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Strub
ge Curriculum M.Kem
J. C. Türp
S,. Witkowski
G. Heydecke
• S,. Wolfart
•
Prothetik
Band 111
• Kombinierte und
abnehmbare Prothetik
• Implantologie
• Nachsorge
• Lebensqualität
••
•
I
•
I
~
•
•
•
I
-
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4., überarbeitete und
erweiterte Auflage
,t
J. R . Strub I M. Kern I J. C. Türp I S. Witkow ki I G. Heydecke I . Wolfart
Quintessenz Verlags-GmbH
B r1in, Barcelona, Beijing Chicago, ] tanbul ,
Kopenhagen , London, Mailand, Moskau , Neu-Delh i,
Pari , Prag, Sao Paulo, Seoul, Tokio und Warschau
l
xv
Inhaltsverzeichnis
Band I
1 Die historische E ntwicklung der zahnärztlichen Prothetik. 1
1.1 E inleitung .. . . ....... .. . . .... .. . .... ... . . ... ..... . . I
1.2 Hei lkunst und Kulturgeschichte ..... ... .. .. . .. . . . ... . .. I
1.3 Der kosmetisch-ästhetische Wert der Zähne in Ve rgangenheit
und Gegenwart ..... ..... .... . ... . ....... . . ...... .. . 4
1.4 Ernährung und Zahnverlust . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
1.5 Die Bedeutung archäologisch-prothetischer Fundobj ekte für
die medizinhistorische Forschung ... ..... . .. .. . . .... .. .. 8
1.6 Früheste archäologische Q ue llen zur Zahntechn ik aus Ägypten 8
1.7 Zahnersatz zur Zeit der Antike (Etrusker Phöniker, Griechen ,
Rönler) . . . ..... .. .. ....... . .... . ... . . ..... .... . .... 9
1.7. ] Etrusker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 10
1.7.2 Phöniker ............ . .. .. .. .... ....... . ... ......... 11
1.7.3 Griechen ...... .. . .. ....... . ... . ... . . .. . . .. ....... 12
1.7.4 Rönler .. .. ..... ...... .. ..... . ......... .. .. ..... .. 12
1.8 Zahnersatz vom Ende der Antike bis zum Ausgang des
Mittelalters .... . .. ..... .. .. . . .... . .. . ..... .. . ... . . . 13
1.9 Zahnersatz der Ne uzeit . . .. . ... . . . ... . . . .... . .. .. .. . . 15
4 Anamnese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 99
4.1 Ein leitu ng ....... ... .. .... ........... . .. .... .. .... 99
4.2 Erläuterungen zum Gesundheitsfragebogen ............ . 100
19 Abformung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 433
19.1 Konventionelle Abformung . . .... . ...... . .. . .... . ... . 433
19.1.1 Abformtechniken . ............... .. ... .. . . .. .. . .. . . 433
19.1.2 Einteilung der Abformmassen ....... . ......... . . . .. . . 434
19.1.3 Allgemeine Anforderungen an Abformmassen .... . .. .. .. 435
19.1.4 Eigenschaften und Einsatzbereich der Abformmassen ..... . 436
19.1.5 A bformlöffel. ... . . .. .. . .. . . . . .. . . .. ..... . . . .. ... . . 441
19.1.6 Desinfektion von Abfo rmungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 443
19.2 Digitale Abformung . .... . . ..... . . . .... ...... . ... ... 444
25 Kronen-Brücken-Prothetik:
Zahntechnische Arbeitsunterlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 563
25.1 Ei nleitung ... . .. . ... . ... .... .. . . . ... .. . .. .. ....... 563
25.2 Sägemodellherstellung ..... . ... . . . .. .. ... . .. .. ... . .. 563
25.2.1 Richtlinien zur Sägemodellherstellung . .. .... . . ... ... . . 563
25 .2.2 Lagerung und Vorbehandlung der A bformungen . . .. . .... . 564
25.2.3 Die Herstellung des Zahnkranzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 565
25.2.4 Der ModeJLsockel mit integriertem Magnetsplit-Cast . . . .. . 57 1
25.2.5 Segmentierung des Zahnkranzes ..... .... .. . . ... . .. . . . 574
25.2.6 Die Modellstumpfvorbereitung . .... ... . ... . .. . . .. . . .. 575
25.3 Sägeschnittmodelle mit Kunststoftbasis. . . . . . . . . . . . . . . . . 577
25.4 Di e flexible Zahnfleischmaske für das Arbeitsmodell . . .... 579
25.5 Die Herstellung eines individuellen Frontzahnführungstellers. 581
25.6 Das Aufwachsen von Zahnformen (Wax-u p) .. .. ...... . . . 583
.26 Kronen-Brücken-Prothetik:
Gestaltung und Herstellung von Gussteilen . .... . ...... 587
26.1 Einleitung .... ..... .. .... ...... .. . ...... . . .. . ... . . 587
26.2 Die Wachsmodellation . . .... ........ . ...... .. ..... .. 587
26.2. 1 Die äußere Kontur ....... . . . .... .. ........ .. . ... ... 588
26.2.2 Die Passgenauigkeit de Käppchens insgesamt . . . . . . . . . .. 588
26.2.3 Passgenauigke it im Randbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 590
26.3 Gerüstgestaltung fur die ve rblendete Restauration
(mit Keramik oder Kunststoff) ...... ..... .... ..... ... , 591
26.3 .1 Unterstützung der Keramik .. .... . .. ... . ............. 592
26.3.2 Stabi lität des Gerüsts .. . . .. .... . ... . . ............. . . 593
26.3.3 Gerüstgestaltung aus ästhetischer Sicht. . . . . . . . . . . . . . . .. 595
26.3.4 Konturierung im marginalen Bereich. . . . . . . . . . . . . . . . . .. 596
26.3.5 Zwischengliedgestaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 597
26.3.6 Lätverbindungsflächen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 599
26.3.7 Übergang vom Metall zu r Keramik .. . .... . . ... ... ..... 599
26.3.8 Gerüstgestaltung für die Kunststoffverblendung . . .. . .. .. . 601
26.4 Setzen der Gusskanäle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 602
26.4. 1 Syfon-Guss (Sch laufenguss) .... ... . .... . .. .... .. . .. . 603
26.4.2 Direktes Anstiften. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 603
26.4.3 Direktes A nstiften mit Extrareservoir . . ....... ... . ..... 604
XXIV
27 Kronen-Brücken-Prothetik:
Klin ischer und labortechnischer Ablauf.......... . .... 617
27.1 Einleitung .. . .......... . . .. . . . .... ... . .. ... .. . . ... 6 L7
27.2 Labor: Diagnostische Präparation . .. . . .. .. ...... . ... .. 617
27.3 Klinik : Farbauswahl, Präparation am Patienten . . . .... . ... 617
27.3.1 Z irku läre Stufenpräparation ., ... . . . ........... . . . . .. 619
27.3 .2 Zirku läre HohlkehLpräparation (Seitenzähne) .. . .. . ..... , 622
27 .3.3 Zirkuläre HohLkehlpräparation (Frontzähne) . ........ . . .. 623
27.3.4 Kontrolle der P räparation . .. .. . ........... . . . ... . ... 625
27.4 Klinik: Postpräparatorische Maßnahmen am Patienten ... . . 626
27.4.1 Abformung ..... . . ...... . . .. .. ........ . .. . ... . .... 626
27 .5 Labor: Modell herstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 630
27.6 Klinik: Gesichtsbogenübeltragung, Kieferrelationsbestimmung,
ModelLmontage .............. . .... .. . .. . . . . ...... , 630
27.7 Labor: Vom Gipsmodell zur Restauration . . .. .. . .. .. .... 631
27.8 Klinik: Gerüstanprobe . ... .. .............. . ... . ... . . 632
27.9 Die Verblendung von Gerüsten ................ . ... . . . . 635
27.9.1 Die keramische Verb lendung . . . ... . . . ...... . .. . ..... , 635
27.9.2 Die Kunststoffverb lendung .. . . ............. . . . .... . ' 640
27.10 Klinik: Rohbrandanprobe (Keramik) . . ...... . ..... . .... 642
27.1 0. 1 Allgemeines.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 642
27.10.2 Oberflächenkorrektur an der Keramik . . .... . ... . .. . .. .. 643
27 . ) 1 Labor/Kl inik: Fertigstell ung und Anprobe der Arbeit ... . .. 647
27.12 Klinik: Eingliederung der festsitzenden A rbeit ..... . . . . . . 648
27.12 .1 Vorgehen beim Zementieren mit Zinkoxid-Phosphat-Zement. 650
27.12.2 Vorgehen beim Zementieren mit 'o lasionomerzement (GIZ). 651
27. ) 2.3 Vorgehen bei adhä iver Befestigung .... . . .... . .. . .. . .. 652
29 Adhäsivprothetik:
Klinischer und labortechnischer Ablauf. . . . . . . . . . . . . .. 683
29.1 Klinik: Anamnese, Befundaufnabme, Situationsabformung,
Gesichtsbogenübertragung, KiefelTelationsbestimmung,
Diagnose, Planung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 683
29.2 Labor: Herstellung von Studien-modellen, Modellanalyse,
diagnostisches Wax-up ... . . ....... ..... . ...... . . .... 683
29.3 Klinik: Hygienephase, präprothetische Vorbehandlung,
Reevaluation der Vorbehandlung ....... ....... ...... . . 683
29.4 Labor: Diagnostische Präparation, diagnostisches Wax-up .. 684
29.5 Klinik: Präparation am Patienten ......... . . .. . ..... .. . 685
29.6 K Iin ik: Defini ti ve A bfonnung, Gesichtsbogenübertragung,
Kieferrelationsbestimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 688
29.7 Labor: Modellherstellung, Modellmontage im Artikulator .. 689
29.8 Labor: Technische Vorgehensmöglicbkeiten bei der
Herstellung von Adhäsivbrücken .. . ... . .............. 689
29.9 Labor: Modellation des Gerüsts in Wachs oder Kunststoff.. 690
29.10 Labor: E inbetten, Gießen, Ausarbeiten . . . . . . . . . . . . . . . .. 691
29.11 Kl inik: Gerüstanprobe und Farbauswahl .. . ...... . ..... . 692
29.12 Labor: Verblendung von Adhäsivbrücken . . . . . . . . . . . . . .. 693
29.13 Kl ini k: Anprobe der Verb lendung (Keramik:
Rohbrandanprobe) .. . ..... .. ........ . ... .... . .. ... .. 694
29.14 Labor: Fertigstellung . . . .. . .... ............. . .. .. .. . 694
29.15 Klinik: Anprobe der fertigen Arbeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 694
29.16 Konditionierung der Klebeflächen .. ...... . ...... ... ... 695
29.17 Klinik: E ingljederung von Adhäsivbrücken .. . . ... ....... 695
29.18 Klinik: Kontrolle und definiti ves Ausarbeiten der Ränder ... 697
29.19 Klinik: Nachsorge. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 697
29.20 Klinik: Wiederbefestigung von Adbäsivbrücken . . . . . . . . . . 698
29.21 Behandlungsablaufbei extra-kofOnalen Adhäsivverankerungen 699
29.22 Behandlungsablauf bei Veneers und Teilkronen .. .... .. .. . 700
Band 111
30 Einführung in die Teilprothetik ..................... 707
30.1 Ziele der Versorgung mit Teilprothesen . . . . . . . . . . . . . . . . . 707
30.2 Zahnverlust und seine Folgen ... ... ....... ... ......... 707
30.2.1 Epidemiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 707
30.2.2 Auswirkungen des teilweisen Zahnverlustes .. .... . .. ... . 707
30.3 Aufgaben von partiellem Zahnersatz ... ... ... ... ... .... 709
30.4 Die historische Entwicklung des partiell en Zahnersatzes ... 710
30.5 Einteil ung der Lückengebisse .. . ................. . . . .. 711
30.5 .1 Einteilung nach Kennedy . ........ . ... ... . . ... .. .... .. 711
30.5.2 Einteilung nach E ichner . .... . ............. .... . . . .. . 714
33 Modellgussprothetik:
Klinischer und labortechnischer Ablauf. ............. . 751
33 .1 E inleitung .... . .. .... .. .. ..... .. .......... ..... ... 75 1
33.2 Klinik: Vorbehandlung de Restgebisse .... . .. . . . .. .. . . 751
33 .2.1 Füllungstherapie ... ... . ... . .. . .... ..... . . .... ... . . 752
33.2.2 Präprothetische Parodontologie ... . .... ..... . . ..... ... 752
33.2.3 Ästhetische Überlegungen ... .. . .... . . ... . . . . ... . . . . . 752
33.3 Kl inik/Labor: Planung der Modellgussprothese . .. .... .. .. 753
33.4 Klini k: Präparation und Abformu ng .................. . . 753
33.5 Labor: Herste llung der Arbeitsmodell e und, sofern nötig,
Herstellung von Registrierschablonen ........ .. . . .... . . 754
33.6 Klin ik: Kieferrelationsbestimmung .. ........ . . . . .. .. . . 754
33.7 Labor: Aufstellen der Prothesenzähne in Wachs . . . . ...... 755
33.8 Klin ik: Anprobe der Wachsaufstellung .. . .. .. .. .. . .. . . .. 755
33.9 Klin ik: Komplettierung der Arbeitsunterlagen für das Labor 755
33 .10 Labor: Endgültige Vermessung und Gerüstherstellung . ... . 756
33 .11 Klin ik: Gerüstanprobe . . .. .. . .. ... ... .... ... .. . . . .. . 759
33 .12 Labor/Klin ik: Kompressionsabformung bei vorhandenen
Freiendsätteln (Altered-Cast-Technik) . ... ... .. . .. . .. . .. 760
33 .1 3 Klinik/Patient: Gesamteinprobe der Modellgussprothese . .. 76 L
33.14 Labor: Fertigstellung der Modell gussprothese . .. ... . .. . . . 761
33.15 Patienteninstruktion .... ... .... . ... . . .. . . . .. .... . ... 762
33.16 Nachsorge . .. . . ....... .. . ...... . ..... . . ... . . . .. . . . 762
36 Geschiebeprothetik: Doppel.kronensysteme-
Klinischer und labortechnischer Ablauf............... 803
36.1 Ei nleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 803
36.2 Planung . .. . ....... .. .. .. . . ........ . ... .. . . . ... . .. 803
36.3 Klinik: Präparation und Abformung der PfeiJerzähne . . ... . 805
XXVIII
38 Hybridprothetik:
Klinisches und labortechnisches Vorgehen . . . . . . . . . . .. 835
38. 1 K lin ik: Präparation der Pfeilerzähne und Abformung der
Wurzelkappen . .. . .. . .. ...... . .. . .. . .. . ............ 835
38.2 Labor: Herstellung der Wurzelstiftkappen und eines
individuellen Löffels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 836
38 .3 Klinik: Anprobe der Wurzelstiftkappen und Abformung .. .. 837
38.4 Labor: Herstellen der Meistermodelle und der
Registrierschablonen .. . . ..... ............... . ..... . 837
38.5 Klinik: Gesichtsbogenübertragungund intraorale Registriemng . 837
38 .6 Labor: E inartikulieren der Meistermode lle und
Zahnaufste llung in Wachs ........ ...... . . .. ........ . 837
38 .7 Kli nik: Anprobe(n) der Zähne in Wachs/Labor:
eventuelle Korrekturen . ...... .. .. .. . . . . ..... . ...... . 838
38.8 Labor: Verschlüsselung der Situation, Auswahl der
Verankerungselemente, Erste llung eines Einbettmassen-
modells, Anfertigung der Wachsmodell ation des Gerüsts ... 838
38.9 Kljnik: Anprobe der Wurzelstiftkappen und des Gerüsts .... 838
38.10 Labor: ZahnaufsteUung in Wach ..... .. .. . . . . .. ....... 838
38.11 Klinik: Wachsanprobe der Aufstellung/ Labor:
Fertigstellung in Kunststoff ........ .... ............ .. 839
38. 12 K lin ik: Anprobe der feltigen Arbeit, Einkleben der Matrizen,
E ingliederung der fertigen Arbeit ...... .. .... . . . . . . .. .. 839
38.1 3 K linik: Kontrolle; ach regi trierung ....... ...... .. .... 840
XXIX
42 Implantat-Werkstoffe......................... . .. . . 973
42.1 Anforderungen an Implantat-Werkstoffe ..... . . ...... .. . 974
42.1.1 Mechanische Eigenschaften .. .. ... .......... ... . . .. .. 974
42.1.2 Gewebeverträglichkeit ..... ..... . .... .... .. ... . ..... 974
42.2 Werkstoffe rur dentale Implantate ...... .. . .. . . . . ... .. . 974
42.2.1 Reintitan . .. . . ....... ......... ....... . .. . .. ... .... 975
42.2.2 Titanlegierungen . . . . .. . . .. . . .... . ..... . . . . .. ...... . 976
42.2.3 Z irkoniumdioxid. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 984
30.2.1 Epidemiologie
Die Mehrzahl zahn begrenzter Lücken i t durch Zahnverluste infolge
von Karies, Parodontalerkrankungen oder Traumata bedingt. Weitere
Ursachen für zahnbegrenzte Lücken sind Nichtan lagen (Hypodontie).
Im Durchschnitt fehlen jedem jungen Erwachsenen (35-44 Jahre) in
Deutschland 2 7 Zähne. In der Alterskohorte der jungen Erwachsenen sind
3,6 % mit einer Teilprothese versorgt bei 173 % liegt ein nicht versorgte ,
teilbezahntes Lückengebiss vor. Bei Senioren (65- 74 Jahre) tragen 28 1 %
eine herausnehmbare Teilprothese und nur noch 4 7 % wei en unversorgte
tei lbezahnte Gebisse auf (Micheelis und Schitfner 2006).
Sprache wiegen vor allem dann besonders schwer, wenn die Zahnverluste
im Bereich der Front-, Eckzähne und Prämolaren des Oberkiefers, mit
Kapitel 30 etwas gerülgerem Schweregrad auch im Unterkiefer, vorliegen. Patienten
bemerken die Lückenbildung und empfinden dadurch eine starke persön-
]iche und soziale Einschränkung. Die Störung der Phonetik macht sich
meist durch Lispeln (Sigmatismus) bemerkbar. Nicht selten gehen mit
Zahnverlust psychische Probleme einher.
Auf der Ebene des Organismus haben Verluste einzelner Zähne in vie-
len Fällen eine direkte Auswirkung auf die Position der Nachbarzähne
und Antagonisten. So können Nachbarzähne rotieren, wandern und!
oder kippen , ehemals antagonistische Zähne können elongieren. Diese
Positionsänderungen schlagen sich sekundär in Veränderungen der stati-
schen und dynamischen Okklusion nieder. Dadurch bedingt können ok-
klusale Frühkontakte und Gl.eithindernisse bei exzentrischen Unterkiefer-
bewegungen und eine erhöhte Attrition der betroffenen Zähne, eine
Traumatisierung und ein Umbau bzw. Abbau des ZahnhaJteapparats und
Zahn lockerung bis hin zu Zahnverlust mit folgendem Knochenabbau auf-
treten . Darüber hinaus können Unstimmigkeiten im dentalen Bereich mit-
verantwortlich fur das Auftreten von funktionellen Problemen im Bereich
von Kiefergelenk und Kaumuskulatur sein (vgl. Kap. 10). Treten weitere
Folgen auf, spricht man vom unkompensierten Gebissschaden.
Es gibt aber auch Fälle, in denen das Vorliegen eines Lückengebisses
nicht zu einer Ausweitung des vorhandenen Gebissschadens fuhrt. In
diesen Situationen kommt es nicht zu Störungen der Kaufunktion, der
Unterkieferbeweglichkeit oder der Sprachfunktion oder zu Destruktionen
des Parodonts. Stattdessen findet im Rahmen einer Adaptation ein funk-
tioneller Umbau statt; das Lückengebiss befindet sich in einem stabilen
Gleichgewicht. Solch ein kompen ierter Gebissschaden ist in der Regel nur
bei einzelnen Zahnverlusten zu erwarten, wobei die der Lücke benachbar-
ten Zähne in habitueller Interkuspidation durch ihre Antagonisten deutlich
fixiert sein müssen (Lehmann et a1. 2008).
Aber auch beim Fehlen sämtlicher Molaren kann der Schaden kompen-
siert sein. Bei einem kompensierten Gebissschaden i.s t die Frage berechtigt
ob Zahnersatz überhaupt indiziert ist, denn heute gilt als unbestritten, dass
aus funktionellen Gründen nicht injedem Lückengebis ein Zahnersatz an-
gefertigt werden muss (Batti tuzzi et a1. ] 99] , Brunner und Kundert ] 988).
Oft erfordern aber ästhetische Gründe die Anfertigung von Zahnersatz im
stabi len Lückengebiss.
In besondere, wenn alle Molaren fehlen, die Zahnreihe aber sonst ge-
schlossen ist, kann eine Prämolarenokklusion für den Patienten eine Option
sein, besonders dann, wenn keine prothetisch-rekonstruktjve Therapi.e ge-
wünscht wird. Man spricht in diesen Fällen vom Konzept der verkürzten
Zahnreihe (engl. shortened dental arch, SDA).
In vielen Fällen kommt es jedoch zu den zuvor genannten
Veränderungen und Folgen ; es liegt ein unkompensierter Gebis schaden
vor. Hier ist im Gegensatz zum kompensierten Gebissschaden eine pro-
thetische Therapie im Sinne einer künstlichen Kompen ation indiziert
und erforderlich.
Neben einem kompen ierten und unkompen ierten gibt es noch einen
sog. völligen Gebissschaden , der dadurch gekennzeichnet ist, dass eine
Aufgaben von partiellem Zahnersatz 709
weitere Schädigung nicht mög.li ch ist, weil bereit alle Zähne verloren
gegangen sind (vgl. Kapitel Totalprothetik) (Lehmann et al. 200 ).
Auch der Zustand de Zahnhalteapparats spielt im Lückengebi in Kapitel 30
nicht unbedeutende Rolle. I t da Parodont der Restzähne gesund ( ,pa-
rodontale Resistenz"), so treten Stellung änderungen dieser Zähn we-
niger chnell auf als bei einem erkrankten Zahnhalteapparat (chronische
Parodontitis, Zahnlockerung; "parodontale Insuffizienz") (Fröh lich 1959).
Eine vorliegende Parodontitis ist fast immer mit schlechter Mundhygiene
verbunden, und diese stellt einen prognostisch ungünstigen Faktor auch
für den Erfolg der prothetischen Therap ie dar. Daher muss auch die
Therapie mit abnehmbarem Teilzahnersatz immer in einem synopti ehen
Behandlungskonzept erfo lgen, so dass eine strukturierte Vorbehandlung
erfolgt.
Die Hauptprobleme bei der Kon truktion einer Te ilprothese betreffen zum
einen den Pfeilerzahn (Ausmaß seiner Beweglichkeit, Möglichkeit einer
Verankerung des Zahnersatzes an ihm) und zum anderen da Prothesenlager
(die dem Knochen aufliegende Schleimbaut und den Kieferknochen). Das
Prothesenlager weist eine zehnma l höhere Resi I ienz und Rückstellfahigkeit
(Viskoelastizität) auf, als ein Zahn mit physiologischer Beweglichkeit in-
trudierbar ist (Marxkors 2009). Aufgrund dessen ist eine starre körper-
liche Fassung von PfeiJerzähnen mit Klammerprothesen im Gegensatz
beispielsweise zu Zahnersatz, der über Doppelkronen verankert ist, häufig
nicht zu erreichen. Bartisruzzi et al. (1991) weisen daraufhin, dass die mög-
lichen negativen Folgen, die sich aus der Therapie mit einer Teilprothese
ergeben , in der Lehre zu wenig Beachtung finden. Viele Studien zeigen ,
da s durch die Inkorporation einer pal1iellen Prothese, auch wenn die e
richtig konstruiert wurde, Destruktionen hervorgerufen werden können.
Die möglichen Schäden beziehen sich sowohl auf Pfeiler- und
Nachbarzälme. Die ingliederung von Tei lprothesen fuhrt zu ei nem er-
höhten Level an Plaquebefall der Ankerzähne. Weiterhin treten gingivale
und parodontale Destruktionen auf. Pfeilerzähne in mit Teilprothesen ver-
710 Einfuhrung in die Teil prothetik
E in Zah nbogen gilt als verkürzt, wenn (neben dem We isheit zahn) min-
destens der zweite Molar fe hlt. Je nachdem, ob die Kennedy-Grundklassen
I bis III eine oder mehrere (für Klasse 111 : weitere) Schaltlücken aufwei-
sen, kann eine genauere Differenzierung in Unterabteil ungen vorgenom-
men werden, wobe i dies durch die arabischen Ziffern 1 bis 3 hinter der
jeweiligen römischen Ziffer angegeben wird (Abb. 30-1 abis d, 30-2a
bis d, 30-3a bis d, 30-4). Dabei ist zu beachten, dass der Übergang von
Unterklasse 2 zu Unterklasse 3 nicht präzise definiert ist, da sich unter
dem Begriff "nur noch geringer Restzahnbestand" jeder etwas anderes
vorstellt. Zur Klassifizierung eines Lückengebi ses in eine Kennedy-Klasse
I- IH schaut man zunächst, ob noch zweite (bzw. fa lls vorhanden, dritte)
Molaren vorhanden sind . 1st dies in beiden Kieferhälften der Fall, handelt
es sich unabhängig eventuell vorhandener zusätzlicher Lücken auf jeden
Fall um ei nen unterbrochenen Zahnbogen, also um eine Kennedy-K la sse
IH. Sind die genannten Molaren nur noch in einer K ieferhä lfte vo rhan-
712 Einführung in die Tei lprothetik
Kapitel 30
a b
c d
Abb.30-1 a Kel1neay-K las e I (Grundkl asse) : bil ateral verkü rzte Zahnreihe. b Kennedy-
Klasse 11 : bi latera l verkürzte Zahnreihe und ei ne Lücke. C Kennedy-Kl asse 12 : bilateral
verkürzte Zahnre ihe und mehrere Lücken. d Kennedy- Klasse 13: bila\.eral erkürzte
Za hnreih e be i nur noch geringem Re tzahnbestand.
C d
Abb.30-2 a Kennedy- Klasse 1I (G rundklasse): unilatera l verkürzte Zalmrei he. b
Kennedy-Klasse Ill: unilateral verkürzte Zahnre ihe und e ine Lücke. C Kennedy-Klasse
1f2 : unil atera l ve rkürzte Zahnrei he und mehrere Lücken. d Kel1nedy -Klasse 1r3: unilateral
ve rkürzte Zah nreihe bei nur noch geringem Re tzahnbe tand.
Eintei lung der Lückengebi se 713
Kapitel 30
c
Abb. 30-3 a Kennedy-Kla sse III (G rundklasse): durch ei ne Lücke unterbrochene Zahn-
reihe. b Kennedy-Klasse IIlI : durch zwe i Lücken unterbrochen Zahm"eihe. C Kennedy-
Klasse 1II2: durch mehrere Lücken unterbrochene Zahnreihe . d Kennedy-Klasse 1113 :
durch mehrere Lücke n unterbroch ene Za hnreihe bei nur noch geringem Re Izahnbe tand .
c
Abb.30-5 Eichner-Gru ppe A : an tagoni sti scher Kontakt in all en vier Stützzonen, aAl: b ide Kiefer vo llbezahnt, einzel-
ne Zähne ge chädigt, aber wieder aufbaufahig, b A 2: ein Kiefer vollbezahnt, ei n Kiefer mit zahnbegrenzt n Lücken.
c A 3: beide Kie fer mit Lücken , vo lle Ab tLitzung in v ier Stützzonen.
Kapitel 30
a b
c d
Abb.30-6 Eichner-Gruppe B: antagonisti eher Kontakt nicht in allen vier tützzo nen .
aBI : nur in drei tützzo n n antagoni sti eher Kontakt. b B 2: nur in zwei Stii tzzonen
antago ni sti scher Kon takt. c B 3 : nur in einer Stülzzone anlag ni Sli scher Kontakt. d B 4:
antagoni tischer Kontakt nur außerhalb der Slützzonen (i m Frontbereich).
a b c
Abb.30-7 Eichner-Gruppe C: kein antagoni sti scher Kontakt. a C I: Restzähne in beiden Ki efem ohne antagonisti ehen
Kontakt. b C 2: ein Kiefer unbezahnt, Restzähne im anderen Kiefer. C C 3: beide Kiefer unbezallnt.
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I
719
31 Gestaltung, Konstruktion
und technische Aspekte von
Teilprothesen
Kapitel 31
31.1 Einleitung
Bei herausnehmbarem Zahnersatz unterscheidet man Prothesen, die al -
lein durch Adhäsion (Teilprothesen ohne Verankerungselemente) oder/
und Ventil funkt ion ihren Halt am Kiefer finden (Totalprothe en) und sol-
che, die durch Halteelemente am Restgebiss retiniert sind (Teilprothesen,
Hybridprothesen). Bei den Halteelementen von Teilprothesen handelt es
sich entweder um (1) Klammem oder (2) in Kronen oder Zwischenglieder
integrierte Geschiebe, oder um (3) Doppelkronen, die am Restgebi s
Verankerung finden.
(Einte ilung der partiellen Prothesen nach der Art des Lückengebisses)
Bei einer Verkürzung der Zahnreihen (Kennedy-Klassen I und 11) kom-
men Freiendprothesen (Verlängerungsprothesen) zum Einsatz. Durch die
Freiendsättel dieser Prothesen wird die Zahnreihe verlängelt. Je nachdem,
ob der Zahnbogen nur an einer oder an beiden Seiten verkürzt ist, unter-
scheidet man einseitige von doppelseitigen Verlängerungsprothesen. Bei
Unterbrechungen der Zahnreihen (Kennedy-Klasse 1I l) sind Schaltprothesen
indiziert. Die Schaltsättel können je nach Re tzahnbestand ein- oder dop-
pelseitig vorhanden sein. Durch sie wird der unterbrochene Zahnbogen
geschlossen. Die bei Unterbrech ungen in der front hergestellten Prothesen
werden zum Teil besonders benannt und auch als Sch li eßungsprothesen be-
zeichnet. In Kombinationsfällen (verkürzte und unterbrochene Zahnreihe)
kommen Kombinationsprothesen (Scha lt-freiend-Prothesen) zum Einsatz.
Kapite] 31
/
Je weiter mesial der Prothe ensattel belastet wird umso mehr Kaudruck
wird auf den oder die Pfeilerzähne weitergeleitet; je weiter distal die
Belastung stattfindet, desto mehr Kaudruck wird auf Schleimhaut und
Kieferknochen übertragen. Daraus folgt, dass die Belastbarkeit des Sattels
einer parodontal-tegumental gelagerten Freiendprothese nach distal hin
abnimmt. Um eine größtmögliche Velteilung des Kaudrucks auf die zahn-
losen Kieferpartien zu erreichen, sollte der hintere Prothesenbereich distal
auf alle belastbaren Kieferabschnitte extendiert werden (Schneeschuh-
Prinzip). Belastbare Abschnitte sind in der Regel alle Kieferanteile, die
von befestigter Mukosa bedeckt sind.
Bezüglich der parodontalen Abstützung von Freiendprothesen stehen
theoretisch drei Möglichkeiten offen (Hohmann und Hielscher 1989):
• Sattel nahe Abstützung wie beim rein parodontal gelagerten Zahnersatz,
d. h. Abstützung auf der sattelzugekehrten Seite des distalen Pfeilerzahn .
Diese Abstützungsmöglichkeit fühlt vor allem bei bilateralen Freiend-
situationen nach Belastung der zahntragenden Sättel zu einer größeren
Rotation des Zahnersatzes um dieAuflage als bei satte Iferner Abstützung.
Die Distalkippung und EinsenJ...'Ung des Prothesensattel ist umso deutli-
cher ausgeprägt, je kürzer der Freiendsattel gestaltet ist. Die Folgen kön-
nen eine verstärkte Einlagenlllg des Zahnersatzes in die Schleimhaut und
beschleunigter Knochenabbau in diesem Bereich ein. Gleichzeitig kann
es zu Irritation und Knochenabbau im distalen Bereich des Parodont
der Pfeilerzähne kommen. Dabei kann der endständige Pfeilerzahn an
Beweglichkeit zunehmen und nach distal kippen.
• Sattelfeme Abstützung auf der sattelabgekehrten Seite des a11 die zah n-
losen Kieferteile angrenzenden Pfeilerzahns, d. h. bei Freiendprothesen
mesial am endständigen Pfeilerzahn (satteloffene Klammergestaltung).
Diese Abstützungsart führt bei Freiendprothesen zu einer indirekten
Verlängerung des Freiendsattels nach mesial, was sich für die Statik
der Teilprothese günstig auswirkt. Eine E insenkung des Zahnersatze
findet zwar noch statt aber in geringerem Ausmaß als bei att Inaher
Abstützung.
• SattelfemeAbstützung auf einem sattelfernen Zahn am Restgebiss. Die
Einsenkung der Prothesen durch Rotation um die Klammerauflage bei
722 Gestaltung, Konstruktion und technische Aspekte von Teilprothesen
Kapitel 31
Belastung ist nun noch geringer und ist umso gleichmäßiger, je länger
der Sattel gestaltet wurde. Als Nachteil ist jedoch zu werten, dass bei
einer solchen sattelfern enAbstützung der Kaudr uck in größerem Maße
auf die Sch leim haut als auf den Zahnhalteapparat weitergeleitet wird.
Kapitel 31
\
,
a b
C3 d
•
Ab b.31-4 Eintei lu ng nach SteJJel.
auf eine große Sch leimhautfläche auftreffen und sich so auf eine große
Fläche verteilen. Dadurch werden die zahnlosen Kieferanteile weniger
belastet; eine Druckatrophie findet in geringerem Ausmaß statt. Hier
kommt das sog. Schneeschuhprinzip zum Tragen: Über einer mit tiefem
Schnee bedeckten Oberfläche sinkt man mit speziellen, breiten Schuhen
Kapitel 31 (sog. Schneeschuhen) weniger tief ein als z. B. mit Stöckelschuhen.
• Im Oberkiefer soll das Tuber maxillae, im Unterkiefer das Trigonum re-
tromolare mitüberdeckt sein. Im Unterkiefer soll der Kunststoff lingual
die Linea mylohyoidea umfassen , wobei die Bewegungsamplitude des
Mundbodens die Länge limitieli.
• Die vestibulären Flächen der Prothesen sollen Wangenkontakt aufwei-
sen.
• Die zahntragenden Sattelteile dürfen trotz der in 1. genannten Prinzipien
weder die Zunge noch die Kaumuskulatur behindern. Im Bereich von
Wangen bändern müssen in die Prothese entsprechende Passagen einge-
schl iffen werden ("muskelgriffige" Gestaltung wie bei Totalprothesen).
• Um eine unerwünschte Kaudruckbelastung im distalen Drittel des
Freiendsattels zu vermeiden, sollte, wem1 möglich, auf die Aufstellung
eines zwe iten Molaren verzichtet werden. Fall s notwendig (z. B. bei
vorhandenem zweiten Molaren im Oberkiefer bei Gefahr der Elongation
desselben), kann der 7er durch einen Prämolaren ersetzt werden.
• U ni- und bilaterale Freiendprothesen sollten sattelfern auf der sattel-
abgekehrten Seite des endständigen Pfeilerzahns abgestützt werden;
Schaltprothesen sollen eine sattelnahe Abstützung aufweisen .
• Um die nach Zahnverlust eintretende Resorption des Kieferkamms im
Rahmen der Nachsorge durch entsprechende Unterftitterungen aus-
gleichen zu können , müssen die Sättel unterfiitterbar gestaltet werden.
]n diesem Zusammenhang ist zu beachten dass ein gewisses Ausmaß
einer Druckbelastung der Schleimhaut durch den Prothesensattel
gewünscht wird, da nicht belastete Kieferabschnitte im Sinne ei-
ner Inaktivitätsatrophie einern verstärkten Abbau unterworfen sind.
Andererseits fuhrt aber auch ein zu starker Druck, w ie er typischer-
weise in Form von kleinflächigen Druckzonen bei pas ungenauen
Prothes n ätteln vorkommt, zu einem von Individuum zu Individuum
unterschiedlich stark ausgeprägten beschleunigten Knochenabbau
(Marxkors 2009) (Abb. 31-5). Dies unterstreicht di Notwendigkeit
regelmäßiger Kontrollen und Unterfütterungen.
• Eine optimal eingeschliffene tatische und dynamische Okklusion
w irkt sich auf Funktion, Passung und Tragekomfort der Teilprothese
vorteilhaft au und ermöglicht eine atraumatische Belastung des
Prothe enlagers (geringerer Knochenabbau).
• Teilprothesen sollen parodontalfreundlich gestaltet werden. Plaque-
retentive Nischen müssen so weit w ie möglich eliminiert werden. Dem
Patienten muss die Durchführung optimaler Mundhygienemaßnahmen
möglich sein. Die eingesetzte Teilprothese sollte die Reinigung be-
timmter Zahnflächen erleichtern (Gestaltung von Führungsflächen zur
Reinigung mit Interdentalbürstchen) (Marxkors 2009) .
Ic::
o
Z usammenhang zwischen ~
Knochenabbau und dem
auf die Schleimhaut bzw.
den Knochen au geübten
Druck. Druck [F/ mm 2]
Verankerungselemente
kleiner Verbinder
großer Verbi nder
zahntragende
atte ltei le
damit unterfütterbar gestaltet und sollte auf der Mitte des Kieferkamms lie-
gen. Aus parodontalen und ästhetischen Gründen können bei Schaltlücken
und Freiendsituationen die den Pfeilerzähnen benachbal1en künstlichen
Kaueinheiten in Form sattelfreier und mit dem Prothesenkörper verbunde-
ner Brückenglieder (sog. Pontics) zur Anwendung kommen (Brunner und
Kapite131 Kundert 1988).
Für den Ersatz der Zähne bzw. der Kaufiäche kommen drei Materialien
zur Anwendung:
• Kunststoff
• Keramik
• Metall
Kapitel 31
a b c
Abb.31-]O Lingualbüge l im Profil. a hochgestellt; b chräggestellt; c horizontal.
Gestaltung des Bügels können auch 3 111m ausreichend sein. Reicht der
Platz nicht aus, so kann eine Verbreiterung der lingualen angewachsenen
Gingiva mit Hilfe eines freien Schleimhauttransplantats notwendig sein.
Bei Freiendprothesen ist ein Abstand zwischen Bügel und Schleimhaut
von 0,2 bis maximal 0,7 mm notwendig, um eine Traul11atisierung der
Schleimhaut durch die bei Belastung der Prothesensättel auftretenden
Bewegungen (Rotationen) des Bügels zu vermeiden. Wichtig ist, dass der
Lingualbügel die Zungenfunktion nicht beeinträchtigt. Dies muss schon
bei der Herstellung und Anprobe des Abformlöffels berücksichtigt werden.
Darüber hinaus sind Funktionsbewegungen der Zunge (herausstrecken) bei
der Abformung des Unterkiefers unbedingt notwendig.
31.4.4 Verankerungselemente
Verankerungselemente dienen der lösbaren Verankerung des Prothesen-
körpers an den Pfeilerzähnen. Sie besitzen fünf Funktionen:
• Haltefunktion (Retentionsfunktion). Durch die VerankerungseJemente
muss die Prothese gegen einwirkende Kräfte in ihrer Lage gesichert
werden. Diese Kräfte können untergliedert werden in vertikal gerichtete
Zugkräfte, veltikale Druckluäfte (Kaudruck) und horizontal gerich-
~---- - - -
Konstruktio n - und Gestaltungs prinzipien für Teilprothesen 729
Abb.31-11 Als Sllitzlinie wird die Verbindun g zwe ier Abb.3L-12 Pa rodontales Stü tz le id oder Ab tützungs-
okklu sa ler Aufl agen ein er Modeltg ussprothese bezeichnet. polygon.
A bb .31-13 Hebelarm (H) und Widerstandsarm (W) bei Abb.35-14 Hebel- und Wider tand arm bei bi latera lem
fronta ler Schaltlücke. B ei vo rhandenem Se itenzahnbesta nd F reiende. Je stärker das Fre iende au geprägt i l , d. h. j e
wird e in langer Widerstandsarm erzielt, während der mehr Zähne im posleri oren Bereich verloren gegangen
Hebelarm nur gerin g au sgeprägt i t. Gra u: Er atzzähne. ind, um 0 länger wi rd der Hebelarm und um 0 kü rze r der
Wider tand anno Grau: Er atzzä hn e.
Abb.31 -11 Als tützlini e wird die Verbindun g zwe ier Abb. TI-12 ParodoJ1tales Stützfeld oder Ab tützungs-
okklusa ler Auflagen einer Modellgussprothe e bezeichnet. polygon .
~------- -- -- --
Konstruktion - und Gesta ltungsprinzipien fuf Teilprothe en 731
Abb.31-13 Hebelarm ( H) und Widerstandsarm (W) bei Abb.35-14 Hebel- und Widerstand arm bei bilatera lem
(-r onta ler cbaltlücke. Be i orhandenem Seitenzahnbestaod Freiende. Je stärker das Freiende au ge prägt ist, d. h. j e
wi rd ein langer Wider taodsarm erz ielt, während der mehr Zähne im posteri oren Bereich verloren gegangen
Hebe larm nur gering au geprägt i t. Grau: Er atzzähne. ind, um 0 länger wird der He belarm und um 0 kürzer der
Wider land arm. Grau: Er atzzähne .
---------- ,
- - - - - -" ,
\ \
Kapitel 31
Abb.31-15 Das Prinzip
der Rotation prothese.
,, Startposition beim
, Eingliedern.
Abb.3]-16 Rotation -
prothese eingegliedert.
Pontie
KapHe) 31
A bb. 3J-17 Die e
Modell gussgerüst wird
fiir ein Pomie des ersten
Prothesenzahn es gestaltet.
.... --. . -
Für die Planung der zu ersetzenden Zähne und die darauf abgestimmte
Gerüstgestaltung der Tei lprothese sind folgende Überlegungen bedeutsam:
• Wenn am Restgebiss lange klinische Zahnkronen vorhanden sind, soll-
ten die e an den Prothesenzäh nen reprodu ziert werden.
• lnw ieweit würde eine Kunststoffbasis die klin ische Zahnkrone an der
Prothese verkürzen? Kapitel3!
• Wie groß ist das Platzangebot für eine Gerü tretention?
• Liegt der Übergang von Sattelbasis zu Kieferkamm im sichtbaren
Bereich?
• Kann der zu ersetzende Zahn vorgefertigt verwendet werden oder mu
ein Gerü t (Retention) individuell verb lendet werden?
All diese Aspekte sind in der Planungsphase mit Hilfe der Situation modelle
u nd einer diagnostischen Zahnaufstellungin Wachs zu klären. Die
Gerüstge taLtung der Teilprothese erfolgt entsprechend der Stellung und
Größe der zu ersetzenden Zähne und nicht umgekehrt. Nur durch diese
Vo rgehensweise lässt sich das Gerüst der Zahnsituation individ uell anpas-
en und ästhetisch und hygienisch optimal gesta lten.
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737
32 Einführung in die
Modellgussprothetik
Der Retentionsann liegt in der Endposition mit sei nem elastischen Ende
in den un ter sich gehenden Bezirken des Zahns und wi rkt auf diese
Weise auftretenden Zugkräften entgegen. Die den Za hn in Bezug der
Ei nschubrichtung (gemeinsame Ei nschub ri chtu ng all er Pfei lerzähne
738 Einführ ung in die Modellgussprothetik
Retentionsarm - - - ---I-
Klal11merauflage ---~,.....-lor---,L-
" .... - r -
, -
IV ',, 111
, ,
,,
I
Abb.32-2 Einteil ung eines Klaml11 rzahn Abb. 32-3 Verlauf de Ret ntion sarl11s
in vier Quadranten. ein er E- Klal11l11er.
Kapitel 32
Abb. 32-4 Verlauf de Ober- und Unter- Abb. 32-5 Lage des Führungsarms einer
arm s einer handgebogenen Drahtklammer. Gussklammer bei m Ein- und Au gliedern
e ine r Einstückg ussprolhese.
I
I
('.
I
I
I
I
, I /;
~./
Abb. 32-6 Präparation der Kl ammer-
auflage in einem leicht spitzen Winkel zur I
Zahnachse. I
.a
Abb. 32-9 Verlaufsmöglichkeiten einer E-Klammer: a sattelwärts offen b sattelwärts
gech lossen.
Abb.32-10 a Bonwill-
Klammer. b Modifi zie rte
BOllwill-Klammer: Verbin-
dung einer E-Klammer
mit ei ner G-Klammer, als
Alternative zu e iner klassi-
schen BOllwill-Klammer (m
= mesial, d = di tal). Der
linguale Klammerarm der
di laI en Klammer ist auch
kleiner Verbinder der me ia l
gelegenen Klammer. b
wärts geschlossen verläuft (Verlauf von distal nach mesial , Indikation bei
Schaltprothe en) (Abb. 32-9). Häufig weisen E-Klammern eine zusätzliche
Auflage auf, durch die eine weitere okklusaleAbstützung erreicht wird. Mit
Hilfe von Bonwill-Klammern lässt sich eine besonders gute Retention erzie-
len. Sie sind im vollbezahnten Seitenzalmbereich (frontale Unterbrechung)
und bei unilatera ler Verkürzung der Zahn bögen indiziert (Abb. 32-lOa).
Von der parodontalhygienischen und ästhetischen Seite her ist zur
Verankerung von Freiendsätteln anstelle einer Bonwill-Klammer eine
Verbindung aus einer E-Klammer und einer G-Klammer als günstiger an-
zusehen (modifizierte Bonwill- Klammer) (Abb. 32-lOb).
Bei Freiendsituationen stellen G-Klammern oder Back-Action-
Klammern eine Alternative zur E-Klammer dar. E ine G-Klamnler gelangt
742 Einfuluung in die Modellgussprothetik
Kapitel 32
von distal über einen attelnahen Verb inder an die Distalfläche des endstän-
di gen Pfeilerzahnes, wo ie ihre Klammerschul ter hat. Von dort verläuft der
starre Klammerarm oralwärts nach mesial; an diesem Fülu'ungsann wird die
mesial liegende Klammerauflage angebracht die die sattelferne Abstützung
gewährleistet. Der Retentionsann verlä uft von d r Klanm1er chulter aus an
der Vestibulärfläche, wobei di e Klammerspitze dem Sattel abgewendet ist
und in Richtung des mesialen Approximalrau ms zeigt (Abb. 32-11). Sie hat
gegenüber der E-Klammer mit zwei Auflagen (di tal und mesial) ästhetische
VOIieile, da der bukkale Klammerv rlauf weniger sichtbar ist, weist aber
eine geringere Retentions- und Kipprne iderfunktion auf. Die Back-Action-
Klam mer unterscheidet sich von der G-Klammer durch den an der mesialen
Auflage angebrachten sattelfernen klein n Verbinder (Abb. 32-1 2).
Ein weiterer Klammertyp im Seitenzahnber ich ist die bei einzeln
stehenden, gekippten , endständigen Molaren ( chaltlücke) indizierte
(offene) Ringklammer (A bb. 32-8). Der au d m atte l hervorgehende
Klammerstiel endet in ei ner satte lnahen (mesialen) Auflage. Von dieser
fiihrt der stan e Klammerarm zu einer sattelfernen (di ta len) Auflage, von
der der Retention arm abg ht, der mit seiner Klamnl erspitze wiederum
sattelnah endet. Der Vorte il der Ringklammer liegt in einer körperlic hen
Fassung des Za hns. lhr Retentionswelt ist all erdi ng g ring.
1m Frontzahnbereich ist die E-K lammer die G u k lamme r der Wahl.
Sie be itzt in der Reg I eine m sia l und ine di ta le mu ldenförm ige
Inzisalauflage. A us Gründen der Stabi lität wird der Führung arm häufig
bi s auf die Approx imalfläch , die der (Haupt-) Auflage gegenüberliegt
geführt, wo sie ebenfa ll s aufliegt (Abb. 32- ] 3). Diese zusätzliche Auflage
w ird auch als Anschlag oder Kralle bezeichnet. Will man aus ästheti ehen
Gründen auf die Kral le des Führungsarms verzichten, kann im Bereich des
Tuberku lums oder des lingualen Kronenabhangs zusätzlich eine mulden-
förm ige oder eine kerbenförmige bzw. balkonförmige Auflage eingeschlif-
fen we rden (Brunner und Kundert 1988) (Abb. 32- 14).
Klammerformen wie Gabel- oder Greiferklammern (Abb. 32-15 und
32-16) oder die verschiedenen Typen der Roach-Klammern (Abb. 32-17)
weisen gegenüber der E-Klammer entscheidende Nachteile auf (geringere
Retention bzw. Stabilität- parodonta l ungünstigerer Verlauf), so dass auf sie
verzichtet werden so llte .
-- --
-- -- ---- --- --
Empfohlene Gussklammerformen 743
Kap itel 32
b
Ab b.32-13 E-Klammer im Frontzahnbere ich. a von palatinal; b von fronta l.
o
( , -'"
I
Abb.32-14 Präparatio n von Auflagen für die Anlage von Gu klammern Abb.32-15 Gabelk lammer.
an Frontzähnen. a muldenförmige AufIagenpräparation; b kerben- oder
bai konföfm ige A uflagepräpararion .
a
Abb.32-16 Greiferklamme r. a vo n labia l; b von lingual. Abb. 32-17 Roach- Klal11l11er.
744 Einführung in die Modellgussprotheti\(,,
Für die dafür verwendeten Legierungen bedeutet das, dass sie einen au-
ßerordentl ichen Widerstand gegen mechani che Bela tungen und ge-
gen Korrosion besitzen ollen. Diese Kombination von notwendigen
Eigenschaften ist am besten bei den CoCr-Legierungen gegeben.
Werkstoff
----~~---~;€--------~----=-~~~~--------
Werkstoffkundliche Aspekte 745
32.5.5 Titan
Muss aus klinischen Gründen (z. B. Allergiepatienten) ein anderes Metall
gewähl t werden, so ist Titan nach ei ner guten CoCr-Legierung die beste
Wahl. Hinsichtlich mechani eher Festigkit und Korrosionsresistenz ist
Tita n den Edelmeta ll legierungen ebenbürtig, hinsichtlich Biokompatibilität
wegen der ausgezeichn ten Verträglichkeit sogar noch überlegen. Die ge-
genüber CoCr- Legierungen geringere Festigkeit kann durch eine etwas
stärkere Dimensionierung wie beschrieben ausgeglichen werden. Da Titan
eine sehr geringe Dichte von nur 4 5 glcm 3 besitzt (Tab. 32-1 ), fallt diese
etwas massivere Gestaltung nicht ins Gewicht. Im Gegenteil: Eine gleich-
wertige Modellgu sprothese au Titan w iegt etwa nur halb so viel wie die
entsprechende Prothese aus einer Kobalt-Chrom-Molybdän-Legierung.
M it Edelmetallleg ierungen mit Dichten von mi ndestens 11 ,3 g/cm 3 für
Pd- Legierungen bis hin zu 18,5 g/cm 3 für Hochgoldlegierungen könnte bei
der notwendigen massiveren Gestaltung das zwei- bis dreifache Gewicht
gegen über einer gleichwertigen oCr-Modellgus prothe e auftreten. Die
geringe Wärmeleitfahigkeit des Titans (Tab. 32-1) die noch weit unter der
vo n CoCr-Legierungen li egt, i t ein weiter r Grund, diesem MetaJl den
Vorzug gegenüber einer Edelmetalllegierung zu geben. Gerade bei großflä-
chigen Konstruktionen i t die Wärmedämpfung bei h ißen und bei kalten
inflüs en für den Patienten angenehm.
Bei der Titanl egierung Ti6A l7Nb dagegen li egt die Dehngrenze
noch höher als bei CoCr-Legierungen, so dass ein Retentionsverlust
der Klammern weniger wa hrscheinlich ist als bei CoCr-Legierungen.
Der Elastizitätsmodu l ist mit 115 OPa allerdings deutlich niedriger als
bei CoCr-Legierungen, weshalb di e Steifigkeit eines Gerüstes aus der
Titanlegierung geringer i t als bei Y, rwendung einer CoCr-Legierung was
bei der ModeJlation der Gerüste berück ichtigt werden mu . Eine verglei-
chende klinische Studie mit CoCr- und Ti6A17N b-Gerüsten ze igte, dass
di e Titanlegierung Ti6A17Nb als Gerüstmaterial einer Teilprothese von
den Patienten wie den Behandlern als gleichwertig zur CoCr-Legierung
angesehen wird. Objektiv wurden keine materialtechni ehe Unterschiede
Langzeitresultate 747
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751
33 Modellgussprothetik: Klinischer
und labortechnischer Ablauf
33.1 Einleitung
ModeUgussprothesen stellen im Vergleich zu anderen Formen des
herausnehmbaren Zahnersatzes eine Alternative dar, bei der der Behand- Kapitel 33
lung aufwand in der Regel geringer ist. Daher 1st diese Methode auch
ko tengünstig. Dies bedeutet allerd ings nicht, dass es sich hierbei um
eine Art Schnellversorgung handelt, bei der das in Kapitel 3 dargestellte
B . handlungskonzept nicbt gIlt. Da praktische Vorgehen bei der Versorgung
mit Modellgussprothesen folgt daher dem stufenweisen Vorgehe n inner-
halb des synoptischen Konzeptes und kann in drei Behandlungsabschnitte
untergliedert werden, die einen gleich hohen Stell enwert besitzen:
• Adäquate Vorbehandlung des Restgebisses
• Planung, Herstellung und E ingl iederung der Modellgussprotbese
• achsorge
33.2.1 Füllungstherapie
ufgrund der gut n unktion der Schmelzätztechnik und der Dentinadhäsi
i t es bei okklu alen und approximalen kariö en Lä ionen bzw. Fü llung n
heute adäquat ine adhä iv befestigte Kom.po itfullung (ohne Unterfiillung)
defektorienti rt z u I gen und d ie Auflage darin zu präparieren. Wichtig
i t allerding da dabei kein Dentin freige legt w ird und eine mjnimale
Kompo itschicht am Ka tenboden verbleibt. Werden Amalgamfüllung n
auf pro pektiven Klammerzähnen herge teUt, so ist da rauf zu achten da
im Bereich d r päteren Lage der Klammerauflage die Unterfü llung flach
Kapitel 33 ge taltet wird. Di Ama lgamfull ung muss so weit ausgedehnt werden, da
sich nach d . r Präparation der A uflage zw ischen der präparierten Mulde und
der un er ehrten Zahnoberfläche eine Amalgamschicht von mindestens 1.5
bi 2 mm Breite befindet.
bb .. 33-3 u~ uchen Vo n In frawö lbungen (unterha lb der Abb. 33-4 Einzeichnen des prothetischen Äquators mit
ge tri helten Linie).
einer im Parallelometerstab befind li chen Graphitmine.
a
Abb. 33-5 Me täbe im Me s- Abb. 33-6 Be timmung der Ei ndringdi Slanz. a Theorie: I Eindringdi tanz, 2 . .
y tern nach ey. Eindringtiefe; b Praxi . Der R tenlionsarm einer E-Klal11mer verläuft vom I. dIrekt
in den I . Quadranten.
Kapitel 33
den Zähnen alle unter ichgehenden Stellen an denen der Modellgu nicht
retentiv wirken 011 (z. B. in den Bereichen des kleinen Verbinder) mit
Wach ausgeblockt. Auf die zahn losen Kieferkämme (Unterlegwach 04
bis 0 6 mrn) und ntlang des geplanten Verlaufs des späteren Lingualbügel
(UnterI gwach 0,2 bi 0,7 mm) wjrd eine dünne Wachsschicht aufgetragen .
. nter großen Verbindern im Oberkiefer (Palatinalbänder, Gaumenplatten
wird an den Rändern eine feine halbrunde Radierung (ca. 0,5 mm ti f) auf
dem Meistermodell vorgenommen. Die e Radierung w ird später in Metall
wiedergeg ben und dient zur Verstärkung der Ränder und zum dichten
Abschlu am Gaumen. Im Bereich der Sättel on Freiendprothesen wer-
den kleine Sattel topps im Unterlegwachs ausgespart. An die en definierten
Stellen liegt da Gerüst später dem Kieferkamm direkt auf, während der
Hauptanteil des Gerü t unterfütterbar und omit basal von Kunst toff
bedeckt ist Das veränderte Meistermodell wird mit Silikonen dubliert, um
ein Duplikatmodell aus einer feuerfesten Einbettrnasse herzustellen. Da
o rMo-Legierungen erst bei ca. 1300 bis 1600° C schmelzen, sich Gjp
aber bereits bei rund 1200° C zersetzt, i teine gipsfreie, chri stobalitgebun-
dene Ei nbettrnas e zu verwenden . A uf diesem feuerfe ten Arbeitsmod U
wird mit Hilfe von fabrikmäßig orgefertigten Wachsprofilen da Gerü t
model1iert (Marine llo und Flury ) 984; Spiekermann und GründleI' 19 3)
m die Klammerposition des Wachsprofils am Zahn an die glei-
he Position zu platzieren wie am vermessenen Meistermodell ist die
Ein chubrichtung des Gipsmodell auf das E inbettmassenmodel1 zu üb r-
tragen. Dies ge chieht mittels speziell dafür hergestellter Anschläge die
mit Hilfe des Parallelometer an da Meistermodell mit Wachs fixi rt
und pät r durch die Dubliermas e in das E inbettrnassenmodel1 über-
tragen werden. Die er geschaffene An ch lag im Einbettmassenrnodell
ermögl icht da Wiederausrichten de Einbettmas enmodells auf dem
ModeLlti ch zum Zwecke d r endgültigen Verme ung und Markierung
der Klammerpo iti nen für die Wachsprofile am Duplikatmodell. E ine
weiter Möglichkeit die vermesse ne Klammerposition arn MeistermodeIl
auf da Einbettma emodel1 zu übertragen kann durch eine or dem
Dublieren angebrachte Markierung, z. B. mit Wachs in Fonn einer Stufe
am Meistermodell , durchgeführt werden.
an der Ba i mitte 0, bi °
Die tärke de großen Verbinders oll im Randbereich 0,3 bis 0,4 mm
9 mm betragen. in anderer Ge icht punkt
für die G rü tmodellation ist di e Berücksichtigung de Gegenkiefers zum
E inb ttma enmodelJ. Es gibt klinische Situationen, bei denen es wlin-
chenswert ist, da .. inbettmassenmodeU im Artikulator einzu tellen. Di
~----~~~~-
Klinik: Gerü tanprobe 759
Die I tzten beiden Punkte können meistens nicht genau überprüft werden,
da das E inbettmassenmodell meistens nicht montiert ist.
ach Abschluss der Kontrollen wird die Wachsmodellation mit den
Gusskanälen versehen und in ein ringloses Muffelsystem eingebettet.
Wie beim Goldguss erfolgen nun das Auswachsen, das Vorwärmen der
Muffel und schließlich der Metallguss. Nachdem das in der Muffel be-
findliche Gerüst auf Z immertemperatur abgeküh lt ist und au gebettet
w urde, w ird das Gerüst mit einern Sandstrah lgerät von noch vorha ndener
E inbettmasse und seiner Oxidschicht befreit. Die Gusskanäle werden ab-
getrennt und ihre Ansätze am Gerüst verschliffen. Hierauf erfolgt er t-
mals die Feinaufpassung auf das MeistemlOde ll. Die Politur des Gerüsts
chließt ich an (elektrogalvanisches Glanzbad, Gummiräder, Bürstchen)
Marinello und Flury 1984a) .
al her d ~ Sättel mit Gips unterfüttert. Um einen guten Verbund des Gipses
mit d m Restmodell zu erreichen, werden Retentionsk, rben angelegt und
da Modell wird vor dem Unterfüttern gewässert. Nachdem Abbinden des
ergänzten Gipses werden Wachsmanschette und Gerüst entfernt. Ergebnis
der Proz dU! ist ein Sekundärmodell ("altered cast" [angepa stes, geän-
derte ModellD, das die Freiendsättel in leicht komprimiertem Zustand
optimal wiedergibt. Die bereits im Vorfeld hergestellte und einprobierte
Zahnau fs tellung i.n Wachs kann nun auf das Gerüst übertragen werden.
Wurde die er Schritt bisher übersprungen , folgt die ZahnaufstelLung in
Wachs.
Kapitel 33
33.15 Patienteninstruktion
Der Patient wird angew iesen, die ModeUgussprothese mindestens zweimal
täglich mit einer Bürste (spezielle Prothesen bürsten haben sich beson-
d r bewährt) und einer nicht abras iven Zahnpasta oder Geschirrspülmittel
(gut abspülen) zu reinigen . Spezielle ProthesenreinigungsmitteJ (Sprudel-
tabI tten) . etzen Sauerstoff frei und sind ebenfalls sehr effektiv. Auch
die Anwendung von kleinen Ultraschallrei nigungsgeräten (z. B. Sonore
TK 22, Bandelin, D-Berlin) ist für die tägliche Reinigung der Teilprothe en
zu mpfehlen. UltraschaUreinigungsgeräte scheinen schon mit reinem
Kapitel 33 Wa s r den Prothesenkunststoff deutlich effizienter zu reinigen (Abelso71
198 L).
IndieEndpo itiondarfdieTeilprotheseaussehließliehdureh Fingerdruck
gelangen. Sollten sich dennoch Klammeranteile verbiegen, so sollte der
Zahnarzt aufgesucht werden, genauso wie bei Irritationen am Zahnfiei eh
oder Kieferkamm, Retentionsverlust oder Passungenauigkeiten. Da
orhandene Restgebi s muss vom Patienten regelmäßig mit Zahnbürste,
Zahnpasta und we iteren empfoh lenen Mundhygienehilfsmitteln gereinigt
werden. Zur Kariesprophylaxe ist ein regelmäßiges Spülen mit einer fluo-
ridhaltigen Lösung zu empfehlen. Die erste Nachkontrolle erfolgt nach ein
oder zwei Tagen.
33.16 Nachsorge
Abhängig von dem Ausmaß der zu erwartenden Mitarbeit des Pati.enten
wird dieser zwei- bis viermal pro Jahr zu Nachsorgeterminen einbe teilt.
Während die er Nachkontrollen i t vor allem auf kariöse, tegumentale und
parodontale Läsionen zu achten. Auch sind die Passung der Prothe e die
statische und dynamische Okklusion und eine erhöhte Zahnbeweglichkeit
zu überprüfen. Ziel ist e , dass die ModeLJgussprothese über einen langen
Zeitraum hinweg funktionstüchtig bleibt und die oralen Gewebe durch si
nicht geschädigt werden.
rtcHaIk Labor
Anamne e, Befundaufnahme. OK-, UK-
Röntgen (Orthopantomogramm, Einzelfilm-
I
Staru), ituationsabformung mit konfektio-
niertem Löffel, Gesichtsbogenübertragung,
Kieferrelationsbestimmung
Herstellung von Studien mode llen, s hädel-
bezügliche Montage der Modelle
Modellal1alyse im Artikulator und
Parallelometer, Diagnose, Planung
Hygienephase. präprothelische Vorbehand-
Kapitel 33
lung. ReevaJualion der Vorbehandlung [evtl.
erneute Situationsabformung mit konfektio-
nienem Löffel, Gesichtsbogenübertragung,
Kieferrelationsbestimmung)
[Herstellung von Studienmodellen, cbä-
delbezüghche Montage der Modelle 1
[Modellanaly e im Artikulator und
Parallelomcter), [Diagnose; Planung der
Modellf!:lIssproihese1
Diagnostische Präparation von Auflagen und
Schleifkorrekturen am Studienmodell
Herstellung eines individuellen Löffels
Pro/he tische Phase: Präparation von
Auflagen, retentive Füllungen und
Schleifkorrekturen, Politur, definitive
Abfonnung, Fluoridierung, Auswahl von
Zahnfarbe und -form
Herstellung der Arbeit modelle,
Herstellung von Registrierschablonen
Ge icht bogen übertragung,
Kieferrelationsbe timmung, chädelbezügli-
ohes Einartikulieren, Montage im Artikulator
Aufstellen der Prothesenzähne in Wachs
Anprobe der Wach aufstellung;
Komplettierung der Arbeitsunterlagen filr
das Labor
Endgültige Vermessung; GerüstherstelJung
GeTÜstanprobe
Bei Kenlledy-Klasse I und II*:
*Kunststoffsättel als indiv iduelle Löffel
anbringen
*Kompressionsabformung der Sättel
* Erstellung des Sekundännodells,
• Altered-cast-Modell
Übertragung/Zahnaufstel!ung in Wachs
Anprobe der Wachsaufstellung,
Gesamteinprobe
Fertigstellung in Kunststoff
Anprobe der fertigen Arbeit, Eingliederung
der fertigen Arbeit
Kontrolle
Nachsorge
'nie e eh ritte ind bei einer Altered-Ca t-/Kompression -Abformung durchzuführen.
764 Mod llgus prothetik: Kl inischer und la bortechnischer Ablauf
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765
34.1 Einleitung
Ge chiebe ind tarre Halteelemente, die aus einer Matrize als äußeres,
umscbließendes Negativteil und einer Patrize als formanaloges , umschlos-
enes lnnenteil (Positivtei l) bestehen. Die Haltewirkung von Geschieben
beruht primär auf Friktion, d. h. auf Haftreibung. Diese kommt durch Kapitel 34
die vorhandene Parallelität zwischen Matrize und Patrize zustande. Unter
Umstä nden kö nnen auch zusätzlich eingebaute retentive Elemente (z. B.
aktivierbare Stifte oder Lamellen, Riegel , Federmechanismen, klemmende
Randwül te) w irksam werden.
Da ein Geschiebetei l direkt (z. B. Innenkonus) oder über eine Krone
sog. P'ri märteiI des Geschiebes) mit dem Pfeilerzahn fest verbunden und
der andere Teil (sog. Sekundärteil) im abnehmbaren Zahnersatz verankert
ist w ird diese Art von Zahnersatz als kombi.niert festsitzend-abnehmba-
rer Zahnersatz bezeichnet. Einen Sonderfall stellen Geschiebe dar, die
über Adhäsivflügel verankert sind (sog. Adhäsivattachments), da hier die
Adhäsivftügel zwar auch fest verankert sind, aber eigentlich nichts erset-
zen" d. h. streng genommen kein Zahn-Ersatz sind (vgl. Kap. 28.5).
Geschiebe werden entweder vom Zahntechniker individuell hergestellt
(og. emipräzisionsgeschiebe) oder industriell vorgefertigt (sog. Präzi-
Ston geschiebe).
Folgende Geschiebearten lassen sich unterscheiden:
• Hülsengeschiebe (Doppelkronen) (s. Kap. 35 und 36)
• TeilhüJsengeschiebe (RS-, RSS-Geschiebe)
• Konfektionierte Geschiebe (semipräzisions- und präzisionsgefertigte
Geschiebe)
• Steggeschiebe und Stegge lenke
• charniergelenke, Resilienzgelenke
• Druckknopf-Systeme (Hülsenstiftgeschiebe) (s. Kap. 35 und 36)
In Deutschland waren im Jahre 2003 etwa drei Viertel der über die ge-
tzl iehen Krankenkassen abgerechneten knapp 1,65 Millionen Ge chiebe
(Präzisionsverbindungselemente) Doppelkronen, während das andere
Viertel sich auf die übrigen Elemente velteilte, wobei etwa 0,43 Mi ll ionen
Te ilhülsengeschiebe und konfektionierte Geschiebe zur Anwendung ka-
men (Kassenzahnärztl iche Bundesvereinigung 2004). Im Rahmen der
Regel ersorgung der gesetzli chen Krankenkassen gehören inzwi schen nur
noch Doppelkronen auf Eckzähnen und den ersten Prämolaren zu den be-
zuschussten Präzisionsverbindungselementen fUr Teilprothe en. Allerdings
werden über Teilhülsengeschiebe und konfektionierte Geschiebe veran-
kerte Teilprothesen als gleichartige Versorgungen anerkannt und der Patient
erhält den seinem Befund entsprechenden Fe tkoste nzuschuss .
766 Einführung in die Geschiebeprothetik
parallele,
enkrechte --
Rill n
zerv ikale lufe - - - - Abb.34-1 Prinzip des
parallel gefräste __ -- Rillen- chulter- tift-
Kapitel 34 Reibungsftäch - Geschiebe, Matrize
34.2 Teilhülsengeschiebe
Bei den mit Hilfe der Parallelfrästechnik individuell hergestellten T il-
hülsengeschieben wird das auf den Zahn festzementierte hülsen- oder t il-
kronen artige Innenteil vom Außentei l nur teilweise umfasst. Eine zervikal·
tufe und/oder okkJusale Schu lter sorgt fiir eine definitive Endlage de
am abnehmbaren Zahner atz befestigten Sekundärtei ls (Außentei l). Man
unter cheidet:
• Rillen-Schulter-Geschiebe (RS-Geschiebe)
• Rill n-Schulter-Stift-Geschiebe (RSS-Geschiebe)
I. wählt werden).
ind die Ge chiebeteile aus einer angussfähigen Legierung (HSL =
hochschmelzende Legierung) gefertigt, kann der Anguss an ein sol-
ches Geschiebe nur mit einer hochgoldhaltigen Legierung erfolgen.
Dabei spieit es keine Rolle, ob es sich um eine GeLbgold- oder eine Kapitel 34
Aufbrennlegierung handelt. Der Einsatz von NEM-Legierungen ist auf-
grund ihres viel höheren Schmelzintervalls nicht möglich.
• Ein Anlöten von Geschiebeteilen an die Primärkronen ist technisch
zwar möglich , findet aufgrund der mangelnden Präzision bei der
PLatzierung des Geschiebes an die Krone aber kaum Anwendung. Das
An löten von Gesch iebeteilen (aus einer hochgoldhaltigen Legierung)
an Kronentei le die aus NEM-Legierungen gefertigt sind, ist darüber
h inaus aufgrund der fehlenden Diffusion nicht empfehlenswert.
• Die Laserschweißtechnik ist eine anerkannte Technik, um einzelne
Teile in der Zahntechnik miteinander zu fügen. Ähnlich wie beim
Anlöten beschrieben gibt es auch bei dieser Technik Probleme mit
einer exakten Positionierung mehrerer Geschiebeteile in einer für alle
Teile identischen Einsclmbrichtung. Deshalb ist das La erschweißen fur
Ge chiebetei le nicht verbreitet.
ilani ierung ysteme zur Anwendung kommen (s. Kap. 28.3). Bei pi I
für einen cherni eh härtenden Kleber ist Nimetie-cem (3MEsp) für
einen dual n. KI ber (chemisch und lichthärtend) Attachm nt bond
(H raeu -Kulzer D-Hanau).
• Befestigung durch Sattelkunststoff. Voraussetzung für die rein. In -
hani ehe Befe tigung von Patrize bzw. Matrize im Kunst toff: att I
sind au reichend große mechani e he Retentionen an den zu befe ti-
gend n Teilen.
Gewindekappe
Patrize
Patrize (im
abnehm baren Teil
- de Zahnersatzes
integriert)
•
.- fT}l
1
chraube zum
Au ta uschen der
rX )«X rvx ~Y
Patrize
, , Matrize mit zwe i
Lamellen
:x ~
c::: .d
- - -- - -- - - - - - - - - ----
770 Einführung in die Geschiebeproth tik
I
a
Abb.34-5 Z\ ei Variationen der Matrize des Conex®-Geschiebes nach Spang, je\ eil
zu amme nge etzt mit Patrize.
Kapitel 34
Matrize
Konus (frikati v)
Patrize
frikativer retenti r
Konu Konu
Abb.34-6 Conex -Ge chiebe. Abb. 34-7 Conex®- A bb. 34-8 onex®-
Ge chiebe: Konus auf Geschiebe.
E indrehin trument.
Haltever-
längeru ng für
- - - - - - den Parallelo-
meter
austauschbare
- - - - Matrize aus
Kun t toff
T-fönnige
Patrize
bb. 34-9 Die Patri ze de Preci -Verti x®- A bb. 34-10 Das Hi lfste il , mit dem die
e ch iebes be teht aus einem au brennba- Matrize in die Prothese e ingesetzt wird.
ren Kun t toff.
Kapi tel 34 I
rnterl ock-
ge hiebe
Uml auffräsung
I
au tau eh bare Kunststoffmatrize
_bb. 34-11 Preci-Vertix -Geschiebe, in eine Haltekrone A bb. 34- 12 An sicht de ekundärteil s (Modellgusspro-
integr.iert. these) von. basal.
gleitei nsatz
(a ustauschbar
E1JJ
sta bformige Palrize
(Primärteil)
Kapitel 34
mit und ohne Umlauf übe r ] 00.000 F üge- und Lösezyklen eine ad-
äquate Haftung aufuries, während bei dem im Vergleich getestetn
Conex -Geschiebe mit fr ikativem Konus ein vorhandener oder fehlen-
der mlauf den Versch leiß und damit die Haftung beeinflusste (Lud\ ig
et aL 2003). Klinische Langzeitstudien an Tei lprothesen, die über da
Min i-SG -Geschiebe, aber ohne Um lauf ve rankert waren, li egen alJer-
ding nicht vor.
Außer einer frikativen Matrizenvers ion des M in i-SG -Geschiebes exi -
tieren noch schraubaktivierbare frikative, retentive und verriegelbare
Matrizen arianten. Das mod ular aufgebaute System kann auch pro -
pektiv in Brückener atz eingebaut werden (verschrau bbare Variant
ohne Kun ststoffeinsatz), wodurch bei einem eventuellen Verlust d
di talen Pfeilerzahnes die anteriore Patrize für die Verankerung einer
Teilprothese weiterverwendet werden kann.
Abb. 34- ~ 5 teg-Ge chiebe nach Abb.34-]6 teg-Geschiebe nach Abb.34-17 Steg-Ge lenk nach Dolder
Dolder (parallelwandiger Steg). Dolder. Vorfabri zierte Hül se mit und Wirz. Die Hül se beim Aufselzen
Retentionen zur Fixierun g im Kun t- aur den teg (eiförmiges Profi l).
stoff. Dieselbe Hülse kann auch zur
Herstellung einer Steggel Ilk-Prothese Kapitel 34
nac b Dolder verwendet werden.
tegge chiebe bestehen aus einem parallelwandigen Steg (Patrize) owie ei-
ner auf ibm sitzenden Hülse, die im herausnehmbaren Teil des Zahnersatze
erank rt ist. Sie können u. a. bei großen Kammdefekten (Knochen und
Weic hgewebe) indiziert sein, wenn ein Kieferkammaufbau nicht möglich
i t. 0 z. B. nach Tumorresektion oder bei Patienten mit Lippen-Kiefer-
Gaumenspalten . Eine weitere Indikation stellt die Verankerung von Deck-
prothe en (Hybridprothesen) auf Implantaten dar (vgl. Kap. 41.5.4).
Stege können fabrikmäßig hergestellt (konfektioniert) oder individuell
gefräst sein. Sie sollten einen rechteckigen oder einen im okklusalen Bereich
abgerundeten Querschnitt aufweisen. Aus parodontalhygienischen Gründen
wird ein Abstand von ca. 2 mm vom Kieferkamm gefordert. Das bekannte te
konfektionierte Steg-Geschiebe ist dasjenige nach Dolder (1974) (Abb. 34-
15 und 34-16). Eine Modifikation stellt das Steggelenk nach Dolder und Wirz
19 2 dar, das im Unterkiefer indiziert ist (Abb. 34-17).
Es ist durch einen im Querschnitt eifomlig gesta lteten Steg gekenn-
zeich net, wobei die Spitze des Eiprofil s gegen den Kieferkamm zeigt.
Zwi chen dem Steg und der Steghülse (Reiter) wird bei der Herstellung
der Prothese ein halbrunder, I mm starker Draht als Platzhalter einge-
legt, der (zumindest während der ersten Monate der Jnkorporation der
Prothe e) in Ruhelage rnr einen Res ilienzs pielraum von etwa I mm sorgt.
Bei vertikaler Belastung der Prothese w ird dieser Spi.elraum aufgehoben,
o dass es im Stegbereich zu einer dentalen resp. implantä ren Lagerung der
Prothe e kommt. Sofern nur ein Steg vorhanden ist (typi sche Lokalisation
in der ' nterkieferfi:ont zwi ehen den Zähnen oder Implantaten 33 und
43) wei en teg-Gelenk-Prothesen im Gegensatz zu Steg-Geschieben drei
I.
Bewegungsmöglichkeiten auf:
Rotati.on um eine fronto-transversale Achse. Bei bilateraler Bela tung
der distalen Freiendsättel der Prothese sinken diese in di e Mukosa ein
wodurch sich im anterioren Bereich der Reiter um den Steg dreht.
• Rotation UlTI eine agittale Achse. Bei unilateraler Bel astu ng der dista-
len Prothe ensättel senkt sich der Hülsenab chnitt der belasteten Seite
von der Ruheposition ausgehend auf den Steg ab.
• Ve rtikale Translation. Bei bilateraler Belastung der Prothese im anterio-
ren Bereich w ird die Hülse nach kaudal Ri chtung Steg gedrückt.
774 Einführung in die Ge chiebeprothetik
ab. 34-. "' ber icht über das klinische und labort chnische Vorgehen.
lator
Diagnostisches
i[jkonschlüssel von Kapite134
Anprobe von Set-up, ggf. zusammen mit
Mock-up auf natürlichen Zähnen, ggf
inlrora[e i
Diagnostische Präparation der Pfeiler-
zähne am Studienmodell, Herst.e.llung von
Schalenprovi orien und Drahtklammer-
Her tel . 'vidtleller Löffel
Prothetische Phase: Präparation der
Pfei ler7lihne, Abformung mit individuellem
Löffel, Auswahl von Zahn farbe und -fonn,
nrclv",nr,'sche der Pfeilerzähne
t bogenübertragung, Kieferrelations-
bestimmung, schädelbezügliches Ein-
artikuli im Artikulator
Wax-up, Set-up, Her teilung der Primärteile
(Kronen mit daran befindlichen Geschiebe-
Vel-hll~ndungen der
Die proth ti ehe Phase der Behandlung wird durch ein diagno ti h
Wax-up und ein diagnosti che Set-up am Studienmodell eingeleitet. Üb r
da in der Rege l additi e diagnostische Wax-up wird bei angestrebten
eränderungen im Frontzahnbereich ein Silikonschlüssel gefertigt d r zur
H r teilung eines Mock-up verwendet wird (vgl. Kap. 29.22). Set-up und
ggf. Mock-up werden am Pati enten anprobiert und - falls notw ndig - mo-
difiziert und die e Modifikationen über einen Silikonschlüssel festg hal-
ten. Im Labor chließt sich eine diagnostische Präparation der Pfeilerzälme
an die sich in ihrem Ausmaß am Wax-up bzw. anprobierten Mock-up
orientiert. Zum Zwecke der provisorischen Versorgung des Patienten bi
zur Eingl iederung der neuen prothetischen Arbeit ist in vielen Fällen di
Her teIlung vo n Schalenprovisorien oder Drahtklammerprothesen notwen-
dig. Diese werden entsprechend dem anprobierten Mock-up und Set-up
Kapitel 34 gestaltet und dienen so eh on zur Austestung aller in der definitivenArb il
geplanten ästh tischen und funktionellen Veränderungen. Sind keine grö-
ßeren Verände run gen geplant, kann oftmals aber auch eine bereits vorhan-
den Prothe e nach leichten Modifikationen, wie z. B. dem Anbringen on
handgebogenen Klammern oder lokaler Erweiterung nach Extraktion n
einzelner Zähne, als Interimsersatz weitergetragen werden. Zusätzlich er-
folgt im Labor die Herstellung individueller Löffel für die Abformung d r
präparierten Zähne und des Kieferkamms .
Die Präparation der Pfeilerzähne wird unter Zuhilfenahme des on
Wa -up oder Mock-up erstellten Silikonschlüssels durchgeführt und e
folgen Pfeilerzahnabforrnung, die Auswahl von Zahnfarbe und -form 0-
wie die provsorische Versorgung. Im Labor erfolgt die HersteJlung d r
Arbeit modelle und neuer Registrierschablonen.Am Patienten schließen ich
dann ei ne Gesicht bogen übertragung und eine Kieferrelationsbe tlmmung
in zentrischer Kondylenposition an. Die schädel bezüg liche Montage d r
Arbe itsmode lle (SägemodelJ mit Splitcast) im Artikulator so llte durch den
Behandler elbst rfolgen. Im Labor werden Wax-up und Zahnaufstellung
in Wach unter Zuhilfenahme der Silikonschlüssel von Set-up und Mock-up
au geführt, und es werden die Primärteile, d. h. die Kronen mit den darin
befindlichen Geschiebeteilen,. hergestellt.
Bei der Anprobe der Primärteile am Patienten werden Pa un g,
Rand chlu ,Konturierung sowie statische und dynamische Okklu ion
/ überprüft. Sollten mi.teinander verblockte Kronen (z. B. ein Frontzahn-
kronenblock) nicht spannungsfrei s itze n oder schaukeln kann di
Verblockung ggf. an iner geeigneten Stelle mit einer dünnen Trenn cheib
getrennt und - sofern die Einzeltei le gut passen - intraoral mit einem rück-
tand 10 aus br nnbaren Kun tstoff(z. B. Pattern Res in ; Ge InternationaL.
D-München) neu fixiert werden. Mit einem individuellen Löffel folgt üb r
die Primärteile eine Fixationsabformung mit Polyäther-Gummi-Ma e.
a h dieser Remontageabformung werden im Labor Remontagemodell
und neue Regi trierschablonen hergestellt. Die Arbeit modelle 011-
ten orzugsw ise m it inern Split-Cast-Sockelsystem ausgestattet in,
um in pätere Dublierung der Modelle in feuerfestem Modellmaterial
(inbettma nmodeII) zu rleichtern. Wurde eine intraorale Trennung und
eufixierung verblockter Kronen · orgenommen i t zu überprüfen ob di
parallelen Geschiebeante il e noch parallel sind oder durch Nacbfräsung pa-
ralleli iert werden können. Ist das nicht mög li ch, ist di e Neuanfertigung d r
Klini ehe lind labortechnisches Vorgehen 777
J
Ka pitel 34
Abb.34-18 Beim Abnehm n einer über Präzision geschi ebe vera nkerten Teilprothe e
ollte der Patie nt die Pfeilerzahnkronell mit zwei Fingern (evtl. den Daumen) okklu al
bz\ . inzi al gegen den Abzug sichern .
__ J.IIII
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I
/
783
35 Geschiebeprothetik:
Doppelkronensysteme
- Einführung
35.1 Einleitung
Doppelkron n be tehen prinzipiell aus einer inneren Krone (auch
Primärkrone oder] nnenanker genannt) die auf dem Pfeilerzahn festzemen-
tiert wird und einer Außenkrone (auch Sekundärkrone oder Außena nker
genannt), an der der (in der Regel) abnehmbare Teil d Zahnersatze
rankert ist. Doppelkronen ge lte n schon eit langem als bewährte
Verankerungselemente in der zahnärztli chen Prothetik. Sie w rden in er tel'
Linie zur Befestigung von ab nehmbaren Teilprothesen und abnehmbaren Kapitel 35
Brücken verwendet können aber in seltenen Fällen auch zum Ausgleich
on Pfeilerzahndivergenzen bei festsitzenden Brücken indiziel1 sein (vgl.
Kap. 23.4.2).
Doppelkronen erfreuen sich vor allem im deutschsprachigen Raum
und in Japan großer Beliebtheit (Öwall et al. 1995). So waren im Jahre
2003 mehr als die Hälfte der in Deutschland eingegliederten Tei l-
prothesen über Doppelkronen verankert und drei Viertel aller einge-
etzten Präzi ionsverankerung elemente waren Dopp Ikronen (Kas en-
zahnärztliche Bunde vereinigung 2004). Inzwischen gehören im
Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) jedoch nur noch
Doppelkronen auf Eckzähnen und den ersten Prämolaren zu den bezu-
chu ten Präzisionsverbindung elementen für Teilprothe en. Zu ätzlieh
werden Doppelkronen bezuschu t, wenn nur noch ein Restzahnbestand
von bi zu drei Zähnen besteht und entweder eine parodontal ab ge tützte
Prothese mit einer Modellgussbasis oder eine Cover-Denture-Prothese
(Hybridprothese mit geschlossener Gestaltung) angefertigt wird. Aufgrund
die er Be chränkungen in der Bezuschussung dürfte in den letzten Jahren
die Anwendu ng von Doppelkronen deutlich zu Gun ten von Gu klammern
zurückgegangen sein, da letztere für die anderen Fäll e die Regel ersorgung
dar t lien. Genauere Zahlen hierzu sind aber nicht mehr verfügbar da
eit 2005 in der GK V nur noch die Befunde nach dem befundkosten-
orientierten Fe tko tenzu chuss-S y tem erfa st werden , nicht aber die
tatsächlich eingegliederten prothetischen Therapiemittel (Gemeinsamer
Bunde 'au 'chu " 2009).
fn anderen Ländern , so z. B. auch in Nordamerika , teilen hinge-
g n über Gussklammern verankerte Teilprothesen schon seit langem
di e tandardversorgung dar und Doppelkronen werde n nur Iten zur
Verankerung von Teilprothesen herangezogen (Bums etal. 1989). Dies erk lärt
ielleicht, warum in aktuell en angloamerikanischen Prothetiklehrbüchern
in der Regel Doppelkronen als Verankerungsmöglichkeit keine Erwähnung
fi nden (McGivney und Castleberry 1995; Ro enstiei et al. 2006; Phoenix
et al. 2008). Nach Körber (1988) können Doppelkronen prinzipiell nach
dem Kro nenantei l, ihrer Form oder ihrem Haftmechanismu unterschie-
784 Ge chiebeprothetik: Doppelkronen y teme - Einfuhrung
Kronenanteil Haftmechanismus
--------'
den we rden (Abb. 35-1 . Doppe lkronen ysteme haben gegenüber anderen
Verankerung lementen vor all m Vortei le hin ichtlich funkt ional ität und
Praktikabilität wä hr nd ihre ä thetische Wirkung oftmals u nzureichend i t
(Free meyer 1987).
35.3 Zylinderteleskope
Zyl indrische paralle.lwandige Hül senkronen wurden erstma ls 1886
- on Starr für abnehmbare Brücken beschrieben . Vor allem Häupl und
R eichborn-Kjennerud ( 1929) und Böttger (1961) entwickelten die e
Verankerung elemente für die Anwendung in der Teilprothetik entsche i-
dend weiter.
Zylinderteleskope ermöglichen im Gegensatz zu Konuskro nen ei ne
Te ili nte Ab tützung des Zahner atze . In Fällen, wo eine olche bei vi-
786 Geschiebeprothetik: Doppelkronensysteme - Einführung
Ohkawa et al. i 990). Aufgrund der technischen Schw ierigkeiten bei der
e- a kten Einstellung der Haftkraft von Zylinderteleskopen cheint de- Kapitel 35
ren Funktionsfähigkeit stärker vom handwerk li chen Geschick und der
rfahrung des jeweiligen Zahntechnikers abhängig zu sein als bei anderen
Doppelkronensystemen.
35.4 Galvanoteleskope
Ei ne innovative Entwicklung stel1en die sog. Galvanoteleskope dar, bei de-
llen nach Herstellung des lllnenteleskops ein Feingoldkäppchen mit Hilfe der
Galvanotechnik direkt auf die Innenkrone aufgalvan isiert wird (Diedrichs
und Rosenhain 1991; Wirz und Hoffmann 1999). Das dünne und relativ
weiche Galvanokäppchen muss durch Einkleben in ein Sekundärgerüst
aus NEM- oder extrabarter EM-Legierung stabilisiert werden und stel lt
daher ei ne Art intermediäre Krone dar (Abb. 35-3). Wichtig ist, das da
Gal anokäppchen vo llständig zirkulär und bis in den Randbereich vom
Sekundärgerüst gefasst ist, da sich nicht gefasste Anteile des Käppchen
unter den intraoralen Belastungen defomlieren und zum Abplatzen von
Verblendungen und zum Funktionsverlust des Galvanoteleskops führen
können. Von einer von anderen Autoren empfoh lenen labialen Fell terung
des Sekundärgerüstes (WeigI 1999) wi rd daher ausdrücklich abgeraten. Als
Abflus rillen für den Kleber werden lediglich dünne horizontale Sch litze in
dem Sekundärgerüst angelegt.
Die Passgenauigkeit derartiger Galvanokäppchen ist deutl ich besser
al die von gegossenen A ußenkronen. Dadurch entfällt das bei gusstech-
nisch hergestellten Zylinderteleskopen erforderliche schwierige und zeit-
aufwendige Einstellen der Haftu ng. Die mit weichem Feingold belegten
Haftflächen der Galvano-Teleskope fuhren zu einem sanften Gleiten beim
Lösen un d Fügen der Teilprothesen.
Durch die Verklebung der Galva nokäppchen mit der Sekundärkonstruk-
tion kann aufGerüst-Lötungen verzichtet werden und herstellungsbed ingte
pal1nungen zwischen den Doppelkronen werden verm ieden . Be onders
788 Geschiebeprothetik: Doppelkronensysteme - Einführung
im Ber ich der Implantatprothetik (vgl. Kap. 43.4) kann durch intraoral
Verklebung der Galvanokäppchen ein spannungsfreier Sitz der ge amten
Re tauration erreicht werden ( og. "Passive Fit"). Im Gegensatz zu d n
Primärteilen für Zähne die parallele Wände aufweisen können, mii n
die Primärteile für Implantate mit 1-2 0 leicht konisch gestaltet werden, da
auf dem Modell parallel gefräste Primärteile aufgrund von Abform- und
Model1fehlem im Munde häufig leicht disparallei wären. Bei zahngetra-
genen Galvanoteleskopen führen solche kleinen Ungena uigkeiten - di
im Übrigen auch bei anderen Doppelkronensystemen auftreten - zwar zu
initialen Spannungen die aber durch Adaptationsvorgän ge im Parodontium
inn rhalb weniger Tage ausgegl ichen werden.
Galvanoteleskope werden in Kombination mit herkömmlichen metal-
lischen Innenkronen verwendet, können aber auch mit vollkeramisch n
Primärkronen kombiniert werden; und auch eine konische Gestaltung d r
Innenkronen scheint möglich (Weigl et a1. 1996). Für konische Primärkronen
(s. u.) wurde die Kombination von Glaskeramik für den In nenkonu und
Kapitel 35 Galvanofeingold für den Außenkonus als besonders geeignet angeeh n
(Weigi et al. 1996).
Der achteil der galvanischen Doppelkronen liegt in ihrem no h-
mals . rhöhten Platzbedarf, der durch das 0,2 mm dicke intermediär
Galvanokäppchen bedingt ist.
35.5 Konuskronen
Aufgrund der vielfaltigen praktischen und technischen Probleme on pa-
rallelwandigen Zyl.inderteJ.eskopen wurden von K.-H. Körber im Jahr
1968 konische Doppelkronen eingeführt. Ihre Hauptvorteile liegen in ei-
ner gut be timmbaren Haftkraft der Anker, einer geringen Abnutzung der
Haftflächen und einer leichten Handhabung für den Patienten (Körb r
1988). Die Haftkraft von Konuskronen ist bei Verwendung einer bestimm-
ten Legi rung in erster L inie durch den Konuswinkel defi niert. Unter d m
Konuswinkel versteht man die Hälfte de Kegelwinkels, der sich au d n
zwei einander gegenüber liegenden ko ni schen Wänden ergibt (Abb. 35-4 .
Bei hochgoldhaltige n Legierungen wird der So llwert der Haftkraft von ca.
5 bi 10 bei einem Konuswinkel von ca. 5 bis 6 Grad erreicht (Lenz 19 3,
Körber 19 8 (Abb. 35-5).
Dadurch, dass sich Primär- und Sekundärkrone beim Lösen nahezu ohn
Reibung oneinander trennen, sind die Reibungsphänomene der Kron n
zwi cheneinander sowie Verkantungseffekte minimiert. Das Verhältni on
Löse- zu Fügekraft (LIF) bei einem bestimmten Konuswinkel wird in erst r
Linie von dem dimension losen legierungsspezifischen Haftkoeffizi nten
~O und der Wandstärke der Außenkrone bestimmt, während die Größe der
Kontaktfiäche nur einen geringen Einfluss hat (Stenze! et al. 1980' Lenz
19 2 , 1983). Da Verhältnis LIF beträgt für Re taurationen von klini h
r I anter Dimen ionierung etwa I :3. Praktisch folgt hieraus, da eine
Konuskronenrekonstruktion nur dann ausreichend halten kann, wenn sie zu-
or mit einer ausreichenden Fiigekraft einges tzt wurde. Diese Erk nntni
Konu kronen 789
15 (1 ,5)
10 (1)
Physiologi che
Haftkraftgren ze
5 (0,5)
(kp)
l.-jL-...l...-_---L_ _L - - - L - - - I - - - - L - - - Kapitel 35
r 7.5 0
bb. 35-4 Konuswinkel aJ2 als Abb.35-5 Abhängigkeit der Haflkrat1: von Konu skronen vom
Hälfte eies Kegelw inkels. Konuswinke l aJ2 bei hochgo ldhaltigen Legierungen (nach Körber
1988).
Abb. 35-6 Doppelkronen mit Friktion sstiften. a fnnenkrone mit Führung rille' b Auß n-
kron e mit gesc hlitztem Friktionsstift (I nnenan icht).
Kapitel 35
35.6 Doppelkronen mit zusätzlichen
Retentioßselemen ten
Die Anwendung von Stiftehen zur Verbesserung der Friktion von parallel n
Teleskopen ist schon seit längerer Zeit bekannt (Böttger 1961; Böttger und
Gründler 1978). In Zusammenhang mit den Kostendämpfungsgesetzen
in den 1980er Jahren und der damit häufigeren Verwendung von icht-
edelmetallegierungen (NEM) auch für Doppelkronen gewann der Ein atz
von Friktionsstiften zum Erreichen einer exakt einstellbaren Haftkraft on
EM-Doppelkronen vermehrt an Bedeutung (Weber et al. 19 8; Web r
1989) denn aufgrund der spezifi chen gusstechnischen Probleme der NEM-
Legierungen und der er chwerten Kaltbearbeitung ist die Einstellung ein r
gena uen Friktion erschwert und mehr zufall sbedingt (Weber et al. 19
Müller 1990). Da die ausgeprägten Oxi.dschichten dieser Legierungen nach
dem Gu s entfernt werden müssen, ist die für den Halt von Konuskronen
oder Zylindertele kopen wichtige exakte Passung nur schwer erreichbar.
Mittel der Funkenerosionstechnik ist es möglich, nach dem Aufpa n
der ekundärteile auf die Innenkronen ca. 0,7 bis 0,9 mrn dicke paral-
lele Kanäle in die Restauration zu erodieren , die als Rillen je zur Hälfte
in der Außenwand der Innenkrone und der lnnenwand der Außenkrone
lieg 11. In die Rillen der Außenkro nen werden dann entsprechend dimen-
sionierte (evtl. ge chlitzte) Friktionsstifte eingelötet (Abb. 35-6a und b).
Vorteile ergeben sich dadurch für die EinsteIlbarkeit der Friktion und für di
Dirnen ionierung der Tnnenkronen. Diese benötigen nur noch eine relati
kJ ine Fläche die (im Approximalraum) parallel gestaltet werden mu
Dadurch können die übrigen Kronenanteile entsprechend der Fonn d
Zahn tumpfs minimal dünn gestaltet werden.
Ein we iterer Vorteil , der ich durch die Verwendung von EM-
Legierungen ergibt be teht darin, dass für die Doppelkronen und da
Modellgu sgerüst die gleiche Legierung verwendet werden kann .
Damit werden uner ünschte e lektrochemische Vorgänge die durch
die Verwendung ver chiedel1er Legierungen in der Mundhöhle verstärkt
ablaufen können, minimiert.
D ppelkronen mit zu ätzJichen Retentionselementen 791
Kapitel 35
achteile dieser Methode sind das technisch aufwendige Vorg hen und
die noch feh lenden Langzeiterfahrungen. Bei Gestaltung der Kaufiächen
m EM ist zudem die hohe Härte dieser Legierungen zu berücksichtigen .
Weitere Möglichkeiten zur Verbesserung der Retention von Doppel-
kro ne n bestehen in der Anwendung von Retentionselementen die in
Mulden an der fnnenkrone einschnappen. Auch diese Methoden wurden
chon früh für Zylinderteieskope (Hofmann und Körber 1961) und fii r
Resilienzteleskope mit Spielpassung beschrieben (Lehmann 1971).
in modernes Beispiel hierfür stellen vorg fertigte Retentionselemente
dar bei denen z. B. federnd gelagerte Kügelchen in entsprechende R ten-
tion ku hlen an den Innenkro nen einschnappen (TK-Snap-System; Si -tee,
D-Hagen, Abb. 35-7). Da diese Elemente konstruktionsbedingt alleine eine
gute Retention liefern , können die Doppelkronen mit SpieLpa sung her-
gestellt werden. Dadurch kann das Sekundärgerüst mit den Außenkronen
un d den Verbindungselementen aus einer Legierung im Einstückguss
hergestellt werden (Lehmann et a l. 1996). Bei die en sog. " Marburger
Doppelkronen" kann auf Lötungen oder andere Verbindungstechniken zu m
Mod L1gussgerüst ganz verzichtet werden. Bei dieser Technik ist auch eine
resi~]e nte Lagerung der Prothese möglich, indem die Retention kuhlen in
E inschubrichtung oval gestaltet werden. Der Einrasteffekt derarti g retentiv
verankerter Teilprothes n hat fLir die Patienten den positiven Neb neffekt,
dass sie beim Ei nsetzen der T ilprothese das Einschnappen der Elemente
spüren, was als angenehm empfunden wird und in der Regel ei n Geruhl
der Sicherheit gibt. So lche Elemente können auch nachträglich eingebaut
werden und so die Funktionstüchtigkeit von Doppelkronenprothesen mit
verloren gegangener Retention wiederherstellen.
4
(
c
~ bb. 35-9 Ges~ ltung de Modellgussgerüsts bei mil Doppel kronen verankertem Zahnersatz im Oberki efer. a Ist bei
oppe lkro nen ein protheti eh nicht einbezogener Restzahnb ta nd vo rh anden, b kann auf einen großen Verbinder nicht
verzichtet
y, b ' werden
. ' c \\"er
1 den bel" germgem .Restzahnbestand
· alle Zähne mIt· Doppelkronen versorgt, d Ist
. em
. gro ßer
er mder oft nicht notwendig.
-- -- ----- -------
Langzeitergebnisse mit Doppelkronen 795
700 Teilprothe en, die mit Konuskronen verankert worden waren und ich
zwischen 1,5 und 7,5 Jahren in situ befanden, dargestellt. Fortgeschrittene
pathologische parodontologische Ausgangsbefunde der Pfeilerzäbne erga-
ben längerfristig gegenüber Fällen ohne fortgeschrittene Befunde eine ig-
nifikant erhöhte Wahrscheinlichkeit für einen Pfei lerzahnverlust (Wal/h er
und Heners 1992). in dieser Studie wurden erhöhte Zahn lockerung (Grad
2 und höher) und fortgeschrittener röntgeno logischer Knochenverlu t
(Knochenverlust im mittleren Wurzeldrittel und höher) als fortgeschritt n
pathologische Befunde bewertet. Nach flinf Jahren Tragezeit betrug b i
Teilprothe en ohne Transversalbügel die statistische Wahrscheinlichkeit
noch alle Pfeilerzähne zu besitzen, für Fälle ohne fortgeschrittene Befund
8 90 %, aber nur 64-67 % für Fälle mit fortgeschrittenen pathologischen
Initialbefunden. Pfeilerverluste aus parodontalen Gründen waren dreimal
o häufig wie die nächsthäufigste Ursache die Pfeilerzahnfraktur.
Eine gesonderte Auswertung von Pfeilerzahnfrakturen bei 209
Konuskronen-Rekonstruktionen ergab in den ersten drei Jahren nach
Kapitel 35
Eingliederung der Teilprothesen eine Frakturquote von 3,5 %. Weder di
Anzahl der Pfeilerzähne noch ihre Lokalisation hatten einen nachweisbaren
Einfluss auf das Frakturrisiko (Walther 1990).
In der längsten Untersuchung derselben Arbeitsgruppe wurden bei 659
Patienten 803 Konuskronen-Rekonstruktionen mit 2.7l4 Pfeilern nach
einer Tragedauer von bis zu 17 Jahren evaluiert (Walther et al. 2000).
Bei physiologischer Zahnbeweglichkeit gingen innerhalb von 5 Jahren b i
Rekonstruktionen mit einem Pfeilerzahn in 44 %, bei zwei Pfeilerzähnen in
12 %, bei 3 Pfeilerzähnen in 8 % und bei mehr als 3 Pfeilerzähnen noch in
3 % der Fälle alle Pfeilerzähne verloren. War die Zahnbeweglichkeit erhöht.
gingen in der gleichen Zeit bei Rekonstruktionen mit einem Pfeilerzahn 0-
gar in 53 % bei zwei Pfeilerzähnen in 32 %, bei 3 Pfeilerzähnen in 12 %
und bei mehr als 3 PfeiJerzälmen noch in 2 % der Fälle alle Pfeilerzähne
verloren. Teilprothesen mit 2 Konuskronen zeigten in der Gruppe mit b -
weglichen Pfeilern eine signifikant höhere Verlustrate als in der Gruppe
ohne Lockerung. Bei mehr als 3 Konuskronen war die Verlustrate hingegen
nur in Fällen mit devitalen Pfeilerzähnen erhöht.
In einer skandinavischen Langzeitstudie an 26 Konuskronen-
Teilprothesen ergaben sich irulerhalb der ersten 6 bis 7,5 Jahre nach
Eingliederung nur geringe Veränderungen der parodonta len Parameter an
den mit KOlluskronen versorgten Pfeilerzähnen (Bergman et al. 1996 .
Die Überlebensrate der Teilprothesen betrug nach dieser Zeit 78,3 %. Der
Prothesenhalt war nach die er Trageze it in 72 % der Teilprothesen gut oder
sehr gut, in 22 % nur noch schwach und in 6 % verloren gegangen .
In einer klinischen Nachuntersuchung an der Abteilung für
Zahnärztliche Prothetik in Freiburg wurden 147 Patienten, denen 10
Jalue zuvor 194 Teilprothesen eingegliedert worden waren, zu einer
Nachuntersuchung einbestellt (Wagner und Kern 2000). Die Tei lprothesen
waren über Gussklammern , Konuskronen oder eine Kombination beider
Verbindungse lemente verankert. Aus diesem Kollektiv konnten 74 Patienten
mit 10] Prothesen nachuntersucht werden. In dem seit ihrer Eingliederung
unveränderten Originalzustand lagen 42 ,6 % der nachuntersuchten
Teilprothesen vor, 28,7 % waren durch Erweiterungen verändert und 28,7 %
durch Neuanfertigungen ersetzt worden . Tei Iprothesen mit der Kom bination
-- ------
Langzeitergebnisse mit Doppelkronen 797
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Lil ratur 80 I
36 Geschiebeprothetik:
Doppelkronensysteme -
Klinischer und labortechnischer
Ablauf
36.1 Einleitung
Im Folgenden werden der Behandl ungsablauf und die zahntechni che
Her teHung von Zahnersatz beschrieben , der über Doppelkronen veran-
kert ist, wobei auf wesentliche Besonderheiten be i der Verwend ung von
Konu kronen zylindrischen Teleskopkronen Lind Doppelkronen mit zu-
sätzlichen Retentio nselementen eingegangen wird.
Früher wurde empfohlen, bei devitalen Pfeilerzähnen von Doppelkronen
generell Wurzelstifteei nzusetzen, weil ältere Studien (retrospekti und Kapitel 36
nicht kontrolliert) gezeigt hatten, dass wurzelbehande lte Pfeilerzähn e
on abnehm barem Zahnersatz eine bessere Prognose hatten, wenn sie mit
einem metallischen Wurzelstift oder Go ld kemstiftaufbau versorgt wor-
den waren (z. B. Sorensen und MarlinojJ ] 985). Ne uere Stud ien ze ig-
ten aber, dass Wurzelstifte devita le Zäh ne nic ht verstärken (EdelhojJ et
al. 2003), so ndern durch die Stiftsetzu ng zusätzlich schwächen und dass
dev itale Doppelkronenpfeiler trotz (oder wegen?) der Verwendun g von
Wurzel tiften ei n deutlich erhöhtes Verlustrisiko aufweisen a ls vita le
Pfeilerzähne (Walther et a1. 2000; Wegner et aL 2006).
Im Rahmen der präprothetischen Vorbehand lung werden daher auch
devitale Pfeil er von Doppelkronen bei ausreichender Restzahnharts ubstanz
nur mit einer adhäs iv verankerten Komposit-Aufbaufüllu ng versorgt.
Wurze lkanalstifte mit Kompositaufbauten oder metallische Stiftkern-
aufbauten sollten nur noch dann zum Einsatz kommen, wenn die ver-
bliebene ko ronale Zahnharts ubstanz des Pfeilerzah nes fü r die adhäs ive
Verankerung eines plastischem Kompos itaufbaus ungenügend ersch int
( iehe Kap. 9.2.6).
36.2 Planung
Die konstruktive Planung von Tei lprothesen mit Doppelkronenverankerung
istim Vergleich zur Planung von gussklammer- oder geschiebeverankeltem
Teilersatz e infach: Prinzipiell ist im reduzierten Lückengebiss jeder wäh-
rend der Vorbehand lungs phase a ls erhaltu ngswürd ig eingestufte Zah n auch
zu r Aufnah me e iner Doppelkrone geeignet. Ist das Restgebiss l10ch nicht 0
tark reduziert, dass sämtliche verbliebenen Zähne mit DoppeLkronen ver-
sehen werden m.üssen oder sollen, werden in aller Rege l die den späteren
Prothe en ätteln benachbarte n Zähne als Pfeiler gewä hl t (Abb.36-1 abis
804 Doppelkronensysteme - klinischer und labortechnischer Ablauf
I a b
a b c
A'b b.36-3 Beispiele Flir eine un gUn stige Pfeilerzahnverteilung. II diagonal verleilte Pfei ler; b diamelra l ve rtei lte Pfeiler;
c unilate ral vorhandener Pfei ler.
devitalen Pfeilerzähnen sowie bei stark red uzi.e rtem und ungünstig verteil-
tem Restzahnbestand ist eher die Ind ikatio n fur Hyb ridprothesen gegeben.
- - - - - - - - - - - - - - --
806 Doppelkronensysteme - klinischer und labortechnischer Ablauf
I ){apitel36
Bei zierlichen Zähnen, wie z. B. Unterkieferfrontzähnen, ist diese Prä-
parationstiefe ohne eine Gefährdung von Pulpavitalität und mechanischer
Stabilität des Zahnes nicht möglich, so dass hier in der Regel deutliche
ästhetische Kompromisse eingegangen werden müssen. Bei kariesfreien
unteren Frontzähnen sollte die Verwendung von Adhäsivattachments in
Erwägung gezogen werden (vgl. Kap. 28.5).
Obwohl bei der Herstellung der Innenkronen Pfeilerzahndivergenzen in
gewissen Grenzen ausgeglichen werden können, ist anzustreben, dass all
Pfeiler die gleiche Einschubrichtung aufweisen, da nur so die Innenkronen
in minimaler Schichtstärke und ohne zervikale Überhänge gestaltet werd n
können. Dies darf aber nicht dadurch erreicht werden, dass die Präparation
konischer als üblich gestaltet wird, da eine gute Retention der Innenkrone auf
ihrem Stumpffür di.e Funktionsfahigkeit des Zahnersatzes Voraussetzung i t.
Um die gemeinsame Einschu brichtung von mehreren Pfeilerzähnen
in verschiedenen Kieferbereichen zu überprüfen, ist es oft sinnvoll, eine
Alginat-Kolltrollabformung durchzuführen. Diese wird mit sc1mellab-
bindendem Abformgips ausgegossen und kann extraoral z. B. mit ei-
nem Parallelometer überprüft werden. Werden Pfeilerzahndivergenzen
mit Hilfe der Innenkronen ausgeglichen, führt dies in der Regel zu ei-
ner ungünstigen Kontur der Doppelkronen mit Nachteilen vor allem für
Hygiene und Ästhetik. Dabei entstehende zervikale Überhänge werden a1
egativwinke l bezeichnet (Ab b. 36-4).
Werul die Präparationsgrenzen in nichtsichtbaren Bereichen supragingi-
va l angelegt werden kann die Abformung in derselben Behandlungssitzung
durchgeführt werden. In ästhetisch wichtigen Bereichen wird die Präparation
knapp einen Millimeter subgingival gelegt. In diesen Fällen erfolgt die
Pfeilerzahnabformung vorteilhaft erst in einer späteren Sitzung. Dies er-
laubt, die Reaktion der Gingiva auf die subgingivale Präparation abzuwar-
ten' außerdem wird die Abformung dadurch erleichte.rt. Die Abformung
wird mitHilfe ei nes auf den Situatiollsmodellen hergesteHten individuell n
Löffels und elastomerer Abformmassen im Sinne der Doppelmiscbtechnik
durchgeführt. Der individuelle Löffel soll in seiner Ausdehnung das ge-
amte Prothe enlager und die Pfeilerzähne umfassen und muss im Bereich
Labor: Her tellung von Präparationsmodell und Innenkronen 807
Kapitel 36
System. Es ist wichtig dass diese nicht auf den Kunststoffstümpfen ro-
tieren oder schaukeln. Der Sitz der Metallkappen muss eindeutig sein.
Kapitel 36 Die Art der Kieferrelationsbestimmung hängt stark von der Verte ilung
der Pfei lerzä hne und der vorhandenen Gegenbezahnung ab. Da di
Indikation von Doppelkronen-Teilprothesen vor allem im stärker redu-
zie rten Lückengebiss gegeben ist, wird für die Kieferrelationsbestimmung
in der Regel eine Registrierschablone mit Basisplatte und daraufbefindli-
chem Hartwachswall hergestellt. Die Registrierschablone wird in der für
Totalprotbesen üblichen Weise auf dem Konstruktionsmodell hergestellt
(Kap. 39.5), mit dem Unterschied , dass das Basismaterial inzisal bzw.
okklusal auf den Innenkronen abgestützt ist (Abb. 36-7).
)~
Alll>. 36-8 Auf den
Innenkronen abge-
tützte Registrier-
schablone.
wird in Wachs anprob iert. Zunächst werd en die einge teilten ho ri.zonta-
len und vertikalen Kieferrelationen sow ie die ästhetische Wirkung über-
prüft. Es gelten die in Kap itel] 7 (Ästhetik in der Zahnmedizin) und 40
(Totalprothetik: Klinisches und labortechn isches Vorgehen) dargeste ll t n
Prinzipien.
1m Se itenzahnbereich wird die Statik der Zahnaufstellung nach fo l-
genden Kriterien getestet: Die Se itenzähne müssen über der Mittellini e
des Kieferkamms aufgestellt sein. Bei okklusaler Belastung der einzel-
nen Ersatzzähne darf die Basisplatte nicht von der Unterlage abkippen.
Vorau setzung für diese Überprüfu ng ist natürlich ein passge nauer Sitz der
Basisplatte. Notwendige Änderungen der Zahnaufstellu ng werden direkt
am Patienten vorgeno mmen .
I
diese am Sekllndärteil durch Lötung befestigt. Durch Aktiv.ieren (leichte
Biegen) der Friktionsstifte kann der Halteeffekt der Sekundärteile erhöht
Kapitel36 werd en . Auch kann nach dem Fügen ein geplantes TK-Snap-System (Sitec ,
D-Hagen) in die Au ßenkrone integriert werden. Nachdem die Haftelemente
fest angelegt wurden, muss die richtige Friktion eingestel lt werden. Dies ge-
schieht vorsichtig durch Reduzieren von Schleifspuren an den Innenseiten
des Sekundärte il s mit roti erenden Gummispitzen.
Ist der Behand ler wenig erfahren, empfiehlt sich eine Anprobe der
Sekundärkonstruktion zusammen mit einer Registratkontrolle über auf den
Sätte ln befestigte Wachswälle, bevor die Außenkronen verblendet wer-
den und die Zahnallfstellung auf den Modellguss übertragen wird. Der
erfahrenere Behandler wi rd diese Anprobe zusammen m it der Kontrolle
von Verb lendung und Zahnaufstellu ng in Wachs vornehme n oder gar
erst nach Fertig teilung. Wurde die Fixationsabformung mit funktionel-
ler Gestaltung der Sartelränder vorgeno mmen , erübrigt sich in der Regel
eine U nterfütterungsabformung der Sattelbereiche (Altered-Cast-Methode;
s. Kap. 33.12). Ist j edoch eine U nterfütterungsabformung der freien-
denden Sattelbereiche notwendig, w ird diese jetzt zusammen mit einer
Gerüstanprobe durchgeführt. Vor der Verblendung der Sekundärkronen
mit Verblendkomposit muss zusätzlich z u den angelegten mechanischen
Retentione n ein chemisches Verbundsystem angewendet werde n. Die
Verblendung erfolgt durch Auftragen des Opakers und der Verblendmasse
wie in Kapitel 27 beschrieben. Für die Anprobe der gefertigten Teile mit
der Kunststoffverb lendung werden die Prothesenzähne mittels Vorwall auf
dem Gerüst in Wachs befestigt.
Klinik: Anprobe des Modellgussgerüsts mit der Zahnauf: teilung 817
Lö ekraft mit der Fügekraft korreliert (vgl. Kap 35.5). Hierzu eignet sich
der Kunststoffstempel des Koni-Meters, mit dem Konuskronen bei einer
definierten Kraft von 40-60 N zusammengefugt werden können, wobei der
Ring oder Zwischenbereich, der deckungsg leich mit der Unterkante der
Messzylinderführung ist, die angewendete Fügekraft anzeigt. Die Ringe
ind fa rbkodiert: 40N-gelber lling, 50N-grüner Ring, 60N-roter Ring.
Für die Haftkraftbestimmung von parall elwandigen Teleskopkranen
ist da Koni-Meter nicht geeignet, da hier eine Übergangspassung
eingestellt wird und die Haftung klinisch durch Verformungs- und
Verkantungsmechani smen mitgeprägt ist. Eine parallelwandige Innenkrone
darf also nicht von selbst aus der Außenkrone herausfallen, muss sich aber
mit einer Teleskopzange (z. B. Telegrip; Renfert, D-Hilzi ngen) leicht au
der Au ßenkrone herausziehen lassen.
Eine Verminderung der Haftkraft kann erreicht werden, indem
chleifspuren an den Innenflächen der Außenkrone mittels Gummispitzen
vorsichtig reduziert werden. E ine zu hohe Haftkraft vo n Konuskronen kann
ggf. auch dadurch begrenzt werden, dass nach vorheriger Konditionierung
des Metalls ein kleiner Kompos it-Stopp auf den Innendeckel der Außenkron
Kapitel 36 aufpolymerisiert wi rd (Wolfart und Kern 2000). Dieser Komposit-Stopp
sollte aushärten, nachdem die Konuskrone mit Hilfe einer Federwaage
mit einer Kraft von 50 N gefügt wurde. Der Vorteil dieses Verfahren liegt
in seiner Reversibilität und der Möglichkeit, die Haftkraft später durch
Reduzieren oder Entfernen des Komposit-Stopps wieder zu erhöhen. Sollte
die Haftkraft einer Konuskrone zu geri ng sein (u nter 5 N), kann bierfiir
das Aufeinandertreffen horizontaler Flächen von Innen- und Außenkrone
verantwortlich sein (z. B. Zervikalrand des Außenkonus steht auf der
Hohlkehle des Innenkonus auf). Nach Beseitigung derartiger Kontakte
entsteht bei korrekt angelegtem Konuswinkel und guter Passgenauigkeit
eine akzeptable Haftkraft zwischen Innen- und Außenkonus. Kann durch
Markierung und Beseitigung vorhandener Kontakte keine ausreichende
Haftkraft erre icht werden, ist die Neuanfertigung des Sekundärteils not-
wendig. Bei Doppelkronen mit zusätzlichen Retentionselementen kann
die Haftkraft in der Regel durch Aktivieren des Elements, durch Auswahl
eine schwächeren oder stärkeren E lements oder durch leichtes Bescbleifen
angepasst werden.
---~ --
822 Doppelkronensysteme - klinischer und labortechnischer Ablauf
I Abb.36-]O Positionierung
der Inn enkronen beim
Zementieren mittels eine
Zemen t ierungsschlüsse I
aus Kunststoff.
Abb.36-11 Innenkronen
nach Entrernen der Zemen!-
re te.
Kapitel 36
zur Zementaushärtung zusammen. Bei Schneidezahnkonuskronen im
Oberkiefer ist es aufgrund der dort in habitueller lnterkuspidation auftre-
tenden nichtaxialen Belastung der Zähne sinnvoll, wenn der Behandler die
Restauration bis zur Zementaushärtung in situ hält.
ach Aushärtung des Zementes wird die Sekundärkonstruktion mit
eingesetztem Hirtenstab und leichtem Hammerschlag axial gelockert und
entfernt. Anstelle des Hirtenstabs hat sich auch der Kronenabnehmer nach
Miller (Carl Martin, D-Solingen) bewährt.
Bei parallelwandigen Doppelkronen besteht die Gefahr, dass schon
geri ngfügige Zementreste, die zwischen Innen- und Außenteleskop ge-
langen können das Abnehmen der Sekundärkonstruktion nach der
Zementaushärtung sehr erschweren oder zu einer Lösung der gerade ze-
mentierten ]nnenkrone führen . Daher empfiehlt es sich, für das Zementieren
von parallelwandigen Doppelkronen einen Zementierungsschlüssel au
Kunststoff zu verwenden, der auf dem Meistermodell hergestellt wird.
Damit der Zementierungsschlüssel spannungsfrei sitzt, wird er aus licht-
härtendem Löffelkunststoff hergestellt, dann aber im Bereich der Innen-
kronen ausgeschliffen mit Autopolymerisat (z. B. Pattern Resin) unter-
füttert. So werden die Primärkronen während der Zementierung in ihrer
korrekten Lage pannungsfrei fixiert, der Zementierungsschlüssel kann
aber aufgrund seiner okklusal offenen Gestaltung anschließend leicht
entfernt werden (Abb. 36-10). Nach Aushärtung des Zementes wird der
Zementierungsschlüssel von den Innenkronen abgezogen (Innenkrone da-
bei durch die okklusale Öffnung sichern!). Die Zementüberschüsse können
nun einfach abgesprengt werden.
ach sorgfal tigerEntfernu ngder Zementreste an den Innenkronenrändem
(Abb. 36-11) und Säuberung des Sekundärteils wird dieses wieder eingesetzt
(A bb. 36-12a und b) und es erfolgt eine abschließende Funktionskontrolle.
Hieran schließt sich das Üben von Ein- und Ausgliedern der Arbeit durch
den Patienten und eine kurze Mundhygieneeinweisung an.
823
Kapitel 36
bb. 36-1.2 Sekundär-
konstruktion in situ. a von
fro ntal; b von okklusal: auf
einen Sublingualbügel kann
verzichtet werden . b
36.14 Nachsorge
Möglichst direkt am Tag nach der Zementierung wird eine Kontrolle
des Behandlungsergebnisses vorgenommen, die eine Kontrolle der
Gesamtfunktion der Teilprothese beinhaltet. Zusätzlich wird nochmals
kontrolliert, ob eventuell Zementreste übersehen wurden. Der Patient
wird nun ausfLihrlich in einer fLir ihn adäquaten Form der Mund- und
Prothesen hygiene unterwiesen. Er wird instruiert, nach Abnahme der
Teilprothese diese mit einer Zahn- oder Prothesenbürste unter fließend em
Wasser zu reinigen und das Restgebiss in herkömmlicher Weise zu putzen
(vgl. Kap. 7.3). Danach sollte er die saubere Doppelkronenarbeit wieder ein-
setzen und zusätzlich Interdentalbürstchen zur Reinigung der approximalen
Restaurationsränder benutzen (Wal/her 1990). Daher wird jetzt überprüft,
ob die Führungsflächen zwischen Außenkronen und den Prothesen ätteln
das Interdentalbürstchen zervikal an den Restaurationsrand führen , ohne zu
klemmen. Ggf. müssen die Führungsöffnungen erweitert oder ein kleineres
Bürstchen gewählt werden. Um eine optimale Reinigung zu erreichen,
w ird der Patient angewiesen, das Interdentalbürstchen nicht einfach gerade
durch di.e Fü.hrungsöffimng zu schieben , sondern es alternierend von links
und rechts zu bewegen. Wurde wegen zu enger Interdentalräume eine sog.
Putzschiene hergestellt (vgl. Kap. 36.12), wird der Patient jetzt in analoger
Weise in deren Handhabung unterwiesen (Kern 2003).
E ine weitere Kontrolle innerhalb der ersten zwei Wochen nach Ein-
g liederung der Rekonstruktion ist angezeigt um eventuel l auftretende
824 Doppelkronensysteme - klinischer und labortechnischer Ablauf
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~I
827
37 Einführung in die
Hybridprothetik
37.1 Einleitung
Unter dem Begriff "Hybrid prothese" oder "Deckprothese" (eng \. "Over-
denture") versteht man die Rekonstruktion von Front- und Seitenzähnen ei-
nes Lückengebisses mitHilfe ei ner an verdeckten HalteeJementen veranker-
ten Tota lprothese (Brill1955) . DieseArt der prothetischen Versorgung kann
über Jahre den ästhetischen und funktionellen Anforderungen der Patienten
genügen (Brunner und Meyer 1989; Toolson und Smith ] 989; Tao/san und
Taylor 1983). Aus diesem Grunde sollte die Hybridprothese bei richtiger
Indikationsstellung, sorgfältiger Therapie, optimaler Mundhygiene und
regelmäßigen Nachkontrollen nicbt mehr nur a ls Übergangslösung zu r
Totalprothese verstanden werden.
Diehybridprothetische Versorgung des stark reduzierten Lückengebisse
zeichnet sich gegenüber ei ner Totalprothese durch viele biologische und
fu nktione lle Vorteile aus . Crum und Rooney (1978) konnten zeige n, dass Kapitel 37
die Resorptionsvorgänge im Unterkiefer bei Hybridprothesenträgern um
mehr als das Achtfache geringer waren als bei Totalp rothesenträgern . Die
Erhaltung speziell von Unterkieferfront- oder Eckzähnen ist deshalb von
besonderer Bedeutung, weil die Resorption im fro ntalen Abschnitt des
Unterkiefers viel ausgeprägter ist als im Oberkiefer. Sechs Monate nach der
Extraktion beträgt sie im Unterkiefer das Zweifache, nach sieben Jah ren
sogar das Vierfache von der im Oberkiefer (Tallgren 1967). Neben der
kammprophylaktiscben Funktion der Hybridprothese dürfen ihre funktio-
nellen Vorteile nicht vergessen werden: Der Erha lt von Zahnwurze ln zur
Verankerung von Retentionselementen erlaubt es, den Ha lt des Zahnersatzes
im Vergleich zu einer Totalprothese wesentlich zu steigem lind dadurch den
funkt ionellen Komfort für den Patienten zu erhöhen. Erhöhte Kaukräfte
und größere Aktiv ität der Kaumuskulatur der Arbeitsseite (Sposetti et al.
1[986) sowie ei ne verbesserte Kaueffizienz (Kay und Abes 1976) gegen-
über Totalprothesenträgern wurde dem Erhalt von Parodontalrezepto ren
im Desmodont der verb liebenen Zahnwurzeln zugeschrieben (Naga QlW
et al. 1979).
Bei vollständigem Zabn verlust können Deckprothesen auch mit
Implantaten verankert werden (s. Kap. 41).
37.3 Verankerungselemente
Für die Verankerung von hybridem Zahnersatz an den Pfeilerzähnen ste-
hen eine Vielzah l von Ha lte- und Verbindungselementen zur Verfugung.
Vorzugsweise sollte eine starre Verankerung zur Anwendung kommen, so-
fern durch günstige Restzahnverteilung eine flächenhafte AbstütZWlg oder
eine breite parodontale Auflageachse gesichert ist. Starre Verankerungen
haben e ine geringere Belastung der zahnlosen Kieferabschnitte zur Folge
(Geering und Kundert 1992). Dabei sind vor allem konfektio nierte Hülsen-
Stift-Systeme (wie z. B. der Gerber-Retentionszylinder) (Abb. 37-1) auf
Wurzelstiftkappen empfehlenswert.
Kugelkopfanker sind ebe nfa ll s weit verbreitete hybride Elemente,
die vor allem in der Implantatprothetik häufig zur Anwendung kom-
men ( g l. Kap. 43), die aber auch bei weniger belastbaren natürlichen
Zahnwurzeln ihr E insatzgebiet haben. Ein empfehlenswertes E lement
stellt der Kugelkopfanker DalboPlus (Cendres et Metaux, CH-Biel)
dar, bei dem die Haftkraft durch Ei n- oder Herausdrehen des hauben-
förmigen Retentionseinsatzes in der Matrize gezielt eingestellt werden
kann. Tritt nach längerer Tragezeit der Hybridprothese e in Verschleiß
des Retentionseinsatzes mit einem Verlust der Haftkraft auf, kann der ge-
schraubte Retentionseinsatz besonders einfach und schnell ausgetau cht
werden.
Beide beschriebenen Halteelemente haben eine höhere Haltekraft und
Abb.37- 1 Gerber- sind langlebiger a ls die frikativ-k lem menden Halteelemente (wie z. B.
Relenti onszy l.inder. Conod-Anker oder Bona-Zylinderanker).
Gestaltung der Wurzelstiftkappe 829
I
Eio weiter r Zahnhartsubstanzverlust sollte darüber hinaus verm ieden wer-
den. E in okklusales Inlay mit nur leicht dive rgierenden, möglichst para 11 I
zur Wurzelstiftachse und zu den Außenflächen der Präparation verlau-
fenden Wänden kann in Aus nah mefa llen die Retention erhöhen. Bei der
Präparation des okklusalen Kastens muss unbedingt darauf geachtet wer-
den, dass eine Restwanddicke der Wurzel von I mm nicht unterschritten
I wird.
Eine zu dicke Gestaltung der Wurzelkappe «1 mm) muss vermie-
den werden, weil dies zur Einschränkung des vertikalen Platzangebot
führt und das Anlegen eines adäquaten Verankerungselementes verhindert.
Die empfoh lene Art der Wurzelstiftkappenform erlaubt eine kronenfdr-
mige Gestaltung und Verblendung des Gerüsts ohne parodontal ungün -
tige Überkonturierung. Wie bei den Hü lsengeschieben ist aus parodon-
taler Sicht darauf zu achten , dass die Grenzlinie zwischen Primärtei l u.nd
Sekundärteil supragi ngi val zu li egen kommt (Graber 1992).
37.5 Gerüstgestaltung
I Kapitel3' Die Gestaltung einer Hybridprothese richtet sich mit Ausnahme de
Pfeilerbereichs grundsätzlich nach den Prinzi pien der Totalprothetik. Um
eine Hybri dprothese bukkal und oral der Pfeilerzähne nicht zu ausladend
zu gesta lten, muss die Prothesen bas is in diesem Bereich zurückgeschlif-
fen werden, weil der Alveo larfortsatz im Bereich der Pfeilerzähne nicht
resorbiert ist.
Da dadurch die Kunststoftbasis der Hybridprothese im Bereich der
Pfe ilerzähne geschwächt würde, was zu materialtechnischen Problemen
und Brüchen der Prothese fUbren kalID, so llte eine Hybridprothese imm r
mit einem Gerüst ver tärkt werden. Das individuell herzustellende Gerüt
Kapitel 37
Die offene Gestaltung der Hybridprotbese gewährleistet bei größtmög-
licher Stabilität und Verwindungssteifheit der Protbesenbasi s eine n0l111ale
Wei·chteilfunktion. Prinzipiell erfolgt die Gerüstherstell ung immer nach
der defin itiven Einprobe der WachsaufsteUung. Erst zu diesem Ze itpunkt
kann mit H ilfe von Gips- oder Si likonscb lüsseln die genaue Lage der
Verankerungselemente und Ersatzzähne bzw. di e definitive Ausdehnung
der Protbesenbas is beurteilt und der Verlauf des Verstärkungsgerüsts ohne
Veränderung der einprobierten Prothesenform geplant we rden (Geering
und Kundert 1992).
Die Herstellung gegossener Verstärkungsgerüste erfordert einen ge-
wissen technischen Mehraufuran d, der allerdings langfristig gesehen durcb
gerin gere Reparaturkosten wettgemacht wird.
37.6 Okklusionskonzept
In der Regel entspricht die bybridprothetische Okklusionsgestaltung
derjenigen der Totalprothetik. Daher kommen primär eine sequentielle
Gruppenfuhrung m it Front-/Eckzah ndominanz oder eine bilateral balan-
cierte Okklusion in Frage.
832 Einfuhrung in die Hybridprothelik
37.7 Langzeitprognose
Pacer und Bowman ( 1975) zeigten , welch wichtige Bedeutung die über di
Propriorezeptoren des Parodonts gelieferten sensorischen Information n
auf die Kraftentfaltung der Kaumuskulatur haben. Sie wiesen nach da
bei Tota lprothesenträgern die Fähigkeit der Unterscheidung versch ied n
großer, auf die künstlichen Zähne einwirkender Kräfte deutlich geringer i r
als bei mit Hybridprothesen versorgten Patienten oder Normalbezahnten.
Dies unterstreicht, dass es s inn vo ll ist, wenn möglicb zum indest di
Zahnwurzeln zu erha lten, weil dadurch Parodontalrezeptoren vorhanden
ind und auf diese Weise das Kraftunterscheidungsvermögen und dam it
die Kaueffizienz näher an die von E igenbezahnten heranreicht, als es b i
Totalprothesenträgern der Fall ist.
Zahnwurzeln besitzen daneben - vor allem im Unterkiefer - eine wich-
tige Funktion zur Verlangsamung des KllOchenabbaus (Kammprophylaxe).
Crum und Rooney (1978) untersuchten den vertikalen Knochenabbau
des Alveolarkamms bei Hybrid- und Totalprothesenträgern und stellten
nach einer Beobachtungszeit von fünf Jabren fest, dass - bei vorbanden r
Totalprothese im Oberkiefer und Hybridprothesen im Unterkiefer - der
anteriore Kieferkamm vertika l um 0,6 mm , im Falle von Unterkiefer-
Totalprothesen aber um 5,2 mm abgebaut wurde.
Kapitel 37 Regelmäßige achsorge und Mundhygienereinstruktionen haben auch
bei hybrid prothetisch versorgten Patienten eine entscheidende Bedeutune
fur deren parodontale Gesundheit und Langzeitprognose (Etlinger 19 ).
Bei falsche r Gestaltung des Hybridprothesenkörpers können sogar bei gu-
ter Mundhygiene gingival entzündliche Reaktionen um die Pfeilerzäbn
auftreten (Becker und KahldahlI984) . Too/ 'on und Smith ( 1978) konn-
ten zeigen, dass tägliche lokale Fluoridapplikation an hybridprothetischen
Pfeilerzähnen deren Risiko von Wurzelkaries befallen zu werden, erheblich
vermindert. In einer anderen Untersuchung fanden Derk on und JvJacEnte
( 1984), dass die täg licbe Anwendung von 0,4 %igem Zinnfiuorid-Gel auch
die gingivale Entzündung hemmt. Sie scblossen daraus, dass Fluorid-Gel
nicht nur die Wurzel karies hemmt, sondern auch Gingivitis um hybridpro-
thetische Pfeiler reduzieren kann .
Aber auch bei intensiver Nachsorge kann es zur Verscblechterung
de parodontalen Zustandes kommen. Ettinger et al. (1984) berich-
teten , dass von 135 Pfeilerzähnen 94 % über ei ne Zeitperiode von fun f
Jahren eine parodontale Therapie benötigten. Nach einer zwölfjährigen
Beobachtungszeit stellten sie einen Verlust von 4,2 % der hy bridprotheti eh
versorgten Pfeilerzähne fest. Tao/san und Taylor (1989) fanden nac.h einer
zehnjährigen Beobachtungszeit von Patienten mit 77 hybridprothetischen
Pfeilerzähnen, dass sieben Zähne aufgrund von Karies und vier aufgrund
parodontaler Probleme extrahiert werden mussten, d. h. , insgesamt wur-
den elfPfeilerzähne (14 %) extrahiert. Mit diesen beiden Langzeitstudi 11
wurden Patienten erfasst, die in ein Nachsorgeprogramm integriert waren.
Falls kein Recall angeboten wird, sieht die Langzeitprogno e fü r h -
bridprotheti che Pfeiler wesentlich sch lechter aus. E ine Untersuchung
von Rei/z et al. ( 1981) zeigte, dass von 95 hybridprothetisch versorgten
Pfeilerzähnen , die nicht regelmäßig nachkontroIlie.rt wurden, schon in den
ersten fünfJahren l3 (d . h. 14 %) verloren gi ngen.
Langzeitprognose 33
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Kapitel 37
/
835
Retention aus
KUJlststoff
~-+--- Abformmaterial
I_ _~r-- RetTaktionsfaden
WurzelftiJlung
Abb.38-1 Abformung d s
präparierten Wurzelstumpt1
mit kl einem individuellem
Löffe l.
- 1-- - Prothese
l::--+- - - Goldkappe
Abb.38-2
Retel1tionselement mil
aufgesetzter Prothese im
Schnitt.
Tab.38-J Klini scher und labortechni scber Behandlung ablauf bei der Anfertigun g von
Hybridprothesen
IDaIk Labor
Anamnese, Befundaufnahme, Röntgen
(Orthopantomogramm, Rinn-Status),
Situationsabformung mit konfektioniertem
Löffel
Herstellung VOll Studienmodellen
Dia;znose, Planun;z
Hygienephase, präprothe/ische Vorbehand-
lung, Reevalua/ion der Vorbehandlung
(evtl. erneute Situatiollsabformung mit
konfektioniertem oder individuellem Löffel)
Herstel lung eines kleinen/kleiner
I individueJler(n) Löffel(s) fUf die
Wurzelkappe(n) und individueller Löffel mit
Abformkaminen im Wurzelkappenberei.c h
für die Gesamtabformung
Prothetische Phase: Auswahl von Zahn-
farbe und -form, Präparation der Pfeile!'-
zähne, Abform ung der Pfeilerzähne
mit kleinen individuellen Löffeln,
Stiftprovisorien
Herstellung der Wurzelstiftkappe(n)
Anprobe der Wurzelstiftkappen, Abfonnung
der Weichgewebe mit Fixationsabformung
der Wurzelstiftkappen
Herstellen der Meistemlodelle, Herstellung
der Registrierschablonen
Kapitel. 38
Gesichtsbogenübertragung, intraorale
Registrierung
Schädelbezügliches Einartikulieren der
Arbeitsmodelle, Aufstellen der Zähne in
Wachs
Erste Anprobe der Zähne in Wachs
Korrekturen
Weitere Einproben
Verschlüsseln der Zahnaufstellung in
Wachs mit Gips oder Silikon, Au wahl der
Verankerungselemente, Erstellung eines
Einbettmassenmodells,. Anfertigung der
Wachsmodellation des Gerüsts
Wachsmodellation des Gerüsts zur
Kontrolle
Gießen des Gerüsts, Ausarbeite n und
Aufpassen auf das Meistermodell
Gerüstanprobe mit den Wurzelstiftkappen
Zahnaufstellung in Wachs (entsprechend
Schlüssel)
Wachsanprobe der Aufstellung
Fertigstellung in Kunststoff
Anprobe der fertigen Arbeit, Zementieren
der Wurzelkappen, Einkleben der
Matrize(n), Eingliedern der fertigen Arbeit
Kontrolle nach 2 Wochen : Nachregistrie-
rung
NachsorJ!.e
/
'/
843
39.2 Epidemiologie
Die Indikation von Totalprothesen ist, wie man vom Namen her ableiten
kann, der zahnlose Kiefer. Totale Zahnlos igkeit ist vor allem ein Problem
des älteren Menschen. Nach einer Erhebung des Instituts der Deutschen
Zahnärzte (Micheelis und Schiffner 2006) waren im Jahre 2005 in
Deutschland rund 31,3 % der 65-Jährigen und älteren in mindestens einem
Kiefer, 22,6 % in beiden Kiefern zahn los. Karies und Parodontopathien
werden als Hauptursache für den Zahnverlust angesehen. 1m europäischen
Vergleich weisen Schweden (20 %) und die Schweiz (rund 25 %) bessere
Werte auf. 1n vielen Ländern, so in Großbritannien, den Niederlanden oder
Kanada liegen die entsprechenden Zahlen bei den 65-Jährigen und älteren
oberhalb der 50 %-Marke (Tab. 39-1). Bei den Erwachsenen (35-44 Jahre)
sind aber nur 1,0 % zahnlos in beiden Kiefern.
Aufgrund von präventiven und rechtzeitig eingeleiteten za hnärztl ich-
therapeutischen Maßnahmen ist bereits heute das durchschnittliche Alter
der Patienten, die erstma ls mit einer Totalprothese versorgt werden, merk-
bar höher als noch vor wenigen Jahrzehnten. In der Zukunft ist aber nur mit
einer langsamen Abnahme der Zahlliosigkeit in der Gesamtbevölkerung zu
rechnen (DGZPW 200 1; Micheelis und Schiffner 2006).
.... .---
,-
/
/
I
I
I
I
r - - - -- ----, - I
I
I
I
I Abb.39-1 Knochenresorption
nach totalem Zahnverlust: Der
KJeferkamrnbogen im OK wird in
transversaler Richtung schmaler,
-- - --
Abb. 39-2 Beim Zahnlosen laufen die Verbindung·
linien zwischen den Kieferkämmen des Ober- und
Unterkiefers auf der rechten und linken Seite nach
kranial konisch zu.
im UK nimmt er an Breite zu.
I Kapitel39
transversaler Richtung schmaler wird, im Unterkiefer dagegen an Breite
zunimmt (Abb. 39-1). Aufgrund dieser Umbauvorgänge beträgt bei zahn-
losen Kiefern der Winkel zwischen der Okklusionsebene einerseits und
der Verbindungslinie der (ehemaligen) Alveolen bzw. der Kieferkämme
im Ober- und Unterkiefer andererseits weniger als 90° (Abb. 39-2). Zu
diesen "physiologischerseits" ablaufenden Abbauvorgängen gesellt sich
bei Totalprothesenträgern ein weiterer Knochenverlust, der durch den
Druck der Prothese auf den Kamm bedingt ist. Man geht davon aus, dass
diese Resorption so lange relativ gering bleibt, wie sich die Prothesenbasi
auf einer möglichst großen Fläche gleichmäßig abstützen kann und die
Prothese selbst auch bei unilateraler Belastung relativ lagestabil bleibt.
Sind die letztgenannten Voraussetzungen hingegen nicht gegeben, so ist
Rissin et al. (1978) bewiesen. Sie zeigten dass natürlich Bezahnte eine Tab. 39-2 Faktoren, die die
Zufri edenh ei t mit totalem
Kauleistung von 90 % [d. h. 90 % der zugefüh rten Nahrun g (Möhren) Zahner atz bee influssen
ging nach 40 Kauakten durch ein Sieb einer speziellen Größe hindurch] , (na h Awad lind Feine)
Hybridprothesenträger vo n 79 % und Totalprothesenträger von 59 % auf-
,
wiesen. Zug leich war die Kauzeit bei den Vollprothesenträgem rkü rzt. 1:;;;.1<:! ll' '<:: ~"
Haraldson et aL (1979) bestätigten, dass Totalprothesenträger, die sie als ~" , l'IoDen %
(Trage-)
, orale Jnvaliden" bezeichneten, in ihrer Kauleistung gegenüber natürlich 36 30
Komfort
Bezahnten - deren maximale Kaukraft fünf- bis sechsmal höhe r ist - deut- Kaufunktion 34 28,3
lich eingeschränkt sind. Trotzdem lässt sich mit einem solchen Zahner atz IStabilität 30 25
aber in den meisten Fällen eine für den von Zahnlosigkeit Betroffenen Andere 20 16,7
zufriedenstellende Kaufunktion erreichen.
Die w ichtigsten Faktoren fü r den Erfolg einer Tota lprothese aus
Patientensicht sind in Tabelle 39-2 aufgeführt [nach Awad und Feine
( 1998)].
Totale Prothesen wurden bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts im Wesentlichen
au Flusspferd-, Walross- oder Elfenbein ge ch nitzt, in das teilweise
menschli che Zähne ode r PorzeUanzähne eingesetzt wurden (Abb. 39-3).
Da diese Prothesen aus organischem Material bestanden wiesen sie keine
.lange Lebensdauer auf. Seltener waren die seit Bourdet (1757) bekannten
Metallbasen aus Gold oder Plati n in Gebrauch, deren Platten in einer Stanze Kapitel 39
geprägt wurden, oder die nach der Methode von Chtimant (1804) herge-
teIlten Porzellanbasen. Gemeinsam war diesen Zahne rsatzmaterialien ,
dass die zu ihrer Herstellung notwendigen Grundstoffe sehr teuer waren,
wesbalb sich nur Wohlhabende Zahn ersatz leisten konnten. Prothesenbasen
aus Zinn, wie sie seit 1820 von E. Hud on aus P hiladelphi a auf den Markt
gebracht wurden, konnten wegen ihres hohen Gewichts nur im Unt rkjefer
eingesetzt werden .
Zum Halt von Vollprothesen ohne Gaum nbedecku ng wurden unter-
chiedliche Federkonstruktionen benutzt, da man noch kei ne individu-
elle Abformu ng kannte und deshalb keine augenden Prothe en herstellen
konnte. Eine entscheidende Erfindung für das Ge biet der Totalprothetik
bedeutete 185 1 die Ei nfü hrun g des vu lkanis ierten Kautschuks durch C.
Goodyear. Das von A. Delabarre schon 1848 als Prothesenm aterial empfoh-
lene Guttapercha konnte sich dagegen als Werkstoffnicbt durchsetzen, da es
aus statischen Gründen ein Metallgerüst voraussetzte. Die Anfertigung von
Kautschukprothesen w urde durch die Übe rnahme ei nes Abformverfah rens
begünstigt, das für die Herste llung einer le ichten Metallbasis für Kaut-
scbukprothesen entwi ckelt worden war. Nach der Gipseinbettung e ines
Wachsmodells erfolgte das Vulkanisieren der Kautschukprothesen. Der
neuartige Werkstoff erlaubte eine Prothesengestaltung, die den Gaumen
einbezog, wobei die Bemühungen auf ei nen Saugeffekt der Platte am
Oberk iefer zielten. Die vermehrte Herstellung on gaume nge chlo en n
846 Einführung in die Totalprothetik
I
I Abb. 39-3 George
Washinglons Zabner atz,
geschnitzt allS FILlSS-
pferdbein, mit men chli-
ehen Zähnen (1789).
Prothesen ging Hand in Hand mit Verbesserungen auf dem Gebiet der
Abformmethoden und der dafur verwendeten Materialien. Ein erster Schritt
war die Einführung von Abform löffeln, deren Benutzung schon Delabarr
vorgeschlagen hatte. C. Slent hatte] 857 in London eine Zusammensetzung
verschiedener bei Mundtemperatur erhärtender Wachse erprobt, die seit-
her als Stentmasse auf dem Markt ist. Auch das bereits länger bekannte
Guttapercha kam als Abformmaterial wieder in Mode. Die Methode, Gip
als Abformmaterial zu benutzen, wurde in den vierziger Jahren des 19.
Jahrhunderts in den USA entwickelt. Der nächste wichtige Schritt auf dem
Weg, den Halt von Totalprothesen zu verbessem, war die Erfindung der
Funktionsabformung mit individuellen Löffeln , die auf den Elsässer 1. J.
Schrott zurückgeht, der sie 1864 auf einer Tagung deutscher Zahnärzte
I Kapi'el39
demonstrierte. Kautschuk blieb bis zur E inführung der Kunststoffe da
Mittel der Wahl für Prothesen basen . Obwohl seit 1869 die Herstellung von
Zelluloid möglich war, dessen Nutzung in der Zahntechnik aber an d r
mangelnden Mundbeständigkeit scheiterte, dauel1en die Versuche, einen
geeigneten Kunststoff zu entwickeln, bis in die dreißiger Jahre des 20.
Jahrhullderts. Erst 1936 stand mit dem so genannten "Nassverfahren" unter
Verwendung von Polymer (Pulver) und Monomer (Flüssigkeit) ein heiß-
polymerisierender Kunststoff (PMMA) zur Verfügung, der alle anderen
Werkstoffe für die Prothesenherstellung verdrängte. Autopolymerisierende
Kunststoffe (Ka ltpolymerisate) für schnelle Reparaturen waren bald darauf
/ im Handel.
weit sich die Wünsche und Erwartungshaltungen des Patienten mit dem im
Einzelfall Realisierbaren decken. Dabei ist zu differenzieren , ob der Patient
bereits vorher eine Totalprothese trug die nun durch eine neue Proth se er-
setzt werden soll , oder ob seine letzte n Zähne zur Extraktion anstehen bzw.
soeben extrah iert wurden . 1m erstgenannten Fall ist der Patient aus eigener
Erfahrung bereits mit den Kompromissen vertraut, die man als Träger einer
Totalprothese eingehen muss, im letzteren Falle ni cht. Neben rein techni-
schen Aspekten wird der Erfol g ei ner Totalprothese bei der Herstellung von
versch iedenen weiteren Faktoren beeinflusst, w ie z. B. den anatomischen
Voraussetzungen, dem individuellen Adaptationsvermögen des Patienten,
seinen psychologischen Voraussetzungen und nicht zuletzt von der persön-
lichen Motivation und Bereitschaft, den neuen Zahnersatz zu inkorporieren
(vgl. Kap. 46).
Um einen Eindruck bezüglich der Ei nste llung des den Zahnarzt auf-
suchenden Patienten zu bekommen, sollten vor Beginn der eigentlichen
Anamnese und Befundaufnahme in Form e ines Gesprächs Fragen zur
Identifikation und psychischen Verfassung des Patienten ge teil t werden:
• Warum kommen Sie zu mir?
• Welche aktuellen Probleme haben Sie (generell , und spez iell mit ihren
Prothesen) ?
• Was ist Ihr Hauptanl iegen?
Auf diese Weise lassen sich bereits sehr früh Erwartun gen, Wünsche,
Sorgen und Befürchtungen des Patienten im Hinblick auf die prothetische
Versorgung eruieren . Ziel ist es, zwiscben Behandler und Patient mög lichst
früh ein Vertrauensverhäl tnis zu schaffen und den Patienten fUr eine aktive
und konstruktive Mitarbeit zu gew innen. U nabhängig von der indi viduel-
len Vorgeschichte stehen für den Patienten selbst zwei Faktoren bei seiner Kapitel 39
oralen Rebabilitierung im Vordergrund, näm lich di e Wiederherstellung
der Kaufäbigkeit und der Ästhetik (Zähn e, Gesichtsbereich). Eng mit
der Kaufähigkeit verbunden ist der Aspekt des Prothesenha lts, dem v.
a. beim Kauen eine entsche idende Bedeutung zukommt. Während der
Prothesenhalt noch einigermaßen obj ektiv bestimmt werden kann, ist die
Beurteilung der Ästhetik stark subjektiv geprägt. Oft gehen die Me inungen
von Zahnarzt und Patient hinsichtlich der Ästhetik deutlich auseinander
(vgl. Kap . 17). Auch hier muss zusammen mit dem Patienten häufig ei n
Konsens erzielt werden. Dem Patienten so llte verständli ch gemacht wer-
den dass fUr den Ha lt einer Totalprothese verschiedene Faktoren - nämlich
anatom ische, protheti sche und physikalische - eine Rolle spielen und dass
die Konstruktion der Prothese den Tragekomfort lind sicheren Halt nur zum
Teil beeinflusst.
- - - - -- - - - - - - - - - - - -
848 Einführung in die Totalprothetik
I
und Mundhöhle
I Kapitel39
zahnärztliche Anamnese kann im Falle der gep lanten Anfertigung von
Totalprothesen noch durch spezielle Fragen erweitert werden, wie:
• Welche Alt von Zahnersatz trugen Sie bereits vorher?
• Wie kamen Sie damit zurecht?
I Kapitel39
• A lginate
• Silikone
• Zinkoxid-Eugenol-Pasten
• autoplastischeAkrylate mit verzögerter Polymerisation
• Wachs harze
• Guttapercha
• weichbleibende Unterfütterungsmaterialien ("Tissue conditioner")
I Eugenol-Pasten.
Generell kannzwischen einer anatomischenA bformung (Erstabformung,
Situationsabformung) und einer individuellen Abformung (definitive
Abformung) unterschieden werden.
Die Erstabformung dient der Gewinnung eines Studienmodells, auf
dem sich ein individueller Löffe l anfertigen lässt. Für die Erstabformung
stehen zur Verfügung:
• halbindividuelleAbfonnlöffel nach Schreinemakers (muodoffene Methode)
• Si-Plast-Träger nach Hofmann (mundoffene und mundgeschlossene
Methode)
• HM-Situationsabformlöffel nach Meist (mundoffene Methode)
• Ivotray-Abformlöffel nach Schwarzkopf(mundgesch lossene Methode)
ach der Herstellung indi vidueller Löffel auf den Studienmodellen und deren
Anpassung und Konditionierung im Mund erfolgt die definitiveAbforrnung.
Klin ische Konzepte für Totalprothesen 85 1
--------------------------- ---
852 Einfüh run g in die Totalprothetik
I prothesen eingegangen.
39.6.1 Front-Eckzahn-kontrollierte
Aufstellung - sequentielle Führung
(Grunert und Crepaz 2003)
Alternativ zur allgemein verbreiteten Seitenzahnaufstellung nach dem
I
Prinzip der bilateral balancierten Okklusion entwicke lte die fnnsbrucker
Schu le um Gausch und Grunerl seit Mitte der 1970er Jahre das Konzept
der Front-Eckzahn-kontrolli erten Zahnanordnung bei Tota lprothesen
(Gausch 1986). 1m Gegensatz zur balancierten Okklusion diskludieren die
Seitenzähne bei exzentrischen Unterki eferbewegungen . Als sequentielle
Führung wird bezeichnet, dass es oft zu einer initialen Führung der 1.
Prämolaren, der Frontzähne und der Eckzähne kommt.
Das Konzept der Front-/Eckzahn-kontro llierten Aufstellung bietet di
folgenden Vorteile [nach Grunert und Crepaz (2003)]:
I Kapitel39
• bessere, natürlichere Ästhetik
• hohe Patientenzufriedenheit
• vereinfachte und schnellere Aufstellung
• leichtere Einsch leifen
• Übereinstimmung von Artiku lator- und Mundsituation in Bezug auf die
Erreichung des dynamischen Okklusionskonzepts
• geringere Muskelaktivität
39.6.1.1 Frontzahnauswahl
Generell sollten die ausgewäh lten Zähne nicht zu hell sein, sondern dem
natürlichen Vorb ild altersentsprechend ausgewählt werden. Nicht zuletzt
müssen sie auch zu Haut-, Haar- und Augenfarbe des Patienten passen. Für
einen optimalen ästhetischen (= maximal natürlichen) Effekt ist oft eine
dem Alter des Patienten gemäße Indi vidualisierung der Fabrikzähne emp-
fehlenswert. Dies betrifft sowoh l. die Form (konfektion ierte Zähne haben in
der Regel jugendliche Fomlen) als auch die Farbe bzw. Farbeffekte. So wird
beispielsweise empfohlen, für weibliche Patienten im Bereich der oberen
Schneidezähne die mesialen und distalen Inzisalkanten eher abzurunden und
auf einen geschwungenen Schneidekantenverlaufzu achten; bei männlichen
Patienten werden hingegen an den Schneidekanten häufig eckigere Kanten
und relativ gerade Linien bevorzugt (Horn und Stuck 1987). Mit zunehmen-
dem Alter wird bei natürlich Bezahnteo der Unterschied im Höhenniveau
zwischen den zentralen und lateralen Schneidezähnen, die sog. Interinzisal-
Distanz (Müller und Koeck 2005), immer geringer. Daher kann sich das
gezielte Einschleifen von Abrasionen ästhetisch günstig auswirken.
Klinische Konzepte für Totalprothesen 853
bb. 39-6 Achsnei gungen der Oberki efer- Abb. 39-7 Ach ne igun gen der Oberkiefer-
Frontzähne in der Labialansicht. Frontzähne in der Sagiualansicht.
I
I
a b
Abb.39-9 Inz isalkantenverlauf der oberen Frontzählle mit E influs auf Alter und
Geschlecht. a jung und feminin ; b älter und maskulin.
y
/ Indiv iduell kann man auch Lücken oder Verschachtelungen gestalten oder
Zähne nach labial oder oral versetzt aufstellen (Frush und Fischer 1956b;
Horn und Stuck 1987) (Abb. 39-10).
Eine Variation bezüglich der Aufstellung der oberen Frontzähne stellt
die sog. Frontzahntreppe nach Ackermann (J 944) dar. Dabei stehen die
oberen Eckzähne nicht auf Höhe der mittleren lnzisivi, sondern noch höher
(also noch tiefer im Wachs) als die seitlichen Schneidezähne. Auf diese
Weise kommt eine "treppenartige" Aufstellung zustande, die häufig eine
ästhetisch positive Wirkung hat. Auch im unteren Frontzahnbereich wird
ein natürlicher Effekt dann erreicht, wenn die Zähne nicht absolut regel-
mäßig aufgestellt sind.
Ei ne alternative Möglichkeit zur hier dargestellten Frontzahnaufstellung
besteht darin, dass man mit Hilfe der anatomisch ausgefomlten Wachs-
wälle zunächst die Oberkieferfront aufsteHt. Da die Länge des Oberkiefer-
K1ini ehe Konzepte für Totalprothesen 857
39.6.2.1 FrontzahnauswahJ
Bei dem Totalprothetikkonzept nach Gerber kommen sog. Candulor-
Zähne (Candulor, CH-Zürich) zur Anwendung. Diese werden in drei
Farbgruppen angeboten. Im Frontzabnbereich gehen mit ihnen zum Teil
Kapitel 39
auch Formuntersch iede einher:
• J: jugendlich, mit unversehrter, transparenter Schneidekante
• M : zunehmendes Alter; mit Abnutzungserscheinungen der zentralen
Schneidezähne, Schwinden der transparenten Schneidekanten und
Entstebung von Schmelzrissen.
• 900er-Reihe: Sondertöne entsprechend der Hautfarben hell-mittel-
dunkel
• S: Grautöne.
y
/ Zur Größenbestimmung wird mit einem speziellen Hilfsmittel dem
Alameter (Candu lor, CH-Zürich), die Breite der Nasenbasis gemessen . Da
die Breite der Nasenbasis der Distanz von Eckzahnspitze zu Eckzahnspitze
entspricht (L ee 1962), gibt diese Messung einen verlässlichen Hinwei
auf den Platzbedarf. Gleichzeitig werden auf dem A lameter, getrennt nach
Männern und Frauen, passende Candulor-Zahngarnituren angegeben. Die
entsprechenden Werte werden für den Zahntechniker notiert. Altemati
kann mit einem Lineal die Breite der Nasenbasis gemessen und eine pas-
sende Garnitur (Abstand Eckzahnspitze zu Eckzahnspitze) ausgewählt
werden.
Bezüglich der individuellen Breite der auszuwählenden Ersatzzähne
ging Gerber (1960) in seinen Überlegungen auf Prinzipien der Embryonal-
entwicklung zurück. In der Embryogenese entwickeln sich aus dem
Stimhöcker Stirn, Nase und Zwischenkiefer mit Anlage der vier oberen
Klini che Konzepte für Total prothesen 859
'\-- --(
a b c d
Abb.39-11 Embryogenetisches Prinzip nach Gerber: Zusammenh ang z\ isc hen chn eidezaJUlbreite im O be rkiefer und
der Bre ite von asen basis und asenwurze l. a und b Aus dem tirnh öcker (vertikal chra ffie rt) ent wic ke ln ich tirn
a e und Zwischenkiefer mit den Anlagen der Inzisivi (hori zonta l chraffi ert: Oberki efen ul t, schräg schraffiert: a
Unterkiefen ulst und b di e sich daraus entwickelnden Anteile des Gesichts. c Schmal e asen bas is, sc hmale 'a enwurzel
-+ schmale mittlere und schmale seit liche Inz i ivi. d Breite a enbasis, bre ite asenwu rzel -+ bre ite mittlere und bre.ite
eitli che Inzisivi.
Kapitel 39 c
Abb. 39-13 Regeln zur Aufs tellung der Frontzähne: a In d.irekter Frontalansicht der
Labialftächen s ind di e La bialachsen der oberen Eckzähne und der unteren Frontzähne
gerade, Die Labialachsen der oberen mittleren Schneidezähne sind leicht, die der oberen
seitl ichen Schneidezähne stärker nach distal gene igt. Die Schneidekanten der oberen
mittleren Inzisivi überragen die Okklusionsebene, di e Eckzähne schließen mit ihr ab.
während di e oberen seitli chen Schneidezähne sie nicht erreichen. Von den Eckzähnen ist in
de r Frontalansicht normalerweise nur die mesiale Fläche sichtbar. b [n der An sicht von ap-
proximal erkennt man, dass die oberen mittleren Scl1J1eidezähne tärker protrudiert stehen
als di e oberen eitlichen Inzis ivi. Der Zahnhals der oberen Eckzähne steht demgegenüber
in verti ert. c Die unteren Inzisivi stehen leicht prolrudiert, die unteren Eckzähne leicht
inverti ert. Die [n zisa lkanten der unteren Schneidezähne berühren die Okklusionsebene,
während di e Kauspitzen der unteren Eckzähne sie zun ächst üben'agen. Durch Besch.leifen
I werden sie aber später auf dasse lbe iveau gekürzt wie ihre mesialen Nachbarzähne.
schränkt man sich in der Regel nur auf einen Molar pro Kieferhälfte (6 r
oder 7er). Eine solche sagittal reduzierte Okklusion (verkürzte Zahnreih )
reicht für funktionelle Zwecke (Kauen) aus. Sollte in speziellen Fällen, näm-
lich bei statisch günstigem Kammverlauf (nicht ansteigend), demlOch ein
weiterer Molar (oder aufgrund des geringeren mesiodistalen Durchmes er
statt dessen ein Prämolar) aufgestellt werden, so überragt dessen distal r
Höcker die Okklusionsebene, und zwar umso mehr, je größer der Winkel
zwischen sagittaler Gelenkbabn und Okklus.ionsebene ist.Auf diese Wei e
werden die stabilisierenden Gleit-Okklusionskontakte dieses Zahnes bei
Protrusion sichergestellt (Horn und Stuck 1987).
Die Kaumulde des zweiten Molars liegt wie bei allen Unterkiefer-
Seitenzähnen (mit Ausnahme des ersten Prämolaren: Kauleiste) auf der
Kieferkammmitte. Nicht selten wird an die Stelle eines weiteren unteren
Molaren ein unterer erster Prämolar der Gegenseite aufgestellt, wobei die-
sem dann die Funktion einer Protrusionsfuhrung zukommt, da er in habi-
tueller lnterkuspidation keinen Hauptantagonisten besitzt. Der Prämolar
der Gegenseite wird bevorzugt, da dann seine lange distale Höckerkante
nach mesial zeigt und er somit eine Protrusionsfiihrung besser unterstützt.
/
Beide palatinalen Höcker befinden sich über der Kieferkammmitte. Der
zweite obere Molar, der, abhängig von der Situation im Unterkiefer, häufig
auch anstelle des ersten Molaren aufgestellt wird, okkludiert mit seinem
palatinalen Höcker (auf Kieferkammmitte) in der Kaumulde des zweiten
unteren Molaren. Die Bukkalachse ist senkrecht, wenn der zweite Molar
anstelle eines ersten Molaren aufgestellt wurde. Ansonsten ist die Achse
abhängig vom Ausmaß der Anhebung des distalen Höckers des zweiten
unteren Molaren geneigt. Die hier skizzierte Aufstellung hat zm Folge, da
die zweiten Prämolaren und Molaren bukkal keine Kontakte aufwei en
(bukkale Entlastung).
39.6.2.4 Aufstellungs-Varianten
Neben diesem Aufstellungsmodus gibt es altemativ eine zweite Methode
bei der die Reihenfolge wie folgt aussieht: OK 4er, UK 4er, UK 5er, OK
SeI', UK 6 er oder 7er, OK 6er oder 7er. Da Zahl , Anordnung und Auswahl
Klinische Konzepte für Totalprothesen 865
f-',
< 80
,, ,,
der Prämolaren und Molaren vom sagittalen Platzangebot und von der
Kieferkammbreite abhängig sind, kann es individuell bisweilen auch
K.ombinationen der aufgestellten Zähne geben, wie sie im natürlichen
Gebiss selten oder nie vorkommen (z. B. OK 3-4-5-7, UK 3-4-7-5; OK
3-4-6-7, UK 3-4-6-5; OK 3-4-6, UK 3-4-5-4; OK 3-4-6, UK 4-7-7; OK 4-5-7,
UK 4- 7-4); bei wenig Platz in sagittaler Richtung kann im Oberkiefer an-
stelle des Eckzahns ein umgeschliffener Prämolar verwendet werden (OK
4-7-5, UK 3-7-5). Die häufig aufgestellte Forderung nach mindestens drei
Kaueinbeiten pro Kieferseite lässt sich nicht immer realisieren .
der distale Abhang des bukkalen Höckers und die distolinguale Höcker·
leiste einschli eßlich ihres Übergangs in die distale Randleiste mit ein r
leichten Mulde versehen werden.
• Beim oberen ersten Molaren wird der mesiobukkale Höcker zurückge-
schliffen (mesiale und distale Abhänge einschl ießlich des Übergang
in die mes iale Randleiste) sowie der distobukkale Höcker relativ tark
gekürzt (Abhänge).
Beim unteren Molaren wird die vorhandene Kaumulde (Fossa) mit einem
Kugeldiamanten nach mesiobukkal vergrößert; ebenso erhält die distal
Randleiste eine leichte Mulde.
Beim Kreuzbiss ist im Oberkiefer, im Gegensatz zum Unterkiefer nur
selten eine statischeAufste llung möglich. In Funktion (Kauen) kann es den·
noch zu ei ner ausreichenden Statik kommen, weil nach palatinal gerichtete
schiefe Ebenen auftreten, die die Prothese in ihrer Lage stabilisieren. Da
eine Kreuzbissaufstellung immer auch eine Einengung des Zungenraume
mit sich fuhrt, sollte im Einzelfall geprüft werden, ob diese nicht zu gunst n
einer lingual isierten Okklusion verm ieden werden kann.
a b
c d
e f
h
Abb. 39-17 Aufste llungs konzept naeh Gysi. II Oberkieferfrontzä hn e werden auf Okklusion ebene ges tell t. Der untere
Frontzahn hat Ko nta kt mi t seinem Antagonisten. b e igung de r Oberk iefer-Fro ntzä hn e in ve tibu l -o ra ler Ric htung.
c Erster Prä molar de Oberk.iefers berüh rt di e Okklusionsebe ne. d Z\ e iter Prämolar des Oberkiefers ha t mi t bei-
den Höckern mit der Okklusionsebene Kontakt. e Erster oberer Molar berührt mit me io- pa latin ale m Höc ker d ie
Okkl usionsebene. f Zweiter oberer Molar w ird entsprechend der sagitta len Ko mpensati onskurve platzie rt (kein Komakt
m it Okklusionse bene). g Untere Frontzähn e stehen auf der Kieferkammmitte mit der Sehn eideka nte in gerader Linie. Die
labia le Ac hsenn e igung zeigt e in e Me ia lte ndenz. h Unterer erster Mo lar in korrekter Positi on. i Fert ige Zahnaufstel lung.
868 Einführung in die Totalprothetik
r--_
~--
a b o 0
bb.39-18 Zahnaufstellung nach Fehl: a und b Kalottenfdrmige Aufstellung der BisswäJle. c Kal Ilen8ufste llung der
Unterkieferzähne gegen den Bisswall.
39.8 Reokkludieren
Kapite139
Nach Pressen des Kunststoffs und Entfernen des Kontergipses werden
die ModeJle samt der darauf befindlichen Prothesen zum Reokkludieren
(= primäres Remontieren) in den Artikulator zurückgesetzt. Da auf-
grund der Polymerisationsschrumpfung des Kunststoffs in der Regel im-
mer eine leichte Änderung der Zahnaufstellung entsteht, müssen die e
Okklusionsstörungen durch Einschleifmaßnahmen beseitigt werden.
Des weiteren werden im Zuge des Reokkludierens die fabrikmäßig ein-
gearbeiteten Standardradien sowie die von der Aufstellung abhängigen
Anstellwinkel der Fossae (Höckerabhänge bei anatomischen Zähnen
bzw. Minikalotten bei Condyloformzähnen) auf die individuelle (von der
39.10 Nachsorge
Das Ziel von Nachsorgemaßnahmen bei. Totalprothesenträgern be teht da-
rin, die Funktionstüchtigkeit des prothetischen Ersatzes und den Zustand
des Prothesenlagers möglichst lange zu erhalten. Das Lntervall der da-
für notwendigen Kontrolltermine ist vom Ausluaß der zu erwartenden
Resorption der Kieferkämme, von der Prothesenhygiene des Patienten
owie von der individuellen Problematik des jeweiligen Falls abhängig. A ls
Durchschnittswert kann eine halbjährliche Zeitspanne angegeben werden.
In bestimmten Fällen kann der Nachsorgetermin aber auch früher notwen-
dig sein. Fand z. B. die Anfertigung der neuen Totalprothesen kurz nach
der Extraktion der letzten Zähne statt, sollte schon nach drei Monaten eine
erneute Kontrolle durchgeführt werden.
Den Patienten wird empfohlen, die Totalprothese(n) mindestens zwei-
mal täglich mit einer Bürste (spezielle Prothesen bürsten sind besser geeignet
als Zahnbürsten, weil sie ein größeres Borstenfeld und längere Borsten auf-
weisen) und einer nicht abrasiven Reinigunspasta oder Geschirrspülmittel
(gut abspülen) zu reinigen. Spezielle Prothesenreinigungsmittel (Sprudel-
tabletten) setzen Sauerstoff frei und sind ebenfalls sehr effektiv.
Die Anwendung von kleinen Ultraschallreinigungsgeräten (z. B.
Sonorex TK 22, Fa. Bandelin, Berlin) ist besonders für manuell nicht
mehr so geschickte Patienten zu empfehlen. Ultraschallreinigungsgeräte
scheinen schon mit reinem Wasser den Prothesenkunststoff deutl ich ef-
fizienter zu reinigen, als handelsübliche Prothesenreinigungsmittel ohne
Ulrraschallanwendung (Abelson 1981; Raab et al. 1991.). Spezielle Ultra-
schallreinigungsmittel können diesen Effekt noch verstärken.
Ka.pitel39
39.11.1 Knochenabbau
Tallgren (1972) untersuchte über einen Zeitraum von 25 Jahren radiolo-
gi ch die kontinuierlich stattfindende Reduktion des Alveolarknochen bei
Totalprothesenträgern. (Angaben über dieArt der verwendeten Zähne, der
Aufstellung und der Okklusionsfonn wurden nicht gemacht.) Dabei war die
vertikale Reduktion im anterioren Unterkieferbereich nach 7 Jahren trotz
großer individueller Unterschiede rund viermal so groß wie im Oberkiefer.
874 Einruhrung in die Totalprothetik
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I
/
879
40.1 Einleitung
Die Herstellung von Totalprothesen nach dem Curriculum Prothetik kann
auf zwei Wegen erfolgen :
• Sequentiell geftihrte Totalprothesen (zentrisches Registrat, anatomi-
sche Zähne)
• Bi lateral-balanc ierte Gerber-Konzept-Prothesen (Stützstiftregistrat, se-
mianatomische Zähne)
A'bb.40-1 Be timmung
der Löffe]größe im Ober-
kiefer mit Hilfe ei ne
Messzirkels (Abgreife n der
breitesten teile der Tubera
maxillae).
880 Totalprothetik: Klinischer und labortechnischer Ablauf
I c
I
I Kapitel40
/
V Abb.40-2 Obe rki eferl öffel: a Au l' ichl;
b A nsic ht von da r al; c Au wahl der Löffel.
Unterki eferlö ffe l: d Aufsicht; e Ansicht V Oll
dorsa l; f A uswahl der Löffel.
ach Auswahl bzw. Anpassung der Löffel wird das Alginat entweder
von Hand oder maschinell angemischt. Während für den Oberkiefer das von
der Herstellerfirma angegebene Mischungsverhältnis gewählt wird, wird
fur die Unterkieferabformung der Wasseranteil etwas reduziert, damit die
Konsistenz des Alginats etwas visköser wird, wodurch Schleimhautfalten
besser ausgestrichen und eine dichte Anlagerung der Abformllng an da
Kieferrelief erreicht wird. Zur Vermeidung von Blasen sollten zunächst
untersichgehende Mllndhöhlenbezirke und tiefe Bereiche des Ve tibulums
mitAlginat ausgestrichen werden. Unmittelbar danach wird der mitAlginat
beschickte Löffel in die Mundhöhle gegeben. Bändchen werden vom
Behandler durch rotierende Bewegungen der Lippen und Wangen in die
Abformung eingearbeitet. Bei der Unterkieferabformung kann man den
Patienten bitten, die Zunge kurz anzuheben und leicht nach vorne Richtung
Löffel griff zu strecken. Bei der Abformung im Oberkiefer kann der Patient
versuchen, zu schlucken oder Luft durch die vom Behandler zugehaltene
ase zu blasen. Auf diese Weise wird das funktionelle Muskelspiel in die
Abformung übertragen.
Nach Abbinden des Alginats wird der Löffel aus dem Mund entfernt und
auf Blasenfreiheit kontrolliert. Der Löffel bzw. seine Ränder dürfen nicht
durchgedrückt sein , da durchgedrückte Stellen Prädi lektionsstellen für
DruckstelIen sind. Lässt sich einmal in seltenen Fällen ein Durcbdrücken
aufgrund anatomischer Gegebenheiten nicht verhindern, so ist die entspre-
chende Stelle am Löffel mit einem Fettstift zu kennzeichnen. Nach dem
späteren Ausgießen der Abformung mit Gips erscheint diese Markierung
auf dem Situationsmodell. An dieser Stelle kann dann zusätzlich et\v-as
Gips aufgetragen werden, um ein späteres Durchdrücken des individuellen
Löffels zu verhindern.
Im Oberkiefer kann der Löffel mit der darin befindlichen Abformung
nocb einmal in den Mund zurückgesetzt werden nachdem der Behandler
mit einem giftfreien Fettstift intraoral den Übergang zwischen bartem
Kapitel 40
(unbeweglichem) und weichem (beweglichem) Gaumen (sog. Ah-Linie)
markiert bat. Nach Entfernen des Löffels erscheint diese Markierung in
der Abformung, und nacb dem späteren Ausgießen mit Gips auf dem
Situationsmodell.
Generell müssen durch die Situationsabformung das gesamte Prothesen-
lager sowie die angrenzenden Bereiche erfasst sein : im Oberkiefer der
Mundvorhof, die Tubera maxillae, der harte Gaumen sowie der Anfangs-
bereich des weichen Gaumens (ca. 5 bis 6 mm über die Ab-Linie hinaus);
im Unterkiefer neben dem Mundvorhof die Trigona retromolaria und der
sub- und paralinguale Raum.
882 Totalprothetik: KJinischer und labor1echnischer Ablauf
Griffe di e Lippen nicht irritieren (Abb. 40-3b und c). Übrig bleibender
Kunststoff kann für weitere Löffel verwendet werden.
Anschl ießend erfolgt die Photopolymerisation im Lichtgerät, wobei
die Dauer von der Leistung des Lichtgeräts abhängig ist. Die Lichthärtung
sollte von beiden Seiten des individuellen Löffels her stattfinden: zuer t
von außen mit dem Löffel auf dem Modell, anschließend von innen, wobei
der Löffel vom Modell abgehoben und mit der Unterseite nach oben in das Kapitel 40
Gerät gelegt werden muss.
Die Ausarbeitung des Kunststoffs erfolgt mit Hilfe von F räsen und
Schleifpapier. Mit den Fingern wird geprüft, ob alle scharfen Kanten (be-
sonders am Rand) beseitigt worden sind. Die auf dem Löffel vorhandene
polymerisationsbedingte Sauerstoffinhibierungssch icht des Kun tstoffes
kann mit einem in Alkohol getränkten Lappen abgewischt werden.
I
Die Löffelpassung kann besonders gut mit Hilfe einer Silikon-Indika-
torpaste (z. B. Fit-Checker®; GC Corporation, D-Bad Homburg, od r
Xantopren, Heraeus Kulzer, D-Hanau) überprüft werden. Die Silikon-
I
schicht sollte nach dem Abbinden überall gleichmäßig dünn sein.
Kapitel 40
40.4.1 Randgestaltung
Als Nächstes erfolgen das Auftragen von thermoplastischer Komposition -
masse (Kerl' -Masse; Kerr, D-Karlsruhe) und das Ausformen de
Funktions-Randes, zunächst im Oberkiefer. Dabei wird schrittweise und
symmetrisch von vorne nach hinten vorgegangen. Eine Kerr-Stange wird
über der Flamme erwärmt. Die plastisch gewordene Masse wird im anterio-
/ ren Bereich kieferkammwärts auf den Löffelrand aufgetragen (Abb. 43-4a).
Der Löffel wird in situ ge bracht, solange die Ken.®-Masse noch verform bar
ist. Die Masse darf nicht zu heiß sein. Zum temperieren eignet sich ca. 37°
C wamles Wasser, das in einer Schale bereit gehalten wird. Der Löffel mit
aufgebrachter Kerr-Masse w ird, bevor er in den Mund gebracht wird, kurz
in das Bad gehalten; ggfs. Temperatur auf Handrücken testen. Die Masse
hat gerade ihren Glanz verloren, wenn sie in die Mundhöhle eingebracht
wird. Durch Ziehen sowie leichtes Rotieren der Lippen und Wangen ent-
sprechend ihrer funktionellen Richtung erfolgt das Ausformen des Rande
und das Einarbeiten der Bänder bei fixiertem Löffel (Abb. 40-4b und c). AI
letztes wird im dorsal en Bereich Kerr®-Masse kieferkammwärts auf den
Löffelrand aufgetragen. Bei der Abformung des dorsalen Abschlussrandes
am Übergang des harten zum weichen Gaumen sollte der Patient in die
Klinik: LöffeJanprobe, Randgestaltung, mukostatiscb Abformullg 885
40.4.2 Abformung
Kapitel 40
Anschließend werden die Löffel für die eigentl iche Abform ung vorbereitet.
Dazu werden im Bereich der Foramina paLatina, der Raphe mediana sowie in
Bezirken großer Gewebsresilienz mit einem Rosenbohrer (Größe 6)jeweils
Perforationen im Löffel angebracht. Sie ermöglichen, dass überschü siges
Abformmaterial abfließen kann und resiliente Schleimhautbereiche nicht
komprimiert werden. Vor der eigentlichen AbfolTImng wird der Patient
gebeten, nochmals auszuspülen. Die Mundschleimhaut soll nicht trocken-
gebIasen werden.
Zur Abformung können unterschiedlich visköse Silikonmassen oder
Zinkoxid-Eugenol-Pasten verwendet werden.
Für den Oberkiefer werden niedrig visköse Massen verwendet: Silikone
wie Coltex® fine (Coltene, CH-Altstätten), Xantopren® VL blau (Heraeus
Kulzer, D-Hanau) oder ZnOE-Kelly-Paste (Ubert, D-Berlin). Für den
Unterkiefer werden höher visköse Massen verwendet [Coltex medium
(Coltene), Xantopren Moder Zinkoxid-Eugenol-Paste wie SS White
(Ubert, D-Berlin)] , um eine kontrollierte Schleimhautkompression zu er-
reichen .
Nun werden gemäß Herstellerangaben die entsprechenden Mengen
Basispaste und Katalysator dosiert und anschließend mit dem Spatel ge-
mischt. Die angemischte Masse wird mit einem Spatel auf den (für Silikone
886 Totalprothetik: Klinischer und labortechnischer Ablauf
bb.40-6 Papillall1eter®.
=
= 15
20
:: 25
bb. 40-7 Papi llameter® am zahn losen Patienten angelegt.
I
Abb. 40-8 Anbringen
einer Wachsstange um den
Abform Iäffe].
Abb. 40-9 Bestimmen und Einze ichnen der KieferkammmitteIl in Ober- und Unterkiefe r
au f dem M ode llsockel. a Oberkiefermitte: Verbindungslinie Eckzahn-Mitte Tuber maxillae:
b U nterkiefermitte: Verbindungslinie Eckzahn-Mitte Trigol1lllu retromolare.
...
Labor: Herstellung der Meistennodelle und Registrierschablonen 889
E E
EE
00 'CI
bewährt, der über der Flamme erwärmt wird . Entsprechend der festgelegten
Okklusionsebene können auf ihm vo n distal beginnend die Wä lle bis zur
gewünschten Hö he auf ei ner Ebene abgeschmolzen werden. Die abge-
winkelte Kante des Wachswallformers soll im Oberkjefer der Tuberregion
aufliegen und kann dadurch als Abstützung fungieren; im Unterkiefer läuft
I
der Wachs wall in Höhe der Trigona retromolaria aus. Im Oberlciefer wird
für die spätere vertikale Kieferrelationsbestimmung zusätzlich eine zweite
Basisplatte ( ohne Wachswälle) hergestellt.
-
Klinik: Vertikale Kieferrelationsbestinunung, zentrisches Wachsregistrat 891
a
Ab b.40-13 OK-Wacbswall (u nd damit Bissgabel) a parallel zur Camper-Ebene, b parallel
zur Bipupillarlinie ei ngeste llt.
I
a b
Abb. 40-14 a Messung der Ruhel age mit Hilfe eines Zirkels. b Messung des Schlussbisse :
Bei Berührung der Wachswälle ist der Abstand zwischen den beiden extraoral markierten
Messpunkten um 2-4 J1lm geringer als in Ruhelage.
I
anzulehnen, aufrecht sitzen oder, noch besser, stehen und geradeau in
die Ferne blicken. Kurz nachdem er geschluckt hat, ist die Muskulatur
maximal entspannt und die Ruhelage lässt sich dann relativ gut beurteilen
I
("Schluckmethode"). Bei einer zweiten Methode wird der Patient gebeten.
den Konsonanten "M" zu summen ("phonetische Methode"). Auch hierb i
Kapitel40 wird kurz darauf die posturale Unterkieferposition bestimmt. Ein weitere
Verfahren ("Entspannungsmethode") besteht darin, den Patienten mit der
Zunge die Lippen befeuchten und anschließend entspannen zu lassen. ]n der
Regel ist es vorteilhaft, diese Methoden kombiniert anzuwenden, da di
das Ergebnis sicherer macht als die alleinige Anwendung einer Methode.
Im Zustand der Ruhelage wird der Abstand zweier Weichteilpunkte di
man mit einem Filz- oder Fettstift auf Nase und Kinnspitze gezeichnet hat,
gemessen (Abb. 40-14a). Der erhaltene Wert der Ruhelage wird notiert. Al
Faustregel kann gelten, dass die durchschnittliche vel1ikale Kieferrelation
in habitueller lnterkuspidation der der Ruhelage abzüglich 2 bis 4 mm ent-
spricht. In manchen Fällen kann die Differenz zwischen interokklusal m
Abstand und habitueller Interkuspidation jedoch auch bis zu 5 mm betra-
gen. Der Unterkieferwall wird um den entsprechenden Betrag gekürzt oder
aufgebaut, so dass bei habitueller lnterkuspidation die gewünschte Höhe er-
reicht wird. Die vertikale Höhe wird danach extraoral an den Messpunkten
mit Hilfe des Zirkels kontrolliert und sollte im Normalfall 2 bis 4 mm
geringer sein als der in Ruhelage gemessene Wert (Abb. 40-14b).
Danach wird in Frontal- und Seitenansicht (Profil) die fazial,
Harmonie beurteilt, d. h. es wird beurteilt, ob sich das mit dem festgeJ,eg-
ten Vertikal abstand in der Höhe eingestellte untere Gesichtsdrittel in die
faziale Gesamtkomposition einfügt (vgl. Kap. 17.4). Eine Sprechprobe
Klinik: Vertikale Kiefen'elationsbestimmung, zentrische Wachsregistrat 893
Mitte Uinie
Lachlinie
Eckzahnlinie
Lippenschlusslinie -+-_.....:..._--~--_....:..._-j
schließt sich an. Der Patient wird gebeten, z. B. von 50 bis 60 zu zählen
weil dabei S- und Z-Laute vorkommen. Dabei beobachtet man den mini-
malen Sprechabstand, der in der Front rund 1 bis 2 mm betragen sollte; die
Wachswälle dürfen sich beim Sprechen also nicht berühren.
Wenn alte Prothesen vorhanden sind, sollten diese eingesetzt und
die neu ennittelte vertikale Kieferrelation mit der früheren Höhe vergli-
chen werden . In der Regel ist die Vertikaldistanz bei inkorporierten alten
Prothesen etwas geringer.
Zu letzt werden fo lgende Hilfslinien in den Wachswällen markie11 (Abb .
40-15):
Ka.pitel40
• Lippenschlusslinie
• Lachlin ie [unterer Rand der Oberlippe beim Lachen(kein zu extremes
Lachen!)]
• Mittell inie (Gesiebtsmittellinie wird auf den Oberkieferwachswall ver-
längert)
• Eckzahnl inie (senkrechte Verlängerung des Nasenflügelrandes)
Mit dem Gesichtsbogen erfolgt nun die eigentliche schäd Ibezügl iche
Registrierung. Diese wird ähnlich wie in Kapite l 5.3 .2 beschrieben durch-
geführt:
• Fixieren des Gesichtsbogens mit Hilfe der Ohrpassstücke
• Verbinden der Bissgabel mit dem Gesichtsbogen, endgültige Positio-
nierung der Bissgabel auf dem Oberkiefer des Patienten, Arretieren der
Bissgabelklemme
• Kontro lle: Beim Loslassen der Bissgabel darf der Gesicht bogen nicht
abkippen.
Abb.40-22 Markierung
des Tragusmittelpunkte .
~---~ -- ~
910 Totalprothetik: Klinischer und labortechnischer Ablauf
+ - -- - - Feineinbettung
- - - Überguß (Konter)
eingebettetes Modell
Für Ober- und Unterki efer wird jeweils eine Küvette bereitgestellt.
Sämtliche Küvetteninnentei le werden mit Vaseline oder Silikonspray dünn
gegen den Einbettgips isoliert. Die untere Küvettenhälfte wird mit sahnig
angerührtem Hartgips geflillt. Das Modell mit den aufgestellten Zähnen
wird so in den Gips eingedrückt, dass die Front- und Seitenzähne über-
all gleich hoch sind (parallel zur Küvettenbasis) . Gipsüberschüsse ( or
allem an den Rändern der Küvette) werden entfernt, die Oberfläche wird
glattgestrichen. Der Gips so ll nur bis zum Funktionsrand der Prothe
reichen. Das Oberteil der Küvette wird zwecks Höhenk.ontrolle aufge-
setzt, um sicherzuste llen, dass ein Schließen der Küvette möglich i t.
ach Abbinden des Gipses wird seine Oberfläche isoliert (Gips gegen
Gips). Das Küvettenoberteil w ird ohne Deckel aufgesetzt und blasenfr i
mit Hartgips gefüllt (Konter). Nun wird der Deckel aufgesetzt und festge-
drückt; Überschüsse werden entfernt. Ein Gipsrest wird zurückbehalten' er
gibt an, wann der Gips des Konters abgebunden hat.
Kapitel 40 Um das spätere Ausbetten der Modelle und der Kunststoffprothesen zu
erleichtern und Frakturen im Kunststoff zu verm eiden, ist es si nnvoll , den
Konter nicht in einem Stück. herzustellen , sondern in drei leicht vonein-
ander zu trennenden Teilen. Die erste Gipsschicht wird aus Superhartgip
angefertigt, der maschinell mit Vakuum angemischt wird. Diese Schi ht
deckt ledigl ich die Zähne und die Wachsmodellation bis einige Milllmet r
apikal des Ze rvika lrandes ab. Sie wird nach dem Aus hä rten gegen di
zweite Gipsschic ht iso liert. Der zweite Gipsteil des Konters soll di
Superhartgipsschicht leicht (ca . 2 mm) abdecken. Dadurch lässt sich der
orale (linguale oder palatinale) Gipsanteil beim Ausbetten leichter vom
Kunststoff respektive vom Superhartgips entfernen. Diese zweite Schicht
kann mit einer dünnen Plastikfolie abgedeckt werden und der Rest der
Küvette (dritter Tei l des Konters) mit der gleichen Mischung Gips, w ie si
rur die zweite Schicht verwendet wurde, aufgefü llt werden (Abb. 40-34).
E
I E .
.-- r- ~
, 1 '
~ - --~-- - :
'--\ 0,5- 1 mm
a bL-------------------------~
Abl>.40-35 Radieren der Ah-Linie: a Aufsicht; b Querschnitt.
weichte, flüssige Wachs entfernt. Nach Ausbrühen beider Teile (Modell und
Konter mit Zähnen) wird die von allen Wachsresten befreite Gipsoberfläche
auf scharfe Kanten und Überschüsse überprüft und, wenn vorhanden, werden
diese mit einem Gipsmesser entfernt. Die MetaUränder der Küvette werden
on Gips gesäubert. ln Kunststoffzähne (Unterkieferfront) müssen zusätzlich
konische Retentionen eingeschliffen werden. Sollten sich Zähne dabei lösen,
werden diese mit einem Tropfen Sekundenkleber in ihrer Negativfol111 im
Gips befestigt. Im Oberkiefer werden Papilla incisiva und Torus palatinus mit
einer Zinnfolie (Durchmesser: 0,3 mm) überdeckt. Die Breite der abgedeck-
ten Fläche entspricht den in der Klinik markielten Umrissen auf dem Modell.
Ist kein Torus palatinus vorhanden, erübrigt sich eine Zinnfol ie.
Schließlich wird mit einem Le-Cron-In trument die Ah-Linie in an-
teroposteriorer Richtung auf einer Breite von 5 bis 7 mm und eine Tiefe
von ca. 0,5 bis 1mm radiert (Abb. 40-35). Die Radierung nimmt in ihrer
Tiefe nach anterior hin ab. Die Form und Ausdehnung richtet sich nach
den anatomischen Gegebenheiten des Gaumens. Wurde bereits auf der Ka.pitel40
Abformung eine dorsale Abdämmung hergestellt, müssen jetzt nur noch
kleine Ungenauigkeiten, Falten und Rauhigkeiten geglättet werden. Dabei
1st darauf zu achten, dass die Radierung nicht weiter vertieft wird, da s
sonst später zu DruckstelIen kommen kann.
Nun erfolgt das lsolieren der Modelle und der Konterteile. Solange der
Gips noch warm ist, kann ein besserer Verbund von der Alginat-lsolierung
(Gi ps gegen Kunststoff) zum Gips erfolgen.
40.14.3 Kunststoffpressen
Das konventionelle Basismaterial fur Prothesen ist heißpolymerisierender
PMMA-Kunststoff. Ln letzter Zeit kommen auch Kaltpolymerisate zum
Einsatz. Bei der Verarbeitung von Monomeren ist wichtig zu wi sen, das
es sich hier um einen Gefahrenstoffhandelt und Hautkol1takt und Einatm n
aus gesundheitsschädigenden Gründen vermieden werden so llt n. Di
Angaben des Datensicherheitsblatts der jeweils verwendeten Produkte
sollten daher unbedingt beachtet werden.
Die Dosierung von Monomer und Polymer erfolgt nach Angaben des
Herstellers. Dafür stehen spezielle Dosierbecher zur Verfügung. Nachdem
912 Tota lprotbetik: Kliniscber und labortechnischer Ablauf
der Kunststoff angezogen ist (er zieht keine Fäden mehr), wird der T< ig
im Überschuss in die offene Küvette eingelegt. Durch Zwischenlegen ei-
ner Polyäthylenfolie erfolgt zunäcbst ein Vorpressen (Probepressen) de
Kunststoffs. Die Folie erlaubt, dass die beiden Küvettenteile wieder vonei-
nander getrennt werden können. Die Küvette wird nach dem Probepressen
geöffnet, und die Kunststoffuberschüsse (Pressfahne) werden entfernt.
Nach Nachlegen von Material sollte das Probepressen wiederholt werden,
um durch mangelndes Verdichten bedingte Porositäten im Kunststoff au -
zuschl ießen. Die Küvette wird danach zum zweiten Mal geöffnet und der
Überschuss entfernt. Erst dann sollte das endgültige Schließen der Kü ett
(ohne Fol ie) erfolgen. Auf diese Weise wird eine durcb das Pressen auftre-
tende Bisserhöhung minimiert.
Danacb wird die Küvette in einen Klemmbügel eingeschraubt und zur
Polymerisation ins Wasserbad eingelegt (Herstellerangaben beachten!) ..
Nach der Polymerisation und - bei Heißpolymerisation - dem Erkalten der
Küvette auf Körpertemperatur können die Prothesen ausgebettet werden.
Zunächst wird der Bügel entfernt und die Deckel der Küvetten werden
abgenommen. Mit dem Gipsmesser wird die Küvette vorsichtig geöffnet
Durch vorsichtiges Klopfen mit dem Gummihammer werden die seitlichen
Metallteile der Küvette vom Gips getrennt. Der um die Prothesen befind-
liche Gips lässt sich mit Hammer, Gipszange oder, nacb dem Sägen von
Sollbruchste ll en, mit einem Gipsmesser entfernen. Die Prothese sollte bier-
bei noch auf dem Modell in Position bleiben, um ein Reokkludieren von
Prothese und Modell zu erlauben. Eine einmal entfernte Prothese würd
aufgrund der im Kunststoffvorhandenen Spannungen nie wieder exakt auf
das Ausgangsmodell passen. Daher würde ein Entfernen vom Modell zu
Ungenauigkeiten bei der Reokkludierung führen.
Abb.40-36 lnstrumente für di e Bearbeitung und Politur von Polymerisaten a im Hand tück: . I. Hartmela llfrä e, .
Schleifpapier, Sihkonpoli erer, Z iegenhaarbürste, Hochglan z chwabbel; b am Poliermolor fur große KUllsisioffantcil : . l.
Cbungkingbürste, Ziegenhaarbürste, HochglallzschwabbeL
~~~~~~~ - - -
914 Totalprothetik: Klinischer und Iabortechnischer Ablauf
Die fertiggeste llte Prothese wird vor dem Eingli edern gereinigt und in
70 %igem Alkohol desinfiziert. Wurde die Polymerisation des Prothesen-
kunststoffs im Wasserbad durchgeführt, muss die extraorale Lagerung der
Prothesen in Was er erfolgen, um ein Austrocknen und damit einen Verzug
des Kunststoffs zu vermeiden.
Xa pitel40
vom Unterkiefer, anschließend lässt sich der Block vom Oberkiefer lösen
und durcb Rotieren aus dem Mund entnehmen.
[0Tabelle 40-1 und 40-2 sind die klinischen und labortechnischen Schritte
noch mals zusammengefasst.
Kapitel 40
---
920 Totalprothetik: Klinischer und labOJiechnischer Ablau f
Tab. 40-1 Klini sc her und labortec hni scher Behandlungsab lauf bei der Anfertigung von Totalprothesen mit sequentieller
Führun g
Frontzahnaufstellung in Wachs
Kontrolle des Registrats, Anprobe der Frontzahnaufstellung, Kontrolle der
vertikalen Re lation, Sprechprobe
ab. 40-2 Klinischer und labortechni cher ßehandlungsablauf bei der A nferljgung von TOlalpr the en nach dem Gerber-
Konzept
Klinik Labor
Dorsale Abdämmung: Radieren der
Ah- Linie, Entlastung von Papilla
incisiva und Torus palatinus und
Einbetten; bei Kunststoffzähnen
Retentionen. Kunststoff pressen,
Reokkludieren, Ausarbeiten
Anprobe der fertigen Prothe en; Trimmen der Ränder; Patienten-Instruktion
über Handhabung und Reinigung; Kontrolle: Nach zwei Tagen, evtl.
Druckstellenentfemung; nach 14 Tagen: achr gistrierung intrs- und extraoral
Remontage im Artikulator, Einschleifen
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923
41.1 Einleitung
41.1.1 Was ist ein Implantat?
Unter dentalen Implantaten versteht man in der Zahnmedizin alloplastische
Materialien, die im Bereich des Kieferknochens eingebracht werden, wn
mit ihrer Hilfe Zahnersatz zu befestigen.
1m Gegensatz zu den in der aUgemeinen Chirurgie verwendeten
Implantaten, wie z. B. Herzklappen oder Hüftgelenkprothesen die nach
ihrer Einheilung allseitig von lebendem Gewebe umgeben werden, per-
forieren orale Implantate bzw. die auf ihnen befestigten Implantatpfeiler
(Abutments) die Schleimhaut. In der Zahm11edizin haben wir es demnach
mit sog. offenen Implantaten zu tun, die permanent mit der keimbesiedelten
undhöhle in Verbindung stehen.
Bei den sogenannten enossalen Implantaten ist das Implantat direkt
im Knochen verankert. Enossale Implantate gelten heute als implantate
der Wahl. Sie können als Sofortimplantate, verzögerte Implantate (4 bis
6 Wochen nach Zahnverlust) oder Spätimplantate (Insertion erst nac h
Verknöcherung der Alveolen) gesetzt werden und als Halteelemente für
abnehmbaren Zahnersatz oder als Pfeiler fur festsitzende Kronen und
Brücken dienen. Mit enossalen Implantaten lässt sich - unter bestimmten
Voraussetzungen - eine sog. Osseointegration des Implantates erreichen.
Unter diesem Begriff versteht man einen im lichtmikroskopischen Bereich
sichtbaren direkten funktionellen und strukturellen Verbund zwischen dem
0
organisierten, l.ebenden Knochengewebe und der Oberfläche eines belaste-
ten Implantates (Brememark et al. 1985). Kapitel 41
Dentale Implantate bestehen heutzutage entweder aus Titan oder
Zirkonox idkeramik und wei en unterschiedliche Oberflächenstrukturen auf
s. Kap. 42). In der Regel sind die Implantate zweiteilig und bestehen au ,
einem Implantatkörper und einem Aufbau (Abutment). Diese werden in der
Regel über eine Schraubenverbindung mit dem Implantat erbunden (Abb .
41- \). Über das eingeschraubte Abutment kann festsitzender Zahnersatz
durc h Verschraubung bzw. Zementierung verankert werden. Abnehmbarer
Zahnersatz wird in der Regel über spezielle Retentionselemente im Implantat
verankert. Vor allem im Bereich der Zirkonoxidkeramikimplantate gibt es
auch einteilige Implantate, bei denen der in die Mundhöhle ragende Anteil
des Implantates individuell durch den Zahnarzt beschl.iffen und darauf
ans chließend festsitzender Zahnersatz verankert wird.
Sonderformen sind provisorische Implantate, die nur zur temporären
Verankerung von provisorischem Zahnersatz verwend t werden, und kie- Abb.4 1-1 Beispielhafter
Aufbau eine Implantate ,
ferorthopädische Implantate, die zur Verankerung kieferorthopädischer bestehend au Impl anta t,
A pparaturen verwendet werden. Impl anl3tpfostell (Ab ut-
I11cnt) lind Haltcschr3ube.
924 Einftilu'ung in die dentale fmplantologi
41.2 Indikationsstellung
41.2.1 Differentialindikation
zwis·chen konventionellem und
implantatgetragenem Zahnersatz
ach einer adäquaten Befunderhebung des stomatognathen Systems und
Diagnosestellung muss der Patient immer auch über die diffentialtherapeu-
ti ehen Möglichkeiten (alternative Therapieformen) in seinem indi viduel-
len Fall aufgeklärt werden. Die zu dokumentierende Aufklärung erfolgt Kapitel 41
entsprechend Kapitel 5.6.
Die Differentialindikation zw ischen konventionellem und implantat-
getragenem Zahnersatz erfordert das Abwägen de r Vor- und Nachteile
der T herapiemittel im individuellen Patientenfall. In der Regel weisen
im plantatprothetische Rekonstruktionen Vorteile hinsichtlich funktio-
neller und präventiver Gesichtspunkte auf Wenn statt einer abn hmba-
ren Lösung durch die Implantate eine festsitzende Versorgung möglich
wird, kommen auch noch Vorteile bezüglich einer verbesserten klini-
chen Langzeitbewährung hinzu. Nachteile sind in der Regel der höhere
Behandlungs-, Zeit- und Kostenaufwand sow ie die mit dem implantat-
chirurgischen Eingriff verbundenen operativen Risiken. Nach adäquater
Aufklärung über die mit einer Implantation verbundenen Ris iken verzichtet
in der Regel ein Teil der Patienten die zuvo r Implantate wünschten, auf
rm pJantate, selbst wenn keine eigenen finanzie llen Mittel aufgebracht wer-
den müssen (Walton et al. 2005).
Im Folgenden sollen die klinischen Ergebnis e mit konvention li en,
adhäsivprothetischen und implantatprothetischen Versorgungen einand r
928 Einfiihrung in die dentale Implantologi
gene Brücken über bis zu 10 Jahre Tragezeit ergab sich eine Erfo lgsrate
von 86,7% für die Brücken und 92 ,8 % für die Implantate. Den läng ten
Beobachtungszeitraum bezüglich zahnloser Patienten, die mit fest itzen-
den Restaurationen versorgt wurden, weist die Studie einer kanadischen
Arbeitsgruppe auf (Attard und Zarb 2004). Sie zeigt nach einem mittleren
Beobachtungszeitraum von 20 Jahren eine Implantatüberlebensrate von
7 %, allerdings eine durchschnittliche Überlebensrate der darauf veran-
kerten festsitzenden Brücken von nur 7±4 Jahren.
Tabelle 41-1 fasst den aktuellen WissenstandüberdieLangzeitbewährung
on festsitze ndem zahn- und implantatgetragenem Zahnersatz zusammen.
Festsitzender Zalmersatz ist doch sehr häufig bei jungen und mittelalten
Patienten indiziert und sollte daher möglichst lange in Funktion bleiben.
Gerade bei der Entscheidung zwischen unterschiedlich zeit- und kosten-
aufwändigen Versorgungen werden sich die Patienten nach entsprechender
AufkJärung vor allem auch von dem Gesichtspunkt der Langzeitprognose
leiten lassen . Schließlich sollen ja nicht nur der Zahnersatz, sondern auch
die ihn tragenden Pfeiler möglichst lange, d.h. über Jahrzehnte, wenn ogar
nich t lebenslang, ihre Funktion erfüllen.
Wie Tabelle 41-1 zeigt, weist inzwischen bei festsitzendem implan-
tatgetragenen Zahnersatz in der Regel nicht mehr das osseointegrierte
Implantat, sondern die Restauration die höheren Komplikations- und hö-
heren Verlustraten auf, so dass heute in der Regel nicht mehr das Implantat,
sondern die prothetische Rekonstruktion die Lebensdauer des Zahnersatzes
limitiert.
In einer Metaanalyse wurde die Langzeitbewährung von über Kronen
verankertem Zahnersatz auf Zähnen und Implantaten noch weiter diffe-
renziert (Pjetturson et al. 2007). Tabelle 41-2 fasst diese Daten über einen
5- bzw. 10-jährigen Beobachtungszeitraum zusammen und kann gut zur
detaillierten Patientenaufklärung verwe ndet werden (Prozentzahlen ge-
run det). Man erkennt, dass sich nach 5 Jahren noch keine Unterschjede
ergeben, während nach 10 Jahren zahn-implantatgetragene Brücken und
zahngetragene Freiendbrücken bis zu 10 % mehr Misserfolge aufwe isen.
Kapitel 41
... c hä tzwerte (un ichere Datenl age), bei Adhäs ivattachmcnts auf pr.im ärc Loslös un g
bezoge n
932 Einfuhrung in die dentale Implantologie
41.3 Implantatsysteme
Nach einer Übersicht aus dem Jahre 2003 gab es damals schon etwa 220
Unplantat-Produktlinien von 80 lmplantatherstellem, die sich unter anderem
in Fonn, Implantat-Abutment- Verbindullgsdesign und Oberflächenstruktur
bzw. -beschichtung unterschieden (Jaks/ad et al. 2003). Die Zahl der Kap iteJ 4]
Implantatsysteme hat inzwischen noch deutlich zugenommen. Die Längen von
dentalen Implantaten liegen zwi ehen 5 lind 19 mm und die Durchmesser der
für definitiven Zahnersatz verwendeten Implantate zwischen 3,3 und 6,5 mm.
K le in ere Implantatdurchm esser (:s 3,3 mrn) werden bei zweitei lj-
gen Im pl a[] tatsystemen mit Indikatio nse in schränkungen (Ober kiefe r
. eitlich er Schneidezahn oder Unterkiefer Schneidezähne) angeboten.
Einteilige Implantatsysteme werden hauptSächlich zur Verankerung on
Deckprothesen ange boten. Eine Sonderform bilden di e provisorischen
Implantate, da hierbei keine Osseointegration angestrebt wird . Sie dienen
zur tabilisierun g von festsitzenden Provisorien bis zur definitiven im plan-
tatprothetischen Versorgung.
Leider bietet die wissenschaft]iche Literatur bi sher keine klare Ev idenz,
dass bestimmte morphologische Charakteristika k lare Vorte ile bezügli ch
klinischer Bewährung bieten. Trotzdem sollten bei der Auswahl eines ge-
e-igneten Impl antatsystems die fo lgenden Kriterien erfüllt werden:
• Es liegen klinische Langzeitstudien mit einer größeren Anzah l von
Patienten tu .. das betreffende Indikationsspeh rum vor.
"t
Abb.41-3 [mpl anta tsyst m mit externer Abb.41-4 [l11plantatsys tel11 mit int rner
Verbindung und Außensechskant. konischer Verb indung.
Da Imp lantat besteht aus Titan, es ist entweder gestrahlt und geätzt
(Promote®) oder titanplasrnabeschichtet (TPS®). Die Implantate werden
mit den Abutments (Titanlegierung) über eine Innenverankerung (Tube
in Tube) verbunden und weisen einen Rotationsschutz über drei Nuten
Cams) auf.
Halteschraube
Abutment
konischer Anteil
Sechskant
wird ent\\Ieder gestrah lt und geätzt (lntegra TITM) oder mit Hydroxylapatit
beschi chtet. Die Abutmentverbindung weist keine Rotationssicherung
auf. Sie basiert auf einer reinen Konusverbindung (I ,5°-Locking-Tap r-
Verb indung) und ermöglicht dadurch eine 360o-Universalpositionierung
der Abutments. Aufgrund dieser Besonderheit werden die Abutment in
das Implantat ei ngeklopft und halten im Bereich der konischen Verbindung:
Kapitel 41 durch Kaltverschweißung. Diese einfache Art der Verbindung ermöglicht
die Konstruktion von seh r kurzen Implantaten (a b 5 mm Länge).
Zirkonoxidkeramik-lmplan tate
Als Beispiel seien die einteiligen Implantate der Firma Z-Look3 (Z-Sy tem
GmbH, CH-Oensingen) (Abb. 41-9) ge nannt. Es gibt unterschiedli h
Geometrien, di e zum Teil durch intraorales Präparieren individuali iert
werden können. Die Abfonnung erfolgt auf konventionelle Weise ent pr -
ehend eines Zahn stumpfes.
Da noch k ine Daten aus längerfristigen kontrollierten klinischen
Studien vorliegen, müssen Zirkonoxidkeramikimplantate noch als e p rl-
mentell angesehen werden (Wenz et a1. 2008).
Implantatsysteme 939
Mini-Implantatsysteme: MDJ®-Jmplanta/
Das MDI®-lmplantat (JMTEC, D-Oberursel) (Abb. 41-10) wird als Mini- Kapitel 41
Implantat in Bezug auf seinen Durchmesser (1,8 mm) bezeichnet. Die
einteiligen Implantate sind mit einer Kuge lpatrize zur Verankerung von
Deckprothesen versehen. Minimalinvaslve üperationstechnik und eine
Sorfortbelastung werden angestrebt.
Provisorische Implantate
Hier handelt es sich um einteilige Implantate mit einem Durchmes er on ca .
2 mrn. Beispielhaft dafür ist das provisorische Implantat IPI (No belbiocare
D-Köln) (AbbAl- I I).
Provisorische Implantate dienen während der Ausheilung der Alveolen
nach Zahnextraktion bzw. nach dem Setzen der definitiven Implantate der
Fixierung und Abstützung des Provisorium. Ihr geringer Durchmesser
erlaubt eine Implantation zwischen den definitiven Implantaten. Durch
Biegen mit einem spezie llen Schlüssel erfolgt die prothetische Ausricbtung
der Implantatköpfe.
.....
I
Abb. 41-12 Die ri chtige Po ition der Abb. 41-13 Die Ersatzzähne dürti n ich
Er atzzähne erfolgt unabhängig VO ll e inem nicht nach den Impl antaten richten. Di
eventuell geplanten ode r bereits vo rhande- Position der Zähne wird durch Ästhetik.
nen Imp lantat. Funktion und Phonetik vorgegeben.
bb'. 41-14 Die Relation Implantat- Abb. 41-l5 Die Relation Implan tat-Zah n
Zahn lässt die Anlage einer okklusalen lä st ei ne bedingt abnehmbare Brücke m it
Ver chraubung zu. Eine bedingt abnehmba- OkkJusalverschrau bung nicht zu.
re BrOcke kann direkt auf den Implantaten
bzw. Imp lantatpfosten befestigt werd en.
r \
Im Zuge einer geplanten Implantation gilt es, flinfFaktoren, die in der pro-
thetischen Phase nur schwer zu beeinflussen sind, zu beachten:
I. Implantatposition
2. Implantatdurchmesser
3. Neigungswinkel der Implantatachse
4. Kontur des periimplantären Weichgewebes
5. Taschentiefe respektive Lage der lmplantatschulter
1
I I
I Für den Patienten abnehmbar I I Für den Patienten festsitzend
J
I 1
I I I 1
Primär
Sekundär
Primär Sekundär Verb lockung Keine
Verblockung
Verblockung Verblockung (ohne oder mit Verblockung
(mit Pfosten)
Pfosten)
I 1 I
Verschraubt
Steg Einzelne Steggeschiebe
Zementiert okklusal
Pfosten (starr)
(ohne Pfosten)
I
I
2 Implantate
I
?:: 4 Implantate
1
?:: 2 Implantate
I
Verschraubt
Implantat / Implantat BTÜcke oder Verschraubt Verschraubt (auf Pfosten)
Schleimhaut getragene Deckprothese (bedingt (bedingt
getragene Brücke/ Doppelkronen, abnehmbar) abnehmbar)
Deckprothese Deckprothe e Magnete,
(Steggelenk (Steggeschiebe Kugelanker Zementien
rotierend) starr) starr (auf pro ten)
Übersicht 41-1 Das schrill wei e Vorgehen bei der Pl anun g vo n implantatgetragenem und retinierlem Zahner atz. Da
chema gibt ei nen Überblic k über die prothetischen Möglichkeiten .
41.5 Versorgungskonzepte
Kapitel 41
41.5.1 Einzelzahnersatz
Schaltlücken mit 1- 2 fehlenden Zähnen und kariesfreien oder nur ge-
ringfügi g restaurierten Nachbarzähnen stellen nach abgeschlossenem
Kiet:erwachstum heute eine häufige Indikation für implantatgetragene
Kronen dar.
41.5_1.1 Differentialtherapie
Differentialtherapeutisch kommen zur Versorgung von Schaltlücken 01'
allem konventionelle Brücken und Adhäsivbrücken in Frage (Abb. 41-17).
Da Einzelzahnersatz auf enossalen Implantaten eine gleich gute Bewährung
wie konventionelle Brü.cken aufweist, ist er diesen in der Regel medizinisch
vorzuziehen, wenn keine Überkronung der Nachbarzähne erforderlich ist.
Die Vermeidung einer zu erwartenden Atrophie des Alveolarfortsatzes
bietet vor allem im Front- und anterioren Seitenzahnbereich funktionelle
und ästhetische Vorteile. Ästhetisch unübertroffen ist implantatgetragener
Einze]zahnersatz bei einer lückigen Frontzahnreibe, wo die Lückenbreite
....
a b
Abb. 41-18 Um ei nen Verlust an Knochen zw ischen Implantaten zu ermeiden und damit
die Int rdentalpapi ll e zwischen zwei Impl antaten zu erhalten, so llte der Abstand z\ ischen
den Implantaten mind stens 3 mm betragen (a). Wenn dieser Abstand unter chritten \' ird.
kann es in die em Bereich zu einem Knocbeneinbruch mit gleichzeitigem Verlust der
Interdenta lpapill kommen (b),
41.5.1.3 lmplantatabstände
Zum Erhalt des approximalen Knochens und der Papille sollte der mini-
male Abstand des Implantates zu den benachbm1en Zähnen 1,5 mm und d r
minimale Abstand zwischen zwei Implantaten 3 mm betragen (TarnolV t
al. 2000) (Abb. 41-18) .
Hieraus ergibt sich als Grundregel für die Einzelzalmlücke: Bei meh-
reren benachbarten fehlenden Zähnen ergibt sich der maximal sinn oll
ImplantatdW'chmes er aus der Lückengröße abzüglich des Produkts au
Anzahl der fehlenden Zähne und 3 mm, wobei diese Differenz noch. dur h
die Anzahl der fehlenden Zähne dividiert wird.
Aus diesen Zahlen resultiert, dass für alle fehlenden Zähne mit einer
mesio-distalen Breite von 7 mm und mehr mindestens Standard implantat-
durchmesser von etwa 4 mm verwendet werden können. Zum Ersatz on
Unterkiefer chneidezähnen (mesio-distale Breite ca. 5- 5,5 111m) und zum
Teil auch von seitlichen Oberkieferschneidezähnen (mesio-distale Breit
Versorgu n gskonzepte 947
bb. 41-l9 Individuali siertes Abutment. Abb.41-20 Subgingiva ler Übergang zwi-
schen Implantat lind Krone.
Abb.41-21 Der Einsatz von Implantaten ermöglicht fe tsitzenden Zahnersatz bei reduzierter otwendigkeit natürl iche
Zähne z u beschleifen.
41.5.2.4 Extensionsbrücken
Implantatgetragene Extensionsbrücken können sowohl im Ober- al
auch im U nterkiefer angewandt werden. Wie auch bei zahngetrag n n
Extens ionsbrücken werden die endständigen Pfeiler intrusiv, die ant ri-
oren Pfeiler xtrusiv belastet (Rodriguez et a1. 1994). Die Belastung d r
endständigen Implantate ist um so größer je geringer der Abstand zwi-
chen dem am weitesten anterioren und dem endständigen Implantat i t
(Wider tandshebelarm) und je länger die distale Extension der Brü k
(Angriffshebelarm) ist (Rodriguez et al. 1993; White et a1. 1994). 1n ofem
kann die lmplantatbelastung vor allem durch Verringerung der Exten i n
bzw. Verlängerung des Abstands zwischen dem endständigen und d m
anterioren Implantat verm indert werden. Als Faustregel sollte die Läng _
der Extension der Extensionsbrücke im Unterkiefer nicht größer a1 da
I,S-fache des Abstandes zwischen dem anterioren und dem end tändi-
gen Implantat betragen , während im Oberkiefer die Extension klein r aI
der Abstand zwischen dem anterioren und dem endständigen Implantat
sein sollte (Spiekermann et al. 1994). Aufgrund der unterschiedli h n
Knochenqualität in Unter- und Oberkiefer wird ferner empfohlen di
Länge des Extensionsgliedes im Unterkiefer auf ca. 12- 15 mm maximal
18 mm zu begrenzen. [m Oberkiefer sollte die Länge nicht mehr als IO-L
mm betragen.
41.5.2.5 ImpJantatposition
Generell sollten die Implantate so platziert werden, dass sie s:ich im
Zentrum der zu ersetzenden Zähne befinden. Ausnahmen ergeben i h in
mesialldistaler Richtung bei bestimmten Indikationen im Molarenberei h
Kapitel 41 (s. Kap. 43.1.4). Sind Implantate allerdings ungünstig im Approximalraum
lokali iert, muss dieser geschlossen werden , was zu hygienischen und
ästhetischen Einbußen führt. Eine zu weit orale Platzierung fuhrt zu
Behinderungen der Zunge, während eine zu weit vestibuläre Platzierune-
zu ä thetischen Beeinträchtigungen führt. Aus diesen Gründen i t di
Verwendung einer Bohrschablone für das Erreichen der gewün cht n
lmplantat-Positionierung unerlässlich.
Für die Implantatabstände gelten die gleichen Regeln w ie bim
Einzelzahnersatz(s. Kap. 41.5.1.3). Die vertikale Lage derImplantatscbult r
so llte im ästheti ch nicht relevanten Seitenzahnbereich optimal auf d n
Knochen ausgerichtet sein. Falls dadurch bedingt die Implantat ehult r
nicht oder nur minimal subgingival zu liegen kommen sollte, i t di r
ästheti che Kompromiss einem bezüglich der periimplantären Situation zu
tief, aber ä thetisch perfekt ausgerichteten Implantat vorzuziehen.
b __ ~ ________ ~ ________ ~
bb.4l-23 Bei piel für a ei ne okk lu al ver cllraubte Restauration , b ein z mentiene Re taurati n 0 \ i c bi . :ine
R tauration mit Mesio truktur und transversaler Verschraubung. e zeigt di chraubenrichtung an, di e notwendig I t, um
die chraube mit Hilfe des Schraubenzieher intraoral überhaupt ein- und ausdr h · n zu können.
ollen Brücken in einem Stück angefertigt und dann okklusal ver cbJaubt
werden, müssen speziel leAbutments ohne Rotationssicherung zum Implantat
\erwendet werden, da sonst schon die im Bereich Fertigungstoleranz lie-
genden minimalen Ungenauigkeiten dazu fübren können, dass die auf dem
Modell passende Brücke sich intraoral nicht einbringen lässt.]n olch n
Fällen hilft nur das Wegschleifen der Rotationssicherungen CZ. B. Achtkant
abrunden).
Die transversale Verschraubung beseitigt die ästhetischen und funk- Kapitel 41
tionellen Prob leme okklusaler Schraubenöffnungen, erfordert ab r ine
aufwändigere Mesostruktut' mit großen Spalträumen, von denen häufig
Geruchs- und Geschmack belästigungen ausgehen. Zusätzlich könn n
die miniatu risierten Transversalschrauben im klinischen Gebrauch da
Handling erschweren CAbb. 41 -23). Die Vorteile und Nachteile tran v r al
verschraubter Suprastrukturen können wiefolgt zusammengefa st werden :
• Vorteile transversal verschraubter Suprastrukturen
Abnehmbarkeit relativ einfach
spannungsfreier Sitz leichter erzielbar
verbesserte Kaufunktion und Ästhetik
Ausgleich unterschiedlicher ]mplantatachsen
• achteile transversal verschraubter Suprastrukturen
aufwendige Mesostruktur notwendig
große Spalträume (Geruchs-/Geschmacksbelä tigung)
störende orale Schraubenöffnungen
relativ voluminöse Konstruktion
954
955
Abnehmbare Restauraüonen
Die einfachste und zugleich wissenschaftlich gut abgesicherte implantat-
getrag,e ne Versorgung ist durch zwei Implantate erreichbar, die im B reich
956 E inführung in die dentale Implantologi
der Eckzähne inseriert werden (Feine et al. 2002) . Auf Grund der gut· n
Qualität des Alveolarknochens im Unterkiefer ist eine primäre oder sekun-
däre Verblockung möglich. Die Versorgung der Implantate kann enh.; d r
durch Magnete, Kugelkopfverbindungen, Steg (Steggelenk, -geschi b
oder Doppelkronen erfolgen (Abb. 41-24).
Entscheidend für die Auswahl der Verallkerungselemente ist, wel h F
Aufwand gewünscht wird, welcher Stellenwert den Aspekten wie Qua lität
der Verankerung, Hygienefahigkeit, Platzbedarf und Kosten beigeme n
wird. Aus biomechanischen Gründen sollten weniger als drei Implantat
im Unterkiefer nicht starr etwa über Steggeschiebe oder Doppelkronen mit
der Suprakonstruktion verankert werden , da es aufgrund der Einsell.kum!
des di talen Prothesensattels dann zu Überlastungen und daraus re u ~
tierenden Komplikationen kommen kann. Statt dessen sollten b . i _
Implantaten Verankerungselemente gewählt werden, die ein Ein enk n
des Prothesensattels erlauben, wie mit Magneten, Kugelkopfverbindun ... n.
Steggelenken oder Doppelkronen mit Spielpassung.
In einer prospektiven klinischen Studie mit zwei interforaminal
Implantaten im Unterkiefer war nach 10 Jahren kein Unter chi d zwi-
schen Steggelenk, Kugelkopfund Magneten bezüglich der Überleben rat
der implantate nachweisbar (Naert et a1. 2004). Die Kugelköpfe er-
Kapitel 41 gaben allerdings beste Retention der Deckprothesen , die gering t n
Weichgewebsprobleme und die höchste Patientenzufriedenheit, Magnet
wiesen am wenigsten Komfort für die Patienten auf. Eine neuere kli ni-
sche Studie zeigt, dass möglicherweise im Unterkiefer auch chon Z'I i
Implantate für di e Verankerung mit Doppelkronen ausreichend ind
(Krennmair et al. 2006).
Wenn die finanziellen Verhältnisse eines Patienten aber Ib t
die Verwendung von zwei Implantaten nicht erlauben, kann auch
die V rwendung eines mittigen Einzelzahnimplantates im zahnlo en
Unterkiefer erwogen werden (Krennmair und Ulm 2001; WolfGI'! t at.
2007' Walton et al. 2009). Diese Versorgungsalternative kannjedocl1 n h
nicht als langfi:istig wissen chaftlich abgesichert angesehen werden.
Wird der zahnlose Unterkieferkiefer mit 4-5 Implantaten versorgt, kön-
nen individuell gefräste Steggeschiebe mit und ohne distale E ten i n
oder Doppelkronensysteme ohne Spielpassung zur starren Verankerun ....
einer abnehmbaren Suprakonstruktion einge etzt werden . Hierbei wird
der überwiegende Anteil der Kaukräfte über die Implantate in phy iol -
giseher Weise direkt auf dem Kieferknochen übertragen . Die kJa i h ·
957
Festsitzende Restaurationen
uf 5- 6 günstig positionierten Implantaten im Unterkiefer kann auch eine
rein imp]antat-getragene Extensions brücke eingegliedert werden. Liegt
bereits eine fortgeschrittene Atroph ie des Alveolarfortsatzes or mu indi-
viduell ent chieden werden, ob die Ersatzzähne im Sinne ei nes parodontal
"orgeschäd igten Gebisses mit verlängerten klinischen Kronen ge taltt
we rden oder aber ob der Kammdefekt mit rosafarbenen Keramikmassen
au geglichen wird. Frühere Brückenkonstruktionen ("Schwedenbrücke'
"Hochwasser-Design"), bei denen die metallischen Abutments frei in
die Mundhöhle ragten und die Basis der Suprakonstruktion einen großen
Abs tand (5-7 mm) von der Gingiva aufwies, werden heute aufgrund äs-
theti scher und funktionell-hygienischer Probleme in der Regel nicht mehr
angewendet.
Ausgeprägte Atrophie
Im Falle einer ausgeprägten Unterkieferatrophie ist es häufi g jedoch funk-
tionell und ästhetisch günstiger, an Stelle einer festsitzenden bedingt ab-
nehmbaren Suprakonstruktion e ine herausnehmbare D eckprothese über
teggeschiebe oder Doppelkronen zu verankern, da die Deckprothese die
du rch die Atrophie verloren gegangenen Alveolarfortsatzab chnitte mit
ersetzen kann, ohne die Hygienefähigkeit zu beeinträchtigen. Durch die
be ere Stützung der Weichgewe be mittels Deckprothe e kann in sol -
chem Fällen die funktionelle Rehabilitation erfolgreicher sein als durch
eine festsitzende Suprakonstruktion, bei der aus hygienischen Gründen
die chleim haut nicbt so stark abgedeckt werden kann. Erlaubt di in- Kapitel 41.
di iduelle Patientensituation sowo hl die A nfertigu ng e iner abnehmbaren
Deckprothe e als auch die iner festsitzenden Brückenkonstruktion, ollt
der Patient die Entscheidun g treffen am besten nach Austestung mittel
einer einfachen provisorischen Arbeit, da Studien gezeigt hab n da
Patienten unterschiedliche Präferenzen haben (Feine et al. 1994).
Pe t itzende Restaurationen
Für eine festsitzende Brückenversorgung werden im Oberkiefer 6-8 Implan-
tate empfohlen. Für den vollständigen Ersatz aller Oberkieferzähn i t b i
einer geringgradigenAtrophie des Alveolrufortsatzes eine Suprakonstrukti n
im Sinne einer bedingt abnehmbaren Brückenkonstruktion indiz i rt. Für
die Verankerung einer derartigen Suprakonstruktion sind nach allgemein m
Konsens 6 bis 8 Implantate in der Region der mittleren Schneidezähn . d r
Eckzähne, der Prämolaren sowie der endständigen Molaren erforderli h.
Wenn lediglich die Zahnkronen ersetzt werden müssen wird üblich 1"\ i
eine Suprakonstruktion mit einem Metallgerüst und Keramik erblendUn!:!
eingesetzt. Eine Gestaltung mit einem Metallgerüst und aufpolymeri i rt n
Kunststoffzähnen erscheint aus ästhetischen und funktionellen Gründen w -
niger vorteilhaft.
Ausgeprägte Atrophie
Die Ansprüche im Hinblick auf Ästhetik und Phonetik einer Oberkief r-
versorgung sind wesentlich höher als im Unterkiefer. Deshalb mu in d r
präimplantologischen Planung mittels eines Wax-up und Set-up die ang -
strebte prothetische Versorgung erarbeitet werden, um dann die proth ti h
Kapitel 41 korrekte Implantatposition dreidimensional festzulegen. Eine fest itzeIlld .
Komplettversorgung i t im Oberkiefer extrem anspruchsvoll und kommt
vor allem bei leichteren bis mittelschweren Atrophiegraden in Betracht. In
Fällen schwerer und extremer Atrophie müssen die fehlenden Hart· und
Weichgewebe prothetisch ersetzt werden, um eine b :Eriedigende .. th tik
und Phonetik zu erzielen (s . auch Kap. 43.1.3). Dabei bewähr n i ba -
nehmbare Deckprothesen besser als festsitzende Brücken, bei denen di.
fehlenden Zähnen mit erheblich verlängerten klinischen Kronen r tz
werden und häufig ästhetische und phonetische Probleme auftreten .
Besteht ein Patient trotz Vorliegen einer ausgeprägten Atrophi auf i.-
ner festsitzenden Versorgung, sollten augmentative Maßnahmen erwog n
werden, wobei sowohl Auflagerungs- als auch Einlagerungsosteopla tik n
geeign t ein können. Eine festsitzende Versorgung sollte immer mitt.\
eines einfachen Kunststoffprovisoriums ausgetestet werden, denn in i-
ner klinischen Studie konnte gezeigt werden , dass sich nach Prob tragn
von festsitzenden und abnehmbaren Oberkieferrestaurationen nur 0 %
der Patienten für die festsitzende Lösung, aber 70 % für die abnehmbare
Deckprothese entschieden (Heydecke et a1. 2003).
l
er orgungskonzepte 959
Druckknopf
Die Vorteile de Knopfankersystems bestehen in ei ner besser n Bi -
kompat ibilität (Titan legierun g oder Reintitan) einer leichteren Handhabung
durch den Zahntechni ker und in den geringeren Kosten. Di za hnt . hni h
Herstellung einer knopfretinierten Prothese ähnelt dem herkömml i h n
Herstellung v rfa hren einer Totalprothese. Bei der Abformung wird in
Ü bertragungs anker in die Abformmasse integriert. Dadurch wird ermög-
licht, da sein Arbeitsmodell mit Modellimplantaten hergestellt, erd n
kann. Auf diesem Arbeitsmodell wird die Registrierschablone mit eing ar-
beiteten Matrizen passend zu m Kugelanker fü r die Registratur herge t Ih.
Di e Regi trierung erfo lgt bereits unter Abstützung der Registrierschablon
auf den Implantaten. achdem di e Arbeitsmodelle schädelbezüglich und
mit der intraoralen Stützstiftmethod e einartiku li ert worden si nd beginnt
di Zahnaufstellu ng in Wachs . Prothesenzähne aus Keramik hab n i h
wegen ihrer Abras ions- und Farbbeständigkeit owie der Möglichk it zur
dau erhaften Indiv idualisierung bewäh rt. Nach erfo lgreicher Wach anpro
wird mit Hil fe der Mode llgusstechnik eine Metallverstärkung f!Jir di
Prothesenbasis herge tellt. Da Meta llgeIÜst wird bei der Umsetzung d r
Wachsaufstellung in Kunst toffaufdemModell in der Küvette po ition i rt.
Im Zuge der Fertig teil ung ist die Verwendung von lntensi ma n zur
farblichen Gestaltung der Prothesenbasis möglich . Das E inpolymeri i r n
der Matrizen in die Prothe e ka nn bereits bei der Fertigstellung in der
Küvette oder auch mit Hilfe von Kaltpolymerisat erst nachträglich auf d m
Kapitel 41 Modell oder im Mund des Patienten erfo lgen.
Doppe /kronen
Eine Indikation für herausnehmbaren Zahnersatz mit Doppelkronen
i t der zahnlose, mit Implantaten versorgte Kiefer. Doppelk:ronen stel-
len insbesondere in der Gerioprothetik eine einfach zu handhabende
Kon truktion dar, die jedoch besondere Anforderungen erfüllen muss. Die
Präzisionsanforderungen von weitspannigen Gerüsten mit Doppelkronen
nordern zeitintensive zahntechnische und klinische Arbeitsschritte. Hierzu
sind fur eine rein implantatgetragene Lösung mindestens vier Implantate
erforderI ich. Je nach Ausdelm ung der rosafarbenen Basis handelt es si h um
eine gesch lossene Gestaltung und Abdeckung der Schleimhaut mit einem ro-
safarbenen Schil.d oderum eine offene, reduzierte Gestaltung in Form einer
Brück e. D i,e Primärteile (Konus oder Teleskop) können individuell model-
liert und gegossen oder über eine Bearbeitung (Fräsen) von vorgefertigten
Tei len aus Gold, Keramik oder Titan angefertigt werden. Die hergestellten
Primärkomponenten erhalten wie in der konventionellen herausnehmba-
ren Prothetik aufZahnpfeilem eine einheitliche Einschubrichtung rur die
Aufnahme der verblockten Sekundärteile in der Prothese bzw. Brücke. Di
Sekundärteile werden durch Fügen mit einem gegossenen Gerü t verbun-
den. Als Gerustmaterial eignet sich besonders gut eine ichtedeLmetall-
Legmerung (NEM) wegen des hohen Elastizitätsmoduls und der damit
einhergehenden hohen Stabilität. Die Verblendungen dieser abnehmbaren
Konstruktionen werden mit vorfabrizierten Prothesenzähnen aus Kunststoff
oder durch individuelles Aufschichten mit Komposit durchgeführt. Der
rosafaibene Anteil bei einer geschlossenen Gestaltung wird anschließend
mit einem Polymerisat ergänzt. Bezüglich der Gestaltung und Herstellung
muss ein besonderes Augenmerk auf die stabile Verbindung zwischen
Sekundärtdl und Gerüst gelegt werden, um technische Misserfolge zu
enneiden. Eine Besonderheit beim Umsetzen der Pfosten vom Modell in
den Mund besteht darin, dass die lmplantatpfosten in exakter Position um- KapiteE 4L
ge etzt werden müssen. Dies setzt bei der Verbindung zwischen Implantat
und Pfosten eine exakte Passgenauigkeit voraus. Bei Implantatsystemen
mit einer nicht-positionssicheren Pfosten-Implantatverbindung führt diese
Vorgehen zu Problemen in der Gesamtpassung der Arbeit.
Ma trize fü r Stegge chiebe mit Sekund ä r teil. Im Gegen atz zur int g-
rierten Matrize im Steggelenk wird hierbei der Steg noch zusätzlich ·t-
I.i.ch mit einen tarren Sekundärteil gefasst, um Rotation bewegung n zu
erhind ffi . Die starre Verbindung entsteht nicht durch da Halt eIern nt
(Matrize) sondern durch ein eng itzendes Sekundärteil, welche am t 0
itzt. Die e tege sind hierzu parallel (0 Grad Se itenfläche, Stegge chi b
und können 0 Bewegungen der Prothese öllig verhindern und die Kräft
direkt auf die Implantate übertragen. Um neben der frikativen Wirkun~
der Stegkonstruktion eine retentive Wirkung zu erreichen, i t in j m
Fall das Integrieren eine Halteelements (Matrize) angezeigt. Dies könn n
a uch RiegeLkon truktionen ein . Da das SekundäL1eil aus einem talJTen
Material gefertigt i t, kann es nicht akt iviert werden. Da Sekundärt il>; ird
Kapitel 41 b i die em Vorgehen individuell au Modelli erkun t toff modelli rt. mit
Retentionen versehen (fur vorgefertigte Prothesenzähne oder fuf indivi-
du lle Verblendungen) und gegos en. Dieses Sekundärteil wird dann n h
dem ufpa en auf den teg verblendet.
e al. 1995), wobei Krafthöhe und Zeitdauer der Einwirkung eine Rolle
pielen. Ein typisches Beispiel einer Überbelastung ist die bind g webige
Einheilung des Implantates aufgrund von Mikrobewegungen die in der
Einheilphase auftreten, wobei Mikrobewegungen bis zu 50 ~m toleriel1 zu
", erden scheinen (Szmukler-Moncler et al. 2000). Aber auch nach erfolg-
reicher Osseointegration eines Implantates kann es durch Mikrofrakturn
an der Implan tat-Knochen-Kontaktfläche oder durch E inbrüche entlang de r
Implantate zu einem Verlust der Osseointegration kommen (Duyck t al.
200 I). Darüber hinaus können Lockerungen von Schraubenverbindungen
owie Frakturen von Schrauben oder auch Imp lantaten auftreten
(Steinebrunner et a1. 2005) .
Die max imnalen Kaukräfte betragen im Frontzahnber ich a. 250
lind im Serutenzahnbereich zwischen 500 und 750 (Körber und Ludwig
19 3), wobei Männer in der Regel höhere Kaukräfte als Frauen aufwei en.
Die e maxjmalen Kaukräfte als auch mögliche Parafunktionen fuhren zu
\'ertikal und horizontal wirkenden Kräften, die neben der Ax ialbelasrung
auch aJs Biegemomente auftreten. Diese Kräfte erzeugen durch 0 hnung
und. Stauchung Spannungsgradienten im Implantat-Abuttnent-System wld
im angrenzenden Knochen.
Die physiologischen Kaukräfte, die beim Zerkleinern on ahrung
typischer Weise auftreten, sind mit 20- 70 N in der Regel glücklicherwei e
deutlich geringer (BOles et al. 1976; De Boever et al. 1978). llerding
werden s ie stark vom Kaugut beeinflusst und betrugen z. B. b im Kaue n
n m Gummibärehen bi s zu 280 N im Seitenzahnbereich (Morneburg und
Prosche /2003). Die dabei gleichzeitig gemessenen Biegemomente reich-
ten bis zu 27 NCID .
Die vom Patienten ausgeübten Kaukräfte selbst sind nicht dauerhaft zu
einflussen. In der E inheilphase so llte allerdings der Patient aufgeford rt
werden. v orübergehend nur weiche Nahrung zu sich zu nehmen um z. B.
im FaUe von Sofortbelastungen die einwirkenden Kräfte zu begrenzen.
Schädliche Habits können durch Selbstbeobachtung und Selbstkontrolle
de Patienten teHweise reduziert werden. Bei nächtlicher Aktivität im in ne
!Ion Kn]T eben und Pressen, sollte eine Aufbissschiene empfohlen we rd n. ,a.pHel 41
An onsten sind Belastungen in physiologischen Grenzen al erwünscht
anzusehen, da nur eine funktionelle Beanspruchung de Knoch n d n
bbau verhi ndert und zur Verdichtung des beanspruchten Knoc hen in d r
Umgebung der Implantate fUhrt. Die einwirkenden Kräfte dürfen a lso nur
nicht zu einer Überbelastung des Knochens führen.
Die letztlich einwirkenden Kräfte werden von vielen Parametern be-
einflusst, z .. B. von Implantatlänge, Implantatzahl Implantatdurchme e r,
Implantatform. Verhältnis Impl antat-Kronen länge Verblockung on
Impla ntaten bzw. Implantaten und Zähnen, Größe und Richtung der 111-
geleiteten Kraft, vorhandenen Extensionen einem spannun gsfreien itz
der uprakonstuktion, der Gestaltung der Kauflächen und der 11 der
Verankerung - und Verbindungselemente.
M it den Komplikationen bei der Therapie mit zahnärztlich n Implan-
taten beschäftigte sich eine Literaturübersicht, die di e klinischen tudien
der Jahr,e 1981 bis 2001 zusammenfasste (Goodacre et al. 2003). ie
z jgte auf, dass die Rate von Abutment-Schraubenlockerungen und/ de r
chraubenfrakturen der untersuchtenimplantatrestaurationen schon nach
966 Ei nführung in die d ntale lmpl ant I
Literatur
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Kapitel 41
973
42 Implantat-Werkstoffe
Jens Fischer, Wael Att, Jörg Rudolf Strub
42.1 Anforderungen an
Implantat-Werkstoffe
Die Funktion der Implantate be timmt die Grundanforderungen an di
Implantatmaterialien. Einer eit mü sen die verwendeten Materiali n in
au reichende ich erh itgegenüb r mechanischem Ver agen bi t n, aufd r
anderen eitemussdemGe, ebeeineOberflächeangebotem. erden, die in
dau rhafte knöcherne Einh ilung und einen guten Weichgew b ab hl u
beim Durchtritt durch die Muko a ermöglicht
42.1.2 Gewebeverträglichkeit
Werk toffe, die langfristig im Organismus verbleiben und dort ihr Funkti n
törung frei ausüben ollen, müssen das Kriterium der Biokompatibilil"t
erfiillen (Osborn 1985). Voraus etzung ist ein primär inerte Verhalt n
Werkstoffe das heißt der Werkstoff darf während der Implantation z il
weder om Wirtsorganismus abgebaut werden, noch Material in Form \' n
Korrosion produkten frei etzen, damit keine pathologischen Reaktion n
ausgelö t werd n. Für die Implantatwerkstoffe gi lt zusätzli ch, da ein
Knochenappo ition an der Oberfläche induziert oder wenig ten geförd n
wird und di e Muko a sich an der Durchtritt teile traffum das Implantat
legt, um eine Diffu ionsbarriere gegen Mikroorgan ismen zu bilden.
Kapitel 42
42.2.1 Reintitan
Titan (Ti , ist ein chemisches Element und gehört aufgrund einer gering n
Dichte von 4,5 glcm 3 zu den Leichtmetallen. Es steht im Period n y tem in
der IV. eben gruppe. Gewonnen wird Titan aus den natürl ichen Lagerstätten
Titan-haltiger Minerale, insbesondere Rutil (Ti0 2) und Ilmenit (FeTi03).
Das Titan wird zunächst aus den Rohstoffen in Form von Ti 14 herau -
gelöst und dann im so genannten Kroll-Verfahren unter Schutzga mit
\ifagnesium zu Reiutitan und MgCh umgesetzt.
ISO 5832 N C H Fe 0 Al V Nb
:
Grad I
Grad 2
max
0,03
0,03
max
0,1
0,1
max
0,012
0,012
ma
0, 15
0,20
max
0,18
0,25
..
I~I
170
230
Grad 3 0,05 0,1 0,012 0,25 0,35 300
Grad 4 0,05 0,1 0,012 0,30 0,45 440
Grad 4 KV 0,05 0,1 0,012 0,50 0,45 520
Ti6A14V 0,05 0,08 0,015 0,30 0,20 5,5- 3,5- 780
6,75 4,5
Ti6Al7Nb 0,05 0,08 0,009 0,15 0,20 65- 800
7,5
42.2.2 Titanlegierungen
Kaltverformtes Titan Grad 4 weist eine mechanische Festigkeit auf, die für
die eigentlichen [mplantatkörper ausreichend ist; für die kleindimen i -
nierten Schrauben undAufbauteile aber zum Teil nicht genügt. Eine weiter
Verfestigung von Titan kann nur über das Zu legieren von anderen Metall n
erreicht werden . Als Implantatwerkstoff bereits lange bekannt ist di
Legierung Ti6Al4V Die Symbole besagen , dass dem Titan als Basis di r
Legierung 6 MasseprozentAluminium (AI) und 4 Masseprozent Vanadium
(V) zulegiert sind. Mit diesen Zusätzen wird die im Reintitan bei 882 0 C f -
folgende Umwandjung der kubisch-raumzentrierten Hochtemperaturpha
Kapitel 42 zur hexagonalen Tieftemperaturphase teilweise unterbunden (Free e t
a1. 200 I). Die Tieftemperaturmodifikation wird auch als a-Phase und di
Hochtemperaturmodifikation als ß-Phase bezeichnet. Deshalb findet man
in der Literatur die Bezeichnungen (a-ß)-Legierung oder (a-ß)-Titan, w il
beide Phasen nebeneinander existieren. Die gleichzeitige Exi tenz on
a- und ß-Phase führt zu Gitterverspannungen und damit gegenüber d m
Reintitan zu einer deutlichen Erhöhung der Dehngrenze. Die Zytoto izität
von Vanadium (Valko et al. 2005) fUhrt allerdings zu Vorbehalten g g n-
über der Legierung Ti6AI4V 1n einer ln-vitro-Untersuchung mit G ingi a-
Fibroblasten zeigte sich eine Tendenz zur Abkugelung und einer geringeren
Ausbreitung der Zellen auf der Legierungsoberfläche im Vergleich zu in r
Reintitanoberfiäche, was die Autoren mit der Zytotoxizität von Vanadium
erk.lären (Eisenbarth et a1. 1996).
Als Alternative zur Legierung Ti6A14 V wird von den Implantatherstell m
zunehmend di e Legierung Ti6Al7Nb verwendet, die statt 4 Masseprozent
Werkstoffe rur dentale Implantate 977
42.2.2.1 Biokompatibilität
Bio logi sche Reaktionen nach Inkorporation metallischer Re tauration n
können nur durch Metallionen ausgelöst werden und si nd somit die Folge
von Korrosionsvorgängen im biologischen Milieu. Titan ze ichnet ich
durch e ine hervonagende Biokompatibilität aus. Das kO lmte in zahlr i-
,ehen ln-vitro- und ln-vivo-Untersuchungen im Labor nachge ie en w 1'-
den Lautenschlager und Monaghan 1993) und spiegelt sich auch in den
hohen klinischen Erfolgsraten wider.
Die U Tsache fur das edle Verhalten von Titan, das in der elektroche-
mischen Spannungsreihe eigentlich den unedl en Metallen zugeordnet
wird liegt in der extrem starken Affinität zum Sauerstoff. Bereits inn r-
halb von Nanose kunden bi ldet sich auf einer flischen Titanoberfläche eine
Oxidschicht aus, die das Metall passiviert und gegen aggr s ive Medien
inert macht (Tex/or et al. 200 I).
Deshalb zeigt Titan im In-vivo-Korrosionsversuch als Implantat im
Gewebe den niedrigsten Korrosionsstrom, was gleichbedeutend ist mit
dem höchsten KOITosionswiderstand. Neben der raschen Passivierung
des Materials ist aber auch die starke Affinität der in Lösung g gange-
nen Ti 4 + -Ionen zu den OH--lonen relevant. Das Ti4 +-1on bindet zum
Ladungsausgleich vier OH-Gruppen relativ fest und steht deshalb nicht
mehr als freies Metall ion fur die Bildung von Metallo-Protein-Komplexen
zur Verfügung.
Trotz dieser positiven Aspekte wird gelegentlich der Verdacht geäu-
ßert, dass auch durch Titan Sensibilisierungen und allergische Reakti.onen Kapitel 42
ausge löst werden könnten. Einzelne Fälle von allergischen Reaktionen
gegen Titan werden berichtet (Tschernitschek et al. 2005) in einer klini-
chen Untersuchung wurde dieser Aspekt erstmals systemati ch üb . rprüft
(Sicilia et al. 2008). 35 Patienten aus einem Pool von \.500 Pati nt n
wu rden als Risikogruppe identifi zieli. 16 dieser Patienten zeigten nach
einer Implantation oder einem unerklärlichen Implantat erlust eine aller-
gische Symptomatik, ] 9 wiesen anamnestisch eine Allergie gegen andere
Substanzen auf oder waren einer starken Titanexposition ausge etzt. Kutan-
und Epikutantests wurden als Allergietest durchgeftihli. Bei 9 Patient n
wurde eine Titanallergie festgestellt. 8 Patienten davon stammten aus der
Gru ppe mit einer allergischen Symptomatik, 1 Patient au der rllppe mit
Titanexposition oder allergischer Disposition. In einer Kontrollgru ppe au
35 Probanden, die zufaHig in der allergologischen Klinik ausgewä hlt or-
den war, zeigte keiner der Probanden eine Reaktion auf Titan. Bezogen auf
978
die Au gangszahl von 1.500 Patienten ergab sich eine Prävalenz von 0,6 %.
Titanallergien treten demnach auf, sind aber extrem se lten.
Befürchtet wi rd, dass ein zunehmender Kontakt zu Titan die Prä al nz
weiter ansteigen lassen kann. eben den dentalen Implantaten wird Titan
auch für Gelenkersatz verwendet, was zu einem großfläch igen Kontakt
mit Titan führt. Beobachtet wird beispielsweise eine Anreicherung von
Titan im periimplantären Gewebe von Hüftgelenken aus der Titanlegierung
Ti6AI4V (Dorr et al. 1990). Eine weitere mögli che Kontaktque lle ind
Sonnencremes, in denen Ti-Oxide als stark lichtbrechende Substanzen nt-
balten si nd, die fü r den entsprechenden Lichtschutzfaktor sorgen und alil. -
grund ihrer großflächigen Anwendung auf der Haut bei gleichzeitiger in-
tensiver Sonnenei nstrah lung und daraus folgenden E ntzü ndungsrealct ion n
erstärkt in die Haut eindri ngen könnten. Gesicherte Daten zu dieser Frag
fehlen noch, so dass eine abschließende Bewertung zum heutigen Zeitpu lll't
nicht möglich ist.
42.2.2.2 Osseointegration
Das Ziel der Implantologie, die Osseointegration, w ird ent cbeidend
durch das Interface Knochen/Implantat beeinflusst. Erfolg oder Mi rfolg
spie len sich an dieser Grenzfläche ab. Viele Faktoren beeinflussen d n
Erfolg der Implantation. Von der Seite des Implantates sind dies Material,
Form, Topographie der Oberfläche und Oberfläc henchem ie. Dazu komm n
Faktoren wie Art und Ausmaß der Belastung, die chiru rgische Technik und
patientenspezifische Aspekte wie K nochenangebot und Knochenqu alität
(Puleo und anci 1999).
Voraussetzung fur eine erfolgreiche Implantation ist die Bildune
von physiologischem Knochen an der Grenzfläche zum Implantat. Im
Zu ammenhang mit der Osseointegration von Titanimplantaten mü -
sen aus materialkundlicher Siebt zwe i Parameter diskutiert werd n di
Auswirkung auf die Osseointegration haben: Die Oberflächenmorphologi
und die Oberftächenchemie. Die Oberftächenchemie ist primär durch d n
Werkstoff bedingt, kann aber durch Beschichtungen und Modifikati n n
in der Zusammensetzung sow ie bestimmte Formen der Akti ierung no h
verändert werden.
Kapitel 42 Oberjlächenmolphologie
Die Oberflächenmorphologie des Implantates wird immer wieder al in nt-
scheidender Einflussfaktor fur die Geschwindigkeit der Knochenappo ition
während der Einheilungsphase des frisch gesetzten lmplantate g
hen. All erdings ist die Literatur in Bezug auf die Korrelation zwi h n
Oberfläcbenrauigkeit und Knochen-Implantat-Kontakt nicht einheitli h
(Shalabi et al. 2006). Dennoch deuten die Daten darauf hin da e in
größere Oberflächenrauigkeit zu einer besseren Os eointegration fuhn,
wenn Parameter wie Knochen-Implantat-Kontakt, Ausstoßkraft od r
A usdrehmoment zur Bewel1ung der Qualität der Osseointegration h r-
angezogen werden . Wo allerdings das Optimum der Rauigkeit wirkH h
liegt, ist schwer zu sagen, da die verschiedenen Untersuchu ngen, die die . r
Fragestellung nachgegangen sind, zu heterogen angelegt sind .
Besonders wertvoll ist in diesem Zusammenhang die Unter uchul1 0
von Wennerberg et al. (1998). Implantate mit einer maschinell gedreht n
l
Werkstoffe für dentale Implantate 7
EinandererWegzurErzeugungeinergeeignetenOberflächenmo:rphoI i
wird von Nobel Biocare mit der TiUnite Oberfläche gegangen (Hall
und Lausmaa 2000). Eine poröse Oxidschicht wird mittels anodi eh r
Oxidation aufgebrac ht. Die Dicke der Oxidschicht, ihre M ikro truktur
und ihre Zusammensetzu ng werden über die Prozessparameter w i
Zusammensetzung des E lektro lyten, das anodische Potenzial di
Stromstärke, die Temperatur und die Elektrodenform gesteuert. An d r
Oberfläche entstehen zahllose offene Parositäten, größere Poro ität n
wachsen sogar wie Krater 2- 5 /Jm auf der Oberfläche auf (Abb. 42-2 . D i
Rauigkeit wächst kontinuierlich vom gedrehten oberen Teil bis zum apika-
len Ende des Implantates an . Die Zusammensetzung der Oxidschicht wird
wie folgt angegeben: 15 % Ti, 55 % 0 , 20 % C, 5 % P, 1 % Sund 1 % i.
Mit Röntgenmethoden konnte tei lkrista llines Ti02 nachgewie en werd n.
Im Tierversuch zeigte die Messung des Ausd rehmomente d ut-
lieh höhere Werte fur die TiUnite Oberfläche im Vergle ich zur g dr h-
ten Oberfläche (Henry et a. 2000). Die Momente lagen bei 98 cm für
die poröse Oberfläche und 55 Nc m fü r eine gedrehte Oberfläche. Mitt I
Resonan z-Frequenz-Analyse konnte nachgewiesen werden, da di
Kapitel 42 Imp lantatstab il ität mit der anodisc h oxidierte n Oberfläche über ein n
Beobachtungszeitraum von 6 Wochen stabil blieb, während sie b i d r
gedrehten Oberfläche nach 3 Wochen abfiel und erst nach 6 Wochen w i -
der den Wert der anodisch ox idierten Oberfläche erreichte (Rompen t al.
2000). Daraus kann gefol.gert werden, dass die poröse TiUnite Oberftä h
im Vergleich zur gedrehten Oberfläche das Risiko einer Tmplantatlock runo
durch Fehlbelastung wä hrend der Einhei lphase reduziert und damit In
frühere Belastung erl aubt.
Obelf/äch enbeschichtung
Um die K nochenappos itiol1 zu beschleunigen, wu rd en Titan-Implantat
mit Hydroxylapatit beschichtet. Die Dicke der Beschichtung lag zw i-
schen 50 und 100 /J111 , weshalb di e Beschichtung leicht beschädigt" r-
den konnte. Abgelöste Hydroxylapatit-Partikel wirkten als Au lö r i-
ner Periimplantitis (Whitehead et a1. 1993). Dünnere Schichten stabil an
Werkstoffe fu r dentale frnplantate 9 I
Obeifläch e naktivierung
Um die Knochenapposition weiter zu beschleunige n, wird di LA-
Oberfl äche der Straumann-lmplantate zusätzlich cherni ch akti i rt. Die apit 142
Implantate werden nach dem Ätzprozess in i otoni eher a l-Lö ung
gelagert, um eine Kontamination mit Molekülen aus der tmosphä re zu
verme iden. 1m Tierversuch mit Minipigs wurd nach 2 und 4 Wo h n
im Vergleich zur reinen SLA-Oberfläche ein deutlich höher r Knochen-
Implantat-Kontakt beobachtet (Buser et al. 2004). Die e Oberfläche ist
unter dem amen SLActive im Handel.
Ei ne weite re Innovation in der Oberflächenaktivierung wurd durch
die Behand lung mit UV-Strahlung möglich. Laborunt r uchun ge n zeig-
ten, dass die Behandlung mit UVC-Strahlung die Kontamin ation d r
fmplantatoberfläche durch Mol eküle, wie bei pie I weise Kohl ndio id,
welche sich aus der Atmosphäre, z. B . der Luft der Implantatverpa kung,
an die Oberfläche lagert, beseitigt (Aita et al. 2009). ZlIsätzli h wird di
Benetzbarkeit der Oberfläche von hydrophob zu sllperhydrophil ( bb.
42-3), owie die Oberflächenspannung vo n negati zu po iti kon ertiert
92
UV-vorbehandelte Ti0
2
R
I
/----~
c
0 " ---.~
0 - ·4+--
. . ....iTi4+--0 _ j --
Ti 4+
-_ TI.4+--
1
__
0
Tl .....
1 ~
-I - 0 -1 -
Abb. 42-4 Schemati ehe Darstellung der vorgeschlage nen Fotofunkti onali ierung on
TiOl . Die Behandlung der Oberfläche mit 'UV-Strahlung reinigt sie on Kohlendioxid-
molekül en und konve rtiert di e Oberflächenspannung von negati v zu po itiv. Ei ne I he
Fotogeneri erung 0 11 Ti02-0berflächen beschleulligt lind verbessert Proteinanlagerung n
sowie Osteobl astenadhäs ion und -verteilung (A iIG et al. 2009).
(Att et al. 2009). Durch diese Veränderungen werden die Oberflächen bio-
funktionali siert. Die ersten Zell- und Tieruntersuchungen zeigten da
photobiofunktionalisierte Implantatoberftächen zu einer deutlich be
ren Osteoblastenreaktion (Abb. 42-4) sowie einem höheren Implantat-
Knochen-Kontakt und einer stärkeren und schnelleren (bis zu 3mal)
Osseointegration führen (Att et a1. 2006 und 2009; Suzuki et al. 200 .
Bevor diese Methode zur täglichen Anwendung empfohlen werden kann.
müssen klinische Untersuchungen durchgeführt werden.
Magnesium scheint den Knochen-Implantat-Kontakt zu optimi r n.
[n einem Versuch an Kaninchen wurden nach 6 Wochen die höch t n
Ausdrehmomente erzielt, wenn die anodisch oxidierte Oberfläche et\ a
9 Atom-% Magnesium enthielt (Sul et al. 2005).
Auch durch eine Flusssäure-Behandlung kann die Implantat-Oberflä h
in Bezug auf eine Kontaktosteogenese positi v beeinfl usst werden (Ell ing n
et al. 2004). Im Kaninchen kam es sowohl nach 1 Monat als auch na h
3 Monaten zu einem erhöhten Knochen-Tmplantat-Kontakt und anal g
dazu zu einer signifikanten Erhöhung der Ausdrehmomente. In einer pr
spektiven klini schen Untersuchung wurden nach 12 Monaten radi gra-
Kapitel 42 phisch keine Unterschiede zum Ausgangsbefund beobachtet, da h ißt da
Knochenniveau hatte sich im Beobachtungszeitraum nicht verändert (Oxby
et al. 2006). Diese Oberfläche ist unter der Marke OsseoSpeed ( tr
Tech , S-Göteborg) im Handel. In einer Tierstudie an Kaninchen konm
allerdings nachgewiesen werden , dass die OsseoSpeed-Oberfläche in d n
Ausdrehmomenten den Mg-modifi zierten Oberflächen und der anodi h
oxidierten TiUnite Oberfläche unterlegen war (Sul et al. 2005).
42.2.2.3 Weichgewebeabschluss
Um ihre Funktion als Träger der Suprastruktur ausüben zu können mü n
Implantate die Mukosa penetrieren. Damit ein Implantat dauerhaft in ioo
verbleiben kann muss diese Durchtrittsstelle durch das Weichgew b
dicht sein, dass keine Mikroorganismen eindringen können (Rompen t 1.
2006) . Die Durchtrittsstelle durch das Weichgewebe hat eine Länge n
3-4 ml11 in Richtung der Implantatlängsachse, die so genannte biol gi-
Werkstoffe für dentale Implantate 9
ehe Breite. Die biologische Breite setzt sich aus zwei Zonen zu ammen ,
dem ca. 2 mm langen Epithelsaum und dem ca. 2 mm langen bindege-
webigen Attacbment (B erglundh und Lindhe 1996). Der Ur prung de
Epithels liegt eindeutig in der oralen Mukosa, es ist hi tologi ch w der mit
de m Sulku epithel noch mit dem Saumepithel verwandt. Di Anheftung
de Epithels erfolgt mit einer Basalmembran und H mid mo men
(Kawahara et al. 1998). Interessant ist, dass die e Strukturen zuminde t
in itro l.eichter auf metallischen Oberflächen als auf Hydroxylapatit Fot;
et a1. 1999) oder keramischen Oberflächen (Räisänen tal. 2000) g bild t
werden.
D ie Adsorption von Fibronektin aufTitanoberflächen i t auf poliert n
Flächen doppelt so hoch wie auf geätzten oder sandgestrahlten und g ätzten
(SLA) Oberflächen (Foti et al. 1999). A uch die Zellproliferation erfolgt
auf polierten Flächen stärker als auf sandgestrahlten oder äu regeätzt n
Flächen. Dies trifft sowohl auf Fibroblasten (Hormia und Kanonen 1994;
Kanon en et al. ] 992) als auch auf Epithelzellen aus humaner ingiva
(Harmia et al. 1991) zu. Die Epithelzellen scheinen ich b i zun hm nder
Rau igkeit der Oberfläche nur auf den erhöhten Arealen anzusiedeln und
überspannen di e Vertiefungen, ohne sich dort einzulagern (Baharloo 2005;
Di Carmine et a1. 2003).
42.2.3 Zirkoniumdioxid
Um Patienten vollständig metallfrei versorgen zu können mü n
Implantate aus Keramik gefertigt werden. Während die opti ch n
Eigenschaften gängiger si likatischer Keramiken im Hinblick au f ihre
Anwendung als Zahnersatz-Material als sehr gut eingestuft werden kön-
nen, entspricht die Festigkeit dieser Keramiken nur sehr eingeschränkt
den zahnmedizinischen Anforderungen . Aufgrund der kovalenten M tall-
Sauerstoff-Bindungen in der Keramik fehlen diesen Werkstoffen die n
den Metallen her gut bekannten elastischen und plastischen Eigenschaft n.
Keramik zählt deshalb zu den spröden Materia lien und reagiert be nd
empfindlich auf Zugbelastungen, während Druckbelastungen weitau b -
sertoleriert werden. Die Ursache der geringen Zugfestigkeit ist in der rar-
beirungsbedingten Entstehung von Mikrorissen an der Oberfläche zu ehen.
Bei Zugbelastung kommt es zu Spannungsspitzen an den Ri enden , d i
die Bindungskräfte in der Keramik übersteigen und eine Rissau br itung
Kapitel 42 in den Werkstoff hinein bewirken.
im Zuge der Einführung von Zirkoniumdioxid in die restaurati v
Zahnmedizin ist die Anwendung dieser Hochleistungskeramik au h
fur Implantate ins Auge gefasst worden. Zirkoniumdioxid hat e in
Biegefestigkeit im Bereich von 1000 MPa und liegt damit weit üb r
den Werten anderer bekannter Materialien. Die Biegefestigkeit n
Aluminiumoxid beispielsweise beträgt 400- 500 MPa. Zirkoniumdio id
wei st neben der hohen Festigkeit eine weitere positive E igen chaft auf:
Die Bruchzähigkeit liegt deutlich höher als bei anderen Keramik n. Di
Bruchzähigkeit ist ein Maß ftir den Widerstand, den das Mat rial in m
fortschreitenden Riss entgegenstellt. AI 20 3 beispielswei e hat je na h
Mes methode eine Bruchzähigkeit von ca . 4-5 MPa..Jm, Zr02 Wert n
5- 9 MPa..Jm .
Die guten mechanischen Werte resultieren aus einer 0 genan n-
ten Umwandlungsverstärkung. Zr02 liegt bei Raumtemperatur in einer
Verkstoffe Tur dentale Implantate 9 5
Kapit 142
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Kapitel 42
l
43.1 Behandlungsplanung
43.1.1 Anamnese, Befunde
Anamnese und Befunderhebung erfolgen auch bei Patienten mit orlie-
gender Indikation für eine Implantatversorgung wie in den Kapiteln 4
und 5 dargelegt. Bezüglich der sich daraus eventuell ableitend n 111 di-
zinisch en Indikationseinschränkungen besagt die aktuelI e gemein am
tellungnahme der DGZMK und DGI vom Juli 2005 folgendes: Für die
Implantologie gelten dieselben Indikationseinschränkungen wie für elek-
ti e operative Eingriffe in der Zahn-, Mund- und J(jeferheilkunde. Sie kön-
nen aHgemeinmedizin isch bedingt oder lokal auf das Implantation gebiet
begrenzt sein. Weitere Ind ikationseinschränkungen bestehen bei mangeln-
der Bereitschaft zur Mund hygiene und bei unzureichender Kooperation
der Patienten" .
[n diesem Z usammenhang sind die von Maeglin (L983) beschriebenen
Kontraind ikationen weiter gü ltig, wobei sich der Begriff der "ab oluten
Kontraindikation" überholt hat (Mombelli und Ciol1.ca 2006) und de halb
in diesem Zusammenhang nicht me hr verwendet w ird. Er unterscheidet
zwi ehen allgemeinmedizin ischen und lokalen Kontraindikationen, wobei
beide temporär oder permanent vorhanden sein können. Zu den tempo-
rären al.lgemeinmedi zinischen Ko ntra indikationen gehören orüberge-
hende Infekte und Erkrankungen, die eine zeitlich begrenzt R duktion
der Abwebrlage bewi rken. Stoffwechse lerkrankungen (z. B. Diabete
rnellitus , Al1ergien , Erkrankungen des rheumati ehen Formenkrei e
Herzkrankheiten, Nephritiden und Nephrosen, Leberzirrho e mangelnde
Imm unabwehr und Herdinfektionen sow ie Systemerkrankungen d r
Knochen, der Hämatopoese und des endokri nen System werden al allge-
meinmedizinische Kontra indikatio nen angesehen . Dabei wu rde bi her kein
direkter Zusammenhang zwischen einer vorhandenen Osteoporose und
dem Scheitern einer Osseointegration dentaler Implantate nachge\ iesen
(Mombelli und Ciol1.ca 2006), währe nd Rauc hen die Erfo lgsrate reduziert Kapitel 4
(Moy et aL 2005).
Zu den temporä ren lokalen Kontraindikationen zählen ein nicht ab-
ge ch lossene Wundhei lung nac h operativer Entfernung von z. B. Wu rz I-
re ten, Zysten oder ostitisehen Herden.
Lokale Kontraindikationen sind rezidivierende Mund chleimhaut-
erkrankungen, Zustand nach Bestrahlungstherapie il11 Gesicht - Kiefe r-
und HaI bereich owie Osteomyelitis. In diesem Zu ammenhang ei auch
auf die zahnärztliche Betreuung von Patienten unter/nach Bi pho phonat-
Medikation hingewiesen. Bisphosphonate werden eit über 20 Jahren er-
folgreich beim multip len Myelom und anderen Tumorerkrankungen einge-
etzt. Bezüglich der Implantatversorgung bei diesen Patienten b agt di
990 lmplanto logie: Klinisches und labOlieehni eh
43.1.3 Röntgendiagnostik
Das standardisierte Herstellen un d Verwenden einer suffizienten Röntg n-
und Bohrschablone ist bei jeder Art von Implantation zum Erreich n in
möglich t guten Ergebnisses, aber auch aus forensisc hen Gründen un r-
lässlich.
ach Überfuhrung des Wax-up und Set-up in die Röntg ns babl n
aus glasklarem Kunststoff werden im Bereich der gepla nten Impl n1at
Metallkugeln mi t Wachs befestigt bzw. Hülsen oder Stifte einp I m ri-
sieli. Sie stellen bei der Röntgen-Messaufnahme die gepla nte Position d r
Kapitel 43 Implantate im Sinne einer röntgendichten Versc hattung dar. Hül n und
Stifte haben den Vortei l, dass die Achsneigung der geplan ten Bohrung
bereits beulieilbar ist, haben aber den Nachteil, dass röntgenologi h
Verzerrungen auftreten kö nnen. Metall kugeln sind verzeichnung frei, la n
aber die Achsrichtu ng nicht beurteilen. Wichtig ist, dass die Durcl1m TI
Längen der Kugeln und Hülsen bekannt sind und am besten auf d m Iod 11
bzw. dem Röntgenbild vermerkt werden. Über diese Referenzmaße kann
anschließe nd der Vergrößerungsfaktor der Röntgenaufnahme b timmt und
die reale Knochendimension berechnet werden (Abb. 43-1).
Je präziser die Röntgenschablone abgestützt ist, desto genau r i 1
das Röntgenbild bzw. desto sicherer ist die aus der Röntgen chabl n
später umgea rbeitete Bohrschablone stabili sierbar. Deswegen ollten di
Behandlungsplanung 991
bb. 4 3- Ji Beispiele tuTeine Messa ufnahme mit Metallhülsen Ca) bzw. Metallkugeln
fb). m Beispiel der Aufi1ahme mit den Metall hül sen kann fur die Position 46 di real
Koochenhöhe über dem erVllS alveolaris infer ior berechnet werden . Die Längen der
Hülsen betrage n im Röntgenbild 12 111m und die Knoch nhöhe oberhalb de er s
20 mm . Die Origina ll änge der Hül se liegt bei J0 mm. Die Originalknochenhöhe lä t ich
jetzt nach folgender Forme] berechnen: Origin a.l-Länge der Hül e I Länge der Hülse im
Röntgenb ild * Höhe des Knochens im Rönt ge nbild . Tm obigen Bei pie]: 10 mm 1 12 mm *
20m m = 16 mm.
Ab b.43-3 Bei eingesetzter Röntgenschablone ist der Ki eferkamm durcb die chabl ne
hindurch ichtbar und die proth eti sch zu überbrückende interal veoläre Di tanz (rot) ab-
schätzbar. Man unter cheidet 1I eine rege lrechte (keine Kien rk ammatrophie), ein zu gerin-
ge und b eine zu große interalveoläre Di stanz (moderate bis starke Kieferkammatrophie).
Kapitel 43 Massen. Ln bei den Fällen können ästhetische und phonetische Probl m
auftreten. Nur wenn die interalveo läre Distanz regelrecht ist kann · n
e iner ästhetisch und funktio nell guten Ausgangssituation fiir fe t itz nd n
Zah nersatz gesp rochen werden.
Die Konsequenzen/Strategien bei Vorliegen in r rege lrechten, zu
ringen bzw. zu groß en interalveolären Di stanz lassen sich wie fo lgt zu am-
menfassen:
• regelrecht :
- festsitzende, bzw. abnehmbare Brücken
- Position der lmplantate sehr wichtig!
• zu genng:
- Platzangebot ausreichend fLir die geplante Restauration?
Behandlung p lanung 93
Abb. 43-4 Schematische Dar teilung eines bei kleinem Implantatdurchme ser a mittig g ~
setzten Implantats mit Schmutzni ehen, b distal gesetzten Implantat mit Po ntic- e taltun
lind damit optima ler Reini gungsmöglichkeit Lind c zentral gesetzten Implantat mit gr ße~
Durchmesser mit optimalen Emergenzprofilund eben fall guter Reini gung möglichkeit. Di a
Kreise markieren die Putzmög lichkeiten mittels Interdentalbürstchen .
Abb.43-5 ach Anl egen der Führung bohrungen (a) kann auf dem Gipsmodell kontrol-
liert werden, ob die notwendige n Implantatabstände eingeha lten wurden (b).
~
1 1 1 1 1 ~
b
bb.43-7 Bohrschablone
mit Titanhül e n .
3 b
Abb. 43-8 a Ei n e fehlende okklusa le Reduktion der Bohr chablone erhindert ein au r i-
chende Bohrtiefe d es Vorbohrers in den Knochen. b Eine okklusal plateaufOrmig gekürzte
Schiene ermög l icht hingegen ein ausreichend tiefe Eindringen der Vorbohrer.
werden, werden die Hülsen entfernt, die Löcher mit Kunststoff aufge-
rullt und die Hü lsen in korrigierter Achse neu gebohrt. Dadurch ist der
Pilotbohrer bei der späteren Implantation starr und sicher gefiihrt Lmd wei t
kei ne Freiheitsgrade auf (Abb. 43-8).
owohl bei der Standard-Bohrschablone als auch bei der Bohr chablone
mitTitanhülsen kann es notwendig sein, die Schienen on okklusal plateau-
fOrm ig zu kürzen, um während der Implantation mit den Vorbohrungen tief
genug in den Knochen einzudringen und eine gute Führung der gewünsch-
ten päteren Implantatachse fur die nachfolgende Aufbereitungsbohrung
zu haben (Abb. 43-8).
Abb. 43-9 Au einem Full- Wa x-up herge- Abb. 43-10 can chablone flir die O ffline-
ste Ilte Barium ulfa l-Form. avigation mit radioopakem Lego-Balil t in
als Registriermarke (Ce Ha Implant).
Abb.43-11
Deutl ich ichtba-
re Barium sulfat-
Form der g epJa n-
ten prothetisch e n
Suprakon truk -
tion im DVT.
Position: 3 6
Hülse 4.0 mm
D 2.35 / D 3.50
65d78caddb003 eb 4.0
b b7d99aO l fad244 Ic 3.-
A 6 6.41
B 7 7.40
C
D
E
F
ok?
e d ok?
Ab b.43-13 Positionierer (System Ce Ha-lmplant) (a). Zu r Übertragun g der virtuell n
Implantatposition in die rea le Bohrpositi on werden die Werte all dem Bohrpl an d) fur
jedes Implantat an den Grob- (e) und Fei nste Il chrauben (b) eingestellt.
gebracht und somit die Scanschablone und die knöchernen Struktur n mit
der Software synchroni siert ("Matching") (Abb. 43 -1 2).
]m A nschluss an die virtuelle Implantatpositionierung erfolgt di
Kapitel 43 msetzung der geplanten Implantatposition in die reale Positi.on d r
Bohrhülse. Die derzeit am Markt befindlichen Systeme unter ch id n
sich in diesem wesentlichen Punkt. Bei ei ni.ge n Systemen erfordert d.
Überführung der virtuellen Implantatposition in di e reale Bohrpo iti 11
das Versenden der Scan-Schablone und de DICOM-Datensatze mit
der Implantations-Planu ng an den jeweiligen Hersteller (z. B. SimPlanr,
Facilitate, SICAT). Hier werden dann entweder die Bohr chablonen im
Stereo li thografie erfah ren hergestellt (S imPlant, Facilitate) oder die can-
zur Bohrschablone umgebaut (Sl CAT). Bei anderen Systemen erfl Igt di
Ü berführung mittels Bohrplan und sogenannter Positionierer im zahnt h-
nischen Labor oder durch den Operateur selbst (z. B . CeHa im PLANT d r
IMPLA 3D) (Abb. 43-13).
B handlungsplanung 999
o 00
a b
bb. 43-14 a Ei n-Hülsen- ystem (Camlog-Guide) und b Hülse-in-Hü lse y lem (Hafner
Dental).
43..1.6 Augmentationsschablonen
reben Position und Angulation der lmplantate zeigt die Röntgen- und
Bohr chablone auc h vorl iegende Kammdefekte auf. Bei KammdeD kt n
mu s entschieden werden, ob die Impl antatachse anguliert (d. h. geplant
Verwendung anguli erter Abutments) oder ob eine Kammaugmentatioll
durchgeführt werden soll.
Um einen natürlichen Verlauf der Weichgewebe ("rote Ä thetik") zu
erzielen, müssen evtL Hart- und Weichgewebsdefekte vor oder im Rahmen
1000 Implantologie: Klinisches und labortechnische Vorgehen
der Behandlung, der Nutzen/ Risiko-Analyse fur den Patienten und dem
Kosten- utzen-Verhältnis führt letztendlich im ind ividuell n al1 zur
richtigen Entscheidung. Um diese komplexen Entscheidung proz e im
Einzelfall r ichtig treffen zu können, wird auf die weiterführende Lit ratu r
in die em Bereich verwiesen (ehen et a1. 2008).
Man sollte jedoch generell zu bedenken geben, das , je weit r man
sich mit seinen gep lanten Restaurationen im ästhetisch nicht mehr r -
le anten Seitenzahnbereich befindet, man sich lieber für di ri ikoam1
Spätimplantation bzw. verzögelie Sofortimplantation ent eh iden oUte
al für eine generell risikoreichere SofOJiimpLantation.
43.2.2 Belastungsprotokolle
Um die Frage nach dem richtigen Belastungszeitpunkt von d ntalen
Implantaten zu klären, ist es erst einmal notwendig, eine gen aue Definition
on Belastungszeitpunkten vorzunelunen. Dies wurde auf einer Kon fl renz
zur ofort- und F rühbelastung im Mai 2002 weitgehend definiert (Apari ia
et al. 2003 ) und anschließend durch eine Konsensuserklärung im Jahre 2004
(ehen et aL 2004) nochmals detailliert. Danach gelten für die Bela tung -
zeitpunkte von Implantaten heute fo lgende Richtwelie:
• Sofortversorgung: Eingliederung von Zahnersatz ohne Okklusion -
kontakt bis spätestens 48 Stunden nach der lmplantation
• Sofortbelastung: Eingliederung von Zahnersatz mit Okklu ion kontakt
bis spätestens 48 Stunden nach der Implantation
• F rühbelastung: Eingliederung von Zahnersatz mit Okklu ionskontakt
frühestens 48 Stunden und spätestens 3 Monate nach der Implantation.
• Ko n ventionelle Spätbelastung: Eingliederung von Zahner atz nach
3-6 Monaten Einheildauer in Kombination mit einem zweit n Eingri ff
(Freilegu ngsoperation)
• V:erzögerte Spätbelastung: Eingli ederung von Zahn rsatz nach frü-
hestens 6 Monaten Einhei ldauer in Kombination mit einem zw it n
Eingriff (Freilegungsoperation)
* Definition der Kn ochenqualität nach Lekholm (Lekholm und Zarb 1985): Typ 1 =
Kapitel 43 ahezu der ganze Kiefer besteht aus ein er homogenen Schicht von kompaktem Kn o hen :
Typ 2 = Eine dicke chich t aus kompaktem Knochen umgibt dichten trabekul ären Knoch n:
Ty p 3 = Eine dünn e Schicht all s kompaktem Knochen lIIn gibt dichte n trabekul ären
Knochen ; Typ 4 = Eine dünne Schicht aus kompaktem Kn ochen um gi bt au fg 1 ke rl n
trabekulären Kn och n
Für den Operateur und die Assistenz gelten alle Richtlinien, die auch in d r
allgemeinen Chirurgie i.iblich sind.
Gingi va
Periost
Kompakta
Spo ngio a
Verwendung der Bohrschablone eine Vorbohrung mit einem implantats pe- Kapitel 43 I
zifischen Pilotbohrer bis auf die gep lante fmplantatlänge (2.000 U/min)
(Abb. 43-] 8). Dabei ist, wie bei allen Bohr- und Schneidevorgängen, ein ·
aus reichende externe und gegebenenfalls auch interne Kühlung mit teriler
Kochsalzlösung wichtig. Zur Implantatstollenerweiterung schließen si h j
nach System unterschiedliche Erweiterungsbohrer an. Mit diesen Bohrern
kan n auch noch die Richtung und Tiefe der Implantatbohrung korrigiert
werden (2.000 U /min) (Abb. 43-19). Die Bohrabfolge endet mit ein m
zum Impl antat formschlüssigen Bohrer. Falls es sich um einen sehr harten
Knochen handelt (meist Unterkiefer mi t stark ausgebildeter Kompakta)
empfiehlt es sich, vor dem Setzen des Implantates noch ein Gewind mit
dem jeweiligen Gewindeschneider vorzusch neiden (Abb. 43-20). le
L006
muss ebenso wie das Setzen des Implantates (Abb . 43-2J) drucklos und
bei niedriger Tourenzahl erfolgen (15 bis 20 U/min).
Nach Einbringen des Implantates wird die Implantat- Einbringhilfi
abgenommen und die Deckschraube eingeschraubt (Abb. 43-22). D i
Implantathohlräume werden dabei mit ChLorhexidindigluconatg I
(Chlorhexamed , 1 %iges Gel) zur Entzündungsprohpylaxe au fg-
flint. Anschl ießend erfolgt ein dichter ahtverschluss mit vertikalen
Matratzennähten bzw. Einzelknopfnähten (Abb. 43 -23). Postoperati .
soll der Patient bis zu einer Stunde nach dem Eingriff auf Gazetupfer
beißen. Direkt nach dem E ingriff ist ein Röntgenbild, in der Regel ein
Panoramaschichtaufnahme (ggf. halbseitig), zur postoperativen Kontroll
der korrekten Implantatposition anzufertigen.
Äußerlich sind zur Scbwe llungsp rophylaxe kalte Kompre en anzu-
wenden. Antiphlogistika und Analgetika werden nach Bedarf verordn t.
Eine Woche lang soll dreimal tägl ich mit 0,2 % Chlorhexidindiglucon t
gespült werden. Für die ersten Wochen ist weiche Nahrung zu empfehL n.
Die Nähte werden nach 8- 10 Tagen entfernt.
Bei Patienten mit herausnehmbarem Zahnersatz sollen die Prothesen im
Kapitel 43 Bereich der Implantate ausgeschl iffen und weichbleibend unterfLittert w r-
den, um möglichst wenig Druck auf das Wundgebiet auszuüben. ach ' 1 r
Wochen können die Prothesen in der Regel definitiv unterfüttert werd n.
Abb. 43-24 Prä paration Abb. 43-25 Einbri ngen des Ab b. 43-26 Aur chrauben bb.43-2 Zu land mit
de M u ko a lappe n s und CHx-Gels. des Gingi aformers. aufge chraubtem illgi-
Entfern un g d e r D eck - vaformer und cmühtcm
schraube . ~uko alappen.
43..3.4.3 K omplikationen
f olgende Kompl ikationen könne n im Zuge der Implantation auftr ten (in
Klammem sind d ie jeweils einzuleitenden Therapi maßnahmen g nannt):
• ach blutung (billtllngssti ll ende Maßnahmen)
• Schwellung (kalte Umsch läge in den ersten 36 Stunden nach der
Operation; anschließend feuc htwarme Umsch läge)
Ka pitel 43
• Hämatom
• Paräs thes ie/ Sensi bilitätsstörlln g (Ist durch die po toperati
Röntgendiagnostik zu vermuten, dass der Ner us alveolari inferior
wä h ren d d er Implantation verletzt wurde, sollte je nach Rön tgenb fund
das lm p lantat sofort entfernt und der Pati ent an einen eurochirllrg n
überwiesen werden.)
• postoperativ e A bszesse (I nzision des Abszesses; Antibiotika verschreiben)
• unerwün chtes Frei legen des Deckschrallbenkopt: wä hrend der po t-
operativen Heilungs phase (verstärkte Plaq uekontrolle)
• klin ische u n d röntgenologische Anzeichen einer Knochenatrophi um
die Implant ate (s. Kap. 44)
• Per iimp Iantit is (s. Kap. 44)
1008 Implantologie: Klinisches und labortechni che Vorgehen
43.3.4.4 Nachsorge
Der Patient sollte einen Tag, zehn Tage und danach alle drei bis vier W h n
nach der Implantation kontrolliert werden. Beso nderes A ugenmerk mu
dabei auf den Zustand der Schl eimhaut über den Implantaten und di
M undhygiene gelegt werden. Gegebenenfalls muss die Proth se au g -
schliffen oder unterfüttert werden. Nach Freilegu ng der Implantate mu
zusätzlich eine Kontro ll e des periimplantären Gewebes erfo lgen.
-11-- - Provisorien-
kunststoff b c
bb.43-28 Ü ber dem individualisierten provisorischen Abutm ent wird das Prov i orium mit Hilfe einer Tiefziehschil!ne
hergeste llt Ca ) . Das noch verbesserungsw ürdige Emergenzprofil (b) kann extraoral mit Ku nslslolTkorrigien, erden (c)
und .z ur optimalen W e ichgewebsausformung eingegli edert werden (d).
Abb. 43-29 Vor Ex traktion des Zahnes wird ohne Präparation der achbarzähne eine
kunst tofTverblendete Adhäsivbrücke mit CoCr-Gerüst angefertigt (a), welche mit e inem
ovoid geformten Brückenzw i chenglied ca. 3 Olm (s iehe ge trichelte Marki eru.ng) in di
spätere Alveole des frisc b extrahierten Zahnes hinei nragt (b).
GiPSmOde~1
Bohrstellen,
Laboranalo
neu einge-
gipst
Abb.43-31 Mit Hilfe des intraoperativ gewonnenen Regislrates (a) kann die Implantatpo itioll auf da Ausgangsmodell
übertragen werden (b und c).
43.4.2 Abformtechnik
1n der Implantatologie werden in der Regel Abformtechniken angewen-
det, die mit speziellen auf das jeweilige Implantatsystem abgestimmten
Abformpfosten arbeiten. Diese können entweder nach Entfernung der ge-
schlossenen Abformung aus dem Munde in die Abformung reponielt wer-
den (Repositionstechnik) oder aber verbleiben in der offenen Abformung
(Pick-up-Technik).
43.4.2.1 Repositionstechnik
Diesog. Repositionstechnik(mittels Steckverbindung) siehtdie Übertragung
der Mundsituation auf das Arbeitsmodell mittels eines Stecksystems vor.
Bei dieser Technik wird ein Abformpfosten auf das Implantat geschraubt.
Mit dem Abfonnpfosten wird eineAbformung mit einem okkJusal geschlos-
senen Abformlöffel durchgeführt. Hierbei werden der Abfornlpfosten und
das Implantat wie in der konventionellen Kronen-Brücken-Technik in der
Abformmasse reproduziert. Teilweise besitzen die Abformpfosten aber
auch zusätzliche ·Übertragungskappen, die in der Abformung verbleiben
(A bb. 43-33). Zur Modellherstellung wird der Abforrnpfosten auf da
Modellimplantat geschraubt, diese Teile werden dann in der Abformung
reponiert. Der Abformpfosten mit dem Modellimplantat hält in der
Abformung entweder über die verb liebene Übertragungskappe oder durch
einen kleinen Unterschnitt am Abformpfosten. Die Reposition stechn ik
ist allerdings nicht fur stärker divergierende Implantate geeignet, da da
Abt:o:rmmaterial bei der Entnahme aus dem Mund über die Abformpfosten Kapitel 43
durch seine Rückstellfähigkeit verformt werden könnte.
43.4.2.2 Pick-np-Technik
Für die Pick-up-Technik (mittels Versclu'aubung) ist die Herstellung eine
individuell.en Löffels mit okklusalen Öffnungen im Bereich der Implantate
unumgänglich. Bei komplexen Situationen (multiple Implantate mit unter-
sch iedlichenAchsneigungen) istes sirmvoll , hierfureine Situation abfonnung
bei aufgeschraubten Abformpfosten durchzufiihren, um einen optimal pa_-
senden Löffel herstellen lassen zu können (Abb. 43-34).
Die retentiv gesta lteten Abformpfosten werden auf die Implantate
aufgeschraubt. Anschließend wird die Passung des Löffels überprüft und
lO14
J (
'-- .. _- ---- ~ ..
Abb. 43-34 Gipsmodell mit aufgesch raubten Abformpfo ten zur Her teilung in indivi-
du ellen Löffel mi t okklusa len Perforationen. a Vor Her teilung des ind i iduellen Löffi I
werden die Abformpfo ten mit Wachs ausgeblockt. b Fertigge tellter individueller Löffi I
au Alltopo lymerisat. c Aufgc chraubter Abformpfosten mit Abfonnung während der
Abbindezeit. d An chließendes Lösen der Halte chraube on okklu al und Ent fernung cl r
Abforlllllng.
bb. 43-35 Indi vid ua- Abb. 43-36 butrnent bb.43-. 7 a h uf-
li jerte provi ori cbes und Laboranalog in inern hrauben d bt1 ml-
b ulrnenl auf dem Modellring mit chnell- plo tcn auf dcm Labor-
Laborana log ver chraubt. härtendem Regi trie- analog wird dic egatidl nn
rungss ilikon um spritzt. de . mcrgcnzprofil mit
utopolymcri ' I aufgJUlIt.
43.4.3.1 Einzelzahnersatz
Für den Einzelzahnersatz gibt es zwei Standard-Verso rgungsmöglichkeit n:
1. Einzelzahn ersatz mit direkt auf dem Implantat aufgeschraubter Metall-
oder Meta llkeramikkrone.
2. Einzelzahnersatz mit indi viduell hergestelltem Abutme nt ( fetal!.
Keramik) und individuell hergestellter Kro ne (Metallkeramik, 1I-
keramik).
Tab.43-1 Über i ht über da kl ini che und labortechni ehe V< rgehl! n b i He t lIung
einer implantatg tragenen direkt aufgeschraubten Kron e
Labor
Anamnese, Befimdallfnahme, Röntgen
(Orthopantomogramm, Rinn-Status), Situa·
tionsabformung mit konfektioniertem Löffel
Herstellung von Studicnmodcllcn
Diagnose, Planung
Hygienepha e, präprothelische Vorbehand-
lung, Reevaluation der Vorbehandlung
Eventuelle erneute Situation abformung,
Ge icht bogenübertragung, Kicfcrrela-
lion bestimmung, Farbbestimmung fur da
Provisorium
Her teilung der ArbeiLSm deli .
Montage im rtikulator, Wa -up. et-up.
Her teilung der Röntgen chablone, 'Ven-
tueU Herste llung ei nelaborgefertigten
Prov isoriums (s. Kap. 41.4.1 )
Röntgen : Messaufnahme
IUmarbeitung der Röntgen habl n in
die Bohrschablone
Implantation und Eingliederung de
Provisoriums
Nahtemfernung
Freilegungsoperarion des lmplantates
Nahtcntfernung
Herstellen eine individuell n
Abformlätfel mit okklusaler Perfo.r:ntion
(Piek-up-"J:c hnik) bZ\ . ge chlo ener
Gestaltun.e (Repositionsteehnik)
Profhe/ische Phase: Entfernen des Provi 0-
rium ,Aufschrauben eines Abfornlpfo tens
auf das Implantat Anprobe de AbformlötTel ,
Um pritzen des Abformpto ten mi.t
Abformmaterial und Ein etzen de mit
Abformmaterial .aefiillten Abformlöffels
Freilegen des Kopfes des Abformpfo tell und
Lösen der Führung chraube (nur bei Pick-up-
Technik), Entnahme der Abformung au dem
Mund, Wiederein elzen des Gingi afonners
bzw. des auf dem Implantat befestigt,en
Provisoriums unter Verwendun.a von CHx-Gel
Herstellung d!: Mei tcrmod 11 ,Auf-
\ achsen de Kr nengerü t auf einem apU 14
angu sflihigen butmen l. Gießen , .
IAusarbeiten der fenigen Re tanrolton
(Vollgus ) bzw. kenlmi he Verblendung
des Gerüstes (Metallkeramik)
Rohbrandanprobe (falls erforderli h)
Tab. 43-2 Übersicht über das klinische und labortechnische Vorgehen bei der Her tellun_
von individuell ange fertigten Abutment und Krone
I I
43.4.3.2 Brücken
Das klin ische Vorgeh n bei implantatgetragenen Brüekenr taurationen
l!lnterscheidet sich on d m im vorang. gang nen b hnitt b hri be-
nen Vorgehen bei Einzelzahnre taurationen lediglich darin da n eh
eine zusätzli.che G rLi tanprobe non ndig i t, um ,e iner eit d n x akt n,
chaukel frei n und pa i en Sitz de Gerü t sicher t Hen und anderer-
eits eine em ut Kieferrelatio n auf den Gerü ten dur,c hftihren zu könn n .
Dabei macht e aueh keinen Unter chied, b si h um ein g mi chte
Ver orgung (Imp lantat und zahngetrag J1 Verbundbrucke , der um in
rein implantatgetragene Brücke handelt. Au h w rd 11 Endpfi il rbJii k _n
genau 0 wie Anhängerbrück n b handelt..
Tab. 43-3 Übers icht über das kl inische und labortechnische Vorgehen bei der strategi -
schen Pfeilervermehrung mit Implantaten unter vorhandenen Doppelkronenprothesen
------- - -- - - - - - - - - - -- - - - ------'
Prothetische Phase 1023
Abb. 43-40 Ausgeschliffene Ober- Abb. 43-41 Kofferdam zu m Ausb lo- Abb. 43-42 Prothese nach Einpo ly-
kieferprothese. cken von Unter chnitten an den Kugel- merisieren der Matrizen .
kopfattachment beim Klebevorgang.
Tabelle 43-4 Übersicht über das klinische und labOltechni ehe Vorgehen bei der
Herstellung von Hybridprothesen mit Magnetverbindung
KUaIk Labor
Anamnese, Befimdaufnahme,
Röntgen (Orthopantomogramm),
Situationsabformung mit konfektioniertem
Löffel
Herstellung von Studienmodellen und
Registrier chablonen aus Kunststoff mit
Wachswällen
Gesichtsbogenübertragung, Ausric htung der
Wachswälle analog zur Totalprothetik und
intraorale Registrierung
Her teilung der Arbeitsmodelle, Montage in
den Artikulator, Set-up, Ausmodellation der
WachsaufstelIung
Anprobe der Wachsaufstellung und eventu-
elle Korrekturen
Umsetzen der Wachs3ufstellung in die
Röntgenschablone
Röntgen-Messaufnahme
(Orthopantomogramm bzw. DVT):
Umarbeitung der Röntgenschablone in die
Bohrschablone
Implantation und eventuelle Umarbeitung,
bzw. weichbleibende Unterfiitterung des
Provisoriums
Ll"'!ahtentfernung
Eventuelle definitive UuterfUtterung des
Provisoriums
Freilegungsoperation der Implantate und
anpassen des Provisoriums
Nahtentfernung, eventuelle erneute
SituationsabfonnuJ!g (Alginat)
Her teilung von neuen Studienmodellen,
Herstellung eine gesch lo senen individuel-
len Abform löffels
Auswahl der idealen Magnet-Implantat-
Pfosten (Höhe), Aufschrauben der
ausgewählten Pfosten, Anprobe des
Abformlöffel , Kerr-Randgestaltung,
Abformung mit Zinkoxyd-Eugenol-Paste
bzw. Polyether, Entnahme der Abformung
au dem Mund, Entfernen der Magnet-
Jmplantat-Pfosten, Einschrauben der
GingivaformerJCHx-Gel)
Kapitel 43
Herstellung der Meistermodelle
mit Modellmagnetpfo ten und der
Registrierschablonen aus Kun tstoff
mit WachswäLlen (Abgestützt auf d n
Modellmagnetpfosten)
Ein chrauben der Magnet-
Implantat-Pfosten, Extra- und int-
raorale Kieferrelationsbestimmullg,
Frontzahllauswahl, Entfernen der Magnet-
Implantat-PfoSlen, Ei nschrauben der
Gingivaformer (CHx-Gel)
Montage der Mei t rmodelle im
Artiku lator, Frontzahnaufstellung in Wachs
FOrlsetzull g S. 1026
l026 Implantologie: Klinisches und labortechniscbes Vorgehen
der kl inischen Anwendung zeichnen sie sich aber dadurch aus, dass si
auch bei behinderten Patienten erfolgreich eingesetzt werden können. E
gibt inzwischen allerdings auch Magnetsysteme (z. B. Steco, D-Hamburg)
mit konischen Abutments, die nicht nur eine Verankerung über die hori-
zontalen Magnetflächen beinhalten, sondern eine körperliche Verankerung
der Restauration auf den lmplantaten mit entsprechender horizontal r
Stabilisierung der Prothese ermöglichen.
Kapitel 43
Klinisches und labortech nisches Vorgehen . Nach Entfernung der
Gingivaformer werden die passenden Magnet-Implantat-Pfosten ausg -
wählt und aufgeschraubt. Darüber erfolgt die Abformung mit einem in-
dividuellen Löffel und Kerr-Randgestaltung im Sinne einer modifizierten
mukostatischenAbformung (Zinkoxid-Eugenol-Paste bzw. Polyäther). D r
re tliche Behandlungsablaufverläuft mit geringen Modifikationen analog
der Total- und Hybridprothetik ( . Kap. 37- 39). Nach Herstellung der
Meistermodelle werden Registrierschablonen angefertigt. Im Anschlu
daran folgen Gesichtsbogenübertragung, Registrierung, Kontrolle der
Wachsaufste]Jung, Gerüstherstellung Fertigstellung der Arbeit Einpoly-
merisieren der Magnete in die Hybridprothese und definitive Eingliederung.
Protheti ehe Phase 1027
Kugelkopf-
patrize
Tab.43-5 Übersicht über das klinische und laborteehni ehe Vorgehen bei der Herstellung
von implantatgetragenen Hybridprothesen mit Ku gelkopfverbindung.
(Behandlungsablauf bis
Abfonnlöffel siehe Tab.
Herstellung eines ge schi os enen indivi-
duellen Abformlöffels
Auswahl der idealen Kugelkopfpatrizen (Höhe)
in Abhängigkeit von der Sch leimhautdicke,
definitives Einschrauben der ausgewählten
Patrizen mit dem Drehmomentschlüssel
unter Verwendung von CHx-Gel, Aufsetzen
der Übertragungselemente auf die Patrizen,
Anpro be des Abformlöffel ,Kerr-Randge-
stallung, Abfonnung der Weichteile und der
Übertragungselemente (Polyälher), Entnahme
der Abformung aus dem Mund, Anpa sen der
provisorischen Prothese auf den eingeglieder-
ten Kugelkopfpatrizen (evtl. weichbleibende
Unterfutteru
Einsetzen der Kugelkopfreplikate in
die in der Abformung verbliebenen
Übertragungselemente und Herstellung
der Meistermodelle, Herstellung der
Registrierschablonen aus Kunststoff
mit Wachswällen (abgestützt auf den
Tab. 43-6 Übersicht über das klini sche und labOliechni che Vorgehen bei der Herstellung
von Hybridprothe en mit Stegverb indung
Klinik. Labor ~
(Behandlungsablauf bis individueller
AbformlöfFel siehe Tab. 43-4)
Herstellen eines individuellen Abformlöffels
mit ok.klusalen Perforationen (Pick-up-
Technik)
Autschrauben von Abfonnpfo ten auf die
Implantate, Anprobe des AbfonnlöfFels,
Um pritzen der PFo tell mit Abform material
und Ein etzen de mit Abfonnmaterial
gefüllten AbfonnlöfTels, Lösen der Abform-
pfosten, Entnahme der Abformung aus dem
Mund, Wiedereinsetzen der Gingivafonner,
bzw. des auf den Implantaten befe tigten
Provisoriums unter Verwendung von CHx-
Gel
Herstellen der Meistennodelle und der
Regi trier chablonen au Kunststoff mit
Wach wällen (Schablonen sollten auf
mindestens zwei Implantaten festgeschraubt
bzw. ab&estützt werdel!l
Extra- und intraorale Kieferrelationsbestim-
mung, Frontzah nauswahl
Montage der Meistermodelle im ATtikulator,
Frontzahnau fstellu ng in Wachs
Kontrolle des Registrates, Anprobe der
Frontzahnaufstellung, Kontrolle der veliika-
len Relation, Sprechprobe, Ästhetik
I Seitenzahnauf teilung in Wachs,
Ausmodellation der Wachsaufstellung
Gesamtanprobe in Wachs
Verschlüsseln der Zahnaufste llung in
Wachs mit Gips oder Si likon (Vorwälle),
Stegher teilung unter Velwendung des
Vorwal~ zur Dimensionskontrolle
Steganprobe
Erste llung eine Einbeumassenmodells,
Anfertigung der Wachsmodulation des
Gerü te unter Verwendung des Vorwalls
zur Dimensionskontrolle
Kontrolle de Gerü tein Wachs mit
Vorwällen
Gießen des Gerüstes, Ausarbeiten und
Aufpa en auf das MeistennodelI,
Kapitel 43 Zahnauf teilung (ent prechend Vorwahl), ,
Verblendung
Tertiärgerü t
Klebefuge
Galva nokappe
Abb. 43-45 Darstellung de
koni eh (1 - 2°) beseh liffenen 1m-
p lantatabutment (a) mit darauf
e ingegliederter Doppelkrone (b), be-
stehend aus einem vollverblendeten
Tertiärgerüst, in welches intraora l
die Galvanokappel ekundärkrone
verklebt wurde. a '--_ _ _~ b
Tab. 43-7 Übersicht über da klinische und labortechni sche Vorgehen bei der Herstellung
von implantatgetragenen Hybridprothesen mit Galvanote leskopen -
Abb.43-46 Intraorale E lnkJeben der Galvanokappen in Abb.43-47 Nach erfolgter KiefelTelationsbestimmung auf
das Tertiärgerüst. dem Tertiärgeriist wird anschließend eine Überabformung
über das Terti ärgerüst mit Polyäther durchgeführt.
-- --- ---~--_-:..
Nachsorge 1035
Abb. 43-48 Danach wü-d im zahnteclu1i chen Labor Abb. 43-49 Intrao ral e ingegliederte Ga lva note le k parb it.
ein neue Meistermodell mit Pattern-Re in Stümpfen
im Bereich der Galvanote le kope hergestellt und das
Tertiärgerüst verblendet.
43.5 Nachsorge
Die Nachsorge bei implantatgetragenem Zahnersatz folgt den in Kapitel 45
beschriebenen Prinzipien. Die Sondierungstiefe und BOP an Implantaten
wird genauso wie bei natürlichen Zähnen evaluiert. War früher die routine-
mäßige Sondierung um Implantate umstritten, so ist heute nachgewie en
dass dies ohne Schäden erfolgen kann und zunehmend ondierung w rt
Frühzeichen einer Periimplantitis sein könne n (Sah i und Lang 2004).
Bei Sondierung mit der Parodonta lsonde wird zwar da Saumepithel von
lmplantatoberfläche separiert (Sondierungskraft von 0,2 N) die bindeg -
webige Adaptation am ]mplantat wird aber nicht zerstört. Die " Heilung"
des epithelialen Attachments ist nach 5 Tagen abge ch lossen (E tter et a1.
2002). Neben erhöhten Sondierungstiefen sind Plaque-Index, Zu tand Kapitel 43
der Mukosa, Bleeding on Probing (BOP) Breite der keratinisielien
Gingiva, Su Ikusflu id, Pusabfluss, Implantatbeweglichkeit, Schmerzen
Resonanzfrequenz-Analyse und radiologische Veränderungen weitere di-
agnostische Parameter zur Beurteilung der perimplantären Verhältnisse (s.
Kap. 44).
Werden Abutments oder andere prothetische Komponenten abge-
schraubt bzw. ausgewechselt, sollten die Innenräume der lmplantate mit
Chlorhexidin lösung desinfiziert und or dem erneuten Ver chrauben
mit einem Ch lorhexidinge l gefüllt werden , da dies längerfri ti g di
Keimbesiedlung der Hohlräume reduziert (Paolantonio et al. 2008).
4
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Kapitel 43
l
1039
44.1 Einleitung
In den Letzten Jahren hat die Anwendung von oralen enos alen Implantaten
stark zugenommen. Als Folge der wachsenden Zahl von funktionell bela t -
ten osseointegrierten Implantaten ist zu envarten, dass in Zukunft vermehrt
Probleme bezüglich der Behandlung von periimplantären Weichgeweb -
und Knochendefekten auftrete n werden .
Es konnte gezeigt werden, dass die Hart- u nd Weichgewebe, die da
dentale Im plantat umgeben, Gemei nsanikeiten, aber auch Unterschied
gegenüber dem Parodont des natürlichen Zahnes au fweisen. Da der
Begriff Parodontium mit Gingiva, Desmodont, Wurzelzement und knö-
cherner A lveo le zalmgebu ndene Strukturen bezeichnet, hat sich ftlr die da
Implantat umgebenden Struktu ren der Oberbegriff periimplantär Hart- und
Weichgewebe etabliert. Im Einzelnen unterscheidet man die periimplantäre
Mukosa u nd den periimp lantären Knochen . Entzündl iche Prozesse, die
sich auf die Weichgewebe beschränken, werden analog zur Gingiviti al
periimp lantäre Mukositis bezeichnet und sind rever ibel. In Analogie zur
Parodontitis lautet die Diagnose Periimplantitis, sobald der umgebend
Kno~.hen bete iligt ist und Knochenresorptionen ma nifest werden . In ei-
ner Ube rsichtarbeit w urden diese morpho logischen Besonderheiten de
dentalen lmplantates im Vergleich zum natürlichen Zahn herausgearb itet
und bezogen auf den gesunde n Zustand und die bakteriell verur achten
Entzündungsprozesse analys iert (Zi/zmann et a1. 2006). Basierend auf den
strukturellen Besonderheiten der peri imp lantären Weich- und Hartgewebe
werden im Folgenden Empfehlungen fLi r die Diagno tik gegeben und
Therapiemög lichkeiten zur Behandlung der Periimplantitis dargelegt.
und Spirochäten (0,0 %). Diese Resultate unterstützen die Hypothese, dass
natürliche Zähne als Reservoir für die bakterielle Kolonisation von benach-
barten Titanimplantaten dienen können und die Mikroflora um Implantate
im teilbezahnten Patienten potentiell pathogener als beim Zahnlosen er-
scheint.
Rutar et a1.(200 1) konnten in diesem Zusammenhang signifikante
Korrelationen zwischen den gemessenen Sondierungs tiefen und der
Gesamtmenge an Anaerobiem einerseits und der Häldlgkeit der Bakteroides
gingivalis andererseits aufzeigen.
Taschenreduktion sollen zudem ein eher aerobes Milieu etabliert und die
anaeroben Anteile der subgingivalen Flora unterdrückt werden.
44.8.1 Initialphase
• Zur mechanischen Entfernung weicher Beläge werden nicht-metal-
lische Küretten empfohlen. Außerdem können Ultraschallsysteme
mit speziell modifizierten Arbeitsenden angewendet werden. Darüber
hinaus wurden mögliche Vorteile durch die Verwendung von Laser
(ER:YAG) zur Oberflächenreinigung und Detoxikatioll beschrieben
(Sculean et al. 2005). Anschließend erfolgt eine Politur mit Gumminapf
und schwach abrasiven Pasten.
• SpÜlwlg derperiimplantären Weichgewebsmanschette mit einer Kanüle
und 0,2 %iger Chlorhexidin-Lösung (Lang et a1. 1997)
• Mundspülung für 2 Wochen mit 0,2 %iger Chlorhexidinlösullg, zwei-
mal täglich
• Bei erhöhten Schweregraden (Knochenabbau ab ca. 1/5 der Länge
des Implantates) kann ein Antibiotikum zur systemischen Anwen-
dung verschrieben oder lokal appliziert werden. Allerdings ist für den
Einsatz der Antibiotika bei der Periimplantitistherapie bisher kein
gültiges Therapieschema verfügbar. Obwohl Antibiotika häufig in der
Periimplantitistherapie verwendet werden, steht ein Wirksamkeits-
nachweis aufhohem Evidenzniveau noch aus (Heitz-Mayjield und Lang
2004).
44.9 Zusammenfassung
Bei der Entstehung von Parodontopathien und pathologisch en Verände-
rungen des periimplantären Weich- und Haltgewebes spielen trotz der teil-
weise unterschiedlichen anatomischen Verhältnisse ähnliche ätiologische
Faktoren eine Rolle. Durch ein professionelles Nachsorgeprogramm und
entsprechende Mitarbeit des Patienten scheint es möglich zu sein, entzünd-
liche periimplantäre Weichgewebsreaktionen zu verhindern.
Bei etablierten pathologischen Veränderungen sind die glei.c hen
Therapiemöglichkeiten indiziert, wie sie in der Parodontologie ange-
wendet werden, wobei die beschTiebenen Therapien nur als vorläufige
Empfehlungen gelten können, da sie noch nicht genügend wissenschaft-
lich untermauert sind (Esposito et a1. 2004). Die bis heute bekannten l1i -
tologischen Untersuchungen zur Behandlung der Periimplantitis deuten
aber darauf hin , dass bei zirkulären vertikalen Knochendefekten um orale
enossale Implantate regenerative Maßnahmen mi.t "Füllermaterialien ' zu
guten Resultaten führen können. Bei horizontalen Knochendefekten ist die
Taschenelimination mit gleichzeitiger "JmplantopLastik" als Therapie der
Wahl anzusehen. Es scheint, dass die Regeneration des periimplantären
Knochens, ähnlich wie die des parodontalen Stützknochen nur in ver-
tikalen Defekten möglich ist (Roos-Jansaker et a1. 2003) . Es ist Aufgabe
der Wissenschaft, weitere Therapiemöglichkeiten zu suchen und die bi s
jetzt tierexperimentell erreichten Resultate klinisch zu bestätigen um ein
systematisches Behandlungskonzept fUr die Periimplantitis zu entwickeln.
Kapitel 44
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Kapitel 44
Weiterführende Literatur
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1047
45.1 Einleitung
Die Langzeitprognose von prothetischen Restaurationen ist zum einen
von technischen und biophysikalischen, also mit der Herstellung und
Belastung des Zahnersatzes zusammenhängenden Faktoren abhängig
und zum anderen von der Kapazität der Restzähne, deren Parodontien
respektive der Implantate und des periimplantären Gewebes. Als tech-
nische und biophysikalisch bedingte Misserfolge sind zu werten:
Retentionsverlust, Metall fraktu ren, Keramikfrakturen sowie durch
die Restauration bedingte Pfeilerzahnfrakturen, Implantat-, Schrauben-
fraktu ren und Schraubenlockerungen. Zu den biologischen Misserfolgen
nach Eingl iederung einer prothetischen Arbeit zählen Karies Parodonta l-
erkrankungen, Periimplantitis, endodontische Probleme, notwendige
Wurzelspitzenresektionen, sowie Zahn- bzw. Implantatverluste. Durch eine
optimale klinische Behandlung und regelmäßige achsorge ("Recall ')
des sanierten Patienten ist es möglich, bei Patienten mit festsitzendem ,
abnehmbarem und kombinieliem Zahnersatz das Auftreten tecruü eher
und biologischer Misserfolge deutlich zu reduzieren. Es zeigte sich je-
doch, dass auch unter der Voraussetzung einer regelmäßigen T ilnahme
am Nachsorgeprogramm der Nachsorgeaufwand bei herausnehmba-
ren Restaurationen erheblich höher als bei festsitzenden ist (Wolfart et
a1. 2007). ]n diesem Zusammenhang zeigten Luthardt et al. (2000), dass
in der Literatur prinzipielle Übereinstimmung darüber herrscht, da s
Teilprothesenträger stärker unter Plaqueakkumulation, Karies, Gingi itis
und Parodontitis leiden als Patienten mit festsitzenden prothetischen
Restaurationen.
In jedem Fall gilt es den Patienten über Jahre zu motivieren an re-
gelmäßigen Nachuntersuchungen teilzunehmen. Dies kann zum Bei piel
durch regelmäßiges Einbestell en der Patienten durch das Praxisteam, bzw.
durch spezielle Bonussysteme erreicht werden . So kann man auch noch
nach 5 Jahren mit einer Teilnahmerate vo n ca. 80 % der Pati nten am
Nachsorgeprogramm rechnen (Wolfart et a1. 2007).
Bei einer alle zwei bis drei Monate durchgefuhrten profes ion lien
Prophylaxesitzung gelingt es, die orale Gesundheit über viele Jahre auf-
rechtzuerhalten (Axelsson und Lindhe 1981 a, b), selbst wenn die Patienten
keine adäquate Mundhygiene aufweisen. Aus organisatorischen und per-
sonellen Gründen ist es jedoch in der Regel unmöglich, bei protheti ch
sanierten Patienten solche häufigen Prophylaxesitzungen durchzu-führen
bzw. durch geschu ltes Personal durchfiihren zu lassen. Au dies m Grund Kapitel 45
kommt der Mitarbeit des Patienten eine aussch laggebende Bedeutung zu:
Sofern Patienten im Rahmen der Hygienephase (vgL. Kap. 6) (bz , der
präprothetischen Vorbehandlung und der prothetischen Phase) genügend
Informationen und Anleitungen über orale Prophylaxe erhalten und kon-
seq uent eine sehl" gute Mundhygiene betreiben, reicht es ogar au , wenn
sie einmal pro Jahr zur Nachsorge erschei nen (Strub et al. 198 ). Wel he
1048 Nachsorge in der Prothetik
45.2.1 Anamnese
Da sich die Nachsorge sanierter Patienten über einen Zeitraum von vielen
Jahren erstreckt, sollte regelmäßig eine medizinische und zahnmedizinische
Anamnese durchgeführt werden, die den aktuellen all gemeinen und oralen
Gesundheitszustand erfasst. Änderungen im allgemeinmedizinischen und
zahnmedizinischen Zustand werden im Nachbefundbogen dokumentiert.
Bei herausnehmbarem Zahnersatz sollten auch anamne tische Angaben zu
Tragegewohnheiten und Prothesenpflege erhoben werden .
45.2.2 Befundaufnahme
45.2.2.1 Stomatologische Kontrolle
Auch im Rahmen der Nachsorge wird , wie bei der Erstbefundung (vgl.
Kapitel 45 Kap. 5), die gesamte Mundschleimhaut im Hinblick auf Farb- und Form-
veränderungen wie DruckstelIen, fibromatöse Wucherungen, Prothesen-
stomatitiden, papilläre Hyperpla ien und Leukoplakien (vgl. Battistuzzi et
al. 199 1) abgesucht. Für ei nen besseren Überblick im Bereich der Zunge
und des Mundbodens wird die Zunge mit einem Tupfer an der Spitze ge-
fasst und leicht heraus- und auf die Seite gezogen. Auf diese Weise können
Zungenrand, Zungengrund und Mundboden gut kontrolliert werden; sie
Ablauf der Anamnese und Befundaufnahme 1049
stellen die häufigsten Lokalisationen von oralen eoplasmen dar. Auch in-
suffizienter Zahnersatz und falscher Einsatz von Mundhygienehilfsmitteln
können häufig die Ursache ungewünschter Schleimhautveränderungen
sein. Eingetretene Änderungen im intraoralen Befund werden im Nach-
befundbogen notiert (s. Seite 1050/1051).
Patient:
Nachbefundbogen
Behandelnde(r): _ _ __ __ Datum: _ __
3. Dental I Röntgenologisch
Bemer~u nge n I I I I I I I I I I I I I J I I
Prolh.Befund I 1 I I J J 1
5. Funktionell
al Okklusion (x = okklusale Kontakte)
- Okklusionstyp: neutral 0 distal 0 mesialO Kreu zbiss 0 Koplbiss 0
Überbiss: mm
sagittale Stufe: mm
Interokklusalraum: mm
- Abgleitbewegung 48
Kapitel 45
45.3 Therapie im Rahmen der Nachsorge
I. Patientenaufklärung
2. Mundhygien remotivation
3. Zahnsteinentfernung
4. Zahnrein igung, Politur
T herapie im Rahmen der Nachsorge 1053
5. Fluorid ierung
6. weitere Maßnahmen : parodontal, dental, peri implantär, funktionell,
prothetisch
7 . Festlegen des Nachsorgeintervalls
45.3.1 Patientenaufldärung
Der Patient sollte bei der Nachsorge offen und sach lich, aber keine falls
"von oben herab" oder gar verletzend über das Resultat der Befundaufnahme
aufgeklärt werden. Glei.c hzeitig erfolgt eine Re-Information, indem der
Patient nochmals au f die Zusammenhänge zw ischen Plaque, Karies, G ingi-
vitis respektive Mukositis und parodontalen Erkran kungen respektive
Perii mplantitis h ingewiesen w ird .
45.3.5 Fluoridierung
AlleZahnflächenwerden regelmäßig fluoridiert (F luoridlack, Fluo ridlösung,
Fluoridgel). Der Patient wird beraten, welche Fluoridierungsmaßnahmen
er zu Hause ergreifen kann (z. B. F luorid gels, Spüllösungen; vgl. Kap. 7.4).
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Kapitel 45
1057
46 Patientenzufriedenheit und
mundgesundheitsbezogene
Lebensqualität
Für die Wirksamkeit eines großen Tei l ärztlicher und zahnärztlicher
Therapieverfahren stehen heute abgesicherte Daten aus klinischen Studien
zur Verfügung. Diese Erkenntnisse erlauben dem Klin iker in der Regel
die Auswahl einer geeigneten Behandlungsmaßnahme. Zwar vermag es
(noch) keine zahnärztl ich-restaurative Maßnahme, den Urzustand wie-
der herzustellen, dennoch haben die Therapieverfahren einen sehr hohen
Standard elTeicht und garantieren sowohl Schmerzlinderung als auch die
Wiederherstellung von Funktion und Ästhetik. Die Unterschiede zwischen
den mannigfaltigen Behandlungsformen fUr dentale Erkrankungen (z. B.
Füllung oder Inlay) sind oftmals subti1, und Veränderungen sind aus der
Sicht des Patienten kaum bemerkbar. Dies scheint insbesondere bei zah-
nerhaltenden und festsitzenden prothetischen Lösungen der Fall zu sein,
sofern keine ästhetischen Auffäll igkeiten vorliegen.
Ein abweichendes Bild ergibt sich fiir herausnehmbare prothetische
Versorgungen, die nach teilweisem oder totalem Zahnverlust hergestellt
werden. Zahnverlust ist ein chronisches Krankheitsbi ld, das auch von der
WHO als solches eingestuft wird. Da bei chronischen Erkrankungen meist
keine kurative Therapieoption besteht, muss der Patient mit dem nach der
Behandlung verbleibenden Beschwerdebild leben.
Wenn Vorlieben des Behandlers oder des Patienten in eine Behandlung
münden, welche klinischen Kriterien und insbesondere den Anforderungen
des Patienten nicht genügt, liegt eine Feh lversorgung vor. Klinisches
Versagen wird häufig auch von der Unzufriedenheit des Patienten begleitet
womit der Misserfo lg manifest wird. So klagen beispielsweise Betroffene
die unter (totalem) Zahnverlust leiden, vennehrt über Passungenauigkeiten
und Schwierigkeiten beim Kauen mit herausnehmbaren Prothesen.
Ein Rückgang kl in ischer Symptome und die Verbesserung der Funktion
allein si nd jedoch nicht prinzipiell mit Erfolg gleichzusetzen. Verschiedene
Studien belegen, dass das Befinden des Pa.tienten häufig nicht mit dem
klinischen Erfo lg einer Behandlung korreliert (AYlad und Feine 199'
Awad et a1. 2000, Berg 1984). Aus diesem Grunde betonen Kritiker, da
von der Erhebung patientenbezogener Messgrößen mehr Informationen
zu erwarten sind als von klinischen Parametern allein und fordem daher,
den Erfolg einer Behandlung zusätzlich anha.nd von Patientenaussagen
bzw. -einschätzungen zu bewerten. Engel (1977) fasste diese An ichten
in seinem "biopsychosozialen (Krankheits-) Modell" zusammen, da das
biomedizinische Modell bei chronischen Erkrankungen versagt, weil neben
physiko-chemischen Störungen psychische und soziale Einflüsse einen
erheblichen Einfluss auf den Gesamtumfang des Leidensbildes haben.
Die Ergebnisgrößen in der Mundgesundheitsforschung las en sich in
biologische, klinische, psychosoziale und ökonomische Faktoren gruppie-
ren (Tab. 46-1). Während die beiden ersteren Kategorien eit Jahrzehnten KapiteJ 46
etabliert sind, werden die Einflüsse kl in ischer psycbischer und soziologi-
scher Größen auf di.e Zufriedenheit des Patienten mit der zahnmedizini-
schen Versorgung und dem eigenen Mundgesundheitszllstand erst seit den
1058 Patientenzufriedenheit und mundgesundheitsbezogene Lebensqualität
Tab. 46-1 Ergebn isgrößen in der Zahnheilkunde (nach Bader lind IsmaiJ 1999).
Aktuelle Erfahrung
Tokranz Erhöhte
Unzufriedenheit Zufriedenheit
Ke ine Änderllng der Zul.'iedenheit
Subjektiver Standard
Abb.46-] Der Zufriedenheitsstatu i t abhängig vom Verhältni einer aktu li en Erfahrun g
zu einem individuellen Standard (Pascoe 1983).
Beschwerden
L------------------..IFB~e~ej;,nt~rä~ch,ht~ig~u;ng~~--------------~
Abb. 46-2 Konzept der mundgesundheitsspezifischen Lebensqualität nach Locker (l988).
Kapitel 46
Messung von Patientenaussagen 106 1
Abb.46-3 Beisp iel einer Frage mit Visueller Ana logska la (VA ) sowie der Antwort de
Befragten als vertikaler Stri.ch auf dem horizontalen Balken.
46.3.1.1 Reliabilität
Die Messung von Zufriedenheit oder Lebensqualität erfol gt entweder mit
dem Ziel eines Gruppenvergleichs zu einem gewählten Zeitpun kt od r zur
Verlaufs kontro lle. 1m ersten Fall ist es von Bedeutung das einmal mit
einem Fragebogen gewonnene Ergebnisse unter gleichen Bedingungen
reproduzielt werden können, so dass beispielsweise ge unde und erkrankte
Ind ividuen unterschieden werden (Rel iabil ität Zu erläs igkeit). Um die
Reliabi lität zu überprüfen, kann ein Fragebogen in zeitlichem Abstand un-
ter gLeichen Bedingungen wiederholt ausgefüllt we rden , anschli ßend w ird Kapitel 46
die Korrelation zwischen beiden Datensätzen untersucht. Bei. In trumenten
die Veränderu ng aufgrund ei ner klinischen Intervention me en ollen
spielt die sogenannte Sensitivität eine Roll e. Mit Sensiti ität wird die sta -
1062 Patientenzufriedenheit und mundgesundheitsbezogene LebensquaJität
46.3.1.2 Validität
Ergebnisse, die aus Untersuchungen mit Instrumenten zur Messung des
Gesundheitsstatus bezogen werden, müssen valide sein. Mit Validität wird
die Gültigkeit der Ergebnisse bezeichnet. Tests müssen sicherstellen, dass
ein Fragebogen auch wirklich misst, wozu er gedacht ist. Zu Beginn der
Entwicklung eines Fragebogen muss der Inhalt daraufhin überprüft wer-
den , ob er aUe Teilaspekte eines Gebietes umfassend abdeckt (Validität des
Inhalts, "content validity"). Schritte, um die zu gewährleisten, können die
Überprüfung des Fragebogens durch Experten oder eine Pilottestung sein.
Da für Instrumente zur Messung des Mundgesundheüsstarus kein
Standard existiert, mit dem Neuentwicklungen verglichen werden könn-
ten, müssen andere Kriterien ("construct validity") zum Vergleich heran-
gezogen werden. In Fällen ohne externen Standard wird ein Konstrukt
eine Theorie, über die Korrelation der zu prüfenden Größe mit einer kli-
nisch messbaren Variable getestet. Die Validierung von Fragebögen zum
Mundgesundheitsstatus kann beispielsweise durch die Berechnung von
Korrelationskoeffizienten zwischen DMF-T (klinische Größe) und dem
zu validierenden index (z. B. Behinderung der Sprach-, Kaufunktion) er-
folgen.
I
selben werden auch als Mikro-Instrumente bezeichnet. Die Erfassung von
Einzelaspekten eignet sich insbesondere zur Erfassung von Unterschieden
Kapitel46 zwischen therap utischen Verfahren in klinischen Studien. Gruppen
und Einzelfragen können auch zu einer Batterie kombiniert werden, so
dass ein Makro-Instrument entsteht, das dann alle Aspekte innerhalb des
Konzeptes der Patientenzufriedenheit (Erreichbarkeit, Verfiigb'arkeit
Messung von Patientenaussagen 1063
Tab. 46-2 Instrumente zur Messung der Lebensqua lität in Studien zur Mundgesundheit - Validität
Instrument Mund- Population Ziel der Studie, Ergebnisse QueUe ,..
gesundheits-
spezifisch -"!.i·
7 Ein zel- Nein IN = 153, SIP Skalen zur Sozialfunktion korre lieren Reisine er. al.
I skalen des 3 zahnärztliche mit Schweregrad oraler Probleme. Stärk te 1989
SIP u. a. Erkranktmgsbi lder, Beeinträchtigungen bei Schmerzpatienten.
USA, Alter 3 1-6 1 J.
GOHA I Ja N = 1755, USA, Entwicklung des Instruments. Bessere LQ Alchinson und
Alter > 74 J. (= höherer GOHA I-Wert) korrelieren mit größe- Dolan 1990
rer Anzah l von Restzähnen, keine Prothesen, kein
Behandlungsbedarf, höheres Einkommen und
Bildungsstand. Sprach- und Essprobleme sowie oraler
Diskom fort ~ schlechtere OLQ
OH IP Ja N = 300, AUS, Entwicklung des Instruments. Höhere OHlP- Slade und
USA, CAN, Alter Werte (= schlechtere OLQ) bei fehlenden Zähnen, Spencer 1994
60- 80 J. Wurzelresten, Karies, Parodontopath ien
SF-36 u. a. Nein N = 1242, USA, Ergebnisse des SF-36 weitgehend unabhängig von Kressin et al.
Alter 47- 94 J. Mundgesundheit (GLQ ungleich OLQ). Ke ine 1996
Schmerzen, Essprobleme, Diskomfort -> Bessere
subiektive Mundgesundheit
OHIP Ja N = 493 , CAN, OHIP-49 nicht geeignet zur Erfassung des Locker und
Alte r > 50 J. Behandlungsbedarfs be i verschiedenen zahnärztlichen Jokovic 1996
Erkrankungen (Zahnverlnst, Karies, Parodontopathie,
chirurgische Erkrankungen, Notfall).
OHIP, OH IP-49 : ja, N = 88, OK/UK- 2 Gruppen: Implantatwunsch, kein Implantatwunsch. Allen et al.
SF-36 SF-36: ne in Vollprothesenträger, Patienten mit Implantatwunsch: Sch lechtere OLQ (ho- 1999
bezahnte her OHIP-Wert), SF-36: keine Unterschiede zwischen
Kontrollgn!2Pe Gruppen.
dem Aussehen, der Kau- und Sprachfunktion sowie dem Geschlecht der
Probanden beeinflusst.
Ähnl iche Ergebnisse wurden auch bei Verg leichen vo n herausnehmba-
ren Teilprothesen mit implantatgetragenem, festsitzendem Molarenersatz
beobachtet. Patienten mit implantatgetragenen Kronen waren zufriedener
mit dem Komfort, der Sprach- und Kaufunktion. Hier wurden ebenfalls
siebenstufige Antwortkategorien verwendet (Kapur 1991) .
Drei Studien verglichen verschiedene Konfigurationen für Oberkiefer-
Implantatprothesen. Zitzmann & Marinello (2000) verwendeten visuelle
Analogskaien, um die Zufriedenheit mit Komfort und Retention, Funktion,
Ästhetik, Geschmack sowie Selbstwertgefühl nach Restauration mit
Oberkiefer-Deckprothesen und fests itzenden Implantatbrücken zu ver-
gleichen. In dieser Verlaufsstudie wurden die Patienten nach Indikation
einer der beiden Therapieoptionen zugeordnet. Es konnte kein signifikan-
ter Unterscbied zwischen den Prothesen festgestellt werden. Allerdings
wurden keine Daten über die psychometrischen E igenschaften der ver-
wendeten Fragebögen publiziert. Dem stehen Erkenntnisse aus einer wei-
teren randomisierten Crossover-Studie gegenüber, in der Teilnehmer mit
einer herausnehmbaren Deckprothese insgesamt zufriedener waren . Die
Mehrzahl der Teilnehmer wäblte nach dem Abschluss der Studie die her-
ausneh mbare Konstruktion, weil sie weniger Gewöhnung beim Sprechen
erforderte und leichter zu reinigen war (Heydecke 2002). In einem ebenfall
randomisierten Vergleich zwischen Oberkiefer-Implantat-Deckprothesen
mit und ohne Gaumenbedeckung wurden keine U nterschiede bezüglich
der Gesamtzufriedenheit, dem Komfort, der Sprachfunktion, Ästhetik
und Kaufähigkeit festgeste llt. Die Gewöhnung an eine Bedeckung des
Gaumens ist bei Patienten, die i. d. R. vorher ei ne Oberkiefervollprothe e
getragen haben, offenbar unbedeutend.
46.4.2 Lebensqualität
46.4.2.1 Validierungsstudien
T~b. 46-3 Gründe für die Wahl e iner spezifischen lmpl anlatprolhe e bei erankerung ·
mit mehr als zwei Imp lantaten (nach Feine el a l. 1994, Heyde ke 2002b ZitzmGnn und
Marinello 2000).
Oberkiefer I. Traekomfort
2. All emeine Zufriedenhaü
3. S rachfunktion
4. tabilität
Unterkiefer
3. Stabilität
I Floor- Effekt: Versagen einer Ska la, Zustände unterhalb eines bestimmten N iveaus zu
erfassen , da die Bandbreite nicht ausreicht. Gegenteil: Ceiling-Effekt.
Zusammenfassuno-b 1069
46.5 Zusammenfassung
Mitden Konzepten und Instrumenten zur Patientenzufriedenheit und mund-
gesundheitsbezogenen Lebensqualität stehen dem klin ischen For cher z\v i
Werkzeuge zur Verfügung, die es erlauben, patientenbezog ne rg bni e
in Populations- und Interventionsstudien zu gew innen.
Zufriedenheit als E rgebnisvari able erfasst jewei l nur inen der zu
messe nden Aspekte. Som it kann Z ufriedenheit nicht d n influ au f da
Wohlbefinden einer Person a ls Ganzes beschreiben. G mäß den ob n
besprochenen Beispielen eignet sich Z ufri edenh it dennoch ehr gut al
Ergebnisvariabl e für den Vergleich prothetischer Re tau rationen.
Mundgesundheitsbezogene Lebensqualität be chreibt den Einflu e in-
zelner oraler Faktoren auf funktionell e, psychische und soziale Param t r.
E rge bn isse aus Studien der mundgesundh eits bezogenen L ben qualität
belegen den Ei nfluss oraler Probl eme auf andere Leben bereiche und täg-
liche Verrichtungen. Mundgesundheitsbezogene Leben qualität kann al
Messgröße in Populationsstud ien oder a uch zum Gruppen rg l i h in kli -
nischen Untersuchungen verwe ndet werden.
Die gewonnenen Daten können andere klin isch erhobene Para met r, i Kap it 1. 4
beispie lsweise die Überlebensdauervon Restauration n, inn oll ergä nz 11 .
Wünschenswert wäre eine Weiterentwicklung der M in trum nt . da
e in E insatz zur Diagnostik und Verlaufskontrolle de individll Il J1 Patienten
l070 Patientenzufriedenhei t und mundgesundheitsbezogene Lebensqualität
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9
I
g
Sachregister
A Adaptionsfahigkeit 4
A palatina, Verletzung 32 1 additionsvemetze nde ilikone 440
Abdämm un g, dorsale 886 Adh äsivattachment 673
Abformlöffel 441 Adhäsi vbrilcken 9 , 666,672, 10 11
- individue lle 441 - Flüge lstärke 690
- Randgestaltung 884 - Wiederbefestigung 69
- Vorbereitung 628 adhäsive Befestigung 652, 1019
- konfekt ionierter 441 Adhäsivflügel 690
Abfo rmmassen Adhäsivprothetik 657
allgeme ine Anforderunge n an 435 Adhäsivverankerunge n 399
- Einteilung nach Kons istenz 434 Agar-Agar 43 7
- elastomere 439,565 Ägypten
A bfonnmethoden 850 Ah- Lin ie 88 1, 86
- mukodynamische 850 Alginat 438,88 1
- mukostati sche 850 A lg inatabformung 141
A bformp fosten, individua li sierter 1015 A lginsäure 43
A bformtecbniken 433 Allergenität 476
Abfonnung(en) 433,626,628,835,837 Altered-cast-Technik 760
- A lginal- 141 Aluminiumoxid 49\
- A ltered-cast- 760 Alum iniuITIsalz-Lösungen 628
- anatom ische 850 Alu -Wac hs-Plättchen 457
- A usgießen 566 Al eolen, Verbindungslinie der
Desinfektion 443 (ehema ligen) 44
di gitale 444 Anamnese 99,255,256, 46
Ela tomere 565 Anästhes ie, in trapu lpa le 2 11
Hydrokolloid- 565 Anästhes ie ersager 2 11
individue lle definiti ve 850 Anatomie 27
int.Taoperative 1011 anatomische Abformu ng (Erst-
konventionelle 433 abformung, Situationsabfonnung) SO
Lagerung 564 anatomi che Kriterien 53
mod ifi zierte l11ukosta tische 883, 886 anatomische Zähne 866
Abfom1werkstoff"e, Dimensionsändenmgen 439 angewachsene Ging.iva 1049
Ab trahlen 695 Angießen 471
Abstützun g Angin a Pectoris 114
lineare 722 Angsterkranku.I1g 11
- quadranguläre 722 Anprobe 37
sattelfe rne 72 1, 724 - der ferti gen Prothesen 914
- sattelnahe 72 1 - der Frontzah naufstellung 905
- trianguläre 722 - der Wachsaufstellung 755
Abstützungs- und Kraftvel1eilungsfunkt ion 729 Anst iften, direktes 603
Abstützun gs polygo n 729 - mit Extrar servoir 604
Abutment(s) 10 18 An tibio e 1004
- Rotationss icherun g 1008 Antibiotika 106
- vollkerami sche 948 Antikoagulanii en 106
Abutment-Schraubenlockerung 965 Apex ifikation 21 1
Abutmentverbindung APF T 6
konische 935 APF-Auf telltechnik 6
- parall ele 935 Aphthe n 121
- Rotationssch utz 935 ap ikal-koronal (sin gle-length-Te hnik) 2 14
Access-Flap 322, 335 Apparaturen
- Tenni chlägerde ign 323 - fest itzende 30 I
Achsneigung der Oberkiefer-Frontzähne 855 - herau nehrnbare 30 I
Acrylierungsverfahren 664 Approxima lraum 950
11 Curriculum Prothetik Band I bis IU
- konfektionierter 36 1 Fü llung(en)
Farbsättigung 357 - insuffiziente 166
Sachregister
I - Reevaluation
Immediate-Pontic-Technik
ll11media lprolhesen (So(ortprothe en)
169
336
427
IR-Wert
Instruktion
- Mundhygiene
In truL11entariul11
106
I Kugelkopf
Kugelko pfattachm ent
Kugelkopfillatrizen
- Einpolymerisation
- HaftkraH
956,959, 1027
955,1027
1023
1024
- aufbrennfähige
- CoCr-
- Edelmetall-
- Edelmetall -freie
- heterogenes Gemenge
466
744,745
225,465
467
464
Ku g Ikopfve rbindun gen 956 - homogener Mi schkri sta ll 464
Sachregister
- - - - --- ---
X II Curriculum Prothetik Band I bis III
Von A wie Anamnese bis Z wie Zylinderteleskop wird in 46 Kapiteln ein synopti- ..
Co
~~
ärztlichen Prothetik: einschließt. Neben den klassischen Gebieten der festsitzenden,
abnehmbaren und kombinierten Prothetik unter Berücksichtigung der Ästhetik und
der zahnärztlichen Werkstoffkunde werden unter anderem die präprothetische Paro- U ..
dontologie, die Myoarthropathien des Kausystems, die kieterorthopädische Vorbe- ~ ..
handlung und die Nachsorge detailliert beschrieben. Durch di,e Inkorporation spe- ........
zieller Themen, wie der geschichtlichen Entwicklung der zahnärztlichen Prothetik, 8
(l)
~
~
Für die 4. Auflage wurde der Text umfangreich überarbeitet, durchgehend aktualisiert
und gestrafft. Die alten Schwarz-WeiB-Abbildungen wurden durch etwa 1000 neue,
farbige Zeichnungen ersetzt, die ein müheloses Verständnis der Materie garantieren.
"Neben der Themenvielfalt zeichnet sich das Curriculum Prothetik durch eine enge
Verwebung von zahnärztlichen und zahntechnischen Aspekten aus . ... Kurzum: ein star-
kes Kompendium der kompletten zahnärztlichen Prothetik für Lehre und Praxis ' .. "
dentjoumal, 2005
" ' .. das modernste, universellste und am besten konzipierte Lehrbuch der Zahner-
satzkunde, das unseren Studenten derzeit zur Veifügung steht. .... Es macht Freude, in
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Deutsche Zahnärztliche Zeitung, 2005
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I
I I
I
I
,
I
I
!
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