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60 JAHRE FKT

60 Jahre FKT – 60 Jahre Entwicklung von Film und


Fernsehen aus der Sicht der Zeitschriftenartikel
Teil 3: 1958 bis 1961

1958 Die Neuzeit kündete sich auch im Bereich erprobt war, sollten solche Geräte auch für
der Kinotechnik an. Bereits in anderen Bran- den Einsatz in Deutschland angewendet wer-
Bereits in den vergangenen Jahren hatte die chen wurden die Röhren durch Transistoren den. Diese Ampex-Anlagen wurden deshalb
filmtechnische Industrie einiges getan, um abgelöst. Und auch der Kinotechniker musste bei Siemens & Halske auf die bei uns übliche
die Arbeit im Vorführraum zu vereinfachen über die Technik dieser neuen Bauelemente Zeilennorm umgestellt. Seit November 1956
und zu automatisieren. Da wären einerseits informiert werden, vor allem was ihren Einsatz wurden in den USA insgesamt fünf Ampex-
die Xenonlampe zu nennen, die keiner War- in Tonfilmverstärkern anbelangt. Hier war die Fernsehbild-Aufzeichnungsgeräte bei CBS in
tung während der Vorführung mehr bedurfte. erste Domäne bei den Transistoren im Bereich regelmäßigem, täglichem Betrieb getestet.
Dann wurden — in dieser Auflistung bisher der Kinotechnik zu finden. Insgesamt gab es bis 1958 in den USA mehr
nicht weiter erwähnt — 1800-m-Filmspulen Die Jahresversammlung der Deutschen als 100 serienmäßige Geräte in Fernsehstu-
eingeführt, mit denen das ganze Programm ei- Kinotechnischen Gesellschaft 1958 in Berlin dios (Bild 38).
ner Filmvorführung bei Normallängen auf zwei stand unter dem Eindruck einer fernsehtech- Man war der Meinung, dass das Filmthe-
Projektoren untergebracht werden konnten. nischen Entwicklung von größerer Bedeutung: ater in seiner damaligen Form, trotz Cinema-
Zeiss-Ikon ging nun mit seinem Vorführauto- der Fernsehgroßprojektion. Mit der Praxisreife Scope und Cinerama, in seiner Weiterentwick-
maten weiter. Das Unternehmen entwickelte des Eidophor-Verfahrens war der entschei- lung zur Breitwand- und Panoramawiederga-
eine Art Schaltwalze mit einem Antriebssys- dende Schritt zur Verwirklichung des beliebig
tem (Bild 36). Die Schaltwalze hatte Nuten, in großen Fernsehbildes getan, so zumindest
die Schaltnocken gesteckt wurden, und die war man der Meinung. Das gipfelte in einem
dann als eigentlicher Programmgeber fungier- sehr umfangreichen Aufsatz über die Physik
ten. Je nach Ausführung der Schaltrolle konn- und Technik des neuen Eidophor-Projektors.
ten so auf einfache Art und Weise präzise di- Bei diesem Verfahren wird auf einer dünnen
verse Geräte automatisch ein- und ausge- Ölschicht ein Ladungsrelief durch das Fern-
schaltet werden. Dazu gehörten beispiels- sehbildsignal erzeugt, das wiederum ein Beu-
weise die Saalverdunkelung, der Rampen- gungsgitter erzeugt, mit dem der Lichtstrom
lichtverdunkler, die Vorhänge-Zugeinrichtung, einer starken Lichtquelle gesteuert wird. Die
die Bildwandabdeckung, der Diaprojektor, auf der Jahresversammlung der DKG gezeigte
der Tonbandspieler und anderes, und die An- erste praxisgerechte Ausführung des Geräts
lage war für jeden Filmprojektor-Vorführraum war wesentlich kleiner als ein normaler Film-
flexibel einsetzbar. projektor. Die große Lichtleistung ermöglichte
sogar die Verwendung mattweißer Bildwände
ohne starke Richtwirkung. Beim Eidophor-Pro-
jektor (Bild 37) ist das Spiegelaggregat mit
dem Ölsystem in einer leicht auswechselba-
ren Kassette montiert. Zur Erreichung einer
unbeschränkten Produktions- und der großen
Lebensdauer einer Ölfüllung (etwa 5000 Stun-
den) wurde ein spezielles Ölumlaufsystem
entwickelt. Die Bildgröße auf der Ölhaut ent-
sprach 72×54 mm und damit rund 400.000
Bildelementen zu je 1/100 mm2.
Nachdem in den USA die magnetische
Bild 36. Schaltwalze für die Automatisierung Aufzeichnung von Film- und Fernsehbildern
der Filmprojektion 1958 nach dem Ampex 2-inch-Verfahren praxisreif Bild 37. Eidophor-Projektor 1958

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Bild 38. Ampex-Magnetbandaufzeichnungs-


anlage VR-1000 mit 2 inch breitem Magnet-
band (1958) ↑

Bild 39. Vorschlag eines kugelförmigen


Filmtheaters mit Projektion nur eines
Filmstreifens über zwei Spiegel →

be noch nicht als Endlösung angesehen wer- der gesamten Innenfläche eine Bildwand, die
den konnte. So gab es denn als neuen Vor- sich wie eine Glocke über die Zuschauer wölbt
schlag das sogenannte Kugelkino „Cineta- (Bild 39). Die Anordnung der Sitze ist in die-
rium“, mit dem der Hamburger Filmproduzent sem Rundbau ebenfalls kreisförmig. Die Bild-
Albert Baltes an die Öffentlichkeit trat. In ei- werfer sind in einem Raum angeordnet, der
nem Rund- oder Kugelbau erstreckte sich auf sich unmittelbar unter dem Kreismittelpunkt
des Zuschauerraums befindet. Über einen
Spiegel am Projektor wird der über eine Spie-
gelkugel aufgenommene Film senkrecht nach
oben projiziert und trifft auf eine im Theater-
raum hängende gleichartige Spiegelkugel, die
das Bild auf die umgebende Bildwand reflek-
tiert. Die Aufnahme der im Cinetarium vorge-
führten Filme erforderte eine vom Üblichen
abweichende Technik der Aufnahme. Die Ka- Bild 41. Rechts neben dem allerersten Sen-
mera war so angeordnet, dass ihre optische der ist der neue Taschensender SK 1002 zu
Achse senkrecht nach oben lief. Über ihr hing sehen, herausgekommen 1958 und durch die
eine verspiegelte Kugel, auf deren Unterseite Verwendung von Transistoren deutlich „ge-
sich das gesamte Rundbild von 360 Grad schrumpft“. Das drahtlose System wurde von
spiegelt. Dieses verzerrte und seitenverkehrte Sennheiser 1958 gemeinsam mit Telefunken
Bild wurde von der Kamera aufgenommen unter dem Namen Mikroport herausgebracht
(Bild 40). Um zu vermeiden, dass Kamera und
Bedienung mit auf dem Bild erscheinen, ist
auf der Unterseite der Kugel eine kreisförmige Mangels Hochfrequenz-Transistoren ar-
Fläche unverspiegelt beziehungsweise beitete der Sender noch mit einer Elektronen-
schwarz abgedeckt. röhre und benötigte dementsprechend relativ
Eine technische Meisterleistung war das große Heiz- und Anodenbatterien. Bei guten
Mikroport, ein Taschensender entwickelt vom Bedingungen hatte der Sender bereits eine
Labor W (wie die Sennheiser electronic bis 1958 Reichweite von 100 Metern und eine Sende-
hieß) in Zusammenarbeit mit dem NDR und zeit von fünf Stunden. Der Taschensender
erstmals als „drahtloses Mikrophon für Fern- konnte außer mit einem handgehaltenen
Bild 40. Die Aufnahme eines Films für das sehzwecke“ auf der „Großen Deutschen Rund- Mikrophon auch mit einem Knopflochmikro-
Cinetarium erfolgte mit senkrecht stehender funk-, Fernseh- und Phonoausstellung“ 1957 in phon (heute: Ansteckmikrophon) verwendet
Kamera und über eine Spiegelkugel Frankfurt vorgestellt und ab 1958 im Handel. werden (Bild41).

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1959 lagen bei dem einheimischen Markt bei etwa eine Glasscheibe, die durch Luftdruck in Rich-
300. Rund die Hälfte der Farbkopien wurde in tung Film gedrückt wurde. Wichtig war, dass
Das Jahr 1959 begann mit einer Vorstellung den USA damals bereits auf additivem Wege sie einen konstanten Abstand zum Film hielt,
neuer Magnettonbänder von Agfa auf Polyes- hergestellt. Es gab verschiedene Formen der damit die aufgetragene Flüssigkeit immer die
terbasis. Bislang war die Magnetitschicht auf additiven Lampenhäuser, meist mit einer ein- gleiche Dicke hatte und so beim Kopieren kei-
einem Azetylzelluloseträger aufgebracht. Der zigen Lampe und Aufteilung des Lichts in drei ne Veränderungen auftreten konnten. Eine
neue Kunststoff Polyester (PE) hatte eine weit- Lichtkanäle durch additive Filter. Die Inten- zweite Glasscheibe befand sich fest eingebaut
aus höhere Reißfestigkeit und ist unempfind- sität des Lichtstrahls wurde dabei über Photo- im sogenannten V-Kanal (übrigens auch eine
lich gegen Einrisse und Feuchtigkeit. Polyester zellen abgetastet und automatisch durch Ja- Erfindung von Debrie). Mit ebenfalls gleich-
ist wärmebeständiger als Azetylzellulose und lousieblenden jede Schaltung der Lichtbe- mäßigem Abstand drückt sie auf der anderen
vereinigt somit die Vorteile der beiden ande- stimmung reguliert. Seite gegen den Film. Aber immer so, dass für
ren Stoffe und vermeidet deren Nachteile. Die Bereits erwähnt wurde die Umstellungs- die Flüssigkeit noch genügend Raum ist. Aus
von der Agfa verwendeten Polyesterfolien wur- möglichkeit bei den Filmtheatern auf 1800-m- dem V-Kanal läuft der Film dann in der üb-
den durch Vorreckung in Längs- und Querrich- Filmrollen, die den Automatikbetrieb weiter lichen Schleife auf die Transportrolle und
tung in ihrer Dehnungs- und Reißfestigkeit we- vereinfachten. Üblich waren damals 600-m- dann durch eine Trockenvorrichtung, die als
sentlich verbessert. Durch diese Vorbehand- Filmspulen mit einer Laufzeit von etwa zwan- Absauganlage ausgebildet ist.
lung wurde die Reißfestigkeit von Stahl er- zig Minuten. Durch den Übergang auf 1800- Das Jahr 1959 sah auch zunehmend die
reicht. m-Spulen ließ sich ein komplettes Abendpro- Anwendung einer neuen Technik, die sich „ge-
Immer noch galten die USA als techni- gramm mit zwei Projektoren durchführen, und druckte Schaltung“ nannte. War es bislang
scher Vorreiter bei der Ausrüstung von Film- es erfolgte nur eine einzige Umstellung wäh- üblich, bei elektrischen Geräten, seien es Ver-
ateliers und Kopieranstalten. Insbesondere rend des Betriebs. Das aber wiederum würde stärker, kinotechnische Anlagen oder Rund-
bei dem letzteren gab es auch auf Grund der erfordern, dass der Filmvorführer die Start- funk- und Fernsehempfänger, die Befestigung
vielen Massenkopien weitaus mehr Neuent- bänder vor der 2., 3. Rolle usw. entfernt, um der Einzelteile, das Verlegen der Verdrahtung
wicklungen als im vergleichsweise kleinen den Film in zwei Rollen zusammenzukleben. und das Löten der Verbindungen fast aus-
Deutschland. Eine der Neuerungen war, ein Dieser Prozess musste anschließend wieder schließlich von Hand vorzunehmen, so ließ
Farbnegativ direkt elektronisch in ein Farbpo- rückgängig gemacht werden. Man umging die- sich dies nun anhand gedruckter Schaltungen
sitiv zu übersetzen. Bei diesem von der Firma sen Nachteil dadurch, dass man die Akte 1, 3, weitgehend mechanisieren. Der Grundgedan-
Hazeltine entwickelten Electronic Colour Ana- 5 und die Akte 2, 4, 6 zusammenklebte, die ke war schon früher, sogar schon 1940 aufge-
lyzer wurde das Originalnegativ durch eine Ka- Start- und Endbänder beließ man und blende- taucht. Bei Philips kam die gedruckte Schal-
thodenstrahlröhre abgetastet und in die ro- te nach jedem Akt automatisch über. Man er- tung erstmals 1955 in einem kleinen Phono-
ten, grünen und blauen Komponenten zerlegt. hielt dadurch zwar fünf Überblendungen, gerät zur Anwendung. Erste Verstärker im Ki-
Diese Bildinformationen erscheinen nach ent- während sonst nur eine nötig war, durch die nobereich wurden auf der photokina 1958
sprechender Modulation als positives Farb- neuen Vorführautomaten war das aber nicht vorgestellt und 1959 in den Filmtheatern ein-
bild auf einem Fernsehschirm. Der Beobach- mehr störend. Die Startbänder konnten aber geführt.
ter konnte es dann auf die gewünschte Dichte beim einfachen Auseinendernehmen der gro- Bei den Sprechern im Fernsehen war es
und Farbabstimmung korrigieren. Aus der Ein- ßen Filmrollen bleiben. bis dato nötig, dass sie ihre Texte auf Papier-
stellung der dabei benötigten Drehknöpfe lie- Eine Neuheit war 1959 auch die Vorstel- seiten wie ein Buch auf dem Tisch liegend ab-
ßen sich dann die Licht- und Farbfilterwerte lung eines Nasskopierverfahrens, um altes, lasen. Aber schon damals suchte man nach
für das Kopieren des Negativs ablesen. Wenn vor allem verschrammtes Filmmaterial zur Möglichkeiten, den Sprecher oder Kommenta-
man diese Zeilen heute liest und die immer Herstellung neuer, brauchbarer Kopien zu be- tor vom Manuskript unabhängig zu machen,
noch vorhandenen Schwierigkeiten zwischen nutzen. In der Kopiermaschine Typrocolor von ihm also Gelegenheit zu geben, den Zuschau-
der farblichen Umsetzung auf dem Farbdis- Debrie war zu diesem Zweck ein Gefäß ange- er unmittelbar anzusprechen. Zu seiner Unter-
play und in der Filmkopie denkt, kann man ordnet. Es enthielt handelsübliches Trichlor- stützung wurde deshalb eine Einrichtung ent-
sich kaum vorstellen, dass damals schon mit äthylen, das überall angeboten wird. Diese wickelt, die den Text auf einen kleinen Bild-
solchen Verfahren gearbeitet wurde. Aller- Flüssigkeit ist unbrennbar und deshalb völlig schirm projiziert, der unmittelbar unter dem
dings war man bei der Einführung schon et- ungefährlich. Durch eine besondere Vorrich- Aufnahmeobjektiv der Fernsehkamera ange-
was unsicher und so wollte Hazeltine seinen tung war dafür gesorgt, dass der Kopierma- bracht ist und eine bequem lesbare Schrift-
Electronic Analyzer auch nicht verkaufen son- schine je nach Verbrauch neue Flüssigkeit zu- größe liefert. Dabei wurde von einem im Han-
dern erst einmal nur verleihen. geführt wurde. Der Wechsel zwischen einem del befindlichen langbrennweitigen Diaposi-
Auch die Kopiermaschinen arbeiteten in trockenen und feuchten Kopieren ließ sich tivprojektor mit einem ausnutzbarem Bildfen-
den amerikanischen Labors im Allgemeinen schnell bewerkstelligen indem einfach das ster von 8×10 cm ausgegangen. Durch die
mit einer höheren Geschwindigkeit und ka- Gefäß mit der Flüssigkeit an der Maschine ent- Diapositivebene läuft eine 11 cm breite, mit
men bei Farbe auf etwa 4000 Meter, beim weder gesenkt oder gehoben wurde und somit den erforderlichen Texten graphischen Unter-
Schwarzweiß-Kopieren auf etwa 6000 Meter der Film entweder frei oder durch den Flüssig- lagen oder Zahlen beschriftete transparente
Stundenleistung. Standardgerät in den USA keitsfilm lief. Das Ganze war weitaus kompli- Plastikfolie. Den Transport des Schriftbandes
ist die Bell & Howell-Durchlaufkopiermaschi- zierter als hier beschrieben, denn bei der Ko- besorgte ein kleiner Elektromotor mit entspre-
ne, während in Deutschland Schrittkopierma- piermaschine befand sich als Abschluss des chender Untersetzung. Der Textprojektor, wie
schinen bevorzugt wurden. Die Kopienzahlen Lampenhauses in der Höhe des Bildfensters er sich nannte, war auf einem fahrbaren

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hen konnte. Das Ereignis hinterließ einen tie- licht-Stufenlindenscheinwerfer in den Größen
fen Eindruck bei mir und auf das Verständnis, 500 W, 2 kW bis hin zu 20 kW.
wie klein doch die Welt sei. Es war für den Be- Arbeitsweise und technisches Rüstzeug
richterstatter ein weitaus größeres Erlebnis der Tonaufnahme im Atelier waren im Wesent-
als die viele Jahre später erfolgte Mondlan- lichen gleich geblieben. Die Einkanal-Aufnah-
dung. me wurde noch nicht durch die stereophoni-
Als erster Beitrag erschien im Januarheft sche Mehrkanalaufnahme verdrängt, wie man
vom Chef der Bavaria Atelier GmbH der Auf- einige Jahre zuvor sogar noch glaubte. Die
satz über Stand und Entwicklungstendenzen echte stereophonische Aufnahme — so der
der Filmaufnahmetechnik. Die gebräuchlich- wörtliche Text in der FKT — fristet nur noch im
ste Bildkamera war damals die Debrie Super- Musikaufnahmeatelier ein bescheidenes Da-
Parvo-Color, eine Kamera mit Lupen-Spiegel- sein, um in den vereinzelt hierzulande produ-
reflex-Bildkontrolle. In der Filmtransportpau- zierten Scope-Filmen wenigstens in deren mu-
se sah der Kameramann über eine mit der sikalischer Komponente die natürliche Schön-
Sektorblende verbundene Spiegelkombina- heit der Stereophonie darzubieten.
tion das Szenenbild durch die Lupe, und zwar An Wünschen wurde genannt eine Bildka-
parallaxefrei. Als erheblich leichtere Atelier- mera, die wesentlich gewichtsärmer als die bis-
Bild 42. Erster Prompter, damals noch Text- kamera — mit Schallschutzgehäuse etwa herigen Modelle ist und eine parallaxenfreie
projektor genannt, für das Deutsche Fernse- 62 kg — wurde gelegentlich auch die 35-mm- Spiegelreflexkontrolle bietet. Bisher waren die-
hen 1959. Die Projektion des Textes erfolgte Arriflex verwendet. Von ausländischen Pro- se Kameras ja mit einer schweren Schallschutz-
auf einen kleinen Bildschirm an der Fernseh- duktionsgesellschaften, die in deutschen Ate- panzerung umgeben. Ein solches Modell, wie
kamera liers arbeiteten, wurde häufig die in Amerika es sich der damalige Autor wünschte, würde
stark verbreitete Mitchell-Kamera benutzt. Es den grotesken Unterschied überbrücken, der
wurde überwiegend im Format 1:1,85 aufge- hinsichtlich leichter Beweglichkeit zwischen
Unterbau montiert und konnte im Studiobe- nommen, das alte Normalfilmformat 1:1,31 dem Bildaufnahmegerät des Films und der
trieb an beliebiger Stelle Verwendung finden wurde kaum noch benutzt. Für breitere elektronischen Kamera des Fernsehens klafft.
(Bild 42). „Scope“-Formate standen Anamorphot-Ob- Man überlegte damals bereits den Einsatz ei-
jektive oder -Vorsätze zur Verfügung. ner elektronischen Kamera bei der Filmaufnah-
Einen besonderen Platz in der Bildauf- me, war zu dem damaligen Zeitpunkt aber noch
1960 nahmetechnik nahmen die Trickverfahren ein, nicht in der Lage näheres darüber zu sagen.
Der Blick zurück in die film- und fernsehtech- mit deren Hilfe es möglich war, Atelieraufnah- Das erste was man als angehender Mitar-
nische Historie ist, sofern man das entspre- men einer Vordergrundszene mit einem belie- beiter in der „Film-Abzieherei“ oder auch in
chende Alter hat, sicherlich nicht frei von eige- bigen Hintergrund zu kombinieren. Zwei Me- der Positivabteilung des Kopierwerks lernte,
nen Erinnerungen. 1960 war für den Bericht- thoden waren üblich: Rückprojektion und war das Zusammenkleben zweier Filme. Man
erstatter ein ganz besonders beeindrucken- Wandermaske. Letztere wurde immer weniger benutzte dazu den Zwischenraum zwischen
des Jahr. Am 12. August schossen die Ameri- verwendet, da sich die Technik der Rückpro- zwei oder vier Perforationslöchern, bei belich-
kaner den „Echo I“, genauer gesagt, den jektion sowohl gerätemäßig als auch von der tetem Film war auf den Bildstrich — die Trenn-
„Echo IA“ (nach dem Verlust des „Echo I“ drei Erfahrung her durchsetzte. linie zwischen zwei Bildern — zu achten. Die-
Monate zuvor) in den Weltraum. Es handelte Die Beleuchtung war sehr viel einheit- ser Raum von 2 mm musste genügen, um
sich um den ersten Ballon-Nachrichtensatelli- licher als früher. Vorherrschend war der Glüh- nach dem manuellen Abschaben der photo-
ten, der ohne weitere Bauelemente nur durch graphischen Schicht und Auftragen des Kleb-
seine Aluminium-Außenhülle in der Lage war, stoffes eine haltbare Klebestelle mit überlap-
Funksignale von einem Punkt der Erde aufzu- penden Filmenden herzustellen. Unter dem
nehmen und sie auf einen anderen Punkt zu- Druck der Klebepresse brauchte die Klebestel-
rück zu reflektieren. Er umrundete die Erde in le etwa zwanzig Sekunden zum Trocknen. Als
einer stark elliptischen Höhenbahn zwischen Hilfsmittel standen nur einfache Geräte wie
650 und 1500 km und war nachts mit bloßem Schere, Schabemesser, Schabeplatte und Kle-
Auge erkennbar. Jeder Tag hatte einen etwas beplatte zur Verfügung. Und jeder, der als
unterschiedlichen Timeslot von etwa 20 bis Lehrling im Filmkopierwerk anfing, musste
30 Minuten. In dieser Zeit konnte man bei- mehrere Tage, manchmal wochenlang, immer
spielsweise Live von Deutschland oder den wieder das Erstellen einer sauberen Klebe-
USA abgestrahlte Fernsehbilder über eine gro- stelle üben. Es gab zwar Versuche, diese Tech-
ße Erdefunkstelle empfangen und in das deut- nik zu automatisieren. Doch richtig erfolgreich
sche Fernsehnetz verteilen. Es war der größte war erst der 1959 entwickelte sogenannte
fernsehtechnische Moment in meinem Leben, Geyer-Filmhobel, der sich danach noch viele
dass ich zum ersten Mal zu gleicher Zeit in Bild 43. Der Geyer-Filmhobel, jahrezehnte- Jahrzehnte großer Beliebtheit erfreute und
Berlin vor dem Fernsehgerät saß und Live die lang nicht wegzudenkendes Werkzeug bei der letztendlich das manuelle Schaben ersetzte
Fußgänger auf dem Broadway in den USA se- Filmbearbeitung aus dem Jahre 1960 (Bild 43). Er ermöglichte das Abhobeln der

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Als Resultat dieser Bemühungen entstand der


neue Eastmancolor-Negativfilm Typ 5250, der
gegenüber dem bisherigen Typ 5248 die dop-
pelte Empfindlichkeit hatte, sie betrug bei
Grünlicht 50 ASA und unter Verwendung des
Tageslichtfilters bei Tageslicht 32 ASA.
Was die Kopierwerktechnik anbelangt, so
wurde im gleichen Jahr im Atlantik-Filmkopier-
werk in Hamburg eine Farbfilm-Entwicklungs-
maschine in Betrieb genommen, die in Ent-
wurf und Ausführung in Deutschland bisher
nicht angewendete Einzelheiten zeigte. Bei ih-
rer Konstruktion kam es vor allem auf hohe
Stundenleistung, leichte und schnelle Um-
stellung auf veränderte Rezepturen und ver-
schiedene Farbverfahren, einfache Bedienung
und Sauberhaltung sowie hohe Betriebssi-
cherheit an. Die Maschine wurde als Tages-
lichtmaschine ausgeführt, und zwar in der üb-
lichen Gliederung mit Dunkel- und Hellteil für
die Nassbearbeitung und Trockenschrank
(Bild 44). Um die hohe Stundenleistung zu er-
Bild 44. Die in der Atlantik-Kopieranstalt in Hamburg 1960 in Betrieb genommene Farbfilm-
reichen, wurde der Hellteil für die Nassbear-
Entwicklungsanlage in Schrankbauweise
beitung nicht in der sonst üblichen Tankbau-
weise, sondern in Schrankform ausgeführt.
Damit erreicht man eine wesentlich größere
Filmemulsion, sodass beide Filmenden pass- den konnten. Die Einrichtung gestattete auch Filmmenge, als ein Tank beispielsweise auf-
gerecht nur noch mit Filmleim bestrichen und das Überblenden zwischen Band und Band so- nehmen kann. Der Trockenschrank sorgte mit
in die Klebepresse eingelegt werden musste. wie zwischen Band und Live-Sendung sowie seinen Luftkammern für besonders intensive
Der europäische Fernsehmarkt wurde in zwischen Band und Film, ohne dass ein Bild- Trocknung des Films.
der Zwischenzeit auch für amerikanische sprung auf dem Bildschirm sichtbar wurde.
Unternehmen interessant. Am 27. April 1960 Über Jahrzehnte hatte das Technicolor-
trafen sich in Frankfurt am Main zahlreiche Verfahren in den USA – man kann schon sa-
1961
Vertreter europäischer Fernsehgesellschaften gen – eine monopolartige Stellung inne. Hun- Zu Anfang des Jahres 1961 diskutierte man
mit Technikern der Firmen Ampex, die in der derte von Farbfilmen wurden im Laufe der Zeit stark die Vorführgeschwindigkeit 24 oder 25
Schweiz eine eigene Dependance unterhielt. nach diesem Verfahren hergestellt, bis sich Bilder je Sekunde. Die 24 Bilder/s sind histo-
Vorgestellt wurde das Magnetaufzeichnungs- die Aufnahme mit der Strahlenteilungskame- risch bedingt abgeleitet aus der Umstellung
gerät „VR1000C“, eine Weiterentwicklung der ra unter Verwendung mehrerer Filmstreifen von Stummfilmprojektion mit 16 B/s auf Ton-
bereits bekannten Modelle VR1000 und doch als zu umständlich für die moderne filmprojektion. Man wählte das relativ einfa-
VR1000D. Bei dieser Gelegenheit wurde auch Spielfilmproduktion erwies. Im Jahre 1950 er- che Übersetzungsverhältnis von 1:1,5. Zwar
ein neues Modulationsverfahren bei der 2- schien auf dem amerikanischen Markt der wiesen damals schon Fachleute daraufhin,
inch-Aufzeichnung vorgestellt, das einen ge- Eastmancolor-Negativfilm, ein Dreischichten- dass es aus mehreren Gründen wünschens-
radlinigen Frequenzgang bis zu 5 MHz garan- Farbfilm mit eingelagertem ölgebundenen wert sei, die Filmgeschwindigkeit mit 25 B/s
tierte. Dieser Frequenzgang war ursprünglich Farbkuppler. Der Film kam 1953 als Typ zu normen. Da die Bedeutung dieses Pro-
von Ampex nicht angestrebt worden, da er für „5248“ auch nach Deutschland und stellte blems für die Zukunft aber Ende der 20er Jah-
amerikanische Verhältnisse und für die dortige mit einer relativ hohen Empfindlichkeit und re noch nicht erkannt wurde, ist die heutige
Fernsehnorm nicht erforderlich war. Erst nach der durch seine Farbmasken verbesserten Technik mit in dieser Hypothek aus der Ver-
dem Bekanntwerden der europäischen Quali- Farbwiedergabe einen bedeutenden Fort- gangenheit belastet. Das Fernsehen kann aus
tätsansprüche und der Notwendigkeit einer schritt dar. Bei der Einführung des 65 mm prinzipiellen Gründen seine Bildfrequenz
Anpassung an die CCIR-Norm hat man dieses breiten Eastmancolor-Negativfilms, den man nicht ändern. Es wurde deshalb ernsthaft
neue Modulationsverfahren eingeführt. zum Beispiel für den Film „Ben Hur“ benutzte, überlegt, auch bei der Filmtechnik auf der
Besondere Beachtung im Fernsehstudio stellte sich aber heraus, dass für die Aufnah- 25 B/s umzusteigen. Letztendlich reichte es
fand das unter dem Namen Intersync herausge- me längerbrennweitige Objektive und damit, aber, die Toleranz in der Norm von damals
brachte Synchronisierverfahren. Mit dieser Ein- um eine ausreichende Schärfentiefe zu errei- 24±0,5 auf 24+1 B/s zu ändern, um mit bei-
richtung wurde die Magnetbandmaschine mit chen, kleinere Blenden nötig waren, was den Bildfrequenzen normgerecht arbeiten zu
dem Taktgeber des Studios so verkoppelt, dass wiederum einen höheren Lichtaufwand für die können.
auf Band aufgezeichnete Sendungen beliebig Ausleuchtung erforderte. Es wurde deshalb Film- und Fernsehtechnik verzahnten im-
gemischt, überblendet und eingeblendet wer- der Ruf nach empfindlicherem Material laut. mer mehr miteinander. In einem höchst inter-

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tion verlagerte. Die große Schwierigkeit bei


der magnetischen Bildaufzeichnung lag da-
mals in der Schnitttechnik des Magnetbandes
sowie darin, dass an das technische Personal
wie auch an die Wartung der technischen Ein-
richtung höchste Anforderungen gestellt wer-
den müssen, um eine dem Verfahren entspre-
chende bestmögliche Qualität zu erreichen.
Innerhalb der Fernsehprogramme steht
der 35-mm-Film als Konservierungsmittel
wegen seiner hohen Bildqualität an erster
Stelle. Diese Bildqualität, die auf überra-
schend einfache Weise ohne Zwischenschal-
tung einer komplizierten Technik erreicht
wird, führte zu den Überlegungen, das „Elec-
Bild 45. Das italienische 33500-t-Schiff für 1300 Passagiere hatte eine beeindruckende film- tronic-Cam“-Verfahren neu aufzugreifen. Da-
und fernsehtechnische Infrastruktur, zum größten Teil erstellt und ausgeführt von Siemens & bei war es wichtig, die technischen Vorausset-
Halske in Karlsruhe (1961) zungen dem beschleunigten Aufnahmever-
fahren der Fernseh-Regieführung anzupas-
sen. Ausschlaggebend bei diesen Überlegun-
essanten Beitrag wurde aufgezeigt, wie die 35-mm-Film für die vor Produktion von Fern- gen war außerdem, dass der elektronische Teil
film- und kinotechnischen Einrichtungen ei- sehprogrammen höchster technischer Qua- nur ein Betrachtungs- und Steuerungsmittel
nes modernen Passagierschiffes, nämlich der lität. Darüber hinaus ist der Film ein idealer ist und sich damit bei etwaigen Störungen
„Leonardo da Vinci“ (Bild 45), es gestatten, Fernsehnormenwandler und kann ohne Quali- nicht auf die Bildqualität auswirkt.
die Vorführungen des Bordkinos gleichzeitig tätsminderung mit beliebigen Fernsehsyste- Da für Neukonstruktionen keine Zeit zur
auf Fernsehempfängern in die Gesellschafts- men übertragen werden, schrieb K.-E. Gonde- Verfügung stand, mussten vorhandene Mittel,
räume und in die einzelnen Kabinen des sen vom IRT in einem Grundsatzaufsatz, in das heißt bestehende Anlagen, durch ent-
Schiffes zu übertragen. Das Schiff war ferner dem er die Grenzen des Fernseh-Übertra- sprechenden Umbau für diesen Verwen-
bestückt mit einem 16-mm-Filmabtaster und gungssystems hinsichtlich Objektumfang, dungszweck angepasst werden. In Zu-
einem Kamerazug für Livesendungen an Bord Übertragungskennlinie, Auflösungsvermögen sammenarbeit mit den Firmen Arnold & Rich-
des Schiffes. und Rauschabstand diskutierte. Es zeigte ter, der Fernseh GmbH und Siemens & Halske
Zwar gab es bereits die magnetische Bild- sich, dass unter betrieblichen realisierbaren entstand nach nur sehr kurzer Planungszeit
aufzeichnung, für die Archivierung der Auf- Verarbeitungsbedingungen bei richtiger Aus-
nahmen stand dem allerdings der erhebliche nutzung der gegebenen Möglichkeiten der
Preis des Bandmaterials entgegen. Eine Stun- Film im Fernsehen eine Bildqualität erreichen
de Bildaufzeichnung kostete damals rund kann, die einer Direktübertragung gleichwer-
1700 DM. Zum anderen lagen noch keine aus- tig ist. Allerdings erfordert der 16-mm-Film
reichend gesicherten Erfahrungen über die gegenüber 35-mm-Film eine sorgfältige Be-
Qualität einer lange Zeit gelagerten magneti- handlung von der Belichtung bis zur Übertra-
schen Bildaufzeichnung vor. Ganz im Gegen- gung, weil er hinsichtlich Auflösungsvermö-
satz zu den jahrzehntelangen Erfahrungen gen und Rauschabstand keine Reserven hat.
beim photographischen Film. Die Archivie- Die Idee, Film- und Fernsehkameras für
rung wurde deshalb überwiegend auf Filmma- die Herstellung von Filmen so zu koppeln,
terial vorgenommen und so berichtet ein Bei- dass die zu filmende Szene bildinhaltlich und
trag aus dem Gevaert-Werk in Braunschweig ausschnittgleich auf einem Monitor sichtbar
über einen speziell für die Fernsehaufzeich- wird, war 1960/61 nicht neu. So hatte zum
nung hergestellten Telerecording-Umkehrfilm, Beispiel 1955 die Firma Dumont in New York
der mit besonderen sensitometrischen Bedin- in Zusammenarbeit mit Arnold & Richter eine
gungen die Einhaltung der mechanischen For- kombinierte Film- und Fernsehkamera entwi-
derungen und einer befriedigenden Körnig- ckelt und dieser den Namen „Electronic-Cam“
keit für die Aufnahme von Schwarzweißsen- gegeben. Die Bavaria Atelier GmbH wurde im
dungen auf Film erbrachte. Herbst 1959 nach ihrer Neugründung vor die
Der Film gehörte mit zu den tragenden Aufgabe gestellt, neben ihrer Tätigkeit als Bild 46. Electronic-Cam-Verfahren für den
Säulen des Fernsehprogramms und wird trotz Dienstleistungsbetrieb für die Spielfilm-In- gleichzeitigen 3-Kamera-Betrieb. Eine der drei
steigenden Anteils der magnetischen Bildauf- dustrie in großem Umfang mit Filmproduktio- Kameras, eine Arriflex 35 mit 300-m-Blimp,
zeichnung eine wichtige Rolle im Fernsehen nen für das Fernsehen zu beginnen, da sich Fernsehkamera und Lichtsignal für die
spielen, und zwar der 16-mm-Film für die be- die Programmstruktur des Fernsehens mehr Betriebsanzeige war auf einem Dolly montiert
wegliche Reportage, Reiseberichte usw., der und mehr von der Livesendung zur Vorproduk- (Bavaria 1961)

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60 JAHRE FKT

Bild 47. Blick und den Für Farbfernsehkameras ist ein Zoom-Ob-
Bavaria-Bild- und Ton- jektiv besonders wichtig. Die bisherigen Sys-
regieraum bei Electro- teme hatten aber eine relativ kurze Schnitt-
nic-Cam-Verfahren weite, so dass man das Farbteilungssystem
nicht zwischen Objektiv und Aufnahmeröhre
anordnen konnte. Seit 1960/61 stehen nun
jedoch Spezialsysteme mit besonders langer
Schnittweite zur Verfügung, so dass sich das
Farbteilungssystem zwischen Objektiv und
Bildröhre unterbringen lässt. Welche Forde-
rungen man an solche Systeme stellt und wie
sie verwirklicht werden, wurde in einer großen
zweiteiligen Beitragsserie dargestellt.
Auf der Deutschen Industriemesse in
Hannover wurde eine interessante Neukon-
struktion auf dem Gebiet der professionellen
Miniatur-Magnettongeräte gezeigt, über die in
innerhalb von sechs Monaten die erste Anlage dabei zwischen 1:3 und 1:4 zwischen Nutz- einem Beitrag ausführlich berichtet wurde.
dieser Art, die im Frühjahr 1960 in Geiselgas- meter- und Gesamtverbrauch. Die Tagespro- Das Gerät ist für reine Tonaufnahmen aller Art
teig in Betrieb genommen werden konnte. Als duktionen lagen zwischen 8 und 20 Minuten, gedacht; soll es zusammen mit einer Kamera
Filmkamera erwies sich die 35-mm-„Arriflex"- und die durchgedrehten Take-Längen gingen eingesetzt werden, so werden Zwischenglie-
Kamera mit 300-Meter-Blimp und Umlauf- bis zu 20 Minuten. Insgesamt wurden mit der der in Form von Verbindungseinrichtungen
blende von der konstruktiven Seite her als ge- Anlage 2000 Betriebsstunden erreicht. Die notwendig. Es handelte sich um die Weiter-
eignet. Der Strahlengang wird von der Umlauf- Ausfallzeit infolge technischer Störungen lag entwicklung der Miniatur-Magnettongeräte
blende zeitweise zur Belichtung des Films frei- dabei unter zwei Stunden. Diese Zahlen zeig- der Schweizer Firma Stellavox. Das Modell
gegeben und zeitweise so reflektiert, dass er ten einmal die große Betriebssicherheit, mit „Sm5“ (Bild 48) unterschied sich aber in
ohne Lichtverlust für den Film einer Fernseh- der die Anlage arbeitet, und zum anderen das grundlegenden Punkten von seinen Vorgän-
kamera zugeführt werden kann. Da man auf zeitsparende Moment und damit die Wirt- gern. Das Gerät war netzunabhängig; die
einen optischen Sucher nicht verzichten woll- schaftlichkeit. Stromversorgung wurde von vier „dryfit“-Ak-
te, musste eine Lichtteilung erfolgen. Die Ampex berichtete, dass die zunächst her- kumulatoren übernommen, die mit einer Ka-
Schwierigkeit war dabei, dass man einerseits gestellten Geräte 4,2 MHz Bandbreite, ent- pazität von 1 Ah eine ununterbrochene Be-
bestrebt war, der Fernsehkamera so viel Licht sprechend der amerikanischen Fernsehnorm triebszeit von etwa 5 Stunden ermöglichen.
wie möglich zuzuführen, um für die Regiefüh- hatten und wegen der in Europa größeren Die Betriebsspannung beträgt 8 Volt; mit Hilfe
rung gute Fernsehbilder zu erzeugen, anderer- Bandbreite eine Anzahl von Änderungen eines Ladegleichrichters können diese Akku-
seits aber auf ein helles Sucherbild nicht ver- durchgeführt wurde, um die Geräte auch für mulatoren, ohne sie aus dem Gerät zu neh-
zichten konnte. Ein relativ günstiger Kompro- Aufzeichnungen nach der CCIR-Norm einset- men, in etwa sieben Stunden am Netz aufge-
miss lag hier – wie verschiedene Versuche er- zen zu können. So wurde beispielsweise die laden werden. Eine 12-Volt-Autobatterieein-
gaben – bei einer Lichtverteilung von 25:75 % Bandbreite auf 5 MHz erweitert. Ferner führte richtung befindet sich in der Entwicklung und
für optischen Sucher und Fernsehkamera (Bil- man Verbesserungen ein, um das Abgleichen wurde beschrieben. Die Bandgeschwindigkeit
der 46 und 47). zu erleichtern. Die neue Ausführung enthielt wurde mit 19,05 cm/s beibehalten und er-
In der FKT wurde die Technik anhand ei- deshalb einen Kristall-Oszillator, um Träger- scheint als günstiger Kompromiss zwischen
nes einjährigen Versuchsbetriebs dargestellt. frequenz und Frequenzhub exakt einstellen zu Aufnahmedauer und erzielbaren technischen
Für ihre Bewährung spricht allein schon die können. Man arbeitet nach dem Schwebungs- Daten. Außerdem bietet diese Bandgeschwin-
Tatsache, dass die Bavaria Atelier GmbH im prinzip mit Nullabgleich. Des Weiteren erlau- digkeit die Möglichkeit, das auf dem Gerät
Mai 1961 eine zweite Anlage in Betrieb nahm. ben zwei voneinander völlig unabhängige Ka- aufgenommene Band ohne Zwischenverarbei-
Sie entsprach in ihrer technischen Ausfüh- näle mit getrennter Feineinstellung des Video- tung direkt auf einem Studio-Magnettongerät
rung mit kleinen Änderungen der ersten Anla- pegels die Einstellung des Trägers und des wiedergeben zu können. Durch die Außenab-
ge. Die Apparatur war jedoch beweglich aus- Frequenzhubs. Diese voreingestellten Kanäle messungen des Geräts ist die maximale Spu-
geführt, so dass ihr Einsatz in allen Atelierhal- lassen sich über druckknopfbetätigte Relais lengröße mit 85 mm Durchmesser festgelegt.
len möglich war. vom Demodulator aus umschalten, ohne dass Bei Verwendung von „Scotch-Band 200“ oder
Bei einem Jahresüberblick ergaben sich Aufnahme und Wiedergabe dadurch gegen- eines anderen Langspielbandes ergab sich ei-
folgende Betriebswerte: Es wurden 30 Filme seitig beeinflusst werden. Eine dritte Verbes- ne maximale Aufnahmedauer von etwa
mit einer Spielzeitlänge von insgesamt serung war schließlich noch das einsteckbare 14 min, was für die meisten Aufnahmetakes
30 Stunden produziert. Der größte Film war Preemphasis- und Deemphasis-Filter, das da- genügen dürfte. Das Gerät war volltransistori-
2,5 Stunden lang mit einer Produktionszeit durch einfach auswechselbar ist und sich siert (14 Transistoren, 3 Dioden, 1 Zenerdio-
von 14,5 Tagen. Die Herstellungszeit für einen leicht der Charakteristik der verschiedenen de) und in gedruckter Schaltung ausgeführt.
90-Minuten-Film betrug im Durchschnitt 10 Normen (zum Beispiel SMPTE, CCIR) anpassen Beschrieben wurde die damals noch in der
bis 12 Tage. Der Materialverbrauch schwankte lässt. Entwicklung befindliche Synchronisereinrich-

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AKTUELLES FKTG FACHINFORMATIONEN

Magnetband eine ununterbrochene Aufnah-


medauer bis zu 1,75 Stunden. Der mit 3000
U/min in einer Trommel rotierende Ferrit-Mag-
netkopf für die Bildaufzeichnung schreibt
während einer Umdrehung jeweils ein Halb-
bild in einer schräg verlaufenden Spur. Der
Ton wird in Bandlaufrichtung aufgezeichnet,
und zwar in den Lücken zwischen den Bild-
spuren. Dadurch ist es möglich, auf der ge-
samten Bandbreite neben der Tonspur noch
eine größere Anzahl weiterer Informationen
unabhängig voneinander bildsynchron aufzu-
zeichnen. Die Elektronik, die unter dem Lauf-
werk angeordnet ist, konnte relativ einfach ge-
halten werden. Sie enthält einschließlich des
Tonteils nur 35 Röhren, was der Betriebssi-
Bild 48. Gesamtansicht des Miniatur-Mag- cherheit und dem Preis der Anlage zugute
nettongeräts „Sm5“ von Stellavox für die ak- kommt. Besonders bemerkenswert war die
tuelle Reportage freitragende Lagerung der Bildtrommel, die
das Bandeinlegen wesentlich erleichtert, so-
wie die Bildwiedergabe bei unbewegtem Mag-
netband, die die Schnitttechnik erheblich ver-
tung auf Pilottonbasis in Verbindung mit einer einfachte.
16-mm-Bolex-Filmkamera. In einem kleinen aber überaus interes-
Mit einer Überraschung wartete Loewe santen Beitrag wurden neue Verfahren und
Opta zur Rundfunk-, Fernseh- und Phono-Aus- vier neue Geräte für die magnetische Bildauf-
stellung in Berlin auf. Die Firma zeigte erstma- zeichnung vorgestellt, die heute mit dem Ver-
lig ihr neues Gerät „Optacord 500“ (Bild 49) merk Längs- und Schrägspur-Bildaufzeich-
für die magnetische Bildaufzeichnung, das in nungeräte zu kennzeichnen wären, allerdings
der Einfachheit seiner Bedienung etwa einem damals nur erst im Prototypenstadium oder
Studio-Tonbandgerät gleicht. Bei einer Vor- als Ingenieurmodell beschrieben wurden.
schubgeschwindigkeit von nur 19 cm/s er- Aber hier wurden die ersten Weichen hin zur
reicht es mit seinem 50,8 mm (2 inch) breiten später kommenden Schrägspuraufzeichnung
gestellt, zum Beispiel von Toshiba.
Eine Reihe von Beiträgen beschäftigte
sich mit den Möglichkeiten der Schnittbear-
beitung von Video-Magnetbändern (2 inch).
Die damals übliche Praxis bei den Rundfunk-
anstalten sah vor, dass die Produktion von
Fernsehspielen grundsätzlich in vorher fest-
gelegte Teilstücke zwischen fünf und 20 Minu-
ten Länge aufgegliedert wurde, die jeweils in
der abschließenden Schwarzblende geschnit-
ten werden können. Die Schnitte liegen dann
an unkritischen Stellen und brauchen nur die
Forderung des ungestörten Ablaufs der Steu-
er- und Synchronisieraufzeichnungen erfül-
len. Das war natürlich eine starke Einschrän-
kung und es wurden verschiedene Methoden
– insbesondere eine zweistreifige Schnittbe-
arbeitung mit Ton auf einem extra Magnet-
band diskutiert. Durchgesetzt hat sich das nie
– nur für wenige Produktionen – und wurde
später durch die Einführung der Schrägspur-
aufzeichnungsanlagen obsolet.

Bild 49. Eigenentwicklung einer Video- Norbert Bolewski


2-inch-MAZ von Loewe Opta 1961 (wird fortgesetzt)

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