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Wälder in Flammen

Ursachen und Folgen der weltweiten Waldbrände


Herausgeber: WWF Deutschland, Berlin
Stand – überarbeitete Fassung: Juni 2010, 4. Auflage
Autor: Peter Hirschberger, 4con forestconsulting, www.forestconsulting.de
Redaktion: Nina Grießhammer, WWF Deutschland; Dorothee Jokiel, WWF Deutschland;
Thomas Köberich, WWF Deutschland
Layout: astrid ernst, Text- und Webdesign, www.ernst-webdesign.de

© 2010 WWF Deutschland, Berlin


Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers

Titelfoto: Waldbrand im Amurgebiet. © WWF / V. Masterov


Inhalt
Zusammenfassung ............................................................................................................................... 4
1 Einleitung ........................................................................................................................................ 7
2 Ökologische Rolle des Feuers ......................................................................................................... 8
2.1 Feuerabhängige Ökosysteme .................................................................................................. 8
2.2 Feuerempfindliche Ökosysteme .............................................................................................. 9
2.3 Veränderte Feuerregime .......................................................................................................... 9
2.4 Waldbrände und Klimawandel .............................................................................................. 10
3 Entwicklung und Bekämpfung von Waldbränden ........................................................................ 11
4 Waldbrand in Regionen ................................................................................................................. 12
4.1 Mittelmeerraum ..................................................................................................................... 12
4.1.1 Die Waldbrände der letzten Jahre in den Mittelmeerländern ...................................... 12
4.1.2 Ursachen ...................................................................................................................... 15
4.1.3 Folgen .......................................................................................................................... 22
4.1.4 Lösungen ..................................................................................................................... 25
4.2 Südostasien (Schwerpunkt Indonesien) ................................................................................ 27
4.2.1 Ursachen ...................................................................................................................... 28
4.2.2 Folgen .......................................................................................................................... 29
4.2.3 Lösungen ..................................................................................................................... 32
4.3 Nordamerika .......................................................................................................................... 33
4.3.1 USA ............................................................................................................................. 33
4.3.2 Kanada ......................................................................................................................... 35
4.4 Deutschland ........................................................................................................................... 37
4.5 Australien .............................................................................................................................. 40
4.5.1 Die Waldbrandkatastrophen in diesem Jahrhundert .................................................... 41
4.5.2 Ursachen ...................................................................................................................... 41
4.5.3 Folgen .......................................................................................................................... 42
4.6 Russland ................................................................................................................................ 43
4.6.1 Ursachen ...................................................................................................................... 43
4.6.2 Folgen .......................................................................................................................... 44
4.6.3 Lösungen ..................................................................................................................... 46
4.7 Amazonas ............................................................................................................................... 47
4.7.1 Ursachen ...................................................................................................................... 48
4.7.2 Folgen .......................................................................................................................... 50
4.7.3 Lösungen ..................................................................................................................... 51
5 Was ist zu tun? .............................................................................................................................. 53
Quellen .............................................................................................................................................. 55

WWF Deutschland 3
Zusammenfassung
Waldbrände sind in vielen Regionen der Welt ein ganz Im Mittelmeerraum hat sich die durchschnittliche
natürliches Phänomen. Vielerorts nehmen sie positiv jährliche Waldbrandfläche seit den 1960er Jahren
Einfluss auf das betroffene Waldgebiet – zum Beispiel vervierfacht. Die Ursachen liegen hauptsächlich in
dann, wenn die während eines Brandes entstehende fahrlässiger und vorsätzlicher Brandstiftung, verbunden
extreme Hitze Samen freisetzt, aus denen neue Bäume mit extremer Hitze und Trockenheit in den Sommermo-
entstehen. Doch es gibt eine äußerst bedenkliche Kehr- naten und degradierten Wäldern, in denen sich kleine
seite von Waldbränden, der sich die vorliegende Studie Feuer rasend schnell verbreiten können. Vor allem
widmet: Immer dann, wenn Waldbrände zu heftig, am großflächige Feuersbrünste in den Monokulturen oder
falschen Ort, zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt oder Buschlandschaften haben in den vergangenen Jahren
zu häufig auftreten, ist das ein sicheres Zeichen dafür, besorgniserregende Ausmaße angenommen. Jedes Jahr
dass das Ökosystem durch menschliche Eingriffe aus brennt es dort rund 50.000 mal. Besonders betroffen
den Fugen geraten ist. In diesen Fällen stellen Wald- sind die EU-Mitgliedsstaaten Spanien, Portugal, Italien
brände eine ernsthafte Bedrohung dar. und Griechenland. In Spanien hat sich die Zahl der
Waldbrände seit den 1960er Jahren bis heute verzehn-
Ein Waldbrand kann in drei Phasen unterteilt werden: facht. In Portugal hat sich die Verzehnfachung sogar
Meist entzündet sich zunächst das Gras und der trocke- nur im Zeitraum seit 1980 abgespielt. Den bisherigen
ne Unterwuchs. Es kommt zu einem Bodenfeuer, das Rekordwert hält das Jahr 2005 mit 35.697 Bränden
noch leicht bekämpft werden kann. Wenn es zu einem (zum Vergleich 1980: 2.349). Bezogen auf die Wald-
Lauffeuer auswächst, kann es besonders bei Nadelholz- brandwahrscheinlichkeit belegt Portugal unter den
beständen, auf die Baumwipfel überspringen. Das führt Mittelmeerländern einen traurigen Spitzenplatz. Im
rasch zu einem Kronenfeuer und zu einer rasanten Aus- südlichen Mittelmeerraum geht man davon aus, dass
breitung der Flammen. Kronenfeuer lassen sich deutlich sich wegen der Klimaerwärmung die bislang auf die
schwerer bekämpfen und wachsen sich leicht zur dritten Sommerperiode beschränkte erhöhte Waldbrandgefahr
Stufe, einem Totalbrand aus. Dieser kann so gut wie etwa zur Mitte dieses Jahrhunderts das ganze Jahr über
nicht mehr gelöscht werden. bestehen bleibt. Auf der gesamten Iberischen Halbin-
sel und in Norditalien wird sich der Zeitraum, in dem
Generell gilt: Weltweit haben nur etwa vier Prozent die höchste Alarmstufe für Waldbrände gilt, erheblich
aller Waldbrände natürliche Ursachen wie zum verlängern.
Beispiel einen Blitzeinschlag. In allen anderen Fällen
ist der Mensch – sei es direkt oder indirekt, sei es fahr- In Südostasien ist die Vegetation nicht von Natur aus
lässig oder vorsätzlich – verantwortlich für den Brand. an Feuer angepasst. Waldbrände haben hier immer eine
Oft kann sich der Wald nicht mehr selbstständig von zerstörerische Wirkung. Seit Jahrtausenden nutzen die
den Folgen des Brandes erholen. Nicht selten sind die Einheimischen Feuer beim Brandrodungsfeldbau, um
verbrannten Flächen und damit das gesamte Ökosystem mit der Asche die Felder kurzfristig zu düngen. Bei
mit den darin lebenden Pflanzen und Tieren unwieder- einer geringen Bevölkerungsdichte bleibt dem Wald
bringlich verloren. genügend Zeit, sich zu regenerieren. Der Druck auf die
Wälder der Region nimmt jedoch weniger durch das
Die Auswirkungen der Waldbrände auf die weltweite Bevölkerungswachstum zu, als durch große Industrien,
Artenvielfalt sind nach Ansicht des WWF gravierend: die Flächen zum Anbau von billigen Rohstoffen wie
Sämtliche Ökoregionen, die für die Erhaltung der globa- Palmöl oder Zellstoffholz erwerben. Feuer wird meist
len Artenvielfalt entscheidend sind, sind auf 84% ihrer gezielt eingesetzt, um die zuvor gerodeten Parzellen
Fläche durch Veränderungen in der Intensität und Häu- von Holzresten und Vegetation zu befreien. Große Flä-
figkeit von Feuern gefährdet. Nur auf den verbleibenden chenbrände können die Folge sein. In ungewöhnlichen
16% bewegen sich die auftretenden Feuer noch inner- Trockenperioden können diese Brände über Monate
halb der ökologisch akzeptablen Grenzen. Feueremp- anhalten und zum Teil gigantische Ausmaße annehmen.
findliche Ökosysteme wie zum Beispiel die tropischen So brachte beispielsweise der El Niño-Effekt 1997/98
Feuchtregenwälder, in denen den Pflanzen und Tieren eine extreme Dürrephase mit sich, was zur bisher
die Anpassung an natürliche Brände fehlt, sind sogar größten dokumentierten Waldbrandsaison führte – mit
auf 93% ihrer Fläche gefährdet. Die vorliegende Studie zum Teil erheblichen Auswirkungen auf die Umwelt
fasst die Ursachen und Auswirkungen von Waldbränden und die Gesundheit der Menschen. Insgesamt wurden
nach Regionen zusammen und benennt die gravierenden zwischen 1990 und 2005 in Süd- und Südostasien mehr
„Brennpunkte“ der Erde. als 40 Millionen Hektar Wald vernichtet, dies entspricht

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fast der vierfachen Waldfläche Deutschlands. In der werden, um zum Beispiel neue landwirtschaftliche
Zeit von 1998 bis 2002 verbrannten hier 4,1% der Flächen für den Anbau von Soja oder für die Viehbe-
Waldfläche Süd- und Südostasiens pro Jahr – Tendenz weidung zu gewinnen, wird befürchtet, dass ab einem
steigend. Aus Sicht des internationalen Klimaschut- bestimmten Anteil von Waldverlust das regionale
zes kommt den Torfmoorwäldern in Südostasien eine Klima zusammenbricht. Die dadurch entstehende
besondere Rolle zu. Sie sind die größten terrestrischen Trockenheit verbunden mit weiteren Waldbränden wird
Kohlenstoffspeicher der Tropen. Bei Trockenlegung, die Degradierung des Regenwaldes weiter vorantrei-
zum Beispiel für den Ölpalmenanbau, sind sie durch ben. Bis zum Jahr 2030 könnten in Amazonien 55%
nachfolgende Brände besonders gefährdet, denn der des Regenwaldes vernichtet oder stark beschädigt sein.
ausgetrocknete Torf ist ein idealer Brennstoff. Da diese Dies wiederum hätte erhebliche Auswirkungen auf das
Wälder im Untergrund enorme Mengen Kohlenstoff globale Klima und die weltweite Artenvielfalt – ein
speichern, können sie bei der Zerstörung durch Feuer Teufelskreis. Gegenwärtig beträgt der Waldverlust fast
innerhalb kurzer Zeiträume zu einer gigantischen Emis- 20%, weitere 17% der Regenwaldfläche sind durch
sionsquelle für das Treibhausgas Kohlendioxid werden. menschliche Eingriffe degradiert.

Für das Amazonasbecken, das größte Regenwaldge-


biet der Erde, in dem Waldbrände gezielt eingesetzt

Das sollte aus Sicht des WWF getan werden, um Waldbrände zu vermeiden:
Der Vorbeugung von Bränden sollte oberste Priorität vornherein gezielt reduziert und so der natürliche öko-
eingeräumt werden, wenn das Waldbrandrisiko in den logische Kreislauf aufrechterhalten werden.
genannten Regionen und die daraus resultierenden
Schäden erheblich reduziert werden sollen. Dazu ist Die Waldbrandgefahr muss in den betroffenen Län-
zunächst eine der jeweiligen Region angepasste Ursa- dern stärker als bisher in die Raumplanung integriert
chenforschung und Evaluation der Kosten und Folge- werden. In besonders gefährdeten Gebieten sollte auf
kosten von Waldbränden notwendig, die auf einer ent- die Errichtung neuer Siedlungen verzichtet werden.
sprechenden statistischen Datengrundlage fußen sollte. Der Bau von Eisenbahnlinien und Stromleitungen, die
Erst auf dieser Basis können effektive und effiziente Auslöser eines Waldbrands sein können, sollte entspre-
Strategien entwickelt werden, wie mit Bränden von Fall chend angepasst werden, um unnötige Risiken zu mini-
zu Fall umzugehen ist. Schon diese Voraussetzung fehlt mieren. Ob bislang unberührte Wälder neu erschlossen
leider in vielen der betroffenen Staaten. Daneben sollte werden, sollte stets einer Umweltverträglichkeitsprü-
die Waldbrandgefahr und ein entsprechend angepasstes fung unterliegen, denn mit neuen Waldwegen kommen
Verhalten im öffentlichen Bewusstsein durch Aufklä- automatisch auch mehr Menschen. Dadurch steigt
rung und Erziehung verankert werden, um fahrlässige unweigerlich die Gefahr neuer durch den Menschen
Brandstiftung zu vermeiden. verursachter Brände.

In der Forstwirtschaft der einzelnen Länder muss die Der Aspekt der Waldbrandgefährdung muss in alle rele-
Rolle des Feuers viel stärker als bislang berücksichtigt vanten Gesetze integriert werden. In manchen Ländern
werden. Dies bedeutet, dass auf Kahlschläge oder das wird die Umwandlung von Wald in landwirtschaftli-
Anpflanzen fremdländischer Bäume verzichtet werden che Flächen gefördert, die Brandrodung kann jedoch
muss. Ein prominentes Beispiel sind brandanfällige unkontrollierbare Flächenbrände verursachen. Hier
Eukalyptus-Monokulturen in Portugal, welche die ehe- ist dringend eine Gesetzesreform notwendig. Ebenso
mals verbreiteten und feuerfesten Korkeichen verdrängt wenig sollte die Umwidmung von Waldbrandflächen in
haben. Ziel der Forstwirtschaft sollte es sein, durch den Bauland gestattet sein, da hierdurch Anreize für Brand-
Aufbau möglichst natürlicher Wälder die Anfälligkeit stiftung geschaffen werden. In manchen Ländern sind
für Feuer zu verringern und die Widerstandsfähigkeit zusätzlich harte Strafen und eine starke Rechtsdurchset-
des Ökosystems zu erhöhen. In vom Feuer abhängigen zung erforderlich, um vorsätzliche Brandstiftung (zum
Ökosystemen kann durch den kontrollierten Einsatz Beispiel bei Landstreitigkeiten oder in Verbindung mit
von Feuer die Menge des brennbaren Materials von illegalem Holzeinschlag) zu verhindern.

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Bei der Bekämpfung eines Feuers müssen die Verant-
Das tut der WWF
wortlichkeiten klarer zugewiesen werden. Gerade in
Waldbrandzonen muss die Koordination zwischen den Im Russischen Fernen Osten hat der WWF geholfen,
verschiedenen Stellen (Behörden, Feuerwehr, Bürger) ein funktionierendes Frühwarnsystem für Waldbrände
bereits vorab gewährleistet sein. Für die Überwachung aufzubauen. Der WWF hat Personal für die Brandbe-
von Risikogebieten und von Waldbränden müssen kämpfung ausgebildet und ausgestattet.
ausreichende finanzielle Mittel und personelle Kapazi-
täten zur Verfügung stehen. Nur so können Waldbrände In Indonesien ist der WWF in der politischen Arbeit
im Frühstadium erkannt und noch rechtzeitig bekämpft aktiv, die sich gegen den weiteren Aufbau von Planta-
werden. Für die Einsatzkräfte müssen Ausbildungspro- gen richtet – einer der Hauptgründe für Brandstiftung
gramme und Szenarien über Waldbrandabläufe entwi- in dem südostasiatischen Land.
ckelt werden, damit sie umgehend und richtig reagieren
können und damit letztendlich keine Menschenleben Im Mittelmeerraum werden Aufklärungskampagnen
gefährdet werden. Denn wenn es erst einmal brennt, durchgeführt. Daneben setzt sich der WWF in sei-
muss in aller Regel schnell und taktisch durchdacht ner Lobbyarbeit dafür ein, dass die Verursacher von
eingegriffen werden, bevor sich ein vermeintlich unbe- Waldbränden stärker zur Rechenschaft gezogen und die
deutender Brandherd zu einem unkontrollierten Groß- dafür vorgesehenen Strafen auch vollstreckt werden.
brand ausweitet. Hierzu sind in den meisten betroffenen
Regionen auch weitere ausgebildete Einsatzkräfte Im Amazonasbecken kämpft der WWF für die Aus-
erforderlich. weitung der Schutzgebietsflächen, in denen Brandro-
dung und andere Wald vernichtende Maßnahmen
Brandflächen sollten dann wieder aufgeforstet werden, ausgeschlossen sind.
wenn eine natürliche Erholung nicht zu erwarten ist und
ökologische Schäden wie zum Beispiel Bodenerosion
drohen. Die Wiederaufforstung sollte sich dabei auf
jeden Fall an den natürlichen Baumbeständen orien-
tieren und ausschließlich mit heimischen Baumarten
umgesetzt werden. Monokulturen und gleichförmige
Bestandsstrukturen sind grundsätzlich zu vermeiden, da
hier das Brandrisiko erheblich erhöht ist und die Natur-
ferne zu hoch ist.

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1 Einleitung
In vielen Regionen der Welt gehören Waldbrände zum von Wildtieren, Anlocken von Wild auf frisch begrünte
natürlichen Prozess der Ökosysteme. Die ältesten Wald- Brandflächen), Offenhaltung der Wald- und Buschland-
brände der Erde sind in Steinkohleflözen an verschie- schaft aus Gründen der Sicherheit (vor Wildtieren; in
denen Stellen der Erde nachgewiesen, in denen ein- der Kriegführung), später zur Brandrodung und Of-
geschlossene Holzkohle Zeugnis von großen Bränden fenhaltung der Landschaft für die Weidewirtschaft. In
in Wäldern geben, die über Jahrmillionen in Sümpfen vielen Kulturkreisen haben sich traditionell überlieferte
versanken und später dort die Kohlelagerstätten bilde- Brenntechniken bis heute erhalten, beispielsweise das
ten. Diese bis vor über 300 Millionen Jahren nachge- Überbrennen der tropischen Grassavannen für die Wild-
wiesenen Waldbrände entstanden durch Blitzschlag und und Haustierbewirtschaftung oder die Brandrodung im
Vulkanismus. Brände in Steinkohleflözen und deren Wanderfeldbau.
Auswirkungen auf die sie umgebende Waldlandschaft
sind ebenfalls für prähistorische Zeiträume nachweisbar. Störungen sind ein wesentliches Element in allen
natürlichen Ökosystemen. Die Forstwirtschaft muss
Der Mensch hat sich das Feuer seit langem zu Nutze sich daher an zufällig auftretende natürliche Störun-
gemacht. Datierungen der ältesten prähistorischen gen, einschließlich Waldbränden, anpassen können.
Feuerstellen in Höhlen des südlichen Afrikas weisen Dabei muss zwischen zerstörerischen und harmlosen,
darauf hin, dass die menschlichen Vorfahren seit etwa beziehungsweise schädlichen und nützlichen Wald-
1,5 Millionen Jahren in der Lage sind, Feuer zu nutzen. bränden unterschieden werden. Feuer kann manchmal
In den frühesten Kulturstufen der Menschheit wurde zur Waldverjüngung erforderlich sein oder bringt der
Feuer zu den verschiedensten Zwecken angewendet, lokalen Bevölkerung konkreten Nutzen. In anderen Fäl-
neben dem eigentlichen Gebrauch im „Haushalt“ len zerstört das Feuer Wälder und hat schwerwiegende
(Kochen, Wärmen) beispielsweise zur Jagd (Treiben ökologische, soziale und ökonomische Folgen.

Abbildung 1: In 96 Prozent aller Fälle tragen Menschen aktiv zum Ausbruch von Waldbränden bei. © WWF-Canon / Nigel Dickinson

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2 Ökologische Rolle des Feuers
Waldbrände sind ein natürlicher Bestandteil in vielen, Die Häufigkeit und das Ausmaß der Brände sind dabei
aber nicht allen Waldökosystemen. Wo die Klimaver- abhängig von natürlichen Faktoren wie Klima, Vege-
hältnisse keine ausreichende Zersetzung der Streu und tationstyp, Blitzschlägen, Biomasseakkumulation oder
der Humusanlage durch Bodenorganismen zulassen, Geländebeschaffenheit. Wo sich Ökosysteme durch
da es zu kalt beziehungsweise zu trocken ist, schaffen Feuer entwickelt haben, bewahren Brände deren cha-
Waldbrände die Voraussetzung für die Versorgung der rakteristische Struktur und Zusammensetzung. Dabei
folgenden Baumgeneration mit Nährstoffen. Baumarten brennen diese Ökosysteme nicht alle auf gleiche Weise.
wie die nordamerikanische Lodgepolekiefer benötigen In vielen Wäldern, Graslandschaften, Savannen und
die Hitze eines Waldbrandes als Impuls, damit sich die Feuchtgebieten sind beispielsweise häufige Boden-
Zapfen öffnen und die Samen für die neuen Waldge- feuer mit geringer Intensität charakteristisch, die dazu
nerationen freisetzen. Durch diese Anpassung finden dienen, eine offene Landschaftsstruktur mit zahlreichen
die Keimlinge und jungen Bäumchen optimale Wuchs- Gräsern und Sträuchern zu erhalten. Für andere Wälder
bedingungen, da die Konkurrenz durch andere Pflan- und Buschlandschaften sind dagegen selten auftretende,
zenarten noch gering ist und genügend Nährstoffe zur aber intensive Brände typisch, durch welche der Be-
Verfügung stehen. stand verjüngt wird. Charakteristisch für alle von Feuer
abhängigen oder beeinflussten Ökosysteme ist jedoch
2.1 Feuerabhängige Ökosysteme die Widerstands- und Erholungsfähigkeit der Pflan-
zen und Tiere, solange das Feuer innerhalb der durch
Weltweit sind 46% der Ökoregionen von Feuer abhän- die natürlichen Faktoren gesteckten Grenzen abläuft.
gig oder beeinflusst. In diesen Regionen sind Wald- Das Verhindern von Bränden kann hier weitreichende,
brände für die Erhaltung der natürlichen Flora und ökologisch und sozial unerwünschte Veränderungen
Fauna so notwendig wie Sonnenschein und Regen. der Ökosysteme zur Folge haben. Beispielsweise hat
Typische Feuerlandschaften sind die Taiga, die afri- die Verhinderung von Bränden in manchen Teilen des
kanischen Savannen, die Monsun- und Trockenwäl- Südwestens der USA die typische Graslandschaft, die
der Südasiens, die Eukalyptuswälder Australiens, die sowohl für Wildtiere als auch für Weidevieh Futter bie-
Nadelwälder Kaliforniens, die Mittelmeerregion und tet, in einen dicht geschlossenen Kiefernwald mit weni-
alle Kiefernwälder von der Taiga bis in die Subtropen. gen Gräsern umgewandelt, der genügend Brennstoff für
Die Ökosysteme dort haben sich mit Feuer entwickelt. äußerst intensive und zerstörerische Brände liefert.

Boden: low freq (H)


Boden: med freq (H)
Boden: hig freq (H)
Krone: med freq (H)
Boden: low freq (N)
Boden: high freq (N)
Krone: med freq (N)
Wenig oder kein Feuer
Unzureichende Daten

Abbildung 2: Weltkarte der Feuerregime. Die Karte zeigt Hauptursachen, Typ und Häufigkeit von Waldbränden. Es wird zwischen natürlichen
und auf Menschen zurückzuführende Ursachen (N oder H in der Legende) sowie zwischen den Typen Bodenfeuer und Kronenfeuer unter-
schieden. Low freq bedeutet einen Feuerzyklus von über 200 Jahren, med freq einen zwischen 20 und 200 Jahren und high freq eine Wieder-
holung von Bränden innerhalb von weniger als 20 Jahren1.

8 WWF Deutschland
2.2 Feuerempfindliche Ökosysteme gimes ein Ökosystem insgesamt degradieren, indem es
die Zusammensetzung, Struktur und Abläufe entschei-
In feuerempfindlichen Ökosystemen traten häufige,
dend ändert. Dadurch kann wiederum eine Entwicklung
große und schwere Brände bis vor kurzem selten auf.
hin zu einem völlig anderen Ökosystemtyp und Feu-
Den meisten Pflanzen und Tieren in diesen Ökosyste-
erregime eingeleitet werden. So werden Waldbrände
men fehlt die Anpassung, um die positiven Effekte des
beispielsweise als eine der Ursachen für die zunehmen-
Feuers zu nutzen oder sich nach einem Brand schnell zu
de Wüstenbildung im Mittelmeerraum angenommen.
erholen. 36% der Ökosysteme weltweit werden als feue-
Aus einer Vielzahl verschiedener Ökosysteme gibt es
rempfindlich eingestuft. Sie weisen eine Vegetation und
Anzeichen dafür, dass es schwierig bis unmöglich ist,
eine Struktur auf, die den Ausbruch und die Ausbreitung
eine derartige Entwicklung aufzuhalten oder wieder
von Bränden verhindert. Vom Menschen verursachte
umzukehren, wenn sie einmal eingeleitet ist.
Brände in einem feuerempfindlichen Ökosystem können
langfristig die Struktur und Artenzusammensetzung des
Veränderungen des Feuerregimes wurden als eine der
Ökosystems beeinflussen, oder dessen Fläche verrin-
wichtigsten Gefährdungsursachen für die Biodiversität
gern. Typische Beispiele feuerempfindlicher Ökosyste-
weltweit identifiziert. Prioritäre Ökoregionen, die für
me sind die tropischen Feuchtregenwälder im Amazo-
die Erhaltung der globalen Artenvielfalt entscheidend
nas- und Kongobecken und in Südostasien. In diesen
sind, sind auf 84% ihrer Fläche durch veränderte Feu-
Ökosystemen können selbst kleine Feuer weit reichende
erregime gefährdet. Nur auf 16% der Fläche prioritä-
Folgen haben, wenn sie einen Kreislauf von immer
rer Ökoregionen befindet sich das Feuerregime noch
häufiger und schwerer werdenden Bränden auslösen, der
innerhalb der ökologisch akzeptablen Grenzen. Feuer-
das Ökosystem verändert und ökologische Bedingungen
empfindliche Ökosysteme, wie die tropischen Feuchtre-
schafft, die eine feueranfällige Vegetation fördern.
genwälder, in denen Pflanzen und Tieren die Anpassung
an natürliche Brände fehlt, sind auf 93% ihrer Fläche
2.3 Veränderte Feuerregime
gefährdet. Feuer abhängige oder beeinflusste Ökosys-
Unter einem Feuerregime versteht man Schemata des teme wie die afrikanischen Savannen oder die borealen
Auftretens, der Größe und des Ausmaßes von Bränden Wälder sind mit 77 Flächenprozent zwar etwas weni-
in einem bestimmten Gebiet oder Ökoregion ein- ger, aber dennoch erheblich durch Veränderungen des
schließlich der Vegetation und den Auswirkungen des Feuerregimes gefährdet3.
Feuers. Ein natürliches Feuerregime ist das gesamte
Verhaltensmuster von Bränden im Laufe der Zeit, das Durch den Klimawandel kann sich hier die Gefährdung
für ein natürliches Ökosystem charakteristisch ist2. Das weiter verschärfen. So wird beispielsweise davon aus-
Verstehen von Feuerregimen ist unerlässlich, um beur- gegangen, dass im südlichen Mittelmeerraum zur Mitte
teilen zu können, ob menschliches Handeln aus ökolo- dieses Jahrhunderts das ganze Jahr hindurch Wald-
gischer Sicht vorteilhaft, unkritisch oder schädlich ist. brandgefahr bestehen wird und sich auf der Iberischen
Halbinsel und in Norditalien der Zeitraum, in dem
Von einem veränderten Feuerregime spricht man, wenn höchste Waldbrandgefahr besteht, erheblich verlängert4.
das derzeitige Verhaltensmuster in Schlüsselattribu-
ten wie der Häufigkeit und dem Ausmaß der Brände Nach Brandkatastrophen stellt sich oft heraus, dass in
abweicht von der natürlichen, historischen oder ökolo- Naturschutz- und Entwicklungsplänen die Rolle, die
gisch akzeptablen Variationsbreite, die für das jeweilige Feuer in den dynamischen Prozessen des jeweiligen
Ökosystem charakteristisch ist. Ökologisch akzeptable Ökosystems einnimmt, nicht oder nur mangelhaft be-
Feuerregime können durchaus vom Menschen beein- rücksichtigt wurde. Einer der Gründe dafür ist, dass die
flusst sein, wenn dadurch die Pflanzen- und Tierpopula- Veränderung des Feuerregimes ein langsamer, schritt-
tionen sowie die natürlichen Prozesse erhalten werden, weiser Prozess ist, der sich manchmal über Jahrzehnte
die das jeweilige Ökosystem kennzeichnen. hinziehen kann, und dem abhängig von den jeweiligen
menschlichen Eingriffen eine Vielzahl von Ursachen
Werden jedoch Schlüsselattribute eines Feuerregimes zugrunde liegen. Die Veränderung wird oftmals nicht
über die ökologisch akzeptable Variationsbreite hinaus bemerkt, bis ein kritischer Punkt erreicht ist. Erst ein au-
verändert, werden andere Lebensbedingungen geschaf- ßergewöhnliches Ereignis wie eine lang anhaltende Dür-
fen, die das Überleben der heimischen und für dieses re oder besonders schwere Brände wecken die Aufmerk-
Feuerregime typischen Pflanzen- und Tierwelt gefähr- samkeit der Öffentlichkeit und der Entscheidungsträger.
det. Vor diesem Hintergrund können Veränderungen Dann kann es allerdings bereits zu spät sein, um kata-
eines oder mehrerer Schlüsselattribute eines Feuerre- strophale ökologische und soziale Folgen zu vermeiden.
WWF Deutschland 9
In vielen, von Feuer abhängigen oder beeinflussten 2.4 Waldbrände und Klimawandel
Ökosystemen führt die Unterdrückung kleiner, natür-
Waldbrände tragen durch die Treibhausgase, die durch
licher Brände zu einer Anreicherung von brennbarem
sie freigesetzt werden, erheblich zur Klimaerwärmung
Material und in der Folge zu außergewöhnlich großen,
bei. Die Erwärmung des Klimas trägt wiederum zur
schweren und zerstörerischen Mega-Waldbränden. Die
Austrocknung und Schwächung der Wälder bei, so dass
eigentliche Ursache ist also eine wohlmeinende Brand-
deren Feuerempfindlichkeit zunimmt. Damit wächst
bekämpfungspolitik zum Schutz der Bevölkerung.
Deshalb kommt es gerade in zwei der wohlhabendsten wiederum die Anzahl und das Ausmaß der Waldbrän-
Länder weltweit, den USA und Australien, immer wie- de, so dass ein Rückkopplungseffekt entsteht. Durch
der zu verheerenden Brandkatastrophen. Savannen- und Waldbrände werden weltweit 1,7 bis
4,1 Milliarden Tonnen Kohlenstoff in die Atmosphäre
Andererseits können auch in feuerabhängigen Öko- freigesetzt, hinzu kommen geschätzte 39 Millionen
systemen Brände zu häufig auftreten, wie dies bei- Tonnen CH4 sowie 20,7 Millionen Tonnen NOx und
spielsweise in der Sibirischen Taiga der Fall ist. Hier 3,5 Millionen Tonnen SO2 jährlich. Auf Waldbrände
führen das Wachstum der ländlichen Bevölkerung und – der Großteil davon Brandrodung in tropischen Regen-
die zunehmende Erschließung durch Infrastruktur wie wäldern, und die daraus resultierende Landumwandlung
Bahnlinien und Stromleitungen zu häufigeren Ausbrü- – sind 15% der weltweiten Treibhausgasemissionen
chen von Bränden. Dies hat einen zunehmenden Verlust zurückzuführen. Waldbrände tragen mit 32% zum welt-
an Waldfläche und die Freisetzung von Millionen Ton- weiten Ausstoß von Kohlenmonoxid bei, zu dem von
nen gespeichertem Kohlendioxid zur Folge. Methan mit 10% und mit über 86% beim Rußausstoß1.

In feuerempfindlichen Ökosystemen wie den Feucht- Verschiedene Studien gehen davon aus, dass sich mit
regenwäldern brechen sporadisch große, zerstörerische dem Klimawandel die Anzahl der Tage mit hohem
Brände aus. Ursachen hierfür sind häufig absichtliche Waldbrandrisiko erhöht, die Brandsaison verlängert
Brandlegungen im Zuge eines großflächigen Holzein- und die Häufigkeit von Blitzen steigt, wodurch wieder-
schlags und der Umwandlung in Plantagen. Liegen die um die Waldbrandhäufigkeit steigt und die betroffene
geeigneten klimatischen Bedingungen vor, beispiels- Fläche zunimmt5.
weise eine lang anhaltende Dürre, wie sie durch das
Klimaphänomen El Niño hervorgerufen wird, können
diese Brände rasch ein katastrophales Ausmaß anneh-
men und das wirtschaftliche und soziale Leben einer
ganzen Region beeinträchtigen.

Abbildung 3: Die Gefahr von Waldbränden wird durch den


Klimawandel erhöht. © WWF / F. Siegert

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3 Entwicklung und Bekämpfung von Waldbränden
Nur noch vier Prozent der weltweit vorkommenden eines vorsätzlich gelegten Waldbrands ab. In Kalifor-
Waldbrände haben natürliche Ursachen wie beispiels- nien starben drei Menschen beim Absturz eines Lösch-
weise extreme Wetterereignisse (hohe Temperaturen, flugzeugs. In Italien kamen 2007 durch den Absturz
Dürreperioden und Stürme), Blitzeinschläge oder eines Helikopters und eines Löschflugzeuges während
Vulkanausbrüche6. der Waldbrandbekämpfung alle drei Piloten ums Leben.
Trotz des Risikos und der hohen Kosten setzen staat-
Vom Menschen werden Waldbrände entweder vorsätz- liche Stellen ihre Mittel weitgehend für die technische
lich durch Brandrodung und Brandstiftung oder aus Aufrüstung ein. Maßnahmen zur Vorbeugung und Ver-
Unachtsamkeit, z. B. durch Lagerfeuer, weggeworfene hinderung von Waldbränden werden dagegen vielerorts
Zigarettenkippen oder Streichhölzer, verursacht. Glas- vernachlässigt, wie die Beispiele aus verschiedenen
flaschen und -scherben können die Sonnenstrahlen wie Waldbrandregionen im Folgenden zeigen.
Brenngläser bündeln und so trockenes Laub oder Gras
entzünden. Eine oft unterschätzte Ursache sind auch Problem Wasserversorgung
heiße Katalysatoren und Auspuffanlagen von Autos und Ein Problem bei der Waldbrandbekämpfung ist der
Motorrädern, die auf Waldböden abgestellt werden. Da- Wasserverbrauch. Zum einen gibt es bei den meisten
neben können Stromleitungen oder Bahnlinien Auslöser Waldbränden Probleme mit der Wasserversorgung, da
sein, wenn Funken den angrenzenden Wald entzünden. die nächsten Wasserentnahmestellen oft sehr weit weg
sind und man eine Löschwasserförderung über lange
Ein Waldbrand kann in drei Phasen unterteilt wer- Wegstrecken aufbauen muss. Zum anderen sind Wald-
den. Meist entzündet sich zunächst Gras und trockener brände vor allem in Gebieten häufig, in denen jahres-
Unterwuchs. Es kommt zu einem Bodenfeuer, das zeitlich oder ganzjährig Trockenheit herrscht. Zum
noch leicht bekämpft werden kann. Das Lauffeuer kann Löschen der Waldbrände werden gewaltige Wassermen-
besonders bei Nadelholzbeständen auf die Baumwipfel gen verbraucht, die dann für andere wichtige Verwen-
überspringen, was zu einem Kronenfeuer und zu einer dungszwecke, wie dem Bewässern landwirtschaftli-
schnellen Ausbreitung des Brandes führt. Kronenfeuer cher Flächen, fehlen. Zusätzlich können großflächige
lassen sich deutlich schwerer bekämpfen als Boden- Waldbrände den Wasserhaushalt beeinflussen. Mit dem
feuer und wachsen sich leicht zur dritten Stufe, dem Wald geht auch dessen Funktion als Wasserspeicher
Totalbrand aus, welcher so gut wie nicht mehr ge- und damit die ausgleichende Wirkung auf den Wasser-
löscht werden kann. haushalt verloren. Stattdessen fließt das Wasser auf den
kahlen Brandflächen rasch ab und kann den Boden bis
Brandbekämpfung auf die Gesteinsschicht erodieren.
Die Bekämpfung unterscheidet sich je nach
Brandart. Beim Bodenbrand hilft das Errichten
von Brandschneisen. Dabei wird auf einem
mehrere Meter breiten Streifen sämtliches
brennbares Material entfernt oder kontrolliert
abgebrannt, damit der Waldbrand sich dort
nicht weiter ausbreiten kann. Jedoch kann es
durch Funkenflug zu einem Überspringen der
Brandschneise kommen.

Bei einem Kronenfeuer ist der Einsatz von


Löschflugzeugen und -hubschraubern die
effektivste Methode der Waldbrandbekämp-
fung. Allerdings kommt es dabei immer
wieder zu Abstürzen, da die Piloten dicht über
Abbildung 4: Ein Bodenfeuer, das von abgeernteten Feldern auf die an-
dem Feuer fliegen müssen. So stürzte 2002 in grenzende Macchia überzugreifen droht, wird von einem Löschhubschrauber
Bulgarien ein Helikopter bei der Bekämpfung bekämpft. Alanno (PE), Italien © Peter Hirschberger, 4con forestconsulting

WWF Deutschland 11
4 Waldbrand in Regionen
4.1 Mittelmeerraum Jahren nahezu verzehnfacht, von durchschnittlich
1.920 Bränden pro Jahr zwischen 1961 und 197010
Durch Waldbrände, zu intensivem Holzeinschlag und
auf durchschnittlich 18.342 Brände zwischen 2000
Beweidung blieben im Laufe der Jahrtausende nach
und 200911. In Portugal ist eine ähnliche Entwicklung
Schätzungen des WWF nur noch etwa 17% der ur-
festzustellen. Dort hat sich die Zahl der Waldbrände
sprünglichen Waldfläche im Mittelmeerraum erhalten7.
innerhalb von 25 Jahre mehr als verzehnfacht, von
Der Mittelmeerraum ist hinsichtlich seiner Artenviel-
2.349 Waldbränden im Jahr 1980 auf den bisherigen
falt eine der wichtigsten Regionen der Welt, da er als
Rekordwert von 35.697 Bränden im Jahr 200512. Seit
Übergangszone zwischen drei Kontinenten Arten aus
einigen Jahren scheint sich die Zahl der Waldbrände
Europa, Afrika und Asien beherbergt. Hier finden sich
jedoch auf einem hohen Niveau eingependelt zu haben.
beispielsweise 10% aller blühenden Pflanzen, obwohl
In Jahren mit günstigen Witterungsbedingungen ist sie
der Mittelmeerraum gerade mal 1,6% der Erdoberfläche
sogar etwas zurückgegangen.
einnimmt.
Seit dem Jahrtausendwechsel haben die Mittelmeer-
Die mediterranen Wälder sind durch Waldbrände
länder mit einem neuen Phänomen zu kämpfen, den
extrem gefährdet. Jedes Jahr gibt es dort mindestens
sogenannten Mega-Waldbränden. Bei extremen Wet-
50.000 Brände, denen laut FAO durchschnittlich
terbedingungen, wie sie als Folge des Klimawandels
700.000 bis 1 Million Hektar Wald zum Opfer fallen8.
häufiger werden, entstehen wahre Feuerstürme, die mit
Dies entspricht der Fläche Kretas oder Korsikas, bezie-
solch einer Intensität wüten und sich so rasch ausbrei-
hungsweise 1,3% bis 1,7% der gesamten Waldfläche
ten, dass sie nicht mehr unter Kontrolle gebracht wer-
des Mittelmeerraums.
den können. Sie enden erst, wenn sich die Wetterbedin-
Kleinflächige Brände treten im Mittelmeerraum seit an- gungen ändern oder dem Feuer die Nahrung ausgeht13.
tiken Zeiten auf; sie sind Teil der natürlichen Dynamik Einhergehend mit der Zersiedelung der Landschaft
oder werden als Instrument zur Bewirtschaftung der richten diese Mega-Brände in den Übergangszonen
Naturressourcen eingesetzt. In den letzten Jahrzehnten zwischen Siedlung und Wald erhebliche Schäden an
hat jedoch die Zahl und Fläche der Brände als Folge und fordern oftmals Menschenleben. Mega-Waldbrän-
der sozioökonomischen Entwicklung im Mittelmeer- de können auch in einem durchschnittlichen Wald-
raum besorgniserregend zugenommen. Traditionelle brandjahr auftreten. So war beispielsweise 2009 die
Formen der Landnutzung wurden aufgegeben. Damit Waldbrandfläche weder in Italien noch in Griechenland
wird brennbare Biomasse, beispielsweise trockenes außergewöhnlich hoch. Von der gesamten Brandfläche
Gras oder Brennholz, nicht mehr dem Ökosystem Italiens entfiel im Jahr 2009 aber über die Hälfte auf
entnommen und genutzt, sondern kann sich ansam- die Insel Sardinien, wo Ende Juli schwere Waldbrände
meln. Die Landschaft wird stattdessen vermehrt für wüteten. In Griechenland sind die Waldbrände, die in
Freizeit- und Erholungszwecke genutzt. Damit erhöht der zweiten Augusthälfte das Umland der Hauptstadt
sich das Risiko, dass aus Fahrlässigkeit ein Waldbrand Athen verwüsteten, etwa für die Hälfte der griechischen
entzündet wird. Mit der Zersiedelung der Landschaft Waldbrandfläche 2009 verantwortlich.
entstehen außerdem Anreize, durch Brandstiftung aus
Wald Bauland zu schaffen. Zudem wachsen durch die 4.1.1 Die Waldbrände der letzten Jahre in den
Zersiedelung die Übergangszonen zwischen Siedlung Mittelmeerländern
und Natur, in denen Waldbrände zu hohen Schäden In der ersten Hälfte dieses Jahrzehnts war die Iberische
führen und Menschenleben gefährden. Halbinsel besonders stark von Waldbränden betroffen.
Nachdem bereits 2000 und 2003 Waldbrände große Flä-
Besonders betroffen sind die „alten“ EU-Mitglieds- chen vernichtet hatten, entwickelte sich dort das Jahr
staaten im Mittelmeerraum: Spanien, Portugal, 2005 zu einem Katastrophenjahr.
Italien und Griechenland. Die Ursachen für die Brän-
de liegen nahezu ausschließlich in Fahrlässigkeit und In Spanien kam es 2005 zu 25.492 Waldbränden, dem
bewusster Brandstiftung; maximal 1% der Brände ist zweithöchsten Wert seit 1961, dem Beginn der statisti-
auf Blitzschlag zurückzuführen9. Die Zahl der jährli- schen Aufzeichnungen. Trockenheit und Hitze schufen
chen Brände ist, soweit man sie anhand der nationalen von März bis in den Oktober hinein ein hohes Wald-
Waldbrandstatistiken zurückverfolgen kann, in den brandrisiko14. Den Flammen fielen über 188.000 Hektar
letzten Jahrzehnten extrem angestiegen. In Spanien Wald und Buschland zum Opfer. 17 Feuerwehrleute
hat sich die Zahl der Waldbrände seit den 1960er starben bei der Bekämpfung14.
12 WWF Deutschland
Anzahl der Waldbrände in Spanien 1961–2009
Box 1: Waldbrände auf den kanarischen Inseln

Bisher waren die Kanaren von Waldbränden ver-


gleichsweise wenig betroffen. 1998 und 2000 wurden
je 4.000 ha Wald vernichtet, in den anderen Jahren
des letzten Jahrzehnts war die Brandfläche weitaus
geringer10. Ende Juli 2007 kam es zu den verhee-
rendsten Waldbränden in der Geschichte der Kana-
rischen Inseln. Von heißen, afrikanischen Winden
angefacht erfassten die Flammen innerhalb von 6 Ta-
gen ein Fünftel der Waldfläche, insgesamt 35.000 ha,
davon 15.000 ha auf Teneriffa und 20.000 ha auf Gran
Canaria. Ein Teil der widerstandsfähigen Kiefern-
Anzahl der Waldbrände pro Jahr wälder konnte das Feuer weitgehend unbeschadet
überstehen, doch etwa 11.000 ha Wald verbrannten,
Anzahl der Waldbrände in Portugal 1981–2009 darunter Ökosysteme mit hohem ökologischem Wert
und Lebensraum seltener Vogelarten wie dem vom
Aussterben bedrohten Teydefinken17. Hinzu kamen
kleinere Brände auf Gomera und La Palma. In einer
Studie machte der WWF Spanien bereits zuvor darauf
aufmerksam, dass die jährliche Waldbrandfläche den
kanarischen Inseln besorgniserregend ansteigt und
die Inseln bei einer derartigen Entwicklung in
50 Jahren 60% der Waldfläche verlieren könnten.
Diese Prognose wurde nun durch die traurige Wirk-
lichkeit übertroffen, als innerhalb von 6 Tagen 20% der
Waldfläche vernichtet wurden18. In Spanien werden
96% der Waldbrände von Menschen verursacht, auf
Anzahl der Waldbrände pro Jahr
den Kanarischen Inseln sind es sogar 99,86%. Dort
ist also so gut wie kein Waldbrand auf natürliche
Abbildung 5: Entwicklung der Zahl der Waldbrände in Spanien
und Portugal
Ursachen zurückzuführen. Vorsatz konnte in 42% der
Brandfälle nachgewiesen werden, die Motive dafür
bleiben jedoch in 83% der Fälle unbekannt19. Der
In den folgenden Jahren ging die Zahl der Brände dank verheerende Waldbrand auf Gran Canaria von 2007
wurde von einem Forstarbeiter gelegt, dessen Arbeits-
günstiger Wetterbedingungen stark zurück. 2007 und
vertrag nicht verlängert wurde.
2008 wurden jeweils um die 11.000 Brände verzeich-
net, die tiefsten Werte seit fast zwei Jahrzehnten. Wie Hinzu kommt, dass nur für 0,3% der kanarischen
schnell die Lage bei ungünstigen Wetterbedingungen Waldfläche ein gültiger Managementplan existiert.
umschlagen kann, zeigte sich jedoch im Sommer 2007 Dieser ist jedoch entscheidend, um durch vorbeu-
auf den Kanarischen Inseln (siehe Box 1). gende Maßnahmen und geeignete Bewirtschaftung
der Wälder die Waldbrandgefahr zu reduzieren. Von
den 15,5 Millionen Euro, die den kanarischen Inseln
2009 stieg die Zahl der Waldbrände bereits wieder jährlich für den Kampf gegen Waldbrände zur Verfü-
deutlich an, auf 15.391. Die verbrannte Fläche hat sich gung stehen, werden nur 3,5 Millionen in Vorbeugung
im Vergleich zum Vorjahr sogar mehr als verdoppelt, investiert.
von 50.321 Hektar auf 110.783 Hektar11. Im Vergleich
zu den Rekordwerten in den 1980er und der ersten
Hälfte der 1990er Jahre mit teilweise weit über
400.000 Hektar ist die jährliche Waldbrandfläche in
Spanien jedoch deutlich zurückgegangen.

In Portugal war 2005 mit 35.697 Bränden sogar der gen Rekord 2005 deutlich zurück. Im Jahr 2009 stieg
höchste Wert seit dem Beginn der statistischen Auf- jedoch die Waldbrandhäufigkeit wieder an und lag mit
zeichnungen zu verzeichnen15. In den drei darauffolgen- 26.339 Waldbränden über dem Durchschnitt der letzten
den Jahren ging aufgrund günstiger Wetterverhältnisse zehn Jahre16. Bei der Zahl der Waldbrände nimmt Por-
die Zahl der Waldbrände verglichen mit dem trauri- tugal den Spitzenplatz unter den Mittelmeerländern ein.

WWF Deutschland 13
Allein 2005 verbrannten knapp 340.000 Hektar, den In Italien fielen den Flammen 23 Menschen zum Opfer,
Flächenrekord hält jedoch das Jahr 2003 mit über darunter die Piloten eines Hubschraubers und eines
425.000 Hektar Brandfläche. Verglichen mit diesen Re- Löschflugzeuges. Dort kam es 2007 zu 10.639 Wald-
kordwerten war die Brandfläche 2009 mit 86.000 Hektar bränden auf einer Fläche von insgesamt 227.729 Hekt-
gering. Im Vergleich zu den beiden Vorjahren stieg sie ar, davon waren 116.602 Hektar Wald23. Im Jahr zuvor,
jedoch wieder deutlich an. Besonders betroffen war der 2006, war die Waldbrandfläche mit knapp 40.000 ha
Norden Portugals. Insgesamt verbrannten in der Deka- noch auf den niedrigsten Wert seit 1972 gesunken23. In
de zwischen 2000 und 2009 in Portugal 1,5 Millionen Italien begann sich die Katastrophe 2007 bereits abzu-
Hektar Wald und Buschland. Dies entspricht 16% der zeichnen, als auf den wärmsten Winter der letzten
portugiesischen Landesfläche und 28% der Wald- und 200 Jahre schon im Frühsommer Hitze und Dürre
Buschlandfläche16. folgten. Die trockenen Wälder boten daraufhin Bedin-
gungen, auf die Brandstifter vermutlich nur gewartet
Nach dem Katastrophenjahr 2005 auf der Iberischen hatten. Zwei Drittel der Waldbrände 2007 sind nach
Halbinsel wurde der Mittelmeerraum bereits 2007 den Ermittlungen des italienischen Staatsforstes auf
wieder von schweren, großflächigen Waldbränden vorsätzliche Brandstiftung zurückzuführen. Natürliche
heimgesucht. Während aber Spanien und Portugal Ursachen hatten gerade einmal 0,6% der Brände, in
diesmal verschont blieben, verlagerte sich der Schwer- 20% der Fälle konnte keine Ursache ermittelt werden23.
punkt der Waldbrände in den östlichen Mittelmeerraum,
wie ein Vergleich der beiden extremen Waldbrandjahre In der zweiten Julihälfte 2007 wurden zahlreiche Staa-
2005 und 2007 (Tabelle 1) verdeutlicht. 2007 waren ten in Südosteuropa von verheerenden Waldbränden
besonders Italien, Griechenland und die Balkanregion heimgesucht. In der Republik Mazedonien erklärte
betroffen. die Regierung die nationale Krisensituation und bat
um internationale Unterstützung, als zahlreiche Brände
2007 war das schlimmste Waldbrandjahr in der griechi- außer Kontrolle gerieten. Ebenso mussten Albanien,
schen Geschichte. Nachdem in Griechenland bereits Bosnien-Herzegowina und Bulgarien in den letzten
einige Monate Trockenheit herrschte, folgten drei Wochen des Juli 2007 internationale Unterstützung bei
Hitzewellen mit überdurchschnittlich hohen Tempera- der Waldbrandbekämpfung anfordern. Erst die günsti-
turen, teilweise über 46° C. Ende August brachen dann geren Wetterbedingungen Anfang August beendeten die
auf der Peloponnes fünf Brände aus. Angefacht durch Flächenbrände.
starke, trockene Nordwinde konnten sich die Flammen
in der ausgetrockneten Vegetation rasch ausbreiten und Das Ausmaß der Unterstützung durch die EU war
zu Mega-Waldbränden entwickeln, die auf einer Fläche begrenzt, da in mehreren Mitgliedstaaten gleichzei-
von 170.000 Hektar wüteten. Die fünf Mega-Waldbrän- tig Brände wüteten und in anderen Mitgliedstaaten
de auf den Peloponnes und zwei weitere in Evia waren eine hohe Brandgefahr bestand. Vor allem Bulgarien
für über 70% der gesamten Fläche von 225.000 Hektar konnte deshalb nur eine eingeschränkte Hilfe zuteil
verantwortlich, die 2007 in ganz Griechenland ver- werden24. 2007 war in der Geschichte Bulgariens das
brannte. Bei den Waldbränden starben 69 Zivilisten, zweitschlimmste Waldbrandjahr, mit 1.479 Bränden
9 Feuerwehrleute und 2 Piloten. 1.710 Häuser ver- und 43.000 Hektar Waldbrandfläche. Nur im Jahr 2000
brannten, tausende Menschen wurden obdachlos22. verbrannte mit 57.406 Hektar mehr Wald. Die unmittel-
baren Verluste in der Forstwirtschaft werden auf
Tabelle 1: Vergleich der Waldbrände im Mittelmeerraum
5 Millionen Euro geschätzt. Darin sind noch
2005 und 2007
nicht die Kosten für die Wiederaufforstung der
Anzahl Brandfläche (ha) verbrannten Flächen enthalten. Zudem ver-
Land
2005 2007 2005 2007 brannten 51 Häuser, drei Menschen starben,
Spanien 25.492 10.932 188.672 82.049 14 weitere wurden verletzt. Auch in Bulgarien
Portugal 35.698 18.732 338.262 31.450 hatten nur 1% der Waldbrände 2007 natürliche
Ursachen. 78% waren auf Fahrlässigkeit zurück-
Italien 7.951 10.639 47.575 227.729
zuführen, 5% auf Brandstiftung. Bei 16% der
Griechenland 1.544 1.983 6.437 225.734 Brände ist die Ursache nicht geklärt22.
Quellen: Ministerio de medio ambiente20, Corpo Forestale dello Stato21,
DGRF16, JRC14, 22

14 WWF Deutschland
Im Jahr 2008 blieben die Mittelmeerländer aufgrund Luft gesetzt wurde, denn mit der einbrechenden Dun-
günstiger Witterung von Waldbränden weitgehend ver- kelheit konnten Löschflugzeuge aus Sicherheitsgründen
schont. In Griechenland kam es zu 1.481 Waldbränden den noch kleinen Brandherd nicht mehr bekämpfen. Bis
auf einer Fläche von knapp 30.000 Hektar. Die Brand- zum nächsten Morgen weitete sich das Feuer, angefacht
fläche ging damit im Vergleich zum Vorjahr um 83% vom Meltemi, einem starken, trockenen Nordwind, zum
zurück. Auf der griechischen Insel Rhodos vernichteten unkontrollierbaren Flächenbrand aus29. Diesem Mega-
Ende Juli 2008 Brände 5.000 bis 6.000 Hektar Wald- Feuer fielen rund 21.000 Hektar Land zum Opfer30, also
und Buschland – zum Teil wichtiger Lebensraum für etwa die Hälfte der gesamten Waldbrandfläche 2009.
Hirsche, Rehe, Schildkröten und andere Wildtiere. Der 80 Prozent davon waren Wald- und Buschland, der
Verursacher, ein 61-jähriger Landwirt, wurde wegen Rest landwirtschaftliche Flächen und Siedlungen31. Der
fahrlässiger Brandstiftung zu vier Jahren Gefängnis und 10.000-Einwohnerort Agios Stefanos musste komplett
15.000 Euro Geldstrafe verurteilt25. In Italien sank die evakuiert werden, auch die antike Stadt Marathon war
Zahl der Waldbrände im Vergleich zum Vorjahr um die kurzzeitig bedroht32. Besonders traf es den Grüngür-
Hälfte, auf 5.868. Die verbannte Fläche ging sogar um tel rund um die Millionenmetropole Athen, die grüne
80%, auf knapp 45.000 Hektar zurück26. Lunge der Hauptstadt und ein beliebtes Erholungsziel31.
Etwa die Hälfte davon waren alte Kiefernwälder, die
2009 kam es in Italien zu 5.422 Waldbränden, die sich nach Einschätzung der Experten des WWF Grie-
73.360 Hektar Fläche verbrannten, davon 31.061 Hek- chenland auf natürliche Weise regenerieren können.
tar Wald. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies bei Die andere Hälfte ist jedoch bereits in den vergangenen
der Zahl der Waldbrände einen Rückgang um 20%. Die Jahren wiederholt abgebrannt und verfügt deshalb nur
Brandfläche nahm hingegen, verglichen mit 2008, um noch über ein geringes Regenerationsvermögen29.
10% zu. Besonders Sardinien war in der zweiten Juli-
hälfte von einigen großflächigen Waldbränden betrof- 4.1.2 Ursachen
fen. Auf der Insel verbrannten über 37.000 Hektar, also Die Waldbrände in den Mittelmeerländern werden
mehr als die Hälfte der Fläche, die 2009 in ganz Italien fast ausschließlich vom Menschen verursacht, sei es
verbrannte. Der gefährlichste Waldbrand ereignete sich fahrlässig oder absichtlich. Im seltensten Fall hatten die
Anfang September im Umkreis von Genua, als 300 Per- Brände natürliche Ursachen, wie die offiziellen Wald-
sonen evakuiert werden mussten. Wegen dem Verursa- brandstatistiken zeigen (Tabelle 2).
chen von Waldbränden wurden 2009 acht Brandstifter
festgenommen und weitere 230 Personen angezeigt27. Brandstiftung
Ein Großteil der Waldbrände wird vorsätzlich gelegt.
Für Griechenland liegen noch keine endgültigen Wald- Immobilienspekulation und Baulandgewinnung ist
branddaten zu 2009 vor. Die Auswertung von Satelli- vor allem in Griechenland und zum Teil in Italien das
tenaufnahmen zeigt, dass bis zum 3. September insge- Motiv für vorsätzliche Brandstiftung. Daneben stehen
samt etwas über 42.000 Hektar Fläche verbrannten. 6% Jagd und Weidewirtschaft in Italien, aber vor allem in
dieser Brandfläche befinden sich in Natura-2000-Ge- Spanien und Portugal in Zusammenhang mit vorsätz-
bieten28. Allerdings kam es der zweiten Augusthälfte im lich gelegten Waldbränden.
Umkreis der Millionenstadt Athen zu einem gewaltigen
Flächenbrand. Das Feuer brach in den Abendstunden In Portugal wird über ein Drittel, in Spanien über die
des 21. August in Grammatiko, 40 Kilometer nordöst- Hälfte und in Italien sogar über 80% der Waldbrände,
lich von Athen aus. Nun rächte es sich, dass in Grie- bei denen die Ursache ermittelt wurde, absichtlich
chenland allzu sehr auf Waldbrandbekämpfung aus der gelegt. Allerdings blieb in Spanien und Italien bei 15%,

Tabelle 2: Ursachen der Waldbrände im Mittelmeerraum in Portugal (2009), Spanien (2008) und Italien (2007)
Land Unbekannte Bekannte davon:
Ursache Ursache Absichtlich Fahrlässig Unfall Natürlich
Portugal 32% 68% 38% 53% 7% 1%
Spanien 15% 85% 53% 44% 4%
Italien 20% 80% 82% 17% 1% 1%
Quellen: DGRF , Ministerio de medio ambiente , Corpo Forestale dello Stato
16 33 23

WWF Deutschland 15
bzw. 20%, in Portugal sogar bei einem Drittel aller Im südlichen Mittelmeerraum, beispielsweise in der
Waldbrände die Ursache ungeklärt. Da aber nicht jeder Türkei oder Zypern, nahmen dagegen Misswirtschaft
Waldbrand untersucht wird noch bei jedem untersuch- und Übernutzung zu. Hinzu kommen im gesamten
ten Waldbrand die Ursache festgestellt werden kann, Mittelmeerraum tief greifende und rasante Änderungen
sind die statistischen Daten mit Vorsicht zu interpretie- in der Landnutzung, hervorgerufen durch eine zuneh-
ren, schließlich handelt es sich nicht um eine repräsen- mende Urbanisierung, einer touristischen Entwicklung
tative Stichprobe. entlang der Küsten und den Auf- und Ausbau der Infra-
struktur. Das Tempo, in dem sich diese Veränderungen
Besonders gilt dies bei Angaben über die Motive der vollzogen, verhinderte eine sozial, ökologisch und
absichtlichen Brandstiftung. Die Statistik erfasst nur wirtschaftlich nachhaltige Anpassung der Menschen an
die Motive derjenigen Brandstifter, die auch gefasst die neuen Lebensumstände.
werden. Tätergruppen, die leichter gefasst werden,
sind daher in der Statistik überrepräsentiert. So haben Der Niedergang der Landwirtschaft in den letzten
etwa in Italien unter den 97 Personen, die zwischen Jahrzehnten führte in den nördlichen Mittelmeerländern
2000 und 2006 auf frischer Tat festgenommen wurden, zu einer Abwanderung der ländlichen Bevölkerung
Pyromanen mit 29% den höchsten Anteil, während nur in die Städte und Küstenregionen. Die Nutzung von
zwei der festgenommenen Täter die Gewinnung von landwirtschaftlichen Flächen und Wäldern wurde in
Bauland als Motiv angaben34. Stehen starke wirtschaft- weiten Teilen aufgegeben, wodurch sich auf diesen un-
liche Interessen im Vordergrund begeht selten derjenige genutzten Flächen Biomasse ansammelte, die im Falle
die Brandstiftung selbst, der direkt davon profitiert. eines Feuers den Flammen Nahrung gibt. Vor diesem
Vielmehr werden professionelle Brandstifter beauf- Hintergrund kann auch der traditionelle Einsatz von
tragt, die es verstehen, ihre Spuren zu verwischen, um Feuer zur Pflege von Weide- und Ackerflächen verhee-
nicht gefasst zu werden. Der Lohn dafür beginnt nach rende Folgen haben, wenn die Flammen auf ungenutzte
Erkenntnissen der italienischen Ermittler bei 200 bis Grundstücke übergreifen und sich zu einem unkontrol-
300 Euro und kann bis zu 5.000 Euro bei groß ange- lierbaren Flächenbrand entwickeln.
legten Brandstiftungen betragen35. Unter den insgesamt
2.200 Personen, die in Italien zwischen 2000 und 2006 Mit der Abwanderung großer Teile der Bevölkerung
wegen Verursachung von Waldbränden angeklagt ging auch die soziale Kontrolle verloren. Die italieni-
wurden, sind Rentner mit 30% auffällig häufig vertre- schen Ermittler beschreiben den am meisten verbrei-
ten, ebenso andere Gruppen, die von der Brandstiftung teten Typus des vorsätzlichen Brandstifters als Mann
nicht direkt profitieren. Offensichtlich werden sie von mittleren Alters, der als Landwirt oder Schäfer arbeitet
Dritten beauftragt und bessern sich so ihr geringes Ein- und sich der Folgen seines Handelns wohl bewusst ist.
kommen oder ihre Rente auf. Jeder zweite Brandstifter Er nutzt seine Präsenz in einer von Menschen weit-
ist über 60 Jahre alt, die Altersgruppe zwischen 21 und gehend verlassenen Landschaft aus, um sich unrecht-
30 Jahren hat dagegen nur einen Anteil von 8%36. Fahr- mäßig Vorteile zu verschaffen. Mit dem Feuer wird
lässige Brandstiftung wird nach den Erkenntnissen der MacchiaI und Wald auf Flächen gerodet, die sich fast
italienischen Ermittler oftmals vorgetäuscht, um über immer in fremden Besitz befinden, um neue Weideflä-
die wahre Identität der Brandstifter und ihre Motive chen zu schaffen und den Viehbestand vergrößern zu
hinwegzutäuschen23. können. Der gleiche Tätertypus benutzt vor allem in
Süditalien das Feuer auch als Mittel zur Einschüchte-
Daneben sind für die hohe Zahl der Waldbrände im rung und zur Bedrohung Dritter, um seine Interessen
Mittelmeerraum und ihre verheerenden Folgen eine durchzusetzen34.
Reihe sozio-ökonomischer, politischer und ökologi-
scher Faktoren verantwortlich. Durch den Mangel an Erwerbsmöglichkeiten im länd-
lichen Raum gewinnen zudem die befristeten Arbeits-
Sozio-ökonomische Faktoren plätze bei der Brandbekämpfung und bei der Wieder-
Das traditionelle ländliche sozioökonomische System, aufforstung der Brandflächen an Bedeutung. Immer
das für den Mittelmeerraum einst charakteristisch war, wieder greifen daher Feuerwehrmänner und Waldarbei-
ist innerhalb der letzten Jahrzehnte zusammengebro-
chen. In der Folge wurde in weiten Teilen des nördli-
I
feueranfällige Buschlandschaft des Mittelmeerraums, die durch De-
chen Mittelmeerraums, beispielsweise in Italien, Spa- gradierung der natürlichen Laubwälder als Folge von Jahrtausende
nien und Griechenland, die Landwirtschaft aufgegeben. langer Übernutzung entstanden ist.

16 WWF Deutschland
ter zum Feuer, um sich selbst Arbeit zu verschaffen34. Ökologische Faktoren
Der verheerende Waldbrand auf Gran Canaria 2007 Weite Teile der natürlichen, ökologisch äußerst wert-
(siehe Box 1) ist beispielsweise darauf zurückzuführen. vollen Vegetation im Mittelmeerraum unterlagen einer
schnellen und tief greifenden Umwandlung: Im Norden
Nach Jahrzehnten der Abwanderung ist in manchen des Mittelmeers wurde sie durch dichte Sekundär-
Regionen in den letzten Jahren auch eine gegensätzli- wälder und Buschlandschaften, der Macchia ersetzt.
che Entwicklung festzustellen. Wochenendhäuser und Im Süden sind die wenigen verbliebenen Altwälder
touristische Infrastruktur werden errichtet. Rund um fragmentiert und aufgelichtet. In diesen degradierten
die Städte wachsen Vororte in die Wald- und Busch- und sekundären Wäldern können sich ebenso wie auf
landschaft hinein, da sich immer mehr Menschen ihren Flächen, die nicht mehr genutzt werden, große Mengen
Traum vom Haus im Grünen verwirklichen wollen. an trockenem Holz ansammeln, das den idealen Nähr-
Damit steigt auch die Wahrscheinlichkeit eines Wald- stoff für ausgedehnte Waldbrände liefert.
brands stark an. Mit der Nachfrage nach Bauland und
steigenden Grundstückspreisen nimmt die Landspeku- Der Klimawandel verschärft das Waldbrandrisiko im
lation zu. Durch Brandstiftung wird oftmals versucht, Mittelmeerraum zusätzlich. Als Auswirkungen werden
Wald in Bauland umzuwandeln. Zugleich hat durch längere Dürreperioden im Sommer sowie das Auf-
die touristische Entwicklung die Zahl der Erholungs- treten von Dürren während der anderen Jahreszeiten
suchenden gerade in den Sommermonaten, wenn die erwartet. Dadurch wird sich die Waldbrandsaison auf
Waldbrandgefahr am größten ist, stark zugenommen. der iberischen Halbinsel und in Norditalien erheblich
Die Besucher wissen das Risiko oftmals nur schwer verlängern. Im südlichen Mittelmeerraum wird das
einzuschätzen und können durch Unachtsamkeit (Rau- ganze Jahr über ein hohes Waldbrandrisiko bestehen. In
chen, offene Feuerstellen) Waldbrände auslösen. Die Spanien etwa wird sich bei einer globalen Klimaerwär-
wachsenden Übergangszonen zwischen besiedeltem mung um 2° C bis 2050 die Waldbrandsaison um zwei
Gebiet und Naturlandschaft stellen auch die Wald- bis vier Wochen im Jahr verlängern38. Bereits unter den
brandbekämpfung vor neue Herausforderungen. Das bisherigen klimatischen Bedingungen im mediterranen
Schadenspotential und die Gefahr für Menschen sind Raum – einem langen Sommer fast ohne Regen und mit
bei einem Waldbrand in diesen Übergangszonen um ein durchschnittlichen Tagestemperaturen von weit über
Vielfaches höher als in einem unbesiedelten Waldge- 30° C – verringert sich der Feuchtigkeitsgehalt in der
biet. Zudem versucht die Feuerwehr natürlich vorran- Streu des Waldbodens auf unter 5%, so dass ein Funke
gig, akut bedrohte Häuser und Infrastruktur vor den genügt, um einen gewaltigen Flächenbrand zu entfa-
Flammen zu verteidigen. Die Einsatzkräfte fehlen dann chen. Starke, trockene Sommerwinde wie der Mistral
aber an Stellen, die strategisch günstiger wären, um ein in Frankreich oder der Levante in Spanien fachen die
weiteres Ausbreiten des Feuers zu verhindern37. Feuer weiter an und verteilen die Funken39.

Abbildung 6: Die Macchia ist eine


für den Mittelmeerraum typische
Buschlandschaft, die sehr feueranfällig
ist und durch Übernutzung der Wälder
entstand. © Peter Hirschberger, 4con
forestconsulting

WWF Deutschland 17
Durch den Klimawandel häufen sich extreme Wet- Jahr aus. Die Forstbehörden sind deshalb mehr denn je
terereignisse, wie lange Hitzeperioden mit geringer abhängig von Freiwilligen und Sponsoren. So erhielt
Luftfeuchtigkeit und starken Winden, die beispielswei- beispielsweise die Verwaltung des Parnitha National-
se das verheerende Ausmaß der Waldbrände 2007 in parks nördlich von Athen dank eines privaten Sponsors
Griechenland ermöglichten. Ebenso können vermehrt ein elektronisches Frühwarnsystem und Patrouillen-
plötzliche Stürme mit starken Regenfällen auftreten, fahrzeuge. Das Umweltministerium wies der Natio-
die binnen weniger Stunden das Niveau des durch- nalparkverwaltung aber dieses Jahr keine Finanzmittel
schnittlichen Jahresniederschlags erreichen können4. zu, um die Forststraßen instand zuhalten und damit
Der Starkregen schwemmt auf den Waldbrandflächen im Alarmfall ein schnelles Erreichen des Brandorts zu
den ungeschützten Boden weg, die Bodenerosion führt gewährleisten41. Um der Staatsverschuldung Herr zu
zu Wüstenbildung. Bereits heute sind im europäischen werden, sind Sparmaßnahmen notwendig. Sie sollten
Mittelmeerraum 300.000 km² von Wüstenbildung be- aber so durchdacht sein, dass sie den Erfolg bereits
troffen, wodurch die Lebensgrundlage von 16,5 Millio- getätigter Investitionen nicht in Frage stellen und durch
nen Menschen bedroht ist.40 eine ineffektive Waldbrandbekämpfung letztendlich
nicht zu höheren Kosten führen.
Politische Faktoren
Obwohl Waldbrände im Mittelmeerraum aufgrund der In den meisten Mittelmeerländern gibt es Gesetze, die
ökologischen und klimatischen Verhältnisse keine Aus- unter anderem die Zuständigkeit während der Brandbe-
nahme, sondern ein regelmäßig auftretendes natürliches kämpfung regeln, harte Strafen für Brandstifter vorse-
Phänomen sind, agiert die Politik nicht vorausschauend hen und die Umwandlung von verbrannten Waldflächen
und vorbeugend, sondern reagiert erst im Katastrophen- in Bauland verbieten (Box 2). Sie werden jedoch oft
fall. Dementsprechend wird vor allem in die techni- nur unzureichend umgesetzt, wie die jährlich wieder-
sche Ausstattung für die direkte Brandbekämpfung kehrenden Waldbrände zeigen.
investiert. Dies lässt sich trotz explodierender Kosten
und geringem Erfolg in der Öffentlichkeit mit beein- Die Gesetze und Verwaltungsinstrumente, um den
druckenden Bildern – beispielsweise denen von Lösch- Verursacher eines Waldbrandes straf- und zivilrechtlich
flugzeugen im Einsatz – gut vermitteln, obwohl vor- zur Verantwortung zu ziehen, sind oftmals unzulänglich
beugende Maßnahmen mittel- und langfristig effektiver oder werden nicht wirkungsvoll angewendet. Selbst
wären und sich weitaus kostengünstiger durchführen die damalige spanische Umweltministerin Christi-
ließen – mit zahlreichen Synergieeffekten für Mensch na Narbona musste 2006 in einem Fernsehinterview
und Natur. Langfristige Vorbeugung scheitert vor eingestehen, dass die Brandstifter bisher in den meisten
allem daran, dass oftmals die Waldbrände und damit Fällen nicht bestraft wurden49. Ähnlich sieht es auch in
die politischen Versprechungen bereits einige Wochen anderen Mittelmeerländern aus. In Italien gab es 2005
später in Vergessenheit geraten, bis es einige Jahre beispielsweise 7.951 Brände. Von den untersuchten
später zur Überraschung aller Beteiligten zur nächs- Fällen ließen sich 64,5% auf vorsätzliche und weitere
ten Waldbrandkatastrophe kommt. Erst in den letzten 19,6% auf fahrlässige Brandstiftung zurückführen.
Jahren haben zumindest einige Mittelmeerländer damit Eine natürliche Ursache hatten nur 0,9% der Brandfäl-
begonnen, Schritte in die richtige Richtung zu unter- le. Dennoch wurden 2005 in gerade einmal 13 Fällen
nehmen und in einem umfassenden Ansatz Maßnahmen 16 Beschuldigte verhaftet50.
zur Vorbeugung zu entwickeln, welche die relevanten
sozio-ökonomischen, ökologischen und politischen Ein Bauverbot auf verbrannten Waldflächen besteht
Faktoren angemessen berücksichtigen. zwar nach dem Gesetz, kann aber vielerorts gar nicht
durchgesetzt werden, da entscheidende Instrumente da-
Angesichts der Finanzkrise, von der vor allem Grie- für fehlen, wie etwa ein Kataster der Waldflächen und
chenland, aber auch Spanien, Portugal und Italien ein Verzeichnis der Brandflächen. In manchen Ländern
betroffen sind, ist zu befürchten, dass auch die finanzi- sind auch die Grundbücher entweder unvollständig
ellen Mittel für Waldbrandvorbeugung gekürzt werden. oder gar nicht vorhanden. Die daraus resultierenden
In Griechenland verfügen die Forstbehörden für 2010 Streitigkeiten über Eigentum und Nutzungsrecht pro-
über kein Budget zur Waldbrandvorbeugung; teilweise vozieren Waldbrände, sei es durch Brandstiftung oder
stehen die staatlichen Geldmittel für das vergangene Fahrlässigkeit.

18 WWF Deutschland
Box 2: Waldbrandgesetze in Mittelmeerländern

Italien: Mit dem Gesetz 353 vom 21. November 2000 „Legge quadro in materia di incendi boschivi“ wurde das Ver-
ursachen von Waldbränden als Straftatbestand in das italienische Strafgesetzbuch (Artikel 423 bis) aufgenommen.
Bei absichtlicher Brandstiftung drohen 4 bis 10 Jahre Gefängnis, bei Fahrlässigkeit 1 bis 5 Jahre. Wurde der Brand
in einem Schutzgebiet verursacht, verschärft sich die Strafe42.

Darüber hinaus soll das Gesetz 353 die Motive für eine vorsätzliche Brandstiftung beseitigen, indem es die Jagd, die
Beweidung und darüber hinaus jegliche weitere Nutzung von Waldbrandflächen nach einem Feuer für die folgenden
10 Jahre verbietet. Grundstücksverkäufe in diesem Zeitraum sind nichtig, wenn sie nicht den strengen Vorgaben
des Gesetzes entsprechen. Darüber hinaus ist für 15 Jahre jegliche Nutzungsänderung auf Flächen verboten, die
von Bränden betroffen waren. Wiederaufforstung und andere Arbeiten zur Wiederherstellung der verbrannten Flä-
chen sind für einen Zeitraum von 5 Jahren nach einem Feuer nur mit Ausnahmegenehmigung gestattet, um mögli-
che Motive für Brandstiftung, z. B. durch Waldarbeiter, auszuschließen. Damit die Einhaltung dieser Verbote kontrol-
liert werden kann, sind die Gemeinden verpflichtet, die von Bränden betroffenen Flächen innerhalb von 5 Jahren in
einem Kataster zu erfassen42. Die Einhaltung des Gesetzes lässt sich aber kaum kontrollieren, denn sieben Jahre
nach Inkrafttreten des Gesetzes erfasst nur jede fünfte Gemeinde Italiens die Waldbrandflächen in einem Kataster,
obwohl der Staatsforst die dafür notwendigen Daten zur Verfügung stellt. Ohne ein solches Kataster kann aber bei
einem Bauantrag nicht erkannt werden, ob es sich um eine Waldbrandfläche handelt.

Spanien: In Spanien fällt die Waldbrandbekämpfung in die Kompetenz der Autonomen Regionen. Das Umweltmi-
nisterium koordiniert jedoch die Aktivitäten über die Generaldirektion für Naturschutz. Nachdem einige Regionen
bereits zuvor entsprechende Gesetze erlassen hatten, welche die Umwandlung von Brandflächen in Bauland
untersagten, wurde 2006 auch die nationale Gesetzgebung entsprechend angepasst. Das Gesetz 10/200643, eine
Ergänzung des „Ley de Montes“ (43/2003)44 orientiert sich bei der Verhütung von Waldbränden an der Gesetzge-
bung in Italien und Portugal. Es verbietet eine Nutzungsänderung auf Waldbrandflächen für mindestens 30 Jahre
und untersagt jegliche Aktivitäten, die eine Wiederbewaldung verhindern. Das spanische Strafgesetz wurde 2003
abgeändert. Für das vorsätzliche Verursachen von Waldbränden drohen wie bei anderen schweren Umweltdelikten
bis zu 4 Jahre Gefängnis45.

Portugal: In Portugal wurde 2006 der nationale Plan zur Waldbrandbekämpfung vorgestellt46. Er sieht unter ande-
rem eine Überarbeitung des Strafrechts in Bezug auf die Verursachung von Waldbränden vor. Das dazu gehörige
Gesetz Nr. 124 vom 28. Juni 2006 regelt die Kompetenzen bei der Waldbrandbekämpfung neu. Daneben untersagt
es die Errichtung von Gebäuden in Zonen mit hohem und sehr hohem Waldbrandrisiko. Bei Neubauten auf dem
Land oder in Waldnähe muss ein Sicherheitsabstand von 50 Meter zu den umliegenden Grundstücken bestehen
und weitere Vorkehrungen zum Brandschutz getroffen werden. Das Gesetz untersagt auch den Zutritt in kritische
Gebiete bei hohem Waldbrandrisiko. Verstöße werden als Ordnungswidrigkeit mit 140 bis 5.000 Euro bei Einzelper-
sonen, und bis zu 60.000 Euro bei Gesellschaften bestraft. Die Bebauung von Waldbrandflächen ist in Portugal für
20 Jahre untersagt.

Griechenland: Laut griechischem Gesetz ist die Bebauung in bewaldeten Gebieten verboten. In Natura-2000-
Gebieten greift zudem die EU-Gesetzgebung, die bei einer Bebauung aufwendige Umweltverträglichkeitsprüfun-
gen erfordert. Allerdings fehlen grundlegende administrative Instrumente, um diese Vorschriften umzusetzen. Die
Einführung eines Grundbuchs, wie vom EU-Recht gefordert, verläuft nur schleppend, ganz zu schweigen von einem
darauf aufbauenden Verzeichnis der Waldflächen und der Waldbrandflächen. Im November 2009, nach den ver-
heerenden Waldbränden um Athen, wurde jedoch ein Gesetz entworfen, nach dem jede Waldbrandfläche innerhalb
eines Monats in das nationale Landregister und in eine Waldkarte der Region aufgenommen werden muss, um
das Bauverbot auf Waldbrandflächen endlich durchsetzen zu können47. Zudem sollen in den Gemeinden, die von
Waldbränden betroffen waren, vorerst keine Baugenehmigungen mehr ausgestellt werden, ausgenommen für die
Reparatur beschädigter Häuser. Eine neue Behörde soll illegal auf verbrannten Waldflächen errichtete Häuser auf-
spüren und abreißen48.

WWF Deutschland 19
Auf nationaler Ebene fehlen einerseits oftmals geeigne- gal die größten Waldbrandflächen im Norden und der
te Rechtsvorschriften, um gefährliche Praktiken in der Landesmitte, wo großflächig Eukalyptusplantagen und
Landwirtschaft, wie das Abbrennen von Weideflächen Kiefernwälder angepflanzt sind, während im südlichen
oder abgeernteten Feldern zu unterbinden, während Landesteil mit seinen natürlichen Eichenwäldern die
anderseits ungeeignete Gesetze effektive Vorsorgemaß- Brandflächen weitaus geringer sind.
nahmen wie das kontrollierte Abbrennen von Unter-
wuchs in den Wintermonaten verbieten. Auch in der Auch politische Instabilität und die damit verbunde-
Landnutzungs- und Raumplanung vieler Mittelmeer- nen Kriegsgefechte und bewaffneten Auseinanderset-
staaten wird das Waldbrandrisiko nur unzureichend zungen führen im Mittelmehrraum immer wieder zum
berücksichtigt. In die Vorbeugung werden die verschie- Ausbruch von Waldbränden. So verbrannten in den
denen Interessengruppen nur mangelhaft eingebunden. ersten drei Wochen des Libanonkrieges 2006 als Folge
Stattdessen wird auf die Bekämpfung bereits aufgetre- von Raketenbeschuss allein in Israel mehr als 700 Hek-
tener Waldbrände gesetzt. tar Wald und etwa 1.500 Hektar Naturlandschaft. Vor
allem der gewaltige Verbrauch an Löschwasser stellt
Es fehlen zudem finanzielle Anreize zur vorbeugenden in dieser trockenen Region ein erhebliches Problem
Verhinderung von Bränden; der Beitrag der Waldbe- dar. Wenn die knappen und kostbaren Wasserreserven
sitzer zur Bewahrung der Wälder wird oftmals nicht für die Brandbekämpfung benötigt werden, stehen sie
ausreichend anerkannt. Vielmehr entstehen durch die nicht mehr für die Bewässerung in der Landwirtschaft
Zersiedelung der Landschaft und den Ausbau der Infra- und somit für die Erzeugung von Nahrungsmitteln zur
struktur zusätzliche Kosten für vorbeugende Maßnah- Verfügung.
men, etwa für die Pflege von Waldflächen unter Strom-
leitungen oder entlang von Straßen51. Vorbeugende, Im Kaukasuskrieg 2008 kam es durch die Gefech-
an die jeweilige Landnutzung angepasste Maßnahmen te ebenfalls zu Waldbränden, die unter anderem den
sollten das ganze Jahr hinweg ausgeführt werden, um Nationalpark Borjomi-Kharagauli bedrohten. Die
das Risiko während der Waldbrandsaison möglichst angespannte Lage machte es unmöglich, die Brände
gering zu halten. So könnten ganzjährige Arbeitsplätze professionell zu bekämpfen. Nationalpark-Ranger und
für jene Menschen geschaffen werden, die bisher als die lokale Bevölkerung mussten die Flammen mit ein-
Feuerwehrmänner nur befristet für die Waldbrandsaison fachsten Hilfsmitteln löschen52.
eingestellt werden, womit auch ein mögliches Motiv für
vorsätzliche Brandstiftung ausgeschaltet werden könnte. Fallbeispiel Griechenland
Am Beispiel Griechenlands lässt sich das Zusammen-
Die EU unterstützt auf der einen Seite im Rahmen der spiel der verschiedenen sozio-ökonomischen, ökolo-
ländlichen Entwicklung Maßnahmen zur Vermeidung gischen und politischen Faktoren erläutern. In Grie-
von Waldbränden und zur Wiederherstellung von chenland gab es 1998 einen Bruch in der Politik der
Wäldern, die durch Naturkatastrophen und Brände Waldbrandbekämpfung, als die Verantwortung dafür
beschädigt wurden. Auch Studien über die Ursachen vom Forstdienst abgezogen und – entgegen dem Rat al-
von Waldbränden, Sensibilisierungskampagnen sowie ler Experten – der Feuerwehr übertragen wurde8. Damit
Weiterbildungs- und Anschauungsprojekte werden aus wurde der Schwerpunkt bei der Waldbrandbekämpfung
EU-Mitteln gefördert. Auf der anderen Seite fördert vor allem auf die Reaktion gelegt und die Vorbeugung
die EU jedoch auch durch Subventionen, z.B. in der vernachlässigt. Der Forstdienst ist zwar nach dem
gemeinsamen Agrarpolitik, Landwirtschaftsformen wie Gesetz weiterhin für vorbeugende Maßnahmen gegen
Plantagen und den Anbau wasserintensiver Früchte, Waldbrände zuständig, hat dafür aber kaum Gelder
die indirekt das Waldbrandrisiko erhöhen. Der hohe zur Verfügung53. Die jährlichen Aufwendungen für die
Wasserverbrauch führt dazu, dass die ohnehin ausge- Waldbrandbekämpfung haben sich zwar allein in den
trockneten Böden noch stärker ausdörren und sich als fünf Jahren bis 2003 verdreifacht54, das Budget wird
idealer Nährboden für die rasende Ausbreitung eines vor allem in Löschflugzeuge und Helikopter investiert
Feuers eignen. Die vornehmlich in Spanien und Por- sowie in öffentlichkeitswirksame Aufklärungskampag-
tugal in Monokulturen angepflanzten Eukalyptus- und nen in den Medien. Die Mittel zur Vorbeugung auf der
Kiefernwälder brennen aufgrund ihres hohen Gehalts Fläche sind dagegen gesunken. Griechenland hat unter
an ätherischen Ölen extrem gut – ein weiterer Grund den Mittelmeerländern die größte Flotte an Lösch-
für die verheerenden Ausmaße der Waldbrände in den flugzeugen. Damit konnten seit dem Katastrophenjahr
letzten Jahren. So finden sich beispielsweise in Portu- 2000 die meisten Brände schnell gelöscht werden55.

20 WWF Deutschland
2007 jedoch versagte die Strategie der Brandbekämp- allem die Zahl der Todesopfer sowie die wirtschaftli-
fung aus der Luft aufgrund der großen Anzahl und der chen Schäden begrenzt werden. Nachdem die Hälfte
hohen Ausbreitungsgeschwindigkeit der Waldbrände53. bis drei Viertel aller Waldbrände in den Mittelmeer-
Neben den klimatischen Bedingungen – ebenso wie in ländern auf vorsätzliche Brandstiftung zurückzuführen
Italien gab es bereits im Winter kaum Niederschläge, ist, reichen die gewöhnlichen Aufklärungskampagnen
im Sommer folgten dann mehrere Dürre- und Hitze- über Massenmedien allein nicht aus. Vielmehr muss
perioden – hat das schnelle Löschen der Brände in die Vorbeugung bei den Ursachen ansetzen. Zunächst
den vergangenen Jahren das verheerende Ausmaß der bedarf es einer Raumplanung, welche die Gefahr durch
Waldbrände 2007 erst ermöglicht. Dadurch konnte sich Waldbrände ausreichend berücksichtigt51 und über die
wieder genügend brennbares Material ansammeln, wie notwendigen Instrumente verfügt, wie etwa einem
Äste, Gestrüpp und abgestorbene Bäume. Gleichzei- Verzeichnis aller Grundstücke einschließlich ihrer
tig unterblieben vorbeugende Maßnahmen, wie etwa Nutzung und einem Kataster der Waldbrandflächen. Die
ein kontrolliertes Abbrennen dieser Biomasse in den Raumplanung muss darauf abzielen, Siedlungsgebiete
Wintermonaten. Vielmehr verstärkten weitere Fakto- von Wäldern und anderen feueranfälligen Gebieten
ren die Anhäufung von brennbarer Biomasse, wie die durch ausreichende Sicherheitsabstände zu trennen und
Nutzungsaufgabe landwirtschaftlicher Flächen und die eine weitere Zersiedelung zu unterbinden. Die Zahl und
mangelnde Pflege der Wälder aufgrund des fehlenden Häufigkeit der Brände sinkt, wenn sich der Mensch als
Budgets beim Forstdienst54. Brandursache Nummer 1 nicht mehr in unmittelbarer
Nähe zum Wald aufhält. Vor allem schützen ausreichen-
Auf nationaler Ebene soll das Generalsekretariat für Zi- de Sicherheitsabstände die Menschen, ihre Häuser und
vilschutz, das im Innenministerium angesiedelt ist, die ihr Eigentum und verringern somit Schäden erheblich.
verschiedenen Behörden bei der Waldbrandbekämpfung Im Rahmen der Raumplanung sollte auch die Einhal-
koordinieren und hat dazu einen nationalen Notfallplan tung des Bauverbots auf Brandflächen strikt durchge-
aufgestellt. Daneben haben aber das Verteidigungsmi- setzt werden, um Grundstücksspekulation als Motiv für
nisterium, das Ministerium für ländliche Entwicklung vorsätzliche Brandstiftung auszuschalten.
und Ernährung sowie das Ministerium für Öffentliche
Ordnung eigene Notfallpläne56. Trotz einiger Fortschrit- Daneben sollte die ökologische Rolle des Feuers
te gibt es erhebliche Mängel bei der Koordination der akzeptiert werden. Wenn man die Waldbrände nicht
Waldbrandbekämpfung53. Der heroische Einsatz der verhindern kann, ist es besser, die Brände selbst zu
Feuerwehrleute auf der Fläche wird dadurch zunichte legen – zu einem Zeitpunkt wie in den Wintermonaten,
gemacht. Teilweise arbeiten die Behörden eher gegen- wo ein Bodenfeuer zwar Gräser und dürren Unterwuchs
einander, um eigene Machtpositionen zu stärken, und verbrennt, sich aber nicht zu einem Kronenfeuer oder
weigern sich, Zuständigkeiten abzugeben. Selbst das zu einem unkontrollierbaren Flächenbrand ausbreiten
Auftreten von Waldbränden wird dann manchmal der kann. Auch sollte überlegt werden, etwa in den Kern-
bösen Absicht, beziehungsweise der Unfähigkeit der zonen von Schutzgebieten Waldbrände als natürlichen
jeweils anderen Behörde zugeschrieben53. Angestachelt Prozess in kontrollierbaren Umfang ungestört ablaufen
durch den gleichzeitig stattfindenden Wahlkampf war zu lassen, wenn es sich um ein feuerabhängiges Öko-
ein ähnliches Verhalten auch bei den beiden großen system handelt und keine Schäden für Menschen und
Parteien Griechenlands im Zuge der Waldbrandkatast- Infrastruktur zu befürchten sind. Auf eine Erschlie-
rophe 2007 zu beobachten57. ßung unzugänglicher Gebiete mit dem Argument der
Waldbrandbekämpfung sollte besser verzichtet werden.
Das Beispiel Griechenland zeigt, dass eine Strategie Solange der Mensch, der den Löwenanteil der Brän-
der Unterdrückung und Bekämpfung von Waldbrän- de verursacht, diese Gebiete nicht erreicht, wird die
den anstelle der Vorbeugung in den Mittelmeerländern Häufigkeit der Waldbrände weitaus geringer sein. Die
mit ihrem feuerabhängigen Ökosystem ungeeignet ist. Vegetation eines feuerabhängigen Ökosystems erholt
Sie führt kurzfristig scheinbar zum Erfolg, während sich in den meisten Fällen nach einem Waldbrand auch
sich in Wirklichkeit eine Katastrophe anbahnt55. In den ohne Wiederaufforstungsaktion schnell, wenn eine
Mittelmeerländern sind Waldbrände keine Ausnahme, Umwandlung der Flächen in Bauland verhindert wer-
sondern ein natürlicher Prozess, der regelmäßig auftritt den kann58. Ein ökologisch angepasstes, vorbeugendes
und auf den ein feuerabhängiges Ökosystem angewie- Feuermanagement würde auch einen wertvollen Beitrag
sen ist. Durch geeignete Vorbeugung kann jedoch die zur Erhaltung der Artenvielfalt und Biodiversität in den
Häufigkeit der Brände, die betroffene Fläche und vor Mittelmeerländern leisten.
WWF Deutschland 21
Um eine derartige mittel- und langfristig effektive Stra- 4.1.3 Folgen
tegie der Vorbeugung umzusetzen, ist aber ein Umden- Ökologische Folgen
ken in der Politik und der Gesellschaft Griechenlands In mediterranen Gebieten stellen Brände in Kombina-
notwendig. Der Schutz der Wälder und der Natur muss tion mit Überweidung und Holzeinschlag die größten
ein langfristiges gesellschaftliches Ziel werden, dem Gefahren für den Wald dar. Die Mittelmeerregion ist
sich auch die Politik verschreibt. Wenn die griechische zwar eine typische Feuerlandschaft, in der sich die
Regierung, wie 2007 geschehen, zunächst auf Druck Baumarten an das Auftreten von Waldbränden ange-
von tausenden Demonstranten die strikte Durchsetzung passt haben. Besonders die immergrünen Eichen haben
des Bauverbots auf Brandflächen verkündet, nur um eine Widerstandsfähigkeit gegen Feuer ausgebildet,
einen Monat später bereits die Bebauung der abge- beispielsweise die Korkeiche (Quercus suber) mit ihrer
brannten Schutzgebiete zu planen59, ist dies offensicht- dicken, isolierenden Rinde. Der Schutz durch diese
lich noch nicht der Fall. Der WWF Griechenland hat Anpassung versagt allerdings bei häufigen, sich wieder-
daher angekündigt, ein System zur Überwachung der holenden Waldbränden. Aus Hartlaubwäldern entsteht
Wälder aufzubauen, um Pläne für eine Umwandlung dann zunächst die Macchie, ein bis zu fünf Meter hohes
frühzeitig zu erkennen und die entsprechenden juristi- Gestrüpp mit lichten Stellen. Diese geht bei fortlaufen-
schen Schritte einleiten zu können. Daneben setzt sich der Degradation in aufgelockerte, offene Zwergstrauch-
der WWF in Griechenland für eine Überarbeitung des Gebüsche, die Garrigue, über. Sie ist oftmals kniehoch
nationalen Waldschutzsystems ein und plant, verstärkt und enthält nur noch wenige Gehölze.
die lokale Bevölkerung in den Schutz ihrer Wälder
einzubeziehen60. Die Straucharten in diesen degradierten Ökosystemen
weisen keine Widerstandsfähigkeit gegenüber Feuer
auf. Stattdessen haben sie sich in ihrer Fortpflanzung
den häufigen Bränden angepasst, indem sie feuerresis-
tente Samen bilden oder sich über die Wurzeln vermeh-
ren.

Auch künstliche Aufforstungen nach einem Waldbrand


oder auf Waldflächen, die durch Beweidung und Holz-
einschlag degradiert sind, haben das Waldbrandrisiko

Abbildung 7: Kiefernwald im
Nationalpark Majella, Italien,
der 2007 verbrannte.
© Peter Hirschberger, 4con
forestconsulting

22 WWF Deutschland
verschärft. Zur Aufforstung der Kahlflächen werden Ökologische Schäden der Waldbrände 2007
Pionierbaumarten benutzt, vor allem Kiefer, die in Die Auswertung von Satellitenbildern zeigt, dass bis
gleichaltrigen Monokulturen gepflanzt werden. Kiefern Ende September 2007 im Mittelmeerraum insgesamt
sind aufgrund ihres hohen Harzgehaltes leicht brenn- über 850.000 Hektar durch größere Brände über
bar. Das Feuerrisiko wird durch den geringen Pflanz- 50 Hektar erfasst wurden (Tabelle 3). 70% der Fläche
abstand zwischen den Bäumen und der Konzentration war Wald, 30% landwirtschaftliche Flächen und unter
von feinem, leicht entzündlichem Astmaterial noch einem 1% Siedlungsgebiete62.
gesteigert39.
Laut der Gemeinsamen Forschungsstelle der EU beliefen
Folgt auf Waldbrände starker Regen, kann der Boden bis sich die Emissionen durch Waldbrände im gesamten
auf den blanken Fels weggespült werden, so dass – wie betroffenen Gebiet auf 12,3 Millionen Tonnen CO2-
bereits erwähnt – die Degradierung bis hin zur Wüsten- Äquivalente; davon entfallen 6,9 Millionen Tonnen auf
bildung fortschreitet. Die fortschreitende Wüstenbildung die betroffenen EU-Mitgliedstaaten, was rund 0,4%
ist im europäischen Mittelmeerraum ein bedeutendes ihrer jährlichen Emissionen entspricht24. Der Beitrag
ökologisches Problem, das auch schwerwiegende der Waldbrände im Mittelmeerraum 2007 zum globalen
wirtschaftliche und soziale Schäden mit sich bringt, da Ausstoß von Treibhausgasen ist damit grob geschätzt um
hierdurch die Lebensgrundlage von 16,5 Millionen den Faktor 100 kleiner als die Emissionen, die im selben
Menschen gefährdet ist. Jahr durch Waldbrände bzw. Brandrodung der tropischen
Regenwälder in die Atmosphäre entlassen wurden.
Darüber hinaus gefährdet die Degradierung des Le-
bensraums das Überleben zahlreicher Tier- und Pflan- Den Waldbränden 2007 fielen in Mittelmeerraum
zenarten. Der Iberische Luchs wird in der Roten Liste zahlreiche Nationalparks und Lebensräume für be-
der Weltnaturschutzunion IUCN als eine der am stärks- drohte Tier- und Pflanzenarten zum Opfer, darunter
ten gefährdeten Katzenarten der Welt eingestuft. Weite 106.105 Hektar Natura-2000-Schutzgebiete. Dies ent-
Teile seines Lebensraums in Spanien wurden bereits spricht 21,3% der Brandfläche in den EU-Ländern, die
durch Waldbrände zerstört. In den 1980er Jahren gab Teil des Natura-2000-Netzwerks sind (Tabelle 3)62.
es noch mehr als 1.000 Iberische Luchse. Im Jahr 2000
war deren Lebensraum bereits so stark geschrumpft, In Griechenland verbrannte unter anderem fast ein
dass die Zahl der Luchse auf nunmehr etwa 150 gesun- Viertel des Schutzgebietes am Kaiafa-See – 758 Hek-
ken ist61. tar58. Der Kiefernwald ist zwar an Brände angepasst

Tabelle 3: Waldbrände über 50 ha im Mittelmeerraum 2007 (bis 30.9.2007)


Land Brandfläche (ha) davon Wald (ha) Natura 2000 GebieteII (ha)
Griechenland 270.563 153.815 31.042
Italien 153.884 96.685 39.817
Albanien 127.880 122.251 –
Bulgarien 67.747 28.980 –
Bosnien-Herzegowina 56.545 49.872 –
Spanien 55.956 47.968 30.567
Republik Mazedonien 39.791 33.407 –
Serbien* 34.736 k. A. –
Montenegro 19.925 k. A. –
Kroatien 17.096 11.953 –
Portugal 12.133 8.992 4.247
Türkei 6.861 k. A. –
Frankreich 2.601 2.514 245
Zypern 2.534 1.923 187
*vor allem Kosovo
Quelle: EFFIS; 200762

Natura 2000-Gebiete bilden ein länderübergreifendes Schutzgebietssystem innerhalb der Europäischen Union und umfassen die Schutzge-
II

biete nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) von 1992 und die Schutzgebiete gemäß der Vogelschutzrichtlinie von 1979.
WWF Deutschland 23
und wäre in der Lage, sich rasch zu erholen. Allerdings bieten zeigt nach Ansicht des italienischen Staatsforsts,
wurden bereits einen Monat nach den verheerenden dass Schutzgebiete immer noch als Behinderung der
Bränden Pläne der griechischen Regierung bekannt, das verschiedenen wirtschaftlichen Interessen angesehen
Gebiet nun zu entwickeln, Hotels und Ferienanlagen werden und deshalb bevorzugtes Ziel von Brandstif-
zu bauen und 800 Gebäude, die in den letzen 50 Jahren tern sind. Ein Lösungsansatz besteht darin, die aus den
dort illegal errichtet wurden, nachträglich zu geneh- Schutzgebieten zu ziehenden Wertschöpfungsmöglich-
migen59. Das Schutzgebiet um die antiken Wettkampf- keiten für die lokale Bevölkerung zu erhöhen, so dass
stätten von Olympia verbrannte zu mehr als einem deren Interesse wächst, die Schutzgebiete zu erhalten23.
Fünftel (67 Hektar). Auch hier sind Wälder betroffen,
die sich nach Feuer natürlich regenerieren können, Wirtschaftliche und soziale Folgen
vorausgesetzt, der Entwicklungsdruck kann kontrolliert Waldbrände zerstören nicht nur Wälder, sondern ge-
und die Umwandlung in Bauland verhindert werden58. fährden Menschenleben und vernichten Eigentum. 2005
Im Parnitha-Nationalpark, der nordwestlich an Athen kamen allein in Portugal und Spanien 32 Menschen
angrenzt, wurden 3.000 Hektar Kiefern-, Fichten- und in den Flammen ums Leben. Davon gehörten 23 den
Eichenwäldern ein Raub der Flammen. Dem Feuer fie- Löschmannschaften an. Bei den Waldbränden 2007
len auch viele Wildtiere zum Opfer, darunter geschützte starben in Griechenland 80 und in Italien 23 Menschen.
Arten wie Hirsch, Schildkröten und Schlangen63. Die Über den tragischen Verlust von Menschenleben hinaus
langfristigen ökologischen Schäden sind immens, denn darf auch das soziale Leid nicht unterschätzt werden,
der Parnitha-Nationalpark war die grüne Lunge der das entsteht, wenn mit den Häusern der gesamte Besitz
ohnehin smogbelasteten Millionenstadt Athen. Auf dem und die persönlichen Habseligkeiten von den Flammen
Peloponnes wurden nach Einschätzung des WWF Grie- vernichtet werden. Allein in Portugal zerstörten die
chenland die letzten Populationen des Goldschakals Waldbrände 2003 über 2.300 Häuser und Gebäude.
(Canis aureus) durch die Waldbrände, die großflächig 2007 in Griechenland verbrannten 1.710 Häuser, tau-
deren Lebensräume zerstörten, erheblich beeinträchtigt sende Menschen wurden obdachlos. Werden Fabriken
und in ihrer zukünftigen Erhaltung gefährdet58. und Produktionsanlagen vernichtet, kommt es neben
den wirtschaftlichen Schäden zum Verlust von Arbeits-
In Italien verbrannten 2007 nach den Erhebungen der plätzen mit den entsprechenden sozialen Folgen.
Staatsforstbehörde insgesamt 62.309 Hektar Schutz-
gebiete, davon waren 34.106 Hektar Wald. Dies Die wirtschaftlichen Schäden und Kosten durch Wald-
entspricht 27% der gesamten Waldfläche und 29% der brände lassen sich nur schwer einschätzen, da es neben
verbrannten Waldfläche23. Am ärgsten wüteten die Feu- den direkten Kosten für Vorbeugung, Brandbekämp-
er in den Regionen Abruzzen, Apulien, Kalabrien und fung und Wiederaufforstung und den Schäden durch
Kampanien, wo jeweils über 10.000 Hektar Schutz- Holzverlust sowie an Gebäuden und Infrastruktur zu
gebiete in Flammen aufgingen. Besonders betroffen weiteren finanziellen Einbußen für die gesamte Region
waren die Nationalparks Cilento, wo 273 Brände kommen kann. So verbrannte etwa im August 2000 auf
insgesamt 5.141 Hektar vernichteten, und Pollino mit der griechischen Insel Samos der gesamte Kiefernwald
147 Bränden und 6.959 Hektar23. Im Nationalpark Gar- – neben dem Tourismus die einzige Einkommensquelle
gano verbrannten 5.800 Hektar, gleichzeitig mussten der Inselbewohner. Darüber hinaus führte der Wald-
tausende Urlauber auf der Halbinsel evakuiert werden. brand dazu, dass für das Jahr 2001 über die Hälfte der
Urlaube storniert wurden. Offizielle Zahlen liefern
Im Abruzzen- und Majella-Nationalpark erfassten daher nur Anhaltspunkte zur Größenordnung der wirt-
die Waldbrände den Lebensraum des marsikanischen schaftlichen Schäden. Exakt lassen sich vor allem die
Braunbärs (Ursus arctos marsicanus), einer endemi- Folgekosten nicht ermitteln.
schen Unterart des europäischen Braunbärs, die nur
dort vorkommt. Auch die Abruzzengams (Rupricapra Portugal schätzt die Kosten für die verheerenden Wald-
rupricapra ornata) , die aufgrund ihrer Schönheit den brände, die 2003 auf über 420.000 Hektar wüteten, auf
lateinischen Beinamen ornata (die Geschmückte) trägt, über 1 Milliarde Euro65, also fast ein Prozent des Brut-
ist nur hier zu finden. Der Nationalpark beherbergt tosozialproduktsIII. Im Nachbarland Spanien betrugen
zahlreiche weitere gefährdete Tier- und Pflanzenarten die Waldbrandschäden im selben Jahr 405 Millionen
wie Wolf, Adler oder die marsikanische Schwertlilie
(Iris marsica)64. Die hohe Zahl der Brände in Schutzge- III
Im Jahr 2003 betrug das Bruttosozialprodukt in Portugal 130,5 Mrd.
EUR. Quelle: Auswärtiges Amt

24 WWF Deutschland
Euro66. Im Jahr 2005 richteten die Waldbrände in Spa- 4.1.4 Lösungen
nien einen Schaden von 505 Millionen Euro an. Davon Waldbrände im Mittelmeerraum lassen sich nicht
entfielen 126 Millionen Euro auf Schäden an Grundgü- verhindern. Es gibt jedoch Lösungen, die helfen, die
tern. Die ökologischen Schäden betrugen jedoch mehr Brände in einem für Mensch und Natur erträglichen
als das Doppelte, nämlich Rahmen zu halten. Im feuerabhängigen Ökosystem
376 Millionen Euro67. Auch im langjährigen Durch- des Mittelmeerraums muss eine umfassende Politik
schnitt von 1961 bis 2005 sind die ökologischen gegen Waldbrandkatastrophen angewendet werden,
Schäden in etwa doppelt so hoch. Insgesamt betrugen die alle vier Säulen eines ausgewogenen Feuerma-
in Spanien die jährlichen Verluste und Schäden durch nagements – Vorbeugung, Vorbereitung, Reaktion
Waldbrände von 1961 bis 1970 noch durchschnittlich und Wiederherstellung – angemessen berücksichtigt
8 Millionen Euro. Sie verzehnfachten sich in der darauf und nicht hauptsächlich auf die direkte Brandbe-
folgenden Dekade auf 81 Millionen Euro pro Jahr, stie- kämpfung setzt55.
gen weiter auf 295 Millionen Euro pro Jahr zwischen
1981 und 1990 und betrugen in der Dekade von 1991 Das Grundelement einer solchen Politik ist eine Raum-
bis 2000 schließlich im Durchschnitt 325 Millionen und Landnutzungsplanung, die das Waldbrandrisiko
Euro pro Jahr, also 40 mal soviel als vor drei Jahrzehn- ausreichend berücksichtigt und darauf abzielt, sowohl
ten66. Zwischen 2000 und 2005 stiegen die jährlichen das Auftreten von Waldbränden als auch die dadurch
Schäden nochmals auf 332 Millionen Euro pro Jahr67. verursachten Schäden so weit wie möglich zu reduzie-
2007, als Spanien von Waldbränden weniger betroffen ren, indem sie Siedlungsgebiete von Wald und anderen
war, betrugen die Kosten 131 Millionen Euro, davon feueranfälligen Flächen durch genügend Sicherheits-
29 Millionen Euro für Vorbeugung, 58 Millionen Euro abstand trennt und die weitere Zersiedelung der Land-
für Brandbekämpfung und weitere 29 Millionen Euro schaft verhindert. Dies setzt ein Kataster voraus, in
für die Wiederherstellung und Wiederaufforstung der dem alle Flächen hinsichtlich ihrer Funktion (Wald,
Brandflächen. Der Wert des verbrannten Holzes betrug Agrarfläche usw.) und ihres Eigentümers flächengenau
14 Millionen Euro20. erfasst sind. Die Kataster müssen mit Angaben darüber
ergänzt werden, ob es sich um eine Waldbrandfläche
Nach einer Analyse der Universität von Padua verursa- handelt, damit gesetzliche Bauverbote für diese Flä-
chen Waldbrände in Italien jährliche Kosten von über chen auch durchgesetzt werden können. Im Sinne einer
500 Millionen Euro. Jeder Italiener zahlt damit pro vorbeugenden Landnutzungsplanung sollte das Katas-
Jahr 10 Euro für die Kosten der Waldbrände. Bei einer ter auch eine Einstufung der Flächen hinsichtlich der
durchschnittlichen Brandfläche von 55.000 Hektar Waldbrandgefährdung enthalten. Um wirtschaftlichen
werden pro Jahr über 10 Millionen Bäume durch Feuer Schäden und einer Gefährdung von Menschen vorzu-
zerstört, dies entspricht einem Baum pro italienische beugen, sollten in Gebieten mit hohem Waldbrandrisiko
Familie. Darüber hinaus rechnet Italien seine Waldflä- generell keine Baugenehmigungen erteilt werden, wie
chen im Rahmen des Kyoto-Protokolls als Beitrag zur dies in Portugal bereits der Fall ist. Eine Landnutzungs-
Verringerung des Kohlendioxidausstoßes an. Bei einer planung sollte alle betroffenen Interessensgruppen
Verhinderung der Waldbrände könnte sich Italien bis zu angemessen und gleichberechtigt berücksichtigen,
einer Milliarde Euro in der Periode 2008 bis 2012 er- um Landnutzungskonflikte – ein mögliches Motiv für
sparen. Andernfalls lösen sich die erhofften Ersparnisse Brandstiftung – soweit wie möglich zu beseitigen.
buchstäblich in Rauch auf68.
Darüber hinaus sollte der Faktor Waldbrandrisiko in
In Griechenland rechnet der WWF damit, dass sich die allen relevanten Bereichen bereits in den Planungen an-
Lebensqualität der Bevölkerung als Folge der verhee- gemessen berücksichtigt werden. Die Koordination und
renden Waldbrände im Jahr 2007 erheblich verschlech- Zusammenarbeit aller Akteure sollte sowohl bei der di-
tert. Es sind Bodenerosion und eine Störung des Was- rekten Brandbekämpfung als auch bei Vorbeugung und
serhaushalts zu erwarten, die zu Überflutungen führen. Wiederherstellung optimiert werden. Die vorrangigsten
Die Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft – Landwirt- Aktionen für alle vier Säulen des Feuermanagements
schaft und Viehzucht ebenso wie Tourismus – werden sollten identifiziert und über das ganze Jahr hinweg
erheblich sein58. durchgeführt werden.

WWF Deutschland 25
Die verstärkte Einbeziehung der Zivilgesellschaft kann Ebenso sollte geprüft werden, unter welchen Bedin-
eine kostengünstige und effektive Möglichkeit sein, die gungen es möglich ist, Feuer als natürlichen Prozess zu
Zahl und das Ausmaß der Brände deutlich zu verrin- tolerieren und etwa Bodenfeuer in der Kernzone eines
gern. Deshalb setzt der WWF etwa in Italien auf eine Schutzgebietes nicht zu löschen, solange sie in einem
verstärkte Einbindung des einzelnen Bürgers, der als Ausmaß auftreten, an welche das Ökosystem angepasst
Freiwilliger die Behörden bei der Überwachung des ist, und auch keine weiteren Risiken zu befürchten
Territoriums und der Verhütung von Waldbränden un- sind. Auf eine Erschließung unberührter Waldgebiete
terstützt69. Nachdem diese Strategie im Rahmen eines mit dem Argument der Waldbrandbekämpfung sollte
Pilotprojekts die Zahl der Waldbrände im Nationalpark dagegen verzichtet werden. Nach einer Erschließung
Sybillinische Berge erheblich senken konnte, soll sie kommen vor allem mehr Menschen in das Gebiet. Da-
nun landesweit angewendet werden. Beispielsweise durch steigt das Waldbrandrisiko beträchtlich, denn fast
können Bürger in Musterbriefen70 an ihren Bürger- alle Brände werden, vorsätzlich oder fahrlässig, von
meister die Erstellung eines Brandflächenkatasters, wie Menschen verursacht.
vom Gesetz vorgesehen, fordern und gleichzeitig vom
Waldbrand betroffene Flächen melden, damit diese in Im Wirtschaftswald sollte auf die Anlage von Mono-
das Verzeichnis aufgenommen werden. kulturen standortsfremder, feueranfälliger Baumar-
ten verzichtet werden. Vor allem sollte das Errichten
Zur Vorbeugung kann auch die Förderung traditioneller von Eukalyptus- und Kiefernplantagen in Waldbrand
Bewirtschaftungsmethoden beitragen. Diese haben sich gefährdeten Gebieten nicht auch noch durch Subventio-
im Mittelmeerraum über die Jahrtausende hinweg an nen gefördert werden.
das Waldbrandrisiko angepasst. So wird etwa in Portu-
gal die Beweidung von Schafweiden gefördert, die, so
lange sie genutzt werden, zugleich als Schutzschneisen
wirken und die Ausbreitung eines Brandes verhindern.

Die Ökosysteme im Mittelmeerraum sind an das Feuer


angepasst und erholen sich nach einem Waldbrand
meist schnell auf natürliche Weise. Wiederauffors-
tungsaktionen sind vielerorts überflüssig und können
vielmehr ein Motiv schaffen für vorsätzliche Brandstif-
tung, etwa durch Waldarbeiter. Wo es möglich ist, sollte
daher der natürlichen Verjüngung der Vorzug gegeben
werden. Darüber hinaus sollte auch die ökologische
Bedeutung des Feuers für die Ökosysteme des Mittel-
meerraums stärker berücksichtigt werden. Die natürli-
chen Prozesse können beispielsweise im Wirtschafts-
wald durch kontrolliertes Abbrennen des Unterwuchses
während einer ungefährlichen Jahreszeit nachgestellt
werden.

26 WWF Deutschland
4.2 Südostasien Im Oktober sank die Zahl auf 35.000. Doch noch Mitte
(Schwerpunkt Indonesien) Dezember 2006 waren im indonesischen Teil Borneos
auf Satellitenbildern Hotspots auszumachen, da sich
Südostasien ist keine typische Feuerlandschaft, in
die Regenzeit, die schon für Anfang Oktober erwartet
der Waldbrände als natürliche Phänomene betrachtet
wurde, kaum bemerkbar machte74. 2007 waren wie-
werden können. Die natürliche Vegetation ist nicht an
derum Sumatra und Kalimantan am häufigsten von
Feuer angepasst. Die Brände hier sind fast immer von
den Bränden betroffen, allerdings in weit geringerem
Menschen verursacht, vor allem, um immergrünen Re-
Ausmaß als im Vorjahr. Im August 2007 gab es in ganz
genwald in Plantagen und andere Formen der Landnut-
Indonesien 5.500 Hotspots75, im September erreichte
zung umzuwandeln. Zwischen 1990 und 2005 wurden
die Zahl der Brandherde mit etwas über 12.000 ihren
in Süd- und Südostasien insgesamt über 40 Millionen
Höhepunkt76. 2008 lag die Zahl der Brandherde mit
Hektar Wald vernichtet, was fast der vierfachen Wald-
knapp 33.000 Hotspots im gesamten Jahr ebenfalls
fläche Deutschlands entspricht. Besonders gravierend
signifikant unter dem Niveau von 2006. Gegenüber
ist der Waldverlust in Indonesien. Hier wurden allein
2006 bedeutet dies einen Rückgang um fast 80%.
28 Millionen Hektar Wald vernichtet. Verantwortlich dafür war eine außergewöhnlich andau-
ernde Regenzeit mit häufigen Niederschlägen77. 2009
Meist werden zunächst die wertvollen Devisen bringen- lag die Zahl der Brände bereits wieder knapp 70% über
den Holzarten für den Handel eingeschlagen, die den dem Vorjahresniveau. Besonders betroffen war Kali-
geringsten Teil der oberirdischen Biomasse ausmachen; mantan, wo sich die Zahl der Brandherde verdreifachte.
der Rest wird verbrannt. In Trockenperioden entste- Das indonesische Umweltministerium macht illegale
hen unkontrollierte Flächenbrände. Die bisher größten Brandrodung dafür verantwortlich sowie die mangelnde
Waldbrände gab es 1997/1998, als die Trockenheit Überwachung und Durchsetzung der Gesetze durch die
durch die Auswirkungen eines starken El Niño ver- lokalen Behörden78.
schärft wurde. Als El Niño bezeichnet man ein Klima-
phänomen, das aus veränderten Warmwasserströmen Indonesien ist das von Entwaldung und Waldbränden
entlang des Pazifiks entsteht und periodisch etwa alle am meisten betroffene Land Südostasiens. Auf allen
10 Jahre auftritt. Diese bringen warmes Wasser aus dem besiedelten Inseln treten dort jedes Jahr Brände auf,
westlichen Pazifik (Indonesien und Australien) in den mit einem Schwerpunkt auf Sumatra und Kaliman-
östlichen (Westküste Amerikas). Damit kehrt sich das tan79. Seit 1990 verlor Indonesien 28 Millionen Hektar
normale Strömungsmuster um. Dieses Phänomen löste Wald durch Holzeinschlag, von dem drei Viertel illegal
1997/98 ernsthafte Dürren in Südostasien aus und war ausgeführt werden80, und anschließender Brandrodung.
ein dramatischer Verstärker der damals tobenden Wald- Der Großteil der zerstörten Waldfläche, nämlich
brände. Doch selbst in der darauf folgenden Periode 21,7 Millionen Hektar, war Urwald. Damit wurden
von 1998 bis 2002 verbrannten ohne El Niño-Effekt in seit 1990 über 30% der Urwaldfläche zerstört, pro Jahr
Süd- und Südostasien durchschnittlich 4,1% der Wald- durchschnittlich 1.447.800 Hektar. Lag die Entwal-
fläche pro Jahr, mit steigender Tendenz71. dungsrate in Indonesien zwischen 1990 und 2000 schon
2006 kam es zu einem schwächeren El Niño-Effekt; bei 1,7% pro Jahr, stieg sie im Zeitraum von 2000 bis
dementsprechend stiegen die Waldbrände an. Auch 2005 sogar noch auf 2,0% jährlich. Die Waldfläche In-
ab dem zweiten Halbjahr 2009 gab es einen leichten donesiens halbierte sich fast von 162 Millionen Hektar
El Niño, der aber Mitte 2010 durch das gegenteilige im Jahr 1950 auf heute ungefähr 88 Millionen Hektar.
Klimaphänomen La Niña abgelöst wurde, bei dem es Dieser gewaltige Verlust der indonesischen Wälder hat
in Indonesien besonders viel Regen gibt72. Damit wird globale Auswirkungen auf Biodiversität und Klima.
sich für 2010 höchstwahrscheinlich auch die Wald-
brandsituation in Indonesien entschärfen. Torfwälder sind in El Niño-Jahren besonders durch
Brände bedroht. Feuer, mit dem ursprünglich nach
Die Waldbrände 2006 in Indonesien waren die einem Kahlschlag die verbliebenen Holzreste verbrannt
schlimmsten seit der verheerenden Feuerkatastrophe werden sollten, dringt in den Torf ein und kann dort,
von 1997/98. Besonders dramatisch war die Lage auf lange nachdem das Oberflächenfeuer abgebrannt ist,
Sumatra und in Kalimantan, dem indonesischen Teil der weiter schwelen, wodurch dichte Rauchwolken verur-
Insel Borneo. Im August und September 2006 erreichte sacht werden. 94% des gesamten Brandsmogs 1997/98
die Waldbrandsaison mit jeweils knapp 50.000 Brand- stammten aus solchen Schwelbränden in den Torfwäl-
herden, den sogenannten Hotspots, ihren Höhepunkt73. dern Ostsumatras und Südkalimantans93.

WWF Deutschland 27
Die Brandbekämpfung beschränkt sich auf Oberflä- brände. Mit der Expansion der Flächen, die von Agra-
chenfeuer. Das Löschen der in der Tiefe schwelenden runternehmen im industriellen Maßstab bewirtschaftet
Torfbrände, die den Hauptteil des Rauches erzeugen, werden, kommt es zu Konflikten mit der Bevölkerung
erfordert eine spezielle Ausrüstung oder ausreichend um Besitzrechte und Nutzung der natürlichen Ressour-
Zeit, um die brennenden Torfschichten zu isolieren cen. Brandstiftung wird dabei als Waffe von beiden
oder mit Wasser zu fluten. Die brennenden Torfschich- Seiten eingesetzt. Plantagenbetreiber stecken ihre
ten können nach Ansicht des Global Fire Monitoring Besitzansprüche ab, indem sie Gemeindeland abbren-
Centre (GFMC) dazu führen, dass sich tiefer gelegene nen, und verbitterte Bewohner nehmen Rache durch
Küstengebiete weiter absenken und vom Meerwasser die Zerstörung von Camps und Plantagen, die ohne ihre
überflutet werden. Als Konsequenz würden für die Zustimmung errichtet wurden83.
Biodiversität wertvolle Landstriche verloren gehen. Die
Brandvorbeugung, die Überwachung des Brandverbots Ein weiterer Ausgangspunkt der Waldbrände sind auf-
und dessen Durchsetzung sollte deshalb in diesem emp- gelassene Holzeinschlagskonzessionen84. Nachdem alle
findlichen Ökosystem höchste Priorität haben81. wertvollen Holzarten entnommen und die gut brenn-
baren Überreste zurückgelassen wurden, setzen Plan-
4.2.1 Ursachen tagenunternehmen die verbliebenen Flächen in Brand
Die Waldbrände, besonders in Indonesien, sind eine und wandeln sie in Ackerland und Plantagen um83.
vom Menschen verursachte Umweltkatastrophe. Die
einzige natürliche Ursache für Feuer sind brennende 1997/98 wurden mit 60% bis 80% die Mehrzahl der
Kohleflöze, die teilweise bereits seit 17.000 Jahren Brände illegal zur Rodung für industrielle Ölpalmen-
brennen79. Die Ursachen für die zunehmenden Wald- und Holzplantagen gelegt. Die übrigen Brände wurden
brände sind in Indonesien selbst zu finden, aber auch in durch Wanderfeldbau der lokalen Bevölkerung verur-
der Entwicklung globaler Märkte begründet, denn Roh- sacht85. Satellitenbildern vom September 2007 zufolge
stoffe wie Zellstoff, Kautschuk oder Palmöl, für deren lagen 41% der Brandherde in Indonesien in Ölpalmen-
Herstellung auf riesigen Plantagen die indonesischen plantagen, weitere 30% in Holzeinschlagsgebieten und
Wälder weichen müssen, sind weltweite Handelspro- Holzplantagen.
dukte. So zeigen etwa Satellitenbilder, dass im ersten
Halbjahr 2009 in der Provinz Riau auf der indonesi- Es ist zu befürchten, dass sich diese Entwicklung durch
schen Insel Sumatra fast ein Viertel der Brandherde auf den weltweiten Boom der Papierindustrie und der
den Konzessionsflächen des Zellstoff- und Papierpro- „Bio“-Treibstoffe noch verstärkt. Die meisten westli-
duzenten APP, einem Unternehmen der multinationalen chen Industrieländer sowie China können ihren Be-
SINAR Mas Gruppe, lagen82. darf an nachwachsenden Rohstoffen nicht aus eigener
Produktion decken und setzen verstärkt auf den Import.
Die meisten Geberländer, also westliche Länder, die Nachwachsende Rohstoffe, die fossile Energieträger
im Rahmen ihrer Entwicklungshilfe Indonesien unter- ersetzen, können dazu beitragen, den Ausstoß von Koh-
stützen, begrenzten ihre offiziellen Hilfsbemühungen lendioxid zu senken und die Auswirkungen des bereits
auf die Bekämpfung von Symptomen und verfolgten stattfindenden Klimawandels abzumildern. Dies gilt
dabei oft einen rein technischen Ansatz. So wurde zwar jedoch nicht für den Fall, dass für den Anbau der nach-
der Einsatz von Flugzeugen diskutiert, die als Wasser- wachsenden Rohstoffe zuvor tropischer Regenwald
bomber die Brände löschen sollten. Die Notwendigkeit gerodet und damit gewaltige Mengen CO2 freigesetzt
grundsätzlicher Änderungen im Holzeinschlag- und wurden. Wird weiterhin, wie das bisher vornehmlich
Plantagensystem selbst sowie in der sozialen und politi- der Fall war, tropischer Naturwald für Neuplantagen
schen Landnutzungs- und Pachtstruktur wurde demge- gerodet, so ließen sich nur dann fossile Energie und
genüber aber vernachlässigt. Inzwischen wird immer Treibhausgase einsparen, wenn die Plantagen über
deutlicher, dass die Brandprävention forciert werden lange Zeiträume oder mehrere Anbauzyklen (bei der
muss, damit solche Katastrophen, die nur unzureichend Ölpalme beträgt ein Zyklus ca. 25 Jahre) bewirtschaf-
bekämpft werden können, gar nicht erst eintreten. tet werden. Aus den bisher gemachten Erfahrungen in
Indonesien lässt sich diese Forderung nicht herleiten86.
Weitverbreitete, zerstörerische Holzeinschläge, großflä-
chige Brandrodungen durch Agrarindustrieunternehmen Der ehemalige indonesische Arbeitsminister Al Hilal
und der traditionelle Wanderfeldbau der lokalen Be- Hamdi, nunmehr Chef der Biokraftstoffkommission,
völkerung sind die unmittelbaren Ursachen der Wald- kündigte im Sommer 2006 an, 6,5 Millionen Hektar
28 WWF Deutschland
Regenwald für den Anbau von Energiepflanzen, vor Ökologische Folgen
allem Ölpalmen, zur Verfügung stellen zu wollen87. Die massiven Brände 1997–1998 hatten dramatische
Schon 2005 gab es Pläne, eine 2 Millionen Hektar Auswirkungen auf die Tierwelt und auf verschiedene
große Schneise quer durch Borneo zu schlagen, um Schutzgebiete, darunter die Nationalparks Kutai und
darauf Ölpalmen für die Produktion von Biokraftstoffen Tanjung Puting auf Borneo. Obwohl ein ungestörter
anzubauen. Damals übersahen die Planer allerdings, Naturwald weit feuerresistenter ist als ein aufgelichteter
dass in dem Gebiet aufgrund seiner Höhenlage gar Wald oder eine Plantage, wurden diese Schutzgebiete
keine Ölpalmen wachsen können87. vom Feuer geschädigt, da auf beträchtlichen Flächen
bereits illegale Rodungen und Holzeinschläge unter-
Bei der Kontrolle der Brände und der Verfolgung der nommen worden waren.
Verursacher sind das schwache Justizsystem und die
schwache Exekutive des Landes ein Haupthindernis83. Ungefähr 40 Prozent der gesamten Brandherde 1997–
Hinzu kommt die weit verbreitete Korruption. Im 1998 in Kalimantan, dem indonesischen Teil Borneos,
Korruptionsindex von Transparency International findet befanden sich innerhalb von Orang-Utan-Gebieten.
sich Indonesien auf dem gleichen Platz mit Ländern Während der Waldbrände 1997–1998 verendeten
wie dem Irak oder Liberia wieder88. Sanktionen gegen vermutlich bis zu einem Drittel der Orang-Utans
Plantagenbetreiber, die Waldbrände verursachen, gibt (Pongo spec.) auf Borneo unmittelbar oder an den
es äußerst selten. Nur in wenigen vereinzelten Fällen Folgen der Brände. Heute leben vermutlich noch nicht
haben Nichtregierungsorganisationen (NRO) und lokale einmal mehr 55.000 Orang-Utans in ganz Borneo.
Gemeinden erfolgreich Plantagenunternehmen wegen Die Brände 1997 und 1998 breiteten sich auch auf
Umweltschädigung durch absichtliches Legen unkont- die Schutzgebiete aus, in denen Sumatra-Nashörner
rollierter Brände vor Gericht belangt. leben. In ganz Asien bevölkern nur noch weniger als
2.900 der drei asiatischen Nashornarten die Wildnis.
4.2.2 Folgen Die am stärksten gefährdete Art, das Sumatra-Nashorn,
Die letzten verlässlichen Daten zu Größe und Anzahl wurde von geschätzten 600 Tieren 1994 auf heute rund
der Waldbrände beziehen sich sowohl für Südostasien 300 dezimiert; von der Borneo-Unterart des Sumatra-
als auch für Indonesien auf die Jahre 1997 bis 1998, als Nashorns (Dicerorhinus sumatrensis harrissoni) haben
verheerende Flächenbrände allein in Indonesien min- nur um die 30 Tiere im Nordteil der Insel überlebt.
destens 11,7 Millionen Hektar Landfläche zerstörten Asiatische Elefanten (Elephas maximus), die ebenfalls
– eine Fläche dreimal so groß wie die Niederlande. Von auf Sumatra und Borneo vorkommen, könnten dort
den Bränden und der Rauchentwicklung waren aussterben, sollte die Zerstörung ihres bevorzugten
75 Millionen Menschen betroffen . Die Asiatische Lebensraumes, die Mischung aus Grasland und Wald,
Entwicklungsbank schätzte die gesamten wirtschaft- fortdauern (siehe Box 3).
lichen Kosten der Brände und des Brandsmogs in der
Region auf neun Milliarden US-Dollar. Seitdem sind
für die gesamte Region so gut wie keine glaubwürdi-
gen Daten mehr verfügbar. Die offiziellen Angaben
aus den betroffenen Ländern werden als weitaus zu
gering eingeschätzt71. Die fehlende oder ungenaue
Datenerfassung hat zur Folge, dass eine Analyse, ob
die ergriffenen Maßnahmen zu Verbesserungen in der
Waldbrandvermeidung geführt haben, unmöglich ist.
Entsprechende Datenerhebungen und Analysen wurden
in der Vergangenheit immer erst im Nachhinein durch-
geführt, nachdem großflächige Waldbrände weltweite
Aufmerksamkeit erregten79.

Abbildung 8: Die vom Aussterben bedrohten Orang-Utans kommen


nur auf Borneo und Sumatra vor. Durch die regelmäßigen Waldbrän-
de sind sie zusätzlich gefährdet. © WWF-Canon / Alain Compost

WWF Deutschland 29
Box 3: Fallbeispiel Riau, Sumatra: Brandrodung der Regenwälder und die Auswirkungen auf Tiger und
Elefant

In der Provinz Riau auf der indonesischen Insel Sumatra befinden sich einige der letzten Regenwaldblöcke, in de-
nen Sumatra-Tiger und Sumatra-Elefant überleben konnten. Beide Unterarten kommen ausschließlich auf Sumatra
vor. Doch ihr weiteres Überleben ist fraglich, denn die Zerstörung der Wälder in Riau durch Brandrodung schreitet
rapide voran – angetrieben durch die weltweite Nachfrage nach Zellstoff und Palmöl.

In den letzten 25 Jahren wurden in Riau über 4 Millionen Hektar Wald zerstört – dies entspricht in etwa der Lande-
fläche der Schweiz. Der Waldanteil sank von 78% im Jahr 1982 auf inzwischen nur mehr 27%. Gleichzeitig gibt es
in keiner anderen indonesischen Provinz mehr Konzessionen für Zellstoffplantagen. Zwei der weltgrößten Zellstoff-
produzenten, APP und APRIL, besitzen ungefähr für ein Viertel der Fläche Riaus die Nutzungsrechte. Die beiden
Konzerne waren nach Schätzungen des WWF im Jahr 2005 für etwa 80% der Waldzerstörung in der Provinz Riau
verantwortlich. Die zwei Zellstofffabriken sind, obwohl sie bereits seit vielen Jahren bestehen, immer noch in einem
großen Ausmaß auf Holz angewiesen, dass aus illegalem Einschlag oder großflächiger Urwaldzerstörung stammt.

Noch weitaus schneller als die Waldfläche ist in den letzten 25 Jahren die Population der Sumatra-Elefanten in
Riau zurückgegangen, um 84% auf nur noch 210 Elefanten im Jahr 2007. Die Population des Sumatra-Tigers sank
seit 1982 um 70%, auf 192 Tiger im Jahr 2007. Beide Tierarten stehen bei der gegenwärtigen Entwicklung unmit-
telbar vor dem Aussterben, verursacht durch die Brandrodung und Umwandlung der Regenwälder in Plantagen.
Der Lebensraum für Tiger und Elefant wird dabei so zerschnitten, dass es immer häufiger zu Konflikten zwischen
Wildtier und Mensch kommt, oft mit tödlichem Ausgang für die Tiere. Seit 2002 wurden vier Massenvergiftungen
von Elefanten entdeckt. Hunderte weiterer Elefanten starben oder „verschwanden“, nachdem sie von den lokalen
Behörden eingefangen wurden. Finanziert werden solche Fangaktionen oftmals von Ölpalmplantagenbesitzern, um
sogenannte „Problemtiere“ zu beseitigen.

Mittlerweile sind die Wälder der Provinz Riau bereits so zerstückelt, dass es nur noch zwei große, unzerschnittene
Regenwaldblöcke gibt, die ausreichend Lebensraum für eine überlebensfähige Elefantenpopulation bieten – der
Tesso Nilo Nationalpark und die sanft geschwungenen Hügel südlich und westlich des Bukit Tigapuluh Nationalpark.
Das zweite Gebiet ist auch ein global bedeutendes Tigerhabitat und beherbergt eine Orang-Utan-Population. Wer-
den diese beiden verbliebenen Kerngebiete nicht effektiv geschützt, ist die Elefantenpopulation in Riau nicht länger
überlebensfähig und wird aussterben.

Doch Tesso Nilo steht unter starkem Besiedelungsdruck. Über Straßen, von der Zellstoffindustrie für den Holzein-
schlag gebaut, dringen Siedler aus anderen Provinzen ein, ohne dass Regierung oder Landbesitzer dagegen ein-
schreiten. Das Gebiet um den Bukit Tigapuluh Nationalpark wurde sogar zum Kahlschlag durch die Zellstoffindustrie
freigegeben. Der Papier- und Zellstoffriese APP hat bereits begonnen, Straßen für den Holzeinschlag zu bauen.
Elefanten, Tiger und Orang-Utans werden ebenso wie die indigene Bevölkerung vom Stamm der Orang Rimba ihren
gesamten Wald und damit ihre Lebensgrundlage verlieren. Nichtregierungsorganisationen haben seit langer Zeit
vergeblich den Schutz vieler dieser Gebiete gefordert. Dabei hätte die Erhaltung der letzten Wälder in Riau keine
wirtschaftlichen Auswirkungen auf die beiden Zellstoffwerke, denn es wurden bereits genügend Wälder in Zellstoff-
plantagen umgewandelt, um die Kapazität beider Fabriken auszulasten.

Der WWF fordert deshalb, eine weitere Regenwaldzerstörung zu verhindern, indem neue Plantagen nur mehr auf
bereits gerodeten und brachliegenden Flächen zugelassen und ökologisch und sozial verantwortungsvoll nach den
Richtlinien des FSC bewirtschaftet werden. Wälder mit hohem Schutzwert einschließlich der Lebensräume für Ele-
fanten, Tiger und Orang Utan sollten als nationale Schutzgebiete ausgewiesen werden, die über Wildtierkorridore
miteinander verbunden sind.

Quelle: How Pulp & Paper and Palm Oil from Sumatra Increase Global Climate Change and Drive Tigers and Elephants to Local
Extinction. WWF; 2008

Klimawandel Nach Angaben der FAO sind in der ober- und unterir-
Indonesien hat, wenn man das Kohlendioxid aus Wald- dischen Biomasse der auf Mineralböden wachsenden
zerstörung mit berücksichtigt, den weltweit drittgrößten indonesischen Wälder allein 6,7 Milliarden Tonnen
CO2-Ausstoß, nach den USA und China90. Für den welt- Kohlenstoff gebunden, die im Falle der Zerstörung des
weiten Klimawandel ist Kohlendioxid das maßgebliche Waldes in Form von Kohlendioxid freigesetzt werden8.
Treibhausgas.

30 WWF Deutschland
Eine vollständige Freisetzung würde dem weltweiten in Riau ist die Zellstoff- und Palmölindustrie (siehe
Kohlendioxidausstoß des Jahres 2000 entsprechenIV. Box 3). Die Zellstoff- und Palmölplantagen, die im
1990 betrug die Kohlenstoffmenge, die in den indonesi- gleichen Zeitraum auf den gerodeten Waldflächen in
schen Wäldern gespeichert war, noch geschätzte der Provinz angelegt wurden, konnten gerade einmal
17 Milliarden Tonnen71. Davon wurden in den letzten 0,24 Milliarden Tonnen CO2 binden, also weniger als
15 Jahren bereits 60% als Treibhausgase in die Atmos- 10% der Menge, die durch Brandrodung und die da-
phäre freigesetzt. durch ausgelösten Prozesse freigesetzt wurde.

Das größte terrestrische Kohlenstoffreservoir in Südo- Riau verlor in den letzen 25 Jahren 65% seiner Waldflä-
stasien sind jedoch die Torfmoorwälder Indonesiens. che durch Brandrodung für Zellstoff- und Palmölplanta-
Im Durchschnitt speichern tropische Torfmoorwälder gen. Der jährliche CO2-Ausstoß durch Waldzerstörung
etwa 10-mal so viel Kohlenstoff wie gleichgroße tropi- allein in dieser einen indonesischen Provinz entspricht
sche Wälder auf Mineralboden91. Insgesamt summiert 79% der gesamten indonesischen Emissionen aus fos-
sich die Kohlenstoffspeicherung der indonesischen silen Energieträgern – und einem Viertel der jährlichen
Torfmoorwälder auf gigantische 55 bis 61 Milliarden CO2-Emissionen Deutschlands96!
Tonnen92. Waldbrände greifen oftmals auf die Torfböden
über. Torfbrände lassen sich nur sehr schwer löschen, Wirtschaftliche und gesundheitliche Folgen des
die Emissionen daraus verursachen die grenzüberschrei- Brandsmogs
tenden Smogbelastungen in Südostasien93. Verschiedene Die dichten Rauchschwaden verursachen Gesundheits-
Studien zeigen, dass bei Torfbränden bis zu fünfzigmal probleme und unterbrechen die Verkehrsverbindungen,
soviel Emissionen freigesetzt werden wie bei Bränden vor allem den Flugverkehr. Als im Juli 2002 die Wald-
der Vegetation. Bei den verheerenden Bränden 1997 und Torfbrände außer Kontrolle gerieten und dicke
hatten Torfgebiete einen Anteil von 20% der Brandflä- Rauchschleier die indonesische Stadt Palangkaraya
che. Es entstanden dort aber 94% der gesamten Emissi- in Zentralkalimantan einhüllten, starben mindestens
onen93. Allein die Menge an Kohlenstoff, die durch die drei Menschen, Hunderte erlitten Atemwegerkrankun-
Brände 1997/98 in die Atmosphäre freigesetzt wurde, gen. Der Brandsmog zwang auch die Flugbehörden,
wird auf 0,8 bis 2,5 Milliarden Tonnen geschätzt. Dieser den Flughafen der Provinzhauptstadt für Wochen zu
Beitrag – aus einem im globalen Maßstab vergleichs- schließen.
weise kleinen Gebiet – entspricht 13% bis 40% der
weltweiten Kohlenstoffemissionen durch den Verbrauch Im August 2005 wurde wegen der Gesundheitsgefähr-
fossiler Brennstoffe im selben Jahr. Nur 19% dieser frei- dung durch Rauchschwaden kurzzeitig Alarm in Ma-
gesetzten Kohlenstoffmenge stammten von verbrannter laysia ausgelöst. Ursache waren Brandherde in Torfge-
Vegetation94. Messstationen auf Hawaii registrierten für bieten auf Sumatra. Die Rauchentwicklung wurde als
1997 einen fast doppelt so hohen Anstieg der atmosphä- die schlimmste seit 1997–1998 eingestuft. Der Rauch
rischen CO2-Konzentration wie in den Jahren zuvor und unterbrach auch den Güterverkehr in Port Klang, Ma-
danach. Diese Steigerung ist seit Beginn der Messungen laysias größten Hafen an der Westküste97. Singapur und
im Jahr 1957 ohne Beispiel95. Australien schickten Unterstützung. Weitere Staaten der
Region boten Hilfe an, als sich Ende August die Wet-
Eine aktuelle Studie des WWF96 zeigt, dass allein in der terbedingungen verbesserten und die Brände erloschen.
Provinz Riau auf der indonesischen Insel Sumatra zwi- Im Juli 2006 wurde die Luftqualität in Malaysia erneut
schen 1990 und 2007 insgesamt 3,66 Milliarden Tonnen als ungesund eingestuft, als dichte Rauchschwaden aus
CO2 durch Waldzerstörung und Änderung der Land- Kalimantan und Sumatra herüberzogen97. In der Provinz
nutzung in die Atmosphäre freigesetzt wurden. Davon Riau auf Sumatra verschlechterte sich die Sicht auf
lassen sich 1,17 Milliarden Tonnen CO2 der Brandro- unter 100 Meter, woraufhin der regionale Flughafen ge-
dung zuschreiben und 0,32 Milliarden Tonnen CO2 der schlossen werden musste84. Die Kritik der Nachbarstaa-
Degradierung und Auflichtung der Wälder. Weitere ten Malaysia und Singapur am mangelnden Vermögen
1,39 Milliarden Tonnen CO2 wurden durch brennende der indonesischen Regierung, die Brände unter Kontrol-
Torfböden freigesetzt, zusätzlich 0,78 Milliarden Ton- le zu bringen, wurde Ende 2006 ungewöhnlich scharf
nen CO2 durch Zersetzungsprozesse in trocken gelegten und direkt formuliert. Seitdem arbeiten die Staaten der
Torfböden. Die treibende Kraft für die Waldzerstörung Region verstärkt zusammen, die grenzüberschreitende,
von den Waldbränden in Indonesien ausgehende Luft-
IV
http://www.iwr.de/klima/ausstoss_welt.html verschmutzung unter Kontrolle zu bringen. Im April
WWF Deutschland 31
2008 verpflichtete sich Indonesien auf dem Treffen der Den ländlichen Gemeinden müssen stärkere Anreize ge-
ASEAN-Minister, die Zahl der Brandherde bis 2009 um boten werden, lokale Brände zu verhindern beziehungs-
die Hälfte, bis 2012 um 75% und bis 2025 um 95% zu weise zu bekämpfen. Eine Grundvoraussetzung dafür ist
verringern. Mit dem Nachbarland Malaysia erarbeitet die Klärung und Festschreibung der Landrechte. Gleich-
Indonesien derzeit eine Vereinbarung, um mit einem zeitig müssen für den traditionellen Einsatz von Feuer
Bündel von Maßnahmen – wie etwa anderen Techniken zur Pflege und Reinigung landwirtschaftlicher Flächen
in der Landbewirtschaftung – den Brandsmog gemein- Methoden entwickelt werden, die an die heutigen Gege-
sam zu bekämpfen98. benheiten angepasst und ökologisch verträglich sind.

4.2.3 Lösungen Um den Erfolg der Maßnahmen beurteilen zu kön-


In einem internationalen Brandpräventionsprojekt nen, ist regelmäßiges Monitoring und Datenerfassung
kamen Experten zum Ergebnis, dass die wichtigste unerlässlich. Das Informationssystem über Brände und
Lösung zur Verhinderung von Indonesiens Waldbränden Dürren sollte daher erheblich verbessert werden, ebenso
in einer verbesserten Landnutzungsplanung auf lokaler ist der Aufbau eines Frühwarnsystems auf Provinzebene
Ebene unter Einbindung der lokalen Gemeinden zu notwendig89. Vor allem müssen die Unsicherheiten bei
finden sei. Das Ziel sollte darin bestehen, ein gesundes den Verantwortlichkeiten für die Brandprävention und
Gleichgewicht zwischen der Einteilung von Land für -bekämpfung durch rechtliche und institutionelle Refor-
permanenten Wald, kleinbäuerliche Land- und Agro- men beseitigt werden.
forstwirtschaft, Forstwirtschaft, Plantagen und Besiede-
lung zu erreichen. Die mangelhafte Rechtsdurchsetzung Schließlich müssen Justiz und Exekutive so gestärkt
und die weit verbreitete Korruption erschweren jedoch werden, dass sie die Einhaltung der Gesetze durchsetzen
weiterhin jeden Versuch, die Ursachen der Waldbrände und Verstöße strafrechtlich verfolgen können, wozu vor
an den Wurzeln zu packen und zugleich eine nachhalti- allem eine Bekämpfung der grassierenden Korruption
ge Waldbewirtschaftung zu erreichen. erforderlich ist.

Auch die Privatwirtschaft, die große Landflächen Weder ein technischer noch ein politischer Ansatz
bewirtschaftet und die notwendigen Ressourcen und allein kann die sozialen und politischen Ursachen der
Expertise besitzt, muss ihre Verantwortung beim Brand- Waldbrände beseitigen. Vielmehr müssen umfassende
management wahrnehmen. In Indonesien wären das Lösungsansätze entwickelt werden, welche die genann-
Unternehmen der Holz-, Papier-, Zellstoff- sowie der ten Maßnahmen beinhalten.
Palmölindustrie, die in einem globalisierten Markt ope-
rieren. Solche Firmen, ebenso ihre Geschäftspartner in Der WWF arbeitet daher in Indonesien auf verschie-
anderen Ländern, müssen ihre Maßnahmen an eindeu- denen Ebenen, um den Bränden und der Waldzerstö-
tigen und nachprüfbaren Kriterien, wie dem Verbot der rung Einhalt zu gebieten. Auf politischer Ebene setzt
Umwandlung von Wäldern mit hohem Schutzwert, aus- er sich bei den ASEAN-Staaten dafür ein, die Brände
richten. Im Holz- und Papiersektor garantiert das FSC- in Indonesien als Quelle der grenzüberschreitenden
ZertifikatV den internationalen Abnehmern und Konsu- Luftverschmutzung gemeinsam zu bekämpfen. Gleich-
menten eine verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung zeitig unterstützt der WWF die lokalen Behörden bei
in den Herkunftsländern und verhindert Brandrodung. der Entwicklung geeigneter Vorschriften, um die Brände
Für eine nachhaltige Produktion von Palmöl hat der einzudämmen. Um die Rechtsdurchsetzung zu stärken,
WWF gemeinsam mit Handel und Produzenten den begleitet der WWF die Strafverfolgung der Verursacher
Runden Tisch für Nachhaltiges Palmöl (RSPO)VI ge- kritisch und organisiert zu diesem Thema Workshops
gründet. Nach einem 18-monatigem Entwicklungs- und für die Justiz. Als weitere Ebene arbeitet der WWF
Beratungsprozess unter Einbindung aller Interessens- intensiv mit der lokalen Bevölkerung zusammen, um
gruppen wurde im November 2005 der Standardentwurf eine nachhaltige Entwicklung zu fördern. Dazu zählen
für nachhaltiges Palmöl angenommen, dessen Kriterien die Anwendung von Techniken, das Land ohne Feuer zu
den Schutz der Wälder garantieren und eine ökologi- bewirtschaften, sowie Trainingskurse zum Management
sche, ressourcenschonende Anbauart in den Plantagen von Feuer oder Torfwäldern. Neben diesen Maßnahmen
sowie soziale Arbeitsbedingungen festschreiben99. der Vorbeugung führt der WWF Aktionen zur Wieder-
herstellung und Renaturierung der verbrannten Flächen
durch73.
V
www.fsc.org
VI
www.sustainable-palmoil.org

32 WWF Deutschland
4.3 Nordamerika auf 2,1, bzw. 2,4 Millionen Hektar. Verglichen mit den
vorangegangenen Jahrzehnten sind aber auch diese
4.3.1 USA
Werte noch sehr hoch.
Die USA verfügen über eine Waldfläche von 303 Mil-
lionen Hektar, dies entspricht 31% der Landesfläche71. Die Größe der verbrannten Fläche sagt jedoch noch
Die Wälder im Westen der USA sind von periodisch nichts über die Schäden und die Zahl der betroffenen
auftretenden Waldbränden abhängig, um sich verjüngen Menschen aus. 2008 wüteten im Bundesstaat Kalifor-
zu können. Waldbrände sind dort ein natürliches Phäno- nien verheerende Waldbrände, die zahlreiche Ortschaf-
men, die regelmäßig stattfinden. Im letzten Jahrhundert ten, darunter die prominenten Orte Malibu und Santa
stieg allerdings die Intensität der Brände in vielen Ge- Barbara, verwüsteten und damit auch international das
bieten der westlichen USA dramatisch an und bedroht Interesse der Medien weckten. Die verheerende Wald-
nun Menschen und Wildtiere in der Region. brandsaison in Kalifornien begann bereits im Oktober
2007, als die Flammen in Südkalifornien zeitweise
Seit der Jahrtausendwende hat sich dieser Trend noch- etwa eine Millionen Menschen in die Flucht trieben
mals verschärft. Zwischen 1983 und 1989 verbrannten und mindestens 1.500 Häuser zerstörten, darunter
durchschnittlich eine Million Hektar pro Jahr. In den auch 49 millionenteure Villen in Malibu, dem Wohn-
1990er Jahren stieg die verbrannte Fläche im Jahres- ort zahlreicher Prominenter. Fünf Menschen kamen in
durchschnitt auf 1,3 Millionen Hektar an. In der Perio- den Flammen ums Leben, weitere sieben starben bei
de 2000 bis 2009 lag die jährliche Brandfläche dann bei den Evakuierungen. Bereits Ende Juni 2008 musste
durchschnittlich 2,8 Millionen Hektar – mehr als das wieder der Notstand in Kalifornien ausgerufen werden,
Doppelte des 10-Jahres-Durchschnitts der 1990er Jahre. als wochenlang schwere Waldbrände tobten, die eine
Nachdem schon in den Jahren 2000, 2004 und 2005 Fläche von mehr als 340.000 Hektar vernichteten – das
immer neue Rekordwerte erreicht wurden, verbrannten entspricht der Summe der Landesflächen Berlins und
2006 schließlich knapp 4 Millionen Hektar – der bishe- des Saarlands. Die Küstenstadt Big Sur musste weitge-
rige traurige Höhepunkt (Abbildung 9). hend evakuiert werden. Zwischen Mitte Oktober und
November 2008 wüteten dann rund um Los Angeles
In den Jahren 2008 und 2009 ging zwar die verbrannte erneut schwere Waldbrände, die angefacht von den hei-
Fläche im Vergleich zu den Vorjahren deutlich zurück, ßen Santa-Ana-Winden rund 1.000 Häuser zerstörten,
Waldbrandfläche in Hektar

Anzahl der Brände

Jahr Fläche
Abbildung 9: Entwicklung der Waldbrände in den USA: Anzahl und Fläche Anzahl
Quelle: National Interagency Fire Center, Flächenangaben umgerechnet in Hektar

WWF Deutschland 33
von exklusiven Villen bis zu mobilen Fertighäusern. Im Regenfällen begleitet, weshalb Blitze dort selten ein
Mai 2009, nicht einmal sechs Monate nach den letzten größeres Feuer auslösen können103. Hier sind 98% der
verheerenden Bränden brachen in Santa Barbara erneut Brände auf Menschen zurückzuführen102.
Waldbrände aus, die 75 Häuser zerstörten. Im August
2009 wüteten dann gewaltige Waldbrände 500 km Die Zahl der Waldbrände in den USA schwankte in den
nördlich von Los Angeles in der Region um Santa Cruz. letzten 20 Jahren zwischen 60.000 und 100.000 pro
Jahr, ohne dass ein steigender Trend festzustellen wäre
Neben einer extremen Trockenheit und hohen Tempera- (Abbildung 9). Allein die Fläche der Waldbrände ist in
turen ist die fortschreitende Zersiedelung verantwortlich den letzten Jahren enorm gestiegen, da die Brände im-
für das verheerende Ausmaß der Waldbrandschäden in mer intensiver werden. Der Anstieg der Waldbrandin-
Kalifornien. Vororte fressen sich immer weiter hinein tensität wird auf Fehler in der Brandvorbeugung und
in die feueranfällige Wald- und Buschlandschaft Kali- -bekämpfung in der Vergangenheit zurückgeführt. Seit
forniens. Das Waldbrandrisiko wird in Kauf genommen den 1950er Jahren wird jede Art von Waldbrand syste-
für ein Leben im Grünen. In den 1990er Jahren ent- matisch unterdrückt und bekämpft. Mit den kleineren,
standen 61% der Neubauten an der Westküste, mehr als natürlichen Bodenfeuern gehen auch deren ökologische
eine Million Häuser in oder am Rande feuergefährdeter Funktionen verloren, zu denen unter anderem die Rei-
Wildnis100. Dadurch sind nicht nur die durch Waldbrän- nigung der Wälder von brennbarem Unterwuchs gehört.
de verursachten Schäden extrem angestiegen, sondern Stattdessen wurden die meisten der alten, feuerresisten-
auch die Kosten für deren Bekämpfung. Allein die US- ten Bäume eingeschlagen und durch dicht bestockte und
Forstbehörde gab 2008 knapp 1,5 Milliarden US Dollar leicht entflammbare künstliche Wälder ersetzt. Allein in
für die Waldbrandbekämpfung aus101, hinzu kommen die den USA zerschneiden über 700.000 km Forststraßen
Aufwendungen der Bundesstaaten. die staatlichen Wälder, wodurch sowohl fahrlässige
als auch vorsätzliche Brandstiftung erleichtert wird.
Die Mehrheit der Brände in den USA wird von Men- Durch Beweidung wurden viele einheimische Gräser,
schen verursacht. Zwischen 2001 und 2009 wurden im die Feuer am Boden hielten, verdrängt und durch leicht
nationalen Durchschnitt 85% der Waldbrände von Men- entzündliches Gebüsch ersetzt, über welches das Feuer
schen ausgelöst. 15% der Brände hatten Blitzschlag als in das Kronendach gelangen kann. Klimaveränderun-
natürliche Ursache (Tabelle 4) – allerdings variiert dies gen verlängern die Waldbrandsaison und führen zu häu-
je nach Region. In manchen Gebieten im Westen der figeren Dürreperioden, in denen die Wälder geschwächt
USA sind Blitzeinschläge der hauptsächliche Auslö- und anfälliger für Brände werden. Der Klimawandel,
ser von Waldbränden. Dort ist die Luftfeuchtigkeit zu dem die USA mit ihrem Kohlendioxidausstoß einen
bei den Sommerstürmen niedrig, so dass der geringe erheblichen Beitrag leisten, wird für den sprunghaften
Niederschlag die Brände, welche durch Blitzeinschlag Anstieg der Waldbrände seit Mitte der 1980er Jahre
entstehen, nicht sofort zu löschen vermag. Im Osten der verantwortlich gemacht104.
USA werden Gewitter dagegen gewöhnlich von starken
Ein umstrittenes Forstgesetz, das 2003 unter der
Tabelle 4: Durch Blitzschlag und durch Menschen Bush-Regierung verabschiedet wurde, erlaubt unter
verursachte Waldbrände in den USA
dem Vorwand der Waldbrandbekämpfung die weitere
Zahl der Brände verursacht durch: Erschließung von Wäldern mit Forststraßen und den
Jahr
Blitzschlag Mensch Einschlag unberührter Altwälder, obwohl gerade dies
2001 14.094 70.066 für den Anstieg der Waldbrände in der Vergangenheit
verantwortlich gemacht wird105.
2002 11.435 62.022
2003 12.776 50.815 Der WWF versucht gemeinsam mit anderen Natur-
2004 11.384 54.101 schutzorganisationen, diesen unnötigen Einschlag in
2005 8.323 58.430 den ökologisch empfindlichen, bisher nicht erschlosse-
nen Altwäldern zu verhindern. Die öffentlichen Geld-
2006 16.165 80.220
mittel zur Verringerung des Waldbrandrisikos sollten
2007 12.261 73.446 vielmehr dort eingesetzt werden, wo sie am vordring-
2008 8.856 70.093 lichsten benötigt werden – nämlich zum Schutz der
2009 9.142 69.650 Häuser und Menschen und nicht zur versteckten Sub-
ventionierung der Holzindustrie.
Quelle: National Interagency Fire Center102

34 WWF Deutschland
4.3.2 Kanada
Kanada verfügt über eine Waldfläche von 310 Mil-
lionen Hektar. Somit sind wie in den USA 31% der
Landesfläche bewaldet71. In vielen Waldökosystemen
Kanadas sind Waldbrände ein natürliches Element. In
den borealen Wäldern Kanadas haben sich die natürlich
vorkommenden Baumarten derart an Feuer angepasst,
dass sie zur Verjüngung auf Kronenfeuer von hoher
Intensität angewiesen sind. Andere Waldregionen
Kanadas sind auf periodisch auftretende Bodenfeuer
angewiesen, die den Unterwuchs beseitigen und so den
Ausbruch schwererer Brände verhindern.

Gleichzeitig ist die Holzindustrie ein bedeutender Wirt- Abbildung 10: Kanada verfügt über mehr als 300 Millionen Hektar
schaftsfaktor Kanadas, der mit 30 Milliarden Kanadi- Wald © WWF-Canon / Marc Wagner
schen Dollar den größten Beitrag zur positiven Han-
delsbilanz leistet und über 375.000 Arbeitsplätze bietet. der dritten und vierten Juliwoche. 2009 war die Situ-
ation bereits Mitte Juni so kritisch, dass zusätzliche
In den 1970er Jahren wurde erkannt, dass die totale Löschkräfte aus anderen Provinzen angefordert wer-
Verhinderung von Waldbränden weder ökonomisch den mussten. Nachdem sich die Lage zunächst wieder
machbar noch ökologisch wünschenswert ist. Trotz etwas beruhigte, erreichten die Waldbrände Ende Juli
steigender Kosten konnte kein entsprechender Rück- ihren Höhepunkt. Allein am 31. Juli brachen in British
gang der Brände festgestellt werden. Gleichzeitig stieg Columbia 175 Waldbrände aus. Insgesamt verbrannten
die Einsicht, dass Feuer eine wichtige natürliche Rolle dort 2009 knapp 230.000 Hektar, dreimal so viel wie im
dabei spielt, die Stabilität, Produktivität und Biodiver- 10-Jahres-Durchschnitt106.
sität der Wälder zu erhalten, besonders in den borealen
und gemäßigten Waldzonen Kanadas. Die Waldbrand- Die Ursachen und die durchschnittliche Größe der
strategie wurde dementsprechend angepasst. Auf der Waldbrandflächen weisen je nach Region starke Un-
einen Seite werden Gebiete in Siedlungsnähe oder mit terschiede auf. Im nationalen Durchschnitt ist Blitzein-
hohem Wert für die Holzindustrie sowie Erholungs- schlag der Auslöser für 35% der Waldbrände, die je-
gebiete mit großen Anstrengungen vor Waldbränden doch 85% der Fläche umfassen103. Blitzeinschlag ist die
geschützt. Auf der anderen Seite wird Feuer oftmals in häufigste Brandursache in den weiten, unerschlossenen
abgelegenen Waldgebieten mit geringem wirtschaftli- Wäldern im Norden Kanadas, wo sich die Brände unge-
chen Wert zugelassen. hindert ausbreiten können. Von Menschen verursachte
Brände treten hingegen meist in erschlossenen Wäldern
In Kanada kam es in den 10 Jahren zwischen 1999 und auf, so dass rasch eingegriffen und ein Ausbreiten des
2008 im Durchschnitt zu 7.435 Bränden pro Jahr mit Feuers verhindert werden muss. Etwa die Hälfte der
einer durchschnittlichen jährlichen Brandfläche von Waldbrandfläche befindet sich deshalb in abgelegenen
1,74 Millionen Hektar. 2009 entsprach die Zahl der Regionen. Die größten Waldbrandflächen verlaufen in
Brände mit 7.167 in etwa dem Durchschnittswert. Die einem Band entlang des Nördlichen Randes von West-
Brandfläche lag mit 755.405 Hektar jedoch deutlich und Zentralkanada, wo Waldbrände natürlich auftreten
unter dem Durchschnitt der vorherigen 10 Jahre. 57% und die Besiedelungsdichte gering ist.
der Brandfläche entfielen dabei auf jene Waldbrände
in abgelegenen Gebieten, die aus feuerökologischen In anderen Gebieten Kanadas, besonders dort, wo
Gründen in einem kontrollierten Rahmen zugelassen Bodenfeuer eine natürliche Rolle spielen, hat dagegen
werden. Mit 660 Bränden betrug der Anteil dieser zuge- die erfolgreiche Unterdrückung von Bränden zu einer
lassenen Waldbrände jedoch nur 9% der Gesamtzahl106. Anreicherung von brennbarem organischen Material
geführt, so dass schwierig zu kontrollierende Brände
Besonders betroffen war 2009 die Provinz British Co- von hoher Intensität die Folge sein können. Durch den
lumbia im Südwesten Kanadas mit 3.084 Waldbränden, Ausschluss von Feuer entstehen günstige Bedingungen
also 43% aller Waldbrände in Kanada. Normalerweise für eine Massenvermehrung forstschädlicher Insekten.
beginnt die Waldbrandsaison in British Columbia in Nach einer Insektenkalamität folgt oftmals ein großflä-
WWF Deutschland 35
chiger Waldbrand, da ausreichend abgestorbene trocke- Altersgründen ausscheiden. Da die Ausbildung zum
ne Bäume als Brennmaterial zur Verfügung stehen. erfahrenen Feuerwehrmann sehr lange dauert, können
Personalengpässe nicht kurzfristig durch Neueinstellun-
In den vergangenen Jahren hat die Zahl der Gebäu- gen gelöst werden. In manchen Bezirken besteht bereits
de und Gemeinden, die an Wälder angrenzen, stark heute ein Mangel an geeigneten Nachwuchskräften103.
zugenommen, da immer mehr Menschen auf das Land
ziehen wollen. Diese Hausbesitzer wissen nur wenig Der Klimawandel wird die Zahl und das Ausmaß der
über Waldbrände und entsprechende Schutzmaßnah- Waldbrände auch in Kanada dramatisch erhöhen. Be-
men. Die Bedrohung durch Waldbrände wurde der Öf- reits seit 1970 ist ein merklicher Anstieg der Waldbrän-
fentlichkeit im Sommer 2003 bewusst, als die Zahl und de im borealen Kanada festzustellen, parallel zu einer
das Ausmaß der Waldbrände in British Columbia die klimatischen Erwärmung der Region5. Hier ist ein sich
Kapazitäten zur Brandbekämpfung überstieg und über verstärkender Kreislauf zu befürchten. Kurzfristig wird
45.000 Menschen evakuiert werden mussten. Seitdem das in den Wäldern gebundene Kohlendioxid als Folge
wurden verschiedene Programme zur Katastrophenver- der Brände in die Atmosphäre entlassen, wodurch die
hütung ausgearbeitet – eine Herausforderung angesichts Klimaerwärmung weiter verstärkt wird. Langfristig
der steigenden Zahl von Siedlungen in Waldnähe und verringern häufigere Brände den Anteil alter Wälder zu
der wachsenden Brandgefährdung. Zusätzlich erwarten Gunsten jüngerer Waldbestände, die weniger Biomasse
auch die Gemeinden im Norden Kanadas einen besse- aufweisen und somit weniger Kohlendioxid speichern5.
ren Schutz vor Waldbränden. Für diese Gemeinden bil- Kohlendioxid ist eines der Treibhausgase, die für
det der angrenzende Wald die Lebensgrundlage, so dass den Klimawandel verantwortlich sind. Klimamodelle
selbst Brände, welche die Siedlung nicht direkt treffen, prognostizieren für Kanada einen zeitigeren Beginn der
erhebliche Auswirkungen auf die Gemeinde haben. Waldbrandperiode und eine Zunahme der Gebiete, in
Beinahe jährlich muss eine Vielzahl von Gemeinden im denen hohe bis extreme Waldbrandgefahr herrscht5.
Norden Kanadas evakuiert werden, um die Menschen
vor den Bränden und dem gesundheitsschädlichem Die Kosten für die Waldbrandbekämpfung werden
Rauch zu schützen. nach jüngsten Erkenntnissen aufgrund der Klimaerwär-
mung gewaltig steigen. Eine Feuerbekämpfung in dem
Die Waldbrandbekämpfung hat daher in den letzten heutigen Ausmaß wird sich nicht mehr wirtschaftlich
Jahren in der öffentlichen Diskussion stark an Bedeu- nachhaltig durchführen lassen. Dies hat direkte Auswir-
tung gewonnen. Besonders die indianischen Ureinwoh- kungen auf die Holzversorgung und die Wettbewerbs-
ner, die Waldbesitzer und die Bewohner der an Wälder fähigkeit der kanadischen Holzindustrie sowie auf etwa
angrenzenden Gebiete erwarten von den verantwortli- 300 von der Holzindustrie abhängigen Gemeinden. Es
chen Behörden neben dem Schutz ihres Besitzes, dass kann auch die Reduzierung des Kohlendioxidausstoßes
sie in Entscheidungen zur Waldbrandbekämpfung mit erschweren, zu der sich Kanada im Rahmen des Kyoto-
eingebunden werden. Diese Einbindung erfordert eine Protokolls verpflichtet hat103.
informierte Öffentlichkeit, die versteht, dass Waldbrän-
de auch positive Auswirkungen haben können und nicht Um diesen Herausforderungen zu begegnen, müssen
jeder Waldbrand verhindert werden kann. innovative Strategien, die sowohl die Hauptursachen
als auch die Auswirkungen der Waldbrände berück-
Die Waldbrandbekämpfung ist mit großen Kosten ver- sichtigen, entwickelt und rechtzeitig in ganz Kanada
bunden und erfordert hohe Investitionen in Infrastruk- umgesetzt werden103.
tur und Ausrüstung wie Flugzeuge und Helikopter. Die
Ausrüstung muss zudem in regelmäßigen Abständen
erneuert werden, was aufgrund von Budgetkürzungen
im letzten Jahrzehnt unterlassen wurde. Mittlerweile ist
beispielsweise die Hälfte der Tankflugzeuge älter als 30
Jahre und muss innerhalb der nächsten 10 Jahre aus-
gewechselt werden. Natürlich werden auch die Feuer-
wehrleute älter. Neueinstellungen wurden aufgrund der
Budgetkürzungen ebenfalls reduziert. Etwa die Hälfte
der Feuerwehrleute wird in den nächsten 10 Jahren aus

36 WWF Deutschland
4.4 Deutschland sind die klimatischen Bedingungen – Brandenburg ist
Deutschland zählt innerhalb Mitteleuropas zu den am das regenärmste Bundesland – verbunden mit lockeren
meisten gefährdeten Waldbrandgebieten (Rang 2, nach Sandböden, die Niederschläge nur wenig speichern.
Polen). Besonders gefährdet sind die östlichen Bundes- Hinzu kommt ein hoher Kieferanteil von 70%. Kie-
länder. Von den deutschlandweit 858 Waldbränden im fernwälder gelten als besonders brandanfällig. Die
Jahr 2009 betrafen 470 Fälle, also über die Hälfte, die EU-Kommission ordnete deshalb Brandenburg und
ostdeutschen Bundesländer107, obwohl deren Anteil an angrenzende Landkreise in anderen Bundesländern
der gesamten deutschen Waldfläche nur 28% beträgt. gemeinsam mit Südfrankreich, Korsika und Südspa-
Besonders betroffen ist das Land Brandenburg. Ein nien in die höchste Waldbrandrisikostufe ein108 (siehe
Drittel aller Waldbrände in Deutschland treten dort Abbildung 11).
auf. Gründe für diese besondere Waldbrandgefährdung

Abbildung 11: Einteilung der


Bundesrepublik Deutschland in
Waldbrand-Risiko-Gebiete
Quelle: AID – Heft 1354 / 2001

Gebiete mit Anteilen unter-


schiedlichen Waldbrandrisikos
Gebiete mit geringem
Waldbrandrisikos

Gebiete mit mittlerem


Waldbrandrisikos

Gebiete mit hohem


Waldbrandrisikos

WWF Deutschland 37
Generell steigt in trockenen, warmen Sommern die 5% der Waldbrände in Deutschland auf natürliche Ur-
Waldbrandgefährdung. Aufgrund der Klimaerwärmung sachen wie Blitzeinschlag zurückzuführen. Allerdings
ist davon auszugehen, dass so genannte „Jahrhundert- konnte bei 42% der Waldbrände die Ursache nicht
sommer“, in denen das Waldbrandrisiko besonders festgestellt werden. In 16% der Fälle handelte es sich
hoch ist, häufiger werden. Zusätzlich begünstigen nachweislich um Brandstiftung. Knapp ein Viertel der
trockene, warme Sommer das Wachstum von leicht Waldbrände wurde fahrlässig verursacht. Aus Fahrläs-
entzündlichen Gräsern. Nahezu jeder Waldbrand sigkeit verursachte Waldbrände sind überwiegend auf
beginnt als Bodenfeuer, bei dem sich zunächst die Bo- Camper, Waldbesucher oder Kinder zurückzuführen.
denvegetation entzündet. Die Vergrasung der Wälder Der Land- und Forstwirtschaft sind zwischen 15% und
wurde in den letzten Jahrzehnten durch den Eintrag 25% der fahrlässig verursachten Waldbrände in den
von Stickstoff aus der Atmosphäre zusätzlich geför- letzten Jahren zuzurechnen. Daneben konnten 2009
dert. Der Wandel in der Bodenvegetation begünstigt in elf Fällen Bahnlinien und elektrische Leitungen als
mit Sandrohr und Drahtschmiele zwei Gräserarten, die Brandursache festgestellt werden107. Unter dem Begriff
hinsichtlich der leichtesten Entzündbarkeit Spitzen- „Sonstige handlungsbedingte Einwirkungen“ werden
plätze einnehmen109. Dadurch hat sich die Brandgefahr in der offiziellen Statistik solche Waldbrandursachen
in den nordostdeutschen Kieferwäldern weiter erhöht. auf militärischem Übungsgelände eingeordnet, die
Der Vergrasung kann durch angepasstes waldbau- zumeist durch alte Munition und Blindgänger ausge-
liches Vorgehen entgegengewirkt werden. So wird löst werden, die sich bei Hitze und Trockenheit selbst
zum Beispiel in FSC-zertifizierten Wäldern, die durch entzünden. Die Zahl dieser Waldbrände hat sich 2009
Vergrasung gefährdet sind, das Kronendach bei Hiebs- im Vergleich zu den Vorjahren mehr als verdoppelt.
maßnahmen nur noch vorsichtig aufgelichtet. Wegen Zudem ist bei Bränden auf Militärgelände die Scha-
der geringeren Lichteinstrahlung auf den Waldboden densfläche besonders groß. 563 Hektar, also über zwei
wird die Konkurrenzkraft der Gräser gegenüber der Drittel der gesamten Brandfläche 2009, fallen in diese
angestrebten Verjüngung verringert und somit die Ver- Kategorie (Tabelle 5).
grasung minimiert110.
Der zeitliche Verlauf der Waldbrandsaison in Deutsch-
Die meisten Waldbrände werden vorsätzlich oder fahr- land hängt von den Wetterbedingungen des jeweiligen
lässig durch Menschen verursacht. Im Jahr 2009 waren Jahres ab. 2009 fiel der Höhepunkt der Waldbrandsai-

Tabelle 5: Waldbrände in Deutschland und ihre Ursachen


Zahl der Brände
Ursache Durchschnitt 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009
1991–2000
Natürliche Ursachen 68 20 23 111 11 19 76 23 33 41
Fahrlässigkeit 396 113 102 492 153 92 216 224 230 199
Brandstiftung 356 159 157 537 157 114 154 187 200 140
Sonst. handlungsbed. 158 58 43 152 33 45 42 30 58 121
Einwirkungen
Unbekannte Ursachen 634 237 188 1.232 272 226 442 315 297 357
Zusammen 1.612 587 513 2.524 626 496 930 779 818 858

Brandfläche in Hektar
Ursache Durchschnitt 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009
1991–2000
Natürliche Ursachen 110,5 1,7 2,7 23,2 1,7 2,4 15,1 2,4 12,6 11,6
Fahrlässigkeit 286,3 18,9 38,2 168,1 52,4 44,9 201,8 74,7 137,2 40,8
Brandstiftung 153,1 33,2 25,3 319,8 45,6 37,6 35,4 48,0 41,1 34,3
Sonst. handlungsbed. 244,3 29,7 12,5 388,6 60,7 26,4 26,2 32,3 278,9 563,4
Einwirkungen
Unbekannte Ursachen 445,7 38,3 43,3 415,3 114,1 72,1 203,6 98,1 68,8 106,9
Zusammen 1.239,9 121,7 122,1 1.315,1 274,5 183,4 482,1 255,6 538,5 756,9
Quelle: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung

38 WWF Deutschland
son, ebenso wie im Jahr 2007, bereits in den April, der des Horizonts vergleicht. Automatisch kann so auf-
in beiden Jahren außergewöhnlich warm und trocken steigender Rauch erkannt und das jeweilige Forstamt
war107. 2295 Waldbrände entfielen 2009 auf diesen Mo- benachrichtigt werden. Dort wird über die Alarmierung
nat. 2007 waren es im April sogar 437 Brände111. Im der Feuerwehr entschieden. Allein in Brandenburg sind
Jahr 2008 erreichte die Waldbrandsaison hingegen in dazu 110 Digitalkameras installiert. Der Aufbau des
den Monaten Mai mit 230 und Juni mit 278 Waldbrän- Fire-Watch-Systems kostete 10 Millionen Euro, wei-
den ihren Höhepunkt112. 2006 entfiel über die Hälfte der tere 300.000 Euro werden jährlich für den Unterhalt
Waldbrände auf den Juli113. benötigt114.

Die wirtschaftlichen Schäden lagen im Durchschnitt Langfristig und nachhaltig kann die Waldbrandgefahr
der Jahre 1991 bis 2009 bei 2,2 Millionen Euro jähr- in Nordostdeutschland nur reduziert werden, wenn
lich. 2009 betrug der Schaden durch Waldbrände ökologische Veränderungen, die das Waldbrandrisi-
615.000 Euro. Dabei wurden etwa 4.200 Festmeter ko zusätzlich erhöhen, rückgängig gemacht werden.
Holz vernichtet. Mit 812 Euro je Hektar Waldbrandflä- Zunächst sollten die Entwässerungsgräben, die allein
che waren die Schäden in diesem Jahr außerordentlich Brandenburg mit einer Länge von insgesamt 23.000 km
niedrig, verglichen mit dem langjährigen Durchschnitt durchziehen, zurückgebaut werden, damit der geringe
von 2.627 Euro pro Hektar. Das Rekordjahr war 1992 Niederschlag nicht sofort abgeleitet wird. Vor allem
mit einer Waldbrandfläche von 4.908 Hektar und einer aber müssen die gleichförmigen Kiefernmonokulturen,
Schadenssumme von 12,8 Millionen Euro107 (Tabelle 6). die das Entstehen und rasche Ausbreiten der Brände be-
Die größte Waldbrandkatastrophe in den alten Bun- günstigen, mittelfristig in reich strukturierte, ungleich-
desländern fand 1975 in der Lüneburger Heide statt, altrige Mischbestände umgebaut werden.
als gleichzeitig mehrere Brandherde auftraten. Etwa
15.000 Feuerwehrleute aus dem gesamten damaligen
Bundesgebiet waren im Einsatz, unterstützt von rund Tabelle 6: Zahl, Fläche und Schäden der Waldbrände
11.000 Soldaten und Löschflugzeugen aus Frankreich. in Deutschland 1991 bis 2009
Fünf Feuerwehrleute starben, als der Wind sich drehte Jahr Waldbrand- Anzahl Schadens- Schaden
und sie von den Flammen eingeschlossen wurden. Bei fläche (ha) der fläche (ha je (Mio. €)
dem Brand wurden 7.418 Hektar Wald vernichtet. Es Brände Waldbrand)
entstand ein Schaden von umgerechnet mehr als 18 1991 920 1.846 0,5 1,7
Millionen Euro. Als Folge der Brandkatastrophe ist der 1992 4.908 3.012 1,6 12,8
deutschlandweite Brandschutz mittlerweile deutlich
1993 1.493 1.694 0,9 5,4
besser organisiert als damals. So wird beispielsweise an
besonders gefährdeten Orten bei entsprechender Wald- 1994 1.114 1.696 0,7 1,3
brandwarnstufe ein Feuerwehr-Flugdienst zur Luftbeo- 1995 592 1.237 0,5 1,5
bachtung der Wälder eingesetzt. 1996 1.381 1.748 0,8 4,2
1997 599 1.467 0,4 1,5
Für Waldbrandvorsorgung und Kontrolle wird jedes
1998 397 1.032 0,4 1,6
Jahr ein Vielfaches der Schadenssumme aufgewendet,
die durch Waldbrände entsteht. 2009 wurden dafür in 1999 415 1.178 0,4 1,4
Deutschland knapp 4,3 Millionen Euro ausgegeben107, 2000 581 1.210 0,5 2,1
2006 waren es sogar knapp 10 Millionen Euro113. Den 2001 122 587 0,2 0,5
Großteil dieser Ausgaben trägt die Forstwirtschaft. So 2002 122 513 0,2 0,5
wurde etwa in Brandenburg ein modernes Waldbrand-
2003 1.315 2.524 0,5 3,2
überwachungssystem aufgebaut, das mittlerweile auch
in anderen Bundesländern zur Anwendung kommt. 2004 274 626 0,4 0,5
Hoch auflösende Digitalkameras mit Spezialfiltern, die 2005 183 496 0,4 0,4
ein Feuer an der Rauchwolke erkennen können, wer- 2006 482 930 0,5 0,9
den dazu auf Mobilfunkmasten und Feuerwachtürmen
2007 256 779 0,3 0,8
installiert, um Wälder in einem Umkreis von 10 bis
2008 539 818 0,7 1,0
15 Kilometern zu überwachen. Die Bilder werden von
einem Computer ausgewertet, der mit einer Bildaus- 2009 757 858 0,9 0,6
wertungssoftware mehrere zeitgerasterte Aufnahmen Quelle: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung107

WWF Deutschland 39
4.5 Australien Im südlichen Australien ist die Besiedelung dagegen
weitaus dichter und die Landschaft hochgradig zer-
Australien hat eine Fläche von 7.617.930 km², die von
schnitten. Hier hat sich eine Kultur der Brandbekämp-
den Subtropen bis tief in die südliche gemäßigte Klima-
fung entwickelt, um hochwertige Besitztümer, die
zone reicht. Die Natur, Häufigkeit, Größe und jahres-
durch Feuer geschädigt werden können, zu schützen.
zeitliche Saison der Brände unterscheidet sich je nach
Region erheblich voneinander. Jedes Jahr verbrennen Die Auswirkungen der Brände sind deshalb höchst un-
im nördlichen Landesteil gewaltige Flächen. Abbildung terschiedlich. Im Norden können Millionen von Hektar
12 zeigt dies beispielhaft für das Jahr 2009. Im Süden verbrennen, ohne dass es zu nennenswerten Sachschä-
sind die Brände, was ihre Fläche betrifft, weitaus klei- den kommt. In anderen Landesteilen kann dagegen ein
ner. Die Schäden, die die Brände im dicht besiedelten einziges Feuer, das ein relativ kleines Gebiet betrifft, zu
Süden Australiens verursachen, sind jedoch erheblich erheblichen Verlusten sowohl an Menschenleben wie
größer als jene im weitgehend menschenleeren Norden. auch Besitztümern führen. Das erklärt, weshalb 2003
Die flächenmäßig kleinen Waldbrände im Süden erre- als eines der schwersten Brandjahre in Australien gilt,
gen die öffentliche Aufmerksamkeit und beschäftigten obwohl die geringste Fläche im langjährigen Vergleich
die Politik, denn hier verbrennen Häuser und geraten betroffen war. Denn eigentlich hat die jährlich ver-
Menschen in Gefahr. brannte Fläche seit dem Beginn der Besiedelung durch
Europäer signifikant abgenommen – aufgrund von
Die tropischen Savannen und Graslandschaften im Änderungen in der Landnutzung, Brandbekämpfung
nördlichen Australien brennen leicht und häufig. Die und dem Ende des traditionellen Abbrennens durch
Menschen dort sind an das Feuer nicht nur gewöhnt, sie die australischen Ureinwohner, den Aborigines. Dies
benutzen es. Gefördert durch das Feuer wächst rasch hat zu Veränderungen in der Waldstruktur und zu einer
wieder frisches Gras nach, das Nahrungsgrundlage für Verschlechterung des Waldzustands einschließlich des
Wildtiere und Weidevieh ist. Absterbens des Waldes geführt.

Stadt

Bundesstaatsgrenze

Brandfläche 2009
790 km

Abbildung 12: Karte der Brandflächen 2009 in Australien. Quelle: Western Australian Land Information Authority (Landgate)115

40 WWF Deutschland
4.5.1 Die Waldbrandkatastrophen in diesem im Februar 1983 zu Brandkatastrophen geführt hatte.
Jahrhundert Ein Tiefdruckgebiet über der tasmanischen See führte
Die Brandsaison 2002/2003 – Folge einer schweren zu starken Winden, die trockene, heiße Luftmassen
und lang andauernden Dürre – war eine der drama- aus dem Landesinneren in den Südosten Australiens
tischsten seit der Besiedelung des Kontinents durch brachten. Experten befürchten, dass derartige extreme
Europäer. Es kam zu Großfeuer in New South Wales, Wetterbedingungen mit dem Klimawandel in Zukunft
dem Australian Capital Territory und Victoria und zu häufiger auftreten werden116. Die heißen Winde trockne-
einer Brandkatastrophe in Canberra am 18. Januar 2003. ten in der Nacht zum 7. Februar Streu und Bodenvege-
Die Brände kosteten zehn Menschen das Leben, zerstör- tation stark aus und schufen den idealen Nährboden für
ten über 1.200 Gebäude, töteten über 12.000 Stück Vieh gewaltige Brände. Das Ausmaß der Waldbrände über-
und verursachten erhebliche Umweltschäden. Die ver- raschte die Bewohner der Vororte, die sich bis dahin
sicherte Schadenssumme wird auf über 400 Millionen nicht durch Waldbrände gefährdet sahen und deshalb
Australische Dollar, etwa 237 Millionen Euro geschätzt. auch keine Vorsorge getroffen hatten. Eine nachfolgen-
Die Umweltschäden wurden nicht bewertet119. de Untersuchung117 der Brände zeigte, dass über die
Hälfte der Häuser in Gebieten verbrannten, die nicht
Bereits bei der nachfolgenden Untersuchung der Brän- als Waldbrandgefährdet eingestuft waren. Selbst einige
de 2002/2003 wurden Unzulänglichkeiten der verfüg- hundert Meter vom nächsten Wald entfernt brannten
baren Statistiken festgestellt, die bis heute bestehen. So Häuser ab. Zwar wurde bereits eine Woche zuvor für
beziehen sich die Waldbranddaten nur auf Staats- den 7. Februar ein noch nie dagewesenes Waldbrand-
wälder, nicht aber auf Wälder in Nationalparks und risiko vorhergesagt, über dessen Auswirkungen waren
in Privatbesitz. Die Erhebungsmethoden und damit sich jedoch die betroffenen Gemeinden nicht bewusst.
die Genauigkeit der Daten variieren. Die Daten schlie- Zudem fehlte, wie der Untersuchungsbericht feststellte,
ßen teilweise den kontrollierten Einsatz von Feuer mit eine rechtzeitige Warnung über die nahende Bedro-
ein, teilweise auch nicht. Schließlich reichen die Daten hung, so dass viele Menschen vom Feuer überrascht
meist nur wenige Jahre zurück. Eine verlässliche, nach wurden117.
einheitlichen Standards erhobene Waldbrandstatistik
wäre aber nötig, um den Erfolg der ergriffenen Maß- 4.5.2 Ursachen
nahmen beurteilen zu können, die Planung zu ver- Die Ursachen der Brände in Australien sind vergleich-
bessern und eine Basis für technische und politische bar mit denen in anderen Industrienationen: Natürliche
Innovationen zu schaffen. Ursachen sind auf Blitzeinschläge beschränkt, während
die überwältigende Mehrzahl der Brände von Men-
2005/2006 wüteten ab Dezember in den Bundesstaaten schen verursacht wird. Kriminologen schätzen, dass
Victoria, New South Wales und South Australia sowie etwa die Hälfte der Brände absichtlich gelegt wird.
auf Tasmanien Buschbrände, denen bis Mitte Januar Die meisten Brandstifter sind meist junge Männer, die
bereits mehr als eine Million Hektar Land zum Opfer Motive reichen von Langeweile und der Suche nach
fielen. Mindestens zwei Menschen kamen ums Le- Aufmerksamkeit bis hin zu Rache und Vandalismus.
ben. Dutzende Häuser wurden zerstört, tausende Tiere Pyromanie, als pathologische und nur des Feuers
getötet. 2006/2007 wurde der Süden Australien wieder Willen gelegte Brandstiftung, ist hingegen nur selten
von verheerenden Waldbränden heimgesucht, die Men- das Tatmotiv116. In der Strafverfolgung spiegelte sich
schenleben forderten und Häuser zerstörten. jedoch bisher der hohe Anteil an Brandstiftungen nicht
wieder. Den über 10.000 Bränden in der Saison 2002 /
Am 7. Februar 2009 kam es im Bundesstaat Viktoria im 2003, bei denen von vorsätzlicher Brandstiftung ausge-
Südosten des Kontinents zu den bislang schlimmsten gangen wurde, stehen 43 Verurteilungen gegenüber.
Buschbränden in der Geschichte Australiens.
173 Menschen starben, 1.800 Häuser wurden zerstört Durch die Klimaerwärmung wird die Schwere der
und 450.000 Hektar Land verbrannten. Zuvor hatten Wald- und Buschbrände weiter steigen. So wird in einer
mehrere aufeinanderfolgende Jahre mit geringem Nie- Regierungsstudie für Sydney von einem Temperaturan-
derschlag den Grundwasserspiegel gesenkt, Boden und stieg von 4,8° Celsius zum Jahr 2070 ausgegangen, wo-
abgestorbene Biomasse ausgetrocknet und damit die durch es zu einer Häufung von Stürmen kommt, welche
Voraussetzungen für diese Brandkatastrophe geschaf- die alljährlich auftretenden Buschfeuer kräftig anfachen
fen. Am Tag der Katastrophe kam es zu einer extremen und stärker als bisher in die Vorstädte treiben118.
Wetterlage, die ähnlich bereits im Januar 1939 und

WWF Deutschland 41
4.5.3 Folgen ens hat sich jedoch Häufigkeit, Ausmaß und Intensität
Finanzielle Schäden der Brände stark und regional unterschiedlich ausge-
Verfügbare Informationen über die wirtschaftlichen prägt. In Gebieten, wo die Häufigkeit und Intensität
Kosten der Brände sind auf versicherte Schäden be- der Brände gestiegen ist, verkleinert sich die Fläche
grenzt. Teilweise war aber zerstörtes Eigentum ent- für feuerempfindliche Arten und ändert sich die Struk-
weder gar nicht oder unterversichert und ist daher in tur und Zusammensetzung der Vegetation. Grasarten
diesen Zahlen nicht mit eingeschlossen. Hinzu kommen mit erhöhter Brandanfälligkeit treten verstärkt auf. Es
weitere ökonomische Verluste bei der Produktivität, im fehlen Nist- und Rückzugsmöglichkeiten für Tierarten.
Tourismus, durch Rauch, durch Wiederherstellung der In Gebieten, in denen Brände verhindert und bekämpft
Infrastruktur und den Verlust von Arbeitsplätzen. werden, breiten sich dagegen Büsche und Sträucher aus
und verdrängen Arten, die Feuer für ihre Reproduktion
Auch über die Kosten der Brandbekämpfung sind benötigen.
keine umfassenden nationalen Angaben verfügbar. Die
verfügbaren Angaben weisen nach Einschätzung der Die Veränderungen im Feuerregime bedrohen viele
FAO auf ein steigendes Budget für die Brandbekämp- gefährdete Arten wie beispielsweise den Bilby (Ka-
fung hin, während die Ausgaben für Brandvorbeugung ninchennasenbeutler, Macrotis lagotis), ein Beuteltier
sinken. So sind beispielsweise die Kosten für Brandbe- mit dem Aussehen eines Hasen und eine der meist
kämpfung in New South Wales regelrecht explodiert. bedrohten Arten Australiens. Während er noch vor
Das Budget des „Rural Fire Service“ betrug im Finanz- hundert Jahren in ganz Australien verbreitet war, ist
jahr 1992/1993 noch 28 Millionen Australische Dollar, er mittlerweile nur noch im nördlichen Landesteil zu
im Finanzjahr 2003/2004 mit 141 Millionen Austra- finden. Seine Nahrungsquellen und Rückzugsmöglich-
lische Dollar das Fünffache. Im Jahr zuvor, als die keiten sind bei einem Anstieg der massiven Buschfeuer
verheerenden Brände stattfanden, war das Budget auf gefährdet120. Ein weiteres Beispiel ist der Great Desert
die Rekordsumme von über 240 Millionen Australische Skink (Egernia kintorei), eine australische und höchst
Dollar gestiegen, also etwa 142 Millionen Euro, für ei- gefährdete Echsenart. Der Great Desert Skink ist an ein
nen einzigen der acht Bundesstaaten und Territorien auf Fleckwerk aus unterschiedlich alten Brandflächen ange-
dem Australischen Kontinent. Es ist wenig wahrschein- passt, wie es bei dem traditionellen Feuermanagement
lich, dass sich ein derartiger Ausbau des Budgets für der Aborigines entsteht. Dort, wo dieses Feuermanage-
die Brandbekämpfung weiter fortführen und finanziell ment noch besteht, finden sich auch seine letzten Popu-
bewältigen lässt. Vielmehr muss das Gleichgewicht lationen, auf drei bis 15 Jahre alten Brandflächen. Ein
zwischen Vorbeugung und Bekämpfung neu überdacht großflächiges Feuer zu überleben ist sehr schwierig für
werden. Hierbei müsste vor allem der Aspekt des ihn. Das Nahrungsangebot und der Schutz vor Raubtie-
Brandrisikos verstärkt in die Landesentwicklung und ren ist nach einem Großfeuer erheblich reduziert121.
Planungsprozesse integriert und dabei auf Erfahrungen
und Kenntnisse derjenigen zurückgegriffen werden, die Unter den durch Feuer gefährdeten Pflanzenarten ist
sich bereits jetzt mit Brandgefährdung beschäftigen, vor allem Boronia viridiflora zu nennen, ein 1,5 bis
also Feuerwehr und Notdienste, Versicherer und Akteu- zwei Meter hoher Busch, der weltweit nur noch an zwei
re der Land- und Forstwirtschaft. Standorten in den senkrechten Sandsteinwänden des
Arnhem Plateaus zu finden ist. Ihr Überleben hängt von
Ökologische Schäden der Erhaltung geeigneter Standorte ab, die jedoch ver-
In Australien liegt im Gegensatz zum benachbarten mehrt von Bränden heimgesucht werden. Der WWF hat
Indonesien keinerlei Bewertung der ökologischen Aus- deshalb gemeinsam mit der australischen Regierung das
wirkungen der Brände vor; ebenso wenig eine Abschät- „Arnhem Land Fire Abatement Scheme“ ins Leben ge-
zung, inwieweit die Brände zum Kohlendioxidausstoß rufen. Dieses Programm kombiniert satellitengestützte
Australiens und damit zur globalen Klimaerwärmung Feuerüberwachung und Hubschraubereinsätze mit dem
beitragen119. Bodeneinsatz von indigenen Rangern. In dem 40.000
km² großen Projektgebiet konnte dadurch bereits eine
Feuer ist ein natürliches Element Australiens. Die signifikante Verringerung der jährlichen Brandfläche
heimischen Arten haben sich über Jahrmillionen daran erreicht werden122.
angepasst. Seit der europäischen Besiedelung Australi-

42 WWF Deutschland
4.6 Russland immer wieder neue Brandherde. Dort wurden mehr als
10.000 Hektar Wald vom Brand vernichtet. Zu Zeiten
Russland ist nicht nur das größte Land der Erde,
der Sowjetunion pflanzte man massenhaft Nadelhölzer
sondern besitzt mit 808 Millionen Hektar auch die
im heißen Dürreland an, ohne die Konsequenzen zu
größte Waldfläche weltweit. Natürliche und durch
bedenken. Heutzutage kann dort selbst ein kleiner Funke
Menschen verursachte Waldbrände sind dementspre-
verheerende Folgen haben126.
chend zahlreich und betreffen große Flächen. Seit
Beginn der 1990er Jahre wurden die Mittel für Wald-
4.6.1 Ursachen
brandbekämpfung erheblich gekürzt. In den 1970er
Jahren waren über 8.000 Feuerspringer angestellt, Im Durchschnitt der letzten 10 Jahre wurden 72% der
die 70% der Waldbrände bereits im Anfangsstadium Waldbrände in Russland vom Menschen verursacht.
löschten. Feuerspringer springen per Fallschirm aus Weitere 7% wurden durch den Einsatz von Feuer in der
Flugzeugen ab und können Waldbrände in entlegenen, Landwirtschaft verursacht und 14% hatten andere Ur-
nicht erschlossenen Gebieten schnell bekämpfen. 2005 sachen. Blitzschlag als natürliche Ursache war dagegen
betrug die Zahl der Feuerspringer nur noch die Hälfte nur in 7% Auslöser der Waldbrände. Allerdings sind in
im Vergleich zu den 1970er Jahren. Überdies wurde den dünn besiedelten Gebieten im Norden Russlands
die Zahl der Überwachungsflüge reduziert. Als Folge Waldbrände weitaus häufiger auf Blitzschläge zurückzu-
werden Brände später entdeckt und bekämpft. Die führen. Hier können bis zu 50% bis 70% der Waldbrän-
durchschnittliche Brandfläche bei der Entdeckung hat de durch Blitzschlag ausgelöst werden124.
sich ebenso wie die Zahl der großflächigen Waldbrän-
de (über 200 Hektar) seither mehr als verdoppelt124. Extreme Waldbrandsituationen wie im Jahr 2003, als
Von 2000 bis 2007 verbrannten insgesamt 52,5 Milli- mehr als das Doppelte der durchschnittlichen jährlichen
onen Hektar Wald, dies entspricht 6,5% der gesamten Fläche verbrannte (Tabelle 7) sind auf ein komplexes
russischen Waldfläche. Die durchschnittliche Wald- Zusammenspiel verschiedener Faktoren zurückzuführen:
brandfläche betrug in diesem Zeitraum etwa extreme Trockenheit, reduzierte Kapazitäten zur Brand-
6,5 Millionen Hektar pro Jahr. bekämpfung, nicht angepasste Forstwirtschaft sowie
wirtschaftlich motivierte Brandstiftung und Sorglosig-
Seit 2005 ist die Waldbrandbekämpfung Aufgabe der keit. In den Regionen nordwestlich und südöstlich des
Regionen. Eine selbstständige nationale Spezialorgani- Baikalsees fielen in den zehn Monaten zwischen August
sation wurde aufgelöst. Stattdessen beauftragen die je- 2002 und Mai 2003 extrem wenig Niederschläge, in der
weiligen Regionalbehörden die Waldbrandabteilungen Republik Buryatia beispielsweise gerade einmal 36 mm
auf vertraglicher Grundlage. Dadurch stiegen zwar die insgesamt. Normalerweise beträgt der durchschnittliche
finanziellen Aufwendungen für die Waldbrandbekämp- Jahresniederschlag dort 190 mm. Die Vegetation war
fung. Die Erfolge blieben jedoch aus. Die regionalen dadurch einem außerordentlichen Trockenheitsstress
Behörden sind mit der neuen Aufgabe überfordert. ausgesetzt. Aufgrund von Budgetkürzungen musste
Zudem fehlt die Koordination zwischen den Regionen. gleichzeitig die Zahl der Beobachtungsflüge reduziert
Das Feuer macht jedoch nicht an Verwaltungsgrenzen werden. Brandherde wurden dadurch nicht rechtzeitig
halt. Zugleich wurden 22 Luftstützpunkte für Lösch-
flugzeuge aufgelöst125. Tabelle 7: Zahl und Fläche der Waldbrände in Russland
Jahr Anzahl der Brandfläche in Waldbrandfläche
2006 wurden von März bis Mitte November laut Mi- Brände Hektar in Hektar
nisterium für Naturressourcen insgesamt 25.200 Wald- 2000 7.982 6.147.300 4.118.499
brände gemeldet, die auf einer Fläche von insgesamt 2001 6.335 5.212.800 3.490.560
1.874.000 Hektar wüteten. Am schwersten betroffen war
2002 10.178 10.626.170 7.130.340
der Föderale Bezirk Sibirien, wo knapp 680.000 Hektar
Taiga den Flammen zum Opfer fielen. Im Föderalen 2003 15.707 17.937.800 14.510.230
Bezirk Ferner Osten brannten fast 416.000 Hektar 2004 7.862 4.445.530 3.080.300
Wald ab. Im europäischen Teil des Landes brannten 2005 19.526 9.288.550 5.180.400
insgesamt 52.500 Hektar ab. Besonders betroffen wa-
2006 21.744 13.105.264 8.490.840
ren nordwestliche Gebiete, wo mehr als 33.000 Hektar
Wald in den Flammen aufgingen. In der künstlich 2007 23.024 9.975.250 6.468.880
angelegten Nadelwaldzone im Wolga-Land entstanden Quelle: Sukachev Institute of Forest 123

WWF Deutschland 43
entdeckt, bevor sie sich zu unkontrollierbaren Groß- fache. Daneben finden sich im Rauch mit Feinstaub,
bränden ausweiten konnten. Die Waldbewirtschaftung Formaldehyd und polyzyklischen aromatischen Hy-
mit gewaltigen Kahlschlägen steigerte die Feueran- drokarbonaten weitere Stoffe, die wie Kohlenmonoxid
fälligkeit der Wälder erheblich. Die Größe der Kahl- schwere Atemwegserkrankungen hervorrufen können.
schläge übersteigt die Entfernung, die Baumsamen bei
ihrer Verbreitung mit dem Wind überwinden können. Mitte August 2006 kam es in der Umgebung von Sankt
Eine natürliche Verjüngung der Wälder kann besonders Petersburg zu Wald- und Moorbränden als Folge eines
unter den extremen klimatischen Bedingungen, wie heißen und trockenen Sommers. Der Rauch belastete
sie in manchen Regionen Russlands herrschen, nicht nicht nur die russische Metropole, sondern auch be-
mehr stattfinden. Begünstigt durch wiederholte Brände nachbarte Länder wie Finnland, Norwegen und Estland.
entwickelt sich großflächig eine Graslandschaft, in der Krankenhäuser im Südosten Finnlands registrierten auf-
es regelmäßig brennt124. fallend viele Patienten mit Atemwegs- und Herzproble-
men. In Sankt Petersburg wurde eine vierfach erhöhte
Hinzu kommt als vierter Faktor vorsätzliche Brandstif- Schadstoffkonzentration in der Luft registriert128.
tung in Verbindung mit illegalem Holzeinschlag, der
in der Transbaikalregion wie im gesamten Südosten Im Gegensatz zu Waldbränden lassen sich Torfflächen
Russlands besorgniserregende Ausmaße angenommen so gut wie gar nicht löschen. Das Feuer erstickt erst mit
hat. Etwa 50% des Holzes wird dort illegal eingeschla- Wintereinbruch. Eine Renaturierung und Flutung tro-
gen. Angetrieben wird der illegale Holzeinschlag durch ckengelegter Moore wäre daher nicht nur aus ökologi-
die gewaltige Nachfrage nach Holz im benachbarten scher Sicht begrüßenswert, sondern würde auch helfen,
China127. Waldbrände werden vorsätzlich gelegt, um Gesundheitsschäden bei der Bevölkerung vorzubeugen.
die beschädigten Bäume gegen niedrige Gebühren
fällen zu können124. Zugleich ist die Versuchung groß, Ökologische Folgen
auch noch benachbarte, unbeschädigte Waldbestände Die Waldökosysteme Russlands sind in weiten Teilen
einzuschlagen. an das periodische Auftreten von Bränden angepasst.
Allerdings treten Waldbrände mittlerweile erheblich
4.6.2 Folgen häufiger auf. Im Fernen Osten Russlands beispielsweise
Finanzielle Schäden traten historisch extreme Waldbrände nur alle 40 bis 80
Eine finanzielle Einschätzung der Schäden ist proble- Jahre auf. In den vergangenen vier Jahrzehnten betru-
matisch, da sich indirekte Verluste und Umweltschäden gen die Intervalle nur noch zehn bis zwölf Jahre124. Dies
nur schwer bewerten lassen. Die Schäden einschließlich hat gravierende ökologische Folgen. Große, besonders
der Kosten für Waldbrandbekämpfung betrugen nach heiße Feuer beeinträchtigen das gesamte Waldökosys-
offiziellen russischen Angaben 1999 noch 42 Millionen tem, da sowohl der Unterwuchs als auch die Bäume
US Dollar. Sie verzweifachten sich in den Jahren 2000 selbst großflächig absterben. Bleiben die abgebrannten
und 2001 auf jeweils 84 Millionen US Dollar und ver- Flächen anschließend unbehelligt, beginnt allmäh-
doppelten sich im Jahr 2002 ein weiteres Mal auf 164 lich eine Wiederbesiedlung durch Pflanzen und Tiere.
Millionen US Dollar, bis sie 2003 schließlich die Re- Treten allerdings periodisch weitere Feuer auf, so kann
kordsumme von 695 Millionen US Dollar erreichten124. das zur Versteppung führen. Die waldfreie Fläche hat in
den letzten 50 Jahren um 8 Millionen Hektar zugenom-
Gesundheitliche Schäden men. Eine Wiederaufforstung wäre nur mit erheblichem
Der Rauch, der bei ausgedehnten Bränden entsteht, Aufwand möglich. Eine natürliche Verjüngung auf
kann erhebliche Gesundheitsschäden bei der Bevöl- diesen Flächen würde Hunderte von Jahren in Anspruch
kerung verursachen. Eine starke Rauchentwicklung nehmen. Aber auch kleinere Feuer, die nur den Unter-
entsteht vor allem, wenn trockengelegte Moorflächen wuchs des Waldes zerstören und die großen Bäume
Feuer fangen. So kam es zwischen Juli und September intakt lassen, wirken sich negativ aus, besonders, wenn
2002 in der Region um Moskau zu erheblichen Torf- sich solche Feuer (von Menschen gelegt) periodisch
und Waldbränden. Der dadurch entstandene Rauch wiederholen. Denn dann tragen sie zur Entmischung
verringerte die Sicht in der russischen Hauptstadt auf der Baumarten bei, so dass nach wiederholten Feuern
unter 100 Meter. Die Konzentration von Kohlenmono- nur ein artenarmer, eintöniger Wald zurückbleibt.
xid überschritt die zulässigen Grenzwerte um das Drei-

44 WWF Deutschland
Der Waldverlust beeinträchtigt den Wasserhaushalt und harren noch etwa 30–40 der eleganten Leoparden aus.
reduziert die Wasserspeicherkapazität. Die Häufigkeit Sie haben ihre Rückzugsgebiete in den gebirgigen Wäl-
von Überschwemmungen steigt. Gleichzeitig wird das dern, wo sie auch Sikahirsche, Rehe und andere Beu-
Wasser durch Asche und Bodenerosion belastet, wo- tetiere finden. Auch einige der bedrohten Amur-Tiger
durch es zu einem massenhaften Fischsterben kommen leben in diesen Wäldern. Das Gebiet zwischen Bergen
kann. Nach Waldbränden sind die Bäume geschwächt, und Meer ist besiedelt und wird für die Landwirtschaft
geschädigt oder sterben ab. Dies kann die Massenver- genutzt. Die Bauern brennen ihre Felder jedes Jahr ab,
mehrung von Insekten begünstigen, welche die verblie- wobei das Feuer oft unkontrolliert auf die angrenzen-
benen Wälder angreifen. den Wälder übergreift. Diese sich jedes Jahr wiederho-
lenden Brände lassen die Wälder besonders entlang der
Durch die Waldbrände werden erhebliche Mengen an Besiedlungsachsen eintönig werden. Sie bieten wenig
Kohlenstoff in die Atmosphäre freigesetzt, welche die Nahrung für Rehe und Hirsche und damit auch keine
globale Klimaerwärmung beschleunigen. Der Klima- Beutetiere für Leoparden und Tiger. Auf Grund dessen
wandel wird wiederum für das häufigere Auftreten meiden Leoparden und auch Tiger diese von Waldbrän-
extremer Witterungsereignisse wie lang anhaltender den gezeichneten Flächen.
Trockenheit und Dürre verantwortlich gemacht, wo-
durch im Rückkopplungseffekt die Häufigkeit und das Eine Studie, welche die Auswirkungen von Bränden
Ausmaß der Waldbrände steigt. So wird geschätzt, dass auf Leoparden und Tiger in dieser Region untersuchte,
durch Waldbrände in Sibirien 1998 etwa 516 Millionen kam zu dem Ergebnis, dass es im Untersuchungsgebiet
Tonnen CO2 freigesetzt wurden124. Dies übertrifft den während eines sechsjährigen Untersuchungszeitraums
gesamten fossilen Kohlendioxidausstoß Italiens im Jahr auf 46% der gesamten Fläche von knapp 3.500 km²
2004. mindestens einmal brannte. In Jagdgebieten brannte es
weitaus häufiger als in Schutzgebieten. Ebenso konnte
Folgen für die Artenvielfalt am Beispiel des Amur mit zunehmender Entfernung von menschlichen Sied-
Leoparden und Sibirischen Tigers lungen und Straßen eine abnehmende Brandhäufigkeit
Auf die Artenvielfalt haben Waldbrände erhebliche festgestellt werden. Der erhebliche Verlust an Lebens-
Auswirkungen. Im Südwesten der Provinz Primorye raum, auch hervorgerufen durch Waldbrände, stellt
befindet sich das letzte Rückzugsgebiet des Amur-Le- sowohl für Amur-Leopard als auch für den Amur-Tiger
oparden. In einem schmalen Landstreifen von ca. 180 eine wesentliche Bedrohung dar und bringt diese an
Kilometer Länge und ca. 20–30 Kilometer Breite zwi- den Rand des Aussterbens129.
schen Chinesischer Grenze und dem Japanischen Meer

Abbildung 13: Sibirischer Tiger:


Vom Sibirischen Tiger leben im
Russischen Fernen Osten nach
letzten Zählungen noch etwa 500
Individuen © WWF / P. Schauleki
WWF Deutschland 45
4.6.3 Lösungen besteht, eingedämmt werden können. Daneben muss
Bisher haben sich alle Ansätze, das Abbrennen der Feuer in der Waldbewirtschaftung verstärkt berück-
Felder im Südwesten Primoryes zu stoppen und die sichtigt werden. Dies bedeutet zum einen den Verzicht
Brandbekämpfung zu intensivieren, als wenig effek- auf großflächige Kahlschläge, welche die Anfälligkeit
tiv herausgestellt. Der WWF testet deshalb eine neue, der Wälder für Brände steigert. Zum anderen sollte
innovative Methode: Die für Leoparden wichtigsten kontrolliertes Brennen in Waldökosystemen, die an
und durch Feuer am meisten bedrohten Wälder sollen Feuer angepasst oder davon abhängig sind, als Instru-
zukünftig durch die Anpflanzung von Lärchenstreifen ment gesehen werden, um die Menge an brennbarem
geschützt werden. Die Lärchen in den 20–30 Meter Material zu reduzieren, die natürliche Verjüngung zu
breiten Streifen unterdrücken den Unterwuchs und bie- fördern und den natürlichen Lebensraum für Wildtiere
ten kleineren Feuern, wie sie durch das Abbrennen der zu verbessern124.
Felder entstehen, keine „Nahrung“. Sie können diese
Feuer entsprechend stoppen. Das funktioniert allerdings Um die von Menschen verursachte Zahl der Waldbrände
erst, wenn die Lärchen über 10 Jahre alt sind. Bis dahin zu verringern, ist zum einen die Stärkung des öffentli-
müssen diese Lärchen wie auch die dahinter liegen- chen Bewusstseins für die Waldbrandgefahr im Rahmen
den Wälder besonders vor Feuer geschützt werden. von Aufklärungskampagnen, etwa an Schulen, notwen-
Gleichzeitig arbeitet der WWF mit den Grenzschützern dig. Zum anderen sollte Waldbrandgefahr auch bei der
zusammen, schult sie in Brandbekämpfung und stattet Infrastrukturplanung berücksichtigt werden, etwa beim
sie mit einfachen Feuerbekämpfungsmitteln aus. So Bau von Eisenbahnlinien oder Stromleitungen.
können die Feuer entlang der Russisch-Chinesischen
Grenze in Südwest-Primorye besser bekämpft werden. Vor allem aber muss die Rechtsdurchsetzung im
Forstsektor verstärkt werden, um den illegalen Holz-
Darüber hinaus engagiert sich der WWF seit 15 Jahren einschlag und damit die vorsätzliche Brandstiftung
intensiv für den Schutz der Amur-Tiger und Amur-Le- einzudämmen. Der WWF wirkt seit Jahren auf die Re-
oparden. Seit 1993 sind auf Initiative des WWF bereits gierungen ein, die internationale Zusammenarbeit dies-
etwa 11,5 Millionen Hektar der Amur-Region unter bezüglich zu verstärken, um illegalen Holzeinschlag
Schutz gestellt worden. Darüber hinaus arbeitet der und den damit verbundenen Handel zu eliminieren.
WWF mit Holzkonzernen zusammen, die sich um eine Mittlerweile wurde unter anderem der ENA-FLEG-
nachhaltige Bewirtschaftung ihrer Forstkonzessionen Prozess zur Rechtsdurchsetzung und Politikgestaltung
bemühen und dies durch eine Zertifizierung nach den im Forstbereich ins Leben gerufen, an dem Russland,
Richtlinien des Forest Stewardship Councils (FSC) die Mitgliedsstaaten der EU, China, Japan und weitere
garantieren wollen. Bislang konnten so schon über europäische und asiatische Staaten beteiligt sind. Der
1,4 Millionen Hektar Wald FSC-zertifiziert werden. ENA-FLEG-Prozess beinhaltet neben Lizenzvereinba-
Der WWF unterstützt Anti-Wilderer-Brigaden in dieser rungen zum Nachweis der legalen Holzherkunft auch
Region, die ebenso wie die Errichtung der Naturschutz- Unterstützung bei Reformen im Forstsektor130. In die-
gebiete dem Schutz bedrohter Tierarten und der Be- sem Prozess sollte die vorsätzliche Brandstiftung, um
kämpfung des illegalen Holzeinschlags dienen. Doch sich Holzeinschlagslizenzen zu erschleichen, Berück-
nicht nur durch diese Brigaden soll der Schutz der sichtigung finden und durch entsprechende nationale
letzten Amur-Tiger und -Leoparden erreicht werden, und internationale Maßnahmen verhindert werden.
sondern auch in Form massiver Aufklärungsarbeit in
der lokalen Bevölkerung. Hierzu arbeitet der WWF mit
Journalisten sowie Schulen zusammen und unterstützt
Jugendgruppen, die sich für die Natur einsetzen.

Bezogen auf die gesamte Russische Föderation sollten


vor allem drei der vier eingangs genannten Faktoren
angegangen werden, aufgrund deren die Häufigkeit und
das Ausmaß der Waldbrände gestiegen ist. Die Kapazi-
täten zur Brandbekämpfung müssen wieder so gestärkt
werden, dass Waldbrände frühzeitig entdeckt und
bereits im Anfangsstadium dort, wo eine Notwendigkeit

46 WWF Deutschland
4.7 Amazonas Von August 2003 bis August 2004 wurde mit
2,72 Millionen Hektar – also fast die Fläche Belgiens
Das Amazonas-Becken bedeckt eine Fläche, die in ihrer
– der zweithöchste Waldverlust nach dem Rekordwert
Ausdehnung im europäischen Maßstab von Lissabon
1995 verzeichnet. In den folgenden Jahren ging die
bis Warschau und von Palermo bis Kopenhagen reicht.
Entwaldung im brasilianischen Amazonasgebiet wieder
Hier befindet sich mit 5,4 Millionen Quadratkilome-
zurück (Abbildung 14). Nachdem Satellitenaufnah-
ter der größte verbliebene Regenwaldblock der Erde.
Mehr als die Hälfte der Fläche befindet sich auf bra- men für 2007/2008 wieder einen leichten Anstieg des
silianischem Staatsgebiet. Kleinere Teile gehören zu Waldverlusts auf 1,29 Millionen Hektar zeigten, sank
den angrenzenden Staaten Bolivien, Peru, Kolumbien, die Entwaldung zwischen August 2008 und August
Ecuador, Guyana, Surinam, Venezuela und Französisch 2009 mit 0,75 Millionen Hektar auf den tiefsten Stand
Guayana. der letzten 15 Jahre132. Die entspricht allerdings immer
noch nahezu der dreifachen Fläche des Saarlands.
Das Amazonas-Gebiet ist eine wahre Schatzkammer
der Artenvielfalt: Schätzungsweise 10% der weltweiten Diese Flächenangaben beziehen sich auf den Wald-
Biodiversität sind hier zu finden. So konnten bisher verlust als solchen. Über die Größe der durch Feuer
beispielsweise rund 40.000 Pflanzenarten, 427 Säu- vernichteten Waldfläche liegen keine, beziehungsweise
getierarten (darunter Jaguar, Ozelot, Riesenotter und nur unvollständige Daten vor. Die wenigen verfügba-
Flussdelfin), 1.294 Vogelarten (darunter Kaiseradler, ren Daten zu Brandflächen unterscheiden oftmals nicht
Tukane, Aras und Kolibris) sowie rund 3.000 verschie- zwischen den verschiedenen Vegetationstypen wie
dene Fischarten identifiziert werden. Doch weite Gebie- Tropenwäldern oder Savannen. Nach Angaben der FAO
te sind noch nahezu unerforscht. Viele dieser Arten sind verbrannten in den letzten drei Jahrzehnten mindestens
endemisch, kommen also nur im Amazonas-Gebiet vor. 51,7 Millionen Hektar, wovon 12% auf den tropischen
Regenwald – hauptsächlich im Amazonasbecken
Der Amazonas-Regenwald bedeckte allein in Brasilien – entfielen133. Aufgrund der unvollständigen nationalen
ursprünglich etwa 4,1 Millionen Quadratkilometer; Waldbrandstatistiken ist diese Zahl jedoch mit einer
mittlerweile ist er auf 3,4 Millionen Quadratkilometer so großen Ungenauigkeit behaftet, dass sie noch nicht
geschrumpft. Damit sind fast 20% dieses einmaligen einmal eine Einschätzung der tatsächlichen Größenord-
Lebensraumes unwiederbringlich verloren131. In den nung erlaubt. Zudem wird Brandrodung in den Wald-
letzten zehn Jahren wurden jährlich im Durchschnitt brandstatistiken häufig nicht erfasst.
1,7 Millionen Hektar Amazonas-Regenwald vernichtet
– das entspricht 3,3 Hektar oder 4,2 Fußballfeldern pro
Minute!

Mio. Hektar

Abbildung 14: Waldverlust


im brasilianischen Amazo-
nasgebiet von 1994 bis 2009.
Quelle: INPE

WWF Deutschland 47
Man kann aber davon ausgehen, dass Feuer für den 4.7.1 Ursachen
Großteil des jährlichen Waldverlustes von durchschnitt- Waldbrände im Amazonasgebiet haben so gut wie nie
lich knapp 2 Millionen Hektar verantwortlich ist, da natürliche Ursachen. Tropische Gewitterstürme werden
Brandrodung als billigste Methode gilt, um Wald in von heftigen Regenfällen begleitet, so dass eine Ent-
landwirtschaftliche Flächen umzuwandeln. Die stärks- zündung durch Blitzeinschlag äußerst unwahrscheinlich
ten Waldverluste erfolgen entlang einer bogenförmigen ist133.
„Entwaldungsfront“ am südlichen und südöstlichen
Rand des Amazonas-Regenwalds in den Bundesstaa- Die Waldbrände und die damit einhergehende Waldzer-
ten Maranhao, Mato Grosso, Para und Rondonia. Die störung sind vielmehr auf die Umwandlung in zumeist
Satellitenbilder (Abbildung 15) zeigen, dass sich auch landwirtschaftliche Flächen zurückzuführen. Dabei
die Brände im brasilianischen Amazonasgebiet auf die stünden nach Angaben der Embrapa, dem Forschungs-
Entwaldungsfront konzentrieren. Die Feuer sind der institut des brasilianischen Agrarministeriums, 70 Mil-
Indikator für die gerade stattfindende Brandrodung, lionen Hektar offene Flächen der Landwirtschaft zur
denn Waldbrände sind in den tropischen Regenwäldern Verfügung. Allerdings kostet die Pflege eines Hektars
des Amazonasbeckens kein natürlicher Prozess, im ausgelaugten Bodens, damit er wieder bebaut werden
Gegensatz zu anderen Ökosystemen Südamerikas wie kann, 800 Real oder umgerechnet 290 EuroVII. Die
den Savannen oder Cerrados. gleiche Fläche durch Brandrodung zu gewinnen kostet
dagegen nur ein Streichholz137.
Neben der entwaldeten Fläche sind im brasilianischen
Amazonas weitere ca. 17% der Waldfläche durch Zunächst wird der Regenwald von Holzfirmen erschlos-
menschlichen Eingriff, meist in Verbindung mit Feu- sen und das vermarktungsfähige Holz eingeschlagen.
er verändert. Feuer wird genutzt, um den Regenwald 2004 wurden allein im brasilianischen Amazonasgebiet
durch Brandrodung legal oder illegal in vieh- und 24,6 Millionen Festmeter Holz verarbeitet; 36% davon
landwirtschaftliche Flächen umzuwandeln. Die Zahl waren für den Export bestimmt138. Beim Holzein-
der Brandherde steigt im Spätsommer stark an (Ab- schlag bleiben die Äste und nicht verwertbares Holz
bildung 16), meist mit einem Höhepunkt im Septem- zurück. Durch die Lücken im Kronendach dringt das
ber134. In der Trockenzeit, die von Juni bis November Sonnenlicht bis auf den Boden, trocknet den Rest aus
andauert, können sich die Flammen zu unkontrollierten und bringt den Schatten gewohnten Unterwuchs zum
Flächenbränden ausweiten, besonders wenn die Dürre Absterben. Dadurch werden die verbleibenden Wald-
durch den El Niño verschärft wird. Die Trockenperiode reste anfälliger für Feuer. Auf den Straßen, die von den
hat ihre Ursache in der großräumigen jahreszeitlichen Holzfirmen errichtet wurden, ziehen Siedler nach und
Änderung der Luftströmungen. Im Winter und Früh- beginnen mit der Brandrodung.
ling steigt warme Luft über dem Amazonasbecken auf.
Feuchte Luft aus dem tropischen Nordatlantik strömt Kleinbauern werden meist vertrieben und das Land
nach und kühlt beim Aufsteigen ab. Es bilden sich zunächst für Rinderzucht genutzt. 70% der gesamten
Wolken und Regen fällt. Im Sommer erwärmt sich der entwaldeten Fläche sind Weideflächen für Rinder. Die
tropische Nordatlantik, woraufhin sich die Luftströme Zahl der Rinder im brasilianischen Amazonasgebiet
umkehren. Die Luft steigt nun über dem warmen Meer stieg von 27 Millionen im Jahr 1990 auf 64 Millionen
auf und regnet dort ab, während über dem Amazo- im Jahr 2003. Nur 13% des produzierten Fleisches wer-
nasbecken trockene Luftmassen absinken. Die Dauer den dabei in der Region selbst verbraucht138.
und das Ausmaß der Trockenzeit im Amazonasbecken
werden somit von der Temperatur der Meeresoberfläche Die Rinderzüchter werden ihrerseits durch den So-
beeinflusst135. Diese hat sich seit 1970 um durchschnitt- jaanbau immer weiter in den Amazonas gedrängt. Die
lich 0,5° C erhöht. Im tropischen Atlantik steigt sie seit Anbaufläche für Soja und andere landwirtschaftliche
2004 im Sommer sogar auf 28 bis 30° C. Gleichzeitig Pflanzen stieg von 5 Millionen Hektar 1990 auf 8 Mil-
ist zu beobachten, dass die Trockenperiode am Amazo- lionen im Jahr 2003. 2005 wurden in Brasilien über 50
nas früher beginnt und länger dauert. Ein wesentlicher Millionen Tonnen Sojabohnen auf einer Anbaufläche
Auslöser der Dürre am Amazonas ist daher auf die von fast 23 Millionen Hektar produziert – dies ent-
globale Klimaerwärmung zurückzuführen136. spricht etwa der Fläche Großbritanniens139. Soja ist dem

VII
Wechselkurs vom 30.8.2006

48 WWF Deutschland
Abbildung 15: Brände im brasilianischen Amazonasgebiet (Amazônia Legal) vom 1. August 2007 bis 1. August 2008. Daten des Satelliten
NOAA15. Quelle: INPE; visualisiert mit Google Earth

2005

2006

2007

2008

2009

Abbildung 16: Monatliche Zahl der Hotspots von 2005 bis 2009 im brasilianischen Amazonasgebiet (Amazônia Legal). Daten des Satelliten
NOAA12, jeweils um 18 und 19 Uhr brasilianischer Zeit.
Quelle: IBAMA136

WWF Deutschland 49
Wert nach das zweitwichtigste landwirtschaftliche Pro- tigte den Flugverkehr. Durch die Waldbrände wurden
dukt Brasiliens nach Rindfleisch140. Brasilien exportier- etwa 4,4 Millionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre
te im Jahr 2003/04 rund 38 Millionen Tonnen Soja. Das freigesetzt133. Bereits 2003 kam es wiederum zu einer
entspricht in etwa 75 Prozent der Soja-Ernte. Brasilien schweren Dürre mit zahlreichen Waldbränden. Die
ist damit der weltgrößte Sojaexporteur noch vor den Brände fanden vor allem auf Flächen statt, die durch
USA. Deutschland importierte 3,3 Millionen Tonnen die Waldbrände 1998 bereits vorgeschädigt waren.
und ist damit einer der wichtigsten Absatzmärkte, wo- Durch das Feuer wurden die Wälder brandanfälliger.
bei sich die deutschen Sojaimporte aus Brasilien in den Experten schätzen, dass durch die Brände 2003 eine
fünf Jahren zwischen 2000 und 2005 fast verdoppelt ähnlich große Fläche wie 1998 geschädigt wurde, wenn
haben141. auch nicht so intensiv143.

4.7.2 Folgen Großflächige Waldbrände haben in dem empfindlichen


Die steigende Zahl von Waldbränden im Amazonas- Ökosystem des tropischen Regenwalds noch weitaus
becken verursacht schwere ökologische Schäden. Des schwerwiegendere Auswirkungen als in Ökosystemen,
Weiteren werden Menschen durch den Rauch krank. Vor die an Feuer angepasst sind, wie Savannen oder Wäl-
allem Kinder leiden. Aufgrund der lückenhaften Statis- der der gemäßigten Klimazone, denn sie verändern
tik ist keine zusammenfassende Darstellung der Schä- die Landschaft nachhaltig. Die ursprüngliche Flora
den möglich. Es lassen sich nur Einzelfälle schildern. und Fauna des Regenwalds kann sich nicht halten und
wird durch eine feueranfälligere Vegetation ersetzt144.
2005 gab es im Amazonasbecken die schwerste Dürre Wiederholte Brände in kurzen Zeitabständen führen
seit über 100 Jahren. In der Trockenzeit fällt der Was- schließlich zur Bildung einer Graslandschaft. Diese
serstand des Amazonas normalerweise um 9 bis Veränderung des Lebensraums gefährdet zahlreiche
12 Meter. 2005 waren es bis zu 5 Meter mehr. Die Flüs- Vögel, Säugetiere und Reptilien, auch wenn sie dem
se trockneten teilweise völlig aus und konnten anstatt Feuer selbst entkommen konnten133.
mit Booten mit Fahrrädern befahren werden. Städte
und Dörfer, die über den Wasserweg versorgt werden, Es entsteht ein gefährlicher Kreislauf. Denn der Rauch
hatten dadurch Probleme mit dem Nachschub von Le- der Waldbrände verhindert Niederschläge und verlän-
bensmitteln, Medizin und Treibstoff, da Transportschif- gert offenbar die Trockenzeit. Durch den Rauch entste-
fe sie nicht mehr erreichen konnten. Im Bundesstaat hen in der Atmosphäre zu viele Kondensationskerne, an
Amazonas musste der Ausnahmezustand in 61 Städten denen der Wasserdampf kondensiert und Tropfen bildet.
und Dörfern ausgerufen werden. Chemikalien zur Was- Die einzelnen Wassertropfen werden dann nicht schwer
seraufbereitung wurden verteilt, um den Ausbruch von genug, um als Regen zu Boden zu fallen145. Zusätzlich
Seuchen zu verhindern. Das Austrocknen der Flüsse verringert der Waldverlust die Menge an Wasserdampf,
führte zu einem massenhaften Fischsterben. Aufgrund die durch den Regenwald an die Atmosphäre abgege-
des daraus resultierenden Futtermangels starben auch ben wird. Die Bäume fördern mit ihren tief reichenden
Delphine und Seekühe. Die Trockenheit begünstigte Wurzeln Wasser aus tieferen Erdschichten und verduns-
den Ausbruch zahlreicher Brände. Satelliten registrier- ten es über ihre Blätter. Der Wasserdampf kondensiert
ten fast 170.000 Brandherde142. während des Aufstiegs in die Atmosphäre und regnet
noch über dem Regenwald wieder ab. Um diesen Was-
Die schwersten Schäden durch Waldbrände gab es 1998 serkreislauf aufrecht zu erhalten, muss nach heutigem
im brasilianischen Bundesstaat Roraima, als der El Kenntnisstand der Regenwald in weiten Teilen erhalten
Niño Effekt zu einer schweren Dürre führte. Hunderte bleiben146. Die Entwaldung senkt die Niederschlags-
von Bränden, die zur Rodung gelegt wurden, konnten menge, besonders wenn 30 Prozent oder mehr Fläche
nicht mehr kontrolliert werden und verwandelten sich entwaldet werden145.
in gewaltige Waldbrände, die 700 Menschen töteten
und etwa 1,2 Millionen Hektar Regenwald zerstörten. Große Bereiche des Amazonas-Regenwaldes befinden
Die Waldbrandfläche entsprach 6% bis 7% der gesam- sich in einer Situation, in der während der Trockenzeit
ten Waldfläche im Bundesstaat Roraima oder mehr als die Verdunstung durch die Vegetation größer wird als
dem Doppelten der Fläche, die bis zu diesem Zeitpunkt die im gleichen Zeitraum fallenden Niederschläge. Die
entwaldet war143. Der Rauch verdunkelte selbst große enorme Speicherkapazität der Vegetation für Nieder-
Städte, verursachte schwere, lang anhaltende Atemwe- schläge verhindert, dass Wasserstress entsteht. Bereits
gerkrankungen bei der Bevölkerung und beeinträch- ein geringer Rückgang des Niederschlags kann diese
50 WWF Deutschland
Wälder aus dem Gleichgewicht bringen, wodurch sie damit verbundenen Dürre ist der Amazonas-Regenwald
anfälliger für Waldbrände werden und ihre Funktion zur eine Quelle des CO2-Ausstosses in die Atmosphäre
Erhaltung des Wasserkreislaufs nicht mehr wahrneh- anstatt eine CO2-Senke wie in der übrigen Zeit147.
men können146.
4.7.3 Lösungen
Die Situation wird durch den globalen Klimawandel Waldbrände im Amazonasgebiet sind die Folge von
zusätzlich verschärft. Klimamodelle prognostizieren Landnutzungskonflikten. Feuer dient als Werkzeug, um
für das Amazonasbecken einen Temperaturanstieg Regenwald in Flächen für die Land- und Viehwirtschaft
von 2 bis 3°C bis zum Jahr 2050, einen Rückgang der umzuwandeln. Um Waldbrände zu verhüten, ist hier ein
Niederschläge während der Trockenzeit und als Folge umfassender Ansatz notwendig, der vor allem Lösun-
weit verbreitete Dürren147. Eine Studie der University of gen der Landnutzungskonflikte enthält. Die politischen
Bristol geht davon aus, dass bei einem Temperaturan- Maßnahmen zur Waldbrandverhütung sind aber bisher
stieg von bis zu 2°C 30% der Wälder im Amazonasbe- entweder Reaktionen auf katastrophale Ereignisse oder
cken verloren gehen, bei einem Temperaturanstieg über eng mit den Interessen politischer Parteien verknüpft.
3°C sogar mehr als 60%148. Zudem besteht die Befürch- In einem umfassenden Ansatz müsste die Politik und
tung, dass ein globaler Temperaturanstieg zu einem per- Gesetzgebung bezüglich der Agrarindustrie, dem Abbau
manenten El Niño-Effekt führen könnte149. Durch den von Bodenschätzen und der Verkehrsplanung reformiert
Anstieg der Oberflächentemperatur des Pazifiks steigt und umgesetzt werden133. Dazu gehören besonders eine
bereits die Häufigkeit und das Ausmaß der El Niño- abgestimmte Landnutzungsplanung sowie die Schaf-
Perioden, was zu schweren Dürren im Amazonasraum fung von internationalen Finanzierungsinstrumenten,
führt. Während des El Niño 1997 bis 1998 gab es so gut die einen Anreiz für nationale Regierungen darstel-
wie keine Regenzeit. Die Niederschläge betrugen nur len, ihre Entwaldungsraten unter einen festgelegten
25% der normalen Werte. Damit werden die Grundwas- Schwellenwert zu reduzieren. In Südamerika gibt es
serreserven nicht aufgefüllt. Die Bäume erhalten keine eine Vielzahl von Gesetzen zur Waldbrandverhütung
ausreichende Wasserversorgung von ihren Wurzeln. und dem Erhalt der Wälder. Die meisten davon können
Infolgedessen verlieren sie einen Teil ihres Blattwerks, nicht umgesetzt werden, da sie entweder unvollständig
wodurch mehr Sonnenlicht durch das Kronendach sind, weil weiterführende Verordnungen zur Umsetzung
gelangt und die Austrocknung weiter verschärft. Ein und Kapazitäten fehlen oder weil keine Verantwortlich-
Versuch des Woods Hole Research Center zeigt, dass keiten für die Umsetzung zugewiesen werden. Oftmals
vor allem große Bäume, die über Jahrhunderte ge- wird die Umsetzung auch durch politische Instabilität
wachsen sind, um das Kronendach zu erreichen, auf und weit verbreitete Korruption erschwert133.
eine mehrjährige Dürre am empfindlichsten reagieren.
Im ersten Jahr einer künstlich hervorgerufenen Dürre Im Rahmen der UN-Konferenz zum Schutz der bio-
starben ein Prozent der Urwaldriesen ab. Im vierten logischen Vielfalt (CBD) 2008 in Bonn sicherte der
Jahr waren es bereits 9% pro Jahr. Der Versuch belegt, brasilianische Umweltminister Carlos Minc zu, schärfer
dass ein Rückgang der Niederschläge den Amazonas- gegen das illegale Roden von Regenwald im Ama-
Regenwald in einen in seiner Entwicklung gehemmten zonasgebiet vorzugehen und jenen Unternehmen die
niedrigen Wald verwandelt150. Gleichzeitig dringt das Lizenz zu entziehen, die sich an illegalen Brandrodun-
Sonnenlicht durch die Lücken im Kronendach und gen oder Holzeinschlag beteiligen. Zudem kündigte
trocknet die umgestürzten Bäume aus. Die Kombinati- Minc die umgehende Ausweisung neuer Schutzgebiete
on aus niedrigem Baumbestand und großen Mengen an mit einem Umfang von 2,3 Millionen Hektar an, um
trockenem organischem Material auf dem Waldboden einen „grünen Gürtel“ als Schutz gegen die Entwaldung
macht einen derartigen Wald extrem feueranfällig150. voranzubringen151. Gegenüber dem WWF verpflichte-
Auf der Versuchsfläche besteht acht bis zehn Wochen te sich der Minister, den Netto-Waldverlust bis 2020
pro Jahr extreme Waldbrandgefahr, in den umliegenden zu stoppen152. Zur Finanzierung der Maßnahmen zum
Wäldern dagegen nur an zehn Tagen137. Waldschutz gründete die brasilianische Regierung unter
Präsident Lula im August 2008 den Amazonas-Fond,
Auch hier besteht ein sich verstärkender Rückkopp- der aus Spenden von Regierungen, der Wirtschaft und
lungseffekt. Der niedrigere und langsamer wachsende Privatpersonen aufgebaut wird und bis 2021 ein Volu-
Wald nimmt weniger Kohlendioxid aus der Atmosphäre men von 21 Milliarden US Dollar umfassen soll. Der
auf; durch die häufigeren Waldbrände wird mehr Koh- Fond soll für Brasilien, aber auch für andere Tropen-
lendioxid freigesetzt. Während El Niño-Jahren und der waldländer einen Anreiz schaffen, den Ausstoß von
WWF Deutschland 51
Treibhausgasen durch Regenwaldzerstörung freiwillig sind in den letzten beiden Jahren die Produktion und
zu reduzieren153. Als erstes Land hat Norwegen zugesi- der Export von Soja weiter gestiegen156.
chert, dem Fond bis 2015 eine Milliarde US Dollar zu
spenden, davon 110 Millionen US Dollar in den Jahren Neben einer nachhaltigen Landnutzung müssen groß-
2009 und 2010154. Die deutsche Bundesregierung unter- flächige Schutzgebiete ausgewiesen werden, um den
stützt den Amazonasfond mit 18 Millionen Euro, wie Amazonas-Regenwald über der kritischen Größe zu
im Dezember 2009 beim Staatsbesuch des brasiliani- erhalten, ab der ein sich verstärkender Rückkopplungs-
schen Präsidenten vereinbart wurde155. effekt zwischen Waldbränden und regionalem und
globalem Klimawandel einsetzt. Der WWF arbeitet seit
Für eine erfolgversprechende Lösung ist die Einbin- langem auf den verschiedenen Ebenen für die Rettung
dung aller betroffenen Interessensgruppen notwendig. des Amazonas-Gebietes. 1998 erhielt der WWF von der
So werden beispielsweise im Entwaldungsbogen des brasilianischen Regierung die Zusage, zehn Prozent des
südlichen Amazonas Partnerschaften zwischen staatli- Amazonas-Regenwaldes unter Schutz zu stellen. In der
chen Behörden von der Bundes- bis hin zur Gemein- Folge wurde unter maßgeblicher Beteiligung des WWF
deebene und Nichtregierungsorganisationen gefördert. eines der weltweit ambitioniertesten Naturschutz-Pro-
Gleichzeitig werden Maßnahmen dezentralisiert und gramme ins Leben gerufen: das Amazon Region Protec-
auf die lokale Ebene verlagert, um einen verbesserten ted Areas (ARPA)-Programm. Ziel des Programms ist
Schutz des Regenwaldes zu erreichen133. es, ein Netzwerk von Schutzgebieten dauerhaft zu eta-
blieren, das mit einer Fläche von 60 Millionen Hektar
Daneben sind Initiativen des Privatsektors zur nach- größer als Frankreich ist. Die langfristige Finanzierung
haltigen Landnutzung ein weiterer erfolgversprechen- der Schutzgebiete wird aus der Rendite eines Fonds si-
der Ansatz. Nach Ansicht der FAO ist besonders die chergestellt, der aus privaten Spenden und aus Geldern
freiwillige Waldzertifizierung ein starker Ansporn zum internationaler Geberorganisationen aufgebaut wird.
Schutz der Wälder im Amazonasbecken. In Bolivien ar-
beiten beispielsweise zertifizierte Waldbesitzer eng mit Gleichzeitig fördert der WWF um die Schutzgebiete
der lokalen Bevölkerung zusammen. Brände können so herum eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung.
erkannt und bekämpft werden, bevor sie auf den Wald So ließ beispielsweise der Indianerstamm der Kayapó
übergreifen133. Da mehr als ein Drittel des im Amazo- sein Territorium im Bundesstaat Pará im Oktober 2006
nasgebiet eingeschlagenen Holzes exportiert wird, kann nach den Kriterien des FSC zertifizieren. Mit einer
die Nachfrage nach glaubwürdig zertifiziertem Holz in Größe von 1,5 Millionen Hektar handelt es sich dabei
den westlichen Industrieländern die Waldzertifizierung um die weltweit größte FSC-zertifizierte Tropenwald-
im Amazonas weiter vorantreiben. Bisher garantiert fläche. Die Zertifizierung ermöglicht es den Indianern,
nach Ansicht des WWF und vieler weiterer Umweltor- ihre Produkte, vor allem Paranussöl, leichter auf den
ganisationen nur das Zertifikat des Forest Stewardship internationalen Märkten abzusetzen. Sie können so ihre
Council (FSC) die Holzherkunft aus einer ökologisch traditionelle Lebensweise beizubehalten und den Re-
und sozial verantwortungsvollen Waldbewirtschaftung. genwald in einer Region schützen und erhalten, die von
Landkonflikten, illegalem Holzeinschlag und Brandro-
Die auf Initiative des WWF gegründete Roundtable dung gezeichnet ist157.
on Responsible Soy (RTRS), an der Sojaproduzenten,
Verarbeiter und Händler ebenso wie Finanzinstitute und
Nichtregierungsorganisationen beteiligt sind, beschloss
im September 2006, ein dem FSC ähnliches Zertifizie-
rungssystem für Soja ins Leben zu rufen. Die Prinzi-
pien und Kriterien sollen eine ökologisch und sozial
verantwortungsvolle Herkunft des Sojas garantieren
und so der Umwandlung natürlicher Lebensräume
wie dem Amazonas-Regenwald in landwirtschaftliche
Produktionsflächen Einhalt gebieten. Paraguay zeigt
bereits, dass eine Steigerung des Sojaanbaus auch ohne
Waldzerstörung möglich ist: Seit 2004 besteht dort ein
Rodungsverbot für den östlichen Landesteil, wodurch
die Entwaldungsrate um 85% zurückging. Dennoch

52 WWF Deutschland
5 Was ist zu tun?
Nach Ansicht des WWF muss die Bekämpfung von Vorbereitung
schädlichen Waldbränden auf vier Säulen bauen: Verantwortlichkeiten für die Waldbrandbekämpfung
müssen klar zugewiesen werden, eine Koordinati-
Vorbeugung on zwischen den verschiedenen Stellen muss vorab
Vorbeugung ist die wichtigste Säule eines erfolgreichen gewährleistet sein. Für die Waldbrandüberwachung
Feuermanagementsystems. Sie sollte erheblich ver- müssen ausreichende finanzielle Mittel zur Verfügung
stärkt werden, um das Waldbrandrisiko und die daraus stehen, um Waldbrände frühzeitig zu erkennen und
resultierenden Schäden zu reduzieren. bereits im Anfangsstadium bekämpfen zu können.
Szenarien über Waldbrandabläufe sollten ebenso wie
Zunächst ist eine Ursachenforschung notwendig, Ausbildungsprogramme entwickelt werden, um die
wofür eine entsprechende statistische Datengrundlage Einsatzkräfte entsprechend vorzubereiten.
erforderlich ist. In vielen Ländern fehlt diese Grundvo-
raussetzung. Um effektive und effiziente, an die regionalen Gege-
benheiten angepasste Strategien im Umgang mit Wald-
In der Forstwirtschaft muss die Rolle des Feuers stär- bränden zu entwickeln, ist eine Evaluation der Kosten
ker berücksichtigt werden. Dies bedeutet, auf Maßnah- und Folgekosten von Waldbränden notwendig. Auf
men wie Kahlschläge oder das Anpflanzen nichtheimi- dieser Basis lässt sich entscheiden, wo beispielsweise in
scher Baumarten wie Eukalyptus zu verzichten, wenn feuerabhängigen Ökosystemen eine Waldbrandbekämp-
dadurch das Waldbrandrisiko steigt. Ziel der Forst- fung aus wirtschaftlichen Gründen notwendig ist und in
wirtschaft sollte es sein, durch den Aufbau möglichst welchem Fall man Waldbrände aus ökonomischen und
natürlicher Waldbestände die Anfälligkeit für Feuer zu ökologischen Gründen zulassen kann. Vor allem aber
verringern und die Widerstandsfähigkeit des Ökosys- wäre die Berechnung aller, in den meisten Fällen im-
tems zu erhöhen. In feuerabhängigen Waldökosystemen mens hohen Kosten und Folgekosten von Waldbränden
sollte durch den kontrollierten Einsatz von Feuer die ein wichtiges politisches Argument, um die Vorbeugung
Menge an brennbarem Material reduziert und natürliche als die kostengünstigere Alternative zu verstärken.
ökologische Kreisläufe aufrechterhalten werden.
Reaktion
Daneben sollte durch Aufklärung und Erziehung die Im Brandfall muss schnell und taktisch durchdacht
Waldbrandgefahr und entsprechendes Verhalten im eingegriffen werden, um Brandherde im Anfangssta-
öffentlichen Bewusstsein verankert werden. dium zu löschen, bevor sie sich zu einem unkontrol-
lierbaren Großbrand ausweiten. Daraus sollte jedoch
Die Waldbrandgefahr muss stärker in die Raumpla- keine Rechtfertigung für die Erschließung unberührter
nung integriert werden. In gefährdeten Gebieten sollte Wälder abgeleitet werden, da durch eine verbesserte
auf die Errichtung neuer Siedlungen verzichtet und die Zugänglichkeit die Wahrscheinlichkeit von Waldbrän-
Infrastruktur wie Eisenbahnlinien und Stromleitungen den, die von Menschen verursacht werden, erheblich
entsprechend angepasst werden, um die Risiken zu steigt.
minimieren.
Wiederherstellung
Der Aspekt der Waldbrandgefährdung muss in alle rele- Wo es möglich ist, sollte die natürliche Fähigkeit der
vanten Gesetze integriert werden. In manchen Ländern Ökosysteme zur Regeneration genutzt werden. Brand-
wird die Umwandlung von Wald in landwirtschaftliche flächen sollten wieder aufgeforstet werden, wenn eine
Flächen gefördert. Die Brandrodung kann unkontrol- natürliche Verjüngung nicht möglich ist und ökologi-
lierbare Flächenbrände verursachen. Hier ist dringend sche Schäden wie Bodenerosion zu erwarten sind. Die
eine Gesetzesreform notwendig. Ebenso wenig sollte Wiederaufforstung sollte sich dabei an den natürlichen
die Umwidmung von Waldbrandflächen in Bauland Waldbeständen orientieren. Monokulturen und gleich-
gestattet sein, da hierdurch Anreize für Brandstiftung förmige Bestandsstrukturen sind zu vermeiden, da
geschaffen werden. hierdurch das Risiko weiterer Waldbrände steigt.

In manchen Ländern ist zusätzlich eine verstärkte


Rechtsdurchsetzung erforderlich, um vorsätzliche
Brandstiftung in Verbindung mit illegalem Holzein-
schlag zu verhindern.
WWF Deutschland 53
Bei all diesen Maßnahmen sollten alle relevanten Das tut der WWF
Interessensgruppen in die Planung und Umsetzung
ausreichend eingebunden werden, um den Erfolg zu Im Russischen Fernen Osten hat der WWF geholfen,
gewährleisten. ein funktionierendes Frühwarnsystem für Waldbrände
aufzubauen. Der WWF hat Personal für die Brandbe-
Beispiele für dringend umzusetzende Maßnahmen sind: kämpfung ausgebildet und ausgestattet. In Indonesien
• Regionalplanung anpassen, Regionalentwicklung ist der WWF in der politischen Arbeit aktiv, die sich
entsprechend fördern gegen den weiteren Aufbau von Plantagen richtet
• Evaluierung der gesamten ökonomischen Kosten – einer der Hauptgründe für Brandstiftung in dem
von Waldbränden südostasiatischen Land. Im Mittelmeerraum werden
• Schaffen zusätzlicher Arbeitsplätze zur Feuer-Prä- Aufklärungskampagnen durchgeführt. Daneben setzt
vention sich der WWF in seiner Lobbyarbeit dafür ein, dass die
• Gesetzgebung verändern bzw. entsprechende Verursacher von Waldbränden stärker zur Rechenschaft
Gesetze schaffen, um Landnutzungsänderungen gezogen werden und die dafür vorgesehenen gesetzli-
nach Bränden vorzubeugen, um Brandstifter besser chen Maßnahmen auch vollstreckt werden.
bestrafen zu können, um Preisspekulationen auf dem
Holzmarkt zu regulieren

Abbildung 17: Waldbrände gefährden in Spanien den Lebensraum des Iberi-


schen Luchses – eine der am stärksten bedrohten Katzenarten der Welt.
© WWF-Canon/Jesus Cobo

54 WWF Deutschland
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