt; aliter in elementis mundi, ubi omnia simul facta futura sunt; aliter in
rebus, quae secundum causas simul creatas non jam simul, sed suo quaeque
tempore creantur, in quibus Adam jam formatus ex limo et Dei flatu anima-
tus, sicut foenum exortum, aliter in seminibus, in quibus rursus quasi pri-
mordiales causae repetuntur, de rebus ductae, quae secundum causas, quas
primum condidit, exstiterant, velut berbä ex terra, semen ex herba.
§_22. 5Dte Sbe'cn unb bä§ cnblid^c ©ein. '207
ber albfotuten SSoHenbüng feienbe ©ein unb ba§ creatürltd^e ©ein bte in
e§ waf)x unb üoKenbet in bem ©tobe, al§ bie gbee ft(| an il^m t)ev=
fi(ä^ üern3ir!ti(|t unb auggeftaltet, n)a§ uorl^er noi^ ni^t in ber (Srfd^eis
nung war, fii^ no^ nii^t »erwirüid^t unb auägeftaltet |atte, raeil e§
^Kerben, feienb unb noc| ni(3^tfeienb ift K @rft am @nbe iiEer geitlid^en
wenn, wie ber (^rifttid^e ©taube lel^rt, ein neuer ^immerunb eine neue
^•rbe wirb, neu nid^t burd^ Untergang ber ©ubftanj, fonbern bur(^ Ums
geftattung ber gorm^.
Et, utique ibi meliora, ubi veriora, ubi aeterna et incommutabilia. — Ibid.
VI, 10: In quibus omnibus ea jam facta modos et actus sui temporis acce-
perunt, quae ex occultis atque invisibilibus rationibus, quae in creatura cau-
saliter latent, in manifestas formas naturasque prodier unt.
2 Ibid. VI, 11 : Si enim prima illa opera Dei, cum simul omnia creavit,
in SUD modo perfecta non essent, ea procul dubio post adderentur, quae Ulis
perficiendis defuissent, ut quaedam nniversitatis perfectio ex utrisque constaret
Singulis quasi semis, velut alicujus totius partes essent, quarum conjunctione
ipsumtotum, cujus partes fuerant , compleretur. Kursus si ita essent illa
perfecta, sicut perficiuntur, cum quaeque teraporibus in manifestas formas
suis
actusque pröcrieäntur , profecto aut nihil ex eis posteä per tempöra fieret aut
hoc fieret, quodex istis, quae suo quaeque jam tempore öriuntur, Deus non
cessat operari. Nunc autem quia jam
et consummata quodammodo et quodam-
modo inchoata sunt, ea ipsa, quae consequentibus evolvenda temporibus pri-
mitus Dens omnia simul creavit, cum faceret mundum, consummata quidem,
quia nihil häbent illa in naturispropriis, quibus suorum temporum cursus
agunt, quod non in istis causaliter factum sit; inchoata vero, quoniam quaedam
erant quasi semina futurorum per saeculi tractum ex occulto in manifestum
locis congruis exserenda.
* De civit. Dei XX, 14: Peracto quidem judicio tunc desinet hoc coelum
et haec terra, quando incipiet esse coelum novum et terra nova. Mutatione
nainque rerum, non omnimodo interitü transibit hie mundus. Unde et äpoato-
lus äit: Praeterit enini figüra hujüs muhdij volo vos sine soUicitudine esse.
Figura ergo praeterit, non natura.
^ie eiüige SÖBeltibee tourbe -itt' bie jeitlid^e Sß{r]£(i(|fcit perfekt bur(3^
fonbern ba§ aud^ für fie al§ 5?orntprtncipten eine uorl^er ni(3^t
ift nid^t roie ein menf^tid^er ^ünftter, ber bei !orperltc|en fingen blo^
au^erlii^ eine gorm anbringen !ann, fonbern er ift e§, ber SDinge ju
erfd§ äffen vod% wie wir benn bei aKen entftel^enben unb t)erge!§enben
SDingcn ber SBelt fe^en, baB il^re formen nid^t oon au^cn ange:=
5Iffe§ au^er @ott ift nur burd^ ©Ott; atfo !ann er bie äBett nid^t au§
einem bereite uorl^anbenen ©toffe gebilbet l^aben, nid^t inie ein ^ünftler,
ber einen Körper au§ bem anbern bilbet nad§ bem (Srmeffen feiner ©eele,
bie M^ SSermogen befi^t, fo gut e§ eben gel^t, einem Körper bie ©eftalt
5U geben, hk fie il^m geben roitt, unb ber biefe ©eftalt nur einem bereits
ber enblid^en ©inge auf 9lled|nung ber ^flegation unb taffe be^alb affe§
©nbtid^e, foweit eä enbtid^ ift, ber B^egation »erfallen fein; ot§ lel^re er,
\>a^ ©ein ber Sßett, 'i)a^ SSeränbertid^e in i!§r ftomme üon ber SRegation,
meit ha^ SSeränberlid^e nur baburd^ üeränberlid^ fei, \ia^ e§ 3^id^tfein
l^abc, unb fo unterfd^eibe fid^ bie SCßett t)on ©Ott baburd^, bafj in ii^r
bie essentia oerminbert fei, ha^ weniger (5'ffen§ ha fei al§ bei ©Ott,
Nam unde tibi hoc, quod tu non feceras, unde aliquid faceres? Quid enim
est, nisi quia tu es?
3 De nat. boni c. 26; Non de bis rebus, quae jam erant, sed de bis,
'
alfo bur^ ha§ minus esse gegenüBer bem summe esse. StuguftmuS
vertritt feine anbere Seigre ot§ bie Irabitionell ltrc|t{(^e üon bev ©d^öpfung
ou§ Sflid^tS. ©d^on ber 2JCu§brutf summe esse beutet Hat barauf l^tn,
baj3, rate rair fpäter feigen raerben, SluguftinuS utij^t einen Unterf(j^ieb
3tt)ar raurbe bie ftc^tbare Sffielt au§ einer formtofen Materie ge=
löilbet, t)on ber rair ung feine abaquate ^orfteffung Silben, fonbern nur
fagen fönnen, bajj fie feine inteUigible ©einSform ift, raeil \)k ^OJaterte
ha^ ^orms unb ©eftaltlofe nid§t finnlidj raal^rnel§mbar ift 2. 5l6er nic|t
biefe ungeftaltete ^iJtatertc ift baä 5yiid)t§, au§ bem bie SBelt gefi^affeu
raurbe; fic fielet rao^l bem S^ltd^tS nal^e, in ber ?0^ttte graifdpen ©eftalt
unb 3fltc^t§, ni(^t ©eftalt unb au(^ ni(^t 5yiid^t§, ein i^aftsjyiti^tg ^, aber
nid^t blo^ gefßgt, bo^ fie au§ einer formlofen ^DJaterie geftaltet raurbe,
fonbern 'ba'^ fie au§ einer fold^en f ormlofen 2?iaterie geftaltet raurbe,
bie felber au§ bem abfoluten 9^i(|t§ in^§ Safein gerufen raorben ift^.
1 Conf. VII, 11: Et inspexi cetera infra te.et vidi nee omnino esse nee
omnino non esse. Esse quidem, quoniam abs te sunt, non esse autem, quoniam
id, quod es, non sunt. Id enim vere est, quod incommütalsiliter manet.
2 Conf. XII, 5.
3 Ibid. XII, 6: Citius enim non esse censebam, quod omni forma pri-
varetur, quam cogitabam quiddam inter formam et nihil, nee formatum nee
nihil, informe prope nihil.
* Ibid, XII, 8: Illud autem totum prope nihil erat, quoniam adhuc in-
forme erat; jam tamen erat quod formari poterat. Ibid. XIII , 33: De nihilo-
enim a te, non de te facta sunt, non de te aliqua, non de tua, vel quae antea
fuerit, sed de concreata, id est, simul a te creata materia, qui ejus informitatem
sine Ulla temporis interpositione formasti. Nam cum aliud sit coeli et terrae
materies, aliud coeli et terrae species, materiem quidem de omnino nihilo,
geftaltete, iffc bie SSelt gefd^affen roovben. ©iefe§ gormbare ift ha§
mogtid^e ©ein, ha^ burd^ W ^ormprincipien jum Tr)ir!li($ett @ein
ber ©inge auggeftaltet tourbe *. Sie fd^öpfertfd^e 5;i^attgfeit be§ attmäc^s
tigen ®otte§ ift fonatf) fd^lec^tl^in üerfd^ieben t)on ber Sptig!eit eine§
für fein 3öir!en ben Stoff felbft nid^t ou§ ^i^t^ l^eroorBrtngen fann,
fonbern Ibereitg aB etwoS ®egekne§ t)or|inben mu^. SDoS formbare
ift, eben raeit e§ ein -(^ormbareä ift, efienfo üon @ott, tüie bie ^orm,
burd^ raelc^e bie ®inge ftnb, raaS fie finb. (Sä wäre ein ©acrilegium,
anjunel^men, ©Ott ber 9lttmac|tige l§ok etiraä gebrandet, n3a§ il^n pix
©diöpfung ber $Dtnge unterftüt^te , otine fel&er üon i^m p fein, ©ine
fot(^e Slnnal^me pk gerabegu ben 23egriff ber 2l((mad^t auf ^. 'Man
mundus, haec ipsa facta est omnino de nihilo. Nam et quod nondum forma-
tum est, tarnen aliqiio modo, ut formari possit, inchoatum est, Dei teneficio
formabile est. omnium auctor, qui praestitit formam, ipse fecit
Idee Ijonorum
etiam posse formari. omne, quod est, in quantum est, et omne, quod
Ita
nondum est, in quantum esse potest, ex Deo habet. Quod alio modo sie dici-
tur: Omne formatum, in quantum formatum est, et omne, quod nondum for-
matum est, in quantum formari potest, ex Deo habet.
* Conf. XII, 28: Fecisti omnia non de te similitudinem tuam formam
omnium, sed de nihilo dissimilitudinem informem, quae formaretur per simili-
tudinem tuam, recurrens in te unum pro captu ordinato, quantum cuique
rerum in suo genere datuni est, et fierent omnia bona valde. De flde et
symb. 2: Inter formatum et formabile hoc interest
c. quod formatum jam ;
,
accepit formam, formabile autem potest accipere. Sed qui praestat rebus
formam, ipse praestat rebus etiam posse formari, quoniam de illo et in illo
est omnium speciosissima species incommutabilis et ideo ipse unus est, qui ;
cuilibet non solum ut pulchra sit, sed etiam ut pulchra esse possit , attribuit.
Quapropter rectissime credimus, omnia Deum fecisse de nihilo, quia etiam si
de aliqua materia factus est mundus, eadem ipsa materia de nihilo facta est,
ipsa materia tamen de omnino nihilo facta est, Non enim debemus esse si-
miles istis, qui omnipotentem Deum non credunt aliquid de nihilo facere po-
tuisse, cum considerant fabros et quoslibet opiflces non posse aliquid fabricare,
nisi habuerint, unde fabricent. Omnipotens autem Deus nulla re adjuvandus
erat, quam ipse. non fecerat, ut, quod volebat, efficeret. Si enim ad eas res
. ;
§ 23.
©a§ bie SBelt au§ 9fltd^t§ ge[d^affen tüurbe, eri^eHt nad| Slfuguftinug
f(^ott barau§, ba^ fie bem Sßei^fel unb ber SSerdnberung untevmorfen
t[t; benn ba§ SSeränberti(i^e tft ni^t eroig, alfo nii^t au§ \x^ fetBft^.
3flun unterliegt alleg SSeränberlid^e al§ foIi^eS ber Kategorie ber ^dt,
ber @cl^ßpfung§a!t aBer, bur^ ben e§ geroorbeh ift, fällt al§ gottliij^er
Sllft uid^t in bie ^^it, [onbern ift ein eroiger 3l!t. ^ierouä ergibt fi(|
mit innerer 3^otl^roenbig!eit bie weitere i^olge, ha^ bie SBelt nid^t in
ber ^t\i, f onbern bie geit mit il^r erfiS^affen rourbe, roeil biefe nii^t in
bem «nroanbelbaren ©ein ®otte§ möglid^, fonbern nur bie gorm be§
ueränbertid^en SBeltbafeinä ift, ba§ o^ne 3cit gör nid^t geb'a(!§t roerben
!ann^. ^§ ift eine finnlofe grage, jagt 2luguftinu§, rotiä benn ©Ott
cor ber Sßettfd^öpfung getl^an l^afte unb ob rd^t, roenn er üorl^er mü^ig
•roar, burd^ ben 3l!t ber J£Bettf(|öpfung eine §öeranberlic§!eit unb ^tiU
tid^Mt in fein Sßefen tarn, ba Ja fein äöille ibentijd^ ift mit feinem
Sßefen unb fomit ein neuer 3öillen§a!t aud^ eine SSerönberung feinet
aud^ bie JCöelt eroig fein muffe, ^er Slnfang ber iffielt ift ^ugleid^ ber
Slnfang ber 3^it; aBer ber göttlidje (Sd^opfung§a!t follt nid^t f eiber in
5lptig!eit ober bie geit al§ ©afeinsform be§ ©efd^affenen erft eine ^otge
Omnipotens non est, qui quaerit adjuvari aliqna materia, unde faciat, qtiod
velit. — Oontr. advers. leg. et propli. c. 8: Al)sit, ut dicatur omnipotens non
potuisse facere, nisi, unde faceret} inveniret.
* De Gen. ad lit. IV, 8: Rerum condendarum tarn facultas quam facili-
tas incomparabilis atque ineffabilis est apud Deum.
2 De civit. Dei XII, 1; conf. XI,4: Ecce sunt coelum et terra, clamant,
quod facta sint. Mutantur enim atque variantur. — Clamant etiam, quod se
ipsa non fecerint: ideo sumus, quia facta sumus. Non ergo eramus, ante-
quam essemus, ut fieri possemus a nol)is. Et vpx dicentium est ipsa evi-
'
dentia.
* De civit. XI, 6 : Si recte discernuntur aeternitas et tempus, quod tem-
pus sine aliqua moMlitate non est, in aeternitate autem nuUä mutatio est, quis
non videat, quod tempora non fuissent, nisi creatura fieret, quae aliquid ali-
qUja motione mutaret?
* Conf. XI, 10; de civit. Dei XI, 4.
14*
212.
'
.
' 'mttUx'i^iil'- \" "'
fein, ba erft mit ber SCöelt bie ^eit gegekn ift. @§ gob freiliij^ Mne
3eit, njo !eine (Sreatur war, weit mit ber (Sreatur bie 3eit gegeben ift, .
atfo mar bie Sßelt ju jeber 3eit; aber man barf bie ©raigteit ©otteä,
bie über aller 3cit ftei^t^ nid^t mit einer immerwäl^renben- ^tit oers
med^fetn, ©Ott ift oor ber 3Sett, meit er bie Sßetturfadje ift; e§ ift l^ier
ein caufale§ prius gemeint, nid^t. ein jeitti§e§. ©Ott ift in emiger Sßeife
Seitlofer ©runb ber SGöelt^. Söo|I gel^t ber geitli(|en SÖett bie @mig!eit
be§ <Sd^öpfer§ noran§, ber fie fc^ufnnb i^r ben 3(nfang gab, aber nid^t
ber 3eit nad^, \)a e§ nod^ feine 3eit gob, fonbern ben Slnfang il^re§
23efte|en§. 5lbfnrb raäre e§ gu fagen, ©Ott |abe erft t)or etraa 6000
^al^ren baran gebadet, jid^ eine SOBeltibee gu bilben, unb ebenfo abfurb
gu fagen, ©ott !^abe fid^ erft por etma 6000 ^a^xtn baju entfd^toffen,
Söeltibee ift ein eioiger ©eban!e ©otte§, ein ©eban!e, o|ne ben ©Ott nie
lüar, fonbern biefer emige ©eban!e ift aud^ üor alTer .ße^^ burd^ \)k
©c^opfung oerroirüid^t morben. ©enn ©otte§ SBiUe ift emig unb un*
ueränberlid^, fo ba^ er nid^t jemalä tiroa^ rooHte, n)a§ er t)or!§er nid§t
raoffte, unb mit biefem emig gtcid^en SOBiUen l^at er auc§ bie äöelts
fd^öpfung t)on ©migMt l^er gemollt. (Sr !^at fie in feiner raanbellofen
nid^tä mirb, fonbern alle§ immer ift. ©a|er ift tooi^t baä ©efd^affene
DeuSj quemadmodum faclt nunc talia, cum pluit et cum operantur homines.
Haec enim jam per moras temporum fiunt, quae tunc non erant, cum fecit
Et quid ei subito placuit facere, quod nunquam antea fecerat per tempora
aeterna? — De
Dei XII, 15: lUe semper fuit aeternitate immutabili,
civit.
isti autem facti sunt, sed ideo semper fuisse dicuntur, quia omni tempore
nid^t a.nfang§lo§ unb etöig, jonbern jeitltd^ Begrengt, aber ber 3l!t ber
Siöeltfd^öpfung tft üor unb über aller ^dt K S)er ÜJ^oment be§ fd^opfcs
rifd^en Sßirfeng fällt olfo nid^t al§ eine ^eit in ©Ott, jonbern au^er
^ott in bie (Sreatur. 2öer oermod^te e§, fagt 21fuguftinu§ , bieje uner*
benen, hit fid^ \)aM nid^t Beruhigen moUcn, tft ju ernjibern, \ia^ man
€ben ©Ott nidpt mit bem Wa^ be§ ©nblid^en meffen unb bte 2;pt{g!eit
@tnn pBen, fo oergleid^en fie in ber Z^t, inbem fte nid^t ©Ott, ben
fie itid^tbenfen können, fonbern ftatt feiner fid^ fetBft benfen, nid^t il^n,
fonbern fid^ felBer unb nii^t mit i|m, fonbern mit fid^ felBer. UnS
aBer ift e§ nid§t geftattet, ju gtauBen, ba^ ©Ott anberäafficirt fei, wenn
fr rul^t, anber§, roenn er mxti, mil man oon i|m gar nid^t jagen
barf, ba^ er afficirt werbe, al§ oB in feiner -^latur etroaä raürbe, n)a§
üor^er nic^t geroefen. S)enn wer afficirt wirb, erleibet etraa§, unb aUeS,
tt)a§ dma^ erleibet, ift raanbelBat:. ^an barf alfo Bei feiner SRu^e
tabile aeternum non est; Dens autem noster aeternus est. Item quod mihi
dicitur inaurem interioreni, exspectatio rerum venturarum fit contuitus, cum
venerint; idemque contuitus fit memoria, cum praeterierint ; omnis porro in-
quae itavariatur,niutabili8 est et omne mutabile aeternum non est;
intentio,
Deus autem noster aeternus est. Haec coUigo atque conjjungo et invenio,
Deum meum, Deum aeternum, non aliqua tali nova voluntate condidisse crea-
turam nee scientiam ejus transitorium aliquid pati. De civit. Dei XII, 14: —
Non novo et repentino^ sed Immutabili aeternoque consilio.
214 ,
-
^' ' asuttcT:x^eu; ' -
l^anbetn unb l^anbelnb gu rui^en. (Sr ^ann Bei ehtem neuen SÖBerfe ntd^t
einen neuen, fonbern nur einen eraigen 9^at]^[(j^lu§ ausführen, unb er
fangt nic^t an l^x fd^affen, raa§ er niij^t gef(j§offen ^atte, weil e§ il^n
etwa reut, bajj er \\^ früi^er be§ ©d^affeng entl^alten. 3l6er aud^ wenn
er früher beä ©d§affen§ fid^ enthielt unb nodaler rairfte — raie baüon
aber ein ?iKenf(j^ ftd^ einen ^Begriff matten !ann, mei^ id^ nid^t — , fo
war o|ne 3«'etfel \io,l, raaS früi^er ober fpäter genonnt wirb, in ben
SD in gen, wetd^e früher nid^t eriftirten unb [päter eriftirten. 3« i'^wt
aber l^at nid^t 'tm anberer nad^folgenber SBitle einen anberen uorauäs
gc|enbett geänbert ober auf ge!|oBen , fonbern burd^ einen unb benfelben
ewigen unb unwanbelbaren SCöillen l^at er bewirft, ba^ bie SDinge, weld^e
er in§ $Dafein rief, früher ni(|t wären, fo lange fie nid§t waren, unb
*
nad^^er waren, at§ fie gu fein anfingen."
®e||alb barf man baräu§, ba^ @ott unb barum aud^ ber göttlid^e
@d^öpfung§d!t ewig ift, hid^t fd^Iie^en, baB aud^ bie SBelt ewig fein
muffe, ober ba| fie gwar döu ®ött gefd^affen worben fei, aber feinen
SDie ^Begriffe @d§öpfung unb 3eit bebingen fid^ gegenfeitig; eine ewige
©d^öpfung ift ein fid^ felbft aüflebenber ©ebanfe; roer bie 3eitlid^feit
©inne fagt 5lugüftinu§, ber ^egriff^err fei lebiglid^ üon ber Sßelt
au§ auf ©Ott anjuwenben; benn bie Kreaturen feien nid()t ewig, alfo
fei er aud^ nid^t ewig il§r §err^; wol^l aber fei er immer, gu Jeber
incipit servum, etiäm istä appellätio relativä ex tempore est Deo. Non enim
sempiterna creatü'ra est, cujus est ille dominus.
* De ciyit. Dei XII, 15: Si Dens semper fuit dominus, semper habüit
creaturam suo dominatui servientem.
^
§23, 2)ic @n)igMt'6e§\©d§öpfung§a!tesr- 215
SDie SSergangenl^eit unb 3w^«"ft f^"^ ^^^ ©reujen ber ©egcnroart, tüeld^e
in ber einen oerfd^rainbet unb avL^ ber anberen l^erDorgep. SSürbe bte
racire fie fel6[t ©raigfeit, b. l^. gren§enlo§. SDie S^it ö^^^ ^f^ ^wi^ ei"^
rung. Sßenn fomit Seit unb ®n)tg!eit rii^tig bal^in unterf^ieben werben,
bafe e§ eine Seit ol^ne irgenb eine au§ 58en)egung |ieroorgel§enbc Sßer=
folgt, H^ eä feine Seiten gdBe, ujenn nid^t ein ©efd^öpf geworben raäre,
in ber Seit, fonbern mit ber Seit erfd^affenmorben fein. 3Bo§ in ber
Seit wirb, böStoirbuad^ einer unb t)or einer Seit; uad^ berjenigen,
Weld^e nergctngett ift, unb v o r berjenigen , weld^e juf ünf tig ift. (5§
f onnte oBer ü ox. htx ©d^öpfung feine tjergangene Seit geBen , weil e§
SBelt fei in ber Seit gefd^a|fert worben, weil bamit eine Seit »ör
ber Seit angenommen wirb
fie unb tt)a§ mi|t er, wenn er fie mifet? üöag man SJergangenl^eit,
benn biefe l^at feine SDauer unb ift nur.ein^unft, ber im ^Rad^einanber
ber SBemegung norü!6erge|t; bie Jßergangenl^eit nid^t, meit fie nid^t me|r
ift, unb bie 3ulEunft nid^t, weil fie nod^ nid^t ift. ®er menf^tic|e ©eift
mi§t alfo biefe Reiten nid^t unb bod^ mi^t er bie Briten ^. ^x mi|t fie
nömltd^ nid^t auBer fid^, fonbern in fid^. Sie ©inge, bie norüber«
gelten, madpen auf il^n einen ©inbrutf, ber in il^m jurüdfbleibt, aud^
wenn fie üorübergegangen finb, unb biefen @inbru(f mi|t er, menn er
bie 3cit mi^t, nii^t bie ^inge, bie üorübergegangen finb unb ben <Sin=
cederent, nuUum esset tempus omnino. Moveri autem creatura non utique
possetj sinon esset. Potius ergo tempus a creatura, quam creatura coepit a
tempore, utrumque autem ex Deo.
1 Conf. XI, 23— 24; Nemo ergo mihi dicat, coelestium corporum mötus
esse tempora. Cum enim movetur corpus, tempore metior, quamdiu moveatur,
ex quo moveri incipit, donec desinat. Cum itaque aliud sit motus corporis,
aliud, quo metimur, quamdiu sit, quis non sentiat, quid herum potius tempus
dicendum sit ? Nam etsi varie corpus aliquando movetur, aliquando stat, non
solum motum ejus, sed etiam statum tenipore metimur et dicimus: tantum
stetit, quantum motum est, aut duplo vel triplo stetit, ad id quod motum est,
pus non metior? An vero temporis motum metirer, quamdiu sit et quamdiu
hinc illuc perveniat, nisi tempus, in quo movetur, metirer? Ipsum ergo tem-
pus unde metior? Tempus metior, scio, sed non metior futurum, quia non-
dum est. Non metior praesens quia nuUo spatio tenditur. Non metior prae-
teritum, quia jam non est. Quid ergo metior ? Et metimur tarnen tempora,
nee ea, quae modum sunt, nee ea, quae jam non sunt, nee ea, quae nulla
mora extenduntur, nee ea, quae terminos non habent. Nee futurum ergo nee
praeterita nee praesentia nee praetereuntia tempora metimur, et metimur tamen
tempora.
3 Ibid. c. 27: In te, anime mens, tempora metior. In te, inquam, affec-
tionem, quam res praetereuntes in te faciunt, et, cum illae praeterierint,
§23.' 5Dic @n)i9Mt'Üe§®(3^öpfung§afte§.- '
217
menfd^lt(3^ett ©etfteä : bie- be§ SliifmerfenS , bte ' ber Erinnerung «nb bte
ber ©rraartung, unb banad^ tl^eilt fid^ für i^n oud^ bte 3^^^ in ©egen?
wart, 3Sergangen|eit unb 3w^""f^- ®^c ©egenroart ift nur ber in^§
3fleue§ erwarten lä^t, giöt e§ für i!§n aud§ eine ^w^w^ft; ^ie er na^
hm Ma^i feinet 2ßarten§ mi^t^ JUeörigenä gel^t au(!§ biefe breifad^e
Sl^otigfeit be§ menfd§li(^en ®eifte§ felber, wie überl^aupt alle feine ßebenS*
tl^ätigteit, nur in bei* 3eit uor fi^ unb trägt bur(|gängig bie g-orm ber
3eit an fid^^ fo baf man fagen mu^, bie ^^tt an |id^ fei nid^tg
5lnbere§ al§ bie gorm be§ reränberltd^en ©ein§, fofern biefe§ in ber
3R aber bie 3eit nt(^tä 9lnbeveä al§ bie ^orm be§ creatürlid^en
5lnfang ber ^^it fein, fo ha^ man nid^t fagen fann, raaS ®ott bamal§,
alä er bie SGBelt nod§ nid^t gefd^affen |atte, getrau l^abe; benn wo eä
feine ^tit gob, gab e§ auiS) fein SDamalä*. ©benfo menig fann man
fragen, marum ©Ott gerabe bam°al§, vov nod^ nid^t 6000 ^a'^vm unb
nid^t frül^er gefd^affen J^aBe, gleid^fam aB wollte man bamit fagen, e§
manet. Ipsam metior praesentem, non eas, quae praeterierunt, ut fieret. Ip-
sam metior, cum tempora metior.
* Ibid. c. 28: In animo, qui illud agit, tria sunt. Nam et exapectat et
attendit et meminit, ut id, quod exapectat, per id, quod attendit, tranaeat in id,
quod memirierit. Quis igitur negat, futura nondum esae?
Sed tarnen jam est
in animo exspectatio futurorum. Et quia negat, praeterita jam non ease?
Sed tamen adhuc est in animo memoria praeteritorum. Et quis negat, prae-
sena tempua carere spatio, quia in puncto praeterit? Sed tarnen perdurat
attentio, per quam peragat abesse, quod aderit. Non igitur longum tempus
futurum, quod nön est, sed longum futurum longa exspectatio futuri. Neque
longum praeteritum tempus, quod non est, sed longum praeteritum longa
memoria praeteriti est.
2 De Genes., ad lit. VIII, 20.
3 De Dei XII, 15: Ubi nulla creatura, cujus mutabilibus motibus
civit.
218
'
. 'mtxkx'z^til " ' '
'
unb e§ fd, ba !ein @runb üorl^anberi geTOefen, warum ®ott Bei ber
2lu§n)al|l ber '^txX ber einen üor ber anberen l§ätte ben 3Sor§ug geBen
foUen, für il^n jufoöig geraefen, bofe er gerabe bantat§ unb niiä^t in
einer früheren "^ixi bte '^zXi erfd^offen^ ®ott ]§at buri^ einen ni(|t
ni(^t waren, unb ttad^l^er waren, al§ fte ^n fein anfingen, raorauä man
nur 3u ernennen t)ermag, baß er ber 3öelt ni(|t Beburfte, fonbern fte au§
freier %\^\<i crf{|uf2.
Sener §rage, warum ber etüigc @ott bamalä unb nid^t frül^er ge=
fd^affen l§ak, könnte man mit bemfetöen Sflei^t bie aitbere Beifügen, warum
ber über allen 9flaitmeri^a6ene,unermep(i^e ©Ott bie 2öelt gerabe \i^
fd)uf, wo jie je^tift, urtb nid^t in einem anberen Sftaum, gleic^fam at§
fcl^ef)en. SSor ber @d^öpfung ga6 e^eöenfo wenig einen S^laum al§ eine
3eit, fonbern ber Ütaum ift, wie bie 3eit, i^iü ber SBelt geworben al§
\i\t §orm beä S'^eBeneinanberfiinS ber creatnrti(|)en 5Dinge. ^^ingirt man
ftd^ oBer einmal unenblic§e '^txiixx mx ber @(|öpfung ber ^eitlid^en sSßelt,
fo !antt man eBenfo gut au^er^alB ber rdutnlid^en 3öelt noc| unenblid^e
S^ldume erfinnen, in benen ©Ott nod^ unenMid^ oiele SSelten ptte er*
fd^affen tonnen. ^u§ man aBer anerkennen, bo| e§ eitle @eban!en ber
?D^enfd^en finb, wenn fte ft(^ unenblic^e IRäume au^erl^alB ber SOßelt eins
Bilben, weil e§ eBen au^erl^alB ber Söelt leinen IJtaum giBt, fonbern nur
eine 3ßelt, gwar in ungeBeurer !örperlic|er 5lu§be|nung, aBer bod^ enbs
©d^öpfung biefer SGBelt, meint, 'm SBelt unb bie ?Kenfd^en feien immer
gewefen, ober bie SBelt entffel^e unb oergel^e in gewlffen ^eitväumen uns
universo mundo fecisti Universum mundum, qüia non erat, ubi fieret, ante-
quam fieret, ut esset.
§- 23. , ®tc eroigfcU be§ ®(|ö|»fuii8§alfteg. 219
jal^lige WtaU K Slui^ biejenigen irren, rottet fid; baran [tD^en, ba§ ber
Wertfd^ nt(|t in ben enblofen Dorauggegangeneu 3citcn gefc|affen worben,
fottbcttt crft fo [pät itt^g ©afein getreten [ei, ha^ e§ t)on bem geitpw^'^t
an, tt)0 er nad^ ber ©arfteHnng ber ^eiligen ©i^rift §n fein anfing^
weniger a(§ 6000 ^o.f)vt ftnb. ©ie brauchen fic^ an ber .^ilrge biefe§
bie feitl^erige ©auer ber Söelt auf t)ielc Slaufenbe oon ^a^ren ßered^nen.
©enn wäre autf) eine unau§fprec|Uc|e ^a^l t)on Sfil^rtaufenben feit ber
gut, wie jene 6000 ;3a|re t)erfc|n)inben gleid^ einem ^tropfen gegenüber
2)er 3;ropfen nämli^ ift freiU(| im 3SergIei(| mit bem Ocean fel^r ftein,
aber beibe ftnb bod§ begrenzt , bie ^roigfeit aber ift ol^ne STnfang unb
^©nbe, ol^ne ©rengen, fo ba^ mitil^r eine aud^ nod^ fo gro^e unb un*
emigeä SBort (ben Sogo§), ba§ ®£>tt. ift bei i^m unb ba§ Don (Sroigfeit
|er auSgefprod^en wirb unb in bem alle SDinge Don^roigfeit l^er ou§s
gefprod^en, merben. SDa§ Jlöort, ha§ ©Ott auSgefprod^en ^at, prt nid^t
auf unb e§ tt)irb nid^t eihe§ nad^ bem onberen unb fo nadp unb nad|
5lffe§ au§gefpröd^en ; fonft fänbe fid^ }a hierbei fd^on^^ii «J^^ S5?ed^fel
unb feine malere ©raigfeit. ^n feinem SSorte ift !ein 5Serge!§en unb fein
feinem i^m gleid^ eraigen Sßorte gugleid^ unb t)on ^migfeit l^er alleg
220 '
Vierter "5j;§cit.
"
_
©Ott fd^afft ntd^t anber§ aU burd^ fein eroigeS 2Sort unb bod^
wirb ha^, raaS er burc^ feitt SOöort fdjafft/ nid^t aöeS gugleic^ unb x)on
^•n)ig!eit ^er. „SKarum nun ba§? i^d^ Befifee rao^l eine Gr!enntnife
baoon, aber i^ raei^ ui(|t, rate id^ mid^ barußer anberS ou§brü(fen foH,
ar§ etraa fo: ha^ febeS Sße[en, ba§ gu fein onfdngt unb ju fein auf*
§ört, mit bem 3eitpunft au fein anfängt unb aufhört, für ben bie ©r*
fenntni^ ber ewigen 3Jernunft, in njeld^ernid^ta anfängt unb nid^t§ auf^
prt, ben Slnfang ober ba§ ©nbe feineä 6einä Beftimmt l^at" *,>• l^-
formlofe ?D^aterie gu ben^en. ^iefe ift o&er, wie fd^on gefagt würbe, in
i^rer gormlofigfeit gebadet, nid^t§ S3eftimmte§ unb uid^ts SBir!lid^e§.
^a^er fonnte fie aud^ feinen SfugenMidf al§ formlofe SJJaterie epftiren,
@ie war nid^t ber 3eit nad^ früher al§ bie ^orm, fonbern nur ber
Statur nadp, fofern fie al§ ©ubftrat ber ^orm Dorauägefe^t ift. Sflur
finb alle fpäteren g^ormen feimartig entl^atten unb infofern l^at ©ott
2llle§ gumal gefd^affen, weil aöe§ fpätere ©ein auf bem Söege ber (£nt=
omnia creavit, habuisse simul omnia, quae in illo et cum illo facta sunt,
quando factus est dies.
§23. 5D;e ewigfett' beSSiä^SpfungSafteS.' - "221
inbem er fagt, ba^ aud^ bie menf(!^nd^en SBorte ni(|t erft geformt raer«
ben, wenn fie au§gefproc|en werben, jonbern geformt aiiggefproij^en wer?
ben; analog oer^atte e§ fid^ mit bem ©c^öpfungSaÜ @otte§, ber bie
SÖBett burd^ fein en)ige§ Sßort erfd^offen l^at, burd^ jenes SBort, 'iiQ^ oon
@n)tgfett l^er auggefprod^en wirb unb in bem oHe S)inge üon ©raigfeit
Söerttt balper bie ©d^rift uon f ei^g Sd^öp fnngStagen rebet, fo t!§ut
be§ feiner 9^otur nad^ fpateren <Sein§ au§ ber ^Dflaterie t)or fid^ ging,
©iefe @(^ßpfung§tage finb eigentlid^ nur (Sin Slag, ber fec^§mat genannt
tt)irb, weil jiebe§mal raieber eine anbere Orbnung oon gefi^affenen SDin*
gen aufgefiii^rt rotrb, raetc^e tlprer 9'latur nac^ ber gunad^ft »orougge^enben
erft, nod^fotgt, ba fie biefe t)orau§fe|t unb erft bitrd^'fie moglid^ ge*
roorben ift^ ($§ ift alfo unter ipen bie Orbnung jji »erftel^en, in
mundo.
2 j)e Genes, ad lit. I, 15: Non quia informis materia formatis rebus
tempore prior est, cum
utrumque simul concreatum et unde factum est et
sit
quod factum est. Sicut enim vox materia est verborum, verba vero formatam
vocem indicant, non autem, qui loquitur, prius emittit informem vocem, quam
possit postea colligere atque in verba formare: ita Creator Deus non priorem
tempore fecit informem materiam et eam postea per ordinemquarumcunque
naturarum quasi secunda consideratiöne formavit ; formatam quippe creavit
materiam.
^ De Genes, ad lit. V, 6: Quapropter cum primam conditionem crea-
turarum cogitamus, a quibus operibus suis Deus in die septimo requievit, nee
illos dies, sicut istos solares, nee istam operationem ita cogitare debemus,
quemadmodum nunc aliquid Deus operatur in tempore, sed quemadmodum
operatus est, unde inciperent tempora, quemadmodum operatus est omnia simul,
praestans eis etiam ordinem, non intervallo temporum, sed connexione cau-
sarum, ut ea, quae simul facta sunt, aenario quoque illius diei numero prae-
sentato perflcerentur. Non itaque temporal! , sed causali ordine prius facta
est informis formabilisque materies' et spiritalis et corporalis, de qua fieret,
quod faciendum esset. — Hunc omnem ordinem creaturae ordinatae dies ille
^V / : SSictter S^eil. - .
'
finb fomit Jene fed^§ S:oge feine Stage, üfierl^aupt feine ^^^i^tae; fie
bie (Sntraicfelung ber ^inge fel6[t aöer, in ber ^^orm ber ©ucceffion,
fällt au§er ®olt in bie Kreatur. ®§ ift hk^, fagt 5luguftinu§, allers
fpäteren ©d^rift* giBt 5luguftinu§ felBer su, ba^ e§ fel^r fd^raer, ober
SBarum fprid^t aBer bonn ber mofaifd^e 35erid§t üBer^aupt Don ©d^ös
pfung§tagen? 3öa§ jumot gefd^iel^t, fagt 5Iuguftinu§, fann, raenn e§
weit ber SJJienfd^ gemeinhin nur in ber gorm ber ©ucceffion gu er«
fennen oermag^
meridiem in omnibus praebuit, non per moras temporum, sed propter ordinem
conditorum.
i Ibid. IV, 22 : Propterea nimirum idem dies ubique repetitur , ut ejus
repetitione fiant tot dies, quoties distinguuntur rerum genera creatarum, per-
fectione senarii numeri terminanda. — Ibid. IV, 34: In his ergo, quae simul
facta sunt, nemo videt, quid prius posteriusve fieri debuerit, nisi in illa sa-
pientia, per quam facta sunt omnia per ordinem simul.
2 Contr. adv. leg. et proph. I, 8: Quamquam qui munere Dei potuerit
perspicacius ista rimari, inveniat fortasse in creatura, quae ita facta narratur
sine intervallis temporalium morarum, distinctum mirabiliter ordinem rerum.
3 De Genes, ad lit. V, 3. * De civit. Dei XI, 6.
sermo tardius incedat, ad id, quo eos ducit, pervenire non possunt.
gm eratgen 9(ft ber SSeltfd^opfung ift ein für allemal ge[e|t, raaä
immer in ber SSelf [ein unb rcerben fott; ni(^t§ gefd^ie^t im SSertaufe
ber ^t\t, bie mit ber Sßett gejd^affen raurbe, in ^olge eineS neuen gott*
a!t ein eraiger ift, !ann in ber fd^opferifc^en Stptigfeit, wie \\t nid^t
mehrere ©(ä)öpfa!te nai^ etnanber fe^te, fonbern Slüeä §umal fd^uf, aud^
!ein @till[tanb ober fein Slufpren eintreten. Sßenn bal^er in ber l^eiligen
fo ift bamit nur ongebeutet, ba^ er feine weitere Orbnung t)on ©ingen
me^r fd^uf. 3)Jan barf biefe SHul^e am fieöenten 5:age nid^t etma auf
jtptigMt f)at \\^ nai^ ber ©(^opfung ni^t gednbert; aud§ m^ ber
©djöpfung fogt bie ©(|rift t)on ®ott: usque nunc operatur, jo bafe
mürben fie fic| au(| al§ ba§, voopx fie gef (Raffen ftnb, erhalten ^. -^Die
regierung ober biefe ftnb mit jener in bem ©inen emigen SßillenSaft
®otte§ inbegriffen. „®u Bift ja ber ^od^fte," fagt SluguftinuS, „unb
oeränberft bidö nid^t unb eä oergep in bir tiid|t ber l^euttge 2:ag unb
quae fecit, ut jam ultra non faceret mundum cum omnibus, quae in eo sunt,
non tarnen a mundi administratione requiesceret.
224 y- -'" SJievtcr ^dl'
ho^ rergel^t er a\t^ njteber in bir, toeil in bir alle§ ©efi^affenc fein
©ein l^at. ^tnn wie fönnte e§ »orübergel^en, wenn e§ nid^t in biv Bc*
ftänbe? Unb raeil beine ^al^re fein ©nbe nel^men, [o finb beine ^fl^re
ber l^eutige Stag. SGBte üiele oon un[eren «nb imferer S5öter Ziagen jinb
fd^on raäl^renb beineä ^eitte uotüBergegangen, ^abm oon il^m il^r SDafein
empfangen unb in il^m raie aud^ immer il^t SDafein gei^aöt! Unb fo
raerben nod§ anbere üorü6ergel§en unb il^r ?!J?af unb raaS immer für ein
$Dafein empfangen. SDu akr bift berfelbe unb alle§ Morgige unb alle§,
tt)a§ barper l^inauS, unb alleg ©eftrige unb raaS barüber tütfmartä
Hegt, ha^ xoixh\t unb rairüeft bu l^eute. SSa§ !ann id^ baf ur , wenn
iemanb bie^ nid^t Begreift! lUiöge er fid^ freuen, nud^ wenn er fagen
muB: raaä l^et^t ba§? 2lu(^' bann nod^ freue er fid§, unb e§ fei il^m
lieBer, wenn er bei feinem 9^i^tftnben bid^ finbet, at§ wenn er bei feinem
ginben hi^ nid^t finbet" ^ b. ]§. bie emige Gegenwart ®otte§ in ber
SGBelt tft fd^mer gu Begreifen, aBer gerobe je fd^werer fie gu Begreifen ift,
§ 24.
©Ott, ber auf Ue pi^fte Söeife ift, n)eil er unn)anbetBor ift (qui
fad§e 9tei!^e von äöefen. 3« «uterft fte^t \i(X^ Bto^e, leBtofe ©ein, bie
^örperraelt. Sluf fie folgt bie leBenbige iRatur, bie fid^ in ^ftangeus
unb Stl^iermett fd^eibet, raooon te^tere pBer fte|t, weit fie mit 33es
l^eBt fid^ bie vernünftige SSefen^eit be§ ?fJlenf$en, ben nur nod^ bie
1 Conf. I, 6.
225
fi{|töare Statur \ 2öitt man akr ben ^enf^en im Unterfc^ieb üon ber
noc^ ha^ (Sntftel^en ber ©in^elbinge anf ^^lüfftgeä al§ auf baä fuBftantieE
Urguftänblid^e linroei^t; nitr barf ber Sluäbrudf Sßaffer Uo^ atä eine
attgemeine SSejetd^nnng beä Urftoffe§, ber Materie, au§ ber bie fid^tbarc
Söett geformt mürbe, aufgefaßt unb barunter nid^t ha^ je^ige fogen.
fragt fid^ nun, ob mir un§ blo^ eine SJlaterie gu ben!en i^aben, au§ ber
bie körperliche SBelt geftallet mürbe. 5luguftinu§ jagt, bafe man bie
benfen lönne, ®ott |abe in feinem i^m gleid^ emtgen SBort hk geftalt?
lofe ^UJaterie für bie folgenbe fomol^l lebenbige al§ leblofe, fpiritale unb
körperliche, olfo für bie gefammte (Sreatur gefdpaffen * unb e§ fei nid^t
estcredibilius, vel magnae duae partes, quibus orania, quae creata sunt, con-
tinentur. — Retract. .1, 13: Creaturam quippe uno nomine utramque, id est,
ber äeit/ tt)oP aber ber Urfa(|lt(|!eit no^ bie geftaltlofe, aber formkve
^Jiaterte juerft getoorben, utib jraar fotnol^l bte [pttitale al§ bie fovper=
Itd^e aWaterte, au§ ber aUe§ geftaltet rautbe, raaS geftaltet werben
foffte*. ©omit lel^rt 2luguftmu§ , ha^ man eine ^taterie, etn)a§ Un*
geformtes, aBer gormkreS für bie ©(j^opfung unb ©eftaltung aKer
(Stufen be§ creatürli(|en ©eing, be§ intelligibeln tüte be§ fenfiöeln, be§
Itd^en «Subftrat geBilbet, raie bie ®inge ber fi(|tÖaren S^latur; fonft mn^k
fie fel&ft au(| JfiJrperlid^ fein. S)enn wenn etraaS 3iJlaterieIIe§ an^ viv-
änbert ober uerraanbelt wirb, fo prt e§ bod^ nid^t auf, materiell §u fein;
werben !önne , ba§ p glauben , märe aßfurb K (äbenfo wenig fann bie
3lud§ würbe un§ bie Slnna'^me, \)a^ in fold^er 2Beife ba§ S^iebere in
ba§ §öl§ere übergele, folgerid^tig zwingen, ba^ wir nod^ einen ®(|ritt
caro facta; est. Omne quippe corpus in omne corpus mutari pösse, non de-
fuerunt, qui asaererent. Corpus autem aliquod, sive terrenum sive coeleste,
conyerti in. animam fierique naturam incorpoream, nee quemquam sensiase
scio nee fides hoc habet.
3 Ibid. c. 6—7.
§ 24. ' S)ie: ©^öpfüng bcr ®eelc/ -
227
pr Seilte üon ber aller gefunben SSernunft §o^n fpre(|enben Se^re üon
ber «Seeleniüanberung. 5lI[o fann nt(|t eine unvernünftige animalifd^e
©ubftang ba§ ©u^ftrat ber tnenfd^Iii^en ©eete fein, fonbern lk\t i[t
gel§au(!^t, fo !önnte man barou§ |(J^lie§en, le|terc fei erft bamal§, al§
fie mit bem Seifte üerBunben würbe, aud^ gef(|affen raorben. Mein ber
craige ®ott |at, tote wir öereitg gefe^en, alleS jumat erfij^affen; wie
lönnte atfo erft fpäter noi^ etraaS 3^eue§ gefi^affen raorben fein, raaS
(causaliter) f(|on im Anfang bie €5eele für fid^ mit allem Slnberen gcs
fe^t raurbe, raie berßeib in ber allgemeinen S^aturfuBftang, unb raie für
alle§ 5lnbere, fo au^ für ben SeiÖ unb bie ©eele bie Betreffenben ^been
fi(^ in ber seitlichen 2ötr!li(^!eit realiftrten, ba^ alfo bie ©eete gugleid^
l^anben raar, Bi§ fie, raie bie ®eneft§ er#t, am fec!^§tett ©c|öpfung§s
tage bem fiei6e eingel§aud|t, b.l^. ni(|t erft er fij^ äffen, fonbern mit bem
substantia Dei, et sie incorporea, ut non sit corpus, sed spiritus, non de sub-
stantia ©ei procedens, sed factus a Deo. Nee ita factus, ut in ejus naturam
natura ulla corporis vel irrationalis animae verteretur, ac per hoc de nihilo.
2 ibi^^Ci 28: Tunc enim factum cum exortum j est, non antequam exo-
riretur, quis non diceret, nisi scripturae verba revocarent? Meminerit enim
scriptumi esse : Qui vivit in aeteirnum, creavit omnia simul; et videat, quem-
admodum creata dici possint, quorum creatio spatiis temporalibus distat, non
horarum tantum, sed etiam dierum. . '
15*
'228 ' ^ ' "\\ '
m^xkttW.' '
feit ^ex als hie lefienbtge ©t)nt]^efe »on SeiB unb ©eele gebod^t roor,
unb ift -
tu tf olge be§ ©d^öpfungSaÜea tn ber gettlidpen Sötr!lt(|Mt
realifirt tüorben^
iBet btefer Slunaljme tommt einerfeitg ba§ Creavit omnia simul
ju feinem Oled^te unb anberetfeitä tft bte ©(|opfung ber (Bette an§ ntd^tS
gerattert. • 2Bte aUeä enbltd^e ©ein, ift aud§ bie «Seele unb ber ^enfc^
al§ @^ntl§efe ron SeiÖ unb ©eele üon ©roigM |er alä^^^ee in (Sott,
!eit gefegt mürbe unb bal§er aud^ in ber ^orm be§ jeitlicßen @ein§ in
ben n)i(^ttgen 6(3^luB gu jie|en, ba^ ber ©eele x)on Statur au§ ein
©treöen m^ SSereintgung mit hem SeiBe inneraol^ne, ha^ man alfo , bie
ni(|t annehmen lonne, bie (Seele fei roiber i^ren SCBiUen bem Seik ein=
gefenJt raorben^.
1 Ibid, c. 24: Illud ergo videamus, utrum forsitan verum esse possit,
quod certe humanae opinioni tolerabilius naiH videiur, Deum in Ulis primis
operibus, c[uäe simul omnia creavit, animam etiam humanam creasse, quam
suo tempore membrls ex limo formati cprporis inspiraret, cujus corjporis in
illis simul conditis rebus rationem creasset causaliter, secundum quam fleret,
cum faeiendum esset, corpus humanum. Credatur ergo, si nuUa scripturarum
auctoritas seu veritatis ratio contradicit, hominem ita factum sexto die, ut
corporis quidem;bumani ratio causalis in elementis mundi , anima vero jam
ipsa crearetur, sicut primus conditus est dies et jCreata lateret in operibus
Dei, donec eam suo tempore suiflando, hoc est inspirando formato ex limo
corporis insereret.
2 Ibid. VI, 11: Consummasse quippe ista intelligimus Deum, cum creavit
omnia simul ita perfecte, ut nibil ei adbuc in ordine temporum creandum
esset, quod non Mc ab eo jam in ordine causarum creatum esset. Inchoasse
autem, ut, quod Mc praefixerat causis, post impleret effectis. Proinde forma-
vit Deus hominem pulverem terrae vel limum terrae, hoc est. de pulvere et
vel limo terrae, et inspiravit sive insufflavit in ejus faciem spiritum vitae, et
factus est homo in animam vivam. Non tunc praedestinatus : hoc enim ante
saeculum in praescientia creatoris neque tunc causaliter vel: consummate in-
;
aöev töar gerabe §ur ^üt^ be§, Sluguftmuä mel^r al0 je mn aUgemeinem
l^errfd^enbem ?(JiaBe, weil bte ^elagtaner, fi(| [tü^enb auf bte (SreationSs
leiere, bte @rb|iinbe läugiteten. £){ejenigen, Ott töelij^e ft$ bte ©IduBtgeit
5U, wie 3. 33. §teront)ntu» ben ^axxelffmuä uttb Slnapftid^taä att SICugus
ftttiuS tt3te§, geftaubctt \\^ einanber felBer, H^ fte in biefer ?^toge Mnc
entfd^eibenbe Slnttüort ^u gcBen töiffen, unb Baten fid^ gegenfeitig um
?DJ{ü|eilung folc|er@eban!en,tt)el{j^e geeignet loören, gur Söjung ber
benbe Slntiüort gu geben, aBer er tpibmete biefer grage eine fei^r intern
eff ante unb grünblii^e Unterfui^ung, inbem er nid^t Ho^ bie beiben
.leierten entraeber , ha^ bte tnenfd^lii^en ©eelen nur SluSfluffe a\i^ (Bott
feien, ober ha^ fie glei(| ©Ott ron ©n)ig!eit l^er e^ciftiren. ©ie^ ift bie
fiobt, nal^men (Sinige an, bie «Seelen feien urfprüngli(^ atfe miteinanber
erfd^affen tüorben unb werben irgeitbmo aufbel^alten, big fie in ben Seib
Menfd^, wie bie übrigen lebenben Sßefen auf (Srben, mit Seib unb
<5eele, in ber SEotalität feineS SöefenS, burd^ bie 3cwgung fortgepflanzt
werbe (®eneratiani§mu§). (Sine britte 2lnfid^t war, ba| bitrd^ bie ^m--
gung nur ber Seib fortgepflanst, bie ©eele ober »on ®ott neu ein*
^ Ep. 28 ad Hieron,: Utrum ex illa una, quae primo iomini data est,
lel^re »errairft er, weil \a na^ feiner (5reation§t:^eorie alle§ ©ein au^er
©Ott nur burd^ ©Ott ift unb par fo , ba^ e§ nid^t in ber Söeife ber
Emanation au§ ®otte§ SBefen l^eroorgegangen, fonbern t)on ®ott au§
5Jli(|t§ gefciaffen roorben ift. 5lBer aud§ bie relative ^Präepftenslel^re
lyolge eine§ früheren 2lBfatt§ t)on (Sott jur «Strafe in ben Seib wie in
einen Körper raanberu muffe, ^r brMt feine JSerraunberung bariiber
au§, ba§ fold^e, bie an ©Ott aB ben 6(^ßpfer ber äöelt glauben, su
einer berartigen 2}leinung tontmen unb an einen früheren Slbfall ber
Seelen fogar ben ©runb ber Sßeltfd^öpfung Mpfen können, ba^ in§5
befonbere ber gelehrte OrigeneS nid^t eingefel^en l§abe, wie bann, wenn
biefe Slnfic^t rca^^r raäre, bie Äerlferanmeifung ft(| l^ätte je nad^ bem
©rabe ber ©d^utb unb <©trafbar!eit ber einjetnen Seelen rid^ten ntiiffen^.
fo unbegrünbet unb abfurb ift, ba§ man raop glauben ton, i|re Ur?
|eber l^aben fie urfprünglid^ nid§t in biefem Sinne aufgefaßt niiffen
tt)oKen, fonbern fic feien unrid^tig nerftanben. ujorben, fte i^aben mit ber
iöcrroanblung laon IXRenfd^en in Sll^iere nur bie ftttlid^e SSerfommenl^eit
ber SO^enfd^en be§eid^nen raoHen unb biefen ftarfen 2lu§brud^ nur ge='
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^ S 24J V%C''@^Bi)[ün9>i)cr"©^^^^^
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'" >- ' ^ 231'
entfc^eiben unb etwas für geh)i| avi^vlQ^^m, roa§ tl^m felßer nid^t für
^a^ er fi(^ in biefer 'Ba^z eines fi(j§eren 3Biffen§ ntd^t rül^mett Ifonnc^.
für ben @enerattani§mu§ entf (Rieben l^obe; man mufe üietmel^r 6e!^aupten,
ha^ß fein Xlrt^eil bo^in gep, Jebe ber Beiben S(nfic|ten^aÖe, wie man(|e§
gegen fid^, fo au(| etraaS für fid^v ßei ßeiben l^anble e§ fid^ alfo nm
<^rünbe nnb ©egengrünbe.
bie eine rate bie anbere Slnfid^t annel^mBar, inföfern jebe @ott at§ ben
@d^öpfer ber @eele anerlennt; benn au(^ für bie Slnpnger be§ ®e*
neratiani§mn§ ift ©Ott ber ©d^öpfer ber ©eele, raeil @ott im Slnfang
bnrd^ feinen ewigen 6c|öpfnng§a!t bte @eele fo gefd^affen i^at, ba§ mits
tetft ber ^ortpfCansung bie etngelneh (Seelen nod^ einanber in boSSDafein
treten, ä|nlid^ wie ftd^ im 25ereid^ ber organifd^en Statur bie ©in^etbinge
bnrd^ il^re ^rincipien mittelfi ber (Samen au§ fii^ wieber|oIen ^. Slffein
©Ott, ber 9llle§ pmat gefd^affen (qui creavit omnia simul), im Sanfe
ber 3eit S'teueS fd^affe; bie @wig!eit nnb Unoeränbertid^feit ber gottlid^en
aSerminberung be§ te^teren, nber auf raeld^c anbere 3ßeife W ©eele be§
^inbeg au§ ber ©eele be§ 95ater§ raerbe ober fid^^ fortpftonje, namenllid^
tüte bte untl^eilBare ©eele fid^ Don einer anberen @eete folle abgraeigen
!onnen, nad^ Sltrt be§ tl^eilBaren £örper§, ber fid^ uon einem anberen
Körper aHöfen fann, fo ba^ bie «Seele au§ ber (Seele, rote ber ^^örper
au§ bem Körper l^eroorgtnge. SSie !^at man ftd^ biefc gortpflangung
ju ben!ett, o|ne bem üOiaterialt^mug p üerfaUen unb bie @eele für
etroa§ SiJlaterielleg ju Italien , rote Siertullian , ber ben 3^rabuciantsmit§
unter ber 3Soraugfe|ung lehrte, ba^ bie (Seele förperltd^ fei, unb beffen
S;i^eorie gegenüber bte ^pelagioner eBen ben ißorrourf erl^oöen, bat au§
bem 5prtncip be§ @eneratiani§mu§ bie^ßrperlid^feit ber @eele folge?
©arf ou(^ bte 2:raumerei beg ^tertuHian ntd^t Befremben, ba er fid^ @ott,
ben Sd^ßpfer felBft, al§ ein moterteHe§ Söefen DorfteKte, fo BleiBt bod^
immer bte ^rage, rote Beim ^^eftl^alten ber generatianifttfd^en ^|eorie jebe
für ben (SreotiantSmug. SDte 6eele, bie üon @ott neu gef(|affen rotrb,
fann nur al§ gut ^tha^t werben, weil ®ott nur ©uteä fd^afft unb W
gefd^affene (Seele nod§ ntd^t gefünbigt l§at; ift fte aBer gut, roo|er l^at
fie e§ bann üerbtent, "ba^ fie tu ba§ fünbl^afte ^'leifd^ eingefenü unb
baburdö felBer üon ber örBfünbe Beftedt unb fd^ulbBelaben roirb? rote
ift c§ mit ber göttlid^en ®ere(|ttgMt gu oeretnBaren, ba^ aui^ bie .^tnber
ben Strafen ber (SrBfünbe unterliegen, roenn fie, e!^e fie fünbtgen fonnen,
ol^ne ^aufe ba|tnfterBen ^. ©etöiffen anbeten (SinroürfengegemtBer !ann
ber ^'inrourf ift ntd^t ftt(|!§attig , ba^ ®olt, ber 2lffe§ gumol gef (Raffen
l^abe, nt(|t im Saufe ber 3eit t»tmer raieber 3^eue§ jdjaffe, \ia, rate wir
gefeiten, ber 2lu§fpru(^ ber ©d^rift: Creavit omnia simul, jid^ mit bem
anberen: Usque nunc operatur, tüol^t vereinbaren lä^t, ha bie burd^
treten*. -
Kampfe gegen ben ^etagiani§mu§ nid^tg erroünfd^ter fein , al§ ha^ bie
ber feinigen machen gu !önnen, unb raanbte fid^ in biefer §rage mtf)Xf
ba| ber Sreatiani§mu§ raa|r fein mödfjte, roenngleid^, fagte er, man
burc^ feinen Söunfd^ bie SBa|r|eit einer ©ad^e beraer!fteÖigen fönne,
unb erMrte, \)a^ er üon ber ^^alfd^leit beSfelben nid^t§ weniger aU
überzeugt fei^ (5r raollte par nid^t, \ia^ ber ©eneratianiämuä o|ne
neben einanber beftel^en, ol^ne fid^ für bie eine mit Sluäfd^Iu^ ber anberen
fenditur, qua ereduntur animae non ex illa una primi hominis fieri omnes,
sed sicutillauna unijita Singulis singulae?
^1 Epist. 28 ad Hieron.: Hoc et nunc facit, non instituendo, quod non
erat, sed multiplicando quod erat. verum est, quod a rebus, Unde et illud
quae non Et hoc verum est, quod non solum
erant, instituendis requievit.
guhernando, quae fecit, verum etiam aliquid non quod nondum, sed quod jam
creaverat, numerosius er eando. usque nunc operatur.
•V.Epist. 157 ad Opt.; epist. 28 ad Hieron. ; epist. 260 ad Ocean.
/^^ Epist. 28 ad Hieron.; de anim. et ej. orig. .II, 6.
;
* De Genes, ad lit. X, 16. ..P Ep. 28 ad Hieron.
offenbaren ^^ripmer oufmevffam ju mad^en, üor benen fte jt(j^ ^u pten
l^aben, «nb fte §u mal^nen, ba§ fie in einer 'Ba^e, in ber fie fein ft(|ere§
§ 25.
al§ ein burd^raeg tabeltofeä 2lbMlb unb SCßer! ,be§ 6(|öpfer§ bar, in
raeld^em SIKeä rernunftgemal, objectit) t)ernünftig, gut unb f(^ön ift, ba§
tro| feiner ß'ublic^feit ein in fi(^ wllftänbige§ ©angeä . Bilbet unb in
welä)m tro| ber Mfeit unb SSerfi^iebenl^eit ber ©ngelbinge eine l^ars
me^r §eigt bie ©efammtl^eit be§ Sltt§, in roeldiem ba§ Mebrigere mit
bem §öl§eren in fd^öner Stufenfolge unb l^armonifd^er (Sin!^eit oerBunben
ift, bie üoUe Offenbarung ber a!tte§ 6d^oue in*§ SeBen rufenben gott*
einzelne %'^eik unä mifjf ollen, nid^t fö öBerf(|ouen iönnen, baß mir er^
fennen mürben, wie alle einjelnen 5l!^eile mit il^m im f(^önften (SinÜong
9^nn ift akr mit ber @rbe au(| ber §immet erf(j^affen roorben. @§
ftnb üöertjanpt atte (Stufen unb ©rabe be§ ©afeing geraorben unb 9^{es
Singe mop ein ®ef(|öpf, an ba§ ber menfd^liij^e Sßerftanb nid^t ben!t,
aber roaS mit mal^rem ©runbe Qtha^t mirb, ha§ mu§ im 31II ber SDinge
e);iftiren. SCßäre g. 25. ber §immel unjid^tbar, [0 raürbe bod^ bie nac^
überzeugt fein, an(j^ raenn fie ben roirlüi^en §immel niemals mit eigenen
Singen feigen könnte 3. 2öenn ^emonb fagt, biefe S)inge foHten ni(|t fo
Befd^affen fein, ober aui^ nur: biefe 2)inge foöten fo Befd^affen fein, fo
tft,;tt)enn er mit biefer ^orberung ein ©efd^öpf "^abm xoiU, wie \)a^
p!^er fte|en,be ift, biefeS aud^ fd^on ba imb jroar in fold^er i£Beife,.baB
i|m nid^t§ mel^r l^inpgefügt werben !ann, roeil e§ t)oll!ommen ift. 3öer
ni(|t raitt, ba^ ein ©efd^öpf fei, ba er genötl^igt ift, eine nO(| geringere
(Sreatur ^u loBen. SGöer g. 23. fagt: ber SD^onb foHte nt(|t fein, ber
TOÜnfd^t fi(| benfelBen al§ ©onne unb Begel^t bamit einen boppelten 3^r=
tl^mn, inbem er einerf eit§ ber 5ßoEifommen|eit ber ®inge nod^ etwas l^in*
fommenl^eit oerminbern raiH, weil er -ben Änb au§ ber SBelt |iniöegs
raänfd^t *.
ferner finb alle ®e[(|öpfe il^rer 91atur na(| gut, XQtü fie buri|
©Ott ftnb unb burd^ t^n i|r AB, i|re ©i^önl^eit unb fo ju fagen
il^ren ^rieben mit fi(^ fetber l^aöen. •
^i^ ber Stufenfolge ber ^inge ift
^^0.^ eine nod^ Beffer al§ 'üq^ anbere, aBer fo, 'tio!^ Vit '^tli m il^rer
Stotolitdt ooE!ommen ift 2. Slud^ "^(xl Berge^en ber einzelnen SDinge ift
fein ^IRanget, ber gu tabeln wclre. ^erbteiben fie bort, wo fie nai^ ber
Orbnung ber S^iatur fein follen, fo bewahren fie il^r ©afein, mt fie e§
na(| bem ©ebraucS^ unb ber SSerraenbung, benen fie nad^ bem ©efe^ be§
SßSefen l^od^ gu preifen ift*; alle§ l^at ber gütige, neiblofe ©Ott gut er=
.1 Ibid. III, 9.
2 De Genes, contr, Manich.. ' II, 29: Nos dicimus, nuUum malum esse
naturae, sed omnes naturas bonas esse et ipsum Daum stimmam esse naturam,
ceteras ex ipso. esse naturas et bmnes bonas', in quantum sunt, qnoniam fecit
Deus omnia bona valde, sed distinctionis gradibus ordinata, ut sit aliud alio
melius atque ita omni genere bonorum universitas ista compleatur, quae qui-
busdam perfectis, quibusdam imperfectis, tota perfecta est. Mt
ä De lii,,, arb. III, 15: In iis rebus, quae in eo deficiunt, quia non ultra
esse acceperunt, ut suis temporibus omnia peragantur, nemo defectüm recte
vituperat, quia nemo potest dicere , debuit permanere , cum acceptas metas
transire non posset. * "
fe^ung be§ attgüttgen ®otte§ gu erfennen, totrb unS mit 9^ed§t ßefo|[en,
an fie §u gtaußen, bamtt tutr niif^t in eitter SSermefjenl^ett e§ wagen,
ba§ SBer! eine§ [o erhabenen ?Olctfter§ in feinen einzelnen Stiletten p,
tabeln. 5Die Sf^atur gibt in äffen il^ren 5tl^eilen i|rem ©^opfer bie ©l^re,
aUerbingS nid^t insofern fie bloB nad^ unferem S^it^en ober 6(|aben,
fonbern fofern fie an unb für fid^ Betraij^tet wirb ^ ^a au6) ba§, raaä
iprid^ten 20tenfd§en ßöfe b«n!t, vok §euer, ^dtte, rei^enbe ^!§iere u. f.
ro.,
nnb trägt gu feiner <3^^i'^e nnb ani^ gn unferem 9flu|en Bei, menn mv
e§ auf gehörige unb finge SBetfe gebrauchen, raie benn ©ifte nur bann
fdJdbHd^ raerben, wenn man fiefatfd^ oerraenbet, wä'^renb fie Bei »er*
©inge, an ml^^n rair un§ erfreuen, raie '©peife, Stran! unb Si(|t, Bei
,
2tu(i§ bie ©ünbe unb il^re ©träfe, alfo ba§, n)a§ man at§ ^a^
iBöfe Begeid§net, ift ni(|t im «Staube, bie wunberBare Orbnung be§ ^o§s
mö§ p ftören, oBgleid^ e§ feinen Urfprung ni(^t au§ ©Ott l^at.
Böfe nidpt, ujte hie ?0^anid^cter Bel^aupten, an§ einem anberen ^rincip au^er
©Ott, au§ einem ewigen Böfen iprincip, aBgeteitet werben !ann. SlBer"'
^ie 6ünbe !ann il^ren Urfprung nid^t in @ött l^aBen, weiter ber aBfolut /
©Ute, ber oBfolut §eilige ift.
Sauge 3ßit l^atte bie grage nad§ bem Urfpritng be§ iBöfen ben
2luguftinu§ Befd^dftigt unb Beunru'^igt.' 2(u(| l§ierin fül^rte il^n in pPos
fop^ifd^er §infid§t ber :^latoni§mu§ auf bie redete gdl^rte. ^n feinem
iöud^ de libero arbitrio geigt e§ fid^ Bereite, wie er nat^ Einleitung
©uBftana ,
fonbern aB Ben ©egenfat^ ^ur ©uBftcnj , oI§ ba§ S^id^tfein
"
iliö ipso esset inferius, Deus ex nihilo faeere potuit, potuit etiam, quia bonus
est et nulli bono invidet, facere alterum bonum, quodillo priore esset in-
'*
ferius, potuit et tertium, cui secundum praeponeretur et deinde usque ad in-
flmum "boiium naturarum factarum ordinem ducere, donec universitas earum,
non numero indefinito incerta difflueret, sed certo terminata consisteret.
1 De civit. Del XII, 4. 2 De ^^^ jy^^ xi, 22.
:
gegenüfeer bem (Sein öetrad^tete unb aug b{e[er 33eftimmung einen ©runb
entna|tti, um hk 23eunru|tgungen wegen ber UnBegreifßd^lfett be§ iSöfen
ntebergufij^lagen. SDenn nur ba§ ©eienbe fönne erfannt werben*. SDa§
^
S3öfe raar il^m nunmehr ifein aBfoIuter, fonbern ein relatioer 33egriff, .
nur üorl^anben in 9lütffi(3§t auf bie (Singelraefen, beren 5yiatur t)on bents
fagte er, ift ba§ SSiJfe ber ©egenfa^ gegen ©ott; ba nun aber ba§ Sßefen
®otte§ at§ ba§ pd^fte ©ein gebadet werben mu|,fo fann ba§ 29öfe
ni(|t als ein ©ein, !ann jebe @rf(|etnung be§ Sßöfen nur alä Sßefenäs
iebe naivere ^rHärung be§ 53Dfen t)on ©eiten ber ^anid^äer l^ingebrängt.
Bebeutet ba§ im ©runb genommen md§t§ SlnbereS al§: ba§ 33öfe feintest ein
©ein; benn ^atuv, ©ein unb Söefen finb nur »erfd^iebene 9^amen für ben*
felBen ^Begriff. Sßa§ gegen bie S'latur ift,4ft au^ gegen ba§ ©ein ober
gegen ba^ Sßefen, olfo felBer wefenlo§. SDa§ IRaturwibrige öuBert fid^ in ber
SSerringerung unb 3luflßfung ber Statur, gie'^t bie Sflatur !^in gum S^lid^ts
fein. Ober wenn bie 2Ranid^aer fagen, ba§ JBöfe fei ba§ ^^ahtu:
ha^ ^erberBen gewi^ feine an unb für fid^ Beftel^enbe ©uBftanj, fonbern
äußert ftd^ nur an ber ©uBftang, ndmlid^ alä SSerauBung unb ^tv^
ftörung berfelBen. Sllfo ftellt ftd^ ba§ ^öfe !^erau§ nid^t al§ eine ©uB*
ftäng, fonbern al0 ein @egenfa| gegen W ©uBftang, Don bem wo|l
©ufeftans, nii^t oon ®ott, üon bem akr ntd^t gcfagt njerbcn !ann,
it)0^er e§ fet^
gegen bie ?iJlatti(^äer , ml^e baS 53ö[e für gletd^ urfprüngli(^ mit bem
©Uten unb für ein jraeiteS Sßejen neöen jenem l^ielten. 2tlle§, raa§ ift,
fagt 2ruguftinu§, ift, infofern e§ ift, fomo^l xoa^v al§ gut, roeir äße
Statur au§ @ott ftammt unb e§ feine 3Ratur gißt, hk niii^t in ®ott
i^ren Urfprung ptte^. ©o§ SSöfe aber eyiftirt nie an fi^, raie bie
bcmnad^ feine 5^atur, fonbern tt)ib er bie 9flatur^ unb fann nic^t in
, ©Ott feinen Urfprung ^akn, mir ©Ott ber ©^öpfer be§ @ein§ ift*.
Eorumne, qui quaerunt, unde sit, quod, quid sit, ignorant, an ejus, qui prius
putat esse quaerendum, quid sit, ut non ignotae rei, quod absurdissimum est,
origo quaeratur? Verissime dicitis: Quis enim ita est mente caecus, qui non
videat, id cuique generi malum
quod contra ejus naturam est? Sed hoc
esse,
contra naturam est, id erit malum. Ibid. c. 8 Quid enim aliud, cum quaero, quid :
Sit malum, responsuri estis, nisi aut quod contra naturam est aut quod noceat
ä De lib. arb. III, 13; de ver. rel. c. 23: Quoniam igitur Vitium animae
non natura ejus, sed contra naturam ejus est nibilque aliud est, quam pecca-
tum et poena peccati, inde intelligitur, nuUam naturam vel si melius ita dici-
atque aliis vocabülisalia atque alia mala nominari, sed quod omnium rerum
malum sit, in quibus mäli aliquid animadverti potest, corruptio est. — De
nat. bon. Omnis ergo natura bona est. Proinde cum quaeritur, unde
c. 4:
Sit malum, prius quaerendum est, quid sit malum, quod nihil aliud est quam
corruptio vel modi vel speciei vel ordinis naturalis. Mala itaque natura dici-
tur, quae corrupta; nam incorrupta bona est.
^ De civit. Dei XI, 9: Amissio boni mali nomen accepit, — Ibid.
XI, 22: Nomenque hoc nonnisi privatio boni.
ten Staturen Jinb, nur 'infofern B^fe,- ot0 fie mkxU finb, akr mfofern
fie ^atnvttt ftnb, ftnb fie ^nt; felöft i^re ^^e^ler finb dn i^eugnt^ i^rer
©Ute; benn waren fie ntd^t gut, fo könnten il^nen ja bie ^^el^ler nid^t
ben ©unben unb geistern ber @eete äl^nltc^ n)te mit ben ^ranfl^etten
be§ Seibeä; biefe finb nid^t fetbft 6uÖftan§, fonbern SuBftang tft ber
bie v!JJinbex:ung ober 5JCufl§ebung jeneS ®ute§, ba§ man ©efunb^eit nennt,
unb wenn fie burd^ Leitung gcl^obeu werben/ fo eyiftiren fie aud§ ni(|t
me!^r. Sßeil 'aa^ 58öfe bie ^Jlatur ober 2öefen:§eit be§ il^r gebül^renben
einen Sibfaff oom 6d^öpfer, ber atteg gut gefd^affen, unb ein §inftreBen
ju bem, auSbem alles gefd^affen ift, b. l§. jum IRid^tä^. «Sofern aber
bie (Korruption, wet(^e ba§ 33ofe in fid^ fd^tie^t, hk 9^atur ober <5uB=
3^atur nid^t für fid^ befielen fann, oernii^tet werben müBte. SDa^er
fann e§ aud^ lein SBefen geben, ha^ fd^ledpt|in böfe wäre, in bem ft(|
gar niäii^ ©uteg fonbe; fo Böfe irgenb ein Sßefeu aud^ fein mag, infos
fern e§ ift, b.|. ein ©ein, |ot,ift unb. -bleibt e§ immer gut. ©in
fd^led^tl^itt S3öfe§, wk bie S^Janti^äer fid^ ein fold^eg eriräumten, wäre
reine SJiegation, Dfltd^tfetn. (S§ fann nur ein unbebingt ®nk^, aber
!ein unbebingt ^ofeä gebeut S)a|er ergibt fid^, jagt STuguftinug, ber
1 Ibid. XII, 3.
2 De mor. Manich. c. 6: Deficiunt äutem omnia per corruptionem ab eo,
quod erant, et non- permanere coguntur, non esse coguntur. — Itaque quod
summe et maxime esse dicitur, permanendo in se dicitür. Nam quod mutatur
in pejus, non, quia manebat, mutatur, sed quia pervertebatur in pejus, id. est,
ab essentia deficiebat. — Mutantur ergo quaedam in meliora et propterea ten-
dunt ad esse, — ad ordinem tendunt. Ibid. c.>2: Idipsum ergo malum est,
in id, unde factus est, id est, in nihilum, in hoc peccato tenebratur, et tarnen,
non penitus perit, sed in inflmis ordinajjur.
* De nat. bon:- c. 5; de civit. DeiXI, 22; Enchirid. c..l2: Ideo in eis
(rebus) et minui bonum et augeri potest. Sed bonum minui malum: est. —
''
'} .
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\^/. 05. ^ie UnÄommcnVe^^^ -
"241
ettt)a§ ®ute§ ift, ber 6a^: ein fepet|afte§ SDSefett fei ein 6öfe§ 3öe[cn,
nid^tg SlnbereS Befagen fann at§: So[e [ei, raaä gnt ift, nnb Böfe fei
nur, roaa gut ift. . Unb fo Id^t unä kirn @egenfa| graifd^en gnt nnb
fiöfe bie Sieget ber SDtateltüer im ©tt(^, raonad^ fte Behaupten, ©nt^
fann aBfolut nid^t ol^ne ba§ ®ute unb !antt nur an bem ®uten fein,
tod^renb anbererfeitä bog @ute o^ne baa Sofe fein ?ann. 2(u§ bem
©Uten atfo |at ba§ iSöfe feinen STuägangäpunft genommen unb nur an
bem ©Uten fann e§ e);iftiren. (S§ gab burd^au^ feinen @ntfte|ung§s
grunb für eine ^ubftang be§ 39ofen. SDenn gäbe e§ eine fol(|e, fo tt)dre
(^der, roemi fte t)on einer ©üb ftanj be§ SSöfen reben, nid^t uml^in
fie üerberbenbe (£inn)ir!ung be§ ®uten auf ba§ ißofe unb be§ 33öfen
auf hoi.^ @ute anneipme, nid^t nur eine SBiberfinnigfeit, fonbern a\x^ eine
fei e§, wenn man fage, ba^ bie göttlid^e 5Ratnr bem SSerberÖen ausgefegt
gewefen fei. ^benfo wenig fönne man annehmen, %a% eine bofe'SJJaterie
oori^anben war, rooraüä ®ott fd^uf nnb bie er nur bilbete unb orbnete
unb par fo, baB er fte nti^t ooUftdubig in ®ute§ ummanbelte. SDenn
bann !onnte ober woKte er biefenid^t tl^nn: jeneg raiberfprid^t aber feiner
im ©egentl^eil mit feiner SlITmadpt oernid^tete unb eine gute ^Qiateric 5er=
Cum vero corrumpitur, ideo malum est ejus corruptio, quia eam qualicunque
privat l)ono, nam si nuUo bono privat, non nocet,- nocet autem adimendo
bonum. — Quae (natura) si corruptione consumitur , nee ipsa corruptio re-
manebit, ubi nuUa esse possit subsistente natura. Ibid. c. .13: Ac per hoc
nuUum est, quod dicitur malum, sinuUum Sit bonum. -
!atttt' bei' Urfprung be§ SBöfen nur boburc5| ^ erüärt toerben, ba§ man
mittetft be§ 6(i^öpfung§16egrtffe§ gniifd^en bem abfoluten ^ejen ®ottc§
urtb bem creatürlii^en 3Se[en ober pifc^en bem Unguten unb Um an
bem Unguten tl^eill^aBenben ®uten unterfd^eibet. Sitte ©efc^opfe finb ti^rer
^Mux m^ gut, weil W ^t^tn ©otteg, be§ fd^te^f^in ©uten, bie ^örm=
B-, principten ber SDtnge finb; akr tneil fie nic^t, raie il^r ©d^öpfer, auf
'
'^^ bie p(j^fte, unraonbel&are Söetfe gut finb, fo fann ba§ ©ute in
i^nen t)ermel§rt ober t)erminbert n)erben unb . eben in ber 25erminberung
be§ ©Uten kftel^t ja ba§ S3ö[e. ©Ott al§ ber f(^le(|tpn Unt)erctnber=
tid^e ift hzm 33ojen nid^t ^ugdnglid^, raeil bie SSerminberung ober ißerou?
pl.( Urtb üeränberlid^ finb fie ja, raeüC fie nid^t au§ mh burc^ fi(^ fel&ft
fxnb / fonbern au§ ntd^tS erfd^affen finb. ©arin alfo , ba^ hk S)inge
au§ nid^tS gefd^affen itnb barum oeranberlii^ finb, liegt bie ^ögtid^:
fett be§ SBöfen unb näl^erl^in barin, ba^ bie üernünftigen, freien
SBefen oerdnberlid^ finb, liegt bie Mögli d^ feit ju fünbigen. ^mmer
raieber finben mir in ben «Schriften; be§ 3luguftinu§ ben ©o|: ber enb=
lid^e ©eift fonnte fünbigen, raeil er au§ nid^tä gefd^affen würbe ^ unb
inbem 2luguftittu§ in fold^er ^eife bie TOglid^M beä 23öfen au§ bem
©rfdpaffenfein au| nid^t§ ableitet, betont er ben ^anid^äern gegenüber
mit üUm ^ad^brudf, \)a'^ er unter bem „ni(^t§" nid^t etwas 9fteale§
oerftel^e unb i^m feine .^raft beilege, baB erfdfiaffen fein au§ nid§t§ fo
Diel bebeute al§ nid^t au§ bem SCßefen,ntd^ t gleid^er Diatur mit ©Ott
fein unb bie creatürtid^en JBefen hcm 33öfen üerfallen fönnen, obgleid^
fie üon ©Ott gemodöt finb, weil fie au§ nid|t§ gefdl^affen unb ni(|t au§
©Ott fittb uttb bepalb üeränberltd^ jinb^ feie§ nun, \)a^ bie SSer?
ober au§ ben eigenen Oualitäten ber SDinge. SBetI btefe 35eränber«ngen
fein nt(^t ibentifi^ mit ©ünbigenlönnen; nii^t atfeS, raa§ au§ ni(|t§
gefij^cffen ift, ^ann [ilnbigen, n)ie benn bie unoernünftigen unb bie leBIofen
@efd§öp[e nid^t fünbigen !ßnnen; abtx umge!el^rt ift alle§, n)a§ fünbigen
fann, au§ ^Jlid^tS erf(|offen, unb bei ben vernünftigen SCBefen fäKt bie
bie, eben raeil bie Statur aller creatürlii^en SCßefen üeranberlii^ ift, nid§t
2öefen unb ben Urfprung be§ 5Böfen gibt unb roonai^ biefeä für etraaS
nic^t (SuBftantietteS erffärt itiirb, ift ba§ S3öfe in negatioer SBeife befinirt.
SSon bie[em negatioen ?D^oment itn SSegriff be§ SSiJfen fö^reitet Sluguftinug
weiter gum pofitiüen SRoment , raonoij^ ba§ 35i)fe feine berairf enbe Ur«
faiä^e im menfd^tic^en Sßilten l^at^. SSermöge feiner »eränberli(|en
pngt t)om Söitten ab. SDiefer fann fünbigen, aber er mu^ nid^t
fo ift bie Sß{rni(|!eit be§ 33ofett intern Urfprung m^ auf bie freie
Urfad^e feiner ^anblungen, ein roeitereä ^^orfd^en l^atte atfo nur ben
©inn, bie Urfad^e ber Urfad^e finben gu raoHen. SDa^er ift wo^lber
Sßöiffc bie Bemirfenbe Urfad^e für fein SSöfefein. „©ennraaS ift e§,
ba§ ben SCßiUen Mfe ma^t, ba efien er ba§ bßfe SBer! üoll&ringt? Unb
be^l^atö 6en)ir!t ber ßöfc SBiUe baä 6öfe Söerif, eine öewirfenbe Urfad^e
beg Böfen SGBiUenS aBer gibt e§ nid^t."^ SDa^ bemfo ift, Bezeugt jebem
ba^ feine ©ünbe ope freie 3«ftintmung beä SiKenS gefd^e^e. föBenfo
jeugt l^iefür H^ 8oB, ba§ ber ^ugenb unb ©ered^tigfeit, imb ber 5;abel,
raetd^er ber @ünbe unb ber Ungered^tig!eit ju 3;i^ei{ rairb*. %n^ bie
JReuc ift eine bem ^enfd^en eingeprägte ©d^rift, raetd^e Bezeugt, bajs bie
ideo peccavit, sed ideo peccare potuxt, qtiia de nihilo factus est. Inter pecca-
vit et peccare potuit plurimum distat. — De ver. vel. c. 20: Yitium ergo
animae est, quod fecit et difficultas ex vitio pöeiia est, quam patitur, et hoc
est totum malum; facere autem et pati non est substantia, quapropter sub-
stantia non est malum.
* De perf. just. c. 2: Quaerendum est, quid est peccatum, actus an res?
Respondendum peccatum quidera actum dici nou rem.
est ,
De lib. arb. , —
III, 1: Non enim quidquam tarn firme atque intime sentio, quam me habere
33ofe wirb ber SßStlle burdö W)^aU (deficere) uom pc|ften unb
§tnga6e an geringere^ ©ein. SDiefeS geringere ©ein a^er ift weber
felbft at§ \ol^t§ !6o)e, weil ja alle 3öe[en non S^latur au§ gnt finb,
nod^ ma^t e§ buri^ fic§ bcn Söillen Bofe, ba ba§ ®nte bo(^ ba§ 33ofe
ni(^t Berair!en !ann. ©§ ift §. 8. (Selb unb ®ut ni^t ©d^ulb an ber
§abfuci^t, nod^ bie ©d^önl^eit be§ ßeifieg an ber fünbl^aften ßuft, nod^
ber OhtT^m an ber ©itelfeit, noc^ bie ^ad^t an bem ©tol^e, fonbern
n)a§ ben Sßtffen öofe ma^i, ift bie Serfe^rtl^eit feiner ^flii^tung, in ber
er fi(^ üon ©Ott ab!e!^rt ünb auf unre(|tmoBige unb ungeorbnete SBeifc
(efficiens) Hrfad^e be§ S3öfefetn§ be§ 2öillen§, fonbern nur eine ers
bem, n)a§ roeniger ift, fo ba§ ber Sßitte, wenn er böfe wirb , eä burd^
fid^ felbft wirb, aber ni^t naturgemäß, fonbern burd^ Slbfatt üon ber
ibeegemäßen S5eftimmung ^eineS 2öefen§, fo ba^ er burd^ ba§ IBofewerben
an fi(^ felbft feine ©ein§beförberung, ©einSoerooIlfommnung (perfectio),
fonbern eine ©einSoerminberung (defectio) incurrirt. 5Dte Bewirfenbe
Urfad^e biefeS 2lbfall§ ftnben p. wollen, l^iefie gerabe fo otel, alä bie
^infternife feigen unb ha^ ©Zweigen pren wollen, W wir beibe burd^
bie Singen, bejie|ung§weife burd^ bie 0|ren wal^rnel^men, aber nid^t in
Singe fie'^t bie förperlid^en formen unb fielet nirgenbS ginfterniß, außer
^ Ibid. c. 14: Poenitendi enim affectio illa, quae prodit male fecisse
poenitentem, et bene facere potuisse testatur,
2 De civit. Dei Xu, 6: Cum enim se voluntas ad in-
relicto superiore
ferior a convertit, efftcitur mala: non quia malum est, quo se convertit, sed,
quia perversa est ipsa conversio. Idcirco non res inferior voluntatem malam
facit, sed rem inferiorem praye atque inordinate ipsa, quae facta est, appeti-
"^sfit. — Ibid. c. 7 : Deficere namque ab eo ,
quod summe est , ad id ,
quod
minus est, hoc est incipere habere voluntatem malam. — De lib. arb. I, 16:
Est ita, ut dicis, et assentior, omnia peccata hoc uno genere contineri, cum
quis avertitur a divinis vere manentibus et ad mutabilia atque incerta con-
vertitur. Quae, quamquam in ordine suo recte locata sint et suam quandam
pulohritudinem peragant, perversi tarnen animi est et inordinati, eis sequendis
subjici.
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fonft mvi^it er \<x [ein eigenem (Sein negtren; auc^ ^oA er al§ ba§ abfolut
üollfommene @ein ntij^ts ißeffere§ über [i(|, an ba§ er fi(^ linjugeBen
ptte, !ann alfo ni^t burd^ %^oSi non bemfel6en fünbigeii^. S3eim
enbtid^en ©elfte bagegen ift ba§ ©ein nid§t tbentifdi mit bem ©utfein,
fein ©ein ift ntd§t ein an§ nnb bur(| \x^ ©utfein. ferner !§at er alä
unb SU ben unter il^m ftel^enben ^Dingen ber D^latur. SDal^er ift e§ tu
fetner Statur notl^menbtg gelegen, ^^aS^ e§ i|m mögtid^ ift, \\ait ftd^ ©Ott
^VL^^ViXOzviiim, ftd^ üon ©Ott oögufel^ren unb ftatt ©Ott fid^ fetbft ober ein
ftnben !antt*. Unb raett btefer 2l6fatt dou ©Ott eine SSerringerung
feiltet SKefenS in fid^ fd^üe^t, fo ift er etraaS, tt)a§ nid^t fein fott, ma§
feinem ©ein SSerberÖen Bringt, atfo gegen feine 91atur (contra naturam)
ift. 21I§ SSerringerung fetneä 2Befen§, fagt 3litguftinu§, tft er eine
^ Contr. Jul. op. imp. I, 31: Et ideo ista natura non potest omnino
peccare, quia non potest se ipsum deserere nee lüeiiorem habet, cui debeat
inhaerere et cujus possit desertione peccare. — Ad!v; Faust Manich. XXII, 22:
Deus omnino peccare non potest, sicut negare se ipsum non potest; homo
autem potest peccare et Deum negare.
ä De mor, Manich. II, 4.
-^
Declvit. Dei XII, 6; de lib. arb. 11, 19.
^''
'-"
'^
; ' %26:r ©ic Üb'öilfommerifit :ünßa§3llefe;' tvt%;Mtlt '
247
%xt geringer; ber ®eift 3. 35. wirb ntc^t Körper, wenn er fid^ au i|m
l^inneigt, akr raegeu feiue§ mangell^aften ©treBeuS t)er!örpert er \x^
aber ein ^inftreben jum 3flt(^t§, eine SSeraegung be§ 5öilten§, in ber er
oon bem ©lücflic^eit unb Einigen ft(| ab* utib bem, mag ni^t ®ott ift,
gu fein; er ftreBt l^in gum Md^t§, raeit aUeg ©ein gut unb um fo raal^rer
ift, auf je !§ö|ere unb üollfommenere Söeife e§ ift 2; e§ ift ein 9IbfaII
üon ber eiutgen ^bee, nad^ ber ber ?D^enfd^ gefd^affen ift, oon bem ewigen
gormprincip, bem gemät ber 3}?enfd^ in ber Eingabe an ®oti fidp in
SSoHenbung feine§ ' ©ein§ in ber ewigen @elig!eit finben füll^. ©er
1 De civit. Dei XIV, 13 : Relicto itaque Deo esse in semetipso, hoc est,
sibi placere, non jam nihil' esse est, sed nihilo propinquare. — Contr. Secuncl.
Manich. c. 11: Deftcere autem non jam nihil est, sed ad nihilum tendit. Cum
enim ea, quae magis sunt, declinant ad ea, quae minus sunt, non illa, in quae
declinant, quae declinant, deficiunt et minus esse incipiunt quam
sed illa,
erant: non quidem, ut ea sint, ad quae declinaverunt, sed pro suo genere
minus.
2 De immortäl. anim. c. 7: At enim averaio ipaa a ratione, per quam
stultitiam contingit animo, sine defectu ejus fieri non potest: si enim magis
est ad rationem conversus eique inhaerens ideo quod inhaeret incommutahili,
rei, quae est veritas, quae et maxime et primitus est, cum ab ea est aversus,
idipsum esse minus habet, quod est deficere Omnis autem defectus tendit
ad nihilum.
* Ibid. c. 8; Tanto enim magis est corpus, quanto speciosius est atque
.
pulchriusjtantoque minus est, quanto foedius ac
deformius, quae defectio
non praecisione molis, sed speciei putatione contingit: quaerendum de hac re
">
diligenter ac discutiendum est, ne quis affirmet animum tali defectu interire,
ut quoniam specie aliqua sua privatur, dum stultus est,, credatur in tantum
augeri hanc privationem, ut omnimodo specie spoliet animum et ea labe ad
nihilum redigat cogatque interire. — De Genes, ad lit. I, 4: Non imitatur
imperfectio, cum dissimilis ab eo, quod summe ac primitus est, informitate
quadam tendit ad nihilum, sed tunc imitatur verbi formam, sed semper atque
incommutabiliter patri cohaerentem , cum et ipsa pro sui generis conversione
SOflenf^ ift feiner- ©uöftana m^ giiti, rairb aöe.r ein um fo Beffere§ ®ut,
fe-me^r er fid^ fr eiraiU ig an ®ott l|mgi6t, burd^ ben er pr jeligen
§tenad§ ift ber Urfprung ber ©ünbe, obgleid§ ©ott ber Urgrunb
aller 5Dinge ift, ni(|t auf ®oit, fonbern auf ben freien SöilTen be§
?i)lenf(^en, ouf htn Wi^hxau^ biefe§ SBtllenä pirüd^a^^im. (Sr^e6t
man nun ben Äwanb, e§ «jare Keffer gewefen, ®ott ptte ben freien
SeöiHen gar nid^t gegeben, mil bann ber aJlenfd^ benfelben nii^t ptte
3um W^hvm^, fonbern §um guten ©ebraud^ gegeben l^at, bamit ber
9JJenfd§ baburd^ tugenbpft unb felig raerbe. ^n biefer (Sigenfd^aft al§
posse non peccare ift ber SSiUe fetbft fdpon. ein ^o|e§ ©utunb fönnten
ol^ne il^n bie pd^ften ©iiter, Stugenb unb ©eligMt, nid^t ermorbert
werben. §citte er i^n aber wegen feinet miJglic^en SKi|braud^ä nidfjt
geben foEen, fo burfte er überhaupt gar Mne ®üter geben, weld^e mi^=
brandet werben fönnen. £)pe freien SCöiHen wdre, bie S3elopung be§
(Suten wie bie iöeftrafung be§ ^b]en »Öffig ungered^t^.
capit, ut Sit perfectacreatura.— Scriptum est, dixit Deus: fiat, ut per id,
quod principium est,, insinuet exordium creaturae existentis ab illo adhuc im-
perfectae, per id autem, quod verbum insinuet perfectionem creaturae revo-
catae ad eum, ut formaretur inbaerendo creatori et pro suo genere imitanda
formam sempiterne atque incommutabiliter inhaerentem patri.
^ De
Genes, ad lit. VIII, 10: Quia Deus est inconxmutabile bonum, bomo
^ autem secundum aniraam et secundum corpus mutabilis res est, nisi ad
et
incommutabile bonum, quod est Deus, conversus substiterit, formari, utjustus
böatusque sit, non potest. —
Ibid. c. 14: Mutabile bonum melius bonum fit,
cum bono incommutabili adbaeserit amando atque serviendo rationali et pro-
.
pria voluntate. — Quod si iioluerit,bouose privat, et hoc ei malum est. —
Contr. Seound. Manich. c. 17 : Defectus ergo malus Omnis ergo defectus
est.
ab eo, quod est, tendit, ut non sit, sicut omnis profectus ab eo, quod minus
est, tendit, ut magis sit. — Ibid. c. 19: Ecce ünde est malum, a propria
scilicet voluntate. Non autem ista natura , sed culpa est , ac per hoc etiam
contraria naturae, cui utique nocet privando eam bono, quo beata esse possit,
si peccare noluisset.
2 De lib. arb. II, 1: Si bomo aliquod bonum est et non posset, nisi cum
vellet, recte facere, debuit habere liberam voluntatem, sine qua recte facere
non posset. Non enim, quia per illam etiam peccatur, ad hoc eam Deum
dedisse credendum est. Satis ergo causae est, cur Deus debuerit, quoniam
sine illa bomo recte non potest vivere.
)r.y' VA;
.§,25./5bie UnoottfbmOTcn]§elV,unb''ba§ ^ ^
249 '
.-
xd^t in bem @tnne eine notl^raenbtge, baf [ie in ber Statur be§
f(|on ein ®ut ift, bie StufgaBe ^at unb eBett !roft feines freien 2öitten§
Statur atfmcil^liil ^u überirinben unb ju negiren unb ftd^ ba§, raaS nur
glüdflid^e S^otl^raenbigfelt ift, ju ber er, unterftü|t non ber @nabe ®otte§,
üon ber natürlid^en S^lotl^menbigfeit ber TOglid^Mt §u fünbigen fort;
fd^reiten [oH *.
©agt man aöer, ©ott ptte wenigftenä jene, üon benen er üorau§=
fall, ba^ fie fein ©efd^en! be§ freien SBillenS mipraud^en unb fünbigen
mürben, nti^t er[d|af[en foUen, fo ift an^ W^ eine tpri(|te ^orberung.
©enn mögen fie au(| no(| fo ÖeffecÜ fein bur(| bie 6ünbe, fo lßefi|en
fie bennoi^ eine pl^ere Söürbe al§ g. 35. ba§ finnlid^e 2i^t, beffen Sin*
Uiä 'bo^ aUe güm Ißreife beg @d|öpfer§ aufforbert SBenn ein bur(3|=
ge|enbe§ ^ferb immer no(J| Keffer ift al§ ein ©tein, ber nid§t bur(^ge!§t,
meit e§ il^m on33eroegung mangelt, fo ift au(3§ ein ®ef(^öpf, ia^ mit
freiem SöiCfen fünbigt, bem|enigen nod| raeit norgusielpen, M^ btoB be^s
l^alB nid^t fünbigt, meit e§ feinen freien SÖöillen pt^. üDleint man*"
akr, (Sott ptte biejenigen, üon benen er t)orau§fal|, ba| fie fünbigen
merben, be^plB nid^t erfd^offen foEen, meil bie (Sünbe ben ^enf(|en
civit. Dei XXII, 30: Aliud est enim esse Deum, aliud participem Dei. Dens
natura peccare non potest, particepa vero ab iUo accipit, ut peccare non possit.
2 De lib. arb. III, 5.
^tor»_ Ihr WimitWrtitg. 1fi**
'250-
haS Unglütflt(|fetn mtom\^X fo' voün\^t ex- \>o^ \>a^ ©ein. 9ll§ uns
aufrieben jeigt er \x^ un\>antbax, raeit er nod^ ein ©ein !6eft|t, ba§ er
liebt, unb rairb ba|er mit Dted^t ju einem anberen <2ein genotl^igt, ba§
er nidpt liebt. Slffein eben toeil er anij^ at§ Unban!barer no^ befi^t,
''tt)a§ er töünfij^t, nämlid^ ^a^ ©ein, mu^ bie ®üte be§ ©ij^öpferS' ges
priefen werben*. ^t\itx jiep jule^t aud^ ein unglüifliiJ^eS SDafein bem
.S^li^tfein nox, weil er felber t)om ]^ö(|ften ©ein abftammt. SSenn er
n)irb er Um l^iJc^ften ©ein raerben. ^amit rairb aber aud^ fein SSer*
langen nad^ ber eraigen (Slüdjeligteit raad^fen unb ber JBille in.il^m
rorl^errfd^enb werben, \\^ \o gu geftalten, ba^ fein SSerlangen nid^t mel^r
auf jeitli(^e unb üergdngli(|e SDinge ge|t, fonbern auf ^a^ ewige
'^bient benn jettlid^eä Unglüd oielfad^ gur Teilung unb S3e[ferung, be=
ben man wäp, ni(^t§ ift. JIRan wäp immer ba§ SSeffere; allein wa§
nid^tS ift, !ann unmoglid^ ba§ 25effere fein. Sßßer etwa§ jRed§te§ wunfd^t,
wirb burdi bie Erfüllung fetne§ 2Bunfdpe§ beffer. JTber wer nid^t ift,
tarn offenbar aud^ ntd^t beffer werben, ©omit !ann niemanb oernünfs
tiger Söeife ba§ 3flidptfein wünfd^en. S)agiBerlangen alfer, weld^e fid^
''hen ^oh wönfd^en, jielt benn aud^nid^t auf ein eigentlid^eä ^flid^tfein
a^f fonbern auf 9flu'§e,,bie wieberum ein ©ein unb gwar ein t)oll!om=
barung ber göttlt(^en ®üte ift, fo gibt ftd^ in il^m nod^ weit me|r eine
SBBelt, als bem gefd^affenen WMh ©otteS, ebenfo gut Jfunbgeben muf,
aU feine ©d^on|eit ober feine S[ßei§l^eit. ober feine ®üte unb beren £)ffen=
1
Ibid. in, 6. 2 ii5iä. in, 7. 3 ibiä. iii^ 8.
S5arml^er^{g!eif ©otteS offenBarte*; .3ftad^ berfel6en,t)ön @ott ge«
festen SÖBeltorbnung, in welcher wir ' bie jSBeiSlpcit unb ®üte ®otte§
preifen, folgt notl^uienbtg ben guten Sßtffengl^anbtungen em glü(ftt(j^e§,
wenbtg, nid^t nur ^olge ber SDegrcbation unfere§ SCöefen§ bur(| ^rtüas
tion tft, fonbern loeit e§ geredet tft, ha^ HeBel mit ber ©ünbe »er?
bunben ftnb. ^nv Offenbarung ber göttli^en ®ere(^t{gfeit ift not^raenbig,
bo^ ber ©c^ulb ©träfe cntfpreij^e. ®oü, fagt er, ift aller ^inge Orbs
ner unb ©(^opfer, ber ©ünbe aber nur Drbner^ unb er orbnet gemd§
feiner (Seredjtigfeit Ut @ünbe fo, bafe fie bie Harmonie unb Orbnung
.ber SBelt überl^aupt ni(|t Öeeinträij^tigen fann. 23etont 2luguftinu§ im
Kampfe gegen ben ^ani^ai^mu^ üBer!§aupt in erfter Sinie bie Orbnung
unb Harmonie in ber SBelt al§ ber Offenbarung ber göttli(|en @igen=
fo bod§ im 6jan§en; aud^ ha^ S3öfe ift ber allgemeinen Orbnung unb
Harmonie unterworfen gur Offenbarung ber göttlid^en ®ered§tig!eit.
.Uebung ber ©ered§tigM ober burd§ ©rbulbung non Seiben. 2lud§ finb
6d^ulb unb ©träfe nid^t §eitlid^ »on einanber getrennt, fonbern unmittels
bar mit einanber üerbunben, bamit Mnen Slugenblidf hie ©d^önl^eit be§
Unioerfumä hahnv^ getrübt werbe, ha"^ in ibr bie §aBlid^!eit ber ©ünbe
erfd^eint ol§ne bie ^iexhe hex geredeten @trofe^, fonbern immerbar jebe
ungeorbnete, fünbige ©eele )id§ felbft §nr ©träfe ift*. Sterin liegt bie
au(| burd^ bteje gugtet(| al§ ©d^ön^eit unb Orbmmg*. ©Benfo ift bte
1^ere{|tig!eit ni(|t ol^ne bieOüte; benn aEe§, iöa§ gereift ift, ift laau^
gut 2 unb barum ift au^ bte ©träfe ber ©ünbe, lüeil fie geredet ift,
nad^ ber üon (Sott gefegten Orbnung gejd^ie|t, felkr gut unb trägt
-beninai^ felber jur S5oII!ommenl^eit ber Sßelt bei. SDa^er ftnb aud^ bie
fern hnxä) bie ©ered^tigMt @Ötte§ bie ©ntwtd^elung ber ©ünbe georbnet
unb burd§ bie geredete ©träfe für bte @ünbe bie ©c^mad^berfelßen an^^
^.geglid&en toirb. (Somit gereid^t bie\^![age, ba^ burd^ ben Slbfatt be§
menfd^Iid^en Sßiffenä üon ©Ott fo gro^e§ ©tenb unb Jßerberben über bie
nete emige ©efe^ unb in ®emeinfd§aft mit il§m ju oerl^arren, ift ^ai
erfte unb pc^fte ®ut be§ ^enfd^en.
SDe^l^alb !ann man aud^ nid^t ben ©inmanb ergeben, ©Ott fei
atterbingS nid§t ber Url^eßer be§ S3öfen; alTein toenn ©Ott e§ ntd^t gu=
gelaffen ptte, konnte e§ fid§ in ber. SSelt nid^t oorfiitben, ba oi^ite ben
stantia, quae ab omni peccato munda est Deo subjeeta, subjectis sibi ceteris
dominatur. Ea vero, quae peccavit , ibi ordinata; est , ubi esse tales decet,
ut Deo conditore atque rectore universitatis decora sint omnia. Et est pul-
chritudo universae creaturae per liaec tria ineulpabilis . : d!amnatione pecca-
torum, exercitatione justorum, perfactione. beatorum.
* De quant. anim. c. 36: Id enim judicavit esse pulcberrimum, ut esset,
quidquid est, quomodo est, et ita naturae gradibus ordinaretur, ut consideran-
tem Universitäten! nulla offenderet ex uUa parte deformitas omnisque animae
'
poena et omne praemium conferret semper aliquid proportioni justae pulchri-
tudinis dispositionique rerum omnium. — De ver. rel. c. 15: Et est justitiae
pulchritudo cum benignitatis gratia concordans, ut, quoniam bonorum inferiorum
dulcedine decepti sumus, amaritudine poenarum erudiamur.
2 EncWr. c. 96. 100. 102.
3 De lib. arb.civit. Det XIX, 13; music. VI, 11: Ita peccan-
IH, 6; de
tem homineni ordinavit Deus turpem, uon turpiter. Turpis enim factus est
voluntate Universum amittendo, et ordinatus in parte est, ut, qui legem agere
noluit, a lege agatur. Quidquid autem legitime, utique juste, et quidquid
juste, non utique turpiter agitur, quia etiam in malis operibus nostris Dei
opera bona sunt.
SOSiUen ®ötte§ ntd^t§-fei; ba§^i8ofe fei ba|er raöl^t ge^en-.b'en gottltd^eit
bo(| ni(!§t in htm 8inne gegen ben göttlid§en SGöillen, ba§ e§ gan^
wiber ®oite§ Söiöen ba raäre; ptte ®ott e§ nii^t julaffen lüotten, fo
luare e§ au(^ nid^t ha. §iegegett ift gu ßemer!en: raenn ha^ 33Öjc at§
fol^e§ nid^t gut ift, fo mu^ e§ bod^ gut fein, ba^ ba§ S3ofe ift, e^en
raeil e§ uid^t ol^ne ®otte§ gutaffenben Sßitten ba ift. (S§ ift aber beB-""'
l^alö gut, baf3 ba§ SÖöfe fei, weit e§ felBft raieberum bem ©Uten bienen.-
mu^. (S§ ift jTOar gegen bie Orbnung, fofern e§ biefetk ftören witt;
''okr eg ift bod^ luieberum nid^t aufeer ber Orbnung, raeil ®ott ha^
ift ®otte§ 2ßei§!^eit unb "Sfta^t, ba^ er alle§, n)a§ feinem SßiHen aud^
nod^ fo fel^r entgegen ju fein fd^eint, ju bem guten unb redeten ^kk
Unit, ha§ er uorl^erfalp unh feftfe^te. @r l;iclt e§ für kffer, au^ )>m>
93ofen felöft ®ute§ $u bereiten, at§ gar lEein S3öfe§ ^uptaffen^. Unb
raenn er baBei ha^ ißöfe ber ©träfe unterstellt, fo ^nUt hm 5lenberung
feines 3BiIIen§ ftatt, fo ba^ er Je^t benj;enigen jürnen raürbe, gegen bie
er üorl^er gütig n)or; mermel^r t)eranbern fid^ btefe unb ftnben @ott in
ben ©trafen, bie fie erleiben, oerdnbert, ä|nlid^ roie fid^ bie <©onne
dnbert gegen !ran!e Singen unb in geraiffer SBeife l^art wirb gegen bie,
benen fie »orl^er freunblid^ raar, oßraop fie in fidj felßft immßr biefelk
Bleibt 3.
1 Adv. Faust. Man. XXVI, 3 : Sed nee ipse homo contra naturam quid-
quam facit, nisi cum peccat, qui tarnen supplicio redigitur ad naturam; ad
naturalem quippe jüstitiae ordinem pertinet, ut aut peccata non fiant aut im-
punita esse non valeant; quodlibet horum sit: naturalis ordo servatur, si non
ab anima, certe a Deo. — Music. VI, 14: Amor inferioris pulchritudinis'
animam polluit, quae amlsit ipsa ordinem suum, nee tarnen excessit ordinem
rerum, quandoquidem ibi est et ita est, ubi esse et quomodo esse tales
ordinatissimum est. Aliud enim est teuere ordinem, aliud ordine teneri.
2 De lib. arb. III, 12; enchir. c. 27; De Genes, ad lit. XI, 6: Cum
etiam per injustos justi ao per impios pii proflciunt, frustra dicitur: Non
crearet Dens, quos praesciebat malos futuros. Cur enim non crearet quos ,
^3Serglei(^ !ommt unb bie[e§ il^m bienftbar gemacj^t wirb *. ©o |at ©Ott
bie Orbnung ber 2Belt gleid^fam ttiie ein fij^öneä ®ebic|t burd^ STntitl^efett
ftreitenber ©inge erp|t 2 unb rate ber ©chatten, gehörig ange6rad§t, nur
bie ©(^önl^eit etne§ ®emälbe§ nermel^rt, fo ift bo§ Uniöerfum ber S)ing'e,
wenn jemanb bagjelBe iikrf(|auen lönnte, aud§ mit ben ©ünben fdjon,
vp"&rao^t bie[e für \\^ Betrachtet burd^ eigene TOBgeftalt p^ltd^ finb^.
(Snblid) akr muffen rair un§ ükrl^aupt, raie fd^on bemerkt würbe,
\>k SBeft M)i p!§ilofi)pl^ifc| al§ ein organifd^eä ©an^e benfen, worin iebe§
®tieb mit 9^ot]^n)enbig!eit oori^anben ift, infofern e§ oon ber ^bee be§
©angen geforbert mirb. ©arum ift aud^ bie (Syiftenj toillenSfreier unb
barum ber ©ünbe. fdpger S5>efen nid^t etraaS 3wffl^^9c^ ««^ i?o« ©Ott
TOillfürlid^ in ber SCßelt ©efe^te§, fonbern mit ber S^ee ber 9BeIt not|=
loenbig gegeben, .^m SSegriff ber SOBelt liegt üBerl^aupt fd^on eine Sota=
litot be§ ©ein§, fo ba^ eine lüdEen^afte, unooUftänbige SBett nid^t einmal
ein Unioerfum, ein ^o§mo§ raäre. ^xi ^infid^t auf bie DSoUftanbigiEett
SÖBefen, foraol^l im S^laume al§ in ber ^eit, !ann ba|er bie ©d^öpfung
!eine§ einzigen WJenfd^en, aud§ beffen nid§t, ber feinen freien SKitfen §ur
-
raeld^e fünbigen !önnen unb, wenn fte gefiinbigt l^oBen, not^menbig
unfelig werben. Sßenn nad^ ^inwegnal^me ber 6unbe bie Unfeligleit
nod^ fortbauerte ober wenn fie fd^on ben ©ünben ooraugginge, fo würbe
biej3 allerbing§ ber 3^ee eine§ ^o§mo§ nic^t entfpred^en. SSenn aber
1 De Hb. arb. III, 9; enchir. c. 10—11. 2 -qq cjyit, pei xi. 18.
3 Ibid XI, 23.
'^
De lib. arb. III, 23 : Quibus respondetur : ad universitatis complexum
et totius creaturae vel per locos vel per tempora ordinatissimam connectionem
non posse superfluo creari qualemcunque hortiinem, ubi folium arboris nulluni
superfluo creatur.
©üttben >ge[(j^e^eri würben, 5|ne \a^ fie- bte UnfeligMf mit 4td^ Mcj^ten^;
©enn burd^ bie ©träfe wirb ja, raie gefagt, bie ©ünbe mit ber aH*
©(|mad§ ber ©ünbe getilgt rairb unb fie infofern not:§raenbig gum^
©(j^mucfe be§ "Uniöerfumä geprt*.
SDa^er bient atfeg, Sob tt)ie %a'iitl ber ©efc^opfe, nur ^um greife
-^i^reä <S(|öpfer§. Sterben fie getobt, fo rairb in t|nen notl^raenbig ber
©(^öpfer getobt, üon \)tm fie il^re S^latur empfingen; werben fie aber
getabett, fo trifft ber Stabel nii^t bie ^ilatur eine§ Sßefenä, bie ja an
fici§ gut ift, fonbern ben g'el^ter etne§ SffiefenS, ber feiner Statur ^uwiber
^ift. SDamit aber wirb bie iRatur fetbft gelobt, weit ba§, niaS i^r §us
raiber ift, ber ^^e.l^ler, getabelt wirb, ^n^ biefeä Sob gebt bann raieber
auf ben ©d^öpfer ^itrüiS, ber baburd^, bat feine @ef<|öpfe raeber gelobt
no(| getabelt werben fönnen, o|ne bafe er gepriefen Mrbe, fid^ alä ein
©ä ergebt fid^ |e|t nur noc^ bie ^rage, wie fid^ mit ben böfen
^anbtungen, bie au§ bem freien SSiltten be§ ^ienfd^en l^eroorgel^en, ha§
SCöie ©Ott hie ^elt erfd^affen unb georbnet "^atf fo regiert er aud^
alle§ unb fü§rt alle ^inge.burd^ feine ißorfe!§ung$n bem il^nen oors
geftedften Sf^th. ©eine SSorfel^ung erftred^t fidp auf ba§ ©inseifte in ber
Sflaiur raie in ber Änfdpenioelt. ©ie ift inSbefonbere in §infid^t auf
ben B^ifammenl^ang ber ©efd^öpfe ber ©runb ber Orbnung unb ber
Harmonie in ber Söelt. ^an muB aber feft^alten, ^)a^ burd^ biefe
l^eBt baä göttltd^e S8or|erwxffen bie freie 5£BiIlen§tptig!eit nid^t nur nid^t
auf, fonberu ponirt fie. SDenn wa§ ®ott oorauSfiel^t, ift eBen ber Sßilfe,
ber biefeS ober jeneä will ober aud^ntd^t witt unb lebiglid^ burd^ feine
wiff ja, wa^ er wilf, auf ®runb ber 6elBftBeftimmung, nid^t auf ©runb
ber göttlid^en 5prafcieng; er will uid^t, weil ®ott e§ üorau^fiei^t, fonbern
umge!e:^rt, ©Ott: fiep e§ t)örau§, weil er wilt; ©Ott fie|t ba§ SBoUen
üorauS. (S§ ift bal^er gar nid^t eingufel^en, wie au§ ber gotttid^en
De lib.
1 arb. III, 2; de civit. Dei V. 9.
De lib.
2 arb. III, 3: Non volTintate volumus, quis vel delirus audeat
dicere? Quam öh rem quämvis praesciat Deus nostras voluntates futuras,
non ex eo tarnen conflcitur, üt non voluntate aliquid velimus. Si necesse est,
non jam voluntate, sed necessitatß id me yelle fatendum est. Si necesse est, —
ut velit, unde volet, cum voluntas non erit? Ita fit, ut et Deum non nege-—
mus esse praescium omnium futurorum et nos tarnen velimus, quod volumus.
ä De civit. Dei V, 10; de lib. arb. III, 3: Cum enim sit praescius
voluntatisnostrae, cujus est praescius, ipsa erit. Voluntas ergo erit, quia
eines' -anbevett -^enfii^'en berit '3ß{ffen>b'e§''"Ie4tercn~ fernen "3^ <^^f*-
-
erlegt, fo ratrb an^ ©ott t)ovau§fe^en fonnen, n)ie tüiCfenSfrete ^enfd^en
i^t hk gottlid^e ^Präfcieng Urfad^e, ha^ boS 33ö[e gefi^el^en mii[[e, ba^
ge[(^el^en rairb, unb wie ic^ mic§ an mani^eS erinnere, raa§ ic^ getl^an
raet^ and) ©Ott alte§ t)orait§, n)a§ er felBer f^nn rairb, ol^ne be§l^aI6
oorau§gefe|en 2.
©Ott tft aUerbingS ber ©(|öpfer unb Senfer alfer S)inge, aBer er^
leitet bie SDinge, bie er gefd^affenl^at, in fold^er äßeife, ba^ er il^nen^
$um SSorauä !tar aufgebedft^ @§ ift ferner alferbingS rid^tig, ba^ jum
3tt»e(S ber einl^eitlid^en SBeltregierung im gottlii^en JDenfen alle Berair*
fenben Urfadlen jum DorauS georbnet finb; aBer begraegen barf man
ni(|t ftf)lie§en: wenn alle§ 3w^«ttftige i'O^öw^g^W'wfet iftf fo muB e§ in
giBt, ber gufölge alfeä gefd^ie|t, u)a§ gefd^ie^t, "fo gefd|ie^t a(le§ mit
©(^lu^folgerung, ' fagt StuguftittwS , tft unrid^tig ; benn ber freie 3öitte >
fel!&[t tft mit in bie Orbnung ber !6en)ir!enben Urfai^en aufgenommen, r
bte üom göttlichen SBnrl^erraiffen umfo^t wirb; alfo ift [eine freie (©elbfts
n)ir!t rairb, bie letztem akr finb Urfac^en, tüeti^e rair^en unb gerair^t
ba fie mir ^Ulittetfür ben Höitten ber ©eifter finb*. Sßeber non ®ott
alfo, noc^ t)on ber Söeltorbnung, no(j^ t)on ber fi(^tl»aren 9^atur brop
eine 9flegation ber menf(|li(^en ^reil^eit unb e§ Meißt ber ©a^ Beftel^en:
'^©ott l^at ben Söiffenalä freien SöiHen erfi^ äffen unb beffen 2l!te finben
nid^t ftatt, raeil ©Ott fie t)orau§tt)ei^, fonbern ©Ott weiB fie vorauf,
^eil fie [elöft ftattfinben werben.
1 Ibid. V, 9.
" ;
Saclirejjiller.
%
2tfabemi[#e ©!epfi§ 8.. 31. 46; t|r t)et* Sbeen 48. 71 ; Sbee ber Bal^r^eit 48;
fiorgener Bw'ß^ 14. ber ©d^ön^eit 53. 170; ber SBel§=
2lnfd^auung,antetlectueKe 69, 80; i^re l^ett55. 168; be§ ©uten unb 3fie^ten
©tufen 81. 57. 110; ber ©in^ett 51. 175; ber
Stuctotität 95. Ba^l 51. 168; ber ©tudfeligfeit 56;
StuftneitfaniMt 130. be§ pd^ften @ute§ 36.
5Böfe, fein
a
9Bcfen 238 ff. ;
.
leine ©ufifianj
^him, bie Urgrünbe ber 5Dlnge 193. 197.
200.
SnteUectuelle (Srfenntni& 12. 47.
SnteEigibel 46. 49; bo§ ÜnoerönberlicS^e
241; gegen bie Sßeltorbnung 253. 50; intcmgiBlc Jffiefenl^eit @otte§ 71.
Srrtl^um, Quelle beäfelkn 105. 157.
,
s.
föicero256; ©.'§ „^ottenjluS" 5.
6veattant§mn§ 230 ff. Sid^t, bo§ leben aJienfd^en erleu(|tet 82. 94.
Sogoä ©otteS 82; St^eilnal^me an bem^
(E felben 85 ; ber ßogo§ unb bie SBelts
ibee. 199.
erfal^i'ung, innere 12. 16. 39. 111; il^r
^.
ma^x^dt, ble SB. an \i^ 39. 63. 174.
©d^Snl^eit bcr ©ittgc 234; be§ ßeibeg 124.
<0f: 2öa|rjd^ein«(|!eit 32.
'@(|öpfungr ij^t ©tunb 192 ; au§ ni^ts
SCBcg, bcr Ti(|tlgc SB, bcr gorfc^ung 34.
208 ;'^ ©(^opfunggtage 221; ©dp. unb
•'
©enfualljlcn 46. 157. 'Bcltll(|!elt ber SBett 214; ber ©eete 115.
MilinPRr.ffpHiä'cri
; 130V^ GLÄfwS'Gc: