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Stadt Voerde (Ndrrh.) Voerde, den 23.04.

2007
Der Bürgermeister
- Planungsamt -

DRUCKSACHE – NR. 607

Öffentliche Sitzung Planungs- und Umweltausschuss

Betreff: Ersatzbrennstoff-Heizkraftwerk Solvay in Rheinberg


hier: Stellungnahme der Stadt Voerde

Beschlussvorschlag:
Der Planungs- und Umweltausschuss billigt die Stellungnahme der Stadt Voerde vom
18.04.2007 zum Genehmigungsantrag zur Errichtung und zum Betrieb eines Ersatzbrennstoff-
Heizkraftwerkes am Standort Solvay-Industriepark in Rheinberg.

Sachverhalt/Rechtslage/Begründung:
Die „Energie Anlage Rheinberg GmbH“ hat die Errichtung und den Betrieb eines Ersatzbrenn-
stoff-Heizkraftwerkes am Standort Solvay-Industriepark in Rheinberg mit einer jährlichen
Einsatzmenge von rund 400.000 Tonnen beantragt. Eingesetzt werden soll Ersatzbrennstoff
(Abfallschlüssel 191210 und 191212), der in seiner Zusammensetzung durch Kunststoff-,
Holz-. Papier-, Textil- und andere organische Bestandteile dominiert wird. Das beantragte
Vorhaben führt zu zusätzlichen Immissionen in Form von Luftschadstoffen auf Voerder Stadt-
gebiet und hier insbesondere im Ortsteil Mehrum, wo sich gemäß Ausbreitungsberechnung
der Schwerpunkt der Immissionen befindet. Einzelheiten sind in der beigefügten Kurzbe-
schreibung und in der Stellungnahme der Stadt Voerde ersichtlich.

Die Bezirksregierung Düsseldorf hat die Stadt Voerde aufgefordert, zum oben angegebenen
Genehmigungsantrag nach § 4 BImSchG bis zum 20.04.2007 Stellung zu nehmen. Die öffent-
liche Auslegung für dieses Vorhaben erfolgte in der Zeit vom 08.03.2007 bis zum 10.04.2007.
Unter Berücksichtigung der möglicherweise beeinträchtigten Belange der Stadt Voerde wur-
den die kritischen Punkte, die mit dem Vorhaben verbunden sein können, in die Stellungnah-
me aufgenommen. Eine fachliche Auseinandersetzung mit den Anregungen aus der Stellung-
nahme vom 18.04.2007 und ggfs. weiteren Anregungen findet dann auf dem Erörterungster-
min am 21.05.2007 in der Stadthalle Rheinberg statt.

Es ist vorgesehen, dass ein Vertreter des Antragsstellers in der Sitzung des Planungs- und
Umweltausschusses das Vorhaben vorstellt und für fachliche Fragen zur Verfügung steht.

Spitzer

Anlage 1: Stellungnahme der Stadt Voerde vom 18.04.2007


Anlage 2: Kurzbeschreibung „Ersatzbrennstoff-Heizkraftwerk Rheinberg“

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Finanzielle Auswirkungen: keine

Stellungnahme Kämmerei:

Stellungnahme Erster Beigeordneter:

Stellungnahme Beigeordneter:

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Stadt Voerde (Niederrhein)


Der Bürgermeister

Stadt Voerde (Niederrhein) • Postfach


10 11 52 • 46549 Voerde

Bezirksregierung Düsseldorf Dienststelle: Planungsamt


Postfach 30 08 65 Auskunft erteilt: Frau Bohlen-Sundermann
40408 Düsseldorf Zimmer: 228
Telefon 02855/80- 512
Fax 02855/ 456
Ihr Aktenzeichen: 56.01.01-8.1-4921
Ihr Schreiben vom: 05.03.2007
Mein Zeichen: 61/Bo
Meine Mail-Adresse: silke.bohlen-sundermann@voerde.de
Datum: 18. April 2007

Betr.: Genehmigungsantrag nach § 4 BImSchG Energie Anlage Rheinberg GmbH


zur Errichtung und zum Betrieb eines Ersatzbrennstoff-Heizkraftwerkes am
Standort Solvay-Industrieparks in Rheinberg
Stellungnahme zum Genehmigungsantrag

Sehr geehrte Damen und Herren,

hiermit übersende ich Ihnen die Stellungnahme der Stadt Voerde zum oben angegebe-
nen beantragten Ersatzbrennstoff-Heizkraftwerk. Da diese Stellungnahme noch dem
Planungs- und Umweltausschusses der Stadt Voerde zur Beratung vorgelegt wird, be-
halte ich mir Ergänzungen, Erweiterungen und Änderungen der Stellungnahme vor.

Das oben genannte Vorhaben führt zu zusätzlichen Immissionen in Form von Luft-
schadstoffen auf Voerder Stadtgebiet und hier insbesondere im Ortsteil Mehrum. Die
Stadt Voerde befürchtet, dass durch die geplante Errichtung des Ersatzbrennstoff-
Heizkraftwerks die bereits vorhandenen erheblichen Belastungen der Luft und des Bo-
dens noch weiter erhöht werden. Das geplante Ersatzbrennstoff-Heizkraftwerk wird so-
mit für den Ortsteil Mehrum, dem Bereich mit der höchsten Immissionszusatzbelastung,
zu einer Verschlechterung der Wohn- und Lebensqualität führen. Weiterhin werden
nicht vorhersehbare negative Auswirkungen bei einem möglichen Eintritt eines Störfal-
les befürchtet. Zudem wird eine stark erhöhte Schadstoffbelastung beim Auftreten von
Inversionswetterlagen unterstellt. Zur Problematik von Inversionswetterlagen fehlen in
den Antragsunterlagen entsprechende Gutachten und Nachweise zur Einhaltung der
vorgeschriebenen Grenzwerte, was aus Sicht der Stadt Voerde vom Antragsteller nach-
zureichen ist.

Ausschlaggebend für die Höhe der zusätzlichen Schadstoffbelastung auf Voerder Stadt-
gebiet ist die vom Antragsteller gewählte Form der Rauchgasreinigung. Gewählt wurde
eine trockene Rauchgasreinigung mit dem NEUTREC-Verfahren, das laut Antragsunter-
lagen aus wirtschaftlicheren Gründen und im Interesse der Vermeidung erheblicher

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Abwasserströme geboten war. Nasse Verfahren haben jedoch erhebliche Vorteile bei
der Emissionsminderung; im Schnitt können die Emissionen gegenüber dem gewählten
trockenen Verfahren auf ca. 5 bis 20 Prozent reduziert werden. Zudem ist die nasse
Rauchgasreinigung das einzige Verfahren, das eine vollständige Quecksilber-Kontrolle
erlaubt. Da das Nassverfahren in der Umweltverträglichkeitsstudie als kostenintensiv
dargestellt wird und die Problematik des Abwasseranfalls nicht tiefgreifend betrachtet
wird, drängt sich der Eindruck auf, dass hier das kostengünstigste Verfahren gewählt
wurde. Vermeidbare Belastungen der Umweltmedien Luft und Boden sollen dabei un-
wiederbringlich hingenommen werden. Diese Abwägung gegen den Schutz der Um-
weltmedien zugunsten ökonomischer Kriterien wird von der Stadt Voerde nicht mitge-
tragen. Zum Schutz der Bevölkerung und im Sinne der langfristigen Sicherung lebens-
werter Umweltbedingungen ist das technisch effektivste Abgasreinigungsverfahren an-
zuwenden.

Die nachfolgenden Aussagen basieren auf dem gewählten Verfahren der trockenen
Rauchgasreinigung mit dem NEUTREC-Verfahren. Falls die Genehmigungsbehörde
den Einsatz eines Nassverfahrens in ihrer Genehmigung festschreibt, ist die Stellung-
nahme entsprechend anzupassen.

Gemäß den Antragsunterlagen wird der Grenzwert der 17. BImSchV für Emissionen bei
Cadmium, Thallium, Dioxinen und Furanen, Quecksilber, Gesamtstaub, Gesamtkohlen-
stoff, Chlorwasserstoff, Fluorwasserstoff, Schwefeldioxid, Stickstoffdioxid und Kohlen-
monoxid vollständig ausgeschöpft. Bei Antimon, Arsen, Blei, Chrom, Cobalt, Kupfer,
Mangan, Nickel, Vanadium, Zinn Benzo(a)pyren und Chrom bleibt die Antragstellung
unterhalb der Grenzwerte der 17. BImSchV. Da diese Substanzen teilweise kanzeroge-
ne Wirkung entfalten und sich durch Deposition auf dem Stadtgebiet der Stadt Voerde
anreichern, wird von der Stadt Voerde gefordert, dass die beantragten Emissionen im
Betriebsalltag auf keinen Fall, auch nicht im Einzelfall, überschritten werden. Die Über-
prüfung der Einhaltung der beantragten Emissionswerte ist hierzu kontinuierlich zu ü-
berwachen und fortlaufend sicher zu stellen.

Eingesetzt werden soll Ersatzbrennstoff (Abfallschlüssel 191210 und 191212), der in


seiner Zusammensetzung durch Kunststoff-, Holz-. Papier-, Textil- und andere organi-
sche Bestandteile dominiert wird. Laut Umweltverträglichkeitsstudie ist durch die Be-
schränkung auf nicht besonders überwachungsbedürftige Abfälle die gezielte Entsor-
gung von PVC-Abfällen ausdrücklich ausgeschlossen. Gefährliche halogenorganische
Stoffe wie PCB, PCP und HCB in signifikanten Konzentrationen sind ebenfalls ausge-
schlossen. Da die Verbrennung von Abfällen, die hohe Schadstoffkonzentrationen auf-
weisen, zu Überschreitungen der Grenzwerte und dem Eintritt von Störungsfällen füh-
ren kann, ist eine umfassende Überprüfung der Einsatzstoffe unerlässlich. Gemäß den
Planfeststellungsunterlagen ist zur Einhaltung der beantragten Grenzwerte eine Quali-
tätssicherung durch eine für jeweils 1.000 t unabhängige Teilanalyse für die Gehalte an
Chlor, Quecksilber, Cadmium und Thallium und je 5.000 t eine Vollanalyse des Brenn-
stoffs vorzunehmen. Diese Analysen sind vom Zulieferer vorzunehmen; lediglich im
Einzelfall kann der Betreiber des Heizkraftwerks über vorgesehene Rückstellproben die
Einhaltung der Schadstoffgehalte überprüfen. Die Effektivität dieser Art der Abfallüber-
wachung wird aufgrund möglicher Interessenskonflikte der Zulieferfirmen angezweifelt.
Eine umfassende effektive Eingangskontrolle ist durch den Antragsteller sicher zu stel-
len. Angeregt wird hier z.B. eine stichprobenhafte, kontinuierliche Kontrolle auf Kunst-
stoffeigenschaft.

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Gemäß den Antragsunterlagen liegt die höchste Immissionsbelastung durch das neu
geplante Ersatzbrennstoff-Heizkraftwerk auf Voerder Stadtgebiet und hier insbesondere
im Ortsteil Mehrum. Bei Unterstellung der Richtigkeit der Ausbreitungsberechnung des
Antragstellers ergeben sich dabei für den Ortsteil Mehrum die in der nachfolgenden Ta-
belle aufgeführten Zusatz- und Gesamtbelastungen:

derzeitige Situation veränderte Situation

Stoffe Vorbelas- Grenz- Vorbe- Quali- Vorbe- verän- Erhö- Beurteilung


tung wert lastung / tätsstan lastung / derte hung in
TA Luft / Grenz- -dard Quali- Ge- % zur
andere wert in zur tätsstan samtbe- Vorbe-
Richtli- % Umwelt -dard in lastung lastung
nien vorsor- % durch
Antrag- ge Zusatz-
steller belas-
tung
µg/m3 µg/m3 µg/m3 µg/m3
Quecksil- k.A. 0,05 0,1 k.A. Geringe Zusatzbelastung
ber, Hg !
Toxische Wirkungen am Zentralnervensystem, in den Nieren, entgast aus dem Boden
Thallium, 0,000036 0,28 0,013% 0,1 0,036% 0,00011 322% Erhebliche Zusatzbelastung,
TI 6 ! jedoch weit unter Grenzwert
und Qualitätsstandard
Toxische Wirkungen, Wirkungskumulation, Anreicherung in Organen, Anreicherung in den obersten Bodenschichten
Antimon, 0,00052 0,08 0,65% k.A. 0,00096 185% Deutliche Zusatzbelastung,
Sb ! jedoch weit unter Grenzwert
und Qualitätsstandard
Anreicherung in Organen, möglicherweise krebserzeugend, örtliche Anreicherungen im Boden
Arsen, As 0,0018 0,005 36% 0,001 180% 0,0018 100% Hohe Auslastung vom
!! Grenzwert und Überschrei-
tung des Qualitätsstandards,
sehr geringfügige Zusatzbe-
lastung
Inhalative und orale Aufnahme, Zufuhr durch Trinkwasser, krebserzeugend für Lunge, Haut, Leber, Gehirn, Nervensystem örtliche
Anreicherung im Boden
Chrom, Cr 0,0074 0,017 44% 0,0002 3700% 0,0074 100% Hohe Auslastung vom
!! Grenzwert und extreme
Überschreitung des Quali-
tätsstandards, sehr gering-
fügige Zusatzbelastung
Toxisch und karzinogen, Hauptaufnahme durch Nahrung, 20 % durch Inhalation, Anreicherung im Boden
Cobalt, Co 0,00016 0,01 2% k.A. 0,0002 125% Zusatzbelastung, jedoch
! weit unter Grenzwert
Potentiell toxisch
Kupfer, Cu 0,0135 10 0,135% k.A. 0,0139 103% Leichte Zusatzbelastung,
jedoch weit unter Grenzwert
Anreicherung in Gehirn, Leber, Niere, einige Pflanzen können Kupfer akkumulieren
Mangan, 0,007 0,15 5% k.A. 0,0074 106% Leichte Zusatzbelastung,
Mn jedoch weit unter Grenzwert
Einige Pflanzen können Mangan anreichern, lagert sich in oberen Bodenschichten ab
Nickel, Ni 0,00385 0,02 19% 0,0025 154% 0,00429 111% Zusatzbelastung, unter
!! Grenzwert bei Überschrei-
tung des Qualitätsstandards
Krebserzeugend bei Inhalation, evlt. Austrag vom Boden durch Sickerwasser
Vanadium, 0,0009 0,02 5% k.A. 0,0013 144% Deutliche Zusatzbelastung,
V ! jedoch weit unter Grenzwert
Starke Reizungen der Augen und der Atemwege
Zinn, Sn k.A. 20 20 k.A. Geringe Zusatzbelastung

Chrom, 0,00074 0,0017 44% 0,0002 370% 0,00074 100% Hohe Auslastung vom
Cr-VI !!
Grenzwert und deutliche
Überschreitung des Quali-
tätsstandards, sehr gering-
fügige Zusatzbelastung
Toxisch und karzinogen, Hauptaufnahme durch Nahrung, 20 % durch Inhalation, Anreicherung im Boden

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derzeitige Situation veränderte Situation

Stoffe Vorbelas- Grenz- Vorbe- Quali- Vorbe- verän- Erhö- Beurteilung


tung wert lastung / tätsstan lastung / derte hung in
TA Luft / Grenz- -dard Quali- Ge- % zur
andere wert in zur tätsstan samtbe- Vorbe-
Richtli- % Umwelt -dard in lastung lastung
nien vorsor- % durch
Antrag- ge Zusatz-
steller belas-
tung
Ben- 0,00038 0,001 38% 0,0006 633% 0,00039 103% Hohe Auslastung vom
zo(a)pyren !! Grenzwert und deutliche
Überschreitung des Quali-
tätsstandards, sehr gering-
fügige Zusatzbelastung
Krebserzeugende Wirkung im Atemtrakt, Anreicherungen im Boden
Dioxine, 3,01E-008 1,50E- 20% 3,03E- 120% Zusatzbelastung, unter
Furane 007 008 ! Grenzwert
Nahrungsaufnahme, Frauenmilch, Böden gelten als Senke für Dioxine
Kohlen- 0,45 350 0,13% k.A. 0,54 120% Zusatzbelastung, jedoch
monoxid, weit unter Grenzwert
Herz-Kreislauf-System, klimatische Auswirkungen

Chlorwas- 4,0 30 13% 30 13% 4,02 101% Geringfügige Zusatz-


serstoff, belastung, unter Grenzwert
HCl und Qualitätsstandard
Vorwiegend lokale Reizungen der Atemwege und Schleimhäute
Ammoni- 2,0 8 25% k.A. 2,01 101% Spürbare Auslastung des
ak, NH3 ! Grenzwerts, geringfügige
Zusatzbelastung
Bei Kontakt mit Schleimhäuten ausgeprägt ätzende lokale Wirkung, für Pflanzen starkes Zellgift
Cadmium, 0,0008 0,02 4% 0,0005 160% 0,0009 113% Zusatzbelastung, unter
Cd ! Grenzwert bei deutlicher
Überschreitung des Quali-
tätsstandards
Akkumulation in der Nierenrinde und Leber, kanzerogene Wirkungen, Anreicherung im Oberboden
Blei, Pb 0,05 0,5 10% 0,5 10% 0,05 100% Sehr geringfügige Zusatz-
belastung, unter Grenzwert
und Qualitätsstandard
Hauptaufnahme durch Nahrung, Akkumulation in Knochen, angenommenes kanzerogenes Risiko, Anreicherung im Oberboden
Benzol 1,5 5 30% 0,2 750% 1,5 100% Hohe Auslastung vom
!
Grenzwert und deutliche
Überschreitung des Quali-
tätsstandards, sehr gering-
fügige Zusatzbelastung,
Starkes Kanzerogen (Brustkrebs), stark flüchtig aus oberen Bodenschichten, Auswaschung ins Grundwasser
Schweb- 29,5 40 74% 50 59% 29,5 100% Hohe Auslastung vom
staub PM !
Grenzwert und Qualitäts-
10 standard, sehr geringfügige
Zusatzbelastung
Erkrankungen des Atemtrakts, Erhöhung der Mortalität und Morbidität
Stickstoff- 30 40 75% k.A. 30,1 100% Hohe Auslastung vom
dioxid NO2 !!
Grenzwert, sehr geringfügi-
ge Zusatzbelastung
Stark toxisch, reizt die Schleimhäute, Vergiftung der Lunge, führt zur Eutrophierung von Böden
Schwefel- 9,8 50 20% 50 20% 9,9 101% Geringfügige Zusatz-
dioxid, !
belastung, unter Grenzwert
SO2 und Qualitätsstandard
Reizend mit lokalen Wirkungen (Asthma, Pseudokrupp), Versauerung des Bodens
Fluorwas- 0,05 0,4 13% 1 5% 0,052 104% Geringfügige Zusatz-
serstoff, belastung, unter Grenzwert
HF und Qualitätsstandard
Reizgas (Knochen-, Zahn-, Nieren- und Hautveränderungen)
Deposition µg/(m2 d) µg/(m2 µg/(m2 µg/(m2
d) d) d)
Staub 0,05 0,35 14% k.A. 0,05 100% Sehr geringfügige Zusatz-
belastung, unter Grenzwert

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derzeitige Situation veränderte Situation

Stoffe Vorbelas- Grenz- Vorbe- Quali- Vorbe- verän- Erhö- Beurteilung


tung wert lastung / tätsstan lastung / derte hung in
TA Luft / Grenz- -dard Quali- Ge- % zur
andere wert in zur tätsstan samtbe- Vorbe-
Richtli- % Umwelt -dard in lastung lastung
nien vorsor- % durch
Antrag- ge Zusatz-
steller belas-
tung

Arsen, As 0,77 4 19% 4 19% 0,78 101% Geringfügige Zusatz-


! belastung, unter Grenzwert
und Qualitätsstandard
Inhalative und orale Aufnahme, Zufuhr durch Trinkwasser, krebserzeugend für Lunge, Haut, Leber, Gehirn, Nervensystem, örtliche
Anreicherung im Boden
Blei, Pb 56 100 56% 15 373% 56,1 100% Hohe Auslastung vom
!! Grenzwert und deutliche
Überschreitung des Quali-
tätsstandards, sehr gering-
fügige Zusatzbelastung,
Hauptaufnahme durch Nahrung, Akkumulation in Knochen, angenommenes kanzerogenes Risiko, Anreicherung im Oberboden
Cadmium, 0,43 2 22% 0,1 430% 0,45 105% Hohe Auslastung vom
Cd !! Grenzwert und deutliche
Überschreitung des Quali-
tätsstandards, geringfügige
Zusatzbelastung
Akkumulation in der Nierenrinde und Leber, kanzerogene Wirkungen, Anreicherung im Oberboden
Nickel, Ni 5,6 15 37% 6 93% 5,71 102% Hohe Auslastung vom
! Grenzwert und Qualitäts-
standard, geringfügige Zu-
satzbelastung
Krebserzeugend bei Inhalation, evlt. Austrag vom Boden durch Sickerwasser
Quecksil- 0,04 1 4% 0,05 80% 0,07 175% Deutliche Zusatzbelastung,
ber, Hg !! geringe Auslastung vom
Grenzwert und Überschrei-
tung des Qualitätsstandards
Toxische Wirkungen am Zentralnervensystem, in den Nieren, entgast aus dem Boden
Thallium, 0,43 2 22% 0,1 430% 0,45 105% Auslastung vom Grenzwert
TI !! und deutliche Überschrei-
tung des Qualitätsstandard,
geringfügige Zusatzbe-
lastung
Toxische Wirkungen, Wirkungskumulation, Anreicherung in Organen, Anreicherung in den obersten Bodenschichten
Kupfer, Cu 21 99 21% 7 300% 21,1 100% Auslastung vom Grenzwert
!! und deutliche Überschrei-
tung des Qualitätsstandards,
sehr geringfügige Zusatzbe-
lastung
Anreicherung in Gehirn, Leber, Niere, einige Pflanzen können Kupfer akkumulieren
Chrom, Cr 8,2 82 10% 9 91% 8,21 100% Auslastung vom Grenzwert
! und sehr hohe Auslastung
des Qualitätsstandards, sehr
geringfügige Zusatzbe-
lastung
Toxisch und karzinogen, Hauptaufnahme durch Nahrung, 20 % durch Inhalation, Anreicherung im Boden

Qualitätsstandards: Kühling, Peters: Die Bewertung der Luftqualität bei Umweltverträglichkeitsprüfungen

Bei den Schadstoffen Arsen, Chrom, Nickel, Benzo(a)pyren, Ammoniak, Benzol


Schwebstaub, Stickstoffsioxid, Blei, Cadmium, Thallium und Kupfer existiert für den
Ortsteil Mehrum auch ohne den Bau des Ersatzbrennstoff-Heizkraftwerks bereits zum
jetzigen Zeitpunkt eine hohe Vorbelastung. Obwohl bei diesen Stoffen die Zusatzbelas-
tung durch das Ersatzbrennstoff-Heizkraftwerk nur einen geringfügigen Anstieg der Ge-

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samtbelastung bewirkt, ist zur Beibehaltung der Lebensqualität für den Ortsteil Mehrum
bei diesen Stoffen jede Zusatzbelastung so weit wie irgend möglich zu vermeiden.
Eine sehr deutliche Erhöhung der derzeitigen Belastung wird bei den Luftschadstoffen
Thallium, Quecksilber, Antimon und Vanadium prognostiziert. Obwohl bei diesen
Schadstoffen die Gesamtbelastung nach dem Bau der beantragten Anlage noch unter-
halb von gesetzlichen Grenzwerten liegt, ist aus Sicht der Stadt Voerde keine weitere
zusätzliche Erhöhung hinzunehmen.

Gemäß den vorgelegten Unterlagen muss aufgrund der Technologie der Abgasreini-
gung von einem sehr hohen Anteil an Feinstaub ausgegangen werden. Trotzdem wurde
auch untersucht, wie sich ein erhöhter Grobstaubanteil (Korngrößenverteilung 45/45/-
/10, 10% Grobstaubanteil) bei einer Schornsteinhöhe von 85 m auswirken würde. Die-
ser Fall wird von den Autoren der Umweltverträglichkeitsprüfung als ungünstigster Fall
hinsichtlich der Schadstoffdeposition eingeschätzt. Die Verschlechterung der
Schadstoffdeposition für den Ortsteil Mehrum ist in der nachfolgenden Tabelle darge-
stellt:

Hoher Feinstaubanteil Erhöhter Grobstaubanteil

Vorbe- Vorbe- veränderte Erhöhung in % veränderte Erhöhung in %


lastung / lastung / Gesamtbelas- zur Vorbelas- Gesamtbelas- zur Vorbelas-
Grenz- Quali- tung durch tung tung durch tung
wert in % tätsstan- Zusatzbelas- Zusatzbelas-
dard in % tung tung
µg/(m2 d) µg/(m2 d)

Staub 14,3% 0,05 100 % 0,05 100%

Arsen, As 19,25% 19% 0,78 101 % 0,91 118%

Blei, Pb 56% 373% 56,1 100% 57,4 103%

Cadmium, Cd 21,5% 430% 0,45 105 % 0,68 158%

Ni 37,3% 93% 5,71 102 % 7,00 125%

Hg 4% 80% 0,07 175 % 0,08 200%

TI 21,5% 430% 0,45 105 % 0,68 158%

Cu 21,2% 300% 21,1 100 % 22,4 107%

Cr 10% 91% 8,21 100 % 8,34 102%

Bei den Schwermetallen, die sich an Staubpartikel anlagern und sich in den obersten
Bodenschichten anreichern (Deposition) ist durch die beantragte Anlage bei einem er-
höhten Grobstaubanteil eine sehr deutliche Erhöhung der Schadstoffbelastung feststell-
bar. Da sich, wie angegeben, diese Erhöhung bei der Schadstoffdeposition durch die
Technik der Abgasreinigung vermeiden lässt, kann ein erhöhter Grobstaubanteil aus
Sicht der Stadt Voerde nicht mitgetragen werden. Dies ist auch vor dem Hintergrund zu
sehen, dass sich die Anreicherung dieser Schadstoffe im Boden unaufhörlich fortsetzt
und sich die Situation somit immer weiter verschärfen wird.

Aus der Umweltverträglichkeitsprüfung ergibt sich, dass eine relevante Risikoerhöhung


durch kanzerogene Luftschadstoffe vermutet werden kann. Das aufsummierte Gesamt-

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risiko liegt für die Stoffe Cadmium, Dioxine und Furane, Benzol, Arsen, Kobalt,
Chrom.VI, Benzo(a)pyren und Nickel bei 1 Krebsfall pro 375.000 Einwohnern und damit
über dem doppelten des Orientierungswertes des Länderausschusses für Immissions-
schutz von 1 Krebsfall pro 1.000.000 Einwohner. Da Orientierungswerte einer Abwä-
gung unterliegen und somit auch unterhalb von festgestellten Werten Gefährdungen
vorliegen können, ist in diesem Fall größte Sensibilität gefordert. Insofern fordert die
Stadt Voerde die Genehmigungsbehörde auf, vor einer eventuellen Genehmigung der
beantragten Anlage die Prüfung mit der Zielsetzung, durch den Einsatz einer effektive-
ren Technologie den Orientierungswert des LAI zu erreichen, durchführen zu lassen.
Auf jeden Fall ist jedoch die Durchführung einer Sonderfallprüfung unerlässlich.

Von dem beantragten Ersatzbrennstoff-Heizkraftwerk werden im laufenden Betrieb


spürbare Geruchsemissionen ausgehen. In den Antragunterlagen werden jedoch keine
Aussagen über eine mögliche Geruchsbelastung für das Voerder Stadtgebiet getroffen.
Von der Stadt Voerde wird somit die Vorlage einer Geruchsprognose gefordert.

Mit freundlichen Grüßen


In Vertretung

Wilfried Limke
- Erster Beigeordneter -

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