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Anleihen
Die Wüste lebt
Ganz oder gar nicht „Nicht zu früh verkaufen“ Greetings from Charlie
Einschätzungen zur Zukunft Dr. Bert Flossbach zum aktuellen Charles T. Munger erklärt
der Eurozone Kapitalmarktumfeld sein Erfolgsrezept
Position als PDF-Download
oder im kostenfreien Abo:
www.flossbachvonstorch.de/position
Editorial 3
Zeit ist Geld? Vergessen Sie es. Heutzutage ist Nun möchten wir Sie für das begeistern, was
Zeit längst kein Geld mehr. Denn Zeit ist weitaus unsere Leidenschaft geworden ist. Vielleicht
kostbarer. Wertvoller als Scheine und Münzen. machen Sie die gleiche Erfahrung wie wir: Je mehr
Und das liegt nicht allein an der expansiven Geld- man sich mit der Geldanlage beschäftigt, desto
politik der Notenbanken. mehr zieht sie einen in ihren Bann. Neben dem
intellektuellen Vergnügen locken auch handfeste
Zeit benötigen wir für die wirklich wichtigen Dinge Vorteile: eine bessere Altersvorsorge etwa oder ein
des Lebens: mit dem Partner verreisen. Mit den robust aufgestelltes Vermögen, das auch Krisen
Kindern ein Fußballspiel besuchen. Oder mit einem trotzen kann. Finanzielle Unabhängigkeit bedeutet
guten Freund eine Flasche Wein entkorken. immer auch persönliche Freiheit.
Nun dürfte sich der ein oder andere Leser vielleicht Als Inspiration möchten wir Ihnen unser
fragen, warum ein Vermögensverwalter wie ich neues Magazin ans Herz legen. „Position“
nun sein ganzes Leben der Geldanlage gewidmet erscheint einmal im Quartal. Wenn es Ihnen
hat. Eben aus diesem Grund: Weil Zeit für mich gefällt, können Sie es kostenlos abonnieren.
kostbar ist, lohnt es sich, sie mit diesem wirklich Hier finden Sie unsere Sicht auf die Märkte,
wichtigen Thema zu verbringen. Geldpolitik oder einzelne Anlageklassen. Viel-
leicht erhalten Sie auch Anregungen, die Sie
Geldanlage ist weit mehr als eine schnelle Order persönlich weiterbringen.
an der Börse. Sie ist eine intellektuelle Heraus-
forderung. Daher glauben wir, dass es dafür ein Eine spannende Lektüre wünscht
eigenes Weltbild braucht. Die große Lage, ein
anlagestrategisches Konzept. Das Ergebnis einer
Analyse der wirtschaftlichen Entwicklung, der
Geldpolitik und der großen Trends an den Finanz-
märkten. Ohne ein solches Rüstzeug fehlt es, zu-
mindest unserer Ansicht nach, an Orientierung, dem Kurt von Storch ist Gründer und Vorstand der
roten Faden in der hektischen Nachrichtenwelt. Flossbach von Storch AG.
30
Weltbild
Europa
Aufstieg mit ungleichen Voraussetzungen 14
Zinswende
Lost in Translation 20
Reportage
Kein Wunder 24
Inhalt 5
24 46 56
Anlagestrategie Kontext
ETF-Boom Gastbeitrag
Mit Risiken und Nebenwirkungen 30 Greetings from Charlie 56
Anleihen Lesezeichen
Die Wüste lebt 38 Émile Zola – König der Illusion 60
Interview mit Dr. Bert Flossbach Flossbach von Storch zeigt Gesicht
„Verkaufen Sie gute Aktien nicht zu früh“ 46 Mein Köln 64
History Glossar
Nifty Fifty 52 Fachbegriffe kurz erklärt 65
Ganz oder
gar nicht
Allein das Versprechen Mario Draghis, den Euro um jeden Preis
retten zu wollen, hält die Eurozone zusammen. Aber ist das
tatsächlich ein zukunftstaugliches Konzept – eines, das sich
die Väter der Gemeinschaftswährung gewünscht hätten?
Werfen wir kurz einen Blick in union zusammen und trotzt den Flieh- Wahlen gewinnen, Punkt. Matteo
den Wirtschaftsteil der Tageszeitung: kräften. Bislang zumindest. Nicht die Renzi ist ein gutes Beispiel dafür.
„Konjunktur in der Eurozone wächst Regierungen der Mitgliedsstaaten.
stärker als erwartet“. Oder wie wäre Versetzen wir uns kurz zurück in den
es mit: „Bestes Quartal seit zehn Dabei war alles ganz anders geplant: Dezember 2016: Der frühere italieni-
Jahren“, beziehungsweise dieser Als die EZB in der Hochzeit der Euro- sche Premierminister galt seinerzeit
Überschrift: „Eurozone: Stimmung krise ihre Geldschleusen geöffnet hat, nicht nur in seinem Heimatland als
immer besser“. Und: „Europäische waren ihre Hilfen als Notfallhilfen ge- großer Hoffnungsträger, sondern weit
Aktien attraktiver als US-Titel“ (siehe plant und damit (eigentlich) zeitlich über die Grenzen hinaus. Ein junger
„Verlegen wir Facebook doch nach begrenzt. Sie sollten den Regierungen Premier, weitgehend unverbraucht
Deutschland!“). in den angeschlagenen Eurostaaten von den Mühen und Intrigen des Po-
Zeit kaufen – Zeit, um notwendige, litikbetriebs, zupackend, aus Sicht
Kurzum: Schluss mit Krise! aber schmerzhafte Strukturreformen vieler seiner Anhänger geradezu weit-
auf den Weg zu bringen. Die Volks- sichtig. Renzi hatte sich aufgemacht,
Schön wär’s. Dass die Währungsge- wirtschaften sollten wettbewerbs- die Verfassung zu reformieren, um
meinschaft heute gut oder besser fähiger werden. So viel zum Plan. den verkrusteten Politapparat in
gesagt: nicht mehr so schlecht dasteht Italien aufzubrechen. Er ist krachend
wie vor fünf Jahren, ist unseres Erach- Tatsächlich ist nicht allzu viel gesche- gescheitert. Die Abstimmung darüber,
tens allein der Europäischen Zentral- hen, zumindest nicht genug, wie wir ob sich Italien erneuert, moderner,
bank (EZB) zu verdanken. Mario Draghis finden. Dafür gibt es einen einfachen einfacher zu regieren und damit letzt-
Niedrigzinspolitik hält die Währungs- Grund: Mit Reformen lassen sich keine lich (ökonomisch) wettbewerbsfähi-
Zinsaufwand 2020 nur noch bei wächst mit unveränderter Wachstumsrate auf 346,4 Mrd. Euro im Jahr 2020, Verschuldung konstant.
knapp 16 Mrd. Euro; das wären dann Quelle: Bloomberg, Bundesministerium der Finanzen, Flossbach von Storch, Stand: 3. Januar 2018
Die tatsächliche zukünftige Entwicklung kann von diesen Annahmen abweichen.
lediglich 4,6 Prozent des Bundes-
haushalts. Dabei haben wir ange-
nommen, dass die Bundesschulden
konstant bleiben und der Haushalt
mit unverändertem Tempo wächst.
Wie immer gilt: Die tatsächliche zu-
künftige Entwicklung kann von die-
sen Annahmen abweichen. des Zinsniveaus nach unserem Er- Grafik auf Seite 10). 2008 musste das
messen auch keine Kunst ist), ist das Land für seine Schulden (insgesamt
Während hierzulande im Finanzmi- hochverschuldete Italien im Kampf immerhin mehr als 1,6 Bio. Euro) rund
nisterium stets von der „schwarzen ums finanzielle Überleben auf jeden 80,5 Mrd. Euro an Zinsen bezahlen.
Null“ die Rede ist (was angesichts Euro Zinsersparnis angewiesen (vgl. 2017 betrugen die Zinsaufwendun-
die ausstehenden Bruttoschulden zu zahlen wäre. Annahme: Schuldenstand wächst p. a. mit 2,0 % des BIP. wirtschaften zu befriedigen. Ein
Quelle: Bloomberg, Europäische Kommission, Flossbach von Storch, Stand: 3. Januar 2018 Unterfangen, das zum Scheitern ver-
Die tatsächliche zukünftige Entwicklung kann von diesen Annahmen abweichen.
urteilt ist. Denn der Euro ist ein stati-
sches Konzept. Für die wirtschaftlich
starken Mitgliedsstaaten ist er unse-
res Erachtens zu schwach, für die
Schwachen zu stark. Hätten die Itali-
ener noch ihre Lira oder die Griechen
die Drachme, könnten sie abwerten;
gen des Landes für seine ausstehen- wie es ist, dürfte der Aufwand bis 2020 ihre Wirtschaft gewänne auf diese
den Anleihen (2,2 Bio. Euro) noch auf knapp 60 Mrd. Euro sinken (zu- Weise auf den Weltmärkten an Wett-
etwa 68,5 Mrd. Euro – und damit grunde liegende Annahme: Schulden- bewerbsfähigkeit (auch das übrigens
mehr als dreimal so viel wie bei den wachstum zwei Prozent p. a.). Draghi ohne Reformen). So wie früher, vor Ein-
Deutschen. Bleibt das Renditeniveau sei Dank! führung des Euro. Die Gemeinschafts-
Zukunft der Eurozone Weltbild 11
währung aber beraubt sie dieser dagegen sehr hoch sind (vgl. auch In den wirtschaftlich starken Euro-
Möglichkeit. Der Euro als Zwangsjacke. Grafik auf Seite 14 und 15: Europa – staaten ist es anders. Dort ist der
Das hat zur Folge, dass die Wirtschaft in Aufstieg mit ungleichen Vorausset- Euro für viele Unternehmen zu
weiten Teilen Südeuropas noch immer zungen). Insbesondere die Jungen schwach. Sie profitieren davon, ihre
am Boden liegt, die Arbeitslosenzahlen trifft es – Generation arbeitslos. Leider. Produkte günstiger auf dem Welt-
markt anbieten zu können. Der posi- darlehen. Es gibt aber auch im Nor- Sie treffen Politiker, zunehmend auch
tive Effekt: Arbeitslose gibt es so den viele Verlierer: die Sparer. Der Notenbanker. Im Norden wird über
wenige wie schon lange nicht mehr. Nullzins bedroht ihren Wohlstand die Südeuropäer geschimpft, im Süden
Wer sich eine Immobilie kaufen will, und die Altersvorsorge. Die Schuld- über die Nordeuropäer. Der Euro, stets
freut sich zudem über günstige Bau- zuweisungen nehmen deshalb zu. als Friedensprojekt gepriesen, be-
Zukunft der Eurozone Weltbild 13
„In allen Ländern geht es aufwärts“, alles andere als solide. Die Schulden- Der Euro hat aber nur Bestand, wenn
„kräftige Erholung“, „solides Wachs- quote des wachstumsschwachen alle Länder solvent bleiben. So rich-
tum“ – Volkswirte, Notenbanken Italiens etwa beträgt 133 Prozent tet sich die Notenbankpolitik meist
und Statistiker haben zuletzt die des Bruttoinlandsproduktes. nach den schwächsten Volkswirt-
wirtschaftliche Erholung in Europa schaften. Auch das macht wieder
gefeiert. Die sehr unterschiedlichen Volks- deutlich: Die EZB muss die Zinsen
wirtschaften sind eine Herausforde- wohl deshalb noch sehr lange nied-
Wer jedoch genauer hinschaut, dem rung für die Europäische Zentral- rig halten. Andernfalls wäre der Euro
zeigt sich ein anderes Bild: Aus öko- bank (EZB). In prosperierenden Staa- in Gefahr.
nomischer Sicht ist Europa ein geteil- ten wie Deutschland oder Österreich
ter Kontinent – und wird es unseres müssten Zins und Eurokurs eigent-
Erachtens bleiben. Zumal eine (lang- lich deutlich höher liegen. Länder
sam) anziehende Konjunktur noch wie Italien oder Spanien dagegen
lange nicht Wohlstand und ausge- könnten ohne Niedrigzinsen, Infla-
glichene Staatshaushalte bedeutet. tion und schwache Währung ihre
Staatshaushalte wohl nicht mehr
Italien
Denn während in Deutschland bei- finanzieren.
nahe Vollbeschäftigung herrscht,
11,3 %
beträgt die Arbeitslosigkeit in einigen
Südländern noch deutlich mehr als 1,6 %
zehn Prozent; die Wachstumsraten
im Süden liegen oftmals unter dem
1,3 %
europäischen Durchschnitt. Hinzu
kommt: Viele Staatshaushalte sind Griechenland
21,8 %
Europa:
1,6 % 133,0 %
Aufstieg mit
1,2 %
ungleichen
Voraussetzungen 180,2 %
Zukunft der Eurozone Weltbild 15
Deutschland
3,7 %
Österreich
2,6 %
5,5 %
1,7 %
Frankreich 3,1 %
9,6 % 2,2 %
1,8 %
Spanien
3,1 %
80,2 %
2,0 %
96,8 %
98,7 %
Inflationserwartung 2017 in %
Wenn die Staaten zuvor ihre Ver- nötig gewesen wären, um die Wett- Banken und Staaten ihre Schulden
schuldung drastisch gesenkt und bewerbsfähigkeit der Wirtschaft zu nicht mehr bedienen können, zu-
die Banken ihr Eigenkapital deutlich stärken, wurden auf die lange Bank mindest vorübergehend aus der
erhöht hätten, wäre sie wohl ver- geschoben. Die Frage ist doch, Währungsunion ausscheiden. Nicht
meidbar gewesen, ja. Adressen mit warum ein Staat, der unfähig ist, die zuletzt um ihrer selbst willen.
erstklassiger Bonität hatten auch in für eine Einheitswährung nötigen
der heißen Phase der Finanz- und Anpassungen vorzunehmen, darauf Was meinen Sie damit?
Eurokrise noch Zugang zu den Kapi- bauen kann, dass finanzielle Risiken Nehmen wir Griechenland, das am
talmärkten. Stattdessen sind die umverteilt werden und die Haftung häufigsten strapazierte Beispiel.
Schulden der Eurostaaten und Banken dafür vergemeinschaftet wird? Es Innerhalb des Euro-Regimes wird das
weiter gestiegen; Reformen, die wäre nur logisch, dass Länder, deren Land meines Erachtens nicht gesun-
Interview Weltbild 19
Lost in
Translation
Zinswende Weltbild 21
Der 27. Juni 2017 ist ein guter Tag, um zu erkennen, was die Kapitalmärkte
dieser Zeit tatsächlich beeinflusst – und was nicht. Mario Draghi, der Chef der
Europäischen Zentralbank (EZB), referiert im portugiesischen Sintra über die
Geldpolitik und ihre Ergebnisse. Sie beginne, merkt Draghi in einem Halbsatz
fast beiläufig an, langsam, aber sicher Inflationsdruck zu erzeugen – „mone-
tary policy is working to build up reflationary pressures“.
Der Satz geht um die Welt. Draghi läute die Zinswende ein, schreiben darauf-
hin die Börsenkorrespondenten und Kolumnisten der Nachrichtenagenturen
und Onlinemedien. Dieser Einschätzung liegt die Annahme zugrunde, dass
höhere Inflationsraten früher oder später die Zinsen mit nach oben ziehen
müssten; die Notenbanken wegen ihres Auftrages, für Geldwertstabilität zu
sorgen, also gar nicht anders könnten, als ihre Geldpolitik zu straffen, sollte
die Inflation deutlicher anziehen. Draghis Hinweis sei der Anfang vom Ende
der lockeren Geldpolitik. Viele Investoren sehen es ähnlich und schichten in
ihren Portfolios um. Aktien- und Anleihekurse geraten daraufhin unter Druck.
Noch deutlicher ist die Bewegung am Devisenmarkt: Der Euro wertet gegen-
über fast allen anderen wichtigen Währungen kräftig auf, insbesondere
gegenüber dem US-Dollar (vgl. Grafik oben auf der Folgeseite). Die Aussicht
auf eine Zinswende innerhalb der Eurozone macht die Gemeinschaftswährung
für Investoren attraktiv. Zumindest zeitweise. Draghis Halbsatz reicht aus, um
die Märkte in Wallung zu versetzen. Alle Versuche seiner Kollegen im EZB-
Direktorium, die Aussagen einzufangen beziehungsweise zu relativieren, ver-
puffen. Sie werden schlicht überhört. Wer seit Jahren auf die Zinswende
wartet, scheint begierig jeden Hinweis aufzusaugen, der als Beleg für eine
Trendwende taugen könnte, sei er auch noch so klein – frei nach dem Motto:
Die Zinswende kommt, weil sie kommen muss! Draghis Halbsatz wird als ein
solcher Hinweis gewertet.
Orts- und Zeitwechsel: 22. Mai 2013. Nicht Sintra, sondern Washington, D.C.
Ben Bernanke, der damalige Präsident der US Federal Reserve (Fed), hatte an-
gekündigt, die Anleihekäufe der US-Notenbank reduzieren zu wollen – und
damit die Investoren in helle Aufregung versetzt. Innerhalb weniger Wochen
stiegen die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen um rund einen Prozent-
Rendite in %
Aber was bedeutet das mit Blick auf
2,8 % Mario Draghi und die EZB? Dass die
Bernanke verkündet Redu-
2,6 % zierung der Anleihenkäufe
Notenbank Ende Oktober auf ihrer
2,4 % Sitzung angekündigt hat, ihre Anlei-
2,2 %
hekäufe in diesem Jahr zu reduzie-
2,0 % Niveau heute:
Zinswende ausgeblieben
ren, ist unseres Erachtens keine
1,8 %
große Überraschung gewesen. Das
ist schon deshalb nötig, weil die No-
15. 05. 13 15. 06. 13 15. 07. 13 tenbank bald die Obergrenzen ihrer
Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen Anleihebestände erreicht hat. Das
Der Niedrigzins ist für viele Eurostaaten Trotz Trump und Brexit
Kapitalmarktentwicklung vom
schlicht überlebenswichtig. 1. Januar bis zum 31. Dezember 2016
14,5 %
MSCI Emerging
Markets inkl.
Dividenden in Euro
auch dann noch beibehalten werden, eine Kristallkugel blicken dürfen. Wir
11,2 %
wenn die Anleihekäufe eingestellt hätten gesehen, dass die Briten im S&P 500 inkl.
Dividenden in
sind. Kurzum: Eine Zinswende wird Sommer für einen Ausstieg des Ver- US-Dollar
es unseres Erachtens auch im Euro- einigten Königreichs aus der Europä-
raum nicht geben. Der Niedrigzins ist ischen Union votieren würden. Dass
10,7 %
für viele Eurostaaten wohl schlicht Donald Trump im November zum MSCI World Index
inkl. Dividenden
überlebenswichtig. Ohne ihn stün- US-Präsidenten gewählt würde und
in Euro
den sie vor der Pleite, aber nicht nur Matteo Renzi, damals noch Italiens
das: Der Euro wäre in Gefahr. Draghis Premierminister und Hoffnungsträger
Versprechen, die Gemeinschafts- der gesamten Eurozone, kurze Zeit
währung um jeden Preis verteidigen
zu wollen, wäre gebrochen. Die EZB
später krachend scheitern würde mit
seinem Plan, den italienischen Staats-
DAX
6,9 %
wird das Zinsniveau wohl niedrig hal- apparat zu reformieren – und am Ende
ten, weil sie es niedrig halten muss. ohne sein Amt dastehen würde. Dass
2,0 %
Nikkei 225 inkl.
Dividenden in Yen
sich der politische Ton innerhalb
Nichtsdestotrotz dürften die Inves- Europas verschärfen würde; weniger
toren auch künftig jede Regung Gemeinschaft, mehr nationale Inter-
STOXX Europe 50
Mario Draghis auf ihre Auswirkungen essen. Hätten wir mit diesem Wissen inkl. Dividenden
0,6 %
hin abklopfen. Jeder Satz wird auf die in Aktien investiert? Wohl nicht. Viel
Goldwaage gelegt und in Erwartung wahrscheinlicher ist, dass wir abge-
3,2 %
einer bevorstehenden Zinswende wartet hätten, weil wir davon ausge-
US-Dollar
womöglich überinterpretiert werden. gangen wären, dass all das zusam-
An den Börsen dürfte das unserer Mei- mengenommen wohl kaum ein
nung nach immer wieder für Nervo- gutes Umfeld für Investoren sein
sität sorgen. Anders ausgedrückt: Die
Notenbanken sind und bleiben der
könnte. Das wäre ein Fehler gewesen.
Ausgewählte Anlageklassen haben
Goldpreis
in US-Dollar
8,6 %
entscheidende Einflussfaktor an den weiter zugelegt – trotz Brexit oder
Kapitalmärkten. Der Zins ist der Be- Trump (vgl. Grafik rechts).
2,3 %
Anleihenindex
wertungsmaßstab für sämtliche An-
REXP
lagen. Nicht Donald Trump. Nicht der Auf die Notenbanken kommt es an.
Brexit. Auch nicht Nordkorea. Dazu Auch in Zukunft.
passt folgendes, zugegeben nicht ganz
ernst gemeintes Gedankenspiel: Stel- Elmar Peters ist Fondsmanager der Flossbach Quelle: Bloomberg, Flossbach von Storch,
Daten per 31. Dezember 2016
len Sie sich vor, wir hätten uns Anfang von Storch AG. Gemeinsam mit Dr. Bert
Die historische Wertentwicklung ist kein verlässlicher
2016 getroffen und gemeinsam in Flossbach leitet er das Multi-Asset-Team. Indikator für die künftige Wertentwicklung.
Kein Wunder
Langsam, aber sicher dämmert den Menschen, was es bedeutet, wenn
der Zins „verschwunden“ ist. Die einen sorgen sich um ihre Altersvorsorge,
andere wiederum freuen sich über niedrige Zinsen auf Baudarlehen.
Ein Stimmungsbericht.
Fein säuberlich schreibt Frank Becker1 die Zahlen in kaufen. Im Kölner Norden, in Worringen. 470.000 Euro ver-
seinen Notizblock und vergleicht. 1,4, 1,6, 1,75, 1,625, 1,8. langen die Verkäufer für das in den 1980er-Jahren gebaute
Zahlen, die ihm allesamt unglaublich niedrig erscheinen; Häuschen, 125 Quadratmeter Wohnfläche, insgesamt
fast zu schön, um wahr zu sein. Konditionen für Baudarlehen, knapp 500 Quadratmeter Grundstücksfläche. Ein stolzer
zehn Jahre Zinsbindung. Hinter die Zahlen schreibt er wei- Preis für das Haus an diesem Ort. „Noch vor zehn Jahren
tere Zahlen: Telefonnummern von Bankmitarbeitern. hätte das vermutlich niemand bezahlt“, sagt Becker, 42 Jahre
alt und leitender Angestellter bei einem Einzelhändler im
Becker und seine Familie – eine hochschwangere Frau, die Bergischen Land. Doch die Zeiten haben sich geändert.
kleine Tochter, sechs Jahre jung, ein Hund und zwei Meer- Heute stehen die Interessenten Schlange – und bieten um
schweinchen – möchten eine bereits bestehende Immobilie die Wette. Bei Hausbesichtigungen geht es mitunter zu wie
1
Alle Namen von der Redaktion geändert.
2012:
136,0*
2010:
104,8*
2008:
100,0*
ie lange läuft die
W
Immobilienrally noch?
Preisindex für Wohnimmobilien:
2018:
???
2016:
172,6*
2014:
143,6*
auf dem Rummelplatz. Den niedrigen Laufzeiten negativ sind. Der Staat wonnene Anlagestrategien, das klas-
Zinsen sei Dank! Becker muss nur verdient am Schuldenmachen! Ein sische Zinssparen, heute nicht mehr
noch den passenden, den günstigs- Novum in der Geschichte. Niemals funktionieren. Viele sind damit über-
ten Kreditanbieter finden. zuvor hat es so etwas gegeben; zu- fordert.
mindest nicht in den vergangenen
Die Europäische Zentralbank (EZB) 5.000 Jahren. Was für die Beckers als Segen er-
macht’s möglich. Seit Jahren schmel- scheint, ist für Merle Fritsch ein Pro-
zen die Zinsen dahin, weil die EZB Was früher galt, gilt heut nicht mehr blem. Die Zahlen, mit denen sie sich
ihren Leitzinssatz im Laufe der Zeit beschäftigt, sind noch kleiner. Eine
immer weiter gesenkt und damit be- Es gibt also keinerlei Vergleichsmög- Null vor dem Komma. In einigen Fällen
gonnen hat, im großen Stil europä- lichkeiten, keine Orientierung. Viele auch eine Null hinter dem Komma –
ische Anleihen aufzukaufen (vgl. Geldanleger müssen sich an die Folgen Nullkommanull. Was hinter der
Grafik unten). Das führt sogar so weit, der ultralockeren Notenbankpolitik zweiten Null kommt, ist kaum der
dass heute die Renditen von erstklas- erst noch gewöhnen. Langsam, aber Rede wert. Anders als Becker würde
sigen Staatsanleihen mit kürzeren sicher dämmert ihnen, dass lieb ge- sie sich über größere Zahlen freuen.
Baugeld-Zinsen in %
5,5 %
5,0 %
4,5 %
4,0 %
3,5 %
3,0 % 2016
172,6
2012
2,5 %
2008 136,0
2,0 %
100,0
1,5 %
0 %
Wer ein bisschen mehr herausholen
möchte, muss sein Geld schon an 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015
portugiesische, bulgarische oder
tschechische Banken überweisen. Höchstrechnungszins
Sprachgebrauch. Gemessen an der sein würde. Dann würden auch die Selbst für den Garantiezins müssen
gesetzlichen Rente, die Fritsch in Überschüsse, also das, was noch auf sich die Anlagemanager des Versi-
32 Jahren voraussichtlich zu erwarten den Garantiezins obendrauf kommt, cherers mächtig strecken. 2,75 Pro-
habe, betrage die „Kapitallücke“ in sehr viel üppiger ausfallen. zent zu erwirtschaften mit verzins-
ihrem Fall knapp 180.000 Euro, hat ihr lichen Anlagen – kein leichter Job.
der Berater vorgerechnet. Eigentlich Der „kritische Punkt“ ist Die Versicherer ächzen unter den
machbar, hatte sie immer gedacht – überschritten hohen Garantien der älteren Policen.
und früh eine private Rentenpolice Sie müssen Rückstellungen bilden, die
abgeschlossen. Über den Versicherer Der Berater habe ihr damals ver- Zinszusatzreserve. Mehr als 45 Milli-
ihrer Hausbank. 2004 war das. Der schiedene Zinsszenarien vorgerech- arden Euro stecken darin. Eine Re-
Garantiezins betrug damals 2,75 Pro- net, sagt sie; was passieren würde, serve, die kaum Rendite bringt. Hinzu
zent. Im Grunde ist sie froh darüber, wenn die gesamte Rendite auf ihre kommt: Neue Verträge will ange-
denn jeder, der heute eine solche eingezahlten Beiträge fünf, sechs sichts der Konditionen längst nicht
Police abschließt, muss sich mit oder gar acht Prozent betrüge. Fünf mehr jeder haben. Der Verkaufs-
deutlich weniger begnügen. Fritsch habe er damals als „absolute Unter- schlager von einst, die kapitalbil-
ärgert sich trotzdem. Denn sie hat grenze“ bezeichnet. Von dieser Un- dende Lebensversicherung, droht
sich verkalkuliert. Damals hatte sie tergrenze ist die Rendite der Police zum Ladenhüter zu werden. Für klas-
darauf gesetzt, dass das Zinsniveau meilenweit entfernt – und ihr dama- sische Lebensversicherer keine ein-
heute und in Zukunft deutlich höher liger Berater längst in Rente. fache Situation. Baldige Besserung,
eine „Zinswende“ hin zu früheren,
aus Sicht der Sparer, Banken und Ver-
sicherer „normalen“ Zinsniveaus, ist
nicht in Sicht. Die großen Notenban-
ken werden ihre Geldpolitik ange-
sichts des Schuldenproblems in den
Wo ist der Zins geblieben? Industriestaaten nur sehr langsam
Entwicklung der Leitzinsen in ausgewählten Währungsräumen und auch nur in homöopathischen
Dosen anpassen können, sagt Vorn-
Leitzinsentwicklung in % dran. Wenn überhaupt. Sie hätten
6 % den „Point of no Return“, den kriti-
schen Punkt, vermutlich schon lange
5 %
überschritten (vgl. Grafik links – Wo
4 %
ist der Zins geblieben?).
3 %
Strategie überdenken
ETF-Boom
John Bogle hatte Gutes im Sinn. Als der Van- meint Bogle. „Langfristig“ ist dabei sein Lieblings-
guard-Gründer an Silvester 1975 auf die Idee wort. Denn ganz wesentlich für den Erfolg seiner
kommt, den ersten Indexfonds aufzulegen, ist er „Indexstrategie“ sei der Anlagehorizont. Je mehr
überzeugt, dass Anleger sich die Kosten für einen Zeit die Strategie bekomme, umso besser.
aktiv gemanagten Fonds getrost sparen könnten.
Warum? Weil die meisten Fondsmanager es ohne- Warten wir es ab …
hin nicht schafften, dauerhaft besser abzuschneiden
als der breite Markt. Besser, weil nicht zuletzt Heute, mehr als 40 Jahre später, sind börsenge-
günstiger, sei es, sich direkt an den Index zu hängen, handelte Indexfonds der Verkaufsschlager an den
5.000 600
4.000
450
3.000
300
2.000
150
1.000
0 0
2009 2011 2013 2015 2017 2009 2011 2013 2015 2017
Kapitalmärkten. Rund 4.700 ETFs gibt es. Insgesamt hat sie für sich entdeckt: computergesteuerte Han-
gut 4,7 Billionen US-Dollar schwer (vgl. Grafik oben). delsstrategien. Für sie sind ETFs nicht allein wegen
Tendenz weiter steigend. John Bogle, mittlerweile der geringen Kosten interessant, auch die sekünd-
88 Jahre alt, ist der Boom ein wenig unheimlich liche Handelbarkeit macht sie so begehrt. Anders
geworden. Wenn immer mehr Gelder indexkon- als ein klassischer Investmentfonds, bei dem Aus-
form angelegt würden, sagte er im vergangenen gabe und Rücknahme der Anteile direkt zwischen
Jahr als Gastredner auf der Hauptversammlung der Fondsgesellschaft und dem Kunden stattfindet
von Warren Buffetts Berkshire Hathaway, dann und nur einmal täglich der sogenannte Netto
würde der Markt irgendwann nicht mehr funktio- inventarwert (NAV) ermittelt wird, entstehen die
nieren und Chaos ausbrechen. Weil kein Investor Preise für ETFs in Echtzeit an der Börse. Ein Instru-
an der Börse die Unternehmen mehr nach deren ment für „Spekulanten“, wenn man so will. Rein
Qualität bewertete. So wie es in einem gut funktio- und raus. Und wieder rein. Und wieder raus. John
nierenden Markt sein müsste. Bogles ursprüngliche Idee, ein Anlagevehikel zu
schaffen, das insbesondere für Langfristanleger
Aber wer kauft eigentlich ETFs? geeignet sein sollte, wird so ad absurdum geführt.
Profi-Investoren, ebenso Privatanleger. Und noch Viele Computerstrategien, die ein Vermögen auf
eine Spezies, wenn auch nicht aus Fleisch und Blut, Basis von Algorithmen disponieren, arbeiten auf
ETF-Boom Anlagestrategie 33
die gleiche Art und Weise: Volatilität, also Kurs- Immer mehr Geld wird
schwankungen, definieren sie gemäß der klassi-
schen Portfoliotheorie als Risiko. Je niedriger die über die Computer-Investoren
Volatilität, desto niedriger auch das Risiko – und je in ETFs geleitet
niedriger das Risiko, desto attraktiver erscheinen
Aktien und umso mehr Geld fließt über die Compu-
terstrategien in ETFs. Die Aktienkurse steigen, der
Aufwärtstrend verstetigt sich, die Volatilität sinkt
bzw. bleibt auf niedrigem Niveau. Immer mehr
Geld wird über die Computer-Investoren in ETFs
geleitet. Die Indizes bewegen sich langsam, aber
sicher nach oben. Wie an einem Lineal gezogen.
Genau das ließ sich in den vergangenen Mona- Die menschliche Psyche verlangt nach Erklärungen.
ten sehr gut beobachten. Die ETF-Anleger freut es. Als vermeintliche Gründe werden zunächst die
Ein geradezu ideales Marktumfeld, wie es scheint. Angst vor einem Konjunkturabschwung in China,
der Verfall der Rohstoffpreise und die sinkenden
Doch was passiert, wenn es an der Börse kracht? Unternehmensgewinne genannt. Die überra-
Wenn die Volatilität steigt und damit dem Com- schende Abwertung des Renminbi durch die chi-
puter signalisiert: „Achtung, Risiko!“? So wie im nesische Zentralbank am 11. und 12. August wird
August 2015 geschehen. als untrügliches Zeichen gewertet, dass Peking ein
großes Problem habe. Das Wort „China-Krise“
Damals waren die Investoren verunsichert. Grie- macht die Runde.
chenland und die Eurozone machen mal wieder
Kummer. Dazu die Angst, Chinas Wirtschaft Umso erstaunlicher, dass die Kurse an den westli-
könnte kollabieren und die Weltkonjunktur mit chen Börsen erst zwei Wochen später absacken.
sich reißen. Nicht zuletzt die Unsicherheit über Die Probleme der Volksrepublik sind schließlich
die künftige Geldpolitik der US-Notenbank Federal seit Monaten bekannt. Die deutlichen Kursab-
Reserve und der Diesel-Skandal um Volkswagen. schläge der von China abhängigen Unternehmen
Die Gemengelage befördert ein diffuses Gefühl von spiegeln das wider. Wäre tatsächlich China der
Unsicherheit an den Märkten. Konkrete Hinweise Grund für den plötzlichen Kursrutsch an der New
auf einen bevorstehenden Börsencrash lassen sich Yorker Wall Street gewesen, hätte es die Aktien
jedoch nicht ausmachen. China-affiner Unternehmen unseres Erachtens be-
sonders hart treffen müssen – hat es aber nicht.
Als am 24. August 2015, um 15:30 Uhr mitteleuro- Von den im S&P 500 enthaltenen Aktien fielen
päischer Zeit, die New Yorker Wall Street eröffnet, 105 Aktien zeitweise mehr als 10 Prozent, darunter
trauen viele Aktienhändler deshalb ihren Augen Unternehmen wie Apple, Nike, Johnson & Johnson,
nicht. Innerhalb weniger Sekunden rutschen die Pepsi, Home Depot, Starbucks, JPMorgan Chase
Kurse deutlich, der Index S&P 500 verliert zeitweise oder Colgate-Palmolive. Letztere handelte für
mehr als 5 Prozent. Viele ETFs sacken sogar noch kurze Zeit mit einem Abschlag von 22 Prozent (vgl.
deutlicher ab als der Index, den sie abzubilden Grafik Seite 34) – die Chinaerklärung kann, wie wir
versuchen. Bereits an den Tagen zuvor hatten die finden, dafür allein kaum herhalten. Die Vermutung
Kurse nachgegeben, aber bei Weitem nicht so stark. liegt nahe, dass die fundamentalen Faktoren – die
Noch am 24. August beginnt deshalb die Suche nach Sorgen um China – zwar der Auslöser der Korrek-
den Ursachen für die plötzlichen Kurskapriolen. tur gewesen sind, diese dann aber eine geradezu
Colgate-Palmolive
JPMorgan Chase
General Electric
McKesson Corp
Medtronic PLC
Celgene Corp
XL Group PLC
Home Depot
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
–33,0 %
selbsterfüllende Dynamik entwickelt hat. Wir gehen zutrifft und der überraschende Kursrutsch an
davon aus, dass die Kursbewegungen damals von jenem Tag mit dem wachsenden Einfluss compu-
computergesteuerten Handelsstrategien deutlich tergesteuerter Handelssysteme und deren zuneh-
verstärkt worden sind. Anders ausgedrückt: Wenn mendem Einsatz von ETFs zusammenhängen
eine wachsende Zahl von Investoren das Gleiche könnte. Hundertprozentig nachweisen lässt sich
tut, nämlich verkaufen, falls bestimmte, von Com- das leider nicht. Unseres Erachtens gibt es aber
putern errechnete Kurslimits gerissen werden, Indizien dafür.
wird es eng am Börsenausgang. Eine große Zahl
von Verkäufern steht dann zu wenigen Käufern So haben wir beispielsweise analysiert, ob börsen-
gegenüber. Die Kurse rutschen. gehandelte Indexfonds zu hyperaktivem Handeln
verleiten und auf diese Weise Trends verstärken
Uns hat der 24. August nicht losgelassen. Wir woll- können, insbesondere an turbulenten Börsen-
ten wissen, ob unser Verdacht möglicherweise tagen.
ETF-Boom Anlagestrategie 35
Dafür haben wir drei Aktienindizes ausgesucht: Die ausführliche, aktuelle Studie (2017)
den DAX als deutschen Leitindex, dazu den markt- des Flossbach von Storch Research Institute
breiten US-Index S&P 500 sowie das britische Bör- finden Sie unter:
senbarometer FTSE 100. Anschließend haben wir
ermittelt, wie oft in der Vergangenheit die jeweils
drei größten ETFs auf diese Indizes im Gegensatz
zu den Aktien der Indizes gehandelt wurden, die
durch die ETFs abgebildet werden. Ausgedrückt
wird die Handelshäufigkeit durch das Verhältnis
der täglich gehandelten ETF-Anteile im Verhältnis http://www.fvs-ri.com/analysen/
Aber was bedeutet das für Anleger? Welche Vari- Allerdings braucht er sehr starke Nerven. Denn
ante ist die geeignetere: ETF oder besser doch wenn es an der Börse kracht, bekommt er das
aktiv gemanagter Fonds? bei einem Aktienindexfonds mit voller Wucht
zu spüren. Es bedarf einer gewissen Stand-
Wenn es doch so einfach wäre. Es kommt – wie festigkeit, um nicht der Versuchung zu erlie-
immer – auf die Erfahrungen und Bedürfnisse gen, schnell auf den Knopf zu drücken und zu
eines Anlegers an. Wer eine relativ klare Meinung verkaufen. So wie bei den vielen computer-
hat zu dem, was künftig an der Börse passieren gesteuerten Handelsstrategien, deren Volatili-
wird, für den können ETFs geeignete Instrumente täts-Warnsysteme plötzlich wachsende Risiken
sein. Wer also davon ausgeht, dass Europa und signalisieren und die die zuvor als risikoarm ein-
seine Unternehmen sich in den kommenden Jah- gestuften Aktien, da sie plötzlich als risikoreich
ren prächtig entwickeln, der ist mit einem ETF auf gelten, auf deutlich gesunkenem Niveau wieder
den EURO STOXX womöglich gut bedient. verkaufen.
ETF-Boom Anlagestrategie 37
unseres Erachtens überhaupt nicht. gung haben – ganz im Gegenteil! Sie Rendite, sondern es zählen auch die
Gewöhnlich reagiere ich mit gleich sind einfache, vor allem kostengüns- Schwankungen, die Anleger zeitweise
mehreren Gegenfragen: Was ist der tige Instrumente, um bestimmte aushalten müssen. Je weniger, desto
Markt? Sind Aktien, Anleihen, Rohstoffe, Märkte abzubilden. Auch wir nutzen besser. Der langfristige Erfolg dieser
Gold gemeint? Oder vielleicht von allem sie bei klar abgrenzbaren Themen, Vorgehensweise rechtfertigt ein an-
etwas – und falls ja, wie viel? bei Edelmetallen etwa. Die Aufgaben- gemessenes Honorar.
stellung, mit der sich unsere Kunden
Mit dem passiven Teil des Investierens an uns wenden, ist in der Regel aber Beide Anlageinstrumente – gut gema-
können wir erst dann beginnen, wenn weit komplexer. Sie lautet fast nie: nagte, wirklich aktive Investment-
zunächst die wichtigsten Fragen „Kaufen Sie ausschließlich deutsche fonds sowie ETFs – haben nicht nur
„aktiv“ beantwortet wurden. Das gilt Aktien!“. Die Mehrzahl unserer Kun- ihre Berechtigung, sondern ergänzen
vor allem für Anleger, die nicht auf den formulieren Renditeerwartungen sich sehr gut. An Bedeutung dürften
eine klar definierte Anlageklasse fixiert und Risiken, die sie zu tolerieren allerdings pseudoaktive Fonds verlie-
sind. Jede einzelne Entscheidung ist bereit sind. Beides müssen wir in Ein- ren, die sich systematisch an einen
also „aktiv“ – und kann deutliche klang bringen. Index hängen, ihn größtenteils nach-
Unterschiede zur Folge haben, was bauen. Ihre Chance, nach Kosten
die Wertentwicklung betrifft. Sie Die Kosten sind dabei immer wieder systematisch besser als der Markt ab-
sehen, dogmatisch zu trennen zwi- ein Thema. In unserem Hause entwi- zuschneiden, ist gleich null. Anleger
schen aktiven und passiven Invest- ckeln wir mithilfe eigener Analyseins- werden deshalb in der Zukunft immer
ments ist Humbug. trumente verschiedene Szenarien weniger bereit sein, in solche Produkte
und versuchen, das Vermögen der zu investieren.
Das heißt aber nicht, dass ETFs im Kunden möglichst sinnvoll auf die
Rahmen eines vernünftigen Portfolio- einzelnen Anlageklassen aufzuteilen. Kurt von Storch ist Gründer und Vorstand
managements keine Daseinsberechti- Dabei zählt nicht nur die absolute der Flossbach von Storch AG.
Die meisten Anleger haben scheinbar keine allzu und Risiken jedes Investments wägt er ab – immer
guten Nerven. Sie wollen zwar möglichst attrak- wieder; je besser er die künftigen Erträge einer An-
tive Renditen erzielen, aber eben nicht um jeden lage kalkulieren kann, desto geringer ist das Risiko,
Preis; die Kursschwankungen sollten sich also im nachhaltig Geld zu verlieren. Bei Aktien könnte
Rahmen halten. Anders ausgedrückt: Viele Anle- das bedeuten, sich konsequent auf Qualitätstitel
ger wollen ruhig schlafen können. Nicht mehr, zu fokussieren und die weniger guten Unternehmen
aber auch nicht weniger. Sie brauchen in der Regel schlicht links liegen zu lassen.
mehr als einen Schönwetterfonds. Genau dieses
Bedürfnis können aktiv gemanagte Fonds bedie- Ein ETF kann das nicht.
nen, insbesondere Multi-Asset-Fonds – zumindest
die guten und sehr guten ihres Faches. Entschei-
dend für den Fondsmanager ist ein tiefes Ver- Dr. habil. Agnieszka Gehringer und Dr. Kai Lehmann arbeiten
ständnis der Anlagen, in die er investiert. Chancen für das Flossbach von Storch Research Institute.
Anleihen
Akuter Handlungsbedarf
Anleger, die es gewohnt waren Zinsen auf „ihr Erspartes“ zu erhalten, bel alle Möglichkeiten zu nutzen, die
müssen sich umstellen. Denn in Zeiten niedrigster Zinsen funktionieren der aktuelle (Null-)Zinsmarkt bieten
die althergebrachten Strategien nicht mehr. kann. Wir zeigen, wie das funktio-
nieren kann.
Bankeinlagen: ertragsfrei – aber immer noch beliebt
Tagesgelder werfen keine Zinsen mehr ab – dennoch steigen die Einlagen auf den Zins- Der feine Unterschied
konten Jahr für Jahr. Sparern droht nach Abzug der Inflation ein realer Wertverlust.
1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017
bildet.
Anleihen-ETFs:
Verschuldung ist Trumpf
Eines vorab: Börsengehandelte Indexfonds Denn Anleihenindizes sind, verzeihen Sie uns
(auch ETFs – Exchange Traded Funds – ge- bitte die flapsige Beschreibung, „tilt to the
nannt) sind einfache, in der Regel kostengüns- Schrott“. Was heißt das? Während bei einem
tige Instrumente, um bestimmte Märkte Aktienindex das Gewicht der vergleichsweise
abzubilden. Auch wir nutzen sie bei klar erfolgreichen Unternehmen wächst (weil
abgrenzbaren Themen – zum Beispiel bei deren Kurse, also deren Marktkapitalisierung
Edelmetallen. zulegt), ist es bei einem Anleiheindex genau
andersherum: Den größten Anteil am Index
ETFs taugen also für all diejenigen, die mit haben stets die am höchsten verschuldeten
ihrem Investment eine ganz konkrete Markt- Unternehmen. Das steht nicht selten im Ge-
erwartung verbinden. Also für Investoren, die gensatz zum Wunsch eines Anlegers, nur die
taktisch vorgehen und sich der Risiken kreditwürdigsten Schuldner im Portfolio zu
bewusst sind. Aber welche Privatanleger haben.
haben so eine klare Meinung? Nicht viele.
Hinzu kommt: Anleihen-ETFs stehen, was die
Anleihen-ETFs bilden den Index
Performance betrifft, meist den Indizes, die sie
meist nicht getreu nach.
abzubilden vorgeben, nach. Aufgrund der
Und selbst wenn ein Anleger eine konkrete mitunter größeren Differenzen bei den Geld-
Markterwartung mit einem ETF-Investment Brief-Spannen geht bei den permanenten
verbindet, sollte er sehr genau schauen, was Indexanpassungen einiges an Rendite verlo-
sich hinter dem jeweiligen ETF verbirgt. Es gibt ren. Ein guter aktiver Manager dagegen wägt
verschiedene Fallstricke, die er beachten ab, ob eine Portfolioanpassung nach Trans-
sollte. Im Besonderen gilt das für Investoren, aktionskosten überhaupt sinnvoll ist. So ein-
die über börsengehandelte Indexfonds in den fach, wie das ETF-Label vermuten lässt, ist ein
Anleihemarkt investieren wollen. Investment leider nicht.
Anleihen Anlagestrategie 43
der Laufzeit nicht mehr bedienen jährlichen Ertrag, der zu Beginn der Laufzeit deutlich höher ist.
Das wahre Risiko eines langfristigen Die historische Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.
Gut zu wissen …
Die Börse ist ein Ort der Zahlen, Daten, Fakten und Geschichten. Die einen sehr, die anderen vermutlich weniger bekannt. An dieser Stelle
wollen wir Ihnen Informationen liefern, die nicht unbedingt „auf der Straße liegen“ (zumindest hoffen wir das), womöglich aber interessant
sein könnten für Sie (das hoffen wir noch mehr). Falls nicht, einfach weiterblättern – oder besser noch: einen Hinweis geben, was Sie
wirklich interessiert – an info@fvsag.com. Wir freuen uns darauf.
6.122
Höher,
schneller,
weiter
Dass Kryptowährungen viele Anleger in ihren Bann ziehen, Punkte. So notierte der DAX-Kursindex zum Jahresende 2017.
ist nicht erst klar, seit der Bitcoin in US-Dollar die 1.000er-
oder 10.000er-Marke geknackt hat. Was uns aber noch
mehr beeindruckt als die reine Preisentwicklung, ist die Rekord!
Entwicklung dieser Entwicklung. Also die Geschwindig-
keit, mit der der Bitcoinkurs geklettert ist. Dazu eine Oder doch
kleine Grafik:
kein Rekord?
Bitcoin, Handelstage bis Datum
überschrittene zum erstmaligen
Preisschwelle Überschreiten der Der Deutsche Aktienindex (DAX) eilt von einem Rekord
in US-Dollar Schwelle
zum nächsten. Zumindest ist das in den meisten Medien
1.000 872 28. 11. 2013
zu lesen. Statt Partylaune herrscht allerdings Verlustangst.
2.000 906 22. 05. 2017
Nach dem Gipfel folgt schließlich der Abstieg, wenn’s
3.000 54 07. 08. 2017
ganz schlecht läuft, der Absturz. Nicht nur die Jahrtau-
4.000 5 14. 08. 2017
sendwende hat uns dies gelehrt. Also Vorsicht!
5.000 42 12. 10. 2017
6.000 12 30. 10. 2017
Nur gut, dass die Rekordfrage beim DAX etwas diffiziler
7.000 3 02. 11. 2017
ist: Der DAX ist ein „Performance-Index“. Das bedeutet,
8.000 12 20. 11. 2017 seine Konstrukteure hatten sich einst überlegt, die
9.000 5 27. 11. 2017 Dividenden besser mit einzurechnen. Schließlich schiebt
10.000 2 29. 11. 2017 das den Index zusätzlich an. Kann ja nicht schaden. Üb-
Quelle: Bloomberg lich ist das aber nicht. Die meisten bedeutenden Indizes
Seit dem 19. 07. 2010 erfasst Bloomberg den Bitcoin-Kurs. dieser Welt sind reine Kursindizes. Schauen wir also auf
Erstnotiz: 0,08 US-Dollar. Wer damals für 100 US-Dollar den DAX-Kursindex. Um besser vergleichen zu können.
Bitcoins kaufte, erhielt 1.250 Bitcoins. Am 30. 11. 2017 Zum Jahresende 2017 notierte er bei 6.122 Punkten. Da
hätten die einen Wert von 12.830.791 US-Dollar gehabt. fehlen noch mehr als 200 Punkte zu seinem Allzeithoch von
Anfang November 2017; 2015 und 2000 notierte der Index
Was lernen wir daraus: ebenfalls höher als Ende vergangenen Jahres. Viele Anle-
Punktprognosen sind schlicht unseriös. ger fürchten also einen Rekord, der eigentlich gar keiner ist.
Daten und Fakten Anlagestrategie 45
Unabsteigbar
Und noch einmal der DAX. Unvermeidbar. Wir sind schließlich
in Deutschland. Am 1. Juli wird der Deutschen liebster Index
30 Jahre alt. Im Grunde kann man sagen, dass der DAX so
etwas ist wie ein Lexikon der heimischen Wirtschaftsge-
schichte. Mit vielen Auf- und Absteigern. Einige „alte“ Unter-
nehmen entstanden neu, zum Beispiel E.on durch den
Zusammenschluss von Veba und Viag. Andere wurden über-
nommen, etwa die Dresdner Bank durch die Allianz. Unter-
15 Unternehmen des
DAX gehen als
„ständige Mitglieder“
durch: Allianz, BASF
und Daimler etwa.
Zu guter Letzt
Der Nachruf. Vorerst verstorben ist die Volatilität. Wo? des Index. Der Volatilitätsindex der Börse Chicago, der „VIX“,
In den USA. Keine Kursschwankungen mehr. Seit dem ähnelt daher mehr und mehr einer flachen Linie.
4. November 2016, also seit einem Jahr und zwei Monaten,
hat sich der S&P 500 niemals mehr als 3 Prozent pro Tag Was sagen wir dazu? Als aktive Fondsmanager würden wir uns
vom Fleck bewegt. Ein Rekord in der 90-jährigen Geschichte über eine baldige Reanimierung durchaus freuen!
70 %
60 %
50 %
40 %
30 %
20 % 20,0 %
15,2 %
10 % 10,9 %
0 %
2007 2009 2011 2013 2015 2017
CBOE VIX CBOE VIX Durchschnitte: Seit 2007 Seit 2012 Letzte 12 Monate
Quelle: Thomson Reuters, Flossbach von Storch, Stand: 31. Dezember 2017
Die historische Entwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die künftige Entwicklung.
„Verkaufen Sie
gute Aktien
nicht zu früh“
Die Börsen eilen von Rekord zu Rekord. Aber wie nehmen. Die EZB wird unseres Erachtens den Zins
niedrig halten, weil sie ihn niedrig halten muss.
lange währt die Aktien-Rally noch? Und wie werden Das bedeutet aber nicht, dass das Thema die
sich die Zinsen entwickeln? Im Interview spricht Bert Märkte nicht weiter beschäftigen wird.
seiner Meinung nach daraus machen sollten. Die Investoren werden jeden Halbsatz Mario Draghis
auseinandernehmen und analysieren. Weil viele
erwarten, dass die Zinswende kurz bevorsteht,
werden die Aussagen vermutlich überinterpre-
tiert. Das dürfte immer wieder zu Ausschlägen an
den Börsen führen. So wie im Sommer 2013.
„Der langfristige Zins spiegelt die US-Zinsanlagen aus Sicht von Europäern und
Japanern sind!
Inflations- und Wachstumserwartungen
der Investoren wider. Und die wachsen Die Fed plant zudem weitere Zinsanhebungen.
Muss das nicht früher oder später zu einer Nor-
derzeit eben nicht in den Himmel.“ malisierung des Zinsniveaus führen?
Nicht unbedingt. In der Vergangenheit hat es
mehrfach Phasen gegeben, in denen die Zinsen
zwar angehoben wurden, die sogenannte Zins-
strukturkurve aber abgeflacht ist, weil sich die
Renditen der Langläufer kaum erhöhten oder sie
sogar fielen. Genau das ließ sich in den vergangenen
Anleiherenditen in der Folge wieder deutlich ge- Monaten sehr gut beobachten.
sunken. Im Sommer 2016 rentierten zehnjährige
US-Staatsanleihen mit 1,35 Prozent, so tief wie nie- Das heißt, die Notenbank hebt ihren Leitzins an,
mals zuvor. Dabei hatte die Fed ihre Anleihekäufe die Zinsen steigen trotzdem nicht?
längst eingestellt und zum ersten Mal seit Aus- Zumindest nicht die langfristigen Zinsen. Sie sind
bruch der Finanzkrise ihren Leitzins angehoben. aber entscheidend für die Bewertung sämtlicher
Heute liegt die Rendite mit 2,4 Prozent immer Anlagen. Aktien. Immobilien. Gold. Anleihen sowieso.
noch deutlich niedriger als im Herbst 2013 – trotz
weiterer Leitzinsanpassungen. Eine Trendwende Wie passt das zusammen?
sieht anders aus. Der langfristige Zins spiegelt die Inflations- und
Wachstumserwartungen der Investoren wider. Und
Die Fed verkleinert zudem ihre Bilanz. Das heißt, die wachsen derzeit nun mal nicht in den Himmel.
fällig werdende Anleihen werden nicht mehr
vollständig durch neue ersetzt. Welchen Einfluss Und wenn der von vielen Investoren erwartete
hat das auf das Zinsniveau? Trump-Boom doch noch kommt?
Schauen wir uns an, was passiert ist: Am Tag, Abwarten. Die Erwartungen, die Donald Trump im
als die Fed ihr Vorhaben bekannt gegeben hat, ist Wahlkampf geweckt hat, müssen erst noch erfüllt
die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen auf werden. Nach den bisherigen Erfahrungen seiner
2,12 Prozent gesunken. Das war der zu der Zeit Amtszeit sind da Zweifel durchaus angebracht.
tiefste Stand des Jahres. Dabei hätte die Ankündi- Eine echte Zinswende in den USA ist auch deshalb
gung eigentlich genau das Gegenteil bewirken unwahrscheinlich, weil die EZB und die Bank of
müssen. Denn wenn die Fed ihre Bilanz verkleinert, Japan an ihrer Tiefzinspolitik festhalten werden.
vergrößert sie damit auch das Angebot von Anlei-
hen. Deren Preis müsste eigentlich fallen, die Ren- Was hat die EZB-Politik mit der US-Notenbank
diten im Umkehrschluss steigen. Taten sie aber nicht. zu tun?
Ein noch größerer Renditevorsprung von US-Anlei-
Warum ist das so? hen würde Investoren in US-Anleihen und US-Aktien
Offensichtlich gibt es auf der Welt genügend Käufer, locken, der US-Dollar kräftig aufwerten. Die starke
die einigermaßen attraktive und sichere Anlagen Währung würde aber irgendwann zu einem Pro-
suchen und die Nachfragelücke, die die Fed blem für die US-Unternehmen und damit die
hinterlassen würde, gewillt sind zu füllen. Die gesamte US-Wirtschaft werden, weil deren Wett-
Amerikaner unterschätzen offenbar, wie attraktiv bewerbsfähigkeit gegenüber anderen Volkswirt-
Interview Anlagestrategie 49
Möglicherweise kommt er viel später, einigen Lagen sind die Preise rasant gestiegen; ihr
Chance-Risiko-Verhältnis hat sich zum Teil deut-
als Sie das heute vermuten.“ lich verschlechtert. Zugegeben, auch bei Aktien
sind die Renditeaussichten bescheidener als noch
vor fünf Jahren. Sie sind unseres Erachtens aber
immer noch attraktiver als die von anderen
Anlageklassen. Oder haben Sie vielleicht einen
Nähe der langfristigen Durchschnittswerte, je Alternativvorschlag?
nach Index sogar leicht darunter. Das ist schon
bemerkenswert, finden Sie nicht? Ich könnte mein Geld auf dem Konto parken und
auf den nächsten Rücksetzer warten.
Warum? Woher wollen Sie denn wissen, wann der nächste
Weil es heute, anders als in der Vergangenheit, Rücksetzer kommt? Möglicherweise kommt er
praktisch keine Anlagealternativen mehr gibt. viel später, als Sie das heute vermuten. Womög-
Aktien könnten unserer Meinung nach durchaus lich ist er viel kleiner, als Sie sich das erhoffen; weil
höher bewertet sein, wenn wir davon ausgehen, andere Investoren, die ebenfalls darauf warten,
Interview Anlagestrategie 51
viel früher wieder einsteigen und die Kurse nach „Wer langfristig sein Vermögen erhalten
oben treiben. Womöglich sitzen Sie dann irgend-
wann zu Hause und warten und warten – und den- und mehren will, kommt nicht umhin,
ken: „Ach hätt’ ich doch mal früher …“ – Timing ist Kursschwankungen zu ertragen.“
meist reine Glückssache.
KGV
24,3
KGV
46,4
Nifty Fifty
Die 1970er-Jahre sind eine bewegte Zeit. Kulturell.
Politisch. Das Börsengeschehen macht da keine
Ausnahme. An der New Yorker Wall Street ist von
Aktien die Rede, die man einmal kauft – und dann
„nie wieder“ hergibt.
History Anlagestrategie 53
KGV
39,5
Express. „Nifty Fifty“ werden diese Ganz ähnlich sieht es in anderen In- Vermutlich nicht. Die sogenannte
Aktien zunächst an der New Yorker dustriestaaten aus. In Großbritannien „Multiple Expansion“, die Ausweitung
Wall Street und später in aller Welt oder der Eurozone, allen voran in der Bewertungen bei Top-Unterneh-
genannt – die „schicken Fünfzig“. Deutschland. Auch dort fürchten die men, hat zwar längst begonnen; die
Mancher spricht auch von „One-De- Investoren um ihr Vermögen und Entwicklung ist unseres Erachtens
cision-Stocks“, von Aktien, die man suchen nach Anlagealternativen. aber noch nicht am Ende. Der Zins
kauft, aber nie wieder verkauft. Aktien geraten dabei zunehmend wird noch eine ganze Weile niedrig
in den Fokus der Investoren. bleiben. Den Notenbanken in den In-
Ihre Kurse klettern in den folgenden dustriestaaten wird gar nichts anderes
Jahren kräftig. Im Dezember 1972, Der Dow Jones-Index klettert über übrig bleiben, als ihn künstlich zu
zur Hochphase der „schicken Fünfzig“, die Marke von 25.000 Punkten, der drücken. Täten sie es nicht, hätten
sind Anleger bereit, für McDonald’s- marktbreitere S&P 500 notiert bei viele hoch verschuldete Staaten
Aktien das 71-Fache des erwarteten mehr als 2.700 Zählern, so hoch wie große Probleme, ihren Haushalt
Jahresgewinns zu bezahlen. Bei niemals zuvor. Auch in London, dauerhaft zu finanzieren. Die Sparer
Johnson & Johnson ist es das 57-Fache Frankfurt oder Zürich steigen die Ak- wiederum bezahlen für die allzu
und Coca-Cola kommt immerhin auf tienkurse auf Rekordniveaus. Gefragt großzügige Geldpolitik der Noten-
History Anlagestrategie 55
71,0 McDonald’s
holen ist?
35,5 Halliburton Co.
Qualitätsunternehmen bieten ge-
wöhnlich noch einen weiteren Vorteil: 29,8 Procter & Gamble Co.
die Dividende. Sie liegt bei vielen Un-
ternehmen nicht nur weit über der 24,3 Gillette Co.
Rendite sicherer Staatsanleihen, son-
dern auch deutlich über der von ver- 24,1 Dow Chemical Co.
gleichbaren Unternehmensbonds.
24,0 Philip Morris Cos Inc.
Anleger sollten bei Aktien deshalb
nicht allein auf potenzielle Kursge-
winne schauen, sondern auch auf die
Dividende. Quelle: Jeremy Siegel: „Stocks for the long run“; Flossbach von Storch
The safest way to get what you want is to Der sicherste Weg, im Leben das zu bekommen,
deserve what you want. Deliver to the world
was man möchte, ist es, sich seinen Erfolg zu verdienen.
what you would buy if you were on the other
end. There is huge pleasure in life to be ob- Oder einfacher: Liefere der Welt, was du selbst gern
tained from getting deserved trust. And the hättest. Es ist ein großes Glück, wenn andere Men-
way to get it is to deliver what you would
schen einem Vertrauen schenken – weil man es sich
want to buy if the circumstances were re-
verdient hat. Im Grunde ist es wie in einer Beziehung:
versed. There’s no love that’s so right as ad-
miration based love and that love should Es gibt keine größere, wahrere Liebe als die, die auf
include the instructive dead. der Bewunderung des Partners beruht. Dazu gehört
immer auch die innere Einkehr.
Wisdom acquisition is a moral duty. It’s not
something you do just to advance in life. As a
corollary to that proposition which is very Das Erlangen von Weisheit ist eine moralische Pflicht.
important, it means that you are hooked for Es ist nicht etwas, was man macht, nur um im Leben
lifetime learning. And without lifetime learn-
voranzukommen. Ohne den Willen zum lebenslangen
ing, you people are not going to do very well.
You are not going to get very far in life based Lernen lässt sich das Leben nur schwerlich erfolg-
on what you already know. You’re going to reich meistern. Nur mit dem Wissen, das man bereits
advance in life by what you learn after you
hat, kommt man nicht weit. Fortschritt kann es nur
leave here.
durch Erkenntnisse geben; Erkenntnisse, die man im
I constantly see people rise in life who are not Laufe der Zeit hinzugewinnt.
the smartest, sometimes not even the most
diligent, but they are learning machines. They
Ich begegne immer wieder Personen, die großen Erfolg
go to bed every night a little wiser than they
were when they got up and boy does that haben, obwohl sie nicht zu den Intelligentesten ge-
help, particularly when you have a long run hören und teilweise nicht mal zu den Fleißigsten.
ahead of you … so if civilization can progress Dafür sind sie wahre Lernmaschinen. Sie gehen jeden
only with an advanced method of invention,
Abend schlauer ins Bett, als sie am Morgen zuvor auf-
you can progress only when you learn the
method of learning. Nothing has served me gestanden sind. Das hilft ungemein, vor allem, wenn
better in my long life than continuous learning. man im Leben noch einiges vor sich hat. Eine Zivilisa-
Gastbeitrag Kontext 57
58 Kontext Gastbeitrag
Charles Thomas Munger Marcus Cicero is famous for saying that the
man who doesn’t know what happened be-
fore he was born goes through life like a child.
… (geboren am 1. Januar 1924) ist ein amerikanischer Investor, Geschäfts- That is a very correct idea. If you generalize
mann und Philanthrop. Er ist stellvertretender Vorsitzender von Berkshire Cicero, as I think one should, there are all
Hathaway und somit Warren Buffetts rechte Hand. Wie sein Partner Buffett these other things that you should know in
addition to history. And those other things
wurde Munger in Omaha, Nebraska geboren. Nach einem Studium an der Univer-
are the big ideas in all the other disciplines.
sity of Michigan wurde er zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs Meteorologe bei der It doesn’t help just to know them enough so
US-Army. Im Jahr 1948 machte er seinen Abschluss an der Harvard Law School. Elf you can [repeat] them back on an exam and
get an A. You have to learn these things in
Jahre später lernte er Warren Buffett auf einer Dinnerparty kennen. Als erfolgrei-
such a way that they’re in a mental lattice-
che Value-Investoren gelten sie vielen Anlegern weltweit als Vorbild. Ihr Unterneh-
work in your head and you automatically use
men, die Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway ist an der Börse aktuell them for the rest of your life. If you do that
rund 450 Milliarden US-Dollar wert. Der Text spiegelt die Lebensweisheit Charlie I solemnly promise you that one day you’ll
be walking down the street and you’ll look to
Mungers wider und enthält Auszüge einer Rede, die dieser vor knapp zehn Jah-
your right and left and you’ll think, “My heav-
ren an der amerikanischen USC School of Law Commencement gehalten hat. enly days, I’m now one of the most compe-
tent people in my whole age cohort.” If you
don’t do it, many of the brightest of you will
live in the middle ranks or in the shallows.
Zurückhaltung ist nicht die Sache Geld an die Börse, um sich an den von Saccard errichtete Kartenhaus
von Aristide Saccard. All sein Geld saccardschen Unternehmungen eine fällt in sich zusammen. Die vermeint-
hat er verloren, an der Börse verspe- goldene Nase zu verdienen. Silber- liche Stabilität der Banque Univer-
kuliert – und doch plant er den bergbau und Verkehr. An der Börse selle war nicht mehr als schöner
nächsten Coup: einen größeren als klettern die Kurse kräftig. Der Schein. An der Pariser Börse werden
jemals zuvor. Was er dafür braucht, Schwindel nährt die Kurse, nährt den die Spekulanten „wie ganze Reihen
ist eine Bank. Also gründet er im Schwindel. von Soldaten von Granaten wegge-
Jahre 1864 die „Banque Universelle“. mäht“, schreibt Zola. Saccard ist wie-
Mit ihrer Finanzkraft will der Speku- Émile Zola hat mit Aristide Saccard der am Boden. Einer Gefängnisstrafe
lant ganz Arabien mit Eisenbahn- den Prototyp des bösen Spekulanten entkommt er nur, weil Eugène, sein
schienen überziehen, obendrein erschaffen. Charismatisch, gierig und Bruder und gleichzeitig Minister, zu
Jerusalem freikaufen und zum Sitz redegewandt, dazu ausgestattet mit seinen Gunsten interveniert.
des Papstes machen, dem Rom zu einer gehörigen Portion krimineller
provinziell geworden sein könnte. Energie. Ein König der Illusion, Trick- Auf freiem Fuße schmiedet er neue
Nicht mehr. Und nicht weniger. Sein spieler und Hauptfigur des 1891 er- Pläne – Sümpfe trockenlegen in Bel-
Nachbar, der Ingenieur Hamelin, schienen Werkes „Das Geld“, im gien und den Niederlanden. Kurzum:
lange Zeit wohnhaft im Orient, hatte Original: „L’Argent“; ein Klassiker, der Land gewinnen.
ihn zuvor auf die Idee gebracht. eigentlich in jedes Bücherregal ge-
hört. Heute genauso wie damals.
Auf dem Weg zu diesem Ziele be-
dient sich Saccard windiger Tricks: „Das Geld“ ist der 18. von insgesamt
frisiert die Bilanz seiner Bank, gibt 20 Bänden des sogenannten Zyklus
Geld aus, das er eigentlich gar nicht „Les Rougon-Macquart“, der großen
hat, nutzt Insiderinformationen zu Gesellschaftskritik Zolas, inspiriert
seinen Gunsten. Er knüpft Bande zu von der damaligen Finanzszene in
mächtigen und damit für ihn wichti- Paris. Große Themen jener Zeit
gen Politikern, kauft Zeitungen, die waren etwa der Skandal um die Fi-
über die vermeintliche Stabilität sei- nanzierung des Panamakanals und
ner Bank und die Investitionen im der Zusammenbruch der Banque
Morgenland berichten. Kaum auf Union Générale.
dem Markt, werden die Informatio- Émile Zola: Das Geld,
Insel Verlag, Berlin 2012,
nen begierig aufgesogen von den Am Ende, das ist klar, kommt es auch
584 Seiten, 11 Euro
anderen Spekulanten, den großen bei Zola, wie es kommen muss: Es
wie den kleinen. Eilig bringen sie ihr kracht. Der Boom ist künstlich, das
Könnt Ihr uns ein Thema nennen, auf das Ihr bei Geld? Sie wechseln stattdessen innerhalb der
Euren Vorträgen regelmäßig angesprochen wer- Anlageklasse. Wachsen ihre Bedenken, was die
det, das aber nichts mit der Zinswende zu tun hat? Konjunktur betrifft, schichten sie von zyklischen,
also sehr konjunkturabhängigen Unternehmen in
Vorndran: Volatilität, also Kursschwankungen. defensive Qualitätstitel um, also in Aktien, die,
Lehr: Ist bei mir ähnlich. Die Frage kommt meistens. wenn man so will, „anleiheähnlichen“ Charakter
Sehr spannend. haben. Weicht die Skepsis beziehungsweise
Vorndran: Wobei die „Vola“ letztlich auch mit der wächst die Zuversicht, dann kommen wieder
Zinspolitik zusammenhängt. Ohne die scheinbar mehr zyklische Aktien ins Depot.
unbegrenzte Liquidität, die die Notenbanken in Vorndran: Wenn Anleger Aktien gegen Aktien tau-
den vergangenen Jahren bereitgestellt haben, schen, passiert bei einem relativ ausgewogenen
wäre die Volatilität womöglich nicht so niedrig, Index wie dem US-amerikanischen S&P 500 unter
wie sie das heute ist. Die Notenbanken haben die dem Strich nicht viel. Bei den einzelnen Sektoren
Kapitalmärkte, insbesondere den Anleihemarkt, und Einzeltiteln ist dagegen durchaus Bewegung
quasi sediert. drin!
Lehr: Das stimmt, wobei das bei Aktien vor allem Lehr: Welche ist denn die Frage, die Du in Bezug
für die Indexebene gilt. auf die Vola-Entwicklung am häufigsten gestellt
Vorndran: Klar, auf der Ebene darunter, also bei bekommst?
den Einzeltiteln, ist auch in den vergangenen Mo- Vorndran: Das ist ganz eindeutig: Sind die histo-
naten einiges passiert. risch niedrigen Kursschwankungen Vorboten einer
größeren Korrektur?
Das müsstet Ihr uns erklären … Lehr: Und, sind sie?
Vorndran: Hast Du auf meinem Schreibtisch eine
Lehr: Weil das Zinsniveau so niedrig ist, tendieren Kristallkugel gesehen?
viele Anleger logischerweise dazu, in Aktien inves- Lehr (lacht): Der Schreibtisch ist zumindest tipp-
tiert zu bleiben – wo sollen sie auch hin mit dem topp aufgeräumt!
Vorndran: Und da ich davon ausgehe, dass Du Nicht umsonst heißt es, der Gewinn läge auch und Stratege & Stratege:
auch keine hast, müssen wir uns anderweitig be- vor allem im Einkauf. Volatilität ist nicht gleichbe- Philipp Vorndran (links)
helfen. Ich weiß es nicht. Punkt. Ich kann Anleger deutend mit Risiko, wie uns die moderne Finanz- und Thomas Lehr (rechts)
auch nur davor warnen, die niedrige Volatilität als theorie immer wieder weismachen will. sind Kapitalmarktstra-
Crash-Signal zu werten. Es gibt sehr viele Beispiele Lehr: Wobei Du zugeben musst, dass nicht jeder tegen bei der Flossbach
aus der Vergangenheit, bei denen es nicht so war – Anleger so gestrickt ist wie Du. Da gibt es große von Storch AG.
viel mehr als umgekehrt. Wir sollten uns daher Unterschiede. Am Ende geht es darum, wie viel
nicht auf das verlassen, was wir nicht wissen oder Volatilität man langfristig vertragen und trotzdem
bestenfalls glauben zu wissen. ruhig schlafen kann. Klar ist aber auch, dass die
Lehr: Sehe ich genauso, zumal die Rotation Angst vor Kursschwankungen schlussendlich be-
innerhalb der Aktien, von der wir gerade gespro- deutet, dass die Renditeerwartungen im aktuellen
chen haben, ein Hinweis darauf ist, dass niedrige Niedrigzinsumfeld nicht in den Himmel wachsen
Volatilität auf Indexebene nicht zwingend gleich- sollten.
zusetzen ist mit einer großen Sorglosigkeit der Vorndran: Das ist der Punkt. Wer langfristig
Marktteilnehmer. Nämlich dann nicht, wenn die attraktive Renditen erzielen will, kommt nicht
Anleger von den Zyklikern in defensive Qualitäts- mehr umhin, Kursschwankungen auszuhalten.
aktien wechseln. Leider. Ohne Vola keine Cola.
Vorndran: Anleger sollten ohnehin davon weg- Lehr (lacht): Das sollen wir doch nicht sagen!
kommen, Volatilität per se zu verteufeln. Wer Vorndran: Die Cola? Klingt flapsig, ich weiß. Aber
langfristig denkt, also genug Zeit hat, sollte Kurs- auch einprägsam, wie ich finde.
schwankungen nicht zwangsläufig als schlecht Lehr: In der Finanzsprache hieße es wohl: Kurs-
erachten. Die Möglichkeit, Aktien von erstklassigen schwankungen können für ein attraktiveres Ver-
Unternehmen zu deutlich niedrigeren Kursen ein- hältnis von Chancen und Risiken sorgen. Oder:
zusammeln, ohne dass sich an deren Geschäfts- Wer Gelegenheiten nutzt, wird belohnt. Wobei
modell fundamental etwas verändert hat – so ich als Belohnung einen frischen Cappuccino der
etwas wünscht sich doch jeder gute Kaufmann! Cola vorziehen würde.
Glossar
Anlageklasse ETF
Finanzprodukte mit ähnlichen Eigenschaften Abkürzung für Exchange Traded Fund (börsen-
lassen sich in verschiedenen Gruppen zusam- gehandelter Fonds), ein passiv verwalteter Invest-
menfassen. Klassische Anlageklassen sind etwa mentfonds, der sich an bestimmten Indizes
Aktien, Anleihen oder Immobilien. orientiert und an der Börse handelbar ist.
Anleihe Garantiezins
Wertpapier, mit dem der Herausgeber einen Umgangssprachlich für „Höchstrechnungszins“.
Kredit am Kapitalmarkt aufnehmen kann. Der Zinssatz, mit dem der Sparanteil von kapi-
Anleihen werden auch Bonds genannt, können talbildenden Lebenpolicen mindestens verzinst
in unterschiedlichen Währungen begeben wer- wird.
den und unterschiedliche Laufzeiten und Verzin-
sungen haben.
Geldwertstabilität
Eine gleichbleibende Kaufkraft des Geldes.
Asset Allokation Wenn die Preise für Güter oder Dienstleistungen
Aufteilung des Vermögens auf verschiedene steigen, sinkt der Geldwert.
Anlageklassen, Regionen und Währungen.
Inflation
Diversifikation Allgemeiner Anstieg der Güterpreise, gleichbe-
Streuung des Vermögens auf verschiedene Anla- deutend mit einem Kaufkraftverlust des Geldes.
geklassen, Einzeltitel, Branchen oder Regionen.
Investment Grade
Dividende Festverzinsliche Wertpapiere, denen Rating-
Ausgeschüttete Gewinne eines Unternehmens agenturen eine gute bis sehr gute Kreditwürdig-
an seine Aktionäre. keit (Bonität) bescheinigen. Eine weniger gute
Bonität wird mit „Non-Investment Grade“
bezeichnet. „Sub Investment Grade“ ist der
Disruption Sammelbegriff für Anleiheratings von Emitten-
Die Verdrängung eines Geschäftsmodells durch ten, deren Kreditwürdigkeit Analysten als noch
eine technische Innovation. schwächer bewerten.
Glossar
Kryptowährung Roll-down-Effekt
Digitale Zahlungsmittel, die durch Verschlüsse- Bei einer normalen Zinsstrukturkurve sinkt bei
lung abgesichert werden sollen. Dazu zählen Anleihen die Rendite, je näher der Rückzahlungs-
unter anderem: Bitcoin, Ethereum oder Ripple. zeitpunkt kommt. Im Gegenzug ergibt sich ein
Kursgewinn für Investoren, die die Anleihe be-
reits länger halten. Dieser Kursgewinn ist umso
Kupon (Coupon) höher, je größer der Zinsunterschied zwischen
Der Zinsschein gibt bei festverzinslichen Wertpa- Anleihen mit längerer und kürzerer Laufzeit ist.
pieren die Höhe der vereinbarten Verzinsung an.
Volatilität
Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) Mathematische Größe, die die Schwankungs-
Bewertungskennzahl, gibt das Verhältnis des Ak- breite von Wertpapierkursen, Rohstoffpreisen,
tienkurses zum Gewinn pro Aktie an. Zinssätzen oder Investmentfondsanteilen angibt.
Performance
Wertentwicklung eines Wertpapiers. Zinsstrukturkurve
Setzt die Rendite von Anleihen in Bezug zur
Restlaufzeit.
Portfolio
Bestand an Wertpapieren im Depot.
REXP-Index
Synthetischer Anleihenindex, der die Preisent-
wicklung und laufenden Erträge von Bundes-
anleihen indirekt abbildet.
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