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Sonne, Mond und Sterne für alle

Michael Geffert

Die Erkenntnisse der Grundlagenwissenschaften sind Errungenschaften, von denen alle Menschen
profitieren sollen. Methoden und Möglichkeiten sind vielleicht nicht so schwer, wie sie auf den
ersten Blick scheinen.
In einer modernen Gesellschaft wird erwartet, dass sich Wissenschaftler selber um die Vermittlung
ihres Arbeitsgebietes in der breiten Öffentlichkeit bemühen. Manche Forscher empfinden diese
Verpflichtung als Überforderung. Oft ergeben sich aber die Ansätze für eine Öffentlichkeitsarbeit
fast wie von selbst. Am Beispiel der Astronomie sollen Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie man
Forschungsgebiete auch für Laien interessant vermitteln kann. Bei der Gestaltung von
Veranstaltungen zur Wissensvermittlung spielen Auswahl der Themen und die Methoden eine
wichtige Rolle. Kinder lassen sich in besonderem Maße für die Wissenschaft interessieren.

Gliederung Seite

1. Warum macht Astronomie Spaß? 2


2. Brauche ich nicht ein großes Fernrohr? 3
3. Astronomie im Alltag 4
4. Was sieht man am Nachthimmel? 5
5. Wenn das Ungeheuer die Sonne verschluckt – Finsternisse 7
6. Wo bekomme ich die spektakulären Fotos? 8
7. Warum Pluto kein großer Planet mehr ist? 9
8. Astronomie mit Kindern 11
9. Wie lerne ich, Kindern Wissen zu vermitteln? 13
10. „Cross-over“ Astronomie: Mit Musik geht alles besser! 15
11. Amateurastronomen, Volkssternwarten und Planetarien –
die starken Partner 16

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E 14.3 Werkzeugkasten: Welche Instrumente wofür?

Wissenschaft erlebbar machen

Abb. E 14.3-1 Der Kugelsternhaufen M15 gehört zu den


attraktiven Beobachtungsobjekten für
Astronomen. 1

1. Warum macht Astronomie Spaß?


Allgemeine Gründe Im Grunde ist jede Wissenschaft auf ihre Weise ein attraktives Betä-
ausfindig machen tigungsfeld. Bei der Frage, warum sich Menschen in einer Disziplin be-
sonders engagieren, spielen oft auch persönliche Erlebnisse eine große
Rolle. Für die Vermittlung der eigenen Wissenschaft ist es aber wichtig,
davon abzusehen und sich die allgemeinen Gründe zu vergegenwär-
tigen, warum man sich für eine Forschungsrichtung interessiert.

Nicht vermarktbare Die Astronomie ist eine Grundlagenwissenschaft. Auf die Frage, was
Grundlagenwissenschaft der Menschheit die Beschäftigung mit der Astronomie wirtschaftlich
einbringt, muss die Antwort – wie bei den meisten Grundlagenwissen-
schaften – lauten, dass man die Ergebnisse nicht vermarkten kann. Die
Beschäftigung der Menschen mit der Astronomie ist eher ideeller Na-
tur. Allerdings hat die Astronomie eine lange Tradition: Schon immer
hat die Menschen interessiert, was man am Himmel sehen und beob-
achten kann. Das Sehen und Erleben – eher untypisch für die Tätigkeit
als Wissenschaftler – kann daher bei der Öffentlichkeitsarbeit eine
wichtige Rolle spielen. Manchmal muss man bei der Vermittlung der

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© Observatorium Hoher List

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Werkzeugkasten: Welche Instrumente wofür? E 14.3

Wissenschaft erlebbar machen

Wissenschaft andere Schwerpunkte als die eigene Forschungstätigkeit


setzen. Ideal ist es, wenn man beides verbinden kann.

Astronomie macht Spaß weil:

• Da gibt es etwas „live“ zu erleben! Immer wieder sind es neue, besondere oder einmalige
Ereignisse am Himmel, die die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich ziehen. In den letzten
zehn Jahren begeisterten sich die Menschen für Sternschnuppenschwärme, die totale Sonnen-
finsternis in Deutschland, Kometen und die Marsopposition, weil man sie ohne große Hilfsmittel
selbst miterleben konnte. Solche „Highlights“ darf man bei der Öffentlichkeitsarbeit nicht aus-
lassen! Daneben lassen sich besonders Kinder auch von regelmäßigen Phänomenen – wie zum
Beispiel einem Regenbogen – anregen, wenn man sie darauf aufmerksam macht und Erklä-
rungen anbietet.
• Die Bilder machen auf Menschen Eindruck und verlangen nach Erklärungen.
• Es geht um riesige Entfernungen, unvorstellbares Alter und gewaltige Dimensionen, die faszinieren.
• Die großen Observatorien arbeiten mit immer größeren und technisch aufwendigeren Geräten, mit
denen sie entfernte Regionen beobachten. Zum Beispiel werden deutsche Astronomen zusammen
mit den Europäern in 20 Jahren ein Fernrohr bauen, dass einen Spiegeldurchmesser von mehr als
30 Metern haben soll. Mit diesem Fernrohr will man Galaxien am Rande des Universums auf-
spüren und nach Planeten bei anderen Sternen suchen, die unserer Erde ähnlich sind.
• Es geht um die Grundfragen und Grenzen der menschlichen Existenz. Woher kommen die Men-
schen, wie ist alles entstanden und wie sieht die Zukunft aus?

Handout E 14.3-1 Was ist faszinierend an der Wissenschaft Astronomie?

2. Brauche ich nicht ein großes Fernrohr?


Der Wunsch nach einem eigenen Fernrohr ist in der Bevölkerung stark
verbreitet, könnte aber bei allzu unbedarften Käufen zu einem Des-
interesse an der Wissenschaft führen. Experten warnen vor Billiglö-
sungen. Es gibt Fernrohrverkäufer, die von einem Kauf abraten, wenn
ein Teleskop weniger als 1000 Euro kostet, weil sie befürchten, dass
man vor allem von den mechanischen Problemen der Montierung bei
einem solchen Gerät abgeschreckt wird. Ein Fernrohr könnte dann
nach kurzer Zeit seinen Reiz wieder verlieren! Das bedeutet für die
Öffentlichkeitsarbeit, dass man Alternativen aufzeigen muss: Es gibt
interessante Himmelsbeobachtungen auch ohne Fernrohr! Ein einfa-
ches Fernglas kann ebenfalls schon manch reizvollen Blick
ermöglichen. Das Erlebnis Astronomie muss von den Experten so an-
geboten werden, dass die Öffentlichkeit die Hinweise berücksichtigt.

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Werkzeugkasten: Welche Instrumente wofür? E 14.3

Wissenschaft erlebbar machen

Internet-Tipps:

Schulkommission der Astronomischen Gesellschaft:


http://star-www.st-and.ac.uk/~ch80/ALU/index.html

Heavens above: http://www.heavens-above.com

Vereinigung der Sternfreunde: http://www.vds-astro.de

Informationen zum Autor:


Michael Geffert arbeitet als Astronom am Argelander-Institut für Astronomie der Universität Bonn.
Zu seinen Aufgabenbereichen zählt die Betreuung von Schüler- und Studentenpraktika und die
Öffentlichkeitsarbeit. Daneben koordiniert er die Deutschen Aktivitäten zum Internationalen
Astronomiejahr 2009.

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