Professional Documents
Culture Documents
1 Zusammenfassung ....................................................................................................... 1
3.1 Datenbasis...................................................................................................................... 8
3.1.1 Marktmieten.......................................................................................................... 8
3.1.2 Bestandsmieten ..................................................................................................... 9
4.1 Einleitung..................................................................................................................... 19
4.2 Entwicklung der realen Marktmieten 1986 bis 2000................................................... 19
4.3 Messung der Wirkungen der Einflussfaktoren ............................................................ 21
4.3.1 Bestimmungsfaktoren der Marktmieten ............................................................. 21
4.3.2 Schätzergebnisse ................................................................................................. 21
4.4 Schlussfolgerung.......................................................................................................... 25
5 Quellenverzeichnis ..................................................................................................... 26
Impressum
Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien
1041 Wien, Prinz-Eugen-Straße 20-22, Telefon: (01) 501 65 - 2621
Verlags- und Herstellungsort Wien
© 2004 bei AK-Wien
ISBN: 3-7063-0280-2
Bei Verwendung von Textteilen wird um Quellenangabe und Zusendung eines Belegexemplars an
die AK Wien, Abteilung Konsumentenpolitik, ersucht.
Tabellenverzeichnis:
Tabelle 1 Anteil und Eigentümerstruktur des österreichischen Mietwohnungssektors - 2001........................ 5
Tabelle 2 Bundesländeranteile am Mietensektor ................................................................................................. 6
Tabelle 3 Entwicklung der Netto-Marktmieten und Brutto-Bestandsmieten (Wohnungsaufwand) in
Österreich (€/m2 Nutzfläche) ............................................................................................................... 11
Tabelle 4 Entwicklung der Netto-Marktmieten und Brutto-Bestandsmieten (Wohnungsaufwand) in
Österreich (%-Veränderung geg. Vorjahr) ....................................................................................... 11
Tabelle 5 Ausstattungsstandards der österreichischen Hauptwohnsitze ......................................................... 12
Tabelle 6 Realeinkommen und reale Wohnungspreise in Österreich (durchschnittliche jährliche
Wachstumsraten in %) ........................................................................................................................ 14
Tabelle 7 Reale Marktmieten (Veränderungen in %) ....................................................................................... 20
Tabelle 8 Bestimmungsfaktoren der realen Marktmieten (Mieten bei Neubezug) in den Bundesländern
(1980 – 2000); Abhängige Variable = Logarithmus der realen Marktmiete (t- und z-Werte in
Klammern)............................................................................................................................................ 22
Tabelle 9: Kürzung der Neubauförderung und Entwicklung der Mieten - Szenarien .................................... 24
1 Zusammenfassung1
Diese Arbeit dokumentiert die Ergebnisse des zweiten Teils der Studie „Bedeutung
staatlicher Intervention im Wohnungswesen – volkswirtschaftliche, wohn- und
sozialpolitische Wirkung von Wohnbauförderung, Wohnungsgemeinnützigkeit und
Mieterschutz“. Im ersten Teil der Studie (Vgl. Blaas/Wieser 2004) wurden die
Auswirkungen einer Kürzung der Wohnbauförderung mit Hilfe von
ökonometrischen Methoden und Input-Output-Analysen berechnet. Eine der
wesentlichen Erkenntnisse war, dass eine Kürzung der Wohnbauförderung in erster
Linie den Bau von Mietwohnungen negativ beeinflussen würde. Darüber hinaus
zeigt die Untersuchung eines Modellfalls (75m2 Mietwohnung; 97.500 Euro
Baukosten), dass der mit der Förderungskürzung verbundene Ersatz der
Förderdarlehen durch Kapitalmarktdarlehen, trotz derzeit relativ niedrigem
Zinsniveau, zu einer Verdoppelung der Netto-Mieten in den ersten 10 Jahren führen
würde.
Dieser zweite Teil der Studie befasst sich unter anderem mit der Frage, welche
Wirkungen die Wohnbauförderung und das Mietrecht (neben anderen wichtigen
Einflussfaktoren) auf die Entwicklung der Marktmieten in den Bundesländern in den
1980er und 1990er Jahren entfaltet haben. Da die Wohnbauförderung offensichtlich
wesentliche Impulse für den Wohnungsneubau gibt und damit die Angebotsseite des
Marktes ausweitet, ist zu erwarten, dass ceteris paribus mit der Förderung auch
dämpfende Effekte auf die Marktmieten verbunden sind.
Die Analysen und Modellberechnungen haben folgende Ergebnisse gebracht:
o Es gibt einen rechnerisch nachgewiesenen, eindeutigen Zusammenhang
zwischen der Anzahl der gefördert errichteten Wohnungen und der Höhe der am
Markt gebildeten Mieten. Je weniger geförderte Wohnungen errichtet werden,
umso stärker steigen die marktorientierten Mieten (freie Mieten, angemessene
Mieten, Richtwertmieten) und umgekehrt. Die Schätzungen ergaben, dass eine
Senkung der Neubauförderung um 10% kurzfristig einen Anstieg der realen
marktorientierten Mieten um rund 1% zur Folge hätte. Langfristig bewirkt ein
um 10% geringeres Förderniveau - bei sonst gleichen Bedingungen (ceteris
paribus) - einen Anstieg der realen marktorientierten Mieten um etwa 2% pro
Jahr.
1
Der Autor bedankt sich bei Eva Bauer, Wolfgang Blaas und Jörg Borrmann für wertvolle Informationen
und Diskussionen.
1
EINFLUSS VON WOHNBAUFÖRDERUNG UND RICHTWERTSYSTEM AUF DIE MIETENTWICKLUNG
o Der Einfluss des Marktes hat seit Mitte der 80er Jahre wieder zugenommen.
Durch Änderungen der Mietrechtsgesetzgebung unterliegen immer weniger
Wohnungen einer klaren Mietenregulierung. Derzeit könnten - zumindest
theoretisch - die Mieten bei Neuabschluss von Mietverträgen bei rund 70 % des
gesamten Wohnungsbestandes frei oder zur Richtwertmiete, d.h. de facto zur
Marktmiete vereinbart werden. Wenn man berücksichtigt, dass die
Gebietskörperschaften ihre Wohnungen zumeist unter der Marktmiete
vermieten, reduziert sich der Anteil marktnaher Mieten auf etwa 45%. Eine klare
Mietenregulierung gibt es nur für die Mietwohnungen der gemeinnützigen
Bauvereinigungen (das sind rund 30% aller Mietwohnungen) und für diejenigen
Wohnungen, die nach den Fördervorschriften der Länder derzeit noch einer
Kostenmiete unterliegen, und im Altbausegment für die Kategorie D Miet-
wohnungen (etwa 110.000 Wohnungen im Jahr 2001).
2
EINFLUSS VON WOHNBAUFÖRDERUNG UND RICHTWERTSYSTEM AUF DIE MIETENTWICKLUNG
3
EINFLUSS VON WOHNBAUFÖRDERUNG UND RICHTWERTSYSTEM AUF DIE MIETENTWICKLUNG
Für diese Wohnungen sieht das MRG für Mietverträge, die nach dem 1. März 1994 neu
abgeschlossen wurden, je nach Wohnungsart bzw. Gebäude, vier verschiedene
Mietzinsmöglichkeiten vor: angemessener Mietzins, Kategorie-Mietzins (bei
Substandard-Wohnungen), Richtwert-Mietzins oder den Mietzins aufgrund
förderungsrechtlicher Bestimmungen.
Keine Anwendung finden die Mietzinsregelungen des MRG bei Mietverträgen
- bei Wohnungen in frei finanzierten Gebäuden, die aufgrund einer nach dem
30.6.1953 erteilten Baugenehmigung neu errichtet wurden (Neubauten, die ohne
Verwendung öffentlicher Wohnbaufördermittel errichtet wurden)2
- bei vermieteten Eigentumswohnungen in Gebäuden, die aufgrund einer nach
dem 8.5.1945 erteilten Baubewilligung errichtet wurden, und
- bei vermieteten Wohnungen in einem Wohnhaus mit nicht mehr als zwei
selbständigen Wohnungen (Ein- und Zweifamilienhäuser), wobei ein
nachträglicher Dachbodenausbau nicht mitgezählt wird, unabhängig vom
Errichtungsjahr des Hauses.
In diesen Wohnungen ergeben sich Mietzinsgrenzen allenfalls aus den allgemeinen
Bestimmungen des ABGB („Wucher“, „Verkürzung über die Hälfte“,
„Mietzinsbefreiung“ gem. § 1096 ABGB). Es gelten jedoch die Bestimmungen des
MRG zum Kündigungsschutz und die Vorschriften über die Befristungsmöglichkeiten
(§§ 29 – 36), sowie die Übergangsregelung nach § 45 MRG betreffend die Anhebung
von niedrigen Mieten (Mieten, die die 2/3-Grenze der Kategoriebeträge unterschritten;
früher Vorschriften über die Einhebung von Erhaltungs- und Verbesserungsbeiträgen).
2
Hat der Vermieter Förderungsmittel erhalten, und hat er diese nach bestimmten gesetzlichen
Sonderregeln („Rückzahlungsbegünstigungsgesetz“) vorzeitig zurückgezahlt, so können auch diese
Wohnungen ohne Beschränkung der Miethöhe durch das MRG vermietet werden (vgl. Rosifka, 2000a, S.
61).
4
EINFLUSS VON WOHNBAUFÖRDERUNG UND RICHTWERTSYSTEM AUF DIE MIETENTWICKLUNG
Österreich 3.315.347 1.335.606 40,3 306.925 23,0 373.926 28,0 654.755 49,0
Quelle: Statistik Austria; Gebäude- und Wohnungszählung (GWZ) 2001; eigene Berechnungen
5
EINFLUSS VON WOHNBAUFÖRDERUNG UND RICHTWERTSYSTEM AUF DIE MIETENTWICKLUNG
Quellen: Statistik Austria; Häuser- und Wohnungszählungen (HWZ) 1981 und 1991 bzw. Gebäude- und Wohnungszählung (GWZ) 2001; eigene
Berechnungen
3
Angemessenheit nach § 13 Abs. 4 WGG.
4
Information von E. Bauer vom Verband der Gemeinnützigen Bauträger (GBV).
6
EINFLUSS VON WOHNBAUFÖRDERUNG UND RICHTWERTSYSTEM AUF DIE MIETENTWICKLUNG
1945 errichteten Wohnungen gilt bis zum Auslaufen der Förderung eine Kostenmiete
und erst danach kann theoretisch die Richtwertregelung zum Tragen kommen. Zieht
man diese 220.000 Wohnungen der Gebietskörperschaften ab, so verbleibt ein Potential
von 310.000 Richtwert-Wohnungen. Darin enthalten sind etwa 50.000 Wohnungen, die
nach 1945 von Privaten und juristischen Personen gefördert errichtet wurden. Auch für
diese gilt zunächst die Kostenmiete und bei Auslaufen der Förderung die Richtwert-
Miete.
Im Potential an freien und angemessenen Mieten sind rund 110.000 Wohnungen der
Gebietskörperschaften enthalten, die nach 1945 ohne Förderung, d.h. freifinanziert
errichtet wurden. In der Praxis wird die Miete der überwiegenden Mehrzahl dieser
Wohnungen unter der freien Miete liegen.
Weiter unten (Abschnitt 3.5) wird argumentiert, dass die Richtwert-Mieten aufgrund der
mangelnden Transparenz bei den diversen Zuschlägen sich nicht wesentlich von den
Marktmieten unterscheiden können. Man kann sie daher zumindest als marktähnliche
Mieten, wenn nicht sogar als Marktmieten qualifizieren. Zusammenfassend könnte man
folgende Unterscheidung betreffend das Regulierungspotential im derzeitigen
Hauptmietwohnungsbestand bei Erst- und Wiedervermietung treffen:
a) Das theoretische Maximum an Markt- und marktähnlichen Mieten (freien,
angemessenen und Richtwertmieten) liegt bei rund 70%. Dies wäre etwa dann
der Fall, wenn alle Wohnungen der Gebietskörperschaften an Private verkauft
werden würden oder wenn die Gebietskörperschaften aus budgetären Gründen
die Mieten auf das gesetzlich zulässige Höchstmaß erhöhen würden. Die
restlichen 30% unterliegen der Regulierung des Wohnungsgemeinnützigkeits-
gesetzes.
b) Die de facto-Verteilung WGG/Kostenmiete/Markt- und marktnahe Miete, unter
der Voraussetzung, dass die Gebietskörperschaften unter den gesetzlichen
Grenzen vermieten und die Kostenmieten entsprechend der Fördervorschriften
teilweise noch aufrecht sind, ergibt:
- rund 44% freie/angemessene/Richtwertmiete
- rund 30% WGG-Kostenmiete
- rund 23% Gebietskörperschaften-Miete „freiwillige Regulierung“
- rund 3% Kostenmiete private Vermieter von geförderten Wohnungen
7
EINFLUSS VON WOHNBAUFÖRDERUNG UND RICHTWERTSYSTEM AUF DIE MIETENTWICKLUNG
Auf den folgenden Seiten wird die Entwicklung von Bestands- und Marktmieten auf
den unterschiedlichen österreichischen Teilmärkten deskriptiv nachvollzogen. Für die
Bestandsmieten wird der Wohnungsaufwand für Hauptmieter aus dem Mikrozensus der
Statistik Austria herangezogen. Die Daten für die Marktmieten entstammen dem
Immobilienpreisspiegel der Kammer der Immobilientreuhänder. Als regionale
Teilmärkte werden hier - soweit nicht anders beschrieben – die österreichischen
Bundesländer verstanden. In sachlicher Hinsicht wird zwischen Wohnungen
unterschiedlicher Ausstattung und unterschiedlichen Baujahrs sowie zwischen
regulierten und nicht regulierten Wohnungen differenziert. Der Entwicklung der Mieten
werden wichtige wohnwirtschaftlichen Referenzgröße gegenüber gestellt. Dies sind
einerseits die Entwicklung der Verbraucherpreise, andererseits die Entwicklung der
Einkommen der Haushalte. Die Gegenüberstellung der Wohnkostenentwicklung mit der
allgemeinen Teuerungsrate zeigt, wie sich die Preise am Mietwohnungssektor im
Vergleich zur allgemeinen Preisentwicklung in der Vergangenheit verhalten haben. Der
Vergleich der Wohnkostenteuerung mit der Einkommensentwicklung wiederum
ermöglicht Aussagen zur Entwicklung der durchschnittlichen Wohnkostenbelastung.
3.1 Datenbasis
3.1.1 Marktmieten
Die Netto-Marktmieten (Kaltmieten ohne Betriebskosten und Umsatzsteuer) bei
Neubezug werden in Österreich seit 1979 von der Kammer der Immobilientreuhänder
einmal jährlich mittels Umfrage unter den Mitgliedern in den Bundesländern erhoben.
Die Daten wurden bis 1988 im Mietenspiegel und seit 1989 im Immobilienpreisspiegel
veröffentlicht. Publiziert werden Daten für die Landeshauptstädte bzw. im Falle von
Niederösterreich für St. Pölten und Wiener Neustadt. Daten für das Burgenland
(Eisenstadt) liegen erst seit 1994 vor5.
Die Daten umfassen Wohnungen in mäßiger, guter und Spitzenlage unterschiedlicher
Kategorien in den Größen bis 40m2, bis 70m2 und über 70m2. Vor 1983 wurden die
Mieten für Altwohnungen, die vor 1949 errichtet wurden, erhoben. Seit 1983 umfasst
die Erhebung Wohnungen, für welche die Mietzinsobergrenzen gemäß § 16 Abs. 2
5
Wie repräsentativ der Immobilienpreisspiegel ist, konnte im Rahmen dieser Studie nicht nachvollzogen
werden. Eine Anfrage bei der Kammer der Wirtschaftstreuhänder ergab lediglich, dass durch die
Erhebungen rund 80% „des Marktes“ abgedeckt sein sollen. Eine Auskunft über Rücklaufquoten bei den
Erhebungen konnte nicht erreicht werden. Es war auch nicht möglich, zu eruieren, ob die
Richtwertmieten zwischen 1993 und 1997 im Mietenspiegel enthalten waren oder nicht. Dies macht die
Interpretation der Analyseergebnisse einigermaßen schwierig. Insgesamt lässt die Transparenz im
Hinblick auf Art und Umstände bei den Erhebungen zu wünschen übrig. Es ist daher zu vermuten, dass
die Qualität der Daten nicht an jene des Mikrozensus der Statistik Austria heranreicht. Mangels
Alternativen musste für die Zwecke dieser Untersuchung jedoch auf die Daten des
Immobilienpreisspiegels zurückgegriffen werden.
8
EINFLUSS VON WOHNBAUFÖRDERUNG UND RICHTWERTSYSTEM AUF DIE MIETENTWICKLUNG
3.1.2 Bestandsmieten
Zu den Marktmieten vergleichbare Zeitreihen für Bestands-Nettomieten sind in
Österreich nicht verfügbar. Die Statistik Austria erhebt im Rahmen des Mikrozensus
vierteljährlich den Wohnungsaufwand; darunter die Kosten entgeltlich als
Hauptwohnsitz benutzter Wohnungen und die Kosten entgeltlich von Hauptmietern
benutzter Wohnungen. Die Kosten entgeltlich als Hauptwohnsitz benutzter Wohnungen
umfassen neben dem Hauptmietzins auch Untermietzinse sowie Rückzahlungen bzw.
Annuitäten für Eigentumswohnungen. Für einen Vergleich mit den Marktmieten ist
daher der Wohnungsaufwand für Hauptmieter besser geeignet. Innerhalb dieser
Kategorie unterscheidet der Mikrozensus zwischen Wohnungsaufwand pro m2 nach
Wohnungskategorie und nach unterschiedlichen Bauperioden (vor 1919, 1919 – 1944,
1945 – 1960, 1961 – 1970, 1971 – 1980, 1981 – 1990, 1991 und später).
Generell enthalten die Zeitreihen zum Wohnungsaufwand auch die Betriebskosten, d.h.
es handelt sich um Brutto-Mieten. Da sich die folgenden Analysen vorwiegend auf
Veränderungsraten stützen, wird hier vereinfachend angenommen, dass sich die
Betriebskostenentwicklungen zwischen Markt- und Bestandswohnungen nicht
unterschieden haben.
9
EINFLUSS VON WOHNBAUFÖRDERUNG UND RICHTWERTSYSTEM AUF DIE MIETENTWICKLUNG
7,00
6,00 Marktmieten-Ö
WAF-HM-Ö
5,00
4,00 WAF-HW-Ö
3,00
2,00
1,00
0,00
1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002
Quellen: Wohnungsaufwand: Statistik Austria, Mikrozensus; Marktmieten: Bundesinnung der Immobilien- und
Vermögenstreuhänder, Immobilien-Preisspiegel; eigene Berechnungen; Legende: Marktmieten = Nettomarktmieten von
Wohnungen der Kategorie A bis 70 m2; WAF-HM = Wohnungsaufwand für Hauptmieter, Kategorie A; WAF-HW =
Wohnungsaufwand am Hauptwohnsitz, Kategorie A
Die höhere Volatilität der Marktmieten resultiert daraus, dass der unreglementierte
Bereich auf Veränderungen bei Nachfrage und Angebot reagiert, während die
Bestandsmieten zunächst vom Markt abgekoppelt sind und sich aufgrund
unterschiedlicher Faktoren entwickeln:
- gesetzlich oder vertraglich vorgesehene Anpassungen an die Verbraucherpreise;
- Mieterhöhungen bei laufenden Mietverhältnissen durch Sanierungen (§18 MRG,
EVB bei gemeinnützigen , u.a.). Diese können beträchtlich sein.
- Kostendynamik nach Finanzierungs- und Förderungskonditionen im geförderten
und gemeinnützigen Wohnbau (Annuitätenstaffelung, degressive Zuschüsse,
Zinssatzveränderungen, Dynamik der Erhaltungs- und Verbesserungsbeiträge);
- Betriebskostensteigerungen.
Die Entwicklungen bei den Marktmieten zeigen sich erst mit einer gewissen
Verzögerung auch im Bestand, wenn hohe Neuvermietungsmieten in den Bestand
einfließen. Die Anpassung ist jedoch graduell, da von Neuvermietungen jeweils nur ein
verhältnismäßig geringer Teil (jährlich max. 5% - 10%) des gesamten Mietwohnungs-
marktes betroffen ist.
Die Anpassung wirkt sich am stärksten im Wohnungsaufwand für Hauptmieter und
abgeschwächt auch im Wohnungsaufwand für alle entgeltlich genutzten Wohnungen
aus. Zu letzteren zählen neben den Mietwohnungen auch Eigentumswohnungen, bei
10
EINFLUSS VON WOHNBAUFÖRDERUNG UND RICHTWERTSYSTEM AUF DIE MIETENTWICKLUNG
1986 3,83 2,35 2,30 2,79 1,86 1,75 1,99 2,57 3,31 3,32
1987 4,00 2,42 2,38 2,86 1,93 1,91 2,07 2,65 3,34 3,44
1988 4,04 2,51 2,46 2,89 1,98 2,02 2,21 2,68 3,39 3,46
1989 4,08 2,61 2,57 2,96 2,11 2,07 2,33 2,78 3,53 3,38
1990 5,01 2,67 2,70 3,04 2,19 2,20 2,38 2,89 3,62 3,64
1991 5,31 2,89 2,87 3,20 2,35 2,37 2,58 3,06 3,74 3,89
1992 5,38 3,08 3,09 3,38 2,59 2,64 2,77 3,19 3,92 4,16
1993 5,89 3,16 3,32 3,57 2,86 2,84 2,89 3,39 4,17 4,36
1994 5,96 3,63 3,67 3,85 3,27 2,92 3,26 3,69 4,52 4,57
1995 6,18 3,83 3,92 4,05 3,45 3,16 3,50 3,91 4,85 4,75
1996 6,10 4,00 4,12 4,20 3,58 3,38 3,66 4,04 4,97 4,90
1997 6,10 4,13 4,24 4,32 3,65 3,54 3,68 4,23 5,05 5,08
1998 5,72 4,26 4,38 4,44 3,79 3,73 3,77 4,36 5,12 5,17
1999 5,52 4,33 4,52 4,51 3,95 3,88 3,88 4,38 5,15 5,26
2000 5,53 4,39 4,59 4,54 4,16 3,90 3,88 4,47 5,24 5,22
2001 6,18 4,48 4,72 4,61 4,12 4,03 3,99 4,56 5,29 5,25
2002 6,36 4,60 4,84 4,71 4,31 4,15 4,17 4,58 5,37 5,39
2003 - - - - - - - - - -
Veränderungen in %:
86-91 38,4 23,2 25,0 14,6 26,2 35,3 29,6 18,9 12,7 17,1
91-96 15,1 38,2 43,5 31,4 52,5 42,7 41,9 32,0 33,1 26,0
96-02 - 15,1 17,5 12,1 20,4 22,8 13,9 13,4 8,0 10,0
86-02 - 96,0 110,8 68,9 131,7 137,0 109,4 78,0 62,0 62,3
Quellen: Statistik Austria, Mikrozensus; Bundesinnung der Immobilien- und Vermögenstreuhänder, Immobilien-Preisspiegel; eigene Berechnungen
Anmerkung: Die Marktmieten der Jahre 2000 und 2001 sind aufgrund von Änderungen in der Erhebung nicht vergleichbar
1987 4,3 3,1 3,8 2,4 3,9 9,1 4,0 2,8 0,9 3,5
1988 1,0 3,6 3,0 1,1 2,3 5,7 6,7 1,4 1,3 0,6
1989 1,0 4,1 4,4 2,3 7,0 2,5 5,3 3,8 4,3 -2,3
1990 22,8 2,3 5,4 2,9 3,4 6,3 2,2 3,7 2,5 7,7
1991 5,8 8,3 6,2 5,1 7,3 7,6 8,6 6,0 3,2 6,8
1992 1,4 6,5 7,6 5,8 10,2 11,3 7,3 4,3 5,1 7,1
1993 9,5 2,5 7,5 5,5 10,7 7,7 4,2 6,4 6,3 4,7
1994 1,2 15,1 10,5 7,9 14,2 2,8 13,0 8,7 8,4 4,8
1995 3,7 5,4 6,7 5,2 5,5 8,2 7,4 6,0 7,3 3,9
1996 -1,2 4,4 5,2 3,7 3,8 7,0 4,6 3,3 2,5 3,2
1997 0,0 3,3 2,8 2,9 2,0 4,7 0,5 4,7 1,6 3,7
1998 -6,3 3,2 3,4 2,8 3,8 5,4 2,4 3,1 1,4 1,8
1999 -3,5 1,7 3,1 1,6 4,2 4,0 2,9 0,5 0,6 1,7
2000 0,2 1,4 1,6 0,7 5,3 0,5 0,0 2,1 1,7 -0,8
2001 - 2,1 2,9 1,5 -1,0 3,3 2,8 2,0 1,0 0,6
2002 2,8 2,7 2,5 2,2 4,6 3,0 4,5 0,4 1,5 2,7
2003 - - - - - - - - - -
Quellen: Statistik Austria, Mikrozensus; Bundesinnung der Immobilien- und Vermögenstreuhänder, Immobilien-Preisspiegel; eigene Berechnungen
11
EINFLUSS VON WOHNBAUFÖRDERUNG UND RICHTWERTSYSTEM AUF DIE MIETENTWICKLUNG
Zum Teil sind die unregelmäßigen Anstiege auch auf hohe Mietsteigerungen in Folge
von Sanierungsmassnahmen zurückzuführen, die etwa besonders den Altbau betreffen.
Damit lassen sich zum Teil Unstetigkeiten in der Entwicklung erklären. Ein weiterer
Faktor sind die Betriebskosten, die sich von Jahr zu Jahr unterschiedlich entwickeln
können.
Im Beobachtungszeitraum ist der Wohnungsaufwand für Hauptmieter in den
Wohnungen, die bei Neuvermietung dem Richtwert-Mietzins unterliegen (Baujahr vor
1919 und zwischen 1919 und 1945) am stärksten gestiegen. Drei Gründe dürften dafür
ausschlaggebend gewesen sein: Erstens wird bei vielen Wiedervermietungen von
Altbauwohnungen ein günstiger Altvertrag (z.B. Kategoriemiete) durch einen
wesentlich teureren Neuvertrag (Markt- oder Richtwertmiete) ersetzt. Diese
Neuverträge fließen dann in den Bestand ein. Dies dürfte auch der Hauptgrund gewesen
sein. Zweitens hat die Abschaffung der Rückzahlbarkeit der Errichtungs- und
Verbesserungsbeiträge (EVB) durch die Reform 1993 faktisch wie einer Erhöhung im
Niveau der Altbaumieten gewirkt.
Österreich 2.692.883 2.967.604 3.315.347 1.194.071 44,3 1.994.780 67,2 2.876.665 86,8 882.776 32,8 492.006 16,6 296.105 8,9
Österreich 2.692.883 2.967.604 3.315.347 235.501 8,7 143.433 4,8 32.761 1,0 380.535 14,1 337.385 11,4 109.816 3,3
Quelle: Statistik Austria; Häuser- und Wohnungszählungen (HWZ) 1981 und 1991 bzw. Gebäude- und Wohnungszählung (GWZ) 2001; eigene Berechnungen
6
Eine Abschätzung dieses Effektes mit den Zahlen aus Tabelle 3 ist schwierig, da nicht bekannt ist,
welcher Anteil der Kategorie D-Wohnungen, die seit 1981 „verschwunden“ sind, entweder tatsächlich
vom Markt genommen oder in der Ausstattung angehoben wurde Ein hypothetisches Beispiel mag zur
Illustration dienen: Im Ausgangsjahr 0 setzt sich ein Bestand von 100 Wohnungen aus 25 Wohnungen der
Kategorie D und 75 Wohnungen der Kategorie A zusammen. Die Miete betrage für die D-Wohnungen 3
€/m2, für die A-Wohnungen 7 €/m2. Im Jahr 1 sinkt die Kategorie A-Miete von 7 € auf 6,5 €/m2. Es
werden 4 der 75 Kategorie A-Wohnungen (=5%) neu vermietet. Zugleich wird eine der Kategorie D-
Wohnungen auf Kategorie A aufgewertet und ebenfalls zu 6,5 €/m2 vermietet. Trotz des Mietenrückgangs
12
EINFLUSS VON WOHNBAUFÖRDERUNG UND RICHTWERTSYSTEM AUF DIE MIETENTWICKLUNG
steigt die Durchschnittsmiete im Bestand aufgrund der Qualitätsanhebung von 6 € auf 6,025 €/m2
(=0,4%).
7
Im Rahmen des Mikrozensus werden die Selbständigen nicht zum Einkommen befragt.
13
EINFLUSS VON WOHNBAUFÖRDERUNG UND RICHTWERTSYSTEM AUF DIE MIETENTWICKLUNG
hängen. Weitere Gründe waren die Sparpakete der großen Koalition (1995 und 1996)
und die schwächere Wirtschaftsentwicklung.
200,0
Wohnungsaufwand
Hauptmieter
180,0
VPI-Wohnen
160,0
120,0
100,0
80,0
60,0
40,0
20,0
0,0
1979 1982 1985 1988 1991 1994 1997 2000
Quellen: Wohnungsaufwand, VPI-Wohnen und VPI: Statistik Austria, Mikrozensus; Marktmieten: Bundesinnung der Immobilien-
und Vermögenstreuhänder, Immobilien-Preisspiegel; eigene Berechnungen
14
EINFLUSS VON WOHNBAUFÖRDERUNG UND RICHTWERTSYSTEM AUF DIE MIETENTWICKLUNG
dass der Wohnungsaufwand pro m2 für Hauptmieter erheblich stärker gestiegen ist als
die Einkommen. Dies trifft insbesondere auf die privaten Altbaumietwohnungen zu.
9000
8000
7000
6000
5000
4000
3000
2000
1000
0
1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002
15
EINFLUSS VON WOHNBAUFÖRDERUNG UND RICHTWERTSYSTEM AUF DIE MIETENTWICKLUNG
10000 8,00
Mietwohnungen
9000
7,00
Marktmieten (real)
8000
6,00
Marktmieten(real)
7000
5,00
6000
5000 4,00
Eigentumswohnungen
4000
3,00
3000
2,00
2000
1,00
1000
0 0,00
1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002
Quellen: Fertigstellungen und VPI: Statistik Austria; Marktmieten: Bundesinnung der Immobilien- und
Vermögenstreuhänder, Immobilienpreisspiegel; eigene Berechnungen
Seit etwa 2001 steigen die Marktmieten wieder, allerdings vorläufig nur leicht8. Gemäß
Immobilienpreisspiegel ist das durchschnittliche Niveau der Netto-Marktmieten in
Wien von 6,8 € auf 7,1 € pro m2 (2002) gestiegen, zuletzt aber wieder auf 6,9 € (2003)
gefallen. Eine Untersuchung der AK-Salzburg zeigt, dass im Land Salzburg die
Bruttomiete (inkl. Betriebskosten) je m2 von 8,07 € im Jahr 2000 auf 8,68 € im Februar
2004 gestiegen ist. In der Stadt Salzburg war die Steigerung von 9,67 € auf 10,49 € pro
8
Die Vergleichbarkeit der Marktmieten zwischen 2000 und 2001 ist nicht mehr gegeben (siehe dazu die
Erläuterungen in Punkt 3.1).
16
EINFLUSS VON WOHNBAUFÖRDERUNG UND RICHTWERTSYSTEM AUF DIE MIETENTWICKLUNG
m2 noch stärker. Als Hauptursache werden die geringeren Zahlen an geförderten neu
errichteten Wohnungen angeführt.
Die Wirkungen der Wohnbauförderung sind in diesem relativ kurzen
Beobachtungszeitraum durchaus ambivalent zu sehen. Der geförderte Wohnbau hat sich
seit Anfang der 70er Jahre zwar stabiler entwickelt als der frei finanzierte (vgl.
Blaas/Wieser, 2004). Dieser Umstand kann aber auch auf die Dominanz der Förderung
(zwischen 1971 und 2002 wurden 73% der Wohnungen gefördert errichtet) generell
zurückzuführen sein. Ungewiss ist, in welcher Weise die Zurückholung der Kategorie A
– Altbauwohnungen (kleiner als 130 m2) in die Mietenregulierung durch das Richt-
wertgesetz 1993 auf das allgemeine Mietenniveau gewirkt hat. Die Veränderungen im
EVB haben jedenfalls mietenerhöhend gewirkt (siehe oben). Die ökonometrische
Analyse im letzten Kapitel versucht, die Einflüsse der Wohnbauförderung und des
Mietrechts neben anderen Faktoren auf die Entwicklung der realen Mieten zu
berechnen.
9
Die „mietrechtliche Normwohnung“ entspricht einer Wohnung der Ausstattungskategorie A, die sich in
einem Gebäude mit ordnungsgemäßem Zustand und in durchschnittlicher Lage befindet. Zuschläge zu
den Richtwerten kann es geben etwa für das Vorhandensein einer Garage, eines Aufzugs oder einer
gemeinsamen Wärmeversorgung. Darüber hinaus sind Lagezuschläge und –abstriche und Abstriche für
geringere Ausstattungskategorien vorgesehen. Die Richtlinien für die Ermittlung des Richtwertzinses der
MA 25 in Wien sehen Abstriche von -25% bei Wohnungen der Kategorie B und Abstriche von -50% bei
Wohnungen der Kategorie C vor.
10
Erhoben wurden die Angebotspreise (Inserate) neu vermietbarer Wohnungen.
17
EINFLUSS VON WOHNBAUFÖRDERUNG UND RICHTWERTSYSTEM AUF DIE MIETENTWICKLUNG
entwickelt: 8,31 € (2000), 8,77 € (2001), 8,32 € (2002) und 8,27 € (2003). Im Vergleich
dazu lagen die freien Mieten (nach 1945 erbaut oder größer als 130 m2) bei 10,57 €
(2000), 10,96 € (2001), 9,85 € (2002) und 9,55 € (2003). Die Unterschiede zwischen
den erhobenen Richtwertmieten und den freien Mieten dieser Stichprobe sind vor allem
durch Qualitätsunterschiede (bessere Ausstattung, Mietergärten, Terassen) bedingt.
1994 3,66 3,34 4,28 3,76 3,97 5,06 5,05 4,47 5,62 4,36
1995 3,76 3,43 4,39 3,85 4,07 5,19 5,18 4,59 5,77 4,47
1996 3,83 3,50 4,47 3,92 4,14 5,28 5,28 4,67 5,88 4,55
1997 3,92 3,58 4,58 4,02 4,24 5,41 5,40 4,78 6,02 4,66
1998 3,98 3,63 4,64 4,08 4,30 5,49 5,48 4,85 6,10 4,73
1999 4,00 3,65 4,67 4,11 4,33 5,52 5,52 4,88 6,14 4,76
2000 4,06 3,70 4,74 4,16 4,39 5,60 5,59 4,95 6,23 4,82
2001 4,16 3,79 4,86 4,27 4,51 5,74 5,73 5,07 6,39 4,95
2002 4,24 3,87 4,95 4,35 4,59 5,85 5,84 5,17 6,51 5,04
2003 4,32 3,94 5,05 4,43 4,68 5,96 5,96 5,27 6,63 5,14
2004 4,37 3,99 5,11 4,48 4,73 6,03 6,03 5,33 6,71 5,20
Quelle: http://www.jusline.at
1
Die "mietrechtliche Normwohnung" entspricht einer Wohnung der Ausstattungskategorie A, die in einem Gebäude mit
ordnungsgemäßem Zustand und in durchschnittlicher Lage liegt.
Böhm (2003) kritisiert, dass für die Mieter nicht erkennbar ist, welche Zu- und
Abschläge zum Richtwert der Vermieter verlangt. Der Vermieter ist nicht verpflichtet,
dem Mieter die Zusammensetzung und Berechnung des Mietzinses bekannt zu geben.
Damit der Mieter erfährt, wofür Zuschläge verrechnet worden sind, müsste er ein
Schlichtungsstellenverfahren führen. Erschwert wird die Sachlage für die Mieter
dadurch, dass mangelnde Transparenz und unbestimmte Rechtsbegriffe Rechtsunsicher-
heit schaffen und eine konkretisierende Überprüfung durch die Judikatur weitgehend
unmöglich machen (Böhm, 2003, S. 37ff).
Es erscheint daher offensichtlich, dass die Richtwertmieten keine effektiven Mietober-
grenzen darstellen können. Die prohibitiv hohen Durchsetzungskosten auf Seiten der
Mieter im Falle einer Überprüfung der Zuschläge bewirkt vielmehr, dass der
Markteinfluss gegenüber der Mietenbegrenzung dominiert. Es ist daher auch nicht
verwunderlich, dass sich die Richtwertmieten von den Marktmieten kaum
unterscheiden. Anzunehmen ist, dass die verbleibende Differenz zwischen Markt- und
Richtwertmieten in erster Linie auf Qualitätsunterschiede in der Ausstattung der
Wohnungen oder Unterschiede in der Baualtersstruktur und nicht auf die Regulierung
zurückzuführen ist. Damit sind die Richtwertmieten zumindest als marktnahe Mieten,
wahrscheinlich aber sogar als Marktmieten zu qualifizieren.
Zur Eindämmung der Mieten scheint das Richtwertsystem in seiner gegenwärtigen
Ausgestaltung daher nicht geeignet. Es ist anzunehmen, dass die allgemeine
Mietenentwicklung in Österreich derzeit weniger durch das geltende Mietrecht
(Mietzinsregulierung) stabilisiert wird, als viel mehr von jenen Formen der staatlichen
Intervention, in denen der Staat direkt oder indirekt das Wohnungsangebot steuert
(Wohnbauförderung und Wohnungsgemeinnützigkeit).
18
EINFLUSS VON WOHNBAUFÖRDERUNG UND RICHTWERTSYSTEM AUF DIE MIETENTWICKLUNG
4.1 Einleitung
Wohnungsmärkte sind in höchstem Maße lokale Märkte. Dies ergibt sich daraus, dass
das Gut „Wohnung“ physisch nicht transferierbar ist. Jede empirische Untersuchung
über Zusammenhänge und Abläufe auf den Wohnungsmärkten muss daher versuchen,
möglichst lokal begrenzte Einflussfaktoren zu identifizieren. Diese Anforderung ist
jedoch aufgrund der zumeist unzureichenden Daten nicht leicht zu erfüllen. In diesem
abschließenden Kapitel wird der Versuch unternommen, die wichtigsten Bestimmungs-
faktoren für die Marktmieten in den Bundesländern in den 1980er und 1990er Jahren in
einem gemeinsamen empirischen Rahmen zu analysieren. Dabei werden zunächst die
Grundzüge der Mietenentwicklung auf Länderebene dargestellt. Nach einer kurzen
Besprechung der Gemeinsamkeiten und etwaigen Besonderheiten der regionalen
Märkte erfolgt die Präsentation der Schätzergebnisse.
Im Zentrum der Untersuchung steht die Frage, ob die Wohnbauförderung und die
Veränderungen in der Mietenregulierung 1993 einen nachweisbaren Effekt auf die
Entwicklung der Marktmieten hatten. Von der Objektförderung wird angenommen, dass
sie über eine Hebelwirkung (Kompensation von Kapitalmarktunvollkommenheiten) den
Neubau anregt und so zu einer Entlastung auf den Wohnungsmärkten führt, die einen
dämpfenden Effekt auch im nicht geförderten Segment hat. Die Mietrechtsreform 1993
hat unter anderem zu einer Ablöse der Kategorieobergrenzen aus der Mietrechtsreform
1982 durch die Richtwertmieten geführt. Es wurde aber auch der Erhaltungs- und
Verbesserungsbeitrag (EVB) für nicht rückzahlbar erklärt, was in der Praxis wie eine
Erhöhung der Mieten wirkt. Andererseits wurden Altbauwohnungen der Kategorie A
mit einer Wohnfläche unter 130 m2 in eine (aus der Sicht der Mietzinsbegrenzung)
ineffektive Regulierung zurückgeholt, nachdem sie zwischen 1985 und 1993 frei bzw.
nach § 16 Abs. 1 MRG „angemessen“ vermietet werden konnten. Die Netto-Effekte
dieser Maßnahmen sollen geschätzt werden.
19
EINFLUSS VON WOHNBAUFÖRDERUNG UND RICHTWERTSYSTEM AUF DIE MIETENTWICKLUNG
verzeichnen. Eine Stabilisierung dürfte im Jahr 2000 in St. Pölten, Linz und Salzburg
eingetreten sein.
Bregenz
7,00
6,00
Salzburg
Österreich
5,00 Wien
4,00
Eisenstadt
3,00
2,00
1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000
Quellen: Marktmieten: Bundesinnung der Immobilien- und Vermögenstreuhänder, Immobilien-Preisspiegel; VPI: Statistik Austria;
eigene Berechnungen
7,00
Innsbruck
6,00
Österreich
5,00
Graz
4,00
Linz
3,00 Klagenfurt
St. Pölten
2,00
1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000
Quellen: Marktmieten: Bundesinnung der Immobilien- und Vermögenstreuhänder, Immobilien-Preisspiegel; VPI: Statistik Austria;
eigene Berechnungen
86-91 15,8 - 26,3 -9,3 18,3 18,7 14,5 8,9 62,1 19,9
91-96 -6,0 - 6,4 21,4 19,2 -8,9 12,9 16,3 -13,9 13,8
96-00 -8,1 21,7 -17,8 -16,7 -20,3 -12,0 -11,3 -14,5 -12,6 -10,8
86-00 0,0 - 10,4 -8,2 12,4 -4,9 14,7 8,3 22,1 21,7
Quelle: Bundeswirtschaftskammer, Bundesinnung der Immobilien- und Vermögenstreuhänder, Mieten-/Immobilien-
preisspiegel; eigene Berechnungen
1
ungewichteter Mittelwert der Landeshauptstädte
20
EINFLUSS VON WOHNBAUFÖRDERUNG UND RICHTWERTSYSTEM AUF DIE MIETENTWICKLUNG
Zumindest nach den Daten des Immobilienpreisspiegels lagen die realen Marktmieten
im Jahr 2000 in Wien etwa auf dem Niveau von 1986. Rückgänge gegenüber 1986 gab
es in St. Pölten und Salzburg. Am stärksten gestiegen sind die realen Mieten in Bregenz.
4.3.2 Schätzergebnisse
Die im Folgenden dargestellten Ergebnisse basieren auf einem Panel-ökonometrischen
Ansatz. Geschätzt wird der Einfluss der relevanten Faktoren auf die Entwicklung der
realen Marktmieten in den Bundesländern. Für die Marktmieten werden die Mieten von
Wohnungen der Kategorie A bis 70m2 als Indikator herangezogen. Unterstellt wird,
dass sich diese Wohnungen in ihrer objektiven Qualität im Beobachtungszeitraum nicht
21
EINFLUSS VON WOHNBAUFÖRDERUNG UND RICHTWERTSYSTEM AUF DIE MIETENTWICKLUNG
(4) 0,04 0,10** 1,30*** 0,01 -0,19*** 0,04*** 0,04 0,559 28,37
(0,27) (1,98) (11,04) (1,32) (-3,44) (6,68) (1,21)
(5) (0,17) 0,14*** 1,25*** 0,01 -0,21*** 0,03*** 0,06* 0,605 34,02
(1,31) (3,49) (11,42) (1,23) (-5,67) (5,16) (1,64)
(9) 0,27** 1,12*** 0,32 0,02*** -0,09** 0,03*** 0,05 0,574 22,73
(2,07) (2,67) (1,45) (2,92) (-2,11) (5,24) (1,54)
(10) (0,18) 1,60*** 0,35 0,01** -0,10** 0,02*** -0,00 0,527 21,65
(1,32) (4,08) (1,54) (2,42) (-2,52) (3,90) (-0,15)
Wald-
2
Random Effects R within Test
(11) 0,61*** 0,25*** -0,14*** 0,375 79,2
(6,82) (2,87) (-3,43)
(14) 0,29** 0,04 0,75*** 0,01 -0,08* 0,03*** 0,04 0,486 135,9
(2,32) (0,58) (3,69) (1,29) (-1,85) (5,78) (1,42)
(15) 0,33*** 0,06 0,76*** 0,00 -0,08** 0,03*** 0,02 0,470 129,6
(2,59) (0,77) (3,81) (0,66) (-2,06) (5,26) (0,49)
*, ** und *** bedeuten Signifikanz auf dem Niveau von 10%, 5% und 1%.
22
EINFLUSS VON WOHNBAUFÖRDERUNG UND RICHTWERTSYSTEM AUF DIE MIETENTWICKLUNG
11
Der „fixed effects“-Schätzer lässt zu, dass nicht beobachtbare bundesländerspezifischen Effekte mit
den erklärenden Variablen korrelieren. Beispielsweise könnten unterschiedliche nicht beobachtbare
länderspezifische Wohnpräferenzen mit der Struktur der Wohnbauförderungsausgaben korrelieren. Beim
„random effects“-Schätzer ist eine Korrelation annahmegemäß ausgeschlossen (vgl. Wooldridge, 2003).
Tests haben ergeben, dass „fixed effects“ tatsächlich vorliegen. Es ist aber üblich, auch die „random
effects“ zu dokumentieren. Dies ist hier auch insofern unproblematisch, als die Koeffizienten der
interessierenden Variablen (Wohnbauförderung, Mietrecht) bei beiden Methoden kaum voneinander
abweichen.
23
EINFLUSS VON WOHNBAUFÖRDERUNG UND RICHTWERTSYSTEM AUF DIE MIETENTWICKLUNG
Zur Illustration der Schätzergebnisse dienen zwei mögliche Szenarien der Kürzung der
Neubauförderung und der damit verbundenen Wirkungen auf die realen Mieten. Der
betrachtete Zeitraum beträgt 10 Jahre. Für diese 10 Jahre wird eine durchschnittliche
allgemeine Preissteigerung von 2% p. a. unterstellt. Der Zusammenhang zwischen
Fördermitteln und Entwicklung der realen Mieten wird mit Hilfe der geschätzten
Elastizitäten (kurzfristig -1,0; langfristig -0,2) hergestellt. Konkret wird angenommen,
die Elastizität steige gleitend von -0,1 im ersten Jahr auf -0,15 in 10 Jahren.
Szenario 1 unterstellt, dass die Neubauförderung nominell auf dem Niveau des Jahres
2004 eingefroren wird. Dies impliziert bei einer durchschnittlichen Preissteigerung von
2% p. a. einen Rückgang in realer Rechnung auf 82% des gegenwärtigen Niveaus in 10
Jahren. Entsprechend der ansteigenden Elastizität reagieren die realen Markmieten von
Jahr zu Jahr etwas stärker. Im letzten Jahr beträgt der Anstieg bereits 2,7%. Das
arithmetische Mittel der Mietpreissteigerungen in den zehn Jahren beträgt real 1,4% p.
a. und nominell 3,4% p. a.
Im Szenario 2 wird die Neubauförderung im ersten Jahr um 25% gekürzt und danach
auf dem Niveau von 75% der derzeitigen Höhe nominell aufrechterhalten. Real sinkt die
Förderung sukzessive auf 61,5% in zehn Jahren. Die damit zusammenhängende reale
Steigerung der Marktmieten beträgt durchschnittlich 4,5% p. a.
24
EINFLUSS VON WOHNBAUFÖRDERUNG UND RICHTWERTSYSTEM AUF DIE MIETENTWICKLUNG
4.4 Schlussfolgerung
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Wohnbauförderung in der
Vergangenheit sowohl kurz- als auch langfristig einen signifikant dämpfenden Einfluss
auf die Entwicklung der realen marktorientierten Mieten (freie Mieten, angemessene
Mieten, Richtwertmieten) hatte. Eine Senkung der Förderungszusagen für den Neubau
um 10% hätte, unter der Voraussetzung, dass sich alle anderen Einflussfaktoren nicht
verändern, eine kurzfristige Erhöhung der realen Marktmieten um etwa 1% zur Folge
gehabt. Langfristig wären die realen Mieten bei Aufrechterhaltung des gekürzten
Niveaus der Förderung ceteris paribus um ca. 2% gestiegen. Bei einer
durchschnittlichen jährlichen Inflation von 2% würde dies einer jährlichen nominellen
Erhöhung um rund 4% entsprechen.
Der Einfluss der Mietzinsregulierung auf die Entwicklung der Marktmieten ist weniger
leicht nachweisbar. Da die Marktmieten definitionsgemäß nicht der Mietzinsbegrenzung
des MRG unterliegen, kann ein Zusammenhang nur indirekt hergestellt werden.
Vorstellbar ist, dass Entwicklungen im Bestand von beiden Marktseiten (Vermieter und
Mieter) mit ins Kalkül einbezogen werden. Für die Wohnungsnachfrager besteht eine
Substitutionsbeziehung zwischen der bisherigen und einer neuen, nicht
mietzinsregulierten Wohnung. Ist die neue Wohnung zu teuer, wird der Mieter – unter
sonst gleichbleibenden Umständen (etwa betreffend die familiäre oder berufliche
Situation) - länger mit einem Umzug warten. Dies wirkt dämpfend auf die Marktmieten.
Umgekehrt können Mieterhöhungen im Bestand einen Umzug wahrscheinlicher
machen, wodurch es über eine steigende Nachfrage zu Preissteigerungen auch im
Segment der nicht mietzinsregulierten Neubauwohnungen kommen kann12.
Sowohl die deskriptivstatistischen Analysen als auch die inferenzstatistischen
Schätzungen legen nahe, dass die Mietrechtsreform 1993 ceteris paribus auch im
Bereich der Marktmieten preistreibend gewirkt hat. Ohne die relativ massive
Gegensteuerung durch den geförderten Wohnungsneubau hätte die Reform zu einer
weiteren Erhöhung der Marktmieten geführt. Hätte es den Wohnbauboom nicht
gegeben, lägen die Marktmieten heute real um etwa 5%
12
Der Einfluss der Miethöhe bei der Entscheidung, ob ein Umzug stattfinden soll oder nicht, zeigt sich
sehr deutlich im Wohnungsbestand der Gemeinnützigen Bauvereinigungen. Der zeitliche Verlauf der
Kostenmieten (die Mieten steigen aufgrund der Wohnbauförderungsbedingungen nach längerer Nutzung
teilweise sehr stark an) bedingt, dass es zu einer relativen Verteuerung alter Wohnungen gegenüber neuen
Wohnungen kommt, mit dem Resultat, dass die Mieter aus den alten Wohnungen in neue,
kostengünstigere umziehen wollen. Im Gegensatz zum freien Markt kann in diesem Segment aufgrund
der strikt vorgegebenen Mietenverläufe kein Ausgleich der Mieten zwischen Alt- und Neubestand
stattfinden.
25
EINFLUSS VON WOHNBAUFÖRDERUNG UND RICHTWERTSYSTEM AUF DIE MIETENTWICKLUNG
5 Quellenverzeichnis
Amman, W. (2001), Wohnkosten und MRG-Preisregulierung, WBFÖ 3/2001.
Arnott, R. (1995), Time for Revisionism on Rent Control?, Journal of Economic Perspectives
9(1), Winter, S. 99 – 120.
Blaas, W. (1991), Zur Theorie des Wohnungsmarktes, in: Blaas/Rüsch/Brezina/Doubek (Hrsg.),
Mehr Markt oder mehr Staat im Wohnungswesen – Reformperspektiven für die
österreichische Wohnungspolitik, Böhlau-Verlag, Wien, S. 18-27.
Blaas, W., Wieser, R. (2004), Wohnwirtschaftliche und volkswirtschaftliche Probleme durch
Kürzung der Wohnbauförderung, Studie des IFIP im Auftrag der AK Wien, Wien 2004.
BMSG (Bundesministerium f. Soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz)
(2000), Österreichischer Familienbericht 1999.
Böhm, H. (2003), Das Richtwertzinssystem – Juristische Analyse und Bewertung, Studie
verfasst im Auftrag der AK Wien, Wien.
Brezina, B. (1991), Mietrecht, in: Blaas/Rüsch/Brezina/Doubek (Hrsg.), Mehr Markt oder mehr
Staat im Wohnungswesen – Reformperspektiven für die österreichische Wohnungspolitik,
Böhlau-Verlag, Wien, S. 144-223.
Brezina, B., Blaas, W. (1991), Charakteristika und Besonderheiten des Gutes Wohnung und des
Wohnungsmarktes, in: Blaas/Rüsch/Brezina/Doubek (Hrsg.), Mehr Markt oder mehr Staat
im Wohnungswesen – Reformperspektiven für die österreichische Wohnungspolitik,
Böhlau-Verlag, Wien, S. 11-17.
Christl, J. (1995), Die Preisentwicklung am österreichischen Immobilienmarkt, CA-Qarterly
III/95, S. 17-24.
Czasny K. und Moser, P. (2000), Einsatz und Gesamtwirkung der Wohnbaufördermittel, Peter
Lang – Europäischer Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main u.a.
Czerny, M. (1987), Verteilungswirkungen der Wohnbauförderung in Österreich, in: Guger, A.
(Koordination), Umverteilung durch öffentliche Haushalte in Österreich, WIFO-Studie im
Auftrag des Bundesministeriums für Finanzen, Wien.
Deutsch, E. (1994), Objektförderung versus Subjektförderung, in Korinek, K. Nowotny, E.
(Hrsg.), Handbuch der gemeinnützigen Wohnungswirtschaft, Wien, S. 219-239.
Deutsch, E. (1999), Wohnungsfinanzierung und intergenerationelle Vermögensbildung, Linde-
Verlag, Wien.
Deutsch, E., Schmid, K. und Spielauer, M. (1998), Kosten einer allgemeinen Wohnbeihilfe in
Wien, AK-Stadtpunkte, Wien.
Doubek, C. (1991), „Wohnbauförderung“, in: Blaas/Rüsch/Brezina/Doubek (Hrsg.), Mehr
Markt oder mehr Staat im Wohnungswesen – Reformperspektiven für die österreichische
Wohnungspolitik, Böhlau-Verlag, Wien., S. 117 - 143.
GBV (2002), Wirtschaftsfaktor Wohnbau, www.gbv.at.
Fritsch, M., Wein, T. und Ewers, H-J. (1999), Marktversagen und Wirtschaftspolitik, Verlag
Vahlen.
Kainrath, W. (1982), Das Mietrecht als Verhinderung von Slums, Österreichische Zeitschrift für
Politikwissenschaft 11(4), S. 455-464.
Köppl, F. (2001), Wohnungsdaten und Mietrechtsgesetze mangelhaft interpretiert: Eine Kritik
an der FGW-Studie „Wohnkosten und MRG-Preisregulierung“, WBFÖ 4/2001.
26
EINFLUSS VON WOHNBAUFÖRDERUNG UND RICHTWERTSYSTEM AUF DIE MIETENTWICKLUNG
27
EINFLUSS VON WOHNBAUFÖRDERUNG UND RICHTWERTSYSTEM AUF DIE MIETENTWICKLUNG
Die Schätzgleichungen für die realen Marktmieten in den Gleichungen 4 und 5, 9 und
10 sowie 11 und 12 in Tabelle 12 werden in reduzierter Form aus einem
Gleichgewichtsmodell des Wohnungsmarktes abgeleitet. Die Nachfrage Qd nach neuen
Wohnungen im Bundesland i zum Zeitpunkt t ist gegeben durch
Die reale Marktmiete bei Neubezug r wird gemessen durch die Mieten für Wohnungen
bis 70 m2 nach dem Immobilienpreisspiegel. Das reale Netto-Haushaltseinkommen y
wurde aus dem Netto-Haushaltseinkommen ermittelt, das im Mikrozensus alle zwei
Jahre erhoben wird. Die fehlenden Daten aus den geraden Jahren wurden durch
Interpolation ermittelt.
Die Auszahlung einer öffentlichen Wohnbeihilfe war in der Vergangenheit nur in
geförderten Wohnungen üblich. Erst seit wenigen Jahren wird die Wohnbeihilfe auch
im freifinanzierten Bereich gewährt (in Wien seit 2001). Wahrscheinlich ist, dass sich
sowohl die Anzahl der Bezieher als auch die Höhe der Wohnbeihilfe pro Person bzw.
Haushalt mit der Zeit erhöht hat. Insofern hat die Wohnbeihilfe sowohl mit der Menge
an Beziehern als auch mit der Höhe der Baukosten zu tun. Man kann daher die
steigende Wohnbeihilfe zum Teil auch als steigende Mieten im geförderten Wohnbau
interpretieren. Es wird daher angenommen, dass ein Ansteigen der Wohnbeihilfe auch
ein Indikator für steigende Kosten im geförderten Wohnbau ist, was c. p. die Nachfrage
nach freifinanzierten Wohnungen erhöht.
Das Angebot an Wohnungen Qs im Bundesland i zum Zeitpunkt t hängt ab vom Preis
(Miete), von Entscheidungen der Bauherren zum Zeitpunkt des Ansuchens um
Baubewilligung und den Baukosten in der Planungs- und Bauperiode:
28
EINFLUSS VON WOHNBAUFÖRDERUNG UND RICHTWERTSYSTEM AUF DIE MIETENTWICKLUNG
Die Baukosten pro m2 werden gemessen durch die Baukosten über alle Wohnformen
(Eigenheime, Miet- und Eigentumswohnungen) und alle Bauträger in den einzelnen
Bundesländern13.
Durch Substitution von (1) und (2) in Gleichung (3) erhält man die reduzierte Form der
Mietengleichung:
13
Der zunehmend wichtige Faktor der Grundkosten konnte im empirischen Rahmen nicht berücksichtigt
werden, da dafür keine Zeitreihen und in den meisten Fällen auch keine Beobachtungen für einzelne Jahre
für die Bundesländer zur Verfügung stehen. Sie werden daher hier auch im theoretischen Modell
vernachlässigt.
29
EINFLUSS VON WOHNBAUFÖRDERUNG UND RICHTWERTSYSTEM AUF DIE MIETENTWICKLUNG
Basierend auf den getroffenen Annahmen ergibt sich die Veränderung der realen Mieten
bei Neubezug in jedem Jahr als
Alle Variablen, mit Ausnahme des Zinses und der Dummys, wurden in Logarithmen
transformiert. Die geschätzten Koeffizienten sind daher als Elastizitäten bzw. Semi-
Elastizitäten (Zinssatz) zu interpretieren. Der Koeffizient einer Dummy gibt eine
prozentuale Veränderung an. Gleichung (6) wird als gepooltes Zeitreihenmodell
(Paneldatenmodell) geschätzt. In der Praxis ist es üblich, die Koeffizienten des OLS-
Modells als langfristige und die Koeffizienten des „fixed effects“-Modells als
kurzfristige Einflüsse zu interpretieren14.
14
Vgl. zur Kritik bzw. zu den Voraussetzungen dieser Annahmen Pfaffermayr/Egger (2003).
30
EINFLUSS VON WOHNBAUFÖRDERUNG UND RICHTWERTSYSTEM AUF DIE MIETENTWICKLUNG
1 2 2
Reale Marktmieten für Wohnungen der Kategorie A (Landeshauptstädte) - €/m
Nutzfläche
1986 4,76 - 2,90 3,81 3,51 5,00 3,61 4,52 3,75 3,51
1987 5,12 - 2,86 3,73 3,59 5,32 3,66 4,39 4,29 3,66
1988 5,07 - 3,05 3,66 3,42 5,22 3,59 4,30 4,03 3,59
1989 4,99 - 3,22 3,57 3,25 5,09 3,50 4,20 3,76 3,51
1990 5,09 - 3,78 3,57 3,97 5,49 4,28 4,78 5,55 4,06
1991 5,51 - 3,66 3,46 4,15 5,93 4,14 4,93 6,07 4,21
1992 6,24 3,28 3,52 3,10 4,29 6,10 4,35 5,17 6,07 4,68
1993 6,13 3,17 3,73 3,31 4,45 6,01 4,40 5,42 7,28 4,88
1994 5,87 3,84 3,91 3,61 4,45 5,96 4,32 5,65 6,52 4,90
1995 5,72 3,76 3,87 4,06 5,01 5,61 4,79 5,94 5,72 4,94
1996 5,18 3,81 3,89 4,20 4,95 5,40 4,67 5,73 5,23 4,79
1997 5,13 4,44 4,02 3,93 4,50 5,50 4,65 6,07 4,86 4,79
1998 4,98 4,51 3,72 3,57 4,12 4,93 4,63 5,41 4,66 4,50
1999 4,86 4,41 3,41 3,48 3,89 4,64 4,43 5,14 4,63 4,32
2000 4,76 4,64 3,20 3,50 3,94 4,76 4,14 4,90 4,57 4,27
Veränderungen in %:
86-91 15,8 - 26,3 -9,3 18,3 18,7 14,5 8,9 62,1 19,9
91-96 -6,0 - 6,4 21,4 19,2 -8,9 12,9 16,3 -13,9 13,8
96-00 -8,1 21,7 -17,8 -16,7 -20,3 -12,0 -11,3 -14,5 -12,6 -10,8
86-00 0,0 - 10,4 -8,2 12,4 -4,9 14,7 8,3 22,1 21,7
1987 7,5 - -1,4 -2,2 2,3 6,5 1,3 -3,0 14,5 4,4
1988 -1,0 - 6,7 -1,9 -4,6 -1,9 -1,9 -1,9 -6,0 -1,9
1989 -1,5 - 5,4 -2,5 -5,2 -2,5 -2,5 -2,5 -6,7 -2,4
1990 1,9 - 17,5 0,2 22,4 7,7 22,0 14,0 47,5 15,6
1991 8,3 - -3,2 -3,2 4,5 8,1 -3,2 2,9 9,5 3,7
1992 13,3 - -3,9 -10,4 3,4 2,7 5,1 5,0 0,0 11,3
1993 -1,9 -3,4 6,1 6,7 3,7 -1,5 1,1 4,8 19,8 4,2
1994 -4,2 21,4 4,7 9,2 -0,1 -0,8 -1,7 4,3 -10,5 0,5
1995 -2,5 -2,2 -0,9 12,4 12,7 -5,8 11,0 5,1 -12,2 0,8
1996 -9,5 1,4 0,5 3,4 -1,2 -3,6 -2,5 -3,5 -8,6 -3,2
1997 -0,9 16,6 3,3 -6,3 -9,0 1,7 -0,4 5,9 -7,0 0,1
1998 -3,0 1,6 -7,6 -9,2 -8,5 -10,3 -0,6 -10,9 -4,2 -6,0
1999 -2,4 -2,3 -8,3 -2,5 -5,7 -5,9 -4,3 -5,0 -0,7 -4,1
2000 -2,1 5,3 -6,2 0,5 1,5 2,5 -6,4 -4,7 -1,2 -1,2
31