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Jetzt reden wir Diese Zeitung…

Klartext!
Jetzt reden wir Klartext!
Die Besetzer_innen des Jukuz Maraldo stel-
len sich und ihre Idee vor

Unsere Perspektive: Die


Besetzung
Was wir uns erhoffen, wie wir das er-
reichen wollen…

Opposition zum Nazire-


Diese Zeitung ist ein Versuch eine Ge- gime: die Edelweißpiraten
genöffentlichkeit zu schaffen, um für Historischer Artikel über die Edelweißpir-
den Erhalt des am 11. Juni besetzten Ju- aten im Widerstand gegen das NS-Regime
gendzentrums »Jukuz Maraldo« auf
Gretel Maraldo, er-
dem ehemaligen Militärgelände in schossen in Bensheim
Bensheim zu werben. Die Texte sind
Ergebnis eines mehrmonatigen Diskus-
von Nazischergen
Portrait unserer Namensgeberin
sionsprozesses innerhalb einer kleinen
Gruppe von Besetzer_innen und Aktiv- Jetzt machen wir Pro-

S
In Bensheim fehlt der Freiraum für Jugendliche ist_innen. Kein eingetragener Verein, gramm
keine Einzelperson und keine Partei Eine kurze Vorstellung der Projekte, die wir
eit über 10 Jahre möchten Ju- Es ist klar, wenn Menschen sich tref- kann als verantwortlich benannt wer- injizieren wollen
gendliche aus Bensheim und
Umgebung ein Jugendzentrum
fen und feiern, muss aufgeräumt werden
— bei Erwachsenen, wie bei Jugendlichen.
den.
Um einem antisexistischen und
Egotronic im Interview
Egotronic kommt aus Bensheim und auch
haben. 1998 wurde das letzte Ju- Wir lassen uns aber nicht weiter verleum- antipatriachalen Anspruch gerecht zu was zum Thema Freiräume zu sagen
gendzentrum geschlossen, zwar gibt es den. Wir wollen mit unserem Projekt be- werden, sind die Texte alle »ge-
seit einigen Jahren ein kleines Juz am weisen, dass bei fast allen Jugendliche gendert«, das heißt es wurden Wörter Pädagogik und Selbstver-
Bahnhof, jedoch wird dieses nicht unseren Kreativität, Spontanität und Offenheit vermieden, die Frauen oder Menschen, waltung, geht das?
Bedürfnissen gerecht. Eine durchsichtige vorhanden sind. Durch gesellschaftlichen die sich nicht als »ausschließlich Eine Analyse der Perspektiven für die hier-
Fassade und die wenigen Rückzugsräume Konkurrenz- und Leistungsdruck wird die männlich«, außen vor lassen. Beispiels- archiefreie Sozialarbeit im Jukuz
im Juz lassen den Raum für Jugendliche Entfaltung dieser Talente jedoch oft unter- weise wurde »Polizist« zu »Polizist_in« Blickfang: Ultras Darm-
nicht gerade wohnlich erscheinen. drückt und sie bleiben im Verborgenen. und »man« zu »mensch«. stadt
Wir, die Jugendlichen aus Bensheim Daher wollen wir ein Zentrum für Jugend- Wir würden uns freuen, wenn du …gemeinsam im Kampf gegen Faschismus
und Umgebung, möchten einen Raum, in liche, in dem weder kommerzieller mal vorbeischaust (Anfahrtsplan Rück- und Repression
dem wir selbstbestimmt und selbstorganis- Verzehrzwang noch Leistungsdruck ex- seite) und vielleicht sogar mitarbeitest,
iert Leben und Lernen können, ohne einem istieren. Einen offenen Raum, vorrangig um das Jukuz Maraldo zu etwas zu Eine Kritik an der
kommerziellen Zwang unterworfen zu für Jugendliche, die endlich ein Forum für machen, wass allen gefällt und was al- Eventkultur &
sein. In den letzten 2 Jahren haben sich Ju- ihre Wünsche und Bedürfnisse haben. Ein- len nützt. erklärender Comic
Jukuz und Selbstbestimmung statt Kon-
gendliche in einem Verein für ein Jugend- en Raum, der generationsübergreifende sumzwang und Repression
und Kulturzentrum in Bensheim organis-
iert. Es gab viele Gespräche mit Bürger-
meister Hermann (CDU) und dem zuständi-
Projekte injizieren kann, damit sich die
Menschen aller Altersstufen und National-
itäten besser kennenlernen können. Einen
Unsere Pespektive:
Die Besetzung Besetzer_innenjargon
Wörter, die uns beschreiben können
gen Dezernenten Schimpf (Grüne), die zu Raum, indem Rassismus, Sexismus und
nichts geführt haben, außer viele Zusagen Antisemitismus keinen Platz finden. Einen Polizeigewalt
auf Geld, wenn denn erst einmal ein Ob- Raum, in dem gesellschaftliche Solidarität …ein unterschätztes Problem
jekt gefunden würde. Wir möchten nicht praktisch werden kann. Diese ganzen
Unreflektierte Drogen-
weiter von der städtischen Politik für
dumm verkauft werden , sondern wollen
Wünsche funktionieren nur, wenn dies
von den Menschen selber bestimmt wird,
politik
Und was daran gefährlich ist.

I
jetzt eine Verbesserung für Jugendliche wenn also alles selbstorganisiert passiert.
aus und um Bensheim. Dies bedeutet nicht, dass es keine Regeln n den Medien und in der Politik wird Streetart
Die jetzige kulturelle und soziale Situ- gibt, jedoch werden diese basisdemokrat- vermutlich nicht auf unser Anliegen oder: Wie mache ich alles bunt?
ation für Jugendliche ist nicht die beste, isch mit allen Interessierten zusammen eingegangen werden. Die klassischen
außer den kommerziellen Kneipen und entschieden. Mechanismen der Entpolitisierung und Jukuz Maraldo statt Mil-
kostenpflichtigen Einrichtungen, wie Wir glauben nicht mehr daran, dass Dämonsierung werden dazu führen, itärkomplex
Wieso wir genau dieses Gelände besetzt
Theater und Kino, gibt es wenig Möglich- uns die Stadt dabei hilft einen Raum zu dass unsere Besetzung als unpolitisch haben
keiten für Jugendliche sich in Bensheim zu finden und ihn benutzbar zu machen. Wir und trotzdem (oder gerade deswegen?)
treffen. Dies zeigt sich auch in der repress- glauben daran, dass mensch »Alles selber als »böse« denunziert wird. Es wird uns Anfahrtsplan
iven Haltung der Stadt Bensheim zu öffent- machen muss«, daher besetzten wir das vermutlich alles Mögliche vorgeworfen

I
lichen Treffpunkten, wie dem Stadtpark alte Gelände ab heute und geben ihm den werden, um zu vermeiden, dass ein
und der Innenstadt. Gerne werden dort in Namen Jukuz Maraldo. Wir halten unsere Dialog mit uns seitens der Stadt n den Tagen nach der Besetzung
den Abendstunden Jugendliche von Ord- Besetzung für legitim, da es unsere einzige stattfindet muss. wird die Polizei und Stadt Druck auf
nungsamt und Polizei vertrieben und Möglichkeit ist, konstruktiv Gehör bei der Wir wollen jedoch klarstellen: Wir uns ausüben, damit wir das Gebäude
Platzverweise erteilt. Meistens wird im An- Öffentlichkeit zu finden. sind keine gewalttätigen Chaoten, die verlassen und unsere Idee aufgeben.
schluss an größere Feste in Bensheim in die Kaserne aus Langeweile oder Dies darf auf keinen Fall passieren.
den Medien und durch die Politik darauf Jukuz Maraldo Lebe Hoch! Boswilligkeit besetzt haben, sondern Deswegen kommt alle vorbei und gebt
hingewiesen, dass Jugendliche nur saufen, wir sind ganz normale Menschen aus dem Projekt eine Chance.
Müll machen, laut sind und Schlägereien allen Gesellschaftsschichten, die ledig- Online: juzmaraldo.blogsport.de
verursachen. Fortsetzung auf Seite 2 Email: juzmaraldo@riseup.net
Fortsetzung von Seite 1 gendeinem Industriegebiet für teures Geld
lich Schluss machen wollen mit der saniert wird, sondern (wie bereits gesagt)
jahrzentelangen Hinhalterei der einen Freiraum, in dem mensch mehr
städtischen Jugendbeauftragten. Uns geht kann als nur konsumieren, der zentral und
es um einen selbstverwalteten Raum, den für alle nutzbar ist, haben wir die Grenzen
wir für uns und andere nutzbar machen des Gesetzes verlassen, um unseren
wollen. Leider hat uns die Stadt überzeugt, Traum zu leben.
dass das momentan mit »legalen« Mitteln Wir möchten in erster Linie die
nicht möglich ist, deswegen die Besetzung. Zukunft unseres Projektes sichern. Wir
Wir erinnern an die Worte des Jugend- sind bereit mit der Stadt zu verhandeln
dezernenten Schimpf der Stadt Bensheim, und gewisse Kompromisse einzugehen.
der auf einem der vielen (100% unprodukt- Das Grundkonzept des Jukuz soll jedoch
iven) Jugendforen verkündete: »Wenn ihr erhalten bleiben. Wir sind uns bewusst,
ein Juz wollt, dann müsst ihr es euch dass ein Konflikt mit der Stadt auf längere
holen!« — Vermutlich wusste er damals Sicht für beide Seiten hinderlich ist,
nicht was für Auswirkungen diese Aussage deswegen streben wir eine Legalisierung
Stress ist uncool, und zwar für jede_n. haben würde. Da wir aber keine »Partyloca- des Jukuz Maraldo an.
tion« haben wollen, die von der Stadt in ir-

Opposition zum Naziregime:


die Edelweißpiraten
W ie die Edelweißblume,
die noch in lebensfeind-
lich hohem Gebirge
wächst, in der keine an-
dere Blume mehr überleben kann, gab es
auch in der Zeit des Naziregimes Nies-
chen, in denen die Freiheit noch nicht
aus Angst vor Verfolgung in die Illegalität
tauchten, sahen sie sich mit dem Problem
konfrontiert, an Essen heranzukommen.
Denn während des Krieges brauchte
mensch Lebensmittelkarten, um sich
Tagesrationen kaufen zu können. Wer im
Untergrund lebte, erhielt diese nicht mehr
60 Jahre nach dem Ende der NS-Diktatur.
Durch das große Unverständnis der
Menschen, auch nach dem Nationalsozial-
ismus, zogen sich die Überlebenden im-
mer mehr zurück und verschwiegen ihre
Erlebnisse im Widerstand. So schaffte es
Fritz Theilen, als erster Überlebender einer
ganz erstickt war. Es gab Menschen, die über den legalen Weg. So brachen einige Edelweißpiratengruppe, 1984 seine
sich ihre Selbstbestimmtheit nicht neh- Edelweißgruppen, mit Konservendosen be- Geschichte in einer Autobiografie
men lassen wollten und nicht zusehen ladene, Güterzüge auf und verteilten diese niederzuschreiben. Leider ist er damit ein-
wollten, wie jede_r, der nicht in das starre untereinander und an Menschen, die an er der wenigen, die dies geschafft haben.
Bild der Nationalsozialisten passte, Hunger litten. Gerade osteuropäische Viele andere verschweigen, wegen der
gedemütigt, verfolgt oder ermordet wurde. Kriegsgefangene erhielten immer wieder mangelnden Akzeptanz in der Bevölker-
Viele Jugendliche konnten sich mit den Unterstützung von den Jugendlichen. ung, ihre mutigen Taten als Widerstand-
Idealen, die sie in der Hitlerjugend oder im Doch all dies geschah in einer Zeit skämpfer_innen im dritten Reich. Deswe-
Bund deutscher Mädel lernten, nicht identi- der Unterdrückung und der Überwachung gen ist es heute wichtig, die Geschichte
fizieren. Sie lehnten eine Erziehung zum nicht ohne Folgen. Immer wieder wurden dieser Menschen nicht in Vergessenheit
absoluten Gehorsam ab und schlossen sich Gruppenmitglieder verhaftet. In Gefan- geraten zu lassen. Wenn wir uns mit der
anderen Jugendgruppen, die offiziell seit genschaft wurden sie von der Gestapo ver- Zeit des Nationalsozialismus und dem des
der Machtübernahme Hitlers 1933 ver- hört und gefoltert, um Informationen über Widerstandes auseinandersetzen, dürfen
boten waren, an. Ihre Namen waren Nava- die Strukturen im Widerstand zu erfahren. die Edelweißpiraten nicht ausgelassen
jos, Kittelbachpiraten, Edelweißpiraten Viele der Jugendlichen wurden in Konzen- werden. In diesem Sinne haben wir uns
oder Nerother. Diese Gruppen waren sehr trationslager gebracht und/oder hin- dafür entschieden, dem Hausprojekt den
von der naturbezogenen bündischen Ju- gerichtet. Namen einer Edelweißpiratin zu geben
gend geprägt. Als Erkennungsmerkmal tru- Das Bild, dass die Nazis über die Edel- und in einer Ausstellung die Möglichkeit
gen sie auffällige Kleidung, wie karierte weißpiraten verbreiteten, sie seien nur zu bieten, mehr über diese außergewöhn-
Hemden, bunte Halstücher oder weiße Kni- eine kriminelle Jugendbande, blieb noch lichen Menschen zu erfahren.
estrümpfe. Sie gingen gemeinsam auf aktiver Widerstand gegen das Naziregime jahrzehntelang in den Köpfen der Bevölker-
Wochenendfahrten in die Natur und san- geleistet. Unter Gefahr des eigenen Lebensung bestehen. Erst im Jahr 2005 wurden sie
gen ihre eigenen Lieder, die von Freiheit schrieben sie nazifeindliche Parolen an als Widerstandskämpfer_innen anerkannt,
und Treue handeln. Hauswände oder an Züge. Sie klebten
Unter diesen Gruppen setzten sich Flugblätter, an gut sichtbare Stellen überall
die Edelweißpiraten besonders aktiv gegen in den Städten auf, mit dem momentanen
die Nazis zur Wehr. Ihre regelmäßigen Kriegsverlauf. Informationen darüber hol-
Treffen in Parks oder an Luftschutzbunker ten sie sich, indem sie heimlich ausländis-
ließen sie sich durch die Streifendienste che Radiosender wie BBC London hörten.
der Hitlerjugend, später auch der SA, nicht Um das Kriegsende zu beschleunigen,
verbieten. So kam es oft zu Auseinander- betrieben viele Edelweißpiraten Sabotage.
setzungen, die nicht selten in Schlägereien Sie beschädigten Werkzeuge, die an die
endeten. Front geschickt werden sollten, oder
Je länger der Krieg andauerte, desto ließen mit Munition beladene Züge ent-
perspektivloser schauten die Jugendlichen gleisen.
in ihre Zukunft. Die Angst, in einen aus- Bei diesen Aktionen waren meist nur
sichtslosen Krieg einberufen zu werden, kleine Gruppen beteiligt, die kaum Kontakt
führte gerade in dem Jahr 1942 zu einem zu anderen Widerstandskämpfer_innen
großen Andrang auf illegale Gruppen, wie hatten. Meistens wurde nicht sehr lange ge-
den Edelweißpiraten. In Köln, beispiels- plant und diskutiert, sondern spontan ge-
weise, trafen sich täglich an jedem Bunker handelt. (So gerieten viele Edelweißpir-
in der Stadt mindestens eine dieser Grup- at_innen durch Leichtsinn und mangelnde
pen. Planung in oft gefährliche Situationen. Auf
Auch die Aktivitäten veränderten der anderen Seite fiel der Gestapo die Ver-
sich mit dem Andauern des Krieges. folgung sehr schwer, da es nie lange
Während anfangs noch die gemeinsamen Vorbereitungen gab und kaum außen-
Treffen und Wochenendfahrten im Vorder- stehende Personen eingeweiht wurden.) Opposition zum NS-Regime: Edelweißpirat_innen auf einem Ausflug
grund standen, wurde nun immer mehr Später, als viele Gruppenmitglieder
Gretel Maraldo, Jetzt machen wir
erschossen in
Bensheim von
Nazischergen
A ufgrund der Selbstorganista-
tion im Jukuz Maraldo, hat
jede_r die Möglichkeit
Vorschläge zu machen und
das Programm mitzugestalten. Da die
Zukunft des Jukuz Maraldo noch unklar
ist, können wir in den ersten Wochen
Vorträge und Diskussionen zu alltäg-
lichen und unalltäglichen Themen an.
Im Laufe der ersten Woche werden
Vorträge zum Thema »Veganismus«,
»Drogen« und zur Erklärung des im Haus
umlaufenden Benutzer_innen Hand-
buchs gehalten.
kein Programm festlegen, dennoch könnt Natürlich ist der Raum für Work-
ihr euch auf unserer Hompage … , oder shops gegeben, wie zum Beispiel Break-
an unserem Infopoint im Haus, kurz- dance und Klamotten-Design. Die freien,
fristig informieren. sehr kargen, Wände des neuen Jukuz sol-
Die Fläche außerhalb des besetzten len nach außen hin natürlich auch sig-
Gebäudes soll für ein Fussball- sowie Bas- nalisieren, dass es ein Jukuz ist, deswe-
ketballfeld genutzt werden, gleichzeitig gen steht es Künstler_innen frei sie nach
werden dort Nachts Lagerfeuer und belieben zu gestalten.
Grillabende angeboten. Innerhalb des Einmal am Tag, Nachmittags, gibt
Jukuz Maraldo bieten wir neben der es im Haus eine vegane Volxxküche, für
Daueraustellung zum Thema: »Gretel die wir kleine Spenden gerne entgegen-
Maraldo – Edelweißpiraten« auch nehmen, aber nicht fordern.

Kneipenabende und Parties Wie zu jeder anderen Tageszeit auch, wird es


abends Programm geben. Am Wochenende

G
können DJs auflegen und Bands spielen.
Edelweißpiratin Gretel Maraldo
Volxküche/Vokü Einmal täglich bieten wir am Nachmittag eine
warme Mahlzeit an. Damit niemand dabei
retel Maraldo (geb. Mitze) Straße angeschossen. Ihr Mitflüchtling ausgeschlossen wird, sind diese Speisen ve-
wurde am 28. März 1923 in Of- Romanow zog sie noch ein Stück mit sich, gan und kostenfrei. Um sie weiterhin täglich
fenbach geboren. Als sie 18 doch sie starb, drei Tage vor der Befreiung finanzieren zu können, sind wir jedoch auf
war, heiratete sie den italienis- Bensheims, vier Tage vor ihrem 22. Ge- Spenden angewiesen. Der Betrag ist jedem, je
nach finanzieller Situation freigestellt. Helfer-
chen Fliesenleger Romano Maraldo, mit burtstag. _innen zum kochen und schnippeln sind
dem sie 1942 ihren Sohn Tito bekam. Kurz Der Grund für die Wahl ihres Na- natürlich erwünscht. Wer also Lust dazu hat
darauf ging sie mit Mann und Kind nach It- mens, als Name für das neue Jukuz, lässt und dabei vieles zu veganer Ernährung er-
alien, weil ihr Mann den Militärdienst in sich durch zwei Dinge begründen: fahren will, ist herzlich eingeladen.
seinem Heimatland ableisten musste. Gretel Maraldo war eine Aktivistin Umsonstflohmarkt Da jede_r von uns Klamotten zu Hause hat,
Nicht lange darauf beschloss Gretel der Edelweißpiraten, also einer Gruppe, die einem nicht mehr passen oder gefallen,
zu ihrer Familie nach Offenbach zurück- die sich den Normen des Nationalsozialis- haben wir die Idee, einen Umsonstflohmarkt
zukehren. Dort schloss sich die junge Frau mus nicht unterwerfen wollte. Das heißt anzubieten. Jede_r bringt eben diese, nicht
mehr benutzte, Kleidung mit und stellt sie an-
der Ortsgruppe der »Edelweißpiraten« an, auch, dass sie und ihre Genoss_innen auf deren kostenlos zur Verfügung. Damit dieses
die sich in Offenbach »Schlangenbande« der Suche nach Freiräumen waren. Es Prinzip auch funktioniert, ist es wichtig, dass
nannte. wurde also beschlossen, dass wir das Ge- nicht nur genommen, sondern auch gegeben
1944 wurde sie mit anderen Gen- bäude, welches als Freiraum für die Be- wird. Um Klamotten nach eigenen Ideen
umzustylen, stellen wir Textilfarbe zur Verfü-
oss_innen aufgrund der »Volksschädlings- wohner_innen der Bergstrasse fungieren gung.
verordnung« verhaftet und versuchte am soll, nach ihr benennen, um den Wunsch
6. Januar 1945 zusammen mit vier weiter- nach einem Juz zu bekräftigen. Desweiter- Sport Auf dem ehemaligen Militärgelände haben wir
sehr viel Platz zur Verfügung. So können wir
en Jugendlichen in die Schweiz zu entkom- en starb Gretel Maraldo in Bensheim, das viele Sportmöglichkeiten und Turniere anbi-
men. Sie wurde bereits zwei Tage später Juz ist also auch eine Gedenkstätte, die an eten. Es gibt Basketballkörbe und ein Fußball-
in Villingen (etwa 100 km nordwestlich sie und natürlich auch an alle anderen feld.
des Bodensees) festgenommen und in das Kämpfer_innen der Freiheitsbewegung,
Gestapo Gefängnis in Bensheim abtrans- die während des Nationalsozialismus we-
Grillen Im Außenbereich bieten wir einen Grill- und
Lagerfeuerplatz an, welcher frei genutzt wer-
portiert. Eben hier, in Bensheim, sollte gen ihrer Einstellung verfolgt wurden. den darf.
Gretel Maraldo am 24. März 1945 auch ex- Dieser historische Hintergrund, basierend
ekutiert werden. Auf dem Weg zum Hin- auf der Lebensgeschichte Gretel Maraldos,
Ausstellung zum Wider- Das Hausprojekt ist Gretel Maraldo, einer

richtungsort, dem Kirchberg, versuchte sie bildet einen guten Grundstein für Ausstel-
stand gegen das NS-Re- Widerstandskämpferin im dritten Reich
gewidmet. Da es über ihr Leben kaum Veröf-
ein letztes Mal zusammen mit einem russ- lungen und Workshops zu Themen wie
gime, den Edelweißpiraten fentlichungen gibt, bieten wir eine Ausstel-
ischen Mitgefangenen zu fliehen und den Edelweißpiraten und den 11 weiteren
und Gretel Maraldo lung über sie, die Edelweißpiraten und deren
Widerstand im Nationalsozialismus an.
wurde während des Versuches an der Gefangenen, die auf den Kirchberg trans-
Kreuzung Moltkestraße/Ernst-Ludwig- portiert und dann erschossen wurden. Filmabende Bei unseren Filmeabenden werden, je nach
Gemütslage und Lust, Filme aus dem Inde-
pendent-Bereich gezeigt.
Repression Vorträge, Diskussionen, etc. Selbstverwaltung Ein Workshop über die Idee und Umsetzung
des Freiraums im Jukuz Maraldo.
Theater Kurze Einführung in Methoden des Theaterspiels,
Improvisation zur Thematik des Widerstandes im Veganismus Verständnis des Verzichts auf tierische
Nationalsozialismus Produkte (Film/Diskus

Drogen Aufklärung über Vor- und Nachteile von Drogen Design Wie kann ich Aufkleber, Flyer und Buttons
und ihre Wirkung. (akzeptierende Drogenarbeit) selbst gestalten? Welche Programme sind
dazu geeignet.
Demoworkshop Training zum richtigen Verhalten während einer Breakdance Mit freundlicher Unterstüzung einer Tänzer-
Demonstration. _innengruppe ist es uns möglich an einem
Tag in der Woche einen Breakdance-Work-
Selbstverteidigung Kursus zur richtigen Verteidigung bei gefährlichen shop anzubieten in dem jede_r willkommen
Konfrontationen. ist – egal ob Anfänger_in oder Profi
Egotronic im Interview:
»Ihr kommt ja auch aus Bensheim…«

Egotronic im Café KoZ in Frankfurt

Redaktion: Hallo erstmal. Ego: Ich war letztes Jahr einfach extrem Ego: Mit Lichterketten und Sitzblockaden Polizist_innen… gehen mir fast immer auf den
viel mit Egotronic und 1 Foot In Da Rave lassen sich Faschos in der Regel nicht auf- Sack.
Egotronic: Hallo zurück! auf Tour, weshalb ich nicht früher fertig halten. Manchmal muss mensch ihnen ein-
wurde. Die reine Produktionszeit war nicht fach auch handfester gegenübertreten. Red: Wollt ihr unseren Leser_innen viel-
Red: So als Einstieg: Ihr kommt ja auch wirklich länger, aber seit die Musik zum leicht noch etwas sagen?
aus Bensheim und Umgebung. Wie sind Job geworden ist, gibt es drumherum ein- Red: Noch kurz vor dem Ende könntet ihr
eure politischen Erfahrungen in der Re- fach viel mehr zu tun als vorher. vielleicht die Satzanfänge vervollständi- Ego: Denkt selbstständig!
gion? gen:
Red: Wie hat sich die Lebensphilosophie Kapitalismus… war, ist und bleibt Scheiße Red: Vielen Dank für das Interview!
Ego: Früher gab es in Bensheim selbst eine von damals im Vergleich zu heute und gehört abgeschafft!
sehr starke linke Szene, bestehend aus geändert? Drogen… sind nicht ungefährlich, können aber Ego: Danke für das Interesse.
Autonomen, Punks, Hausbesetzer_innen durchaus Spaß machen.
und Skater_innen, was natürlich massiv zu Ego: Damals wollte ich immer so wenig
meiner Politisierung beigetragen hat. Die wie möglich machen. Faul sein war die De-
Dörfer drumherum waren eher rechts vise. Musik ist allerdings mein Traumjob
dominiert. Ich hab allerdings keine und deshalb hänge ich mich gerade richtig
Ahnung wie es dort mittlerweile aussieht. rein. Politisch hat sich meine Einstellung
nicht verändert.
Red: Torsun, ich habe gehört du warst
auch mal in einem Hausprojekt, dem Red: Wie kriegt ihr Familie, Politik und
»Punkerhaus«, involviert. Was waren Musik unter einen Hut? Würdet ihr auch
deine Absichten sowas zu starten und wie sagen eure Familie hätte ähnliche bis
hast du das miterlebt? gleiche Ansichten in der Politik?

Ego: Du meinst bestimmt das Haus in Ben- Ego: Ich würde meine Liebsten gerne öfter
sheim. Wir nannten es immer »Loch«, weil sehen, aber das ist derzeit einfach nicht
es doch ziemlich runtergerockt war. Die möglich, weil wir fast ständig Konzerte
Zeit, die ich dort verbracht habe, möchte spielen. Viele meiner Freunde und Lieb-
ich auf keinen Fall missen, auch wenn ich sten haben ähnliche politische Ansichten
mittlerweile lieber in luxuriöseren Verhält- wie ich. Allerdings ist es mir wichtiger,
nissen wohne. Es gab keine besondere In- dass die Leute für sich selbst denken und
tention sowas zu starten. Wir wollten billi- nicht irgendetwas unhinterfragt nachplap-
gen Wohnraum und mit netten Leuten pern.
zusammen wohnen.
Red: Bald ist wieder WM. Bei der letzten
Red: Warum ist das Hausprojekt gescheit- WM habt ihr ja den Track »Ten German
ert? Wie stehst du generell zu solchen Pro- Bombers« herausgebracht. Was überlegt
jekten? ihr euch für dieses Mal?

Ego: Es gab immer öfter Streit im Haus und Ego: Es gibt einen Plan und ich hoffe, dass
irgendwann wollten alle lieber woanders wir die Zeit finden, ihn auch umzusetzen.
wohnen. Ich finde es Quatsch solche Pro- Was es genau wird, wird hier noch nicht
jekte als große politische Tat zu glorifizier- verraten.
en. Wer allerdings so leben möchte, soll
das gerne tun. Red: Bei eurem Auftritt nach der Vo-
rabenddemo wart ihr die einzigen, die
Red: Ihr habt die ersten Alben von euch in sich klar zur Gewalt gegen Faschisten und
sehr kurzer Zeit rausgehauen. Für die let- ähnlichem Dreck geäußert haben, was
zten Alben habt ihr euch echt Zeit genom- auch mir zugesagt hat. Woher kommt
men. Womit hängt das zusammen? das, bzw. wie war das bei euch?
Pädagogik und
Selbstverwaltung,
geht das?
hat sich im Saarland gezeigt. Seit über 30 wusstsein und Kreativität in die kapital-
Jahren gibt es im Saarland, einmalig in der istischen Zustände zu integrieren. Eine
ganzen BRD, ca. 300 selbstverwaltete Ju- politische Emanzipation für Jugendliche
gendzentren, die in einem »Dachverband« und Pädagog_innen findet daher kaum
vernetzt sind. Eine weitere Besonderheit statt.
ist, dass über den Dachverband »Jukuz Wie kann mensch also die positiven
United« sechs Pädagog_innen angestellt Erfahrungen aus dem Saarland mit Päd-
sind. Die meisten haben eine Stelle als agog_innen und den selbstverwalteten Ju-
politische Bildungsreferent_innen. Diese gendzentren ohne Pädagogen_innen ver-
Pädagog_innen arbeiten nicht jeden Tag binden? Zuerst müsste mensch aus dem
im Jugendzentrum, sondern kommen geschichtlichen Kontext der Jugendzen-
meist nur für bestimmtes Projekt wie Dro- trumsbewegung reflektieren, zusammen
genprävention, Medienpädagogik und Kon- tragen, analysieren und vernetzen, sodass
fliktbewältigung ins Juz. Einige Jugendzen- positive wie negative Erfahrungen ausget-
tren besuchen sie daher nur einmal im auscht werden können. In den 70er Jahren
Jahr. Diese zeitliche und personelle Einsch- gab es eine bundesweite Koordination der
ränkung führt dazu, dass Selbstorgansa- selbstverwalteten Jugendzentren sowie
tionsprozesse von Lohnarbeit weniger Treffen. Eine Wiederbelebung solcher
gestört werden. Strukturen wäre eine Chance solche The-
Herrschen also im Saarland paradies- men intensiv zu diskutieren und Lösung-
ische Zustände für Jugendliche und Päd- sansätze zu entwickeln. Die Vereinzelun-
agog_innen? Weit gefehlt: Zwar kann der gen von sozialen Kämpfen und Projekten
Dachverband, mit seiner professionellen macht es meist für Politiker_innen einfach
Struktur, Jugendlichen Halt geben und solche emanzipatorischen Räume wieder

E
auch Schließungen von Jugendzentren ver- zu schließen.
Im Plenum werden Hierarchien abgebaut… hindern, nichtsdestotrotz kann der Dach-
verband Jukuz United nicht autonomes
ine häufige Kritik der Jugendzen- Zentrum spielen und muss sich auch an
trumsbewegung ist/ war, dass bestimmte Rahmenbedingungen halten.
Pädagog_innen ihre Macht als Trotz großer Freiräume, begreift sich nur
Angestellte in kirchlichen oder eine Minderheit der selbstverwalteten Ju-
städtischen Jugendzentren ausnutzen, um gendzentren als politisches Projekt, viel-
bestimmte bürgerliche Vorstellungen zu re- mehr wird Selbstverwaltung in den Rah-
produzieren. In den meisten Fällen stimmt men der bürgerlichen Gesellschaft gerückt,
diese Kritik an den Pädagog_innen, welche um dort positive Eigenschaften wie selb-
ihre Arbeitskraft verkaufen müssen. Sie ständiges Arbeiten, Verantwortungsbe-
können nicht frei arbeiten, denn bestim-
mte Zwänge, in Form von gesetzlichen Re-
gelungen, untergraben ihre meist guten Ab-
sichten. Dies können schon Kleinigkeiten
wie Öffnungszeiten, Rauchverbot oder die
Angebotsstruktur sein. Viele reflektieren
diesen Zustand nicht und/oder ziehen
nicht die richtigen Schlüsse daraus. Päd-
agog_innen dürfen sich politisch nicht
äußern. Tun sie dies ist der Job meist in Ge-
fahr — wie also können Pädagog_innen in
ihrem Beruf Jugendliche und junge
Menschen unterstützen und nicht
gleichzeitig Hierarchien aufbauen?
Pädagogik ist an sich nichts Verwerf-
liches: viele Sozialpädagog_innen/ Sozi-
alarbeiter_innen besitzen Fertigkeiten, die
auch in selbstverwalteten Jugendzentren
gebraucht werden. (z.B. Büroarbeit, Recht-
liches Kernwissen, Konfliktbewältigung, Or-
ganisationstalent, etc.) Diese Fähigkeiten
können die Pädagog_innen meist nur ein-
setzen, wenn sie nicht in der Lohnarbeit
sind. Dies bedeutet, dass der Pädagoge/die
Pädagogin sich außerhalb seiner/ihrer
Arbeit engagieren muss, um dort relativ
autonom arbeiten zu können. Dies kann
bei der Unterstützung von Jugendlichen an
Selbstorgansationsprozessen oder einer
gewerkschaftlichen Organisierung im
Sozialen Sektor sein, damit wirklich gesell-
schaftliche Veränderungen stattfinden
und nicht nur minimale Verbesserungen
erreicht werden.
Eine andere Möglichkeit die Macht-
und Wissenshierarchien der Pädago- …und somit Probleme vermieden
g_innen zu reflektieren und zu verringern
Blickfang: Ultras
Darmstadt
»…gemeinsam im Kampf gegen
Faschismus und Repression«

Redaktion: Stell doch mal kurz die Ultras Red: Was bedeutet für euch Ultrà zu sein? fassen und Aktivitäten auch außerhalb des UD: Wie eben erwähnt denken wir, dass
Darmstadt (UD) kurz vor. Stadions stattfinden zu lassen. Unsere ein Stadion durchaus ein Freiraum für alle
UD: Es bedeutet für uns eine kleine, eigene Gruppe lebt 24/7 für die Farben Blau und Menschen sein kann, die eben einen Ver-
Ultras Darmstadt: Wir sind eine Ultrà-Grup- Welt zu schaffen, die ihre eigenen Gesetze Weiß und versucht sich dabei stets selbst ein unterstüzen möchten bzw. ihm die
pierung des SV Darmstadt 1898, den »Lili- hat und sich nicht an Geld und Kon- zu reflektieren. Dementsprechend be- Daumen drücken. Dabei war und ist es für
en«. Gegründet haben wir uns 2003 nach sumgütern orientiert, oder Personen nach fassen wir uns auch sehr gerne mit gesell- uns schon immer scheißegal welche Haut-
dem Abstieg in die Oberliga Hessen. Die blöden Oberflächlichkeiten beurteilt. Das schaftspolitischen Problemen. Im Endef- farbe, Geschlecht, sexuelle Orientierung
Gruppe umfasst heute ca. 30 Mitglieder Stadion ist unser Freiraum, in dem wir fekt sind wir ein Haufen fussballverrückter oder Religion die Leute haben. Hauptsache
und ein etwa genauso großes Umfeld. Un- Woche für Woche zeigen wollen, wie sehr Jungs und Mädels mit Spaß an Fußball- sie sind leidenschaftliche Fans der Lilien.
ser Ziel ist eine ständige, kreative und wir diesen Sport und unseren Verein Fankultur mit all ihren vielen Facetten. In diesem Zusammenhang sind wir seit
vielfältige Fankultur am Böllenfalltor zu lieben. Das Gefühl gemeinsam für etwas 2005 aktiv und nutzen unsere Erfahrungen
schaffen und die Lilien sowohl akustisch, einzustehen, das alle verbindet, ist für uns Red: Ihr gehört zu den Ultrà-Gruppier- im Stadion, um auf bestimmte Dinge
als auch optisch zu unterstützen. einmalig, sodass sowohl Siege, als auch ungen, die sich ganz klar politisch posi- aufmerksam zu machen (Transparente,
Niederlagen gemeinsam erlebt werden. tioniert und sagt, dass Dinge wie Faschis- Choreografien, etc.) dazu präventive Arbeit
Red: Erzählt doch mal kurz, was »ultrà« Zusammenhalt und Freundschaft sind dah- mus, Rassismus, Sexismus, usw. nicht in gegen Rassismus und Diskriminierung zu
bedeutet und wie die Szene entstanden er die Hauptcharakteristiken unserer die Kurve gehören und bekämpft werden leisten. Dabei arbeiteten wir beispiels-
ist. Gruppe. Desweiteren bedeutet Ultrà zu müssen. Wie seid ihr auf die Idee gekom- weise an Aktionstagen von FARE (Football
sein sich mit dem Verein, der Stadt und men auch Politik in die Kurve einzubring- Against Racism in Europe) mit, oder enga-
UD: Hinter »ultrà« steckt das italienische der Gruppe, auch unter der Woche, zu be- en? gierten uns auch lokal bei der ANK (Anti-
Wort für »extrem«. Auf dem schönen
Stiefel liegt auch der Ursprung dieser
Fankultur. Dort schlossen sich in den
späten 60er und frühen 70er Jahren die er-
sten Ultras, welche die Elemente der dama-
ligen politischen linken Protestbewegung
mit in die Stadien brachten. Fahnen, Trans-
parente, Feuerwerk und später beachtliche
Choreografien machten die Kurven Italiens
weltbekannt und die Ultrà-Bewegung breit-
ete sich in den kommenden Jahren und
Jahrzehnten rasend schnell in Europa aus.
Leider entstanden aus der ehemals eher
»linken« Bewegung mit der Wandlung der
politischen Landschaft Italiens immer
mehr Gruppierungen, die sich als politisch
»rechts« oder »national« sehen, was der
gesamten Bewegung und ihrem Ansehen
sehr viel Schaden zufügte. Die Ultras in
Deutschland sind in den späten 90er
Jahren entstanden und entwickelten sich
zuerst sehr langsam weiter. Heute kann
mensch zwar sagen, dass sich fast jede
Gruppe einen gewissen Ruf oder Respekt
innerhalb ihrer Fanszene erarbeitet hat,
von einer aufgeklärten oder gar selb-
streflektierten Ultràszene in der BRD sind
wir aber wahnsinnig weit entfernt.
Nazi-Koordination Darmstadt) oder riefen son wie aktiv sie eingebunden ist oder machen sowohl gemeinsame, als auch tieren. Wir distanzieren uns bewusst von
zu Demos im Umkreis per Spruchbändern nicht. Organisatorisch haben wir ein europaweite Aktionen, oder sind lokal sehr diesem Weg, auch wenn wir wissen, dass
auf. Wir wurden dann auch 2007 für unser gewähltes Gremium aus fünf Personen, engagiert. ALERTA soll die Kräfte bündeln Gewalt in manchen Situationen nicht ver-
Engagement von der Stadt Darmstadt mit welche die wichtigsten Entscheidungen und allen Fußballfans zeigen, dass Kurven mieden werden kann, bzw. wir uns ein-
dem »Gesicht zeigen«-Preis geehrt, wobei treffen und diese dann auf den zwei- die bunt und vielfältig sind schlichtweg fach das Recht rausnehmen uns gegen un-
das Preisgeld von 500,- Euro unserem dam- wöchentlich stattfindenden UD-Treffen be- »cooler« sind, als die »unpolitischen« sere Gegner zu verteidigen. Allerdings
als insolventen Verein zugute kam. Uns sprechen. Fankurven mit immer gleicher Optik und wird für UD niemals die Gewalt oder deren
zeigte sich ein Weg auf, der unsere Aktiv- Null Auseinandersetzung mit sich und der Verherrlichung an erster Stelle stehen,
itäten in einen größeren Kontext stellte Red: Was war euer lustigstes Erlebnis? Gesellschaft. Für mehr Infos gibt es bald sondern die Werte von Freundschaft und
und wir wollten versuchen diesen Weg un- eine Überarbeitung der Homepage auf Zusammenhalt.
beirrt fortzusetzen. Daher sind wir auch UD: Puh, schwere Frage. Auch wenn das www.alerta-network.tk
seit knapp zwei Jahren im ALERTA-Net- Leben als Lilienfan ja eigentlich nicht zum Red: Wie steht ihr zu den folgenden The-
work aktiv. Lachen ist, so gibt es ja dann doch immer Red: Viele Menschen setzen die Ultrà-Be- men?
was zu lachen, sei es auf den unzähligen wegung mit den Hools gleich, obwohl das
Red: Könnt ihr vielleicht unseren Leser- Auswärtsfahrten oder beim einfachen zwei komplette verschieden Kulturen Nazis in der Kurve… Brauchen wir nicht,
_innen noch was von den Aktivitäten und Zusammensein, lustig geht es bei uns ei- sind. Wie steht ihr dazu? wollen wir nicht, werden wir niemals zulassen!
Aufgaben der UD erzählen? gentlich immer zu. Mir persönlich fällt jet- Auch wenn nicht jeder Stadiongänger pc ist, so
zt spontan zum Beispiel das Hessenpokalfi- UD: Wir kommen eigentlich ganz gut mit werden wir Naziaktivitäten am Böllenfalltor
UD: Unsere Aktivitäten sind, wie schon er- nale bei den verhassten Kickers am den Darmstädter Hools klar, auch wenn und speziell im F-Block, unserem Standort,
wähnt, sehr breit gefächert. Wir treffen Bieberer Berg ein. Wir waren alle auf der die Ansichtsweisen zum Ausleben des ei- nicht zulassen. Nazis aus der Kurve, damit die
uns zweimal in der Woche um alles zu be- Haupttribüne untergebracht und eine genen Fandaseins natürlich schon weit au- Kurve lebt!
quatschen oder den nächsten Spieltag Seitenscheibe hatte einen Sprung ab- seinander gehen. Wichtig für uns ist, dass Homophobie… Ein leider nicht nur beim
vorzubereiten. Neben dem Malen von bekommen. Aus »Sicherheitsgründen« in Darmstadt auch von den Hools keinerlei Fussball, sondern auch in der Gesellschaft fest
Fahnen, Transpis, Choreografien oder ähn- kam dann ein Bulle in den Block und Naziaktivitäten geduldet werden und der verankertes Problem. Wir versuchen durchaus
lichem gibt es dann halt noch die Organisa- schlug mit einer Schaufel die Scheibe kom- Fussball für die meisten immer noch im hier diesem Problem präventiv zu begegnen
tion der Anreise zu Auswärtsspielen und plett ein. Der ganze Block sang dazu »Reißt Vordergrund steht. Hier zeigt sich, dass und Jugendliche, sowie andere Stadiongänger,
unsere eigene kleine Stadionzeitung »aus- die Hütte ab!«. Solche und weitere diese zwei verschiedenen Fankulturen mit der Thematik dahinter vertraut zu machen.
nahmezUstanD« (zu jedem Heimspiel, 28 Geschichten sind aber eher Situationsko- doch irgendwie zusammen funktionieren Dies hat manchmal mehr, manchmal weniger
Seiten, werbefrei). Jede_r bringt sich eigent- mik. können. Der Eindruck der Gesellschaft alle Erfolg.
Drogen… Sind genauso wie unter »normalen«
Jugendlichen auch bei UD ein Thema. Seit der
Gründung gibt es beispielsweise die »Sektion
Botanik« in welcher sich die Mitglieder befind-
en, die den Rausch von Sportzigaretten dem
von Alkohol vorziehen. Wir achten dabei so-
weit es möglich ist eigentlich untereinander
schon darauf, dass die Leute nicht abschmieren
und sich mit irgendeiner Chemie-Scheiße das
Leben kaputt machen.
Autonome Zentren… Würden wir uns mehr
in Darmstadt wünschen! Zwar besuchen oder
veranstalten wir gerne Veranstaltungen in der
Oetinger Villa, doch sehen wir durchaus das
Potenzial für mehr autonome Kultur in Darm-
stadt. Auch unsere, vom Fanprojekt Darmstadt
zur Verfügung gestellten, Räumlichkeiten sind
zu stark unter der Fuchtel der Politik und an-
derer Institutionen, als dass wir hier von einem
wirklich autonomen Freiraum sprechen kön-
nten. Daher ist es natürlich schon ein lang ge-
hegter Traum vieler Mitglieder irgendwann
einmal eigene, selbstverwaltete Räumlichkeiten
in Darmstadt zu nutzen.

lich auf die eigene Art und Weise ein. Das Red: Was ist das ALERTA-Network? Ultras wären auch Hools ist einfach falsch.
ist auch gut so, da Ultrà unglaublich viele Viele von uns können mit Gewalt nichts an-
Interessen und Darstellungsmöglichkeiten UD: Das ALERTA-Network ist ein Zusam- fangen bzw. fahren nicht deswegen zum
vereint. Während der eine gerne neue menschluss von verschiedenen Ultras und Fußball. Die Medien und die Bullen
Lieder fürs Stadion textet, organisiert eine Fangruppen, die sich gemeinsamen im schmeißen einfach vieles in einen Topf,
andere lieber die nächste Party und wieder Kampf gegen Faschismus und Repression was Otto Normal dann halt für bare Münze
jemand anderes markiert nachts Darm- unterstützen und daher zusammen nimmt und viele Ultras tuen dann noch ihr
stadt mit unseren Farben und Namen. Es geschlossen haben. Von Schottland bis Is- Übriges dazu, um den Eindruck von den
liegt eigentlich immer an der einzelnen Per- rael sind diverse Gruppen aktiv und vollgesoffenen Fussball-Asis zu komplet-
Eine Kritik an der Eventkultur
E s ist Freitag Morgen und du bist
in der Schule oder auf der
Arbeit. Eigentlich solltest du
dich konzentrieren aber irgend-
wie klappt das nicht so richtig, denn in
deinen Gedanken bist du schon längst im
Wochenende. Jetzt heißt es nur noch
Aber warum eigentlich? Du könntest
doch trotzdem was machen. Ach ja stim-
mt, deine ganzen Freunde sind ja unter-
wegs feiern und alleine ist es langweilig.
Genau wie neue Klamotten oder Han-
dies, ist auch das Erlebnis konsumierbar.
Du suchst dir einfach das aus, was am be-
eindeutige Sprache: »Außerhalb der Kon-
sumwelt zu existieren bedeutet, in einer
parallelen Realität zu leben, die mit der
meiner Freunde und Kolleginnen nichts ge-
meinsam hatte.« Und das, obwohl sie ein-
fach nur keine kommerziellen Angebote
mehr wahrnahm. Dies zeigt, dass es eigent-
einfach langweilig. Wer fünf Tage die
Woche die selben Menschen um sich hat,
sich mit Leistungsdruck oder eintöniger
Arbeit rumschlagen muss, der hat wenig
Kapazität und Lust sich auch noch an
seinen freien Tagen ehrenamtlich zu en-
gagieren.
warten auf Feierabend. Dann kann es los sten zu dir und deinen Freunden passt. lich keinen öffentlichen Raum mehr gibt, Um diesen Problemen entgegen zu
gehen: Parties, Konzerte, Kino, Sport und Denn es macht ja nur Spaß, wenn du es in dem nicht konsumiert werden muss. Du wirken, ist es wichtig Räume zu schaffen,
was dir sonst noch so alles Spaß macht mit anderen erleben kannst. Aus diesem brauchst also nicht nur Geld, um deine in denen frei von Konsumabhängigkeit,
steht jetzt auf dem Programm. Du Grund ist das Pflegen sozialer Kontakte Miete, dein Essen und dein Auto zu bezah- Platz für Austausch, kreative Projekte und
brauchst eindeutig Abwechslung und zwangsläufig an den Konsum geknüpft. len, sondern vor allem, um überhaupt am Lebensgestaltung ist, denn Mitgestaltungs-
tauchst ein in die Erlebniswelt. Ein gutes Kannst du an einem Event nicht teilneh- öffentlichen Leben teilnehmen zu können. recht und Selbstbestimmung sind Erlebn-
Besonders in Zeiten steigender isse, die einem niemand verkaufen kann.
»Fun ist ein Stahlbad. Arbeitslosigkeit und zunehmend unsicher-
Die Vergnügungsindustrie verordnet es unablässig.« er Beschäftigungsverhältnisse eine bedenk- In diesem Sinne: Für ein selbstbestimmtes
— Theodor W. Adorno liche Entwicklung, oder? Leben und unkommerzielle Freiräume in jeder
Doch die Kritik an dieser Konsum- Stadt.
Feeling ist dabei wichtig: Freunde, Unter- men, bleibt dir auch der Zugang zu Freun- und Vergnügungsgesellschaft stellt auch
haltung und ein möglichst vielseitiges Pro- den und Geselligkeit verschlossen. Außer- die Frage nach den Ursachen für den Wun-
gramm, mit jeder Menge Action, denn die dem hast du nicht nur den Moment mit sch nach so viel Abwechslung und Unter-
Zeit ist knapp und Montag fängt der graue deinen Freunden verpasst, sondern kannst haltung. Das Leben ist schließlich kein
Alltag schon wieder an. Aber das ist kein dich auch danach nicht mit ihnen darüber Ponyhof, wie es so schön heißt, und krie-
Problem für dich, denn die Vergnügungsin- unterhalten. gen wir nicht immer gesagt die Jugend sei
dustrie hat immer genau das Richtige für Dies ist auch das Ergebnis der New unmotiviert und zu wenig engagiert. Also
dich parat. Du hast die freie Wahl zu tun Yorker Journalistin Judith Levine, die in was soll denn nun diese ganze Feierei ei-
was dir gefällt. Doch die Sache hat einen einem Selbstversuch beschloss nur noch gentlich? Diese Frage lässt sich am besten
Haken: Das Erlebnis muss gekauft werden. das Nötigste zu konsumieren. Sie ver- beantworten, indem mensch sich selbst
Hast du gerade kein Cash, ist Langeweile zichtete ein Jahr auf Kino-, Konzert-, und die Frage stellt, wie es ohne Party, Kino
angesagt. Kneipenbesuche. Ihr Fazit spricht eine oder Zocken wäre. Es wäre schlicht und

Neulich in Bensheim…

K ommt doch einfach vorbei und


schaut es euch an. Unser Ans-
pruch ist es, einen Raum zu schaffen,
in dem sich alle nach ihren Bedürfnis-
sen entfalten können. Jedoch sollte
jeder/jedem bewusst sein, dass dies
auch gewisse Verhaltensweisen aus-
schließt. Mehr dazu auf der nächsten
Seite.

Oder besucht uns im Internet unter


juzmaraldo.blogsport.de
Besetzer_innenjargon
Wörter, die uns beschreiben können
Das »Soli-Prinzip« abgelehnt werden, wenn eine oder mehr- Diskriminierung aufgrund der Zuge- Nichtmenschliche Tiere
Das Soli-Prinzip ist ziemlich einfach. Es ere dieser Eigenschaften auf sie zutreffen. hörigkeit zu einer ethnischen Gruppe bzw. Der Begriff »nichtmenschliche Tiere« hat
gibt zum Beispiel bei der Volxküche eine zu einem Geschlecht sind. Die Diskrimin- seine Wurzeln in der veganen Tierrechts-
Kasse, die nach diesem Prinzip funk- Homophobie ierung, Ausbeutung und Unterdrückung an- bewegung. Er wird von Veganer_innen ver-
tioniert. Ein Soli-Beitrag ist freiwillig und Homophobie ist die Bezeichnung für die, derer wird mit der Andersartigkeit des an- wendet um auch auf sprachlicher Ebene
kann, je nachdem wie viel Geld einer Per- nicht begründbare, Abneigung gegen homo- deren begründet. Rassisten, Sexisten und zu verdeutlichen, dass der Unterschied
son zur Verfügung steht, ganz unterschied- sexuelle Menschen. Homophobie entzieht Speziesisten bewerten die Mitglieder der zwischen Menschen und Tieren, mit den-
lich hoch sein. Wenn mensch z.B. nicht sich genau wie Rassismus, Sexismus und einen (meist ihrer eigenen) Gruppe höher en die Ausbeutung und das Töten von
viel Geld hat, wirft er/sie nur 50 Cent in die Speziesismus einer logischen Begründung als die der anderen. Während mittlerweile nichtmenschlichen Tieren gerechtfertigt
Kasse. Dementsprechend wirft mensch und ist daher völlig irrational. Das heißt, weitgehend Konsens über die Ablehnung wird, irrational und nicht sachlich beleg-
wenn er/sie mehr Geld hat auch mehr in homophobe Personen können keine stich- von Rassismus und Sexismus besteht, ist bar ist. Auch wird damit gezeigt, dass
die Kasse. Beim Umsonstladen/Umsonst- haltigen Argumente für ihre Abneigung ge- der Speziesismus nach wie vor allgegen- Menschen eben auch Tiere sind und die
flohmarkt besteht der Soli-Beitrag meist gen diese Personengruppe nennen. Seit ein- wärtig, wie zum Beispiel der Fleischkon- Sonderstellung, als Krone der Schöpfung,
einfach daraus, dass mensch sich nicht im- iger Zeit wird auch der Begriff sum der Menschen. Alle diese Formen der rein fiktiv ist.
mer nur Sachen nimmt, sondern auch Heterosexismus als Überbegriff für die Diskriminierung verstoßen jedoch gegen
Kleidung und andere Gegenstände, die Ablehnung nicht angepasster Sexualität das ethische Prinzip des Gleichheits- Direkte Aktion:
er/sie nicht mehr braucht, anbietet bzw. verwendet. Dies geschieht mit der Be- grundsatzes. Die direkte Aktion, kurz DA, ist eine Form
zum Umsonstladen bringt. Die Sachen soll- gründung, dass Phobien Ängste sind die, des politischen Handelns, die ihren
ten natürlich noch nutzbar sein. Das heißt, zwar auch völlig irrational sind, für die die Veganismus/vegan Ursprung in der radikalen Theorie hat.
Klamotten sollten nicht zerfetzt und/oder betroffene Person jedoch nichts kann und Der Veganismus ist eine Ernährungs- oder Wie der Name schon sagt, sind dies Ak-
ungewaschen sein, elektronische Geräte folglich an ihr auch nichts ohne Hilfe besser gesagt Lebensweise, die es sich zum tionen, die spontan oder geplant stattfind-
(Handies, Radios usw.) sollten noch funk- ändern kann. Dies ist bei der Ablehnung Ziel gesetzt hat jede Form der Ausbeutung en, um ein bestimmtes politisches Ziel zu
tionieren. von homosexuellen Menschen jedoch nichtmenschlicher Tiere zu vermeiden. Ve- erreichen. Beispiele für DAs sind: Beset-
nicht der Fall. zung, das Sprühen politischer Parolen, Ge-
Selbstorganisation fangenenbefreiung und Adbusting, aber
Selbstorganisation, oder auch Selbstverwal- Heteronormativität/het- auch Sitzblockaden oder Guerilla Garden-
tung, meint direkten Gegensatz zu hier- eronormativ ing. Die DA steht in einem engen Zusam-
archischer Organisation, also Teilnahme al- Heteronormativität bezeich- menhang mit dem Begriff der Militanz.
ler von der Entscheidung direkt, oder auch net die in der Gesellschaft
indirekt, betroffenen Personen. Mögliche vorherrschende Vorstellung Sitzblockade
Formen von Selbstorganisation sind nach von Sexualität und Bez- Die Sitzblockade ist eine Protestform, bei
offenen Prinzipien, durch Vollver- iehung. Allein die mono- der sich die Demonstrant_innen sich
sammlungen (basisdemokratisch/konsen- game Beziehung zwischen geschlossen hinsetzen, um damit Straßen,
sorientiert) zu realisieren. Die Entscheidun-Frau und Mann wird akzep- Gleise oder Zufahrtswege zu blockieren.
gen können von allen Beteiligten vollzogen tiert und als »normal« an- Mit dieser Aktionsform lassen sich z.B.
oder Einzelpersonen zur Umsetzung per gesehen. Abweichende For- Naziaufmärsche oder Castortransporte
imperativem Mandat dazu beauftragt wer- men des Zusammenlebens verhindern.
den. werden als gestört, pervers
oder krank angesehen. Het- Adbusting
Konsumzwang eronormativität zeichnet Adbusting ist eine Form des kreativen
Konsumzwang bedeutet, dass du dich in sich besonders durch die Protests und der direkten Aktion. Dabei
den meisten Räumen, in denen öffent- Ablehnung und Ausgren- wird Werbung durch kleine Veränder-
liches Leben stattfindet, wie z.B. in zung sexuell nicht ange- ungen zu etwas Widersprüchlichem ver-
Kneipen, Clubs oder Kinos nicht aufhalten passter Lebensstile, wie wandelt, oder einfach direkt aus der
darfst, wenn du nichts konsumierst. Beson- beispielsweise die von ho- Warnehmung entfernt. Sprich, es werden
ders in vielen Kneipen wirst du raus- mosexuellen, transgender Werbetafeln abmontiert oder Plakate
geschmissen, wenn du kein Geld hast dir und queeren Personen, aus. abgerissen bzw. beschmiert. Diese Aktion-
etwas zu bestellen. Der Begriff der Heteronorm- en richten sich gegen den, ständig
ativität ist eng mit dem des vorhandenen, und durch diese Werbung
Vokü/Volxküche Sexismus und der Homophobie verknüpft. ganer_innen verzichten daher auf tierische immer neu verursachten, Konsumzwang.
Vokü ist die gebräuchliche Abkürzung für Produkte jeglicher Art, die im Zusammen- Viele Personen, die sich dieser Protestform
Volxküche. Das bedeutet, dass ein kleine Freie Liebe hang mit der Ausbeutung von Tieren bedienen, lassen sich direkt nach den Ak-
Gruppe Menschen für sehr viele kocht und Die freie Liebe bezeichnet einen Lebnsstil, stehen. Dazu zählen, neben Fisch und tionen verhaften, um zu zeigen, dass ihr
alle dann zusammen essen. Dadurch wird der jegliche Normen und Regeln im Hin- Fleisch, auch Milch und alle daraus Vorhaben völlig legitim und kein Ver-
es nicht nur extrem billig, es wird auch blick auf Sexualität und Beziehung gemachten Produkte (Butter, Käse, Sahne brechen ist.
möglich sich gesund zu ernähren. ablehnt. Er versteht sich als Alternative zu etc.), Ei, Honig sowie Leder, Wolle, Seide
den sehr eng definierten Vorstellung der und Kaschmir. Veganer_innen achten Guerilla Gardening
Diskriminierung Gesellschaft von Zuneigung und Liebe. Die darüber hinaus beim Kauf von Kosmetika Guerilla Gardening ist eine weiter Form
Im Jukuz wird jegliche Diskriminierung einzige akzeptierte Form der Sexualität ist und anderer Pflege- oder Pharmaprodukte der direkten Aktion und meint das illegale
bzw. Degradierung von Menschen auf- die monogame Beziehung zwischen Frau auf Tierversuchsfreiheit. Bepflanzen von Orten in einer Stadt. Guer-
grund anderer Hautfarbe, religiöser sowie und Mann. Nur wenn sie in diese Raster illa Gardener setzen sich dafür ein die,
sexueller Orientierung, Interessen, Staat- passt, ist Sexualität gesellschaftlich akzep- Tierbefreiung meist graue und triste, Stadt durch
sangehörigkeit, Herkunft, Alter und tiert. Monogamie und Heterosexualität Tierbefreiung (oder kurz TB) ist eine Form Sträucher, Blumen, etc. schöner und
Geschlechts abgelehnt. Das bedeutet, dass sind jedoch keine naturgegebenen Geset- der direkten Aktion die darauf abzielt, lebenswerter zu machen. Oft wird durch
Verhaltensweisen, die in irgendeiner Form ze, sondern gesellschaftlich definierte Rah- nichtmenschliche Tiere aus der mensch- diese Aktionen auch eine politische Aus-
der Diskriminierung der oben genannten menbedingungen. Da diese Rahmenbedin- lichen Versklavung zu befreien. Tierbe- sage vermittelt, wie zum Beispiel die Dinge
persönlichen Eigenschaften entsprechen, gungen jedoch für viele Menschen freier_innen retten nichtmenschliche Tiere selbst in die Hand zu nehemen und seine
nicht geduldet werden. Es wird darauf Einschränkungen und Selbstverleumdung aus Zoos, Zirkussen, Tierversuchslaboren Umgebung aktiv zu gestalten anstatt da-
hingewiesen, falls es auffallen sollte, den- bedeuten, wird es als notwendig angese- und generell allen Orten, an denen sie der rauf zu warten das die Stadt dies macht.
noch wäre es zu begrüßen, wenn einfach hen diese zu durchbrechen. menschlichen Willkür ausgesetzt und un-
jede Benutzer_in des Jukuz darauf achten frei sind. Tierbefreier_innen zählen zu
würde was er/sie sagt. Diskriminierung Speziesismus/Antispeziesismus dem Teil der Antispeziesist_innen, die ein-
fängt aber nicht erst dabei an, dass Speziesismus ist die Diskriminierung auf- en radikalen Weg zur Befreiung nicht-
mensch konkret beleidigt wird, sondern grund der Zugehörigkeit zu einer Art, so menschlicher Tiere gewählt haben.
auch wenn beispielsweise Personen wie Rassismus und Sexismus die
Polizeigewalt
Alltag und trotzdem totgeschwiegen

N ach der diesjährigen revolu-


tionären ersten Mai Demo in
Berlin, gab es ein Skandal we-
gen eines Kopftrittes gegen
einen Demonstranten. Auf dem Amateur-
video ist zu sehen, wie ein, auf dem Boden
liegender, Demonstrant — von dem of-
wir selbst Zeuge und teilweise auch Opfer
wurden:
1.Der Einsatz von Pfefferspray gegen
einen Rollstuhlfahrer.
2.Tritte mit gepanzerten Stiefeln in eine
auf dem Boden sitzende Menge, die eine
Naziroute blockierte.
fensichtlich keine Gefahr ausgeht — von 3.Das extreme Überstrecken der Arme
einem vorbeirennenden Polizisten hart ge- beim Anlegen der Handschellen.
gen den Kopf getreten wird. 4.Das minutenlange Knien auf dem Hals
Dieses Video ging wie ein Lauffeuer eines auf dem Boden liegenden Festgen-
durch die Medien. Es wurde von »inakzept- ommenen.
ablem Verhalten« und »Körperverletzung 5.Seitentritte gegen Schienbeine einer

Drogen
im Amt« gesprochen. laufenden Demonstration.
Dass dies so viel Kopfzerbrechen 6.Zusammenschlagen bereits festgenom-
bereitet, zeigt deutlich, dass die Normalität mener Personen in der Zelle.

Potenzial und Gefahren

D
von Polizeigewalt auf Demonstrationen, 7.Unprovozierte Faustschläge ins Gesicht
dem Großteil der Bevölkerung nicht ein- gegen Personen aus eine Menschenkette,
mal ansatzweise bewusst ist. Denn jede_r die ebenfalls eine Naziroute blockierten.
die/der schon öfter auf Demonstrationen 8.Tritte mit gepanzerten Stiefeln auf den rogen, bislang ein Runde oder der Rausch an Silvester. Bei
war, dürfte Polizeigewalt mehr oder weni- Kopf eines zuvor bewusstlos(!) geschlagen- Tabuthema in der Gesell- all diesen Gelegenheiten werden diese
ger vertraut sein. Und jede_r der/die en Festgenommenen. schaft. Statt zu diskutieren Drogen mehr oder weniger ausgiebig
schon einmal Opfer von Polizeigewalt ge- Natürlich werden viele, die das lesen, und zu informieren, wird konsumiert. Es gibt kaum Menschen, die
worden ist, kennt die Gefühle, die in einem es nicht glauben. Der/die eine oder andere verschwiegen und verteufelt. Über kaum sich an diesem Konsum stören, da es ja
ausgelöst werden. Eine Mischung aus Wut, wird sich denken »Lass sie mal reden«. ein anderes Thema herrscht soviel Unwis- ein jedem/r selbst überlassen ist ob er/sie
Hass, Demütigung und Hilflosigkeit. Wut Denn das Bild, welches von Medien und senheit und Falschinformation. Dass trinkt oder nicht.
und Hass auf die Verursacher_innen des Er- Politik vermittelt wird, ist das von linken diese Uninformiertheit zur Gefahr wer- Anders sieht es da bei illegalen Dro-
lebten. Die Demütigung, Gewalt von einer gewaltsuchenden Chaoten, die unbegrün- den kann, wird dabei völlig ausgeblendet. gen aus. Mensch wird auf kaum einer
Person erfahren zu haben, die im Allge- det die Polizei angreifen und sinnlos Allein dass im allgemeinen Bewusst- Party den offenen Konsum von (beis-
meinen als »dein Freund und Helfer« Sachen kaputt machen. sein die gesellschaftlich akzeptierten pielsweise) Amphetaminen erleben.
bezeichnet wird. Hilflosigkeit, weil die Mög- Da ist es doch nur verständlich, wenn Rauschmittel (Alkohol, Nikotin, Coffein) Doch stellt sich die Frage, wieso dies so
lichkeit, die Verantwortlichen zur die Polizei auch mal durchgreift. Dass nicht unter den Begriff Drogen subsum- ist. Denn die Unterscheidung zwischen
Rechenschaft zu ziehen gleich null ist, im dieses Bild nicht der Wahrheit entspricht, iert werden, sollte zu denken geben. Um legalen und illegalen Substanzen ist
letzten Jahr wurden alleine in Berlin 746 sondern vielmehr eine dreiste Umkehrung dieser Unwissenheit vorzubeugen und nicht nur rein willkürlich, sondern führt
Anzeigen gegen Polizeibeamte verhandelt, der Tatsachen ist, kann nur noch einmal ein Gegengewicht zu der in den Medien auch noch zu der gefährlichen Annahme
davon führten nur drei zu einer Verur- betont werden. Wer dies nicht glaubt und Politik betriebenen Gleichmacherei legale Rauschmittel seien ungefährlicher
teilung. Dies kann aber auch nur als Spitze dem/der kann nur empfohlen werden auf zu schaffen ist dieser Artikel hoffentlich als illegale. Wer weiß beispielsweise,
des Eisberges gesehen werden, da sehr ein oder zwei größere Demonstrationen zu hilfreich. dass Nikotin ein ungefähr gleich hohes
viele Fälle erst gar nicht zur Anzeige geb- gehen, um sich selbst ein Bild zu machen. Zuerst einmal sollte der Begriff Abhängigkeitspotential wie Kokain hat?
racht werden, gerade wegen dieser Aus- Es sollte sich bewusst gemacht wer- Droge klarer definiert werden. Drogen Und wem ist bekannt, dass reines MDMA
sichtslosigkeit. den, dass es viele Menschen gibt denen sind nämlich nicht, wie oft angenommen (Ecstasy) ein vergleichsweise geringes
Wenn mensch bedenkt, dass der Macht ein Gefühl der Stärke verleiht. wird, nur Rauschmittel, sondern ganz Risiko birgt. Auch dass alle illegalen Dro-
oben genannte Fall nur Bekanntheit er- Bringt mensch diese Personen dann in allgemein Substanzen, die in der Lage gen im allgemeinen Bewusstsein in ein-
langte, weil er glücklicherweise auf Video eine Position in der sie, sogar mit staat- sind Funktionen und Abläufe in einem en Topf geworfen werden, birgt eine
aufgenommen wurde, sollte sich die Frage licher Rückendeckung, Macht ausüben lebenden Organismus zu verändern. Also nicht zu unterschätzende Gefahr. Denn
gestellt werden, ob es nicht noch viel mehr können, führt dies nicht selten zu extrem auch jegliche Medikamente. Aspirin ist wer zum Beispiel irgendwann einmal
solcher Vorfälle gibt, die im Verborgenen aggressiven und sadistischen Verhaltens- also auch eine Droge. Doch soll hier nur doch Erfahrungen mit Cannabis macht
bleiben. Unbegründete Festnahmen, unpro- weisen. Die Verantwortung, die mit dieser auf jene Rauschmittel eingegangen wer- und merkt, dass es ja gar nicht so
vozierte Gewalt, hemmungsloser Einsatz Machtposition einhergeht, wird nicht den, die im allgemeinen als Drogen schlimm ist, wie immer behauptet wird,
von Pfefferspray und permanente Schikan- wahrgenommen und durch die Folgen- bezeichnet werden. könnte den gefährlichen Rückschluss
en sind nichts ungewöhnliches. Auch ver- losigkeit bei Gewaltanwendung letztend- In unserer Gesellschaft gibt es ein- ziehen dass andere Substanzen ebenfalls
botene Maßnahmen wie das Abfilmen von lich abgelegt. Für uns ergibt sich aus ige wenige Drogen, die akzeptiert sind. eher harmlos sind. Dieses mangelnde Be-
Sitzblockaden (Videoaufnahmen sind nur diesen Fakten und den erlebten Ereignis- Ja, deren Konsum zu bestimmten An- wusstsein zum Umgang mit ver-
in akuten Gefahrensituationen erlaubt) sen: lässen sogar zum guten Ton gehört. Die schiedenen Mitteln führt zur Fehleinsch-
und das Verweigern der Dienstnum- Rede ist von Alkohol und Nikotin. Sei es ätzung, Leichtsinnigkeit und
mernauskunft sind Alltag. Hier einige Keine Akzeptanz von Polizeigewalt! die Zigarette nach dem Essen, der Sek- Überdosierung und, im schlimmsten Fall,
Ereignisse, die allein am 1. Mai in Berlin Machtpositionen zerschlagen! tempfang bei Geburtstagen, das Feie- zum Tod von Konsumenten. Es sollte
diesen Jahres stattfanden und von denen rabendbier, die Shisha in gemütlicher Fortsetzung auf der nächsten Seite
Schadenspotenzial in Score-Punkten (Summe der Scores für physischen und
sich die Frage gestellt werden, ob eine sach- geschichte betrieben und kam bis heute in bis heute auch kein Verbot gehindert. Dah- dadurch einem unnötigen und sehr ho-
sozialen Schaden und Abhängigkeit) er ist sich die Frage zu stellen, ob die Illeg- hem Risiko ausgesetzt.
alisierung überhaupt einen Sinn macht Eine sachliche Aufklärung ohne Ver-
und vielleicht nicht weitaus mehr Schaden herrlichung oder Verteufelung ist erforder-
anrichtet, als sie Nutzen bringt. Denn der lich. Auch muss die Unterscheidung zwis-
Konsum von Drogen wird dadurch keines- chen legal und illegal einer
falls verhindert, sondern nur der verant- wissenschaftlchen Aufklärung über die
wortungslose Umgang mit ihnen gefördert. Gefahren und Wirkungsweisen ver-
Dies sieht mensch an Jugendlichen, schiedenster Substanzen (auch Alkohol
die jedes Wochenende fast bis zum Deliri- und Nikotin!) weichen. So kann jeder
um trinken, an Heroinabhängigen oder an Mensch frei und selbstbestimmt über den
Menschen, die auf LSD hängen bleiben. eigenen Konsum bestimmen. Für einen
Das alles ist nicht in erster Linie die Schuld solchen Umgang mit Rauschmitteln gibt es
der Drogen, sondern die der betriebenen verschiedene Initiativen, die sich schon
Drogenpolitik. seit Jahren um Aufklärung und Sucht-
Das zweite sehr hohe Risiko an der Il- prävention bemühen. Lobend zu er-
legalität ist, dass die Substanzen so auf wähnen ist hier das Alice-Projekt, dass
den Schwarzmarkt gehandelt werden und sich ebenfalls aktiv für die Einführung von
keinerlei Kontrolle unterliegen. So kommt Drugchecking einsetzt. Wer weiter Inform-
es, dass nicht gewünschte und noch gefähr- ationen zu diesem Thema will, für den-
Fortsetzung von der vorherigen Seite allen Kulturen vor. Sei es bei den alten Indi- lichere Substanzen beigemischt werden, jenigen/diejenige sind folgende Seiten hof-
liche Aufklärung über die Gefährlichkeit anern, die psychoaktive Pilze und Kakteen um den Profit zu erhöhen. Wer von euch fentlich hilfreich:
und die Wirkungsweise von verschieden- für spezielle Riten verwendeten, amerikan- wusste beispielsweise, dass die meisten
en, legalen wie illegalen, Substanzen nicht ische Gründungsväter, die kifften oder Ju- Herointoten nicht an der Substanz selbst, www.alice-project.de
weitaus sinnvoller ist, als die heutzutage gendliche, die am Wochenende Ecstasy sondern an den beigemengten Streckstof- www.land-der-traeume.de
betrieben Verteufelung. Damit werden nehmen und in Diskos feiern gehen. Eine fen sterben. Und wem war klar, dass durch www.eve-rave.de
Sucht und Überdosierung vorgebeugt und drogenfreie Gesellschaft, wie sie in vielen das schrittweise Verbieten der Grundstoffe www.pillreports.com

A
verantwortungsbewusster Konsum ge- konservativen Köpfen als Utopie lebt, gibt zur Ecstasyherstellung, nun weitaus gefähr-
fördert. So lassen sich Missverständnisse es nicht und hat es nie gegeben. Der lichere Substanzen (m-CPP etc.) kursieren uch in unserem neuen JUKUZ wird
vermeiden und Risiken vermindern. Mensch hat schon immer nach Wegen ge- und als Ecstasy verkauft werden. es einen umfangreichen und inform-
Denn der Konsum von Rauschmitteln sucht sein Bewusstsein zu verändern und Trotzdem werden diese Substanzen kon- ativen Workshop zum Thema Drogen und
wird seit Anbeginn der Menschheits- zu erweitern. An diesem Versuch hat ihn sumiert und der/die Konsument_in Suchtprävention geben.

Streetart
oder: Wie mache ich alles bunt?

E ine beliebte Aktionsform, in der


mensch die Straßen verschön-
ert, um Messages rüberzubring-
en, die den Betrachter erfreuen
oder auch verärgern können. Streetart
kann im öffentlichen Raum in allen mög-
lichen Formen auftreten, in großen legalen
einen sehr bekannten Straßenkünstler, der
unter dem Namen Banksy sehr viel mit
Schablonen arbeitet.
So wie er, müssen die meisten Künst-
ler anonym bleiben, da diese Kunst, bis auf
ein paar Ausnahmen, leider illegal ist und
strafrechtlich verfolgt wird. Die Straftaten
Wandmalereien, illegalen Graffitis, fallen unter »Sachbeschädigung«, allein
Beschmierungen, Aufklebern, illegalen deswegen kann sich mensch die Frage stel-
Plakaten usw. Mensch verwendet dabei len: Sind die ganzen Wände, die Brücken,
Stifte, Sprühdosen, Farben, Pinsel und Far- die Bushaltestellen wirklich kaputt, sodass
brollen um z.B. Laternen, Stromkästen, sie nicht mehr ihren Zweck erfüllen, oder
alte Wände, Lärmschutzwälle, Unter- muss der Staat wirklich so viel Gelder aus-
führungen usw. zu verschönern und geben, um Graffitis zu überstreichen?
richtet sich dementsprechend fast nur ge- Wenn es Menschen gibt, die sowas nicht
gen staatliches Eigentum. an ihrer eigenen Hauswand haben wollen,
Das Meiste, was mensch in Städten kann mensch das ja noch verstehen und
sieht, sind oft Tags von irgendwelchen das Eigentum normaler Bürger wird in den
Crews oder Schmierereien aus allen mög- meisten Fällen geachtet. Also was ist
lichen Subkulturen. Es gibt allerdings auch daran so schlimm die Welt bunter zu
bekanntere Crews, deren Namen mensch gestalten? Der Witz ist, dass das Ganze
an vielen Stellen unter guten Graffitis auch noch von den Steuern der Bürger
sieht. Natürlich reizt es die besten Bilder bezahlt wird. Jedes Jahr fließt sehr viel
an gut zu sehenden Spots zu malen, je Geld in die Reinigung solcher Kunstwerke,
mehr Menschen das Kunstwerk sehen, um eine bunte Wand wieder grau zu
desto besser, je gefährlicher der Spot ist, streichen und jede_r muss mitbezahlen, ob
desto mehr Anerkennung bekommt ihm/ihr diese Aktionsform gefällt, oder
mensch in seiner Szene. Graffiti ist auch nicht.
Teil der Hip-Hop Subkultur. Die Idee ist
sich gewaltfrei zu batteln wer die besseren Deshalb: die Straße gehört allen, schleicht
Bilder malt. Es gibt auch Menschen, die euch Nachts raus und macht alles bunt ;)
scratchen. Mensch kratzt dabei die Namen
seiner Crew oder ähnliches in Zugfenster
oder Bushaltestellen aus Glas, so bleibt
dies länger erhalten. Was auch eine sehr
schöne Aktionsform ist, ist in seinen
Bildern Gesellschaftskritik zu üben oder
politische Botschaften auf diese Weise zu
vermitteln. In Großbritannien gibt es z.B.
Jukuz Maraldo statt und des Krieges sind, ist die Besetzung für Akzeptanz, die das Militär in der Gesell-

Militärkomplex
uns ein klares Zeichen gegen Rüstung- schaft genießt, ist nichts weiter als das

D
swahn und für den Frieden. Wir drücken Resultat einer kranken staatlichen Gehirn-
mit der Besetzung, neben der Forderung wäsche, die uns sagt, dass es zur Sicher-
nach selbstorganisierten Räumen und ung des Friedens Waffengewalt bedarf.
er/die eine oder andere wird die zu der Auswahl gerade dieses Objekts einem selbstbestimmten Leben, auch un- Um unsere Forderungen bzw.
sich sicher fragen, wieso aus- geführt haben. Wesentlich ist der Um- sere kompromisslose Ablehnung ge- Ansichten glasklar zu formulieren:
gerechnet dieses Gebäude für stand, dass es ein ehemaliges genüber Armeen, Truppen und nicht zulet- Wir sind gegen das Militär – sei es die
uns als JUKUZ herhalten Bundeswehrgelände ist, und somit eine zt dem Staat mit seinem Rüstungsfetisch Bundeswehr oder sonst irgendeine Armee
muss. Für diesen Umstand gibt es mehrere Funktion im deutschen Militärapparat ein- aus. Es ist uns wichtig unmissverständlich auf der Welt!
Gründe: Zum einen bot es sich natürlich nimmt bzw. einnahm. Das Gelände war klar zu machen, dass es für uns keine Wir sehen keinen Diskussionsbedarf
an, da es ein riesiges Gelände ist, dass ein sogenannter Mobilisierungsstützpunkt Diskussion über Staatsgewalt und Militär hinsichtlich der Legitimität der
mensch vom Bahnhof aus sehr gut er- (MobStP), also eine Basis, die nur von War- gibt. Wir sind konsequent gegen alles was Bundeswehr oder anderer bewaffneter
reichen kann. Ein Gelände mit mehreren tungseinheiten »bewohnt« wurde, und im mit Waffen, Panzern Minen und sonstigem staatlicher Truppen! Die Durchsetzung na-
Gebäuden, die obendrein noch gut erhal- Falle eines Krieges nutzbar gemacht wer- Dreck, der aus dem Schoß bundes- tionalstaatlicher Interessen mit Waffenge-
ten und nicht heruntergekommen und ver- den könnte. Das heißt, falls es einen Krieg deutscher Truppen kommt, zu tun hat. walt ist für uns inakzeptabel!
gammelt sind. Zu alledem noch ein in bzw. gegen Deutschland geben würde, Wir sehen die Umgestaltung einer Mil-
Gelände, dass seit mehr als 10 Jahren nicht wäre dies ein Anlauf- und Versorgung- itärbasis in einen Freiraum also klar als An- Für uns gilt: Kein Friede mit der Bundeswehr.
mehr genutzt wird und nur als Platzhalter spunkt für deutsche Truppen. Diese Tat- griff auf Militarisierung, Waffengewalt und Militarismus angreifen! Überall, auf allen
in der Gegend herumsteht, darauf wartend sache machte das Gelände zu einem noch Krieg. Nicht zuletzt wird mit dieser Aktion Ebenen!
irgendwann wieder genutzt zu werden. interessanteren Fall für uns. Da wir, Anti- der Staat mit seinen widerlichen Auswüch-
Neben diesen sehr entscheidenden militarist_innen und Pazifist_innen, kon- sen, wie das Militär und die von ihm ge-
Punkten, gibt es aber auch andere Gründe, sequent gegen jede Art der Militarisierung führten Kriege, in Frage gestellt. Die

Die Verteiler_innen sind nicht mit den


Macher_innen dieser Zeitung identisch.

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