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J. R.

Strub

ge Curriculum M.Kem
J. C. Türp
S,. Witkowski
G. Heydecke
• S,. Wolfart

Prothetik
Band 111

• Kombinierte und
abnehmbare Prothetik
• Implantologie
• Nachsorge
• Lebensqualität

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4., überarbeitete und
erweiterte Auflage
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J. R . Strub I M. Kern I J. C. Türp I S. Witkow ki I G. Heydecke I . Wolfart

Curriculum Prothetik, Band HI


Curriculum Prothetik
Band 111
Kombinierte und abnehmbare Prothetik
Implantologie
Nachsorge
Lebensqualität

Jörg Rudolf Strub


Matthias Kern
Jens Christoph Türp
Siegbert Witkowski
Guido Heydecke
Stefan Wolfart

4., überarbeitete Auflage

Quintessenz Verlags-GmbH
B r1in, Barcelona, Beijing Chicago, ] tanbul ,
Kopenhagen , London, Mailand, Moskau , Neu-Delh i,
Pari , Prag, Sao Paulo, Seoul, Tokio und Warschau

l
xv

Inhaltsverzeichnis

Band I
1 Die historische E ntwicklung der zahnärztlichen Prothetik. 1
1.1 E inleitung .. . . ....... .. . . .... .. . .... ... . . ... ..... . . I
1.2 Hei lkunst und Kulturgeschichte ..... ... .. .. . .. . . . ... . .. I
1.3 Der kosmetisch-ästhetische Wert der Zähne in Ve rgangenheit
und Gegenwart ..... ..... .... . ... . ....... . . ...... .. . 4
1.4 Ernährung und Zahnverlust . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
1.5 Die Bedeutung archäologisch-prothetischer Fundobj ekte für
die medizinhistorische Forschung ... ..... . .. .. . . .... .. .. 8
1.6 Früheste archäologische Q ue llen zur Zahntechn ik aus Ägypten 8
1.7 Zahnersatz zur Zeit der Antike (Etrusker Phöniker, Griechen ,
Rönler) . . . ..... .. .. ....... . .... . ... . . ..... .... . .... 9
1.7. ] Etrusker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 10
1.7.2 Phöniker ............ . .. .. .. .... ....... . ... ......... 11
1.7.3 Griechen ...... .. . .. ....... . ... . ... . . .. . . .. ....... 12
1.7.4 Rönler .. .. ..... ...... .. ..... . ......... .. .. ..... .. 12
1.8 Zahnersatz vom Ende der Antike bis zum Ausgang des
Mittelalters .... . .. ..... .. .. . . .... . .. . ..... .. . ... . . . 13
1.9 Zahnersatz der Ne uzeit . . .. . ... . . . ... . . . .... . .. .. .. . . 15

2 Einführende anatomisch-prothetische Grundlagen . . . . .. 27


2. 1 Term inol ogie, Zahn schemata und Zahnmerkmale .. ... . ... 27
2.1.1 Terminologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
2.1.2 Zahnschemata .......... . .. ... . . .... ... .... .. . . .... 30
2.1.3 Zahnmerkmale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 32
2.2 Phylogenese der Zähne ... .. .. . . .... .... . . .... . .... .. 33
2.3 Odontogenese, Zahndurchbruch und M iIchzälme,
Durchbruchszeiten der bleibenden Zähne ...... . .. ... .... 38
2.3.1 Odontogenese .. ..... . ... .... .... .. . . .......... .. . . 38
2.3.2 Zahndurchbruch und Mi.lchzähne ... ......... ..... .. . .. 41
2.3 .3 Durchbruch ze iten der bleibenden Zähne . .. ..... .... .... 44
2.4 Aufba u der Zähne und des Zahnhalteapparates . . . . . . . . . . .. 45
2.4.1 Aufbau der Zähne . ... ... .. .. .... . ........ . .. ..... .. 45
2.4.2 Aufbau des Zahnhalteapparats .... ... . ... . .. ... . ... . .. 48
2.5 Makroskopische Anatom ie der Perioralregion und der
Mundhöh le . .. . . .... . . .... ... .. . . .... . .. .... ... ... . 51
2.6 Morphologie der bleibenden Zähne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 56
2.6.] Wurzeln, Wurzelkanäle und Höckerzah l . . . . . . . . . . . . . . . .. 56
2.6.2 Zahn längen und Zahndurchmesser ... ........... .. . ... . 57
2.6.3 Frontzähne ... ...... ..... ... . ... . . .. .. . .... .... . . " 57
2.6.4 Seitenzähne ....... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
2.7 Gebiss als Ganzes .... ..... . . ... . . .... . . .. . . ... .. . .. 63
2.7.1 Zahnbogen und Bezugsebenen - Definitionen ... .. . ... . .. 63
2.7.2 Okklusion der Zahnreihen ...... . .... ....... . .. . .. .. . . 66
XVI

2.7.3 Zahn-zu-Zahn-Beziehungen .. ... ......... .. ..... ..... 67


2.7.4 Okklusionskonzepte der dynamischen OkkJusion ....... ... 71
2.8 Anatomie: Stomatognathes System, Unterkiefer,
Kaumuskulatllr, Zungenbeinmusklllatur, Kiefergelenke .. . .. 72
2.8.1 Stomatognathes System ............. .. ....... . ....... 72
2.8.2 Unterkiefer .. .................. . . ........... ....... 73
2.8.3 Kaumuskulatur .... .............. ... ........ ....... 75
2.8.4 Zungenbeinmuskulatur .. ......... ..... ...... ........ 79
2.8.5 Kiefergelenke .............. ....... ............ .... . 8l
2 .8.6 Kieferbewegungen . .......... . ....... .. . ... ........ . 86

3 Synoptisches Behandlungskonzept ................... 93


3.1 Einleitung .... . ................... .... .... ...... . . 93
3.2 Behandlungskonzept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93
3.3 Diskussion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96

4 Anamnese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 99
4.1 Ein leitu ng ....... ... .. .... ........... . .. .... .. .... 99
4.2 Erläuterungen zum Gesundheitsfragebogen ............ . 100

5 Befundaufnahme und Planung . ..................... 123


5.1 Ein leitung . . ... . ........... ....... . . ............. 123
5.2 Erhebungen anhand des Befundbogens . . . . . . . . . . . . . . . .. 132
5.2.1 Anamnese ......... . . ..... ...................... . 132
5.2.2 Befund .............. .. .......... .... ... .. ....... 132
5.3 Praktische Maßnahmen am (bezahnten) Patienten ........ 141
5.3.1 Situationsabformung in Ober- und Unterkiefer ........... 141
5.3 .2 Arbiträre Gesichtsbogenübertragung . .. . .............. 146
5.3.3 Zentrisches Wachsregistrat .. ....................... . 146
5.4 Arbeiten und Ana lysen im Labor. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149
5.4.1 Montage des Oberkiefermodells im Artikulator (SAM 2P) .. 149
5.4.2 Montage des Unterkiefermodells . .......... .. . ... .... 150
5.4.3 Kontrolle und Analysen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 151
5.5 Komplettierung des Befundbogens .... . ............... 152
5.5.1 Diagnose .. .. ......... .. ..... .. .. ............... . . . 52
5.5 .2 Zahnbezogene Prognose . . . .. ....................... 154
5.5 .3 Weitere diagnostische und Behandlungsmaßnahmen sowie
Behandlungsplanung mit Terminp lanung .............. . 155
5.6 Rechtliche Aspekte - Patientenallfklärllng .............. 160

6 Hygienephase: Parodontale Vorbehandlung . .......... 163


6.1 Einleitung .. . ...... ..... ................... . . .... 163
6.2 Ablauf .......... .................. .. ............ 163
6.2.1 Behandlung akuter Probleme .. .... ..... . .. .. ........ 163
6.2.2 Zahnsteinentfernung/Zahnreinigung .... ..... . ......... 165
6.2.3 Beeinflussung der Plaque durch chemische Agentien
(Spüllösungen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. L66
6.2.4 Rekonturieren insuffizienter Füll ungen, Entfernen
abstehender Kronenränder und Korrektur von falsch
gesta lteten Brückenzwi chengliedern .. ... ......... . ... 166
XVII

6.2.5 Elimination grober Vorkontakte . .... ... .. ... .. . .. ... .. 168


6.2.6 Provisorische Versorgung kariöser Läsionen und apikaler
AufheUungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168
6.2.7 Reparatur und provisorische Versorgu ng von abnehmbarem
Zahnersatz . .. ... . .. .. ...... . ... .... ... . ... .. . ... . 168
6.2.8 Reevaluation der Hygienephase .. . . . .. . . .. .. . . ... . ... 169

7 Hygienephase: Aufklärung, Mundhygienemotivation


und -instruktion. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 171
7.1 Einleitu ng . .. .. ... .. ... . ..... . ..... .... .......... 171
7.2 Aufklärung und Motivation zur Mundhygiene . . . . . . . . . . . 172
7.3 Instruktion in die Mund hygiene ... . . . .. .. . . .. .. .. .. .. . 174
7.3.] Zahnbürste . ..... .. . .... . . .... .. . ....... . .. . .. . . .. 174
7.3.2 Zahnputztechniken . . . ..... . . . . ..... . ... ..... ... ... 175
7.3.3 E lektrozahnbürsten ............. . ....... .. ... . .. . .. 178
7.3.4 Zahnpasta. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 179
7.3.5 Interdentalraumreinigung .. . ... .. . .. .... . ..... . . .... 179
7.3.6 Mundduschen . . . ........ ... ... . . .. . .......... . . . . 185
7.3.7 Anwendung von Spü llösungen zur Plaquehemmung ...... 185
7.3.8 Empfeh lungen zu Hä ufigke it und Dauer der
Mu ndhygienemaßnahmen ..... . ....... .. . ... ....... , 186
7.4 Kariesprophylaxe durch F1uoridan wendung . . . . . . . . . . . .. 186
7.5 Prothesenpflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188

8 Hygienephase: Ernährungsberatung - Der Einfluss der


Ernährung auf die Zahngesundheit ... . .... .. ..... . .. 191
8.1 Ein le itung . .... . . . ... .. ... .. .. . . .. . ... . .. . . . . . . .. 191
8.2 Plaque, Kohlenhydrate und Zahngesundheit . . . . . . . . . . . .. 192
8.3 Erosionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 193
8.4 Ern ährungsanamnese und -beratung ... .. ..... . . . . . . . .. ] 94
8.5 Z uckeraustauschstoffe und künstli che Süßstoffe .. .. .. .. . . 196
8.6 Emährungsempfehlungen ... . . .. ...... ... ........... 196

9 Präprothetische Vorbehandlung, Phase J ..•.. • •..... • 199


9.1 E inleitung . . ..... . .... . ... .. .. . . .. .. . ... ... .. .. .. 199
9.2 Mögl ichkeiten der präprothetischen Vorbehandlung, Phase] 199
9.2.1 Oralchirurgische Vorbehandlung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 199
9.2.2 Extraktion nicht-erha ltungswürdiger Zähn e und strategische
Extraktionen . ..... . ....... . .... . .. . . . . .. . ... ... . . 200
9.2 .3 Provisorische Versorgung, Sch ienung gelockerter Zähne ... 200
9.2.4 Scal ing und Root Planing .. ... .. .... . . . ... ... .. .. .. . 201
9.2.5 Endodontische Vo rbehandlung . ... ..... ...... . . . ..... 209
9.2.6 Konservierende Vorbehandlun g vitaler Pfeilerzähne ..... . 219
9.2.7 Konservierende Vorbehandlung devitaler Pfei lerzähne . .. .. 220

10 Funktionelle Vorbehandlung: Symptome, Epidemiologie,


Ätiologie und Klassifikation von Fu nktionsstörungen . .. 235
10.1 Einleitung .. ... . .. ... .... ... . .................... 235
10.2 Definition und Leitsymptome .......... . . .. .. . . . . . ... 235
10.3 Subj ektive und objektive Symptome .. .. ... .. . . .. . . . ... 236
XVIII

10.4 Der persistierende Schmerz .. .. . .. ........ . .. . .. . . . . . 237


10.5 Epidemio logische Aspekte . . .. .. . . . ... . .. .. .. ..... . . 239
10.6 Ätio logie und Pathogenese . .. .. . ... . ... ... ..... . . . . . 241
10.6.1 Okklusale Faktoren . . ... .. . .... . .. .. .. .... . .... ... . 24 1
10.6.2 Traumata . .. . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241
10.6.3 Psychosoziale und psych ische Faktoren .. .. .. . .... . . . .. 241
10.6.4 Pathophys iologische, system ische Faktoren . . . . . . . . . . . . . 243
10.7 Diagnostische Klassifikation der Myoarthropathi en ... . . .. 243
10.7.1 Die RDC/TMD .. . ................. ... .. . .. . . ... .. 244
10.7.2 Myofaszialer Schmerz (Tendomyopathie) . . . .. . ....... . 245
10.7.3 Verlagerungen des Discus articul.ari s . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245
10.7.4 Arthralgie der K iefergelenke ....... .. .... . . .. ... ... .. 249
10.7.5 Kiefergelenkarthrose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 252

11 Fu nktionelle Vorbehandlung: Diagnostik der


Myoarthropathien des Kausystems . . . . . . . . . . . . . . . . . . 255
11. ] Ein leitung .. ... . . .. . . .... . . . . .. ... .. . . . .. .. ...... 255
11.2 Schmerzanarnnese . ... . .. . .................. .. ... . , 256
11.2.1 Schmerzfragebogen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257
11.3 Gradu ierung chronischer Schmerzen . . ... . . .. ... . . .. . . 273
11 .4 K linische Untersuchung ... . . . ... . . . .. ... . . ........ . 274
11.4.1 A llgemei ne Hinweise .. . ... ... . ... .. .. . . . .... . ... .. 274
11.4.2 A llgemeine Hinweise zur Bestimm ung der Kieferöffnung . , 275
11.4.3 A llgemei ne Hinweise zur Bestimmung der Ab- oder
Anwesenheit vo n J(jefergelenkgeräuschen ... . . ...... . . . 276
11.4.4 Allgemei ne H inweise zur Palpation von Kiefermuskeln und
Kiefergelenken .. . .. .... . . ...... . .. . .... .. ..... . . . 276
11.4.5 Beschreibung der Lage der zu palpierenden extrao ralen
Muskelareale ... .. ... .... . . ... . . . .. . . ....... ... ... 276
11.4.6 Beschreibung der Lage der Taststellen an den Kiefergelenken 277
]1.5 Erweiterte Diagnostik . . . .. . . ... . ..... . ..... .. .. . ... 279

12 Funktionelle Vorbehandlung: Therapie der


Myoarthropath ien des Kausystems .... . . ... ....... . . 281
12.1 Ein leitung ........ . . . . .. ... .. .. . ........... . . . . .. 28 1
12.2 Aufklärung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 283
12.3 Selbstbeobachtung . .. . .... .. . .. . . . . .. . . ........ .. .. 283
12.4 Ruhe und Vermeidung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 284
12.5 Schienentherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 284
12.5 . ] Stabi lis ierungschiene (Michigan-Sch iene) ... ...... ... . . 285
12.5.2 Anteriore Repos itionierungsschiene .. . . . . . . . . . . . . . . . .. 289
12.6 Pharmakologische Therapie .. ......... .. . .. ... . . .. . . 290
12.6.1 Nichtsteroidale Antiph logistika .. . ... .. ... .. . .... .... , 291
12.6.2 Muskelrelaxantien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 291
12.6.3 Tri zyklische Antidepress iva ...... . .. . . . . .. . ... . ..... 291
12.7 Physiotherap ie/Physikal ische Therapie . . . . . . . . . . . . . . . . . 291
12.7. 1 Kältetherapie (Kryotherap ie) . . . ........... . . . ... . . ... 292
12.7.2 Wärmetherap ie . . . ........... . . . .... ... .. .. .. . .. .. 292
] 2.7.3 Massage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 292
12.7.4 Strorntherapie . ... . . . ... . .. ... .. . . .. . . .. . .. . ...... 293
XIX

12.7.5 Krankengymnastik: Muskel- und Bewegung übungen


Haltungsübu ngen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 294
12.8 Schmerzpsychologische Therapie . .. .. .. .. . . . .. .. .. . .. 295
12.8.1 StressbewältigungiMuskelentspannung ............. . .. 295
12.8.2 Psychologische Schmerztherapie .. . . . .... . ... . ...... . 296
12.9 Definitive okklusale Maßnahmen .. ... ... . . . . .... . .. .. 296
] 2.10 Kieferch irurgie . .. .. .. ..... . . .. .. .. . . . . . ....... .. . 297

13 Präprothetische Vorbehandlung, Phase I:


Kieferorthopädie und Kieferchirurgie ......... . ..... 299
13.1 Einleitung .. . . .. ........... . .. . .... .. . .. .. . . ... .. 299
13.2 Kieferorthopädische Vorbehandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 299
13.2.1 Indikationen . .. .. ... . ..... . .. . .. .. . . .... . ......... 299
13 .2.2 Kontraindikationen . .. . . . . ................ . . . . .. ... 300
13.2.3 Ziele ... . .... ........ .. . . ..... . ................ . . 300
13.2.4 Behandlungsmittel und -grund ätze ....... . .... .. . . ... 301
13 .2.5 Interdisziplinäres Behandlungskol1zept (Kieferorthopädie/
Kieferchirurgie/Prothetik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 302
13.2.6 Stabilität des Behandlu ngsergebnisses . ... . . .. .. ....... 305
13.3 Kieferchirurgische Vorbehandlung .. ..... .......... . .. 306

14 Präprothetische Vorbehandlung, Phase 11:


Parodontal- und oralchirurgische Eingriffe ........... 309
] 4.1 Einleitung .. . .. . . . ... . . . . .. . ......... . ... .. ... ... 309
]4.2 Reevaluation der präprothetischen Vorbehandlung, Phase J . 309
]4.3 Lokalanästhetika . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 310
]4.3.1 Dauer und Art des Eingriffs .... ... . . . . ... . . . . .. . . . . .. 310
14.3.2 Vorerkrankungen des Patienten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 310
]4.3 .3 Hächstdosis . .. . ...... .. . ........ ... . . . .. . . . .. .. .. .311
14.4 Eingriffe während der präprothetischen Vorbehandlung
Phase II .. .. ...... . ... ...... . .. . . .. ........... .. .. 312
14.4.1 Gingivektomie und Gingivoplastik . . ... .... .... ..... . . 31 2
14.4.2 Mukogingivale Chirurgie: Freies Schleimhauttransplantat . . 318
]4.4.3 Acces-Flap (Scaling unter Sicht) . . ............... . . . . . 322
]4.4.4 Apikaler Verschiebelappen (chirurgische Kronenverlängerung)
mit gleichzeitiger Osteop.lastik bzw. Ostektomie ......... 324
L4.4.5 Tunnel ierung, HemisektionJTri sektion/Prämolarisierung,
Wurzel amputation . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 329
14.4.6 Wurzelspitzenresektion (WSR) .. . .. .. . ... . ....... .... 334
14.4.7 Geführte parodontale Geweberegeneratio n . .... ... ..... . 334
14.4.8 Kieferkammaufbau .. . . . .. .. ................ . .. . ... 336
14.4.9 Enossale Implantate . . . . ......... ... . .. .. . . .. .... . .. 341
14.4.10 Präparation und provisorische Versorgung der Pfeilerzähne . 341
14.4.]] Provisorische Versorgung zahnloser Kieferabschnitte . ... . 341
] 4.5 Komplikationen nach Parodontaloperationen . . . . . . . . . . . . 341
14.6 Reevaluation der präprothetischen Vorbehandlung, Phase Il 342

Sach register Band I bis 111 .............. .. .. ....... ...... . ... i


xx
Band 11
15 Artikulatoren ......... ... ................. . ..... . 345
] 5.2 Einteil ung von Artikulatoren . ........ . ..... .... .. .. . . 345
] 5.2.1Einteilung nach der EinsteL1barkeit (Justierbarkeit) .. .. . .. 346
15.2.2 Einteilung nach der Art der Ge lenksimulation bzw.
Anordnung der Führungsflächen ..... . ........... .. . . . 348
15.3 U nterschiede SAM-Artikulator - Gerber-Condylator ...... 352
15.3.1 Charakteristika des SAM 2-Artikulators ... . . .. ........ . 352
15.3.2 Charakteristika der Gerber-Condylatoren "Individual" bzw.
"Vario" ........ ......... . ..... . .. ....... ... ...... 352

16 Farbe, Farbbestimmung und Fa rbangleichu ng ........ 355


16.1 Physikalische Aspekte des Farbsehens ............. . ... . 355
16.2 Physio logische Aspekte des Farbsehens .... . ........ . ... 355
16.3 Farbvalenzen und Farbklassen . . .................... . . 356
16.4 Primär-, Sekundär-, Komplementär-, Kompensationsfarben . 357
16.5 Einflüsse auf die Farbempfindung ... .... .. . .. ... ... . .. 357
]6.6 Metamerie und ihre Konsequenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 359
16.7 Farbordnungssysteme - Das Munsell-Color-System . . . . . . . 360
16.8 Grundlegende Prinzipien fiir die Farbbestimmung in der
Zahnmedizin ......... .. ..... . . ... ... .............. 361
16.9 Farbringsysteme ....... ..... ....... . . ... . .. . .. . . ... 362
16.10 Die Rolle der digitalen Fotografie in der Farbbestimmung . . 364
16.1 L Spezifische E inflüsse auf Farb-bestimmung und
Farbangleichung ....... . . .. . .... ....... ........ ... , 366
16.12 Schrittweise Vorgehen bei der Farbbestimmung ... . ... .. , 367
16.12.] VITAPAN Classical Farbskala .. . . ......... . . . .... .. , 367
16.12.2 VITA Linearguide 3D-MASTER . .. . .. .. . .... ........ 368
16. J3 Digital gestützte Farbmessung ....... .. .. . . ..... . . .... 369
16.14 Perspektiven ... ...... ............... .. .. . . .. ...... 371

17 Ästhetik in der Zahnmedizi n ... ... .... .... ...... . .. , 373


17.1 E inleitung . . .. ... . . .. .. .... . ..... . . .. . .. ........ . . 373
17.2 Da Zeigen der Zähne - Ku lturgeschichtliche Anmerkungen 373
17.3 P'
nnz ..
lplen der A". st het1·' k . ..... ....... . .... ...... . . .. . . 375
17.4 Die Bedeutung der Zähne im Bezug auf die Attraktivität des
Gesichts . . ...... . . ......... . . ..... . .. , .. , ....... . 379
17.5 Kosmetik ....... . .. ... ........ , ... . ......... ..... 380
17.6 Ästhetik im Gesicht bereich ....... .......... .. . . . .. . . 380
17.7 Ästhetik in der Mundregion: Der Weichtei lrahmen .. . ..... 385
] 7.8 Ästhetik in der Mundregion: Die Sichtbarkeit der Zähne . .. 386
17.9 Morphologie der Zähne aus ästhetischer Sicht. ...... . . ... 389
17.10 Ästhetische Kurzanalyse ..... .... ................... 393
17.11 Klinische Konsequenzen .. .. ................ . .. . .. . . 399
17.11.1 Festsitzender Zahnersatz .. . .. . .. .. .... . . . ... . ....... 399
17.11.2 Kombinierter Zahnersatz . .. . . . ..... . .. . . ....... ..... 399
17.11.3 Abnehmbarer Zahnersatz: Modellgussprothetik .. . ....... 399
17.11.4 Abnehmbarer Zahnersatz: Hybrid- und Totalprothetik . . . . . 400
17.12 Schlussbetrachtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 400
XXI

18 Provisorische Versorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 405


18.1 Ein leitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 405
18.2 Provisorien bei festsitzendem Zahnersatz . . . . . . . . . . . . . . . 405
18.2.1 Anfertig ung direkt im Mund ... .. ..... . . . ...... . ..... 405
18.2.2 Schalen provisorien ... .. . .. . .. .. .... . . ... ... . .. ..... 408
18.2.3 Langzeitprovisori en Jaborgefertigt (ohne oder mit Gerüst) . . 4 16
18.2.4 Langzeitprovisorien mit N EM-Gerüst .. .. .. .. .. . . . .. ... 421
18.3 Provisorien bei abnehmbarem Zahnersatz ... ...... .. . . . . 427

19 Abformung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 433
19.1 Konventionelle Abformung . . .... . ...... . .. . .... . ... . 433
19.1.1 Abformtechniken . ............... .. ... .. . . .. .. . .. . . 433
19.1.2 Einteilung der Abformmassen ....... . ......... . . . .. . . 434
19.1.3 Allgemeine Anforderungen an Abformmassen .... . .. .. .. 435
19.1.4 Eigenschaften und Einsatzbereich der Abformmassen ..... . 436
19.1.5 A bformlöffel. ... . . .. .. . .. . . . . .. . . .. ..... . . . .. ... . . 441
19.1.6 Desinfektion von Abfo rmungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 443
19.2 Digitale Abformung . .... . . ..... . . . .... ...... . ... ... 444

20 Präparationstechnik . .............................. 447


20.1 Einleitung . . . .. ..... . . .. ... .... .. .. . .... . .. . ... . .. 447
20.2 Erhaltung der Zahnstrukturen und Sch utz der Pulpa. . . . . . . 447
20.3 Schutz des marginalen Parodonts. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 449
20.4 Retentions- und Widerstandsform .. ... ... . .... . . . .. . .. 450
20.5 Werkstoftkundliche und konstruktion bedingte Kriterien. . . 452
20.6 Ästhetische Kr iterien . . . . .... . . .. . . .... .. . . . .. . .. . .. 452
20.7 Weitere zu beachtende Faktoren . . .. ....... . .. .. ..... . . 453
20.8 Präparationsformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 453
20.9 "Präparationssatz Prothetik" ..... . .. .. ..... .... ... ... 454
20.10 Hilfsmittel bei der Präparation .... ......... ... . .... . . . 457
20. 11 Kontrolle der Präparation . . . . ........ . ......... .. . .. . 457
20.12 A bfonnung und Präparation ... . ......... . ..... .... ... 458
20.1 3 Empfoh lene Präpa rationsformen . .. . .. . .. . .. . .... . . . . . 458
20. 14 Tendenzen . . ................ . .. . . . . .. . . . ... .. ..... 461

21 MetaJljsche Werkstoffe . ............................ 463


21.1 Grundlage n . .. . .. .. . .. ... . . ..... . .. .. . . .. .. . . .... . 463
21.1. 1 Metalli sche Bindung .... . .. . .. . .. . . . . .. . . . . .. . .... . 463
2 1.1.2 Legierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 464
2 L.1.3 Mechanische Eigenschaften .... . . ... . ..... ....... . ... 464
2 1.2 Meta lli sche Werkstoffe und Verarbeitungstechno logien
für festsitzenden Zahnersatz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 465
21.2.1 Edelmeta ll-Legierungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 465
21 .2.2 Edelmetall-fre ie Legierungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 467
21.2.3 Titan . . . . . ........ . ........ . . . ...... . . . . .. ..... .. 468
21 .2.4 Verarbeitun gstechnologien . .. ..... . .... . ......... . ... 469
2 1.2.5 Fügetechnik . .. .. ..... . .... . ....... ......... ... . .. 471
21.3 Metall keram ik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 472
2 1.3.1 Verb lendkeramik . . ... . .. ... . ..... .... .. . . .. .. . . . .. 472
XXII

21.3 .2 Verbund Metall-Keramik .... . ........ . ....... .. ..... 472


21.4 Metallische Werkstoffe ftir die abnehmbare Prothetik . .. . . . 473
21.4.1 NiCr-Legierungen .. . ... . ... ......... .. ..... ...... . 474
21.4.2 CoCr-Legierungen ........ ........ . ......... . ... .. . 474
21.4.3 Ti6A17Nb .. .... . .. . . .. . . . ... . . .. ... .... .. . . . ..... 474
21.4.4 Edelmetall-Legierungen für Retentionse]emente .. . ... . ... 475
21.5 Biologische Reaktionen . ....... .. .. . . . . . .. ......... . 476
21.5 .1 Toxizität .. . . . ...... . ..... . ... .... . . .... ... ... ... . 476
21.5 .2 AHergenität .. .. . .. . . . . ....... ... .. ...... .. ....... . 476
21.6 Biologische Prüfung dentaler Legierungen ... .. . .... . ... 477
21.6.1 Zytotoxizitätstest . . . . ................. . .. . . . ....... 478
2 1.6.2 Sensibilisierungstest. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 478
2l.7 Orale Manifestation von Materialunverträglichkeiten ..... . 478
2 1.8 Ansätze zur Risikominimierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 481
21.8 .1 Geeignete Auswahl der Materialien ... ........ . ... .. .. . 481
21.8 .2 Qualitätssicherung .. .. ..... . ..... ........ ... . ... . .. 482

22 Keramik als zahnärztlicher Werkstoff 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 • 0 0 0 485


22.1 Einleitung . ....... . . . ..... . . .. ...... . .... .... ..... 485
22.2 Vollkeramik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 485
22.2.] Gerüstfreie Vo llkeramik .. ... ... . 0 ••• • ••• •• •• ••• ••••• 485
22.2.2 VoHkeramik mit Gerüst . . .... . .. . ... .. . ... ... . .. .... 488
22.3 Metallkeramik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 493
22.3.1 Normalschmelzende Massen .... . ..... .. .. . . . . .. .. . . . 493
22.3.2 Niedrigschmelzende Massen ..... ............. ...... . 495
22.4 Festigkeitsprüfung .. . . ........... . . . ..... .... . . .... 496
22.4.1 Festigkeiten aktueller Systeme . . .... ... ..... . . . .. . . . .. 496
22.4.2 Korrelation zur kli nischen Beanspruchung .... ....... .. . 498
22.5 Klinische Bewertung . . . ... ..... . .. .. .. . . .... ... .... 499

23 Einführun g in die Kronen-Brücken-Prothetik . 0 00 0 0 ••• 503


23.1 Definition von Kronen und Brücken ........ . .. . ... ... . 503
23.2 Historische Entwicklung des Kronen- und Brückenersatzes . 503
23.3 Ei ntei lung, Indikationen und Kontraindikationen VOll
Kronenzahnersatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 505
23.3. 1 Eintei lung von Kronenzahnersatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 505
23.3.2 Indikationen von Kronenzahnersatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 507
23 .3.3 Kontraindikationen von Kronenzahner atz . . . . . . . . . . . . . . 507
23.4 Aufbau, E inteilung, Aufgaben, Ind ikationen und
Kontraindikationen von Brlickenzahner atz .. . .. . ... .... . 508
23.4.1 Aufbau von Brückenzahnersatz .... . .. . .... ... . ...... . 508
23.4.2 Einteilung von Brückenzahnersatz . ... .... . . . ........ . . 508
23.4.3 Aufgaben von Brückenzahnersatz .. . . . . ..... . . ... .. . .. 513
23.4.4 Indikationen von Brückenzahnersatz . . ... . . .. .. . . . . .. . . 513
23.4.5 Kontraindikationen von Brückenzahnersatz . ... . . .... . . . , 513
23.5 Verblockungsarten .. . .. . . . ....... . .. ... ..... .. .. . .. 514
23 .6 Langzeitergebnisse mit Kronen und Brücken ... .. ... .. . . 514
XXIII

24 Metall- und VoJlkeramiksysteme in dei'


Kronen-Brücken-Prothetik . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . .. 521
24. 1. VerarbeitungsveJfaJu'en rur die Formgebung dentaler Werk toffe. 523
24.2 Meta llkeramische Systeme . . .... . . .. . .......... .. ... . 527
24.2 .1 Gusstechnisch hergestellte Gerüste .. .. .... . .. . .. ... .. . 528
24.2.2 Galvanotechnisch hergestellte Gerüste. . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 1
24.2.3 Mit Kaltverfo rmung hergestellte Gerüste (Fohentechniken). 533
24.2.4 Mit digitalgestützten Maschinen hergestellte Metallgerüste . 535
24.2.5 Industriell gefertigte Gerüste aus Titan . . .. . . .. .. . . . .... 539
24.2.6 Mittels selektivem Lasersintern hergestellte MetalLgerüste .. 540
24.3 VoUkeramische Kronensysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 542
24.3 .1 Kerami che Verbundsysteme. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 543
24.3 .2 Keramische Nicht-Verbundsysteme. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 554

25 Kronen-Brücken-Prothetik:
Zahntechnische Arbeitsunterlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 563
25.1 Ei nleitung ... . .. . ... . ... .... .. . . . ... .. . .. .. ....... 563
25.2 Sägemodellherstellung ..... . ... . . . .. .. ... . .. .. ... . .. 563
25.2.1 Richtlinien zur Sägemodellherstellung . .. .... . . ... ... . . 563
25 .2.2 Lagerung und Vorbehandlung der A bformungen . . .. . .... . 564
25.2.3 Die Herstellung des Zahnkranzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 565
25.2.4 Der ModeJLsockel mit integriertem Magnetsplit-Cast . . . .. . 57 1
25.2.5 Segmentierung des Zahnkranzes ..... .... .. . . ... . .. . . . 574
25.2.6 Die Modellstumpfvorbereitung . .... ... . ... . .. . . .. . . .. 575
25.3 Sägeschnittmodelle mit Kunststoftbasis. . . . . . . . . . . . . . . . . 577
25.4 Di e flexible Zahnfleischmaske für das Arbeitsmodell . . .... 579
25.5 Die Herstellung eines individuellen Frontzahnführungstellers. 581
25.6 Das Aufwachsen von Zahnformen (Wax-u p) .. .. ...... . . . 583

.26 Kronen-Brücken-Prothetik:
Gestaltung und Herstellung von Gussteilen . .... . ...... 587
26.1 Einleitung .... ..... .. .... ...... .. . ...... . . .. . ... . . 587
26.2 Die Wachsmodellation . . .... ........ . ...... .. ..... .. 587
26.2. 1 Die äußere Kontur ....... . . . .... .. ........ .. . ... ... 588
26.2.2 Die Passgenauigkeit de Käppchens insgesamt . . . . . . . . . .. 588
26.2.3 Passgenauigke it im Randbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 590
26.3 Gerüstgestaltung fur die ve rblendete Restauration
(mit Keramik oder Kunststoff) ...... ..... .... ..... ... , 591
26.3 .1 Unterstützung der Keramik .. .... . .. ... . ............. 592
26.3.2 Stabi lität des Gerüsts .. . . .. .... . ... . . ............. . . 593
26.3.3 Gerüstgestaltung aus ästhetischer Sicht. . . . . . . . . . . . . . . .. 595
26.3.4 Konturierung im marginalen Bereich. . . . . . . . . . . . . . . . . .. 596
26.3.5 Zwischengliedgestaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 597
26.3.6 Lätverbindungsflächen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 599
26.3.7 Übergang vom Metall zu r Keramik .. . .... . . ... ... ..... 599
26.3.8 Gerüstgestaltung für die Kunststoffverblendung . . .. . .. .. . 601
26.4 Setzen der Gusskanäle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 602
26.4. 1 Syfon-Guss (Sch laufenguss) .... ... . .... . .. .... .. . .. . 603
26.4.2 Direktes Anstiften. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 603
26.4.3 Direktes A nstiften mit Extrareservoir . . ....... ... . ..... 604
XXIV

26.4.4 Balkenguss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 605


26.4.5 Kühlrippen zur Lenkung der Erstao·ung. . . . . . . . . . . . . . . . . 606
26.5 Wahl der Muffel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 606
26.6 Lage des Gussobjekts in der M uffe l . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 607
26.7 Einbetten und Vorwärmen . . .. . .... . . .. . .. . ..... . . . .. 607
26.7.1 Muffeleinlage . .......... .. ....... . .. . .. . . . ..... . .. 607
26.7.2 Expansionssteuerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 608
26.7.3 Vorwärmen der Gussmuffel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 609
26.8 Das Vergießen von Dentallegierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 610
26.9 Ausbetten . ... . .... . . . . . .. . ... ....... . .. . . . . .. . ... 612
26.10 Feinaufpassung der Gusstei le . . .. . .. . . . ............... 6 12
26.) 1 Oberflächenpolitur der Gussteile ..... . . .. ..... . ....... 614

27 Kronen-Brücken-Prothetik:
Klin ischer und labortechnischer Ablauf.......... . .... 617
27.1 Einleitung .. . .......... . . .. . . . .... ... . .. ... .. . . ... 6 L7
27.2 Labor: Diagnostische Präparation . .. . . .. .. ...... . ... .. 617
27.3 Klinik : Farbauswahl, Präparation am Patienten . . . .... . ... 617
27.3.1 Z irku läre Stufenpräparation ., ... . . . ........... . . . . .. 619
27.3 .2 Zirku läre HohlkehLpräparation (Seitenzähne) .. . .. . ..... , 622
27 .3.3 Zirkuläre HohLkehlpräparation (Frontzähne) . ........ . . .. 623
27.3.4 Kontrolle der P räparation . .. .. . ........... . . . ... . ... 625
27.4 Klinik: Postpräparatorische Maßnahmen am Patienten ... . . 626
27.4.1 Abformung ..... . . ...... . . .. .. ........ . .. . ... . .... 626
27 .5 Labor: Modell herstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 630
27.6 Klinik: Gesichtsbogenübeltragung, Kieferrelationsbestimmung,
ModelLmontage .............. . .... .. . .. . . . . ...... , 630
27.7 Labor: Vom Gipsmodell zur Restauration . . .. .. . .. .. .... 631
27.8 Klinik: Gerüstanprobe . ... .. .............. . ... . ... . . 632
27.9 Die Verblendung von Gerüsten ................ . ... . . . . 635
27.9.1 Die keramische Verb lendung . . . ... . . . ...... . .. . ..... , 635
27.9.2 Die Kunststoffverb lendung .. . . ............. . . . .... . ' 640
27.10 Klinik: Rohbrandanprobe (Keramik) . . ...... . ..... . .... 642
27.1 0. 1 Allgemeines.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 642
27.10.2 Oberflächenkorrektur an der Keramik . . .... . ... . .. . .. .. 643
27 . ) 1 Labor/Kl inik: Fertigstell ung und Anprobe der Arbeit ... . .. 647
27.12 Klinik: Eingliederung der festsitzenden A rbeit ..... . . . . . . 648
27.12 .1 Vorgehen beim Zementieren mit Zinkoxid-Phosphat-Zement. 650
27.12.2 Vorgehen beim Zementieren mit 'o lasionomerzement (GIZ). 651
27. ) 2.3 Vorgehen bei adhä iver Befestigung .... . . .... . .. . .. . .. 652

28 Einführung in die Adhäsivprothetik . . . .. ... . . ........ 657


28.1 Definition ... . .. . .................. . ..... . .. . . . ... 657
28.2 Geschichte der Adhäsivprothetik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 659
28.3 K lebeverbundsysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 660
28.3. 1 Kleber-Metall -Verbund . . . . .. .. . . . ... . . . ...... . ..... 660
28.3.2 Kleber-Keramik-Verbund . . .. . .. . . ....... . . ... . .. . ... 665
28.4 Adhäsivbrücken .. . .......... . .. . .... . ............. 666
28.4.1 Indikationen von Ad häsivbrücken .. .. .. . . . . . .......... 666
28.4.2 Kontraindikationen von Adhäsivbrücken . . . . ........ .. . . 668
xxv
28.4.3 Langzeitresultate von metallkeramischen Adhä ivbrücken .. 669
28.4.4 Zusammenfassung: Vor- und Nachteile von metallkeramischen
Adhäsivbrücken .. .. ............ . .. .. .. . .... .... ... 671
28.4.5 Vollkeramische Adhäsivbrücken . .. .. . ... .......... . .. 672
28.5 Adhäsivattachments (extrakoronaleAdhäsivverankerungen) 673
28.5.1 Indikationen und Kontraindikationen von Adhäsivattachments 674
28.5.2 Prinzipien bei Adhäsivattachments ........ .. .......... 674
28.5.3 Langze itresultate von Adhäsivattachments . .... . ..... . .. 675
28.6 Keram ische Veneers und Teilkronen ................... 676
28.6.1 Indikationen und Kontraind ikationen von Veneers lind
Teilkronen . .. ......... .. . . ............. .. ... .. .. . . 676
28.6.2 Prinzipien bei Veneers und Teilla:onen ...... ....... ... .. 677
28 .6.3 Langzeitresultate von Veneers und Tei lkronen.. .. ... . ... . 678

29 Adhäsivprothetik:
Klinischer und labortechnischer Ablauf. . . . . . . . . . . . . .. 683
29.1 Klinik: Anamnese, Befundaufnabme, Situationsabformung,
Gesichtsbogenübertragung, KiefelTelationsbestimmung,
Diagnose, Planung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 683
29.2 Labor: Herstellung von Studien-modellen, Modellanalyse,
diagnostisches Wax-up ... . . ....... ..... . ...... . . .... 683
29.3 Klinik: Hygienephase, präprothetische Vorbehandlung,
Reevaluation der Vorbehandlung ....... ....... ...... . . 683
29.4 Labor: Diagnostische Präparation, diagnostisches Wax-up .. 684
29.5 Klinik: Präparation am Patienten ......... . . .. . ..... .. . 685
29.6 K Iin ik: Defini ti ve A bfonnung, Gesichtsbogenübertragung,
Kieferrelationsbestimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 688
29.7 Labor: Modellherstellung, Modellmontage im Artikulator .. 689
29.8 Labor: Technische Vorgehensmöglicbkeiten bei der
Herstellung von Adhäsivbrücken .. . ... . .............. 689
29.9 Labor: Modellation des Gerüsts in Wachs oder Kunststoff.. 690
29.10 Labor: E inbetten, Gießen, Ausarbeiten . . . . . . . . . . . . . . . .. 691
29.11 Kl inik: Gerüstanprobe und Farbauswahl .. . ...... . ..... . 692
29.12 Labor: Verblendung von Adhäsivbrücken . . . . . . . . . . . . . .. 693
29.13 Kl ini k: Anprobe der Verb lendung (Keramik:
Rohbrandanprobe) .. . ..... .. ........ . ... .... . .. ... .. 694
29.14 Labor: Fertigstellung . . . .. . .... ............. . .. .. .. . 694
29.15 Klinik: Anprobe der fertigen Arbeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 694
29.16 Konditionierung der Klebeflächen .. ...... . ...... ... ... 695
29.17 Klinik: E ingljederung von Adhäsivbrücken .. . . ... ....... 695
29.18 Klinik: Kontrolle und definiti ves Ausarbeiten der Ränder ... 697
29.19 Klinik: Nachsorge. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 697
29.20 Klinik: Wiederbefestigung von Adbäsivbrücken . . . . . . . . . . 698
29.21 Behandlungsablaufbei extra-kofOnalen Adhäsivverankerungen 699
29.22 Behandlungsablauf bei Veneers und Teilkronen .. .... .. .. . 700

Sachregister Band I bis III .. . .......... .. ...... ..... ....... .. . i


XXVI

Band 111
30 Einführung in die Teilprothetik ..................... 707
30.1 Ziele der Versorgung mit Teilprothesen . . . . . . . . . . . . . . . . . 707
30.2 Zahnverlust und seine Folgen ... ... ....... ... ......... 707
30.2.1 Epidemiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 707
30.2.2 Auswirkungen des teilweisen Zahnverlustes .. .... . .. ... . 707
30.3 Aufgaben von partiellem Zahnersatz ... ... ... ... ... .... 709
30.4 Die historische Entwicklung des partiell en Zahnersatzes ... 710
30.5 Einteil ung der Lückengebisse .. . ................. . . . .. 711
30.5 .1 Einteilung nach Kennedy . ........ . ... ... . . ... .. .... .. 711
30.5.2 Einteilung nach E ichner . .... . ............. .... . . . .. . 714

31 Gestaltung, Konstruktion und technische Aspekte


von Teilprothesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 719
31. 1 Einleitung ......... . . .. . ......... ... .............. 719
3 1.2 Einteilung der partiellen Prothesen ....... . .......... .. 719
31.2. 1 Topographische Eintei lung ........................ . .. 719
31.2.2 Ei nteilung nach Tragedauer .. ....... ..... .. . . ... .... . 719
31.2.3 Einteilung nach dem Material oder der zugrunde liegenden
zahntechn ischen Konstruktion .. ... .... ... .... .... ... . 720
31.2.4 Einte ilung nach dem Funktionswert (funktionelle
Einteilung) ..... ...... .. .... . ...... ..... . . ... . .. .. 720
31.2.5 Einteilung nach der AbstützungsmögJ ichkeit .... . .... .... 722
3l.3 Forderungen an eine parodontal-tegumental gelagerte
Tei lprothese .... . .... ... .... ....... ... ..... ... . . .. 723
31.4 Aufbau und Bestandteile von partiellen Prothesen . ... ... .. 725
31.4.1 Za hntragende Sattelteile . . ............ ... . .. ..... ... . 725
31.4.2 Großer Verbinder ......................... . ... . .... 726
31.4.3 Kleine Verbi nder. ............ . ..... .... ............ 728
31.4.4 Verankerungselemente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 728
31.5 Konstruktions- und Gestaltungsprinzipien für TeiJprothesen. 729
31.5 .1 Statische Grund lage n ......... . . .. ...... .... ........ 729
31..5.2 Ästbetische Grund lagen für Teilprothesen . . .... . . .. . . ... 731

32 Einführung in die Modellgussprothetik .. . ....... .. ... 737


32.1 Einleitung .. .. ..... ............ .. .. . . . ...... . . .. . . 737
32.2 Bestandtei le einer Gussk lammer .. . .. .. ........ .. ..... 737
32.3 Aufgaben, Vor- und Nachtei le von GlIssklammern ... . . ... 740
32.4 Empfohlene GlIssklammerformen .. .......... .. ....... 740
32 .5 Werkstoffkllndliche Aspekte . ....... ... . . .. . . .. .. . .... 744
32.5.1 Elastizitätsmodu l ...... .. ...... . ..... .. .. ..... .... . 744
32.5.2 E lastische Verformung . .. .. ..... . ....... . .... .... . .. 744
32.5.3 Die 0,2 %-Dehngrenze .... . . ..... ... .. . .... ..... . ... 745
32 .5.4 Korrosionsfestigkeit und B iokompatibilität ....... .. .. . . . 745
32.5.5 Titan ...... ...... ........... .... ... .... .......... 746
32.6 Langzeitresultate . ... ..... .. . ....... .. ... . ......... 747
XXVII

33 Modellgussprothetik:
Klinischer und labortechnischer Ablauf. ............. . 751
33 .1 E inleitung .... . .. .... .. .. ..... .. .......... ..... ... 75 1
33.2 Klinik: Vorbehandlung de Restgebisse .... . .. . . . .. .. . . 751
33 .2.1 Füllungstherapie ... ... . ... . .. . .... ..... . . .... ... . . 752
33.2.2 Präprothetische Parodontologie ... . .... ..... . . ..... ... 752
33.2.3 Ästhetische Überlegungen ... .. . .... . . ... . . . . ... . . . . . 752
33.3 Kl inik/Labor: Planung der Modellgussprothese . .. .... .. .. 753
33.4 Klini k: Präparation und Abformu ng .................. . . 753
33.5 Labor: Herste llung der Arbeitsmodell e und, sofern nötig,
Herstellung von Registrierschablonen ........ .. . . .... . . 754
33.6 Klin ik: Kieferrelationsbestimmung .. ........ . . . . .. .. . . 754
33.7 Labor: Aufstellen der Prothesenzähne in Wachs . . . . ...... 755
33.8 Klin ik: Anprobe der Wachsaufstellung .. . .. .. .. .. . .. . . .. 755
33.9 Klin ik: Komplettierung der Arbeitsunterlagen für das Labor 755
33 .10 Labor: Endgültige Vermessung und Gerüstherstellung . ... . 756
33 .11 Klin ik: Gerüstanprobe . . .. .. . .. ... ... .... ... .. . . . .. . 759
33 .12 Labor/Klin ik: Kompressionsabformung bei vorhandenen
Freiendsätteln (Altered-Cast-Technik) . ... ... .. . .. . .. . .. 760
33 .1 3 Klinik/Patient: Gesamteinprobe der Modellgussprothese . .. 76 L
33.14 Labor: Fertigstellung der Modell gussprothese . .. ... . .. . . . 761
33.15 Patienteninstruktion .... ... .... . ... . . .. . . . .. .... . ... 762
33.16 Nachsorge . .. . . ....... .. . ...... . ..... . . ... . . . .. . . . 762

34 Einführung in die Geschiebeprothetik


(mit klinischem und labortechnischem Ablauf) ......... 765
34.1 E inleitung ..... .... .. . .... ....... . . . .. .. . . .. . . . .. . 765
34.2 Teilhülsengescbiebe . .. . .... . . . ... ... .. . ............ 766
34.3 Semipräzisions- und Präzisionsgeschiebe ... ....... .... . 766
34.4 Steggeschi ebe und Steggelenke . . . . .. .. .... .. .... .. .. . 772
34.5 Scharnier- und Resilienzgelenke ...... . . . ... . . . .... . . . 774
34.6 Klinisches und labortechnisches Vorgehen ..... .. . .. ... . 774
34.7 Langzeitergebnisse mit gescbiebeverankerten Tei lprothesen. 778

35 Geschiebeprothetik: Doppelkronensys teme - Einführung. 783


35.1 Einleitung . ...... ... ... . ... . .. .......... ... ..... .. 783
35 .2 Vor- und Nachteile von Doppelkronen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 784
35.3 Zylinderteleskope ..... . . ... . ....... .. . .. .... . ... ... 785
35.4 Ga lvanoteleskope . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 787
35 .5 Konuskronen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 788
35.6 Doppelkronen mit zusätzlichen Retentionselementen ...... 790
35 .7 Verblendung von Doppelkronen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 792
35 .8 Gestaltung des Modellgussgerüsts bei Doppelkronen . . . . . . 793
35 .9 Langzeitergebn isse mit Doppelkronen .. ........ . ..... . . 795

36 Geschiebeprothetik: Doppel.kronensysteme-
Klinischer und labortechnischer Ablauf............... 803
36.1 Ei nleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 803
36.2 Planung . .. . ....... .. .. .. . . ........ . ... .. . . . ... . .. 803
36.3 Klinik: Präparation und Abformung der PfeiJerzähne . . ... . 805
XXVIII

36.4 Labor: Her teilung von Präparationsmodell (Sägemodell)


und Innenkronen ..... .. . .. . .. . .. . .. . . ....... . . ... .. 807
36.5 Klinik: Anprobe der Innenkronen und Fixationsabformung . 809
36.6 Labor: Herstellung von Konstruktionsmodell. und
Registrierschablone .. . ................. . .. . .. . ... ... 811
36.7 Klinik: Gesichtsbogenübertragung,
Kieferrelationsbestimmung und Modellmontage . . . . . . . . .. 812
36.8 Labor: ZahnaufsteUung in Wachs ....... . .. ....... .. . .. 813
36.9 K linik: Anprobe der Zahnaufstellung in Wachs . . .. .. ..... 814
36. \ 0 Labor: Herstellung der Außenkronen und des Modellgussgerüsts 8 15
36.11 Kli nik: Anprobe des Modell gussgerüsts zusammen mit der
definitiven Zahnaufste llung in Wachs . . . . . . . . . . . . . . . . . . 817
36.12 Labor: Fertigstellung der Doppelkronenkonstruktion ..... . 8 18
36.13 Kl inik: Anprobe der fertigen Arbeit und Zementieren. . . . . . 820
36.14 Nachsorge . .. . . ............. . . . ............. .. . ... 823

37 Einführung in die Hybridprothetik .................. 827


37.1 Ein leitung . .. . ................ .. .. . .. . .. ...... . .. . 827
37.2 [ndikationsstellung und Voraussetzungen ... . .. .... . . . . . 827
37.3 Verankerungselemente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 828
37.2 Gestaltung der Wurzelstiftkappe . . ........... . .. ..... . 829
37.5 Gerüstgestaltung . ................ .... . .. .... .. . ... . 830
37.6 Okklusionskonzept. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 831
37.7 Langzeitprognose ..... .......... .. .. .. .. . . .. . . . ... . 832

38 Hybridprothetik:
Klinisches und labortechnisches Vorgehen . . . . . . . . . . .. 835
38. 1 K lin ik: Präparation der Pfeilerzähne und Abformung der
Wurzelkappen . .. . .. . .. ...... . .. . .. . .. . ............ 835
38.2 Labor: Herstellung der Wurzelstiftkappen und eines
individuellen Löffels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 836
38 .3 Klinik: Anprobe der Wurzelstiftkappen und Abformung .. .. 837
38.4 Labor: Herstellen der Meistermodelle und der
Registrierschablonen .. . . ..... ............... . ..... . 837
38.5 Klinik: Gesichtsbogenübertragungund intraorale Registriemng . 837
38 .6 Labor: E inartikulieren der Meistermode lle und
Zahnaufste llung in Wachs ........ ...... . . .. ........ . 837
38 .7 Kli nik: Anprobe(n) der Zähne in Wachs/Labor:
eventuelle Korrekturen . ...... .. .. .. . . . . ..... . ...... . 838
38.8 Labor: Verschlüsselung der Situation, Auswahl der
Verankerungselemente, Erste llung eines Einbettmassen-
modells, Anfertigung der Wachsmodell ation des Gerüsts ... 838
38.9 Kljnik: Anprobe der Wurzelstiftkappen und des Gerüsts .... 838
38.10 Labor: ZahnaufsteUung in Wach ..... .. .. . . . . .. ....... 838
38.11 Klinik: Wachsanprobe der Aufstellung/ Labor:
Fertigstellung in Kunststoff ........ .... ............ .. 839
38. 12 K lin ik: Anprobe der feltigen Arbeit, Einkleben der Matrizen,
E ingliederung der fertigen Arbeit ...... .. .... . . . . . . .. .. 839
38.1 3 K linik: Kontrolle; ach regi trierung ....... ...... .. .... 840
XXIX

39 Einführung in die Totalprothetik , ' . .. . ...... .. .... . . . 843


39.2 E'd . 1ogle
pI _11110 . .......... . . .......... . .... . .. ..... . 843
39.2 Fo lgen des totalen Zahnverlusts ........ . .. ... ... .. . .. . 843
39.3 Geschichte der Totalprothetik. . .. . . .. . . ........... . .. . 845
39.4 Besonderheiten der zahnärztlichen Anamnese in der
TotaJprothetik ..... .................. ... .......... . 846
39.4.1 Faktoren, die den Halt einer Totalprothese beeinflussen ... . 847
39.5 Abformmethoden in der Totalprothetik .. .......... .. .. . 850
39.6 Klinische Konzepte für Totalprothesen .......... . ..... . 851
39.6.1 Front-Eckzahn-kontrollierte Aufstellung -
sequentielle Führung .. . .. . .. . . ... .. . ..... . . .... ... . 852
39.6.2 Merkmale des Totalprothetikkonzepts nach Gerber ....... . 858
39.6.3 Weitere Aufstellungskonzepte . .. ... . . .. ............ . . 866
39.7 Ausmodellieren der Prothesenaußenflächen ....... ..... . . 869
39.8 Reokkludieren .. . . .. .. ....... ......... .... ....... . 870
39.9 E inschleifen von Totalprothesen . ....... ..... . . .. .. .. . 870
39.9.1 Einschleifen der Zentrik ...... . .... .. . . .. . . ... . ..... . 871
39.9.2 Einschleifen der Protrusion (z. B. mit schwarzer
OkkJusionsfolie) . .. ........ . . ...... . .. .. ..... .. ... . 871
39.9.3 Einschleifen des Seitschubs nach rechts und links (z. B. mit
grüner und blauer Okklusionsfolie) .... . . . .... .. . . .... . 872
39.9.4 Einsch leifen der Retralbewegungen . . . .. .............. . 872
39. 10 Nachsorge .. . ... ................ . .. . .. . ....... . .. . 873
39.11 K linische Studien ........ . .... .. .................. . 873
39.11.1 Knochenabba u .. .... ......... . .. . . '" .. . .. . ...... . 873
39.11.2 Zufriedenheit und Behand lungsbedarf. .. ..... . . .... .. . . 874

40 Totalprothetik: Klinischer und labortechnischer Ablauf. 879


40.1 Einleitung . . .. . .......... ...... ...... .. . .. .... .. . , 879
40.2 Kl inik: Situationsabformung . .. . .. . ....... . .. . .. .. ... 879
40.3 Labor: Herstellen von Situationsmodellen und individuellen
Abformlöffeln. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 882
40.4 Klinik: Löffelanprobe, Randgestaltung, modifizierte
muko tatische Abformung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 883
40.4.1 Randgestaltung ... .... .. . .... .. . ...... ..... . ....... 884
40.4.2 Abformung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 885
40.5. Labor: Herstellung der Meistermodelle und
Registrierschablonen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 887
40.5 .1 Modellherstellung .. .. . . ............ .. .. . .... ...... . 887
40.5 .2 Herstellung der Registrier chablonen . .. .. . . . . . . . . . . . .. 888
40.6 Kli nik: Vertikale Kieferre lationsbestimmung und zentrisches
Wachsregistrat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 890
40.7 Kli nik/Labor - Sequentiell geführte Prothesen: Extraorale
Registrierung, definitive Einartikulieren der Meistermode lle 894
40.7 .1 Montage des Oberkiefermodells .. .... . ........ . ....... 895
40.7.2 Montage des Unterkiefermodells .. . .. . ..... . . . . ..... . 895
40.8 Kl inik/Labor - Gerber-System: Extraora le Registrierung,
definitives Einaltikulieren der Meistermodell e, horizonta le
Kieferrelationsbestimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 896
40.8. 1 Vorbereitung des Artiku1ators ....... ........... . ...... 896
xxx
40.8.2 Provisorisches Einartiku lieren . . . . ..... . ..... . .... .. . . 897
40.8.3 Herstellung der Registrierbehelfe . .......... . ..... . .. . . 897
40.8.4 Extraorale Registrierung . . . .. ..... ... .. . .... . . .... . . . 898
40.8.5 Einartikulieren des Unterkiefermodells .... . . .. . . .. . . .. . 900
40.8 .6 Horizontale Kieferrelationsbestimmung ...... . ........ . 900
40.8.7 Einartikulieren des OberkiefermeisterrnodelLs ....... .. . . . 902
40.9 Klinik: Frontzahnauswahl . . . . .. . . . . .. . .. . . . .... . .. . . 903
40.10 ModeHana lyse, Frontzalm-aufstellu ng in Wachs. . . . . . . . . . 904
40.11 Klinik: Registratkontrolle, Anprobe der FrontzalmaufsteJLung .. 905
40.12 Labor: Seitenzalmaufstell ung in Wachs, Ausmodetl ieren der
Wachsaufstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 906
40.13 Klinik: Gesamtanprobe in Wachs .. . .. . . ... . ........... 908
40.14 Labor: Einbetten, Pressen des Kunststoffs, Polymerisieren,
Reokkludieren, Ausarbe iten . . . . ... ......... . .. . . . . .. . 909
40.14. 1 Einbetten de r Wachsaufstellung . . .. .......... .. . . ... .. 909
40.14.2 Ausbrühen und Vorbereiten der Küvette zum KUl1ststoffpressen . 910
40.1 4.3 Kunststoffpressen ..... . . .. ... . .. ..... .. . . .... . . . .. . .91 1
40. 14.4 Reokkludieren . . .. .. . . .. . . . . ... ...... .. . . .. .... . .. 912
40.14.5 Ausarbe iten der eingeschliffenen Prothesen.... . . . . . ..... 912
40. ] 5 K linik: Anprobe der fertigen Prothesen, Patienteninstruktion 914
40.16 Klinik: Nachregistrierung intra- und extraoral. .. . . .... . .. 916
40.17 Labor: Remontage, Einsch leife n .. .. ...... .. .... . .... . 917
40.18 Nachsorge, Unterfütterung . ... . .......... . .. ... . . .. .. 918

41 E infü h ru ng in die de ntale I mp lantologie . .. ........... 923


41.1 Einle itung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 923
41.1. 1 Was ist ein Implantat? ...... .. . . .. ...... .. . .. .. ... .. 923
41.1.2 Warum wün ehen Patienten Implantate? . . . . . . . . . . . . . . . . 924
41.1.3 Implantate au zalmärztlicher Sicht ..... . .. . . . . . .... . .. 925
41.2 Ind ikationsstellung .... . . . . . .. . . ... . . . . .... . .... . . .. 927
41.2.1 Differentialindikation zw ischen konventionellem und
implantatgetragenem Zahnersatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 927
41.2 .2 Festsitzender konventioneller und implantatgetragener
Zahnersatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 928
41.2.3 Herausnehmbarer konventioneller und implantatgetragener
Zahnersatz . . . ............ . ......... ..... . . .... . .. 930
41.2.4 Tertiärprophylaxe - Erhalt oraler Strukturen .. . . . . . . . . .. . 932
41.2.5 Nachtei le von implantatgetragenem Zahnersatz . .. . . ... . . 933
41.3 Implantatsysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 933
41.3.1 Merkmale der Implantat-
Abutment-Verbindung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 934
41.3.2 Beispielhafte Darstellung unterschied licher Implantatsysteme . 936
4 1.4 Ko nstruktionsprinzipien für impJantatretinierte und
-getragene Suprastrukturen-Implantatsysteme . .. .. . .. . . .. 940
41.4.1 Konstruktion von implantatgetragenem und retiniertem
Zahnersatz (schrittwei e Vorgehen) .... . ..... . .. . . . . . . 943
41.5 Versorgungskonzepte ... . . .. . .. . . .. .. . ... .... . ... . . . 945
41.5. 1 Einzelzahnersatz . . ...... .. . .. . . . . ... . ... .... . . . .. . . 945
41.5.2 Multipler Zahnersatz im Lückengebiss ...... . ..... .. .. . 948
41.5.3 Stark redu ziertes Restgebi s . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 954
XXXI

41.5.4 Zahnlo er Kiefer. .. .... . . ..... .. .. . . .... ... .. .. .... 955


41.6 Übergeordnete biomechan ische Aspekte . . . . . . . . ........ 964
41.6. ] Überbelastung von Implantaten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 964
4] .6.2 Verblockung von Implantaten ... . .. . . . . . . . . . . . . . . . . .. 966
41.7 Okklusionskonze pte in der ImplantoJog ie . . . . . . . ........ 967

42 Implantat-Werkstoffe......................... . .. . . 973
42.1 Anforderungen an Implantat-Werkstoffe ..... . . ...... .. . 974
42.1.1 Mechanische Eigenschaften .. .. ... .......... ... . . .. .. 974
42.1.2 Gewebeverträglichkeit ..... ..... . .... .... .. ... . ..... 974
42.2 Werkstoffe rur dentale Implantate ...... .. . .. . . . . ... .. . 974
42.2.1 Reintitan . .. . . ....... ......... ....... . .. . .. ... .... 975
42.2.2 Titanlegierungen . . . . .. . . .. . . .... . ..... . . . . .. ...... . 976
42.2.3 Z irkoniumdioxid. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 984

43 Implantologie: Klinisches und Iabortechnisches Vorgehen .. 989


43.1 Behandlungsplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 989
43.1.1 Anamnese, Befunde. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 989
43.1 .2 Wax-up, Set-up . . ................. ...... ........ . .. 990
43.1.3 Röntgendiagnostik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 990
43.1.4 Herstellung der Bohrschablonen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 993
43.1.5 Bohrschablonen unter Verwendung der dreidimensionalen
Röntgendiagnostik (navigierte Implantol.ogie) .......... . . 995
43.1.6 Augmentationsschablonen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 999
43.2 Zeitpunkt der Implantation und Belastungsprotokolle in der
Implantologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ] 000
43.2. ] Zeitpunkt derImplantation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 1000
43.2.2 Belastungsprotokolle .. . . .. . ...... . .. ..... ......... ] 00]
43.3 Chirurgisches Vorgehen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 1002
43 .3. ] Vorbereitung des OP-Raumes und des Patienten .. ....... 1003
43.3.2 E rforderliches Instrumentarium ... .. ... .. .... . . ... ... 1003
43.3.3 Prämedikation und präoperative Maßnahmen . . . . . . . . . .. 1004
43.3.4 Chirurgische Phasen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 1004
43.4 Prothetische Phase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1008
43.4.1 Provisorische Versorgung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 1008
43.4.2 Abformtechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 10 13
43.4.3 Klinische und labortechnische Arbeitsabläufe .. ... . .. . .. 1016
43 .5 Nachsorge .......... ........ .. . . .. ... . ... .. .. . . .. 1035

44 Ursachen und Therapie derperümplantären Destruktion. 1039


44.] E inleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 1039
44.2 Ursachen der periimplantären Destruktion. . . . . . . . . . . . .. 1039
44.3 Mikrobiologische Aspekte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1040
44.4 Diagnostische Parameter zur Beurt.e ilung der
periimplantären Situation .... .......... . . ........ . . . 1041
44.5 Häufigkeit der Periimplatitis bei Parodontitispatienten . . . . 1042
44.6 Prävention von periimplantären Krankheiten. . . . . . . . . . .. 1042
44.7 Behandlung der lmplantatoberfiäche . . . . . . . . . . . . . . . . . . ] 043
44.8 Therapiemöglichkeiten der Mukositis und Periimplantitis . 1043
44.8 .1 Initialphase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ] 044
XXXII

44.8.2 Zweite Phase: Chirurgische Maßnahmen ... . .......... 1044


44.9 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1045

45 Nachsorge in der Prothetik ....................•... 1047


45.1 Einleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 1047
45.2 Ab lauf der Anamnese und Befundaufnahme im Rahmen
der Nachsorge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1048
45 .2.1 Ananmese. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . l048
45.2.2 Befundaufnahme .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 1048
45.3 Therapie im Rahmen der Nachsorge . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1052
45.3.1 Patientenaufklärung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 1053
45 .3.2 Mundhygiene-Remotivation und -Reinstruktion . .. ... . . . 1053
45.3.3 Entfernung von Plaque, Zahnstein und Konkrementen ... , 1053
45 .3.4 Zahnreinigung und Politur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1054
45.3 .5 Fluoridierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 1054
45.3.6 Weitere Maßnahmen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 1054
45.3.7 Festlegen eines NachsorgeintervalLs. . . . . . . . . . . . . . . . . .. 1055

46 Patientenzufriedenheit und mundgesundheitsbezogene


Lebensqualität ................................. . 1057
46.1 Konzept der Patientenzufriedenheit ....... ... . . .. .. .. . 1058
46.2 Lebensqualität und Mundgesundheit ... .... . ... . .. . .. . 1059
46.2.1 Allgemeiner Ge undheitsstatus ... . .. . . .. ... . ....... . 1059
46.2.2 LQ und Mundgesundheit ... . ...... . .. . . .. . .. . . . .. . . 1060
46.3 Messung von Patientenaussagen . .. . . . .... .... .. . . .. . 1061
46.3.1 P ychometrische Grundlagen ................ ... .. .. . 1061
46.3.2 Messung der Patientenzufriedenheit und Leben qualität. .. 1062
46.3.3 Messung der mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität. . 1063
46.4 Studien unter Verwendung patientenbezogener Messgrößen
in der Zahnheilkunde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 1064
46.4.] Zufriedenheit........... . .. ... ............... . .. . 1064
46.4.2 Lebensqualität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 1066
46.5 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 1069

Sachregister Band I bis 111 ............ ..... .................. i


707

30 Einführung in die Teilprothetik


Kapitel 30

30.1 Ziele der Versorgung mit


Teilprothesen
Teilbezahnte Kiefer sind Folge des Verlustes oder der Nichtanlage einzelner
oder mehrere Zähne. Als Resultat kommt es entweder zu Unterbrechungen
oder Verkürzungen der Zahnrei he eines oder beider Kiefer. Unterbrechungen
können ein- oder melufach auftreten. Weiterhin kann die Zahnreihe ein- oder
beidseitig verkürzt sein, ggf. auch in Kombination mit Unterbrechungen.
Liegt als Folge der Teilbezahnung eine relevante Einbuße der orofazialen
Funktionen (Mastikation, Sprache, Ästhetik, Okklusion) vor oder drohen
diese gestört zu werden, ist der Ersatz fehle nder Zähne zur Wiederher teilung
indiziert. Dies ist auch unter Aspekten der Teltiärprophylaxe innvoll.

30.2 Zahnverlust und seine Folgen


(Brunner und Kundert 1988, Fröhlich und Körber 1977)

30.2.1 Epidemiologie
Die Mehrzahl zahn begrenzter Lücken i t durch Zahnverluste infolge
von Karies, Parodontalerkrankungen oder Traumata bedingt. Weitere
Ursachen für zahnbegrenzte Lücken sind Nichtan lagen (Hypodontie).
Im Durchschnitt fehlen jedem jungen Erwachsenen (35-44 Jahre) in
Deutschland 2 7 Zähne. In der Alterskohorte der jungen Erwachsenen sind
3,6 % mit einer Teilprothese versorgt bei 173 % liegt ein nicht versorgte ,
teilbezahntes Lückengebiss vor. Bei Senioren (65- 74 Jahre) tragen 28 1 %
eine herausnehmbare Teilprothese und nur noch 4 7 % wei en unversorgte
tei lbezahnte Gebisse auf (Micheelis und Schitfner 2006).

30.2.2 Auswirkungen des teilweisen ZahnverIustes


Unmittelbare Folgen des Zahnverlustes sind für den Patienten spürbar
als Einschränkung des Kauvermögens, Beeinträchtigung der Ästhetik
und der Sprachfunktion. Die Beeinträchtigung der Kaufunktion nimmt
mÜ zunehmender Anzah l fehlender Zähne zu. Dem Patienten kön-
nen solche Veränderungen u. a. dadurch bewusst werden , da sich die
Verschlechterung der Kieferfunktionen (hier spezieLl der Kaufunktion)
durch verlängerte Kauzeit und durch Impaktion von Speiseanteilen in
den Lücken bemerkbar macht. Die A pekte der gestörten Ästhetik und
, '(

708 Einführung in die Teilprothetik

Sprache wiegen vor allem dann besonders schwer, wenn die Zahnverluste
im Bereich der Front-, Eckzähne und Prämolaren des Oberkiefers, mit
Kapitel 30 etwas gerülgerem Schweregrad auch im Unterkiefer, vorliegen. Patienten
bemerken die Lückenbildung und empfinden dadurch eine starke persön-
]iche und soziale Einschränkung. Die Störung der Phonetik macht sich
meist durch Lispeln (Sigmatismus) bemerkbar. Nicht selten gehen mit
Zahnverlust psychische Probleme einher.
Auf der Ebene des Organismus haben Verluste einzelner Zähne in vie-
len Fällen eine direkte Auswirkung auf die Position der Nachbarzähne
und Antagonisten. So können Nachbarzähne rotieren, wandern und!
oder kippen , ehemals antagonistische Zähne können elongieren. Diese
Positionsänderungen schlagen sich sekundär in Veränderungen der stati-
schen und dynamischen Okklusion nieder. Dadurch bedingt können ok-
klusale Frühkontakte und Gl.eithindernisse bei exzentrischen Unterkiefer-
bewegungen und eine erhöhte Attrition der betroffenen Zähne, eine
Traumatisierung und ein Umbau bzw. Abbau des ZahnhaJteapparats und
Zahn lockerung bis hin zu Zahnverlust mit folgendem Knochenabbau auf-
treten . Darüber hinaus können Unstimmigkeiten im dentalen Bereich mit-
verantwortlich fur das Auftreten von funktionellen Problemen im Bereich
von Kiefergelenk und Kaumuskulatur sein (vgl. Kap. 10). Treten weitere
Folgen auf, spricht man vom unkompensierten Gebissschaden.
Es gibt aber auch Fälle, in denen das Vorliegen eines Lückengebisses
nicht zu einer Ausweitung des vorhandenen Gebissschadens fuhrt. In
diesen Situationen kommt es nicht zu Störungen der Kaufunktion, der
Unterkieferbeweglichkeit oder der Sprachfunktion oder zu Destruktionen
des Parodonts. Stattdessen findet im Rahmen einer Adaptation ein funk-
tioneller Umbau statt; das Lückengebiss befindet sich in einem stabilen
Gleichgewicht. Solch ein kompen ierter Gebissschaden ist in der Regel nur
bei einzelnen Zahnverlusten zu erwarten, wobei die der Lücke benachbar-
ten Zähne in habitueller Interkuspidation durch ihre Antagonisten deutlich
fixiert sein müssen (Lehmann et a1. 2008).
Aber auch beim Fehlen sämtlicher Molaren kann der Schaden kompen-
siert sein. Bei einem kompensierten Gebissschaden i.s t die Frage berechtigt
ob Zahnersatz überhaupt indiziert ist, denn heute gilt als unbestritten, dass
aus funktionellen Gründen nicht injedem Lückengebis ein Zahnersatz an-
gefertigt werden muss (Batti tuzzi et a1. ] 99] , Brunner und Kundert ] 988).
Oft erfordern aber ästhetische Gründe die Anfertigung von Zahnersatz im
stabi len Lückengebiss.
In besondere, wenn alle Molaren fehlen, die Zahnreihe aber sonst ge-
schlossen ist, kann eine Prämolarenokklusion für den Patienten eine Option
sein, besonders dann, wenn keine prothetisch-rekonstruktjve Therapi.e ge-
wünscht wird. Man spricht in diesen Fällen vom Konzept der verkürzten
Zahnreihe (engl. shortened dental arch, SDA).
In vielen Fällen kommt es jedoch zu den zuvor genannten
Veränderungen und Folgen ; es liegt ein unkompensierter Gebis schaden
vor. Hier ist im Gegensatz zum kompensierten Gebissschaden eine pro-
thetische Therapie im Sinne einer künstlichen Kompen ation indiziert
und erforderlich.
Neben einem kompen ierten und unkompen ierten gibt es noch einen
sog. völligen Gebissschaden , der dadurch gekennzeichnet ist, dass eine
Aufgaben von partiellem Zahnersatz 709

weitere Schädigung nicht mög.li ch ist, weil bereit alle Zähne verloren
gegangen sind (vgl. Kapitel Totalprothetik) (Lehmann et al. 200 ).
Auch der Zustand de Zahnhalteapparats spielt im Lückengebi in Kapitel 30
nicht unbedeutende Rolle. I t da Parodont der Restzähne gesund ( ,pa-
rodontale Resistenz"), so treten Stellung änderungen dieser Zähn we-
niger chnell auf als bei einem erkrankten Zahnhalteapparat (chronische
Parodontitis, Zahnlockerung; "parodontale Insuffizienz") (Fröh lich 1959).
Eine vorliegende Parodontitis ist fast immer mit schlechter Mundhygiene
verbunden, und diese stellt einen prognostisch ungünstigen Faktor auch
für den Erfolg der prothetischen Therap ie dar. Daher muss auch die
Therapie mit abnehmbarem Teilzahnersatz immer in einem synopti ehen
Behandlungskonzept erfo lgen, so dass eine strukturierte Vorbehandlung
erfolgt.

30.3 Aufgaben von partiellem Zahnersatz


Partiellen Prothesen kommen genauso wie festsitzendem Zahnersatz ver-
schiedene Funktionen zu (vgl. Kap. 17):
• Wiederherstellung der (Kau-)Funktion
- Sicherung von statischer und dynamischer Okklusion
- Verhinderung von E longationen der Antagonisten und SteIlungs-
änderungen der Nachbarzähne
- Verteilung der Kaukräfte auf das Restgebi s, die zahn losen Kiefer-
ab chnitte und die antagonistischen Zähne
• Wiederherstellung der Phonetik
• Wiederherstellung der Ästhetik
• Verhütung weitergehender direkter oder indirekter Destruktionen Iln
stomatognathen System (prophylaktische Funktion)

Die Hauptprobleme bei der Kon truktion einer Te ilprothese betreffen zum
einen den Pfeilerzahn (Ausmaß seiner Beweglichkeit, Möglichkeit einer
Verankerung des Zahnersatzes an ihm) und zum anderen da Prothesenlager
(die dem Knochen aufliegende Schleimbaut und den Kieferknochen). Das
Prothesenlager weist eine zehnma l höhere Resi I ienz und Rückstellfahigkeit
(Viskoelastizität) auf, als ein Zahn mit physiologischer Beweglichkeit in-
trudierbar ist (Marxkors 2009). Aufgrund dessen ist eine starre körper-
liche Fassung von PfeiJerzähnen mit Klammerprothesen im Gegensatz
beispielsweise zu Zahnersatz, der über Doppelkronen verankert ist, häufig
nicht zu erreichen. Bartisruzzi et al. (1991) weisen daraufhin, dass die mög-
lichen negativen Folgen, die sich aus der Therapie mit einer Teilprothese
ergeben , in der Lehre zu wenig Beachtung finden. Viele Studien zeigen ,
da s durch die Inkorporation einer pal1iellen Prothese, auch wenn die e
richtig konstruiert wurde, Destruktionen hervorgerufen werden können.
Die möglichen Schäden beziehen sich sowohl auf Pfeiler- und
Nachbarzälme. Die ingliederung von Tei lprothesen fuhrt zu ei nem er-
höhten Level an Plaquebefall der Ankerzähne. Weiterhin treten gingivale
und parodontale Destruktionen auf. Pfeilerzähne in mit Teilprothesen ver-
710 Einfuhrung in die Teil prothetik

sorgten Kiefern haben häufig erhöhte Sondierungstiefen. Darüber hinaus


können Teilprothesen durch die Pfeilerbelastung zu erhöhter Beweglichkeit
Kapitel 30 an den Pfeilern fUhren (Goodkind 1973). Daher ist bei parodontal ge-
schäd igten Pfeilern, die nach der Behandlung noch eine erhöhte Mobil ität
aufweisen, eine sekundäre Verblockung durch die Retentionselemente
der Teilprothesen sinnvo ll. Die sekundäre Verblockung kann unterstüt-
zend wirken, eine Mobilität zu verringern (ü'Leary et al. 1966). Die
Auswirkungen auf die zahnlosen Kieferabschnitte manifestieren sich als
Schleimhautveränderungen oder beschleunigte Kieferkamrnresorptionen.
Dies unterstreicht die große Bedeutung, die Mundhygienemaßnahmen und
regelmäßigen Nachkontro ll en zukommt.
Kompensationsmöglichkeiten fllr häufige Schwachstellen im Rahmen
einer prothetischen Versorgung ergeben sich auf zwei Ebenen:
• durch die Art der Konstruktion des Zahnersatzes:
zum Beispiel maximale Extension der Sättel ; bei Freiendprothesen
spezielle Abformung der zahnlosen Bereiche (sog. altered-cast-
Methode) (Marinello 1987)
- reduzierte Zahnaufstellung im distalen Sattel bereich
- Wa hl geeigneter Verankerungselemente (sekundäre Verblockung)
• in Form eines gut ange legten Nachsorgeprogramms

30.4 Die historische Entwicklung des


partiellen Zahnersatzes
(Hoffinann-Axthelm 1985)
Die Klammerverankerung partieller Prothe en wurde im Wesentlichen erst
im 19. Jahrhundert als Alternative zu Wurzelstiftverankerungen und der
Befestigung mit Silber- und Golddraht entwickelt. Anfanglich handelte
es sich durchwegs um einfache Ha lteelemente, die Zahnärzte wie J Gall
(1779- l849) und C. F Delabarre (1787- 1862) in großer Vielfalt vor-
stellten. Die dabei verwendeten Klammern wiesen zunächst noch keine
Auflagen auf. Den ersten kompl izierteren Halte- und Stützelementen, wie
der Stegprothese nach H A. ParI' (1890), dem Kugelgeschiebe nach F E.
Roach (1907) und dem T-Geschiebe nach Stern (1929), folgten im Verlauf
des 20. Jahrhunderts weitere starre und bewegliche Verbindungselemente,
die zwischen Prothese und Restzähnen angebracht waren. Zu erwähnen sind
hier etwa da Ney-Klammersystem (1965), die Konus-Teleskopkronen nach
K.-H Körber (1968) sow ie Präzisionsverankerungselemente wie Federn,
Gelenke und Ge ch iebe. Chrom-Nickel-Stahl-Legierungen, das k lassische
Material für Gerüste von Teilprothesen, wurden in der Zahnmed izin seit
19 19 benutzt, als F Hauptmeyer (1882- 1950) die erste Edelstahl-Prothese
im Prägeverfahren herstellte. Die Vorteile dieses Materials sind seine Härte,
Festigkeit und Korrosionsbeständigkeit. ach der Entwicklung von ver-
arb itungsfahigen Kobalt-Chrom-Legierungen Anfang der 1930er Jahre
(Vitall ium) wurden die geprägten Modellgussplatten aus Chrom -Nickel-
Stahl allmählich durch gegossene CoCr-Gerüste abgelöst die noch heute
die Standardversorgung darstellen.
Einteilung der Lückengebisse 7 11

30.5 Einteilung der Lückengebisse


Teilprothesen kommen im tei lbezahnten Gebiss bei verkürzten und/oder
unterbrochenen Zahnbögen (Freiendsituation, Schaltlücke, Kombination
Kapite130 I
aus beiden) als prothetische Therapiemittel zur Anwendung.
Körber (1995) hat errechnet, dass es theoretisch über 268 Millionen
(1) versch iedene Mögl ichkeiten eines un vollständig bezahnten Gebisses
gibt. Schon aus diesem Grund erscheint eine zweckmäßige Einteilung
der Lückengebisssituationen sinnvoll und erforderlich. Von den vielen
Vorschlägen, die im 20. Jahrhundert vorgestellt wurden, haben heute
nur zwei Klass ifika60nen eine gewisse Bedeutung behalten, nämlich die
auf jeweils einen Kiefer bezogene rein topographische Einteilung nach
Kennedy (1932) und die Klassifikation nach Eichner (1955), welche beide
Kiefer zueinander in Beziehung setzt. So nützlich solche Klassifikationen
auch sind - man darf nicht vergessen, dass sich mit ihnen immer nur ein
Teil des Gebissschadens aufzeichnen lässt. So sagt z. B. die Kennedy -
Einteilung nichts über die Okklusionsverhältnisse aus , während die
Eichner-Klassifikation keine Aussagen über die Anzahl vorhandener
Lücken macht. Über den Zustand des Parodonts der Restbezahnung gibt
keine der Eintei lungen Auskunft. E ine prognostische Qualität weist dem-
nach keine der Einteilungen auf.

30.5.1 Einteilung nach Kennedy


Die älteste Klassifikation ist die topographische Einteilung nach
Kennedy (1932). Bei ihr werden die Lückengebisse in vier Grundk lassen
(Hauptklassen) eingeteilt, die mit röm ischen Za hlen angegeben werden .
Entsprechend unterscheidet man folgende Kennedy-Grundklassen:
I beidseitig verkürzte Zahnreihe
II einseitig verkürzte Zahnreihe
In einseitig, doppelseitig oder mehrfach unterbrochene Zahnreihe
IV über die Mittellin ie reichende frontale bzw. fi~ontolatera l e Schalt-
lücke

E in Zah nbogen gilt als verkürzt, wenn (neben dem We isheit zahn) min-
destens der zweite Molar fe hlt. Je nachdem, ob die Kennedy-Grundklassen
I bis III eine oder mehrere (für Klasse 111 : weitere) Schaltlücken aufwei-
sen, kann eine genauere Differenzierung in Unterabteil ungen vorgenom-
men werden, wobe i dies durch die arabischen Ziffern 1 bis 3 hinter der
jeweiligen römischen Ziffer angegeben wird (Abb. 30-1 abis d, 30-2a
bis d, 30-3a bis d, 30-4). Dabei ist zu beachten, dass der Übergang von
Unterklasse 2 zu Unterklasse 3 nicht präzise definiert ist, da sich unter
dem Begriff "nur noch geringer Restzahnbestand" jeder etwas anderes
vorstellt. Zur Klassifizierung eines Lückengebi ses in eine Kennedy-Klasse
I- IH schaut man zunächst, ob noch zweite (bzw. fa lls vorhanden, dritte)
Molaren vorhanden sind . 1st dies in beiden Kieferhälften der Fall, handelt
es sich unabhängig eventuell vorhandener zusätzlicher Lücken auf jeden
Fall um ei nen unterbrochenen Zahnbogen, also um eine Kennedy-K la sse
IH. Sind die genannten Molaren nur noch in einer K ieferhä lfte vo rhan-
712 Einführung in die Tei lprothetik

Kapitel 30

a b

c d
Abb.30-1 a Kel1neay-K las e I (Grundkl asse) : bil ateral verkü rzte Zahnreihe. b Kennedy-
Klasse 11 : bi latera l verkürzte Zahnreihe und ei ne Lücke. C Kennedy-Kl asse 12 : bilateral
verkürzte Zahnre ihe und mehrere Lücken. d Kennedy- Klasse 13: bila\.eral erkürzte
Za hnreih e be i nur noch geringem Re tzahnbestand.

C d
Abb.30-2 a Kennedy- Klasse 1I (G rundklasse): unilatera l verkürzte Zalmrei he. b
Kennedy-Klasse Ill: unilateral verkürzte Zahnre ihe und e ine Lücke. C Kennedy-Klasse
1f2 : unil atera l ve rkürzte Zahnrei he und mehrere Lücken. d Kel1nedy -Klasse 1r3: unilateral
ve rkürzte Zah nreihe bei nur noch geringem Re tzahnbe tand.
Eintei lung der Lückengebi se 713

Kapitel 30

c
Abb. 30-3 a Kennedy-Kla sse III (G rundklasse): durch ei ne Lücke unterbrochene Zahn-
reihe. b Kennedy-Klasse IIlI : durch zwe i Lücken unterbrochen Zahm"eihe. C Kennedy-
Klasse 1II2: durch mehrere Lücken unterbrochene Zahnreihe . d Kennedy-Klasse 1113 :
durch mehrere Lücke n unterbroch ene Za hnreihe bei nur noch geringem Re Izahnbe tand .

Abb. 30-4 Kennedy-Kla s IV: frontal


(über die Mittellinie reichende) unterbro-
chene Za hllJeihe.

den , so liegt eine Kennedy-Klasse n vor. Die Kennedy-KlasselV ist ein


Spezialfall der K lasse [11. Sie weist keine weitere Unterteilungsmöglichkeit
in Unterklassen auf Sobald nämlich zusätzlich zu einer fronta len oder fron-
tolateralen Schaltlücke eine we itere Schaltlücke oder eine Freiendsituation
dazukommt, handelt es sich nicht mehr um eine Kennedy-Klasse IV, son -
dern um eine Klasse III, II oder 1.
Eine nur bis zum ersten Molaren reichende lückenlose Bezahnung stellt
in der Regel die volle Funktionsfahigkeit des Kauorgans sicher. Daher ist
in einem so lchen Fall primär keine prothetische Versorgung notwendig e
sei denn, ein im Gege nkiefer vorhandener zweiter Molar wird nicht von
einem Antagonisten abgestützt. Zur Verme idung einer Elongation wird in
diesem Fall eine prothetische Lösung geplant. Fehlen bei einem Patienten
"

7]4 Einführung in die Teilprothetik

c
Abb.30-5 Eichner-Gru ppe A : an tagoni sti scher Kontakt in all en vier Stützzonen, aAl: b ide Kiefer vo llbezahnt, einzel-
ne Zähne ge chädigt, aber wieder aufbaufahig, b A 2: ein Kiefer vollbezahnt, ei n Kiefer mit zahnbegrenzt n Lücken.
c A 3: beide Kie fer mit Lücken , vo lle Ab tLitzung in v ier Stützzonen.

bei an onstell voller Bezahnung und normalen ske lettalen Beziehungen


der Kiefer zueinander nur die zweiten und dritten Molaren, so wäre n die
Zahn bögen zwar verkürzt, bedürften aber keiner Therapie. Eine wei-
tere Reduktion mit Verzicht auf eine protheti ehe Therapie ist nach dem
Konzept der verkürzten Zahnreihe (SDA) möglich.

30.5.2 Einteilung nach Eichner


Die K lassifikation nach Eichner (1955) fußt auf dem von Steinhardt (J 951)
eingefiihl1en Begriff der Stützzone. Man ver teht darunter den antagonis-
ti ehen Kontakt zwi chen Prämolaren bzw. Molaren. Ein vollständiges
Gebiss, Norma lbi sslage vorausgesetzt, besteht aus vier Stützzonen, die
durch den Kontakt zwischen antagonistischen Prämolaren und Molaren
gekennzeichnet sind.
• 1. Stützzone: Prämolaren der linken Seite
• 2. Stützzone: Prämolaren der rechten Seite
• 3. Stützzone: Molaren der linken Seite
• 4. Stützzone: Molaren d r rechten Seite

Frontzähne bleiben bei der Stützzonenbetraehtung unberücksichtigt.


Nach der Eichner-Einteilung wird der Funktionswert eines Lücken-
gebisses durch die Anzah l der noch vorha.ndenen Stützzonen gekennzeich-
net. Drei Hauptgruppen werden unterschieden:
715

Kapitel 30

a b

c d
Abb.30-6 Eichner-Gruppe B: antagonisti eher Kontakt nicht in allen vier tützzo nen .
aBI : nur in drei tützzo n n antagoni sti eher Kontakt. b B 2: nur in zwei Stii tzzonen
antago ni sti scher Kon takt. c B 3 : nur in einer Stülzzone anlag ni Sli scher Kontakt. d B 4:
antagoni tischer Kontakt nur außerhalb der Slützzonen (i m Frontbereich).

]n Gruppe A weisen alle vier Stützzonen antagoni tischen Kontakt auf


(Abb. 30-5a bis c). In Gruppe B ist in weniger als vier Stützzonen anta-
gonistischer Kontakt vorhanden (Abb. 30-6a bis d), wä hrend in Gruppe C
(Abb. 30-7a bis c) kein antagon istischer Zahnkontakt mehr besteht.
716 Einführung in die Teilprothetik

a b c
Abb.30-7 Eichner-Gruppe C: kein antagoni sti scher Kontakt. a C I: Restzähne in beiden Ki efem ohne antagonisti ehen
Kontakt. b C 2: ein Kiefer unbezahnt, Restzähne im anderen Kiefer. C C 3: beide Kiefer unbezallnt.

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I
719

31 Gestaltung, Konstruktion
und technische Aspekte von
Teilprothesen
Kapitel 31

31.1 Einleitung
Bei herausnehmbarem Zahnersatz unterscheidet man Prothesen, die al -
lein durch Adhäsion (Teilprothesen ohne Verankerungselemente) oder/
und Ventil funkt ion ihren Halt am Kiefer finden (Totalprothe en) und sol-
che, die durch Halteelemente am Restgebiss retiniert sind (Teilprothesen,
Hybridprothesen). Bei den Halteelementen von Teilprothesen handelt es
sich entweder um (1) Klammem oder (2) in Kronen oder Zwischenglieder
integrierte Geschiebe, oder um (3) Doppelkronen, die am Restgebi s
Verankerung finden.

31.2 Einteilung der partiellen Prothesen


(L ehmann et a1. 2008)
Teilprothesen lassen ich auf verschiedene Arten eintei len.

31.2.1 Topographische Einteilung (E/brecht 1937)

(Einte ilung der partiellen Prothesen nach der Art des Lückengebisses)
Bei einer Verkürzung der Zahnreihen (Kennedy-Klassen I und 11) kom-
men Freiendprothesen (Verlängerungsprothesen) zum Einsatz. Durch die
Freiendsättel dieser Prothesen wird die Zahnreihe verlängelt. Je nachdem,
ob der Zahnbogen nur an einer oder an beiden Seiten verkürzt ist, unter-
scheidet man einseitige von doppelseitigen Verlängerungsprothesen. Bei
Unterbrechungen der Zahnreihen (Kennedy-Klasse 1I l) sind Schaltprothesen
indiziert. Die Schaltsättel können je nach Re tzahnbestand ein- oder dop-
pelseitig vorhanden sein. Durch sie wird der unterbrochene Zahnbogen
geschlossen. Die bei Unterbrech ungen in der front hergestellten Prothesen
werden zum Teil besonders benannt und auch als Sch li eßungsprothesen be-
zeichnet. In Kombinationsfällen (verkürzte und unterbrochene Zahnreihe)
kommen Kombinationsprothesen (Scha lt-freiend-Prothesen) zum Einsatz.

31.2.2 Einteilung nach Tragedauer


Prothesen lassen sich in auf einen bestimmten Tragezeitraull1 beschränkte
lnterimsprothesen (auch provisorische Prothesen; vgl. Kap. 16) und defi-
nitive Prothesen einteilen.
720 Gestaltung, Konstruktion und techn ische Aspekte von Teilprothesen

31.2.3 Einteilung nach dem Material oder der


zugrunde liegenden zahntechnischen
Konstruktion
Entsprechend dem verwendeten Material lassen sich Kunststoff- von
Kapitel 31 Kautschukprothesen unterscheiden. Kautschukprothese n werden bei
besonderer Indikation (A ll ergien gegen dentaLe Kunststoffe) sehr sel-
ten noc h von eini gen Zahnärzten verwendet. Nach A rt der verwende-
ten Verankeru ngselemente spricht man von Klammer-, Modellguss-,
Doppelkronen- (Teleskop-, Konus-) und Geschi ebeprothesen .

31.2.4 Einteilung nach dem Funktionswert


(funktionelle Einteilung)
(Einteilung nach der Art der Gewebsbelastung [Elbrecht 1937] sowie nach
Art der Belastung im Vergleich zur Situation beim natürlich Bezahnten)
Nach dieser Klassifikation unterscheidet man rein parodontaJ (= dental),
parodontal-tegumental (= dental-tegumental) und rein tegumental (=
mukosal) (Sch leim haut) getragenen bzw. abgestützten Zahnersatz. Von
diesen Formen lasse n sich, wenn Implantate oder Kombinationen von
Zähnen und Implantaten als Pfeiler einer Tei lprothese vorliegen (Konzept
der Pfeilervermehrung), ei n rein enossal befestigter sow ie ein kombiniert
enossal-parodontal, enossal-tegumental und enossal-parodonta l-tegumen-
tal getragener Zahnersatz abgrenzen (Kap. 44).

31.2.4.1 Parodontal getragen (A bb. 31-1)


Die A bstü tzung des Zahnersatzes erfolgt ausnahmsLos auf dem Restgebiss,
we halb die Kraftübertragung ausschließlich au f den Restzähnen bzw. de-
ren Parodontien stattfindet (denta le bzw. parodontale Lagerung). Daher
spricht man auch von einer physiologischen Abstützung. Die Abstützung
solI te immer sattel nah, d. h. an den lückenb grenzenden und der SchaJtlücke
zugekehrten Seiten der Pfeilerzähne erfolgen (z. B. bei SchaltL-ücke 45 ,
46: Abstützung 44 distal , 47 mesial). Auf die Schleimhaut fi ndet keine
Kaudruckrweiterleitung statt, weshalb die A usdehnung der (Schalt-) Sättel
(Prothesenbasis) kleinflächig gestaltet werden kan n und soll. Parodontal
abgestützter Zahnersatz ist indiziert bei unterbrochener Zahnreihe im
Seitenzahngeb iet sow ie bei kleinen Lücken im Frontzahnbere ich. Sofem
Eckzähne vorhande n sind, wird w ie beim fest itzenden Zahner atz eine
ECkzahn-/Frontzahnführung gewähl t. Fehlen die Eckzähne, weicht man
auf eine Gruppenftlhrung aus.

31.2.4.2 Parodontal- tegumental getragen (Abb. 31. -2)


Die Abstützung erfolgt zum einen Teil auf dem Re tge biss (bzw. den
Pfeilerzähn en) , zum anderen Teil auf der Sch leimhaut (bzw. auf dem
Kieferkamm) (ha lbphysiolog ische Ab tützu ng, halbphysiologische r
Zah nersatz).
Dies kommt bei großen Schaltl ücken im Frontzah nbereich so-
wie bei Freiendsituationen vor. Die typische Situation i teine anteriore
Restbezahnung mit bilateraler Freiendsituation (Kennedy-Klasse l).
Einteilung der partiellen Prothesen 721

Kapite] 31

Abb.31-1 Parodontal getragener Zahn- Abb.31-2 Parodontal-tegul1lental


er atz (Klammern ind okklusal abgestützt). getragener Zahner atz (hier: anelnahe
Ab tützung).

/
Je weiter mesial der Prothe ensattel belastet wird umso mehr Kaudruck
wird auf den oder die Pfeilerzähne weitergeleitet; je weiter distal die
Belastung stattfindet, desto mehr Kaudruck wird auf Schleimhaut und
Kieferknochen übertragen. Daraus folgt, dass die Belastbarkeit des Sattels
einer parodontal-tegumental gelagerten Freiendprothese nach distal hin
abnimmt. Um eine größtmögliche Velteilung des Kaudrucks auf die zahn-
losen Kieferpartien zu erreichen, sollte der hintere Prothesenbereich distal
auf alle belastbaren Kieferabschnitte extendiert werden (Schneeschuh-
Prinzip). Belastbare Abschnitte sind in der Regel alle Kieferanteile, die
von befestigter Mukosa bedeckt sind.
Bezüglich der parodontalen Abstützung von Freiendprothesen stehen
theoretisch drei Möglichkeiten offen (Hohmann und Hielscher 1989):
• Sattel nahe Abstützung wie beim rein parodontal gelagerten Zahnersatz,
d. h. Abstützung auf der sattelzugekehrten Seite des distalen Pfeilerzahn .
Diese Abstützungsmöglichkeit fühlt vor allem bei bilateralen Freiend-
situationen nach Belastung der zahntragenden Sättel zu einer größeren
Rotation des Zahnersatzes um dieAuflage als bei satte Iferner Abstützung.
Die Distalkippung und EinsenJ...'Ung des Prothesensattel ist umso deutli-
cher ausgeprägt, je kürzer der Freiendsattel gestaltet ist. Die Folgen kön-
nen eine verstärkte Einlagenlllg des Zahnersatzes in die Schleimhaut und
beschleunigter Knochenabbau in diesem Bereich ein. Gleichzeitig kann
es zu Irritation und Knochenabbau im distalen Bereich des Parodont
der Pfeilerzähne kommen. Dabei kann der endständige Pfeilerzahn an
Beweglichkeit zunehmen und nach distal kippen.
• Sattelfeme Abstützung auf der sattelabgekehrten Seite des a11 die zah n-
losen Kieferteile angrenzenden Pfeilerzahns, d. h. bei Freiendprothesen
mesial am endständigen Pfeilerzahn (satteloffene Klammergestaltung).
Diese Abstützungsart führt bei Freiendprothesen zu einer indirekten
Verlängerung des Freiendsattels nach mesial, was sich für die Statik
der Teilprothese günstig auswirkt. Eine E insenkung des Zahnersatze
findet zwar noch statt aber in geringerem Ausmaß als bei att Inaher
Abstützung.
• SattelfemeAbstützung auf einem sattelfernen Zahn am Restgebiss. Die
Einsenkung der Prothesen durch Rotation um die Klammerauflage bei
722 Gestaltung, Konstruktion und technische Aspekte von Teilprothesen

Kapitel 31

Ab b.31-3 Tegumental getragener


Zahner atz.

Belastung ist nun noch geringer und ist umso gleichmäßiger, je länger
der Sattel gestaltet wurde. Als Nachteil ist jedoch zu werten, dass bei
einer solchen sattelfern enAbstützung der Kaudr uck in größerem Maße
auf die Sch leim haut als auf den Zahnhalteapparat weitergeleitet wird.

Bei parodontal-tegumenta l getragenem Zahn rsatz ist daher die attelferne


Abstützung auf der sattelabgekeh rten Seite des an die zahnlosen Kieferteile
angrenzenden Pfeilerzahns zu bevorzugen (Möglichkeit 2), da diese die
besten Voraussetzungen fur eine möglichst geringe Traumatisierung des
stomatognathen Systems durch eine ei ngegl iederte Teilprothese bietet.

31.2.4.3 Tegumental getragen (Abb. 31-3)


Die Abstützung findet nicht auf dem Restgebiss, sondern ausschließl ich auf
Sch leimhaut und Kieferkamm statt (unphysio logische Abstützung, unphy-
sio logischer Zahnersatz). Die Bela tbarkeit einer solchen Prothese ist in der
Mitte des Prothesensattels am höchsten. Die Prothesenbasis so ll im Sinne
einer max imalen Extension auf all e belastbaren Kieferpartien ausgedehnt
werden . Aus Stabi litätsgründ n ist eine Gruppenruh rung oder eine bilateral
balancierte Okklusion anzustreben. Zu beachten ist, dass die Belastbarkeit
einer rein tegumental getragenen Prothese im Durchschnitt nu r bis zu 113
der Belastbarkeit ei ner natürlichen Zahmeihe beträgt.

31.2.5 Einteilung nach der


Abstützungsmöglichkeit (SteffeI1962)
Entsprechend der möglich n Abstützung ei ner Teilprothese am Restgebiss,
was primär vom Restzalmbestand und sekundär von der Planung abhängt,
kann man fo lgende Differenzierungen vornehmen (Abb. 3l-4):
• quadranguläre Ab tützung (Vierpunktabstützung)
• trianguläre Abstützung
• lineare Abstützu ng (bipodale Abstiitzung)
- sagittal (anteri or/posterior)
- diagonal
- transversal
• punktuelle Abstützung
Forderungen an eine parodontal tegumental gelagerte Teilprotbe e 723

Kapitel 31

\
,
a b

C3 d

Ab b.31-4 Eintei lu ng nach SteJJel.

31.3 Forderungen an eine parodontal-


tegumental gelagerte Teilprothese
Unter Berücksichtigung bereits erwähnter Gesichtspunkte sowie daraus
abzuLeitender weiterer Überlegungen können an parodontal-tegumentaL ab-
gestützte Tei lprothesen (Freiendprothesen) fo lgende Forderungen gestellt
werden (Brunner und Kunder! L988):
• Fre iendsättel sollen nach distal, vestibuLäru nd (im U nterki efer) lingual
maximal extendiert werden und bis in die Grenzbezirke der angewach-
senen G ingiva reichen. Durch eine so lche Ausde hnung w ird gewähr-
leistet, dass bei Belastung der Teilprothese auftretende Druckkräfte
r I

724 Gestaltung, Konstruktion und technische Aspekte von Teilprothesen

auf eine große Sch leimhautfläche auftreffen und sich so auf eine große
Fläche verteilen. Dadurch werden die zahnlosen Kieferanteile weniger
belastet; eine Druckatrophie findet in geringerem Ausmaß statt. Hier
kommt das sog. Schneeschuhprinzip zum Tragen: Über einer mit tiefem
Schnee bedeckten Oberfläche sinkt man mit speziellen, breiten Schuhen
Kapitel 31 (sog. Schneeschuhen) weniger tief ein als z. B. mit Stöckelschuhen.
• Im Oberkiefer soll das Tuber maxillae, im Unterkiefer das Trigonum re-
tromolare mitüberdeckt sein. Im Unterkiefer soll der Kunststoff lingual
die Linea mylohyoidea umfassen , wobei die Bewegungsamplitude des
Mundbodens die Länge limitieli.
• Die vestibulären Flächen der Prothesen sollen Wangenkontakt aufwei-
sen.
• Die zahntragenden Sattelteile dürfen trotz der in 1. genannten Prinzipien
weder die Zunge noch die Kaumuskulatur behindern. Im Bereich von
Wangen bändern müssen in die Prothese entsprechende Passagen einge-
schl iffen werden ("muskelgriffige" Gestaltung wie bei Totalprothesen).
• Um eine unerwünschte Kaudruckbelastung im distalen Drittel des
Freiendsattels zu vermeiden, sollte, wem1 möglich, auf die Aufstellung
eines zwe iten Molaren verzichtet werden. Fall s notwendig (z. B. bei
vorhandenem zweiten Molaren im Oberkiefer bei Gefahr der Elongation
desselben), kann der 7er durch einen Prämolaren ersetzt werden.
• U ni- und bilaterale Freiendprothesen sollten sattelfern auf der sattel-
abgekehrten Seite des endständigen Pfeilerzahns abgestützt werden;
Schaltprothesen sollen eine sattelnahe Abstützung aufweisen .
• Um die nach Zahnverlust eintretende Resorption des Kieferkamms im
Rahmen der Nachsorge durch entsprechende Unterftitterungen aus-
gleichen zu können , müssen die Sättel unterfiitterbar gestaltet werden.
]n diesem Zusammenhang ist zu beachten dass ein gewisses Ausmaß
einer Druckbelastung der Schleimhaut durch den Prothesensattel
gewünscht wird, da nicht belastete Kieferabschnitte im Sinne ei-
ner Inaktivitätsatrophie einern verstärkten Abbau unterworfen sind.
Andererseits fuhrt aber auch ein zu starker Druck, w ie er typischer-
weise in Form von kleinflächigen Druckzonen bei pas ungenauen
Prothes n ätteln vorkommt, zu einem von Individuum zu Individuum
unterschiedlich stark ausgeprägten beschleunigten Knochenabbau
(Marxkors 2009) (Abb. 31-5). Dies unterstreicht di Notwendigkeit
regelmäßiger Kontrollen und Unterfütterungen.
• Eine optimal eingeschliffene tatische und dynamische Okklusion
w irkt sich auf Funktion, Passung und Tragekomfort der Teilprothese
vorteilhaft au und ermöglicht eine atraumatische Belastung des
Prothe enlagers (geringerer Knochenabbau).
• Teilprothesen sollen parodontalfreundlich gestaltet werden. Plaque-
retentive Nischen müssen so weit w ie möglich eliminiert werden. Dem
Patienten muss die Durchführung optimaler Mundhygienemaßnahmen
möglich sein. Die eingesetzte Teilprothese sollte die Reinigung be-
timmter Zahnflächen erleichtern (Gestaltung von Führungsflächen zur
Reinigung mit Interdentalbürstchen) (Marxkors 2009) .

-- ----- --- ---


Aufbau und Bestandteile von partiellen Prothesen 725

Ic::
o

Ab b. 3L-5 Qual itativer


'e.
o Ka pitel 31
Vl

Z usammenhang zwischen ~
Knochenabbau und dem
auf die Schleimhaut bzw.
den Knochen au geübten
Druck. Druck [F/ mm 2]

Verankerungselemente
kleiner Verbinder
großer Verbi nder
zahntragende
atte ltei le

A bb. 31-6 Gerü t einer


partiellen Prothese im
Oberkiefer.

31.4 Aufbau und Bestandteile von


partiellen Prothesen (Brunn er und Kunderl 1988)
Das Gerüst einer partiellen Prothese besteht aus vier Ante ilen (A bb. 31 -6) :
• zahntragende Sattelteile (Prothesensattel, bestehend aus unterfütterba-
ren Retentionen, künstJ ichen Zähnen und Kun tstoffder Prothesenbasis)
• großer Verbinder (Stabilisierungs- und Versteifungselement = A us-
gleichselement; ausgeführt als Platten, Bänder, Bügel)
• kleine Verb inder (Verbinder zwischen Prothesenkörper und Veranke-
rung elementen)
- di ese drei Anteile werden auch unter dem Begriff "Prothesenkörper"
zusammengefas t
• Verankerungselemente zur (lösbaren) Verankeru ng des Prothesenkörpers
am Pfei lerzahn :
direkt: gebogene oder gegossene Klammern (Einstückgussprothese)
indi rekt: Gesch iebe, Doppe lkronen (bei kombiniert festsitzend-
herausnehmbarem Zahnersatz)

31.4.1 Zahntragende Sattelteile


(unterfütterba re Retentionen plus Basiskunststoff pl us Prothesenzäh ne)
Vo m Metallgerüst wird eine genügende Steifigkeit (FormstabiLität) ge-
fordert. Es wird netzförmig (Netze, Ringretentionen, Schienenform) und
726 Gestaltung, Konstruktion und technische Aspekte von Teilprothesen

damit unterfütterbar gestaltet und sollte auf der Mitte des Kieferkamms lie-
gen. Aus parodontalen und ästhetischen Gründen können bei Schaltlücken
und Freiendsituationen die den Pfeilerzähnen benachbal1en künstlichen
Kaueinheiten in Form sattelfreier und mit dem Prothesenkörper verbunde-
ner Brückenglieder (sog. Pontics) zur Anwendung kommen (Brunner und
Kapite131 Kundert 1988).
Für den Ersatz der Zähne bzw. der Kaufiäche kommen drei Materialien
zur Anwendung:
• Kunststoff
• Keramik
• Metall

Kunststoffzähne sind heute etabliert und sind die Standardausführung


tUr alle Zähne an Teilprothesen. Sie kommen sowohl bei definitiven
Teilprothesen wie bei Interimsersatz zur Anwendung. Die heute lieferba-
ren Kunststoffzähne sind aus hochvernetzten und gefüllten Kunststoffen
hergestellt und sind ästhetisch hochwertig, farbstabil und ausreichend ab-
rasionsfest. Sie sind leicht zu verarbeiten da sie durch Beschleifen in ihrer
Form verändert werden können ; zudem gehen sie einen Verbund mit dem
Prothesenbasiskunststoff ein. Auch zum Zwecke der Bisshebung (nach
vorheriger Austestung der neuen Bisshöhe mit einer Michigan-Schiene)
können Kunststoffzähne eingesetzt werden.
Keramikzähne zeichnen sich im Vergleich zu Kunststoffzähnen durch
größere Abrasionsfestigkeit, höhere Farbbeständigkeit und nochmals bes-
sere Ästhetik aus. Der frühere Nachteil nämlich der nur aufmechanjschem
Wege (über Crampons) erzielbare Verbund zum Prothesenkunststoff, be-
steht heute aufgrund der Mögl ichkeit der Si lanisierung von Keramikzähnen
nicht mehr, so das mit diesem Verfahren ein chemischer Verbund zum
Kunststoff erzielt werden kann (vgl. Kap. 31).
Kaufiächen aus Metall werden insbesonder bei Patienten mit
Bruxismus gewählt.

31.4.2 Großer Verbinder


Dem großen Verbinder, im Oberkiefer als Platte oder Band, im Unterkiefer
als Lingualbügel kon truiert, kommt die Aufgabe zu, die auf einen
Teilbereich der Prothese auftreffenden Kräfte auf die Gesamtkonstruktion
zu verteilen und auf die Pfeilerzähne und zahnlosen Kieferpartien weiter-
zuleiten. Aus diesem Grunde muss ein großer Verbinder möglichst starr
sein , sollte aber gleichzeitig in seiner Dimensionierung so gestaltet wer-
den, dass er für die Zunge so wenig wie möglich als Störfaktor empfun-
den wird. Im allgemeinen sollte der Mindestabstand vom Tegumentalrand
im Oberkiefer aus parodontalhygienischen Gründen mindestens 4 bis 6
mm im Unt rkiefer (Oberrand des Lingualbügels) 3 bis 5 mm betragen
(Brunner und Kundert 1988).
Der typische große Verbinder im Oberkiefer ist das Transversalband (=
Palatinalband), das dem harten Gaumen breitflächig anliegen soll (Abb. 31-7).
Die Form des Transversalbands hängt von der Anordnung der Restzähne
ab. FaIls diese es zulassen , sollte das Palatinalband aus Gründen der
Aufbau und Bestandteile von partiellen Prothesen 727

Kapitel 31

Abb.31-7 Transver alband (Palatinalband). Abb.31-8 Hufeisenförmig gestaltetes


Palatinalband .

Abb.31-9 Skelettierte Plane.

Phonetik und der Geschmacksempfindung im hinteren Drittel des harten


Gaumens liegen. Um die Sprechfunktion möglichst wenig zu beeinträch-
tigen, sollte der vordere Gaumenbereich bis zu den Frontzähnen nicht mit
einer Platte bedeckt werden, da hier die linguo-alveolären Reibelaute (s, z)
gebildet werden . Um einen glatten Übergang zwischen Transversalband
und Gaumenschleimhaut zu erreichen, wird das Modell im Randbereich
des großen Verbinders leicht radiert (ventral und dorsal mit einem Lecron-
In trument, ca. 0,2 bis 0,3 mm). Werden obere Frontzähne ersetzt (frontale
Schaltlücken), kommt man allerdings nicht umhin, das Band in den vorde-
ren Gaumenbereich zu verlegen. Tn solchen Fällen hat sich das hufeisenför-
mig gestaltete Palatinalband bewährt (Abb. 31-8), das sich im Vergleich z u
Rahmenkonstruktionen durch eine bessere Stabilität auszeichnet.
Weitere Formen großer Verbinder im Oberkiefer sind die skelet-
tierte Platte (Abb. 31-9) und, bei frontalen Schaltlücken, die Lochplatte.
Ähnlich dimensioniert wie der Sublingualbügel im Unterki fer ist der sog.
Palatinalbügel (Körber 1995). Dieser liegt unmittelbar vor der Ah-Linie.
Als kontraindiziert ist die Kragenplatte anzusehen, weil sie das margi-
nale Paradont nach außen hin abschließt und zusätzlich mechanisch reizt,
wodurch der Destruktion des Zahnhalteapparats der Restzähne Vorschub
geleistet wird.
Der große Verbinder des Unterkiefers ist der Lingualbügel
(Sublingualbügel). Sein Querschnitt sollte bei Co-Cr-Mo-Leg ierungen
3 x 2 mm, bei Goldlegierungen aufgrund ihres geringeren E-Moduls 4
x 3 111m betragen (Graber 1992). Das Profil sollte tropfen- oder halb-
birnenförmig gestaltet sein. Der Lingualbügel kann je nach Lage bzw.
Bewegungsamplitude des Mundbodens aufrecht, schräg oder horizon-
tal angeordnet werden (Abb. 31-10a bis c). Als Mindestabstand vom
Marginalsaum der Zähne werden 5 mm gefordert; nur bei horizontaler
728 Gestaltung, Konstruktion und technische Aspekte von Teilprothesen

a b c
Abb.31-]O Lingualbüge l im Profil. a hochgestellt; b chräggestellt; c horizontal.

Gestaltung des Bügels können auch 3 111m ausreichend sein. Reicht der
Platz nicht aus, so kann eine Verbreiterung der lingualen angewachsenen
Gingiva mit Hilfe eines freien Schleimhauttransplantats notwendig sein.
Bei Freiendprothesen ist ein Abstand zwischen Bügel und Schleimhaut
von 0,2 bis maximal 0,7 mm notwendig, um eine Traul11atisierung der
Schleimhaut durch die bei Belastung der Prothesensättel auftretenden
Bewegungen (Rotationen) des Bügels zu vermeiden. Wichtig ist, dass der
Lingualbügel die Zungenfunktion nicht beeinträchtigt. Dies muss schon
bei der Herstellung und Anprobe des Abformlöffels berücksichtigt werden.
Darüber hinaus sind Funktionsbewegungen der Zunge (herausstrecken) bei
der Abformung des Unterkiefers unbedingt notwendig.

31.4.3 Kleine Verbinder


Kleine VerbindersteIlen den Übergang zwischen den Verankerungselementen
und den großen Verbindern oder dem Sattel dar. Grundsätzlich lassen sich
zwei ALten der kleinen Verbinder unterscheiden, nämlich sattelnahe (v. a.
bei Schaltprothesen indiziert) und sattelferne (v. a. bei Freiendprothesen).
Auch bei den kleinen Verbindern ist eine parodontalfreundliche Gestaltung
von besonderer Wichtigkeit. Sie sollten geradlinig zum Prothesen körper
fUhren und im Bereich des marginalen Parodonts durchspülbar sein. Es
sollten nur so viele kleine Verbinder verwendet werden wie unbedingt
notwendig, da jeder unnötige Teil de Gerüsts eine zu ätzliche Plaque-
Retentionsstelle darstellt. Ein abgerundeter dreieckiger Quer chnitt hat
sich für die kleinen Verbinder als vorteilhaft erwiesen.

31.4.4 Verankerungselemente
Verankerungselemente dienen der lösbaren Verankerung des Prothesen-
körpers an den Pfeilerzähnen. Sie besitzen fünf Funktionen:
• Haltefunktion (Retentionsfunktion). Durch die VerankerungseJemente
muss die Prothese gegen einwirkende Kräfte in ihrer Lage gesichert
werden. Diese Kräfte können untergliedert werden in vertikal gerichtete
Zugkräfte, veltikale Druckluäfte (Kaudruck) und horizontal gerich-

~---- - - -
Konstruktio n - und Gestaltungs prinzipien für Teilprothesen 729

tete Kräft e (Schubkräfte; sagittale, tran ver ale schräge Bewegung


der Prothese auf der Gewebsunterlage). Da extrudi erende Kräfte bis
zu einem Wert von etwa lO N bei gesunden Zahnha lteapparaten keine
Schädigung des Parodonts bewirken , so llten Verankerungselement
einen Retentionsspielraum zw ischen 5 und 10 N aufweisen.
• Abstützungs- und Kraftverteilungsfunktion. Die Abstützung des Kapitel3l
Okklusionsfe lds der Ersatzzähne muss so weit wie möglich auf den
PfeiJerzähnen erfo lgen. Kaukräfte sollten vom Prothesensattel mög-
lichst axial auf das Parodont der Pfeilerzähne übertragen werden.
• Verblockungsfunktion. Die Tej lprothese sollte mit dem Restgebi ss
möglichst starr verbunden sein, ohne auf die Zähne Kräfte auszuüben
(passiver Sitz). Als sekundäre Verblockung wird die Verbi ndung mehre-
rer Zähne mit Hilfe von Retentionselementen bezeichnet. Die sekundäre
Verblockung kommt erst durch das Einsetzen einer Tei lprothesen zu-
stande, da dann die K lammern (z. B. Bonwill-Klammer) oder Doppel-
kronen die Pfeilerzäh ne verb inden
• Führungsfunktion. Durch die Verankerungse lemente so ll te eine defi-
nielie Bahn vorgegeben werden, die der Prothesenkörper beim Ein- und
Ausgliedern beschreibt.
• Kippmeiderfunktion. Durch eine möglichst körperliche Umfassung
der Pfeilerzähne durch die Verankerungselemente soll gewährleistet
werden, dass freien dende Sattelteile nicht abkip pen.

Generell lassen sich direkte von indirekten Verankerungselementen unter-


scheiden. Die typischen direkten Verankerungselemente stellen die gegos-
senen Klammern von ModelJgussprothesen dar. Ind irekte Verankerungs-
elemente kommen bei kombiniert festsitzend -abnehmbarem Zahn ersatz
vor: Ein Teil der Verankerung ist fest mit dem Pfeilerzahn ve rbunden,
ein anderer Teil ist in die abnehmbare Teilprothese integriert. Beispiele
sind über Doppelkronen (Kon usse, Teleskope) und über konfektionierte
Präzisionsgeschiebe verankerte Prothesen.

31.5 Konstruktions- und Gestaltungs-


prinzipien für Teilprothesen
31.5.1 Statische Grundlagen (Brunner und Kundert 1988;
Graber 1992)
Verbindet man in einem Kieferabschnitt die okklusa len Auflagen einer
Modellgussprothese miteinander, so erhält man eine gedachte Linie, die
sog. Stützlinie (Abb . 31 -11 ). Kommen in einem Kiefer mindestens drei
Stützlinien vor (d. h. sind drei okklusale Abstützungen vorhanden), dann
begrenzen diese eine Fläche, die al Abstützungspolygon oder parodontales
Stützfeld bezeichnet wird (Abb . 3 1-1 2).
Belastungen, die innerhalb eines Stützfelds auftreten, bewirken bei
korrekte m Sitz der Prothese keine Lageveränderung des Zahnersatzes.
Außerhalb dieses Polygons einw irkende Kräfte kön nen demgegenüber
730 Gestaltung, Konstruktion und technische Aspekte von Teilprothesen

Abb.31-11 Als Sllitzlinie wird die Verbindun g zwe ier Abb.3L-12 Pa rodontales Stü tz le id oder Ab tützungs-
okklu sa ler Aufl agen ein er Modeltg ussprothese bezeichnet. polygon.

entweder zu einer körperlichen Verschiebung (Translation) oder zu ei-


ner Drehung (Rotation) der Prothese um eine Achse (Kippung) fuhren.
Die bei einer Rotation entstehende Drehachse ist immer mit einer der
Stützlinien identisch. Daraus folgt, dass Stützlinien als äußere Begrenzung
eines Abstützungspolygons potentielle Rotationsachsen darstellen. Damit
abhebelnde Kräfte nicht schon beim Kauen auftreten, sollte in einem
Kieferabschnitt die gemittelte Verbindungslinie der okklusalen Kontakte
(die sog. Belastungslinie) möglichst innerhalb des parodontalen Stützfelds
oder an dessen Grenze (d. h. auf der Stützlinie) liegen. Abhängig vom
Zahn bestand ist es jedoch oftmals nicht zu vermeiden dass sich bestimmte
okklusal e BelastLlngsabschnitte der Modellgussprothese außerhalb des
Abstützungspolygons befinden. Dies ist bei frontalen Schaltprothesen
(Schließungsprothesen) sowie bei uni- und bilateralen Freiendprothesen
der FaU (vgl. Kap. 33.5.1).

31.5_1.1 Hebel- und Widerstandsarm, Kippmeider


Bei Belastung der jenseits des parodontalen Stützfelds befindlichen
Ersatzzähne (Abbeißen, Kauen) entsteht zwischen der al Rotationsachse
wirkenden Stützlinie und dem Kraftangriffspunkt ein Hebelarm (Kraftarm).
Dieser verursacht eine Lageveränderung (Rotation) der Prothese, sofern
nicht ein möglichst großer Widerstandsarm (Lastarm) vorhanden ist, der
dem Hebelarm entgegenwirkt. Ein Widerstandsarm ist definiert als der
Abstand zwischen der als potentielle Rotationsachse wirkenden Stützlinie
und den Retention elementen, die am weitesten von dieser Achse entfernt
liegen. Letztere befinden sich bei Freiendprothesen mesial, bei frontalen
Schaltprothesen distal. Bei Druck auf die Prothesensättel des Hebelarms
wirken dabei die retentiven KJammerarme des Widerstandsarms der
Rotationsbewegung entgegen, sie agieren als Kippmeider. Bei abziehen-
den Kräften am Hebelarm wirken die Auflagen der Klammern, die bezo-
gen auf die Rotationsachse auf der Seite des Widerstandsarms liegen, als
Kippmeider.
Kon truktions- und Gestal tung prinzipien für Teilprothe en 73 1

A bb .31-13 Hebelarm (H) und Widerstandsarm (W) bei Abb.35-14 Hebel- und Wider tand arm bei bi latera lem
fronta ler Schaltlücke. B ei vo rhandenem Se itenzahnbesta nd F reiende. Je stärker das Fre iende au geprägt i l , d. h. j e
wird e in langer Widerstandsarm erzielt, während der mehr Zähne im posleri oren Bereich verloren gegangen
Hebelarm nur gerin g au sgeprägt i t. Gra u: Er atzzähne. ind, um 0 länger wi rd der Hebelarm und um 0 kü rze r der
Wider tand anno Grau: Er atzzä hn e.

31.5.1.2 Verkürzung des Hebelarmes


Bei frontalen Schaltlücken sind praktisch keine Mög lichkeiten vorhanden ,
die Länge des Hebelanns zu beeinflussen, da die Ste ll ung der Frontzähne
durch die Funktion und Ästhetik vo rgegeben ist (Abb. 31-13). Im Falle von
bilateral verkürzten Zahnreihen hingegen lässt sich der Hebelarm in einem
bestimmten Ausmaß kürzer gestalten, beispielsweise dadurch, dass die
Zähne nur bis zum ersten Molaren ersetzt werden (Abb. 31- 14). Zusätzlich
wird die Statik dadurch ve rbessert dass neben der Gestaltung eines stabilen
großen Verbi nders und der Wahl retentiver Klammern die Prothesensättel
so weit wie möglich extendiert werden (Schneeschuhprinzip) und am end-
ständigen Pfeilerzahn eine satte lferne Aufl age angelegt wird.

31.5.2 Ästhetische Grundlagen für Teilprothesen


31.5.2.1 Angleichung der Prothesenzähne undindi.viduellen
Verblendung bei kombiniertem Zahnersatz

Die in eine Teilprotbese zu integrierenden Prothesenzähne müssen hin-


ichtlich Form und Farbe dem Restgebiss angegli chen werden. Dies setzt
ein individuelles Nacbkonturieren der Fabrikzäbne voraus. Je nach Art des
Materi als müssen Kunststoff oder Keramik nach dem Beschleifen wie-
der aufpo liert bzw. nochmals gebrannt werden. Die farblicbe Angleichung
von Prothesenzäbnen an das Restgebiss oder an eine bereits vorhandene
Verblendung stellt aufgrund der unterschiedlichen Materialien und der
limitierten lndi viduali sierungsmöglicbkeiten ein besonderes Problem
dar. Prothesenzälme aus Keram ik können nur oberflächlich bemalt und
umgebrannt werden , was nur eingeschränkte Veränderungen zulä st. Bei
Prothesenzähnen aus Kunststoff besteht die Mögl ichkeit, diese zu reduzie-
ren und mit z. B . lichthärtendem Komposit indiv iduell z u ergänzen. Dies
setzt den Einsatz von entsprechenden Verbu ndsystemen (z. B. Dentacolor
Connector; Heraeus-Kulzer, D-Hanau) zwischen PMMA -Zälmen und
Kompositverblendung vora us.
730 Gestaltung, Konstruktion und technische Aspekte von Teilprothesen

Abb.31 -11 Als tützlini e wird die Verbindun g zwe ier Abb. TI-12 ParodoJ1tales Stützfeld oder Ab tützungs-
okklusa ler Auflagen einer Modellgussprothe e bezeichnet. polygon .

entweder zu einer körper! ichen Verschiebung (Translation) oder zu ei-


ner Drehung (Rotation) der Prothese um eine Achse (Kippung) führen.
Die bei ei ner Rotation entstehende Drehachse ist immer mit einer der
Stützlinien identisch. Daraus folgt, dass Stützlinien als äußere Begrenzung
eines Abstützungspo lygons potentielle Rotation achsen darstellen. Damit
abhebelnde Kräfte nicht schon beim Kauen auftrete n, sollte in einem
Kieferabschnitt die gemittelte Verbindungslinie der okklusaJen Kontakte
(d ie sog. Belastungslinie) möglichst innerha lb des parodo ntaJen Stützfelds
oder an dessen Grenze (d. h. auf der Stützl inie) liegen. Abhängig vom
Zahn bestand ist es jedoch oftmals nicht zu vermeiden, dass sich bestimmte
okklusale Bela tungsabschnitte der ModeJlgussprothese außerhalb des
Abstützungspolygons befinden. Die ist bei fronta len Schaltprothesen
(Sch ließungs prothesen) sow ie bei uni- und bilateralen Fre iendprothesen
der Fall (vgl. Kap. 33.5.1).

31.5.1.1 Hebel- undWiderstandsarm, Kipprneider


Bei Bela tung der jenseits des parodontalen Stützfelds befindlichen
Ersatzzähne (Abbeißen, Kaue n) entsteht zwi chen der als Rotationsachse
wirkenden Stützlinie und dem Kraftangriffspunkt ein Hebelarm (Kraftarm).
Dieser veru rsacht eine Lageveränderung (Rotation) der Prothese sofern
nicht ein möglichst großer Widerstandsarm (Lastarm) vorhanden ist der
dem Hebelarm entgegenw irkt. Ein Widerstandsarm ist definiert als der
Abstand zwischen der als potentielle Rotationsachse w irkenden Stützlinie
und den Retentionselementen, die am weitesten von dieser Achse entfernt
liegen. Letztere befinden sich bei Freiendprothesen mesial , bei fronta len
Schaltprothesen distal. Bei Druck auf die Prothesensättel des Hebelarms
wirken dabei die retentiven Klammerarme des Widerstandsarms der
Rotationsbewegung entgegen, sie agieren al Kip pmeider. Bei abziehen-
den Kräften am Hebelarm wirken die Auflag n der Klammern, die bezo-
gen auf die Rotationsachse auf der Seite des Widerstandsarms liegen, als
Kippmeider.

~------- -- -- --
Konstruktion - und Gesta ltungsprinzipien fuf Teilprothe en 731

Abb.31-13 Hebelarm ( H) und Widerstandsarm (W) bei Abb.35-14 Hebel- und Widerstand arm bei bilatera lem
(-r onta ler cbaltlücke. Be i orhandenem Seitenzahnbestaod Freiende. Je stärker das Freiende au ge prägt ist, d. h. j e
wi rd ein langer Wider taodsarm erz ielt, während der mehr Zähne im posteri oren Bereich verloren gegangen
Hebe larm nur gering au geprägt i t. Grau: Er atzzähne. ind, um 0 länger wird der He belarm und um 0 kürzer der
Wider land arm. Grau: Er atzzähne .

31.5.1.2 Verkürzung des Hebelarmes


Bei frontalen Schaltlücken sind praktisch ke ine Mögli chke iten vorhande n,
die Länge des Hebelarms zu beeinflussen, da di e Stellung der Frontzäh ne
du rch die Funktion und Ästhetik vorgegeben ist (Abb. 3 1-1 3). Im Fa lle von
bilateral verkürzten Zahnreihen hingegen lässt sich der Hebe lann in einem
bestimmten Ausmaß kürzer gestalten, beispielsweise dadurch dass die
Zähne nur bis zum ersten Molaren ersetzt werden (Abb. 31-14). Z usätzlich
wi rd die Statik dadurch verbessert, dass neben der Gestaltung e.ines stabilen
großen Verbinders und der Wahl retentiver Klammern die Prothesensättel
so weit wie möglich extendi ert werden (Schneeschuhprinzip) und am end-
ständigen Pfeilerzahn eine sattelferne Auflage angelegt wird .

31.5.2 Asthetische Grundlagen für Teilprothesen


31.5.2.1 Angleichung der Prothesenzähne und individuellen
Verblendung bei kombiniertem Zahnersatz

Di e 1n ei ne Teilprothese zu integrierenden Prothesenzähne müssen hin-


sichtlich Form und Farbe dem Restgebiss angeg li chen werde n. Dies setzt
ein individuelles Nacbkonturieren der Fabrikzähne vorau. Je nach Art des
Materials müssen Kunststoff oder Keramik nach dem Beschleifen wie-
der aufpoli ert bzw. nochmals gebrannt werden. Die farbliche Angleichung
von Prothesenzähnen an das Restgebiss oder an eine bereits vorhandene
Verb lendung stell t aufgrund der unterschied lichen Materi ali en und der
limitierten Individualisierungsmöglichkeiten ein besonderes Problem
dar. Prothesenzähne aus Keramik können nur oberflächlich bemalt und
umgebrannt werden, was nur einge chränkte Veränderungen zulässt. Bei
Prothesenzähnen au Kun tstoffbesteht die Möglichkeit, diese zu reduzi -
ren und mit z. B. lichthärtendem Komposit individuell zu ergänzen. Dies
setzt den E insatz von entsprechenden Verbundsystemen (z. B. Dentacolor®
Connector; Heraeus-KuLzer, D-Hanau) zwischen PMMA-Zähnen und
Kompositverblendung vora us.
~ (.

732 Gestaltung, Konstruktion und technische Aspekte von Teilprothesen

---------- ,
- - - - - -" ,
\ \

Kapitel 31
Abb.31-15 Das Prinzip
der Rotation prothese.
,, Startposition beim
, Eingliedern.

Abb.3]-16 Rotation -
prothese eingegliedert.

Das Einfügen von Verblendungen in die Zahnreihe fUhrt in den meisten


Fällen, so z. B. bei einer Außenkonuskrone, zu einer Überkonturierung. Nur
bei einer adäquaten Zahnreduktion sowie einer grazilen Gerüstgestaltung
können solche Verblendungen in Form und Farbe dem Restgebiss bzw. den
Prothesenzähnen optimal angepasst werden.

31.5.2.2 Die Position von Halteklammern im sichtbaren .Bereich


Die Klammer als Ha lteelement stellt aufgrund ihrer material- und form -
bedingten Größe im Frontzahnbereich ein ästhetisches Problem dar. In
Fällen, .in denen sich eine Klammer nicht vermeiden lässt, muss in der
Planungsphase eine verkürzte Gestaltung des sichtbaren Klammerarms
in Erwägung gezogen werden. Konzepte wie z. B. das Rotationsgerüst
(Ja cabsen und Kral L982) erlauben in bestimmten Situationen den vollstän-
digen Verzicht auf Klammern im Frontzahnbereich bzw. deren Reduzierung
oder Verlegung in die Interdentalbereiche der Haltezähne (Abb. 31-15
und 3 1-1 6). Der Halt der Teilprothese wird im Frontzahnbereich durch
die unter sich gehenden Approxima lfl ächen (ohne Klammern) und im
Seitenzahnbereich mit Hilfe von Klammern erreicht. Da gleiche Prinzip
lässt sich auch fur Schaltlücken im Se itenzahnbereich anwenden' auf diese
Weise kann auf Klammern im Prämolarenbereich verzichtet werden.
AI Grundregel gilt: Klammern sollen so unauffällig wie möglich
positioniert werden. Dies ist bereits in der ersten Planungsphase am
Situationsmodel1 zu berücksichtigen. Hat man bei den relativ elastischen
handgebogenen Klammern kaum Möglichkeiten einer Modifikation hin-
sichtlich ihres Verlaufs oder ihrer Form, so bieten ich bei Gussklammern
häufig günstigere A lternativen an. Es ist aus ästheti ehen Gründen sinn-
voll, im bukkale Klammerarme im sichtbaren Bereich immer von distal zu
führen , da somit der weit koronal ge legene Klammeroberarm .im der Sicht
abgewandten Approximalraum positioniert wird. Bei Umklammerungen
Konstruktions- und Gestaltungsprinzipien fur Teilprothesen 733

Pontie

KapHe) 31
A bb. 3J-17 Die e
Modell gussgerüst wird
fiir ein Pomie des ersten
Prothesenzahn es gestaltet.

.... --. . -

,----+-- Retention für Pontic

Abb.3L-18 Die Ansicht


zeigt den Üb rgang on
Restgebi ss zum Pontic
LInd den anelanteil der
Prothese.

von Oberkiefer-Frontzähnen mit gegossenen E-Klammern kann der


Retentionsarm palatinal gelegt werden, wäh rend labial lediglich elll
Anschlag platziert w ird (Brunner 1970).
Eine ästhetische Alternative zu konventionell geftihrten labialen
Federarmen stellt die Stichklammer dar. Bei dieser Variante verläuft der
elastische Arm direkt au der inzisalen Auflage in den unter sich gehen-
den Bereich ei ner distalen approxima len F läche. Wichtig i t aJlerding ,
darauf zu achten, dass bei diesen Modifi kationen auf keinen Fall funkti-
onelle und parodontalhygienische Aspekte außer Acht gelassen werden
dürfen. Aus diesem Grund sind allen zugun sten der Ästhetik ausgeführten
Veränderungen relativ schnell Grenzen gesetzt (Fischer et al. 1980). M it
Hi lfe eines sch warzen F ilzstiftes lässt sich ein gep lanter Klammerverlauf
an den Zähnen im M unde einzeichnen und mit dem Patienten besprechen.
Ei ne gute Möglichke it, Ä thetik und Hygienefahigkeit ei ner Modell-
gussprothese zu verbessern, besteht in der Gestalhlllg eines Pontics
(Zwischengliedauflage) zum Ersatz des ersten Zahnes nach der Klammer
(Abb. 31-17 und 31-18).
In ei nem Kon ensuspapier (Öwall et a1. 2002) w ird auf die unbefrie-
digenden Langzeitergebn i sen von Modellgussprothesen hingewiesen. E
wurde übereinstimmend festgeste llt, dass eine gute Hygienefahigkeit und
regelmäßige Nachsorge größeren Einfluss auf den Langzeiterfolg nehmen
als das Gerüstdesign und die Gestaltung der Halteelemente.

31.5.2.3 Die TeiJprothese unter Berücksichtigung der


ProthesenzahnJänge und des Gingivaverlaufs
Bei der ästhetischen Ge taltung von Teilprothesen müssen vor allem die
Prothesenzahn länge und der Gingivaverlauf berücksichtigt werden. Zu be-
achten ist, dass die Kontur des tegumentalen Saumes des Restgebisses ei-
nerseits und die Kieferkammhöhe im Bereich der zu ersetzenden Zähne
734 Gestaltung, Konstruktion und technische Aspekte von Teilprothesen

Kapitel 31 Abb. 31-19 Die Er atz-


zä hne der Teilprothese sind
kürzer als da Restgebiss.
Ungünstiger Klammeraml-
verla uf an den Zähnen 13
und 23.

Abb.31-20 Die Ersatz-


zähne der Teilprothe e
weisen einen harmon i ehen
Verlauf der Zahn länge
mit dem Reslgebi sauf.
Als Klammern wurden
tichklal11mern gewählt.

andererseits wegen des eingetretenen Zahnverlusts und der damit ein-


hergehenden Alveolarkammatrophie unterschiedlich verlaufen. Diese
Unterschiede müssen durch den Zahnersatz (Er atzzähne und rosafarbener
Kunststoff) ausgeglichen werden (Abb. 31-19 und 31-20). Die Zahnlänge
der zu ersetzenden Zähne soll aus ästhetischen Gründen die gleiche Länge
wie die de Restgebisses aufweisen. Die er Grundsatz gilt für den Front-
und Seitenzahnbereich gleichermaßen. Im Seitenzahnbereich wird dieses
Ziel aufgrund der notwendig n ba alen Gerüstretention jedoch häufig er-
schwert. Liegt eine geringe Kieferkammatrophie vor und sind die klinischen
Zahnkronen des Restgebisses kürzer, als dies normalerweise der Fall ist, so
gestaltet sich die Unterbringung eines Prothesenzahns in die zu schließende
Zahnlücke schwierig. Generell muss in Situationen, in denen das vertikale
Höhenangebot nicht au reicht eine Prothesenzalmge taltung wie bei einem
aufliegenden Brückenzwischenglied (Pontic) in Erwägung gezogen wer-
den. Durch eine derartige Gestaltung kann darüber hinau im attelnahen
Bereich die Hygienefähigkeit des Re tgebisses erleichtert werden. Da bei
dieser Technik kein rosafarbene Basismaterial als Sattel verwendet wird, ist
unter ästhetischen Gesichtspun1.'ten eine solche Lö ung dem Brückenglied
des festsitzenden Zahnersatzes als ebenbürtig anzusehen.
Die obigen genannten Ausfiihrungen zeigen, dass bei der prothetischen
Planung einer Teilprothese eine Abschätzung des fur die Prothesenzäbne
vorhandenen vertikalen Platzangebotes erfolgen muss.
Dabei sind folgende Größen- bzw. Längenverhältnisse am Restgebiss
zu überprüfen:
• die Länge der klinischen Zahnkronen des Restgebisses (Die Kronen der
Prothesenzähne müssen die gleiche Länge wie die klinischen Kronen
des Restgebisses aufweisen.)
• das Größenverhältnj zwischen anatomischer Zalmkrone und Zahnhals
• die Kontur lind Farbe de Zahnhalses
Konstruktions- und Gestaltung prinzipien für Teilprothesen 735

Für die Planung der zu ersetzenden Zähne und die darauf abgestimmte
Gerüstgestaltung der Tei lprothese sind folgende Überlegungen bedeutsam:
• Wenn am Restgebiss lange klinische Zahnkronen vorhanden sind, soll-
ten die e an den Prothesenzäh nen reprodu ziert werden.
• lnw ieweit würde eine Kunststoffbasis die klin ische Zahnkrone an der
Prothese verkürzen? Kapitel3!
• Wie groß ist das Platzangebot für eine Gerü tretention?
• Liegt der Übergang von Sattelbasis zu Kieferkamm im sichtbaren
Bereich?
• Kann der zu ersetzende Zahn vorgefertigt verwendet werden oder mu
ein Gerü t (Retention) individuell verb lendet werden?

All diese Aspekte sind in der Planungsphase mit Hilfe der Situation modelle
u nd einer diagnostischen Zahnaufstellungin Wachs zu klären. Die
Gerüstge taLtung der Teilprothese erfolgt entsprechend der Stellung und
Größe der zu ersetzenden Zähne und nicht umgekehrt. Nur durch diese
Vo rgehensweise lässt sich das Gerüst der Zahnsituation individ uell anpas-
en und ästhetisch und hygienisch optimal gesta lten.

Literatur
Brunner Th.: Die Klammer im Frontzahnbereich - ein ä thetische Prob lem. Schweiz
Monat ehr Zahllmed 1970; 80:370-376.
Brunn er Th ., Kun de rt M. : GerÜslprothetik. 2. Auflag. Karger, Ba eI-München 1988.
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Ästhetische Richtl inien fiir die rekonstrukti ve Za hnhei lkunde. Quintes enz, Berlin 1980 S.
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Jacobsen T.E., Kro l A.J.: Rotational path removable pa rtial denture de ign. J Prosthel De ni
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Kö rbe! K.-H .: Zahnärztliche Prothe tik. 4. Auflage. Thieme, tuttgart 1995 .
Lehmann K.M., Hellwig E., Wenz H.: Zahnärztliche Propädeutik. De ut scher Ärzleverlag,
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Marxko rs R.: Lehrbuch der za hnärz tlich 11 Prothetik. 5. Auflage. Deutscher Ärzteverlag,
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Steffel v.L.: Planning removable partial dentures. J Prosthet Denl 1962; 12:524-535 .
737

32 Einführung in die
Modellgussprothetik

32.1 Einleitung Kapitel 32


Als Modellgussprothese werden Teilprothesen bezeichnet, die im Modell-
gussverfahren (auf einem feuerfesten Modell) herg stellt werden. Beim
Modell- oder Einstückguss werden Basisanteile und RetentionseJemente
(Klammem) zusammenhängend gegossen. Das Modell gu sverfahren
fi.ndet auch Anwendung :für die Herstellung der Basisanteile vo n mittels
Gesch ieben oder Doppelkronen verankerten Teilprothesen.
Modellgussprothesen können als Therapiemittel verwendet werden,
wenn Schaltlücken oder Freiendsituationen oder Kombinationen dieser
Lücken mit Teilprothesen versorgt werden. In der Regel werden sie als den-
tal oder dental-tegumental abgestützte partielle Prothese konstruiert. Daher
sollten sie möglichst starr mit dem Restgebiss verbunden sein. Bei ein-
oder beidseitiger Kl'afteinwirku ng (z. B. im Zuge des Kauvorgangs) darf
sie nicht abhebeln. Gleichzeitig sollen die Pfeilerzähne möglichst in ihrer
Längsachse, also so gering wie möglich extraaxial belastet werden. Aufgrund
der unvollständigen Pfeilerzahnumfassung sind diese Forderungen ins-
besondere bei ein- oder beidseitig fre iendenden ModeJlgussprothesen
häufig schwer zu erfüllen. Um die Konstruktionsziele aber so weit w ie
möglich umzusetzen, kommt einer genauen Pl anu ng, die die statischen
Prinzipien berücksichtigt, ei ne entscheidende Rolle zu (siehe Kapitel 3 1,
Konstruktionshinweise).
Als Retentionselemente kommen bei der klammerverankerten Teilpro-
these Gussklammern zum Einsatz.

32.2 Bestandteile einer Gussklammer


(Graber 1992)
Gu skJammern bestehen aus fünf Anteilen , die sich am besten an der "klas-
sischen" Klammer, der E-Klammer, zeigen lassen (Abb. 32-1):
• Retentionsarm (Federarm, elastischer Klammerarm)
• Führungsarm (Stabil isierungsarm, starrer Klammerarm)
• Klammerschul ter
• Klammerauflage
• Kleiner Verbinder (Klammerstiel)

Der Retentionsann liegt in der Endposition mit sei nem elastischen Ende
in den un ter sich gehenden Bezirken des Zahns und wi rkt auf diese
Weise auftretenden Zugkräften entgegen. Die den Za hn in Bezug der
Ei nschubrichtung (gemeinsame Ei nschub ri chtu ng all er Pfei lerzähne
738 Einführ ung in die Modellgussprothetik

Retentionsarm - - - ---I-

Führungsarm - -- - -+--U--- - - - -----l-

Klal11merauflage ---~,.....-lor---,L-

Kapitel 32 Klammerschulter ----~,----

Kleiner Verbi nder - - - -- - -.+--


Abb. 32-1 Bestandteile
iner Gu klammer

" .... - r -
, -
IV ',, 111
, ,
,,
I

Abb.32-2 Einteil ung eines Klaml11 rzahn Abb. 32-3 Verlauf de Ret ntion sarl11s
in vier Quadranten. ein er E- Klal11l11er.

der Modellgussprothese) in ein e Supra- und eine Infrawölbung (unter


sich gehender Bezirk) teilende Linie wi rd auch prothetischer Äquator
(Klammerfuhrung lini e) genannt (vg l. Kap. 36). Die bukkale und linguale
F läc he eines Klammerzahns w ird an hand der beiden Äq uatorli nien in vier
Quadranten eingeteilt (Abb. 32-2). Der Retentionsarm einer Gussklammer
ve rläuft vom 1. direkt in den IV. Quadranten (Abb. 32-3). Der pratlle-
tische Äquator teilt die Klammer in einen Ober- und einen Unterarm.
Darin unterscheidet sich der Klammerverlaufvon dem einer handgeboge-
nen Drahtklammer, die typischerweise durch den 1Jl. und l V. Quadranten
verläuft (Ab b. 32-4).
Wenn ausreichende Unterschnitte am Pfeilerzahn fehlen, müssen fur
den Retentionsarm ausreichende Retentionen geschaffen we rden. Dazu
eignen sich entsprechend konvex geformte K ompositfli llungen.
Dem Retentionsarm gegenüber liegt der Führungsarm, der sich in sei-
ner ganzen Länge immer oberhalb des prothetischen Äquators befi ndet.
Er bildet gegenüber dem Retentionsarm ein Widerlager, wenn dieser beim
Ein- und A usgli edern der Prothese den Äquator pa siert und dabei auf den
Klaml11erzahn eine extraaxia le Kraft ausübt (reziproke Wirkung). Da der
(starre) Führungsarm auch in der Endstellung der Klammer dem Zahn
anliegen mus (Ab b. 32-5) mü sen korona l dieser Position ventuell vo r-
Bestandteile einer Gussklammer 739

Kapitel 32

Abb. 32-4 Verlauf de Ober- und Unter- Abb. 32-5 Lage des Führungsarms einer
arm s einer handgebogenen Drahtklammer. Gussklammer bei m Ein- und Au gliedern
e ine r Einstückg ussprolhese.

I
I
('.

I
I
I
I
, I /;
~./
Abb. 32-6 Präparation der Kl ammer-
auflage in einem leicht spitzen Winkel zur I
Zahnachse. I

handene Konvexitäten des Zahnschme lzes mit einem feinen Diamanten


beseitigt werden.
Retentions- und Führungsarm werden durch die Klammerschulter ver-
bunden, die in die KJammeraufiage übergeht. Schulter und Auflage wir-
ken zusammen als funktionelle Einheit, indem sie (nach entsprechendem
Einsch leifen des Klammerbetts) in diesem Bereich fiir die parodontale
Abstütztmg der Modellgussprothese sorgen. Zum Zwecke einer idealen
(axialen) Belastung des Zahn s sollte die Klammerauflage in einem rechten
oder leicht spitzen Winkel zur Zah nachse präpariert werden (Abb. 32-6).
Sie soll allseits gerundet (löffelförm ig) sein.
Retentionsarm, Klammerschulter und Führungsarm sollen den
Zahn weit umfassen , um eine möglichst starre Verbindung zwischen
Modellgussprothese und Zähnen zu erreichen und horizontal angrei-
fende Schubkräfte weiterleiten zu können. Der kleine Verbinder, der bei
Modellgus prothesen auch als Klammerstiel bezeichnet wird, verbindet
die Klammer mit dem Prothesengerüst. Bei seiner Konstruktion i tauf eine
parodontal offene Gestaltung zu achten. Es sollte ein oleher Abstand von
Zahn und Gingiva eingehalten werden, dass bei eingesetzter Prothese die
Reinigung mit einem Interdentalbürstchen möglich ist.
740 Einftilu'ung in die Modellgussprothetik

32.3 Aufgaben, Vor- und Nachteile von


Gussklammern
Gussklamrnern haben in erster Linie eine Retentions- und Abstützungs-
funktion. Dabei müssen sie aber so gestaltet sein, dass sie der Ausbreitung
von Karies und Parodontalerkrankungen so wenig wie möglich Vorschub
leisten. Im Vergleich zu hand gebogenen Drahtklammern sind gegossene
Klammern durch eine höhere Passgenauigkeit und Stabilität gekenn-
Kapitel 32
zeichnet. Durch Vermessung lässt sich die beim Ein- und Ausgliedern der
Modellgussprothese auftretende Kraft relativ genau bestimmten. Weitere
Vorteile der Gussklammerverankerung sind das non-invasive Vorgehen auf-
grund der nur in geringem Ausmaß notwendigen PfeiIerzahnpräparation
der geringere Aufwand bei der Herstellung und die verglichen mit kombi-
nieltem Ersatz (Gesch iebe, Doppelkronen) geringeren Kosten.
Nachteilig bei den Gussklammern im Vergleich zu Verankerungs-
elementen wie Doppelkronen oder konfektionierten Geschieben ist die nur
bedingt körperlich-starre Fassung des Zahnes. Wegen de flächenhaften
Anliegens der Klammern und kon truktionsbedingter erschwerter Mög-
lichkeit zur Mundhygiene ist immer eine latente Gefahr zur Entstehung
von Karies und parodontalen Erkrankungen vorhanden. A ls achte iI ist
auch anzusehen, dass sich im Laufe der Zeit durch wiederholtes Ein- und
Ausgliedern ein Retentionsverlust der Prothese ergeben kann. Ferner kann
es aufgrund einer Überlastung der Legierung zu Klammerfrakturen kommen.
Bei klammerverankerten Prothesen lä st e sich häufig nicht vermeiden
dass Anteile der Klammern beim Sprechen und Lachen sichtbar werden.
Dieser die Ästhetik beeinträchtigende Faktor wird von Patienten bzw. deren
Umfeld häufig negativ beurteilt.

32.4 Empfohlene Gussklammerformen


Aufgrund der im vorhergehenden Abschnitt dargelegten Nachte ile von
gegossenen Klammern sollten nur Klammerformen verwendet werden,
die einerseits eine genügende Retention bieten und zum anderen eine
Plaqueanlagerung nicht unnötig fördern.
Für jede Klammer ist ein Klammerbett einzusch leifen. Die früher be-
nutzten flinfklassischell Ney-Klammern besitzen in ihrer Gesamtheit heute
nur noch historische Bedeutung. Von ihnen kommen lediglich noch die
Doppelarmklammer mit Auflage (Ney-Klammer 1) (Abb. 32-7) und, in
leicht veränderter Form, die Ringklammer (Ney-Klammer 5) (Abb. 32-8)
zur Anwendung.
Im Seitenzahnbereich sind die typischen Klammern die E-Klammer
(Doppelarmklammer mit Auflage, Aker -Klammer) (Abb. 32-7) und die
Bonwill- Klammer (Dopp Iklammer) (Abb. 32- t Oa), die aus zwei im
Bereich der Klammersc hultern verbundenen E-Klammern besteht.
E-Klammern können grundSätzl ich so gesta ltet werden dass der
Retentionsarm sartelwärts offen (Verlauf des Retentionsarms von me-
sial nach distal, lndikation bei Freiendprothe en) (Abb. 32-9) oder sattel-
Empfohlene Gussklammerformen 741

Abb.32-7 E-KJammer. Abb. 32-8 Ring kJammer.

.a
Abb. 32-9 Verlaufsmöglichkeiten einer E-Klammer: a sattelwärts offen b sattelwärts
gech lossen.

Abb.32-10 a Bonwill-
Klammer. b Modifi zie rte
BOllwill-Klammer: Verbin-
dung einer E-Klammer
mit ei ner G-Klammer, als
Alternative zu e iner klassi-
schen BOllwill-Klammer (m
= mesial, d = di tal). Der
linguale Klammerarm der
di laI en Klammer ist auch
kleiner Verbinder der me ia l
gelegenen Klammer. b

wärts geschlossen verläuft (Verlauf von distal nach mesial , Indikation bei
Schaltprothe en) (Abb. 32-9). Häufig weisen E-Klammern eine zusätzliche
Auflage auf, durch die eine weitere okklusaleAbstützung erreicht wird. Mit
Hilfe von Bonwill-Klammern lässt sich eine besonders gute Retention erzie-
len. Sie sind im vollbezahnten Seitenzalmbereich (frontale Unterbrechung)
und bei unilatera ler Verkürzung der Zahn bögen indiziert (Abb. 32-lOa).
Von der parodontalhygienischen und ästhetischen Seite her ist zur
Verankerung von Freiendsätteln anstelle einer Bonwill-Klammer eine
Verbindung aus einer E-Klammer und einer G-Klammer als günstiger an-
zusehen (modifizierte Bonwill- Klammer) (Abb. 32-lOb).
Bei Freiendsituationen stellen G-Klammern oder Back-Action-
Klammern eine Alternative zur E-Klammer dar. E ine G-Klamnler gelangt
742 Einfuluung in die Modellgussprothetik

Kapitel 32

Ab b.32-)] G-Klammer. Abb. 32-12 Back-Action-Klammer.

von distal über einen attelnahen Verb inder an die Distalfläche des endstän-
di gen Pfeilerzahnes, wo ie ihre Klammerschul ter hat. Von dort verläuft der
starre Klammerarm oralwärts nach mesial; an diesem Fülu'ungsann wird die
mesial liegende Klammerauflage angebracht die die sattelferne Abstützung
gewährleistet. Der Retentionsann verlä uft von d r Klanm1er chulter aus an
der Vestibulärfläche, wobei di e Klammerspitze dem Sattel abgewendet ist
und in Richtung des mesialen Approximalrau ms zeigt (Abb. 32-11). Sie hat
gegenüber der E-Klammer mit zwei Auflagen (di tal und mesial) ästhetische
VOIieile, da der bukkale Klammerv rlauf weniger sichtbar ist, weist aber
eine geringere Retentions- und Kipprne iderfunktion auf. Die Back-Action-
Klam mer unterscheidet sich von der G-Klammer durch den an der mesialen
Auflage angebrachten sattelfernen klein n Verbinder (Abb. 32-1 2).
Ein weiterer Klammertyp im Seitenzahnber ich ist die bei einzeln
stehenden, gekippten , endständigen Molaren ( chaltlücke) indizierte
(offene) Ringklammer (A bb. 32-8). Der au d m atte l hervorgehende
Klammerstiel endet in ei ner satte lnahen (mesialen) Auflage. Von dieser
fiihrt der stan e Klammerarm zu einer sattelfernen (di ta len) Auflage, von
der der Retention arm abg ht, der mit seiner Klamnl erspitze wiederum
sattelnah endet. Der Vorte il der Ringklammer liegt in einer körperlic hen
Fassung des Za hns. lhr Retentionswelt ist all erdi ng g ring.
1m Frontzahnbereich ist die E-K lammer die G u k lamme r der Wahl.
Sie be itzt in der Reg I eine m sia l und ine di ta le mu ldenförm ige
Inzisalauflage. A us Gründen der Stabi lität wird der Führung arm häufig
bi s auf die Approx imalfläch , die der (Haupt-) Auflage gegenüberliegt
geführt, wo sie ebenfa ll s aufliegt (Abb. 32- ] 3). Diese zusätzliche Auflage
w ird auch als Anschlag oder Kralle bezeichnet. Will man aus ästheti ehen
Gründen auf die Kral le des Führungsarms verzichten, kann im Bereich des
Tuberku lums oder des lingualen Kronenabhangs zusätzlich eine mulden-
förm ige oder eine kerbenförmige bzw. balkonförmige Auflage eingeschlif-
fen we rden (Brunner und Kundert 1988) (Abb. 32- 14).
Klammerformen wie Gabel- oder Greiferklammern (Abb. 32-15 und
32-16) oder die verschiedenen Typen der Roach-Klammern (Abb. 32-17)
weisen gegenüber der E-Klammer entscheidende Nachteile auf (geringere
Retention bzw. Stabilität- parodonta l ungünstigerer Verlauf), so dass auf sie
verzichtet werden so llte .

-- --
-- -- ---- --- --
Empfohlene Gussklammerformen 743

Kap itel 32

b
Ab b.32-13 E-Klammer im Frontzahnbere ich. a von palatinal; b von fronta l.

o
( , -'"
I

Abb.32-14 Präparatio n von Auflagen für die Anlage von Gu klammern Abb.32-15 Gabelk lammer.
an Frontzähnen. a muldenförmige AufIagenpräparation; b kerben- oder
bai konföfm ige A uflagepräpararion .

a
Abb.32-16 Greiferklamme r. a vo n labia l; b von lingual. Abb. 32-17 Roach- Klal11l11er.
744 Einführung in die Modellgussprotheti\(,,

32.5 Werkstoffkundliche Aspekte


Jens Fischer

Im Vergleich zu aJlen anderen metallischen Restaurationen, wie z. B.


Füllungen oder festsitzende Brücken, ist eine Modellgussprothese in der
Regel der Zahnersatz, der durch die große Kontaktfläche zur Schleimhaut
und durch sein großes Volumen gekennzeichnet ist und darum für den
Kapitel 32
Patienten als am meisten störend und irritierend empfunden wird. Es sind
deshalb zwei wichtige Forderungen zu steJlen:
Modellguss muss
• möglichst grazil gestaltet
• möglichst biokompatibel sein

Für die dafür verwendeten Legierungen bedeutet das, dass sie einen au-
ßerordentl ichen Widerstand gegen mechani che Bela tungen und ge-
gen Korrosion besitzen ollen. Diese Kombination von notwendigen
Eigenschaften ist am besten bei den CoCr-Legierungen gegeben.

32.5.1 Elastizitätsmodul (Tab. 32-1)


E isen-, N ickel- und KobaItlegierungen haben einen Elastizitätsmodul in
der Größenordnung von 200 GPa. Damit ist ihr Widerstand gegen elasti-
ehe Verformung, also bei Zug- Biege- oder Torsionsbelastungen bei glei-
chen geometrischen Strukturen immer minde ten zweimal so groß wie der
von Edelmetall legierungen oder auch von Titan, die alJe Ela tizitätsmoduln
in der Größenordnung von nur 100 GPa haben.

Tab.32-] Maßgebliche Materi alei genschaften ftir Modellgus werkstoffe

Werkstoff

32.5.2 Elastische Verformung


Zugbelastung. Bei jeder elastischen VerfomlUng ist neben den Material-
eigenschaften auch die geometrische Abme ullg VOll Bedeutung. Die ein-
fachste Verformung ist die Dehnung durch Zugbela tung. Hier i t unmittel-
bar eins ichtig, dass der elasti che Widerstand gegen diese Verformungsart
einerse its durch den E lastizitätsmodul und zum anderen durch den
Querschnitt des Werkstücks bestimmt wird. Je größer die Werte sind, umso
geringer i t bei gleicher Belastung die Dehnung.

----~~---~;€--------~----=-~~~~--------
Werkstoffkundliche Aspekte 745

Biege- und Torsionsbelastung. Die bei Zahner atz am häufigs-


ten auftretende Verformung wird durch Bieg belastung hervorgerufen.
Hierbei ist als Formfaktor das Flächenträgheitsmoment J des Werk tücks
zu beachten. Für rechteckige Querschnitte (z. B. Platten) ist J r = (b x
h 3)/ l2, wobei b die Breite und h die Höhe oder Dicke des Werkstücks
in Biegerichtung bedeuten. Für runde Werkstücke (z. B. Klammern) i t
das Flächenträgheitsmoment Jo = (7t x d4 )/64, wobei d der Durchmesser
ist. Hierdurch wird beschrieben, dass der Widerstand gegen elastische
KapiteJ 32
Verformung durch Biegung (also die Biegesteifigkeit) mit der dritten
Potenz der Dicke oder Stärke des Werkstücks in der Biegerichtung ansteigt.
Platten, die sich in der Dicke um einen Faktor 2 unterscheiden , lassen sich
nur mit der 8-fachen, Klammern mit rundem Querschnitt mit der 16-fachen
Kraft in die gleiche Biegeauslenkung bringen. Geht also durch einen klei.-
neren Elastizitätsmodul die Hälfte des Widerstandes verloren - z. B. bei
Verwendung einer Goldlegierung oder Titan statt einer CoCr-Legierung
-, so muss zur Erzielung des gleichen Biegewiderstands wie bei hohem
Elastizitätsmodu l eine Platte um 3..J 2 = 1,26-fach und eine Klammer um
4..J 2 = I, 19-fach dicker gestaltet werden.

32.5.3 Die 0,2 %-Dehngrenze (Tab. 32-l)

Die Grenze der elastischen Verformbarkeit wird bei Dentallegierungen


grob durch die 0,2 %-Dehngrenze beschrieben. Die Mindestanforderung
für Modellgusslegierungen liegt hier nach DIN EN ISO 22674 bei 550
MPa. Tatsächlich erreichen die meisten CoCr-Legierungen Werte bis zu
700 oder 800 MPa. Die Minimalanforderung für Edelmetalllegierungen
nach DIN EN ISO 22674 (Typ 4) liegt bei 450 MPa im ausgehärteten
Zustand. Bei Titan liegt die 0,2 %-Dehngrenze bei etwa 500 MPa. Der
hohe Widerstand gegen eine elastische Verformung (beschrieben durch
den Elastizitätsmodul) wird also bei den CoCr-Legierungen gUn tig er-
gänzt durch eine hohe elastische Grenzbelastung (beschrieben durch die
0,2 %-Dehngrenze), bei deren Überschreitung die Verformung plastisch
und damit bleibend wird. Um plastische Verformungen, wodurch die
Passung und die Funktionalität einer Prothese vermindert oder sogar ganz
zerstört werden, zu vermeiden, sollten alle Elemente so gestaltet und di-
mensioniert sein, dass bei funktionellen Belastungen ein ausreichender
Sicherheitsabstand (Faktor 2) zur 0,2 %-Dehngrenze eingehalten wird.
Dem Wunsch nach einer grazilen Gestaltung von Prothesen kann also mit
CoCr-Legierungen am besten entsprochen werden.

32.5.4 Korrosionsfestigkeit und


Biokompatibilität
Die Korrosionsfestigkeit von CoCr-Legierungen beruht darauf, dass
eine Passivschicht durch Chrom- und Molybdänoxide an der Oberfläche
aufgebaut werden kann. Da das Gefüge vo n solchen Legierungen häu-
fig grobkörnig, dendritisch, inhomogen und mehrphasig ist, kommt es
darauf an, dass jede Legierungsphase noch ausreichend viel Chrom und
~.

746 Einführung in die Modellgussprothetik

Mo lybdän enthält. Korro ionsuntersuchungen und die Erfahrung zeigen


dass ein Chromgehalt von mindestens 25 % und ein Molybdängehalt
von mindestens 4 % eine ausreichende Sicherheit bieten. Dies entspricht
auch den M indestanforderungen nach DIN E ISO 22674. Gute CoCr-
Legierungen können dadu rch in ihrer Korrosionsfestigkeit vergleichbar mit
EdelmetaJllegierungen werden.
Fürd ieB ioverträgl ichkeiteinesZahnersatzes istguteKorrosionsfestigkeit
Kapitel 32 immer eine nützliche Forderung. Hier sollte das technisch Machbare so
weit wie mögl ich ausgenutzt werden. Darüber hinaus ist natürlich die io-
nenspezifische A llergen ität oder lokale Toxizität zu berücksichtigen. Es
ist durchaus möglich, dass ei n Patient Korrosionsraten von Kobalt oder
Chrom besser toleriert als z. B. di e korrosiv gelösten Ionen von Kupfer oder
Ind ium aus einer Edelmeta lllegierung - oder umgekehrt. Die individuelle
Empfindlichkeit eines Patienten, die beispielsweise in einem Allergiepass
dokumentiert se in kann muss hier immer Berücksichtigung fin den.

32.5.5 Titan
Muss aus klinischen Gründen (z. B. Allergiepatienten) ein anderes Metall
gewähl t werden, so ist Titan nach ei ner guten CoCr-Legierung die beste
Wahl. Hinsichtlich mechani eher Festigkit und Korrosionsresistenz ist
Tita n den Edelmeta ll legierungen ebenbürtig, hinsichtlich Biokompatibilität
wegen der ausgezeichn ten Verträglichkeit sogar noch überlegen. Die ge-
genüber CoCr- Legierungen geringere Festigkeit kann durch eine etwas
stärkere Dimensionierung wie beschrieben ausgeglichen werden. Da Titan
eine sehr geringe Dichte von nur 4 5 glcm 3 besitzt (Tab. 32-1 ), fallt diese
etwas massivere Gestaltung nicht ins Gewicht. Im Gegenteil: Eine gleich-
wertige Modellgu sprothese au Titan w iegt etwa nur halb so viel wie die
entsprechende Prothese aus einer Kobalt-Chrom-Molybdän-Legierung.
M it Edelmetallleg ierungen mit Dichten von mi ndestens 11 ,3 g/cm 3 für
Pd- Legierungen bis hin zu 18,5 g/cm 3 für Hochgoldlegierungen könnte bei
der notwendigen massiveren Gestaltung das zwei- bis dreifache Gewicht
gegen über einer gleichwertigen oCr-Modellgus prothe e auftreten. Die
geringe Wärmeleitfahigkeit des Titans (Tab. 32-1) die noch weit unter der
vo n CoCr-Legierungen li egt, i t ein weiter r Grund, diesem MetaJl den
Vorzug gegenüber einer Edelmetalllegierung zu geben. Gerade bei großflä-
chigen Konstruktionen i t die Wärmedämpfung bei h ißen und bei kalten
inflüs en für den Patienten angenehm.
Bei der Titanl egierung Ti6A l7Nb dagegen li egt die Dehngrenze
noch höher als bei CoCr-Legierungen, so dass ein Retentionsverlust
der Klammern weniger wa hrscheinlich ist als bei CoCr-Legierungen.
Der Elastizitätsmodu l ist mit 115 OPa allerdings deutlich niedriger als
bei CoCr-Legierungen, weshalb di e Steifigkeit eines Gerüstes aus der
Titanlegierung geringer i t als bei Y, rwendung einer CoCr-Legierung was
bei der ModeJlation der Gerüste berück ichtigt werden mu . Eine verglei-
chende klinische Studie mit CoCr- und Ti6A17N b-Gerüsten ze igte, dass
di e Titanlegierung Ti6A17Nb als Gerüstmaterial einer Teilprothese von
den Patienten wie den Behandlern als gleichwertig zur CoCr-Legierung
angesehen wird. Objektiv wurden keine materialtechni ehe Unterschiede
Langzeitresultate 747

beobacht t. Bei Patienten mit Allergien oder Materialunv rträghchk iren


gegenüber einem oder mehreren Bestandteilen einer CoCr-Legierung kann
die Titanlegierung bevorzugt eingesetzt werden (Katsoulis et a1. 2008).

32.6 Langzeitresultate Kapitel 32


Carlsson etal. (l976) wiesen im Zuge einer Nachuntersuchung bei Patienten,
die 13 Jahre zuvor mit Teilprothesen versorgt worden waren, nach, dass
die Funktionsdauer von (gussklarnmerverankerten) Modellgussprothesen
beschränkt ist, wenn der Patient keine gute Mundhygiene betreibt und
nicht regelmäßig zahnärztlich nachkontro lliert wird. Von 68 angefertigten
Prothesen waren 23 noch in Gebrauch. 14 Prothesen waren erneuert 3
durch festsitzenden Zahnersatz (Brücken) und 7 durch Totalprothesen er-
setzt. 21 Prothesen waren nicht mehr in Gebrauch und wurden durch keinen
anderen Zahnersatz ersetzt. Von ursprünglich 44 Patienten, denen eine
Totalprothese im Ober- und eine Modellgussprothese im Unterkiefer an-
gefertigt worden waren, erschienen 27 zur Nachunter uchung. Die meisten
dieser Patienten waren aus zalmerhaltenden oder prothetischen Gründen
therapiebedürftig. Die Ergebnis e zeigten, dass nur durch aktive Mitarbeit
des Patienten und einem begleitenden Nachsorgeprogramm parodontalen
und kariösen Läsionen, die bei einigen Patienten der o. g. Studie zu beob-
achten waren, vorgebeugt werden kann.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kamen Bergman et al. (1982) in einer
Zehnjahres-Longitudinalstudiean27Patienten,diemitModellgussprothe en
versorgt worden waren. Sie zeigten, dass sich größere biologische und
zum Teil auch technische Misserfolge vermeiden lassen wenn eine sorg-
fältige prothetische Planung und Behandlung sowie regelmäßige jährli-
che Korrekturen, Reparaturen und NachkontrolIen (mit Remotivation,
Reinstruktion und, falls erforderlich, Behandlung) durchgeführt werden.
Der durchschnittliche Tragezeitraum der Modellgussprothesen betrug in
dieser Untersuchung 8 Jahre. Allerdings mussten in diesem Zeitraum fa t
60 % der Zähne wegen Karies und erneuerungswürdiger Füllungen behan-
delt werden.
Die durchschnittliche Überlebensrate von gu sklammerverankerten
Modellgussprothesen nach 8- 9 Jahren gaben Kerschbaum und Mühlenbein
(1987) in einer Langzeitstudie mit knapp unter 76 % an (Gesamtzahl der
Prothesen: n = 677). Hinsichtlich der Überlebensraten von abnehmbarem
Zahnersatz fanden sie für die von ihnen untersuchte Gruppe von privatversi-
cherten Patienten keine Unterschiede zwischen mit Gussklammern und mit
Präzisionselementen verankertem Zahnersatz. ln einer Fünfjahresstudie ver-
gl ichel1Budtz-Jergensen undJsidor( 1990) sowie lsidor und Budtz-J0rgensen
(l990) teilbezahnte ältere Patienten, deren Unterkiefer-Freiendsituation
mit Extensionsbrücken (n = 27) oder mit Modellgussprothesen (11 = 26)
versorgt worden war. [m Oberkiefer waren jew ils Totalprothesen vorhan-
den. Es zeigte sich, dass in der Modellgussgruppe die durchschnittlichen
Plaque- und Gingiva-Indizes während der gesamten Beobachtungszeit hö-
her lagen als in der Patientengruppe mit Extensionsbrücken. Karies trat
74 Einführung in die Modellgussprothetik

b i den mit Mod II gu prothesen versorgten Patienten sechs mal häufi-


g r auf Zudem hatte ich in dieser Gruppe nach 5 Jahren die okklusale
tabilität verschlechtert und di e Anzahl der Patienten mit funktionellen
B eh werden erhöht. Auch diese Stud ien unterstreichen die Wichtigkeit
einer guten Mundhygiene lind regelmäß iger Kontrolltermine durch den
Zahnarzt. Kapur et a1. CI 994) fanden in einer randomisierten klinischen
kontroll ierten tudie, da s bei einer gut gep lanten Modellgussprothese und
regelmäßigen, alle 6 Monate elfolgen den Nachkontrollen (mi t Kontrolle
Kapitel 32
der Mundhygiene) eine 5-Jahres-Erfolgsrate von rund 75 % erwartet
werden kan n. Vermeulen (1996) zeigte Ergebnisse nach Versorgung mit
Teilprothesen die zehn Jahre lang getragen worden waren. Für gussklam-
m rveranke11e partielle Prothesen kam er zu folgenden Resultaten: In 40 %
der Fälle war auch nach einem Zeitraum von fiinfJahren keine restaurative
Therapi e notwendig geworden. Nach fünf Jahren waren noch 75 % der
Modellgu sprothesen in Ober- und Unterkiefer funktionstüchtig nach zehn
Jahren 50 %, wobei die Teilprothesen im Oberkiefer länger in Funktion
blieben als im Unterkiefer. 17 % der Prothesen mussten nach fLinf Jahren
30--40 % nach zehn Jahren repariert werden; der Anteil der zu reparierenden
Freiendprothesen lag dabei höher. Die Zahl der nichtgetragenen Prothesen
lag im Unterkiefer doppelt so hoch (8 %) wie im Oberkiefer. Für 309
Einstückgussprothesen bei 244 Patienten berichtete Wöstmann (1997) eine
Ü berlebensrate von ca. 73 % nach fünf Jahren im überwachten Gebrauch.
Die e Ergebni se zeigen , dass selbst bei regelmäßiger Nachsorge in einem
universitären Zentrum die Erfolgsraten nicht befriedigend sind. In einer
\ eiteren randomi ierten kontroll ierten Studie zeigten Jepson et aL (200 I )
da s b i der Versorgung einer beidseitig verkürzten unteren Zahnreihe
(Kennedy -Klasse I) Modellgussprothesen Freiendbrücken hinsichtlich
der Karie indenz un terlegen sind: Zwei Jahre nach Eingliederung der je-
w iligen Arbeit waren kariöse Läsionen in der Gruppe der Patienten mit
Modell gussprothesen statisti ch signifikant häufiger auftreten. Dass dies
auch klinisch relevant war, zeigen die entsprechenden Zahlen: Karies war
bei 7 yon 27 Versorgungen mit Brücken festzustellen , gegenüber l4 von 23
Ver orgungen mit Teilprothesen

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Wöstman n S. : Tragedauer von klammerverankerten Einstückgußproth sen im überwachten
Gebrauch. Dtsch Zahnärztl Z 1997;52: 100-1 04.
751

33 Modellgussprothetik: Klinischer
und labortechnischer Ablauf

33.1 Einleitung
ModeUgussprothesen stellen im Vergleich zu anderen Formen des
herausnehmbaren Zahnersatzes eine Alternative dar, bei der der Behand- Kapitel 33
lung aufwand in der Regel geringer ist. Daher 1st diese Methode auch
ko tengünstig. Dies bedeutet allerd ings nicht, dass es sich hierbei um
eine Art Schnellversorgung handelt, bei der das in Kapitel 3 dargestellte
B . handlungskonzept nicbt gIlt. Da praktische Vorgehen bei der Versorgung
mit Modellgussprothesen folgt daher dem stufenweisen Vorgehe n inner-
halb des synoptischen Konzeptes und kann in drei Behandlungsabschnitte
untergliedert werden, die einen gleich hohen Stell enwert besitzen:
• Adäquate Vorbehandlung des Restgebisses
• Planung, Herstellung und E ingl iederung der Modellgussprotbese
• achsorge

ur wenn jedem dieser Abschnitte ausreichend Bedeutung zugemessen


wird wird es möglich sein, Schäden am Restgebiss möglichst gering zu
halten und den partiellen Zahnersatz über einen langen Zeitraum hi n funk-
tion tüchti g zu erhalten.
Die prinzipielle Vorgehensweise unterscheidet sich nicht von der, die
bei anderen Formen des Zahnersatzes gewählt wird; daher folgt auch hier
auf Anamnese, Befundaufnahme, Situationsabformung, Modellana lyse
Diagnose und Planung die Hygienephase.
Von großer Bedeutung ist die Mundhygienemotivation des Patienten,
wei l durch Plaqueansamm lung bedingte kariöse Läsionen und parodon-
tale E ntzündungen einen nicht selten vorkommender Grund für einen
Misserfolg in der Versorgu ng mit Modellgussprothesen darstellen.

33.2 Klinik: Vorbehandlung des


Restgebisses
achdem der Patient die Hygienephase durchlaufen hat (oder parallel mit
ihr), erfo lgt, sofern notwendig, die präprothetiscbe Vorbehandlung. Es ist
wichtig, spätestens vor Beginn der prothetischen Phase den Patienten über
di e gepl,ante Ver orgu ng mit einer Modellgussprothese aufzuklären. Hierbei
sollte, damit der Patient w irksam einwi lligen kann , auch eine Aufkläru ng
über mögliche Alternativen erfolgen.
752 Modellgu prothetik: Klinisch rund labortechnischer Ablauf

33.2.1 Füllungstherapie
ufgrund der gut n unktion der Schmelzätztechnik und der Dentinadhäsi
i t es bei okklu alen und approximalen kariö en Lä ionen bzw. Fü llung n
heute adäquat ine adhä iv befestigte Kom.po itfullung (ohne Unterfiillung)
defektorienti rt z u I gen und d ie Auflage darin zu präparieren. Wichtig
i t allerding da dabei kein Dentin freige legt w ird und eine mjnimale
Kompo itschicht am Ka tenboden verbleibt. Werden Amalgamfüllung n
auf pro pektiven Klammerzähnen herge teUt, so ist da rauf zu achten da
im Bereich d r päteren Lage der Klammerauflage die Unterfü llung flach
Kapitel 33 ge taltet wird. Di Ama lgamfull ung muss so weit ausgedehnt werden, da
sich nach d . r Präparation der A uflage zw ischen der präparierten Mulde und
der un er ehrten Zahnoberfläche eine Amalgamschicht von mindestens 1.5
bi 2 mm Breite befindet.

33.2.2 Präprothetische Parodontologie


Im Unterkjefl r kann, zum Beispiel bei zu geringer oder fehlender ange-
wach en r Gingi a zwecks Verbesserung des Lagers für den Lingualbügel
das Legen eine fre ien chleimhauttransp lantats sinnvoll sein (vgl. Kap.
14.4.2).

33.2.3 Ästhetische Überlegungen


Empfehlenswert i t es dem Patienten die spätere Sichtbarkeit der Gu -
klamm m an einen Zähnen zu demonstrieren. Hierzu e ignet sich gut ein
was erfester chwarzer Filzstift, mit dem die vorgesehenen Klammer-
verläufe auf den sichtbaren Zahnante ilen angezeichnet werden. Die mar-
kierten teUen können päter leicht mit einem in A lkohol getränkten
Watt pellet entfernt werden. Der Patient wird durch das Einzeichnen in die
Lage ers tzt, ich die Sichtbarkeit der Klammern realistisch vorzustellen.
Dadurch wird einer päteren Enttäuschung vorgebeugt.
In b ondere in der ä th ti chen Zone (Frontzähne, Prämolaren) i t
oEi m konstruktiv möglich unbedingt empfehlen wert, Klammerschultem
imm r di tal an den Pfeilerzähnen zu platz ieren. Damit wird auch d r
Klammeroberarm von distal gefü hrt. Da die Klammerschu lter und d r
Klammeroberarm immer oberha lb des protheti chen Aquators liegen
kommen ie zwang läufig in koronale bzw. inzi ale Antei le der kl ini sch n
Kronen. Durch die Führung von distal können die e Klammeranteile in
wenig r ichtbare, zum Teil on Lippe und Wange bedeckte Bereiche, den
di ta len pproximalraum verlegt werden. Sind bei atteJferner Ab tützung
dennoch me tale Auflagen notwendig, bieten ich G-K lammern an. •
Klinik: Präpara tion und AbfonTIung 753

33.3 Klinik/Labor: Planung der


Modellgussprothese
1st die Vorbehandlung abgeschlossen, s ind oft erneute Situation abfor-
mungen und die Her teilung von StudienmodeUen, welche schädelbezüg-
I ich ei.nartikuliert werden, und eine erneute Modellanaly e notw ndig.
Die Modellanaly e erfolgt sowohl im Altiku lator (inter-, intramaxiLlär) als
auch im Parallelometer (Bestimmung der Unterschnitte vgL Kap. 36.10)
Marine/la und Flury ] 984a). Unter Beachtung der in Kapite l 3] darge-
I gten Konstruktionsprinzipien folgt durch den Bebandler (!) di.e Auswahl
der Pfeilerzähne sowie die Bestimmung der okklusalen Klammerauflagen, Kapitel 33
d r Klammerformen und der Ausdehnung des Prothesengerüstes. Bei der
Modellanalyse wird der protheti sche Äquator mit Bezug zur Einschub-
richtung der geplanten Prothese eingeze ichnet. Jetzt kann auch überprüft
und ent chieden werden, ob an Pfeilerzähnen zusätzliche Retentionen für
Klammern mit Hilfe von KompositfüLlungen geschaffen werden müssen.
V:or der diagno tischen Präparation an den StudienmodeUen empfiehlt
sich eine Fixierung der gewählten Prothesene inschubrichtung, z. 8. mit
Hi lfe eines Rosenbohrerschafts, der eingespannt im Parallelometer in
einem vorgebohrten Kanal in das Studienmodell gebracht und dort mittels
Autopolymerisat befestigt wird (MarineIla und Flury 1984b). Mit Hilfe von
rotierenden Instrumenten führt der Behandler dann eine Probepräparation
der Pfeilerzäh ne durch. Es hat sich bewährt, wenn der Zahnarzt zum
Abschlu s das geplante Gerüstdesign (mit einem Stift) auf den Situations-
modellen anzeichnet. Dadurch kann auch abgeschätzt werden, in welchem
Maße ästhetische Einbußen aufgrund sichtbarer Klammeranteile auftreten .
An chließend werden im Labor individuelle Löffel hergestellt.

33.4 Klinik: Präparation und Abformung


Der Zahnarzt führt am Patienten die Schl eifmaßnahmen durch . Mit
Hilfe eines Kugeldiamanten (NT. 9a, 9b) werden die l11uldenförmi g zu
gestaltenden Okklusalauftagen an Molaren und Prämolaren präpariert
(A bb. 33-1). Sie sollen in bukkolingualer und mesi odistaler Richtung
ca. e in Dritte l der Zahnbre ite betragen (Richtwert: 2 bis 2 5 mm) und
] bis 1,5 mm tief sein. Es soll möglichst nur im Schmel z oder inner-
ha l,b von Komposit- oder Amalgamfüllungen präpariert we rden. Wird
Dentin angeschliffen, sollte aus kariesprophylaktischen Gründen eine
_ luoridierung erfolgen die auch eventue ll auftretende E mpfindlichkeit
erringern hilft. Das Legen einer Füllung ist in der Regel nicht notwen-
dig.. An Eck- und Schneidezähnen ist approx imal eine muldenförmige
Auflage und am Tuberkulum zusätzlich eine balkon- oder kerbenartige
Auflage erwünscht. Hierfür eignet sich ein zylindrischer F inierdiamant
Wa lze) (Nr.. 2b oder 3b). Sch le ifkorrekturen und das E inschl eifen von
Klammerschultern können vorteilhaft mit den zylindrischen Diamanten
Instrument-Nr. 2a und 2b bzw. 3a und 3b des Präparationssatzes
Prothetik) ausgeführt werden. Bei jeglicher Präpara tiol1smaßnahme
754 Modellgu sprothetik: Klinischer und labortechn ischer Ablauf

Abb. 33-1 Einge chlitfene


Auflagen im Seitenzahn-
Kapitel 33 bereich.

ind charfe Kanten zu vermeiden, da sie abformungs- und gusstech-


ni eh zu chwierigke iten führen.
ach Politur der präparierten Scbmelzoberfiächen erfolgt mit Hilfe
ines indi viduellen Löffels die Abformung. Dazu eignen sich Silikone in
der Doppelmi chtechnik (z. B. Honigum light/putty [DMG, D-Hamburg]
ffinis precious/tray [Coltene, CH-AltstättenJ)oder Polyethermassen al.
Monopha enabfomlung (z. B. Impregum [3M ESPE, D-SeefeldJ), aber
auch 19inat (in der Appl ikationsspritze appliz iert). Zum Abschluss werden
die präparierten Kavitäten fluoridiert und Zahnfarbe und -form ausgewählt.

33.5 Labor: Herstellung der Arbeits-


modelle und, sofern nötig, Herstel-
lung von Registrierschablonen
ach H r teilung der Arbeitsmodelle (Superhartgips) chließt sich
bei Verlust der Abstützung im Seitenzahnbereich die Herstellung von
Registrier chablonen (Kunststoftba i und Wachswa Ll) für ein zen-
tri ches Wachsregi trat oder eine intraorale Srutzstift-Registrierung an.
(Registrier chablonen wurden früher auch als "Bissschablonen" bezeich-
n t.)

33.6 Klinik: Kieferrelationsbestimmung


Mit HiLfi der Regi trier chablone erfolgen die Kieferrelationsbestimmung
in zentri cher Kondylenposition (zentrisches Wachsregistrat oder intra-
orale tützstift-Regi trierung) und die Gesichtsbogenübertragung.
Klinik: Komplettierung der Arbeitsunterlagen für das Labor 755

33.7 Labor: Aufstellen der


Prothesenzähne in Wachs
Nach der schädelbezüglichen Übertragung der Arbeitsmodelle in den
Artikulator ist in vielen FäHen ein Aufstellen der Prothe enzähne in Wachs
. innvol1 um auf diese Weise sich eventuell ergebende Probleme bezüg-
[ich Okklusion, Ästhetik und Gerüstgestaltung zu erkennen (Marinello
19 3). Al Basi für die Aufstellung kann oftmals die Kunststoffplatte der
Regi trierschablone verwendet werden.
Das Okklusionskonzept r ichtet sich nach dem Ausmaß der Rest- und
Gegenbezahnung. Bei Schaltprothesen oder tegumental-parodontal gela- Kapitel 33
gerten ModeLJgussprothesen ist bei vorhandenen Eckzähnen in der Regel
eine Front- bzw. EckzahnfLihrung möglich, bei unbezahntem Gegenkiefer
(Total prothese) hingegen ist eine sequentielle Führung (Front-Eckzahn!
reduzierte GTUppenfLihrung; s. Kap. 39 Totalprothetik) oder eine bilateral
balancierte Okklusion das Okklusionskonzept der Wahl.

33.8 Klinik: Anprobe der


Wachs aufstellu ng
Diese Wachsaufstellung wird anschließend am Patienten einprob iert.
Dabei werden gleichzeitig die Kieferrelationsbestimmung und die
Zabnaufstellung bezüglich Okklusion, Statik und Ästhetik (ZahnsteHung,
Zahnform, Zahn farbe) überprüft.

33.9 Klinik: Komplettierung der


1

Arbeitsunterlagen für das Labor


Zu den bereits vorhandenen vermes enen, diagnostisch präparierten und
mit einer Gerüstzeichnung versehenen Studienmodellen und den einarti-
kulierten Arbeitsmodellen soll te der Zahntechn iker mit dem Arbeitsauftrag
eine vom Zahnarzt angefertigte Skizze der geplanten Gerüstkonstruktion
(Arbeitszeichung) erhalten (Abb. 33-2).

Abb. 33-2 Arbeitszeichnullg.


756 ModeHgus prothetik: Kl inischer und labo rtechnischer Ablauf

bb .. 33-3 u~ uchen Vo n In frawö lbungen (unterha lb der Abb. 33-4 Einzeichnen des prothetischen Äquators mit
ge tri helten Linie).
einer im Parallelometerstab befind li chen Graphitmine.

33.10 Labor: Endgültige Vermessung und


GerüsthersteUung
un folgt die endgültige Vermessung des Arbeitsmodells. Beim Vermes n
geht es darum im Verband der zu umklammernden Zähne die vort il-
haftesten retentiven Zonen festzustell en. Dazu werden durch Kippung
de in den ParaILelometer e inges pannten Modells zunächst mit einern
im Parallelometer eingespannten Suchstab Ausmaß und Lage der unter-
sichgehenden und damit retentiven Bereiche (sog. Infrawö lbungen) der
Klammerzähne festgeste llt (Abb. 33-3). Hat man im Paralle10meter ein
für diesen Zweck optimale Modellpos itionierung gefunden, wird für je-
den Zahn der prothetische Äquator (Klammerftihrungs linie) mit einer
Graphitmine markiert (Abb. 33-4). Dieser gibt die nur für diese spezielle
Mod IL-Po itionierung gültige Trennungslinie zwischen der zervikal des
proth ti ehen Äquator liegenden Infrawölbung (negative Region) und der
okklu al befind lichen nicht untersichgehenden und daher nicht-retenti en
negativen uprawölbung an . Auf diese Wei e wird tu r die päter an der
Proth e direkt befe tigten Klammern eine gemeinsame Einschubrichtung
festgelegt .
. n chließenderfolgt die Be timm ung des Federwegs (Unterschnittstiefe
E indringtiefe), den di pitze des e lastischen Endteils des Retentionsarm
der Klammer b im in- und Ausgliedern der Modellgussprothese zu-
rücklegt (max imale usJenkung). Bei dem am weite ten verbreit -
ten Me y tem nach ey Lukadent, D-Schieberdingen) stehen dafür
Mes stäbe mit Me tellern ve rschiedenen Durchmessers zur Verfügung.
Je nach Entfernung des Messstab-Schafts zum Rand des Mes teller
(0,25 rnm , 05 mm 075 mm) unter cheidet man im Grundset drei v f -
chi dene M täbe (Nr. ] 0 20,30) ( bb.33-5).
fn peziellen Tabellen la en ich die für die versch iedenen Zähne und
Klammerformen gewün chten Unterschn itt tiefen able en. Der Mes tab
w ird derart an den Zahn angelegt, dass der protheti ehe Äquator om
,

Labor: Endgültige Vermessung und Gerüstherstellung 757

a
Abb. 33-5 Me täbe im Me s- Abb. 33-6 Be timmung der Ei ndringdi Slanz. a Theorie: I Eindringdi tanz, 2 . .
y tern nach ey. Eindringtiefe; b Praxi . Der R tenlionsarm einer E-Klal11mer verläuft vom I. dIrekt
in den I . Quadranten.

chaft berührt wird und der Messteller in einem bestimmten Abstand


vom Äquator (der sog. E indringdistanz) im ausgewählten Bereich des
KJammerendpunkts am Zahn Kontakt hat (Abb. 33-6). Auf diese Weise
wird ein definierter Federweg erzielt. Der Verlauf der Retentionsarme wird
vom festgelegten Klammerendpunkt zur Klammerauflage eingezeichnet.
Bei einer nur geringen Konvexität des Zahnes und einer dementsprechend
ger~ngen Unterschnittstiefe müssen retentive Bezirke in Form von pIasti-
ehen üUungen (Kompositfüllungen mit Schmelzätztechnik befestigt),
nur bei tarker Zerstörung des Pfeilerzahnes durch Überkronung der ent-
prechenden Klammerzähne geschaffen werden. Die Retentionskraft ei-
ner Gussklarnmer hängt aber nicht nur vom Ausmaß des Federwegs Ge
größer, desto mehr Retention), sondern auch von der Klammerannlänge
ab (sehr kurze und sehr lange [zunehmende Elastizität] weisen eine
ge ringere Retention auf - größeren Messteller wählen), ferner vom
Klammerarmquerschnitt Ge dicker, desto mehr Retention) und von
dem materialspezifischen Widerstand gegen elastische Deformation
E-Modu.l , Einheit N/mm 2 ; j e größer der E-Modul, desto höher der
Widerstand und damit der Retentionswert) . Aufgrund des vorgegebenen
Klammerarmquerschnitts (fabrikmäßig vorgegebene Wachsprofile) und
de bekannten E-Moduls der verwendeten Metall-Legierung (i. d. R.
edelmetallfreie Legierung, CoCrMo) werden individuelle Variationen der
Ha ltekraft über die Unterschnitttiefe und Klammerarmlänge vorgenom-
men. 1m . ey-System ist jedoch die Länge des Retentionsam1es ein Faktor,
der bei der Bestimmung der Haltekraft der Klammer nicht berücksichtigt
wird. Dieser Mangel wurde beim Rapid-Flex -Klammersystem (Bios-
System) (DeguDent, D-Hanau) dadurch behoben , dass für die Her teilung
der Klammern ejn vorgefertigtes Wach profil verwendet wird, welches auf
e iner gesamten Länge ein konstantes Verhältnis von Höh zu Breite (8 : 10)
aufwei t (Kump 1986) (Abb. 33-7).
Nach dem \\ermessen des Meistermodells wird die vom Zahnarzt an ge-
fiertigte A rbeitsskizze auf das Modell übertragen. Anschließend werden an
758 Mod Jlgu prothetik: Klinischer und labortechni scher Ablauf

Abb.33-7 Wach profil de Bio - y (ern .

Kapitel 33
den Zähnen alle unter ichgehenden Stellen an denen der Modellgu nicht
retentiv wirken 011 (z. B. in den Bereichen des kleinen Verbinder) mit
Wach ausgeblockt. Auf die zahn losen Kieferkämme (Unterlegwach 04
bis 0 6 mrn) und ntlang des geplanten Verlaufs des späteren Lingualbügel
(UnterI gwach 0,2 bi 0,7 mm) wjrd eine dünne Wachsschicht aufgetragen .
. nter großen Verbindern im Oberkiefer (Palatinalbänder, Gaumenplatten
wird an den Rändern eine feine halbrunde Radierung (ca. 0,5 mm ti f) auf
dem Meistermodell vorgenommen. Die e Radierung w ird später in Metall
wiedergeg ben und dient zur Verstärkung der Ränder und zum dichten
Abschlu am Gaumen. Im Bereich der Sättel on Freiendprothesen wer-
den kleine Sattel topps im Unterlegwachs ausgespart. An die en definierten
Stellen liegt da Gerüst später dem Kieferkamm direkt auf, während der
Hauptanteil des Gerü t unterfütterbar und omit basal von Kunst toff
bedeckt ist Das veränderte Meistermodell wird mit Silikonen dubliert, um
ein Duplikatmodell aus einer feuerfesten Einbettrnasse herzustellen. Da
o rMo-Legierungen erst bei ca. 1300 bis 1600° C schmelzen, sich Gjp
aber bereits bei rund 1200° C zersetzt, i teine gipsfreie, chri stobalitgebun-
dene Ei nbettrnas e zu verwenden . A uf diesem feuerfe ten Arbeitsmod U
wird mit Hilfe von fabrikmäßig orgefertigten Wachsprofilen da Gerü t
model1iert (Marine llo und Flury ) 984; Spiekermann und GründleI' 19 3)
m die Klammerposition des Wachsprofils am Zahn an die glei-
he Position zu platzieren wie am vermessenen Meistermodell ist die
Ein chubrichtung des Gipsmodell auf das E inbettmassenmodel1 zu üb r-
tragen. Dies ge chieht mittels speziell dafür hergestellter Anschläge die
mit Hilfe des Parallelometer an da Meistermodell mit Wachs fixi rt
und pät r durch die Dubliermas e in das E inbettrnassenmodel1 über-
tragen werden. Die er geschaffene An ch lag im Einbettmassenrnodell
ermögl icht da Wiederausrichten de Einbettmas enmodells auf dem
ModeLlti ch zum Zwecke d r endgültigen Verme ung und Markierung
der Klammerpo iti nen für die Wachsprofile am Duplikatmodell. E ine
weiter Möglichkeit die vermesse ne Klammerposition arn MeistermodeIl
auf da Einbettma emodel1 zu übertragen kann durch eine or dem
Dublieren angebrachte Markierung, z. B. mit Wachs in Fonn einer Stufe
am Meistermodell , durchgeführt werden.

an der Ba i mitte 0, bi °
Die tärke de großen Verbinders oll im Randbereich 0,3 bis 0,4 mm
9 mm betragen. in anderer Ge icht punkt
für die G rü tmodellation ist di e Berücksichtigung de Gegenkiefers zum
E inb ttma enmodelJ. Es gibt klinische Situationen, bei denen es wlin-
chenswert ist, da .. inbettmassenmodeU im Artikulator einzu tellen. Di

~----~~~~-
Klinik: Gerü tanprobe 759

wird z. B. bei Metallkauflächen und Rückenschutzplatten nötig. Mit einem


ent prechenden Mehraufwand erlauben einige Dubliersy terne (Neosta ;
'entaurum, D-Bispringen) das Duplikatmodell einzuartikulieren und zum
Einbetten mit der Wach modellation aus dem Artikulator zu entnehmen.
Di fi rtige Wachsmodellation ollte vorn Zahnarzt auf Übereinstimmung
m it der Gerüstzeichnung und auf die Dimensionierung der Wachsteile kon-
trolliert werden.
jt Hilfe des Meister- und des E inbettmassenmodell s werden visuell
fo lg ode Punkte kontrolliert:
• Ei nschubrichtung
• Lage all r Teile Kapitel 33

Bei der Modellation des Wachses wird überprüft:


• Klammerstärke
• ta rke des kle inen Verbinders
• Oberfläche des großen Verbinders (genarbt)
• tärke der Retentionen für die Prothesenzähne (Netzretentionen mit
ausreichend stabil er Verbindung zum großen Verbinder)
• nterfütterbarkeit der Sättel (0,4 bis 0 6 mm durch Unterlegewachs auf
dem Met termodelI)
• .. bergang Metallgerüst-Kunststoffsättel (muss überall klar definiert
sein; Kontrolle auch am Unterlegewachs auf dem Meistermodell)
• Okklusale Auflagen
• Okklu ion bei Kauflächengestaltung in Modellguss
• topps fur das Gerüst bei der Freiendsituation im Unterkiefer
• Okklusion unter Berücksichtigung der Auflagen
• Frontzahnführung ohne Gerüstkontakte

Die I tzten beiden Punkte können meistens nicht genau überprüft werden,
da das E inbettmassenmodell meistens nicht montiert ist.
ach Abschluss der Kontrollen wird die Wachsmodellation mit den
Gusskanälen versehen und in ein ringloses Muffelsystem eingebettet.
Wie beim Goldguss erfolgen nun das Auswachsen, das Vorwärmen der
Muffel und schließlich der Metallguss. Nachdem das in der Muffel be-
findliche Gerüst auf Z immertemperatur abgeküh lt ist und au gebettet
w urde, w ird das Gerüst mit einern Sandstrah lgerät von noch vorha ndener
E inbettmasse und seiner Oxidschicht befreit. Die Gusskanäle werden ab-
getrennt und ihre Ansätze am Gerüst verschliffen. Hierauf erfolgt er t-
mals die Feinaufpassung auf das MeistemlOde ll. Die Politur des Gerüsts
chließt ich an (elektrogalvanisches Glanzbad, Gummiräder, Bürstchen)
Marinello und Flury 1984a) .

.33.11 Klinik: Gerüstanprobe


B i der Gerü tanprobe werden folgende Punkte überprüft:
• Ein etzbarkeit des Gerüstes
• Richtige Endlage der okklusalen Auflagen lind Klammerschultern
760 Modellgus prothetik: Klin i eher und labortechnischer Ablauf

• In d r End lag palt- und spannung freier Sitz der Klammerarm


(Patienten b fragen, ob er ein starkes Spannungsgeruh 1verspürt)
• Im Unterkiefl r: Lage des L ingualbügels; im Oberkiefer: Lage und
Pas ung de großen Verbinders (Spaltfreiheit; Überprüfung mit
Fließ ilikon (Fit-Checke [GC Germany, D-München], Xantopren VL
[Heraeus Kulzer, D-Hanau])
• Au reichende Retention
• Parodonta lfreundliche Gestaltung der klei nen Verbinder
• K ine statischen oder dynamischen Okklusionskontakt auf Klammer-
antei len
Kapitel 33 • Ausmaß der ästhetischen Einbußen aufgrund sichtbarer Klammeranteile
• Im attelbereich scharfkantiger Übergang zum späteren Kunststoffieil.

33.12 Labor/Klinik: Kompressions-


abformung bei vorhandenen Frei-
endsätteln (Altered-Cast-Technik)
Bei Kennedy-Klasse] und 11 empl1ehltsich die Durchfuhrung einer speziel-
len (Kompre ion -)Abformung der Sättel (sog. A ltered-cast-Abformung·
[altered cast: angepas tes Modell]) . Dem vermehrten Arbeitsauf\vand steht
dabei ine be ere Passung de r gingiva-getragenen Prothesenteile gegen-
üb r (Graber 1992· Marinello 1987).
Dabei wird wie fo lgt vorgegangen:
Auf dem Meistermodell legen Zahnarzt oder Zah ntechniker die wahr-
cheinliche Au dehnung der Prothesensättel fest. In diesem Bereich w (-
den die Gerüstretentionen mit einer Kunststoffbasis aus lichthärtendem
Löffelmateria l ver ehen. Die Randbereiche dieser Kun tstoffbasis werden
wie ein individueller Abformlöffel gestaltet. D ieser Schritt kann bereits mit
dem Gerüst vor der Einprobe vorbereitet werden . Dieses Vorgehen bietet
. ich besonder dann an, wenn nach der Erstabformung noch Unsicherheiten
bezüglich der atte lausdehnung bestehen .
An chließend erfolgt d ie Entfernung der Anteile der Freiendsättel am
Mei termodell. Es muss sichergestellt ein, dass eine Repo nierung d
Gerüst mit der neuen Kompressionsabforrnung auf dem Modell mögli h
it.
Am Patienten erfolgen dann dam it zunächst eine Kerr-Rand-Gestaltung
und chließlich eine (Sekundär-)Abformung m it Silikonen (Coltex fine
[niedrig vi kös] im Ober-, oltex medium [höher vi kös] jm Unterkiefer
[ oltene, H-Alt tättenJ) oder Zinkoxid-Eugenol-Paste (niedrigviskö im
Oberkiefer: Kelly-Pa te . Ubert, D-Berl in· höherviskö im Unterkiefi r:
-White ; Ubert). Wichtig ist dabei, dass das Gerüst exakt platziert i t
lind da der au g übte Druck auf die Auflagen und nicht auf den oder di
Freiend ätt I geri htet wird.
ach der Sekundärabformung wird da red uzierte Mistermodell der
neuen ituation angepas t. Der Zahntechniker etzt die Abfonnung auf da
Meist rmodell zurück und bringt mit Ausnahme des dorsalen Bereich zir-
kulär ein Wachsmanschette um den attelbereich an . un werden von dor-
Labor: Fertigstellung der Modellgussprothe e 761

al her d ~ Sättel mit Gips unterfüttert. Um einen guten Verbund des Gipses
mit d m Restmodell zu erreichen, werden Retentionsk, rben angelegt und
da Modell wird vor dem Unterfüttern gewässert. Nachdem Abbinden des
ergänzten Gipses werden Wachsmanschette und Gerüst entfernt. Ergebnis
der Proz dU! ist ein Sekundärmodell ("altered cast" [angepa stes, geän-
derte ModellD, das die Freiendsättel in leicht komprimiertem Zustand
optimal wiedergibt. Die bereits im Vorfeld hergestellte und einprobierte
Zahnau fs tellung i.n Wachs kann nun auf das Gerüst übertragen werden.
Wurde die er Schritt bisher übersprungen , folgt die ZahnaufstelLung in
Wachs.
Kapitel 33

33.13 Klinik/Patient: Gesamteinprobe der


Modellgussp rothese
ach Aufstellung der Zähne in Wachs wird diese am Patienten anpro-
biert (Überprüfung von statischer und dynamischer Okklusion, Ästhetik,
Phonetik). Das Okklusionskonzept (Front- bzw. Eckzahnführung, bei un-
bezahntem Gegenkiefer (Totalprothese] sequentielle Führung [Gruppen-
führung] oder eine bilateral balancierte Okklusion) werden hierbei über-
prüft. Gemeinsam mit dem Patienten werden ästhetische Aspekte betrachtet,
eine Sprechprobe und ggf. letzte Korrekturen durchgefuhrt.

33.14 Labor: Fertigstellung der


Modellgussprothese
Diesem Schritt schließt sich die Fertigstellung der Prothese an. Insbesondere
muss aufeinen glatten Übergang zwischen Metall und Kunststoff geachtet
werden. Um einen spaltfreien Verbund in diesem Übergangsbereich zuerrei-
ehen, sollte ein mechano-chemisches Verbundsystem (z. B. Silikatisierungl
Silani ierung) eingesetzt werden (vgl. Kap . 31.3). Die Retentionsgitter
werden mit rosafarbenem Opaker farblich abgedeckt. Die Fertigstellung
in Kun tstoff kann mit Hilfe der VorwalLtechnik und Autopolymerisat er-
folgen . Es ist darauf zu achten, dass untersichgehende Bereiche vor dem
Anfl ießenlassen des flüssigen Ku.nststoffs in den Vorwall mit Wachs au -
ge bl.ockt werden. Dadurch wird verhindert, dass die Modellzähne beim
Abheben des ausgehärteten Kunststoffs abbrechen und dass ein Einschub
der fertiggestell ten Prothese im Mund ermöglicht wird. Der Zugang für
Hyg'ieneinstrumente darf ebenfalls nicht durch den Kunststoff behindert
werden. Die Arbejt w ird am Patienten anprobiert wobei die konekte
Endlage der Gerüstteile und der Klammern, die Passung ei n spannu ngs-
freier Sitz, ausreichende Retention , parodontalfreundliche Gestaltung
der GerüsteLemente, statische und dynamische Okklusion, Phonetik und
Ästhetik überprüft und gegebenenfalls angepasst werden.
762 Modellgussprothetik: Klinischer und I.abortechnischer Ablauf

33.15 Patienteninstruktion
Der Patient wird angew iesen, die ModeUgussprothese mindestens zweimal
täglich mit einer Bürste (spezielle Prothesen bürsten haben sich beson-
d r bewährt) und einer nicht abras iven Zahnpasta oder Geschirrspülmittel
(gut abspülen) zu reinigen . Spezielle ProthesenreinigungsmitteJ (Sprudel-
tabI tten) . etzen Sauerstoff frei und sind ebenfalls sehr effektiv. Auch
die Anwendung von kleinen Ultraschallrei nigungsgeräten (z. B. Sonore
TK 22, Bandelin, D-Berlin) ist für die tägliche Reinigung der Teilprothe en
zu mpfehlen. UltraschaUreinigungsgeräte scheinen schon mit reinem
Kapitel 33 Wa s r den Prothesenkunststoff deutlich effizienter zu reinigen (Abelso71
198 L).
IndieEndpo itiondarfdieTeilprotheseaussehließliehdureh Fingerdruck
gelangen. Sollten sich dennoch Klammeranteile verbiegen, so sollte der
Zahnarzt aufgesucht werden, genauso wie bei Irritationen am Zahnfiei eh
oder Kieferkamm, Retentionsverlust oder Passungenauigkeiten. Da
orhandene Restgebi s muss vom Patienten regelmäßig mit Zahnbürste,
Zahnpasta und we iteren empfoh lenen Mundhygienehilfsmitteln gereinigt
werden. Zur Kariesprophylaxe ist ein regelmäßiges Spülen mit einer fluo-
ridhaltigen Lösung zu empfehlen. Die erste Nachkontrolle erfolgt nach ein
oder zwei Tagen.

33.16 Nachsorge
Abhängig von dem Ausmaß der zu erwartenden Mitarbeit des Pati.enten
wird dieser zwei- bis viermal pro Jahr zu Nachsorgeterminen einbe teilt.
Während die er Nachkontrollen i t vor allem auf kariöse, tegumentale und
parodontale Läsionen zu achten. Auch sind die Passung der Prothe e die
statische und dynamische Okklusion und eine erhöhte Zahnbeweglichkeit
zu überprüfen. Ziel ist e , dass die ModeLJgussprothese über einen langen
Zeitraum hinweg funktionstüchtig bleibt und die oralen Gewebe durch si
nicht geschädigt werden.

Tabelle 33-1 fasst nochma ls das klinische und labortechnische Vorgehen


zu ammen.
Modellgu prothetik: Klinischer und labort chnischer Ablauf 763

Tab., 33-1 I" bers,ichl zum klinischen und labortechnischen Vorgehen

rtcHaIk Labor
Anamne e, Befundaufnahme. OK-, UK-
Röntgen (Orthopantomogramm, Einzelfilm-
I
Staru), ituationsabformung mit konfektio-
niertem Löffel, Gesichtsbogenübertragung,
Kieferrelationsbestimmung
Herstellung von Studien mode llen, s hädel-
bezügliche Montage der Modelle
Modellal1alyse im Artikulator und
Parallelometer, Diagnose, Planung
Hygienephase. präprothelische Vorbehand-
Kapitel 33
lung. ReevaJualion der Vorbehandlung [evtl.
erneute Situationsabformung mit konfektio-
nienem Löffel, Gesichtsbogenübertragung,
Kieferrelationsbestimmung)
[Herstellung von Studienmodellen, cbä-
delbezüghche Montage der Modelle 1
[Modellanaly e im Artikulator und
Parallelomcter), [Diagnose; Planung der
Modellf!:lIssproihese1
Diagnostische Präparation von Auflagen und
Schleifkorrekturen am Studienmodell
Herstellung eines individuellen Löffels
Pro/he tische Phase: Präparation von
Auflagen, retentive Füllungen und
Schleifkorrekturen, Politur, definitive
Abfonnung, Fluoridierung, Auswahl von
Zahnfarbe und -form
Herstellung der Arbeit modelle,
Herstellung von Registrierschablonen
Ge icht bogen übertragung,
Kieferrelationsbe timmung, chädelbezügli-
ohes Einartikulieren, Montage im Artikulator
Aufstellen der Prothesenzähne in Wachs
Anprobe der Wach aufstellung;
Komplettierung der Arbeitsunterlagen filr
das Labor
Endgültige Vermessung; GerüstherstelJung
GeTÜstanprobe
Bei Kenlledy-Klasse I und II*:
*Kunststoffsättel als indiv iduelle Löffel
anbringen
*Kompressionsabformung der Sättel
* Erstellung des Sekundännodells,
• Altered-cast-Modell
Übertragung/Zahnaufstel!ung in Wachs
Anprobe der Wachsaufstellung,
Gesamteinprobe
Fertigstellung in Kunststoff
Anprobe der fertigen Arbeit, Eingliederung
der fertigen Arbeit
Kontrolle
Nachsorge
'nie e eh ritte ind bei einer Altered-Ca t-/Kompression -Abformung durchzuführen.
764 Mod llgus prothetik: Kl inischer und la bortechnischer Ablauf

Literatur
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19 3.
765

34 Einführung in die Geschiebe-


prothetik (mit klinischem und
labortechnischem Ablauf)

34.1 Einleitung
Ge chiebe ind tarre Halteelemente, die aus einer Matrize als äußeres,
umscbließendes Negativteil und einer Patrize als formanaloges , umschlos-
enes lnnenteil (Positivtei l) bestehen. Die Haltewirkung von Geschieben
beruht primär auf Friktion, d. h. auf Haftreibung. Diese kommt durch Kapitel 34
die vorhandene Parallelität zwischen Matrize und Patrize zustande. Unter
Umstä nden kö nnen auch zusätzlich eingebaute retentive Elemente (z. B.
aktivierbare Stifte oder Lamellen, Riegel , Federmechanismen, klemmende
Randwül te) w irksam werden.
Da ein Geschiebetei l direkt (z. B. Innenkonus) oder über eine Krone
sog. P'ri märteiI des Geschiebes) mit dem Pfeilerzahn fest verbunden und
der andere Teil (sog. Sekundärteil) im abnehmbaren Zahnersatz verankert
ist w ird diese Art von Zahnersatz als kombi.niert festsitzend-abnehmba-
rer Zahnersatz bezeichnet. Einen Sonderfall stellen Geschiebe dar, die
über Adhäsivflügel verankert sind (sog. Adhäsivattachments), da hier die
Adhäsivftügel zwar auch fest verankert sind, aber eigentlich nichts erset-
zen" d. h. streng genommen kein Zahn-Ersatz sind (vgl. Kap. 28.5).
Geschiebe werden entweder vom Zahntechniker individuell hergestellt
(og. emipräzisionsgeschiebe) oder industriell vorgefertigt (sog. Präzi-
Ston geschiebe).
Folgende Geschiebearten lassen sich unterscheiden:
• Hülsengeschiebe (Doppelkronen) (s. Kap. 35 und 36)
• TeilhüJsengeschiebe (RS-, RSS-Geschiebe)
• Konfektionierte Geschiebe (semipräzisions- und präzisionsgefertigte
Geschiebe)
• Steggeschiebe und Stegge lenke
• charniergelenke, Resilienzgelenke
• Druckknopf-Systeme (Hülsenstiftgeschiebe) (s. Kap. 35 und 36)

In Deutschland waren im Jahre 2003 etwa drei Viertel der über die ge-
tzl iehen Krankenkassen abgerechneten knapp 1,65 Millionen Ge chiebe
(Präzisionsverbindungselemente) Doppelkronen, während das andere
Viertel sich auf die übrigen Elemente velteilte, wobei etwa 0,43 Mi ll ionen
Te ilhülsengeschiebe und konfektionierte Geschiebe zur Anwendung ka-
men (Kassenzahnärztl iche Bundesvereinigung 2004). Im Rahmen der
Regel ersorgung der gesetzli chen Krankenkassen gehören inzwi schen nur
noch Doppelkronen auf Eckzähnen und den ersten Prämolaren zu den be-
zuschussten Präzisionsverbindungselementen fUr Teilprothe en. Allerdings
werden über Teilhülsengeschiebe und konfektionierte Geschiebe veran-
kerte Teilprothesen als gleichartige Versorgungen anerkannt und der Patient
erhält den seinem Befund entsprechenden Fe tkoste nzuschuss .
766 Einführung in die Geschiebeprothetik

___ _- - -- okklusa le Querrille


-------
- - - - - - ______ • Führung chiene für di
___ - - - - - - Stiftchen der Patrize

' -, okklu ale ch ultcr

parallele,
enkrechte --
Rill n
zerv ikale lufe - - - - Abb.34-1 Prinzip des
parallel gefräste __ -- Rillen- chulter- tift-
Kapitel 34 Reibungsftäch - Geschiebe, Matrize

34.2 Teilhülsengeschiebe
Bei den mit Hilfe der Parallelfrästechnik individuell hergestellten T il-
hülsengeschieben wird das auf den Zahn festzementierte hülsen- oder t il-
kronen artige Innenteil vom Außentei l nur teilweise umfasst. Eine zervikal·
tufe und/oder okkJusale Schu lter sorgt fiir eine definitive Endlage de
am abnehmbaren Zahner atz befestigten Sekundärtei ls (Außentei l). Man
unter cheidet:
• Rillen-Schulter-Geschiebe (RS-Geschiebe)
• Rill n-Schulter-Stift-Geschiebe (RSS-Geschiebe)

Die Rill n der Teilhülsengeschiebe bewjrken eine Verg rößerung d r


Oberfläche und eine Verbesserung der Haftung. Ihnen kommt vo r allem
di Aufgabe zu, die auf dem Primärteil befindliche Matrize gege n horizon-
tal angreifende Schub- und Torsionskräfte zu schützen. Ferner dienen ie
dem Pati nten als Orientierungshilfe beim Eingliedern des Zahnersatze.
Die ist wichtig weil e bei Tei lhüJsengesch ieben - wie auch bei der
Verwendung on industriell vorgefertigten P räzisionsfertiggeschieben -
nur eine in chubrichtung gibt.
Zu ätzl ich ingelötete oder ingelaserte (aktivierbare) Stiftchen (R
Ge chiebe) erhöhen die Retention deutlich und bewirken zudem in
Sicherung gegen Zugkräfte (A bb. 34-1).

34.3 Semipräzisions- und


Präzisionsgeschiebe
Die e Halteeiernente werden nicht indi iduell vom Zahntechnik r h r-
g t IIt ondern ie we rden fabrikmäßig konfektioniert angeh fert. i
ind entwed r angießbar Präzi ion geschiebe) oder werden al au-
brennbar s Kun tstoffteil (Semipräzisionsgeschiebe) zusammen mit d r
Primärre tauration gegos en.
767

Gru nd ätzlieh können die Ge chiebeteile auf verschiedene Arten in die


za hntechni ehe Asbeit integriert werden. Je nach Ge chiebefabrikat ist ent-
weder die Matrize oder die Patrize am festsitzenden Primärteil (in der Regel
Krone aber auch Brückenglied oder Ad häsivflügel möglich) befestigt.
Für die Befestigun g von Matrize bzw. Patrize lassen sich folgende Mög-
lichkeiten unterscheiden:
• Vorgefertigte ausbrennbare Kunststoffteile werden zusammen mit der
Krone in derselben gewählten Legierung gegossen (sowohl hochgold-
haltige al auch Nichtedelmetall-Legierungen sowie Titan können ge-

I. wählt werden).
ind die Ge chiebeteile aus einer angussfähigen Legierung (HSL =
hochschmelzende Legierung) gefertigt, kann der Anguss an ein sol-
ches Geschiebe nur mit einer hochgoldhaltigen Legierung erfolgen.
Dabei spieit es keine Rolle, ob es sich um eine GeLbgold- oder eine Kapitel 34
Aufbrennlegierung handelt. Der Einsatz von NEM-Legierungen ist auf-
grund ihres viel höheren Schmelzintervalls nicht möglich.
• Ein Anlöten von Geschiebeteilen an die Primärkronen ist technisch
zwar möglich , findet aufgrund der mangelnden Präzision bei der
PLatzierung des Geschiebes an die Krone aber kaum Anwendung. Das
An löten von Gesch iebeteilen (aus einer hochgoldhaltigen Legierung)
an Kronentei le die aus NEM-Legierungen gefertigt sind, ist darüber
h inaus aufgrund der fehlenden Diffusion nicht empfehlenswert.
• Die Laserschweißtechnik ist eine anerkannte Technik, um einzelne
Teile in der Zahntechnik miteinander zu fügen. Ähnlich wie beim
Anlöten beschrieben gibt es auch bei dieser Technik Probleme mit
einer exakten Positionierung mehrerer Geschiebeteile in einer für alle
Teile identischen Einsclmbrichtung. Deshalb ist das La erschweißen fur
Ge chiebetei le nicht verbreitet.

Je nach Gesch iebefabrikat kann Patrize oder Matrize im Sekundärteil


austau chbar oder nicht austauscbbar befestigt sein. Die austauschbare
Lö ung wird durch eine Verschraubung (Retentionsschraube) ermöglicht.
Die Verschra ubung hält die aktivierbare Patrize an der Retentionshülse,
welche mit drei Techniken am herausnehmbaren Sekundärteil b festigt
werden kann:
• Anlötung. Voraussetzung für dieAnlötung von Patrize bzw. Matrize an
da . ekundärtei l ist, dass das Element aus einer anlötbaren Legierung
hergestellt ist. Da das Sekundärteil in den meisten Fällen aus CoCrMo-
Legierungen (ModelLgussbasis) besteht, findet bei verwendetem
Goldlot keine Diffusion zum Modellguss statt sondern lediglich eine
mechani che Verb indung. Beim Lötvorgang kann es durch die ther-
mische Behandlung zu einem Verzug der Metallteile (Modellguss und
Patrize) und damit zu einer Beeinträchtigung der Gesarntpassung auf
den Primärteilen kommen.
• Einklebung. Das E inkleben von Patrize bzw. Matrize in das Sekundärteil
ist durch die Entwicklung geeigneter Klebematerialien möglich gewor-
den. Vorau setzung für den erfolgreichen Ein atz dieser Kleber i tein
fe ter und stabiler Verbund zw ischen Kleber und Metallgerüst. Der
Verbund kann sowohl auf chemischem als auch auf mechanischem Weg
erzielt werden. Für eine chemische Verbindung können Silikatisierung/
76 Einführung in die Gesehiebeproth tik

ilani ierung ysteme zur Anwendung kommen (s. Kap. 28.3). Bei pi I
für einen cherni eh härtenden Kleber ist Nimetie-cem (3MEsp) für
einen dual n. KI ber (chemisch und lichthärtend) Attachm nt bond
(H raeu -Kulzer D-Hanau).
• Befestigung durch Sattelkunststoff. Voraussetzung für die rein. In -
hani ehe Befe tigung von Patrize bzw. Matrize im Kunst toff: att I
sind au reichend große mechani e he Retentionen an den zu befe ti-
gend n Teilen.

Die drei genannten Befestigungsrnöglichkeiten gelten auch für nicht au -


tau chbare Matrizen. Bei der nicht verschraubbaren Lösung besteh n
Patriz und Retentionsteil aus einem nicht trennbaren Stück.
Da Matrize und Patrize konfektioniert sind, weisen sie immer etwa
Kapitel 34 piel zueinander auf. Daher s ind zusätzliche retenti ve und stabilisierend
Elemente erforderli ch. Die Retention ist in der Regel durch Aktivierung
d r Patrize einstellbar; die gesch ieht entweder mittels Anziehen ein r
Schraub oder Aufbiegen eine Schlitzes. Bei ande ren Geschieben i t di
Haftung durch Au tau ch eines Kuuststoffgleiteinsatzes variierbar.
Im Hinblick auf die in der Regel klei ne Dimensionierung der beid n
Geschiebeteile i teine Führungshilfe für da Einführen de Zahnersatz
durch den Patienten wünschenswert. Diese Forderung wird erfüllt wenn
in der mit dem Geschiebe verbunden en Krone eine Stabilisierungsfrä ung
(Führung frä ung) mit zervika ler oder okklusaler Schulter angebra ht
wird (sog. mIaut). Der Umlauf geht in eine in dem gegenüberliegen-
den Approximalraum befindliche AxialriLle über, welche in okklusal r
Richtung trichterfcirmig erweitert ist und auf diese Weise als Einschubhilfl
fungiert (lnterlock. eben der Führung hilfe sorgen diese Fräsungen au h
für ein körperliche Fas ung des Pfeilerzahns.
B i den konfektioniert n Geschieben lassen sich intra- bzw. parakoronaJ
Ge chiebe ( og. Profilgeschiebe) on extrakoronalen Geschieben unter hei-
den. Die er tgenannten liegen innerhalb (intrakoronal) bzw. dimension b -
dingt auch leicht außerhalb (parakoronal) der künstlichen Zahnkrone und
leiten die Kaukraft daher weitgehend axial weiter. Aufgrund ihres relati
großen Platzbedarfs ist e bisweilen nicht zu umgehen, den entsprechend n
Pfeilerzahn zu devitalisieren und mit einem Stiftkemaufbau zu versehen.
Pron. lge chiebe können ver chiedene Quer chnitte aufweisen z. B.
T-förmige H-förmige oder ovoid-fcirmige.
xtrakoronale Ge chiebe werde n demgegenüber deutlich außerhalb d r
Krone angebracht. Dadurch mus i. d. R. weniger Zahnhartsubstanz abg-
tragen werden; die Kraftübertragung erfolgt hingegen nicht mehr axial.
In be ondere bei e trakoronalen Ge chi eben ist es wegen der ungün tig n
Pfeil rzahnbela tung wichtig, da s ie an mindestens zwei miteinand r
erb lockten Zähnen angehängt werde n. Die entsprechenden Pfeilerzähne
oUten durch VoJlkronen körperlich gefasst we rden. Ledigl ich we m1 es ich
beim Pfeilerzahn um einen nicht erhöht beweglichen Eckzahn oder Molar
handelt kann aufgrund d r parodontalen Wertigkeit bei ausreichender rn -
chani cher tabilität de betroffi nen Zahne auf eine Verblockung mit d m
achbarzahn erzieht t werd n.
Eine Au nahm teilen auch Ad häsivattachments dar, bei denen in der
R gel eine ~ rblockung mit dem achbarzahn unnötig und wegen d r
769

Gewindekappe
Patrize

Patrize (im
abnehm baren Teil
- de Zahnersatzes
integriert)


.- fT}l
1
chraube zum
Au ta uschen der
rX )«X rvx ~Y
Patrize
, , Matrize mit zwe i
Lamellen
:x ~
c::: .d

'bb.34-2 Bioloc®-G eschiebe, Ab b. 34-3 Duolock®-Gescbiebe, Abb. 33-4 Duolock®-G eschiebe,


zu amrnenge etzl. Einzelteile. zu ammengesetzl.

adhä i en Befestigung keine körperli che Kronenfassung notwend ig ist


(vgl. Kap . 28.5).
Bei all en konfektionierten Geschieben ist auf eine gute Reinigu ngs-
möglichkeit im Bereich der Pfei lerzähne (Freiheit des Interdentalraums
d urch gingivaoffene Gestaltung) zu achten, um konstrukt ionsbedingte pa-
rodontale Probleme zu vermeiden. Aus diesem Grund ist die parakoronale
Ge taltu ng vo n Geschieben in der Regel kontra indizielt . In Sonderf,iII en
könn n Geschiebe auch zwischen zwei künstlichen Kronen (interkorona l)
in Zwischengliedern in oder an Extens ionsgliedern vo n Brücken ange-
bracht werden (Gräber 1992). Von den Hunderten im Ha nde l erhältlichen
vorgefertigten Präzis ionsgeschi eben werden nachfolgend fü nf beispi elhaft
besproc hen.
• Bioloc®-Geschiebe. Das B ioloc®-Geschiebe (Cendres et Metaux,
e H-Biel) ist ein intra- bzw. parakoronales T-Geschiebe, es wird in
Kunststoff vorgefertigt zum Ausgießen in Meta ll geliefert (A bb. 34-2).
In der Patrize, die im herausnehmbaren Zahnersatz integriert ist, befi n-
den sich zwei Lamell en, die durch Spre izen aktiviert werden kö nnen,
o da s hier neben der Friktio n ein zusätzlicher Halt durch K lemmung
erz iel t wird (frikativ-kl emmendes Geschiebe). Die Anwendung des
Bio loc -Gesch iebes ist auch für NEM-Legierun gen und Titan geeig-
net, da hier kein A nguss erfo lgt, sondern die Matri ze aus brenn bar ist.
• Duolock -G eschiebe. Auch das Duolock®-Geschiebe (ZL M icrodent-
Attachrnent GmbH, D-Brekerfeld) ist ein starres intra- bzw .. parakoro-
aale T-Geschiebe (A bb. 34-3 und 34-4). Die Patrize befindet sich in der
Prothese u nd kann durch eine Akti vieru ngsschra ube in ihrer Ha ltekraft
variiert werden. M ittels einer Verschraubung ist die Patri ze aus der fe t in
der Prothese era nkerten Gewindekappe herauslösbar. Das Austauschen
der Patrize ist daher ohne Beschädigung des Kunststoffsattel mögllch.
Duolock -Geschiebe sind wahlweise mit einer Appelldix-A bwinkelung
von 30° bzw. 90° erhältlich. Di ese Wa hlmöglichkeit erl aubt eine

- - -- - -- - - - - - - - - ----
770 Einführung in die Geschiebeproth tik

I
a
Abb.34-5 Z\ ei Variationen der Matrize des Conex®-Geschiebes nach Spang, je\ eil
zu amme nge etzt mit Patrize.

Kapitel 34
Matrize

Konus (frikati v)

Patrize

frikativer retenti r
Konu Konu
Abb.34-6 Conex -Ge chiebe. Abb. 34-7 Conex®- A bb. 34-8 onex®-
Ge chiebe: Konus auf Geschiebe.
E indrehin trument.

Anpassung für unter chiedliche Kieferkammverhältnisse. Das akti-


vi rbare Teil (Patrize) i t mit und ohne Aktivierungsschraube lieferbar.
Im letzteren Fall erfolgt die Aktivierung durch Aufspreizen mit ein m
keilförmigen Instrument.
• CODex -Geschiebe. Das Conex®-Geschiebe nacb Spang (Cendr t
Metau , CH-Biel) i t in einer Version mit frikativem oder retentivem
Konu erfugbar (Abb . 34-5 bis 34- ).
• Preci-Verti x -Geschiebe. Das Preci-Vertix®-Standardgeschiebe ( ka
ertrieb, D-Hannover) ist ein Vertreter der Sem i-Präzisionsge chiebe.
Die stabförmige Patrize besteht au einem ausbrennbaren , T-fcirmigen
Tei I welch sich extrakoronal an der Haltekrone befindet und dur h
Gi ßen in jeder beliebigen Legierung zusammen mit der Krone herg -
teUt wird. Die Matrize besteht aus einem ela ti eben Kunststoffteil und
hält mit iner Klemmwirkung im herausnehmbaren Prothe enteil Abb.
34-9 und 34- 10 . Die e Haltekammer für die Matrize wird passgenau
mittel s eines Platzhalter bei der ModeLlgussherstellung integriert. Die
Matrize ist in drei Friktionswerten (gelb: normal , weiß: schwach r t:
,

em ipräzisiol1s- und Praz ision geschiebe 77 1

Haltever-
längeru ng für
- - - - - - den Parallelo-
meter

austauschbare
- - - - Matrize aus
Kun t toff
T-fönnige
Patrize
bb. 34-9 Die Patri ze de Preci -Verti x®- A bb. 34-10 Das Hi lfste il , mit dem die
e ch iebes be teht aus einem au brennba- Matrize in die Prothese e ingesetzt wird.
ren Kun t toff.

Kapi tel 34 I

rnterl ock-
ge hiebe
Uml auffräsung
I
au tau eh bare Kunststoffmatrize

Patrize de lnter- Sc hubver-


lockgeschiebes teilung arm
in gegossener in gego sener
Legierung Legierung

_bb. 34-11 Preci-Vertix -Geschiebe, in eine Haltekrone A bb. 34- 12 An sicht de ekundärteil s (Modellgusspro-
integr.iert. these) von. basal.

stark) erhältlich und kann bei Bedarf ausgetauscht we rden. U m ein


A usgleiten der Teilprothese (Matri ze) aus der Patrize zu verhindern,
wird da Ge ch iebe in Verbindung mit einem Schubverte ilungsarm
ge taltet (Abb. 34-1 i und 34-12). Da Prinzi p des Gesch iebe besteht
dari n, dass durc h den E insatz einer elastischen Matrize eine gewisse
PUfferwi rk ung zwischen Zahn und Teilprothese erzielt wi rd . Dies
cheint ich günstig auf die Langlebigkeit au zuwirken un d hi lft, tech-
ni sche M isserfolge zu reduz ieren (Studer et a1. 1998) .
• Mini-SG -Geschiebe. Das M ini-SG®-Geschiebe (Cendres et Metaux,
CH-Eiel) i t ein konfektioniertes Stabgesch iebe welches ebenfa ll·
einen austauschbaren Kunststoffgleitei nsatz beinh altet, über den die
Haftkraft eingestellt werden kann (Ab b. 34-1 3 und 34-1 4). Durch zwei
integrierte FührungsrjlIen ist eine sehr gute Stabilität des Geschiebes
gegeben und laut Firmenangaben ka nn auf eine Umlauffräsung verzich-
tet werden. Diese Angaben wurden in einer ln-vitro-U ntersuchung zum
Verscb leißverhalten von Geschieben mi t exzentrischer Belastung bestä-
tigt, in der das Mini-SG®-Geschiebe mit frikati em Kunststoffeinsatz
772

gleitei nsatz
(a ustauschbar
E1JJ
sta bformige Palrize
(Primärteil)

bb. 34-13 inzeHei l de Mini- G®- Abb.34-14 Z u ammengeselzte Miui-


Ge chiebes. G®-Geschiebe (aufgeschnit1en).

Kapitel 34

mit und ohne Umlauf übe r ] 00.000 F üge- und Lösezyklen eine ad-
äquate Haftung aufuries, während bei dem im Vergleich getestetn
Conex -Geschiebe mit fr ikativem Konus ein vorhandener oder fehlen-
der mlauf den Versch leiß und damit die Haftung beeinflusste (Lud\ ig
et aL 2003). Klinische Langzeitstudien an Tei lprothesen, die über da
Min i-SG -Geschiebe, aber ohne Um lauf ve rankert waren, li egen alJer-
ding nicht vor.
Außer einer frikativen Matrizenvers ion des M in i-SG -Geschiebes exi -
tieren noch schraubaktivierbare frikative, retentive und verriegelbare
Matrizen arianten. Das mod ular aufgebaute System kann auch pro -
pektiv in Brückener atz eingebaut werden (verschrau bbare Variant
ohne Kun ststoffeinsatz), wodurch bei einem eventuellen Verlust d
di talen Pfeilerzahnes die anteriore Patrize für die Verankerung einer
Teilprothese weiterverwendet werden kann.

Unter uchungen zum Verschleißverhalten von Geschieben zeigen, das di


beiden letztgenannten Ge chiebe mit Kunststoffgleiteinsätzen ein deut-
lich gün tigeres langfri tiges R tentionsverhalten haben als vorgefertigte
Präzi ionsgeschiebe, bei denen kein Kunststoffeinsatz vorhanden i t und
Metall auf Metall reibt (Koeck et aL ] 993; Wichmann und Kun/ze 199 ).
Bei den reinen M tallgesch ieben kam es schon nach wenigen hund rt
Füge- und Lö ezyklen zu einem deutllehen Retentionsverlust, d rein r-
neut s Aktivieren erforderlich machte, während di e Retentionskraft d r
e ch iebe mit G leite in atz über mehre re tau end Füge- und Lö ezyklen
nahezu kon tant blieb.

34.4 Steggeschiebe und Steggelenke


tegge hi be ind bei nur noch ge rin gem Restza hnbestand oder Impl an~
taten indiziert. ie verbinden zwei oder mehrere Pfeil erzähne oder
Implantate eines K iefer und be irken eine primäre (direkte) Verblockung.
teggescbiebe und teggelenke 773

Abb. 34- ~ 5 teg-Ge chiebe nach Abb.34-]6 teg-Geschiebe nach Abb.34-17 Steg-Ge lenk nach Dolder
Dolder (parallelwandiger Steg). Dolder. Vorfabri zierte Hül se mit und Wirz. Die Hül se beim Aufselzen
Retentionen zur Fixierun g im Kun t- aur den teg (eiförmiges Profi l).
stoff. Dieselbe Hülse kann auch zur
Herstellung einer Steggel Ilk-Prothese Kapitel 34
nac b Dolder verwendet werden.

tegge chiebe bestehen aus einem parallelwandigen Steg (Patrize) owie ei-
ner auf ibm sitzenden Hülse, die im herausnehmbaren Teil des Zahnersatze
erank rt ist. Sie können u. a. bei großen Kammdefekten (Knochen und
Weic hgewebe) indiziert sein, wenn ein Kieferkammaufbau nicht möglich
i t. 0 z. B. nach Tumorresektion oder bei Patienten mit Lippen-Kiefer-
Gaumenspalten . Eine weitere Indikation stellt die Verankerung von Deck-
prothe en (Hybridprothesen) auf Implantaten dar (vgl. Kap. 41.5.4).
Stege können fabrikmäßig hergestellt (konfektioniert) oder individuell
gefräst sein. Sie sollten einen rechteckigen oder einen im okklusalen Bereich
abgerundeten Querschnitt aufweisen. Aus parodontalhygienischen Gründen
wird ein Abstand von ca. 2 mm vom Kieferkamm gefordert. Das bekannte te
konfektionierte Steg-Geschiebe ist dasjenige nach Dolder (1974) (Abb. 34-
15 und 34-16). Eine Modifikation stellt das Steggelenk nach Dolder und Wirz
19 2 dar, das im Unterkiefer indiziert ist (Abb. 34-17).
Es ist durch einen im Querschnitt eifomlig gesta lteten Steg gekenn-
zeich net, wobei die Spitze des Eiprofil s gegen den Kieferkamm zeigt.
Zwi chen dem Steg und der Steghülse (Reiter) wird bei der Herstellung
der Prothese ein halbrunder, I mm starker Draht als Platzhalter einge-
legt, der (zumindest während der ersten Monate der Jnkorporation der
Prothe e) in Ruhelage rnr einen Res ilienzs pielraum von etwa I mm sorgt.
Bei vertikaler Belastung der Prothese w ird dieser Spi.elraum aufgehoben,
o dass es im Stegbereich zu einer dentalen resp. implantä ren Lagerung der
Prothe e kommt. Sofern nur ein Steg vorhanden ist (typi sche Lokalisation
in der ' nterkieferfi:ont zwi ehen den Zähnen oder Implantaten 33 und
43) wei en teg-Gelenk-Prothesen im Gegensatz zu Steg-Geschieben drei

I.
Bewegungsmöglichkeiten auf:
Rotati.on um eine fronto-transversale Achse. Bei bilateraler Bela tung
der distalen Freiendsättel der Prothese sinken diese in di e Mukosa ein
wodurch sich im anterioren Bereich der Reiter um den Steg dreht.
• Rotation UlTI eine agittale Achse. Bei unilateraler Bel astu ng der dista-
len Prothe ensättel senkt sich der Hülsenab chnitt der belasteten Seite
von der Ruheposition ausgehend auf den Steg ab.
• Ve rtikale Translation. Bei bilateraler Belastung der Prothese im anterio-
ren Bereich w ird die Hülse nach kaudal Ri chtung Steg gedrückt.
774 Einführung in die Ge chiebeprothetik

Aufgrund di ser drei Bewegungsmöglichkeiten spricht man auch on


d r limiti rten dreidimen ionalen Bewegung freiheit einer Steg-Gelenk-
Prothe . Sinkt die Prothese nach einigen Monaten Tragezeit ga nz auf den
Steg ab 0 sind die beiden letzten Bewegungsmöglichkeiten nicht m hr
vorhanden während die Rotation um die fronto-transversa le Achse weit r
möglich ist.

34.5 Scharnier- und Resilienzgelenke


Diese gelenkigen Verbindungen gehören im Grunde nicht zu den
Kapitel 34 Geschi ben. ie werden aber aus didaktischen Gründen zusammen mit
ihnen abgehandelt.
Scha rni ergelen ke sind starre Verb indungselemente, die eine Kippung
(Rotation) des Prothesensattels um eine transversale Achse erlauben.
Bei Res ilienzgelenken handelt es sich um bewegliche Verbindung -
elemente, die neben der Schamierbewegung als zweiten Freiheitsgrad
eine vertikale Translation ausfuhre n können, die die im Vergleich zur
Intrudierbarkeit von Pfeilerzähnen (nur ca. 20-50 Jlm) größere Resi lienz
der Kieferkammsch leimbaut (300-500 Jlm) ausgleichen so lL.
All rdings zeigte eine klinisch-experimentelle Studie, dass die Ge amt-
ein enkung der Schleimhaut unter starr abgestützten Prothesensätteln
viel geringer ist a1 eine punktuell gemessene Resilienz eines kleinen
Schleimhautbezirks (Körber 1983). Daher werden d iese Elemente der be-
weglichen Lagerung heute im Al lgemeinen skeptisch beurteilt. Vor allem
be teht die Gefahr, dass sie die zahnlosen Kieferkämme überstark bela -
ten und die e daher in vermehrtem Maße einem Abba u unterworfen ind.
Zudem kommt es nicht elten relativ rasch zu einer materialbedingten
Mind rfunktion dieser Gelenke.

34.6, Klinisches und labortechniscbes


Vorgehen (Tab . 34-1)
ach namnese und Befundaufnahme sowie Anfertigung d r noh en-
digen Röntgena ufnahm n (Orthopantomogramm Zahnfilm-Statu) er-
folgt in Ober- und U nterkiefer mit Hi lfe von konfektionierten Löffeln
ine ituation abformung m it Alginat. Eine Gesichtsbogenübertragung
owie eine Kieferrelationsbestimmung in zentrischer Kondylenpo ition
chließen sich an. Der H r teilung von Studienmodellen im Labor folgt
eine · chädelbezügliche Montage die er Modelle im Artikulator (vgl. Kap.
5). Dort und im Parallelometer findet eine Modellana lyse tatt. Wenn di
ndgültige Diagnose und PI.anung de weiteren Vo rgehens abgeschlossen
ist folgt zunäc hst die Vorbehandlung (Hygienephase und präprothetisch '
Vorbehandlung, nach deren Abschluss eine Reeva luation der intraoralen
ituation.
KJini ehe und labortechnisches Vorgehen 775

ab. 34-. "' ber icht über das klinische und labort chnische Vorgehen.

lator

Diagnostisches
i[jkonschlüssel von Kapite134
Anprobe von Set-up, ggf. zusammen mit
Mock-up auf natürlichen Zähnen, ggf
inlrora[e i
Diagnostische Präparation der Pfeiler-
zähne am Studienmodell, Herst.e.llung von
Schalenprovi orien und Drahtklammer-
Her tel . 'vidtleller Löffel
Prothetische Phase: Präparation der
Pfei ler7lihne, Abformung mit individuellem
Löffel, Auswahl von Zahn farbe und -fonn,
nrclv",nr,'sche der Pfeilerzähne

t bogenübertragung, Kieferrelations-
bestimmung, schädelbezügliches Ein-
artikuli im Artikulator
Wax-up, Set-up, Her teilung der Primärteile
(Kronen mit daran befindlichen Geschiebe-

Anprobe der Pnmärtetle, Remontage-


abformung mit individuellem Löffel

Vel-hll~ndungen der

Anprobe de r verblendeten Primärteile im


Rohbrand
Fertig teilung der Verblendung,
Duplikatmodell, Her teilung des
Modell därte
Anprobe des Modellgu sgerusts zusam-
men mit den verblendeten Primärteilen,
776 Einftihruug in die Geschiebeprothetik

Die proth ti ehe Phase der Behandlung wird durch ein diagno ti h
Wax-up und ein diagnosti che Set-up am Studienmodell eingeleitet. Üb r
da in der Rege l additi e diagnostische Wax-up wird bei angestrebten
eränderungen im Frontzahnbereich ein Silikonschlüssel gefertigt d r zur
H r teilung eines Mock-up verwendet wird (vgl. Kap. 29.22). Set-up und
ggf. Mock-up werden am Pati enten anprobiert und - falls notw ndig - mo-
difiziert und die e Modifikationen über einen Silikonschlüssel festg hal-
ten. Im Labor chließt sich eine diagnostische Präparation der Pfeilerzälme
an die sich in ihrem Ausmaß am Wax-up bzw. anprobierten Mock-up
orientiert. Zum Zwecke der provisorischen Versorgung des Patienten bi
zur Eingl iederung der neuen prothetischen Arbeit ist in vielen Fällen di
Her teIlung vo n Schalenprovisorien oder Drahtklammerprothesen notwen-
dig. Diese werden entsprechend dem anprobierten Mock-up und Set-up
Kapitel 34 gestaltet und dienen so eh on zur Austestung aller in der definitivenArb il
geplanten ästh tischen und funktionellen Veränderungen. Sind keine grö-
ßeren Verände run gen geplant, kann oftmals aber auch eine bereits vorhan-
den Prothe e nach leichten Modifikationen, wie z. B. dem Anbringen on
handgebogenen Klammern oder lokaler Erweiterung nach Extraktion n
einzelner Zähne, als Interimsersatz weitergetragen werden. Zusätzlich er-
folgt im Labor die Herstellung individueller Löffel für die Abformung d r
präparierten Zähne und des Kieferkamms .
Die Präparation der Pfeilerzähne wird unter Zuhilfenahme des on
Wa -up oder Mock-up erstellten Silikonschlüssels durchgeführt und e
folgen Pfeilerzahnabforrnung, die Auswahl von Zahnfarbe und -form 0-
wie die provsorische Versorgung. Im Labor erfolgt die HersteJlung d r
Arbeit modelle und neuer Registrierschablonen.Am Patienten schließen ich
dann ei ne Gesicht bogen übertragung und eine Kieferrelationsbe tlmmung
in zentrischer Kondylenposition an. Die schädel bezüg liche Montage d r
Arbe itsmode lle (SägemodelJ mit Splitcast) im Artikulator so llte durch den
Behandler elbst rfolgen. Im Labor werden Wax-up und Zahnaufstellung
in Wach unter Zuhilfenahme der Silikonschlüssel von Set-up und Mock-up
au geführt, und es werden die Primärteile, d. h. die Kronen mit den darin
befindlichen Geschiebeteilen,. hergestellt.
Bei der Anprobe der Primärteile am Patienten werden Pa un g,
Rand chlu ,Konturierung sowie statische und dynamische Okklu ion
/ überprüft. Sollten mi.teinander verblockte Kronen (z. B. ein Frontzahn-
kronenblock) nicht spannungsfrei s itze n oder schaukeln kann di
Verblockung ggf. an iner geeigneten Stelle mit einer dünnen Trenn cheib
getrennt und - sofern die Einzeltei le gut passen - intraoral mit einem rück-
tand 10 aus br nnbaren Kun tstoff(z. B. Pattern Res in ; Ge InternationaL.
D-München) neu fixiert werden. Mit einem individuellen Löffel folgt üb r
die Primärteile eine Fixationsabformung mit Polyäther-Gummi-Ma e.
a h dieser Remontageabformung werden im Labor Remontagemodell
und neue Regi trierschablonen hergestellt. Die Arbeit modelle 011-
ten orzugsw ise m it inern Split-Cast-Sockelsystem ausgestattet in,
um in pätere Dublierung der Modelle in feuerfestem Modellmaterial
(inbettma nmodeII) zu rleichtern. Wurde eine intraorale Trennung und
eufixierung verblockter Kronen · orgenommen i t zu überprüfen ob di
parallelen Geschiebeante il e noch parallel sind oder durch Nacbfräsung pa-
ralleli iert werden können. Ist das nicht mög li ch, ist di e Neuanfertigung d r
Klini ehe lind labortechnisches Vorgehen 777

Primärt ile nach erneuter Pfeilerzahnabformung notwendig. Eine erneute


Ge ieht bogenübertragung und Kieferrelationsbe timmung wird au ge-
ruhrt. An chließend werdendieArbeitsmodeUe in den Artikulator monti rt.
Lm Labor werden die Primärteile keramisch verbl.endet. Die verblen-
deten Primärteile we rden im Rohbrand am Patienten anprobiert. Danach
werden die Keramikverblendungen im Glanzbrand fertig gestellt und ggf.
nochmals anprobiert. Die Herstellung de Sekundärteils (Modellgus gerüst)
ollte erst erfo lgen, wenn keine weiteren Keramikbrände mehr notwen-
dig ind da bei jedem Keramikbrand Oxidsehiehten auf dem Metall der
Primärteile entstehen, die entfernt werden müssen. Wäre das Sekundärteil
zu die em Zeitpunkt schon hergestellt, würde die Präzision seines Sitzes
auf dem Primärtei I mit jedem Keramikbrand lei.den.
Auf einem Duplikateinbettmassenmodell wird das Modellgussgerüst
herge tellt und daran werden die Sekundäl1eile der Geschiebe befestigt. Kapitel 34
Die verblendeten Primäl1eile und das Modellgussgerüst werden am
Patienten anprobielt. Das Gerüst muss spannungs- und sehaukelfrei ein-
etzbar ein .]n der Regel sollten die das linke und rechte Geschiebe tra-
genden Kro neneinheiten nicht miteinander verblockt, sondern als zwei
eparate Einheiten gestaltet werden (z. B. 13-1l und 21-23 bei Fehlen
der lateral,en chneidezähne). Es sollte dann überprüft werden, ob nach
bnehmen der Arbeit von dem Modell der ApproximaLkontakt zwischen
den beiden Einbeiten bzw. deren Abstand unverändelt bleibt, wenn dass
Modellgussgerüst auf den Geschieben der Primärteile sitzt. Bei herstel-
lung technisch bedingten Spannungen des ModeUgussgerüstes verändert
ich die Position der beiden E inheiten nach Abnahme der Arbeit vom
Modell. In di,esen Fällen muss die Arbeit an das Labor zur Korrektur
zurückgegeben werden. Lage und Passung der großen Verbinder sowie
das Ausmaß der Retention der Geschiebe werden überprüft. Bei kleinen
Verbindern ist auf eine parodontal freundliche Gestaltung derselben zu
achten. Beim großen Verbinder im Oberkiefer (Transversal band) ist sein
spaltfeier Sitz zu überprüfen (Spiegel di stal anlegen!), während beim gro-
ßen Verbinder im Unterkiefer (S ubLingualbügel) auf einen ausreichenden
Ab tand zum AJveo larkalnm und dem marginalen Parodontium zu ach-
ten ist (vgl. Kap. 30.6). 1m Sattelbereich des Modellgussgerüsts muss ein
cbarfkantiger Übergang zum späteren Sattelkunststoff vorhanden ein.
ind Gestaltung und Passgenauigkeit von Primär- und Sekundärteilen be-
friedigend, sollte eine nochmalige Ko ntrolle der registrierten Kieferr,elation
und der Modellmontage vorgenommen werden (RegistratkontroJle). Di es
kann über einen auf den Sattelanteilen angebrachten Wall aus Kunststoff
oder extra hartem Wachs geschehen, auf dem die Übereinstimmung der
Okklusion im Patienten und im Artikulator überpüftwird. Ggf. muss erneut
registriert werden und die Modelle müssen neu montiert werden.
Liegt ei ne ein- oder beidseitige Freiendprothese vor so kann, nach ent-
sprechender Vo rbereitung der Sättel des Modellgussgerüsts, eine Altered-
cast-Abformung durchgeführt und ein entsprechendes Sekundärmodell
herge tei lt werden (s. Kap. 33 .12). Dann werden die Zähne in Wach auf
da ModeUgussgerüst aufgestellt.
Nach der Wachsanprobe am Patienten, bei der statische und dynarni-
ehe Okklusion, Ästhetik und Phonetik kontrolliert werden, erfolgt die
f ,ertig teilung in Kunststoff. Bei der Anprobe der fertige n Arb it werden
77 Einfiihrung in die Geschiebeprothetik

J
Ka pitel 34
Abb.34-18 Beim Abnehm n einer über Präzision geschi ebe vera nkerten Teilprothe e
ollte der Patie nt die Pfeilerzahnkronell mit zwei Fingern (evtl. den Daumen) okklu al
bz\ . inzi al gegen den Abzug sichern .

neben den o. g. Pu nkten die Retentio n und die parodontalfreund liche


Gestaltung der Gerüstteile überprüft und ggf. angepasst. Nach Zementierung
der Primärteile wird der Patient entsprechend der bei Modellgussprothetik
geg benenHinwei ein truiert (Kap. 33.15)und in ein Nachsorgeprogramm.
aufgenommen gl. Kap. 45).
Ein e Be onderheit bein haltet die Instruktion des Patjenten zum Ein-
undAu gliedern der Teilprothese, da es aufgruod der extrakorona len Lag
d r Geschiebe bei ungeschickte r Handhabun g zu extremen Hebelkräften
kommen kann die Retentionsverluste und Pfeilerzahnfrakturen zur Folg
haben können. Beim Abnehmen der Teilprothese so llte der Patient daher die
di talen Prothe en ättel pfeil rzahnnah m it zv;rei Fingern beidseits gleich-
mäßig enkrecht abziehen und dabei gleichzeitig d ie Pfei lerzahnkronen mit
zwe i weiteren Fingem (e tl. den Daumen) okklusal bzw. inzisal gegen den
Abzug sichern (Abb. 34-18).
Vor allem bei langen Freiendsätteln mit einem anterio ren Kronenb lock
kann 0 die G fahr eine Retention verlustes der endständigen Pfei lerzahn-
krone ermindert werden. Beim. Eingliedern der Arbeit soHte der Patient di
T ilprothese di rekt auf den Geschieben (und n icht auf den di talen Sätteln
bi in ihre Endpo ition fügen. Keinesfa ll darf er d ie Tei lprothese nur leicht
auf: etzen und dann durch Zubeißen in ihre End lage bringen . ach entspr -
ch nder fn truktion ollte der Patient da Ein- und Au gliedern or inem
piegel unter nleitung üben .

34.7 Langzeitergeb nisse mit


geschiebeverankerten Teilprothesen
nerell liegt d i durch chnittliche Funktionszeit on herausnehmbarem
Zahner atz mit bi ] 0 Jahren (VermeLden 1984) de utl ich geringer als die
von fe t itzendem Brückener atz die bei etwa 20 Jahren liegt (Kel" eh baum
a

Langzeitergebnis e mit geschiebe erankerten Teilprothe en 779

2004. Langzeitergebniss au kontrollierten und randomisiert n klini eh n


tudien zu Tellprothe en die über Präzisionsgeschieb (Attachments) und
andere Verbindungselemente verankert ind liegen bisher ebenso wenig
or wie Metaanalysen von klinischen Studien mit diesem Therapi mittel.
'Vergleicht man allerdings die publizierten Überlebensraten von über
Geschiebe verankerten Teilprothesen mit denen von über Gussklammern
verankerten Prothesen, so ergeben sich bezüglich der Überlebensrat n keine
klini eh relevanten Unterschiede zwischen den Verbindungselementen.
So kamen Vermeulen (1984) und Verm eLden et al. (1996) in einer
achunters uchung an Patienten die mit unterschiedlichen Formen von
herausnehmbarem Zahnersatz versorgt waren, zu folgenden Ergebnissen:
Jm Oberkiefer mussten nach fünf Jahren bei 25 % und nach zehn Jahren bei
55 % Te taurative Maßnahmen durchgeführt werden. Für den Unterkiefer
lauteten die entsprechenden Zahlen 35 % bzw. 60 % . Nach acht Jahren Kapitel 34
waren noch 50 % der geschiebeverankerten Teilprothesen in situ, wobei
Freiendprothesen eine kürzere Halbwertszeit aufwiesen. Damit hatten prä-
zision verankerte Teilprothesen eine kürzere Lebensdauer als gussklam-
merverankerte Teilprothesen, deren Halbwertszeit in dieser Studie erst
nach 10 Jahren erreicht war. Frakturen und Korrektur n betrafen vor allem
Freiendprothesen: Nach fLinf Jabren wiesen 16 % der Prothesen Frakturen
auf. Sättel mussten bei Freiendprothesen im Unterkiefer in 71 % (nach
5 Jahren) bzw. 90 % (nach 10 Jahren), im Oberkiefer in 64 % (nach 10
Jahren) korrigiert werden. In fünf Prozent der Fälle wurden die angefertig-
ten Prothesen nicht getragen, wobei zwischen Ober- und Unterkiefer keine
Unterschiede bestanden. Hinsichtlich Knochenabbau und Zunahme der
Beweglichkeit hatten Pfeilerzähne eine signifikant schlechtere Prognose
als homologe, kontralaterale Nichtpfeilerzähne.
Auch in einer retrospektiven, longitudinalen Analyse fanden Kersch-
baum und Mühlenbein (1987) bezüglich der Überlebensraten von heraus-
nehmbaren Prothesen von privatversicherten Patienten keine Unterschiede
zwi.schen mit Gussklammern und mit Geschieben verankertem Zahnersatz.
Die Beobachtungszeit betmg 8 bis 9 Jahre.
In einer Nachuntersuchung von 53 über T-Geschiebe verankerte
J:ei lprothesen (mittlere Beobachtungszeit 6,7 Jahre, Zeitspanne der Trage-
z,eit 2 Monate bis 25 Jahre) betrug die Misserfolgsratenach 5 lahren 25?? %
nach 10 Jahren 29,0 % und nach l5 Jahren Beobachtungszeit 53 ,3 % (Owall
199 1i 1995). Diese außergewöhnlich guten Ergebnis e lassen sich mög-
licherweise mit einem guten Nachsorgeprogramm und der doch relativ
kf,einen Fallzahl von Teilprothesen mit langer Beobachtungszeit erklären.
1n einer retrospektiven Untersuchung an ]] 2 Patienten mit 130
kom biniert festsitzend-herausnelunbaren Restaurationen (mittlerer
Beobachtungszeitraum: 6 Jahre) lag die errechnete Erfolgsrate bei insge-
amt 61 ,5 % (Studer et a1. 1998). Biologische Misserfolge waren mehr als
dreimal 0 häufig wie technische Fehler, dabei ragten Pfeilerzahnfrakturen
als dominierender Einzelfaktor heraus (29 Fälle). Ein signifikanter
Unter chied in den Überlebensraten bestand in der Art der erwende-
ten Geschiebe. In der Gruppe sehr starrer Geschi be (0. = 76) betmg di.e
m it der Kaplan-Meier-Methode berechnete 8-Jahres-Überlebensrate nur
3'Ü 1 %, während sie bei Verwendung weniger starrer Geschiebe (n = 54,
Geschiebe individuell gefräst oder mit Plastikeinsätzen) nach dieser Zeit

__ J.IIII
780 Einführung in die Geschiebeproth tik

9 1 % b trug. Zu der Gruppe der wen iger tarren Geschiebe gehört n


all rding auch Adhä ivattachments, wodurch erklärbar i t das in die r
Grupp deutlich weniger Pfeilerzahnfrakturen auftraten als in der starren
Gruppe mit au chli eßl ich Kronenpfei lern. Leider wurde die Anzahl d r
Adhä ivattachment in die er Studie n icht angegeben .
.. ber klinische Langzeitbefunde von Steg-Gelenk-Prothesen b -
richtet n zu ammenfa send Dolder und Wirz ( 1982). Sie kamen zu der
ehlu folgerung, da s durch d ie Ei ng li ederung einer Steg-Gelenk-
Proth e die Inkorporation einer Totalprothese um zehn und mehr Jahr
hinausgezögert we rden kann.
Z usammenfa . end lä st sich feststellen, dass es bislang keinen
achwei dafür gibt, da s präzisionsverankerter Zahner atz hinsichtlich d r
Le bensdauer klamm rverankertem Zahnersatz überlegen ist. Verglichen
Kapitel 34 mit klammerverankerten Teilprothesen liegen die Vortei le von präzision -
verankertem Zahn er atz in be ondere in der be eren Ästhetik und in d m
höheren Patientenkomfort.
1n einer mu ltizentrischen Studie an 215 Patienten, an der 14 protheti-
cheAbteilungen deut eher Universitäten beteil igt sind (Walter et a1. 2001)
werden über M ini-SG-Ge chiebe verankerte Teilprothesen zur Versorgung
beid ei tig verk ürzter Zahnreihe n verglichen mit der N ichtversorgung
bei feh lenden Molaren (Therapiekonzept der verkürzten Zahnreihe;.
Käyser 1994). ach drei Jahren Beobachtungszeit waren weder bezüg-
lich d rEtraktionsraten noch bezüglich der Lebensqualität signifikante
Unter chiede zw ischen diesen beiden Versorgungsfo rmen nachwei bar
Walter et al. 2010 ' Wolfart et a1. 2009).

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I

/
783

35 Geschiebeprothetik:
Doppelkronensysteme
- Einführung

35.1 Einleitung
Doppelkron n be tehen prinzipiell aus einer inneren Krone (auch
Primärkrone oder] nnenanker genannt) die auf dem Pfeilerzahn festzemen-
tiert wird und einer Außenkrone (auch Sekundärkrone oder Außena nker
genannt), an der der (in der Regel) abnehmbare Teil d Zahnersatze
rankert ist. Doppelkronen ge lte n schon eit langem als bewährte
Verankerungselemente in der zahnärztli chen Prothetik. Sie w rden in er tel'
Linie zur Befestigung von ab nehmbaren Teilprothesen und abnehmbaren Kapitel 35
Brücken verwendet können aber in seltenen Fällen auch zum Ausgleich
on Pfeilerzahndivergenzen bei festsitzenden Brücken indiziel1 sein (vgl.
Kap. 23.4.2).
Doppelkronen erfreuen sich vor allem im deutschsprachigen Raum
und in Japan großer Beliebtheit (Öwall et al. 1995). So waren im Jahre
2003 mehr als die Hälfte der in Deutschland eingegliederten Tei l-
prothesen über Doppelkronen verankert und drei Viertel aller einge-
etzten Präzi ionsverankerung elemente waren Dopp Ikronen (Kas en-
zahnärztliche Bunde vereinigung 2004). Inzwischen gehören im
Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) jedoch nur noch
Doppelkronen auf Eckzähnen und den ersten Prämolaren zu den bezu-
chu ten Präzisionsverbindung elementen für Teilprothe en. Zu ätzlieh
werden Doppelkronen bezuschu t, wenn nur noch ein Restzahnbestand
von bi zu drei Zähnen besteht und entweder eine parodontal ab ge tützte
Prothese mit einer Modellgussbasis oder eine Cover-Denture-Prothese
(Hybridprothese mit geschlossener Gestaltung) angefertigt wird. Aufgrund
die er Be chränkungen in der Bezuschussung dürfte in den letzten Jahren
die Anwendu ng von Doppelkronen deutlich zu Gun ten von Gu klammern
zurückgegangen sein, da letztere für die anderen Fäll e die Regel ersorgung
dar t lien. Genauere Zahlen hierzu sind aber nicht mehr verfügbar da
eit 2005 in der GK V nur noch die Befunde nach dem befundkosten-
orientierten Fe tko tenzu chuss-S y tem erfa st werden , nicht aber die
tatsächlich eingegliederten prothetischen Therapiemittel (Gemeinsamer
Bunde 'au 'chu " 2009).
fn anderen Ländern , so z. B. auch in Nordamerika , teilen hinge-
g n über Gussklammern verankerte Teilprothesen schon seit langem
di e tandardversorgung dar und Doppelkronen werde n nur Iten zur
Verankerung von Teilprothesen herangezogen (Bums etal. 1989). Dies erk lärt
ielleicht, warum in aktuell en angloamerikanischen Prothetiklehrbüchern
in der Regel Doppelkronen als Verankerungsmöglichkeit keine Erwähnung
fi nden (McGivney und Castleberry 1995; Ro enstiei et al. 2006; Phoenix
et al. 2008). Nach Körber (1988) können Doppelkronen prinzipiell nach
dem Kro nenantei l, ihrer Form oder ihrem Haftmechanismu unterschie-
784 Ge chiebeprothetik: Doppelkronen y teme - Einfuhrung

ZyJindeneleskop Konu kro ne Re ilienzteJe kop Ovoid form undefinierte Form

Kronenanteil Haftmechanismus
--------'

-~ Itelc kop Teilteie kap Friktion Konuspassung zu ätzliehe


Retentionselemente
::5-\ Eintei lung der Doppelkronen nach Körber ( 198 ). (z. B. Friktion lifte)

den we rden (Abb. 35-1 . Doppe lkronen ysteme haben gegenüber anderen
Verankerung lementen vor all m Vortei le hin ichtlich funkt ional ität und
Praktikabilität wä hr nd ihre ä thetische Wirkung oftmals u nzureichend i t
(Free meyer 1987).

35.2 Vor- und Nachteile von Doppelkronen


Hauptvort ile der Doppe lkronen gegenüber Gussk lammem und vie l n
orgefertigten Präzi ion verankerungselementen ind die streng körp r-
liehe Fa ung der Pfe ilerzähne sowie di e rntegri erung vo n Stütz- Halte-
7 5

Führung - Kippmeider- und Scbubverteilung funktion in ei nem einzi-


g n Kon truktionselement (Freesmeyer 1987; Körber 19 . Kern 1999).
ad urch da keine zusätzlichen Elemente die e Funktionen übernehmen
mü en ind sowohl Planung a] auch Her tellung von mit Doppelkronen
erankertem Zahnersatz im Vergleich zu anderen Arten des herausnehm-
baren Zahner atze vereinfacht. Bei gussklammerverankertem Zahnersatz
zum Bei piel müs en vi.ele der o. g. Funktionen durch di richtige
Planung und Ausführung der Klammem erzielt werden (vgl. Kap. 31 und
32)' h rkömrnliche extrakoronale Geschiebe benötigen eine zu ätzl iehe
Umlauffräsung, um eine ausreichende Stütz- und Führung funktion zu
gewä hrlei ten (vgL Kap itel 33.3). Pa . genaue Doppelkronen hingegen er-
rullen die e Funktionen optimal.
Ein praktischer VOJ1ei i von Doppelkronen besteht darin dass durch die
unb dingte bnehmbarkeit des gesamten Zahnersatzes die häu liehe Mund-
und Proth enhygiene er! ichtert wird. Di erl eichterte Hygiene kann vor
allem bei behinderten oder älteren geriatri ehen Patienten der entsch idende
p kt für die Anwendung von Doppelkronen ein (Stark und Kern 2002). Ka pitel 35
Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist di gute Erweiterbarkeit
bzw. Umarbeitbarkeit des Zahnersatzes nach Verlust eines oder mehrerer
Pfeilerzähne zu erwähnen. Im Gegensatz zu gussklammer- oder gesch ie-
beverankertem Zahner atz kann nach der notwend igen Extraktion eines
PfeiLerzahns djeAußenkrone des abnehmbaren Teil.s direkt am Patientenstuhl
mit Kun t toff aufgefti llt und die Arbeit ansch ließend wieder eingegliedert
werden. Die anderen erwähnten Teilprothesen benötigen demgegenüber in
der Regel eine aufwänd igere Umarbeitung im zahntecbnischen Labor.
Hauptnachtejle von Doppelkronen sind die kaum vermeidbare Über-
konturierung der Pfei lerzähne und ihre dam it verbundene unbefriedigende
ä theti ehe Wirkung (Freesmeyer 1987). Fertigungstechniken, die eine
minima le Schichtstärke der Innenkronen und eine Vollverblendung der
Außenkronen ohne breite Metallränder nutzen, haben zu einer ästheti ehen
Verbesserung von Doppelkronen beigetragen (Kern und Woerner ] 991
Korber und Johnke 1992 Kern 1999).
Die unbed ingte Abnehmbarkeit des gesamten Zahnersatzes ruf die
Mundhygiene kann für den Patienten eine psych ische Belastung darstel-
len, Der direkte Anbl ick der Innenkronen nach Abnahme der Prothese
kann owohl bei dem Patienten selbst als auch bei anderen Personen (z. B.
Leben partner Kinder) unangenehme Empfindungen au lösen.

35.3 Zylinderteleskope
Zyl indrische paralle.lwandige Hül senkronen wurden erstma ls 1886
- on Starr für abnehmbare Brücken beschrieben . Vor allem Häupl und
R eichborn-Kjennerud ( 1929) und Böttger (1961) entwickelten die e
Verankerung elemente für die Anwendung in der Teilprothetik entsche i-
dend weiter.
Zylinderteleskope ermöglichen im Gegensatz zu Konuskro nen ei ne
Te ili nte Ab tützung des Zahner atze . In Fällen, wo eine olche bei vi-
786 Geschiebeprothetik: Doppelkronensysteme - Einführung

Abb.35-2 Resi lienzteleskop als Sonderform des Zylinderteleskop . a unbelastet;


b okk lusal belastet.

talen Pfei lerzähnen erwünscht ist, können daher sog. Resilienzteleskope


Kapitel3S
verwendet we rden (Hofmann und Ludwig 1973). Es handelt sich hi f-
bei um modifizierte Zy1inderteleskope mit Spielpassung und okklusalem
Resi lienzspielraum zwische n Innen- und Außenkrone (Abb. 35-2a und b).
Die Indikation von resilient verankertem Zahnersatz ist heute umstrit-
ten. Es zeigte sich, dass der eingearbeitete Resilienzspielraum aufgrund
der Einlagerung der Prothese in der Regel verloren geht, während der
Retention wert dieser Teleskope gering ist. Aus diesem Grunde werden
Resilienzte leskope von den Autoren nicht angewendet. Es existieren je-
doch keine randomisierten kl ini schen Studien, die die starre und resilient
Lagerung miteinandervergli.chen hätten. Daher steht deTwissenschaftlicbe
Beweis bis heute noch aus, ob die Art der Lagerung den klinischen Erfolg
ii berha upt beeinflusst.
Die hauptsächlichen Nachteile der Zylinderteleskope li egen in der
schwierig einstellbaren Friktion, die bei klei nsten Ungenauigkeiten in der
zahntechni ehen Herstellung zwischen Spiel-, Press- oder Übergang -
passung schwankt (Körber 1988). Technisch erscheint es unmöglich, da
ein Teleskop beim Einsetzen und Herausnehmen gut gleitet, in der End lage
aber gut haftet, um sich dann beim notwendigen Abnehmen wieder leicht
lösen zu lassen. Die praktische Erfahrung zeigt aber, dass passgenaue
korrekt eingestellte Zyli nderteleskope trotzdem klinisch langfristig funk-
tionieren. Erklärt werden kann dies u. a. durch Verkantungsphänomene
die schon bei geringen Protbesenbewegungen auftreten und umso stärk r
ind, je mehr teleskopierende Anker vorhanden sind. Beim Abnehmen
einer T leskop-Prothese muss der Patient daher gefüh lvoll alternierend im
Bereich der verschiedenen Doppelkronen an der Prothese im Sin ne einer
" lide and slip" -Bewegung ziehen. Da diese Verkantungsphänomene auch
beim Einsetzen der Teilprothesen auftreten, müssen die Patienten eine
höhere manuelle Geschicklichkeit aufweisen als bei konisch gestalteten
Doppelkronen (Körber 1968; Körber 1988). Durch den langenFilllmngsweg
während der E in- und Au ghed rung vo n Zylinderteleskopen ist zudem
th or ti ch mit einer höheren Materialabnutzung und damit einem höheren
Haftkraft erlust z u rechnen a ls bei anderen Doppelkronenarten. Allerding
zeigen Laborunter uchungen, dass Zylinderteleskope nicht in j edem Fall
schneller ihre Haftkraft verl ieren als z. B. Konuskronen (Geginat 197 .
787

bb. 35-3 Galvanotele kop. Die


ußenkr·one besteht au einem in ein
ekuodärgerüst eingeklebtes Galvano-
käppchen .

Ohkawa et al. i 990). Aufgrund der technischen Schw ierigkeiten bei der
e- a kten Einstellung der Haftkraft von Zylinderteleskopen cheint de- Kapitel 35
ren Funktionsfähigkeit stärker vom handwerk li chen Geschick und der
rfahrung des jeweiligen Zahntechnikers abhängig zu sein als bei anderen
Doppelkronensystemen.

35.4 Galvanoteleskope
Ei ne innovative Entwicklung stel1en die sog. Galvanoteleskope dar, bei de-
llen nach Herstellung des lllnenteleskops ein Feingoldkäppchen mit Hilfe der
Galvanotechnik direkt auf die Innenkrone aufgalvan isiert wird (Diedrichs
und Rosenhain 1991; Wirz und Hoffmann 1999). Das dünne und relativ
weiche Galvanokäppchen muss durch Einkleben in ein Sekundärgerüst
aus NEM- oder extrabarter EM-Legierung stabilisiert werden und stel lt
daher ei ne Art intermediäre Krone dar (Abb. 35-3). Wichtig ist, das da
Gal anokäppchen vo llständig zirkulär und bis in den Randbereich vom
Sekundärgerüst gefasst ist, da sich nicht gefasste Anteile des Käppchen
unter den intraoralen Belastungen defomlieren und zum Abplatzen von
Verblendungen und zum Funktionsverlust des Galvanoteleskops führen
können. Von einer von anderen Autoren empfoh lenen labialen Fell terung
des Sekundärgerüstes (WeigI 1999) wi rd daher ausdrücklich abgeraten. Als
Abflus rillen für den Kleber werden lediglich dünne horizontale Sch litze in
dem Sekundärgerüst angelegt.
Die Passgenauigkeit derartiger Galvanokäppchen ist deutl ich besser
al die von gegossenen A ußenkronen. Dadurch entfällt das bei gusstech-
nisch hergestellten Zylinderteleskopen erforderliche schwierige und zeit-
aufwendige Einstellen der Haftu ng. Die mit weichem Feingold belegten
Haftflächen der Galvano-Teleskope fuhren zu einem sanften Gleiten beim
Lösen un d Fügen der Teilprothesen.
Durch die Verklebung der Galva nokäppchen mit der Sekundärkonstruk-
tion kann aufGerüst-Lötungen verzichtet werden und herstellungsbed ingte
pal1nungen zwischen den Doppelkronen werden verm ieden . Be onders
788 Geschiebeprothetik: Doppelkronensysteme - Einführung

im Ber ich der Implantatprothetik (vgl. Kap. 43.4) kann durch intraoral
Verklebung der Galvanokäppchen ein spannungsfreier Sitz der ge amten
Re tauration erreicht werden ( og. "Passive Fit"). Im Gegensatz zu d n
Primärteilen für Zähne die parallele Wände aufweisen können, mii n
die Primärteile für Implantate mit 1-2 0 leicht konisch gestaltet werden, da
auf dem Modell parallel gefräste Primärteile aufgrund von Abform- und
Model1fehlem im Munde häufig leicht disparallei wären. Bei zahngetra-
genen Galvanoteleskopen führen solche kleinen Ungena uigkeiten - di
im Übrigen auch bei anderen Doppelkronensystemen auftreten - zwar zu
initialen Spannungen die aber durch Adaptationsvorgän ge im Parodontium
inn rhalb weniger Tage ausgegl ichen werden.
Galvanoteleskope werden in Kombination mit herkömmlichen metal-
lischen Innenkronen verwendet, können aber auch mit vollkeramisch n
Primärkronen kombiniert werden; und auch eine konische Gestaltung d r
Innenkronen scheint möglich (Weigl et a1. 1996). Für konische Primärkronen
(s. u.) wurde die Kombination von Glaskeramik für den In nenkonu und
Kapitel 35 Galvanofeingold für den Außenkonus als besonders geeignet angeeh n
(Weigi et al. 1996).
Der achteil der galvanischen Doppelkronen liegt in ihrem no h-
mals . rhöhten Platzbedarf, der durch das 0,2 mm dicke intermediär
Galvanokäppchen bedingt ist.

35.5 Konuskronen
Aufgrund der vielfaltigen praktischen und technischen Probleme on pa-
rallelwandigen Zyl.inderteJ.eskopen wurden von K.-H. Körber im Jahr
1968 konische Doppelkronen eingeführt. Ihre Hauptvorteile liegen in ei-
ner gut be timmbaren Haftkraft der Anker, einer geringen Abnutzung der
Haftflächen und einer leichten Handhabung für den Patienten (Körb r
1988). Die Haftkraft von Konuskronen ist bei Verwendung einer bestimm-
ten Legi rung in erster L inie durch den Konuswinkel defi niert. Unter d m
Konuswinkel versteht man die Hälfte de Kegelwinkels, der sich au d n
zwei einander gegenüber liegenden ko ni schen Wänden ergibt (Abb. 35-4 .
Bei hochgoldhaltige n Legierungen wird der So llwert der Haftkraft von ca.
5 bi 10 bei einem Konuswinkel von ca. 5 bis 6 Grad erreicht (Lenz 19 3,
Körber 19 8 (Abb. 35-5).
Dadurch, dass sich Primär- und Sekundärkrone beim Lösen nahezu ohn
Reibung oneinander trennen, sind die Reibungsphänomene der Kron n
zwi cheneinander sowie Verkantungseffekte minimiert. Das Verhältni on
Löse- zu Fügekraft (LIF) bei einem bestimmten Konuswinkel wird in erst r
Linie von dem dimension losen legierungsspezifischen Haftkoeffizi nten
~O und der Wandstärke der Außenkrone bestimmt, während die Größe der
Kontaktfiäche nur einen geringen Einfluss hat (Stenze! et al. 1980' Lenz
19 2 , 1983). Da Verhältnis LIF beträgt für Re taurationen von klini h
r I anter Dimen ionierung etwa I :3. Praktisch folgt hieraus, da eine
Konuskronenrekonstruktion nur dann ausreichend halten kann, wenn sie zu-
or mit einer ausreichenden Fiigekraft einges tzt wurde. Diese Erk nntni
Konu kronen 789

15 (1 ,5)

10 (1)
Physiologi che
Haftkraftgren ze

5 (0,5)

(kp)
l.-jL-...l...-_---L_ _L - - - L - - - I - - - - L - - - Kapitel 35
r 7.5 0
bb. 35-4 Konuswinkel aJ2 als Abb.35-5 Abhängigkeit der Haflkrat1: von Konu skronen vom
Hälfte eies Kegelw inkels. Konuswinke l aJ2 bei hochgo ldhaltigen Legierungen (nach Körber
1988).

i t vor allem bei Konuskronen im Oberkieferfrontzahnbereich wichtig, bei


denen nur durch ein festes Andrü.cken der Konuskronen-Prothese mit der
Hand eine ausreichende Haftung gewährleistet ist, da die Kaukräfte hier in
der Regel nicht axial wirken .
Ein weiterer Vortei l der Konuskrone besteht darin , dass bei einem
geri ngen okklusalen Freiraum zwischen Primär- und Sekundärkrone
die Haftkraft durch geringe herstellungsbedingte Ungenauigkeiten - im
Gegensatz zum Zylinderteleskop - nicht beeinflusst wird. Dieser okklusale
Freiraum beträgt bei richtiger Herstellungsweise 20-40 /-llTI und ennög-
licht eine Verkeilung der vertikalen Wände von lnnen- und Außenkrone,
oh ne dass sich die horizontalen Flächen berühren. Durch die koni sche
Gestaltung der vertikalen Wände findet die Verkeilung von Innen- Lind
_ußenkrone erst statt, wenn die Außenkrone ihre Endposition nahezu er-
reicht hat. Theoretisch ist die Materialabnutzung dadurch im Vergleich zum
Zylinderteleskop verringert.
Trotzdem wurde gezeigt, dass auch die Haftkraft (= Lö ekraft) von
Konu kronen im Laufe ei ner längeren Tragezeit (bei gleicher Fügekraft)
abnimmt (Bättger 1978; Stenze! et al. L980). Wurde die Haftkraft aber
anfänglich im oberen physiologischen Bereich eingestellt, dann ist diese
Abnahme k li nisch in der Regel unbedeutend.
ac hteile der Konuskronen sin d, dass Langzeiterfahrungen nur
mit hochgoldhaltigen Legierungen vo rl iegen und dass eine ästhetische
Ge taltung der Kronenkontur und des zervikalen Absch lu srands schwierig
j t.
790 G schiebeprothetik: Doppe1kronensysterne - Einführung

Abb. 35-6 Doppelkronen mit Friktion sstiften. a fnnenkrone mit Führung rille' b Auß n-
kron e mit gesc hlitztem Friktionsstift (I nnenan icht).

Kapitel 35
35.6 Doppelkronen mit zusätzlichen
Retentioßselemen ten
Die Anwendung von Stiftehen zur Verbesserung der Friktion von parallel n
Teleskopen ist schon seit längerer Zeit bekannt (Böttger 1961; Böttger und
Gründler 1978). In Zusammenhang mit den Kostendämpfungsgesetzen
in den 1980er Jahren und der damit häufigeren Verwendung von icht-
edelmetallegierungen (NEM) auch für Doppelkronen gewann der Ein atz
von Friktionsstiften zum Erreichen einer exakt einstellbaren Haftkraft on
EM-Doppelkronen vermehrt an Bedeutung (Weber et al. 19 8; Web r
1989) denn aufgrund der spezifi chen gusstechnischen Probleme der NEM-
Legierungen und der er chwerten Kaltbearbeitung ist die Einstellung ein r
gena uen Friktion erschwert und mehr zufall sbedingt (Weber et al. 19
Müller 1990). Da die ausgeprägten Oxi.dschichten dieser Legierungen nach
dem Gu s entfernt werden müssen, ist die für den Halt von Konuskronen
oder Zylindertele kopen wichtige exakte Passung nur schwer erreichbar.
Mittel der Funkenerosionstechnik ist es möglich, nach dem Aufpa n
der ekundärteile auf die Innenkronen ca. 0,7 bis 0,9 mrn dicke paral-
lele Kanäle in die Restauration zu erodieren , die als Rillen je zur Hälfte
in der Außenwand der Innenkrone und der lnnenwand der Außenkrone
lieg 11. In die Rillen der Außenkro nen werden dann entsprechend dimen-
sionierte (evtl. ge chlitzte) Friktionsstifte eingelötet (Abb. 35-6a und b).
Vorteile ergeben sich dadurch für die EinsteIlbarkeit der Friktion und für di
Dirnen ionierung der Tnnenkronen. Diese benötigen nur noch eine relati
kJ ine Fläche die (im Approximalraum) parallel gestaltet werden mu
Dadurch können die übrigen Kronenanteile entsprechend der Fonn d
Zahn tumpfs minimal dünn gestaltet werden.
Ein we iterer Vorteil , der ich durch die Verwendung von EM-
Legierungen ergibt be teht darin, dass für die Doppelkronen und da
Modellgu sgerüst die gleiche Legierung verwendet werden kann .
Damit werden uner ünschte e lektrochemische Vorgänge die durch
die Verwendung ver chiedel1er Legierungen in der Mundhöhle verstärkt
ablaufen können, minimiert.
D ppelkronen mit zu ätzJichen Retentionselementen 791

b:b. 35-7 Funktionsprinzip der Reten- Innenkrone Außenkrone


tionskügelchen.

Kapitel 35
achteile dieser Methode sind das technisch aufwendige Vorg hen und
die noch feh lenden Langzeiterfahrungen. Bei Gestaltung der Kaufiächen
m EM ist zudem die hohe Härte dieser Legierungen zu berücksichtigen .
Weitere Möglichkeiten zur Verbesserung der Retention von Doppel-
kro ne n bestehen in der Anwendung von Retentionselementen die in
Mulden an der fnnenkrone einschnappen. Auch diese Methoden wurden
chon früh für Zylinderteieskope (Hofmann und Körber 1961) und fii r
Resilienzteleskope mit Spielpassung beschrieben (Lehmann 1971).
in modernes Beispiel hierfür stellen vorg fertigte Retentionselemente
dar bei denen z. B. federnd gelagerte Kügelchen in entsprechende R ten-
tion ku hlen an den Innenkro nen einschnappen (TK-Snap-System; Si -tee,
D-Hagen, Abb. 35-7). Da diese Elemente konstruktionsbedingt alleine eine
gute Retention liefern , können die Doppelkronen mit SpieLpa sung her-
gestellt werden. Dadurch kann das Sekundärgerüst mit den Außenkronen
un d den Verbindungselementen aus einer Legierung im Einstückguss
hergestellt werden (Lehmann et a l. 1996). Bei die en sog. " Marburger
Doppelkronen" kann auf Lötungen oder andere Verbindungstechniken zu m
Mod L1gussgerüst ganz verzichtet werden. Bei dieser Technik ist auch eine
resi~]e nte Lagerung der Prothese möglich, indem die Retention kuhlen in
E inschubrichtung oval gestaltet werden. Der Einrasteffekt derarti g retentiv
verankerter Teilprothes n hat fLir die Patienten den positiven Neb neffekt,
dass sie beim Ei nsetzen der T ilprothese das Einschnappen der Elemente
spüren, was als angenehm empfunden wird und in der Regel ei n Geruhl
der Sicherheit gibt. So lche Elemente können auch nachträglich eingebaut
werden und so die Funktionstüchtigkeit von Doppelkronenprothesen mit
verloren gegangener Retention wiederherstellen.
4

792 Geschiebeprothetik: Doppelkronensysteme - Einfiihrung

35..7 Verblendung von Doppelkronen


Generell ist die ästbetische Gestaltung von Doppelkronen aufgrund ihrer
Ge amtsch ichtstärke durch das doppe lte Kronengerüst und die zusätzlich
Verblendung erschwert. Körber (1988) gab :für die Gestaltung von ver-
blendeten Konuskronen Empfehlungen , deren Hauptmerkmal die labiale
Ausfü hrung der Kronengerüste mit minimaler Schichtstärke ist (Abb. 3 ~-
8a). Durch die geforderte Metallumfassung des Innenkonus ergibt sich ein
Meta llrand von deut li ch über 1 mm Gesamtbreite. Ein so breiter Metallrand
wird sichtbar sein, wenn man die aus parodontalprophylaktiscben Gründen
erhobene Forderung erfüllen will, dass der Kronenrand im ästhetisch wich-
tigen Bereich maximal 0,5 bis 1 mm subgingival angelegt werden darf. Ein
sichtbarer Metallrand z. B. in der Oberkieferfront kann nicht befriedigen.
Daher sollten verblendete Doppelkronen in einem modifiz ierten Design
(A bb. 35-8b) hergestellt werden (Kern und Woerner 199 ]), das in der
Kapitel 35 nachfo lgenden Aufzählung für Konuskronen zusammengefasst ist, aber
auch rur andere Doppelkronenarten entsprechend verwendet werden kann.

Merkmale verblendeter Konuskronen nach Körber (1988) (Abb. 35-8a):


• vertikale Randumfassung des Innenkonus von ca. ) bis 1,5 mm
• labialer Abschnitt nur als Folienbedeckung des Stumpfes in Mindest-
gussstärke von 0,25 mm
• deutliche Wiedergabe einer Hohlkehlung im Inn enkonus
• Konuswinkel verkleinert im Bereich 4- 50 j e nach Flächenverlust
• Orale Umfass ung bildet mit der labialen Unterhälfte den vorgege benen
KonuswinkeL
• Den größten Haftflächenanteilliefem di e ApproximaIflächen .

Merkma le von Konuskro nen mit optimierter Ästhetik (A bb. 35-8b):


• Stufenpräparati on oder ausgeprägte Hohlkeh lpräparation (labi al 1 0
bis 1,2 mm)
• Innenkonus labial mit nachgefräster Stufe olme Randumfassung
• verk leinerter Ko nuswinkel im Bereich von 4 0
• Anwendung mechano-chemischer Verb undsysteme für die Verblendung
der Außenkrone (Verzicht aufMakroretentionen in ästhetisch wichtigen
Bereichen)
• Vol lverblendung von Front- und Seitenzähnen mit Komposit- Verblend-
kunststoffen

Die auf diese Weise gestalteten Ko nuskronen weisen einen insgesamt


ca. 0,5 bi s 06 mm breiten Meta ll rand auf. Dieser lässt sich in ästhetisch
wichtigen Bereicben subgingi va l "verstecken" . Es wurde gezeigt, da
der Randschl uss solcher Innenkronen klinisch besser als 50 )lm sein kann
obwohl es sich um gegossene Restaurationen auf ei ner Stufenpräparation
hande lt, fiir die im Allgemeinen eine Abschrägung der Stufe gefordert wird
(Kern et a l. 1993).
Somit scheint die klinische Passgenaui gke it di eser modifizierten
Innenkonuskronen kein Problem darzustellen. Die Vollverblendung von
Konuskronen, d. h. der Verzicht auf e ine Schneidekantenumfassung
zum Schutz des Kunststoffs und stattdesse n eine Kauflächengestaltung
793

blJ. 35-8 Verblendete


Konuskro nen. a nach
Korber; b modifizi.erte
Design.
Kapitel 35

i.n Kunststoff, erscheint durch die Entwicklung hochabrasio nsfester


Verblendungskunststoffe auf Kompositbasis mögl ich. Deren Abrasions-
werte sind deutlich geringer als die der frühen PMMA -Verblendkunststoffe
und liegen teilweise schon in der Größenordnung vo n Zahnschmelz (Kern
et a1. 1999; Mehl et al. 2007). Wie die Prothesenzähne aus K unststoff,
o erreichen aber di e meis ten Verbl endkunststoffe noch ni cht die
Abrasionsfestigkeit von Zahnschmelz (Ghazal et al. 2008).
Die Verwendun g mechano-chemischer Verbundsysteme lässt ei-
nen Verzicht auf ästhetisch nachtei lige Retent ionsperlen oder eine zer-
vikale Randumfassung in Metall (Uhrglasfassung) möglich werden.
Da g leiche Prinzip zur Gesta ltung der Ve rblelldun gen kann auch fur
Doppelkro nenverankerungen mit z usätzlichen Rete ntionsele menten
eingesetzt werden . Nach den Ergebn issen von La boruntersuchungen
(Gilde et al. 1988; Lenz et a1. 1978; Ludwig und Blum 1992) wäre auch
die keramische Verblendung von KOlluskro nen technisch möglich.
Prakti ehe Überlegun gen, wie die erhöhte Bruchgefahr insbesondere
nach dem Herausnehmen der Teilprothese zur Re inigung und schwieri ge
Reparaturmöglichkeiten, sprechen jedoch gegen eine Anwendung in der
täglichen Prax is.

35.8 Gestaltung des Modellgussgerüsts


bei Doppelkronen
Die großen Verbinder (Pa latinalband, Sublingualbüge l) habe n be i
mit Doppelkronen verankertem abnehmbarem Zahnersatz prinzip iell
die gleiche Aufgabe wie bei den übri gen Formen des tei lprothetischen
Zahnersatzes, nämlich die verschiedenen Sattelantei le der Teilprothese mi t-
einander zu verbinden. Im Oberk iefer erfüllt das Transversalband zudem
die Funktion einer transversalen Versteifung. Die Ausfuhrung der großen
794 Geschiebeprothetik: Doppelkronensysteme - Einfuhrung

(
c

~ bb. 35-9 Ges~ ltung de Modellgussgerüsts bei mil Doppel kronen verankertem Zahnersatz im Oberki efer. a Ist bei
oppe lkro nen ein protheti eh nicht einbezogener Restzahnb ta nd vo rh anden, b kann auf einen großen Verbinder nicht
verzichtet
y, b ' werden
. ' c \\"er
1 den bel" germgem .Restzahnbestand
· alle Zähne mIt· Doppelkronen versorgt, d Ist
. em
. gro ßer
er mder oft nicht notwendig.

Verbinder bei mit Doppelkronen verankertem Zahnersatz folgt daher den


in der Einfuhrun g in die Teilprothetik (Kap. 30) dargestellten Prinzipien.
]n bestimmten Fällen sind jedoch Ausnahmen möglich: Werden b i
/ nur noch ge ringem Restzah nbestand alle Zähne, die die verschiedenen
Sattelanteile voneinander abgrenzen, mit Doppelkronen verso rgt, so kann
auf große Verbinder verzic htet werden, da die mit den Doppelkronen er-
bundenen unterfütterbaren Gerüstretentionen diese Verbindung bereits her-
teilen (Abb. 35-9a bis d). Die denkbare Befurchtung, dass bei Verzicht auf
ein transversales Palatinalband im Oberkiefer die transversale Versteifung
des Zahnersatzes zu sebr verringert werde, wird dadurch entkräftet, dass im
Unterkiefer aus anatomischen Gründen auf einen transversal verlaufenden
Verbinder ve rzichtet werden muss, ohne dass Unterkiefer-Tei Iprothesen
dadurch klinisch zu wenig Stabilität aufweisen oder Berichte über höher
Mi erfolgsquoten vorlägen (Wafther und H eners 1989).
Die za hntechnische Herstellung solcher TeiJprothesen ohne groß n
Verbinder muss der stärkeren Beanspruchung der Verbindungsstelle zwi-
ehen Außenkrone und ModeJlgussgerüst dadurch Rechnung tragen, da

-- -- ----- -------
Langzeitergebnisse mit Doppelkronen 795

diese au reichend dimensionie11 wird. Wird di e berück ichtigt, so sind


keine erhöhten technischen Misserfolge zu erwalie n, wie der klini che
Vergleich der Häufigkeit von Gerüstfrakturen bei Teilprothesen mit oder
ohne Transversalbügel ergab (Heners 1990).

35.9 Langzeitergebnisse mit


Doppelkronen
Trotz der häufigen Verwendung von über Doppelkronen ve ranke l1en
Tei lprotbesen in Deutschland existieren bisher keine randomisierten
klinischen Studien zu den verschiedenen DoppeLkronenalien, die die
Überl.egenheit des einen oder anderen Systems belegen würden. Ebenso
fe hlen Metaana lyse n von klinischen Studien mit diesem Therapiemittel.
A ll erdings wurden zahlreiche klinische Studien über die Bewährung ein- Kapitel 35
zel ner Doppel.kronenarten publiziert, die einen mittel- oder langfristigen
Zeitraum umfassen (Wenz und Kern 2007).
Ej ne klinische Nac huntersuchung an Teleskop-Prothesen um-
fasste 85 Pat iente n mit 105 Teilprothesen, die fast ausschließlich über
Zyliuderteleskope verankert waren (Nickenig und K erschbaum 1996). Nach
5-jähriger Tragezeit waren 2 % der Teilprothesen erneuert wo rden, nach 8
Jahren bereits 15 %. Der Pfeilerzahnverlust betrug nach 5 Jahren 5 %, nach
8 Jahren aber schon 18,6 %. Nach 8 Jahren waren 38 % der Teilprothesen
bzw, 45 % der Patienten von mindestens einem Pfeilerzahnverlust betrof-
fe n. Innerhalb von 8 Jahren Tragezeit lösten sich 14 % der Teleskopkranen
und mussten rezementiert werden .
A uch in e iner prospektiven klinischen Langzeitstudie über bis zu
zehn Jahren mit 92 Patienten wurde di e Bewährung von 105 Teleskop-
Prothesen, die an 299 Pfeilerzähnen verankert waren, untersucht (Mock
et a1. 2005). Die nach der Kaplan-Meier-Methode errechnete Überlebens-
wahrscheinlichkeit rur den Erhalt aller Zähne lag nach runf]ahren bei 86,3 %
und nach zehn Jahren bei 72,4 %. Signifikant geringere Überlebensraten
lagen bei Deckprothesen, Unterkieferprothesen sowie bei weniger als vier
Pfeilerzähnen vor,
In einer weiteren klinischen Nac huntersuchung an Teleskop-Prothesen
wurde n 463 Patienten mit 554 Teilprothesen erfasst, die zu 94,6 % aus-
schließhch über Zylinderteleskope und zu 5,4 % mit Zylinderteleskopen
und G ussklammern verankelt waren (Wö '/mann et a1. 2007). Die nach
der Kaplan-Meier-Methode errechnete Überlebenswa hrscheinl ichkeit der
Teilprothesen bzw. Pfeilerzähne betrug 95 ,1 % bzw. 95 ,3 % nach 5-jähriger
Tragezeit, aber nur noch etwa 50 % bzw. 78 % nach 1O-jähriger Tragezeit.
tngesamt benötigten 26,9 % der Teilprothesen Verbl.endun gsreparahu'en
und bei 20,6 % mussten gelöste Teleskopkro nen rezementiert werden.
Das Risiko des Funktionsverlustes einer Teleskop-Prothese nah m mit der
Anzahl der Pfeilerzähne ab.
Aus e iner Reihe von Folgepublikationen über die klinische Bewährung
von Konuskronen, die seit 1988 von H eners und Walther verfasst worden
ind , werden im Folgenden die längerfristigen Ergebnisse mit mehr als
796 Ge chiebeprothetik: Doppelkronensysteme - Einflihrun_

700 Teilprothe en, die mit Konuskronen verankert worden waren und ich
zwischen 1,5 und 7,5 Jahren in situ befanden, dargestellt. Fortgeschrittene
pathologische parodontologische Ausgangsbefunde der Pfeilerzäbne erga-
ben längerfristig gegenüber Fällen ohne fortgeschrittene Befunde eine ig-
nifikant erhöhte Wahrscheinlichkeit für einen Pfei lerzahnverlust (Wal/h er
und Heners 1992). in dieser Studie wurden erhöhte Zahn lockerung (Grad
2 und höher) und fortgeschrittener röntgeno logischer Knochenverlu t
(Knochenverlust im mittleren Wurzeldrittel und höher) als fortgeschritt n
pathologische Befunde bewertet. Nach flinf Jahren Tragezeit betrug b i
Teilprothe en ohne Transversalbügel die statistische Wahrscheinlichkeit
noch alle Pfeilerzähne zu besitzen, für Fälle ohne fortgeschrittene Befund
8 90 %, aber nur 64-67 % für Fälle mit fortgeschrittenen pathologischen
Initialbefunden. Pfeilerverluste aus parodontalen Gründen waren dreimal
o häufig wie die nächsthäufigste Ursache die Pfeilerzahnfraktur.
Eine gesonderte Auswertung von Pfeilerzahnfrakturen bei 209
Konuskronen-Rekonstruktionen ergab in den ersten drei Jahren nach
Kapitel 35
Eingliederung der Teilprothesen eine Frakturquote von 3,5 %. Weder di
Anzahl der Pfeilerzähne noch ihre Lokalisation hatten einen nachweisbaren
Einfluss auf das Frakturrisiko (Walther 1990).
In der längsten Untersuchung derselben Arbeitsgruppe wurden bei 659
Patienten 803 Konuskronen-Rekonstruktionen mit 2.7l4 Pfeilern nach
einer Tragedauer von bis zu 17 Jahren evaluiert (Walther et al. 2000).
Bei physiologischer Zahnbeweglichkeit gingen innerhalb von 5 Jahren b i
Rekonstruktionen mit einem Pfeilerzahn in 44 %, bei zwei Pfeilerzähnen in
12 %, bei 3 Pfeilerzähnen in 8 % und bei mehr als 3 Pfeilerzähnen noch in
3 % der Fälle alle Pfeilerzähne verloren. War die Zahnbeweglichkeit erhöht.
gingen in der gleichen Zeit bei Rekonstruktionen mit einem Pfeilerzahn 0-
gar in 53 % bei zwei Pfeilerzähnen in 32 %, bei 3 Pfeilerzähnen in 12 %
und bei mehr als 3 PfeiJerzälmen noch in 2 % der Fälle alle Pfeilerzähne
verloren. Teilprothesen mit 2 Konuskronen zeigten in der Gruppe mit b -
weglichen Pfeilern eine signifikant höhere Verlustrate als in der Gruppe
ohne Lockerung. Bei mehr als 3 Konuskronen war die Verlustrate hingegen
nur in Fällen mit devitalen Pfeilerzähnen erhöht.
In einer skandinavischen Langzeitstudie an 26 Konuskronen-
Teilprothesen ergaben sich irulerhalb der ersten 6 bis 7,5 Jahre nach
Eingliederung nur geringe Veränderungen der parodonta len Parameter an
den mit KOlluskronen versorgten Pfeilerzähnen (Bergman et al. 1996 .
Die Überlebensrate der Teilprothesen betrug nach dieser Zeit 78,3 %. Der
Prothesenhalt war nach die er Trageze it in 72 % der Teilprothesen gut oder
sehr gut, in 22 % nur noch schwach und in 6 % verloren gegangen .
In einer klinischen Nachuntersuchung an der Abteilung für
Zahnärztliche Prothetik in Freiburg wurden 147 Patienten, denen 10
Jalue zuvor 194 Teilprothesen eingegliedert worden waren, zu einer
Nachuntersuchung einbestellt (Wagner und Kern 2000). Die Tei lprothesen
waren über Gussklammern , Konuskronen oder eine Kombination beider
Verbindungse lemente verankert. Aus diesem Kollektiv konnten 74 Patienten
mit 10] Prothesen nachuntersucht werden. In dem seit ihrer Eingliederung
unveränderten Originalzustand lagen 42 ,6 % der nachuntersuchten
Teilprothesen vor, 28,7 % waren durch Erweiterungen verändert und 28,7 %
durch Neuanfertigungen ersetzt worden . Tei Iprothesen mit der Kom bination

-- ------
Langzeitergebnisse mit Doppelkronen 797

on Konuskronen und Gussklammern als Verankerung elemente wiesen


in die er Studie ähnlich hohe Erfolgsquoten auf wie die Teilprothe en,
die einzig über Konuskronen verankert waren. Daraus lässt sich schli e-
ßen, da Doppelkronen problemlos mit Gussklam mern kombiniert wer-
den können. Während des Beobachtungszeitraumes waren 82 von 311
PfeiJerzähnen (26,4 %) durch Extraktionen verloren gegangen, während
nur 42 von 295 ichtpfeilerzähnen (14,2 %) extrahiert worden waren.
Die Patientenbeurteilung der Tei lprothesen hinsichtli ch Ästhetik, Halt und
Funktion war trotz obj ektiv feststellbare r Mängel überwiegend po itiv.
ine klinische achuntersuch ung von Doppelkronen rnit zusätzli-
chen Retentionselementen umfasste 125 Teilprothesen m it 460 Pfeiler-
zähnen, die mit NEM-Doppelkronen mit Spielpassung und SiTec-Reten-
tionseJementen (vgl. A bb. 35-6) verankelt waren (Wenz et a1. 200 L). Eine
,ta rre Lagerung wurde bei vier und mehr Pfeilerzähnen durchgefüh rt,
während bei L-3 Pfeilerzähnen die Lagerung resilient ausgeführt wurde.
Die nach der Kaplan-Meier-Methode berechneten Überlebensraten der
Pfeilerzähne betrugen bei starrer Lagerung nach 5 Jahren 97 % und nach Kapite] 35
10 Jahren 85 %. Bei resi lienter Lagerung betrugen sie nach 5 Jahren 89 %
und nach] 0 Jahren 76 %. Statistisch war kein Unterschied zw ischen den
Lagerungsarten nachweisbar.
Tabelle 35-1 fasst längerfristige Nachu ntersuchungen zu unterschied-
lichen Doppelkronenarten mit starrer und resilienter Abstützung zusam-
men. Auch wenn unterschiedliche Studien aufgrund unterschiedlicher
Voraussetzungen bezüglich ihrer Ergebni sse nur eingeschränkt vergleich-
bar sind, kann man der Tabelle entnehmen , dass offensichtl ich die Art
der Abstützung ke ine eindeutige Ausw irkung auf die Überlebens rate der
Pfeilerzähne zu haben scheint.

Ta b.35-1 Überlebensrate von Pfei lerzähnen (Doppelkronen) be i starrer lind r ilienter


Ab rützung (modifiziert nach Hertrampj et ai. 2002). K.A.= keine Angabe.

IAator(ea) Verbindungs- N SJabre 10 Jahre Lagerungsart


elemente Oberleben überleben Anzahl der
preller
Heners & Walter Konuskronen 894 91 % - Starr
1990 > 3 Pfeiler
Mock et al. 2005 Zylinderteleskope k.A. 95% 92% Starr
> 3 Pfeiler
Wenz et al. 2001 Doppe Ikronen mit 316 97% 85 % Starr
Spie lpassung > 3 Pfeiler
. Heners & Walter Konuskronen 545 78% - Starr
1990 1- 3 Pfeiler

i Kern & Wagner Konuskronen und 593 k.A. 74% Starr


2001 Gussklammern 1- 5 Pfeiler
i
,
Mock cl al. 2005 Zyl inderteleskope k.A. 82% 61 % Starr
1- 3 Pfei ler

Pögge1er 1995 Doppelkronen mit 236 90% 71 % Re iJient


Spielpas ung (7 Jahre) 1- 5 Pfei ler

Wenz el a1. 200 1 Doppelkronen mit 144 89% 76% Resilient


Spielpassung 1- 3 Pfeiler
798 Geschiebeprothetik: Doppelkronensysteme - Einführung

Aufgrund der vorliegenden Studien ist anzunehmen, dass die Pfeiler-


elektion und/oder parodontale Vorbehandlung der Pfeilerzähne in Bezug
auf die Überlebenswahrscheinlichkeit einen größeren Einfluss hat a1 die
Wahl de Doppelkronen-Systems. Ein Indi z hierfür stellen die Ergebni
ei ner Studie dar, in der Patienten mit bzw. ohne Kieferdefekt versorgt
wurden (Wenz et a1. 1999). Trotz prognostisch eher ungünstiger Faktoren.
wie z. B. mit Obturatoren versorgte Kieferdefekte und bestrahlungsbeding-
ter Mundtrockenheit, war die Überlebensrate der Pfeilerzähne in die r
Gruppe höher als in der ,gesunden" Patientengruppe. Die Autoren führten
dies darauf zurück, dass bei diesen Patienten, auch bedingt durch die mei 1
vor der prothetischen Versorgung durchgefuhrte Radiatio, potentiell frag-
würdi ge Pfeilerzähne eher extrahiert und nicht miteinbezogen wurden, al
dies bei "gesunden" Patienten der Fall war.
Leider liegen in den meisten Studien keine genauen Informationen zu
den Kriterien vo r, die für dieAu wahl der Pfeilerzähne vor Anfertigung der
Teilprothese herangezogen wurden . Wurden parodontal stark vorge chä-
Kapitel 35
digte Zähne als Pfeiler ve rwendet, hatten diese eine signifikant geringer
Überlebenswahr cheinlichkeit (Walther und Heners 1992). Ein weiter r
Faktor mit offensichtlich erheblichem Einfluss, der nicht oder nur unge-
nügendin den Studien erfasst bzw. standardisiert wird, ist die Qualität d r
Ausfuhrung dieser zahntechnisch anspruchsvollen Konstruktionen.
eben der Pfeilerzahnselektion lassen sich aus der Literatur jedoch
folgende Faktoren identifizieren, di e sich systemübergreifend positi
auf die Überlebenswabrscheinlichkeit der mit Doppelkronen versorgten
Pfe ilerzähne auswirken (Wenz und Kern 2007):
• parodontalhygienische Gestaltung des Prothesenkörpers
• Vitalität des Pfeilerzahnes
• funktionierendes Recall-Sy tem
• höhere Pfeileranzahl der Prothese
• biomechanisch günstige Verteilung der Pfeil.erzähne

Insgesamt sind die Misserfolgsraten vo n mit Doppelkronen veranker-


tem abnehmbaren Zahnersatz - über die angegebenen Zeiträume - er-
gleichbar bzw. eher geringer als die Misserfolgsraten von gussklammer-
oder geschiebeveran kertem Zahnersatz (KerschbaumI987; Studer et al.
1998; Wenz und Kern 2007). Käme allerdings eine festsitzende Versorgung
- ggf. nach Pfeilerzahnvermehrung mit Implantaten - in Frage und könnte
man fe tsitzenden Brückenersatz eingliedern, wäre mit einer deutlich be -
eren Prognose zu rechnen da fest itzende Brücken nur etwa 10- 15 %
Funktionsverlust nach 10 Jahren aufweisen (Kerschbaum 2004).
Li teratu r 799

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Kapitel 35
803

36 Geschiebeprothetik:
Doppelkronensysteme -
Klinischer und labortechnischer
Ablauf

36.1 Einleitung
Im Folgenden werden der Behandl ungsablauf und die zahntechni che
Her teHung von Zahnersatz beschrieben , der über Doppelkronen veran-
kert ist, wobei auf wesentliche Besonderheiten be i der Verwend ung von
Konu kronen zylindrischen Teleskopkronen Lind Doppelkronen mit zu-
sätzlichen Retentio nselementen eingegangen wird.
Früher wurde empfohlen, bei devitalen Pfeilerzähnen von Doppelkronen
generell Wurzelstifteei nzusetzen, weil ältere Studien (retrospekti und Kapitel 36
nicht kontrolliert) gezeigt hatten, dass wurzelbehande lte Pfeilerzähn e
on abnehm barem Zahnersatz eine bessere Prognose hatten, wenn sie mit
einem metallischen Wurzelstift oder Go ld kemstiftaufbau versorgt wor-
den waren (z. B. Sorensen und MarlinojJ ] 985). Ne uere Stud ien ze ig-
ten aber, dass Wurzelstifte devita le Zäh ne nic ht verstärken (EdelhojJ et
al. 2003), so ndern durch die Stiftsetzu ng zusätzlich schwächen und dass
dev itale Doppelkronenpfeiler trotz (oder wegen?) der Verwendun g von
Wurzel tiften ei n deutlich erhöhtes Verlustrisiko aufweisen a ls vita le
Pfeilerzähne (Walther et a1. 2000; Wegner et aL 2006).
Im Rahmen der präprothetischen Vorbehand lung werden daher auch
devitale Pfeil er von Doppelkronen bei ausreichender Restzahnharts ubstanz
nur mit einer adhäs iv verankerten Komposit-Aufbaufüllu ng versorgt.
Wurze lkanalstifte mit Kompositaufbauten oder metallische Stiftkern-
aufbauten sollten nur noch dann zum Einsatz kommen, wenn die ver-
bliebene ko ronale Zahnharts ubstanz des Pfeilerzah nes fü r die adhäs ive
Verankerung eines plastischem Kompos itaufbaus ungenügend ersch int
( iehe Kap. 9.2.6).

36.2 Planung
Die konstruktive Planung von Tei lprothesen mit Doppelkronenverankerung
istim Vergleich zur Planung von gussklammer- oder geschiebeverankeltem
Teilersatz e infach: Prinzipiell ist im reduzierten Lückengebiss jeder wäh-
rend der Vorbehand lungs phase a ls erhaltu ngswürd ig eingestufte Zah n auch
zu r Aufnah me e iner Doppelkrone geeignet. Ist das Restgebiss l10ch nicht 0
tark reduziert, dass sämtliche verbliebenen Zähne mit DoppeLkronen ver-
sehen werden m.üssen oder sollen, werden in aller Rege l die den späteren
Prothe en ätteln benachbarte n Zähne als Pfeiler gewä hl t (Abb.36-1 abis
804 Doppelkronensysteme - klinischer und labortechnischer Ablauf

I a b

Ab b. 36-1 Planungsbei piele Doppel-


kron n: Werden nicht alle Zäh ne in die
Rekonstrukt ion mit. einbezogen, so begren-
ze n die Pfei lerzähne in der Regel die ättel.
Kapitel 36 Auf einen großen Verbinder ka nn ni cht
verzichtet werden. c

c). Dadurch können die Sattelretentionen direkt an di e Außenkronen her-


angeführt werden, und aufkleine Verbinder kann verzichtet werden. Wenn
zwe i benachbarte Zä hne mit Doppel kron en versehen werden, werden diese
miteinande r verbunden , ohne dass angrenzende Sattelanteile zusätzlich
durch kleine Verbinder mite inander verbunden werden.
Werden alle Zä hne, die di e verschiedenen Sattelanteile voneinander
abgrenzen, mit Doppelkronen versorgt, so si nd große Verbinder im Sinne
eines Transversalbandes oder Sublingualbügels in der Regel unnöti g (Abb.
36-2a bis c). Wird auf ein transversales Palatinalband im Oberkiefer ver-
zichtet, so w ird der Tragekomfort für den Patienten deu tlich erhöht. Sind
allerdings di e Tu bera im Oberkiefer besonders flach ausgebildet, kann
trotzdem e in Pa latina lban d zur transversalen Versteifung indiziert sein.
Früher wurde dieA uffass ung vertreten, dass ei ne di ametrale und diago-
nale Verte ilung der Restzähn e als Kontraindikation fii r die starre Abstützung
mittels Doppelkronen anzusehen ist (Abb. 36-3a bis c) (Körber 19 5,
1988). Klinische Erge bnisse haben allerdings gezeigt, dass auch in Fä llen
mi t ungünstiger Pfe il ervertei lung ein über Doppelkronen (Konuskronen)
verankerter Zahnersatz oh ne erhöhte Misserfolgsraten eingesetzt werden
kann (Heners 1990).
Da her ist nach Ansicht der Autoren eine diam etrale oder diagona l
Verteilung des Restzahnbestands heute nicht mehr als Kontraindikation
fii r die tarre Abstützung mittels Doppelkron n anzusehen. Allerdings j t
in die en Fä ll en mit stark redu ziertem Restzahnbestand und ungünstig r
Pfeileranordnung die A nwendu ng von Hybridprothesen als alternati e
Behand lungs mittel in Erwägung zu ziehen (vgl. Kap. 37). Sind die al
Pfei lerzähne in Frage kommenden Zälme noch v ital und können v ita l erhal-
ten we rden sind doppelkronenverankerte Teilprothesen vorzuziehen. Bei
Klinik: Präparation und AbfomlUng der Pfei lerzähne 805

Ib b. 36-2 Planungsbeispiele D oppel-


kronen: Werden alle Zähne in die Rekoll-
struktion miteinbezogen, kann auf einen Kapitel 36
großen Verbinder verzichtet werden. C

a b c
A'b b.36-3 Beispiele Flir eine un gUn stige Pfeilerzahnverteilung. II diagonal verleilte Pfei ler; b diamelra l ve rtei lte Pfeiler;
c unilate ral vorhandener Pfei ler.

devitalen Pfeilerzähnen sowie bei stark red uzi.e rtem und ungünstig verteil-
tem Restzahnbestand ist eher die Ind ikatio n fur Hyb ridprothesen gegeben.

36.3 Klinik: Präparation und Abformung


der Pfeilerzähne
1 t die Präparation aller noch verbli ebenen Zähne des Patienten geplant,
o empfiehlt es sich, vor deren Präparation die natürliche Zahnfarbe zu
be timmen und in der Ka.rte ikarte festzu ha lten.
Die definitive Pfeilerzahnpräpa.ration wird für Doppe lkronen mit zir-
ku lärer Stufe oder ausgeprägter Hohlkehle ausgeführt . Sie erfolgt gemäß
den in Kap. 20 und 27 (Präparationstechnik; K ronen-Brücken-Prothetik:
Klinischer und laborteclmi eher Ab laut) da rgestell ten Prinz ipien . In der

- - - - - - - - - - - - - - --
806 Doppelkronensysteme - klinischer und labortechnischer Ablauf

Abb. 36-4 0 r Au gleich


der Ei nschubrichtung bei
ge kippten Pfeilerzähnen
mittels Innenkronen
filhr1 zu ungün stigen
zervikalen Überhängen
(Negativwinkel) auf der
Seite der Kippung.

ästhetischen Zone wird angestrebt, durch die Pfeilerzahnpräparation labial


einen Platz von ca. I bis 1,2 mm für die Restauration zu schaffen (Kern
und Woerner 1991).

I ){apitel36
Bei zierlichen Zähnen, wie z. B. Unterkieferfrontzähnen, ist diese Prä-
parationstiefe ohne eine Gefährdung von Pulpavitalität und mechanischer
Stabilität des Zahnes nicht möglich, so dass hier in der Regel deutliche
ästhetische Kompromisse eingegangen werden müssen. Bei kariesfreien
unteren Frontzähnen sollte die Verwendung von Adhäsivattachments in
Erwägung gezogen werden (vgl. Kap. 28.5).
Obwohl bei der Herstellung der Innenkronen Pfeilerzahndivergenzen in
gewissen Grenzen ausgeglichen werden können, ist anzustreben, dass all
Pfeiler die gleiche Einschubrichtung aufweisen, da nur so die Innenkronen
in minimaler Schichtstärke und ohne zervikale Überhänge gestaltet werd n
können. Dies darf aber nicht dadurch erreicht werden, dass die Präparation
konischer als üblich gestaltet wird, da eine gute Retention der Innenkrone auf
ihrem Stumpffür di.e Funktionsfahigkeit des Zahnersatzes Voraussetzung i t.
Um die gemeinsame Einschu brichtung von mehreren Pfeilerzähnen
in verschiedenen Kieferbereichen zu überprüfen, ist es oft sinnvoll, eine
Alginat-Kolltrollabformung durchzuführen. Diese wird mit sc1mellab-
bindendem Abformgips ausgegossen und kann extraoral z. B. mit ei-
nem Parallelometer überprüft werden. Werden Pfeilerzahndivergenzen
mit Hilfe der Innenkronen ausgeglichen, führt dies in der Regel zu ei-
ner ungünstigen Kontur der Doppelkronen mit Nachteilen vor allem für
Hygiene und Ästhetik. Dabei entstehende zervikale Überhänge werden a1
egativwinke l bezeichnet (Ab b. 36-4).
Werul die Präparationsgrenzen in nichtsichtbaren Bereichen supragingi-
va l angelegt werden kann die Abformung in derselben Behandlungssitzung
durchgeführt werden. In ästhetisch wichtigen Bereichen wird die Präparation
knapp einen Millimeter subgingival gelegt. In diesen Fällen erfolgt die
Pfeilerzahnabformung vorteilhaft erst in einer späteren Sitzung. Dies er-
laubt, die Reaktion der Gingiva auf die subgingivale Präparation abzuwar-
ten' außerdem wird die Abformung dadurch erleichte.rt. Die Abformung
wird mitHilfe ei nes auf den Situatiollsmodellen hergesteHten individuell n
Löffels und elastomerer Abformmassen im Sinne der Doppelmiscbtechnik
durchgeführt. Der individuelle Löffel soll in seiner Ausdehnung das ge-
amte Prothe enlager und die Pfeilerzähne umfassen und muss im Bereich
Labor: Her tellung von Präparationsmodell und Innenkronen 807

der Pfeilerzähne ausreichend ausgeblockt sein, so da ein Durchdrücken


bi auf die Zähne sicher vermieden werden kann. Ggf. ist die durch zu-
ätzliches Anbri ngen vo n Stopps (Kerr) in zahnlosen Bereichen sowie im
Bereich des barten Gaumens (Oberkiefer) oder im Bereich der Trigona
retromola ria (Unterkiefer) sicherzustellen .

.36.4 Labor: Herstellung von Präparations-


modell (Sägemodell) und Innenkronen
Das Präparationsmode ll (Arbeitsmode ll 1) für die Herstellung der
Innenkronen wird in üblicher Weise aus Superh31igips (Klasse LV) her-
ge teilt (vgL Kap. 25 .2). Bei unkl arer Okklusionsebene oder unterschied-
lich hoch stehenden Pfeilerzähnen können eine Gesichtsbogenübertragung
und eine Kieferrelationsbestimmung in zentrischer Kondylenposition zur
Montage des Präparationsmodells und des Studien modells (Gegenkiefer)
vor Herstellung der Innenkronen s innvoll sein. [n diesem Fa ll werden
Kapitel 36
er t ,ei ne Registrierschablone auf dem Präparationsmodell hergestellt und
dann vom Behandler eine Kieferrelationsbestimmung und Mo ntage von
PräparationsmodeU und Gegenkiefermodell durchgeführt. Für die weite-
ren Arbeitssch ritte ist es notwendig, dass das Sägemodell abnehmbar mit
einem Spli t-Cast-System montiert wird.
Bei regelmäßig stehenden Pfeilerzäbnen und lege artis durchgeführter
P'räparation können die Innenkronen auf dem nichtmontierten Mode ll in
ihrer Mindestkonstruktionsstärke hergestellt werden.
Für Konuskronen aus hochgoldhaltiger Legierung wird bei der
Herstellung der Innenkronen folgendermaßen vorgegangen:
Wie in der konventionell.en Kronen- und Brückentechnik werden die ein-
zelnen Gipsstümpfe des Sägemodells mit Stumpflack (Platzhalterlack für den
Zement) versehen. Die Präparationsgrenze wird mit einem feinen Rotstift
eingezeicbnet.ach diesen Vorarbeiten ist das Sägemodell für das Ausrichten
des Modells und die Konstruktion der Innenkronen bereit. Das Modell wi rd in
einem individuell verstellbaren Frästisch montiert, wo die Einschubrichtung
de Zahnersatzes festge legt wird. Je nach Neigungswi nkel der Zahnachse der
e inzelnen präparierten Zahnstümpfe entstehen an den Innenkronen kleinere
oder größere Meta1lränder. Diese sind durch di Einschubrichtung und den
gewäh lten Konuswinkel bedingt. Beim Standardfall wird fü r lnnenkonusse
ein Konuswinkel von 4 bis 5 Grad gewählt.
Mit e inem entsprechenden Vermessungsgerät wird das Mode ll
mit Hilfe des Parallelometers in die günsti gste Stellung geneigt. Beim
A usrichten des Modell s in der Horizontalebene dürfen di e Innenkronen
an i.hren Labialfläcben keinen zu dicken Metallrand aufweisen. Dies
gilt insbesondere rur den Frontzahnbereich. Bedi ngt durch spätere
Au arbeitungsvorgänge sollte der in Wachs modellierte Metallrand 0,3 bi s
0,4 mm betragen. Beim Nachfräsen in Metall. wird dieser dann weiter au -
gedünnt. Ein weiterer wichtiger As pekt beim Ausricbten des Sägemodells
jst die Berücksichtigu ng der Mindestschichtstärke der lnnenkronen , di e in
Wach 0,4 mm nicht unterschreiten sollte.
808 Doppelkronensysteme - klinischer und labortechnischer Ablauf

Nach Festlegung der E inschubrichtung werden fiir die einzeln 11


Stümpfe durch Tauchen Wachskäppchen angefertigt. Wie in der konen-
tionellen Kronen-Brückentechnik wird der Überschuss entfernt und di
Ränder werden nach der Modellation individuell mit bleitotem Wach
angeschwemmt. Über die Wachskäppchen wird eine Schicht Fräswacb
aufgetragen, das danach mit einer 4- bis 5-Grad-Fräse in eine gleichmä-
ßige konische Form gebracht wird . Das Nachfräsen in Wachs erfolgt im
Fräsgerät mit niedriger Drehzahl. Es ist wichtig, dass die verwendete Frä
an ihrer Spitze eine runde Form aufweist, die der entstandenen Hohlkehle
des Tnnenkonus entspricht. Je sauberer in Wachs gearbeitet wird de t
weniger Arbeit wird in Metall nötig sein.
Die Haftflächen von Teleskopkronen werden mit einer O-Grad-Fräs
parallel in Wachs gefräst und sollten eine Höhe von 3-4 mm aufweisen. Zur
Erleichterung der Eingliederung einer Teleskopkronen-Versorgung werden
die Primärkronen nach dem Fräsvorgang koronal leicht angeschrägt. Um
Platz für die Außenkrone und deren Verbjendung zu gewilmen, können
zudem Stllfenfräsungen angelegt werden.
Vor dem Einbetten wird jeweils labial und oral an der gefrästen Außen-
Kapitel 36 fläche der Innenkrone e in RetentionskügeJchen aufgewachst. Dieses wird
der Innenkrone später ausreichend Halt in der FixationsabfornlUng ge-
ben. Die Wachsmodellationen werden, wie fiir einen Goldguss üblich, mit
poliertem Randbereich eingebettet, in Metall gegossen und ausgebettet.
Die Feinaufpassung der Metallkäppchen auf den Sägemodellstürnpfen er-
folgt nach gründlicher Untersuchung der Kroneninnenseite aufGussperlen
(Verwendung eines Stereomikroskops) und deren sorgfaltiger Entfernung.
Die gegossenen Innenkronen werden rur dieAnprobe im Mund nicht weiter
ausgearbeitet, da eine saubere Wachsmodellation erfolgte.
Für Doppelkronen mit zusätzlichen Retentionselementen aus NichtedeI-
metalllegierungen wird die Herstellung der Jnnenkronen folgendermaßen
modifiziert:
Für das geplante Retentionselement werden approximal parallel
Flächen angelegt. Diese müssen eine Mindestschichtstärke aufweisen, die
eine Aufnahme des geplanten RetentionseJements (z. B. Stift oder Mulde
fiir Retentionskugel) ennöglicht. Die verbleibenden Außenftächen der
lnnenkrone werden der Zahnstumpfform folgend kontUliert. Hierbei ist es
nicht relevant, welche Gradneigung entsteht. Diese Flächen dürfen ledig-
lich nicht untersichgehend sein.
Die techni che Herstellung von Doppelkronensystemen aus einer NEM-
Legierung erfolgt in den Grundarbeitsschritten wie bei Verwendung einer
hochgoldhaltigen Legierung. Allerdings wird durch die verarbejtungsspezi-
fi ehen Charakteristiken derNEM-Legierungen der Arbeitsaufwand erhöht
und ein größerer Zeitaufwand nötig. In dieser Behandlungsphase muss ein
individueller LöffeJ angefertigt und dieser zusammen mit den lnnenkronen
auf dem Modell an den Behandler zur Anprobe gegeben werden.
KJ inik: Anprobe der Innenkronen und Fixationsabformung 809

36.5 Klinik: Anprobe der Innenkronen


und Fixationsabformung
achAbnah me der Provisorien und sorgfaltiger Reinigung der Pfeilerzähne
vo n Zementresten werden die fnnenkronen auf ibre Passgenauigkeit
hi n überprüft. Wie in der Kronen- und Brückenprothetik wird hierzu
ein F ließsil ikon (Fit-Checke ; GC-Germany, D-München) verwendet,
we lches nach dem Anmischen dünn in die Innenkronen gestrichen wird.
Die Innenkronen werden dann mit mittlerem Druck auf die Pfeilerzähne
aufgesetzt und bis zum Abbinden des Silikons in Position gehalten.
Durchgedrückte Stellen an den Innenflächen der Kronen werden mit ei-
nem Stift markiert und nach Entfemen des Silikonfilms mit einer kleinen
Fräse vorsichtig entfernt. Dies wird so lange wiederholt, bis folgende drei
Kri terien zutreffen:
'. dünne und gleichmäßige Stärke des Silikonindikators
• kein mit feiner Häkcbensonde tastbarer Spalt am Kronemand
• definierter, rotationssicherer, aber nicht klemmender Sitz

Pa en alle Innen kronen klinisch akzeptabel, sollte nochmals überprüft wer-


Kapitel 36
den, ob der okklusale Freiraum über den Innenkronen fur die Herstellung
der A ußenkronen ausreichend ist. Hierzu kann eine kleine Menge frisch
angemischten Kunststoffs (z. B. Luxabite®; DMG , D-Hamburg) auf die
Innenkro nen aufgetragen werden. Dann lässt man den Patienten den Kiefer
schl ießen. ach Aushärtung des Kunststoffs kann dessen Stärke mit dem
Ta terzirkel ausgemessen werden. Wird die für eine verblendete Außen-
krone notwendige Stärke von 1,5 mm nicht erreicht, muss auf eine okklu-
sale Verblendung verzichtet werden .
Erst jetzt wird die Fixationsabformung vorbereitet. Die Fixationsabfor-
mungdient dazu, den klinischen SitzderInnenkronen aufden Pfeilerzähnen
exakt auf das Konstruktionsmodell fur die Sekundärkonstruktion zu über-
tragen. Hierdurch wird die Präzision der Gesamtkonstruktion erhöht, da
allch bei gutem klinischen Sitz der Innenkronen gewisse Abweichungen
zwischen Mund- und Modellsituation zu erwal1en sind.
Nach Trocknung der Pfeilerzähne werden die Innenkronen mit zwei
winzigen Tropfen provisorischen Zements (Stärke einer Sondenspitze!),
die auf zwei einander gegenüberliegende innenflächen aufgetragen wer-
den, ei ngesetzt (Abb. 36-5). Da die Innenkronen spannungsfrei auf ih-
ren Pfeilerzähnen sitzen soUen ist nur durch die Verwendung von etwas
provisorischem Zement zu ihrer Befestigung gewährleistet, dass sich die
Innenkro nen während der Fixationsabfon1mng nicht von ihren Pfeilern
lösen (Abb. 36-6a). Unbemerkt würde dies zur Herstellung eines nichtpa -
enden Modellgussgerüsts führen. Von der Verwendung von Fließsilikon
fur diesen Zweck ist abzuraten , da die elastischen Eigenschaften des
Silikons ein Verrutschen der Innenkronen während der Abfonnung gera-
dezu fördern.
Der im Labor hergestellte Abformlöffel wird nun am Patienten anpro-
biert. Die richtige Anpassung der Ränder des individuellen Löffels bat
große Bedeutung tur die richtige Gestaltung des Modellgussgerüsts und der
Prothesenränder. Besonders hervorzuheben ist bei vorhandener anteriorer
Restbeza hnung der Sublingualraum im Unterkiefer: Wird hier der indivi-
810 Doppelkronensysteme - klinischer und labortechnischer Ablauf

Abb. 36-5 Auftragen


von zwei kleinen Tropfen
provisorischen Zement,
um die Innenkronen rur die
Fixationsabformung ich er
auf ihren Stümpfen zu
befestige n.

Kapitel 36

Abb. 36-6 F ixationsa b-


formung. a lnnenkronen
(Konusse) mit wenig provi-
sorischem Zement im Mund
eingesetzt; b entfernte
Abformung (Aufsicht auf
Abformung mit sichtbaren
Rändern und Innenflächen
der lnnenkronen).

duelle Löffel zu weit extendiert, so wird auch die Abformung überexten-


diert sein. Dies hat zur Folge, dass der Sublingua lbügel zu tief gelegt wird
und die Zunge in ihrer Funktion behindert. Daher ist dieser Löffelbereicb
ähnlich wie bei der Abformung in der Totalprothetik (vgl. Kap. 40.4) auf
seine richtige Länge hin zu überprüfen und mit themlOplastischer Masse
(Kerr) vor der eigentli chen F ixationsabformung anzupassen. Alle übri-
gen Randbere iche des Abformlöffels werden gleichfa ll s auf ihre Länge
und Passgenauigkeit hÜl überprüft und durch Kürzen und Adaptation mit
thermoplastischer Masse angepasst. Im Bereich der Zäh ne müssen di.e
Löffelwände einen Abstand von 2 bis 3 mm aufweisen, damit hier ein aus-
reichender Raum für das Abfonnmaterial vorhanden ist. ach Adaptation
des ind ividuellen Löffels werden die Innenfl ächen und die Randbereicbe
mit dem der Abformmasse entsprechenden Adhäs iv bestrichen und die
vorgeschriebene Trocknungszeit eingeha lten.
Labor: Her tellung von Konstruktion modell und Regi trierschablone 8\\

Die Fixationsabformung wird vorzugsweise mit einphasiger Polyäther-


gummimas e (Impregum® Penta; 3M E pe) durchg fUhrt obwohl auch die
Verwendung von Abformgips gute Resultate liefert (Körber 1988). ach
relativer Trockenlegung des abzufonllenden Kiefers werden zuvor offene
Interdentalräume zwischen unbeschliffenen Zähnen mit Wachs oder pro-
vi ori chem Kunststoff (z. B. Systemp.inlay oder Systemp.onlay; Jvoclar
VI· adent FL-Schaan) ausgeblockt. Die nach Herstellervorschrift angemischte
Abfomlmasse wird in A bfomunateriaJspritze und individuellen Löffel einge-
fü llt. Die lnnenkronen und vorhandene unbeschliffene Zähne werden zügig
mit Abformmasse umspritzt, dann wird der mäßig gefullte Löffel eingebracht.
Das Umspritzen der Innenkronen und Zähne mitte ls Abformmasse
minimiert in wichti gen Bereichen die Gefahr von Blasenbildung. Nach
dem Ende der Abbindezeit werden Lippen Mukosa und Vestibu lum mit
Wasser befeuchtet und die Fixationsabformung ohne große Hebelkräfte
mit kräftigem vertikalem Ruck entfemt. Waren auf den Außenflächen der
Innenkro nen kleine Retentionsperlen angebracht (vgl. Abb. 35-6a), be-
fi nden sich nun alle Innenkronen in der Abform ung. Nach Abspülen der
Abformung mit Leitungswasser zwecks Entfernung von Speichelresten
wird die anschließend getrocknete Abformung genauestens inspizieli. Sie
Kapite.1 36
soll folgende Kriterien erfüllen (Abb. 35-6b):
• Kein AbfomlIDaterial auf der lImenfiäche der zervikalen Stufe oder
Hohlkehle. Befindet sich hier Abformmaterial, so ist dieses zwischen
Innenkrone und Pfeilerzahn gelaufen und deutet auf ein Ablösen der
Innenkrone vom Pfeilerzahn während der Abformu ng oder auf eine
sch lechte marginale Passgenauigkeit der Innenkrone hin.
• Kein sichtbarer Spalt zwischen Innenkrone und Abformmaterial. 1st
hier ein Spalt sichtbar, wurde die Innenkrone während der E ntfernung
der AbfomlLlng aus ihrer Position im Abform material herausgezogen.
'. Blasenfreie Wiedergabe von Prothesenlager und Randbereichen.

Anschließend werden die in den Innenkronen befindlichen Reste des


provisorischen Zements vorsichti g entfernt (mit Reinigungslösung [z. B.
Orange Solvent ; Hager & Werken, D-Duisburg] getränktes Wattepellet),
die Abformung nochmals unter fließendem Wasser abgespült und mit ei -
nem geeigneten Desinfektionsmittel desinfizie11 (s . Kap. 19).

36.6 Labor: Herstellung von Konstruk-


tionsmodell und Registrierschablone
1m Labor wi rd das KonstruktionsmodelL (Arbeitsmode ll 2, Meistennodell,
Remontagemodell) hergestellt. Da das KOl1struktiol1smode ll zur Herstellung
des Modellgussgerüsts dient, darf dieses ni cht als Sägemode ll angefertigt
werden. Wie in der Kronen- und Brückentechnik wi rd ein Arbeitsmodell
mit Magnet-Sp lit-Cast hergestellt (vgl. Kap. 5.4.1). Die Arbeitsschritte
umfassen das Iso li eren der Innenkronen mit Vaseline, das Ausgießen der
JrmenkronenmitKunststoffunddasEinsetzenderMetallpinsa lsRetentionen,
da Ausgießen mit Superhartgips und das Sockeln mit einem Split-Cast-
812 Doppelk:ronensysteme - klinischer und labOliechnischer Ablauf

Abb. 36-7 Registrierung-


schablone, im Labor her-
gestellt.

System. Es ist wichtig dass diese nicht auf den Kunststoffstümpfen ro-
tieren oder schaukeln. Der Sitz der Metallkappen muss eindeutig sein.
Kapitel 36 Die Art der Kieferrelationsbestimmung hängt stark von der Verte ilung
der Pfei lerzä hne und der vorhandenen Gegenbezahnung ab. Da di
Indikation von Doppelkronen-Teilprothesen vor allem im stärker redu-
zie rten Lückengebiss gegeben ist, wird für die Kieferrelationsbestimmung
in der Regel eine Registrierschablone mit Basisplatte und daraufbefindli-
chem Hartwachswall hergestellt. Die Registrierschablone wird in der für
Totalprotbesen üblichen Weise auf dem Konstruktionsmodell hergestellt
(Kap. 39.5), mit dem Unterschied , dass das Basismaterial inzisal bzw.
okklusal auf den Innenkronen abgestützt ist (Abb. 36-7).

36 ..7 Klinik: Gesichtsbogenübertragung,


Kieferrelationsbestimmung und
Modellmontage
/ ac h Abnahme der Provisorien und sorgfaltiger Reinigung der Pfeilerzähne
von Zementresten werd en die lnnenkronen auf die Pfeilerzähne auf-
gesetzt. Wei en die Pfeilerzähne e ine gemeinsame E inschubricbtung
auf, ist es vorteilhaft, wenn di e direkt auf den Innenkronen abgestützte
Registrierschablone bereits im Labor mittels Sekundenkleber an den
Innenkronen fixiert wurde. Dadurch ist ein eindeutiger Sitz der Schablone
im Mund gewährleistet. Weisen einzelne Pfeilerzähne eine abweichende
Einschubrichtung auf, so muss auf diese Fixierung verzichtet werden.
Die Abstiitzung der Registrierschablone auf den Innenkronen erhöht die
Genauigkeit der Kieferrelationsbestimmung gegenüber einem Vorgehen
mit nicht parodontal abgestützter Schablone, ohne eine okklusale Sperrung
des Bisses zu verur achen . Durch die Abstützung der Registrierschablone
auf den Innenkronen wird ihre Lage eindeutig gesichert und ihr Einlage-
rungsverhalten entspricht dem der späteren Teilprothese (Abb. 36-8).
Entsprechend dem in der Tei lprothetik üblichen Vorgehen werden die
Labor: Zahnaufstellung in Wachs 813

)~
Alll>. 36-8 Auf den
Innenkronen abge-
tützte Registrier-
schablone.

extraorale Gesicbtsbogenübertragung des Oberkiefers und die anschlie-


ßende Kieferrelationsbestimmung in zentrischer Kondylenposition vor-
genommen. Das zentrische Wachsbissregistrat wird mehrmals intraoral
Kapitel 36
auf seine Reproduzierbarkeit hin überprüft und dann mit einem zinkoxid-
eugenolhaltigen provisorischen Zement (Temp Bond®; Kerl', D-Karlsruhe)
verfeinert. Da bej jedem Wachsregistrat die Gefahr der Verziehung gegeben
i t, ist es von Vorteil, wenn der Behandler die Modelle SOf0l1 selbst in den
Artikulator montiert.
Die Auswahl von Zahnform und Zahnfarbe der Ersatzzähne geschieht
in Anlehnung an noch vorhandene eigene Zähne oder anhand der vor der
Präparation festgehaltenen ehemaligen Zahnfarbe der Pfeilerzähne un-
ter Berücksi,chtigung der Situationsabformung, die die Zahn form doku-
mentiert. Sind hierzu keine Angaben vorhanden, weil die Zähne bereits
überkront waren, gelten die in der Totalprothetik üblichen Richtlinien zur
Auswah l der Frontzähne (vgl. Kap. 39.8). Bezüglich der Bestimmung bzw.
Auswahl von Zahnform und Zahnfarbe wird eine direkte Betei1i.gung des
Zahntechnikers angestrebt.

36.8 Labor: Zahnaufstellung in Wachs


Im zah ntechnischen Labor erfolgt das Nachfräsen der vorg fertigten zirku-
lären Stufen an den Innenkronen. Dies kann auf dem Konstruktionsmodell
oder auf einem individuell hergestellten Frässockel durchgeftihrt werden.
Bei Konuskronen aus hochgoldhaltiger Legierung werden die vertika-
len Wände auf die gewünschte Minimalstärke von 0,3 mrn gefräst und mit
ei nem konischen Fräser nachgearbeitet. Es ist wichtig, dass die angelegte
Hohlkehle der Metallkappe glatt lind ohne Fräsmarken an der Oberfläche
vorgefräst und dann poliert wird.
Bei Teleskopkronen werden die Retentionsflächen mit einer O-Grad-
Fräse nachgefräst. Bei NEM-Doppelkronen mit zusätzHchen Retentions-
elementen werden die jeweiligen Flächen ebenfalls poliert.
814 Doppelkronensysteme - klinischer und labortechnischer Ablauf

Es ist in der R g I sinnvo ll , eine nprobe der Zahnaufste llung in Wach


am Patienten vorzune hmen, bevor die Außenkronen und das Modellgu -
gerüst hergestellt werden. Vor all em beim Ersatz von Frontzähnen i t
die Anprobe der Wachsaufstellung notwendi g, da sich di e Stellung d r
Ersatzzähne und die Modellation der Außenkrone n gegenseitig beein-
fius en. Im Bereich von Schaltlücken, und hi er wiederum besonders im
Frontzahnbereich, kann die Gestaltung des Gerüsts in Form einer abnehm-
baren Brücke sinnvoll ein. In diesem Fall wird aufdie Verwendung von ro-
safarbenem Basiskunststoffverzichtet und das Gerüst wie eine festsitzend
Brücke ve rbl endet. Die Gesta ltung der Gerüstunterseite w ird in der Regel
satteIförmig unterftitterbar vorgenom men. Bei kl ein en Schaltlücken mit
geradem Verlauf, bei denen es durch den eingesetzten Zahnersatz zu keiner
Belastung des Kieferkamms kommt, kann das Gerüst in di esem Bereich
auch als Tangentiala ufl age (po nti cförmi g) gestaltet werden.
Die Zahna uf teilung der zu ersetzenden Zäh ne wird ganz bewusst or
der Gerü therste llung durchgeführt, um durch eine Anprobe im Mund
überprüft und ggf. korr igiert werden zu können. Durch di eses Vorgehen
ist es mög lich den Modellguss (herausnehmbarer Teil) individuell den
Kapitel 36 Zähnen und ihrer Stellu ng anzupassen. So lassen sich di e mechanischen
Retentionen günstig unter bzw. hinter die Prothesenzähne platzieren. Des
We iteren ist es möglich, bei geringen Platzverhältnissen (Befestigung
mit rosa Sattelkunststoff nicht möglich) eine Rückenscbutzplatte anzu-
legen. Bei Rückenschu tzp latten ist der lingua le bzw. palatinale Ant i!
der Ersatzzähn e aus Meta ll gestaltet. Am Metall selbst befinden sich
Retentionen für die Verblendung mit Kunststoff oder für einen vorgefer-
tigten Prothesenzahn aus Kunststoff oder Keramik. Rückenschutzplatten
ind häufig bei Oberkiefer-Frontzähnen mit Tiefbiss notwendi g. Durc h di e
korrekte und indi vidue lle A nlage einer Rücken chutzplatte lassen sich die
Zähne dauerhaft stabil befestigen.
Wird die Wach a ufstellung der Prothesenzähne für Situationen ange-
fert igt, bei denen di e defin iti ve Versorgung einen großen Verbinder auf-
weist, kann die notwe ndige Stabilisierung durch eine Kunststoffbasis au
lichthärtendem Löffelmaterial erreicht werden. Bei der Basisherstellung i t
da rauf zu ac hten, dass diese zur Aufnahme der Zähne nicht zu dick gestaltet
wird. Die Basis der Regi trierschablone kann zu di esem Zweck mod ifi-
ziert we rden . U m die Pl atzauftei lung der Verblendung der Außenkronen
im Verhältnis zu den Prothesenzähnen ästhetisch gestalten zu können
können über die Innenkronen Verblendkronen aufgewachst werden. Um
der schlu endl ichen Situation möglichst nahe zu komm en, wird für da
Wax-up za hnfa rbenes Wach verwendet.

36.9 Klinik: Anprobe der


Zahnaufstellung in Wachs
ach Abnahme der Provisorien und sorgfaltiger Reinigung der Pfeilerzähne
von Zementr sten werden die Jnnenkronen mitsamt dem Wax-up der
Außenkronen a uf die Pfe il erzä hne aufgesetzt und di e Zahnaufstellung
Labor: Herstellung der Außenkronen und des Modellgu gerüst 815

wird in Wachs anprob iert. Zunächst werd en die einge teilten ho ri.zonta-
len und vertikalen Kieferrelationen sow ie die ästhetische Wirkung über-
prüft. Es gelten die in Kap itel] 7 (Ästhetik in der Zahnmedizin) und 40
(Totalprothetik: Klinisches und labortechn isches Vorgehen) dargeste ll t n
Prinzipien.
1m Se itenzahnbereich wird die Statik der Zahnaufstellung nach fo l-
genden Kriterien getestet: Die Se itenzähne müssen über der Mittellini e
des Kieferkamms aufgestellt sein. Bei okklusaler Belastung der einzel-
nen Ersatzzähne darf die Basisplatte nicht von der Unterlage abkippen.
Vorau setzung für diese Überprüfu ng ist natürlich ein passge nauer Sitz der
Basisplatte. Notwendige Änderungen der Zahnaufstellu ng werden direkt
am Patienten vorgeno mmen .

36.10 Labor: Herstellung der Außenkronen


und des Modellgussgerüsts
Kapitel 36
achdem die Wachsaufstellung (und ggf. das Wax-up der Kronen) im Munde
überprüft wurde, wi rd diese Situation mit Hi lfe eines Vorwalls verschl üs-
selt und bleibt so abrufbar für weitere Arbeitsgänge. Für die Herstellung
der Außenkronen und des Modellgusstei ls kan n die Reihenfolge, ob erst die
Krone und dan n der Modellguss angefertigt wird oder umgekehl1, frei ge-
wähit werden. Wichtig fü r die Reihenfolge ist, dass der Verbindungsbereich
von Krone und Modellguss richtig geplant wird. Zum Fügen dieser Te ile
kann entweder eine Hartlötung oder die Klebetechnik gewä hlt werden.
eit einigen Jahren hat sich di e Klebeteclmik durchgesetzt, da dies für
die Passgenauigkeit Vorteile bringt. Die mechanisc he Ve rb indung fUr
die Klebu ng w ird mit einer Matrize (Teil I) und Patrize durchgeführt.
Wahlweise können die Teile vor dem Verkleben auch verbol zt werden
(Bredent-Dental, D-Senn).
Zur Herstellung der Außenkronen (Sek und ärkro nen) werde n die
Innen kronen sorgfältig gereinigt. Di e Mode llati on erfolgt mit ausbrenn ba-
rem ModelIi erkunststoff, der der modellierten Kappe die nötige Stabi lität
für den Ab hebevorgang gibt. Ei ne dünne Schicht Kunststoff w ird über
die Innenkrone gebracht, und der restliche Ante il der Krone wird mit
Wachs ergänzt. Bei Verblendkronen w ird der lab iale bzw. bukka le so-
wie der okklusale Anteil fLir die Aufnahme einer Verblend ung gestaltet.
Bei Außenkronen ohne Verblendung erfolgt die Gestaltu ng der gesam-
ten Krone als Vollgusskrone. Di e approxi malen Flächen der Außenkronen
müs en so gestaltet werden, dass eine genüge nd große Kontaktfiäche
(Lötftäche) zwischen Krone und Modellguss entsteht. Das bedeutet dass
die Verblendungen der labial en Flächen nicht zu weit nach approximal
gezogen werden dürfen. Die Lötfiächen li gen approximal und werden
zu ihrer Vergrößerung nach palatinal bzw. lingua l an der Außenkrone er-
weitert. Gerade bei wenigen Pfeilerzähnen ist auf eine ausreichend stabil
Lötfiäche zu achten.
Wichtig hi erbei ist, dass der Interdentalraum zweckmäß ig offen ge-
taltet wird. Die Herstellung des Modellgussteil erfolgt mittel Ei nbett-
816 Doppelkronensysteme - klini scher und labortechn ischer Ablauf

ma enmodell (siehe Kap. 33.10). An diesem Modell kann während der


Modellierphase der Vorwall mit den Zähnen an das Einbettmassenmodell
angelegt und dadurch eine optima le Modellgussgestaltung erzielt werden.
Je nachdem, ob die Pfeilerzahnvelieilung es erlaubt, wird das Gerü t
entsprechend der zahnärztlichen Pl anung mit oder ohne großen Verbinder
gesta ltet. Wird auf ein transversales Palatinalband verzichtet, erfordert dies.
dass labortechnisch auf e ine ausreichende Stabilität der Außenkronen und
der Verbindungsstellen zum Modellguss geachtet wird.
Für die Anfert igung der Außenkronen aus ejner NEM-Legierung gei-
ten bezüglich des Ab lau fs die gleichen Grundsätze. Für die zusätzlichen
Retentionselemente, wie z. B. Friktionsstifte in den Außenkronen, wer-
den nach dem Fügevorgang von Krone und Modellgussteil Rillen mit-
tels Funkeneros ion oder ko nventio nellem Bohren in die Primär- bz .
Sekundärtei le versenkt. Die Friktio nslöcher befinden sich in ihrem halben
Durchmesser im Sekundärteil und in der anderen Hälfte im Primärteil.
Anschließend werden Sti fte in der Gesamttiefe der Löcher ei ngelassen und

I
diese am Sekllndärteil durch Lötung befestigt. Durch Aktiv.ieren (leichte
Biegen) der Friktionsstifte kann der Halteeffekt der Sekundärteile erhöht
Kapitel36 werd en . Auch kann nach dem Fügen ein geplantes TK-Snap-System (Sitec ,
D-Hagen) in die Au ßenkrone integriert werden. Nachdem die Haftelemente
fest angelegt wurden, muss die richtige Friktion eingestel lt werden. Dies ge-
schieht vorsichtig durch Reduzieren von Schleifspuren an den Innenseiten
des Sekundärte il s mit roti erenden Gummispitzen.
Ist der Behand ler wenig erfahren, empfiehlt sich eine Anprobe der
Sekundärkonstruktion zusammen mit einer Registratkontrolle über auf den
Sätte ln befestigte Wachswälle, bevor die Außenkronen verblendet wer-
den und die Zahnallfstellung auf den Modellguss übertragen wird. Der
erfahrenere Behandler wi rd diese Anprobe zusammen m it der Kontrolle
von Verb lendung und Zahnaufstellu ng in Wachs vornehme n oder gar
erst nach Fertig teilung. Wurde die Fixationsabformung mit funktionel-
ler Gestaltung der Sartelränder vorgeno mmen , erübrigt sich in der Regel
eine U nterfütterungsabformung der Sattelbereiche (Altered-Cast-Methode;
s. Kap. 33.12). Ist j edoch eine U nterfütterungsabformung der freien-
denden Sattelbereiche notwendig, w ird diese jetzt zusammen mit einer
Gerüstanprobe durchgeführt. Vor der Verblendung der Sekundärkronen
mit Verblendkomposit muss zusätzlich z u den angelegten mechanischen
Retentione n ein chemisches Verbundsystem angewendet werde n. Die
Verblendung erfolgt durch Auftragen des Opakers und der Verblendmasse
wie in Kapitel 27 beschrieben. Für die Anprobe der gefertigten Teile mit
der Kunststoffverb lendung werden die Prothesenzähne mittels Vorwall auf
dem Gerüst in Wachs befestigt.
Klinik: Anprobe des Modellgussgerüsts mit der Zahnauf: teilung 817

36.11 Klinik: Anprobe des Modellguss-


gerüsts zusammen mit der defini. .
tiven Zahnaufstellung in Wachs
ach Abnahme der Provisorien und sorgfältiger Reinigun g der Pfeilerzähne
von Zementresten werden die lnnenkronen auf die Pfeilerzähne auf-
gesetzt. Anschließend wird die Sekundärkonstruktion, bestehend au
Modellgussgerüst mit Außenkronen und Wachsaufstellul1g, eingesetzt. Die
elrundärkonstruktion sollte ohne große Spannung auf den lnnenkronen
und ihren Pfeilerzähnen sitzen, und die Außenkronen müssen klinisch pass-
genau an der Hohlkehle der Innenkronen abschließen. Ein geringer zervi-
kaler Spalt zwischen Innen- und Außenkrone, der mittels Lupenbrille oder
Mikro kop sichtbar gemacht werden kann, lässt sich bei herkömmlicher
Fertigungstechnik nicht vermeiden. Dieser Spalt sollte eine Breite von we-
niger als 50 ~m aufweisen, er ist damit ohne optische Hilfsmittel kaum oder
nicht sichtbar und daher auch nicbt ästhetisch störend. Bei Konuskronen hat
der zervikale Spalt zwischen Außenkonus und Innenkonus e ine ähnliche
Größe wie der okklusale Spalt und ist Voraussetzung für die Funktion der
Kapitel 36
Konushaftung, da es nur zu einem Verkeilen der konischen Kronenflächen
kommen kann, wenn zwischen den horizontalen Flächen von Innel1- und
Außenkrone ein gewisser Freiraum (Abstand) vorhanden ist (vgl. Kap.
33). Unter funktionellen Gesichtspunkten könnte man bei allen anderen
Doppelkronensystemen theoretisch Außenkronen herstellen, die spaltfrei
auf der Hohlkehle der Innenkrone abschließen. Praktisch-technisch ge-
li.ngt dies am ehesten mit der Galvanotechnik, bei der die intermediäre
Galvanokrone direkt auf die Innenkrone aufgalvanisiert wird.
Anschließend wird jede Außenkrone einzeln vo n okklusal mit
Fingerdruck belastet. Dabei darf sich der belastete Anker nicht weiter set-
zen lassen; kein anderer Anker darf sich von seinem Pfeilerzahn ablösen.
Erkennt man bei dieser Prüfung ein Schaukeln in der Gerüstkonstruktion,
liegen entweder ein Verzug des Gerüsts (kein spannungsfreier Sitz auf dem
Modell), ein größerer Abform- oder Modellfehler oder Zahnwanderungen
(z. B. bei mangelhaften Provisorien) vor. Sind ein nicht spannungsfreier
Sitz der Arbeit auf dem Modell oder eine schlechte Passung von Innen-
und Außenkrone fLir das Schaukeln verantwortlich, wird die Arbeit zur
Korrektur an das Labor zurückgeschickt.
Sonst werden der oder die schuldigen Anker durch das Entfernen einzel-
ner Innenkronen ausfindig gemacht. Nach dem Ausschluss möglicher anderer
rsachen (z. B. Zementreste aufPfeilerzähnen ) kann bei Konuskronenarbeiten
und Doppelkronen mit zusätzlichen Retentionselementen die betreffende
Außenkrone vom Gerüst abgetrennt und mit Kaltpolymerisat (z. B. Ge
Pattern Resin ; Ge Germany, D-München) direkt im Mund wieder am
Gerüst in ihrer richtigen Lage fixiert werden. 1n diesem Fall ist zuvor die
Wachsaufstellung vom Gerüst zu entfernen und später zusanU11en mit dem
korrigierten Sekundätteil erneut anzuprobieren.
Bei Zylinderteleskopen oder parallel gestalteten Galvanoteleskopen ist
die Trennung und Neufixierung einer oder mehrerer Außenkronen nicht
indiziert, da dabei ihre Parallelität zueinander verloren ginge. Bei parallel
gestalteten Doppelkronen muss daher die Fixationsabformung wiederholt
818 Dop pelkronensy teme - klinischer und labortechnischer Ablauf

werden. Die schuldige Innenkrone muss im Labor in ihrer veränderten


Position nachgefräst oder aber neu angefertigt werden. Für nachgefrä te
Jnnenkronen müssen neue A ußenkronen hergestellt werden.
Ist die Passung der Sekundärkonstruktion klinisch akzeptabel, werden
die A ußenkronen, ihre Verblendungen und die Zahnaufste llung in Wach
klin isch hinsichtlich vertikaler und hori zontaler Kieferre lation, Okklusion,
tatik der Aufstellung und Ästhetik überprüft (vgl. Kap. 38.7 und 40.12).
Geringe Di skrepanzen zwischen der M und- und Artikulator-Situation 1a -
sen eine erneute 1Geferrelationsbestimmung und Remontage notwendig
werde n. Dies lässt sich relativ einfach durchführen, indem etwas erwäml-
tes Alu-Wachs auf Zahnaufstell ung und Außenkronen aufgetragen und so
ein korrigiertes Registrat mit minimaler Sperrung genommen wird. Die
Korrektur auch gerij)gster Di skrepanzen in d iesem Stad ium minimiert not-
wend ige Einschleifmaßnahmen am fertigen Zahnersatz.

Kapitel 36 36.12 Labor: Fertigstellung der


Doppelkronenkonstruktion
Zur Fertigstellung der Arbeit gehört auch das Befestigen der Prothesenzähne
auf dem Modellgussteil. Dies wird mit einem rosafarbenen Kunststoffbei
Sattelsituationen und mit zahnfarbenem Material bei Pontie-Situationen
(mit oder ohne Rückenschutzplatte) durchgefülut. Da bereits ein Vorwall
vorhanden ist, wird dieser in Verbindung mit Autopolymerisat ve rwendet.
Grundsätzlich besteht aber auch die Möglichkeit einer Fertigstellung mit
Hi lJe der Küvettentecirnik.Allerdings muss in diesem Fall die Verblendung
der Außenkonusse nach dem Kunststoffpressen durehgefiihrt werden . In
jedem Fall werden die Retentionen am Modellguss mit einem chemischen
Verbundsystem vorbehandelt und mit rosafarbenem Opaker abgedeckt. Bei
Situationen, in denen der Prothesenzahn nur als Facette vo r dem Gerüst
itzt (z. B. bei einer Rückensch utzplatte) und zahnfarbener Kunststoff
verwendet wi rd, muss hier za hnfarbener Opaker das Gerüst abdecken.
Bei Verwendung der Vorwa ll technik müssen vor dem Anlaufenlassen des
Kunststoffs Bereiche, an denen ke in K unststoff erwünscht ist, mit Wachs
oder Vase line ausgeblockt werden. Diese Bere iche sind:
• Kompositverblendungen, die nich t durch den Vorwall abgedeckt sind
• Ränder der Innen- und Außenkrone n
• Riickenschutzplatte
• linguale und palatinale Bereiche der Krone
• Restgebis auf dem Modell.
• Retentionse lemente bei NEM-Doppelkronen

Wichtig ist, dass in die Wachsmodellation der Prothese Führungsflächen rur


Mundhygienehilfsmittel ei ngearbeitet werden. Dadurch wird die Reini gung
der approximalen P feile rzahnflächen mit ei ngesetzter Prothese erleichtert
oder gar erst ermöglicht.
Bei ästhetischen Problemen am zervikalen Kronenrand (z. B. lange
klinische Kronen nach vorangegange ner Parodontalbehandlung) kann di e-
Labor: Fertigstellung der Doppelkronenkonstruktion 819

.bb.36-9 Koni-Meter. a Kunststoffstem-


pel zum Fügen von Innell- und Außenkrone
mit definierter Kraft. b di amantierte Spann-
backen zum Herausziehen der In nenkrone. b

ser ebenso wie in der Hybridprothetik mit zahnfleischfarbenem Kunststoff


Kapitel 36
verblendet oder mit Basiskunststoff vollständig abgedeckt werden.
Das Gipsmodell wird gewässert und gegen Kunststoff isoliert. Es ist
auf ein exaktes Anliegen des Vorwalls am Modell sowie auf die genaue
Platzierung der Zäbne im Vorwall zu achten. Die Verarbeitung erfo lgt nach
den Angaben des Herstellers.
Anschließend folgen das Ausarbeiten, die Politur und die Reinigun g
der Arbeit. Dabei wird darauf geachtet, dass Führungsflächen für dünne
l:n terdentalbürstcben zwischen Außenkronen und den Prothesensätteln
entstehen. Diese Führungsflächen führen das Interdentalbürstchen zervi -
kal an den Innenkronenrand und erleichtern und verbessern so bei über
Doppelkronen verankerten Teilprothesen die Reinigung der sonst schwerer
zugänglichen approximalen Restaurations ränder (Walther 1990). Können
die Interdentalräume einer Doppelkronenarbeit für Interdentalbürstchen
nicht genügend weit geöffnet werden (z. B. inden engen Tnterdentalräumen
unterer Frontzähne), kann eine Kunststoffschiene mit Führungsflächen
(Putzschiene) die Reinigung erleichtern (Kern 2003). Vor allem (älteren)
Patienten, die in ihrer Sehkraft und manuellen Geschicklichkeit einge-
schränkt sind, hilft eine solche Putzschiene, die approximalen Restau-
rationsränder besser zu reinigen.
In Doppelkronen mit austauschbaren Retentionselementen wi rd nun
das vo rgesehene Element eingesetzt und die Kontrolle der Haftkraft vor-
genommen. Bei Konuskronen, aber auch bei Doppelkronen mit zusätz-
lichen Retentionselementen kann die Kontrolle der Haftkraft mit einem
speziellen Messinstrument (Ko ni-Meter; Austenal, D-Köln) vorgenom-
men werden (Abb. 36-9a und b). Hierzu wird die Primärkrone von innen
mit den diamantierten Spannbacken des Messinstrumentes gefasst und in
Achsrichtu ng aus der Sekundärkrone herausgezogen, wobei darauf zu ach-
ten ist, dass die Ränder der Innenkrone nicht beschädigt werden. Auf der
Messs kala des Koni-Meters kann die Haftkraft im Bereich von 0 bis 21 N
abgelesen werden. Zu beachten ist, dass Konuskronen vor Bestimmung
ihrer Haftkraft mit einer ausreichenden Kraft gefügt werden müssen, da die
820 Doppelkronensysteme - klinischer und labortechnischer Ablauf

Lö ekraft mit der Fügekraft korreliert (vgl. Kap 35.5). Hierzu eignet sich
der Kunststoffstempel des Koni-Meters, mit dem Konuskronen bei einer
definierten Kraft von 40-60 N zusammengefugt werden können, wobei der
Ring oder Zwischenbereich, der deckungsg leich mit der Unterkante der
Messzylinderführung ist, die angewendete Fügekraft anzeigt. Die Ringe
ind fa rbkodiert: 40N-gelber lling, 50N-grüner Ring, 60N-roter Ring.
Für die Haftkraftbestimmung von parall elwandigen Teleskopkranen
ist da Koni-Meter nicht geeignet, da hier eine Übergangspassung
eingestellt wird und die Haftung klinisch durch Verformungs- und
Verkantungsmechani smen mitgeprägt ist. Eine parallelwandige Innenkrone
darf also nicht von selbst aus der Außenkrone herausfallen, muss sich aber
mit einer Teleskopzange (z. B. Telegrip; Renfert, D-Hilzi ngen) leicht au
der Au ßenkrone herausziehen lassen.
Eine Verminderung der Haftkraft kann erreicht werden, indem
chleifspuren an den Innenflächen der Außenkrone mittels Gummispitzen
vorsichtig reduziert werden. E ine zu hohe Haftkraft vo n Konuskronen kann
ggf. auch dadurch begrenzt werden, dass nach vorheriger Konditionierung
des Metalls ein kleiner Kompos it-Stopp auf den Innendeckel der Außenkron
Kapitel 36 aufpolymerisiert wi rd (Wolfart und Kern 2000). Dieser Komposit-Stopp
sollte aushärten, nachdem die Konuskrone mit Hilfe einer Federwaage
mit einer Kraft von 50 N gefügt wurde. Der Vorteil dieses Verfahren liegt
in seiner Reversibilität und der Möglichkeit, die Haftkraft später durch
Reduzieren oder Entfernen des Komposit-Stopps wieder zu erhöhen. Sollte
die Haftkraft einer Konuskrone zu geri ng sein (u nter 5 N), kann bierfiir
das Aufeinandertreffen horizontaler Flächen von Innen- und Außenkrone
verantwortlich sein (z. B. Zervikalrand des Außenkonus steht auf der
Hohlkehle des Innenkonus auf). Nach Beseitigung derartiger Kontakte
entsteht bei korrekt angelegtem Konuswinkel und guter Passgenauigkeit
eine akzeptable Haftkraft zwischen Innen- und Außenkonus. Kann durch
Markierung und Beseitigung vorhandener Kontakte keine ausreichende
Haftkraft erre icht werden, ist die Neuanfertigung des Sekundärteils not-
wendig. Bei Doppelkronen mit zusätzlichen Retentionselementen kann
die Haftkraft in der Regel durch Aktivieren des Elements, durch Auswahl
eine schwächeren oder stärkeren E lements oder durch leichtes Bescbleifen
angepasst werden.

36.13 Klinik: Anprobe der fertigen Arbeit


und Zementieren
Die Anprobe der fertig gestellten Arbeit beinhaltet im Prinzip das glei-
che Vorgehen, wie es bei der Anpro be der Sekundärkonstruktion mit der
Zahnaufste llung üblich ist. Eventuell notwendige Korrekturen werden
durchgeführt.
Hinzu kommt eine Überprüfung des Sitzes der Prothesensättel, we I-
che mit und ohne Innenkronen durchgeführt wird. Ohne ei ngesetzte
Innenkronen lässt sich die primäre Passgenauigkeit aller Sattel- und
Prothe enrand bereiche überprüfen, indem Fließsi likon (F it-C hecke
Klinik: Anprobe der fertigen Arbeit und Zementieren 821

Ge Germany, D-München) auf die Sattelinnenflächen aufgetragen wird.


E sollte kein Unterschied zu dem später überprüften Sitz mit eingefügten
[nnenkonen vorhanden sein. Ohne eingefügte Innenkronen lässt sich die
primäre Statik der Zahnaufstellung sehr gut überprüfen, indem jeder ei n-
zelne Seitenzahn okklusal belastet wird, wobei die Prothesenbasis nicht
von der Unterlage abkippen darf.
Bevor die Rekonstruktion zum definitiven Zementieren vorberei-
tet w ird, empfiehlt es sich, dass der Behandler selbst die Haftkraft j der
einzelnen Doppelkrone überprüft. Für Konuskronen und Doppelkronen
mit zusätzlichen Retentionselementen eignet sich das schon beschriebene
Koni-Meter (Abb. 36-9a und b). Nach Zusammenfügen von Innen- und
Außenkrone mit definierter Fügekraft werden diese mit Hilfe des Koni-
Meters wieder voneinander getrennt und die benötigte Kraft gemessen.
Die Haftkraft der einzelnen Konuskrone sollte zwischen 5 und 10 N liegen
(Körber 1988), was wir auch als Richtwert für NEM-Doppelkronen mit zu-
sätzlichen Retentionselementen ansehen. Weisen nicht alle Doppelkronen
eine Haftkraft im geforderten Bereich auf, sollte die Arbeit zur Korrektur
an das zahntechnische Labor zurückgegeben werden.
Bei Zylinderte leskopen und parallelwandigen Galvanoteleskopen
Kapitel 36
darf die Innenkrone nicht von selbst aus .ihrer Außenkrone herausfallen,
muss sich aber mit einer Teleskopzange leicht gängig entfernen lassen.
Diese nochmalige Kontro ll e direkt vor dem Einsetzen verhindert, dass
der Behand ler einen zu stark oder nicbt haltenden Zahnersatz eingliedert.
Ein provisorisches Einsetzen (Probetragen) der Restauration beinhaltet
immer die Gefahr, dass sieb einzelne lnnenkronen von ibrem Pfeilerstumpf
lösen und beschädigt oder gar verloren werden. Werden die Innenkronen
jedoch " provisorisch" so gut befestigt, dass diese Gefahr gebannt ist, so
ist ein beschädigungsfreies Abnehmen der Innenkronen vo n ihrem Pfeiler
klinisch schwierig oder unmöglich. Aus diesem Grund wird in der Regel
auf ei n Probetragen des Zahnersatzes verzichtet. Eventuell notwen-
dige Korrekturen am abnehmbaren Prothesenteil lassen sich auch nach
Zementierung der Innenkronen relativ einfach durchfuhren.
Nach nochmaliger Kontrolle der Passgenauigkeit der Innenkronen auf
ihren Pfeilerzähnen werden die Innenkronen mit 50 flm Aluminiumoxid
bei 1,5 bis 2,0 bar an ihren Innenflächen abgestrahlt und in 96 %igem
[sopropylalkohol gereinigt. Dieser Schritt ist vor der Zementierung je-
der gegossenen Restauration durchzuführen, bei Doppelkronen all erding
besonders wichtig, damit die zementierte Innenkrone den bei täglichem
Abneh men auftretenden Kräften standhalten kann.
Das Zementieren entspricht dem üblichen Vorgehen in der Kronen-
und Brückenprothetik (vgI. Kap. 27.12), mit folgenden Besonderheiten:
Die fnnenkronen werden einzeln mit kräftigem Fingerdruck in Position
g,ebracht und mit einem Kronenandrücker unter schaukelnder Bewegung
vol lends gesetzt. Bei Konusla-onen und Doppelkronen mit zusätzlichen
Retentionselementen wird überschüssiger Zement zügig mit Watterollen
und WartepeILets entfernt, dann wird die an ihren lnnen- und Außenflächen
mit Vaseline isolierte Sekundärkonstruktion aufgeschoben . Der Patient
wird angewiesen, kräftig auf seine Backenzähne zu beißen. Anschließend
wird die Okklusion mit Okklusionsfolie überprüft. Nun werden Watte-
rollen zwischen die Seitenzahnreihen gelegt und der Patient beißt bis

---~ --
822 Doppelkronensysteme - klinischer und labortechnischer Ablauf

I Abb.36-]O Positionierung
der Inn enkronen beim
Zementieren mittels eine
Zemen t ierungsschlüsse I
aus Kunststoff.

Abb.36-11 Innenkronen
nach Entrernen der Zemen!-
re te.

Kapitel 36
zur Zementaushärtung zusammen. Bei Schneidezahnkonuskronen im
Oberkiefer ist es aufgrund der dort in habitueller lnterkuspidation auftre-
tenden nichtaxialen Belastung der Zähne sinnvoll, wenn der Behandler die
Restauration bis zur Zementaushärtung in situ hält.
ach Aushärtung des Zementes wird die Sekundärkonstruktion mit
eingesetztem Hirtenstab und leichtem Hammerschlag axial gelockert und
entfernt. Anstelle des Hirtenstabs hat sich auch der Kronenabnehmer nach
Miller (Carl Martin, D-Solingen) bewährt.
Bei parallelwandigen Doppelkronen besteht die Gefahr, dass schon
geri ngfügige Zementreste, die zwischen Innen- und Außenteleskop ge-
langen können das Abnehmen der Sekundärkonstruktion nach der
Zementaushärtung sehr erschweren oder zu einer Lösung der gerade ze-
mentierten ]nnenkrone führen . Daher empfiehlt es sich, für das Zementieren
von parallelwandigen Doppelkronen einen Zementierungsschlüssel au
Kunststoff zu verwenden, der auf dem Meistermodell hergestellt wird.
Damit der Zementierungsschlüssel spannungsfrei sitzt, wird er aus licht-
härtendem Löffelkunststoff hergestellt, dann aber im Bereich der Innen-
kronen ausgeschliffen mit Autopolymerisat (z. B. Pattern Resin) unter-
füttert. So werden die Primärkronen während der Zementierung in ihrer
korrekten Lage pannungsfrei fixiert, der Zementierungsschlüssel kann
aber aufgrund seiner okklusal offenen Gestaltung anschließend leicht
entfernt werden (Abb. 36-10). Nach Aushärtung des Zementes wird der
Zementierungsschlüssel von den Innenkronen abgezogen (Innenkrone da-
bei durch die okklusale Öffnung sichern!). Die Zementüberschüsse können
nun einfach abgesprengt werden.
ach sorgfal tigerEntfernu ngder Zementreste an den Innenkronenrändem
(Abb. 36-11) und Säuberung des Sekundärteils wird dieses wieder eingesetzt
(A bb. 36-12a und b) und es erfolgt eine abschließende Funktionskontrolle.
Hieran schließt sich das Üben von Ein- und Ausgliedern der Arbeit durch
den Patienten und eine kurze Mundhygieneeinweisung an.
823

Kapitel 36
bb. 36-1.2 Sekundär-
konstruktion in situ. a von
fro ntal; b von okklusal: auf
einen Sublingualbügel kann
verzichtet werden . b

36.14 Nachsorge
Möglichst direkt am Tag nach der Zementierung wird eine Kontrolle
des Behandlungsergebnisses vorgenommen, die eine Kontrolle der
Gesamtfunktion der Teilprothese beinhaltet. Zusätzlich wird nochmals
kontrolliert, ob eventuell Zementreste übersehen wurden. Der Patient
wird nun ausfLihrlich in einer fLir ihn adäquaten Form der Mund- und
Prothesen hygiene unterwiesen. Er wird instruiert, nach Abnahme der
Teilprothese diese mit einer Zahn- oder Prothesenbürste unter fließend em
Wasser zu reinigen und das Restgebiss in herkömmlicher Weise zu putzen
(vgl. Kap. 7.3). Danach sollte er die saubere Doppelkronenarbeit wieder ein-
setzen und zusätzlich Interdentalbürstchen zur Reinigung der approximalen
Restaurationsränder benutzen (Wal/her 1990). Daher wird jetzt überprüft,
ob die Führungsflächen zwischen Außenkronen und den Prothesen ätteln
das Interdentalbürstchen zervikal an den Restaurationsrand führen , ohne zu
klemmen. Ggf. müssen die Führungsöffnungen erweitert oder ein kleineres
Bürstchen gewählt werden. Um eine optimale Reinigung zu erreichen,
w ird der Patient angewiesen, das Interdentalbürstchen nicht einfach gerade
durch di.e Fü.hrungsöffimng zu schieben , sondern es alternierend von links
und rechts zu bewegen. Wurde wegen zu enger Interdentalräume eine sog.
Putzschiene hergestellt (vgl. Kap. 36.12), wird der Patient jetzt in analoger
Weise in deren Handhabung unterwiesen (Kern 2003).
E ine weitere Kontrolle innerhalb der ersten zwei Wochen nach Ein-
g liederung der Rekonstruktion ist angezeigt um eventuel l auftretende
824 Doppelkronensysteme - klinischer und labortechnischer Ablauf

Adaptation probleme fTühzeitig zu erkennen. Weiterhin erlaubt ein


Kontrolle nach dieser Zeit die Beurteilung, ob der Patient in der Lage ist,
d i.e instruierte Mund- und Prothesenhygiene durchzuführen. Abschli.eßend
wird mit dem Patienten ein auf ihn abgestimmtes Nachsorgeintervall ver-
einbart.
Tabelle 36-1 fasst den Behandlungsablauf bei der Versorgung mit
Doppelkronen nochmals zusammen.

Tab. 36-1 Behand lu ngsablaufbei über Doppelkronen verankerten Teilprothesen .

Klliiik Labor "~


Anamnese, Befimdaufnahme, Panorama-
scb ichtaufnahme, Zahnfil rn-Status,
Si mati onsabform ung, Gesich tsbogen-
übertraguI}g, Kieferrelationsbestimm ung
Herstellung von Studien modellen,
schädelbezügliche Montage der Modelle im
Artikulator
Modellanalyse im Artikulato r und im
Parallelometer, Diagnose, Planunf?
Kapitel 36 Hygienephase, präprothetische Vorbehand-
lung, Reel'aluation der Vorbehandlung
Evtl. diagnostisches Wax-up, Set-up,
Herstellun..ß. individueller Löffel
Prothetische Phase: Farbauswahl, Präpara-
tion, evtl. AbfornlUng der Pfeilerzähne,
Provisorien
Abformung der Pfeilerzähne
Herstellung von Präparationsmodell
liSi!KemodeiD. und lnnenkronen
Anprobe der Innenkronen,
Fixalionsabformung
Herstellung von Konstruktionsmodell und
Registrierschablone
Gesichtsbogenübertragung, Kieferrelations-
bestimmung, Modellmontage
Zahnaufstellung in Wachs, Wax-up der
Außenkronen
Anprobe von Außenkronen-Wax-up und
Zahnaufstell ung in Wachs
Herstellung der Außenkronen und des
Modellgussgerüsts, Verkleben oder Verlöten
der Außenkronen mit dem Modellguss-
gerüst, Verblendung der Außenkronen,
Übertragung der Wachsaufstellung auf die
Gerüstkonstruktion
Anprobe der Sekundärteile mit Modell-
gussgeriist, zusammen mit der definitiven
Zahnaufstellung .in Wachs
Fertigstellung der Doppelkronenkonstruk-
bon
Anprobe deI fertigen Arbeit und
Zementieren
Kontrolle
Nachsorge
Literatur 825

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~I
827

37 Einführung in die
Hybridprothetik

37.1 Einleitung
Unter dem Begriff "Hybrid prothese" oder "Deckprothese" (eng \. "Over-
denture") versteht man die Rekonstruktion von Front- und Seitenzähnen ei-
nes Lückengebisses mitHilfe ei ner an verdeckten HalteeJementen veranker-
ten Tota lprothese (Brill1955) . DieseArt der prothetischen Versorgung kann
über Jahre den ästhetischen und funktionellen Anforderungen der Patienten
genügen (Brunner und Meyer 1989; Toolson und Smith ] 989; Tao/san und
Taylor 1983). Aus diesem Grunde sollte die Hybridprothese bei richtiger
Indikationsstellung, sorgfältiger Therapie, optimaler Mundhygiene und
regelmäßigen Nachkontrollen nicbt mehr nur a ls Übergangslösung zu r
Totalprothese verstanden werden.
Diehybridprothetische Versorgung des stark reduzierten Lückengebisse
zeichnet sich gegenüber ei ner Totalprothese durch viele biologische und
fu nktione lle Vorteile aus . Crum und Rooney (1978) konnten zeige n, dass Kapitel 37
die Resorptionsvorgänge im Unterkiefer bei Hybridprothesenträgern um
mehr als das Achtfache geringer waren als bei Totalp rothesenträgern . Die
Erhaltung speziell von Unterkieferfront- oder Eckzähnen ist deshalb von
besonderer Bedeutung, weil die Resorption im fro ntalen Abschnitt des
Unterkiefers viel ausgeprägter ist als im Oberkiefer. Sechs Monate nach der
Extraktion beträgt sie im Unterkiefer das Zweifache, nach sieben Jah ren
sogar das Vierfache von der im Oberkiefer (Tallgren 1967). Neben der
kammprophylaktiscben Funktion der Hybridprothese dürfen ihre funktio-
nellen Vorteile nicht vergessen werden: Der Erha lt von Zahnwurze ln zur
Verankerung von Retentionselementen erlaubt es, den Ha lt des Zahnersatzes
im Vergleich zu einer Totalprothese wesentlich zu steigem lind dadurch den
funkt ionellen Komfort für den Patienten zu erhöhen. Erhöhte Kaukräfte
und größere Aktiv ität der Kaumuskulatur der Arbeitsseite (Sposetti et al.
1[986) sowie ei ne verbesserte Kaueffizienz (Kay und Abes 1976) gegen-
über Totalprothesenträgern wurde dem Erhalt von Parodontalrezepto ren
im Desmodont der verb liebenen Zahnwurzeln zugeschrieben (Naga QlW
et al. 1979).
Bei vollständigem Zabn verlust können Deckprothesen auch mit
Implantaten verankert werden (s. Kap. 41).

37.2 Indikationsstellung und


Voraussetzungen
Die Indikation fiir eine hybride Protbe e ist bei Vo rh an densein ei-
nes stark reduzierten L ückengeb isses gege ben. Der noch vo rhandene
828 Einführung in die Hybridprothetik

Zahnhalteapparat der Restzähn e spielt ei ne Schlüsselroll e bezüglich der


Entsche idung, ob diese Zähne noch als Pfeilerzäbne in Frage kommen.
Als potentielle Pfeilerzähne kommen die Zähne mit dem besten Kronen-
Wurzel-Verhältnis in Betracht (Becker und Kahldahl 1984); nach der 11-
dodontischen Behand lung und dem Kürzen des Pfeilerzahns bis ca. 1 bis_
mm über der Gingiva sollte das Kronen- Wurzel-Verhältnis wenigsten L
betragen . Fall s das Kronen -Wurzel-Verhältnis 1:3 beträgt oder sogar noch
besser zugunsten der Wurzel ausgeprägt ist und der Zahn vita l erhalten
werden kann, sollte anste ll e eines Hybri delements ei ner Doppelkrone der
Vorzug gegeben werden.
Der Nac hteil der Hybridelemente liegt dari n, dass der Zahn de i-
talisiert werden muss und dass es sich um sehr fe ine Retentions- oder
Frikationselemente handelt, die relativ fraktura nfallig sind.
Zähne mit geringerer Beweglichkeit soll ten als Pfeilerzähne bevorzugt
werden. Da die Sondierungstiefe um Pfeilerzähne nicht größer als 3 mrn sein
sollte (Too /son et al. 1982), ist oft vorgängig ein parodontalchirurgischer
E ingriff sinnvoll, um auf diese Weise die Taschen ti efe auf maximal 3 mm
zu reduzieren (Taschenreduktion durch apikalen Verschiebelappen). Eine
akzeptable Kooperationsfahigkeit und -bereitschaft des Patienten sollten
gegeben sein, damit dem hybriden Zalmersatz ei ne gute Langzeitprogno e
gestellt werden kann.
Kapitel 37

37.3 Verankerungselemente
Für die Verankerung von hybridem Zahnersatz an den Pfeilerzähnen ste-
hen eine Vielzah l von Ha lte- und Verbindungselementen zur Verfugung.
Vorzugsweise sollte eine starre Verankerung zur Anwendung kommen, so-
fern durch günstige Restzahnverteilung eine flächenhafte AbstütZWlg oder
eine breite parodontale Auflageachse gesichert ist. Starre Verankerungen
haben e ine geringere Belastung der zahnlosen Kieferabschnitte zur Folge
(Geering und Kundert 1992). Dabei sind vor allem konfektio nierte Hülsen-
Stift-Systeme (wie z. B. der Gerber-Retentionszylinder) (Abb. 37-1) auf
Wurzelstiftkappen empfehlenswert.
Kugelkopfanker sind ebe nfa ll s weit verbreitete hybride Elemente,
die vor allem in der Implantatprothetik häufig zur Anwendung kom-
men ( g l. Kap. 43), die aber auch bei weniger belastbaren natürlichen
Zahnwurzeln ihr E insatzgebiet haben. Ein empfehlenswertes E lement
stellt der Kugelkopfanker DalboPlus (Cendres et Metaux, CH-Biel)
dar, bei dem die Haftkraft durch Ei n- oder Herausdrehen des hauben-
förmigen Retentionseinsatzes in der Matrize gezielt eingestellt werden
kann. Tritt nach längerer Tragezeit der Hybridprothese e in Verschleiß
des Retentionseinsatzes mit einem Verlust der Haftkraft auf, kann der ge-
schraubte Retentionseinsatz besonders einfach und schnell ausgetau cht
werden.
Beide beschriebenen Halteelemente haben eine höhere Haltekraft und
Abb.37- 1 Gerber- sind langlebiger a ls die frikativ-k lem menden Halteelemente (wie z. B.
Relenti onszy l.inder. Conod-Anker oder Bona-Zylinderanker).
Gestaltung der Wurzelstiftkappe 829

Abb. 37-2 Durch eine leichte Hohlkehle wird eine


Überkonturierung der Wurzel kapp vermieden.
Darüber hinaus wird eine körperliche Fassung durch
das Gerüst gewährlei stet.

37.2 Gestaltung der Wurzelstiftkappe


Die Gestaltung der Wurzelstiftkappe ist aus parodontaler und funktioneller
Sicht für den therapeutischen Langzeiterfolg von Hybridprothesen von
äußerster Wichtigkeit (Kunderl und Geering 1989). Die Wurzelkappe oU
so konstruiert werden, dass ei ne optimale Hygiene der Pfeilerzähne er-
möglicht, die Plaqueakkumulation nicht begünstigt, die marginale Gingiva Kapitel. 37
durch die Wurzelkappe nicht mechanisch irritiert und die Ästhetik nicht
beeinträchtigt wird. Gleichzeitig sollte die Kappe eine größtmögliche
Retention des und körperliche Fassung durch den abnehmbaren Zahnersatz
erlauben (Kundert und Geering 1989). Um diese Forderungen zu erfiillen,
mü sen Kappenrand Außenflächen , Oberfläche und Innenfläche ent pre-
chend gesta ltet werden.
Der Kappenrand sollte leicht supra- der epigingival zu liegen kommen.
Bei offener Gestaltung der Hybridprothese kann im sichtbaren Bereich
in der Oberkieferfront ein 0,5 mm subgingival verlaufender Kronenrand
toleriert werden . E ine zirkuläre seichte Hohlkehlpräparation der Wurzel er-
möglicht die Gestaltung einer Kappenaußenfläche, die der ursprünglichen
Wurzelkontur folgt (Abb. 37-2). Sie ist auch erforderlich , um die Wurzel
stabili ierend zu umfassen. Eine Überkonturierung aus materialtechni chen
Gründen sol lte auf jeden Fall vermieden werden , da dies zur Förderung
der Plaqueansammlung führt. Die Kappenoberfläch sollte möglichst plan
ge tahet und scharfkantig gegen die Kappenaußenfläche abge etzt sein.
Zirkulär um die Wurzelkappe sollte eine leichte Hohlkehle eingearbeitet
werden, damit das Gerüst der Hybridprothese die Wurzelkappe körperlich
umfassen kann und dadurch an der Konstruktion angreifende hori zon-
tale Schubkräfte direkt auf die Pfeilerwurzel übertragen werden sow ie
ein Abbrechen der Verankerungspatrize verh indert wird. Zudem vermei-
det eine Hohlkehle spitzwinklig und dünn auslaufende frakturgeHihrdete
Facetten, da genügend Platz für das Gerüst und die Facette vorhanden ist.
Aus materialtechnischen Gründen soll eine Facette auf keinen Fall über-
konturiert werden, weil dies zu einer Förderung der Plaqueakkul11ulation
führt. Die Wurzelkappeninnenfläche bestimmt die Retention der Kappe auf
der Wurzel und ihre Stabilität. In der Regel ergibt sich die intraradikuJäre
Retention bereits durch die konisch-ovale Präparation des Wurzelkanals .
830 Einführung in die Hybridprothetik

I
Eio weiter r Zahnhartsubstanzverlust sollte darüber hinaus verm ieden wer-
den. E in okklusales Inlay mit nur leicht dive rgierenden, möglichst para 11 I
zur Wurzelstiftachse und zu den Außenflächen der Präparation verlau-
fenden Wänden kann in Aus nah mefa llen die Retention erhöhen. Bei der
Präparation des okklusalen Kastens muss unbedingt darauf geachtet wer-
den, dass eine Restwanddicke der Wurzel von I mm nicht unterschritten

I wird.
Eine zu dicke Gestaltung der Wurzelkappe «1 mm) muss vermie-
den werden, weil dies zur Einschränkung des vertikalen Platzangebot
führt und das Anlegen eines adäquaten Verankerungselementes verhindert.
Die empfoh lene Art der Wurzelstiftkappenform erlaubt eine kronenfdr-
mige Gestaltung und Verblendung des Gerüsts ohne parodontal ungün -
tige Überkonturierung. Wie bei den Hü lsengeschieben ist aus parodon-
taler Sicht darauf zu achten , dass die Grenzlinie zwischen Primärtei l u.nd
Sekundärteil supragi ngi val zu li egen kommt (Graber 1992).

37.5 Gerüstgestaltung
I Kapitel3' Die Gestaltung einer Hybridprothese richtet sich mit Ausnahme de
Pfeilerbereichs grundsätzlich nach den Prinzi pien der Totalprothetik. Um
eine Hybri dprothese bukkal und oral der Pfeilerzähne nicht zu ausladend
zu gesta lten, muss die Prothesen bas is in diesem Bereich zurückgeschlif-
fen werden, weil der Alveo larfortsatz im Bereich der Pfeilerzähne nicht
resorbiert ist.
Da dadurch die Kunststoftbasis der Hybridprothese im Bereich der
Pfe ilerzähne geschwächt würde, was zu materialtechnischen Problemen
und Brüchen der Prothese fUbren kalID, so llte eine Hybridprothese imm r
mit einem Gerüst ver tärkt werden. Das individuell herzustellende Gerüt

v wird aus eineredelmetallfreien (EMF) CoCr-Basislegierung gegossen.


Je nach Verteilung der Pfeilerzähne kann das Gerüst offen (A bb. 37-3)
oder gesch lossen (Abb. 37-4) gestaltet werden. Bei nur einem Pfeilerzahn im
Unterkiefer oder nur zwei oder drei Pfeilerzähnen im Oberkiefer empfi hit
es ich, das Gerüst vo ll ständig in die Prothese ·e inzuarbeiten (geschlossene
Gesta ltung). Falls mehr Pfeilerzähne vorhanden sind, sollte ve rsucht wer-
den , die Hybridprothese offen zu gestalten . Auf diese Weise kann eine di-
rekte Traumatisierung der marginalen Gingiva dmch den Prothesenkörper
vermieden werden . Ei ne Sogwirku ng auf das marginale Parodont, die in -
besondere bei ungenügender Mundhygiene Schleimhauthyperplasien zur
Folge habe n kann, wird so weitgehend ausgeschlossen. In den offenen
Spü lräumen w ird die Speichelzirkulation begünstigt und ein gewisses Maß
an Selbstreinigung gewährl eistet. Dadurch ist die Plaqueretention an den
Pfeilerzähnen verm indert. Da an den verblei benden Zähnen ke ine wesent-
lichen Kamm resorptionen stattfinden, muss in diesem Bereich durch di .
Prothe enbasls kein Gewebeverl ust ausgeglichen werden. Eine normale
Lippen-, Wangen- und Zungen funktion bleibt zudem nur erhalten, wenn
der Prothesenkörper den A lveolarfortsatz an den Restzähnen nicht über-
deckt (Geering und Kundert 1992; Graber 1992; Körber 1978).
83 1

bb. 37-3 Offe ne


Gerü tge taltung.

bb. 37-4 Gesch los ene


Gerüstgestaltung.

Kapitel 37
Die offene Gestaltung der Hybridprotbese gewährleistet bei größtmög-
licher Stabilität und Verwindungssteifheit der Protbesenbasi s eine n0l111ale
Wei·chteilfunktion. Prinzipiell erfolgt die Gerüstherstell ung immer nach
der defin itiven Einprobe der WachsaufsteUung. Erst zu diesem Ze itpunkt
kann mit H ilfe von Gips- oder Si likonscb lüsseln die genaue Lage der
Verankerungselemente und Ersatzzähne bzw. di e definitive Ausdehnung
der Protbesenbas is beurteilt und der Verlauf des Verstärkungsgerüsts ohne
Veränderung der einprobierten Prothesenform geplant we rden (Geering
und Kundert 1992).
Die Herstellung gegossener Verstärkungsgerüste erfordert einen ge-
wissen technischen Mehraufuran d, der allerdings langfristig gesehen durcb
gerin gere Reparaturkosten wettgemacht wird.

37.6 Okklusionskonzept
In der Regel entspricht die bybridprothetische Okklusionsgestaltung
derjenigen der Totalprothetik. Daher kommen primär eine sequentielle
Gruppenfuhrung m it Front-/Eckzah ndominanz oder eine bilateral balan-
cierte Okklusion in Frage.
832 Einfuhrung in die Hybridprothelik

37.7 Langzeitprognose
Pacer und Bowman ( 1975) zeigten , welch wichtige Bedeutung die über di
Propriorezeptoren des Parodonts gelieferten sensorischen Information n
auf die Kraftentfaltung der Kaumuskulatur haben. Sie wiesen nach da
bei Tota lprothesenträgern die Fähigkeit der Unterscheidung versch ied n
großer, auf die künstlichen Zähne einwirkender Kräfte deutlich geringer i r
als bei mit Hybridprothesen versorgten Patienten oder Normalbezahnten.
Dies unterstreicht, dass es s inn vo ll ist, wenn möglicb zum indest di
Zahnwurzeln zu erha lten, weil dadurch Parodontalrezeptoren vorhanden
ind und auf diese Weise das Kraftunterscheidungsvermögen und dam it
die Kaueffizienz näher an die von E igenbezahnten heranreicht, als es b i
Totalprothesenträgern der Fall ist.
Zahnwurzeln besitzen daneben - vor allem im Unterkiefer - eine wich-
tige Funktion zur Verlangsamung des KllOchenabbaus (Kammprophylaxe).
Crum und Rooney (1978) untersuchten den vertikalen Knochenabbau
des Alveolarkamms bei Hybrid- und Totalprothesenträgern und stellten
nach einer Beobachtungszeit von fünf Jabren fest, dass - bei vorbanden r
Totalprothese im Oberkiefer und Hybridprothesen im Unterkiefer - der
anteriore Kieferkamm vertika l um 0,6 mm , im Falle von Unterkiefer-
Totalprothesen aber um 5,2 mm abgebaut wurde.
Kapitel 37 Regelmäßige achsorge und Mundhygienereinstruktionen haben auch
bei hybrid prothetisch versorgten Patienten eine entscheidende Bedeutune
fur deren parodontale Gesundheit und Langzeitprognose (Etlinger 19 ).
Bei falsche r Gestaltung des Hybridprothesenkörpers können sogar bei gu-
ter Mundhygiene gingival entzündliche Reaktionen um die Pfeilerzäbn
auftreten (Becker und KahldahlI984) . Too/ 'on und Smith ( 1978) konn-
ten zeigen, dass tägliche lokale Fluoridapplikation an hybridprothetischen
Pfeilerzähnen deren Risiko von Wurzelkaries befallen zu werden, erheblich
vermindert. In einer anderen Untersuchung fanden Derk on und JvJacEnte
( 1984), dass die täg licbe Anwendung von 0,4 %igem Zinnfiuorid-Gel auch
die gingivale Entzündung hemmt. Sie scblossen daraus, dass Fluorid-Gel
nicht nur die Wurzel karies hemmt, sondern auch Gingivitis um hybridpro-
thetische Pfeiler reduzieren kann .
Aber auch bei intensiver Nachsorge kann es zur Verscblechterung
de parodontalen Zustandes kommen. Ettinger et al. (1984) berich-
teten , dass von 135 Pfeilerzähnen 94 % über ei ne Zeitperiode von fun f
Jahren eine parodontale Therapie benötigten. Nach einer zwölfjährigen
Beobachtungszeit stellten sie einen Verlust von 4,2 % der hy bridprotheti eh
versorgten Pfeilerzähne fest. Tao/san und Taylor (1989) fanden nac.h einer
zehnjährigen Beobachtungszeit von Patienten mit 77 hybridprothetischen
Pfeilerzähnen, dass sieben Zähne aufgrund von Karies und vier aufgrund
parodontaler Probleme extrahiert werden mussten, d. h. , insgesamt wur-
den elfPfeilerzähne (14 %) extrahiert. Mit diesen beiden Langzeitstudi 11
wurden Patienten erfasst, die in ein Nachsorgeprogramm integriert waren.
Falls kein Recall angeboten wird, sieht die Langzeitprogno e fü r h -
bridprotheti che Pfeiler wesentlich sch lechter aus. E ine Untersuchung
von Rei/z et al. ( 1981) zeigte, dass von 95 hybridprothetisch versorgten
Pfeilerzähnen , die nicht regelmäßig nachkontroIlie.rt wurden, schon in den
ersten fünfJahren l3 (d . h. 14 %) verloren gi ngen.
Langzeitprognose 33

Zusam menfasse nd kann man festhalten, dass di Langzeitstudien (Reitz


eta!. 198 1;Ettingeretal. 1984' Toolsonund Tay lor 1989) deutlich belegen
dass eine gute Nachsorge die Prognose von hybridprotheti ehen Pfeilern
erheblich verbessert. Der Grund für die deutlich be eren Res ultate bei
regelmäßigen Nachkontrollen liegt nicht nur in der eigentlichen parodün-
taLn Therapie (wie z. B. Scaling und Rüüt Planing) sondern zu einem
wichtigen Anteil in der wiederholenden Rei nstruktion und Remotivation
der Patienten.

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~------~-
834 E infiihrung in die Hybridprothetik

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Kapitel 37

/
835

.38 Hybridprothetik: Klinisches und


labortechnisches Vorgehen

38.1 Klinik: Präparation der Pfeilerzähne


und Abformung der Wurzelkappen
ach der parodontalen und endodontischen Vorbehandlung und der
Auswahl von Zahnfarbe und -form werden Stifte in die auf rund 4 mm
über das Zahnfleischniveau gekürzten Pfeilerzähne gesetzt. Diese Stifte
geben eine Orientierung fur die Präparationsrichtung. Nach Entfernung der
Stifte werden di e Pfeilerzähne endgültig bis ungefähr I bis 2 mm über den
Gingivalsaum gekürzt. Für das Kürzen der Pfeilerzähne eignen sich zylind-
rische Diamanten (z. B. Instrumenten-Nr. 2a und 2b des Präparationssatzes
Prothetik). Die zwecks Parodontal- und Kariesprophylaxe supra-, maxi-
mal epigingival zu liegen kommende zirkuläre Pfeilerpräparation (leichte
Hohlkehle) wird mit konischen Torpedodiamanten (Nr. 6a und b; Durch-
me ser an der Spitze 1,0 mm) durchgeführt.
In den meisten Fällen wird nach Entfernung der Wurzelftillung eine ovale
Kavität, die sich durch die Wurzelkanalanatomie sowie die Aufbereitung
ergibt, verbleiben . Da ein weiterer Zahnhartsubstanzverlu· t die Wurzel
chwächt und die Frakturgefahr erhöht, sollte nur in Ausnahmefällen ein Kapitel 38
1nlay, das ei ne Rotation der Wurzelkappe verh indert, präpariert werd n.
Dazu werden zylindrische Diamanten verwendet (Nr. 2a und 2b). Zu be-
achten ist eine Inlaytiefe von 2 mm bei ei ner verbleibenden minimalen
Zahnwandstärke von 1 111m. Die zirkuläre Hohlkehle (und ggfs. das ok-
klusale lnlay) sollen möglichst parallel zur Stiftachse präpariert werden .
Anschließend erfolgt die Abformung der präparierten Wurzelstümpfe
mit kleinen individuellen Löffeln (Abb. 38-1 ). Es ist unbedingt notwen-
dig, den Wurzelkanal bakteriendicht zu versch ließen. Dazu wird in das
Kanallumen Calciumhydroxid ei ngebracht und ei n okklusa ler Versch luss
mit Cavi hergestellt. D ie seichte zirkumferente Präparation muss mit ei-
nem Provisorium gesch ützt werden . Dazu wird mit Hi Ife der Pin eil chnik
PMMA-Kunststoff p011ionsweise um den Stift LInd auf d 11 präparierten
Stumpf aufgetragen. Nach der Aushä11ung des Polymethylacrylats kann
das Provisorium entfernt, fein ausgearbeitet und mit einem eugenolfreien
provisorischen Zement eingesetzt werden.
836 Hybridprothetik: Klinisches und labortechnisches Vorgeben

kle iner indi vidu-


+-- - e ll er Löffe l

Retention aus
KUJlststoff
~-+--- Abformmaterial

I_ _~r-- RetTaktionsfaden

'I--- t--.......: I -- Stift

WurzelftiJlung

Abb.38-1 Abformung d s
präparierten Wurzelstumpt1
mit kl einem individuellem
Löffe l.

Kapitel 38 38.2 Labor: Herstellung der


Wurzelstiftkappen und eines
individuellen Löffels
Von der erstellten Abfonnung wird ein Superhartgipsmodell ange-
fertigt, auf dem die Wurzelstiftkappe modelliert werden kann. Vor der
Wachsmodellation wird das Modell isolieli und der Stift wird in den Kanal
gesteckt. Der Stift wird okklusal in seiner Länge nicht gekürzt, da er später
bei der Übertragungsabfonnung als Retention fiir die Abformmasse dient.
Bei der Modellation der Wachskappe ist unbedingt darauf zu achten da
d ie Kontur der Wurzel übernommen wird. Eine Über- oder Unterkontur d r
Wurzelstiftkappen kann zu hyperplastiscben Veränderungen der Gingiva
fUhren.
Die aufgewachste Wurzelstiftkappe wird vorsichtig vom Modell ab-
gezogen, eingebettet und mit einer hochgoldhaltigen Legierung gegossen.
Gleichzeitig mit der/den Wurzelstiftkappe(n) wird aufdem Situationsmodell
ein individueller Löffel hergestellt. Der individuelle Löffel muss im Bereich
der Wurzelkappe(n) einen bzw. mehrere Abfonnkamine aufweisen. Die
Abformkamine sollen nach mesial zeigen, wei l dadurch ihr Auffü llen mjt
Abformmaterial erleichtert wird .
Labor: Ei nartikulieren der Meistennodelle und Za hnaufstellung 837

38.3 Klinik: Anprobe der


Wurzelstiftkappen und Abformung
ach Fertigstellung der Wurzelstiftkappe(n) werden diese mit einem
Fließsi likon (z. B. Fit-Checker; GC Germany, D-München) im Mund de
Patienten einprobiert. Anschließend werden die angrenzenden Weichteile
wie in der Totalprothetik entweder mit Silikonmassen (Oberkiefer:
C oltex fine, Unterkiefer: Coltex medium [Coltene, Altstätten, CH]) oder
einer Zinkoxid-Eugenol-Paste (Oberkiefer: Kelly 's Impression Paste ;
Unterkiefer: SSWhjte Impression Paste [Ubert, D-Berlin]) mit dem in-
dividuellen Löffel abgeformt. Der Rand des individuellen Löffe ls muss
vorgängig mit Kerr-Masse (KelT, D-Karlsruhe) adaptiert werden (vg l. Kap.
40.4.1). Zur Übertragung der Wurzelstiftkappen wird in einem zweiten
Schritt ein Polyäthergummi-Abformmaterial (z. B. Impregum ; 3M Espe)
mit Hi lfe einer Spritze unter Druck in die Kamine eingeb racht. Diese sind
vorher mit Adhäsiv bestrichen worden.

38.4 Labor: Herstellen der


Meistermodelle und der
Registrierschablonen
Ansch li eßend werd en di e Meistermodelle hergestellt, auf die en Kapitel 38
Basisplatten und Wachswälle modelliert, diese im Munde de Patienten ge-
trimmt und zur Bestimmung der vertikalen und horizontalen Kieferrelation
verwendet (vgl. Kap. 40.7 bzw. 40.8).

38.5 Klinik: Gesichtsbogenübertragung


und intraorale Registrierung
ach Anpassen der Wachswälle am Patienten folgtdie extra- und intraorale
Regi trierung (vgl. Kap. 40.7 bzw. 40.8).

38.6 Labor: Einartikulieren der Meister-


modelle und Zahnaufstellung in Wachs
Die Meistermodelle werden nach erfolgter Kieferrelationsbestimmung mit
Hilfe eines Gesichtsbogens in einen Mittelwertartikulator montiert und
die Zähne entsprechend den aus der Totalprothetik bekannten Prinzipien
aufgestellt (vgl. Kap. 39.5 und 40.10).
838 Hybridprothetik; Klinisches und labortechnisches Vorgehen

38.7 Klinik: Anprobe(n) der Zähne


in Wachs/Labor: eventuelle
Korrekturen
E erfolgen Anproben der Wachsaufstellung, bis der Patient und d r
Behandler mit der Funktion und Ästhetik zufrieden sind (vgl. Kap. 40.11
und 40. L3).

38.8 Labor: Verschlüsselung der


Situation, Auswahl der Veranke-
rungselemente, Erstellung eines
Einbettmassenmodells, Anfertigung
der Wachsmodellation des Gerüsts
Die Zahnaufstellung in Wac hs wird mit Gips oder einem Silikonmaterial
verschlüsselt und entsprechend dem Platzangebot werden die Veranke-
rungselemente ausgewählt. Das Gerüst, das zur Verstärkung der Hybrid-
prothese dient, wird auf einem Duplikatmodell, das aus einer feuerfesten
Ejnbettmasse hergestellt wurde, aufgewachst. Bei Platznot im Bereich der
Kapitel 38 Pfeilerzähne kann das Gerüst als Rückenschutzplatte gestaltet und der
vestibuläre Tei l später mit Kunststoff verb lendet werden. Bevor das Gerü t
mit einer edelmeta ll freien Legierung (EMF, Co-Cr) gegossen wi rd, mu
die Konstruktion vo m Behandler überprüft werden. Dabei sollte darauf
geachtet werden, dass das Gerüst parodontalfreundlich gestaltet wurde und
genügend Platz für die Aufnah me der Matrize vo rh anden ist.

38.9 Klinik: Anprobe der Wurzelstift-


kappen und des Gerüsts
Das Gerüst wird zusammen mit den Wurzelstiftkappen im Patientenmund
einprobiert und aufPassgenauigkeit und einen passiven Sitz hin überprüft.

38.10 Labor: Zahnaufstellung in Wachs


Die Zähne werd en nun mit Hilfe des Gips- oder Si likonsch lüssels auf da
gegos ene Gerüst gewachst. Die G ingivaa nte ile we rden ausmodeHiert und
die Prothesen in Wachs fü r ei ne letzte Einprobe am Patienten fertig gestellt.
Klinik: Anprobe der fertigen Arbeit 839

38.11 Klinik: Wachsanprobe der Aufstellung/


Labor: Fertigstellung in Kunststoff
ach der letzten Wachsanprobe derAufstellung werden die Hybridp rothesen
fertig gestellt: Der oder die Retentionszylinder (Patrize) werden auf die
Wurzelstiftkappe(n) gelötet. Die Wurzelkappe w ird in Löteinbettmasse
e ingebettet und di e Patrize w ird mit e iner Löthilfe in Position gebracht. Die
Lötung erfo lgt mit einem Goldlot nach entsprechendem Vorwärmen des
Lötblocks. Auf das Metallgerüst des Mode ll gusses werden nun die Zähne
mit Kunststoff fixiert.

38.12 Klinik: Anprobe der fertigen


Arbeit, Einkleben der Matrizen,
Eingliederung der fertigen Arbeit
Am Patienten wird/werden die Wurzelstiftkappe(n) zuerst einzeln ohne
Prothese einzementiert. Nach Anprobe der gesamten Arbe it erfolgt ein
bstrahlen der Stiftanteile und der innenseiten der Wurzelstiftkappe(n)
mit Aluminiumox id; danach ist eine weitere Kontamination mit Speichel
unbed ingt zu vermeiden. Der bzw. die Wurzelkanäle werden mit gereinigt:
Dazu wird zuerst das provisorische Füllmateria l entfernt, der Wurzelkanal
wird angeraut (diama ntierter ER-Erweiter, Brasselder, D-Lemgo), Kapitel 38
mit Chlorhex idin lösung gesp ül t und mit Papierspitzen getrocknet. Der
bzw. die Pfeilerzähne we rden trocken ge legt. Die Zementierung der
Wurzelstiftkappen sollte mit einem selbsthärtenden Befestigungkomposit
erfolgen (Panav ia, Kura ray, D-Frankfurt). Dazu wird der Wurzelkanal
mit dem zugehörige n ED-Primer (Ku raray, D- Frankfurt) konditio-
niert. Die Oberfläche des Wurzelstiftes wi rd mit AlloyPrimer® (Kuraray,
D-Frankfurt) bestrichen. Das Befestigungskompos it w ird angemischt, auf
die Stiftanteile und die Innenseiten der Wurzelstiftkappe(n) aufgebracht
und die Kappen(n) werden vors ichtig eingesetzt. Der Sitz der Kappe(n)
wird mit einer feinen spitzen Sonde geprüft, bevor sie der Behand ler zwei
Minuten fest auf den Pfeilerzahn drückt und dabei di e Über chüsse ent-
fernt. E in Sauerstoffabschlussgel (Oxyguard , Kuraray, D-Frankfurt) wird
auf die Ränder aufgebracht. Nach einer Abbindezeit von 10 Minuten wer-
den Zementreste entfe rn t.
Je ei n kleines Kofferdamstück ( I x I cm; dünnen Kofferdam verwen-
den!) wird über die Patri ze(n) gestülpt, und die Matrize(n) wird/werden auf-
gesetzt. Die Prothese wird noch einmal eingesetzt, um sicher zu ein , dass
genügend Platz für das bzw. di Retentionselement(e) vorhanden ist (Abb.
38-2). In dieje ni gen Stell en, wo die Prothese Platz für das Retention element
aufweist, wird wenig chemisch härtendes Kompositmaterial (auf kein n
Fall ganz auffüll en! ) ei ngebracht.
un wi rd die Prothese in situ gebracht und vom Behandler positioniert
und gehalten, bis das Komposit ausgehärtet ist. Die Hybridprothese w ird
dann entfel11t; um die Matrize(n) befindliche Unter ch üsse werden mit
dem Ko mpositkleber aufgefüllt. Es so llten nie mehr als zwei Matrizen
840 Hybridprothetik: Kl inisches und labortechnisches Vorgeh n

- 1-- - Prothese

l::--+- - - Goldkappe

Platz für die Eil1-


polymerisation
der Matrize
Retentions-
element mit auf-
gesetzter Patrize
Kofferdamsruck
-tf'?:~~~- Zahnstumpf

Abb.38-2
Retel1tionselement mil
aufgesetzter Prothese im
Schnitt.

Kapitel 38 gleichzeitig einpo lymerisiert werden. Alternativ zum Einpolymerisieren


am Patienten kann/können die Matrize(n) auch bereits im Labor eingeklebt
werden.

38.13 Klinik: Kontrolle; Nachregistrierung


An einem der folgenden Tage findet eine Kontrolle der Arbeit statt. Z, ei
Wochen nach Eingli edern der Prothesen wird nachregistriert, bevor der
Patient in ein regelmäßiges Nachsorgeprogramm aufgenommen wird (vgl.

I Kap. 40.16 bis 40.18).


111 Tabelle 38-1 sind die klinischen und labortechn ischen Schritte noch-
mals zusammengefasst.
Klinik: Kontrolle; Nachreg istrierung 841

Tab.38-J Klini scher und labortechni scber Behandlung ablauf bei der Anfertigun g von
Hybridprothesen

IDaIk Labor
Anamnese, Befundaufnahme, Röntgen
(Orthopantomogramm, Rinn-Status),
Situationsabformung mit konfektioniertem
Löffel
Herstellung VOll Studienmodellen
Dia;znose, Planun;z
Hygienephase, präprothe/ische Vorbehand-
lung, Reevalua/ion der Vorbehandlung
(evtl. erneute Situatiollsabformung mit
konfektioniertem oder individuellem Löffel)
Herstel lung eines kleinen/kleiner
I individueJler(n) Löffel(s) fUf die
Wurzelkappe(n) und individueller Löffel mit
Abformkaminen im Wurzelkappenberei.c h
für die Gesamtabformung
Prothetische Phase: Auswahl von Zahn-
farbe und -form, Präparation der Pfeile!'-
zähne, Abform ung der Pfeilerzähne
mit kleinen individuellen Löffeln,
Stiftprovisorien
Herstellung der Wurzelstiftkappe(n)
Anprobe der Wurzelstiftkappen, Abfonnung
der Weichgewebe mit Fixationsabformung
der Wurzelstiftkappen
Herstellen der Meistemlodelle, Herstellung
der Registrierschablonen
Kapitel. 38
Gesichtsbogenübertragung, intraorale
Registrierung
Schädelbezügliches Einartikulieren der
Arbeitsmodelle, Aufstellen der Zähne in
Wachs
Erste Anprobe der Zähne in Wachs
Korrekturen
Weitere Einproben
Verschlüsseln der Zahnaufstellung in
Wachs mit Gips oder Silikon, Au wahl der
Verankerungselemente, Erstellung eines
Einbettmassenmodells,. Anfertigung der
Wachsmodellation des Gerüsts
Wachsmodellation des Gerüsts zur
Kontrolle
Gießen des Gerüsts, Ausarbeite n und
Aufpassen auf das Meistermodell
Gerüstanprobe mit den Wurzelstiftkappen
Zahnaufstellung in Wachs (entsprechend
Schlüssel)
Wachsanprobe der Aufstellung
Fertigstellung in Kunststoff
Anprobe der fertigen Arbeit, Zementieren
der Wurzelkappen, Einkleben der
Matrize(n), Eingliedern der fertigen Arbeit
Kontrolle nach 2 Wochen : Nachregistrie-
rung
NachsorJ!.e
/
'/
843

39 Einführung in die Totalprothetik

39.2 Epidemiologie
Die Indikation von Totalprothesen ist, wie man vom Namen her ableiten
kann, der zahnlose Kiefer. Totale Zahnlos igkeit ist vor allem ein Problem
des älteren Menschen. Nach einer Erhebung des Instituts der Deutschen
Zahnärzte (Micheelis und Schiffner 2006) waren im Jahre 2005 in
Deutschland rund 31,3 % der 65-Jährigen und älteren in mindestens einem
Kiefer, 22,6 % in beiden Kiefern zahn los. Karies und Parodontopathien
werden als Hauptursache für den Zahnverlust angesehen. 1m europäischen
Vergleich weisen Schweden (20 %) und die Schweiz (rund 25 %) bessere
Werte auf. 1n vielen Ländern, so in Großbritannien, den Niederlanden oder
Kanada liegen die entsprechenden Zahlen bei den 65-Jährigen und älteren
oberhalb der 50 %-Marke (Tab. 39-1). Bei den Erwachsenen (35-44 Jahre)
sind aber nur 1,0 % zahnlos in beiden Kiefern.
Aufgrund von präventiven und rechtzeitig eingeleiteten za hnärztl ich-
therapeutischen Maßnahmen ist bereits heute das durchschnittliche Alter
der Patienten, die erstma ls mit einer Totalprothese versorgt werden, merk-
bar höher als noch vor wenigen Jahrzehnten. In der Zukunft ist aber nur mit
einer langsamen Abnahme der Zahlliosigkeit in der Gesamtbevölkerung zu
rechnen (DGZPW 200 1; Micheelis und Schiffner 2006).

Tab. 39-1 Prävalenz der Zahnlosigkeil. Kapitel 39

Lud Altersgruppe Prävalenz Zahnlosigkeit Quelle


D 65-74 22,6% DMS lV 2005
GB 65-74 46 % ADHS, ONS UK 1998
F 65-74 16,3 % Bull. WHO 1998
INt. 65-74 61 % CDONL 1998
S 65-74 15,7% Statistics Sweden 1998
US 65-70 26 % MarclIs, JDR 1996
CAN 65-74 58 % BrodeUl; JCDA 1998

39.2 Folgen des totalen Zahnverlusts


Zalm losigkeit hat im Kieferbereich morphologische Veränderungen zur
Folge; sie führt zu einer Resorption und damit zu einer Atrophie des
Alveolarkammes. Der Knochenabbau ist in den ersten Monaten nach
Extraktion von Zähnen besonders stark ausgeprägt, ist aber auch weiterhin
progredient und kommt nie zum Stillstand (Tallgren 1972).
Die Richtung der resorptiven Vorgänge verlagert den Alveolarfortsatz
im Oberkiefer relativ gesehen in orale, im Unterkiefer dagegen in vest ibu-
844 Einführung in die Totalprothetik

.... .---
,-
/
/

I
I
I
I

r - - - -- ----, - I
I
I

I
I Abb.39-1 Knochenresorption
nach totalem Zahnverlust: Der
KJeferkamrnbogen im OK wird in
transversaler Richtung schmaler,
-- - --
Abb. 39-2 Beim Zahnlosen laufen die Verbindung·
linien zwischen den Kieferkämmen des Ober- und
Unterkiefers auf der rechten und linken Seite nach
kranial konisch zu.
im UK nimmt er an Breite zu.

läre Richtung. Dies bewirkt, dass der Kieferkarnmbogen im Oberkiefer in

I Kapitel39
transversaler Richtung schmaler wird, im Unterkiefer dagegen an Breite
zunimmt (Abb. 39-1). Aufgrund dieser Umbauvorgänge beträgt bei zahn-
losen Kiefern der Winkel zwischen der Okklusionsebene einerseits und
der Verbindungslinie der (ehemaligen) Alveolen bzw. der Kieferkämme
im Ober- und Unterkiefer andererseits weniger als 90° (Abb. 39-2). Zu
diesen "physiologischerseits" ablaufenden Abbauvorgängen gesellt sich
bei Totalprothesenträgern ein weiterer Knochenverlust, der durch den
Druck der Prothese auf den Kamm bedingt ist. Man geht davon aus, dass
diese Resorption so lange relativ gering bleibt, wie sich die Prothesenbasi
auf einer möglichst großen Fläche gleichmäßig abstützen kann und die
Prothese selbst auch bei unilateraler Belastung relativ lagestabil bleibt.
Sind die letztgenannten Voraussetzungen hingegen nicht gegeben, so ist

/ mit einem verstärkten "pathologisch bedingten", d. h. auf übermäßige


Druckbelastung zurückzuführenden Knochenabbau zu rechnen. Studien
die diese Auffassungen untermauern, sind bislang allerdings nicht bekannt.
Zahnverlust hat auch auf die Physiognomie direkte Auswirkungen. So
fallen die Wangen und Lippen ein, weil die Abstützung durch die Zähne
fehlt. Zusätzlich kommt es zu einer vermehrten Faltenbildung. Der Abstand
Kinn-Nase ist verkürzt, so dass das untere Gesichtsdrittel verkleinert ist.
Mit den häufig bei Zahnverlust anzutreffenden psychologischen Faktoren
beschäftigt sich Kapitel 46.
Die Inkorporation einer Totalprothese bewirkt neben Verbesserungen
der Ästhetik und Phonetik auch eine Wiederherstellung der Mastikation.
Dass die Kaueffizienz bei Totalprothesenträgern allerdings geringer ist a1
bei Eigenbezahnten oder mit Hybridprothesen Versorgten, wurde durch
Ge chichte der Total prothetik 845

Rissin et al. (1978) bewiesen. Sie zeigten dass natürlich Bezahnte eine Tab. 39-2 Faktoren, die die
Zufri edenh ei t mit totalem
Kauleistung von 90 % [d. h. 90 % der zugefüh rten Nahrun g (Möhren) Zahner atz bee influssen
ging nach 40 Kauakten durch ein Sieb einer speziellen Größe hindurch] , (na h Awad lind Feine)
Hybridprothesenträger vo n 79 % und Totalprothesenträger von 59 % auf-
,
wiesen. Zug leich war die Kauzeit bei den Vollprothesenträgem rkü rzt. 1:;;;.1<:! ll' '<:: ~"
Haraldson et aL (1979) bestätigten, dass Totalprothesenträger, die sie als ~" , l'IoDen %
(Trage-)
, orale Jnvaliden" bezeichneten, in ihrer Kauleistung gegenüber natürlich 36 30
Komfort
Bezahnten - deren maximale Kaukraft fünf- bis sechsmal höhe r ist - deut- Kaufunktion 34 28,3
lich eingeschränkt sind. Trotzdem lässt sich mit einem solchen Zahner atz IStabilität 30 25
aber in den meisten Fällen eine für den von Zahnlosigkeit Betroffenen Andere 20 16,7
zufriedenstellende Kaufunktion erreichen.
Die w ichtigsten Faktoren fü r den Erfolg einer Tota lprothese aus
Patientensicht sind in Tabelle 39-2 aufgeführt [nach Awad und Feine
( 1998)].

39.3 Geschichte der Totalprothetik


KurtW. Alt

Totale Prothesen wurden bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts im Wesentlichen
au Flusspferd-, Walross- oder Elfenbein ge ch nitzt, in das teilweise
menschli che Zähne ode r PorzeUanzähne eingesetzt wurden (Abb. 39-3).
Da diese Prothesen aus organischem Material bestanden wiesen sie keine
.lange Lebensdauer auf. Seltener waren die seit Bourdet (1757) bekannten
Metallbasen aus Gold oder Plati n in Gebrauch, deren Platten in einer Stanze Kapitel 39
geprägt wurden, oder die nach der Methode von Chtimant (1804) herge-
teIlten Porzellanbasen. Gemeinsam war diesen Zahne rsatzmaterialien ,
dass die zu ihrer Herstellung notwendigen Grundstoffe sehr teuer waren,
wesbalb sich nur Wohlhabende Zahn ersatz leisten konnten. Prothesenbasen
aus Zinn, wie sie seit 1820 von E. Hud on aus P hiladelphi a auf den Markt
gebracht wurden, konnten wegen ihres hohen Gewichts nur im Unt rkjefer
eingesetzt werden .
Zum Halt von Vollprothesen ohne Gaum nbedecku ng wurden unter-
chiedliche Federkonstruktionen benutzt, da man noch kei ne individu-
elle Abformu ng kannte und deshalb keine augenden Prothe en herstellen
konnte. Eine entscheidende Erfindung für das Ge biet der Totalprothetik
bedeutete 185 1 die Ei nfü hrun g des vu lkanis ierten Kautschuks durch C.
Goodyear. Das von A. Delabarre schon 1848 als Prothesenm aterial empfoh-
lene Guttapercha konnte sich dagegen als Werkstoffnicbt durchsetzen, da es
aus statischen Gründen ein Metallgerüst voraussetzte. Die Anfertigung von
Kautschukprothesen w urde durch die Übe rnahme ei nes Abformverfah rens
begünstigt, das für die Herste llung einer le ichten Metallbasis für Kaut-
scbukprothesen entwi ckelt worden war. Nach der Gipseinbettung e ines
Wachsmodells erfolgte das Vulkanisieren der Kautschukprothesen. Der
neuartige Werkstoff erlaubte eine Prothesengestaltung, die den Gaumen
einbezog, wobei die Bemühungen auf ei nen Saugeffekt der Platte am
Oberk iefer zielten. Die vermehrte Herstellung on gaume nge chlo en n
846 Einführung in die Totalprothetik

I
I Abb. 39-3 George
Washinglons Zabner atz,
geschnitzt allS FILlSS-
pferdbein, mit men chli-
ehen Zähnen (1789).

Prothesen ging Hand in Hand mit Verbesserungen auf dem Gebiet der
Abformmethoden und der dafur verwendeten Materialien. Ein erster Schritt
war die Einführung von Abform löffeln, deren Benutzung schon Delabarr
vorgeschlagen hatte. C. Slent hatte] 857 in London eine Zusammensetzung
verschiedener bei Mundtemperatur erhärtender Wachse erprobt, die seit-
her als Stentmasse auf dem Markt ist. Auch das bereits länger bekannte
Guttapercha kam als Abformmaterial wieder in Mode. Die Methode, Gip
als Abformmaterial zu benutzen, wurde in den vierziger Jahren des 19.
Jahrhunderts in den USA entwickelt. Der nächste wichtige Schritt auf dem
Weg, den Halt von Totalprothesen zu verbessem, war die Erfindung der
Funktionsabformung mit individuellen Löffeln , die auf den Elsässer 1. J.
Schrott zurückgeht, der sie 1864 auf einer Tagung deutscher Zahnärzte

I Kapi'el39
demonstrierte. Kautschuk blieb bis zur E inführung der Kunststoffe da
Mittel der Wahl für Prothesen basen . Obwohl seit 1869 die Herstellung von
Zelluloid möglich war, dessen Nutzung in der Zahntechnik aber an d r
mangelnden Mundbeständigkeit scheiterte, dauel1en die Versuche, einen
geeigneten Kunststoff zu entwickeln, bis in die dreißiger Jahre des 20.
Jahrhullderts. Erst 1936 stand mit dem so genannten "Nassverfahren" unter
Verwendung von Polymer (Pulver) und Monomer (Flüssigkeit) ein heiß-
polymerisierender Kunststoff (PMMA) zur Verfügung, der alle anderen
Werkstoffe für die Prothesenherstellung verdrängte. Autopolymerisierende
Kunststoffe (Ka ltpolymerisate) für schnelle Reparaturen waren bald darauf

/ im Handel.

39.4 Besonderheiten der zahnärztlichen


Anamnese in der Totalprothetik
Der ersten Sitzung, bei der sich der zahn lose Patient zwecks einer
(Neu-)Versorgung beim Zahnarzt vo rsteHt, kommt ein außerordent-
lich hoher Stellenwert zu, weil sich der Zahnarzt hier ein Bild von den
medizinischen (ErkJ'ankungen), psychologischen und psychischen
(Persönlichkeitsstruktur) sowie sozialen (Umfeld) Voraussetzungen ma-
chen kann, die im Umgang mit dem Patienten während des Verlaufs der
Behandlung eine Rolle spie len können . Ebenso gilt es abzuklären, il1wie-
Besonderheiten der zahnärztlichen Anam nese in der Tota lprothetik 847

weit sich die Wünsche und Erwartungshaltungen des Patienten mit dem im
Einzelfall Realisierbaren decken. Dabei ist zu differenzieren , ob der Patient
bereits vorher eine Totalprothese trug die nun durch eine neue Proth se er-
setzt werden soll , oder ob seine letzte n Zähne zur Extraktion anstehen bzw.
soeben extrah iert wurden . 1m erstgenannten Fall ist der Patient aus eigener
Erfahrung bereits mit den Kompromissen vertraut, die man als Träger einer
Totalprothese eingehen muss, im letzteren Falle ni cht. Neben rein techni-
schen Aspekten wird der Erfol g ei ner Totalprothese bei der Herstellung von
versch iedenen weiteren Faktoren beeinflusst, w ie z. B. den anatomischen
Voraussetzungen, dem individuellen Adaptationsvermögen des Patienten,
seinen psychologischen Voraussetzungen und nicht zuletzt von der persön-
lichen Motivation und Bereitschaft, den neuen Zahnersatz zu inkorporieren
(vgl. Kap. 46).
Um einen Eindruck bezüglich der Ei nste llung des den Zahnarzt auf-
suchenden Patienten zu bekommen, sollten vor Beginn der eigentlichen
Anamnese und Befundaufnahme in Form e ines Gesprächs Fragen zur
Identifikation und psychischen Verfassung des Patienten ge teil t werden:
• Warum kommen Sie zu mir?
• Welche aktuellen Probleme haben Sie (generell , und spez iell mit ihren
Prothesen) ?
• Was ist Ihr Hauptanl iegen?

Auf diese Weise lassen sich bereits sehr früh Erwartun gen, Wünsche,
Sorgen und Befürchtungen des Patienten im Hinblick auf die prothetische
Versorgung eruieren . Ziel ist es, zwiscben Behandler und Patient mög lichst
früh ein Vertrauensverhäl tnis zu schaffen und den Patienten fUr eine aktive
und konstruktive Mitarbeit zu gew innen. U nabhängig von der indi viduel-
len Vorgeschichte stehen für den Patienten selbst zwei Faktoren bei seiner Kapitel 39
oralen Rebabilitierung im Vordergrund, näm lich di e Wiederherstellung
der Kaufäbigkeit und der Ästhetik (Zähn e, Gesichtsbereich). Eng mit
der Kaufähigkeit verbunden ist der Aspekt des Prothesenha lts, dem v.
a. beim Kauen eine entsche idende Bedeutung zukommt. Während der
Prothesenhalt noch einigermaßen obj ektiv bestimmt werden kann, ist die
Beurteilung der Ästhetik stark subjektiv geprägt. Oft gehen die Me inungen
von Zahnarzt und Patient hinsichtlich der Ästhetik deutlich auseinander
(vgl. Kap . 17). Auch hier muss zusammen mit dem Patienten häufig ei n
Konsens erzielt werden. Dem Patienten so llte verständli ch gemacht wer-
den dass fUr den Ha lt einer Totalprothese verschiedene Faktoren - nämlich
anatom ische, protheti sche und physikalische - eine Rolle spielen und dass
die Konstruktion der Prothese den Tragekomfort lind sicheren Halt nur zum
Teil beeinflusst.

39.4.1 Faktoren, die den Halt einer


Totalprothese beeinflussen
39.4.1.1 Anatomische Faktoren
• anatomische Gestaltung des Prothesenlagers (Kieferkanml , Schleim-
haut)
• Menge und Viskosität (Zähflüss igkeit) des Spe iche ls

- - - - -- - - - - - - - - - - - -
848 Einführung in die Totalprothetik

I • Anlagerung der akzessorischen Kaumuskulatur (Wangen, Lippen,


Zunge) an die (möglichst muskelgriffig gestaltete) Prothese.

39.4.1.2 Prothetische Faktoren


• Ausdehnung der Prothese bzw. der Prothesenbasis
• Kongruenz zwischen Prothesenbasis und Prothesenlager ("Relief-

I griffigkeit" nach Gerber)


• Gestaltung des Ventilrands
• Aufstellung (Okklusion) der Ersatzzähne
• Gestaltung der Prothesenaußenfläche [muskelgriffige Gestaltung
(Gerber)]

39.4.1.3 Physikalische Faktoren


• durch den (möglichst dünnen) Speichelfilm bedingte Adhäsion der
Prothesenbasis am Prothesen lage r
• Druckunterschied zwischen Innenventilraum unter der Prothesenbasi

I
und Mundhöhle

Ferner korlllut dem neuen Zahnersatz - neben den nicht zu unterschät-


zenden positiven psychologischen Aspekten, die er fur den Patienten ha-
ben kann (vgl. Kap. 46) - auch für die Ermögli chung einer korrekten
Aussprache (Phonetik) große Bedeutung zu .
Erst nach einem einleitenden Gespräch, das die o. g. Punkte beinhal-
tet, folgt die allgemeinmedizinische Anamnese (Gesundheitsfragebogen).
Die auf Seite I des Befund- und Planungsbogens (s. Kap. 4.2) enthaltene

I Kapitel39
zahnärztliche Anamnese kann im Falle der gep lanten Anfertigung von
Totalprothesen noch durch spezielle Fragen erweitert werden, wie:
• Welche Alt von Zahnersatz trugen Sie bereits vorher?
• Wie kamen Sie damit zurecht?

Diese Fragen dienen dazu, festzustellen, ob der Patient einen eventu-


ell früher oder derzeit noch vorhandenen herausnehmbaren Zahnersatz
gut toleriert hat. ]st dies nicht der Fall, so sollte versucht werden, die
Gründe dafiir herauszuarbeiten. Möglicherweise spielten eine mangel-
hafte Prothe enkonstruktion, schlechte anatomische Gegebenheiten oder
auch eine mangelnde Kooperationsbereitschaft des Patienten eine Rolle.
In bestimmten Situationen (vor allem bei alten Patienten mit verringerter
Adaptationsfäh igkeit an neuen Zahnersatz) steift sich die Frage, ob di
(Neu-)Anfertigung einer Totalprothese überhaupt si nn voll ist oder ob e
tatt dessen prognostisch günstiger ersche int, vorhandenen Zahnersatz den
neuen intraoralen Verhältnissen entsprechend umzuarbeiten .
An die Anamnese schließt ich die Befundaufnahme an. Beim ext-
raoralen Befund können auf Seite 2 des Behandlungsbogens (vgl. Kap.
4.2) unter "Sonstiges" AuffälJigkeiten wie beispielsweise ein verstärkter
Muskeltonus der perioralen und bukkalen mimischenMuskulatur oder be-
sonders auffallende Fa ltenbildungen im Gesicht notiert werden.
Beim intraoralen Befund kommt neben den im Befundbogen genannt1en
Aspekten (v. a. auch Speichel menge und -qualität) der Beschaffenheit des
Prothesenlagers eine besondere Bedeutung zu, d. h. der Ausprägung und
dem Verlauf der Kieferkämme (AlveoJarkämme), der Beschaffenheit de
Besonderheiten der zahnärztlichen Anamnese in der Totalprothetik 849

harten Gaumens, dem Au maß der Schleirnhautre ili nzen (vorhandene


Schlotterkämme?) sowie einstrahlenden Lippen- und Wangenbändern und
der Schleimhautbeweglichkeit im Bereich des M undvorhofs . lm Oberkiefer
wird darüber hinaus insbesondere die Lage und Ausprägung der für den
Halt der Totalprothese wichtigen Tubera maxillae überprüft, im Unterkiefer
die Lage und Beweglichkeit des Mundbodens (sch lucken lassen). Auch
muss kontrolliert werden, ob intraoral prothesenbedingte Infekte (z. B.
Pilzbefall) oder Irritationen (z. B. lrritationsfibrom) vorhanden sind .
Ist alter herausnehmbarer Zahnersatz vorhanden, so wird dieser auf
Passgenauigkeit, Funktion und Ästhetik überprüft.
Auch eine Einschätzung der Beziehung der beiden Kieferkämme zuei-
nander (sog. intermaxilläre Beziehung) in der Frontal- (u . U. Aufstellung
im Kreuzb iss notwendig?) und Sagittalebene wird vorgenommen . Eine
A ufstellung im umgekehrten Frontzahnüberbiss sollte immer vermie-
den werden. Bei Progenie sollte zumindest eine Kopfbisssituation in
der Front erreicht werden. Die Befundaufnahme wird abgeschlossen
mit der Anfertigung und Jnterpretation einer Panoramaschichtaufnahme
(Orthopantomogramm).
Am Ende der Befunderhebung sol lte der Patient über die Möglichkeiten
und Grenzen aufgeklärt werden, die in seinem speziellen Fall bei
Neuanfertigung einer Totalprothese bestehen. Auch zur Disposition ste-
hende notwendige oralchirurgische Maßnahmen wie beispielsweise die
Entfernung eines impaktierten Weisheitzahns oder eines noch vorhandenen
Wurzelrests, die Exzision eines vorhandenen Schlotterkamms oder eines
hoch ansetzenden Bändchens oder die Ausführung einer Vestibulumplastik
bei kaum mehr vorhandener befestigter Gingiva müssen erörtert werden .
Bei Verdacht auf einen Pilzbefall der Mundhöhle (z. B. Candida albicans)
ist ein Abstrich (Microstix®; Heraeus-Kulzer, D-Hanau) und bei positi em Kapitel 39
Befund die Einleitung einer entsprechenden Therapie mit Antimykotika
angezeigt. Diese können im Bereich der Mundhöhle in Form von Lösungen
(zum Spülen oder Touchieren), als Gel oder als Lutschtabletten angewendet
werden . Ein häufig verwendetes Antimykotikum gegen Candida albicans ist
das Polyen-Makrolid Nystatin (z. B. Nystatin " Lederle"- Tropfen; Lederle,
D-Wolfratshausen). Wichtig fur einen Therapieerfolg ist die regelmäßige
Anwendung und eine ausreichend lange Bebandlungsdauer.
Generell sollte auch über die Möglichkeit der Insertion von Implantaten
gesprochen werden, evtL verbunden mit einem Knochenaufbau, was bei
ausgeprägter Kieferkamlmesorption indiziel1 ist (vgl. Kap . 41). Vorteilhaft
i t, wenn der Patient zu einem der darauf folgenden Behandlungstermine
ältere Fotos, auf denen seine natürlichen Frontzähne und sein früheres
Lachen zn erkennen sind, mitbringen kann. Solche Fotos können bei der
späteren Herstellung der Totalprothese (Auswahl und Aufstellung der
Frontzähne) eine Orientiemngshilfe sein.
Auf jeden Fall muss der Patient mit allen vom Zahnarzt vorgesch la-
genen Therap iemaßnahmen einverstanden und über das jeweils mögliche
und angestrebte Behandlungsergebnis informiert sein. Erst danach erfolgt
die definitive Planung.
850 EinfLihrung in die Totalprothetik

39.5 Abformmethoden in der


Totalprothetik
Allgemein werden die funktionellen Abformungen nach der Belastung
in drucklose und Belastungsabformungen eingeteilt, wobei je nach der
funktionellen Kontaktlage zwischen Prothesenrand und Weichgewebe

I funktionelle, extendierende und funktione ll-extendierende Abformungen


unterschieden werden können. Daneben wird, abhängig vom Einflu
der unbewegten oder bewegten Schleimhautbegrenzunge n auf die
Randgestaltung, in mukostatische und mukodynamiscbe (oder myostatische
und myodynamische) Abformmethoden unterteilt. Je nach DurchfLihrung

I lassen sich zwei verschiedene Arten der Belastung des Prothesenlagers


während der Abformung unterscheiden (Utz und Koeck 2005):
• Einzelabformung eines Kiefers, wobei die Belastung des Prothesen lagers
während der Abformung durch den Behandler erfolgt. Die Bewegungen
der angrenzenden mobilen Gewebe können aktiv und passiv durchge-

I führt werden (mundoffene Abformung).


• Abformung beider Kiefer g leichzeitig (mundgeschlosseneAbformung) ..
Diese kann ohne Belastung, jedoch unter Festlegung der räumlichen
Beziehung zwischen Ober- und Unterkiefer während der Erstabformung,
oder unter Mitbeteiligung des Patienten durchgeführt werden.

Als Abformmateriahen stehen zur Verfügung:


• Abformgips
• Kompositionsmassen

I Kapitel39
• A lginate
• Silikone
• Zinkoxid-Eugenol-Pasten
• autoplastischeAkrylate mit verzögerter Polymerisation
• Wachs harze
• Guttapercha
• weichbleibende Unterfütterungsmaterialien ("Tissue conditioner")

Gebräuchliche Abformmaterialien sind heute vor allem Alginate (Erst-


abformung und provisorische Prothesen), sowie Silikone 1-md Zinkoxid-

I Eugenol-Pasten.
Generell kannzwischen einer anatomischenA bformung (Erstabformung,
Situationsabformung) und einer individuellen Abformung (definitive
Abformung) unterschieden werden.
Die Erstabformung dient der Gewinnung eines Studienmodells, auf
dem sich ein individueller Löffe l anfertigen lässt. Für die Erstabformung
stehen zur Verfügung:
• halbindividuelleAbfonnlöffel nach Schreinemakers (muodoffene Methode)
• Si-Plast-Träger nach Hofmann (mundoffene und mundgeschlossene
Methode)
• HM-Situationsabformlöffel nach Meist (mundoffene Methode)
• Ivotray-Abformlöffel nach Schwarzkopf(mundgesch lossene Methode)

ach der Herstellung indi vidueller Löffel auf den Studienmodellen und deren
Anpassung und Konditionierung im Mund erfolgt die definitiveAbforrnung.
Klin ische Konzepte für Totalprothesen 85 1

Bei dermundoffenenBelastung abfonmmgwerden Kompositionsma n


benutzt, wobei Überschichtungsabformungen hergestellt werden und dabei
die Basis belastet und die Randgestaltung nachträglich durchgeführt wird.
Bei der mundgeschlossenen Belastungsabformung werden unterschied-
liche vi köse Sil1konmas en benutzt, um einen Rahmen für di e belas-
tungsfähigen Kieferabschnitte zu erhalten und diese durch entsprechende
Korrekturen zu komplettieren.
Bei der drucklosen lllukostatischen Abformung wird der individu-
elle Löffel mittels Kompositionsmasse (z. B. Kerr®) individualisiert und
die Bas is mit leichtfließenden Si likonmassen oder Zinkoxid-Eugenol-
Pasten abgeformt. Notwendige Entlastungen werden am Arbeitsmodell
durch Unterlegen von Zinnfo lie durchgefühl1. Für die drucklo e muko-
dynamische Abfonnung wird der individuelle Löffel kontinuierlich mit
Abfo rmmasse bedeckt. Bei zu starkem Kontakt wird diese wieder ausge-
chliffen. Auf die von uns empfohlene Methode der modifizierten mukos-
tati ehen Abformung wird in Kapitel40A eingegangen .

39.6 Klinische Konzepte für


Totalprothesen
Es existieren mehrere verschiedene klinische Konzepte für die Herstellung
von Totalprothesen. Sie unterscheiden sich vor allem
'. in der Technik der Abformung (siehe vorhergegangener Abschnitt)
'. im dynamischen Okklusionskonzept, und bier besonders in der Organi-
sation der Disklusion bei Funktion. Dazu zählen Ka.pite139
- sequentielle Führung (mit Front-/Eckzahn-Dominanz)
- bilateral balancierte Okklusion (Aufstellung nach Gysi, Gerber)
- zentrikorientierte Aufstellkonzepte
monoplane Okklusion (mit höckerlosen Zähnen)
. ' in der Berücksichtigung von Ästhetik und Phonetik bei der Zahnauf-
stellung

Die Totalprothetik der vergangenen Jahrzehnte war besonders geprägt vo n


der Fokussierung auf die dynam ischen Okklusionskonzepte und damit die
Organisation der Disklusion im Seitenzahnbereich. Lange Zeit galten all e
Formen der bilateral balancierten Okklusion als überlegen. Man schrieb
TotaJprothesen, die mit entsprechenden Konzepten hergestellt worden sind,
eine größere Stab ilität und dami t ein besseres kI in isches Ergebn is zu. Jedoch
zeigen aktuelle wissenschaftliche Studien, dass sich der Aufwand für die
okklusale Gestaltung nicht in entsprechenden klinischen Ergebnissen nie-
derschlägt. Weder die Kaueffizienz noch die Patientenzufriedenheit sind
mit Prothesen, die einer bilateral balanciel1en Aufstellung nach Gysi oder
Gerber folgen , den Ergebnissen bei vereinfachten Aufstellungskonzepten
(F ront-/Eckzahnfiihrung, sequentielle Führung) überlegen. Innerhalb der
balancierten Okklusionskonzepte scheinen jedoch Prothesen, die mit ei-
nen lingual isierten Konzept (z. B . Gerber) hergestellt werden, bes ere
Ergebnisse in Bezug auf Kaufunktion und Stabi li tät zu erzielen (Kimoto

--------------------------- ---
852 Einfüh run g in die Totalprothetik

et al. 2006). Prothesen, die mit Front-/Eckzahn-dominierter AufsteJlung


hergestellt werden, weisen aber aus Patientensicht ästhetische Vorteile auf.
In Bezug auf die Kaueffizienz ist zu berücksichtigen, dass Prothesen mit
Höckerzähnen (anatomische, semianatomische Zähne) gegenüber höcker-
I.osen Zähnen klare Vorteile besitzen (Kimoto et al. 2006).
Im Fo lgenden wird auf zwei Konzepte zur Herstellung von Total-

I prothesen eingegangen.

39.6.1 Front-Eckzahn-kontrollierte
Aufstellung - sequentielle Führung
(Grunert und Crepaz 2003)
Alternativ zur allgemein verbreiteten Seitenzahnaufstellung nach dem

I
Prinzip der bilateral balancierten Okklusion entwicke lte die fnnsbrucker
Schu le um Gausch und Grunerl seit Mitte der 1970er Jahre das Konzept
der Front-Eckzahn-kontrolli erten Zahnanordnung bei Tota lprothesen
(Gausch 1986). 1m Gegensatz zur balancierten Okklusion diskludieren die
Seitenzähne bei exzentrischen Unterki eferbewegungen . Als sequentielle
Führung wird bezeichnet, dass es oft zu einer initialen Führung der 1.
Prämolaren, der Frontzähne und der Eckzähne kommt.
Das Konzept der Front-/Eckzahn-kontro llierten Aufstellung bietet di
folgenden Vorteile [nach Grunert und Crepaz (2003)]:

I Kapitel39
• bessere, natürlichere Ästhetik
• hohe Patientenzufriedenheit
• vereinfachte und schnellere Aufstellung
• leichtere Einsch leifen
• Übereinstimmung von Artiku lator- und Mundsituation in Bezug auf die
Erreichung des dynamischen Okklusionskonzepts
• geringere Muskelaktivität

39.6.1.1 Frontzahnauswahl
Generell sollten die ausgewäh lten Zähne nicht zu hell sein, sondern dem
natürlichen Vorb ild altersentsprechend ausgewählt werden. Nicht zuletzt
müssen sie auch zu Haut-, Haar- und Augenfarbe des Patienten passen. Für
einen optimalen ästhetischen (= maximal natürlichen) Effekt ist oft eine
dem Alter des Patienten gemäße Indi vidualisierung der Fabrikzähne emp-
fehlenswert. Dies betrifft sowoh l. die Form (konfektion ierte Zähne haben in
der Regel jugendliche Fomlen) als auch die Farbe bzw. Farbeffekte. So wird
beispielsweise empfohlen, für weibliche Patienten im Bereich der oberen
Schneidezähne die mesialen und distalen Inzisalkanten eher abzurunden und
auf einen geschwungenen Schneidekantenverlaufzu achten; bei männlichen
Patienten werden hingegen an den Schneidekanten häufig eckigere Kanten
und relativ gerade Linien bevorzugt (Horn und Stuck 1987). Mit zunehmen-
dem Alter wird bei natürlich Bezahnteo der Unterschied im Höhenniveau
zwischen den zentralen und lateralen Schneidezähnen, die sog. Interinzisal-
Distanz (Müller und Koeck 2005), immer geringer. Daher kann sich das
gezielte Einschleifen von Abrasionen ästhetisch günstig auswirken.
Klinische Konzepte für Totalprothesen 853

Abb. 39-4 Auswählen einer geeigneten Zahngarnitur im Frontzahnbereich. a Abgreifen


des Abstands der vom Patienten au f das Modell übel1ragenen Oberkiefer-Mittellinie (ML)
und der Eckzahnlinie (EL). b Dieser Abstand muss der Distan z zwi schen Mes ialfl äc he de
mittleren Schneidezahns und Spitze des Eckzahns der Zahngarnitur entsprechen.

Neben solchen Schl·e ifmaßnahmen können Individualisierungen auch


durch selektives Einfarben sichtbarer Zahnfiächen, durch Umbrennen kon-
fektionierter Keramikzähne und eine altersentsprechende G ingivagestaltung
erfolgen. So kann man beispielsweise berücksichtigen, dass im natürlichen
Gebiss im Bereich der Oberkieferfront der Eckzahn der dunkelste, der seit-
liche Schneidezahn der hellste Zahn ist.
Da aber nicht jeder Patient lndividualisierungsmaßnahmen wünscht,
müssen zuvor seine Wunschvorstellungen sowie die Bereitschaft, die damit
verbundenen höheren Kosten zu tragen, abgeklärt werden . Mittlerweile
ist auch bei älteren Patienten in Zentraleuropa der Trend zu helleren, als
j ugendlicher empfundenen Zahnfarben angekommen. In allen Fällen ist
es sinnvoll, den Patienten in die Entscheidungsfindung mit einzubeziehen.
Zur Bestimmung der Breite der auszuwählenden Frontzahngarnitur kann Kapitel 39
man mit einem Lineal den Abstand zwischen der Oberkiefer-Mittellinie
und der Eckzahnlinie abmessen und daraufhin eine entsprechend breite
Zalmgamitur auswählen (Abb. 39-4a und b).
Unabhängig vom gewählten Aufstellungskonzept kann man sich, wenn
keine entsprechenden Patientenfotos vorliegen, bezüglich der Form der aus-
zuwählenden Frontzähne an verschiedene bewähJte Prinzipien halten, die alle
das Ziel verfolgen, dass sich die Ersatzzähne harmonisch in das Bild einfü-
gen: Nach Williams (1914) soll die Fom1 der mittleren oberen Schneidezähne
der umgekehrten Gesichtskontur (quadratisch, dreieckig oder oval) entspre-
chen. Eine neuere Studie an 200 Probanden mit gesunden eigenen Zähnen
konnte diesen Zusammenhang zwischen Zalm- und Gesichtsfoml aber nicht
bestätigen (Wolfart et al. 2004; vgl. Kap. 17.10). Härauf(1958) postulierte,
dass sich die Form der mittleren oberen Schneidezälme an die drei von
Kretschmer festgelegten Konstitutionstypen anlehnt (leptosom, athletisch ,
pyknisch). euere Daten zeigen jedoch, dass diese Zuordnung nicht immer
sicher ist. Sie kann aber dennoch ein Hilfsmittel sein. Weitere Informationen
bekommt der Zahntechniker am besten in Form eines En-face-Fotos des
Patienten aus der Zeit, als er noch natürlich bezahnt war.

39. 6.1.2 Aufstellung der Frontzähne


Die Aufstellung der Frontzähne erfolgt nach ästhetischen, anatomischen
und phonetischen Gesichtspunkten. Was die anatomischen Kriterien be-
854 EinfLihrung in die Totalprothetik

Abb. 39-5 Anatomi ehe


Anha ltspunkte f'tir die
Aufstellung der oberen
Frontzähne.

trifft, so geben die am Patienten ermittelten Referenzl.inien wertvolle


Hinweise:
• Die Position der mesialen Flächen der vier zentralen Inzisivi entspricht
der Lage der eingezeichneten Mittellinie.
• Die Lage der oberen Eckzahnspitzen entspricht der Position der einge-
zeichneten Eckzahnlinie.
• Die Länge der oberen Frontzähne stimmt mit der Distanz Lachlinie-
Lippenschlusslinie überein. Die Frontzähne stehen demnach in der
"Amplitude" der Oberlippe.
• In Ausnahmefallen kann dies durch anatomische Gegebenheiten wie
z. B. eine kurze Oberlippe, verhindert werden. Es muss allerdings da-
rauf hingewiesen werden, dass nicht um jeden Preis so lange Zähne
Ka pitel 39 aufgeste llt werden müssen, wie in kranialer Richtung die Lacblini
verläuft (Boss hart 1988).

Anatomisch kann im Oberkiefer die Beziehung zwischen der Verbin-


dungslinie der Eckzahnspitzen und der Papilla incisiva als Anhaltspunkt
fur die sagittale und transversale Position der Aufstellung dienen: Die
Verbindungslinie der Spitzen der Eckzähne verläuft durch die Mitte oder
- beim alten Patienten - distal der Papilla incisiva. Eine zu dieser sog.
Caninus-Papilla-Can inus-Linie (CPC) Ijegende, 6 bis 9 mm weiter ante-
rior befindliche Parallele gibt die vordere Begrenzung der Labia lflächen
der mittleren Inzisivi an. Ferner beträgt in den meisten Fällen der Abstand
zwischen der Labialfläche des Eckzahns und dem Ende des seitlicben
Ausläufers des ersten Gaumenfaltenpaares rund 10 mm (Abb. 39-5).
Bei der Aufstellung ist darauf zu achten, dass beide Zahnbögen jeweil
symmetrisch gestaltet werden. Der Oberkieferzahnbogen weist in seiner
Gesamtheit die Form einer Ellipse, der Unterkieferbogen die Form einer
Parabel auf. Bedingt durch die Richtung der n0D11alen Knochenresorption
und die verloren gegangene Lippenstütze stehen im Oberkiefer die
Frontzähne in der Regel vor dem Kieferkamm. Im Unterkiefer ist häufig
eine Aufstellung auf dem Kamm möglich. Darüber hinaus müssen sich
die oberen Frontzähne bezüglich ihrer Position im Zahnbogen uud ihrer
AchsensteIlung der vorhandenen Gesichtssymmetrie bzw. -asymmetrie an-
passen. Auch hier eignen sich Eu-face-Fotos des Patienten aus der Zeit, als
er noch natürlich bezahnt war.
Klinische Konzepte für Totalprothesen 855

bb. 39-6 Achsnei gungen der Oberki efer- Abb. 39-7 Ach ne igun gen der Oberkiefer-
Frontzähne in der Labialansicht. Frontzähne in der Sagiualansicht.

Zunächst werden die oberen, danach die unteren Frontzähne auf-


gestellt. Im Oberkiefer erreichen die Schneidekanten der zentralen
Inzisivi die Okklusionsebene oder überragen sie um 0,5- 1 mm, ebenso
die Eckzahnspitzen. Die Kanten der lateralen Inzisivi stehen um ca.
0,5- 1 mm tiefer als die Spitzen der zentralen Inzisivi und die Eckzähne.
Die Labialachsen der oberen mittleren Inzisivi sind leicht die der eit-
lichen Inzisivi deutlicher nach distal gerichtet. Die Zähne stehen etwas
protrudiert, die Schneidekanten verlaufen parallel zur Okklusionsebene.
Die Labialachse der Eckzähne entspricht in der direkten Ansicht der
eigung der zentralen Schneidezähne. Die Eckzähne werden entspre-
chend ihrer Stellung im normalen Gebiss so gedreht, das zum einen in der
rontalansicht nur die mesiale Fläche sichtbar (distale Fläche nach innen
abgedreht) und zum anderen der Zahnhals nach vestibulär geneigt (inver-
tiert) ist (Abb. 39-6 und 39-7). Kapitel 39
Die Labialachsen aller unteren Frontzähne sind in der direkten Ansicht
ihrer Labialflächen annährend senkrecht, minimal nach distal geneigt.
Die Unterkiefer-Schneidezähne werden so positioniert, dass die Zähne
di.e Okklusionsebene um rund 1 mm übelTagen, so dass eine vertikale
tufe (Überbiss) von 2 mm entsteht. Sie werden wie die Frontzähne des
Oberkiefers leicht nach labial geneigt (protrudiert). Die Protrusion wird
so gewählt, dass eine horizontale Stufe von ebenfalls 2 mm entsteht. Die
Eckzähne überragen die OkkJusionsbebene zunächst leicht (ca. 1 mm),
werden aber später durch Beschleifen zur Einstellung der Eckzahnführung
bis auf die Höhe der Okklusionsebene gekürzt. Die Aufstellung oll bei
Protrusion und Laterotrusion zu einer Berührung der Front- und Eckzähne
führen (Front-fEckzahnführung).
Durch das Beschleifen wird zusätzlich erreicht, dass die fur ein Altersgebiss
"zu unversehrt" gestalteten konfektionierten Zähne eine kantigere Form er-
halten. Wie die oberen Eckzähne sind auch die unteren Eckzähne nach distal
abgedreht; ihr Zahnhals ist nach vestibulär, die Kauspitze nach oral geneigt
(invertiert). Auf diese Weise erhält man eine zusätzliche konkave Fläche für
die Anlagerung des M. orbicularis oris. Eckzahnspitze und distale Kaukante
sollten sich über der Kieferkammitle befinden.
Beim Aufstellen ist ferner daraufzu achten, dass der Inzisalkantenverlauf
der oberen Zähne mit dem Verlauf der Nasenbasislinie harmoniert (Abb.
39-8). Dabei kann auch der männliche oder weibliche Charakter einer
856 Einführung in die Totalprothetik

Abb. 39-8 Korrelation zwischen lnzisalkantenverlauf und Nasenbasislinie.

I
I

a b
Abb.39-9 Inz isalkantenverlauf der oberen Frontzählle mit E influs auf Alter und
Geschlecht. a jung und feminin ; b älter und maskulin.

Prothese erfasst werden. So gilt eine mehr gerade verlaufende Inzisallinie


als männlicher als eine stärker gebogene. Dies kann außerdem mit der
Gestaltung der Inzisalkanten bzw. Inzisalstufen verstärkt oder abge-
schwächt werden. Eine größere InzisaLstufe soll demnach zu einem mehr
Kapitel 39 weiblichen Erscheinungsbild fuhren (Frush und Fischer 1956a) (Abb. 39-
9a und b).

Variationen der Frontzahnaufstellung. Um eine gute ästhetische Wir-


kung zu erzielen, ist darauf zu achten, dass entsprechend dem natürli-
chen Vorbild die Schneidezähne nicht zu regelmäßig aufgestellt werden.
Bewährt hat sich fur die oberen mittleren Inzisivi beisp ielsweise eine sog.
SChmetterlingsaufsteUung, bei der die mittleren Inzis ivi mit ihren mesialen
Flächen le icht nach innen gedreht sind. Die oberen seitl ichen Inzisivi kön-
/
nen fakultativ mit ihren Mesialflächen zusätzlich nach vestibulär weisen.

y
/ Indiv iduell kann man auch Lücken oder Verschachtelungen gestalten oder
Zähne nach labial oder oral versetzt aufstellen (Frush und Fischer 1956b;
Horn und Stuck 1987) (Abb. 39-10).
Eine Variation bezüglich der Aufstellung der oberen Frontzähne stellt
die sog. Frontzahntreppe nach Ackermann (J 944) dar. Dabei stehen die
oberen Eckzähne nicht auf Höhe der mittleren lnzisivi, sondern noch höher
(also noch tiefer im Wachs) als die seitlichen Schneidezähne. Auf diese
Weise kommt eine "treppenartige" Aufstellung zustande, die häufig eine
ästhetisch positive Wirkung hat. Auch im unteren Frontzahnbereich wird
ein natürlicher Effekt dann erreicht, wenn die Zähne nicht absolut regel-
mäßig aufgestellt sind.
Ei ne alternative Möglichkeit zur hier dargestellten Frontzahnaufstellung
besteht darin, dass man mit Hilfe der anatomisch ausgefomlten Wachs-
wälle zunächst die Oberkieferfront aufsteHt. Da die Länge des Oberkiefer-
K1ini ehe Konzepte für Totalprothesen 857

bb.39-10 Indi viduelle Zahn-


aufste llung und individuell ges ta lte-
te ZahnAei eh e.iner Totalprothe e.

wachswalls die Länge der im Frontzahnbereich aufzustellenden Zähne


wiedergibt, kann Zahn für Zahn das Wachs des Bisswalls entfernt und an
die er Stelle ein Zahn befestigt werden. Für die Ausrichtung des Zahns
änge der Schneidekanten, Position der Zähne in labialer Dimension)
geben der noch verbliebene restliche Wachswall bzw. die neu plazierten
Zähne genügend Information.

39.6.1.4 Seitenzahnaufstellung beim Totalprothetikkonzept mit


sequentieller Führung
ln dem Aufstellungskonzept werden Zähne verwendet, die in ihrer Form
die natürlichen Zähne nachahmen. Die Steilheit der Höckerflächen der
Ersatzzälme steht in sagittaler Richtung in Beziehung zur Gelenkbahn-
neigung des Kieferge lenks. In der Regel werden Zähne mit einer sagittalen
Höckerneigung von 32° (und einer Neigung nach bukkal und lingual von
10- 20°) verwendet.
ach der Platzierung der Eckzähne werden die oberen Prämolaren
aufgestellt. Die Seitenzähne sollten dort aufgestellt werden, wo früher die
natürlichen Zähne positioniert waren. Für die Lagebestimmung sind die Kapitel 39
im Muskelgleichgewicht gestalteten Wachswälle maßgeblich . Der erste
Prämolar liegt mit seinem bukkalen Höcker, der zweite Prämolar mit bei-
den Höckern aufHöbe der Okklusionsebene. Deren Zahnachsen sind leicht
nach distal geneigt. Anschließend werden die unteren Prämolaren derart
gegen ihre Antagonisten gestellt, dass ein zentrischer Vielpunktkontakt ent-
steht. Bei Laterotrusion kann das erste Prämolarenpaar mit dynamischen
Okklusionskontakten auf den palatinalen (Oberkiefer) bzw. bukkalen Flächen
(Unterkiefer) eine initiale Führung übernehmen, bevor die Eckzahnfuhrung
einsetzt. Von den oberen Molaren berüLut nur der mesiopalatinale Höcker
des 6ers die Okklusionsebene. Durch die Aufstellung der oberen Seitenzähne
ergibt sich quasi "automatisch" eine Spee-Kurve. Die Achsen beider oberer
Molaren weisen nach mesial. Die unteren Molaren werden ebenfalls mit
mindestens einem zentrischen Kontakt gegen ihre Antagonisten gestel lt. Auf
die Aufstellung des 2. Molaren kann verzichtet werden, insbesondere dann,
wenn die Kieferkarnrnlinie nach dem Kauzentrum, in dem der erste Molar
positioniert wird, wieder ansteigt. Auf statische bukkale Kontakte wird ana-
log der Aufstellung nach Gerber (siebe unten) nach Möglichkeit verzichtet.
Eben 0 werden keine Führungskontakte bei Laterotrusion auf den bukkalen
Höckeranteile bei den zweiten Prämolaren und den Molaren hergestellt.
858 Einfiihrung in die Totalprotbetik

39.6.2 Merkmale des Totalprothetikkonzepts


nach Gerber
Die wesentlichen Merkmale der Totalprothetik nach dem Konzept on
Gerber (1960, 1964, 1965) lassen sich vereinfacht wie folgt zusammen-
fassen:
• Registrierung der individuellen Gegebenheiten beim Patienten (Ge-
sichtsbogenübertragung, extraorale Aufzeichnung der Kondylenbahn-
neigung, intraorale Stützstiftregistrierung).
• Aufbau einer sagittalen und transversalen "Kompensationskurve" durch
(fabrikmäßig eingearbeitete) kalottenförmig gestaltete Kaumulden an
den Unterkiefe rseitenzähnen und entsprechende Gestaltung der korre-
spond ierenden Höcker der Oberkieferzähne (Mörser-Pistill-Prinzip).
• Erzielung einer sog. "autonomen Kaustabilität" an jedem Zahnpaar
durch bewusste P latzierung der funktionellen Höcker nach lingual
(dadurch Vermeidung von Kipp- und Hebelkräften auch bei Speise-
bolusinterponat).
• Bilateral balancierte Okklusion.
• Vermeidung eines Vorgleitens ("Proglissement") der Unterkieferprothe e
durch gezielte Festlegung des Kauzentrums.
• Unterstützung des Prothesenhalts durch "muskelgriffige" (konkave)
Gestaltung der Prothesenaußenfiächen.

39.6.2.1 FrontzahnauswahJ
Bei dem Totalprothetikkonzept nach Gerber kommen sog. Candulor-
Zähne (Candulor, CH-Zürich) zur Anwendung. Diese werden in drei
Farbgruppen angeboten. Im Frontzabnbereich gehen mit ihnen zum Teil
Kapitel 39
auch Formuntersch iede einher:
• J: jugendlich, mit unversehrter, transparenter Schneidekante
• M : zunehmendes Alter; mit Abnutzungserscheinungen der zentralen
Schneidezähne, Schwinden der transparenten Schneidekanten und
Entstebung von Schmelzrissen.
• 900er-Reihe: Sondertöne entsprechend der Hautfarben hell-mittel-
dunkel
• S: Grautöne.

y
/ Zur Größenbestimmung wird mit einem speziellen Hilfsmittel dem
Alameter (Candu lor, CH-Zürich), die Breite der Nasenbasis gemessen . Da
die Breite der Nasenbasis der Distanz von Eckzahnspitze zu Eckzahnspitze
entspricht (L ee 1962), gibt diese Messung einen verlässlichen Hinwei
auf den Platzbedarf. Gleichzeitig werden auf dem A lameter, getrennt nach
Männern und Frauen, passende Candulor-Zahngarnituren angegeben. Die
entsprechenden Werte werden für den Zahntechniker notiert. Altemati
kann mit einem Lineal die Breite der Nasenbasis gemessen und eine pas-
sende Garnitur (Abstand Eckzahnspitze zu Eckzahnspitze) ausgewählt
werden.
Bezüglich der individuellen Breite der auszuwählenden Ersatzzähne
ging Gerber (1960) in seinen Überlegungen auf Prinzipien der Embryonal-
entwicklung zurück. In der Embryogenese entwickeln sich aus dem
Stimhöcker Stirn, Nase und Zwischenkiefer mit Anlage der vier oberen
Klini che Konzepte für Total prothesen 859

'\-- --(

a b c d

Abb.39-11 Embryogenetisches Prinzip nach Gerber: Zusammenh ang z\ isc hen chn eidezaJUlbreite im O be rkiefer und
der Bre ite von asen basis und asenwurze l. a und b Aus dem tirnh öcker (vertikal chra ffie rt) ent wic ke ln ich tirn
a e und Zwischenkiefer mit den Anlagen der Inzisivi (hori zonta l chraffi ert: Oberki efen ul t, schräg schraffiert: a
Unterkiefen ulst und b di e sich daraus entwickelnden Anteile des Gesichts. c Schmal e asen bas is, sc hmale 'a enwurzel
-+ schmale mittlere und schmale seit liche Inz i ivi. d Breite a enbasis, bre ite asenwu rzel -+ bre ite mittlere und bre.ite
eitli che Inzisivi.

Inzisivi. Darau leitete er sein "embryogenetisches Prinzip" ab, nach weI-


chem das Verhältnis zwischen der Breite von Nasenwurzel und Nasenbasis
mit der individuellen Breite der oberen Schneidezähne korrelieren soll
(breite asenbasis ~ breite mittlere Inzisivi, schmale a enwurzel --. Kapitel 39
chma1e seitliche Inzisivi) (Abb. 39-11a bis d).
Die weiter oben gegebenen Hinweise und Hilfestellungen zur Frontzahn-
auswahl gelten hier ebenso.

39.6.2.2 Frontzahnaufstellung beim Totalprothetikkonzept nach


Gerber
Die Regeln zur Positionierung und Aufstellung der Frontzähne des Ober-
und U nterkiefers folgen im wesentlichen denen, die bereits weiter oben
für Prothesen mit Front-/Eckzahnführung beschrieben worden sind . Da
jedoch beim Aufstellkonzept nach Gerber Besonderheiten in Bezug auf
die Gleitfreiheit in sagittaler Richtung zu beachten sind, sind hin ichtlich
statischer und dynamischer Okklusion der Frontzähne folgende Regeln zu
beachten:
Zunächst werden die oberen, danach die unteren Frontzähne auf-
gestellt. Im Oberkiefer überragen - sofern man keine Frontzahntreppe
siehe später) aufstellt - die Schneidekanten der zentralen Inzisivi die
Ok.klusionsebene um rund 1 mm während die Eckzahnspitzen und Kanten
der lateralen In zisivi um ca. 0,5 mm tiefer als die Okklu ionsebene liegen.
Die Labialachsen der oberen mittleren Inzisivi sind leicht die der seit-
lichen lnzisivi deutlicher nach distal gerichtet. Die Zähne stehen etwas
protrudiert, die Schneidekanten verlaufen parallel zur Okklusionsebene.
Die Labialachse der Eckzähne ist in der direkten Ansicht der Labia lfI äche
860 Einfuhrung in die Totalprothetik

Abb.39-12 Der Eckzahn wird so gedreht,


dass die distolabiale Fläche von fro ntal
gesehen nicht sichtbar ist. Die labiale
Achsenneigung ist zervikal leicht nach
labial gekippt.

Kapitel 39 c
Abb. 39-13 Regeln zur Aufs tellung der Frontzähne: a In d.irekter Frontalansicht der
Labialftächen s ind di e La bialachsen der oberen Eckzähne und der unteren Frontzähne
gerade, Die Labialachsen der oberen mittleren Schneidezähne sind leicht, die der oberen
seitl ichen Schneidezähne stärker nach distal gene igt. Die Schneidekanten der oberen
mittleren Inzisivi überragen die Okklusionsebene, di e Eckzähne schließen mit ihr ab.
während di e oberen seitli chen Schneidezähne sie nicht erreichen. Von den Eckzähnen ist in
de r Frontalansicht normalerweise nur die mesiale Fläche sichtbar. b [n der An sicht von ap-
proximal erkennt man, dass die oberen mittleren Scl1J1eidezähne tärker protrudiert stehen
als di e oberen eitlichen Inzis ivi. Der Zahnhals der oberen Eckzähne steht demgegenüber
in verti ert. c Die unteren Inzisivi stehen leicht prolrudiert, die unteren Eckzähne leicht
inverti ert. Die [n zisa lkanten der unteren Schneidezähne berühren die Okklusionsebene,
während di e Kauspitzen der unteren Eckzähne sie zun ächst üben'agen. Durch Besch.leifen

I werden sie aber später auf dasse lbe iveau gekürzt wie ihre mesialen Nachbarzähne.

gerade. Die Eckzähne werden entsprechend ihrer Stellung im normalen


Gebiss so gedreht, dass zum einen in der Frontalansicht nur die mesiale
Fl äche sichtbar (distale Fläche nach innen abgedreht) und zum anderen der
Zahnhals nach vestibulär geneigt (invertiert) ist (Abb. 39-12 und 39-13a
bis c).
Die Frontzähne dürfen in der habituellen Interkuspidation keinen
Kontakt aufwei sen. Eine freie Protrusionsbewegung von mindestens 1
mm muss gewährleistet sein (F ührungsstift des Artikulators bleibt bei
Seitwärtsbewegungen mit dem inzisalen Führungsteller in Kontakt), erst
Klinische Konzepte für Totalp rothesen 61

dann kommen die Frontzähne in Kontakt. Dabei soll eine lnzisalführung


von höchstens J So (bei Verwendung des ISo-Tellers) entstehen. Bei der
Laterotrusion entsteht eine leichte Führung über die Eckzähne, wobei die
mesio-inzisale Facette des oberen Eckzahns mit der disto-inzi alen Facette
des unteren Eckzahns Kontakt hat.
Der Freiraum zwischen den Labialflächen der unteren Schneidezähne
und den Palatinalflächen der oberen Schneidezähne sollte etwa gleich groß
sein wie der vertikale Überbiss (ca. 1 bis 2 nun). Bei Protrusion bewegung
im Artikulator sollten nach ca. 2 bis 3 mm die oberen mittleren Inzisivi
mit den unteren Schneidezähnen Kante-Kante-Kontakt aufweisen. (Zur
Überp rüfung dieser Bewegungen si nd die Schrauben, die zum Feststellen
der Artikulatorgelenke dienen, zu lösen.)

39.6.2.3 Seitenzahnaufstellung beim Totalprothetikkonzept nach


Gerber
teht bei der Frontzahnaufstellung die Ästhetik im Mittelpunkt, so ist es
im Fall der Seitenzähne (auch "Diatorics" genannt) die Statik. Generell
müssen die Seitenzähne so aufgestellt sein, dass die Stab ilität der Prothesen
auch bei einseitigen Belastungen, z. B. während des Kauens , gewährleis-
tet bleibt. Für die Seitenzahnaufstellung wird ei ne bilateral balancierte
Okklusion angestrebt. Darunter versteht man, dass bei jeder exzentri -
schen zahngeführten Unterkieferposition zwischen allen Oberkiefer- und
Unterkieferzähnen gleichzeitige und gleich starke Kontakte vorhanden
sind (Horn und Stuck 1987). Diese Okklusionsform erlaubt, dass die
Prothesen auch bei Seitwärtsbewegungen am Ort bleiben, weil sie dabei
eine beidseitige Abstützung erfahren. E ine bilateral balancierte Okklusion
ist nur über eine individuelle Zahnaufstellung zu erreichen, die die anato-
mischen und funktionellen Gegebenheiten des Patienten berücksichtigt. Kapitel 39
Es ist darauf zu achten, dass Okklusionskontakte auf oder lingua lwärts
der K.ieferkammmitte bzw. der Kammverbindungslinie zu liegen kom-
men. Zudem sollten die Kauflächen schmaler sein als der Kieferkamm .
Daher wird sehr oft anstelle eines 6ers ein 7er aufgestellt, weil dieser
eine schmalere Kaufläche aufweist. Beim Totalprothesenträger fuhren
stärkere Bewegungen der Prothesen auf dem Prothesenlager (d. h. der
chleimhaut und dem darunter liegenden Knochen) zu einer verstärk-
ten Atrophie der Kieferkämme. Die bilateral balancierte Okklusion gibt
eine günstige Voraussetzung zur Erzielung von Kaustabilität und einer
gleichmäßigen Belastung des Prothesenlagers (Müller und Koeck 2005).
Druckbelastungen werden auf das gesamte Lager verteilt, sagittale und
transversale Schübe werden minimiert. Da durch die bilateral balancierte
Okklusion abhebeLnde Kräfte und Kippmomente weitgehend ausgeschaltet
sind, wird durch sie auch der Tragekomfort erhö ht.

Merkmale der CondyloJorm-Seitenzähne


ür die Seitenzahnaufstellung werden sog. Condylofomlzähne verwen-
det. Jede einzelne Kaufläcbe der Condyloform-Zähne (Candulor CT
ondyloform) ist kalottenJörmig nach dem Mörser-Pistill-Prin z ip ge-
staltet: Die pistillförmig gestalteten palatinalen Höcker der Mo laren und
zweiten Prämolaren des Oberkiefers okkludieren in den mörserähnlichen,
in Form von Minikalotten gesta lteten zentralen Gruben der entsprechen-
862 Einfiihnmg in die Totalprothetik

Abb. 39-14 Das Mörser- Abb.39-15 Das Mörser-Pistill-Prinzip der Condylofonll-


Pistill-Prinz ip der Con- zähne in der Okklusalansicht.
dyloform Zähne in der
eitenansicht.

den Unterkieferzähne (Abb. 39-14). Einzig für die ersten Prämolaren i t


dieses Prinzip umgekehrt gestaltet: Hier ist das Pistill (Stampfer Höcker
im Unterkiefer und der Mörser (Grube) im Oberkiefer (Abb. 39-15).
Diese Scherstellung soll ein Abbeißen der Nahrung im Bereich der erstell
Prämolaren ermöglichen, da ein Prothesenträger allS Stabilitätsgründen
nicht mit den Frontzähnen abbeißen sollte, die in der Regel vor d m
Kieferkamm stehen. Dadurch, dass die oberen palatinalen Höcker und
die unteren Kaumulden, also die funktionellen Anteile der Zähne, nach
lingual verlagert sind (sog. lingualisierte Okklusion), wird eine statische
Kapitel 39 Aufstellung begünstigt. Eine Aufstellung kann daJm als statisch bezeich-
net werden , wenn die Zähne über der Kieferkammitte stehen; bisweilen
befinden sie sich sogar leicht lingualwärts von der Kieferkammitte ("über-
statische" Aufstellung).
Zusätzlich zum Mörser-Pistill-Prinzip wird die Statik dadurch verbe -
sert, dass man auf bukkale Kontakte - die vestibulär der Kamllunitte zu
liegen kämen - bewusst verzichtet. Dies wird bereits fabrikmäßig durch
die flache Gestaltung der vestibulären Höcker begünstigt. Durch die
sog. bukkale Entlastung ("bukkale Abrasion") wird vermieden, dass b i
Belastung des Zahnersatzes durch Seitschubbewegungen schiefe Eben n
auftreten die die Prothese destabilisieren. (Eine Ausnahme bezügli h
der Anordnung des Mörser-Pistill -Prinzips bilden, wie oben bereits an-
gedeutet, die ersten Prämolaren . Hier trifft der bukkale Höckerabhang
des unteren Prämolaren in die mesiale Kaugrube des Antagonisten.) Mit
Anordnung der Aufstellung der Condyloformzähne wird im Bereich der
Kauflächen eine so genannte Polyvalenz angestrebt, d. 11., bei allen zahnge-
führten Bewegungen des Unterkiefers sollen die Höcker störungsfrei in den
Kaumulden der Antagonisten gleiten können. Dadurch trägt die Okklusion
direkt zu einer stabilen Prothesenlage bei.
Die Condylofoml-Seitenzähne sind nicht nur in vestibu lo-oraler, on-
dem auch in mesiodistaler Richtung kleiner als natürliche Zähne. Ein
weiteres Charakteristikum dieser Ersatzzähne besteht in ihrer relativ ausge-
prägten bukkalen Wölbung im unteren Zahndrittel , was einen Kontakt mit
der Wange erleichtern und damit zur Stabilisierung der Prothese beitrag n
Klinisch Konzepte rur Totalprothesen 63

oll. Aufgrund dieser verschiedenen Modifikationen unterscheiden sich


die· ondyloform-Zähne morpho logisch deutlich von natü rlichen Zähnen
weshalb sie auch als "semi-anatomisch " bezeichnet werden. Zur leichte-
ren Unterscheidung von Zähnen der rechten und linken Seite ind an den
Unter eiten der Candulor-Seitenzähne mesial eine (erste Prämolaren bzw.
olaren) bzw. zwei kleine Erhebungen angebracht (zweite Prämolaren
bzw. Molaren).
Die Zähne sind im unteren Bereich hohlgelegt, so dass in diesen Raum
Kun t toff eingepresst werden kann. Dies ist notwendig, damit eine mecha-
nische Verankerung zwischen Porze llanzähnen und Prothesenkunststoff er-
folgen kann. Durch zwei kJeine seitliche Löcher öffnet sieb dieser Hohlraum
nach außen. Auf diese Weise ist ein Entweichen der beim Stopfen des
Kunststoffs eingepressten Luft gewährleistet.

Aufstellung der UnterkieJer-Seitenzähne


Auch für die Aufstellung der Seitenzähne muss sich der Artikulator in
ullstellung befinden. Generell muss man sich bei der Seitenzahnaufstellung
nach den vorliegenden Kieferverhältnissen richten. Im Folgenden wird das
Vorgehen bei durchschnittlichen Verhältnissen beschrieben.
Die Aufstellung wird mit einem provisorischen Positionieren des obe-
ren ersten Prämolaren begonnen, der mit senkrechter Längsachse in das
Wachs platziert wird. Hiernach werden alle unteren Seitenzäbne aufgestellt.
Der untere erste Prämolar wird derart senkrecht gegen den oberen ers-
ten Prämolaren gesetzt, dass die Spitze seiner Kauleiste in di e Richtung
der mesialen Kaumulde des ersten oberen Prämolaren zeigt (Horn und
Stuck 1987). Nicht selten muss man den ersten Unterkiefer-Prämolaren
dabei so aufstellen, dass sich zum unteren Eckzahn hin eine k leine Lücke
("Primatenlücke") von rund 1 bis 2 111m Breite ergibt. Die Kauleiste Kapitel 39
(Kaukante) des unteren ersten Prämolaren steht über der Kiefermitte oder
leicht lingual , was durch die deutliche Lingualverlagerung dieses Zahns er-
leichtert wird. Die Kauspitze befindet sich leicht über der Okklusionsebene.
Im Anschluss daran erfolgt zunächst eine Aufstellung der restlichen
unteren Seitenzähne. Die bukkalen lind lingualen Höcker der zweiten
Prämolaren und der Molaren sollen jeweils gleich hoch gestellt werden,
d. h. eine transversale Kompensationskurve muss beim Aufste llen nicht
durch das Ausrichten der Zähne erreicht werden, sondern sie i t bereits
in der Form der Kaumulden berücksichtigt. Der zweite untere Prämolar
erreicht die Okklusionsebene, seine Bukkalachse wird senkrecht ausg rich-
tet, und die Kaumulde befindet sich auf der Kieferkammmitte oder leich t
lingual von ihr. Wenn das sagittale Platzangebot zu gering ist, muss auf die
Aufstellung der zweiten Prämolaren zuweilen verzichtet werden.
Der erste untere Molar (breitester Zahn) ist an die tiefste Stelle
des Kieferkamms, ins Kauzentrum, zu stellen (sog. kam111adaptierte
Aufstellung). Auch die Bukkalachse der ersten unteren Molaren i t enk-
recht. Die Kaumu lde befindet sich auf Kieferkammitte und li gt knapp
unterhalb der Okklusionsebene. Häufig wird aufgrund eine g ringeren
me iodi talen Durchmessers anstelle des ersten ein zweiter Molar gewä hlt.
Im aufsteigenden Tei l des dorsalen Unterkieferkamms (dorsal) dürfen sich
keine Zähne befinden, weil sonst die Prothese auf einer schiefen Ebene
bela tet und nach vorne rutschen würde (sog. Proglis ement). Daher be-
864 Einführung in die Totalprothetik

schränkt man sich in der Regel nur auf einen Molar pro Kieferhälfte (6 r
oder 7er). Eine solche sagittal reduzierte Okklusion (verkürzte Zahnreih )
reicht für funktionelle Zwecke (Kauen) aus. Sollte in speziellen Fällen, näm-
lich bei statisch günstigem Kammverlauf (nicht ansteigend), demlOch ein
weiterer Molar (oder aufgrund des geringeren mesiodistalen Durchmes er
statt dessen ein Prämolar) aufgestellt werden, so überragt dessen distal r
Höcker die Okklusionsebene, und zwar umso mehr, je größer der Winkel
zwischen sagittaler Gelenkbabn und Okklus.ionsebene ist.Auf diese Wei e
werden die stabilisierenden Gleit-Okklusionskontakte dieses Zahnes bei
Protrusion sichergestellt (Horn und Stuck 1987).
Die Kaumulde des zweiten Molars liegt wie bei allen Unterkiefer-
Seitenzähnen (mit Ausnahme des ersten Prämolaren: Kauleiste) auf der
Kieferkammmitte. Nicht selten wird an die Stelle eines weiteren unteren
Molaren ein unterer erster Prämolar der Gegenseite aufgestellt, wobei die-
sem dann die Funktion einer Protrusionsfuhrung zukommt, da er in habi-
tueller lnterkuspidation keinen Hauptantagonisten besitzt. Der Prämolar
der Gegenseite wird bevorzugt, da dann seine lange distale Höckerkante
nach mesial zeigt und er somit eine Protrusionsfiihrung besser unterstützt.

Aufstellung der OberkieJer-Seitenzähne


Nach der Aufstellung der unteren Seitenzähne werden im Sinne des Mörser-
Pistill-Prinzips die Oberkieferseitenzähne dagegengesetzt. Der bislang nur
provisorisch aufgestellte erste obere Prämolar (Bukkalachse senkrecht)
wird gegebenenfalls so im Wachs verschoben, dass seine mesiale Kaumulde
mit der vestibulären Kauleiste des unteren ersten Prämolaren (punktför-
mig) Kontakt bekommt. Die Kaumulde steht über der Kieferkanul1mitte
Kapitel 39 oder leicht palatinalWärts. Der palatinale Höcker sollte nach distal abge-
dreht werden, so dass der Zunge mehr Platz gewährt wird.
Der zweite obere Prämolar (Bukkalachse senkrecht) hat mit seinem
palatinalen Höcker (über oder leicht palatinal der Kieferkammmitte) einen
Kontakt in der distalen Kaumulde des unteren Zahnes. Der erste obere
Molar (Bukkalachse senkrecht) trifft mit seinem mesiopalatinalen Höcker
(tragender Höcker) in die zentral gelegene Kaumulde des unteren ers-
ten Molaren. Zusätzlich hat der distopalatinale Höcker des oberen ersten
Molaren Einpunktkontakt mit der distalen Randleiste des Antagonisten.

/
Beide palatinalen Höcker befinden sich über der Kieferkammmitte. Der
zweite obere Molar, der, abhängig von der Situation im Unterkiefer, häufig
auch anstelle des ersten Molaren aufgestellt wird, okkludiert mit seinem
palatinalen Höcker (auf Kieferkammmitte) in der Kaumulde des zweiten
unteren Molaren. Die Bukkalachse ist senkrecht, wenn der zweite Molar
anstelle eines ersten Molaren aufgestellt wurde. Ansonsten ist die Achse
abhängig vom Ausmaß der Anhebung des distalen Höckers des zweiten
unteren Molaren geneigt. Die hier skizzierte Aufstellung hat zm Folge, da
die zweiten Prämolaren und Molaren bukkal keine Kontakte aufwei en
(bukkale Entlastung).

39.6.2.4 Aufstellungs-Varianten
Neben diesem Aufstellungsmodus gibt es altemativ eine zweite Methode
bei der die Reihenfolge wie folgt aussieht: OK 4er, UK 4er, UK 5er, OK
SeI', UK 6 er oder 7er, OK 6er oder 7er. Da Zahl , Anordnung und Auswahl
Klinische Konzepte für Totalprothesen 865

f-',
< 80
,, ,,

Abb.39-16 Ein Interalveolarwinkel <80 0


i t Indikation fUr eine Kreuzbissaufslellung.

der Prämolaren und Molaren vom sagittalen Platzangebot und von der
Kieferkammbreite abhängig sind, kann es individuell bisweilen auch
K.ombinationen der aufgestellten Zähne geben, wie sie im natürlichen
Gebiss selten oder nie vorkommen (z. B. OK 3-4-5-7, UK 3-4-7-5; OK
3-4-6-7, UK 3-4-6-5; OK 3-4-6, UK 3-4-5-4; OK 3-4-6, UK 4-7-7; OK 4-5-7,
UK 4- 7-4); bei wenig Platz in sagittaler Richtung kann im Oberkiefer an-
stelle des Eckzahns ein umgeschliffener Prämolar verwendet werden (OK
4-7-5, UK 3-7-5). Die häufig aufgestellte Forderung nach mindestens drei
Kaueinbeiten pro Kieferseite lässt sich nicht immer realisieren .

39. 6.2.5 Kreuzbissaufstellung


In bestimmten Fällen kommt man nicht umhin, die Molaren im Kreuzbiss
aufzustellen. Dies ist der Fall, wenn der Oberkiefer so schmal und der
Unterkiefer so breit ist, dass der Winkel zwischen der Verbindungslinie
der Mitten ihrer Alveolarkämme einerseits (Interalveolarlinie) und der
Okklusionsebene andererseits 80° oder weniger beträgt (Abb. 39- 16). In
Übergangsfallen ist jedoch auch eine nom1ale Aufstellung möglich , sofern
die Zähne entsprechend beschliffen werden (lingualisierte Okklusion). Bei Kapitel 39
einer lingualisierten Okklusion werden die Kaugruben der Unterkiefer-
Seitenzähne durch Beschleifen in linguale Richtung erweitert; dadurch
können diese Zähne weiter nach bukkal gestellt werden. Die oberen
Antagonjsten werden mit ihren Achsen gering nach palatinal gekippt und
ihre bukkalen Höcker leicht beschliffen.
Der Kreuzbiss ist dadurch gekennzeichnet, dass nicht die me iopa-
latinalen (erster Molar) bzw. palatinalen Höcker, sondern die bukkalen
Höcker der oberen Molaren in die Kaumulden der unteren Molaren bei-
ßen. Bei der Aufstellung weisen die ersten Prämolaren im allgemeinen
noch einen normalen Überbiss auf, die zweiten Prämolaren stehen aber
bereits im Kopfbiss, d. h. bukkale und palatinale Höcker okkludieren mit-
einander. Zusätzlich werden die oberen Molaren mit dem Zahnhals nach
bukkal gestellt, damit bei Unterkieferbewegungen auf der Balanceseite
kein Gleithindernis durch einen tief stehenden palatinalen Höcker entsteht.
Darüber hinaus sind die zweiten Prämolaren und ersten Molaren derart
umzuschleifen, dass im Oberkiefer die bukkalen Höcker eine ähnliche
runde Form erhalten wie die palatinalen und im Unterkiefer Mulden für die
Aufnahme der umgeschliffenen bukkalen Höcker der Oberkieferzähne ent-
stehen (Horn und Stuck 1987). Zu diesem Zweck wird zuvor der Stütz tift
des Condylators um zwei Umdrehungen aufgedreht.
• Am oberen zweiten Prämolaren werden die mesialen und distalen
Abhänge der bukkalen Höcker beschliffen , während am Antagonisten
866 Einfü hrung in die Totalprothetik

der distale Abhang des bukkalen Höckers und die distolinguale Höcker·
leiste einschli eßlich ihres Übergangs in die distale Randleiste mit ein r
leichten Mulde versehen werden.
• Beim oberen ersten Molaren wird der mesiobukkale Höcker zurückge-
schliffen (mesiale und distale Abhänge einschl ießlich des Übergang
in die mes iale Randleiste) sowie der distobukkale Höcker relativ tark
gekürzt (Abhänge).

Beim unteren Molaren wird die vorhandene Kaumulde (Fossa) mit einem
Kugeldiamanten nach mesiobukkal vergrößert; ebenso erhält die distal
Randleiste eine leichte Mulde.
Beim Kreuzbiss ist im Oberkiefer, im Gegensatz zum Unterkiefer nur
selten eine statischeAufste llung möglich. In Funktion (Kauen) kann es den·
noch zu ei ner ausreichenden Statik kommen, weil nach palatinal gerichtete
schiefe Ebenen auftreten, die die Prothese in ihrer Lage stabilisieren. Da
eine Kreuzbissaufstellung immer auch eine Einengung des Zungenraume
mit sich fuhrt, sollte im Einzelfall geprüft werden, ob diese nicht zu gunst n
einer lingual isierten Okklusion verm ieden werden kann.

39.6.3 Weitere Aufstellungskonzepte


39.6.3.1 Aufstellung nach Gysi

In dem Aufstellungskonzept nach Gysi ([958) werden Zähne verwendet.


die in ihrer Form die natürlichen Zähne nachahmen. Die Steilheit der
Höckerflächen der Ersatzzähne steht in sagittaler Richtung in Beziehung
Kapitel 39 zur Gelenkbahnneigung des Kiefergelenks . So gibt es "anatomische",
hochhöckerige Zähne mit einer sagittalen Höckerneigung von 32 0 (und
einer Neigung nach bukkal und lingual von 10 bis 20 0) und flachere
"Mühlsteinzähne" mit einer sagitta lenNeigung von 20 0 (und einer seitli·
chen Neigung von nur 30). Bei der Aufste llung nach Gysi ist folgendes zu
beachten (A bb. 39- 17a bis i):
Der vertikale Überb iss sollte nicht zu tief sein, weil ansonsten d r
Prothesenha lt durch auftreten der Kipp- und Schubkräfte gefahrdet wird.
Die oberen 1er und oberen 3er beruhren daher die Okklusionsebene. on
frontal betrachtet sind sie mit ihrer Achse leicht nach distal geneigt. Der
obere 2er berührt die Okklusionsebene nicht; er weist eine deutlichere
Distalneigung auf als seine beiden Nachbarzähne.
Von approximal betrachtet steht von allen oberen Frontzähnen der ob re
2er mit seinem Zahnhals am weitesten lingual , während sich der ZahnhaI
de 3ers am meisten vestibulär befindet. Die Inzisa lkanten der un teren
Schneidezähne liegen mit den Kaukanten der unteren 3er in einer Linie. In
der Ansicht von frontal sind die Zahnachsen der unteren 1er und 2er gerade,
während die 3er Leicht nach distal gekippt sind. Von approximal betrachtet
ist der Inzisalbereich der unteren I er von a llen unteren Frontzähnen am
weitesten nach labial bzw. ihr Zahnhals am stärksten nach lingual gekippt.
Der untere 2er steht gerade, während der untere 3er umgekehrt wie der
untere 1er steht: Sein Zahnhals steht mehr labial, seine Kaukante meh r
lingual. Zwischen oberen und unteren Frontzähnen liegen in der maximalen
Jnterkuspidation Kontakte vor.
Klinische Konzepte für Totalprothesen 867

a b

c d

e f

h
Abb. 39-17 Aufste llungs konzept naeh Gysi. II Oberkieferfrontzä hn e werden auf Okklusion ebene ges tell t. Der untere
Frontzahn hat Ko nta kt mi t seinem Antagonisten. b e igung de r Oberk iefer-Fro ntzä hn e in ve tibu l -o ra ler Ric htung.
c Erster Prä molar de Oberk.iefers berüh rt di e Okklusionsebe ne. d Z\ e iter Prämolar des Oberkiefers ha t mi t bei-
den Höckern mit der Okklusionsebene Kontakt. e Erster oberer Molar berührt mit me io- pa latin ale m Höc ker d ie
Okkl usionsebene. f Zweiter oberer Molar w ird entsprechend der sagitta len Ko mpensati onskurve platzie rt (kein Komakt
m it Okklusionse bene). g Untere Frontzähn e stehen auf der Kieferkammmitte mit der Sehn eideka nte in gerader Linie. Die
labia le Ac hsenn e igung zeigt e in e Me ia lte ndenz. h Unterer erster Mo lar in korrekter Positi on. i Fert ige Zahnaufstel lung.
868 Einführung in die Totalprothetik

Nach Platzierung der Eckzähne werden die oberen Prämolaren aufge-


stellt. Der obere 4er liegt mit seinem bukkalen Höcker, der obere 5er mit
beiden Höckern auf Höhe der Okklusionsebene. Beide Zahnachsen iud
leicht nach distal geneigt.
Anschließend werden die unteren Prämolaren derart gegen ihr
Antagonisten gestellt, dass ein maximaler Vielpunktkontakt entsteht. Von
den oberen Molaren berührt nur der mesiopalatinale Höcker des 6ers die
Okklusionsebene. Durch die Aufstellung der oberen Seitenzähne ergibt
sich quasi "automatisch" eine Spee-Kurve. Die Achsen beider oberer Mola-
ren weisen nach mesial. Die unteren Molaren werden im maximalen Viel-
punktkontakt gegen ihre Antagonisten gestellt.

39.6.3.2 Zentrikorientierte Aufstellungskonzepte


APFNT
Die BezeichnungAPF NT steht für Aesthetik, Phonetik, Funktion und Neue
Technologie. Die ursprügliche APF-Aufstelltechnik ist eine etablierte und
verbreitete Möglichkeit, Totalprothesenzähne aufzustellen. Die ergänzte
Technik NT erweitelte im Jahr 2000 dieses Vorgehen wesentlich um den
Aspekt einer besseren Bestimmung der Okklusionsebene - nicbt mehr über
den beweglichen Unterkiefer, sondern über definierte Punkte am Schädel
bzw. am Oberkiefermodell.
Das Aufstellkonzept APF-NT wurde ausfü.hrlich von Zahntechniker-
meister Jürg Stuck beschrieben (2000) und umfasst diverse Hilfsmittel wie
den Artikulator Protar (Kavo, D-Leutkirch), eine Aufstellhilfe und darauf
abgestimmte Prothesenzähne (Genios, Degudent, D-Hanau) fiir den Front
und Seitenzahnbereich aus Kunststoff. Die einzelnen Komponenten sind
Kapitel 39 aufeinander abgestimmt, so dass eine patientenspezifische Totalprothe
nach Mittelwerten erstellt wird. Als besonderes Merkmal sind die entlas-
teten bukkalen Höcker (Iingualisielte Okklusion) unter Verwendung von
anatomischen Zähnen zu nennen.
Eine zentrale Rolle spielt der Okklusionseben-Neigungsanzeiger
(AufstelJhilfe), der die Aufstellung der Oberkieferzähne in ihrer Kauebene
positioniert. Hierzu werden als Grundlage die Oberkiefermodelle mittel-
wertig mittels eines Modellpositionierers (Schlüssel), der sich an definier-
ten Punkten des Modells anstützt, in den Protar-Artikulator eingestellt. Da
Unterkiefermodell wird mit Hilfe einer konventionellen Registrierschablone
am Oberkiefer fixiert. Die Orientierung fiir die Zahn aufstellung beginnt mit
den oberen mittleren Schneidezähnen. Diese werden anhand der im Munde
allsgeformten Wachswälle in ihrer Position bestimmt und in Wachs ausgerich-
tet. Die Schneidekanten dienen als Anschlagspunkt fur den OkkJusionsebell-
Neigungsanzeiger, der so zwischen dem Artiku lator im posterioren Bereich
und den Schneidekanten im anerioren Bereich positioniert wird und eiJle
Orientierungs- bzw. Aufstellebene entstehen lässt (Klinke et a1. 2002).
Die Ebene für die Aufstellung der Oberkieferseitenzähne ergibt sich
automatisch durch die Höckerkontakte der Zähne auf der Aufstellebene. E
entsteht eine Verzahnung, bei der die paJatinalen Höcker der Oberkiefer-
Molaren (6er) in die zentrale Fossa der Unterkiefer-Molaren (6er) in einer
Zahn-zu-Zahn Beziehung greifen. Die Seitenzähne sollen in einem mus-
kulären Gleichgewicht und auf knöcherner Basis platzielt sein. Weiterhin
sollen die Seitenzähne mög lichst weit nach bukkal gestellt werden, um
u modellieren der Prothesenaußenflächen 869

r--_
~--

a b o 0

bb.39-18 Zahnaufstellung nach Fehl: a und b Kalottenfdrmige Aufstellung der BisswäJle. c Kal Ilen8ufste llung der
Unterkieferzähne gegen den Bisswall.

einen erweitelten Zungenraum und Wangenkontakt zu erreichen. Die ent-


lasteten bukkalen Höcker (diese haben keinen Kontakt) fuhren zu einer so
genannten lingualisierten Okklusion, we lche im Zusammenhang mit der
knöchern unterstützten Zahnaufstellung die Lagestabilität verbessern soLI
Stuck 2000).

39.6.3.3 Monoplane Aufstellungskonzepte


Aufstellung nach Fehr
ach Fehr (1953) ist es bei der Aufstellung von Zähnen für eine Total-
prothese wesentlich, dass in Bezug zur Kauebene eine Neigung der Kauflä-
chen der Seitenzähne von außen oben nach unten innen vorhanden ist (A bb.
39-l8a). Auf diese Weise werden auftretende Kräfte bei Druck auf di e
Oberkiefer-Prothese Richtung Gaumen weitergeleitet. Die auf die untere Kapitel 39
Prothese nach außen wirkende Kraft muss durch seitlich gelegene innere
Flügel abgefangen werden.
Vor Aufstellung der Zähne werden nach dem Konzept von Fehr die
Wachsbisswälle am Patienten zunächst kalottenförmig gestaltet (Abb. 39-
18a und b). F ür die Aufstellung werden höckerLose (0°) Zähne verwendet.
Im Artikulator werden ansch Ließend die unteren Zähne einer Seite gegen den
kurvenfönnig gestalteten oberen Wachswall gestellt (Abb. 39-18c), worauf
die antagonistischen Zähne die er Seite dagegengesetzt werden. Alternativ
wird eine aus Metall hergestellte KaLotte verwendet. Ansch li eßend erfolgt
das gleiche Vorgehen auf der anderen Seite (Hohmann und Hielscher 1989).

39.7 Ausmodellieren der


Prothesenaußenftächen
Durch die Modellation der Prothesenbasis vestibulär bis zum Ventil rand
(Funktionsrand), der sich im Bereich der beweglichen Schleimhaut, inner-
halb des sog. Funktionsgrenzbereichs, befindet, wird ein guter Halt auf den
Kieferkämmen und eine breite Kraftverteilung des Kaudruck s gewährleis-
tet. Zu ammen mit ei nem korrekten Aufliegen der Prothesenunterseite auf
870 Einführung in die Totalprothetik

der Kieferschleimhaut sorgt der Ventilrand für eine intraorale Stabilisierung


des Zahnersatzes. Zwischen Prothesenbasis und Kieferkamm befindet
sich ein dünner Speichelfihn, dessen Kapillarkräfte entscheidend zum
Prothesenhalt beitragen. Gerät hingegen aufgrund eines nicht exakten
Funktionsrandes Luft unter die Prothesenbasis, können die Kapillarkräfte
nicht mehr wirken und die Prothese löst sich von ihrer Unterlage ab.
DieMuskulatur,insbesondereWangen-, Lippen-undZungemnuskulatur.
spielt für den Halt der Prothese ebenfalls eine wichtige Rolle. Wenn sich
dank einer " muskelgriffigen" Gestaltung der Prothesenaußenfläche di
mimische Muskulatur, vor allem der M. orbicularis oris und der M. bu -
cinator, optimal an den Zahnersatz anschmiegen kann, bewirkt dies eine
zusätzliche Stabilität. Für diesen Zweck werden im anterioren Berekh
nach innen gewölbte (konkave) Auflageflächen für den M. orbicularis ori
(sog. anteriores Lippenschild) modelliert. Zusätzlich werden mit Hilfe von
rosafarbenen Wachsdrähten (Durchmesser: 3 bis 5 mm) im anteriolateralen
Bereich vestibuläre, konvex gestalteten Randwülste angebracht (Horn und
Stuck 1987). Wangenbandpassagen verhindern ein AbhebeIn der Prothe e
bei funktionellen Bewegungen.
Nach dem abschließenden Glätten wird die fertig modellielie Prothe .
eingebettet, das Wachs ausgebrüht und der Basiskunststoff in die Küvett
eingebracht. Der Kunststoff wird polymerisiert.

39.8 Reokkludieren
Kapite139
Nach Pressen des Kunststoffs und Entfernen des Kontergipses werden
die ModeJle samt der darauf befindlichen Prothesen zum Reokkludieren
(= primäres Remontieren) in den Artikulator zurückgesetzt. Da auf-
grund der Polymerisationsschrumpfung des Kunststoffs in der Regel im-
mer eine leichte Änderung der Zahnaufstellung entsteht, müssen die e
Okklusionsstörungen durch Einschleifmaßnahmen beseitigt werden.
Des weiteren werden im Zuge des Reokkludierens die fabrikmäßig ein-
gearbeiteten Standardradien sowie die von der Aufstellung abhängigen
Anstellwinkel der Fossae (Höckerabhänge bei anatomischen Zähnen
bzw. Minikalotten bei Condyloformzähnen) auf die individuelle (von der

I Gelenkfuhnmg abhängige) Situation umgeschliffen . Ist eine vorhanden


Bisserhöhung hingegen das Resultat einer zu dicken Pressfahne oder ein
Verpressens von Zähnen, so müssen die Zähne neu aufgestellt werden
(Horn und Stuck 1987).

39.9 Einschleifen von Totalprothesen


ach dem Reokkludieren wird zunächst die Zentrik eingeschliffen.
Anschließend folgen das Einschleifen der Protrusion, des Seitschubs und
der Retrusion .
in chleifen von Totalprothesen 71

39.9.1 Einschleifen der Zentrik


Häufig hat der Stützstift nach dem Reokkludieren keinen Kontakt mit dem
Frontzahnfuhrungsteller mehr. Es muss daher bei verriegelt r Zentrik so
lange (vorsichtig) eingeschliffen werden, bis der Kontakt wieder hergestellt
i t. Ziel des Einschleifens ist es, pro Seitenzahn wenigstens einen zentri-
eben Kontakt zu erreichen . Nach dem Einschleifen sollten möglichst alle
Kontakte, die bereits in Wachs existierten, vorbanden sein. Frühkontakte
sind in der Regel im distalen Seitenzahnbereich zu suchen und mit einer
kugelförmigen, fein kreuzverzahnten Fräse oder einem Präparierdiamant
(Durchmesser: 2,5 bis 3,5 mm) im Bereich der Kaumulden gezielt zu ent-
fernen. Dabei dürfen die Kauflächen durch das Einschleifen nicht eingeeb-
net werden. Tragende Höcker (Kauleisten) so llen nicbt beschliffen, statt-
dessen sollen die Fossae vertieft werden. Lediglich zu hohe Randleisten
werden reduziert. Ein einmal erreichter Kontaktpunkt darf im Rahmen des
Einschleifens nicht wieder verloren geben.
Am Ende der Einschleifmaßnahmen (der Stützstift hat mit dem Teller
Kontakt) müssen alle Seitenzähne gleichmäßig große Kontakte aufwei-
sen. Für die folgenden, zahngeftiluien Bewegungen (Protrusion , Seitschub,
Retrusion) ist der am Patienten extraoral bestimmte Wert (Gerber) oder der
Mittelwert (arbiträre Registrierung) der sagittalen Gelenkbahnneigung am
Artiku lator eingestellt. Im Zuge der entsprechenden Einschle ifmaßnahmen
dürfen die bereits erzielten zentrischen Kontakte nicht verloren gehen.

39.9.2 Einschleifen der Protrusion (z. B. mit schwarzer


Okklusionsfolie)
Kapitel 39
Bei Prothesen mit Front-/Eckzahnftihrung soll die Protrusionsbahn der
Gelenkbahnneigung entsprechen. Bei Proo'usion kommt es zur Disklusion
im Seitenzahnbereich.
Bei Prothesen nach dem Gerber-Konzept ist bei der Protrusion ein gleich-
zeitiger Kontakt im Front- und Seitenzahnbereich erwünscht (sog. äqui lib-
rierte Protrusion = balancierte Protrusion) .
Bei Protrusion kommt es im Seitenzahnbereich zu folgenden Relati -
bewegungen, die sich mit Hilfe von Kontaktfolie in Form von Spuren auf
den Zähnen darstellen (Horn und Stuck 1987):
• Die Kauleiste des unteren ersten Prämolaren gleitet nach mesial in die
Kaumulde des oberen ersten Prämolaren.
• Der palatinale Höcker des oberen ersten Prämolaren gleitet auf die
mesiale Randleiste des unteren zweiten Prämolaren.
• Der palatinate Höcker des oberen zweiten Prämolaren gleitet auf die
mesiale Randleiste des unteren ersten Molaren.
• Der mesiopalatinale Höcker des oberen ersten Molaren gleitet in der
Kaumulde des unter n ersten Molaren nach distal.
• Der distopalatinale Höcker des oberen ersten Molaren gleitet auf die
mesiale Randleiste des unteren zweiten Molaren (oder des an einer
Stelle gewählten Prämolaren). ln diesem Fall gleitet der palatinale
Höcker des oberen zweiten Molaren in der KaumLllde des unteren zwe i-
ten Molaren nach distal.
872 Einfuhrung in di e Totalprothetik

Bedingt durch di e jeweils vorgenommene individuelle Zahnaufstellung


lassen sich nicht immer alle Protrusionskontakte erreichen.

39.9.3 Einschleifen des Seitschubs nach rechts


und links (z. B. mit grüner und blauer Okklusionsfolie)
Feststeller der Artikul atorgelenke sind gelöst und nach oben geschoben.

39.9.3.1 Bei Aufstellung mit Front-/Eckzahnführung oder


sequentieller Führung
Ziel ist eine Front-lEckzahnfuhrung oder eine sequentielle Füluung. Bei Front-I
Eckzahnführung fuhren die Frontzähne und der Eckzahn bei Lateralbewegung.
Bei der sequentiellen Führung führt bei der Seitwärtsbewegung inital zusätz-
lich der I. obere Prämolar und anschließend der Eckzahn. Die Kontakte ver-
laufen vom Kaumuldenzentrum im Bereich der mesialen Rand leiste und der
Schrägftächen des bukkalen Höckerabhangs nach bukkal zur Höckerspitze.
Die Führung des Eckzahns und der Frontzähne setzt danach fließend ("sequen-
tiell") ein . Die Molaren sollen keine Führung übernehmen. Balancekontakte
auf der kontralateralen Seite sollten nicht auftreten.

39.9.3.2 Bei Aufstellung nach Gerber


E ine Front-Eckzahn-Führung ist zu verme iden. Stattdessen müssen
auf der Arbeitsseite (grüne Folie) bei Seitschubbewegungen im ge-
samten Seitenzahnb ereich beidseits gleichmäßige Kontakte vorli -
gen (bi lateral balanci erte OkkJusion = bilaterale Äquilibrierung). Dje
Kapitel 39 bukkalen Höcker der Molaren dürfen nicht führen; eventuell vorhan-
dene Kontakte müssen beseitigt werd en (bukkale Entlastung!). Im
Unterkiefer verlaufen die Arbeitsko ntakte vom Kaumuldenzentrllm nach
lingual und die Balancekontakte vom Kallmu ldenzentrum in distobuk-
kaIe Richtung. Innerhalb der Grenzbewegungen soll der Oberkieferzahn
jede Bewegungsrichtung vollfü hren können ["polyvalente (,bewe-
gu ngstolerante') Okklusion"]. Im Einzelnen kommt es zu folgenden
Relati bewegungen der Höcker in den Kaumulden:
• Erste Prämolaren: Die Kaukante des unteren ersten Prämolaren der
Arbeitsseite gleitet in der Mulde des oberen ersten Prämolaren nach
bukkal (Arbeitskontakt), die Kaukante des unteren ersten Prämolaren
der Balanceseite in der Mulde des oberen ersten Prämolaren nach lin-
gual (Balancekontakt).
• Zweite Prämolaren und Molaren: Die palatinalen Höcker der
Oberkieferzähne auf der Arbeitsseite gleiten in den Kaumulden der
Unterkieferzähne nach mesiolingual. Auf der Balanceseite gleiten die
palatinalen Höcker in den Kaumulden nach distobukkal.

39.9.4 Einschleifen der Retralbewegungen


Bei A ufstellung nach Gerber. Im Zuge von minimalen Retralbewegungen
Cl mm) gleite n die palatinalen Höcker der Oberkieferzähne in den Fossae
bzw. Kaumulden der Unterkieferzähne nach mesial.
Klinische Studien 873

39.10 Nachsorge
Das Ziel von Nachsorgemaßnahmen bei. Totalprothesenträgern be teht da-
rin, die Funktionstüchtigkeit des prothetischen Ersatzes und den Zustand
des Prothesenlagers möglichst lange zu erhalten. Das Lntervall der da-
für notwendigen Kontrolltermine ist vom Ausluaß der zu erwartenden
Resorption der Kieferkämme, von der Prothesenhygiene des Patienten
owie von der individuellen Problematik des jeweiligen Falls abhängig. A ls
Durchschnittswert kann eine halbjährliche Zeitspanne angegeben werden.
In bestimmten Fällen kann der Nachsorgetermin aber auch früher notwen-
dig sein. Fand z. B. die Anfertigung der neuen Totalprothesen kurz nach
der Extraktion der letzten Zähne statt, sollte schon nach drei Monaten eine
erneute Kontrolle durchgeführt werden.
Den Patienten wird empfohlen, die Totalprothese(n) mindestens zwei-
mal täglich mit einer Bürste (spezielle Prothesen bürsten sind besser geeignet
als Zahnbürsten, weil sie ein größeres Borstenfeld und längere Borsten auf-
weisen) und einer nicht abrasiven Reinigunspasta oder Geschirrspülmittel
(gut abspülen) zu reinigen. Spezielle Prothesenreinigungsmittel (Sprudel-
tabletten) setzen Sauerstoff frei und sind ebenfalls sehr effektiv.
Die Anwendung von kleinen Ultraschallreinigungsgeräten (z. B.
Sonorex TK 22, Fa. Bandelin, Berlin) ist besonders für manuell nicht
mehr so geschickte Patienten zu empfehlen. Ultraschallreinigungsgeräte
scheinen schon mit reinem Wasser den Prothesenkunststoff deutl ich ef-
fizienter zu reinigen, als handelsübliche Prothesenreinigungsmittel ohne
Ulrraschallanwendung (Abelson 1981; Raab et al. 1991.). Spezielle Ultra-
schallreinigungsmittel können diesen Effekt noch verstärken.

Ka.pitel39

39.11 Klinische Studien


Aufgrund der unterschiedlichen Konzepte bei der Anfertigung von
Totalprothesen (Höckerzähne, höckerlose Zähne, bilateral balancierte oder
frontzahngefiih11e Okklusion, etc.) lassen sich die im Folgenden dargestell-
ten Ergebnisse von Nach untersuchungen an mit Totalprothesen er orgten
Patienten nur sehr bedingt miteinander vergleichen. Langzeitstudien die
mehrere Konzepte miteinander verglichen, sind leider nicht vorhanden .
Zum Teil wurden bestimmte Parameter der untersuchten Prothesen auch
gar nicht beschrieben.

39.11.1 Knochenabbau
Tallgren (1972) untersuchte über einen Zeitraum von 25 Jahren radiolo-
gi ch die kontinuierlich stattfindende Reduktion des Alveolarknochen bei
Totalprothesenträgern. (Angaben über dieArt der verwendeten Zähne, der
Aufstellung und der Okklusionsfonn wurden nicht gemacht.) Dabei war die
vertikale Reduktion im anterioren Unterkieferbereich nach 7 Jahren trotz
großer individueller Unterschiede rund viermal so groß wie im Oberkiefer.
874 Einruhrung in die Totalprothetik

In einem Patientenkollektiv baute sich der Unterkiefer in seinem anterioren


Bereich während 13,5 Jahren durchsc111littlich um 7,7 mm, der Oberkiefer
um 2,2 mm ab. Zwischen dem 7. und 13,5. Jahr betrug der Knochenverlu t
im Unterkiefer im Durchschnitt 1,4 mm und im Oberkiefer 0,4 rum. In
einer anderen Patientengruppe betrug der zwischen dem 10. und 25. Jahr
festgestellte Verlust im Unterkiefer durchschnittlich 3 mm, im Oberkiefi r
0,8 mm. Diese Werte zeigen, dass das Ausmaß des Knochenabbaus da
während des ersten Trage-Jahres der Vollprothese am stärksten ist, mit
zunehmender Dauer der Zahnlosigkeit zwar abnimmt, aber in der Reg I
nicht zum Stillstand kommt.
Nicol et al. (1979) verfolgten über einen Zeitraum von 5 Jahren den
Knochenabbau mittels Fernröntgenseitenbildern. 64 Patienten, dje seit
mindestens einem Jahr zahnlos waren, wurden in zwei Gruppen mit je-
weils 32 Patienten unterteilt. Für die Herstellung der Prothesen wurde
bei der einen Gruppe ein Gesichtsbogen verwendet, bei der anderen nicht
(arbiträre Montage). Bei Gruppe I wurden die Zähne in bilateral balancier-
ter Okklusion aufgestellt. Nach Fertigstellung der Prothesen erfolgte ein
Remontage. Die okklusalen Korrekturen erfolgten indirekt im Al1ikulator.
In Gruppe 2 wurden die Zähne in zentrische Okklusion gestellt; eine bi-
lateral balancierte Okklusion wurde nicht angestrebt. Nach Fertigstellung
der Prothesen erfolgten okklusale Korrekturen (zentrische Okklusion) im
Artikulator und direkt im Mund. Die Auswertung des Knochenabbaus im
Fernröntgenseitenbild ergab keine Unterschiede zwischen diesen beiden
Patientengruppen.

Kapitel 39 39.11.2 Zufriedenheit und Behandlungsbedarf


Anhand einer klinischen Langzeitstudie an 32 Patienten , die 21 Jahre
ZUvor mit Totalprothesen versorgt worden waren, konnten Bergman und
Carlsson (1985) feststellen, dass bei mehr als 70 % der Patienten di
Prothesen gut adaptiert waren. Nur 6 % klagten über eine mangelhafte
Prothesenfunktion . Dies stand im Gegensatz zum Ergebnis der klinischen
Befunderhebung der Behandler: Demnach waren bei 20 Patienten (63 %)
Neuanfertigungen oder teilweise Erneuerungen an den Prothesen ang -
zeigt. Der Unterschied zwischen der subjektiven Patientenmeinung lind
derobjektiven Befundung des Behandlers zeigt, dass Totalprothesenträger
/ auf längere Sicht oftmals eine realistische Einschätzung der Passung ih-
f
rer Prothese verlieren. In dieser Studie waren nach 21 Jahren noch all ·
Totalprothesen ( 100 %) der Patienten in situ. 94 % der Patienten waren
damit zufrieden. Eine solche Erfolgsquote zeigt, dass Nachkontrollen bei
Totalprothesenträgern offensichtlich längst nicht so wichtig wie bei an-
deren Formen des Zahnersatzes sind. Andererseits wurde auch in dieser
Studie die verringerte Kauleistungsfahigkeit von Totalprothesenträgem
deutlich. Nahrung wie zähes Fleisch oder Kaugummi ist für eine ni. ht
unerhebliche Anzahl von Patienten schwierig oder gar nicht zu verzeh-
ren. So gaben nur 16 % der Patienten an, ein zähes Steak leicht kauen
zu können. Leichte Schwierigkeiten hatten nach eigenen Angaben 42 %,
deutliche Schwierigkeiten 26 % ; 16 % konnten solche Nahrung gar nicht
kauen.
Klinische Studien 875

Eine Studie aus Deutschland zeigt demgegenüber e ine deutli ch gerin-


gere Überlebenszeit von definitiven Totalprothesen von 80 % nach 5 und
etwa 50 % nach 8 Jahren (Balkenhol und Wästmann 1996).
In einer randomisierten Studie bei 120 Patienten verglichen Kawai
et a1. (2005) komplex he rgeste llte Prothesen (F unktion abformung,
Gesichtsbogen, bilateral balancierte Okklusion) mit vereinfacht herge-
teIlten Totalprothesen (Alginatabformung mit konfektionierten Löffeln,
ke in Gesichtsbogen, Zentrikaufstellung). Sie zeigen, dass eine verei nfachte
Herstellung im Vergleich zur komplexen H rstellung zu keinen signifi-
kanten Unterschieden in der Patientenzufriedenheit auf 100 mm visuell en
AnalogskaIen führte (je 79 mm VAS , p = 0,96).
Heydecke et a1. (2007) präsentierten ähnliche Daten zum Verg leich
sequentiell geführter Totalprothesen (ohne Gesichtsbogen, zentrisches
Registrat, anatomische Zähne) und Gerber-Konzept-Prothesen (Gesichts-
bogen, Stützstiftregistrat, semianatomische Zähne) aus einer randomisier-
ten Crossover-Studie. Es fanden sich keine Unterschiede in Bezug auf di e
Patientenzufriedenheit, jedoch bewerteten die Patienten die Kaufahigkeit
für Karotten, Äpfel und Steak besser mit den sequentiell-anatomisch ge-
fü hrten Prothesen. Ähnliche E rgebnisse wurden on Sultan und McCard
(2007) publiziert, die keine Unterschiede zwischen lingualisierten und
anatomischen Zähnen fanden , allerdings ft1hrten höckerlo se Zähne zu
Problemen mit der Mastikation und zu geringerer Patientenzufriedenheit.
Die Ergebnisse der zitierten Studien werfen die Frage auf, ob sich eine
aufwändige Herstellung von Totalprothesen wirklich lohnt und bessere
Ergebni sse liefert. Wir haben den Ergebnissen in di esem Kapitel Rechnung
getragen und beschreiben daher di e Konzepte vereinfachter, sequentiell
geft1hrter Totalprothesen (zentrisches Registrat, anatomische Zähne) und
aufwä ndig hergestellter Gerber-Konzept-Prothesen (S tützstiftregistrat, se- Kapitel 39
mianatomische Zähne) gleichberechtigt.

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I

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879

40 Totalprothetik: Klinischer und


labortechnischer Ablauf

40.1 Einleitung
Die Herstellung von Totalprothesen nach dem Curriculum Prothetik kann
auf zwei Wegen erfolgen :
• Sequentiell geftihrte Totalprothesen (zentrisches Registrat, anatomi-
sche Zähne)
• Bi lateral-balanc ierte Gerber-Konzept-Prothesen (Stützstiftregistrat, se-
mianatomische Zähne)

In seinen Grundzügen entspricht das Vorgehen in we iten Bereichen dem ,


wie es in den Darste llungen von Horn und Stuck ( 1987), Geering und
Kundert( 1992) sowie Grunert und Crepaz (2003) ansc hau lich beschrieben
worden ist.

40.2 Klinik: Situationsabformung


Sofern aus der Ana mnese und Befundaufnahme heraus keine spezielle
Vorbehandlung indiziert ist, findet in der zweiten Sitzung im Ober- und
Unterkiefer eine Situationsabformung (Erstabformung, anatom isc he
Abformung) statt. Dazu werden speziell gestaltete Abformlöffel für Kapitel 40
den zahnlosen Kiefer verwendet (z. B. Schreinemakers-Löffel®; Ubert,
D-Kassel). Die Bestimmung der Löffelgröße geschieht mit Hilfe eines zum
chreinemakers-System gehörigen Messzirkels. Dieser wird im Oberkiefer
vestibulär an die breiteste Stelle der Tubera max ill ae (also außen) (Abb .
40-1 ), im Unterkiefer lingual zwischen die Tri gona retromolari a (innen)
angelegt.

A'bb.40-1 Be timmung
der Löffe]größe im Ober-
kiefer mit Hilfe ei ne
Messzirkels (Abgreife n der
breitesten teile der Tubera
maxillae).
880 Totalprothetik: Klinischer und labortechnischer Ablauf

I c

I
I Kapitel40

/
V Abb.40-2 Obe rki eferl öffel: a Au l' ichl;
b A nsic ht von da r al; c Au wahl der Löffel.
Unterki eferlö ffe l: d Aufsicht; e Ansicht V Oll
dorsa l; f A uswahl der Löffel.

Die Löffel werden so gewählt, dass sie um dieEigendicke der ZirkelendeIl


breiter sind (Abb. 40-2). Auf diese Weise wird bei der Erstabformung ein
gewünschte Schichtdicke des dafür verwendeten Alginats von 2 bis 3 111m
eneicht.
Die Schreinemakers-Löffel werden zunächst im Mund anprobiert. Ihr
Länge kann dorsal und im Randbereich gegebenenfalls mit weichem Wach
oder KelT-Masse individuell angepasst werden. Gleiches gilt bei einem
hohen Gaumen im Oberkiefer.
1

Klinik: Situationsabformung 881

ach Auswahl bzw. Anpassung der Löffel wird das Alginat entweder
von Hand oder maschinell angemischt. Während für den Oberkiefer das von
der Herstellerfirma angegebene Mischungsverhältnis gewählt wird, wird
fur die Unterkieferabformung der Wasseranteil etwas reduziert, damit die
Konsistenz des Alginats etwas visköser wird, wodurch Schleimhautfalten
besser ausgestrichen und eine dichte Anlagerung der Abformllng an da
Kieferrelief erreicht wird. Zur Vermeidung von Blasen sollten zunächst
untersichgehende Mllndhöhlenbezirke und tiefe Bereiche des Ve tibulums
mitAlginat ausgestrichen werden. Unmittelbar danach wird der mitAlginat
beschickte Löffel in die Mundhöhle gegeben. Bändchen werden vom
Behandler durch rotierende Bewegungen der Lippen und Wangen in die
Abformung eingearbeitet. Bei der Unterkieferabformung kann man den
Patienten bitten, die Zunge kurz anzuheben und leicht nach vorne Richtung
Löffel griff zu strecken. Bei der Abformung im Oberkiefer kann der Patient
versuchen, zu schlucken oder Luft durch die vom Behandler zugehaltene
ase zu blasen. Auf diese Weise wird das funktionelle Muskelspiel in die
Abformung übertragen.
Nach Abbinden des Alginats wird der Löffel aus dem Mund entfernt und
auf Blasenfreiheit kontrolliert. Der Löffel bzw. seine Ränder dürfen nicht
durchgedrückt sein , da durchgedrückte Stellen Prädi lektionsstellen für
DruckstelIen sind. Lässt sich einmal in seltenen Fällen ein Durcbdrücken
aufgrund anatomischer Gegebenheiten nicht verhindern, so ist die entspre-
chende Stelle am Löffel mit einem Fettstift zu kennzeichnen. Nach dem
späteren Ausgießen der Abformung mit Gips erscheint diese Markierung
auf dem Situationsmodell. An dieser Stelle kann dann zusätzlich et\v-as
Gips aufgetragen werden, um ein späteres Durchdrücken des individuellen
Löffels zu verhindern.
Im Oberkiefer kann der Löffel mit der darin befindlichen Abformung
nocb einmal in den Mund zurückgesetzt werden nachdem der Behandler
mit einem giftfreien Fettstift intraoral den Übergang zwischen bartem
Kapitel 40
(unbeweglichem) und weichem (beweglichem) Gaumen (sog. Ah-Linie)
markiert bat. Nach Entfernen des Löffels erscheint diese Markierung in
der Abformung, und nacb dem späteren Ausgießen mit Gips auf dem
Situationsmodell.
Generell müssen durch die Situationsabformung das gesamte Prothesen-
lager sowie die angrenzenden Bereiche erfasst sein : im Oberkiefer der
Mundvorhof, die Tubera maxillae, der harte Gaumen sowie der Anfangs-
bereich des weichen Gaumens (ca. 5 bis 6 mm über die Ab-Linie hinaus);
im Unterkiefer neben dem Mundvorhof die Trigona retromolaria und der
sub- und paralinguale Raum.
882 Totalprothetik: KJinischer und labor1echnischer Ablauf

40.3 Labor: Herstellen von


Situationsmodellen und
individuellen Abformlöffeln
Die Situationsabformungen werden im Labor vor dem Ausgießen mit Gip
zunächst vorbehandelt, indem Gipspulver in die Abfonnung gestreut wlrd
das anschließend unter fließendem Wasser mit einem Pinsel wieder entfernt
wird. Dieses Prozedere dient dazu, freie Alginsäure in der Alginatabfonnung
zu neutralisieren; dadurch gewinnt die Gipsoberfläche an Genauigkeit.
Anschließend werden die Abformungen gemäß Herstellerangaben mit
Hartgips ausgegossen und gesockelt. An den erhaltenen Modellen wer-
den untersichgehende Bereiche und die tiefsten Stellen der Umschlagfalte
sowie im Oberkiefer die Ah-Linie markiert. Auf den so vorbereiteten
Situationsmodellen erfolgt die Herstellung der indiv iduellen Löffel ftif die
sich anschi leßende modifizi·erte mukostatische Abformung.
Bezüglich der Ausdehnung des anzufertigenden individuellen Löffel
sollte folgendes beachtet werden:
• Die Läffelränder sollen I bis 2 mm kürzer gestaltet werden als der
spätere extendierte Löffelrand, der am Patienten aus Kerr-Masse indi-
viduell angefertigt wird.
• Der Löffel soll im Oberkiefer dorsal 1,5 bis 2 mm über die Ah-Linie
hinausreichen und die Tubera maxillae überdecken. Bei nur geringer
Resilienz im Bereich des Torus palatinus sollte dieser Löffelbezirk
mittels einer 0,3 mm dicken Zinnfolie hohlgelegt werden, um ein
Schaukeln des Löffels zu verhindem.
• Im Unterkiefer soll die Linea mylohyoidea Imm überdeckt sein; die
Trigona retrornolaria müssen gefasst sein (Abb. 40-3a).
• Bänder (Zungen-, Lippen-, Wangenbändchen) sind im Löffel frei zu-
Kapitel 40 schleifen. Häufig wird dadurch der Löffel geschwächt, weil relativ viel
Kunststoffinaterial weggeschliffen werden muss. Dadurch entsteht eine
Prädilektionsstelle fLir einen Bruch des Löffels; die betreffende Stelle
ist daher mit Kunststoff zu verstärken.

Als Löffel materia I wird ein lichthärtender Kunststoff verwendet, der in


vorgeformten Schablonen fur Ober- und Unterkiefer geliefert wird (z. 8.
Megadenta, D-Radeberg). Dieser Kunststoff besitzt den Vorteil, dass er
vor Beginn der in einem Lichtgerät erfolgenden Polymerisation praktisch
unbegrenzt modelIierbar ist. Die markierten untersichgehenden Stellen
am Situationsmodell müssen zuvor mit Wachs ausgeblockt werden da-
mit ein Abheben des Löffels ohne Beschädigung des Gipsmodells mög-
lich ist. Nach Isolieren des Gipsmodells (Gips gegen Kunststoff) wird da
Löffelmaterial an das Modell adaptiert und an den Rändern zurechtge-
schnitten. Der individuelle Löffel soll eine Kunststoffdicke von 2 bis 3 n1111
nicht unterschreiten, damit er verwindungssteifbleibt. Der Löffelgriffkann
mit dem entfernten Überschussmaterial modelliert werden.
Im Oberkiefer wird ein Griff oral im Bereich des Gaumens angebracht.
Für den Unterkiefer werden auf der Läffelaußenseite im Molarenbereich
bilateral Stopps bzw. Erhebungen angebracht. Durch dieses Vorgehen
können die ansonsten in der konventionellen Löffeltechnik angebrachten
,

Klink Löffelanprobe, Randgestaltung, mukostatische Abformung 883

Abb.40-3 a Au dehnung des


individuellen Löffels im Unte r-
kiefer. b Der Griff für den Ober-
kieferabformlöffeI befindet ich oral
im Bereich des Gaumens. C Der
Unterkieferabformlöffel wird mit
klei.nen Stopp im Mo larenbereich
ausgestattet. c

Griffe di e Lippen nicht irritieren (Abb. 40-3b und c). Übrig bleibender
Kunststoff kann für weitere Löffel verwendet werden.
Anschl ießend erfolgt die Photopolymerisation im Lichtgerät, wobei
die Dauer von der Leistung des Lichtgeräts abhängig ist. Die Lichthärtung
sollte von beiden Seiten des individuellen Löffels her stattfinden: zuer t
von außen mit dem Löffel auf dem Modell, anschließend von innen, wobei
der Löffel vom Modell abgehoben und mit der Unterseite nach oben in das Kapitel 40
Gerät gelegt werden muss.
Die Ausarbeitung des Kunststoffs erfolgt mit Hilfe von F räsen und
Schleifpapier. Mit den Fingern wird geprüft, ob alle scharfen Kanten (be-
sonders am Rand) beseitigt worden sind. Die auf dem Löffel vorhandene
polymerisationsbedingte Sauerstoffinhibierungssch icht des Kun tstoffes
kann mit einem in Alkohol getränkten Lappen abgewischt werden.

40.4 Klinik: Löffelanprobe,


Randgestaltung, modifizierte
mukostatische Abformung
Die individuellen Löffel werden nacheinander im Mund anprobiert. Bei
Mundöffimng und funktionelle n Zungen-, Wangen- und Lippenbewegungen
dürfen sie nicht abhebeln. Zu lange Ränder sowie durchgedrückte Stellen
werden mit einer Fräse reduziert. Für einstrahlende Bänder müssen funkti-
onsgerichtete Passagen eingeschliffen werden, welche erlauben, dass sich
die Bänder an den Löffe l anschmiegen können .
884 Totalprothetik: Klinischer und labortechnischer Ablauf

Abb. 40-4 a KelT-Masse am anterioren Rand des individuellen Löffels im Oberkiefer


angeformt. Schrittwe ises Erweitern des Kerr-Randes: blinker Randbereich ; c rechte r
Randbere ich). d Fertiger Ken·-Rand.

I
Die Löffelpassung kann besonders gut mit Hilfe einer Silikon-Indika-
torpaste (z. B. Fit-Checker®; GC Corporation, D-Bad Homburg, od r
Xantopren, Heraeus Kulzer, D-Hanau) überprüft werden. Die Silikon-

I
schicht sollte nach dem Abbinden überall gleichmäßig dünn sein.

Kapitel 40
40.4.1 Randgestaltung
Als Nächstes erfolgen das Auftragen von thermoplastischer Komposition -
masse (Kerl' -Masse; Kerr, D-Karlsruhe) und das Ausformen de
Funktions-Randes, zunächst im Oberkiefer. Dabei wird schrittweise und
symmetrisch von vorne nach hinten vorgegangen. Eine Kerr-Stange wird
über der Flamme erwärmt. Die plastisch gewordene Masse wird im anterio-
/ ren Bereich kieferkammwärts auf den Löffelrand aufgetragen (Abb. 43-4a).
Der Löffel wird in situ ge bracht, solange die Ken.®-Masse noch verform bar
ist. Die Masse darf nicht zu heiß sein. Zum temperieren eignet sich ca. 37°
C wamles Wasser, das in einer Schale bereit gehalten wird. Der Löffel mit
aufgebrachter Kerr-Masse w ird, bevor er in den Mund gebracht wird, kurz
in das Bad gehalten; ggfs. Temperatur auf Handrücken testen. Die Masse
hat gerade ihren Glanz verloren, wenn sie in die Mundhöhle eingebracht
wird. Durch Ziehen sowie leichtes Rotieren der Lippen und Wangen ent-
sprechend ihrer funktionellen Richtung erfolgt das Ausformen des Rande
und das Einarbeiten der Bänder bei fixiertem Löffel (Abb. 40-4b und c). AI
letztes wird im dorsal en Bereich Kerr®-Masse kieferkammwärts auf den
Löffelrand aufgetragen. Bei der Abformung des dorsalen Abschlussrandes
am Übergang des harten zum weichen Gaumen sollte der Patient in die
Klinik: LöffeJanprobe, Randgestaltung, mukostatiscb Abformullg 885

Abb. 40-5 Auftragen von


angerührter Kelly-Paste auf
die Basis des indi viduell en
Löffels.

zugehaltene Nase blasen, um zu verhindern, dass das Gaumensegel durch


die Ken-®-Masse verdrängt wird. Ist der Rand rundherum gestaltet (Abb.
43-4d), so muss der Oberkiefer-Löffel saugen.
Im Unterkiefer erfolgt die Kerr-Rand-Gestaltung nur in ausgewählten
Bezirken, nämlich im Sublingualbereich und im Bereich einstrahlender
Bänder sowie an Stellen, an denen der Löffel von der Schleimhautunterjage
absteht.
Bei der Gestaltung des Sublingualbereiches sollte der Patient funktio-
nelle Bewegungen mit der Zunge ausfuhren, d. h. seine Mundwinkel und
Lippen befeuchten. Zwar saugt der Löffel im Unterkiefer in der Regel
nicht, aber er sollte bei Funktionsbewegungen möglichst lagestabil bleiben.

40.4.2 Abformung
Kapitel 40
Anschließend werden die Löffel für die eigentl iche Abform ung vorbereitet.
Dazu werden im Bereich der Foramina paLatina, der Raphe mediana sowie in
Bezirken großer Gewebsresilienz mit einem Rosenbohrer (Größe 6)jeweils
Perforationen im Löffel angebracht. Sie ermöglichen, dass überschü siges
Abformmaterial abfließen kann und resiliente Schleimhautbereiche nicht
komprimiert werden. Vor der eigentlichen AbfolTImng wird der Patient
gebeten, nochmals auszuspülen. Die Mundschleimhaut soll nicht trocken-
gebIasen werden.
Zur Abformung können unterschiedlich visköse Silikonmassen oder
Zinkoxid-Eugenol-Pasten verwendet werden.
Für den Oberkiefer werden niedrig visköse Massen verwendet: Silikone
wie Coltex® fine (Coltene, CH-Altstätten), Xantopren® VL blau (Heraeus
Kulzer, D-Hanau) oder ZnOE-Kelly-Paste (Ubert, D-Berlin). Für den
Unterkiefer werden höher visköse Massen verwendet [Coltex medium
(Coltene), Xantopren Moder Zinkoxid-Eugenol-Paste wie SS White
(Ubert, D-Berlin)] , um eine kontrollierte Schleimhautkompression zu er-
reichen .
Nun werden gemäß Herstellerangaben die entsprechenden Mengen
Basispaste und Katalysator dosiert und anschließend mit dem Spatel ge-
mischt. Die angemischte Masse wird mit einem Spatel auf den (für Silikone
886 Totalprothetik: Klinischer und labortechnischer Ablauf

mit Adhäsiv eingestrichenen, für ZnOE-Pasten trockenen) individuell n


Löffel aufgetragen (Abb. 40-5) und dann gleichmäßig verteilt. Die Pa t
wird bis an den Kerr-Rand hochgestrichen. Zu starker Überschuss ist zu
vermeiden· die Schichtstärke sollte rund 1 bis 2 mm betragen. Dann wird
der Löffel langsam und ohne starke Druckausübung im Mund zentrien.
Während der Abbindephase werden die Bänder durch Rotieren der Lippen
und Wangen eingearbeitet.
Der Patient führt im Unterkiefer lediglich funktionelle Zungenbew -
gun gen aus (Befeuchten der Lippen) und sollte den Mund weit öffnen. Im
Oberkiefer sollte der Patient bei der Abformung zudem wieder in die zu-
gehaltene Nase blasen, um eine zu starke Verdrängung des Gaumensegel
zu verhindern.
Das Vorgehen unterscheidet sich von einer reinen mukostati.schen
Abformung, weil der Behandler die Bewegungen der L ippen und Wangen
einarbeitet und der Patient bestimmte vom Behandler nicht ausführbar
Bewegungen durchführt. Daher spricht man in diesem Fall von einer mo-
difizierten mukostatischen Abformung - im Gegensatz zur mukodynami-
sehen Abformung, bei der der Patient alle funktionellen Bewegungen selb t
ausfUhrt. Die Aushärtung der Paste dauert rund vier Minuten .
Nach Entfernen des Löffels wird die Abformung beurteilt:
• Der Löffel sollte nicht oder nur leicht durchscheinen (er darf nicht
durchgedrückt sein).
• Der Kerr-Rand sollte hingegen ganz oder zum überwiegenden Tei l durch
die Abformmasse durchscheinen, d. h. , es soll sich dort nur eine mini-
male Schichtstärke von Silikon- oder Zinkoxid-Eugenolabformmas
befinden .
• Die Abformung so llte blasenfrei sein . Kleine Blasen können mit
Disclosing Wax (Kerr, D-Karlsruhe) ausgefullt oder korrigiert wer-
den .
Ka pitel 40
Bei größeren Ungenauigkeiten ist die Abformung zu wiederholen. Dab i
ist jedoch zu beachten, dass mit Zinkoxid-Eugenol-Pasten mehr als zwei
Abfonnungen pro Kiefer nicht durchgefuhrt werden sollten, da diese zu
Reizungen der Mundschleimhaut führen können. Daher so llte der Patient
auch vor der Abformung aufgeklärt werden , dass temporär ein durch da
Eugenol bedingtes Sch leimhautbrennen möglich ist.
Im Oberkiefer wird wie bei der Situationsabformung intraoral mit
einem giftfreien Fettstift die Ah-Linie angezeichnet und die Abfonnung
reponiert; auf diese Weise wird die Grenze zwischen hartem und wei-
chem Gaumen in der Abformung optisch deutlich markiert. Alternativ kann
auf die Abformung mit einem thermoplastischen Wachs (Ex3N, Mei t
D-Schopfloch) auf die markierte Linie ein halbrundes Profil (ca. 2-5 mm
breit, 0,5 bis I mm dick) aufgetragen werden. Mit dem aufgetragenen
Profil wird der Löffel nochmals in den Mund reponiert und ca 1 Minute
dort belassen. So ist eine unmmittelbare Kontrolle der korrekten Lage der
dorsalen Abdämmung möglich.
Zum Abschluss der Sitzung kann mit einem Papillameter® (Candulor
CH-Zürich) (Abb. 40-6) oder einem Lineal die Oberlippenlänge gemessen
werden. Dazu wird das Papillameter am stehenden Patienten mit der auf
der Rückseite der Messskala befindlichen Platte an die Papilla incisiva ab-
Labor: Herstellung der Meistermodelle und Registrierschablonen 887

bb.40-6 Papillall1eter®.

=
= 15
20
:: 25
bb. 40-7 Papi llameter® am zahn losen Patienten angelegt.

gestützt und senkrecht Richtung Boden gehalten. Bei entspannt herabhän-


gender Oberlippe und geschlossenem Mund wird die Länge der Oberlippe
an der Skala abgelesen (= Lippenlinie) (Abb. 40-7). Der erhaltene Wert
(minus 2 mm aufgrund der Resilienz der Papilla incisiva und der auftre-
tenden reflektorischen Spannung der Oberlippe) dient der Festlegung der
Oberkjefer-Wachswallhöhe. A lternativ kann ein Lineal zur Messung der
Lippen länge verwendet werden. Die Wachswälle müssen anschließend
im Labor angefertigt werden, damit in der nächsten Sitzung die vertikale
Kieferre lationsbestimmung erfolgen kann.

40.5. Labor: Herstellung der Meister;..


modelle und Registrierschablonen
40.5.1 Modellherstellung Kapite140
Die Abformung w ird im Labor in einem Arbeitsgang inklusive Sockel mit
Hartgips ausgegossen . Zu Beginn wird der Abformlöffe] seitlich rundherum
mit einer schmalen Wachsstange (Boxing Wax Sticks' Kerr, D-Karlsruhe)
umgeben, deren Abstand zum Rand der Abformung wenigsten 5 mm be-
trag,en und die ca. 5 mm breit sein sollte (Abb. 40-8).
Um die Arbeitsmodelle für Arbeitsschritte wie z. B. Ausmodellieren
oder Einküvettieren aus dem Artikulator nehmen zu können, ist es emp-
fehlenswert, in den Modellsockel einen SpIit-Cast zu integrieren . Wird
dieser mit einem Magnetsystem ausgestattet, lässt sich die Handhabung
der Modelle wesentlich vereinfachen. Das E inarbeiten eines solchen
Split-Cast-Systems geschieht mit Hilfe eines speziell dafür vorgesehenen
Sockelformers (SAM Sockelp latten, SAM, D-München) (Beschreibung
des Vorgehens s. Kap. 25 .2 Sägemodellherstellung).
Nun wird Hartgips, der maschinell unter Vakuum angerülut wird, in die
vorbereitete Abformung ("Box") eingefü llt. Nach Aushärten des Gipses
wird die Wachsmanschette entfernt und die Modelle werden am Trimmer
beschliffen. Dabei ist darauf zu achten, dass der Funktionsrand vollständig
erhalten bleibt. Die Modelle sollten mit ihrer gedachten Okklusionsebene
parallel zur Tischebene sein.
888 Totalprothetik: Klinischer und labortechnischer Ablauf

I
Abb. 40-8 Anbringen
einer Wachsstange um den
Abform Iäffe].

Abb. 40-9 Bestimmen und Einze ichnen der KieferkammmitteIl in Ober- und Unterkiefe r
au f dem M ode llsockel. a Oberkiefermitte: Verbindungslinie Eckzahn-Mitte Tuber maxillae:
b U nterkiefermitte: Verbindungslinie Eckzahn-Mitte Trigol1lllu retromolare.

Auf den Modellen werden die Kieferkamm-Mitten eingezeichn t


(Oberkiefer: Eckzahn-Mitte des Tuber maxillae rechts und links; Unter-
kiefer: Eckzahn-Mitte des Trigonum retromolare rechts und links), nach
anterior und posterior verlängert und am Sockel mit einem Stift oder
durch eine mit einer Trennscheibe angebrachte Rille markiert. Die frontal
Kieferkamm-Mitte wird jeweils nach lateral verlängert (AbbAO-9a und b .
Kapitel 40

40.5.2 Herstellung der Registrierschablonen


Auf den Meistermodellen werden nach Ausblocken untersichgebender
SteHen und Isolation des Gipsmodells gegen Kunststoff Basisplatten au
lichthärtendem Löffel-Kunststoff hergestellt, die im Oberkiefer an der Ah-
Linie enden sollen. Lippen- und Wangenbänder werden im Randbereich
ausgespart. Eventuelle scharfe Kanten sind zu eliminieren. Insbesondere im
Kieferkamm- und vorderen Gaumenbereich dürfen die Platten nicht zu dick
gestaltet sein, um das spätere Aufstellen der Ersatzzähne nicht unnötig zu
behindem und eine normale Lage der Zunge zu emlöglichen. Die schaukel-
frei den Modellen aufliegenden Basisplatten werden zu Registrierschablonen
komplettiert, indem Wachswälle angefertigt werden, die parallel zur gedachten
Okklusionsebene verlaufen müssen. Dafur kann man vorgefertigte Wälle be-
nutzen (Bi snahmewachs in Stangen; Gebdi, D-Bad König), oder diese auch
individuell herstellen. Bei letztgenanntem Vorgehen wird eine Wachsplatt
durch Wälme plastisch gemacht und aufgerollt. Wird die Wachsrolle anschlie-
ßend durch Druck auf eine Tischplatte mittels eines steifen Lineals verformt,
so können zwei plane Flächen geschaffen werden. Der Wall wird anschließend
entsprechend dem ZahnbogenverlaufU-förmig gestaltet.

...
Labor: Herstellung der Meistennodelle und Registrierschablonen 889

E E
EE
00 'CI

Abb.40-10 Richtwerte fur di e durch- Abb.40-1l Cand ul or Rim Former.


schn ittliche Höhe der Wachswälle in Ober-
und Unterkiefer nach McGrane und fur
mitteleuropäische Verhältnisse (rot).

Die Wachswälle werden mit einer K lebewachsschicht auf der Basisplatte


festgewachst. Bezüglich ihrer Breite sollten sie derjenigen der zu erset-
zenden bzw. aufzustellenden Zähne entsprechen . Für die Gestaltung des
Wachswalls in horizontaler Dimension geiten folgende Richtwerte: Im
Frontzah nbereich werden 3 bis 5 mm, im SeitellZahnbereich 6 bis 8 mm Breite
gefo rdert. In der Seitenzahnregion verläuft die Mitte des Wachswalls über
der Kieferkammmitte. Im Oberkiefer-Frontzahnbereich soll der Abstand
Kapitel 40
von der Mitte der Papilla incisiva bis zur Labialfläche des Wachswalls 6
bis 9 mm betragen (bei Frauen in der Regel mehr in Richtung des oberen ,
bei Männern mehr in Richtung des unteren Werts). Die durchschnittlichen
Richtwerte für die vertikale Höhe der Wälle (Okklusionsebenenniveau)
betragen, wenn man anterior von der tiefsten Stelle der Umschlagfalte ne-
ben dem Lippenbändchen ausmisst, nach McGrane (1946) im Oberkiefer
22 mm und im Unterkiefer 18 mm ; die Gesamthöhe misst also 40 111m. Für
mitteleuropäische Verhältnisse genügt es in der Regel , für den oberen Wall
20 mm und für den unteren 16 mm zu veranschlagen; dadurch kommt man
auf eine Gesamthöhe von 36 mm (Abb. 40-10) .
Hat man hingegen individuell mit einem Papillameter® (Cand ulor, CH-
Zürich) die Oberlippen länge gemessen, so werden, wie bereits beschrieben,
von diesem Wert 2 mm abgezogen; auf diese Weise erhält man die benötigte
Höhe des Oberkiefer-Wachswalls. In diesem Fall wird der Unterkiefer-
Wachswall in der Höhe derart angepas t, dass eine Gesamthöhe von 36
mrn erreicht wird. Distal des Bereichs des später aufzustellenden ersten
Oberkiefermolaren wird der Wall in einem Winkel von 45° nach distal
hin abgeschrägt. Okklusal müssen die Wachswälle horizontalglatt gestal-
tet sein. Für diesen Zweck hat sich ein spezieller Wachswallformer aus
Leichtmetall (Candulor Rim Former; Candulor, CH-Zürich) (Abb. 40-11)
890 Totalprothetik: Klinischer und labortechnischer Ablauf

bewährt, der über der Flamme erwärmt wird . Entsprechend der festgelegten
Okklusionsebene können auf ihm vo n distal beginnend die Wä lle bis zur
gewünschten Hö he auf ei ner Ebene abgeschmolzen werden. Die abge-
winkelte Kante des Wachswallformers soll im Oberkjefer der Tuberregion
aufliegen und kann dadurch als Abstützung fungieren; im Unterkiefer läuft

I
der Wachs wall in Höhe der Trigona retromolaria aus. Im Oberlciefer wird
für die spätere vertikale Kieferrelationsbestimmung zusätzlich eine zweite
Basisplatte ( ohne Wachswälle) hergestellt.

40.6 Klinik: Vertikale Kieferrelations-


bestimmung und zentrisches
Wachsregistrat
Am Patienten erfolgen zunächst das Ausrichten der Wachswälle und in
einem zweiten Schritt, eine Kieferrelationsbestimmung in Form eines zen-
trischen Wachsregistrats. Letztere dient dem provisorischen Einartikulieren
der Meistermodelle und dem Herstellen von Registrierbehelfen zur extra-
und intraoralen Registrierung nach dem Gerber-Konzept.
Der Patient sitzt aufrecht und möglichst entspannt im Behandlungsstubl.
Als erstes wird die obere Registrierschablone eingesetzt. Man muss dar-
auf achten, dass einstrah lende Bändchen ihren Sitz nicht stören. Um ei-
nen stabilen Halt der Schablone zu gewährleisten, kann diese mit einem
Fließsilikon (z. B. Fit-Checker® oder Xantopren® VL, Heraeus Kulz r,
D-Hanau) unterfüttert werden. Auch eine Fixierung mit Haftpu lver i t
möglich, jedoch muss dieses nach erfolgter Kieferrelationsbestimmung
unter fließendem Wasser abgespült werden.
Die Länge des oberen Wachswalls wird kontrolliert. In Ruhelage oll
er bei entspannter Lippenha ltung und nu r wenig geöffnetem Mund im
Durchschnitt 1 bis 2 mm sichtbar sein. Dieser Wert, der der Länge der
späteren Oberkiefer-Schneidezähne entspricht, kann bei jüngeren Patienten
bis 3 mm, und bei alten Patienten 0 bis 1 mm betragen. Bei Vorliegen einer
hohen Lachlinie kann der Wall u. U. auch etwas kürzer gestaltet werd 11.
Mit diesem Arbeitsschritt geht die sagittale Ausrichtung des Oberlciefer-
Wachswalls einher. Für diesen Zweck hat sich eine hirschgeweihähnhch
Bi sgabel (Okklusionom· Candulor, CH-Zürich) bewährt, die intraoral am
Oberlciefer-Wacbswall angelegt wird (Abb. 40-12). Wenn ihre extraoral
befindlichen Seitenarme parallel zur Camper-Ebene (Seitenansicht) (Abb.
40-13a) und zur Bipupillarlinie (frontale Ansicht) (Abb. 40-13b) verlaufen ..
ist der Wachswall okkJusionsebenenparaliel ausgerichtet.
Als Näcbstes wird die Relation des Walls zu Lippen und Wangen bz\ .
Zunge überprüft. Die Oberlippe muss in der Frontal- und Seitenansicht
eine gute Abstützung aufweisen (sog. Lippenfülle), d. h. sie darf, bedingt
durch fehlende bzw. zu starke Auspolsterung durch den Wachswall, weder
eingefallen noch zu stark nach außen gewö lbt sein. Neben der Lippenstütz
ist im seitlichen Bereich auf einen leichten Wangenkontakt zu achten.
Der Wall wird gegebenenfalls so korrigiert, dass er sich im Bereich de
muskulären G leichgewichts zwischen Lippen bzw. Wangen einerseit

-
Klinik: Vertikale Kieferrelationsbestinunung, zentrisches Wachsregistrat 891

bb.40-12 Bissgabel a ls Hilfe zur


Ausrichtung des OK-Wach walls paralle l
zur amper-Ebene und Bipupillarlinie.

a
Ab b.40-13 OK-Wacbswall (u nd damit Bissgabel) a parallel zur Camper-Ebene, b parallel
zur Bipupillarlinie ei ngeste llt.

und Zunge andererseits bzw. innerhalb des zwischen ihnen befindlichen


muskelfreien Raumes (im "Kauschlauch") befindet. Beim Lachen muss
Ka.pitel40
wie im natürlichen Gebiss intraoral der sog. Bukkalkorridor vorhanden
sein d. h. ein dunkler Bereich zwischen Mundwinkel seitlicher Ober- und
Unterlippenregion und seitlichem Rand des Wachswalls.
Anschließend wird die Unterkiefer-Registrierschablone eingesetzt.
Auch sie muss eine reproduzierbare Passung aufweisen. Der Unterkiefer-
Wachswall wird zum Oberkieferwall (und damit zur Camper-Ebene) paral-
lelisiert. Meist klaffen die Wälle zunächst ventral. Es muss dann so lange ent-
wede r vorne Wachs aufgetragen oder posterier Wachs entfernt werden, bis
sich beim Kieferschluss beide Wälle gleichmäßig berühren. Zur Sicherung
der Stabilität der späteren Unterkieferprothese sollte der Zungenäquater
auf Höhe oder leicht oberhalb der Oberkante des Unterkieferwalls, der die
Höhe der späteren unteren Prothesenzähne bzw. der Okklusionsebene an-
gi.bt, liegen. Wie der Wachswall im Oberkiefer, so muss ich auch der untere
Wachswall innerhalb des muskulären Gleichgewichts befinden.
Als Nächstes folgt die Bestimmung der vertika len Relation beider
Kiefer. Zur Festlegung der Kieferrelation in habitueller Interku pidation
wird zunächst die Ruhelage (auch als posturale Unterkieferposition be-
zeichnet) ermittelt. Sie stellt den Abstand der Kiefer dar, bei dem ich d r
Unterkiefer ohne Berührung der Zahnreihen in einer ent pannt n Lage be-
findet. Die Mundsch ließer (Adduktoren , E levatoren) zeigen dabe i. e ine nur
892 Totalprotbetik: KJtnischer und laborteclllliscber Ablauf

I
a b
Abb. 40-14 a Messung der Ruhel age mit Hilfe eines Zirkels. b Messung des Schlussbisse :
Bei Berührung der Wachswälle ist der Abstand zwischen den beiden extraoral markierten
Messpunkten um 2-4 J1lm geringer als in Ruhelage.

geringe Aktivität (sog. Haltungstonus, zur Kompensation der Wirkung d r


Schwerkraft). Die Ruhelage kann nur dann ideal bestimmt werden, \ enn
der Patient nicht verspannt ist.
Zur Festlegung der Ruhelage soll der Patient, ohne den Hinterkopf

I
anzulehnen, aufrecht sitzen oder, noch besser, stehen und geradeau in
die Ferne blicken. Kurz nachdem er geschluckt hat, ist die Muskulatur
maximal entspannt und die Ruhelage lässt sich dann relativ gut beurteilen

I
("Schluckmethode"). Bei einer zweiten Methode wird der Patient gebeten.
den Konsonanten "M" zu summen ("phonetische Methode"). Auch hierb i
Kapitel40 wird kurz darauf die posturale Unterkieferposition bestimmt. Ein weitere
Verfahren ("Entspannungsmethode") besteht darin, den Patienten mit der
Zunge die Lippen befeuchten und anschließend entspannen zu lassen. ]n der
Regel ist es vorteilhaft, diese Methoden kombiniert anzuwenden, da di
das Ergebnis sicherer macht als die alleinige Anwendung einer Methode.
Im Zustand der Ruhelage wird der Abstand zweier Weichteilpunkte di
man mit einem Filz- oder Fettstift auf Nase und Kinnspitze gezeichnet hat,
gemessen (Abb. 40-14a). Der erhaltene Wert der Ruhelage wird notiert. Al
Faustregel kann gelten, dass die durchschnittliche vel1ikale Kieferrelation
in habitueller lnterkuspidation der der Ruhelage abzüglich 2 bis 4 mm ent-
spricht. In manchen Fällen kann die Differenz zwischen interokklusal m
Abstand und habitueller Interkuspidation jedoch auch bis zu 5 mm betra-
gen. Der Unterkieferwall wird um den entsprechenden Betrag gekürzt oder
aufgebaut, so dass bei habitueller lnterkuspidation die gewünschte Höhe er-
reicht wird. Die vertikale Höhe wird danach extraoral an den Messpunkten
mit Hilfe des Zirkels kontrolliert und sollte im Normalfall 2 bis 4 mm
geringer sein als der in Ruhelage gemessene Wert (Abb. 40-14b).
Danach wird in Frontal- und Seitenansicht (Profil) die fazial,
Harmonie beurteilt, d. h. es wird beurteilt, ob sich das mit dem festgeJ,eg-
ten Vertikal abstand in der Höhe eingestellte untere Gesichtsdrittel in die
faziale Gesamtkomposition einfügt (vgl. Kap. 17.4). Eine Sprechprobe
Klinik: Vertikale Kiefen'elationsbestimmung, zentrische Wachsregistrat 893

Mitte Uinie

Lachlinie

Eckzahnlinie

Lippenschlusslinie -+-_.....:..._--~--_....:..._-j

bb.40-15 Anbringen von Hil fs linien in


den Wach wä llen.

schließt sich an. Der Patient wird gebeten, z. B. von 50 bis 60 zu zählen
weil dabei S- und Z-Laute vorkommen. Dabei beobachtet man den mini-
malen Sprechabstand, der in der Front rund 1 bis 2 mm betragen sollte; die
Wachswälle dürfen sich beim Sprechen also nicht berühren.
Wenn alte Prothesen vorhanden sind, sollten diese eingesetzt und
die neu ennittelte vertikale Kieferrelation mit der früheren Höhe vergli-
chen werden . In der Regel ist die Vertikaldistanz bei inkorporierten alten
Prothesen etwas geringer.
Zu letzt werden fo lgende Hilfslinien in den Wachswällen markie11 (Abb .
40-15):
Ka.pitel40
• Lippenschlusslinie
• Lachlin ie [unterer Rand der Oberlippe beim Lachen(kein zu extremes
Lachen!)]
• Mittell inie (Gesiebtsmittellinie wird auf den Oberkieferwachswall ver-
längert)
• Eckzahnl inie (senkrechte Verlängerung des Nasenflügelrandes)

ind keine Korrekturen mehr anzufertigen , werden die Wachswälle Temp


Bond®(Kerr, D-Karlsruhe) mit Heftklammern oder einem Registriersilikon
(O-Bite, DMG, D-Hamburg) verscblüsselt und in einem Stück aus der
Mundhöhle entnommen.
894 Totalprothetik: Klioischer und labortechnischer Ablauf

Abb. 40-16 Vorbereitung der Bissgabel Abb.40-17 Bissgabel mit Impression


mit einem Strang Knetsilikon für die des Oberkiefers in der abgebundenen
Ges ichtsbogenregistrierung. Silikollmasse. Das Silikon wurde mit einem
Skalpel l waagerecht abge chnitten.

40.7 Klinik/Labor - Sequentiell


geführte Prothesen: Extraorale
Registrierung, definitives
Einartikulieren der Meistermodelle
Es folgt die extraorale Registrierung mit dem Gesichtsbogensystem der Wah l
(z. B. SAM2, D-München; Artex,Amann-G irrbach, D-Pforzheim). In diesem
Schritt wird eine arbiträre, schädelbezüglicbe Gesichtsbogenregistrierung
durchgeführt. Die Beziehung zwischen Parus acusticus externus und dem
Schamierachsenpunkt ist vom Gesichtsbogen-/Artikulatorsystem bereit
vorgegeben (arbiträr) . Mit dieser Form des Gesichtsbogens wird zudem
die Position des Oberkiefers im Gesichtsschädel registriert. Ziel ist es, da
Kapitel 40 Oberkiefer-Modell zuerst im Artikulator zu montieren.
Zum Anlegen des Gesichtsbogens muss die entsprechende Bissgabel
zur Aufnahme des Oberkiefer-Modells vorbereitet werden. Zur Anpassung
der Bissgabel eignen sich Knetsi likone (z. B. Honigum Putty fast, DMG.
D-Hamburg; Optosil, Heraeus Kulzer, D-Hanau) oder auch Bissregistrat-
silikone in Kartuschenform (O-Bite, DMG , D-Hamburg). Um eine sicheI'e
Verbindung zwischen der Bissgabel und dem Si likonmaterial zu gewähr-
leisten, w.ird die B.issgabel mit einem entsprechenden Sili konadhäsiv dünn
eingestrichen.
Danach wird das Silikon nach Herstellerangaben von Hand (Basis und
Katalysator) bzw. mit dem Kartuschendispenser gemischt und in einem
ca. I cm starken Strang U-förmig auf die Bissgabel aufgebracht (Abb.
40-1 6). Danach wird die Bissgabel in den Mund eingebracht und auf den
Kieferkamm des Oberkiefers positioniert. Dort wird sie bis zum Abbinden
des Si li kons möglichst drucklos gehalten. A lternativ karnl die Bissgabel
auch auf dem Modell des Oberkiefers bereits im Labor vorbereitet werden.
Nach Entnehmen aus dem Mund wird das Silikon, das in Rjchtun~
Gaumen und Umschlagfalte geflossen ist, mit einem Skalpell waagerech t
abgeschnitten, so dass nur eine ca. 0,5 cm tiefe Impression des Kieferkamm
zurückbleibt. Mit dem Modell kann überprüft werden, ob sich dieses spalt-
frei auf die vorbereitete Bissgabel aufsetzen lässt (Abb. 40-17).
Klinik/Labor: Sequentiell geführte Prothesen 895

Mit dem Gesichtsbogen erfolgt nun die eigentliche schäd Ibezügl iche
Registrierung. Diese wird ähnlich wie in Kapite l 5.3 .2 beschrieben durch-
geführt:
• Fixieren des Gesichtsbogens mit Hilfe der Ohrpassstücke
• Verbinden der Bissgabel mit dem Gesichtsbogen, endgültige Positio-
nierung der Bissgabel auf dem Oberkiefer des Patienten, Arretieren der
Bissgabelklemme
• Kontro lle: Beim Loslassen der Bissgabel darf der Gesicht bogen nicht
abkippen.

40.7.1 Montage des OberkiefermodeUs


Mit Hilfe des so erstellten arb iträren Gesichtsbogenregistrats und des
zentrischen Wachsregistrates (s . Abschn itt 40.6) können die Mod lIe
nun im Artiku lator befestigt werden. Dazu wird der Ges ichtsbogen in
die Einartikulierb ilfe eingespannt und mittels der Ohrstöpsel mit de m
Artikulatoroberteil verbund en. [Einstellungen am SAM2-Artikulator:
Gelenkbahn 30° (konstruktionsbedin gt)]. Das Oberkiefer-Modell wird in
die Silikon-Impressionen auf der Bissgabel gesetzt. Es muss einen festen
Sitz aufweisen und darf nicht schaukeln. Ei nartikuli ergips wird auf di e
nasse Oberfläche des Modells gegeben und das Artiku latorobertei l zuge-
klappt. Das Zuklappen muss drucklos erfolgen.

40.7.2 Montage des Unterkiefermodells


Für die Montage des Unterkiefem10dells ist die Gelenkb ahnneigung un-
wichtig. Sie ist nur für die anschli eßende Benutzung bedeutungsvo ll.
Der Stützstift wird in die N ullstellung gebracht. Das Artikulatoroberteil
Kapitel 40
wird nun auf den Kopf gestellt oder umgekehrt in die Montagebilfe ein-
gespannt Der Unterkiefer w ird mit Hilfe des Zentrikwac hsregistrats
(s . Abschn itt 40.6) auf den Oberkiefer gesetzt; er darf nicht schaukeln .
Schnellabbindender Eina rtikuliergips wird auf das feuchte Unterkiefer-
Mode ll gegeben und der Artikula tor geschlossen. Der Gips muss min-
destens 20 M inuten aushärten, da die G ipsexpansion erst nach dieser
Zeit abgeschl ossen ist. Nach A bbinden des G ipses wird das zentrische
Wachsregistrat entfernt. Zum Schluss fo lgt die Modellp:f:1ege (Glätte n der
Modellsockel).
Gelenkbahn und Bennett- Winkel können nach Mittelwerten eingestellt
werden (Grunert 2008).
4

896 Totalprothetik: Klinischer und labortechnischer Ablau

Abb. 40-18 Condylator, Gesa.mtdarsteJ)ung . Abb.40-19 NuJlste[)ullg


des Condylators.

40.8 Klinik/Labor - Gerber-System:


Extraorale Registrierung,
definitives Einartikulieren der
Meistermodelle, horizontale
Kieferrelationsbestimmung
40.8.1 Vorbereitung des Artikulators
Kapitel 40
Der Mittelwertartiku lator für das Gerber-System (Lehmann 1982), der
Condylator (Abb . 40-18), befindet sich in Nullstellung:
• Der vertikale Stützstift des Artikulators ist auf den NuJlwelt eingestellt.
Dazu muss sich der Überrand der oberen Stellmutter auf einer Höh
mit der durchgezogenen Rille des Inzisalstifts befinden (Abb. 40-19).
• Die Spitze des veltikalen Stützstifts ist hineingeschraubt.
• Die Sp itze des vertikalen Stützstifts trifft in das Zentrum des Auflage-
tellers. (Der Auftageteller lässt sich mit Hilfe der unteren Stellmutter in
sagittaler Richtung verschieben.)
• Die Feststeller der Artiku latorge lenke sind auf der rechten und linken
Se ite mit Hilfe der vorn oben am Altikulatorseitenteil befindlichen
Schrauben in der untersten Position fix iert (d. h. der Riegel wird ge-
schlossen), so dass der Kondylarkörper in der Kondylarblende fixiert ist.
Dies hat zur Folge, dass nur Öffnungs- und Scbließbewegungen um di
Interkondylaracbse des Condylators möglich sind. Darüber hinaus ind
die am Condylator-Unter- und -Übelteil befindlichen K.nebelsciu·auben
in den Modellankern festgeschraubt.

Klinik/Labor: Gerber-System 897

Abb. 40-20 In den unteren Wachswall Abb.40-21 Stützstifthülse in zweiter


eingelassene Regi strierplatte. Oberkiefer-BasispIatte.

40.8 .2 Provisorisches Einartikulieren


Mit Hilfe der verschlüsselten Registrierschablonen werden die Meister-
modelle mittelwertig und provisorisch einartikuliert. Die Modelle bzw.
die Split-Cast-Platten sollen für das definitive Einartikulieren wieder
leicht vom Gips zu trennen sein. Dies wird durch ein nicht vollständiges
Zugipsen der Retentionen erreicht. Durch den (festgedrehten) vertikalen
Stützstift des Artik:u lators wird sichergestellt, dass die ermittelte vertikale
Distanz auch später im Artikulator erhalten bleibt. Anschließend wird die
Ver chlüsselung der Wachswälle gelöst. Kapitel 40

40.8.3 Herstellung der Registrierbehelfe


Auf den Unterkiefer- Wachswall wird nun eine vorgefertigte Übertragungs-
platte (Registrierplatte aus Metall) angebracht: Der Wall wird oberflächlich
mit der Flamme erwärmt und die Übertragungsplatte wird entsprechend ihrer
Dicke gleichmäßig in das Wachs eingesenkt, so dass auch sie, wie zu or der
Wachswall, im Mund parallel zur Camper-Ebene und zur Bipupillarlinie zu
liegen kommt. Anschließend wird die Platte mit Klebewachs fix iert (Abb.
40-20). Seitlich außen sollten in die Wachswälle mit einem Wachsmesser 2
bis 3 mm tiefe, konisch verlaufende Retentionskerben angebracht werden.
Diese dienen als Hi lfe für die spätere intraorale Verschlüsselung mit G ips.
In die zweite hergestellte Oberkiefer-Basisplatte wird in Höhe des
Kauzentrums, d. h. in der Mitte der Verbindungslinie der tiefsten tellen
de sagittalen Kieferkammverlaufs rechts und links (im chwerpunkt der
Registrierschablone), mit Kerr eine Stützstifthü lse befestigt (Abb. 40-2 I).
Der Stützstift muss zentral angeordnet sein, d. h. er muss exakt auf der
Mittellinie in einem Winkel von 90° auf die Unterkieferplatte treffen da-
mit diese eine gleichmäßige Belastung erfälut. Der Stützstift wird so iel
898 Totalprothetik: Klinischer und labortecbnischer Ablauf

Abb.40-22 Markierung
des Tragusmittelpunkte .

hinein- oder herausgedreht, bis der vertikale Stützstift des Artikulator


(Inzisalstift) gerade noch den Auflageteller (Stützstiftführungsteller) be-
rührt.
Wahlweise kann der Schreibstift mit Kerr-Masse auf der alten
Registrierschablone befestigt werden. Der Oberkiefer-Wachswall wird
dann um 2 mm gekürzt, damit die Registrierung ohne Kontakt der
Wachswälle stattfindet. Es sollten nun im Artikulator Protrusions- und
Laterotrusionsbewegungen ausgefuhrt werden, um zu überprüfen, ob ein
Behinderung durch die Registrierplatten bei diesen Bewegungen erfolgt
Falls dies der Fall ist, müssen die Platten entsprechend beschliffen werden.

40.8.4 Extraorale Registrierung


Durch diese Maßnahme wird zum einen die sagittale eigung der
Kapitel 40 Kondylenbahn (Protrusion) registriert, zum anderen kann das Unterkiefer-
modell gelenkbezüglich in den Condylator montiert werden . Am Patienten
wird rechts und links der arbiträre Scharnierachsenpunkt des Kondylu
eingezeichnet, der rund 13 mm vom Tragusmittelpunkt entfernt auf der
Linie Tragusmitte-äußerer Augenwinkel (Achs-Orbital-Ebene) liegt (Abb ..
40-22).
Fa lls die Oberkieferschahlone nicht gut hält, kann sie mit ein r
Silikonpaste (z. B. Fit-Checker®) unterfuttert werden. Wichtig ist eine sta-
bile Lage der Registrierschablollen. Nun wird kontrolliert, ob die Gabeln
(Haltestifte) der mit der Unterkiefer-Registrierschablone verbunden n
Übe'1ragungsplatte symmetrisch aus dem Mund heraustreten (mittig und
parallel zur Bipupillarlinie und zur Camper-E bene) und ob Protrusions-,
Retrusions- und Seitschubbewegungen der Unterkieferschablone intert! -
renzfrei mit der Oberkiefer-Registrierschablone möglich sind. Ist dies der
Fall, so kann die extraorale Registrierung beginnen.
Zunächst wird die Kondylenbahn graphisch aufgezeichn 1. D r
Gerber-Gesichtsbogen wird vorsichtig auf die aus der Mundhöhle berau -
ragenden Gabeln der Schreibplatte geschoben (dabei nicht die Unterlipp
einklemmen!) und die roten Indikatorspitzen werden auf den arbiträren
Scharnierachsenpunkt des Kondy lus eingestellt. Bei leichter Mundöffnung
(reine Rotationsbewegung der Kondylen) müssen die die Hautoberfläch
Klinik/Labor: Gerber-System 899

bb. 40-23 Registrierkarte


paralle l zum seitlichen
Orientierungsstab des
Ge ichtsbogens.
Abb.40-24 Aufzeichnung
d r sagittalen Ko ndy len-
bahnneiguilg bei Protru-
berührenden Spitzen am Ort bleiben (sie führen eine reine Rotation aus, sionsbewegun gen . Für
d. b. sie befinden sich im Rotatiol1szentrum des Kondylus) und dürfen keine jede Aufzeichnung wird
Bahn beschreiben. 1st letzteres der Fall, muss die betreffende lndjkatorspitze die Registrierkarte elwa
in vertikaler Ri chlLlng
entsprechend in llichtung des Zentrums der gedachten Kreisbahn positio- verschoben.
niert werden, bis nur noch eine reine Rotation stattfindet.
un we rden die Indikatorspitzen durch Schreibspitzen ersetzt. Jede
Seite wird einzeln flir sich extraoral aufgezeichnet. Die Registrierkarte wird
mit illren horizontalen Linien parallel zum seitlichen Orientierungsstab de
Gesicbtsbogens, der parallel zur Camper-Ebene bzw. zur OkkJusionsebene
liegt, ausgerichtet (Abb. 40-23) und von kranial mit zwei Fingern am
Schädel fixiert. Die Schreibspitze wird bis zum Kontakt mit der Karte
ausgefahren, und der Patient wird gebeten, den Unterkiefer nach orne
und zurück zu schieben. Dabei soll der intraorale Stützstift dauernd mit
der Registri erplatte in Kontakt bleiben. Durch die Protrusionsbewegung
wird mit H ilfe der in der Schreibsp itze des Ges ichtbogens befind lichen
Graphitmine eine Bahn auf der Registrierkalie aufgeze ichnet. Dieser
KapUel.40
Vorgang wird noch einige Male (pro Seite mindestens drei Aufzeichnungen)
wiederholt, wobei die Kmie fur jede neue Aufzeichnung etwas nach oben
verschoben wird (Abb. 40-24).
Der Winkel, der von der Tangente zwischen Anfangs- und Endpunkt
der jeweiligen Protrusionsbahn (entspri cht der Vorgleitbahn der Kondylen)
und einer parallel zur Kau- bzw. Camper-Ebene liegenden Horizontalen
auf der Messkarte gebildet wird, beschreibt das Ausmaß der sagittalen
Kondylenbahnneigung. Die Winkel werden mitHilfe eines Winkelmessers
ermittelt. Werden auf einer Seite verschiedene Werte gemessen, so wird
der Mittelwert aus allen Messungen gebi ldet. Der ermittelte Wert wird
notiert. Er wird seitlich am Condylator eingestellt und mit Hilfe der unter-
halb der Kondy larkörperschraube befindlichen Feststellschraube fixiert.
(Fand die Registrierung unter erhöhter Vertikaldistanz statt [z. B. bei ei-
ner Nacllregistrierung], so werden pro Millimeter Sperrung im inzisalen
Bereich 0,50 zum errechneten Kondylenbahnneigungswinkel addiert.) Die
Kondylenbahnneigung ist wichtig, um fUrjeden Ei nzelfall die Stei lhe it der
Höcker festlegen zu können, damit bei Seitschubbewegungen BaJance-
Kontakte erzielt werden .
900 Totalprothetik: Klinischer und labortecbnischer Ablauf

40.8.5 Einartikulieren des Unterkiefermodells


Im Anschluss daran kann das Unterkiefer-Meistermodell gelenkbezüg-
lich einartikuliert werden . Zunächst wird das Unterkiefer-Meistermod 11
an die Unterkiefer-Registrierschablone festgewachst und über di
Gabeln der Übertragungsplatte mit dem Gesichtsbogen verbund n.
Zur Positionierung in den Condylator wird der Gesichtsbogen auf da
zugehörige Montagestativ geschoben. Da die Orientierungsstäbe d
Gesichtsbogens (Parallelen zur Okklusionsebene) parallel zur Tischeben
liegen, befindet sich auch der Unterkiefer-Wachswall parallel zur
Okklusionsebene. Die auf dem Wachswall eingezeichnete Mittellinie
muss sich genau in der Artikulatormitte, der Stützstift im Zentrum de
Auflagetellers (Stützstiftführungsteller) befinden. Durch die gelenkbezüg-
liche Montage wird sichergestellt, dass eine geringe Änderung der verti-
kalen Dimension nicht zu klinisch relevanten Fehlern in der Okklusion
fiihrt. Wenn die Schreibspitzen des Gesichtbogens rechts und links nicht
genau auf die Schamierachse des Artikulators zeigen, wird eine gedacht
Artikulatorachse ausgemittelt; das bedeutet, dass sie um denselben Betrag,
wie die Schreibspitze auf der einen Artikulator-Seite höher liegt, auf der an-
deren Seite tiefer sein muss. Gleiches gilt ftir die sagittale Richtung (hinten-
vorn). Der Gesichtsbogen wird also letzi ich so positioniert, dass nicht di.
Anzeigenspitzen verändert werden, sondern der gesamte Gesichtsbogen
zum Condylator gemittelt wird. Der vordere Artikulatorbügel sowie die
seitlichen Orientierungsstäbe bzw. die Registrierplatten verlaufen dabei
immer parallel zur Tischebene.

40.8.6 Horizontale Kieferrelationsbestimmung


Kapitel 40 Ziel der horizontalen Kieferrelationsbestimmung ist nach Gerber (1964)
eine gelenkbezüglich zentrierte Lage des Unterkiefers. Dabei sollen in
habitueller Interkuspidation (bei maximalem Zahnkontakt) und bei auf-
rechter Kopfhalrung die Scheitelpunkte beider Kondylen im Zenit der
Gelenkgruben, d. h. an deren höchsten Stellen, im Zentrum, stehen ( og.
zentrale Relation), wobei im Gelenk weder eine Kompression (Stauchung)
noch eine Distraktion (Dehnung) vorliegen darf. .
Die Registrierung erfolgt beim Vorgehen nach Gerber, wie erstmals von
McGrane 1946 angegeben, mit Hilfe der intraoralen Stützstiftmethode.
bei der durch den Oberkiefer-Stützstift auf der im Unterkiefer befindli-
chen Registrierplatte eine intraorale Pfeil winkel registrierung ausgeführt
wird. Der Unterkiefer erfährt dabei eine Dreipunktabstützung: Zwei
Abstützungspunkte befinden sich im Kiefergelenk (Kondy1en) und einer
(Stützstift) auf der Registrierplatte.
Die Registrierplatte wird mit einem Wachsmal- oder Fettstift flächig
eingefärbt. Damit sind die Voraussetzungen erfüllt, dass ei ne RegistrierunI:)
der Bahnen aufgezeichnet wird, die der Unterkiefer unter Kontakt der
Oberkiefer-Schreibspitze mit der Unterkiefer-Registrierplatte in horizonta-
ler Richtung ausführen soll. Die vo m Patienten ausgeführten Bewegung n
sind: Protrusion, Retrusion, Seitschub nach links, Retrusion, Seitschub nach
rec hts und Retrusion . Die entsprechenden Befehle an den Patienten lauten:
Klinik/Labor: Gerber-System 901

Abb. 40-25 Aufzeichnung


des gotischen Bogens.

,..,vor", "ganz zurück", "links", "ganz zurück", "rechts", "ganz zurück" .


Durch die erhaltene Bewegungsbahn bekommt man einen Eindruck von
den Grenzbewegungen des Unterkiefers bzw. man erkennt Lim itationen der
Kondylenbeweg lichkeit. Bei größeren Einschränkungen der Unterkiefer-
beweglichkeit sollten die zugrunde liegenden Faktoren eruiert und vor
Anfertigung der Total prothesen eine funktionelle Vorbehandlung eingelei-
tet werden (vgl. Kap. 10 bis 12).
Es empfiehlt sich, die Bewegungen, die der Patient aufrecht sitzend
oder stehend (Kopf nicht angelehnt) ausführt, zunächst "trocken" zu üben
und erst dann die Registrierschablonen einzugliedern. Anschließend er-
folgen die Unterkieferbewegungen unter Kontakt des Stützstifts mit der
Schreibplatte. Eine manuelle Führung durch den Behandler find t nicht
statt. Wichtig ist, dass sich die Basisplatten während der Aufzeichnung
nicht bewegen. Sofern keine deutlichen Bewegungseinschränkungen vor-
liegen, entsteht aufgrund der Bewegungsbahnen ein Pfeil (sog. "gotischer
Bogen"), dessen Spitze durch Verlängerung der Pfeilschenkel nach lateral Kapite140 I

an den Seiten der Registrierplatte markiert wird. Da sich der Stützstift im


Oberkiefer befindet, liegt die Pfeilspitze, die der vom Patienten selbst aus-
fi.ihrbaren am weitesten retral und kranial befind lichen Unterkieferposition
(RKP) entspri cht, auf der U nterki eferschre ibp latte am mei sten anteri or (sog.
" central bearing point" CBP) (Abb. 40-25) .Wären der Stift im Unterkiefer
und die Platte im Oberkiefer, so läge die Pfeilspitze am weite ten posterior.
Es werden mehrere Aufzeichnungen gemacht und kontrolliert, ob sie
mit den zuvor erhaltenen und markierten Pfeilspitzen jeweils überein-
timmen. Die Stellung des Unterkiefers zum Oberkiefer im ,central be-
aring point" wird intraoral mit Hilfe eines vorgefettigten Lochplättchens
au Plastik fixiert, das an der Unterkiefer-Platte je nach Plättchentyp
mit Klebewachs oder einer Schraube befestigt wird . Das Loch liegt ge-
nau über der Pfeilwinkelspitze. Die Spitze des intraoralen Stützstifts
muss bei Schließbewegungen hindernisfrei exakt in das Loch des
Ver chlüsselungsplättchens treffen und diese Position halten können. Ist
die Gelenkbahnneigung kleiner als 40°, so wird die Öffnung d s Plättchens
nicht über der Pfei lspitze, sondern 0,2 mm weiter posterior der Pfei lspitze
also in minimal protrusiver Richtung, fixiert.
Bei der Verschlüsselung sollte auch der muskelgefuhrte Kieferschlu
Berücksichtigung finden. Zu diesem Zweck wird der Patient nach
902 Totalprothetik: Klinischer und labortechni eher Ab lau f

Abb. 40-26 Befestigun g des


Lochplättchens mit einem di stalen
Lochrand auf der Pfeilspitze.

Bestimmung des intraora len Pfeilwinkels gebeten, mehrmals in ra-


scher Folge den Mund leicht zu öffnen und zu schli eßen, also rein
Adduktionsbewegungen (Schließbewegun gen) auszuführen. Die sich auf
der Schreibplatte ergebenden Markierungen sind Ausdruck dieses mu -
kelgefiihrten Kieferschlusses und geben zum einen einen Hinweis dar-
auf, ob die Adduktions bewegungen symmetrisch (treffen sich immer an
ein und demselben Punkt) oder asymmetrisch erfolgen (beschreiben ein
Trefferfeld); zum anderen deuten sie an, ob und wie wei t CBP (Pfeilspitz )
und Adduktionspunkt bzw. -fläche auseinander liegen. Das Plättchen \ ird
immer in leicht protrusiver Position befestigt (d. h. der di stale Lochrand
des Plättchens liegt auf der Pfei Ispitze; Abb. 40-26), damit der Patient nicht
retral "gefangen ist". Die störungsfreie Retrusionsbewegung wird später
ohnehin noc h ei ngesch liffen (Palla und Koeck 2005).
In unsicheren Fällen besteht auch die Möglichkeit, röntgenologisch
mit Hilfe von Kiefergelenk-Tomogrammen zu kontrollieren, ob sich di
Kondylen in der gewünschten Position, d. h. im Zentrum der Fossa man-
Kapitel 40 dibulae, befinden.
Die Verschlüsselung der Registri erung erfolgt auf der rechten und lin-
ken Seite der Registrierschablonen mit Kübn-Abformgips. Dieser Gips hat
den Vorteil , dass sich im Falle eines Bruchs scharfe Kanten ergeben und er
daher in den im U nterkiefer-Wach sw all angebrachten Orientierungskerben
nach Abbinden exakt zu reponieren ist. Das Vestibulum sollte frei von Gip
bleiben.
ach Abbinden des Gipses werden die Registrierplatten möglich t
im Block aus dem Mund genomme n. Die G ipsschlüssel we rden nur
dann von der Registrierschablone entfernt, wenn die Entnahme aus dem
Mund im Block nicht möglich ist. Es wird visuell überprüft, ob sich cli
Stützstiftspitze im Loch des Plättchens befindet bzw. ob sich das Plättchen
auf der Registrierplatte eventuell verschoben hat.

40.8.7 Einartikulieren des


Oberkiefermeistermodells
Mit Hi lfe des Registrats und der G ipsschlüsseJ erfolgt nun das endgü ltig
Einartikuli eren des Oberkiefer-Meistermodells mit Abformgips.
Klinik: Frontzahnauswahl 903

AlJb.40-27 Anlegen des Alameters®.

40.9 Klinik: Frontzahnauswahl


In derselben Sitzung erfolgt die Auswahl der Frontzähne hinsichtlich Form
(Länge, Breite) und Farbe (vgl. Kap. 16). Für die Ober- und Unterkieferfront
werden Kunststoffzähne (Candulor CT Acry l-Frontzähne) verwendet.
Dadurch, dass sich die Kunststoff-Frontzähne bei Veränderungen der ok-
klusal.en Belastungsverhältnisse stärker abradieren, werden sonst möglic he
Überlastungen des Kieferkamms verm ieden. Die Goldknöpfe (Crampons) Kapitel 40
an den Keramikzähnen sind wichtig, weil s ich der Prothesenkunststoff
ohne Verbundsystem nicht mit der Keram ik der Zähne verbindet. Durch die
Crampons kommt es daher zu einer mechanischen Retention der Zähne im
Ku nststoff. Werden die Keramikzähne hingegen geätzt und silanisiert, kann
auch hierbei ein chemischer Verbund erzielt werden . Zur Bestimmung der
auszuwählenden Gesamtbreite im Oberkiefer-Frontzahnbereich kann man
auch das Alamete (Candulor, CH-Zürich) zu Hilfe nehmen, mit dem man
die breiteste Stelle der Nasenflügel (Nasenbasisbreite) misst (Abb. 40-27).
Beim Aussuchen der Zahnform und -farbe muss der Patient unbedingt
miteinbezogen werden. Trifft man eine diesbezügliche Entscheidung über
seinen Kopf hinweg oder gar gegen sei nen Willen, so ist die Gefahr groß,
dass er später den fertigen Zahnersatz nicht akzeptiert. Um einen Ei ndruck
der Form der früheren , eigenen Frontzähne zu bekommen, ist es gLinstig,
wenn alte Patientenfotos zur Verfugung stehen , a uf denen die eigenen
Zähne gut zu sehen sind, oder wenn alte Prothesen mit ei ne r ansprechenden
FrontzahnsteIlung vorhanden sind.
904 Totalprothetik: Klin ischer und laborteclmischer Ablauf

Abb.40-28 Profi lzirkel.

Abb.40-29 Mit dem Profi lzirkel wird der Kammverla uf


auf den Mode llsockel übertragen.

40.10 Modellanalyse, Frontzahn-


aufstellung in Wachs
Die auf dem Wachswall eingezeichneten Mittel- und Eckzahnlinien wer-
den auf das Oberkiefermodell übertragen. Es folgt eine Analyse der in-
Kapitel 40 tra- und interalveolären Verhä ltnisse. Der horizontale ](jeferkammverlauf
(Kieferkammprofil) wird seitlich auf den Sockel übertragen. Für diesen
Zweck hat sich ein sog. Profil zirkel bewährt, dessen einer Schenkel mit ei-
nem umgebogenen Metall stab und der andere mit einer Bleistiftspitze endet
(Abb. 40-28). Der Zirkel fährt den Kieferkamm entlang, wobei gleicbzeitig
der Meta II stab dem Kamm aufli egt (Abb. 40-29).
Auf diese Weise wird der Kammverlauf seitlich am Sockel aufgezeich-
net. Mit ei nem wasserfesten Filzstift wird die Bleistiftmarkierung anschlie-
ßend nachgezogen. Zusätzlich werden die tiefste Ste lle des Alveolarkamm
(entspricht dem Kauzentrum; sog. kaustabile Zone) sowie der distal da on
liegende Beginn des Aufstiegs des Prothesen lagers (sog. Stopplinie, hin-
ter welcher aus statischen Gründen kein Zahn, der einen Antagonisten
aufweist, platziert werden sollte) durch einen senkrechten Strich inner-
halb der Profilverlaufslinie kenntlich gemacht. Unter prothetischen
Gesichtspunkten ist ein Kieferkammverlauf ideal, bei dem die Kämme in
posteriorer Richtung leicht nach kaudal abfallen . Dies ist aber nur bei we-
nigen Patienten der Fa ll. Des Weiteren werden die Lage der Papilla incisiva
und das Ende des zweiten Gaumenfaltenpaars durch Verlängern ihrer Lag
auf den seitlichen Sockelrand markiert.
Die Aufstellung der Frontzähne in Wachs erfo lgt nach den in Kapitel 39
beschriebenen Grundsätzen.
Klin ik: Registratkontrolle, Anprobe der Frontzahnaufstellung 905

40.11 Klinik: Registratkontrolle, Anprobe


der Frontzahnaufstellung
Am Patienten wird das Registrat überprüft, indem kontrolliert wird, ob im
Seitenzahnbereich auf den Wachswällen angebrachte Markierungen auch
in der Patientenzentrik zur Deckung kommen.
Die Frontzahnaufstellung wird bezüglich ihrer ästhetischen Wirkung
Ulnd im Hinblick auf phonetische Gesichtspunkte beurteilt. Zahnform,
-breite und -farbe, Zahnstellung, di e Lage der Mittellinie, di e Sichtbarkeit
der Zähne in Ruhelage sowie der Verlauf der Sc1meidekanten beim Sprechen
und Lachen werden kontrolliert. Bei locker geöffnetem Mund sollten die
oberen mittleren Schneidezähne im Durchschnitt 1- 2 mm sichtbar sei n, bei
alten Patienten eher etwas weniger. Wie viel vo m Zahn beim Lachen zu se-
hen ist, istbeijedem Menschen unterschiedlich (vgl. Kap. 17 .6). Auf j eden
Fal l sollte darauf geachtet werden, dass die Verbindungs linie der Spitzen
bzw. Kanten der Frontzälll1e parallel zum Oberrand der Unterlippe verläuft
(positive Lachkurve). Schließlich wird noch überprüft, ob eine ausrei-
chende Lippenstütze (Lippenflille) vorhanden ist. Bei der anschließenden
Sprechprobe, bei der der Patient gebeten wird, von 50 bis 60 zu zählen, wird
die vertikale Kieferrelation kontrolliert. Dies kann auch durch Summen des
Lautes "M" geschehen. Bei Aussprache der "Z"-Laute ist auf eine lispel-
freie Artikulation zu achten. Dies kann zusätzlich durch Worte, die viele
,;Z' - oder "S"-Laute enthalten, wie z. B. "Mississippi", verifiziel1 werden.

Ästhetische Aspekte der Prothesenzähne


Der Ästhetik von Totalprothesen wird oft zu wenig Beachtung geschenkt.
Dies gilt sowohl im Hinblick auf die Zahnaufstellung als auch auf di.e
Prothesenbasisgestaltung und deren Einfarbung. Ein ästhetisch anspre-
chendes individuelles Erscheinungs bild von Totalprothesen lässt sich
nur durch zahntechnischen Mehraufwand erreichen. E iner der zentra len Kapitel 40
Faktoren ist dabei die Individualisierung von fabrikmäßig hergestellten
Gam iturzähnen . Fabrikzähne müssen eigentlich als Rohlinge betrach-
tet werden; zur Erzielung eines optimalen ästhetischen Ergebni sses sind
sie daher entsprechend dem Alter des Patienten umzuarbeiten (Abb.. 40-
30a bis c). Dies kann bereits durch kleinere S·cbleifkolTekturen an der
Schneidekante bzw. Eckzahnspitze zur D arstellung von Abrasionen bzw.
Attri tionen erfolgen (A bb. 40-31 ). In nicht wenigen Fä llen bringt j e-
doch erst das Umbrennen der Keramik eine für den Pati enten positive
Veränderung der Zähne.
Das schrittweise Umarbeiten von keramischen Prothesenzähnen kann
wie folgt durchgeführt werden:
• Rekonturierung mit Diamante n
• Gestaltung der Oberflächentextur
• Vorpolitur mit dem Silikonpolierer
• Oberfiächenbemalung und Brand
• Schaffung des Oberflächenglanzes mit einem Fil zkegel und Diamant-
paste bzw. Bimsmebl
906 Totalprothetik: Kl inischer und labortecbnischer Ablauf

Abb. 40-30 Individua-


lisierte Prothesenzähne und
Zahnfleischanteil für den
a jungen, b mittelalten und
c c alten Menschen.

Abb.40-3] Alter bedingt


Abrasionen des Eckzahn :
a jung; b minlere Alter' c
fortge chrittenes Alter. Der
Verlauf der Gingiva pas t
Kapitel 40 sich ebenfall dem Alter an.

40.12 Labor: Seitenzahnaufstellung


in Wachs, Ausmodellieren der
Wachsaufstellung
Das Aufste llen der Seitenzäh ne erfolgt nach den in Kapitel 39 angegeb nen
Prinzipien. Anschließend erfolgt nochmals eine Kontrolle, ob alle Zähn
ausre ichende Okklusionskontakte aufweisen und richtig positioniert sind.
Danach werden Protrusion und Laterotrusion überprüft.
Beim Ausmodellieren der Totalprothese wi rd wie folgt vorgegangen:
• Ausschwemmen der Interdentalpapillen mit Wachs
• Gestaltung konvex verlaufender Interdentalpapillen (s. auch Kap.
40.12.1 )
• Eine individuelle, dem Alter des Patienten entsprechende Gingi 8-
modellation ist wünschenswert. So so llten bei älteren Patienten g -
mäß dem natürlichen Vorbild, die Zahnhälse mehr sichtbar sein, al
di es in jugendlichen Jahren der Fall ist, wobei lokal auch Effekte wi
l

Labor: Seitenzalmaufstellung in Wachs, Ausmodellieren 907

Abb.40-32 Dem Alter


entsprechende Gestaltung
der Gingiva und der Inter-
dentalpapillen: a jung,
b mittleres Aller, c fortge-
ehrittenes Aller. C

Abb. 40-33 SuJkusbereieh


bei Totalprothesen: a kor-
rekte Gestaltung; bund
c fal ehe Gestaltung. a b C Kapitel 40

Rezessionen eingearbeitet werden können (vgl. auch Kap. 40.12 .1)


(Abb. 40-32a bis c) . Auf eine korrek1:e Gestaltung des Sulku bereichs
ist zu achten (Abb. 40-33a bis c).
• Anpassen der Wachsmodellation bis an die Ah-Linie
• Ei narbeiten von Juga alveolaria
• Ei narbeiten anteriorer Lippenschilder mit betont konkaven Auftage-
flächen für den M. orbicularis oris. Das Lippenschild im Oberkiefer
endet nach okklusal verlaufend zw ischen den beiden Prämolaren , da
Lippenschild im U nterkiefer endet, ebenfalls nach okklusal verlaufend,
beim ersten Prämolaren.
• Gestalten von vestibulären Randwülsten fur den M. buccinator
• Einarbeiten tiefer funktionsgerichteter Passagen fur die Wangenbänd-
chen
'. Ausarbeiten und Glätten der Wachsoberftäche mit einem Le Cron-
Instrument. Entfernen sämtlicher Wachsüber chüsse am Funktionsrand
und den Zahnhälsen. Nachfahren des Sulcus gingivali mit Le Crol1-
Instru ment.
908 Totalprothetik: Klinischer und labortechnischer Ablauf

A'sthetische Aspekte: Prothesenbasis


Eine Individualisierung der Prothesenbasis bezieht sich auf ihre Form und
Farbe. Hinsichtlich der Form gelingt es häufig, durch die achahmung
von z. B. Rezessionen im Marginalbereich und die Gestaltung eines neu n
Gingivaprofils die Mundverhältllisse eines natürlich Bezahoteo zu simuli -
ren. So wird bei zunehmendem Alter die Interdentalpapille kürzer und spä-
ter zusätzlich breiter (s. Abb. 40-32a bis c). Der Einsatz von Intensivfarben
fur die farbliche Charakterisierung des Prothesenbasiskunststoffs erlaubt
darüber hinaus, die Farbe der natürlichen Gingiva besser nachzuempfin -
den, als dies in einer nichteingefärbten "Standardversion" der Fall ist.
Die Intensivfarben als Polymerisat (z. B. Aesthetic Color Set, Candulor.
D-Rielasingen) werden mit Hilfe der Streutechnik in die Küvette einge-
bracht. Dafür ist es wichtig, dass die Küvette geöffnet und das Basismaterial
über die gestreuten Intensivmaterialien gestopft werden kann. Di,e e
Technik kann nicht beim Injektionsverfahren angewendet werden, da son t
die gestreute Schichtung zerstört werden würde.
Als zweite Vorgehensweise kann die komplett fertiggestellte Prothese
nachträglich mit einem lichthärtenden Komposit (Ceramare, Gum colorfull
set, Shofu, D-Ratingen) beschichtet bzw. ergänzt werden . Dieses Vorgehen
macht besonders bei Implantatarbeiten Sinn, da hierbei oft nicht in einer
Küvette gearbeitet werden kann.
Durch auf diese Weise individuell gestaltete Zähne und Gingivaanteile
fällt es dem Betrachter schwer, den Unterschied zwischen einer natürlichen
Bezahnung und Prothesenzähnen zu bemerken. Dadurch kann oftmals da
Selbstbewusstsein des Patienten erhöht werden.
Ein erfolgreiches Konzept für die individuelle Gestaltung von
Totalprothesen stammt von Frush und Fisher (1 958)und wird in der heu-
tigen Zeit mit modernen Materialien in ihrer natürlich erscheinenden
Wirkung vollendet (PaUa 2000).
Kapitel 40 Allerdings sollte das Geschlecht des Patienten nicht mehr als Kriterium
bei der Auswahl bzw. Individualisierung der Zahnformen im Sinne von
"maskulin" bzw. "feminin" verwendet werden , da dies wissenschaftlich
nicht haltbar ist (Wolfart et a1. 2004). Natürliche Zahnformen von Männern
und Frauen unterscheiden sich nämlich nicht!

40.13 Klinik: Gesamtanprobe in Wachs


Am Patienten erfolgt anschließend die Wachsanprobe der Prothesen.
Zunächst wird im Oberkiefer überprüft, ob der Ventilrand und die dor-
sale Ausdehnung bis zur Ab-Linie (Nasenblasversuch: Wenn der Patient
versucht, Luft durch die zugehaltene Nase zu blasen, darf sich die
Oberkieferprothese nicht lösen) so gestaltet ist, dass ein Saugeffekt zu-
stande kommt. Lippen- und Wangenstütze sollen vorhanden, Lippen- und
Wangenbändchen korrekt eingearbeitet sein. Auch die Seitenzähne müssen
Wangenkontakt aufweisen. Es wird ferner beurteilt, ob sich die Prothese in
ihrem Gesamtbild in die jeweiligen patientenspezifischen Gegebenheiten
einfügt. Die Sichtbarkeit der Zähne beim Lächeln wird ebenso über-
Labor: Einbetten, Pre sen, Polymeri ieren, Reokkludieren, Ausarbeiten 909

prüft wie das Vorhandensein eines Bukkalkorridor . Schließlich wird di


Okklusion (nur statische Okklusion , da Zähne noch im Wachs stehen)
kontrolliert. Der Unterkiefer des Patienten muss beim Mundschlu s direkt,
d . h. ohne Vorkontakte und Abgleitbewegungen, in die zentri sche Po ition
ge langen können.
Die Okklusionskontakte müssen gleichmäßig sein. In einen Halter
eingespannte Okklusionsfolie muss in habitueller Interkuspidatiol1 im
ei tenzahnbereich yon den jeweiligen Antagonistenpaaren gehalten wer-
den. Die Stabilität wird getestet, indem die Prothesen im Seitenzahnbereich
mit einem Kugelstopfer punktuell axial belastet werden . Dabei darf die
Prothese nicht kippen . Eine Sprechprobe beschließt die Wachsanprobe. Der
Patient wird gebeten, z. B. von 50 bis 60 zu zählen . Dabei dürfen weder die
Zäh ne in Kontakt miteinander kommen noch darf der Patient das Gefühl
haben, Zungen- oder Wangenraum seien eingeengt. Nochmals wird die
Gesamtästhetik beurteilt, wobei der Patient mit dem erreichten Resultat
einyerstanden sein muss. Am Ende der Sitzung wird intraoral im Bereich
des distalen Abschlusses der Prothese die Schleimhaut hinsichtlich ihrer
Geweberesilienz überprüft, um das Ausmaß der abschließenden Rad ierung
zu bestimmen und auf das Modell übertragen zu können (entfällt, wenn
bereits mit der AbfomlUng eine dorsale Abdämmung hergestellt wurde).
Ferner wird mit einem großen Kugelstopfer die Ausdehnung und
Resilienz yon Torus palatinus und Papilla incisiva indiYiduell eltastet und
am Oberkiefer-Meistermodell angezeichnet. Bei nur geringer Resilienz
wird später auf dem Modell eine ca. 0,3 mm dicke Zinnfolie zur Entlastung
d ieses Bezirks eingelegt, um ein Schaukeln der fertigen Prothese über die-
sen Bereich zu verhindern.

40..14 Labor: Einbetten, Pressen des Kapitel 40


Kunststoffs, Polymerisieren,
Reokkludieren, Ausarbeiten
Vor dem Einbetten erfolgt nochmals eine Kontrolle der Wachsmodellation.
Je glatter das Wachs gestaltet ist, desto weniger Zeit muss später fUr das
Ausarbeiten in Kunststoff aufgewendet werden. Vor allem ist auf eine
Ventilrandgestaltung mit Aussparungen rur Zungen- und Wangenbänder,
einen sauber modellierten Zahnhalsbereich, Lippenschi lder sowie ein
Enden der Wachsmodellation an der Ah-Linie zu achten. Anschließend
werden die Prothesenränder an das Gipsmodell angewachst.

40.14.1 Einbetten der Wachsaufstellung


f ür das Einbetten werden die Modelle mit der Wachsaufstellung aus dem
Artikulator entnommen. Die Modelloberftäche, die später mit Gips in Kontakt
kommt, wird mit einem lsoliermittel (Gips gegen Gips) isoliert. Dies ist not-
wendig, um die Modelle nach dem Kunststoff-Pressyorgang unbe chädigt
ausbetten und dadurch eindeutig in den Artikulator zurü cksetzen zu können.

~---~ -- ~
910 Totalprothetik: Klinischer und labortechnischer Ablauf

- zweiter Teil des Konters


=
===-----=<- Folie

+ - -- - - Feineinbettung

- - - Überguß (Konter)

eingebettetes Modell

Abb. 40-34 In der Küvette eingebettete


Totalp rotbese (Quer chnitt).

Für Ober- und Unterki efer wird jeweils eine Küvette bereitgestellt.
Sämtliche Küvetteninnentei le werden mit Vaseline oder Silikonspray dünn
gegen den Einbettgips isoliert. Die untere Küvettenhälfte wird mit sahnig
angerührtem Hartgips geflillt. Das Modell mit den aufgestellten Zähnen
wird so in den Gips eingedrückt, dass die Front- und Seitenzähne über-
all gleich hoch sind (parallel zur Küvettenbasis) . Gipsüberschüsse ( or
allem an den Rändern der Küvette) werden entfernt, die Oberfläche wird
glattgestrichen. Der Gips so ll nur bis zum Funktionsrand der Prothe
reichen. Das Oberteil der Küvette wird zwecks Höhenk.ontrolle aufge-
setzt, um sicherzuste llen, dass ein Schließen der Küvette möglich i t.
ach Abbinden des Gipses wird seine Oberfläche isoliert (Gips gegen
Gips). Das Küvettenoberteil w ird ohne Deckel aufgesetzt und blasenfr i
mit Hartgips gefüllt (Konter). Nun wird der Deckel aufgesetzt und festge-
drückt; Überschüsse werden entfernt. Ein Gipsrest wird zurückbehalten' er
gibt an, wann der Gips des Konters abgebunden hat.
Kapitel 40 Um das spätere Ausbetten der Modelle und der Kunststoffprothesen zu
erleichtern und Frakturen im Kunststoff zu verm eiden, ist es si nnvoll , den
Konter nicht in einem Stück. herzustellen , sondern in drei leicht vonein-
ander zu trennenden Teilen. Die erste Gipsschicht wird aus Superhartgip
angefertigt, der maschinell mit Vakuum angemischt wird. Diese Schi ht
deckt ledigl ich die Zähne und die Wachsmodellation bis einige Milllmet r
apikal des Ze rvika lrandes ab. Sie wird nach dem Aus hä rten gegen di
zweite Gipsschic ht iso liert. Der zweite Gipsteil des Konters soll di
Superhartgipsschicht leicht (ca . 2 mm) abdecken. Dadurch lässt sich der
orale (linguale oder palatinale) Gipsanteil beim Ausbetten leichter vom
Kunststoff respektive vom Superhartgips entfernen. Diese zweite Schicht
kann mit einer dünnen Plastikfolie abgedeckt werden und der Rest der
Küvette (dritter Tei l des Konters) mit der gleichen Mischung Gips, w ie si
rur die zweite Schicht verwendet wurde, aufgefü llt werden (Abb. 40-34).

40.14.2 Ausbrühen und Vorbereiten der Küvette


zum Kunststoffpressen
ach dem Abbinden wird die Küvette für 4 bis 5 M inuten bei 90° C in ein
Ausbrühgerät gestellt. Beide Küvettenteile werden nun geb~ennt und das er-
Labor: Einbetten, Pressen, Polymerisieren, Reokkludieren, Ausarbeiten 911

E
I E .
.-- r- ~
, 1 '
~ - --~-- - :
'--\ 0,5- 1 mm

a bL-------------------------~
Abl>.40-35 Radieren der Ah-Linie: a Aufsicht; b Querschnitt.

weichte, flüssige Wachs entfernt. Nach Ausbrühen beider Teile (Modell und
Konter mit Zähnen) wird die von allen Wachsresten befreite Gipsoberfläche
auf scharfe Kanten und Überschüsse überprüft und, wenn vorhanden, werden
diese mit einem Gipsmesser entfernt. Die MetaUränder der Küvette werden
on Gips gesäubert. ln Kunststoffzähne (Unterkieferfront) müssen zusätzlich
konische Retentionen eingeschliffen werden. Sollten sich Zähne dabei lösen,
werden diese mit einem Tropfen Sekundenkleber in ihrer Negativfol111 im
Gips befestigt. Im Oberkiefer werden Papilla incisiva und Torus palatinus mit
einer Zinnfolie (Durchmesser: 0,3 mm) überdeckt. Die Breite der abgedeck-
ten Fläche entspricht den in der Klinik markielten Umrissen auf dem Modell.
Ist kein Torus palatinus vorhanden, erübrigt sich eine Zinnfol ie.
Schließlich wird mit einem Le-Cron-In trument die Ah-Linie in an-
teroposteriorer Richtung auf einer Breite von 5 bis 7 mm und eine Tiefe
von ca. 0,5 bis 1mm radiert (Abb. 40-35). Die Radierung nimmt in ihrer
Tiefe nach anterior hin ab. Die Form und Ausdehnung richtet sich nach
den anatomischen Gegebenheiten des Gaumens. Wurde bereits auf der Ka.pitel40
Abformung eine dorsale Abdämmung hergestellt, müssen jetzt nur noch
kleine Ungenauigkeiten, Falten und Rauhigkeiten geglättet werden. Dabei
1st darauf zu achten, dass die Radierung nicht weiter vertieft wird, da s
sonst später zu DruckstelIen kommen kann.
Nun erfolgt das lsolieren der Modelle und der Konterteile. Solange der
Gips noch warm ist, kann ein besserer Verbund von der Alginat-lsolierung
(Gi ps gegen Kunststoff) zum Gips erfolgen.

40.14.3 Kunststoffpressen
Das konventionelle Basismaterial fur Prothesen ist heißpolymerisierender
PMMA-Kunststoff. Ln letzter Zeit kommen auch Kaltpolymerisate zum
Einsatz. Bei der Verarbeitung von Monomeren ist wichtig zu wi sen, das
es sich hier um einen Gefahrenstoffhandelt und Hautkol1takt und Einatm n
aus gesundheitsschädigenden Gründen vermieden werden so llt n. Di
Angaben des Datensicherheitsblatts der jeweils verwendeten Produkte
sollten daher unbedingt beachtet werden.
Die Dosierung von Monomer und Polymer erfolgt nach Angaben des
Herstellers. Dafür stehen spezielle Dosierbecher zur Verfügung. Nachdem
912 Tota lprotbetik: Kliniscber und labortechnischer Ablauf

der Kunststoff angezogen ist (er zieht keine Fäden mehr), wird der T< ig
im Überschuss in die offene Küvette eingelegt. Durch Zwischenlegen ei-
ner Polyäthylenfolie erfolgt zunäcbst ein Vorpressen (Probepressen) de
Kunststoffs. Die Folie erlaubt, dass die beiden Küvettenteile wieder vonei-
nander getrennt werden können. Die Küvette wird nach dem Probepressen
geöffnet, und die Kunststoffuberschüsse (Pressfahne) werden entfernt.
Nach Nachlegen von Material sollte das Probepressen wiederholt werden,
um durch mangelndes Verdichten bedingte Porositäten im Kunststoff au -
zuschl ießen. Die Küvette wird danach zum zweiten Mal geöffnet und der
Überschuss entfernt. Erst dann sollte das endgültige Schließen der Kü ett
(ohne Fol ie) erfolgen. Auf diese Weise wird eine durcb das Pressen auftre-
tende Bisserhöhung minimiert.
Danacb wird die Küvette in einen Klemmbügel eingeschraubt und zur
Polymerisation ins Wasserbad eingelegt (Herstellerangaben beachten!) ..
Nach der Polymerisation und - bei Heißpolymerisation - dem Erkalten der
Küvette auf Körpertemperatur können die Prothesen ausgebettet werden.
Zunächst wird der Bügel entfernt und die Deckel der Küvetten werden
abgenommen. Mit dem Gipsmesser wird die Küvette vorsichtig geöffnet
Durch vorsichtiges Klopfen mit dem Gummihammer werden die seitlichen
Metallteile der Küvette vom Gips getrennt. Der um die Prothesen befind-
liche Gips lässt sich mit Hammer, Gipszange oder, nacb dem Sägen von
Sollbruchste ll en, mit einem Gipsmesser entfernen. Die Prothese sollte bier-
bei noch auf dem Modell in Position bleiben, um ein Reokkludieren von
Prothese und Modell zu erlauben. Eine einmal entfernte Prothese würd
aufgrund der im Kunststoffvorhandenen Spannungen nie wieder exakt auf
das Ausgangsmodell passen. Daher würde ein Entfernen vom Modell zu
Ungenauigkeiten bei der Reokkludierung führen.

Xapitel40 40.14.4 Reokkludieren


Nach Entfernung des Kontergipses werden die Modelle mit den daraufbe-
find lichen Prothesen zum Reokkludieren in den Artikulator zurückgesetzt.
Im Einzelnen wird wie folgt vorgegangen:
• Einschleifen der Zentrik (z. B. mit roter Okklusionsfolie) (A ltikulatorl
Condylator in ullstellung = zentrisch veniegelt)
• Einschleifen der Protrusion (z. B. mit schwarzer Okklusionsfolie)
(Feststeller der Artiku lationsge lenke beidseits gelöst und nach oben.
geschoben)
• Einschleifen des Seitschubs nach rechts und links (z. B. mit grüner und
blauer Okklusionsfolie)
• Einschle ifen der Retralbewegungen (entfällt fur sequentiell gefuhrte
Prothesen) (Festste ller der Artikulatorgelenke beidseits gelöst, halb
nach oben geschoben und nach vorne gekippt)

40.14.5 Ausarbeiten der eingeschliffenen Prothesen


Dem Einschleifen der gewäblten dynamischen OkkJusionsform (sequ n-
tieUe Führung oder vo llbalancierte, " polyvalente" Okklusion) folgt da
Labor: Einbetten, Pressen, Polymerisieren, ReokkJudieren Ausarbeiten 9 13

Abb.40-36 lnstrumente für di e Bearbeitung und Politur von Polymerisaten a im Hand tück: . I. Hartmela llfrä e, .
Schleifpapier, Sihkonpoli erer, Z iegenhaarbürste, Hochglan z chwabbel; b am Poliermolor fur große KUllsisioffantcil : . l.
Cbungkingbürste, Ziegenhaarbürste, HochglallzschwabbeL

Ausarbeiten des Kunststoffs. Hierzu werden Unter- und Oberkieferprothe e


(erstmals) vom Meistermodell entfernt und nicht wieder zurückgesetzt.
Die Entfernung der Prothese ist einfach, wenn ihr Rand vorsichtig mit
ei nem zwischen Kunststoff und Meistermodell eingeführten Gipsmesser
allseitig vorn Modell abgehebelt wird. Wurde die Wachsmodellation sau-
ber und mit der richtigen Kontur und Ausdehnung durchgeführt, müs-
sen nur noch Glättungsmaßnahmen ausgeführt werden. Wichtig ist, dass
der Sulkusbereich des Kunststoffs nicht durch den Einsatz von Bohrern
un d Fräsen aufgeraut und dadurch zu einer PlaqueretentionsriUe wird.
Pressfahnen werden entfernt und die Außenfiächen und Ränder auf
Hochglanz poliert. Die Protheseninnenftächen bleiben in der Regel un-
berührt. Lediglich scharfe Kanten und Kunststoffperlen werden ent-
fernt; so werden beispielsweise die nach Entfernen der einpolymerisier-
ten Zinnfolie fühlbaren (sichtbaren) Kanten gebrochen. Das Ausarbeiten
der Bändchenpassagen erfolgt unter Berücksichtigung der funktionell en Kapitel. 40
Beweglichkeit der Bändchen.
Schließlich wird der Kunststoff mit feinem Sandpapier geglättet und
mit Bimssteinmehl und Schwabbel nass vorpoliert. Die Hochglanzpolitur
erfolgt mit einern trockenem Schwabbel und Poli ermittel. Kleine Bereiche
und feine Strukturen wie Interdentalpapille, Sulkus und eingeschliffene
F lächen an den Zähnen sollten in jedem Fall mit kleinen Werkzeugen
im Handstück poliert werden. Di großen gleichmäßigen Bereiche der
Prothesenbasis oder Teile an einer Schiene werden mit größeren Werk-
zeugen am Poliermotor bearbeitet. Diese Instrumente sind in der Lage,
ganze Bereiche flächig einzuebnen. Feine Strukturen der Oberfl äche kön-
nen abpoliert werden. Besonders der Gebrauch von Bimspulver ist sehr
abras iv im Vergleich zum Einsatz von Werkzeugen mit Paste.
Folgende Instrumente werden für das Beschleifen und Polieren der
fert ig polymerisierten Prothesen für ein rationelles Vorgehen empfohlen
(Abb. 40-36).

Ausarbeiten und Polieren von kleinen A nteilen, wie In terdentalbereiche.


mit kleinen Werkzeugen (Handstück)
• Reduzieren mit Hartmetallfräsern . Produkt: Fräse, Brasseler (D-Lemgo)
#H251FEQ 104060, max. 50.000U/min

~~~~~~~ - - -
914 Totalprothetik: Klinischer und Iabortechnischer Ablauf

• Vorpolieren mit Schleifpapier auf Träger. Produkt: Spezialträger,


Brasseler # 318, 318 104; Schleifpapier Körnung 180, Hager&Werken
(D-Duisburg) # 605020; max. 2.000 U/min
• Vorpolieren mit Si likonwalze. Produkt: Polierer, Brasseler # 9641; 104
100, max. 10.000 U/min
• Vorpolieren mit Ziegenhaarbürste und Paste. Produkt: 0 19 mrn,
Brasseler # 9638 , 900190, max. 10.000 U/min; Paste: Acrypol , Bredent
CD-Senden) # 520 00170
• Hochglanzpolieren mit Schwabbel und Glanzmilch. Produkt:
Mikrofaser-Schwabbe l, Brasseler # 9448, 900220, max. 5.000 U/min;
Glanzmi lch: Büdopolit, Büdo-Werk Dr. J. Fuchs (D-Remshalden)

Polieren von großen Teilen, wie Prothesen basis und Schienen, am


Poliermotor mit nassem Bilmpulver
• Vorpo lieren mit harter Bürste. Produkt: schwarze Chungking Bürste 0
48mm, Hatho (D-Eschbach) # 121 48, max. 2.800 U/min mit nassem
Bims; Bimssteinpulver fein, Ernst Hinrichs (D-Goslar)
• Fein Vorpolieren mit Ziegenbaarbürste. Produkt: weiße Bürste 0 48mm
Hatbo # 100 48, max. 2.800 U/min mit nassem Bimsmebl
• Hochglanz mit Flanell-Schwabbel und Glanzmilch . Produkt: F lanell 0
100mm, Hatbo # 161 100, max. 1.400 U/min; Glanzmilch: Büdopolit

Die fertiggeste llte Prothese wird vor dem Eingli edern gereinigt und in
70 %igem Alkohol desinfiziert. Wurde die Polymerisation des Prothesen-
kunststoffs im Wasserbad durchgeführt, muss die extraorale Lagerung der
Prothesen in Was er erfolgen, um ein Austrocknen und damit einen Verzug
des Kunststoffs zu vermeiden.

Xa pitel40

40.15 Klinik: Anprobe der fertigen


Prothesen, Patienteninstruktion
Bei der Anprobe werden Prothesendimensionierung, Passgenauigkeit bzv .
Halt, Funktion und Ästbetik kontrolliert. Zuvor wird die Prothese im und
außerha lb des Artiku lators hinsichtlich Form Aussehen, Zahnaufstellu ng
Okklusionskontakten sowie eventuell vorhandener Rauigkeiten überprüft.
Die angefeuchteten Prothesen werden in den Patientenmund einge-
setzt. Bezüglich ihrer Dimensionierung wird zunächst die Randlänge
überprüft. Im Oberkiefer sollen die Tubera maxillae gefasst sein. Wenn
Lippen und Zunge bewegt werden, dürfen sich die Prothesen nicht abhe-
ben. Sofern es bei Protrusionsbewegungen nicht zu Vorkontakten kommt
sind auch die Trigona retromo laria gefasst. Die Linea mylohyoidea wird
demgegenüber nur im Falle einer erfo lgten relativen Kieferkammerhöhung
(Mundbodensenkung) leicht bedeckt (bis zu 2 mm). Lippen- und Wang n-
stütze sowie Zungen- un d Wangenbandeinlagerungen werden überprüft.
Die Bändchen müssen sich an die Prothese anschmiegen. In puncto Pass-
genauigke it stehen der Prothesenhalt und die damit untrelmbar verbunden
Au gestaltung des Ventilrands im Vordergrund.
Klinik: Anprobe der fertigen Prothesen, Patienteninstrulction 915

Die Prothese muss im Oberkiefer saugen. Mit einer Silikonpaste


z . B. Fit- Checker®) kann die Genauigkeit ihres Sitze bzw. der Grad der
Kongruenz zwischen Protbesenbasis und -lager ("Reliefgriffigkeit") ermit-
telt werden. Hierbei werden die Prothesen eingesetzt und vom Behandler
z·entral angedrückt. Der Patient darf dabei nicht zubeißen , da sonst even-
t uell noch vorhandene okklusale Interferenzen eine Passungenauigkeit
d.e r Prothesen vortäuschen. Durchgedrückte Ste llen werden mit Filzstift
markiert und vorsichtig ausgeschliffen. In Funktion (Ka ubewegungen ,
prechen, Bestreichen der Lippen mit der Zunge) darf sich die un tere
Prothese nicht von ihrem Lager abheben.
Anschließend wird die Statik (autonome Kaustabilität) getestet. Dieser
Test erfolgt mit einem Kugelstopfer, mit dessen Hilfe man jeden Seitell-
und Eckzahn axial belastet und mit der anderen Hand die Lippe auf der
Gegenseite umspannt (Öffhen des Ventils). Dabei muss die Prothese lage-
stabil bleiben.
Die Überprüfung von Zentrik, Protrusion und Laterotrusion folgen
als Nächstes. Dies kann mit Hilfe von grünem Okklu- Wachs, farbiger
Okklusionsfolieund/oder Shimstock-Folie geschehen. Ein Feineinschleifen
fi ndet erst im Zuge der späteren Nachregistrierung statt. Bei der sich daran
an chließenden Sprechprobe wird überprüft, ob die Zunge genügend Raum
hat und die S-Laute zischfrei artikuliert werden können. Der minimale
Sprechabstand wird kontrolliert. Beim Sprechen dürfen sich die Zähne
nicht berühren (kein Prothesenklappern!). Den Kauakt schließlich kann
man den Patienten mit einer Watterolle si mulieren lassen. Auch dabei darf
die Prothese nicht abhebeln.
Die Ästhetik bei Lippenschluss, in Ruhelage und beim Lächeln wi rd
zusammen mit dem Patienten geprüft. Im Bereich der Frontzahnaufstellung
wird nochmals speziell auf den Verlauf von Lachlinie, Eckzahnlinie und
lnzisalkanten sowie das Vorhanden sein eines Bukkalkorridors geacht t.
Die dentale Komposition muss sich letztlich harmonisch in das Gesamtbild Kapitel 40
e infugen. Am wichtigsten ist natürhch, dass der Patient mit seiner neuen
Prothese zufrieden ist.
Vor Entlassung des Patienten erfolgt seine Unterweisung in Handhabung
und Pflege der Prothesen. Eine Eingewöhnungsphase, während der
Veränderungen vor allem beim Sprechen und Kauen auftreten können,
ist wie bei jeder herausnehmbaren Prothese notwendig.ahrung soll der
Patient möglichst nur im Bereich der ersten Prämolaren abbeißen. Zum
Rein igen der Totalprothese soll der Patient eine Prothesenbürste und eine
nicht abrasive Zahnpasta oder gewöhnliches Spülmittel verwenden und
damit weml möglich nach jeder Mahlzeit zumindest aber jeden Abend
die Prothese reinigen. Trägt er den Zahnersatz einmal nicht, so sollte di eser
in einem Becher mit Wasser gelagert werden. Darüber hinaus sollte der
Patient auch die Kieferkämme, den Gaumen und die Zunge einmal täglich
mit einer weichen Bürste reinigen . Noch einigermaßen funktionstüchtige
alte Prothesen können als Ersatzprothesen vom Patienten aufbewahrt wer-
den. Er soll diese in einem Behälter lagern, in den er Wasser und etwas
Essigessenz gefullt hat.
Der Patient soll nach zwei Tagen wieder zur Kontrolle erscheinen.
Wichtig ist es hierbei , Druckstellen, die durch Passungenauigkeiten der
Prothesenbasis bedingt sind (Perlen, durchgedrückte Abformung), von
916 Totalprothetik: Klinischer und labortechnischer Ablauf

okklusionsbedingten Druckstellen zu unterscheiden. Eine Probe mit i-


nem Fließsilikon ohne Zubeißen lassen dient dabei dem Erkennen von
Passungenauigkeiten, eine anschließende Probe mit Zubeißenlassen dem
Aufspüren von okklusionsbedingten DruckstelIen. Nur DruckstelIen,
die auf Passungenauigkeiten beruhen, so llten durch Beschleifen der
Prothesenbasis beseitigt werden. Okklusionsbedingte DruckstelIen mü en
demgegenüber durch Einsch leifen bzw. Nacbregistrierung und Einschleifen
beseitigt werden.
Eine andere Möglichkeit zur Beseitigung von DruckstelIen besteht da-
rin , dass die Druckstelle z. B. mit Hi lfe einer Zinkoxid-Eugenol-Basispaste
(also nicbt mit Katalysatorpaste angerührt) (z. B. Temp-Bond®) intraoral
markiert wird . Die trockene Prothese wird nochmals eingesetzt und an-
schließend wieder entfernt. Die an der Protheseninnenfläche haftende Pa te
gibt präzise die drückende Stelle an, die nun mit e.iner Fräse gezielt entfernt
werden kann. Es hat sich bewährt, auf die Bereiche der DruckstelIen bz,lI,I.
auf die analoge Stelle in der Prothese eine heilungsfördemde und gege-
benenfalls anästhesierende Salbe zu geben (z. B. Dynexan®; Kreussler,
D-Wiesbaden). Im Falle von DruckstelIen so llte zwei Tage später ein
erneute Kontrolle erfolgen.
Nach 14 Tagen, wenn sich die Prothesen optimal in das Prothesen lager
eingelagert haben, findet eine intra- und extraorale Nachregistrierung statt.

40.16 Klinik: Nachregistrierung


intra- und extraoral
Das Nachregistrieren dient der Optimierung der okklusalen Verhältnisse. E
Kapitel 40 wird im Prinzip so wie eine normale Registrierung durchgeführt, also mit
Hilfe einer intraoralen Stützstiftregistrierung. Dazu werden der auf einer
speziellen Platte befestigte Stützstift (Oberkiefer) und die Übertragung -
bzw. die Registrierplatte (Unterkiefer) mit KelT-Masse an den Prothesen
fixiert. Im Unterschied zur während der Anfertigung der Totalprothesen
stattfindenden intraoralen Registrierung wird beim Nachregistrieren der
Pfeilwinkel mit einer leichten Bisssperrung ermittelt.
Für die zunächst erfolgende extraorale Registrierung (Aufzeichnung der
~~gittalen Gelenkbabnneigung) kommt im Unterkiefer die bereits bekannte
Ubertragungsplatte zur Anwendung. Pro Millimeter Sperrung im inzisalen
Bereich muss die Gelenkbahnneigung am Artikulator/Condylator um 0,50
steiler gestellt werden. Für die intraorale (horizontale) Nachregistrierung
wird hingegen auf eine Registrierplatte zurückgegriffen, die am lingua-
len Kunststoff der Unterkieferprothese mit Kerr-Masse oder Klebewachs
befestigt wird. Sie erlaubt, die Bisssperrung geringer zu halten als bei
Verwendung einer Übertragungsplatte, die ja auf den Kauflächen befestigt
wird (Abb. 40-37). Der Pfeilwinkel wird wie bekannt aufgezeichnet, und
der Oberkieferstützstift wird mit Hilfe des Plastikplättchens im Bereich der
Pfei Ispitze fix iert. Das VerschI üsseln erfo Igt seid ich mit Kühn-Abfonngip .
Ober- und Unterkieferprothese werden dann möglichst im Block aus dem
Mund genommen. Beim Öffhen des Mundes löst sich die untere Prothe e
Labor: Remontage, Einschleifen 917

Ahb. 40-37 Nachregistrie-


rung: Fixieren der Regis-
trierplalte im Ullterki.efer.

vom Unterkiefer, anschließend lässt sich der Block vom Oberkiefer lösen
und durcb Rotieren aus dem Mund entnehmen.

40.17 Labor: Remontage, Einschleifen


Die im Ansch luss an die Nachregistrierung erfolgende Montage der Prothese
in den Artikulator wird als Remontage (= sekundäres Remontieren ) be-
zeichnet.
Nach demAusblocken von untersichgehenden Stellen derProthesenbasis
mit Wachs oder Knetsilikon und Isolation der Protheseninnenseiten mit
Vaselineöl gegen den Gips werden die Prothesen zunächst mit Halig ips ge-
sockelt. Wenn möglich, sollte das Sockeln schon vor der Nachregistrierung
Kapitel 40
der Prothesen durchgeführt werden. Dies hat den Vorteil, dass nach der
achregistrierung die Prothesen sofort im Block montiert werden kön-
nen, ohne dass Ungenauigkeiten auftreten , die durch das Entfernen
und. erneute Zusammensetzen der Gipsschlüssel entstehen können. Da
Remontagemodell muss nicht aus dem Artikulator entfernbar sein (kein
S pI it-Cast)..
Die Reihenfolge des Vorgehens ist: Sockeln d r Modelle, extraorale
Nachregistrierung, Montage des Modells mit Ges ichtsbogen, intrao rale
Nachregistrierung, Montage des Gegenkiefers.
Vor dem Abbinden des Gipses müssen die Prothesenränder vollständig
von Gips befreit werden. Nach dem Aushärten des Gipses werden die
Prothesen vom Modell genommen und von Gipsresten gereinigt. Auf dem
Modell müssen sie einen sicheren Sitz aufweisen. Zum Einartikulieren
so llen die Spitzen des in das Montagestativ eingespannten Gerber-
Ges iebtbogens auf die Scharnierachse des Artikulators ze igen. Es fin-
det also eine achsengerechte Übeltragung der Patientensituation in den
Artikulator statt - im Gegensatz zum Vorgehen bei der Herstellung einer
Totalprothese, bei der eine Eillmittung der Gesichtsbogenspitzen erfol gt,
weil hi erbei die Obeliragung der Schädel ebenen im Vordergrund steht
( Geering und Kundert 1992).
918 Totalprotbetik: Klinischer und labortechnischer Ablauf

Nach dem Eingipsen der unteren Prothese wird der Gesichtsbogen


entfernt. Mit Hilfe der intraoral angefertigten Gipsschlüssel wird di
obere Totalprothese zur unteren in Beziehung gesetzt und ebenfalls ein-
artikuliert. Nach Abbinden des Gipses werden die Gipsschlüssel entfernt
und das Oberkieferteil bis zum ersten Kontakt (Frühkontakt) mit der
Unterkieferprothese abgesenkt. Vorliegende Diskrepanzen im okklusalen
Bereich könnenje nach Ausmaß entweder durch Einschleifmaßen beseitigt
oder müssen durch Heraustrennen, Neuaufstellen und Anpolymerisation
der Zähne korrigiert werden.

40.18 Nachsorge, Unterfütterung


Das achsorgeintervall wird im Regelfall auf sechs Monate festgelegt.
Folgendes Vorgehen wird empfohlen:
• Aktuelle Anamnese
• Befund
- Extra- und intraorale Befundaufhahme
- Inspektion der Prothese außerhalb des Mundes
o Hygienezustand
o Prothesenbasis: Risse, Frakturen
o Abrasionszustand (evtl. durch Pflege mit zu aggressiven Mitteln
bedingt)
o Verfärbungen (wurden Keramikzähne nicht silanisiert, so sind
Verfärbungen am Gingivalsaum aufgrund des nicht zu em1ei-
denden Spalts mit Sicherheit vorhand en)
o Zahnreihen: Frakturen, Schliffflächen
Kapitel 40 - Überprüfung der Prothesen im Mund
o Passgenauigkeit (mit Kugelstopfer; Silikonpaste)
o Okklusion
o Bisshöhe
Auf Prothesen vorhandener Zahnstein lässt sich gut mittels Kalkentferner
auf Was erstoffbasis entfernen. Bei ungenügender Prothesen hygiene mu
der Patient nochmals über die Wichtigkeit der Reinigung aufgeklärt und
reinstruiert werden.
Fal ls aufgrund einer stärkeren Kammresorption eine Unterfutterung
notwendig wird, geschieht diese im Prinzip wie die mit einem individuellen
Löffel ausgeführte definitive Abformung.
Allerdings gibt es einige Besonderheiten zu beachten: Unterschnitte
in der Prothese - die hier im Sinne eines individuellen Löffels fungie-
ren - werden vor der Abformung eliminiert. Im Oberkiefer wird di
dorsale Radierung weggeschliffen und der dorsale Rand um ca. 5 mm
mit Kerr-Masse verlängert. Im Unterkiefer wird der Rand im gesamten
Sublingualbereich bis hin zur Linea mylohyoidea verlängert.
Es besteht die Möglichkeit, die Unterfütterung mit oder ohne Okklusion
der Zahnreihen durchzufuhren. Di e Entscheidung darüber hängt davo n ab,
ob aufgrund stark er Abrasionen der Zähne oder allgemein wegen deutli-
acbsorge, UnterfLitterung 919

chem Verlust an vertikal er Hö he eine Korrektur der Okklusion erforderli ch


ist oder nicht. Muss die Okklusion deutlich korrigiert werden, so erfolgt
die Unterflitterungsabformung ohne Okklusion der Zahnre ihen. 1st di e
Okklusion insgesamt akzeptabel, erfolgt die Unterftitterungsabform ung
wä hrend der Patient die Okklusionsstellung einnimmt.
ach erfolgter Abformung mi t Zinkoxid-Eugenol-Paste wird die Ah-
Linie intraoral markiert und die Oberkiefer-Prothes kurz reponiert, da-
mit ich die Begrenzung des halien Gaumens in der Abformung und im
Gip modell wiederfindet. Die Prothese wird mit Hartgip ausgegossen und
gesockelt. Die Unterftitterung selbst erfolgt mit Kaltpolymerisat, das in der
Küvette gepresst wird.

[0Tabelle 40-1 und 40-2 sind die klinischen und labortechnischen Schritte
noch mals zusammengefasst.

Kapitel 40
---
920 Totalprothetik: Klinischer und labOJiechnischer Ablau f

Tab. 40-1 Klini sc her und labortec hni scher Behandlungsab lauf bei der Anfertigung von Totalprothesen mit sequentieller
Führun g

Klinik Labor -'E


Anamnese, Befllnd, Diagnose, Aufklärung, Planung, Implantate? Vestibulum-
plastik? Schlotterkammexzi ion? Sind Fotos au der frühen Erwacbsenenzeit
(nat ürli che Bezahnung) vorhanden? lnstruktion : Mund- und Prothesen hygiene,
Konditionierung des Prothesenlage rs (Unterflitterung?)
Prothetische Phase: S ituationsabformung OKlUK (Schreinemakers-Löffel,
Alginat); im OK intraoral Ah-L inie markieren und OK-Abformung reponieren
Herstellen von Situationsmodellen
(Hartgips) und individuellen Löffeln
aus lichtbärtendem Kunststoff
Passung der ind ividue llen Löffel überprüfen (Fit-Checker), Kerr- Rand-
Gestaltung, modifizierte mukostatische Abformung mit ZnO-Eugenol-Paste; im
OK intraoral Ah- Linie mit Fettstift markieren, Ah-Linie mit Ex3N abformen
Herstellung der OK-/UK-Meistermo-
delle (Hartgips), Registrierschablonen
aus Kunststoff mit WachswäHen
Vertikale Kieferrelationsbestimmung:
a) Ausrichten der Wachswälle: OK: parallel zur Camper-Ebene und
Bipupilla rlini e, Hilfslin ien [Lippenschluss-, Lach-, Eckzahn- (A lameter),
Mittellinie], Wan gen kontakt, Lippen tütze, Länge OK-Wall = Länge OK-
Schneidezähne; UK: entsprechend ausric hten, Sprechprobe
b) Kiefe rrelati onsbesti mmung: Ruh e lage - 2 mm = habituelle Interkuspidation,
versch lüs ein mit provisorischem Zement und Heftklammern; extraorale
Registri erung: Anzeichnen de arbiträren Schamieracbsel1punktes am Patienten
( 13 mm vor Tragus-Augenwinkel-Ebene); Anlegen und Ausrichten des
Ges ichtsbogen

Einartikulieren der OK- und UK-


Meistermodelle
Frontzahn-Auswablund Zahnfarbbest immung

Frontzahnaufstellung in Wachs
Kontrolle des Registrats, Anprobe der Frontzahnaufstellung, Kontrolle der
vertikalen Re lation, Sprechprobe

SeitenzahnaufsteHung in Wachs mit


sequentieller Führung bei dynami-
schen Okklusion bewegungen
Ausmodellation der Wachsaufstellung
/ Gesamtanprobe in Wachs: Form vertikale Dimen ion, Bandpassagen, Lippen-
stütze, Wangenkontakt, Okklusion, Markieren von Ah-Linie und Torus palatinus

Dorsale Abdämmung: (Nach-)


Radieren der Ah-Linie, Entlastung
von Papilla incisiva und Toru
palatinus und E inbetten; bei
Kun ststoA'zä hnen: Retentionen.
Kunststoff pressen , Reokkludieren,
Ausarbeiten
Anprobe der fertigen Prothe en, Patienten-Instruktion über Handhabung und
Reinigung; Kontrolle: nach zwei Tagen, evtl. Druckste lIenentfernung
Nachsorge

Kontrol.!e der Prothe enpassu ng (evtl. Unterfiiuerung), Kontrolle der Mund-


und Prothesenhygiene Ce tl. Rein truktion), Unterfiitterungen
Klin i.klLabor: Behandlungsa blauf 92 1

ab. 40-2 Klinischer und labortechni cher ßehandlungsablauf bei der A nferljgung von TOlalpr the en nach dem Gerber-
Konzept

~~e, Befund, Diagnose, Aufklärung, Planung, Implantate? Vestibulum-


Labor

pLastik? Schlotterkammexz ision? Sind Fotos aus der frühen Erwachsenenzeit


(natürliche Bezahnung) vorhanden? Instrukt ion: Mund- und Prothesenhygiene,
Konditionierung des Prothesen lagers (Unterfutterung?)
Prothetische Phase: Situationsabformung, OK/U K (Schreinemakers-Löffel,
Aiginat); im OK intraoral Ah-Linie markieren und OK-Abformung reponieren
Her lellen on Situationsll1odellen
(Hartgip ) und individuellen Löffeln
aus lichthärtendem Kunststoff
Passung der individuellen Löffel überprüfen (Fit-Checker), Kerr-Rand-
Gestaltung, modifizierte mukostatische Abformung mit ZnO-Eugenol-Paste, im
OK intraoral Ah-Linie mit Fettstift markieren, Ah-Linie mit Ex3N abformen
Herstellung der OK-IU K-Meistermo-
delle (Harigips), Regislrier hab.lonen
aus Kunststoff mit Wac~wällen
Vertikale Kieferrelationsbestimmung:
a) Ausrichten der Wachswälle: OK: parallel zur Camper-Ebene und
Bipupillarlinie, Hilfslinien [Lippenschluss-, Lach-, Eckzahn- (Alameter),
Mittellinie], Wangenkontakt, Lippenstütze, Länge OK-Wall = Länge OK-
Schneidezähne; UK: entsprechend ausri.chten, Sprechprobe
b) Kieferrelationsbestimmung: Ruhelage - 2 mm = habituelle Interkuspidation,
verschlüsseln mit provisorischem Zement und Heftklammern
Provisorisches Einartiku lieren von
Obere und Unterkiefermode lh:n,
Einbau der Registrierbehelfe im
Artikulator (Condyla1.or): Schreib-
platte auf UK- Wach ~ all, 2. Reg~ -
trierschablone im OK mit Stüt.z 11ft.
ExtraoraJe Registrierung: Anzeichnen des arbiträren Schamierachsenpunktes
am Patienten (13 mm vor Tragus-Augenwinkel-Ebene); Anlegen und
Ausrichten des Gesichtsbogens; Aufzeichnen der sagittalen Kondylenbahn-
neigung bei Protrusion
Einartikulieren des UK-
Meistermodells
Horizontale Kieferrelationsbestimrnung: intraorale Pfeilwinkelregistrierung mit
StUlzstift, Fixierung der UK-Position zum OK mit Plättchen und Klebewach ,
Verschlüsselung mit Abformgips
Frontzahn-Auswahl und Zahnfarbbestimmung (Candulor Acryl Frontzähne)
Einartikulieren des OK-MeistemlO-
delis Frontzahnauf: teilung in Wach s
Kontro lle des Registrats, Anprobe der Frontzahnaufstellung, Kontrolle der
vertikalen Relation, Sprechprobe
Seitenzahnaufstellung in Wach (OK-
und U K-Seitenzähne, Candulor T
Condy loform), Au mode llation der
Wachsaufstellung
Gesamtanprobe in Wachs: Form, vertikale Dimension, Bandpassagen, Lippen-
stUtze, Wangenkontakt, Okklusion, Markieren von Ah-Linie und Torus palatinus

FortseLzung nächste eite


922 Totalprothetik: Klinischer und labortechnischer Ablauf

Klinik Labor
Dorsale Abdämmung: Radieren der
Ah- Linie, Entlastung von Papilla
incisiva und Torus palatinus und
Einbetten; bei Kunststoffzähnen
Retentionen. Kunststoff pressen,
Reokkludieren, Ausarbeiten
Anprobe der fertigen Prothe en; Trimmen der Ränder; Patienten-Instruktion
über Handhabung und Reinigung; Kontrolle: Nach zwei Tagen, evtl.
Druckstellenentfemung; nach 14 Tagen: achr gistrierung intrs- und extraoral
Remontage im Artikulator, Einschleifen

Kontrolle der Prothesenpa ung (evtl. UnterfUtterung); Kontrolle der Mund-


und Prothesenhygiene (evtl. Reinstruk'tion); Unterfütterungen

Literatur
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923

41 Einführung in die dentale


Implantologie

41.1 Einleitung
41.1.1 Was ist ein Implantat?
Unter dentalen Implantaten versteht man in der Zahnmedizin alloplastische
Materialien, die im Bereich des Kieferknochens eingebracht werden, wn
mit ihrer Hilfe Zahnersatz zu befestigen.
1m Gegensatz zu den in der aUgemeinen Chirurgie verwendeten
Implantaten, wie z. B. Herzklappen oder Hüftgelenkprothesen die nach
ihrer Einheilung allseitig von lebendem Gewebe umgeben werden, per-
forieren orale Implantate bzw. die auf ihnen befestigten Implantatpfeiler
(Abutments) die Schleimhaut. In der Zahm11edizin haben wir es demnach
mit sog. offenen Implantaten zu tun, die permanent mit der keimbesiedelten
undhöhle in Verbindung stehen.
Bei den sogenannten enossalen Implantaten ist das Implantat direkt
im Knochen verankert. Enossale Implantate gelten heute als implantate
der Wahl. Sie können als Sofortimplantate, verzögerte Implantate (4 bis
6 Wochen nach Zahnverlust) oder Spätimplantate (Insertion erst nac h
Verknöcherung der Alveolen) gesetzt werden und als Halteelemente für
abnehmbaren Zahnersatz oder als Pfeiler fur festsitzende Kronen und
Brücken dienen. Mit enossalen Implantaten lässt sich - unter bestimmten
Voraussetzungen - eine sog. Osseointegration des Implantates erreichen.
Unter diesem Begriff versteht man einen im lichtmikroskopischen Bereich
sichtbaren direkten funktionellen und strukturellen Verbund zwischen dem
0
organisierten, l.ebenden Knochengewebe und der Oberfläche eines belaste-
ten Implantates (Brememark et al. 1985). Kapitel 41
Dentale Implantate bestehen heutzutage entweder aus Titan oder
Zirkonox idkeramik und wei en unterschiedliche Oberflächenstrukturen auf
s. Kap. 42). In der Regel sind die Implantate zweiteilig und bestehen au ,
einem Implantatkörper und einem Aufbau (Abutment). Diese werden in der
Regel über eine Schraubenverbindung mit dem Implantat erbunden (Abb .
41- \). Über das eingeschraubte Abutment kann festsitzender Zahnersatz
durc h Verschraubung bzw. Zementierung verankert werden. Abnehmbarer
Zahnersatz wird in der Regel über spezielle Retentionselemente im Implantat
verankert. Vor allem im Bereich der Zirkonoxidkeramikimplantate gibt es
auch einteilige Implantate, bei denen der in die Mundhöhle ragende Anteil
des Implantates individuell durch den Zahnarzt beschl.iffen und darauf
ans chließend festsitzender Zahnersatz verankert wird.
Sonderformen sind provisorische Implantate, die nur zur temporären
Verankerung von provisorischem Zahnersatz verwend t werden, und kie- Abb.4 1-1 Beispielhafter
Aufbau eine Implantate ,
ferorthopädische Implantate, die zur Verankerung kieferorthopädischer bestehend au Impl anta t,
A pparaturen verwendet werden. Impl anl3tpfostell (Ab ut-
I11cnt) lind Haltcschr3ube.
924 Einftilu'ung in die dentale fmplantologi

41.1.2 Warum wünschen Patienten Implantate?


Bei Nichtanlagen oder nach ZahnverIust wünschen Patienten in aller Reg I
gut aussehenden und festen (nicht unbedingt festsitzenden) Zahner atz.
der aber al s solcher möglichst nicht zu erkennen sein sollte. Eigentlich nie
wünschen Patienten enossale Implantate um der Implantate willen, sondern
weil sie sich dadurch eine bessere Verankerung von Zahnersatz erhoffen
al s mit konventionellen prothetischen Methoden. Wunsch des Patienten i t
also eigentlich der bessere Zahnersatz. Das Implantat ist damit nur ei n -
allerdings häufig sehr zweckmäßiges - Mittel, um dieses Ziel zu erreich 11,
nicht aber das Ziel selbst. Die drei Hauptgründe, warum Patienten dental
Implantate wünschen, sind folgend e:
• Vermeidung von herausnehmbarem Zahnersatz/Ermöglichung
einer festsitzenden Versorgung. Patienten, die keine oder nur ehr
wenige Zähne in einem oder beiden Kiefern haben bzw. bei denen ein
Freiendsituation vorliegt, wünschen eine festsitzende Versorgung, da-
mit ihnen herausnehmbare Prothesen erspart bleiben. Diese Patienten,
die abnehmbare Prothesen häufig kategorisch (Prothesenintoleranz)
ablehnen, sind in der Regel hoch motiviert, auch umfangreich r
Behandlungen, z. B. mit größeren augmentativen Maßnahmen, dU! h-
führen zu lassen.
• Vermeidung des Beschleifens natürlicher Zähne und/oder der
Erneuerung suffizienter Kronen und Brücken. Bei gesunden R t-
zähnen bzw. Zähnen, die mit suffizienten Restaurationen versorgt sind.
wünschen Patienten die festsitzende Versorgung ihrer Zahnlücken unter
Erhalt ihrer gesunden Zähne bzw. der Restaurationen . Sie können da-
mit die typischen Risiken von Zalmpräparationen wie Zalmschmerz n.
Vitalitätsverlust der Pulpa und parodontale Probleme mit subgingi alen
Restaurationsrändem umgehen. Die Kosten und Langzeitbewährung
sind häufig vergleichbar mit konventionellen festsitzenden Lösungen.
Gerade bei dieser Patientengruppe kommt der Implantattherapie ein
besonders wichtige Rolle im Sinne " präventiver Therapiemaßnalml n"
Kapitel 41 zu (Tertiärprophylaxe).
• Zur Verbesserung des Haltes und/oder Verkleinerung einer ab-
nehmbaren Prothese. Bei schlechtem Sitz und/oder Halt von Deck-
oder Totalprothesen wünschen Patienten, dass Sitz oder Halt d r
Prothesen durch die Implantate verbessert werden . Patienten, die mit
der Ausdehnung ihrer Prothese (z. B. Gaumenbedeckung) unzufried n
sind, erhoffen sich durch die Implantatverankerung nicht selten zudem
eine Verkleinerung ihre Prothese. Bei diesen Patienten erscheint d r
Gewinn an Lebensqualität, der durch die Implantatverankerung erzielt
werden kann, am ausgeprägtesten zu sein .

Bezüglich der geäußerten Patientenwünsche sollte schon primär beachtet


werd en, dass flir Patienten ein "fest sitzender Zalmersatz", also ein sich r
verankerter Zahnersatz, nicht unbedingt gleichzusetzen ist mit dem B griff
des "festsitzenden Zahnersatzes", als einer verschraubten oder zementier-
ten Restauration. Vor allem Patienten, die über Jahrzehnte hinweg ber it
herausnehmbaren Zahnersatz getragen haben , wünschen häufig nur in
fe stere Verankerung des abnehmbaren Zahnersatzes und nicht unbedingt
Ei nleitung 925

fe tsitzenden (und von ihnen selbst nicht entfernbaren) Zahnersatz. Ob


nun festsitzender oder "nur" fest sitzender herausnehmbarer Zalmer atz
auf I mplantaten verankert wird, fast immer können durch Implantate
funktion und Tragekomfort von Zahnersatz optimiert werden. Damit leis-
ten Implantate heute einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der
mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität der Patienten.
Ü bertriebene Medienberichte über die Möglichkeiten implantologi-
scher Versorgungen fuhren aber leider nicbt selten dazu dass Patienten
unrealistische Erwartungshaltungen bezüglich der erzielbaren Ergebnisse
und/oder bezüglich des zeitlichen Behandlungsablaufes haben, z. B. wenn
sie eine vollständige definitive Komplettversorgung innerhalb eines oder
weniger Tage erwarten. Es ist daher ein sehr wichtiger Bestandteil der
Patientenaufklärung, die eventuelle Diskrepanz zwischen Erwartungen und
tatsächlichen Möglichkeiten der implantologischen Therapie frühzeitig
aufzuzeigen, um Missverständnisse, Enttäuschungen und unbefriedigende
Behandlungsverläufe im Vorfeld zu vermeiden. Auch wenn verfahrens-
techn isch heute sehr viel möglich ist, heißt es nicht, dass es auch immer
medizinisch und finanziell sinnvoll ist.

41.1.3 Implantate aus zahnärztlicher Sicht


Die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte haben auf dem Gebiet der zahn-
ärztlichen Implantologie zu einer grundlegenden Neubeurteilung gefLihrt.
ach dem die zahnärztliche lmplantologie in Deutschland bis in die sieb-
ziger Jahre vor allem in der Praxis niedergelassener Kollegen angewendet
wurde und wissenschaftlich umstritten war, gelang ihr 1982 die wi sen-
schaftliche Anerkennung durch die DGZMK. Zu dieser Zeit wurde die
Indikation für die Eingliederung einer implantatgetragenen Restauration
hauptsächlich in den Fällen gestellt, in denen mit konventionellen pro-
thetischen Mitteln keine befriedigende oder überhaupt keine prothetische
Versorgung durchzuführen war. Über viele Jahre war der E insatz enossaler
Implantate vor allem auf die Verankerung von Prothesen im stark atro- Kapitel 41
phierten Kiefer und aufEinzelzahnersatz im Frontzahnbereich beschränkt.
Inzw ischen nimmt der implantatgetragene Zalmersatz einen St 11 nwert
ein, der die konventionellen Zahnersatzformen mehr und mehr verdrängt,
o dass implantatgetragener Zahnersatz heute mittlerweile ein nahezu un-
eingeschränktes Indikationsspektrum besitzt, das vom Einzelzahnersatz bi
zur Rekonstruktion ganzer Zahnbögen reicht. Die inzwi ehen verfü gbaren
Langzeitstudien über implantatgetragenen Zahnersatz belegen vielfach
dass es sich bei der zahnärztlichen Implantologie um eine bewährte und
wi senschafthch abgesicherte Behandlungsmethode handelt.
Die aktuelle gemeinsame Stellungnahme der DGZMK und DGI vom
Juli 2005 beschreibt daher die Indikation für Implantate auch sehr umfas-
sen d. Hiernach besteht bei ausreichend vorhandenem oder aufgebautem
orts tändigen Hart- und Weichgewebeangebot eine Indikation für enossale
Implantate bei Patienten:
• die ohne Implantate funktionell nicht befriedigend ver orgt werden
können (z. B. extreme Kieferatrophie; angeborene, unfallbedingte un d!
oder nach Tumorresektion entstandene Defekte)
926 Einführung in die dentale Implantologie

• bei denen die Implantatversorgung gegenüber der konvention l-


Ien Versorgung funktionelle und/oder strukturelle (Erhalt von Zahn-
substanz) Vorteile bietet (z. B. zahnloser Kiefer, Freiendsituation,
Schaltlücke, kieferorthopädiscbe Behandlungsmittel)
• bei denen auch durch alternative Behandlungsmaßnahmen vergleich-
bare funktionelle Ergebnisse nicht zu erzielen sind. Besondere lokal
Befunde und auch subjektive Gründe können fur eine Implantati n
sprecben.

Dieimplantatgetragene Restauration stellt aus medizinischer Sicht hute


in einer Vielzahl von Fällen eine vorteilhafte Alternative zu kon entio-
nellem Zahnersatz dar. Häufig sind es einfach finanzielle Überlegung 11
welche bei der Differentialindikation für oder gegen implantatgetragen n
Zahnersatz die Entscheidung des Patienten zugunsten des konventionell n
Zahnersatzes ausfallen lassen.
Implantattherapie ist häufig aber deutlich komplexer als die Therapie
mit konventionellem Zahnersatz. An erster Stelle teht hier die adäquat
prothetische Planung, denn wie zuvor ausgefuhrt, stebt für den Patient n
der Wunsch nach besserem Zahnersatz im Vordergrund und die Implantat-
Planung muss sich diesem Ziel unterordnen:

Waren Zahnärzte früher stolz, wenn eine Metallschraube im Kiefer


hielt und daran irgendein - wenn auch häufig kompromissbebafteter -
Zahnersatz befestigt werden konnte, so ist man heute stolz, wenn weder
Implantat noch Zahnersatz zu erkennen sind.

Gerade die Planung umfangreicherer implantat-prothetischer Versorgung n


stellt häufig deutlich höhere fachl iche aber auch organ isatorisehe An prüch
an den oder die Behandler als bei konventionellem Zahnersatz. Bei kon-
ventionellem Zahnersatz richtet sich die Therapie vor allem nach den or-
handenen Gegebenheiten (Pfeilerzahl, Pfeilerlokalisation, Prothesenlager,
etc.), für die der Behandler keine Verantwortung trägt. Bei implalltatgetra-
Kapitel 41 genen Restaurationen muss der protbetische Behandler die spätere proth ti-
sche Restauration und die dreidimensionale Lage der Implantate im Vorfi Id
präzise planen . Bei Hart- und/oder Weichgewebsdefiziten müssen chirurgi-
che Augmentationen eingeplant werden, damit die gewünschte ästheti h
und funktionell optimale Form des Zahnersatzes möglich wird. Durch
diese Komplexität erhöht sich die Verantwortung des bzw. der Behandler( )
verglichen mit der bei konventionellen prothetischen Versorgungen r-
hebl ich . Bei entsprechender Berücksichtigung aller Tei laspekte ist jedoch
ein gutes Langzeitergebnis einer Implantatversorgung heute weitgehend
vorhersagbar.
Der komplexe zeitlicheAblaufeiner implantatprothetischen Versorgung
erfordert eine standardisierte Koordination des Behandlungsablaufs Z\ l-
ehen allen Betei Iigten, um den Patienten eine opti l11a I Versorgung bieten zu
können. Di e früheren festen zei tl iehen Behand lungsschemata mit ei ner län-
geren Einheilpha e der Implantate verändern sich injüngerer Zeit deutli h.
so dass heute bei zahlreichen Indikationsstellungen Sofortversorgung n
erwogen werden können , die die provisorische Versorgung erleichtern
und den Patienten in den frühzeitigen Genuss der impla.lltatprothetisch n
Indika tionsstell ung 927

Ver orgung kommen lassen. Gleichzeitig kann das Provisorium chon


der Austestung der definitiven Therapieform dienen. Die Verkürzung der
Gesamtbehandlungszeit hat jedoch nicht die Komplexität der Behandlung
erringert.
Trotz aller Fortschritte im Bereich der Implantologie ist die implan-
tarprothetische Versorgung nicht in j edem Fall und in jeder Form das
Therapiemittel der ersten Wahl. Für den Erfolg einer implantatprotheti-
sehen Behandlung ist daher die umfassende Beratung und Aufklärung de
Patienten eine Grundvorallssetzung. Diese Beratung kann jedoch erst er-
fo lgen, nachdem eine umfassende Befunderhebllng des stomatognathen
Systems, die Diagnosestellung und eine synoptische Behandlungsplanung
erfolgt sind, die funktionelle, ästhetische und biomechanische Kriterien
berücksichtigen (5. Kap. 5). Da in fast allen Gebisssituationen verschiedene
differenti.altherapeutische prothetische Lösungswege zur Verfugung ste-
hen,. wird nach adäquater Aufklärung letztlich der Patient se lbst entschei-
den müssen, ob bzw. wie er implantatprothetisch versorgt werden kann.

Zahnärztliche Prothetik funktioniert millionenfach auch ohne Implantate,


Implantate in der Regel aber nicht ohne adäquate Prothetik!

41.2 Indikationsstellung
41.2.1 Differentialindikation
zwis·chen konventionellem und
implantatgetragenem Zahnersatz
ach einer adäquaten Befunderhebung des stomatognathen Systems und
Diagnosestellung muss der Patient immer auch über die diffentialtherapeu-
ti ehen Möglichkeiten (alternative Therapieformen) in seinem indi viduel-
len Fall aufgeklärt werden. Die zu dokumentierende Aufklärung erfolgt Kapitel 41
entsprechend Kapitel 5.6.
Die Differentialindikation zw ischen konventionellem und implantat-
getragenem Zahnersatz erfordert das Abwägen de r Vor- und Nachteile
der T herapiemittel im individuellen Patientenfall. In der Regel weisen
im plantatprothetische Rekonstruktionen Vorteile hinsichtlich funktio-
neller und präventiver Gesichtspunkte auf Wenn statt einer abn hmba-
ren Lösung durch die Implantate eine festsitzende Versorgung möglich
wird, kommen auch noch Vorteile bezüglich einer verbesserten klini-
chen Langzeitbewährung hinzu. Nachteile sind in der Regel der höhere
Behandlungs-, Zeit- und Kostenaufwand sow ie die mit dem implantat-
chirurgischen Eingriff verbundenen operativen Risiken. Nach adäquater
Aufklärung über die mit einer Implantation verbundenen Ris iken verzichtet
in der Regel ein Teil der Patienten die zuvo r Implantate wünschten, auf
rm pJantate, selbst wenn keine eigenen finanzie llen Mittel aufgebracht wer-
den müssen (Walton et al. 2005).
Im Folgenden sollen die klinischen Ergebnis e mit konvention li en,
adhäsivprothetischen und implantatprothetischen Versorgungen einand r
928 Einfiihrung in die dentale Implantologi

gegenüber gestellt werden, um Vorteile, aber auch mögliche achteile im-


p lantatgetragener Restaurationen gegeneinander herauszuarbeiten.

41.2.2 Festsitzender konventioneller und


implantatgetragener Zahnersatz
Konventionelle fests itzende, über Kronen verankerte Brückenversorgungen
aus Metallkeramik sind bisher der Goldstandard in der Versorgung mit kon-
ventionellem Zahnersatz. Bei adäquater Gestaltung erfüllen sie höch t
funktionelle und ästhetische Ansprüche. Ihre wissenschaftlich dokumen-
tierte Langzeitbewährung wird bisher von keiner anderen Versorgungsfoml
übertroffen. Die 10-Jahres-Überlebensraten betragen etwa 85- 90 %, di
15-Jahres-Überlebensraten liegen bei 75 % und die durchschnittlich
Nutzungszeit (HaIbwertszeit) w ird mit etwa 20 Jahren erreicht. In den ers-
ten 10 Jahren ist mit einer Verlustrate von ca. 1 % pro Jahr zu rechnen. Für
vollkeramische Brückenversorgungen liegen noch ke ine publizierten Daten
zur Langzeitbewährung vor; in kurz- bis mittelfristigen Untersuchungen
sind häufig deutlich höhere Verlustraten als 1 % pro Jahr dokumentiert.
Zu den Problemen des konventionell en fests itzenden Zahnersatze g -
hört generell die GefahT der irreversiblen Schädigung der Pulpa durch di
Zahnpräparation. Soist I oJahre nach Überkronungbei etwa 3- 5 % derZähn
mit ap ikalen Aufhellungen bzw. bei 10-15 % mit einem Sensibilitätsverlu t
zu rechnen (Kerschbaum und Voß 1979). Konventio neller Brückener atz
ist also auf Grund des Bescbleifens der Pfeilerzähne mit einem verglei h -
weise großen Risiko einer Schädigung ora ler Strukturen verbunden. Ein
weiteres Problem ko nventioneller Brückenversorgungen besteht in der
häufigen Verletzung des acbbarzahnes, die in einer Nachuntersuchung in
70- 80 % der Fälle nachzuweisen war, also eher die Regel, als die Ausnahm
darstellte (Moopn er und Faulkner 1991).
Ve rglichen mit konventionell zementielten Brücken sind die
Überlebensraten von Adhäsivbrücken in vielen Stud ien deutlich ungün -
Kapitel 41 tiger. lnklusive wiederbefestigter Brücken lag sie z. B. in einer aktuell n
Studie nach 10 Jahren bei etwa 70 % (Kohlmeyer et aL. 2004). In einigen
wen igen Stud ien lagen die Überlebensraten aber auch deutlich höher und r-
re ichten in Abhängigkeit von adäquater Präparation und Indikations tellung
92 bzw. 96 % nach 7 bis 8 Jahren Beobachtungszeit. Die Bewälu'ung \f n
Adhäsivbrücken schwankt in den verschiede nen Studien sehr deutli h.
so dass das Verfahren erheblich technik-sensitiver zu sein scheint als di
konventionelle Brückenprothetik.
Im pi antatgetragener Zahnersatz ermögl icht die festsitzende Versorgung
des Lückengebisses ohne die zuvor beschrieben Risiken einer Zahllpräpa-
ration . Die Langzeitbewäbrung implantatgetragener Kronen und Brück n
entspricht über 10 Jahre etwa der der konventionellen festsitz nd n
Brücken (Goldstandard) (Ferrigno et al. 2002). So konnte schon 199
in einer Metaanalyse (Lindh et al.) gezeigt werden, dass sich nach einem
Beobachtungszeitraum von 6- 7 Jahren im Lückengebiss bei einer Al1zahl
von 2.686 berücksichtigten Imp lantaten noch 93,6 % der mehrgliedrig n
Brücken und 97,5 % der Einzelimp lantate erfolgreich in situ befand n.
In einer aktuell eren Metaana lyse (Haas et al. 2002) über implantatgetra-
lndikationsstelluog 929

gene Brücken über bis zu 10 Jahre Tragezeit ergab sich eine Erfo lgsrate
von 86,7% für die Brücken und 92 ,8 % für die Implantate. Den läng ten
Beobachtungszeitraum bezüglich zahnloser Patienten, die mit fest itzen-
den Restaurationen versorgt wurden, weist die Studie einer kanadischen
Arbeitsgruppe auf (Attard und Zarb 2004). Sie zeigt nach einem mittleren
Beobachtungszeitraum von 20 Jahren eine Implantatüberlebensrate von
7 %, allerdings eine durchschnittliche Überlebensrate der darauf veran-
kerten festsitzenden Brücken von nur 7±4 Jahren.
Tabelle 41-1 fasst den aktuellen WissenstandüberdieLangzeitbewährung
on festsitze ndem zahn- und implantatgetragenem Zahnersatz zusammen.
Festsitzender Zalmersatz ist doch sehr häufig bei jungen und mittelalten
Patienten indiziert und sollte daher möglichst lange in Funktion bleiben.
Gerade bei der Entscheidung zwischen unterschiedlich zeit- und kosten-
aufwändigen Versorgungen werden sich die Patienten nach entsprechender
AufkJärung vor allem auch von dem Gesichtspunkt der Langzeitprognose
leiten lassen . Schließlich sollen ja nicht nur der Zahnersatz, sondern auch
die ihn tragenden Pfeiler möglichst lange, d.h. über Jahrzehnte, wenn ogar
nich t lebenslang, ihre Funktion erfüllen.
Wie Tabelle 41-1 zeigt, weist inzwischen bei festsitzendem implan-
tatgetragenen Zahnersatz in der Regel nicht mehr das osseointegrierte
Implantat, sondern die Restauration die höheren Komplikations- und hö-
heren Verlustraten auf, so dass heute in der Regel nicht mehr das Implantat,
sondern die prothetische Rekonstruktion die Lebensdauer des Zahnersatzes
limitiert.
In einer Metaanalyse wurde die Langzeitbewährung von über Kronen
verankertem Zahnersatz auf Zähnen und Implantaten noch weiter diffe-
renziert (Pjetturson et al. 2007). Tabelle 41-2 fasst diese Daten über einen
5- bzw. 10-jährigen Beobachtungszeitraum zusammen und kann gut zur
detaillierten Patientenaufklärung verwe ndet werden (Prozentzahlen ge-
run det). Man erkennt, dass sich nach 5 Jahren noch keine Unterschjede
ergeben, während nach 10 Jahren zahn-implantatgetragene Brücken und
zahngetragene Freiendbrücken bis zu 10 % mehr Misserfolge aufwe isen.
Kapitel 41

41.2.3 Herausnehmbarer konventioneller und


implantatgetragener Zahnersatz
Konve ntioneller herausnehmbarer Zahnersatz weist eine deutlich schlecb-
tere Langzeitbewährung als festsitzender Zahnersatz auf - unanhängig

ab. 41-1 Langzeitbewährung festsitzenden Zahnersatze und seiner Pfe iler

UhJahres- rlebensnten Halbwertszeit


PfeUerzabDI Restauradon der
Implantat Restauradon
Konventioneller Brückenersatz 95 % 85- 90% 20 Jahre
Adhäsi vbrilcken ? 75- 90 % 17 Jahre
Implantatgetragene Kronen/ 85-95% 8G-90% ?
BrOcken (LlIckengebiss)
930 Einfuhrung in die dentale Implamologi

Tab. 41-2 Überlebe!] raten festsitzender Restaurationen (Pjelfurson el al. 2007)

Uberlebensratea der ~"i.>'_.


Restaurationea .~'
5 Jahre lOJ~ .
Konvemioneller Brückenersatz (Schaltlücke) 94% 89%
Konventionelle Freiendbrücken 90% 80%
Zahn-lmpLantatgetragene Brücken 96% 78%
Rein Implantatgetragene Brücken 95 % 87%
Einzelzahn-[mplantate 96% 90%

von der Art der verwendeten Verankerungselemente (Studer et al. 199 ).


Die durchschnittliche Nutzungszeit (Halbwertszeit) herausnehmbar r
Teilprothesen liegt bei nur 8- 10 Jahren, bestenfalls 12 Jahren, obei
die primäre störungsfreie Funktionsperiode (ohne Unterfütterungen und
Reparaturen) sich in der Regel auf die ersten 2-3 Jahre beschränkt. Selb t
bei hochwertigen, über Präzisionsgeschiebe verankerten Teilprothesen, dj
an der Züricher Zahnklinik angefertigt wurden (Studer et al. 1998), ware n
nach 6-jähriger Tragezeit nur knapp ein Drittel aller Restaurationen ohn
Mängel, knapp 40 % wurden schon nach dieser Zeit als richtiger Misserfol:.
gewertet.
Ein weiteres Problem ist das bei konventionellen Teilprothesen deut!i h
erhöhte Risiko für Pfeilerzahnver!uste, da nach I O-jähriger Funktion zeit
etwa 20-30 % der Pfeiierzälllle verloren gehen (Kerschbaum 2004)" -
bei die Fraktur von Pfeilerzähnen eine Hauptursache ist. Weitere häu-
fi ge Komplikationen sind Retentionsverillste von Wurzelstiften und
Pfeilerkronen , Sekundärkaries bei Gussklammern und Resorptionen
des zahnlosen Kieferkamms in Freiendsituationen mit notwendig n
Unterfütterungen.
Neben der reduzierten Langlebigkeit weistherausnehmbarer Zahnersatz
in der Regel eine eingeschränkte Ästhetik auf, die bei Klammern im
Kapitel 41 sichtbaren Frontzahnbereich besonders ausgeprägt ist. Aber auch di
Ästhetik von über Doppelkronen verankerten Teilprothesen ist aufgrtmd
kaum vermeidbarer Überkonturierung und nach einiger Zeit häufig icht-
baren Kronenrändern mit Einbußen behaftet. Über Attachments eran-
kerter Zahnersatz liefert im Hinblick auf die Ästhetik etwas gün tig r
Ergebnisse, weist dafür aber Nachteile im Bereich der Erweiterbarkeit auE
die bei Doppelkronen wiederum am besten ist.
Etwas günstiger scheinen Teilprothesen abzuschneiden, die üb r
Adhäsivattchments verankert sind, da hier die Pfeilerzähne ähnlich \Vi
bei Adhäsivbrücken nicht durch eine invasive Präparation geschwächt \ er-
den. So wiesen in einer multizentrischen Beobachtungsstudie Adhä i -
attachments nach 7,5 Jahren Beobachtungszeit eine primäre Erfolg rat
(keine Loslösung eines Attachments) über 78 % auf, die unter Beru k-
sichtigung von wiederbefestigten Attachments nach dieser Zei.t auf üb r
90 % anstieg. Pfeilerzahnfrakturen traten bei diesen Versorgungen gar nicht
auf (Kern und Simons 1999).
Implantatgetragene abnehmbare Prothesen (in der Regel sog. D ck-
oder Hybridprothesen) sind eine häufige Behandlungsoption fur Patienten
Indikation stellung 931
~--~~--------------------------------~~

mi t nur noch wenig belastbarem reduzierten Re tzaITnbestand oder fur


zahnlose Patienten , wenn die Anzahl der möglichen Implantate auf zwei
bi s vier limitiert ist. Über diese Versorgungsform gibt e v iele mittel-
fTistige Untersuchungen bis zu fünf Jahren Tragezeit, aber relativ weni g
Daten zur Bewährung über 10 und mehr Jahre. Daher ind die Zahl n
zur Langzeitbewährung implantatgetragener Deckprothesen nicht so gut
do kumentiert wie für zahnverankerte Teil- oder Deckprothesen. Dabei
we l en Implantatgetragene Deckprothesen nach flinf Jahren etwa dop-
pelt so viele Implantatverluste auf wie festsitzendeimplantatgetragene
Kronen und Brücken (Berglundh et aL. 2002), und im Oberkiefer scheinen
fmplantatverluste unter Deckprothesen mit 19 % mehr als viermal so häufig
vo rzukommen wie im Unterkiefer (Goodacre et a1. 2003). Dem gegenüber
steht die hierzu bisher einzige Langzeitstudie (Attard und Zarb 2004).
Sie zeigt bei einem mittleren Beobachtungszeitraum von 16 Jahren eine
Jmplantatüberlebensrate von ca. 90 % und eine durchschnittliche mittlere
Lebenserwartung der darauf verankerten Deckprothesen von ca. 12 Jahren .
Tabelle 41-3 fasst die Langzeitbewährung von abnehmbaren zahn- und
implantatgetragenen Teilprothesen zusammen.
Ist es möglich, eine für eine festsitzende Ver orgung ausreichende
A nzahl von Implantaten zu setzen, d. h. im zahnlosen Unterkiefer in
der Regel mindestens funf und im zahnlosen Oberkiefer mindesten
sechs, so gelten die zuvor unter festsitzender Versorgung angegebenen
Erfolgsraten, die in der Regel deutlich besser sind. Zudem ist der protheti-
sche achsorgebedarf des festsitzenden Zahnersatzes in der Regel d utl ich
geringer als bei abnehmbarem Zahnersatz.
Bei Freiendsituationen stehen als Alternative zur abnehmbaren
Teilprothese entweder der festsitzende Ersatz der Molaren mit Implantaten
oder das Ver orgungskonzept der verkürzten Zahnreihe zur Velfligung,
we lches sich bei Erhalt aller Prämolaren klinisch vielfach gut bewährt hat
(Witte r et al. 1999). Trotzdem ist aber der Molarenersatz aus individuel-
len Patientengründen häufig wünschenswert (Ästhetik, Abstützung von
nta g onisten , Kaukomfort, Psyche etc.). In einer vergleichenden Studie
Kapitel 41
Tab.41-3 Langzeitbewährun g hera usnehmbaren Zahne r atze und einer PFeiler

IO-Jahres- erlebensraten Halbwertszeit


PfeUerzahnl Restauration der
Implantat Restauration
G ussklam mem verankerte 70-80 % 40~0% 10 Jahre
Teilprothesen
Geschieb e- lDoppelkronen veran- 70- 80 % 40-60 % 10 Jahre
kerte Teil prothesen
Adhäsiva ttachment verankerte ? 70- 80 %* ?
Teilproth esen
Implantat-verankerte 80- 90 % 60- 80 % 12 Jahre
Deckprothesen im Oberkiefer
Implantat-verankerte 90- 95 % 60- 80 % 12 Jahre
Deckprothesen im Unterkiefer

... c hä tzwerte (un ichere Datenl age), bei Adhäs ivattachmcnts auf pr.im ärc Loslös un g
bezoge n
932 Einfuhrung in die dentale Implantologie

zwischen auf Konuskronen verankerten Teilprothesen und implantatge-


tragenen festsitzenden Restaurationen zeigte sich, dass die initial höheren
Therapiekosten der implantatgetragenen Versorgungen durch den geringe-
ren achsorgeaufwand deutlich relativiert wurden (Heymann et aL 2000)

41.2.4 Tertiärprophylaxe - Erhalt oraler


Strukturen
Rekonstruktive zahnärztliche Behandlungsmaßnahmen sollten immer
auch unter prophylaktischen Gesichtspunkten geplant und durchgefühn
werden. In Anlehnung an die Prophylaxe-Definition der WHO bedeutet
Prophylaxe in der Prothetik Tertiärprophylaxe, d. h. es sollen fehlend
Zähne ersetzt werden, wobei dafür Sorge zu tragen ist, dass mit den
Behandlungsmitteln eine Erhaltung der oralen Strukturen und keine od r
nur möglichst geringe zusätzliche iatrogene Schädigung erfolgt. Der zu
erwartende "Gesundheitsgewinn" sollte deutlicb böher sein als der dur h
die zahnärztlichen Maßnahmen zugefügte iatrogene Schaden.
Implantatgetragene Rekonstruktionen, die eine maximale Schonun ~
vorhandener Zahnhartsubstanzen ermöglichen und damit Folgeschäden
an den Zäbnen genauso vermeiden wie ein Voranscbreiten von Alveolar-
kammresorptionen, bedeuten einen großen Fortschritt in der Entwicklung
prophylaxeorientierter prothetischer Konzepte. Nicht zuletzt haben vi 1
Studien gezeigt, dass gerade implantatgetragene Restaurationen di
Lebensqualität des Patienten dauerhaft sichern oder verbessern können.
In den zahnlosen Abschnitten kommt es längerfristig unter gingi val
abgestützten Prothesen sätteln in der Regel zu einer Atrophie mi.t erti-
kalem und horizontalem Knochenabbau, der individuell unterschiedlich
ausgeprägt ist. Besonders stark ausgeprägt ist dieser Abbau unter präpro-
thetisch-chirurgischen Kammaufbauten, wie sie früher zur Verbesserung
des Prothesenbaltes am zahnlosen Kiefer durchgeflihrt wurden (Har'
1989). Wurde der chirurgisch aufgebaute Kieferkamm wieder mit einer
Kapitel 41 Prothese belastet, kam es innerbalb kurzer Zeit zum Abbau der aufge-
bauten Knochensubstanz. Erst durch das Einbringen enossaler fmplan tat
konnte die Krafteinleitung in den Knochen einen funktionellen Umbau
anregen und eine erneute Atrophie vermieden werden . Auch im ortständi-
gen Knochen fuhrt die funktionelle Beanspruchung des AlveoJarfortsatz
durch Implantate zu einem Erhalt der Hart- und Weichgewebe.
Unter Abwägung der Vor- und Nachteile der verschiedenen Zahnersatz-
formen stellen die implantatprothetischen VersOl'gungen - neben adhä-
sivprothetischen Versorgungsformen - heute die Versorgungsforrnen dar.
die die Aspekte eines prophylaxeorientierten Rehabilitationskonzepte am
besten erfüllen.
Implan tatsysteme 933

41.2.5 Nachteile von implantatgetragenem


Zahnersatz
Di,e N achteile implantologischer Versorgungsfo rmen bestehen vor all em
in den Risiken des chirurgischen Eingriffs , dem vergleichsweise hohen
Zeit:- u nd Kostenaufwand, der Komp lexität der Behand lungsplanu ng, dem
Behandlungsablaufund dem damit verbundenen Risiko, dass Fehler unter-
laufen, die das prothetische Endergebnis negativ beeinflussen.

Bei der differentialtherapeutischen Abwägung zwischen konventionellem


und implantatgetragenem Zahnersatz weist heute implantatgetragener,
festsitzender Zahnersatz eine Langzeitbewährung auf, die der von fest-
sitzenden zahngetragenen Brücken als Goldstandard des Zahnersatze
entspricht, ohne aber dessen Nachteile, wie Schädigung der Zähne durch
eine Zahnpräparation, zu beinhalten. Unter dem Gesichtspunkt der
Tertiärprophylaxe ist der implantatgetragene Zahnersatz dem konventi-
onellen festsitzenden Zahnersatz sogar übedegen.
Verglichen mit zahngetragenen herausnehmbaren Teilprothesen fuhrt
die implantatprothetische Versorgung in der Regel zu einer Verbesserung
der F unktion und Langzeitbewährung, so dass der implantatgetragene
Zahnersatz zu bevorzugen ist, falls keine spezifischen Kontraindikationen
bestehen.
Beim zahn losen Patienten stellt heute implantatverankerter Zahnersatz
die M ethode der ersten Wahl dar, so dass konventionelle Totalprothesen
nicht mehr als medizinische Standardversorgung angesehen werden sollten.

41.3 Implantatsysteme
Nach einer Übersicht aus dem Jahre 2003 gab es damals schon etwa 220
Unplantat-Produktlinien von 80 lmplantatherstellem, die sich unter anderem
in Fonn, Implantat-Abutment- Verbindullgsdesign und Oberflächenstruktur
bzw. -beschichtung unterschieden (Jaks/ad et al. 2003). Die Zahl der Kap iteJ 4]
Implantatsysteme hat inzwischen noch deutlich zugenommen. Die Längen von
dentalen Implantaten liegen zwi ehen 5 lind 19 mm und die Durchmesser der
für definitiven Zahnersatz verwendeten Implantate zwischen 3,3 und 6,5 mm.
K le in ere Implantatdurchm esser (:s 3,3 mrn) werden bei zweitei lj-
gen Im pl a[] tatsystemen mit Indikatio nse in schränkungen (Ober kiefe r
. eitlich er Schneidezahn oder Unterkiefer Schneidezähne) angeboten.
Einteilige Implantatsysteme werden hauptSächlich zur Verankerung on
Deckprothesen ange boten. Eine Sonderform bilden di e provisorischen
Implantate, da hierbei keine Osseointegration angestrebt wird . Sie dienen
zur tabilisierun g von festsitzenden Provisorien bis zur definitiven im plan-
tatprothetischen Versorgung.
Leider bietet die wissenschaft]iche Literatur bi sher keine klare Ev idenz,
dass bestimmte morphologische Charakteristika k lare Vorte ile bezügli ch
klinischer Bewährung bieten. Trotzdem sollten bei der Auswahl eines ge-
e-igneten Impl antatsystems die fo lgenden Kriterien erfüllt werden:
• Es liegen klinische Langzeitstudien mit einer größeren Anzah l von
Patienten tu .. das betreffende Indikationsspeh rum vor.
"t

934 Einfuhrung in die dentale Impl.antologi

• E existiert eine valide wis enschaftliche Dokumentation zu den ang -


priesenen Eigenschaften.
• Das System beinhaltet ein breites Indikationsspektrum.
• Es sind mit den vorhandenen Komponenten gute ästhetische und funk-
tionelle Ergebnisse erzie lbar.

Werden diese Kriterien bei der Auswahl eines Implantatsystem berück-


sichtigt, reduziert sich die Anzah l der empfeh lenswerten Imp lantatsy t In
bereits erhebl ich. Unseriöse Anbieter von Implantatsystemen di al
einzige Dokumentation Fallberichte und die Prospekte der eig n n
Werbeabteilung vorweisen können, sollten schon aus etb ischen Gründen
nicht berücksichtigt werden. A ll erd ings ergab auch eine Befragung l' -
nommierter Implantathersteller wie Astra Tech, Centerpulse, Dent ply!
Friadent, lmp lant Innovations, Nobel Biocare und Straumann (Eckert t
a1. 2005), dass für v ie le Fragestellungen und Indikationen auch bei eta-
blierten Sy temen noch va lide wissenschaftliche Langzeitdaten fehlen.
was die Entscheidung nicht gerade erleicbtert. Allein aus foren ischen
Gründen sollte also zumindest die gute mittelfristige kl inische Bewährung
eines Imp lantat-Systems nachgewiesen sei n, bevor man sich fUr die e
entscheidet.
Die Auswah l eines gee igneten Implantatsystems w ird maßgebli h
dadurch mitbestimmt, we lche Komplexität die eigene prothetisch-im-
p lantologische Behandlung beinhaltet. Wenn in der eigenen Praxi eh r
einfachere Versorgungen wie z. B. zahnl ose Kiefer mit Deckprothe en
durchgefülut werden, reicht ein übersichtliches Implantatsystem mit weni-
gen ormteilen, welches bei seltenem Gebrauch auch weniger Probleme b -
reitet. Werden in der eigenen Praxis auch komplexe und sehr anspruch oll
I mp lantatversorgungen durchgefühlt, ist ein vielfältige res Implantatsy tern
mit einer großen Auswahl an prothetischen Aufbautei len von Vorteil. uf
jeden Fall so llte eine ausre ichende Anzah l individualisierbar Aufbauteil
vorhanden sein, damit auch schwierige klInische Situationen gut gelö t
werden können.
Kapitel 41 Unter prothetischen Gesichtspunkten sind das Design und die Qualität
der Implantat-Abulment-Verbindung von besonderer Bedeutung. Es la en
sich drei Hauptmerkmale aufführen: die externe/interne Verbindung der
Rotationsschutz und die parallele/konische Verbindu ng.

41.3.1 Merkmale der Implantat-


Abutment-Verbindung
41.3.1.1 Externe oder interne Verbindung
Die Art der Implantat-Abutment-Verbindung ist insofern von Bedeutung,
da gezeigt werden konnte, dass bei den verschiedenen Implantatsystemen
Undichtigkeiten durch M ikrobewegungen e inerseits und Schrauben-
lockerun ge n und/oder Schraubenfrakturen andererseits unterschi dlich
schnell bzw. häufig auftreten (Steinebrunner et al. 2005). In einer aktuell n
Studie traten unter Kausimulation Schraubenlockerungen und -frakturen
bei den älteren externen Verbindungen signifikant häufiger auf als bei neu -
ren Im plantatsystemen mit stabileren Innenverbindungen . Die gleichz itig
Im plantatsysteme 935

Abb. 41-2 Ei nschub-


verhalte n von verblockten
Brucken mit okklusa-
ler Versch raubun g auf
Im plantaten; a interne (als
verblockte Brücke ohne
zusätz l.icbe Abutments nicht
ei nglied.erbar); b exteme
Verbi ndung (auch verblockt
eingl ied.e rbar). a b

durchgefuhrten Untersuchungen zur quasi-statischen Bruchbelastbarkeit


der Systeme ergaben, dass einige ältere Systeme nur relativ knapp di e
Anforderungen bezüglich klinischer Maximalbelastbarkeit erfüllten.
euere Systeme mit internen Verbindungsdesigns zeigten dabei deutlich
höhere Widerstandskräfte und Kraftreserven gegenüber klinisch relevanten
MaximaLkaukräften als die älteren Systeme (Steinebrunn er et a1. 2008). Auf
der anderen Seite wird durch eine lange Innen verbindung das Implantat in
sich geschwächt und eine Implantatfraktur ist bei diesen Systemen wahr-
scheinlicher als bei Systemen mit externer Verbindung.
Ein weiterer Vorteil der externen Verbindung liegt darin , dass eine über
mehrere Implantate primär verb lockte Brücke in der Regel direkt auf den
implantaten verschraubt werden kann. Dies ist heutzutage vor allem bei
weitspamligen provisorischen Restaurationen indiziert. Solche proviso-
rischen Versorgungen lassen sich bei nicht parallel gesetzten Implantaten
bei internen Verbindungen häufig nicht mehr eingliedern . Daher benötigen
lmplantatsysteme mit einer internen Verankerung in diesen Fällen immer ein
Abutment, um Divergenzen mehrerer Implantate auszugleichen und um eine
gemein ame Ej nschubrichtung nil" die Brücken herzustellen (Abb. 4L-2). Kapitel 41
41.3.1 .2 Rotationssch utz
Eine weitere Differenzierung kann hinsichtlich des prothetisch wichti-
gen Aspekts des Rotationsschutzes (Verkantung des Abutment im
Im plantatkörper) getroffen werden . Man unterscheidetImplantat-Abutment-
Verbindungen mit und ohne Rotationsschutz. Ist ein Rotationsschutz or-
handen, so kann dieser innerhalb oder außerhalb des Implantatkopfes lie-
gen. Die Frage eines Rotationsschutzes ist besonders bei Einzelzahnkronen
hzw. Doppelkronen von Bedeutung. Hierbei muss das Abutment in jedem
Fall rotationsstabil auf dem Implantat befestigt sein, um Drehungen der
Restauration in der Rotationsachse zu vermeiden.

41.3.1 .3 Konische bzw. parallele Verbindungen


Betrachtet man die unter 43. I .1.1 dargestellten Gruppen (externeh nterne
Ve rbindungen) hinsichtlich der Kontaktfläche zwischen Abutm nt und
Implantat, so unterscheidet man zwischen flächigen geraden Kontaktflähen
(90 0 zur Verschraubung) und schrägen Kontaktflächen (l ,5° bi. 1]0).
936 Einführung in die dentale Implantologi

Abb.41-3 [mpl anta tsyst m mit externer Abb.41-4 [l11plantatsys tel11 mit int rner
Verbindung und Außensechskant. konischer Verb indung.

Sy te me wie Astra®, Anky los und Bi con sind klassische Vertreter di -


ser Gruppe.
Aufgrund der dargestellten Konstruktionsmerkmale wird empfoh-
len, bei der Auswahl ei nes geeigneten Implantatsystems dem Design d r
lmplantat-Abutment-Verb indung besondere Aufmerksamkeit zu wid-
men . Für einen besseren Überblick sind im Fo lgenden beispielhaft unte r-
schiedliche Imp lantate aufgeführt. Es se i darauf hingewiese n, dass iel
Im pl antat-Hersteller heutzutage über ein breites Spektrum unterschied-
licher lmplantatsysteme verfUgen und es sich bei der hier dargestellten
Auswahl nur um eine didaktisch bedingte Auswahl handelt:

41.3.2 Beispielhafte Darstellung


unterschiedlicher Implantatsysteme
41.3.2.1 Externe Verbindung
Außensechskant: BrCmemark®-Implantat
Beim Branemark-Implantat (Nobel Biocare, D-Köln) (Abb. 41-3) hande lt
es sich um eine Vollschraube aus Titan, die einen Außensechskant aufwei t
und mit einer anodisch oxidierten Oberfläche (Ti Un ite®) erhältlich i t.
Kapitel 41 Aufgrund der ni edr ige n Bauhöhe (0,9 mm) des Außensechskants werden
nichtaxiale Kräfte, die auf die Suprakon struktio n wirken, zum über. i -
genden Anteil auf die Halteschraube übertragen . Dies kann sich or al-
lem im Bereich der Einzelza hnrestaurationen negativ auf die Stabil ität d r
Verbin dung auswirken (Schraubenlockeru ngen, Sclu-aubenbrüche).

41.3.2.2 Interne Verbindung


Konische Verbindung: A nkylos®-Implantat
Beim Ankylos CIX-lmplantat (Dentsply Friadent, D-Mannheim) (Abb.
41 -4) handelt es sich um ein zahnwurzeiförmiges Titanimplantat mit ge-
strah lter und hochtemperaturgeätzter Oberfläche (Friadent P lus ). .. ber
eine in terne Konusverbindung erfolgt die rotation gesicherte Y< rank rune
des unterkonturierten Abutments, welches fur alle lmplantatdurchme r
identi eh ist, eine zusätzl iche Rotationssicheru ng feh lt.

Tube-in-Tube- Verbindung: Camlog -Implantat


Da Cam)og -Implantat (Cam log Gro up, eH-Basel) (Abb. 41-5) gibt e
mit schraubenförm igem, zylindrischem und zahnwurzeiförm igem De ion.
Implantatsysteme 937

Abb.41-5 Tmplantatsystem mi t interner


Tube-in-Tube-Verbindun g.

Abb.41-6 Implantat YSlem mit in tern r


konischer Verbindung und innen ge leg nem
Achtkant.

Da Imp lantat besteht aus Titan, es ist entweder gestrahlt und geätzt
(Promote®) oder titanplasrnabeschichtet (TPS®). Die Implantate werden
mit den Abutments (Titanlegierung) über eine Innenverankerung (Tube
in Tube) verbunden und weisen einen Rotationsschutz über drei Nuten
Cams) auf.

Konus mit Achtkant: Straumann Standard-implantat


Die klassische Implantatlinie der Firma Straumann (CH-Basel) (Abb. 41-6)
ist aJ zylindrische Voll sch raube mit einem tulpenförmigen Halsbereich er- Kapitel4l
hältlich. Es istmitAusnahme des glattpolierten Halsteils (2,8 mm) gestrahlt
und geätzt (SLA®-Oberfläche). Bei den Standard- Imp lantaten erfolgt die
Einhei Iphase transgingival. Die Implantat-Abutment-Verbindung ("Morse-
Taper-Verbindung") ist durch einen Achtkant im Konusber ich ergänzt und
damit rotations gesichert.

Konus mit Sechskant: Astra Tech -implantat


Beim Astra Tech®-Jmplantat(Astra Tech, S-Mölndal) (Abb. 4 1-7) handelt es
sich um eine zylindrische Vollschraube, die in einen konischen Halsbereich
übergeht. Dieser ist mit einem Mikrogewinde (MikroTbread™) ver eben.
Die gesamte Oberfläche wird gestrah lt und geätzt (0 seoSpeed™). Die
Abutmentverbindung bestebt aus einem koniscben Anteil und wird durch
eine n Sechskant zur Rotationssicberung ergänzt (Con ical SeaIDesign™).

Konus ohne Rotationsschutz: Bicol1. -implantat


Da Bicon -Implantat(BiconDentalImplants,USA-Bo ton)(Abb. 4 1-8) be-
sitzt einen konischen, schraubenförm igen Implantatkörper. Die Oberfläche
938 Einflihrung in die dentale [mplantol gie

Halteschraube

Abutment

konischer Anteil

Sechskant

Implantat Abb.41-7 Implantat Y I m


mit interner kon ischer
Verbindung und innen gel -
genem Dopp I e h kant.

Abb.41-8 Implantat y lern


mit interner koni eher
Verbindung ohne Rotation -
schutz.

wird ent\\Ieder gestrah lt und geätzt (lntegra TITM) oder mit Hydroxylapatit
beschi chtet. Die Abutmentverbindung weist keine Rotationssicherung
auf. Sie basiert auf einer reinen Konusverbindung (I ,5°-Locking-Tap r-
Verb indung) und ermöglicht dadurch eine 360o-Universalpositionierung
der Abutments. Aufgrund dieser Besonderheit werden die Abutment in
das Implantat ei ngeklopft und halten im Bereich der konischen Verbindung:
Kapitel 41 durch Kaltverschweißung. Diese einfache Art der Verbindung ermöglicht
die Konstruktion von seh r kurzen Implantaten (a b 5 mm Länge).

41.3.2.3 Einteilige Implantate


Vor allem Zirkonoxidkeramikimplantate und Minimaldurchmesserimplan-
tate bzw. provisori ehe Titanimplantate werden heute ei ntei lig gefertigt.
Da uprakrestaler Implantataufbau und enossaler Anteil eine Einheit ind.
müssen diese offen einheilen.

Zirkonoxidkeramik-lmplan tate
Als Beispiel seien die einteiligen Implantate der Firma Z-Look3 (Z-Sy tem
GmbH, CH-Oensingen) (Abb. 41-9) ge nannt. Es gibt unterschiedli h
Geometrien, di e zum Teil durch intraorales Präparieren individuali iert
werden können. Die Abfonnung erfolgt auf konventionelle Weise ent pr -
ehend eines Zahn stumpfes.
Da noch k ine Daten aus längerfristigen kontrollierten klinischen
Studien vorliegen, müssen Zirkonoxidkeramikimplantate noch als e p rl-
mentell angesehen werden (Wenz et a1. 2008).
Implantatsysteme 939

bb. 411-9 Einteiliges vollkeramisches Abb.41-10 Einte ili ges Titan-Mini-


Zirkonoxidkeramik-Impl antat in zwei Implantat ystem.
Varianten .

Albb.4J! -11 Einteiliges


pro j ori ches [mplan-
tatsyste:m. Die provi-
soris.chen Implantate
stlitzen die provisorische
Ver orgung, wä hrend die
defin itiven Implantate un-
bela Let einheilen können.

Mini-Implantatsysteme: MDJ®-Jmplanta/
Das MDI®-lmplantat (JMTEC, D-Oberursel) (Abb. 41-10) wird als Mini- Kapitel 41
Implantat in Bezug auf seinen Durchmesser (1,8 mm) bezeichnet. Die
einteiligen Implantate sind mit einer Kuge lpatrize zur Verankerung von
Deckprothesen versehen. Minimalinvaslve üperationstechnik und eine
Sorfortbelastung werden angestrebt.

Provisorische Implantate
Hier handelt es sich um einteilige Implantate mit einem Durchmes er on ca .
2 mrn. Beispielhaft dafür ist das provisorische Implantat IPI (No belbiocare
D-Köln) (AbbAl- I I).
Provisorische Implantate dienen während der Ausheilung der Alveolen
nach Zahnextraktion bzw. nach dem Setzen der definitiven Implantate der
Fixierung und Abstützung des Provisorium. Ihr geringer Durchmesser
erlaubt eine Implantation zwischen den definitiven Implantaten. Durch
Biegen mit einem spezie llen Schlüssel erfolgt die prothetische Ausricbtung
der Implantatköpfe.
.....

940 EinfUhrung in die dentale lmplantologie

I
Abb. 41-12 Die ri chtige Po ition der Abb. 41-13 Die Ersatzzähne dürti n ich
Er atzzähne erfolgt unabhängig VO ll e inem nicht nach den Impl antaten richten. Di
eventuell geplanten ode r bereits vo rhande- Position der Zähne wird durch Ästhetik.
nen Imp lantat. Funktion und Phonetik vorgegeben.

41.4 Konstruktionsprinzipien für


implantatretinierte und -getragene
Suprastrukturen-Implantatsysteme
ln den A nfangen des implantatgetragenen Zahnersatzes lag der Haupt-
schwerpunkt der Rehabilitation in der Wiederherstellung der Funktion al
der Verbesserung des Kaukomforts. Anfang der 1990er Jahre traten dafÜb r
hinaus ästhetische Gesichtspunkte immer mehr in den Vordergrund.
Sowoh l fur bewährte a ls auch fUr neuere Suprastrukturkonzepte i t
eine Vie lzahl von Faktoren zu beachten . Dazu zäh len die Passgenauigk ir
Kapitel 41 des Gerüsts auf den Implantatpfosten (spannungsfreier Sitz), das
Verbundsystem zwischen Verblendmaterial und Gerüst, die Reinigbarkeit
des Zah.nersatzes, die okk:lusale Abrasionsbeständigkeit und die Stabilität
unter Dauerbelastung.
Die Anfertigung von implantatgetragenen Brücken entspricht ein r
Komb ination aus festsitzendem und herausnehmbarem Zahnersatz. Die
Lage und Stellung der zu ersetzenden Zähne soll der der natürlichen Zähn
entsprechen. Die Protbesenzähne sollen nach den für den Patienten indi i-
duellen Gesichtspunkten der Ästhetik, Funktion und Phonetik aufgest Hr
werden (Abb. 41- 12). Die Insertion von Implantaten ollte sich an die n
Gesichtspunkten orientieren . Die Aufstellung der Prothesenzähne sollt
sich aber nicht nach einer nicht adäquaten Implantatposition richten mü -
sen (Abb. 41-13), da Ästhetik und Funktion der Gesamtrestauration n
der Tmp lantatpos ition und dem Durchmesser der Implantate entscheidend
beeinflusst werden .
Eine sorgfäl tige Implantationsplanung (diagnostisches Wax-up und
Set-up, Röntgendiagnostik) ist ftir die richtige Implantatposition und d -
ren erfolgreiche prothetische Versorgung unerlässlich. Je nach Lage und
Kon truktionsprinzipien 941

bb'. 41-14 Die Relation Implantat- Abb. 41-l5 Die Relation Implan tat-Zah n
Zahn lässt die Anlage einer okklusalen lä st ei ne bedingt abnehmbare Brücke m it
Ver chraubung zu. Eine bedingt abnehmba- OkkJusalverschrau bung nicht zu.
re BrOcke kann direkt auf den Implantaten
bzw. Imp lantatpfosten befestigt werd en.

eigungswinkel des Implantates im Verhältnis z um Restaurationszahn kann


eine Suprastruktur direkt auf dem Implantat bzw. auf den Implantatpfosten
befestigt werden . Dies kann mittels okklusaler Verschraubung oder durch
konventionelle Zementierung auf einen Pfosten erfolgen (Abb. 4 1-14).
Bei einer un günstigen Situation liegt die Öffnung der OkkJusalschrauben
in den. lnzisalkanten der Frontzähne oder in den Bukkalflächen des
Seitenzahnbereichs, was eine Befestigun g mit Hilfe dieser Schrauben
ausschließt (Abb. 41-15) . In diesen Fällen muss eine Primärstruktur
(Mes iostmktur), z. B. in Form eines parallel gefrästen Steges, die Aufnahme
der Suprastruktur ermöglichen. Diese ist dann durch individuell angelegte
Schrauben durch den Zahnarzt oder, bei Verwendung eines Halteelements
(z. B. Riegel) , durch den Patienten zu entfernen. Kapitel 41
E ine große räumliche Diskrepanz zwischen Implantatposition und
Restaurationszahn stellt eine Indikation flir eine Deckprothese dar. Di e e
bietet die Möglichkeit, mit Hilfe des Kunststoffschilds der Prothesenbas is
die fmplantate zu verdecken und die Lippen zu stützen . Diese Variante
muss für den Patienten immer abnehmbar gestaltet sein (Witkowski 1998)
(Abb. 41-16). Unter Verwendung abgewinkelter Implantatpfosten können
ungünstige Richtungen der Implantate kompensiert werden (Watson et al.
199 1) . Abgewinkelte Pfosten können al lerdings falsche Implantatposi tionen
nicht korrigieren.
Abgewinkelte Pfosten si nd aber in der Lage,
• ei ne ungünstige Richtung der Implantatachse zu kompens ieren und auf
diese Weise ein besseres Platzangebot flir di e Verblendung zu erreichen
• disparalle le Implantate zu parallelisieren
• eine gemeinsame Einschubrichtung von disparallelen Jmplantaten und
Pfei Ierzäh nen zu schaffen
• die Position der Okklusalschraube bei einem ungün tigen Verlauf der
Implantatachse (bei bedingt abnehmbarem Zahnersatz) zu verlegen
942 EinfUhrung in die dentale Implantologi

r \

Abb. 41-16 Bei einer hoch angeleg-


ten Lachlini können die Öffnungen
die fUr die Hygienefahigkeit um di
Implantate erforderlich ind, durch inen
Zahnfteischschild aus Kun tstoff abged kt
werden; dann ist die er immer abnehmbar
ftir den Patienten.

Im Zuge einer geplanten Implantation gilt es, flinfFaktoren, die in der pro-
thetischen Phase nur schwer zu beeinflussen sind, zu beachten:
I. Implantatposition
2. Implantatdurchmesser
3. Neigungswinkel der Implantatachse
4. Kontur des periimplantären Weichgewebes
5. Taschentiefe respektive Lage der lmplantatschulter

Um für die prothetische Versorgung eine möglichst günstige Ausgang -


situation der Implantate zu schaffen, muss rechtzeitig in der proth -
tischen und chirurgischen Planungsphase das räumliche Verhältni
zwischen Knochenangebot für eine Implantation und der später n
Restaurationsposition analysiert werden. Mit Hilfe einer prothetisch ori-
entiel1en Röntgendiagnostik unter Hinzuziehung einer Röntgenschabion
und Bild gebenden Verfahren (Strub et al. 1996, Witkowski und Wen
1996, Witkowski 1998, Marquardt et al. 2007) lässt sich dies leicht fe t-
Kapitel 41 stellen und flir das chirurgische Vorgehen, z. B. mittels Bohrschablonen al
Hilfestellung geben. Nur so kann sichergestellt werden, dass ein Implantat
in einer prothetisch sinnvollen Position inseriert werden kann (vgl. 43.1. -).
Die Gerüstgestaltung der Suprastruktur muss unter Berücksichtigun_
der legierungsspezifischen physikalischen Eigenschaften eine Dimen i -
nierung aufweisen , di e unter Dauerbelastung eine ausreichende Stabilität
garantiert. Ferner muss sie eine ästhetische Verblendung bzw. Zahnb -
festigung ermöglichen, so dass die Realisierung einer stabilen Gerü t-
konstruktion ohne spätere Überkonturierung der Verblendung zu err i-
chen ist. Im Bereich der Gerüstherstellung haben sich Techniken \ i
das Verkleben eines Gerlistzylinders mit einem individuell gegossen n
Gerüst in der Zahntechnik bewährt (Aparicio 1994). Dennoch stellt der
Einstlickguss die Standardtechnik für die Herstellung von Gerü t n
dar (Witkowsh 1993). Neuere Verfahren wie das Fräsen von Teilen au
Materialblöcken bieten gerade bezüglich der Passgenauigkeit Vorteil
gegenüber der Gll stechnik (vgl. 24.2.4). Neben dem Ersatz der zu r -
staurierenden Zähne stellt sich die Frage, ob und in welchem Umfal1g
di e durch den Zahnverlust bedingten Kieferkammresorptionen, die einen
Kon truktionsprinzipien 943

Er atz von Knochen und Gingiva verlangen, d urch eine Hybridprothese


oder durch ei ne festsitzende Brücke wieder ersetzt werden können. Je nach
topographischem Verlauf des Weichgewebes, der Kieferre lation und de r
Im plan tatposition muss das Design der Brücke individuell der klini ehen
ituation angepasst werd en.
Eine Besonderheit stellt di e Oberkiefersituation mit hoch liegender
Lachl inie dar. Soll ein so lcher Fall festsitzend mit Hilfe einer implantat-
getragenen B rü cke versorgt werden, muss die Implantatposition innerhalb
der Restaurationskontur liegen und der Weichgewebeverlauf ein optima-
les U mfeld für die klinische Zahnkrone bieten. Ist dies nicht der Fall,
wird an den Brückenrestaurationen zusätzl ich mit rosafarbigen keram i-
schen Massen gearbeitet. In Ausnahmefalien ist der E insatz einer flexiblen
Zahnfteischepithese indiziert (Witkow ki 1991), sofern der Einsatz ei ner
Deckprothese keine idealere Alternative darste llt. Nachteilig beim Einsatz
einer flexi blen Zah nfl eischepitbese ist die eingeschränkte Lebensdauer von
etwa e inem Jahr.

41.4.1 Konstruktion von implantatgetragenem


und retiniertem Zahnersatz (schrittweises
Vorgehen)
Das schrittweise und systematische Vorgehen bei der Planung von im-
plantatgetragenem oder retini ertem Zahnersatz ist in der Übersicht 4 1- 1
dargestellt. Unabhängig von dem jeweils verwendeten Impl antatsystem
sollte die prothetische Lösung systematisch geplant werden. Die A pekte
hierfür sind:
• Aspekt I: Ohne oder mit Pfosten. Z u Beginn der Planung musse nt-
schieden werden, ob die spätere Konstruktion direkt auf den [mplantaten
befestigt wird oder ob zw ischen Implantat und Rekonstruktion ein
Pfosten (Aufbau) gescha ltet werden soll. Bei Implantatsystemen, die
mit e iner internen Verankerung (z. B. Frialit 2 ,Friadent, D-Mannheim ;
Cam log®, Cam log, D-Wirnsheinr Replace Select , Nobel Biocare, Kapitel 41
D -Kö ln) und einer daraus resultierenden E inschubrichtung kon-
struiert si nd, müssen bei meh reren Implantaten Divergenzen der
Einschu br ichtun g mit einem Pfosten ausgeglichen werden. Bei di -
sen Implantattypen sind verblockte Konstruktionen auf dem Implantat
ohne Pfosten nur m it speziellen Zyl indern ohne Einschib möglic h. Die
Hauptindikation für einen Pfoste n besteht bei einer tiefen Tasche (>
3 mrn) des periimplantären Weichgewebes, um den Kmnenrand nicht
tief subgingival platz ieren zu müssen.
• Aspekt 11: Abnehmbar oder festsitzend für den P atienten. In die-
ser Phase muss eine Entscheidung getroffen werden, ob die spätere
Rekonstru ktion für den Patienten abnehmbar ode r festsitze nd g -
staltet sein so ll. Bedingt abnehmbare Rekonstruktion en (nur durch
den Zahnarzt entfern bar) ge lten für den Patienten als fests itzende
Konstruktio n.
• Aspekt n A: Primär- ode r sekundäre Verb lockung b ei einer a b-
nebmba r e n Versorgung. Die Abstützung eine r abnehmbaren
Rekonstruktion auf den Implantaten kann auf einer Primärverb lockung
944 Einfuhrung in die dentale Implantologi

Restauration direkt auf/Im Implantat


oder
Restauration auf einem Pfosten

1
I I
I Für den Patienten abnehmbar I I Für den Patienten festsitzend
J
I 1
I I I 1
Primär
Sekundär
Primär Sekundär Verb lockung Keine
Verblockung
Verblockung Verblockung (ohne oder mit Verblockung
(mit Pfosten)
Pfosten)

I 1 I
Verschraubt
Steg Einzelne Steggeschiebe
Zementiert okklusal
Pfosten (starr)
(ohne Pfosten)

I
I
2 Implantate
I
?:: 4 Implantate
1
?:: 2 Implantate
I
Verschraubt
Implantat / Implantat BTÜcke oder Verschraubt Verschraubt (auf Pfosten)
Schleimhaut getragene Deckprothese (bedingt (bedingt
getragene Brücke/ Doppelkronen, abnehmbar) abnehmbar)
Deckprothese Deckprothe e Magnete,
(Steggelenk (Steggeschiebe Kugelanker Zementien
rotierend) starr) starr (auf pro ten)

Übersicht 41-1 Das schrill wei e Vorgehen bei der Pl anun g vo n implantatgetragenem und retinierlem Zahner atz. Da
chema gibt ei nen Überblic k über die prothetischen Möglichkeiten .

(Steg) abgestützt sein. Bei nichtverblockten Implantaten wird durch die


Kapitel 41 Prothe e eine Sekundärverblockung erzielt. Eine Primärverblockun o
findet bei Stegkonstruktionen statt, eine Sekundärverblockung b i
Deckprothesen mit Doppelkronen, Druckknopf oder magnetretiniert r
Verankerung.
• Aspekt 11 B: Starr oder rotierend. Ist für den Patienten eine abnehm-
bare Rekonstruktion geplant, kann diese in zwei Gruppen unterteilt
werden:
1. Eine starre Konstruktion (Deckprothese) , die rein auf den
Implantaten abgestützt ist. Diese ist bei vier und mehr lmplantaten
je Kiefer möglich.
2. E ine Kon truktion (Deckprothese), die über eine Rotation ach
(Steggelenk, Druckknöpfe, Magnete) verfUgt und sowohl implan-
tatgetragen als auch schleimhautgetragen ist. Die ist der Fall b i
zwei Implantaten.
• Aspekt 1I C: Primäre oder sekundäre Verblockung bei einer
festsitzenden Versorgung. Wird für den Patienten eine festsitzende
Rekonstruktion auf den Implantaten angestrebt, kann diese primär od r
sekundär verblockt gestaltet werden. Eine Primärverblockung \tv ird
Ver orgungskonzepte 945

Abb.41-17 Prothetische Möglichkeiten zur festsitzenden Y, r orgung der Einz lzahnlücke.

über ein Steggeschiebe erzielt. Bei einer Sekundärverblockung handelt


es sich in der Regel um einzelne Pfosten auf den Implantaten, die dann
über ,eine Brückenkonstruktion verbunden sind. Wird in diesen Fällen
keine Verblockung angestrebt, so handelt es sich um Einzelkronen auf
Implantaten. Hierbei ist für jeden zu ersetzenden Restaurationszahn ein
I mplantat erforderlich.
• Aspekt In: Befestigung einer für den Patienten festsitzenden
Versorgung. Eine für den Patienten festsitzende Rekonstruktion kann
sowohl zementiert als auch bedingt abnehmbar verschraubt gestaltet
werden. Eine zementierte Konstruktion sitzt im RegelfaH über ein-
zelnen Zementierungspfosten auf den jeweiligen Implantaten. Bei
,e iner bedingt abnehmbaren Konstruktion, die mittels Okklusal- oder
Horizontalschrauben befestigt wird, können die Schrauben sowoh l bei
einer Verwendung von einzelnen Pfosten oder auf einem Steg Retention
finden.

41.5 Versorgungskonzepte
Kapitel 41
41.5.1 Einzelzahnersatz
Schaltlücken mit 1- 2 fehlenden Zähnen und kariesfreien oder nur ge-
ringfügi g restaurierten Nachbarzähnen stellen nach abgeschlossenem
Kiet:erwachstum heute eine häufige Indikation für implantatgetragene
Kronen dar.

41.5_1.1 Differentialtherapie
Differentialtherapeutisch kommen zur Versorgung von Schaltlücken 01'
allem konventionelle Brücken und Adhäsivbrücken in Frage (Abb. 41-17).
Da Einzelzahnersatz auf enossalen Implantaten eine gleich gute Bewährung
wie konventionelle Brü.cken aufweist, ist er diesen in der Regel medizinisch
vorzuziehen, wenn keine Überkronung der Nachbarzähne erforderlich ist.
Die Vermeidung einer zu erwartenden Atrophie des Alveolarfortsatzes
bietet vor allem im Front- und anterioren Seitenzahnbereich funktionelle
und ästhetische Vorteile. Ästhetisch unübertroffen ist implantatgetragener
Einze]zahnersatz bei einer lückigen Frontzahnreibe, wo die Lückenbreite
....

946 Einführung in die dentale lmplantol gie

a b
Abb. 41-18 Um ei nen Verlust an Knochen zw ischen Implantaten zu ermeiden und damit
die Int rdentalpapi ll e zwischen zwei Impl antaten zu erhalten, so llte der Abstand z\ ischen
den Implantaten mind stens 3 mm betragen (a). Wenn dieser Abstand unter chritten \' ird.
kann es in die em Bereich zu einem Knocbeneinbruch mit gleichzeitigem Verlust der
Interdenta lpapill kommen (b),

keine ästhetische Gestaltung der Kronen und Brückenzwischenglieder er-


laubt
Die Langzeitbewährung von Einzelzahnersatz auf enossalen Implan-
taten ist der von Adhäsivbrücken überlegen , so dass Adhäsivbrücken
vor allem dann indiziert sind, wenn Implantate aufgrund des Alters oder
aus anatomischen Gründen nicht in Frage kommen, z.B. bei sehr engen
Zahn lücken im unteren Frontzahnre ich oder bei stark angu lierten Wurzeln
der Nachbarzähne. Eine zu frühe Implantation bei nicht abgeschlos enem
Wachstum führt später zu ästhetischen und funktionellen Misserfolgen da
das osseointegrierte Implantat nicht an der transversalen und vertikal n
Entwicklung des Alveolarfortsatz teilnimmt und sich daher das Implantat
später beim Erwach enen nicht an korrekter Position befindet

41.5.1.2 Anzahl der Implantate


Beim Einzelzahnersatz wird für jeden fehlenden Zahn innerhalb der an-
son ten ge chlossenen Zahnreihe ein ein zelnes Implantat gesetzt. Der
Durchmesser des Implantates richtet sich einerseit nach dem vorhanden n
Kapitel 41 Knochenangebot und andererseits der Lückengröße bzw. der Größe de zu
ersetzenden Zahnes.

41.5.1.3 lmplantatabstände
Zum Erhalt des approximalen Knochens und der Papille sollte der mini-
male Abstand des Implantates zu den benachbm1en Zähnen 1,5 mm und d r
minimale Abstand zwischen zwei Implantaten 3 mm betragen (TarnolV t
al. 2000) (Abb. 41-18) .
Hieraus ergibt sich als Grundregel für die Einzelzalmlücke: Bei meh-
reren benachbarten fehlenden Zähnen ergibt sich der maximal sinn oll
ImplantatdW'chmes er aus der Lückengröße abzüglich des Produkts au
Anzahl der fehlenden Zähne und 3 mm, wobei diese Differenz noch. dur h
die Anzahl der fehlenden Zähne dividiert wird.
Aus diesen Zahlen resultiert, dass für alle fehlenden Zähne mit einer
mesio-distalen Breite von 7 mm und mehr mindestens Standard implantat-
durchmesser von etwa 4 mm verwendet werden können. Zum Ersatz on
Unterkiefer chneidezähnen (mesio-distale Breite ca. 5- 5,5 111m) und zum
Teil auch von seitlichen Oberkieferschneidezähnen (mesio-distale Breit
Versorgu n gskonzepte 947

bb. 41-l9 Individuali siertes Abutment. Abb.41-20 Subgingiva ler Übergang zwi-
schen Implantat lind Krone.

ca. 6,5 mm) sollten reduzierte Implantatdurchmesser ei ngesetzt wer-


den. Da die mechanische Belastbarkeit von Implantaten mit redu ziel1em
Jmplantatdurchmesser deutlich vermindert ist, sollte ihr Einsatz auf die
genannten Gebiete mit limitiertem Platzangebot beschränkt bleib n, in
denen g lücklicherweise auch mit einer relati v geringen Kaubelastung zu
rechn en ist.

41.5.1.4 Lage der Implantatschulter


Die Lage der Implantatschulter sollte mindestens 2, besser 3 mm ap ikal
des t iefsten Punktes des prospektiven Margo gingivae und leicht oral-
wärts liegen, um ausreichend Distanz für das Abutment zu schaffen, da-
mit di,e ses zusammen mit den subgingiva l gelegenen Kronenanteilen die
Fonnveränderung vo m kre isrunden Durchmesser des Abutments zum
indivi duellen Querschnitt der Krone im Bereich der Schmelz-Zement-
Grenze vollziehen kann, um ei ne ideale phys iologische Form im Bereich
der Durcbtrittsstelle am Margo gingivae ("Emergence Profile") zu ermög-
lichen (Abb. 41- J 9 und 41 -20).
KapUel41
41.5.t.5 Art und Form des Abutments
Eine ästhetische Einzelzahnrekollstruktion auf Implantaten oIlte eine op-
timale Anpassung der zumeist voll keramischen Kronen ("weiße Ästhetik")
sowl,e einen natürlichen Verlauf der Weichgewebe ("rote Ästhetik") auf-
weisen, der dem der natürlichen Nachbarzähne entspricht.
Für d ie Einzelzahnimplantate werden unterschiedliche Aufbautei le von
konfektion ierten bis zu individualisierbaren Abutments angebote n.
Die für Einzelzahnrestaurationen verwendeten Aufbauten müssen ei-
nen Rotationsschutz zum Implantat aufweisen . Bei den individualisier-
baren Komponenten stehen wiederum metallische oder auch zirkonox id-
keramische Materialien zur Verfügung, die individuell durch Beschleifen
geformt werden können. Im Frontzahnbereich lassen sich mit kerami-
schen Abutments und vollkeram ischen KroneIl überzeugende ästhetische
Ergebnisse erzielen.
Leider weisen vollkeramische Abutments reduzierte Bruchfest igkeiten
auf. Für die meisten Komponenten liegen keine Studien zu ihrer längerfri -
tigen klinischen Bewährung vor. Dies bestätigt auch eine Übersichts arbeit
948 EinfL:ihrung in die dentale Implantologie

(Sailer et a1. 2009), in der zwar vielversprechende Ergebnisse über bi zu


5 Jahre aufgezeigt werden, die allerdings auf einer limitierten Anzahl on
Fällen und Publikationen beruhen.
Im Seitenzahnbereich sollte aus Stabilitätsgründen eine metalli eh
Unterkonstruktion mit einer keramischen Verblendung verwendet werden.
Erste Studien zeigen allerdings auch im Bereich der oberen Prämolar n
positive Langzeitergebnisse mit ErfolgsrateIl von über 90 % nach 3 Jahr n,
so dass offensichtlich in diesem ästhetisch relevanten Gebiet auch ollk-
ramische Abutments angewendet werden können.
In ästhetisch sichtbaren Bereichen sollten die konfektionierten oder in-
dividualisierbaren Abutments so ausgewählt bzw. individualisiert werden.
dass der Kronenrand in den subgingivalen Bereich verlegt wird, da der
Übergang zwischen Krone und Abutment in der Regel erkennbar ist. Werden
individualisierbare vollkeramische Abutments verwendet, ist die Lag d
Kronenrandes etwas weniger entscheidend, da aufgrund des zahnfarb -
nen Abutments auch bei isogingivaler Kronenral1dlage ein Durchschein n
durch die Gingiva keine ästhetische Beeinträchtigung mit sich bringt.
Werden metallische Abutments verwendet, sollten die Kronenränder min-
destens 1- 2 mm unterhalb des Gingivalsaums verlegt werden .

41.5.1.6 Zementierung versus Verschrauben


Einzelzahnrestaurationen werden heute in der Regel zementiert, selten noch
transversal oder sogar okklusal verschraubt, da sich die zementierte Kron
auf Implantaten kaum von natürlichen Zähnen hinsichtlich Empfind n.
Pflege und Nachsorgeaufwand unterscheidet. ]n kompromissbehaftete n
Fällen mit nicht idealer Implantatachse oder mit zu geringem vertikalen
Platzangebot kann die Verschraubung aber immer noch indiziert sein.

41.5.2 Multipler Zahnersatz im Lückengebiss


41.5.2.1 Differentialtherapie
Kapitel 41
Die implantatprothetische Versorgung von Gebisssituationen mit multi-
plen fehlenden Zähnen bzw. von Freiendsituationen stellt einen w it r n
Indikationsschwerpunkt für Implantate dar. Beim kariesfreien Restgebi
kann durch Implantate das Beschleifen der Zähne für festsitzend n
Zahnersatz bzw. die Eingliederung herausnehmbarer Teilprothesen vermi -
den werden. Bei fehlenden Molaren sollte im Rahmen der differentialthera-
peutischen Aufklärung des Patienten das Belassen der verkürzten Zahnreihe
mit Prämolarenokklusion, die Eingliederung einer Extensiol1sbrücke
der teilprothetische Ersatz und die festsitzende implantatprotheti ehe
Versorgung der verkürzten Zahnreihe mit zwei oder drei Implantaten g -
geneinander abgewogen werden. ]n jedem Fall reduziert der Einsatz on
Implantaten die Notwendigkeit, natürliche Zähne zu beschleifen, und r-
möglicht gleichzeitig festsitzenden Zahnersatz (Abb. 41-21).
Da festsitzender Zahnersatz - unabhängig davon, ob er auf natürli-
chen Zähnen und/oder Implantaten verankert ist - eine deutlich be -
sere Langzeitbewährung als herausnehmbarer Zahnersatz aufweist ( gL
TabAI-l bis 41-3), bietet die auf Implantaten verankerte festsitzende
Versorgungskonzepte 949

Abb.41-21 Der Einsatz von Implantaten ermöglicht fe tsitzenden Zahnersatz bei reduzierter otwendigkeit natürl iche
Zähne z u beschleifen.

Ver orgung immer eine deutliche Verbesserung der Langzeitprognose ver-


glichen mit allen herausnehmbaren Versorgungsalternativen.

41.5.2.2 Anzahl der Implantate


Bei rein implantatgetragenen Versorgungen in der Schaltlücke bzw. in
der Freiendsituation werden mindestens 2 Implantate benötigt und va-
riabel mehr Implantate bei mehr als 3-4 zu ersetzenden Zähnen. Bei
den Kombinationsversorgungen zwischen Implantaten und Zähnen
(Verbundbrücken) wird in der Regel nur ein Implantat benötigt (s. Abb.
4] -2 I). Der Durchmesser des Implantates richtet sich einerseits nach dem
vorhandenen Knochenangebot und andererseits der Lückengröße bzw. der
Größe des zu ersetzenden Zahnes. Kapitel 41
41.5.2.3 Verbundbrücken
Da Zähne eine deutlich höhere Beweglichkeit als Implantate aufwei-
en, wurde lange Zeit die Verblockung von Zähnen und Implantaten
ohne Au gleichselemente abgelehnt. Offensichtlich ist bei gesundem
Parodontium die Verankerungsfestigkeit von Zähnen und Implantaten ähn-
licher als früher gedacht (Richter et al. 1995).
Inzwischen zeigen klinische Studien mit Verbundbrücken, dass deren
Überlebensrate in einer ähnlichen Größenordnung wie rein implantatge-
tragene Brücken liegt, wenn die Pfeilerzähne parodontal gesund waren
(Gunne et al. 1999; Lindh et al. 2001). In einer aktuellen Metaanaly e lag
die Überlebensrate von Verbundbrücken nach 10 Jahren allerdings um etwa
10 % niedriger als bei rein implantat-getragenen Brücken (Langet aL 2004).
Dies bedeutet, dass Verbundbrücken eine adäquate Behandlungsoption dar-
stelle n, wenn rein implantatgetragener Zahnersatz nicht möglich ist.
Verbundbrücken auf lmplantaten und parodontal geschädi gten Zähnen
mit erhöhter Zahnbeweglichkeit müssen aber weiterhin abgelehnt werden.
,.

950 Einführung in die dentale Implantologi

Bei klein ren Verbundbrücken wird empfohlen, diese einteiUg h r-


zustellen. Werden Ausgleichgeschiebe verwendet, z. B. bei größ r n
Restaurationen, sollten die Geschiebe verschraubt werden da es son t zur
Intru ion der natürlichen Zähne kommen kann (Cho und Che 1992' P zm
(997).

41.5.2.4 Extensionsbrücken
Implantatgetragene Extensionsbrücken können sowohl im Ober- al
auch im U nterkiefer angewandt werden. Wie auch bei zahngetrag n n
Extens ionsbrücken werden die endständigen Pfeiler intrusiv, die ant ri-
oren Pfeiler xtrusiv belastet (Rodriguez et a1. 1994). Die Belastung d r
endständigen Implantate ist um so größer je geringer der Abstand zwi-
chen dem am weitesten anterioren und dem endständigen Implantat i t
(Wider tandshebelarm) und je länger die distale Extension der Brü k
(Angriffshebelarm) ist (Rodriguez et al. 1993; White et a1. 1994). 1n ofem
kann die lmplantatbelastung vor allem durch Verringerung der Exten i n
bzw. Verlängerung des Abstands zwischen dem endständigen und d m
anterioren Implantat verm indert werden. Als Faustregel sollte die Läng _
der Extension der Extensionsbrücke im Unterkiefer nicht größer a1 da
I,S-fache des Abstandes zwischen dem anterioren und dem end tändi-
gen Implantat betragen , während im Oberkiefer die Extension klein r aI
der Abstand zwischen dem anterioren und dem endständigen Implantat
sein sollte (Spiekermann et al. 1994). Aufgrund der unterschiedli h n
Knochenqualität in Unter- und Oberkiefer wird ferner empfohlen di
Länge des Extensionsgliedes im Unterkiefer auf ca. 12- 15 mm maximal
18 mm zu begrenzen. [m Oberkiefer sollte die Länge nicht mehr als IO-L
mm betragen.

41.5.2.5 ImpJantatposition
Generell sollten die Implantate so platziert werden, dass sie s:ich im
Zentrum der zu ersetzenden Zähne befinden. Ausnahmen ergeben i h in
mesialldistaler Richtung bei bestimmten Indikationen im Molarenberei h
Kapitel 41 (s. Kap. 43.1.4). Sind Implantate allerdings ungünstig im Approximalraum
lokali iert, muss dieser geschlossen werden , was zu hygienischen und
ästhetischen Einbußen führt. Eine zu weit orale Platzierung fuhrt zu
Behinderungen der Zunge, während eine zu weit vestibuläre Platzierune-
zu ä thetischen Beeinträchtigungen führt. Aus diesen Gründen i t di
Verwendung einer Bohrschablone für das Erreichen der gewün cht n
lmplantat-Positionierung unerlässlich.
Für die Implantatabstände gelten die gleichen Regeln w ie bim
Einzelzahnersatz(s. Kap. 41.5.1.3). Die vertikale Lage derImplantatscbult r
so llte im ästheti ch nicht relevanten Seitenzahnbereich optimal auf d n
Knochen ausgerichtet sein. Falls dadurch bedingt die Implantat ehult r
nicht oder nur minimal subgingival zu liegen kommen sollte, i t di r
ästheti che Kompromiss einem bezüglich der periimplantären Situation zu
tief, aber ä thetisch perfekt ausgerichteten Implantat vorzuziehen.

41.5.2.6 Art und Form des Abutments


In einer ystemati ehen Übersichtsarbeit (SaUer et al. 2009) wurde di
Langze itbewährung von Metall-Abutments mit der von voHkerami h n
951

b __ ~ ________ ~ ________ ~

.bb.40-22 Eine epigingivale bzw. leicht subgingivale Zementierung grenze am Abul-


ment erleichtert nacb d m Zementieren die sichere Entfernung der Zementreste und i t
rur das peri imp!antäre Weicbgewebe al hygieni sch gi.instiger zu bewerten Ca). Bei ti ef
ubgingi a l li e g enden Zementi erullgsgrenzen ist die Enrfemung der Zementreste oft stark
ersChwert (b) .

Abutments verglichen. Es zeigt sich eine vergleichbare Überlebensrate


on über 97 % über fünf Jahre, wobei für voll keramische Abutment
nur eine einzige Studie über diesen Zeitraum vorlag, währ nd Metall-
Ab utments s ich seit Jahrzehnten bewährt haben. Die häufigste tech-
nische Komplikation war die Abutmentschraubenlockerung mit einer
Wahrscheinlichkeit von 5 % nach 5 Jahren. Lediglich eine Studie Ji gt zu
vollkeramischen Abutments im Seitenzahnbereich vor und zeigte nach 3
Jahren eine 100 %ige Erfolgsrate sowohl bei den vo llkeramischen al auch
den Titanabutments (Zembic et al. 2009).
Hieraus lässtsichabJeiten, dass im ästhetisch wichtigen Frontzahnbereich
ollkerami ehe Abutments mit vollkeramischen Kronen/Brücken inge- Kap itel 41
setzt werden können. Im ästhetisch nicht relevanten Molarenbereich ollten
allerdings aus Sicherheitsgründen immer noch primär Metallabutments
verwendet werden. Aus StabilitätsgrLil1den sollte weiter eine metalli ehe
Unte rkonstruktion mit einer keramischen Verblendung verwendet \ rd n.
Die Kronenränder müssen in diesen Bereichen auch nicht 1- 2 mm subgin-
givalliegen , wie in ästhetisch wichtigen Bereichen gefordert. Eine epigin-
givale bzw. leicht subgillgivale Zementierullgsgrenze der Abutments ist
ausreichend . Dies erleichtert nach dem Zementieren die sichere Entfernung
der Zementreste und ist für das periimplantäre Weichgewebe a ls hygieni eh
gün tiger zu bewerten (Abb. 41-22) .

41.5.2.7 Zementieren versus Verschrauben


Auch für d je implantatprothetische Versorgung von größeren ehaltlücken
und Freiendsituationen stehen sowohl konfektionierte als auch individuelle
prothetische Abutments zur Verfügung. Für die heute in der Mehrzahl der
Fälle fav orisiette Zementierung implantatprotheti eher Kronen und Brücken
werden individualisierte Abutments verwendet, die Einschubrichtung, gin-
952 Einfüh rung in die d ntale Implantologi

gi vales Austrittsprofil und Kronenrandlage in w iten Bereichen indivi-


duell optimal gestalten lassen . Zudem müssen dann die Okklusalflä h n
nicht für eine okklusale Verschraub ung perforiert werden, wodurch be r
ästhetische und f1.mktione lle Ergebnisse erreicht werden. Weiterhin k.ön-
nen bei zementierten Suprakonstruktionen geringfugige herstellung
dingte Passungenauigkeiten durch den Zementfilm ausgegl ichen werd n,
so dass unerwünschte Spannungen zwischen den Implantatpfeilern und
der Suprakonstruktion ausgegl ichen werden. Für das Zementieren könn n
sowoh l provisori ehe als auch definitive Befestigungszemente verwend t
werden. Die Vorteile und achtei le zementierter Suprastrukturen könn n
wiefolgt zu ammenfasst werden:
• Vorteile zementierter Su prastruktur en
pa siverSitz(Ausgleich herstell ungsbedingter Pa sungenauigk:eit n
Funktion und Ästhetik
Ausgleich unterschied licher Implantatachsen
Entfembarkeit bei provisorischer Zementierung
• Nachteile zementierter Suprastrukturen
subgingivale Zementreste
erhöhter Zeitaufwand
Abnehmbarkeit nicht gewährleistet oder unmög li ch
Schraubenfraktur = Neuanfertigung der Restauration? (bei defini ti-
ver Zementierung)

Eine we entliehe Voraussetzung tUr die Zementierung imp lantatgetrag n r


Kronen und Brücken ist eine rotations stabile, zuverläss ige und bela tbaI1
lmplantat-Abutment-Verbindung. Neuere, längere Innenverbindungen (z.
B. ITI Bonefit, Camlog, Replace Select) scheinen hier deutlich be r
abzuschneiden als ältere, kürzere Außenverbindunge n (z. B . kla i eh
Branemark-Verb indung) (Steinebrunner et al. 2008).
Um die optimale Festigkeit einer spezifischen lmplantat-Abutment-
Verbindung auch wi rklich zu erzielen, müssen die Abllmentschraub n
mit dem vom Hersteller angegebenen Drehmoment angezogen werd 11.
Kapitel 41 Erschwert wird dies allerdings durch die Tat ache, dass die on d n
Herstellern angebotenen man uel len Drehmoment-Sch lüssel häufig gr ß
trellungen aufweisen (Braasch et al. 2005; Standlee et al. 2002). Khn i h
Daten zur Zuverlässigke it der Implantat-Abutment-Verbi ndungen t h n
aber für vie le Implantat-Systeme noch aus (Eckert et al. 2005).
Die okklusale oder transver ale Verschraub ung von implantatg tra-
genen Re taurationen wird heute zunehmend seltener angewendet hat
aber vor allem dann noch ibre Indi kation, wenn die Implantat-Abutm n t-
Verbindung älterer Systeme bekannterweise Probleme bezüglich Schrau-
benlockerungen und/oder Schraubenfrakture n aufweist,ei ne einfa h
Abnehmbarkeit geWährleistet bleiben muss oder wenn die ertika len
Platzverhä ltnisse limitiert sind.
Die Vortei le und Nachte ile okklusal verschraubter Suprastrukturen k "n-
nen wiefolgt zusammengefasst werden:
• Vorteile okklusal verschraubter Suprastrukturen
einfache Abnehmbarkeit (Durchführung von Reparatur- un
Hygienemaßnahmen erle ichtert)
geringer vertika ler Platzbedarf
Ver orgu ngskonzepte 953

bb.4l-23 Bei piel für a ei ne okk lu al ver cllraubte Restauration , b ein z mentiene Re taurati n 0 \ i c bi . :ine
R tauration mit Mesio truktur und transversaler Verschraubung. e zeigt di chraubenrichtung an, di e notwendig I t, um
die chraube mit Hilfe des Schraubenzieher intraoral überhaupt ein- und ausdr h · n zu können.

• achteile okklusal verschraubter Suprastrukturen


okklusaler Schraubenzugang
sch lechte Ästhetik und eingeschränkte Kaufunktion
keine spannungsfreie Passung
schwieriger Ausgleich differierender Implantatachsen
Implantatpositionierung stark eingeschränkt

ollen Brücken in einem Stück angefertigt und dann okklusal ver cbJaubt
werden, müssen speziel leAbutments ohne Rotationssicherung zum Implantat
\erwendet werden, da sonst schon die im Bereich Fertigungstoleranz lie-
genden minimalen Ungenauigkeiten dazu fübren können, dass die auf dem
Modell passende Brücke sich intraoral nicht einbringen lässt.]n olch n
Fällen hilft nur das Wegschleifen der Rotationssicherungen CZ. B. Achtkant
abrunden).
Die transversale Verschraubung beseitigt die ästhetischen und funk- Kapitel 41
tionellen Prob leme okklusaler Schraubenöffnungen, erfordert ab r ine
aufwändigere Mesostruktut' mit großen Spalträumen, von denen häufig
Geruchs- und Geschmack belästigungen ausgehen. Zusätzlich könn n
die miniatu risierten Transversalschrauben im klinischen Gebrauch da
Handling erschweren CAbb. 41 -23). Die Vorteile und Nachteile tran v r al
verschraubter Suprastrukturen können wiefolgt zusammengefa st werden :
• Vorteile transversal verschraubter Suprastrukturen
Abnehmbarkeit relativ einfach
spannungsfreier Sitz leichter erzielbar
verbesserte Kaufunktion und Ästhetik
Ausgleich unterschiedlicher ]mplantatachsen
• achteile transversal verschraubter Suprastrukturen
aufwendige Mesostruktur notwendig
große Spalträume (Geruchs-/Geschmacksbelä tigung)
störende orale Schraubenöffnungen
relativ voluminöse Konstruktion
954

41.5.2.8 Ausgeprägte Atrophie


Liegen Lückengebi - ituationen mit größeren AlveoJarkammd fekt n
vor (z. B. nach Trauma), oll te in der Regel der Knochendefekt chirur-
gisch durch Augmentation von Knochen beseitigt werden. I t di chirur-
gisch nicht möglich, mu s der Er atz des verlo ren gegangenen Hart- und
Weichgewebe d r A lveolarfort ätze prothetisch erfolgen. Hierbei kann
erforderlich ein , eine geteilte, teilweise herausnehmbare Kon truktion an-
zuwenden, um eine optimale Mundhygiene zu gewährleisten. Doppelkron n
bzw. eine tegkonstruktion ve rbl eiben dann festsitzend im Mund, währ nd
der sch leimhautbedeckende Ante iI he rausnehmbar ist. Die Verankerung r
herau nehmbaren Tei lprothese kann durch Riegel oder Druckknopfan k r
gesichert werden .
Eine fe tsitzende brückenaltige Konstruktion ist dann von Vorteil, w nn
trotz de Er atzes von AI eolarkammanteilen mittels kerami eher Ma n
die Hygi nefähigkeit der Restauration geWährl eistet ist. In zweifelhaft n
Fällen kann durch eine transversale Versch raubung über eine Me 0 trukl ur
die Hygienefähigkeit im Rahmen der achsorge sichergestellt und di
Restauration ggf. an die Erfordernisse angepas t werden.

41.5.3 Stark reduziertes Restgebiss


41.5.3.1 Differeotialtherapie

Die tandardtherapie de stark reduzierten Restgebi ses ist in Deut chland


e in an den Re tzähnen vera nkerte Prothe e (Wagner und Kern 20 0;
Walther et al. 2000), die in der Regel über Doppelkronen oder h brid-
prothetische Verankerungselemente erfolgt. Bei Doppelkronen hängt di
Üb rlebensrate der Pfeilerzähne stark von der Anzahl und Verteilung d r
Pfeilerzähne ab. Eine punktformige bzw. lineare Abstützung ist ungün ti-
ge r als e ine symmetrische bilaterale Abstützung (Mericske-Stern 1994 und
fiihrt zu einer ignifikant höheren Zahnve rlu strate. So zeigte eine retr -
pekti e Studie (Walther et al. 2000) m it 660 Patienten, dass bei nur ein m
Kapitel 41 verbli ebenen Pfeilerzahn eine Verlustrate des letzten Zahnes on - 0 '0
nach 5 Jahr n zu verzeichnen war.. Waren hingegen noch drei Pfeil rzä hn
orhanden, reduzierte sich die Wahrscheinlichkeit, da alle Re tzähn
erloren gehen, auf 10 % und bei mehr al dre i Pfeilerzähn n ogar auf
3 %, wobei die Zah nfraktur ein Hauptgrund fü r den Pfeilerzahn erlu t "var.
Hi rau lässt sich ableiten, dass durch eine gerin ge Anzah l on zu ätzli-
chen lmplantaten in strategisch wichtigen Positionen die Frakturg fahr d r
Pfeilerzähne verringert und damit die Langze itprognose der Restzähn d ut-
lieh verbessert werde n könnte. Dabei können Implantate und Pfeil rzähn
entweder mit unterschi dlichen oder gleichen Halteelementen er orgt\ r-
den. Eine Kombination unterschiedlicher Halteeleme nte - Doppelkr n n
und Kugelkopfattachment - ist bisher in der Literatur in Form v 11
Fa llberichten publiziert worden (Richter 2003; Hammäch er et al. _00_ .
Ein Erhalt der vo rhandenen Prothesen konnte in diesen Fa llbeschreibung n
zum Teil realisiert we rd en. Identische Haltee lemente werden on zwei
weiteren Studien befürwortet (Hug et al. 2006; Krennmair et a1. 200 .
[n die en tudien erfolgte jedoch nach Impl antatversorgu ng immer in
euanfertigung der Prothesen. In einer weiteren Stud ie (Kaufmann t aL
l

955

2009) konnte bezüglich des Nachsorgeaufwands (Beobachtungszeitraum


1- Jahre) gezeigt werden , dass die Komplikationsrate bei die en
er orgungen im ersten Jahr höher als in den folgenden 3 Jahren war und
da s keine deI:" angefertigten Prothesen (n = 42) in diesem Zeitraum erneuert
werden musste.

41.5.3.2 Abnehmbare Restaurationen


An::ahl der Implantate bei Pfeilervermehrung
Goter Berücksichtigung der vorläufi gen Ergebnisse au der Lit ratur
wird bei der kombinierten Abstützun g einer Prothese auf Zähnen und
Implantaten eine Gesamtpfeileranzahl von mindestens fünf im Oberkiefer
bzw. vier im Unterkiefer angestrebt. Die Pfeiler sollten so verteilt ein,
das in j edem Quadranten eines Kiefers mindestens ein anteriorer und ein
po teriorer Pfeiler vorhanden sind. 1m Oberkiefer so llten wegen der etwa
hlechteren Implantatprognose mindestens zwei benachbarte Implantate
In eriert werden. Weiter sollten die Seitenzahnbereiche mindestens mit
zwei Implantaten versorgt werden, sofern in diesen Bereichen keine Zähne
mehr orhanden sind.

Art und Form des Abulments


ach erfolgter strategischer Pfeilervermehrung ist diese Pfeilersituation
jetzt entweder mit einer Doppelkronenarbeit (z. B. Galvanoteleskope)
zu versorgen, wobei dann sowohl die Restpfeilerzähne als auch die
Implantate mit Doppelkronen versorgt werden können, als auch mit einer
Mi eh ersorgungsform, in der die Restpfeilerzä hne Doppelkronen und die
Implantate Kugelkopfattachments erhalten (Wolfart et al. 2009).

41.5.3.3 Festsitzende Restaurationen


Je nach Position der Restpfeilerzähne erfolgt die Versorgung die-
er Zäbne mit Kronen bzw. Brücken. Die verbleibenden Freiend- bzw.
Schaltlückensituationen werden analog zur Darstellu ng in Kap itel 41.5.2
mi t implantatgetragenen Kronen und Brücken versorgt.
Kapit 14l

41.5.4 Zahnloser Kiefer


ufgrund der sehT unterschiedlichen Knochenqualität in Ober- und
Unterkiefer und der großen Unterschiede in den anatomischen erhältni sen
werden im fol genden der zahn lose Ober- und Unterkiefer getrennt abg -
handelt.

41.5..4.1 Zahnloser Unterkiefer


Die klassische Indikation zum Ei nsatz implantatgetragener Re taurationen
war der zahnlose Unterkiefer. Je nach Anzahl der inserierten Implantate
werden Deckprotbesen, abnehmbare TeilprothesenlBrückenkon tJ'uktionen
oder festsitzende Brücken angewendet.

Abnehmbare Restauraüonen
Die einfachste und zugleich wissenschaftlich gut abgesicherte implantat-
getrag,e ne Versorgung ist durch zwei Implantate erreichbar, die im B reich
956 E inführung in die dentale Implantologi

bb. 41-24 Verankerun gselemente für abnehmbaren Zahnersatz auf Implantaten.

der Eckzähne inseriert werden (Feine et al. 2002) . Auf Grund der gut· n
Qualität des Alveolarknochens im Unterkiefer ist eine primäre oder sekun-
däre Verblockung möglich. Die Versorgung der Implantate kann enh.; d r
durch Magnete, Kugelkopfverbindungen, Steg (Steggelenk, -geschi b
oder Doppelkronen erfolgen (Abb. 41-24).
Entscheidend für die Auswahl der Verallkerungselemente ist, wel h F
Aufwand gewünscht wird, welcher Stellenwert den Aspekten wie Qua lität
der Verankerung, Hygienefahigkeit, Platzbedarf und Kosten beigeme n
wird. Aus biomechanischen Gründen sollten weniger als drei Implantat
im Unterkiefer nicht starr etwa über Steggeschiebe oder Doppelkronen mit
der Suprakonstruktion verankert werden , da es aufgrund der Einsell.kum!
des di talen Prothesensattels dann zu Überlastungen und daraus re u ~
tierenden Komplikationen kommen kann. Statt dessen sollten b . i _
Implantaten Verankerungselemente gewählt werden, die ein Ein enk n
des Prothesensattels erlauben, wie mit Magneten, Kugelkopfverbindun ... n.
Steggelenken oder Doppelkronen mit Spielpassung.
In einer prospektiven klinischen Studie mit zwei interforaminal
Implantaten im Unterkiefer war nach 10 Jahren kein Unter chi d zwi-
schen Steggelenk, Kugelkopfund Magneten bezüglich der Überleben rat
der implantate nachweisbar (Naert et a1. 2004). Die Kugelköpfe er-
Kapitel 41 gaben allerdings beste Retention der Deckprothesen , die gering t n
Weichgewebsprobleme und die höchste Patientenzufriedenheit, Magnet
wiesen am wenigsten Komfort für die Patienten auf. Eine neuere kli ni-
sche Studie zeigt, dass möglicherweise im Unterkiefer auch chon Z'I i
Implantate für di e Verankerung mit Doppelkronen ausreichend ind
(Krennmair et al. 2006).
Wenn die finanziellen Verhältnisse eines Patienten aber Ib t
die Verwendung von zwei Implantaten nicht erlauben, kann auch
die V rwendung eines mittigen Einzelzahnimplantates im zahnlo en
Unterkiefer erwogen werden (Krennmair und Ulm 2001; WolfGI'! t at.
2007' Walton et al. 2009). Diese Versorgungsalternative kannjedocl1 n h
nicht als langfi:istig wissen chaftlich abgesichert angesehen werden.
Wird der zahnlose Unterkieferkiefer mit 4-5 Implantaten versorgt, kön-
nen individuell gefräste Steggeschiebe mit und ohne distale E ten i n
oder Doppelkronensysteme ohne Spielpassung zur starren Verankerun ....
einer abnehmbaren Suprakonstruktion einge etzt werden . Hierbei wird
der überwiegende Anteil der Kaukräfte über die Implantate in phy iol -
giseher Weise direkt auf dem Kieferknochen übertragen . Die kJa i h ·
957

Lokalisation von vier Unterkiefer-Implantaten ist in Regio der s itlichen


Unterkieferschneidezäbne und der ersten Prämolaren.
Jn jedem Fall wird die Einarbeitung einer Gerüstverstärkung in di ab-
nehmbare Prothese empfohlen, auch wenn es sich um eine Deckprothese in
Fonn einer Totalprothese handelt, da ansonsten auf Grund der Schwächung
der Prothesenbasis im Bereich der Implantate bzw. der Verankerung lemente
die Gefahr einer Fraktur der Prothesenbasis sehr groß ist.

Festsitzende Restaurationen
uf 5- 6 günstig positionierten Implantaten im Unterkiefer kann auch eine
rein imp]antat-getragene Extensions brücke eingegliedert werden. Liegt
bereits eine fortgeschrittene Atroph ie des Alveolarfortsatzes or mu indi-
viduell ent chieden werden, ob die Ersatzzähne im Sinne ei nes parodontal
"orgeschäd igten Gebisses mit verlängerten klinischen Kronen ge taltt
we rden oder aber ob der Kammdefekt mit rosafarbenen Keramikmassen
au geglichen wird. Frühere Brückenkonstruktionen ("Schwedenbrücke'
"Hochwasser-Design"), bei denen die metallischen Abutments frei in
die Mundhöhle ragten und die Basis der Suprakonstruktion einen großen
Abs tand (5-7 mm) von der Gingiva aufwies, werden heute aufgrund äs-
theti scher und funktionell-hygienischer Probleme in der Regel nicht mehr
angewendet.

Ausgeprägte Atrophie
Im Falle einer ausgeprägten Unterkieferatrophie ist es häufi g jedoch funk-
tionell und ästhetisch günstiger, an Stelle einer festsitzenden bedingt ab-
nehmbaren Suprakonstruktion e ine herausnehmbare D eckprothese über
teggeschiebe oder Doppelkronen zu verankern, da die Deckprothese die
du rch die Atrophie verloren gegangenen Alveolarfortsatzab chnitte mit
ersetzen kann, ohne die Hygienefähigkeit zu beeinträchtigen. Durch die
be ere Stützung der Weichgewe be mittels Deckprothe e kann in sol -
chem Fällen die funktionelle Rehabilitation erfolgreicher sein als durch
eine festsitzende Suprakonstruktion, bei der aus hygienischen Gründen
die chleim haut nicbt so stark abgedeckt werden kann. Erlaubt di in- Kapitel 41.
di iduelle Patientensituation sowo hl die A nfertigu ng e iner abnehmbaren
Deckprothe e als auch die iner festsitzenden Brückenkonstruktion, ollt
der Patient die Entscheidun g treffen am besten nach Austestung mittel
einer einfachen provisorischen Arbeit, da Studien gezeigt hab n da
Patienten unterschiedliche Präferenzen haben (Feine et al. 1994).

41.5..4.2 Zahnloser Oberkiefer


Abnehmbare Restaurationen
Im Oberkiefer sind aufgrund der sch lechteren Knochenqualität und de er-
gleichsweise eher geringeren Knochenangebotes mindestens 4 Implantate
zur Lagestabi li ierung einer herausnehmbaren Prothese notwendi g. Di e
werden in der Regel primär verb lockt, um Schubbelastungen durch den
Zahner atz g leichmäßig zu verteilen. Wenn bei ausgeprägter Atrophie l1ur
relativ kurze Implantate verankert werden können, sind bis zu 6 Implantate
bei herausnehmbarem Zahnersatz indiziert. Ab 6 Oberkieferimplantaten er-
schein t auch eine sekundäre Verblockung über Doppelkronen mögli h u
ein, obwohl auch hier noch Langzeitstudien ausstehen. Es gibt bisher keine
958 Einführung in di e dentale Implantol gi

klinischen tudien, die eine akzeptable Bewälmmg von Ver orgung n d


zahnlosen Oberkiefers mit weniger als 4 Implantaten nachge ie n hät-
ten. In einer klinischen Pilotstudie mit DoppeLkronen auf zwei Implantat n
in der Eckzahnregion de zahnlosen Oberkiefers lag die Überleb n rat
nach einer Beobachtungzeit von etwa 2 Jahren unter 50 %, 0 das di r
Versorgungsmethode abzulehnen ist (Weng und Richter 2007). ach 5 Jahren
lag die Überlebensrate der Implantate bei nur noch 39 % (Richter und K I7 'pp
20 10). Oberkieferversorgungen mit weniger als 4 Implantaten sind auch .
anderen Verankerungse1ementen als experimentell einzustufen.
Auch im zahnlosen Oberkiefer wird analog zum zahnlosen Unterki fi r
in jedem Fall die Einarbeitung einer Gerüstverstärkung in die abnehmbare
Prothese empfohlen.

Pe t itzende Restaurationen
Für eine festsitzende Brückenversorgung werden im Oberkiefer 6-8 Implan-
tate empfohlen. Für den vollständigen Ersatz aller Oberkieferzähn i t b i
einer geringgradigenAtrophie des Alveolrufortsatzes eine Suprakonstrukti n
im Sinne einer bedingt abnehmbaren Brückenkonstruktion indiz i rt. Für
die Verankerung einer derartigen Suprakonstruktion sind nach allgemein m
Konsens 6 bis 8 Implantate in der Region der mittleren Schneidezähn . d r
Eckzähne, der Prämolaren sowie der endständigen Molaren erforderli h.
Wenn lediglich die Zahnkronen ersetzt werden müssen wird üblich 1"\ i
eine Suprakonstruktion mit einem Metallgerüst und Keramik erblendUn!:!
eingesetzt. Eine Gestaltung mit einem Metallgerüst und aufpolymeri i rt n
Kunststoffzähnen erscheint aus ästhetischen und funktionellen Gründen w -
niger vorteilhaft.

Ausgeprägte Atrophie
Die Ansprüche im Hinblick auf Ästhetik und Phonetik einer Oberkief r-
versorgung sind wesentlich höher als im Unterkiefer. Deshalb mu in d r
präimplantologischen Planung mittels eines Wax-up und Set-up die ang -
strebte prothetische Versorgung erarbeitet werden, um dann die proth ti h
Kapitel 41 korrekte Implantatposition dreidimensional festzulegen. Eine fest itzeIlld .
Komplettversorgung i t im Oberkiefer extrem anspruchsvoll und kommt
vor allem bei leichteren bis mittelschweren Atrophiegraden in Betracht. In
Fällen schwerer und extremer Atrophie müssen die fehlenden Hart· und
Weichgewebe prothetisch ersetzt werden, um eine b :Eriedigende .. th tik
und Phonetik zu erzielen (s . auch Kap. 43.1.3). Dabei bewähr n i ba -
nehmbare Deckprothesen besser als festsitzende Brücken, bei denen di.
fehlenden Zähnen mit erheblich verlängerten klinischen Kronen r tz
werden und häufig ästhetische und phonetische Probleme auftreten .
Besteht ein Patient trotz Vorliegen einer ausgeprägten Atrophi auf i.-
ner festsitzenden Versorgung, sollten augmentative Maßnahmen erwog n
werden, wobei sowohl Auflagerungs- als auch Einlagerungsosteopla tik n
geeign t ein können. Eine festsitzende Versorgung sollte immer mitt.\
eines einfachen Kunststoffprovisoriums ausgetestet werden, denn in i-
ner klinischen Studie konnte gezeigt werden , dass sich nach Prob tragn
von festsitzenden und abnehmbaren Oberkieferrestaurationen nur 0 %
der Patienten für die festsitzende Lösung, aber 70 % für die abnehmbare
Deckprothese entschieden (Heydecke et a1. 2003).
l
er orgungskonzepte 959

41.5.4.3 Wahl der optimalen Verbindungs- und Verankerungsele-


mente bei abnehmbarem Zahnersatz im zahnlosen Kiefer
Bei der Beurteilung der Eigenschaften der verschiedenen Verb indung - lind
Verankerungselemente müssen gleichzeitig die Zah l und die Verteilung d r
Jmplantate und die Steifi gkeit der Suprastruktur mit berücksichtigt werden.
Je niedriger die (mplantatza hl und deren Belastbarkeit desto eher ollten
Verbindungselemente mi t mehreren Freiheitsgraden gewäh lt werden v ie
z. B. Steggelenke, Kugelköpfe und Magnete, die gleichzeitig relat iv ge-
ringe Biegemomente aufweisen (Heckmann et a1. 2001 ; Merie ke-Stern
et a1. ) 996). Stege sind zusätzl ich besser in der Lage, auftretende Kräfte
zwi ehen den durch den Steg primär verblockten Implantaten zu vertei len.
teggeschiebe und Doppelkronen , die eine kraftschlüssige Verbindung zur
Prothese herstellen sollten nur verwendet werden, wenn minde tens 3-4
Im plantate vorhanden sind, da sonst grenzweltig hohe Biegemom nte auf
die Imp]antate übertragen werden . Doppelkronen mi t Spielpass ung hin-
gegen übertragen B elastungen, die den anderen Verbindungselementen
mit mehreren Freiheitsgraden entsprechen (Heckmann et al. 2001 . Da
Doppelkronen mit Spielpassung keine guten retentiven Eigen chaften auf-
weisen , ist ihr Vorte il gegenüber Kugelköpfen oder Steggelenken aber
unklar. D ie empfohlene Versorgun gsform in Abhängigkeit von der Anzahl
der gesetzten ] mplantate im U nterkiefer lind Oberkiefer kann wiefolgt
zusammengefasst werden:

Empfo hlen e Zahl von Implantaten und Versorgungsform im Unterkiefer


• 1 mjttiges Implantat (Deckprothese mit Kugelkopf, ozia ll ö un g)
• 2 Implantate (Deckprothese mit K uge lköpfen Steggelenk Magn ten)
• 4 Implantate (Proth ese mi t Kugelköpfen , Steggeschieben Doppel-
kronen)
• 5-6 Implantate (festsitzende Brücke)
Empfohle n e Zahl von Implantaten und Ver orgungsform im Oberkiefer
• 41mplantate (Deckprothese mi t Kugelköpfen, Steggeschieben)
• 6 Implantate (Prothese mit Steggeschi eben, Doppelkronen)
• (6-) Implantate (festsitzende oder abnehmbare Brücken) Kapitel 41
41.5.4.4 Labortechnische Aspekte der Verbindungs- und
Verankerungselemente bei abnehmbarem Za hn ersatz im
zahnlosen Kiefer
für die prothetische Planung müssen folgende Punkte z\ ischen Zahn arzt
und Zahntech ni ker im Vorfeld abgesprochen werden:
• Solle n A bformläffel mit okklusalen Öffnungen zum Umspritzen der
Übertragungsteile hergestellt werden?
• Wie groß soll die Ausdehnung (mil oder ohne Riickenschutzplatte f ür
die E~ a tzzähne) des Jlerstärkungsgerü ts ein ?
Welch es Okklusionskonzept ist anzuwenden?
• Aus welc h en Materialien sollen die Prothesenzähne ein .
• Aus welc h em Material soll die Prothesenbasis bestehen?
• Soll e ine Individualisierung der Prothe ·enzähne durchgejühr/ werden?
• Soll e ine Individualisierung der Prothesenbasis dur hgeführt werden.
• Zu welch em Zeitpunkt sollen die Matrizen in die Proth s nb Isis inte-
griert w e rden ?
960

• Soll in das Ankersystem eine Resilienz eingearbeitet werden?

Man un terschei det vier Arten von Verankerungselementen die im zahnlo-


en Kiefer eine Ve rankerung e iner Hybridprothese ermögli chen:
• Druckknopf (Knopfanker)
• teggeschiebe oder -gelenk (Steganker)
• Doppelkronen
• Magnetische Retentionen

Druckknopf
Die Vorteile de Knopfankersystems bestehen in ei ner besser n Bi -
kompat ibilität (Titan legierun g oder Reintitan) einer leichteren Handhabung
durch den Zahntechni ker und in den geringeren Kosten. Di za hnt . hni h
Herstellung einer knopfretinierten Prothese ähnelt dem herkömml i h n
Herstellung v rfa hren einer Totalprothese. Bei der Abformung wird in
Ü bertragungs anker in die Abformmasse integriert. Dadurch wird ermög-
licht, da sein Arbeitsmodell mit Modellimplantaten hergestellt, erd n
kann. Auf diesem Arbeitsmodell wird die Registrierschablone mit eing ar-
beiteten Matrizen passend zu m Kugelanker fü r die Registratur herge t Ih.
Di e Regi trierung erfo lgt bereits unter Abstützung der Registrierschablon
auf den Implantaten. achdem di e Arbeitsmodelle schädelbezüglich und
mit der intraoralen Stützstiftmethod e einartiku li ert worden si nd beginnt
di Zahnaufstellu ng in Wachs . Prothesenzähne aus Keramik hab n i h
wegen ihrer Abras ions- und Farbbeständigkeit owie der Möglichk it zur
dau erhaften Indiv idualisierung bewäh rt. Nach erfo lgreicher Wach anpro
wird mit Hil fe der Mode llgusstechnik eine Metallverstärkung f!Jir di
Prothesenbasis herge tellt. Da Meta llgeIÜst wird bei der Umsetzung d r
Wachsaufstellung in Kunst toffaufdemModell in der Küvette po ition i rt.
Im Zuge der Fertig teil ung ist die Verwendung von lntensi ma n zur
farblichen Gestaltung der Prothesenbasis möglich . Das E inpolymeri i r n
der Matrizen in die Prothe e ka nn bereits bei der Fertigstellung in der
Küvette oder auch mit Hilfe von Kaltpolymerisat erst nachträglich auf d m
Kapitel 41 Modell oder im Mund des Patienten erfo lgen.

S/eggeschiebe oder -gelenk


Die Stege unter cheiden sich im Wesentlichen durch ihre un ter ch ied lich n
Profi le, welche auf die zahntechni sche Herstellung kei nen we entli h n
Ei nflu s nehmen. Die Anfertigu ng von partiellen Steggeschieb n k mml
nur bei implantatgetragenen Deckprothesen mit drei und mehr Implantaten
zur Anwendun g. Di ese Konstruktionen auf ei nem parallelen Steg ind r in
imp lantatgetragen. Sie kön nen abnehmbar und bedingt ab nehmbar e> -
staltet werd en. Stege mit einem runde n oder eifölmigen Profil \ erden in
ituationen mit zwei Imp lantaten verwendet, die in der Region der ehema-
li gen Unterki efi r- Eckzähne impl antiert werden. Der Steg muss in di 1'1
Fäll en para llel zur Schamierachse li egen. Um den Steg (S teggelenk) nl-
steht e ine Rotationsachse. Daher sind diese Konstruktionen implantat- und
schleimhautgetrage n. Bezüglich der Herste llung von Stegkon trukti n n
auf Implantaten unterscheidet man folgend e Techniken:
• vo rgefertigte Teilen au einer Goldlegierung (Dolder-St g. Degud nt.
D-Hanau)
er orgungskonzepte 961

• individuell gegossene Stege aus einer Legierung


• gefräste/ geschliffene Stege aus einem Materialblock (Legierungen
O'Xi dkeramiken)

Doppe /kronen
Eine Indikation für herausnehmbaren Zahnersatz mit Doppelkronen
i t der zahnlose, mit Implantaten versorgte Kiefer. Doppelk:ronen stel-
len insbesondere in der Gerioprothetik eine einfach zu handhabende
Kon truktion dar, die jedoch besondere Anforderungen erfüllen muss. Die
Präzisionsanforderungen von weitspannigen Gerüsten mit Doppelkronen
nordern zeitintensive zahntechnische und klinische Arbeitsschritte. Hierzu
sind fur eine rein implantatgetragene Lösung mindestens vier Implantate
erforderI ich. Je nach Ausdelm ung der rosafarbenen Basis handelt es si h um
eine gesch lossene Gestaltung und Abdeckung der Schleimhaut mit einem ro-
safarbenen Schil.d oderum eine offene, reduzierte Gestaltung in Form einer
Brück e. D i,e Primärteile (Konus oder Teleskop) können individuell model-
liert und gegossen oder über eine Bearbeitung (Fräsen) von vorgefertigten
Tei len aus Gold, Keramik oder Titan angefertigt werden. Die hergestellten
Primärkomponenten erhalten wie in der konventionellen herausnehmba-
ren Prothetik aufZahnpfeilem eine einheitliche Einschubrichtung rur die
Aufnahme der verblockten Sekundärteile in der Prothese bzw. Brücke. Di
Sekundärteile werden durch Fügen mit einem gegossenen Gerü t verbun-
den. Als Gerustmaterial eignet sich besonders gut eine ichtedeLmetall-
Legmerung (NEM) wegen des hohen Elastizitätsmoduls und der damit
einhergehenden hohen Stabilität. Die Verblendungen dieser abnehmbaren
Konstruktionen werden mit vorfabrizierten Prothesenzähnen aus Kunststoff
oder durch individuelles Aufschichten mit Komposit durchgeführt. Der
rosafaibene Anteil bei einer geschlossenen Gestaltung wird anschließend
mit einem Polymerisat ergänzt. Bezüglich der Gestaltung und Herstellung
muss ein besonderes Augenmerk auf die stabile Verbindung zwischen
Sekundärtdl und Gerüst gelegt werden, um technische Misserfolge zu
enneiden. Eine Besonderheit beim Umsetzen der Pfosten vom Modell in
den Mund besteht darin, dass die lmplantatpfosten in exakter Position um- KapiteE 4L
ge etzt werden müssen. Dies setzt bei der Verbindung zwischen Implantat
und Pfosten eine exakte Passgenauigkeit voraus. Bei Implantatsystemen
mit einer nicht-positionssicheren Pfosten-Implantatverbindung führt diese
Vorgehen zu Problemen in der Gesamtpassung der Arbeit.

Doppe lkronenkonstruktion mit Sekundärteilen aus Galvano-Gold. 0-


wohl die Kombination von metallischen als auch von keramischen Primär-
teilen auf Implantaten mit galvanischen Sekundärkronen wurde in der
Literatur beschrieben (Weiglund Kleutges 1999). Im Falle der volIkera-
mischen Primärteile liegt der Vorteil in einer guten Gewebefreundlichkeit
Härte und Korrosiol1sbeständigkeit. Hierzu werden zur Her t Ilung der
Pri märteile Abutments (Aufbauten bzw. Distanzhülsen) aus hochfest r
Zi rkonoxidkeramik auf die Implantate gesetzt. Diee akte Geometrie der
Außenkontur der vollkeramischen Innenkonusse wird durch Be chI ifi n
mit Korundpapier mit Hilfe eines speziellen Schleifgerät (TKS 50 I,
Hafner, D-Pforzheim) hergestellt und ersetzt das konventionell Frä n
von me tallenen Primärkronen. Man erreicht somit eine Außenkontur mit
-
962 infiihrung in die dentale Implantologi

hochwertiger Oberfläche der vollkeram ischen Primärkrone (Pfo ten) und


der kramischen Distanzhülsen auf den Implantaten unter gleichzeitig r
defin ierter Ei nstellung des Konu winkels von 1- 2 Grad.
Die nächste Stufe im Verfahrensablauf ist die Herstellung der un~
därkronen. Ein Galvanokäppchen aus Feingold wird durch dir kt
Aufga lvan isieren auf das Primärteil hergestellt (s. Kap. 24.2.2). Übl ih r~
weise wird dann über ei ne Dublierung das Metallgerüst zur Verbindung
der Sekundärteile hergestellt und die Gal anokäppchen könnten labor~
seits eingeklebt werden. Um jedoch zu ei ner einwandfreien intraoral n
Passung zu gelangen, wird empfohlen das Metallgerüst intraoral mit d n
Galvanokäppchen zu verkleben. Diese Fügetechnik gewälu'lei tet in n
absolut pas iven Sitz auf den Implantatpfeilern.
Aus dieser Verfahrensweise erwächst ein tlibologisches S stern mi!
der Werkstoffpaarung Keramik/Feingold sowie einem Verbindung g rü t.
Weigl und Lauer (2000) kOlmten anhand von 32 Patientenfdllen di im
Durchschnitt nach 27,6 Monaten nachuntersucht wurden, die Taugh. hk in
dieses prothetischen Konzepts zeigen, der Nachweis derLangzeitbewährung
steht allerd ings noch aus. Die Abzugskräfte der Doppelkronen können üb r
den beobachteten Zeitraum als konstant angenommen werden. Schwäch t
Glied in der Kette bezüglich der Stabilität ist die konische Primärkr n
(Pfo ten) aus Keramik.

Magn etische Retentionen


DerklinischeEinsatz von Magneten als Halteelement bei implantatretini n: n
Hybridprothesen ist seit einigen Jahren anhand von zahlreichen Fallb i pi I n
dokumentielt (Wirlz et a1. 2001). Hierbei liegt die bevorzugte Indikation fur
eine Prothese auf zwei Implantaten im Unterkiefer. Kritischer Punkt bei d r
Verwendung von Magneten ist die Lösl ichkeit und Korrosionsanfäll igkeit d r
verwendeten Magneten bei Lagerung in der Mundhöhle. Ein System (te ' -
System-Technik, D~Hamburg) löst dieses Problem durch die Lagerung d
Magneten in einem dichten Titangehäuse. Diese Magneten sind pa nd
zu allen gängigen Implantatsystemen lieferbar und kÖlmen auf die n b
Kapitel 41 fe tigt werden. Die prothetische und zahntechnische Vorgehens, ei wird
wie bei der Verwendung einer Hybridprothese mit Druckkl1öpfl n dur h.-:> ~
fUhrt. Hierbei wird ebenfalls die Indikation ei nes Meta llgerüste (NE ~ zur
Venneidung von Frakturen der Prothese empfo hlen .

Die jeweilige Herstellungstechnik und das entsprechende Material ag n


nichts über die Form (Gesch iebe oder Gelenk) der Steges aus. Die Form
de tegs richtet sich nach der klinischen Situation und nicht nach d r
Herstel lungstechn ik.

Der vorgefertigte G01dsteg.AlsArbeüsllnteriage fur al le Stegarbeiten \J ird


ein Arbeitsmodell mit entsprechenden Pfostenreplikaten angefeltigt. uf
diese wird ein passender Goldzylinder aufgesetzt. Als A uswahlkrit rillm
für einen Pfosten spielen dessen Größe und die Größe des Goldzylinde
die Hauptrolle. Es ist zu berücksichtigen, dass in die Prothese eine Matriz
(Reiter) integrielt werden muss. Diese Matrizen können owohL int ili e
in individuell kürzbaren Stegen oder auch als kleine Einheiten lief! r ar
sein. Die vorgefertigten Goldstege werden so gekürzt, dass sie genau z, i~
963

ehen die Goldzylinder passen. Anschließend werden sie durch Lötung


an den Zylindern befestigt. Bei diesem Arbeitsgang ist das pannungs-
reie Fügen der drei Teile sehr wichtig, um ein späteres Überlasten ein-
zelner Komponenten (Pfosten, Schrauben, Implantate Steg) zu verhin-
dern . Die Fixierung der einzelnen Teile aneinander kann mittels Kunststoff
oder durch vorgängiges Punktschweißen durchgeführt werden . Bei der
Fix ierung mit Kunststoffmuss ein Löteinbettmassemodell hergestellt wer-
den. Dies kann mit Hilfe von Lötreplikas, die an den Goldzylindem befe -
tigt werden, erfolgen. Bei Fixierung der zusammenzufügenden Teile mit-
tel Punktschweißen kann ohne Löteinbettmasse eine Lötung durchgeführt
werden, Dieses Vorgehen eignet sich nicht für Stegextensionen, da dies an
der Lötstel.le zu schwach sind und fi'akturieren.

Der individuell gegossene Steg. Der vorgefertigte ausbrennbare Kun t-


stoffsteg wird auf die entsprechende Länge gekürzt und zwischen die
Goldzylinder mit ausbrennbarem Kunststoff fixiert. Dabei ist darau f zu
achten, dass die Goldzylinder vollständig mit gegossener Legierung UIU-
mantelt werden, um eine ausreichende körperliche Fassung zusätzlich zur
Diffusion zu erreichen. An jeder KontaktsteIle zu den Zylindern wird ein
Gu skanal befestigt und nach dem Einbetten in einer Legierung gego en.

Gefräste/geschliffene Stege. Eine maschinen gestützte Möglichkeit Steg


aus Materialblöcken herauszuarbeiten, ist die Herstellung mittels CAD/
CAM- Technologie (Strub und Witkowski 2009). Hierbei wird der zu er teI-
lende Steg über eine Softv,.'arekonstruktion am Bildscbirm erstellt und dann
mittels Fräsen bzw. Schleifen aus Materialblöcken herausgearbeitet. AI
rientierung für die Kontur, Ausdehnung und Ausrichtung des Stegs i t in
jedem Fall eine diagnostische Zahnaufstellung erforderlich. Die aktuellen
Softwareprogramme arbeiten nach zwei Grundprinzipien:
I. Der zu erstellende Steg wird in seiner gewünschten Form modelliert.
Das Arbeitsmodell mit den integrierten Modellimplantaten (Analoge)
und die Wachsmodellation werden jeweils eingescannt. Die Flächen
de r Modellation werden dann zurückgefLihrt in einen dreidimensionalen Kapitel 41
Datensatz und über eine Maschine aus einem Materialblock herausge-
arbeitet.
2. Da Arbeitsmodell mit den integrierten Modellimplantaten (Analoge)
und die Zahnaufstellung der Diagnostik erden jeweils einge cannt. Da
Softwareprogramm kann die bei den Datensätze "übereinanderJeg n"
bzw. vereinigen und den Steg konstruieren. Das Modell und die virtuelle
Zahnaufstellung geben die nötige Orientierung für das Design des Steg .

Dieses digitalgestützte Vorgehen verzichtet auf die konventionelle


Gusstechnik und eliminiert so die Herstellungsproblematik, die die-
er Labortecbnik eigen ist. Die CAD/CAM-hergestellten Stege üb r-
zeugen durch ihre exzellente Passgenauigkeit, die lediglich von der
Genauigkeit der Abformung und der Modellherstellung abhäng ig ist.
Die e wird von verschiedenen Implantatherstellern oder Laboren als
Dien tleistung angeboten. Die bevorzugten Werkstoffe ind hierfür Titan
un d ichtedelmetalllegierungen. Experimentell werden auch Stege aus
Zirkonoxidkeramik hergestellt.
9 4

Matr izen. fü r Steggelenke. Die Matrizen (Reit r) fur orgefertigt


werden pa end zu den einz In n tegen und den speziellen Pr fit t1 g -
liefert. Die e ind ntweder au einer hochgoldhaltigen L gi rung g-
zogen Materia l) gefertigt und omit aktivierbar oder au flexibl n
Kun t toffteilen. Die Matrizen sind entweder in Stangenform zur indivi-
duell n Kürzung lieferbar oder werden bereits als kleine egment h r-
g teilt. n der gego nen Obers it der tegmatrize befindet ich in
an die Matrize b fe tigte Retention an der der St g in die Proth in-
gearb itet wird. Beim Integrieren (Ei npolymeri ieren) de Stege in di
Prothese be teht wie bei einigen Knopfanke rsystemen die Möglichk il.
ei.ne Re ilienz in die Kon truktion einzuarbe iten . Bei einigen y t m TI
könn n die Matrizen aus einem flexiblen Kunststoffmaterial ein ari
oft Steg Bredent, D - enden). Die e sind nicht akti ierbar ondern w r-
den bei nachlas ender Retention ausgetau eht. Die Matrizen v erd n in
unter chiedlichen Retention stärken (farb li ehe nte r cheidung) geli fi n.
ie itzen über eine retenti e Schnappwirkung in den Retention n d r
Deckprothese. Die Deckprothe e erhält elbstver tändlich eine geg
Gerü tver tärkung.

Ma trize fü r Stegge chiebe mit Sekund ä r teil. Im Gegen atz zur int g-
rierten Matrize im Steggelenk wird hierbei der Steg noch zusätzlich ·t-
I.i.ch mit einen tarren Sekundärteil gefasst, um Rotation bewegung n zu
erhind ffi . Die starre Verbindung entsteht nicht durch da Halt eIern nt
(Matrize) sondern durch ein eng itzendes Sekundärteil, welche am t 0
itzt. Die e tege sind hierzu parallel (0 Grad Se itenfläche, Stegge chi b
und können 0 Bewegungen der Prothese öllig verhindern und die Kräft
direkt auf die Implantate übertragen. Um neben der frikativen Wirkun~
der Stegkonstruktion eine retentive Wirkung zu erreichen, i t in j m
Fall das Integrieren eine Halteelements (Matrize) angezeigt. Dies könn n
a uch RiegeLkon truktionen ein . Da das SekundäL1eil aus einem talJTen
Material gefertigt i t, kann es nicht akt iviert werden. Da Sekundärt il>; ird
Kapitel 41 b i die em Vorgehen individuell au Modelli erkun t toff modelli rt. mit
Retentionen versehen (fur vorgefertigte Prothesenzähne oder fuf indivi-
du lle Verblendungen) und gegos en. Dieses Sekundärteil wird dann n h
dem ufpa en auf den teg verblendet.

41.6 Übergeordnete biomechanische


Aspekte

41.6.1 Überbelastung von Implantaten


Mit Mi serfo lgen aus biomechani hen Gründen j t zu rec hn -n, \ nn
die physiologischen oder materialspez ifischen Bela tung grenz n üb r-
chritten werden (Szmukler-Moncler et al. 2000 ; Jsidor 1997; Ran '1'1
F

Cbergeordnete biomechanische Aspekte 965

e al. 1995), wobei Krafthöhe und Zeitdauer der Einwirkung eine Rolle
pielen. Ein typisches Beispiel einer Überbelastung ist die bind g webige
Einheilung des Implantates aufgrund von Mikrobewegungen die in der
Einheilphase auftreten, wobei Mikrobewegungen bis zu 50 ~m toleriel1 zu
", erden scheinen (Szmukler-Moncler et al. 2000). Aber auch nach erfolg-
reicher Osseointegration eines Implantates kann es durch Mikrofrakturn
an der Implan tat-Knochen-Kontaktfläche oder durch E inbrüche entlang de r
Implantate zu einem Verlust der Osseointegration kommen (Duyck t al.
200 I). Darüber hinaus können Lockerungen von Schraubenverbindungen
owie Frakturen von Schrauben oder auch Imp lantaten auftreten
(Steinebrunner et a1. 2005) .
Die max imnalen Kaukräfte betragen im Frontzahnber ich a. 250
lind im Serutenzahnbereich zwischen 500 und 750 (Körber und Ludwig
19 3), wobei Männer in der Regel höhere Kaukräfte als Frauen aufwei en.
Die e maxjmalen Kaukräfte als auch mögliche Parafunktionen fuhren zu
\'ertikal und horizontal wirkenden Kräften, die neben der Ax ialbelasrung
auch aJs Biegemomente auftreten. Diese Kräfte erzeugen durch 0 hnung
und. Stauchung Spannungsgradienten im Implantat-Abuttnent-System wld
im angrenzenden Knochen.
Die physiologischen Kaukräfte, die beim Zerkleinern on ahrung
typischer Weise auftreten, sind mit 20- 70 N in der Regel glücklicherwei e
deutlich geringer (BOles et al. 1976; De Boever et al. 1978). llerding
werden s ie stark vom Kaugut beeinflusst und betrugen z. B. b im Kaue n
n m Gummibärehen bi s zu 280 N im Seitenzahnbereich (Morneburg und
Prosche /2003). Die dabei gleichzeitig gemessenen Biegemomente reich-
ten bis zu 27 NCID .
Die vom Patienten ausgeübten Kaukräfte selbst sind nicht dauerhaft zu
einflussen. In der E inheilphase so llte allerdings der Patient aufgeford rt
werden. v orübergehend nur weiche Nahrung zu sich zu nehmen um z. B.
im FaUe von Sofortbelastungen die einwirkenden Kräfte zu begrenzen.
Schädliche Habits können durch Selbstbeobachtung und Selbstkontrolle
de Patienten teHweise reduziert werden. Bei nächtlicher Aktivität im in ne
!Ion Kn]T eben und Pressen, sollte eine Aufbissschiene empfohlen we rd n. ,a.pHel 41
An onsten sind Belastungen in physiologischen Grenzen al erwünscht
anzusehen, da nur eine funktionelle Beanspruchung de Knoch n d n
bbau verhi ndert und zur Verdichtung des beanspruchten Knoc hen in d r
Umgebung der Implantate fUhrt. Die einwirkenden Kräfte dürfen a lso nur
nicht zu einer Überbelastung des Knochens führen.
Die letztlich einwirkenden Kräfte werden von vielen Parametern be-
einflusst, z .. B. von Implantatlänge, Implantatzahl Implantatdurchme e r,
Implantatform. Verhältnis Impl antat-Kronen länge Verblockung on
Impla ntaten bzw. Implantaten und Zähnen, Größe und Richtung der 111-
geleiteten Kraft, vorhandenen Extensionen einem spannun gsfreien itz
der uprakonstuktion, der Gestaltung der Kauflächen und der 11 der
Verankerung - und Verbindungselemente.
M it den Komplikationen bei der Therapie mit zahnärztlich n Implan-
taten beschäftigte sich eine Literaturübersicht, die di e klinischen tudien
der Jahr,e 1981 bis 2001 zusammenfasste (Goodacre et al. 2003). ie
z jgte auf, dass die Rate von Abutment-Schraubenlockerungen und/ de r
chraubenfrakturen der untersuchtenimplantatrestaurationen schon nach
966 Ei nführung in die d ntale lmpl ant I

ei ner klini ehen Beobachtung zeit von nur drei Jahren bi zu 4 - %


trug. Ei.n Unter chied in der Inzidenz der Komplikation konnte b zügli h
der rt der Re tauration fe tge teilt werden. Die höchsten durch hn]lt-
lichen chraubenlockerungs- und Schraub nfrakturrat n fand man b i
inz Izahnimplantaten , gefolgt von herausnehmbaren Pr the n und fi -
itzenden Brücken. Diese Angaben ze igen die offensichtlich deutli ch h"
here Belastung b i Einzelzahnrestaurationen a ls bei erblockten Brü n.
Daher setzen be on der zementierte Einzelkronen und B rücken in lang-
Fri tig tabile Implantat-Abutment- Verbindung oraus.
Biegemomente nt tehen vor allem wenn Kräfte außerhalb der nt r-
tützungszon de Implantate auftreten, wie die bei Okklu ion kontakt n
außerhalb de Implantatquerschnitts bei Eil1zelza]mimplantaten bZ\ . auß r-
halb d Unter tützung polygon bei mehreren verb lockt n Tmplantaten d _r
Fall i t. Besonders hohe Biegemomente treten bei Implantaten mit abgewin-
kelt n Aufbauteilen bzw. bei Implantaten auf, deren Achse deutlich n 0
zur Kauebene abweicht (Clelland et al. 1995). Auch in die en Fäll n kann di
Biegebela tung der Implantate durch eine polygonale ~ rblockung mitt 1
der uprakon truktion am besten ge enkt werden.
Bei der Planung inklinierter lmplantate mü sen die genannt n a h-
teil e gegen di e möglichen Vorteile abgewogen werden. Fall dur h di
Inklination ein deutlich besserer lmplantat-Knochenkontakt err i hr
wird und e ine polygonale Verblockung möglich ist, kann eine g zi It
Inklination der Implantate Ibst im Seitenzahnber ich ort ilhaft In
(Krekmanov et al. 2000).

41.6.2 Verblockung von Implantaten


Durch Verblockungen von imp lantatgetragenen Suprakonstruktion _n
werden owohl axiale, als auch extraaxiale Belastungen auf di v r-
blockten Implantate verteilt und so deren Belastung verring rt. Primä
y, rblockungen werden über Stege ver chraubte oder zern nli n
Kapitel. 41 Suprakon truktionen erzie lt, während sekun däre Verblockungen üb r
Doppelkronen , Druckknopfanker oder Magnete orgenommen, rd n
können. Die primär Verblockung ist stabi ler, während bei ekundä ren
Verblockungen die Hygienefahigkeit und die Erweiterun g fahigk it v r-
bes ert i t. Grundsätzlich könn n durch die Verb lockung on m hr al
drei Implantaten z u einem Unterstützungspo lygon extraaxiale B la tung n
redu ziert werden. Je mehr Implantate durch in ~ rblockun g mit inan r
verbunden werden, desto eher lassen ich ungünstige Kraft pitzen auf d m
einzelnen Implantat erhindem. In Finite-Element-Analysen vlUrd n b i
geeigneter Verb lockung Unter chiede fur die Knochenbela tung bi zu
1000 % errechnet (Kregzde 1993). Ei ne ~erblockung von Implantat n i t
dabe i um 0 effi ktiver je größer da Unt r tützung polygon i t. Dah r ind
linea re Verblockungen im e itenzahnb reich deutlich wen iger \ irkung -
vo ll als bogenförmige im Frontzah nbereich.
Bei d r Frage, ob mehrere neben inander . tehende lmplantat rnil
unverb lockte n oder erblockt n Kronen versorgt werden ollten , pi h
da Verhä ltni von Kron nläng zu osseointegrierter Implantatläng di
ent cheidende Rolle. Dabei g ilt folgende Fau tregel (Kir eh 199 : 1 I
967

da Verhältni von Kronenlänge zu Impla ntatlänge größe r bzw. gl i haI


O. (z. B. 8 mm Kronenlänge/ I 0 111m Im pl antatlänge) o llten die Kronen
mi teinander verblockt werden, während bei einem kleineren Verhältni
al 0, (z. B. 8 l11m Kronenlänge/ 13 mm Implantatlänge) unverblockte
Ei nzdzahnkronen angewendet werden können, was vie lfä ltige Vorteil hat
Her tellung, P assung, Reparatur, etc.).
Ein achtei! von Verblockungen gegen über unverb lockten Einzelzahn-
implantaten ist, d ass eine span nungsfreie Passung der Suprash'uktur chwie-
riger zu erzielen ist. Besonders bei versc hraubten Konstruktion n könn n
du rch Passungenauigkeiten erhebliche Kräfte auf die Implantate au geübt
~erd n (Watanabe eta!. 2000). Bei der Verschraubung von Brückengerü ten
mit Pa ungenauigke iten treten Zug- und Drucks pannun gen auf den
Impl antaten auf di e durch He be lw irku ngen verstärkt werden können.
~ issenschaftLich gesehen ist immer noch unklar, welche Spannung n
au f Dauer biologisch tolerielt werden und welch sich schädlich auf di
o eoi ntegration bzw. di e lmplantat-Abutment-Verbindung auswirken
(Ka/lu et a1. 1994). Trotzdem sollte durch entsp rechende Behandlung -
und Fertlgungsrnethoden die Herstellung spannungsfreier Gerü te chon
allein au prophylaktischen und fore nsischen Gründen ange trebt werden,
dam it durch schlecht passende Suprakonstruktionen nicht unnötige zu-
sätzl iche Bdastungsfaktoren eingefügt werden. Gleichzeitig ist auf ver-
blockten Implantat-Suprastrukturen ein spannungsfreier S itz we entlieh
sch wieriger zu erz ielen als auf natürlichen Pfeilerzähnen, da di e unbeweg-
lichen Implantate ge ringfügige herstell.ungsbedingte Di skrepanzen nicht
au gleichen können, wie dies be i der phys iologischen Zahnbeweglichk it
rulitü rlieher Pfeilerzähne der Fall ist.
Zur Vermeidung von Passungenauigkeiten bei großspannigen verblock-
ten Suprastru kturen wird vorgeschlagen , die Abforn1Ung mittel okklu al
offenem indivlduellen Löffel und intrao ral ve rblock ter Abformpfo ten
(mit Autopolymerisat, z. B. P attern Res in) durchzuführen (Assif et aL
1999 . Zusätzlich können durch das Verkleben von Komponenten in di .
Suprastruktur und das Zementieren im Mund Passungenauigkeiten und
dam it einhergehende Spannungen vermi eden werden (Stamm et al. I 9 . Ka pitel 41

41.7 OkkIusionskonzepte in der


Im.plantologie
Die Gestaltung der OkkJusalflächen so llte gemäß den Richtlinien der kon-
ven tionel len Prothetik erfo lge n. Schädliche po teriore Kontakte in d -
nami eher Okklusion sollten verm ieden werden . Anson t n b ruhen di
mpfehlungen zurOkkJ usion weitgehendauftheoreti ehen Erwägung 11 da
aussagekräftig klinische Studien zu Okklusionskonzepten bei Implantat n
kaum vo rliegen. Das verwendete Material für di e Okklusalflächengestaltung
scheint auch von untergeord neter Bedeutung zu sein, da in ei ner tier xpe-
rimentellen tud ie kein ig nifi kanter Unterschi ed zw i ehen der e taltung
der O kklusion in Kunststoff oder Keramik nachgewiesen W rden k nnt
(Hürze/er et a L 1995).
96

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Kapitel 41
973

42 Implantat-Werkstoffe
Jens Fischer, Wael Att, Jörg Rudolf Strub

Zahn. erlust kann zu einer Beeinträchtigung der Kauleistung der Ä th tik,


der Phonetik und der Lebensqualität führen. Der Ersatz verlorener Zähne
ist bei kleioeren Schaltlücken und einer ausreichenden Re tbezahnung mit
fe tsitzendem Zahnersatz möglich. Die bekannten achteile e iner Brücke
iod das notwendige Beschleifen der Pfeilerzähne und die e ing schränkt
Zugänglichkeit des Brückengliedes fü r die orale Hygiene. Größ r
cha ltlücken und Freiendsituationen können ohne Ein atz on Implantat n
Ilur mit festsitzend-herausnehmbarem oder berausnehmbarem Zahner atz
versorgt werden . Dann ist die orale Hygiene erleichtert, aber Patienten leh-
nen das Tragen von berausnehmbaren prothetischen Versorgungen häufig
ab da die Prothesen einerseits als Fremdkörper empfunden werden und
andererseits das Tragen einer Prothese mit einem fortgeschrittenen Alt r
a oziiert wird.
In diesem Umfeld haben sich die Implantate als zlIverlä ige Method
zur PfeilervermehrlIng etabliert, nachdem sich Ende des 20. Jahrhunderts
die geeigneten Materialien, Formen und Oberflächen herauskri tallisiert
haben.. Es ist vor allem zwei Pionieren zu verdanken, da eine wi sen-
schafUich solide Grundlage für di ese Aspekte gefunden und ein kli ni ches
Protokoll entwickelt wurde.
P-I. Brememark, Göteborg, beobachtete bei In-vivo- nter lIchung n
zur Knochenneubildung, dass Titankapse ln die er in die Fibula on
Kani nchen eingebracht hatte, um die Stadien der Knochenneubildung
XLI erfo1.gen, s i c h nach der Einheilung nicht mehr problemlos aus dem
Knochen entfernen ließen (Branemark et al. 1985). Er folgerte darau da
es eine innige Verbindun g zw ischen Knochen und Titanoberftäche gegeben
hatte, die' er später "Osseointegration" nannte. Er erkannte den utzen, Kapitel 42
den diese Beobachtung für die Zahnmedizin haben kön nte indem man an
Titan gefertigte Implantate an Ste ll e verlorener ZäJme einsetzen könnte.
A. Schroeder, Bem, konnte erstmals an entkalkten histologi ch n
Sch nitten zeigen, dass aus Titan gefertigte schraubenförmige ]mplantate
im menscbl.ichen K ieferknochen stabil einheilen und der Knochen direkt
an di.e ImpJantatoberfläche heranwächst (Schroeder et al. 1976).
Die Aufhängung der Zahnwurzel im Kieferknochen mit Parodontal-
fasern. lässt sich mit den uns heute bekannten Werkstoffen und Regene-
ration methoden nicht imitieren. Deshalb wird eine dichte Verbindung
zwischen Knochen und Implantatoberfläche im Sinne einer funktionellen
Ankylose angestrebt. Diese funktione lle Ankylose wird hute einheitlich
als Osseointegration bezeichnet und als funktionelle Verbindung zwi chen
lebendem Knochen und der Oberfläche eines belasteten Implantate ' defi-
niert.
974

42.1 Anforderungen an
Implantat-Werkstoffe
Die Funktion der Implantate be timmt die Grundanforderungen an di
Implantatmaterialien. Einer eit mü sen die verwendeten Materiali n in
au reichende ich erh itgegenüb r mechanischem Ver agen bi t n, aufd r
anderen eitemussdemGe, ebeeineOberflächeangebotem. erden, die in
dau rhafte knöcherne Einh ilung und einen guten Weichgew b ab hl u
beim Durchtritt durch die Muko a ermöglicht

42.1.1 Mechanische Eigenschaften


Die Festigkeit de implantates wird zum einen vom Material elb t b -
timmt zum anderen aber auch von der Form. Entscheidend ist da b i
B lastung wed r eine zu starke elastische VerfOlmung noch ein frühz iti e .
Ver agen durch Bruch erfolgt. Die Kaukräfte, die im Frontzahnberei h · i
90-370 (Paphangkorakit und Osborn 1997), im Seitenzahnber i h b i
etwa 400 (Hall und Lausmaa 2000) liegen , sollen über eine relativ t iD
Kon truktion in den Knochen weitergeleitet werden.

42.1.2 Gewebeverträglichkeit
Werk toffe, die langfristig im Organismus verbleiben und dort ihr Funkti n
törung frei ausüben ollen, müssen das Kriterium der Biokompatibilil"t
erfiillen (Osborn 1985). Voraus etzung ist ein primär inerte Verhalt n
Werkstoffe das heißt der Werkstoff darf während der Implantation z il
weder om Wirtsorganismus abgebaut werden, noch Material in Form \' n
Korrosion produkten frei etzen, damit keine pathologischen Reaktion n
ausgelö t werd n. Für die Implantatwerkstoffe gi lt zusätzli ch, da ein
Knochenappo ition an der Oberfläche induziert oder wenig ten geförd n
wird und di e Muko a sich an der Durchtritt teile traffum das Implantat
legt, um eine Diffu ionsbarriere gegen Mikroorgan ismen zu bilden.

Kapitel 42

42.2 Werkstoffe für dentale Implantate


Der heute bei weitem gebräuchlichste Werkstofffur Implantate i tTitan, da nt-
\ ederals so genanntes Reintitan oder auch in Foml von Legierung n ing
wird . Titanlegierung n bi ten gegenüber Reintitan eine höher m chani h
tabilität und werden de halb in besondere tur stark belastete Komp n nt n
wi chrauben und Aufbautei le verwendet. Titan und Titanlegienmgen ha n
ich über Jahrzehnte al Implantatmaterial bewählt und ind umfangr i h un-
t r ucht worden . Der Trend zu vollkeramischen Lösungen hat aber auch in d r
ImplantoIogie zu neuen Denkan ätzen ge fLihJt. Derzeit laufen In- itr - und
In-vivo-Versuche zur Eignung von Zirkoniumdioxid als Implantatm3terial. Di
r ten Implantate si nd bereits auf dem Markt erhältl ich.
Verkstoffe für dentale Implantate 97

42.2.1 Reintitan
Titan (Ti , ist ein chemisches Element und gehört aufgrund einer gering n
Dichte von 4,5 glcm 3 zu den Leichtmetallen. Es steht im Period n y tem in
der IV. eben gruppe. Gewonnen wird Titan aus den natürl ichen Lagerstätten
Titan-haltiger Minerale, insbesondere Rutil (Ti0 2) und Ilmenit (FeTi03).
Das Titan wird zunächst aus den Rohstoffen in Form von Ti 14 herau -
gelöst und dann im so genannten Kroll-Verfahren unter Schutzga mit
\ifagnesium zu Reiutitan und MgCh umgesetzt.

42.2.1.1 Mechanische Eigenschaften


Wic htige Kenngrößen für die Beurteilung der mechanischen Eigen chaft n
'ion metall~schen Implantatwerkstoffen sind der Ela tizitätsmodulund di
Dehngr,e nze. Der Elastizitätsmodul ist ein Maß für die Steifigkeit ine
We rkstoffes, das heißt ein Maß für den Widerstand den ein Werk toff
einer elastischen Verformung entgegensetzt. Die Dehngrenze gibt an b i
welcher Spannung, das heißt bei welcher Kraft bezogen auf den je i-
ligen Querschnitt der Probe die plastische Deformation beginnt. Da der
Übergang zwischen dem rein elastischen und dem ela ti ch-pla ti ehen
VerhaJten oft schwer zu ermitteln ist, wird deljenige Wert als Dehngrenze
angegeben, bei dem bereits eine leichte plastische Verformung on 0,2 %
der Au gangslänge erfolgt ist. Der so ermittelte Wert wird dann entspr -
ehend als 0 ,2 % -Dehngrenze bezeichnet.
Je niedriger die Werte von Elastizitätsmodul und Dehngrenz iud ,
um 0 tabiler muss eine Konstruktion ausgelegt sein damit da Baut il
nicht ersagt.
Der Elastizitätsmodul von Reintitan liegt bei etwa 1.00 GPa das
entspricht beispielsweise den Werten von hochgoldhaltig n Dental -
Legierungen. Die Dehngrenze von Titan weist eine große Bandbreite on
170-520 MPa auf, eine Streubreite, die sich ebenfalls - in Abhängigkeit
on der jeweiligen Zusammensetzung - bei den dentalen Edelmetall-
Legierungen findet. Die Streubreite bei Titan ist mit folgendem Effi kt
erklärbar: Titan hat eine große Affinität zu Sauerstoff, der in Spuren in d n
Werkstoff aufgenommen wird.
Daneben löst sich Ei en gut al Spurenelement in Titan. J na h d m
Gehalt an diesen beiden Elementen erreicht da Reintitan unt r hiedli- Kapit 142
ehe Werte für die Dehngrenze und wird in unterschiedliche Grade einge-
teilt (Tab. 42-1). Zusätzlich kann durch eine Kaltverformung, also durch
Umformllng wie Ziehen und Pressen eine Festigkeits teigerung de Titan
erre icht werden. Die mechanische Einwirkung fUhrt zu einer Deformierung
der Körner im Gefuge und damit zu massiven Spannungen im Kri tallgitter
o dass die Gitterebenen nicht mehr so leicht übereinander gleit n könn n.
Eine plastische Verformung findet deshalb erst bei einer höheren pannung
latL Die höchste Verfestigung von Reintitan wird also erzielt w nn Titan
Grad 4 zusätzlich kaltverformt wird.
fn der Mundhöhle ind die Materialien wech einden Lasten au ge-
tzt. Di se intermittier nden Kräfte ind tur da Mat ri al chädlich r
we halb die Festigkeit bei Wechsellast als Faustr gel auf 50 % der tati -
ehen Bruchfestigkeit zurückgeht. Titan-Implantate fraktur ieren eher It n
(Green et aL 2002). Gehäuft treten Frakt1.lren an Extensionen von Brü k n
976 fmplantat- Werksto ffi

Tab. 45-1: Zusammensetzung (in Masse-Prozent) und Dehngrenze der einzelnen


Ti ta nqualitä ten (KV = kaltverformt).

ISO 5832 N C H Fe 0 Al V Nb
:
Grad I
Grad 2
max

0,03
0,03
max

0,1
0,1
max

0,012
0,012
ma

0, 15
0,20
max

0,18
0,25
..
I~I
170
230
Grad 3 0,05 0,1 0,012 0,25 0,35 300
Grad 4 0,05 0,1 0,012 0,30 0,45 440
Grad 4 KV 0,05 0,1 0,012 0,50 0,45 520
Ti6A14V 0,05 0,08 0,015 0,30 0,20 5,5- 3,5- 780
6,75 4,5
Ti6Al7Nb 0,05 0,08 0,009 0,15 0,20 65- 800
7,5

auf (Luterbacher et al. 1999). Typischerweise erfolgen die Frakturen na h


jahrelanger Funktion. Mikrorisse im Werkstoff wachsen durch die inter-
mittierende Belastung in sehr kleinen Schritten und erst dann, wenn in
kleiner Restquerschnitt verbleibt, kommt es bei vergleichsweise g ring r
Belastung zum kompletten Versagen.

42.2.2 Titanlegierungen
Kaltverformtes Titan Grad 4 weist eine mechanische Festigkeit auf, die für
die eigentlichen [mplantatkörper ausreichend ist; für die kleindimen i -
nierten Schrauben undAufbauteile aber zum Teil nicht genügt. Eine weiter
Verfestigung von Titan kann nur über das Zu legieren von anderen Metall n
erreicht werden . Als Implantatwerkstoff bereits lange bekannt ist di
Legierung Ti6Al4V Die Symbole besagen , dass dem Titan als Basis di r
Legierung 6 MasseprozentAluminium (AI) und 4 Masseprozent Vanadium
(V) zulegiert sind. Mit diesen Zusätzen wird die im Reintitan bei 882 0 C f -
folgende Umwandjung der kubisch-raumzentrierten Hochtemperaturpha
Kapitel 42 zur hexagonalen Tieftemperaturphase teilweise unterbunden (Free e t
a1. 200 I). Die Tieftemperaturmodifikation wird auch als a-Phase und di
Hochtemperaturmodifikation als ß-Phase bezeichnet. Deshalb findet man
in der Literatur die Bezeichnungen (a-ß)-Legierung oder (a-ß)-Titan, w il
beide Phasen nebeneinander existieren. Die gleichzeitige Exi tenz on
a- und ß-Phase führt zu Gitterverspannungen und damit gegenüber d m
Reintitan zu einer deutlichen Erhöhung der Dehngrenze. Die Zytoto izität
von Vanadium (Valko et al. 2005) fUhrt allerdings zu Vorbehalten g g n-
über der Legierung Ti6AI4V 1n einer ln-vitro-Untersuchung mit G ingi a-
Fibroblasten zeigte sich eine Tendenz zur Abkugelung und einer geringeren
Ausbreitung der Zellen auf der Legierungsoberfläche im Vergleich zu in r
Reintitanoberfiäche, was die Autoren mit der Zytotoxizität von Vanadium
erk.lären (Eisenbarth et a1. 1996).
Als Alternative zur Legierung Ti6A14 V wird von den Implantatherstell m
zunehmend di e Legierung Ti6Al7Nb verwendet, die statt 4 Masseprozent
Werkstoffe rur dentale Implantate 977

Vanadium 7 Masseprozent Niobium (Nb) enthält (Lenz und Lenz 2002).


Die te,c hnischen Daten der Legierung liegen im gleichen Bereich wi b i
Ti6AL4V (Freese et al. 2001). Nb ist als biokompatibles Metall bekannt,
die Korrosionsrate von Ti6Al7Nb ist deutlich niedriger als diejenige on
Ti6A l4V und sogar vergleichbar mit deljenigen vo n Reintitan (Kobaya hi
et al. 1998).
euerdings werden Implantate aus einer Titan-Zirkonium-Legierung
(Roxolid, Straumann, eH-Basel) angeboten. Nach Herstelleraus agen
weist diese Legierung eine höhere mechanische Stabilität auf al Titan
Grad 4 KV (vgl. Tab. 42-1). Verlässliche Daten zu die er Legierung und
ihrer Osseointegration liegen derzeit noch nicht vor.

42.2.2.1 Biokompatibilität
Bio logi sche Reaktionen nach Inkorporation metallischer Re tauration n
können nur durch Metallionen ausgelöst werden und si nd somit die Folge
von Korrosionsvorgängen im biologischen Milieu. Titan ze ichnet ich
durch e ine hervonagende Biokompatibilität aus. Das kO lmte in zahlr i-
,ehen ln-vitro- und ln-vivo-Untersuchungen im Labor nachge ie en w 1'-
den Lautenschlager und Monaghan 1993) und spiegelt sich auch in den
hohen klinischen Erfolgsraten wider.
Die U Tsache fur das edle Verhalten von Titan, das in der elektroche-
mischen Spannungsreihe eigentlich den unedl en Metallen zugeordnet
wird liegt in der extrem starken Affinität zum Sauerstoff. Bereits inn r-
halb von Nanose kunden bi ldet sich auf einer flischen Titanoberfläche eine
Oxidschicht aus, die das Metall passiviert und gegen aggr s ive Medien
inert macht (Tex/or et al. 200 I).
Deshalb zeigt Titan im In-vivo-Korrosionsversuch als Implantat im
Gewebe den niedrigsten Korrosionsstrom, was gleichbedeutend ist mit
dem höchsten KOITosionswiderstand. Neben der raschen Passivierung
des Materials ist aber auch die starke Affinität der in Lösung g gange-
nen Ti 4 + -Ionen zu den OH--lonen relevant. Das Ti4 +-1on bindet zum
Ladungsausgleich vier OH-Gruppen relativ fest und steht deshalb nicht
mehr als freies Metall ion fur die Bildung von Metallo-Protein-Komplexen
zur Verfügung.
Trotz dieser positiven Aspekte wird gelegentlich der Verdacht geäu-
ßert, dass auch durch Titan Sensibilisierungen und allergische Reakti.onen Kapitel 42
ausge löst werden könnten. Einzelne Fälle von allergischen Reaktionen
gegen Titan werden berichtet (Tschernitschek et al. 2005) in einer klini-
chen Untersuchung wurde dieser Aspekt erstmals systemati ch üb . rprüft
(Sicilia et al. 2008). 35 Patienten aus einem Pool von \.500 Pati nt n
wu rden als Risikogruppe identifi zieli. 16 dieser Patienten zeigten nach
einer Implantation oder einem unerklärlichen Implantat erlust eine aller-
gische Symptomatik, ] 9 wiesen anamnestisch eine Allergie gegen andere
Substanzen auf oder waren einer starken Titanexposition ausge etzt. Kutan-
und Epikutantests wurden als Allergietest durchgeftihli. Bei 9 Patient n
wurde eine Titanallergie festgestellt. 8 Patienten davon stammten aus der
Gru ppe mit einer allergischen Symptomatik, 1 Patient au der rllppe mit
Titanexposition oder allergischer Disposition. In einer Kontrollgru ppe au
35 Probanden, die zufaHig in der allergologischen Klinik ausgewä hlt or-
den war, zeigte keiner der Probanden eine Reaktion auf Titan. Bezogen auf
978

die Au gangszahl von 1.500 Patienten ergab sich eine Prävalenz von 0,6 %.
Titanallergien treten demnach auf, sind aber extrem se lten.
Befürchtet wi rd, dass ein zunehmender Kontakt zu Titan die Prä al nz
weiter ansteigen lassen kann. eben den dentalen Implantaten wird Titan
auch für Gelenkersatz verwendet, was zu einem großfläch igen Kontakt
mit Titan führt. Beobachtet wird beispielsweise eine Anreicherung von
Titan im periimplantären Gewebe von Hüftgelenken aus der Titanlegierung
Ti6AI4V (Dorr et al. 1990). Eine weitere mögli che Kontaktque lle ind
Sonnencremes, in denen Ti-Oxide als stark lichtbrechende Substanzen nt-
balten si nd, die fü r den entsprechenden Lichtschutzfaktor sorgen und alil. -
grund ihrer großflächigen Anwendung auf der Haut bei gleichzeitiger in-
tensiver Sonnenei nstrah lung und daraus folgenden E ntzü ndungsrealct ion n
erstärkt in die Haut eindri ngen könnten. Gesicherte Daten zu dieser Frag
fehlen noch, so dass eine abschließende Bewertung zum heutigen Zeitpu lll't
nicht möglich ist.

42.2.2.2 Osseointegration
Das Ziel der Implantologie, die Osseointegration, w ird ent cbeidend
durch das Interface Knochen/Implantat beeinflusst. Erfolg oder Mi rfolg
spie len sich an dieser Grenzfläche ab. Viele Faktoren beeinflussen d n
Erfolg der Implantation. Von der Seite des Implantates sind dies Material,
Form, Topographie der Oberfläche und Oberfläc henchem ie. Dazu komm n
Faktoren wie Art und Ausmaß der Belastung, die chiru rgische Technik und
patientenspezifische Aspekte wie K nochenangebot und Knochenqu alität
(Puleo und anci 1999).
Voraussetzung fur eine erfolgreiche Implantation ist die Bildune
von physiologischem Knochen an der Grenzfläche zum Implantat. Im
Zu ammenhang mit der Osseointegration von Titanimplantaten mü -
sen aus materialkundlicher Siebt zwe i Parameter diskutiert werd n di
Auswirkung auf die Osseointegration haben: Die Oberflächenmorphologi
und die Oberftächenchemie. Die Oberftächenchemie ist primär durch d n
Werkstoff bedingt, kann aber durch Beschichtungen und Modifikati n n
in der Zusammensetzung sow ie bestimmte Formen der Akti ierung no h
verändert werden.

Kapitel 42 Oberjlächenmolphologie
Die Oberflächenmorphologie des Implantates wird immer wieder al in nt-
scheidender Einflussfaktor fur die Geschwindigkeit der Knochenappo ition
während der Einheilungsphase des frisch gesetzten lmplantate g
hen. All erdings ist die Literatur in Bezug auf die Korrelation zwi h n
Oberfläcbenrauigkeit und Knochen-Implantat-Kontakt nicht einheitli h
(Shalabi et al. 2006). Dennoch deuten die Daten darauf hin da e in
größere Oberflächenrauigkeit zu einer besseren Os eointegration fuhn,
wenn Parameter wie Knochen-Implantat-Kontakt, Ausstoßkraft od r
A usdrehmoment zur Bewel1ung der Qualität der Osseointegration h r-
angezogen werden . Wo allerdings das Optimum der Rauigkeit wirkH h
liegt, ist schwer zu sagen, da die verschiedenen Untersuchu ngen, die die . r
Fragestellung nachgegangen sind, zu heterogen angelegt sind .
Besonders wertvoll ist in diesem Zusammenhang die Unter uchul1 0
von Wennerberg et al. (1998). Implantate mit einer maschinell gedreht n
l
Werkstoffe für dentale Implantate 7

!lb. 42-] StraumanJ1-


]mplan ta t, rasterelektronen-
mi krosko pische Darstellung 20 um
der ' L -Obe rfläche. VAC: HNac OeVlce: TS5136XM

Oberfläche wurden auf einer Hälfte mittels Sandstrahlen aufgeraut, wobei


dre i verschiedene Körnungen verwendet wurden, um drei er chi d n
Oberflächemauigkeiten mit Rautiefen von 1,2 11m 1,4 11m und 2,2 11m
zu e rhalten. Die Implantate wurden in der Tibia von Kaninchen einge-
etzt. ach 12 Wochen erfolgte die histomorphometri che Analy . Der
Knoch e n-Implantat-Kontakt war bei den angerauten Oberfläch n tärker
al bei der gedrehten Oberfläche. 1m Vergleich der drei unter chiedlich
angerauten Oberflächen schnitt die mittlere Rautiefe von 1 4 11m am b -
ten ab. Die Ergebnisse beweisen, dass die Oberflächenmorphologie ein n
nicht z u vernachlässigenden Einfluss auf die Osseointegration hat und
eine r rauen Oberfläche gegenüber der gedrehten eindeutig der Vorzug zu
geben i t. Das besondere am Design dieser Untersuchung i t die Tat ach ,
da s e rstmals zwei verschiedene Oberflächen, nämlich die gedreht und
eine andgestrahlte Oberfläche, an einem Implantationsort mite inander
verg li.c hen wurden und somit die Beeinflussung der E rgebni e durch un-
ter c h iedliche Implantationsorte, unterschiedliche Knochenqualitäte n und
unterschiedliche chirurgische Techniken ausgeschlo en werden konn te.
Der inheilungsproze s ist auf einer gedrehten Oberfläche g genü ber
rauen Oberflächen deutlich verlangsamt, weil die Knochenn eubildung al Kapit 141
sogenannte Distanzosteogenese von der Osteotomiefläche au geht. Bei
Hunden wurden pro Tag 0,6-1 11m Knochen gebildet. And r rl äuft di
Kno chenneubildung auf rauen Oberflächen. Auf der 0 teokonduk:ti n
Oberfläche des Implantates entsteht im Sinne einer Kontakto teog ne
eine z weite Knochenbildungsfront, die mit einer Ge chwindigkei t . on 30-
50 Ilffi pro Tag einen deutlich höheren Anteil an der Knoch enn ubiIdung
allsmach t (A brahamsson et al. 2004) .
B e i traumann-Irnplantaten wird die Oberfläche and ge trahlt und an-
chließend geätzt, wodurch ein feineres Relief entsteht (Abb. 42-1 ). Di
Oberfläche erlaubt eine frühe Belastung nach 6 Wochen, vorausge etzt, de r
Patien t ist gesund und es gibt ein ausreichendes Knochenangebot und in
au reiche nde Knochenqualität (Cochran et a1. 2002). Der Hai b r ich a l 0
die Durchtrittsstelle durch das Weichgewebe, wird nicht ange raut ond rn
poli e rt.
980

Abb. 42-2 Replac -


Tmplantat (Nab I Biocare),
rasterelektronenmikra -
HV' 200~V DATE. 04111/07 20 um vega CTescan kopi che Darstellung d r
VAC. H,Vac DeVlCe: TS5136XM ZZMKZQrich Ti Unite Oberfläche.

EinandererWegzurErzeugungeinergeeignetenOberflächenmo:rphoI i
wird von Nobel Biocare mit der TiUnite Oberfläche gegangen (Hall
und Lausmaa 2000). Eine poröse Oxidschicht wird mittels anodi eh r
Oxidation aufgebrac ht. Die Dicke der Oxidschicht, ihre M ikro truktur
und ihre Zusammensetzu ng werden über die Prozessparameter w i
Zusammensetzung des E lektro lyten, das anodische Potenzial di
Stromstärke, die Temperatur und die Elektrodenform gesteuert. An d r
Oberfläche entstehen zahllose offene Parositäten, größere Poro ität n
wachsen sogar wie Krater 2- 5 /Jm auf der Oberfläche auf (Abb. 42-2 . D i
Rauigkeit wächst kontinuierlich vom gedrehten oberen Teil bis zum apika-
len Ende des Implantates an . Die Zusammensetzung der Oxidschicht wird
wie folgt angegeben: 15 % Ti, 55 % 0 , 20 % C, 5 % P, 1 % Sund 1 % i.
Mit Röntgenmethoden konnte tei lkrista llines Ti02 nachgewie en werd n.
Im Tierversuch zeigte die Messung des Ausd rehmomente d ut-
lieh höhere Werte fur die TiUnite Oberfläche im Vergle ich zur g dr h-
ten Oberfläche (Henry et a. 2000). Die Momente lagen bei 98 cm für
die poröse Oberfläche und 55 Nc m fü r eine gedrehte Oberfläche. Mitt I
Resonan z-Frequenz-Analyse konnte nachgewiesen werden, da di
Kapitel 42 Imp lantatstab il ität mit der anodisc h oxidierte n Oberfläche über ein n
Beobachtungszeitraum von 6 Wochen stabil blieb, während sie b i d r
gedrehten Oberfläche nach 3 Wochen abfiel und erst nach 6 Wochen w i -
der den Wert der anodisch ox idierten Oberfläche erreichte (Rompen t al.
2000). Daraus kann gefol.gert werden, dass die poröse TiUnite Oberftä h
im Vergleich zur gedrehten Oberfläche das Risiko einer Tmplantatlock runo
durch Fehlbelastung wä hrend der Einhei lphase reduziert und damit In
frühere Belastung erl aubt.

Obelf/äch enbeschichtung
Um die K nochenappos itiol1 zu beschleunigen, wu rd en Titan-Implantat
mit Hydroxylapatit beschichtet. Die Dicke der Beschichtung lag zw i-
schen 50 und 100 /J111 , weshalb di e Beschichtung leicht beschädigt" r-
den konnte. Abgelöste Hydroxylapatit-Partikel wirkten als Au lö r i-
ner Periimplantitis (Whitehead et a1. 1993). Dünnere Schichten stabil an
Werkstoffe fu r dentale frnplantate 9 I

Abb. 42-3 Beispiel der


Obertläch naktivierung
durch Behandlung mit
U - trah lung . Die Bilder
zeigen Zirkoni umdioxid-
planchen vor (links)
0
und nach (rechts) der
Funktiona li ierung mit
- trah lung. Der deutlich
veränderte Kontaktwi nkel
eine Wa ertröpfchens auf
der aktivierten Oberfläche
macht die Konvertierun g
der ' berfläc he nbenetz-
barkeit 0111 hydrophob zu
hydrophil deutlich.

Titanoberflächen abzuscheiden, bedarf einer ausgefe il ten T chnologie


(Telleman et al. 2009). Heute werden Hydroxylapatit-Be chichtungen
bei einigen im Handel befindlichen Systemen angeboten (z .B. Zimmer,
Bicon), spielen aber eher eine untergeordnete Rolle.
Eine ne uere Methode der ImpLantatoberfiächenbeschichtung beinhal-
tet die Ab lagerung von Hydroxylapatitpartikeln al anopartikel. Durch
die Vorbehandlung der doppeltgeätzten Titanoberfläche mit 3- mino-
propyltrietboxysilan und Hyd roxylapaüt-Kolloiden kommt e zu einer
Ausfallung von Hydroxylapatit-Nanopartikeln mit ei ner Korngröße zw i-
ehen 20-40 nm auf der Oberfläche und einem chemi eh n Verbund mit
Ti02 (Ni himura et al. 2007). Die ersten Tier- und Humanunter uchung n
zeigte n an derartig behandelteten Titanoberfiächen ein n d utlich hö-
heren Knochen-Implantat-Kontakt sowie eine schne llere und b r
Osseointegration als an nicht behandelten , angeätzten Oberflächen
(Telleman et al. 2009). Weitere klinische Untersuchungen werden j doch
zeigen müssen, ob diese Methode sich bewährt. Die Oberfläche i t unter
de m Name n NanoTite (Biomet 31, Pa lm Beach Garden , FL,. U A) im
Handel.

Obeifläch e naktivierung
Um die Knochenapposition weiter zu beschleunige n, wird di LA-
Oberfl äche der Straumann-lmplantate zusätzlich cherni ch akti i rt. Die apit 142
Implantate werden nach dem Ätzprozess in i otoni eher a l-Lö ung
gelagert, um eine Kontamination mit Molekülen aus der tmosphä re zu
verme iden. 1m Tierversuch mit Minipigs wurd nach 2 und 4 Wo h n
im Vergleich zur reinen SLA-Oberfläche ein deutlich höher r Knochen-
Implantat-Kontakt beobachtet (Buser et al. 2004). Die e Oberfläche ist
unter dem amen SLActive im Handel.
Ei ne weite re Innovation in der Oberflächenaktivierung wurd durch
die Behand lung mit UV-Strahlung möglich. Laborunt r uchun ge n zeig-
ten, dass die Behandlung mit UVC-Strahlung die Kontamin ation d r
fmplantatoberfläche durch Mol eküle, wie bei pie I weise Kohl ndio id,
welche sich aus der Atmosphäre, z. B . der Luft der Implantatverpa kung,
an die Oberfläche lagert, beseitigt (Aita et al. 2009). ZlIsätzli h wird di
Benetzbarkeit der Oberfläche von hydrophob zu sllperhydrophil ( bb.
42-3), owie die Oberflächenspannung vo n negati zu po iti kon ertiert
92

& Proteine , . Osteoblasten

UV-vorbehandelte Ti0
2
R
I
/----~
c
0 " ---.~
0 - ·4+--
. . ....iTi4+--0 _ j --
Ti 4+
-_ TI.4+--
1
__
0
Tl .....
1 ~
-I - 0 -1 -

Abb. 42-4 Schemati ehe Darstellung der vorgeschlage nen Fotofunkti onali ierung on
TiOl . Die Behandlung der Oberfläche mit 'UV-Strahlung reinigt sie on Kohlendioxid-
molekül en und konve rtiert di e Oberflächenspannung von negati v zu po itiv. Ei ne I he
Fotogeneri erung 0 11 Ti02-0berflächen beschleulligt lind verbessert Proteinanlagerung n
sowie Osteobl astenadhäs ion und -verteilung (A iIG et al. 2009).

(Att et al. 2009). Durch diese Veränderungen werden die Oberflächen bio-
funktionali siert. Die ersten Zell- und Tieruntersuchungen zeigten da
photobiofunktionalisierte Implantatoberftächen zu einer deutlich be
ren Osteoblastenreaktion (Abb. 42-4) sowie einem höheren Implantat-
Knochen-Kontakt und einer stärkeren und schnelleren (bis zu 3mal)
Osseointegration führen (Att et a1. 2006 und 2009; Suzuki et al. 200 .
Bevor diese Methode zur täglichen Anwendung empfohlen werden kann.
müssen klinische Untersuchungen durchgeführt werden.
Magnesium scheint den Knochen-Implantat-Kontakt zu optimi r n.
[n einem Versuch an Kaninchen wurden nach 6 Wochen die höch t n
Ausdrehmomente erzielt, wenn die anodisch oxidierte Oberfläche et\ a
9 Atom-% Magnesium enthielt (Sul et al. 2005).
Auch durch eine Flusssäure-Behandlung kann die Implantat-Oberflä h
in Bezug auf eine Kontaktosteogenese positi v beeinfl usst werden (Ell ing n
et al. 2004). Im Kaninchen kam es sowohl nach 1 Monat als auch na h
3 Monaten zu einem erhöhten Knochen-Tmplantat-Kontakt und anal g
dazu zu einer signifikanten Erhöhung der Ausdrehmomente. In einer pr
spektiven klini schen Untersuchung wurden nach 12 Monaten radi gra-
Kapitel 42 phisch keine Unterschiede zum Ausgangsbefund beobachtet, da h ißt da
Knochenniveau hatte sich im Beobachtungszeitraum nicht verändert (Oxby
et al. 2006). Diese Oberfläche ist unter der Marke OsseoSpeed ( tr
Tech , S-Göteborg) im Handel. In einer Tierstudie an Kaninchen konm
allerdings nachgewiesen werden , dass die OsseoSpeed-Oberfläche in d n
Ausdrehmomenten den Mg-modifi zierten Oberflächen und der anodi h
oxidierten TiUnite Oberfläche unterlegen war (Sul et al. 2005).

42.2.2.3 Weichgewebeabschluss
Um ihre Funktion als Träger der Suprastruktur ausüben zu können mü n
Implantate die Mukosa penetrieren. Damit ein Implantat dauerhaft in ioo
verbleiben kann muss diese Durchtrittsstelle durch das Weichgew b
dicht sein, dass keine Mikroorganismen eindringen können (Rompen t 1.
2006) . Die Durchtrittsstelle durch das Weichgewebe hat eine Länge n
3-4 ml11 in Richtung der Implantatlängsachse, die so genannte biol gi-
Werkstoffe für dentale Implantate 9

ehe Breite. Die biologische Breite setzt sich aus zwei Zonen zu ammen ,
dem ca. 2 mm langen Epithelsaum und dem ca. 2 mm langen bindege-
webigen Attacbment (B erglundh und Lindhe 1996). Der Ur prung de
Epithels liegt eindeutig in der oralen Mukosa, es ist hi tologi ch w der mit
de m Sulku epithel noch mit dem Saumepithel verwandt. Di Anheftung
de Epithels erfolgt mit einer Basalmembran und H mid mo men
(Kawahara et al. 1998). Interessant ist, dass die e Strukturen zuminde t
in itro l.eichter auf metallischen Oberflächen als auf Hydroxylapatit Fot;
et a1. 1999) oder keramischen Oberflächen (Räisänen tal. 2000) g bild t
werden.
D ie Adsorption von Fibronektin aufTitanoberflächen i t auf poliert n
Flächen doppelt so hoch wie auf geätzten oder sandgestrahlten und g ätzten
(SLA) Oberflächen (Foti et al. 1999). A uch die Zellproliferation erfolgt
auf polierten Flächen stärker als auf sandgestrahlten oder äu regeätzt n
Flächen. Dies trifft sowohl auf Fibroblasten (Hormia und Kanonen 1994;
Kanon en et al. ] 992) als auch auf Epithelzellen aus humaner ingiva
(Harmia et al. 1991) zu. Die Epithelzellen scheinen ich b i zun hm nder
Rau igkeit der Oberfläche nur auf den erhöhten Arealen anzusiedeln und
überspannen di e Vertiefungen, ohne sich dort einzulagern (Baharloo 2005;
Di Carmine et a1. 2003).

42.2.2.4 Suprastrukturen für Titanimplantate


Implantate e rsetzen den enossalen Anteil des Zahnes, mü sen aber noch
mit einer Suprastruktur versorgt werden. Titan und Titanlegierungen gel-
ten als inert und hoch korrosionsresistent. Werden Rekon truktion n mit
metall i chen Anteilen verwendet, so entsteht ein gal ani sches Element.
Dann besteht trotz der Titanoxid-Schutzschicht das Risiko eine r erhöhten
Korrosionsrate. Insbesondere inAnteilen , die nicht mit Sauer toffbelüftet
-ind also beispielsweise in Spalträumen, können ich Korro ion produkte
bilden. Tn - itro-Untersuchungen haben gezeigt, dass bei der Kombination
vo n T itanimplantaten mit Goldlegierungen das Titan al Anode r agi rt
LInd iln Lös ung geht, also den elektrochemisch schwächeren PaTtn r t IIt
(Reclaru et a I. 1994).
Interessant sind die Daten von In-vivo-Untersuchungen an Affen, d -
nen in beiden Unterkieferseiten Implantate eingesetzt und dann di e ein
eite mit einer Suprastruktur aus einer Goldlegierung, die andere eite ap'tel41
mit einer Suprastruktur aus Titan versorgt wurden (Fori et al. 1999). a h
Ver uchsende wurden Gewebeproben in der Umgebung der Implantate
entnommen. Auf der mit der Goldlegierung versorgten eite fanden sich
Titan-Jone n im Gewebe, auf der mit Titan versorgten Seit konnte k ine
erhöhte Metallionen-Konzentratioll nachgewiesen werden. Das Titan hat
in die e m Fall gegenüber der Goldlegierung als Anode reagiert und Ion n
freig etzt.
In jüngster Zeit werden aus ästhetischen Gründen zunehmend oIlke-
ramische Implantatpfosten verwendet. Um die Biegefestigkeit derartiger
Pfo ten ein eh ätzen zu können , wurden di verse Bruchla tunt r uehung n
du rchgerührt. Gemessen wurde beispielsweise die Bruchlast vo n Pfo ten
die auf Implantate geschraubt und mi t Empress- Kron en r rgt war n. Die
dabe i verwendeten Zr02-Pfosten (Wohlwend Inno vati ve Dental-Te hnik
eH-Zürich) wiesen eine ausreichende Festigk it auf, um den Kaukräft,en
984

im Frontzahnbereich standzuhalten. D ie parallel geprüften VoHkeramik-


Rekonstruktionen mit Ab03-Abutments (CerAdapt, obel Biocar
lagen in der Bruchlast allerdings um 50 % tiefer (Yildrim et al. 200 .
Ähnliche Ergebnisse resultierten in einer vergleichenden Unter ucbu ng
mit Titan-, Ab03- und Zr02-Abutments, die mit Zr02-Kronen er rgt
wurden (A lt et al. 2006). Zwar waren die Titan-Abutments fast dr imaJ
stabiler als die Zr02-Abutments, aber letztere lagen immer noch deutl ich
über den üblichen Kaukräften im Frontzahnbereich. Auch hier err i h-
ten die Prüfkörper mit den Ah03-Abutments nur 50 % der Bruchlast d r
Zr02-Abutments. Im gleichen Versuchsaufbau wurden mit A1 20 3-Kron n
auf Zr02-Abutments gleich hohe Werte wie auf Al20 3-Abutm nt g-
messen, sogar das Versagensmuster war gleich (Att et al. 2006).. Klin i h
haben sich Zr02-Abutments in einem Beobachtungszeitraum on 4
Jahren bewährt. In einer prospektiven Studie wurden bei 27 Patient n
54 Einzelzahnrekonstruktionen angefertigt. 36 Rekonstruktionen konnt n
nach 4 Jahren noch nachkontrolliert werden . Außer 2 Schraubenlösung n
gab es keine Probleme (Glauser et al. 2004).

42.2.3 Zirkoniumdioxid
Um Patienten vollständig metallfrei versorgen zu können mü n
Implantate aus Keramik gefertigt werden. Während die opti ch n
Eigenschaften gängiger si likatischer Keramiken im Hinblick au f ihre
Anwendung als Zahnersatz-Material als sehr gut eingestuft werden kön-
nen, entspricht die Festigkeit dieser Keramiken nur sehr eingeschränkt
den zahnmedizinischen Anforderungen . Aufgrund der kovalenten M tall-
Sauerstoff-Bindungen in der Keramik fehlen diesen Werkstoffen die n
den Metallen her gut bekannten elastischen und plastischen Eigenschaft n.
Keramik zählt deshalb zu den spröden Materia lien und reagiert be nd
empfindlich auf Zugbelastungen, während Druckbelastungen weitau b -
sertoleriert werden. Die Ursache der geringen Zugfestigkeit ist in der rar-
beirungsbedingten Entstehung von Mikrorissen an der Oberfläche zu ehen.
Bei Zugbelastung kommt es zu Spannungsspitzen an den Ri enden , d i
die Bindungskräfte in der Keramik übersteigen und eine Rissau br itung
Kapitel 42 in den Werkstoff hinein bewirken.
im Zuge der Einführung von Zirkoniumdioxid in die restaurati v
Zahnmedizin ist die Anwendung dieser Hochleistungskeramik au h
fur Implantate ins Auge gefasst worden. Zirkoniumdioxid hat e in
Biegefestigkeit im Bereich von 1000 MPa und liegt damit weit üb r
den Werten anderer bekannter Materialien. Die Biegefestigkeit n
Aluminiumoxid beispielsweise beträgt 400- 500 MPa. Zirkoniumdio id
wei st neben der hohen Festigkeit eine weitere positive E igen chaft auf:
Die Bruchzähigkeit liegt deutlich höher als bei anderen Keramik n. Di
Bruchzähigkeit ist ein Maß ftir den Widerstand, den das Mat rial in m
fortschreitenden Riss entgegenstellt. AI 20 3 beispielswei e hat je na h
Mes methode eine Bruchzähigkeit von ca . 4-5 MPa..Jm, Zr02 Wert n
5- 9 MPa..Jm .
Die guten mechanischen Werte resultieren aus einer 0 genan n-
ten Umwandlungsverstärkung. Zr02 liegt bei Raumtemperatur in einer
Verkstoffe Tur dentale Implantate 9 5

monoklinen Kristallstruktur vor. Beim Aufueize n wandelt ich da m -


nokline Gitter bei 11 70° C in ein tetragonales Gitter um, wa mit einer
Volumenabnahme von 4- 5 % verbu nden ist. Beim Abkühlen pa iert da
Umgekehrte. Die tetragonale Phase wird wieder zur monoklinen , da
Volumen dehnt sich wieder um 4- 5 % aus. Mit einem Zu atz von 3 Mol -
Prozent Yttrium (Y) wird die Rückumwandlung tetragonal ---? monoklin
aber unterbunden, die tetragonale Phase bleibt bis Raumtemperatur sta-
bil. Eine übermäßige mechanische Belastung kann aber, insbesondere an
Ri sspitzen, diese Phasen umwandlung auslösen. Damit verbunden i t di
Volumenzunahme, die nun zu ei ner Druckvorspannung führt den Ri s
quas i blockiert und an seiner weiteren Ausbreitung behindert.
Zr02-Implantate werden zwar schon im Handel angeboten olide kli -
ni che E rfahrungen liegen aber noch nicht vo r.
In einer U ntersuchung an Affen wurden Zirkoniumdioxid-lmplantat
erstmals auf ihre klinische Eignung geprü ft (Akagawa et al. 199 ). Di
Implantate wurden im Unterkiefer-Molarenbereich gesetzt protheti eh er-
sorgt und 2 Jahre in situ beobachtet. Anschließend erfolgte die Entnahme
mit dem umgebenden Gewebe und die histologische Aufarbeitung der
Präparate. Die Implantate blieben während der gesamten Beobachtung zeit
funktionell belastet. Die histologische Ana lyse zeigte einen Knochen-
Implantat-Kontakt von 66- 8 ] %, woraus die Autoren folgern, da mit
Zr02-Implantaten eine üsseointegration erzielt werden kann .
In einer weite ren vergleichenden Untersuchung wurden Zrü2- und
Titan-Implantate ebenfalls in Affen gesetzt. Die Implantate wurden na h
9 Monaten prothetisch versorgt und nach weiteren 5 Monaten zusam-
men mit umgebendem Gewebe explantiert. In der H istologie wurde der
Knochen-Implantat-Kontakt ausgemessen. Die Werte von Titan- und Zrü2-
Im plantaten waren gleich (Kohal et a1. 2004).
Degidi et a1. (2006) prüften die Weichgewebereaktion auf Zr02-
Implantate an 5 Patienten vergleichend zu Titan, indem Einheilkappen der
jeweiligen Materialien verwendet wurden. Der Entzündungsgrad war mit
Zirkoniumdioxid signifikant niedriger als mit Titan.

Kapit 142
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Kapitel 42
l

43 Implantologie: Klinisches und


labortechnisches Vorgehen

43.1 Behandlungsplanung
43.1.1 Anamnese, Befunde
Anamnese und Befunderhebung erfolgen auch bei Patienten mit orlie-
gender Indikation für eine Implantatversorgung wie in den Kapiteln 4
und 5 dargelegt. Bezüglich der sich daraus eventuell ableitend n 111 di-
zinisch en Indikationseinschränkungen besagt die aktuelI e gemein am
tellungnahme der DGZMK und DGI vom Juli 2005 folgendes: Für die
Implantologie gelten dieselben Indikationseinschränkungen wie für elek-
ti e operative Eingriffe in der Zahn-, Mund- und J(jeferheilkunde. Sie kön-
nen aHgemeinmedizin isch bedingt oder lokal auf das Implantation gebiet
begrenzt sein. Weitere Ind ikationseinschränkungen bestehen bei mangeln-
der Bereitschaft zur Mund hygiene und bei unzureichender Kooperation
der Patienten" .
[n diesem Z usammenhang sind die von Maeglin (L983) beschriebenen
Kontraind ikationen weiter gü ltig, wobei sich der Begriff der "ab oluten
Kontraindikation" überholt hat (Mombelli und Ciol1.ca 2006) und de halb
in diesem Zusammenhang nicht me hr verwendet w ird. Er unterscheidet
zwi ehen allgemeinmedizin ischen und lokalen Kontraindikationen, wobei
beide temporär oder permanent vorhanden sein können. Zu den tempo-
rären al.lgemeinmedi zinischen Ko ntra indikationen gehören orüberge-
hende Infekte und Erkrankungen, die eine zeitlich begrenzt R duktion
der Abwebrlage bewi rken. Stoffwechse lerkrankungen (z. B. Diabete
rnellitus , Al1ergien , Erkrankungen des rheumati ehen Formenkrei e
Herzkrankheiten, Nephritiden und Nephrosen, Leberzirrho e mangelnde
Imm unabwehr und Herdinfektionen sow ie Systemerkrankungen d r
Knochen, der Hämatopoese und des endokri nen System werden al allge-
meinmedizinische Kontra indikatio nen angesehen . Dabei wu rde bi her kein
direkter Zusammenhang zwischen einer vorhandenen Osteoporose und
dem Scheitern einer Osseointegration dentaler Implantate nachge\ iesen
(Mombelli und Ciol1.ca 2006), währe nd Rauc hen die Erfo lgsrate reduziert Kapitel 4
(Moy et aL 2005).
Zu den temporä ren lokalen Kontraindikationen zählen ein nicht ab-
ge ch lossene Wundhei lung nac h operativer Entfernung von z. B. Wu rz I-
re ten, Zysten oder ostitisehen Herden.
Lokale Kontraindikationen sind rezidivierende Mund chleimhaut-
erkrankungen, Zustand nach Bestrahlungstherapie il11 Gesicht - Kiefe r-
und HaI bereich owie Osteomyelitis. In diesem Zu ammenhang ei auch
auf die zahnärztliche Betreuung von Patienten unter/nach Bi pho phonat-
Medikation hingewiesen. Bisphosphonate werden eit über 20 Jahren er-
folgreich beim multip len Myelom und anderen Tumorerkrankungen einge-
etzt. Bezüglich der Implantatversorgung bei diesen Patienten b agt di
990 lmplanto logie: Klinisches und labOlieehni eh

aktuelle gemeinsame Stellu ngnahme der DGZMK und DGMKG (200 )


folgendes: "Eine Impl antation unter laufender Bisphosphonat-Th rapi
ist in Abhängigkeit von dem bestehenden Risikoprofil (Grunderkrankung,
A11, Dauer und Dosierung der Med ikation u. a.) ind ividuell abzuwä n.
So lange alternativ suffiziente Versorgungsmöglichkeiten be tehen Ilt
zur Zeit bei Hochrisikopatienten, die eine intravenöse Bisphosphonat-Gab
wegen einer malignen GrunderkranklIng erh alten, aufImp lantate rzi h-
tet werden. Da die Halbwertszeit der kovatent im Knochen gebund n n
Bisphosphonate sehr lange ist, kann ei n Zeitinterva ll zur unkriti h n
Implantation nach Absetzen einer Bisphosphonat-Therapie bei Hochri ik -
Patienten wahrscheinlich gar nicht angegeben werden."
[n einem systematischen Review (Madrid und Sanz 2009) wurd di
Kontraindikation bezüglich Patienten mit intravenöser Bisphosphonat-
Therapi e nach Tumo r-Therap ie bestätigt. Es wurde jedoch zugl i h
gezeigt, dass bei Patienten mit oraler Bisphosphonat-Therapie di
Implantaruberlebensrate innerhalb der ersten vier Jahre nicht beeinftu t
wird. Langzeituntersuchllngen stehen hier allerdings noch aus.

43.1.2 Wax-up, Set-up


Das Erstellen eines aussagekräftigen Wax-up und Set-up ist in der Implan-
tologie einer der zentralen diagnostischen Arbeitsschritte. Es wird auf d. n
montierten Studi enmodell en hergeste llt und sollte klinisc h anprobiert w r-
den. Nach Vornehmen notwendi ger Änderungen wird es in die Röntg n-
schablone und ansch ließend in die Bohrschablone umgewandelt.

43.1.3 Röntgendiagnostik
Das standardisierte Herstellen un d Verwenden einer suffizienten Röntg n-
und Bohrschablone ist bei jeder Art von Implantation zum Erreich n in
möglich t guten Ergebnisses, aber auch aus forensisc hen Gründen un r-
lässlich.
ach Überfuhrung des Wax-up und Set-up in die Röntg ns babl n
aus glasklarem Kunststoff werden im Bereich der gepla nten Impl n1at
Metallkugeln mi t Wachs befestigt bzw. Hülsen oder Stifte einp I m ri-
sieli. Sie stellen bei der Röntgen-Messaufnahme die gepla nte Position d r
Kapitel 43 Implantate im Sinne einer röntgendichten Versc hattung dar. Hül n und
Stifte haben den Vortei l, dass die Achsneigung der geplan ten Bohrung
bereits beulieilbar ist, haben aber den Nachteil, dass röntgenologi h
Verzerrungen auftreten kö nnen. Metall kugeln sind verzeichnung frei, la n
aber die Achsrichtu ng nicht beurteilen. Wichtig ist, dass die Durcl1m TI
Längen der Kugeln und Hülsen bekannt sind und am besten auf d m Iod 11
bzw. dem Röntgenbild vermerkt werden. Über diese Referenzmaße kann
anschließe nd der Vergrößerungsfaktor der Röntgenaufnahme b timmt und
die reale Knochendimension berechnet werden (Abb. 43-1).
Je präziser die Röntgenschablone abgestützt ist, desto genau r i 1
das Röntgenbild bzw. desto sicherer ist die aus der Röntgen chabl n
später umgea rbeitete Bohrschablone stabili sierbar. Deswegen ollten di
Behandlungsplanung 991

bb. 4 3- Ji Beispiele tuTeine Messa ufnahme mit Metallhülsen Ca) bzw. Metallkugeln
fb). m Beispiel der Aufi1ahme mit den Metall hül sen kann fur die Position 46 di real
Koochenhöhe über dem erVllS alveolaris infer ior berechnet werden . Die Längen der
Hülsen betrage n im Röntgenbild 12 111m und die Knoch nhöhe oberhalb de er s
20 mm . Die Origina ll änge der Hül se liegt bei J0 mm. Die Originalknochenhöhe lä t ich
jetzt nach folgender Forme] berechnen: Origin a.l-Länge der Hül e I Länge der Hülse im
Röntgenb ild * Höhe des Knochens im Rönt ge nbild . Tm obigen Bei pie]: 10 mm 1 12 mm *
20m m = 16 mm.

Schablonen möglichst di rekt auf den benachbarten bzw. orhandenen


Zähnen abgestützt werden. Da bevorzugt Schablonen verwendet werden
die die Okklusion nich t stören, werden di ese mit Kunststoff aufbeschlif-
fenen Pfeilerzähnen oder mittels Klammern abgestützt. 1st eine ichere
Ab liitzung ohne Störung der Okklusion ni cht möglich kann auch ine
okkJu al a b gestützte Schablone im Sinne einer Kappenschiene verwendet
werden (Abb . 43-2) Sind keine oder nur noch weni ge Restzähn v rhan-
den, müssen die Schablonen auch gingiva l abgestützt w rden.
Im Falle eines zahnlosen Kiefers hat die RöntgenschabIon die
Abmessungen e iner Totalprothese. Die dazu notwendige Zahnauf tellung
verläuft dabei analog zur Herste llung der Wachsaufstellung in der
Totalprothetik (s . Kap. 40). Nach ÜberfUhren der Aufste]]ung in die gla - Kapi.tel.43
klare Kunststoffschablone ist bei eingesetzter Schablone der Kieferkamm
durch die Schablone hindurch si.chtbar und die prothetisch zu überbrü-
ckende interalveoJäre Distanz abschätzbar (Abb. 43-3). Dieser Parameter
ist für die spätere geplante prothetische Versorgung von ent cheiden-
der Bedeutung, da di ese Distanz entweder vom späteren Zahn ratz
überbrückt werd en muss bzw. durch den Chirurgen im Vorfeld mittel
Kieferkamrnaugmentation aufgebaut werden kann. Fall s der Patient ich
fü r eine proth etische Defektüberbrückung entsch idet, kann man den feh-
lenden A lveol arfortsatz entweder mit rosa Kunststoffen (Deckproth s )
oder m it festsitzen den Brücken ersetzen. Dabei werden die Zähn entwe-
der eh r lang, oder man ersetzt die feh lenden Bereiche mit keramischen
992

Abb. 43-2 Beispiele für ei ne a über


Klammern abge tli tzte Röntgenschablone.
b auf präparienen achbarzähnen
aufgesteckte und c über unb chliffi n
achbarzäh ne fixierte Kappe n cbien
(Zähne 3 und 47).

Ab b.43-3 Bei eingesetzter Röntgenschablone ist der Ki eferkamm durcb die chabl ne
hindurch ichtbar und die proth eti sch zu überbrückende interal veoläre Di tanz (rot) ab-
schätzbar. Man unter cheidet 1I eine rege lrechte (keine Kien rk ammatrophie), ein zu gerin-
ge und b eine zu große interalveoläre Di stanz (moderate bis starke Kieferkammatrophie).

Kapitel 43 Massen. Ln bei den Fällen können ästhetische und phonetische Probl m
auftreten. Nur wenn die interalveo läre Distanz regelrecht ist kann · n
e iner ästhetisch und funktio nell guten Ausgangssituation fiir fe t itz nd n
Zah nersatz gesp rochen werden.
Die Konsequenzen/Strategien bei Vorliegen in r rege lrechten, zu
ringen bzw. zu groß en interalveolären Di stanz lassen sich wie fo lgt zu am-
menfassen:
• regelrecht :
- festsitzende, bzw. abnehmbare Brücken
- Position der lmplantate sehr wichtig!
• zu genng:
- Platzangebot ausreichend fLir die geplante Restauration?
Behandlung p lanung 93

periimplantäre-hygienische Voraussetzungen unter Umständen er-


s·c hwert
alternativ: vertikale Distanz erhöhen und über provisorische Ver or-
gung aus testen
• .zu groß:
abnehm bare Deckprothesen
festsitzen de Brücken mit rosa Keramik
Position der Imp lantate nicht ganz so wichtig!
alternativ: veltikale Kieferkammaugmentation

43.1 .4 H erstellung der Bohrschablonen


ach Durchführung der Röntgendiagnostik mit anschließender Fe tlegung
der Jmplantatposition und Angulation wird im zalultechnischen Labor die
Röntgenschablone in die Bohrschablone umgewandelt.
Bei Verwendung von Messkugeln werden diese entfernt und die
Hohlräume mit Kunststoff aufgefüllt. Vorzugsweise verwendet man hier-
für einen andersfarbigen Kunststoff, so dass die Referenzpositionen zum
Röntgenbild nicht verloren gehen. Anschließend werden die Führung -
bohrungenfür die Implantation möglichst in ei nem Fräsgerät durchgeführt.
Die Bohrungen werden primär nach dem später zu ersetzenden Zahn ausge-
richtet. Sofern es unter dieser Voraussetzung möglich ist sollte die Bohrung
im Zahnzentrum angelegt und auf die Kieferkammmitte ausgerichtet ein.
Bezüglich der Bohrung in der Zahnmitte gibt es beim Er atz on
Molaren eine Sonderregel. Dort ist die Implantatposition in mesio-distaler
Richtung auch vom Verhältnis des verwendbaren lmplantatdurchme er
zur Größe des Zahnquerschnittes abhängig: Wenn der verw ndbare
Durchmesser groß genug ist (in der Regel 5 mm und größer), um bei
zentraler Positionierung ein optimales Emergenzprofil auszuformen und
eine gute Hygienefahigkeit der Restauration sicherstell en zu können,
erfolgt d ie Imp lantation im Zahnzentrum. Liegt allerdings eine größ re
Diskrepanz zwischen Implantatdurc hmesser (in der Rege l 43 mm und
kleiner und Zahnquerschnitt vor, so sollte das Implantat mesial oder di-
tal des Zahnzentrums gesetzt werden. So ka nn der implantatg tützte
Teil des Zahnes mit einem optimalen Emergenzprofil gestaltet w rden
und der andere Teil als Wu rzelpontic, welches Führungsftächen für das
Interdental bürstchen bietet. Dies ermöglicht eine anatomisch gestaltete
Zahnkrone und eine verbesserte Rei nigungsfähigkeit dieser Re tauration.
Wenn in diesem Fall das Imp lantat mittig gesetzt würde, sind unzugängli-
che Schmutznischen oft nicht zu vermeiden (A bb. 43-4).
Die otwendigkeit ausre ichender Implantatabstände wurd be-
reit in Kapitel 4 1.5.1.3 dargestellt. Ob diese Ab tände 1n der herge-
teIlten Schabl one berücksichtigt wurden, sollte nach den erfolgt n
Boh rungen erneut überprüft werden. Dabei ist es hilfreich die I:>ep lant TI
Implantatdurchmesser auf dem geboillien Modell ei nzuzeichnen um die
darau resultierenden Abstände zwischen Implantat und achbarzahn und
Implantat zu Imp lantat berücks ichtigen zu können (Abb. 43-5).
Beim Ausarbeiten der Bohrschab lone muss der Zahntechniker darau f
achten, dass intraorale Absti.itzungsftächen gewählt werden, die während
994

Abb. 43-4 Schematische Dar teilung eines bei kleinem Implantatdurchme ser a mittig g ~
setzten Implantats mit Schmutzni ehen, b distal gesetzten Implantat mit Po ntic- e taltun
lind damit optima ler Reini gungsmöglichkeit Lind c zentral gesetzten Implantat mit gr ße~
Durchmesser mit optimalen Emergenzprofilund eben fall guter Reini gung möglichkeit. Di a
Kreise markieren die Putzmög lichkeiten mittels Interdentalbürstchen .

Abb.43-5 ach Anl egen der Führung bohrungen (a) kann auf dem Gipsmodell kontrol-
liert werden, ob die notwendige n Implantatabstände eingeha lten wurden (b).

~
1 1 1 1 1 ~
b

Abb.43-6 Umgea rbeitete Standardboh rschablone mit e tibulären Au parungen.

der Implantation erhalten bleiben. Bereiche, in die während de Eingriff:


Lappen mobilisiert werden, müssen entsprechend hohl gelegt bzw. au ::> -
Kapitel 43 schliffen werden. ur so kann eine sichere Positionierung der Schabion
intraoperativ gewährleistet werden.
Die Standardbohrschablone (Abb. 43-6) erhält vestibuläreAu parun n
im Bere ich der Bohrungen, damit einerseits die Implantatpo iti n n
eindeuti g gekennzeich net und andererseits eine gute Bohrerfuhrung.
Sicht und Kühlung gewährleistet sind. Zudem kann der Behandler \ ""h-
rend der Implantation geringfügige Abweichungen von der geplant n
] mplantationsposition vornehmen.
Falls in der Röntgenschablone Titanhülsen verwendet \ urden (Abb.
43-7), kann diese Schablone ohne Umarbeitung einfach als Bohrschabl n
weiter verwendet werden, sofern die Achsen und Positionen der Hül n im
Röntgenbild korrekt erscheinen. Müssen die Achsen/Positionen korrigi rt
Behandlungsplanung 95

bb.43-7 Bohrschablone
mit Titanhül e n .

3 b

Abb. 43-8 a Ei n e fehlende okklusa le Reduktion der Bohr chablone erhindert ein au r i-
chende Bohrtiefe d es Vorbohrers in den Knochen. b Eine okklusal plateaufOrmig gekürzte
Schiene ermög l icht hingegen ein ausreichend tiefe Eindringen der Vorbohrer.

werden, werden die Hülsen entfernt, die Löcher mit Kunststoff aufge-
rullt und die Hü lsen in korrigierter Achse neu gebohrt. Dadurch ist der
Pilotbohrer bei der späteren Implantation starr und sicher gefiihrt Lmd wei t
kei ne Freiheitsgrade auf (Abb. 43-8).
owohl bei der Standard-Bohrschablone als auch bei der Bohr chablone
mitTitanhülsen kann es notwendig sein, die Schienen on okklusal plateau-
fOrm ig zu kürzen, um während der Implantation mit den Vorbohrungen tief
genug in den Knochen einzudringen und eine gute Führung der gewünsch-
ten päteren Implantatachse fur die nachfolgende Aufbereitungsbohrung
zu haben (Abb. 43-8).

43.1.5 Bohrschablonen unter Verwendung der


dreidimensionalen Röntgendiagnostik
(navigierte Implantologie)
Digital gestützte Diagnose- und Planungssysteme ermöglichen die ir-
tuelle Planung der Implantatposition auf der Basis dreidimen ional r Kapitel 43
Darstellungen der knöchernen Strukturen des Operationsgebi te und de
geplanten Zahnersatzes sowie deren anschließende Übertragung in den
operatjven Situs, d. h. in die realen knöchernen Strukturen de Pati ent n.
Termino1ogisch ist die sogenannte Online-Na igation von d r Offiin -
avigation zu unterscheiden.
Online-Navigation beinhaltet die räumliche Verfolgung ("Trackjng' )
von fnstrumenten , deren Position in Echtzeitmitden anatomisch n Dat nd r
Patienten und dem präoperativ erstellten Therapieplan in Übereinstimmung
gebracht werden (z. B. System Robodent, Robodent D-München).
Bei der Offline-Navigation werden die mittels Computertomographi
(CT) oder digitaler Volumentomographie (DVT) gewonnenen Pati nten-
996 lmplantologie: Klinisches und labortechnische Vorgehen

Abb. 43-9 Au einem Full- Wa x-up herge- Abb. 43-10 can chablone flir die O ffline-
ste Ilte Barium ulfa l-Form. avigation mit radioopakem Lego-Balil t in
als Registriermarke (Ce Ha Implant).

daten/Positionsdaten über eine präoperativ erstellte Führungsschablone


in den Operationssitus übertragen . Die derzeit am weitesten verbreit t Il
Systeme bedienen sich der Offline-Navigation (z. B. CeHa-IMPLA T.
Hafner/Med3D, D-Pforzheim; STCAT, Sirona, D- Bensheim; SimPlant,.
Materialise Dental, B-Leuven).
DVT-Geräte erlauben heute die E rstellung dreidünen ional r
Volumendatensätze mit geringerer Strahlenbelastung als bei herkömmli·
cher Computertomographie direkt in der zahnärztlichen Praxis. Die 1ft k-
ti ve Strahlendosis von Multidetektor-CT im Vergleich zu DVT-Gerät n
mit Large- und Medium Field ofView (LlM-FOV) liegt bei 68 bi 1,0 . .,
mikroSv fLir L-FOV-DVT-Geräte und bei 69 bis 560 mikroSv für M-FO -
DVT-Geräte, während ein Multidetektor-CT eine effektive Strablendo i
von etwa 860 mikroSv aufweist (Ludlow und Ivanovic 2008). Im Vergl i h
zu kon entionellen Panoramaschichtaufnahmen weisen moderne D T-
Geräte eine zwei- bis vierfach höhere Strahlendosis abhängig on Gerätetyp
und eingestellter Feldgröße auf (Schulze et aL 2004).
Im DVT werden sogenannte DlCOM-Datensätze generiert. Dl 0
stehtfLir " Digital hnaging and Communications in Medicine" und i t in uni -
verselles Dateiformat, das die Übermittlung und Speicherung ogenannter
Datenfelder (Bilder, Befunde, Studien, Serien etc.) und Metainformati n n
( rztnamen Geräteparameter, Aufnahmedatum etc.) erlaubt.
Offline navigierte Systeme sehen in der Regel folgende Arbeits hritt
vor:
Kapitel 43 • Erstellen eines diagnostischen Wax-up/Set-up und Überführung in in
Schablone aus Kunststoff, die mit radioopakem Barium ulfat ang r i-
chert ist (Bariumsulfat-Form, Abb. 43-9).
• Erstellen einer Scan-Schablone mit ]ntgration der zuvor erst II t n
Bariumsulfat-Form und radioopaken, geometrischen Referen zkörp m
(Abb. 43-10)
• Erstellen eines DVT mit eingesetzter Scan-SchabJone
• Einlesen des DJCOM-Datensatzes in die Planungssoftware und irtu-
elle Implantatpositionierung
• Überführen der virtuellen Jmplantatposition in eine Bohr chablon mit
entsprechenden Bohrfülu-ungshülsen
• Implantation
Behand lUD gsp lanu ng 997

Abb.43-11
Deutl ich ichtba-
re Barium sulfat-
Form der g epJa n-
ten prothetisch e n
Suprakon truk -
tion im DVT.

Im Gegensatz zur konve ntionelle n Röntgenschablone aus glask larem


Kun tstoff wird das am Patienten überprüfte Wax-up/Set-up in eine
Röntgen- bzw. Scanschablone aus mi t radioopakem Bariumsulfat an-
gereichertem K un ststoff überfühli. Eine rö ntgenopake Scan chablone
ist für die spätere virtuell e lmplantatpositionierung unerlässlich da er t
die Sichtbarkeit der Suprako nstrukti on di e korrekte Dimensionierung
un d Po itionierung des zu verwendenden Implantats sowie bei eini-
gen Systemen auch schon eine Vorauswahl der später zu verwendenden
Abutments ermöglicht (Abb. 43-9 und 43-11). Auf den all einigen Ein atz
konfektionierter radi oopaker Zähne sollte verzichtet werd 11 , da die
Information über die Schle imhautdicke im DVT nur gewonnen werden
kan n wenn auch die basale n und marginalen Bereiche der Suprastruktur
wiedergegeben werden, die der Mundsch lei mhaut unmittelbar aufli gen
sollten (vg l. Abb. 43-9).
Die Scanschablone sollte möglichst stabil und verwindungs teif ge-
staltet werden, um eine möglichst hohe Präzision bei der Übertragung
der vi rtuel1en i n die rea le Implantatposition zu erreichen. Die SchabIon
ollte stabil an der vorhandenen Restbezahnung abgestützt werden.
Die Reproduzierbarke it de r Schablonenposition im Patientel1mund i t
die Voraussetzung für die Übertragbarkeit der Patientensituation in di
Planungssoftware zum einen und die Übertragbarkeit der virtu Hen
Implantatposition in die reale Bohrposition zum anderen . ollte ine ausrei-
chende Abstützung nichtzu gewährleisten sein (zu geringe und/oder ungün -
tige Verteilung der Restbezahnung oder stark erhöhte Zahnbe, eglichkeit) a pitel43
muss die Schablone entweder über temporäre Implantate abgestützt werden
oder es muss von der Verwendung navigierter Systeme Ab tand genommen
werde n da eine präzise Übertragung der virtue llen lmpl antatposition in die
reale Bobrposition nicht sichergeste ll t werden kann .
Die Synchronisation zwischen der rea len Position der Scan- und päte-
ren Bohrschablone im Patientenmund während der Aufnahme, sowie ihrer
virtuellen Position im DJCOM-Datensatz wird durch die Verwendu ng von
rad ioopaken Registriermarken (radioopake Glaskuge ln barium ulfathal-
tige Bausteine) ermöglicht. In der Planungssoftware sind ana log zu di es n
rea'len, in der späteren Aufnahme sichtbaren Registriermarken analog ir-
tuell e Marken hinterlegt. Diese werden mit den realen Marken in Deckung
998 lmplantologie: Klinisches und labortechniscbe

Abb. 43-12 ynchroni -


tion ("Matching") zwi hen
realer Regi lriermarke
(Baustein ) und irtueller
Registriermarke der oft-
ware.

Position: 3 6

Hülse 4.0 mm

D 2.35 / D 3.50

65d78caddb003 eb 4.0
b b7d99aO l fad244 Ic 3.-

A 6 6.41
B 7 7.40
C
D
E
F
ok?

e d ok?
Ab b.43-13 Positionierer (System Ce Ha-lmplant) (a). Zu r Übertragun g der virtuell n
Implantatposition in die rea le Bohrpositi on werden die Werte all dem Bohrpl an d) fur
jedes Implantat an den Grob- (e) und Fei nste Il chrauben (b) eingestellt.

gebracht und somit die Scanschablone und die knöchernen Struktur n mit
der Software synchroni siert ("Matching") (Abb. 43 -1 2).
]m A nschluss an die virtuelle Implantatpositionierung erfolgt di
Kapitel 43 msetzung der geplanten Implantatposition in die reale Positi.on d r
Bohrhülse. Die derzeit am Markt befindlichen Systeme unter ch id n
sich in diesem wesentlichen Punkt. Bei ei ni.ge n Systemen erfordert d.
Überführung der virtuellen Implantatposition in di e reale Bohrpo iti 11
das Versenden der Scan-Schablone und de DICOM-Datensatze mit
der Implantations-Planu ng an den jeweiligen Hersteller (z. B. SimPlanr,
Facilitate, SICAT). Hier werden dann entweder die Bohr chablonen im
Stereo li thografie erfah ren hergestellt (S imPlant, Facilitate) oder die can-
zur Bohrschablone umgebaut (Sl CAT). Bei anderen Systemen erfl Igt di
Ü berführung mittels Bohrplan und sogenannter Positionierer im zahnt h-
nischen Labor oder durch den Operateur selbst (z. B . CeHa im PLANT d r
IMPLA 3D) (Abb. 43-13).
B handlungsplanung 999

o 00
a b

bb. 43-14 a Ei n-Hülsen- ystem (Camlog-Guide) und b Hülse-in-Hü lse y lem (Hafner
Dental).

Unabhängig davon, welches Verfahren zur Anwendung kommt mu


immer der Zahnarzt bzw. OperateUl' die Verantwortung fLir die korr kte
Po itionierung der Implantate und der korrekten Markierung anato-
mi eh sensibler Strukturen wie Nervenverläufe, Nasennebenhöh len od r
Abgrenzung der knöchernen Strukturen gegenüber dem umgeb nden
Weichgewebe etc. übernehmen.
Bei den verwendeten H ülsen zur schablonengefLih rten lmplantatbett-
aufbereitung kommen Ein-Hülsen-Systeme, bei denen die Hülsengeometri.
Innendurchmesser und Hülsenhöhe) auf Führungszylinder der Implantat-
bohrer und -einbringinstrumente abgestimmt sind (z. B. Cam log-Guide) und
ogenannte Hülsen-in-Hül sen-Systeme, bei denen der Innendurchme er
der Hülsen durch E insteckhilfenlhülsen red uziert bzw. erweitert werden
kan n, zum Einsatz (Abb. 42-14).
Die Vorteil e der navigierten Implantation beinhalten, das im Falle in
au reichenden Knochenangebots sowie e iner uffizienten Weichg \ eb -
ituation mit aus reichend breiter kerati ni sielter G ingiva und einer präzi e
gefertigten Führungsschablone, bei der Jmplantatin eliion auf di Bildung
eines Mukoperiostlappens verzichtet werden (lappenfi'eier Ei ngriff ,ftap-
Je s urgery"). Augmentatione n können an hand der Planung sofu"are in
allen Dimensionen gep lant und zuvor mit dem Patienten abge pro hen
werden. E in aufgrund der gep lanten Tmplantatposition bereit im on g
der Implantatinsertion gefertigter langzeitprovisorischer Zahner atz karn1
im Rahmen einer Sofortversorgung im Anschluss an die Impl antatin erti n
eingegliedert werden . Kapitel 4

43..1.6 Augmentationsschablonen
reben Position und Angulation der lmplantate zeigt die Röntgen- und
Bohr chablone auc h vorl iegende Kammdefekte auf. Bei KammdeD kt n
mu s entschieden werden, ob die Impl antatachse anguliert (d. h. geplant
Verwendung anguli erter Abutments) oder ob eine Kammaugmentatioll
durchgeführt werden soll.
Um einen natürlichen Verlauf der Weichgewebe ("rote Ä thetik") zu
erzielen, müssen evtL Hart- und Weichgewebsdefekte vor oder im Rahmen
1000 Implantologie: Klinisches und labortechnische Vorgehen

der Implantation aufgebaut werden (Terheyden 2006). Das Au maß de zu


augmentierenden Gewebes kann mittels einer Augmentation hablon
visual isiert werden. Sie wird durch den Zahntechniker auf dem Mod 11
herstellt auf dem er zuvor die periplantären Hart- und Weichgew b . owi
den zu ersetzenden Zahn in Anlehnung an die natürlichen achbarzäh n in
ideal isierter Weise aufgewachst hat (Witkowski et a1. 1998). Im R g Ir: Il
kann die Augmentationsschablone später als Röntgen- und Bohr chabl n
weiter verwendet werden.

43.2 Zeitpunkt der Implantation


und Belastungsprotokolle in der
Implantologie

43.2.1 Zeitpunkt der Implantation


Muss der zu ersetzende Zahn noch extrahiert werden, ollte abg og n
werden , ob die Implantation im Sinne einer Sofortimplantation bz\ . ein r
verzögerten Sofortimpl antation nach einern Zeitraum von 6- 8 Wach D
durchgeführt werden kann, um einem (zusätzlichen) Verlu t on Hart-
und Weichgeweben vorzubeugen, oder ob eine klassische Spätimplantai n
nach einem Zeitraum von ca. 2- 3 Monaten erfolgen so ll. Bei ricbtig r
Indikationsstellung kan n ein möglichst frühzeitiger Implantation zeitpunkt
insbe ondere das erzielbare ästhetische E rgebn is verbessern .
Die Festlegung des optimalen Zeitpunktes für die Implantation i t j-
doch von unterschiedlichen Risikofaktoren abhängig (Hämmerl et .al.
2004):
• medizini che Risikofaktoren
• Rauchen
• dentale Ri ikofaktoren
• anatomi che Risikofaktoren

Bei den medizini chen Risikofaktoren muss abgewogen werden, ob


um einen gesunden, kooperativen Patienten mit einer guten Immunab\. hr
Kapitel 43 oder einen Patienten mit einem reduzierten Immunsystem handelt. B im
Rauchen wird der Nichtraucher vom Gelegenheitsraucher und vom stark n
Raucher unterschieden . Zu den dentalen und anatomischen Risikofaktor n
zählen die LachJinie (Patienten mit e iner hohen bzw. niedrigen Lachlini .
die Dicke des Zahnfleisches (dicker, mittlerer und dünner Biotyp) die Foml
der benachbarten Zahnkrone, der Knochenverlauf an den Nachbarzäbn n.
lokale Entzündung prozesse im Bereich des zu extrahierenden Zahn •
Art der Restaurationen an den Nachbarzähnen, Breite des entstehend n
zahn lo en Bereiche , Weichteilanatomie und Knochendefekte im Berei h
de Implantationsgebietes.
Dieses komplexe Zusammenspiel der unter chiedlichen Risikofakt r 11
in Kombination mit der richtigen Einschätzung des Schwierigkeit grad
Zeitpunkt der IInplantation und Belastungsprotokoll 100 1

der Behandlung, der Nutzen/ Risiko-Analyse fur den Patienten und dem
Kosten- utzen-Verhältnis führt letztendlich im ind ividuell n al1 zur
richtigen Entscheidung. Um diese komplexen Entscheidung proz e im
Einzelfall r ichtig treffen zu können, wird auf die weiterführende Lit ratu r
in die em Bereich verwiesen (ehen et a1. 2008).
Man sollte jedoch generell zu bedenken geben, das , je weit r man
sich mit seinen gep lanten Restaurationen im ästhetisch nicht mehr r -
le anten Seitenzahnbereich befindet, man sich lieber für di ri ikoam1
Spätimplantation bzw. verzögelie Sofortimplantation ent eh iden oUte
al für eine generell risikoreichere SofOJiimpLantation.

43.2.2 Belastungsprotokolle
Um die Frage nach dem richtigen Belastungszeitpunkt von d ntalen
Implantaten zu klären, ist es erst einmal notwendig, eine gen aue Definition
on Belastungszeitpunkten vorzunelunen. Dies wurde auf einer Kon fl renz
zur ofort- und F rühbelastung im Mai 2002 weitgehend definiert (Apari ia
et al. 2003 ) und anschließend durch eine Konsensuserklärung im Jahre 2004
(ehen et aL 2004) nochmals detailliert. Danach gelten für die Bela tung -
zeitpunkte von Implantaten heute fo lgende Richtwelie:
• Sofortversorgung: Eingliederung von Zahnersatz ohne Okklusion -
kontakt bis spätestens 48 Stunden nach der lmplantation
• Sofortbelastung: Eingliederung von Zahnersatz mit Okklu ion kontakt
bis spätestens 48 Stunden nach der Implantation
• F rühbelastung: Eingliederung von Zahnersatz mit Okklu ionskontakt
frühestens 48 Stunden und spätestens 3 Monate nach der Implantation.
• Ko n ventionelle Spätbelastung: Eingliederung von Zahner atz nach
3-6 Monaten Einheildauer in Kombination mit einem zweit n Eingri ff
(Freilegu ngsoperation)
• V:erzögerte Spätbelastung: Eingli ederung von Zahn rsatz nach frü-
hestens 6 Monaten Einhei ldauer in Kombination mit einem zw it n
Eingriff (Freilegungsoperation)

We lcher Belastungszeitpunkt gewählt wird, soll te zum einen om


Knoc henkontakt der Implantate selbst, der [mplantatoberflächen al auch
om prothetischen Versorgungskonzept abhängig gemacht werden.
Vor diesem Hintergrund einigte man sich auf der 3JTI-Kon en u -
konferenz 2003 (Belsereta l. 2004; Cheneta L 2004;Hämmerle etal.2004)auf Kapit 14
die nachfolgenden klinischen Empfe hlungen. Da auch die e Empfehlung n
wiederum mit den Faktoren der Schwierigke it der Behandlung, d n
Vorte ilen für den Patienten, dem Risiko von Komplikationen und dem
Kosten-Nutzen -Verhältnis im Einze lfall abgewogen werden müs n i t
auch hier dringend empfehlenswert, sich mit weiterführender Literatur zu
diesem Thema (Martan et a1. 2008) zu beschäftigen, bevor man den ich -
ren und vorhersagbaren Weg der Spätversorgung verlässt.
• ofortversorgung oder Sofortbelastung
Einzelzahnversorgung: Keine Em pfeh lung für eine routinemäßige
Anwendung einer sofort oder verzögerte Implantation mit anschlie-
ßender Sofortversorgung (Beisel' et a1. 2004)
1002 Implantologie: Klinisches und labortechnische Vorgehen

Teilbezahnter Ober- oder Unterkiefer: Keine Empfehlung zur rou ti-


nemäßigen Anwendung
Zahnloser Oberkiefer: Keine Empfehlung zur routinemäßig n
Anwend ung
Zah nloser Unterki efer: Jeweils 4 Implantate eignen sich entw d r
für eine Stegversorgu ng mit Deckprothese bzw. für eine fe t itzend
Brücke. In jedem Fall müssen die Implantate starr miteinander v [-
blockt werden. Mehr als 4 Implantate eignen sich ruf eine tarr
provisorische Konstruktion bzw. für festsitzende Brücken.lnjed m
Fall müssen di e Implantate starr miteinander verblockt werden.
• Frühbelastung (genere ll e Voraussetzung ist, dass die Implantat
eine raue Titanoberfläche aufweisen und mindestens 6 Woche n . in-
heilen)
E inzelzahnversorgung: Keine Empfehlung rur eine routin emä-
ßige A nwendun g. A usnahmen bilden besonders aktive lmplantat-
oberflächen (z.B . SLA: Sandbl asted, Large-grit, Acid-etch d) in
Kombination mit idealen Knochenverhältnissen (ke in Knoch n-
aufba u notwendig) (Belser et al. 2004).
Tei lbezahnter Ober- oder U nterkiefer: Hier sind fe t itzende
Brücken zu em pfeh len. Dabe i ist die Qualität und Quantität d
Knochens, ebenso wie die Anzahl der fehlenden Zähne die . nzahl
der gesetzten Implantate, der Zustand der Gegenbezahnung, d r
Okklusionstyp oder das Vorliegen vo n Bruxismus zu berück ichti-
gen. Di e Knochendichte im Bereich der Implantations te ilen ollt
hoch sein.
Zahnl oser U nterkiefer: Auf 2 Implantaten können Deckproth n
mit oder ohne ve rblockten Steg eingegliedelt werden. Auf 4
Implantaten können Deckprothesen mit oder ohne verb lockten t g
oder eine festsitzende verblockte Brücke eingegliedert werden. ur
mehr als 4 Implantaten können festsitzende verblockte Brück n
eingegli edel1 werden.
Zahn loser Oberkiefer: Auf 4 und mehr Implantaten kann III
Deckprothese mit oder ohne verb lockten Steg bzw. eine D t it-
zende verblockte Brücke eingegliedelt werde n. Dabei müs n di
Impl antationsste ll en eine gute bis hohe Knochend ichte aufv i n
(Typ 1-3)*.

* Definition der Kn ochenqualität nach Lekholm (Lekholm und Zarb 1985): Typ 1 =
Kapitel 43 ahezu der ganze Kiefer besteht aus ein er homogenen Schicht von kompaktem Kn o hen :
Typ 2 = Eine dicke chich t aus kompaktem Knochen umgibt dichten trabekul ären Knoch n:
Ty p 3 = Eine dünn e Schicht all s kompaktem Knochen lIIn gibt dichte n trabekul ären
Knochen ; Typ 4 = Eine dünne Schicht aus kompaktem Kn ochen um gi bt au fg 1 ke rl n
trabekulären Kn och n

43.3 Chirurgisches Vorgehen


Im Fo lgenden w ird am Beispiel eine Schraubenimpl antates da operati
Vorgehen beispielhaft beschrieben. Es ha ndelt sich um eine kon nti-
nelle Spätbe lastung mit Eingliederung des Zahne rsatzes nach 3 Monat n
1003

Ei nhei ldauer. Dieser Belastungszeitpunkt ist immer mit einem z . eit n


Eingrmff (Frei legungsoperation) kombiniert.

43.3.1 Vorbereitung des OP-Raumes und des


Patienten
Im Rahmen der Vorbereitungen werden folgende Maßnahm n durchge-
fUh rt:
• Reinigung aller Flächen, Waschbecken, Geräte usw. mit einer alkali-
fre ien Seifenlösung
• Desinfektion mitAlkohol (70 %)
• die Behandlungseinheit und dazugehörigen Geräte direkt or der
Operation d esinfizieren
• die nicht desinfizierbaren Teile (z. B. Schläuche) mit steril en OP-B zü-
gen abdecken
• terile Griffe oder Abdecktücher für die OP-Lampe anbringen
, Desinfektion des OP-Feldes mit Chlorhex idindigluconat oder jodhal-
tiger Lösung
, Abdecken des Patienten außerhalb des Operationsgebietes

Für den Operateur und die Assistenz gelten alle Richtlinien, die auch in d r
allgemeinen Chirurgie i.iblich sind.

43.3.2 Erforderliches Instrumentarium


ach folgend sind die Instru mente und Geräte der ersten (Implantation)
und die Instrumente der zwe iten Operationsphase (Frei legung) be i pielhaft
zusammengestel lt:
' Erste Operationsphase
1 ka lpell (Klinge 15c)
1 gerade chirurgische Pinzette
1 geb .. chirurgische Pinzette
1 Zylinderam pllllenspritze
2 TuchkJemmen
1 Schere
I Nadelhalter
I Bohrerschale Kapit 14 '
2 pülkanülen (Edelstahlkanülen)
2 Mundspiegel
I Kuh h ornsonde
1 Kombisonde
1 anatomische Pinzette
I Gingivamesser Hll Friedy KKNZ
l ehmales Raspatorium
1 doppe lendiger Meiße l
3 Langer-Küretten (SL 1/2, SL 3/4, SL 5/6)
2 breite Raspatorien Hu Friedy PPR 3S
1 Instrumentenständer
1004 Implantologie: Klinisches und labortechnisches Vorg h n

1 implantatspezifisches op- Tray


I Messlehre (depth gauge)
Geräte:
- implantatspezifische Bohreinheit mit Ständer und Fuß chalter
- Motoren fiir Handstücke
- auf die BohreinJ1eit abgestimmtes Winkelstück
• Zweite Operationsphase
1 Skalpell (Klinge 15c)
1 gerade chirurgische Pinzette
1 Zylinderampullenspritze
2 Tuchklemmen
I Schere
I Nadelbalter
2 Spülkanülen (Edelstahlkanülen)
2 Mundspiegel
1 Kuhhomsonde
1 Kombisonde
1 anatomische Pinzette
1 sch males Raspatorium
1 implantatspezifisches Prothetik-Tray

43.3.3 Prämedikation und präoperative


Maßnahmen
• In Ausnahmefällen kann eine Prämedikation durchgeführt werden: D r
Patient soll zur Nachtruhe 5 bis 10 rng und direkt vor dem Eingriff
nochmals 10 bis 15 mg Diazepam (Valium®; Hoffmann-LaRo h .
D-Grenzach- Wyhlen) e innehmen.
• Chlorhexidindigluconat (0,2 %) zur einminütigen Mundspüllmg direkt
vor dem E ingriff
• Lokalanästhetikum: z. B. Articain 4 % mit I: 100.000 Epinephrin
• Antib ioti kaprophylaxe: 2 gorales Amoxicillin 1 Stunde präop rativ
(Esposito et al. 2008)

43.3.4 Chirurgische Phasen


Kapitel 43 43.3.4.1 Implantation
Vor der Implantation erfolgt die optionale Prämedikation mit Antibiose . g
orales Amox icillin, 1 h vor Eingriff) und ggf. Sedierung (Va lium 10 bi
15 mg, 1 h vor Eingriff) und die Vorbereitung des Patienten (Mund pülung
mit Chlorhexidin).
ach erfolgter Lokalanästhesie wi rd im Unterkiefer (Ausgangs ituati n:
Abb. 43- 15) ein Kieferkammschnitt mit eventueller anteriorer uncIlod r
posteriorer vertikaler Entlastung durchgefuhrt. Es wird ein voll mobil i ier-
ter Mukop riostlappen präpariert und der Kieferknochen w ird freipräpari rt
(Abb. 43-16). Oaran schließt sich unter Verwendung der Bohr cbablon di
AnkÖfI1 ung mit einem Rosenbohrer an (2 .000 U/ min) (Abb. 43 - 17 Oi
Lage der Ankörnung wird anschließend kontrollieJ1. Es folgt erneut unt r
Chirurgisches Vorgehen 1005

Gingi va
Periost
Kompakta
Spo ngio a

bb.43-15 Implantation Abb.43-16 Inzis ion und Abb.43-17 Vorbohrung


im Unterkiefer: Ausgangs- Präparation eines Muko- mit Ro enbohrer.
situation. periostlappens.

Abb. 43-] :8 Bohrung mit Abb.43-19 Bohrung mi t Abb. 43-20 Gewinde-


dem dünnen Pilotbo hrer. dem dicken Erwe iterungs- chn ider.
bohrer.

Verwendung der Bohrschablone eine Vorbohrung mit einem implantats pe- Kapitel 43 I

zifischen Pilotbohrer bis auf die gep lante fmplantatlänge (2.000 U/min)
(Abb. 43-] 8). Dabei ist, wie bei allen Bohr- und Schneidevorgängen, ein ·
aus reichende externe und gegebenenfalls auch interne Kühlung mit teriler
Kochsalzlösung wichtig. Zur Implantatstollenerweiterung schließen si h j
nach System unterschiedliche Erweiterungsbohrer an. Mit diesen Bohrern
kan n auch noch die Richtung und Tiefe der Implantatbohrung korrigiert
werden (2.000 U /min) (Abb. 43-19). Die Bohrabfolge endet mit ein m
zum Impl antat formschlüssigen Bohrer. Falls es sich um einen sehr harten
Knochen handelt (meist Unterkiefer mi t stark ausgebildeter Kompakta)
empfiehlt es sich, vor dem Setzen des Implantates noch ein Gewind mit
dem jeweiligen Gewindeschneider vorzusch neiden (Abb. 43-20). le
L006

Ab b. 43-2] Setzen des Abb.43-22 Aufsetzen der Abb. 43-23 Dicht r


Implantates. Deckschraube. ahtverschlus mü rtika-
ler Matratzennahl.

muss ebenso wie das Setzen des Implantates (Abb . 43-2J) drucklos und
bei niedriger Tourenzahl erfolgen (15 bis 20 U/min).
Nach Einbringen des Implantates wird die Implantat- Einbringhilfi
abgenommen und die Deckschraube eingeschraubt (Abb. 43-22). D i
Implantathohlräume werden dabei mit ChLorhexidindigluconatg I
(Chlorhexamed , 1 %iges Gel) zur Entzündungsprohpylaxe au fg-
flint. Anschl ießend erfolgt ein dichter ahtverschluss mit vertikalen
Matratzennähten bzw. Einzelknopfnähten (Abb. 43 -23). Postoperati .
soll der Patient bis zu einer Stunde nach dem Eingriff auf Gazetupfer
beißen. Direkt nach dem E ingriff ist ein Röntgenbild, in der Regel ein
Panoramaschichtaufnahme (ggf. halbseitig), zur postoperativen Kontroll
der korrekten Implantatposition anzufertigen.
Äußerlich sind zur Scbwe llungsp rophylaxe kalte Kompre en anzu-
wenden. Antiphlogistika und Analgetika werden nach Bedarf verordn t.
Eine Woche lang soll dreimal tägl ich mit 0,2 % Chlorhexidindiglucon t
gespült werden. Für die ersten Wochen ist weiche Nahrung zu empfehL n.
Die Nähte werden nach 8- 10 Tagen entfernt.
Bei Patienten mit herausnehmbarem Zahnersatz sollen die Prothesen im
Kapitel 43 Bereich der Implantate ausgeschl iffen und weichbleibend unterfLittert w r-
den, um möglichst wenig Druck auf das Wundgebiet auszuüben. ach ' 1 r
Wochen können die Prothesen in der Regel definitiv unterfüttert werd n.

43.3.4.2 Freilegung des Implantates


In der Regel erfolgt die Fre ilegung des Implantates durch ein leicht li n-
gua l bzw. palatinalliegende horizontale Inz ision m it jeweils me ialer und
distaler vertikaler Entlastung. Es wird ein reiner Mukosa lappen bi über
die muko-gingiva le Grenze hinauspräpariert (Abb. 43-24). Mit di. r
Technik ist es möglich, keratinisierte Gingiva nach bukkal zu verlagern
und das Band an angewachsener Gingiva um das Implantat in ge amt
zu verb reitern. Nach dem Aufsuchen und Fre il egen des Implantate \ ird
Chi rurg i 1007

Abb. 43-24 Prä paration Abb. 43-25 Einbri ngen des Ab b. 43-26 Aur chrauben bb.43-2 Zu land mit
de M u ko a lappe n s und CHx-Gels. des Gingi aformers. aufge chraubtem illgi-
Entfern un g d e r D eck - vaformer und cmühtcm
schraube . ~uko alappen.

die Deckschrau be entfernt (Abb. 43 -24). Di e Implantathohlräume wer-


den mit O ~2 % iger Chlorhex idindi gluconatlösung gespült und dann erneut
mit Chlorhexidindigluconatgel (Chlorhexamed, 1 %iges Gel) aufgefiillt
(Abb. 43 - 25 ) . E in passender G ingivaformer wird aufge chraubt (Abb .
43-26) . Der präparierte Mukosalappen wird nach bukkal erlagert und
mit vertika len Matratzen- und EinzeJknopfilähten vernäht (Abb . 43-27).
Abnehmbarer Zahnersatz muss im Bereich der G ingivaformer ausge chlif-
fen werd en, bevo r er m it weic hbl eibendem Kunststoff un terfüttert \ erd n
kann- E ine Woche lang soll täglich zwei- bis dreimal für 60 sek. mit 0 2
%iger Ch lorh exi dindigillconatlösung gespü lt werden. Die Nähte werden
nach 8- ] 0 Tagen entfernt.

43..3.4.3 K omplikationen
f olgende Kompl ikationen könne n im Zuge der Implantation auftr ten (in
Klammem sind d ie jeweils einzuleitenden Therapi maßnahmen g nannt):
• ach blutung (billtllngssti ll ende Maßnahmen)
• Schwellung (kalte Umsch läge in den ersten 36 Stunden nach der
Operation; anschließend feuc htwarme Umsch läge)
Ka pitel 43
• Hämatom
• Paräs thes ie/ Sensi bilitätsstörlln g (Ist durch die po toperati
Röntgendiagnostik zu vermuten, dass der Ner us alveolari inferior
wä h ren d d er Implantation verletzt wurde, sollte je nach Rön tgenb fund
das lm p lantat sofort entfernt und der Pati ent an einen eurochirllrg n
überwiesen werden.)
• postoperativ e A bszesse (I nzision des Abszesses; Antibiotika verschreiben)
• unerwün chtes Frei legen des Deckschrallbenkopt: wä hrend der po t-
operativen Heilungs phase (verstärkte Plaq uekontrolle)
• klin ische u n d röntgenologische Anzeichen einer Knochenatrophi um
die Implant ate (s. Kap. 44)
• Per iimp Iantit is (s. Kap. 44)
1008 Implantologie: Klinisches und labortechni che Vorgehen

43.3.4.4 Nachsorge
Der Patient sollte einen Tag, zehn Tage und danach alle drei bis vier W h n
nach der Implantation kontrolliert werden. Beso nderes A ugenmerk mu
dabei auf den Zustand der Schl eimhaut über den Implantaten und di
M undhygiene gelegt werden. Gegebenenfalls muss die Proth se au g -
schliffen oder unterfüttert werden. Nach Freilegu ng der Implantate mu
zusätzlich eine Kontro ll e des periimplantären Gewebes erfo lgen.

43.4 Prothetische Phase


43.4.1 Provisorische Versorgung
43.4.1.1 Provisorische Sofortversorgung der Implantate
Bei Ei nzelzahnersatz dient ei ne provisorische SofOltversorgung . or all m
im Oberkieferfrontzahnbereich lediglich der ästhetischen Versorgung, d.
h. sie wird ohne okklusale und approximale Kontakte in der Regel v r-
schraubt auf proviso rischen A butments mit Rotationsschutz herge teil t.
Das Provisorium kann dabei entweder im zah ntechni schen Labor bzw.
chairside hergestellt werden. Für das laborgefertigte Provisorium ird
nach intraoperativer Registrierung der Implantatposition mittels okklu a-
lem Schlüssel und A utopol ymerisat das Provisorium im zahntechni eh n
Labor mit idea lem Austr ittsprofil hergestellt.
Bei dem chairside hergestellten Provisorium wird ein provi ori ch
Abutment auf das Implantat aufgesc hraubt und im Mund bzw. außerhalb
des Mundes auf die ri chti ge Größe und Form korrigiert. Anschli ß nd r-
folgt die Herstellung des Provisoriums über eine Tiefziehschiene auf d m
eingesch raubten Abutment. Das ideale Emergenzprofi l kann anschließend
extraoralmit Kunststoff korrigiert und das fe rtige Provisorium au gearb i-
tet werden (A bb . 43-28).
Die sofortige prov isori sche Versorgung eines E inzelzahnimplantat
ist aus ästhetischer Sicht di e günstigste provisorische Versorgung da in
ideal gestaltetes Proviso rium das Weiehgewebe wä hrend der Einheilung
formt und kein abnehmbares Provisorium die Weichgewebe traumati i rt.
Bei SofOltversorgu ng mehrerer bela tbarer Implantate können di
auch sofOlt okk lusal belastet werden, wenn die Implantate ich mit i-
nem ve rschraubten und verb lockten Provisorium gegenseitig stabili-
Kapitel 43 sieren. Wichtig ist, dass hierfli r prov isori sche Brücke nabutm nts ohn
Rotationssicherung verwendet werden, da die Rotationssicherun g son tb i
kleinsten Abweic hungen der Implantatachsen schon zu Klemmwirkung n
am versch raubten Brückenprovisorium fUhrt.

43.4.1.2 Provisorische Versorgung bei Früh- bzw. Spätbelastung


(zweizeitiges Vorgehen)
Bei gesc hl ossener Einheilung der Impl antate ist eine pro i ori h
Ve rsorgun g immer dann erforderlich, wenn sich die Implantate i.~ i ht-
baren Bereich befinden bzw. wenn fiir die Aufrechterhaltung on A th tik
Kaufunktion und Phonetik ein Zahnersatz während der E inheilung d r
Implantate benötigt w ird.
Proth etische Phase 1009

-11-- - Provisorien-
kunststoff b c

bb.43-28 Ü ber dem individualisierten provisorischen Abutm ent wird das Prov i orium mit Hilfe einer Tiefziehschil!ne
hergeste llt Ca ) . Das noch verbesserungsw ürdige Emergenzprofil (b) kann extraoral mit Ku nslslolTkorrigien, erden (c)
und .z ur optimalen W e ichgewebsausformung eingegli edert werden (d).

AJs provisorische Versorgung kommen Interimszahnersatz mit ge boge-


nen Klammern und einer Kunststoffbasis, Interimszahnersatz mit ge go -
enen Klammern und einem Metallgerüst, Adhäsivbrücken bzw. adhä i
befestigte Zähne sowie konventionelle Brückenprovisorien in Betracht,
letzteres nur, wenn die entsprechenden Pfeilerzähne ohnehin mit neuen
Kronen versorgt werden müssen.
[nteri msprothesen mit gebogenen Klammern sind ein kostengün ti-
ger Ersatz im Berejch von Schalt- und Freiendlücken der or all maus
fi nanzieLJen Gründen verwendet wird . Ansonsten weist er gegenüber den
anderen Formen provisori schen Ersatzes Nachteile bezüglich der höheren
Belastung der die Implantate bedeckenden Weichgewebe und der Bruch-
gefahr auf .. Insofern ist die Verwendung von Gussklammerprothesen vor
allem für größere Schaltlücken und Freiendsituationen di e er t Wahl.
Adhäsivrestaurationen weisen Vorteile rur kleinere Schaltlücken auf.
Adhäslvrestaurationen mit metallischen Klebeflügeln sind optimal, da hier
über die Konditionierung und Ausdehnung des Klebeflügel die Retention
gesteuert werden kann. Provisorische Adhäsivbrücken beinhalten ein 11
gute Ästhetik und Tragekomfort und können in ästhetisch wichti gen
Bereichen gleichzeitig zur Weichgewebekonditionierung verwendet \ er-
den . Ein erhöhter Zeitaufwand beim Abnehmen und der erneuten adhäi 11
Befestigung muss jedoch einkalkuliert werden.
Vor allem bei herausnehmbaren provisorischen Versorgungen ist darauf Kapite143
ZU achten,. dass sie in den unterschiedlichen Behandlungsphasen in be-
sondere nach Augmentationen und/oder direkt nach der Implantation aber
auch nach der Freilegung die Weichgewebe und damit auch indirekt da
Augmentat bzw. die Implantate nicht überlasten. In diesem Falle kann e
zu Entzündungen , Perforationen und zum Verlust des Augmentats bz\ . der
Implantate kommen. Abnehmbare provisorische Versorgungen sollten da-
her nach entsprechenden Veränderungen durch Extraktion, Augm ntation
rm plantation, Frei legung, Abutmentwechsel jeweils mit weichbleiben-
dem Kunststoff (z. B. Softliner, Promedica, D-Neumün t r; Vi o-G 1,
Dentsply, D- Konstanz; Ufi-Gel , VOCO, D-Cuxhaven) unterfüttert \ erden.
Analog hierzu sollten im Anschluss an operative Eingriffe mit entsprechen-
1010 Implantologie: Klinisches und labortechniscbes Vorgehen

Abb. 43-29 Vor Ex traktion des Zahnes wird ohne Präparation der achbarzähne eine
kunst tofTverblendete Adhäsivbrücke mit CoCr-Gerüst angefertigt (a), welche mit e inem
ovoid geformten Brückenzw i chenglied ca. 3 Olm (s iehe ge trichelte Marki eru.ng) in di
spätere Alveole des frisc b extrahierten Zahnes hinei nragt (b).

den Verschlussnähten bei der U nterftitterung besonders weiche Materiali 11


wie z. B. Softliner verwendet werden, da diese keine feste Verbindung
zum Nahtmateria l eingehen. Aufgrund ihrer raschen A lterung soUten i
schon nach 3-4 Wochen erneuert oder durch eine festere Unterfiittenmg
ersetzt werden. Die weichb leibende Unterfiitterung vermeidet punktuell -
Überbelastungen der Gewebe bzw. der Implantate und verbessert nach d r
Implantatfreilegung auch schon den Ha lt des provisorischen Zahnersatze .

43.4.1.3 Spezielle Aspekte im ästhetisch wichtigen


Frontzahobereich
Das folgende zweizeitige provisorische Verfahren soll das Weichgeweb
von der Zahnextraktion bis hin zur fertigen implantatgetragenen Restaura-
tion erhalten und zugleich ein optimiertes Emergenzprofil ausformen. nteT
Emergenzprofil versteht man den Übergangsbereich vom krei rlill1den
Durchmesser des Implantates zum individuellen Querschnitt der Krone im
Bereich des Austritts aus dem We ichgewebe. Ein optimales Emergenzprofil
ermöglicht dann eine ideale physiologische Kronenform im Bereich cl r
Durchtrittsstelle am Margo gingivalis.
Im Idealfall werden während der gesamten Behandlung pha e di
Anfertigung von zwei ve rschiedenen Provisorien und einer intraoperati-
ven Registrierung der Implantatposition bei Implantatinsertion nonvendig.
Kapitel 43 Abschließend erfolgt die Übertragung des klinisch ausgeformten Emer-
genzprofils auf das Meistermodellund so auf die definiti ve Restauration.

43.4.1.4 Erstes Provisorium: Provisorisch.e Adh.äsivbrücke bzw..


eingeklebter natürlicher Zahn
Vor Extraktion des Zahnes wird eine kun ststoffverblendete Adhäsivbrük
mit CoCr-Gerüst angefertigt (ohne Präparation der Nachbarzähne) wel h
mit einem ovoid gefo rmten Brückenzw ischenglied ca. 3 mm in die spät I'
Alveole des frisch extrahierten Zahnes hineinragt (Abb. 43-29). Für diei.de-
ale Gestaltung des Pontics wird der Ponticbereich auf dem Situation mod U
vom Zahntechniker in der richt igen Tiefe (ca. 3 mrn) im Gi.ps konka\!
reduziert. Im folgenden Behandlungsschritt wird der Zahn mögl ichst at-
protheti ehe Phase 1011

Abb. 43-30 Nach Auf: chrauben des


Abformpfostens auf dem gesetzten
Implantat w ird der vorbe~eilete
Kunststoffscb I üssel POSll10lllert und
mittels Komposit)cunststoffmit dem
aufgeschrau bten Abformpfosten
\ierbul1c!en .

raumatisch entfernt und zusätzlich die notwendige Rekonstruktion der


Extraktionsalveole durchgeführt (Terheyden 2006). Anschließend wird die
provjsorische Adhäsivbrücke eingeklebt. Ein mögliches Vorgehen i t die
Metallflügel vor Eingliederung korundzustrahlen (Ah03 50 Ilm 2 5 bar)
die Schmelzoberfläche anzuätzen und die Brücke mit einem phosphatmo-
nomerhaltigen Kompositkleber einzusetzen (z. B. Panavia 21 Ex Kmaray,
J-Osaka). Da die Brücke im weiteren Therapieverlaufnoch zweimal entfernt
werden muss, bietet es sich an, die Verklebung so "einzustellen", da sie
wieder lösbar ist und dennoch die provisorische Phase überdauert. Hierzu
können entweder die Metallflügel in ihrer Größe reduziel1 hergestellt wer-
den oder aber die Schmelzoberfläche wird nur mit selbstadhäsivem Primer
(ED-Prirner, Kuraray), aber nicht mit Phosphorsäure angeätzt, wodurch die
Schmelzhaftung ungefähr halbiert wird. Um die Adhäsivbrücke während
der Verklebung sicher positionieren zu können, kann man mit einem inzi-
sa]en Einbringsch lüssel arbeiten, welchen man entweder direkt im Mund
aus Provisorienkunststoffherstellen bzw. durch den Zahntechniker auf dem
Modell anfertigen lassen kann (Dimaczek und Kern 2007).
Alternativ zu der im zahntechnischen Labor hergestellten Adhä i -
brücke kann auch der extrahierte Zahn bzw. ein Prothesenzahn al fe t-
sitzendes Provisorium verwendet und approximal mit dünn fließendem
Kompositkunststoff (z. B. Tetric Flow) befestigt werden . Oral kann der
Ponticzahn zusätzlich mit einem Glasfaser- oder Teflonfa ernetz (z. B .
Rilbbond. Ribbond, USA-Seattle) zusätzlich verstärkt werden SOD m k in
ausgeprägter Tiefbiss vorliegt.

43.4.1.5 Intraoperative Abformung Kapitel 43


Das erste Provisorium wird erst zur Implantat-lnseliion wieder abgenom-
men. Nach der Implantatinsertion erfolgt die intraoperative Regi trierung
der Im plantatposition. Hierzu wird ein Abformpfosten auf dem d finiti
eingebrachten hnplantat verschraubt. Ein inzisal er Kunststoffschlüssel
welch.er zuvo r auf einem Modell hergestellt wurde und auf den achbar-
zähnen abgestützt ist, wird intraoperativ eingesetzt. Dieser positio-
nierte KU.Dststoffschlüssel wird dann mittels Provisori enkunststoff (z. B.
LlIxatemp . DMG, D-Hamburg) mit dem aufgeschraubten Abformpfo ten
verbunden (Abb. 43-30). Nach Abschluss der Operation wird die pro i 0-
rische Adhäsivbrücke bzw. der zum Pontic umgestaltete extrah ierte Zahn
erneut adhäsi v befestigt.
1012 lmplantologie: Klinisches und labortechnisches Vorgeh 0

GiPSmOde~1
Bohrstellen,
Laboranalo
neu einge-
gipst

Abb.43-31 Mit Hilfe des intraoperativ gewonnenen Regislrates (a) kann die Implantatpo itioll auf da Ausgangsmodell
übertragen werden (b und c).

43.4.1.6 Zweites Provisorium: Laborgefertigtes Provisorium mit


optimiertem Emergenzprofil
Mit Hilfe des intra operativ gewonnenen Registrates kann die lmplantat-
position auf das Ausgangsmodell übertragen (Abb. 43-3 L) und dort ein
laborgefertigtes Provisorium mit idealisiertem Emergenzprofil h rg teUt
werden (Abb. 43-32). Dies kann je nach verwendetem Implantatsy t m
bzw. individuellen Vorlieben entweder ein verschraubtes oder ein zemen-
tiertes Provisorium sein.
Zur Freilegungsoperation wird die eingeklebte provisorische Ver or-
Abb. 43-32 Zementierba- gung erneut entfernt. Nach erfolgter Freilegung und eventuell ern ut
re ~ Prov isorium mit opti- durchgeführtem Weichgewebsaufbau wird das laborgefertigte implantat-
ITiiertem Emergenzpro fi I.
gestützte Provisorium eingegliedert und formt das bereits gut vorkonditi -
nierte periimplantäre Weich gewebe nun optimal aus . Es ersetzt also ein n
standardisierten Gingivaformer und hat neben der Funktion eines fe t it-
zenden Provisoriums die Funktion eines "optimierten individualisierten
Gingivaformers". Falls sich während der Abheilungsphase herausst,eHt,
dass noch Änderungen am Emergenzprofil vorgenommen werden mü -
sen, um die Weichgewebssituation weiter zu verbes ern, kann die m itt I
Kompositkunststoff jederzeit ohne großen Aufwand erfolgen. Das 0 r-
zielte Emergenzprofil des Provisoriums kann dann wie in Kapitel 43..4.2.3
beschri eben auf die definitive Abformung übertragen werden.

43.4.1.7 Provisorische Jmplantate


Provisorische Implantate sind einteilige Schrauben aus Titanlegierung n
Kapitel 43 mit reduziertem Durchmesser (z. 8 . 2,8 mm bei Nobel Biocare) und in d r
Regel verbiegbarem Hals, um eine parallele Ausrichtung der konisch n
Implantatköpfe zu erreichen. Auf die Köpfe passende Metallkäppchen
können dann in das Provisorium einpolymerisieli werden . Aufgrund d r
glatten Implantatoberftäche lind der geringen Gewindetiefekönnen die pr -
visorischen Implantate nach Einheilung der definitiven Implantat wi d r
leicht entfernt werden. Provisorische Implantate erlauben die geschlo e n
und unbelastete Einheilung der definitiven Jmplantate und ernlöglichen
häufig, festsitzende Provisorien an Stelle von abnehmbarem Interimser atz
einzugliedern.
Prothetische Phase 1013

Abb. 43-33 Abformpfosten


!ur die Repositionstechnik
a ohne un d b mit aufgesetz-
ter Übertragungskappe und
erfolgter Abformung.

43.4.2 Abformtechnik
1n der Implantatologie werden in der Regel Abformtechniken angewen-
det, die mit speziellen auf das jeweilige Implantatsystem abgestimmten
Abformpfosten arbeiten. Diese können entweder nach Entfernung der ge-
schlossenen Abformung aus dem Munde in die Abformung reponielt wer-
den (Repositionstechnik) oder aber verbleiben in der offenen Abformung
(Pick-up-Technik).

43.4.2.1 Repositionstechnik
Diesog. Repositionstechnik(mittels Steckverbindung) siehtdie Übertragung
der Mundsituation auf das Arbeitsmodell mittels eines Stecksystems vor.
Bei dieser Technik wird ein Abformpfosten auf das Implantat geschraubt.
Mit dem Abfonnpfosten wird eineAbformung mit einem okkJusal geschlos-
senen Abformlöffel durchgeführt. Hierbei werden der Abfornlpfosten und
das Implantat wie in der konventionellen Kronen-Brücken-Technik in der
Abformmasse reproduziert. Teilweise besitzen die Abformpfosten aber
auch zusätzliche ·Übertragungskappen, die in der Abformung verbleiben
(A bb. 43-33). Zur Modellherstellung wird der Abforrnpfosten auf da
Modellimplantat geschraubt, diese Teile werden dann in der Abformung
reponiert. Der Abformpfosten mit dem Modellimplantat hält in der
Abformung entweder über die verb liebene Übertragungskappe oder durch
einen kleinen Unterschnitt am Abformpfosten. Die Reposition stechn ik
ist allerdings nicht fur stärker divergierende Implantate geeignet, da da
Abt:o:rmmaterial bei der Entnahme aus dem Mund über die Abformpfosten Kapitel 43
durch seine Rückstellfähigkeit verformt werden könnte.

43.4.2.2 Pick-np-Technik
Für die Pick-up-Technik (mittels Versclu'aubung) ist die Herstellung eine
individuell.en Löffels mit okklusalen Öffnungen im Bereich der Implantate
unumgänglich. Bei komplexen Situationen (multiple Implantate mit unter-
sch iedlichenAchsneigungen) istes sirmvoll , hierfureine Situation abfonnung
bei aufgeschraubten Abformpfosten durchzufiihren, um einen optimal pa_-
senden Löffel herstellen lassen zu können (Abb. 43-34).
Die retentiv gesta lteten Abformpfosten werden auf die Implantate
aufgeschraubt. Anschließend wird die Passung des Löffels überprüft und
lO14

J (
'-- .. _- ---- ~ ..

Abb. 43-34 Gipsmodell mit aufgesch raubten Abformpfo ten zur Her teilung in indivi-
du ellen Löffel mi t okklusa len Perforationen. a Vor Her teilung des ind i iduellen Löffi I
werden die Abformpfo ten mit Wachs ausgeblockt. b Fertigge tellter individueller Löffi I
au Alltopo lymerisat. c Aufgc chraubter Abformpfosten mit Abfonnung während der
Abbindezeit. d An chließendes Lösen der Halte chraube on okklu al und Ent fernung cl r
Abforlllllng.

eventuell angepasst. Während der Abformung wird der Abformpfi t n


Kapitel 43 mittels der Verschraubung auf dem lmplantat sicher in seiner Po iti n
gehalten . Dabei ist sehr wichtig, dass alle Abformpfosten durch di d -
zugehörigen okkjusalen Öffnungen aus dem Löffel herausragen. ur
ka nn nach Aushärten de Abformmaterial s die Ver chraubung geIö t und
die Abformung zusammen mit dem integrierten Abformpfosten dem Mund
entnommen werden. Zur ModeLlherstellung wird das Modellimplantat mit
Hilfe der gleichen Verschraubung fest an dem Abformpfo ten be fe tigt.
Die infachere Repositionstechnik wird vor allem für Einzelzahn-
restaurationen und kleinere Einheiten verwendet, während die etwa 0
nauere, aber aufwendigere Pick-up-Technik bei größer n rniteinander r-
blocken Restaurationen vorteilhafter ist.
ProLh ti ehe Phase I I

bb. 43-35 Indi vid ua- Abb. 43-36 butrnent bb.43-. 7 a h uf-
li jerte provi ori cbes und Laboranalog in inern hrauben d bt1 ml-
b ulrnenl auf dem Modellring mit chnell- plo tcn auf dcm Labor-
Laborana log ver chraubt. härtendem Regi trie- analog wird dic egatidl nn
rungss ilikon um spritzt. de . mcrgcnzprofil mit
utopolymcri ' I aufgJUlIt.

43 .4.2 .3 Individu a lisierte r Abfo rm pfosten


enn man mit dem in der provisori ehen Pha e zi Ir n Erg bn i dr
Weichgeweb ausfonnung zufrieden i t, oUte nun da ptim I 3U -
geformte Weichgewebe über die definiti e b~ormung ' 'akt auf d
eistermodell übertragen werden 0 da der Zahnt hnik r d a d. fi-
niti e Abutment dieser optimierten ituation 0 g nau · i mögli h al1-
pa n kann . Die h ierzu mög lichen Y, rfahr n ind b reit on m hr r n
utoren be chrieb n worden (Bu er et al. 2007; Zuhr tal.. 2 7 . 111
Möglichkeit be teht darin, nach Abnahm d Pro i rium da pr l-
ori eh butment mit dem ideali ierten Em rg nzpr fil au in p -
e nd s Laborana log aufzu chrauben ( bb. 43- 5 . Di inhe it wird
in ei ner passenden Form CZ. B. großer Kupferrin g) mit . b rmm
(z. B. P rmadyne Garant, 3M PE 0- eefeld) bz\ . s Im IIhärt nd m
Reg i trierungss ilikon (z .B. Futar Okklu ion K tt nbach, D- - h nbur
bis über das Emergenzprofil des butment hinau um pritzt b. 44-
36). ach Abbinden der Abfonnma e wird da pro i o ri h butl11 nt
o m Modellimp lantat entfernt in bformpfo ten aufg hrubt und
dli egativform de Emergenzpr fil mit A utopol m ri at (z. B. Palt m
Re in Ge, J-Tokio; Lux.atemp DMG D-Hamburg aufg füllt bb.4-
37). ach u härte n de Aut polymeri at wird der . bD rmp t n \' m
Mod lIimplan tat entfernt. m bformpfo ten befind t i h j ~ lZt
präzi e Kop ie des Emergenzprofi' d r pro i ori h n er rgung
43-3 ). Der individua lisi rt bformpfo t n \ ird auf da abzufi rm
Impla ntat aufg s hraubt und die bfommng kann dur hg fuhrt w rd n.
r indi iduali ierte bformpfo t n formt di il1z ihn 1 i hl k 11. bi 'r-
]0]6

ten periimplantären Weichgewebsverhältni sse wieder aus und üb rträgl


nun zuverlässig das Emergenzprofil des Provisoriums auf da definiti v
ArbeitsmodelL Dieses Profil soll te der Zahntechniker anschl ießend ge nau
auf die definit ive Restauration übertrage n.

43.4.2.4 Abformtechnik bei einteiligen Implantaten


Bei einigen neueren eintei ligen Implantaten wird der in die Mundhöhl
hineinragende Jmplantatteil in der Regel wie ein Zahnstumpf dur h
achpräparation individualisiert und dann unter Zuhilfenahme n
Abformfä den w ie in der Kronen-Brücken-Technik üblich abgefomlt.

43.4.3 Klinische und labortechnische


Arbeitsabläufe
Bezügl ich des prothetischen Vo rgehens in der Implantologie sollen im
Folgende n die generellen Möglichkeiten und Behandlungsschritt b -
schrieben werden. Wie bereits in Kapitel 4l.3.2 dargestel1t, unter eh i-
den sich die verschiedenen Implantatsysteme im Bereich der Implantat-
Abutment-Verbindung zum Teil doch erhebli ch, was oft U nterschied im
zahntechnischen und klinischen Vorgehen mi t s ich bringt. Dieses y t m-
spezifische Wissen muss durch spezielle Fach literatur bzw. sy tem- p zi-
fische Fortbi ldungen erworben werden.

43.4.3.1 Einzelzahnersatz
Für den Einzelzahnersatz gibt es zwei Standard-Verso rgungsmöglichkeit n:
1. Einzelzahn ersatz mit direkt auf dem Implantat aufgeschraubter Metall-
oder Meta llkeramikkrone.
2. Einzelzahnersatz mit indi viduell hergestelltem Abutme nt ( fetal!.
Keramik) und individuell hergestellter Kro ne (Metallkeramik, 1I-
keramik).

Einzefzahnersatz mit direkt auf dem Implantat aufgeschraubter U tall-


oder Metallkeramikkrone (Tab. 43- 1)
ach Abformung der Implantate erfolge n im Labor die Her teilung d
Meistermodell s und der Krone. Dafur w ird ein vorfabrizierter angu -
fä hi ge r Zylinder verwendet, auf dem die Krone bzw. das Gerü t a u
Wachs modelliert und anschließend gegossen w ird. Zur Herstellung ei-
Kapitel 43 ner Metallkerarn ikkrone w ird das Gerüst verb lendet. Nach erfol gr r
Rohbrandanprobe kan n die Krone im Labor fertig gestell t werden.
Vor Eingliederung der Krone wird der Implantathohl raum mit ein m
ant ibakteriellen Gel (z. B . C hlorhex idin I %, C hlorhexamed 1 % G t
GlaxoSmithK li ne, D-Hamburg) gefii llt. Nach Ein bri ngen des Gel \ ird
die Krone auf das .I mp lantat gesetzt und mit normierter Anzug kraft mit
der dazuge höri gen Abutment-Halteschraube (Titan bzw. Goldlegierung)
fix ie rt. Nach E ingliederun g der Krone s ind somit alle im [mp lantat er-
bleibenden Hoh lräume mit diesem Gel geflill t und wirken dort ein rb k -
teri ell en Besiedelung entgegen. Die okklusa le Schraubenöffnung in d r
Krone wird absch li eßend mit ei nem za hnfarbenen Kompositkun t t ff
versch lossen.
10 17

Tab.43-1 Über i ht über da kl ini che und labortechni ehe V< rgehl! n b i He t lIung
einer implantatg tragenen direkt aufgeschraubten Kron e

Labor
Anamnese, Befimdallfnahme, Röntgen
(Orthopantomogramm, Rinn-Status), Situa·
tionsabformung mit konfektioniertem Löffel
Herstellung von Studicnmodcllcn
Diagnose, Planung
Hygienepha e, präprothelische Vorbehand-
lung, Reevaluation der Vorbehandlung
Eventuelle erneute Situation abformung,
Ge icht bogenübertragung, Kicfcrrela-
lion bestimmung, Farbbestimmung fur da
Provisorium
Her teilung der ArbeiLSm deli .
Montage im rtikulator, Wa -up. et-up.
Her teilung der Röntgen chablone, 'Ven-
tueU Herste llung ei nelaborgefertigten
Prov isoriums (s. Kap. 41.4.1 )
Röntgen : Messaufnahme
IUmarbeitung der Röntgen habl n in
die Bohrschablone
Implantation und Eingliederung de
Provisoriums
Nahtemfernung
Freilegungsoperarion des lmplantates
Nahtcntfernung
Herstellen eine individuell n
Abformlätfel mit okklusaler Perfo.r:ntion
(Piek-up-"J:c hnik) bZ\ . ge chlo ener
Gestaltun.e (Repositionsteehnik)
Profhe/ische Phase: Entfernen des Provi 0-
rium ,Aufschrauben eines Abfornlpfo tens
auf das Implantat Anprobe de AbformlötTel ,
Um pritzen des Abformpto ten mi.t
Abformmaterial und Ein etzen de mit
Abformmaterial .aefiillten Abformlöffels
Freilegen des Kopfes des Abformpfo tell und
Lösen der Führung chraube (nur bei Pick-up-
Technik), Entnahme der Abformung au dem
Mund, Wiederein elzen des Gingi afonners
bzw. des auf dem Implantat befestigt,en
Provisoriums unter Verwendun.a von CHx-Gel
Herstellung d!: Mei tcrmod 11 ,Auf-
\ achsen de Kr nengerü t auf einem apU 14
angu sflihigen butmen l. Gießen , .
IAusarbeiten der fenigen Re tanrolton
(Vollgus ) bzw. kenlmi he Verblendung
des Gerüstes (Metallkeramik)
Rohbrandanprobe (falls erforderli h)

Au~ cbrauben der Krone mit normierter


Anzugskraft (Drehmoment hili el) unt r
Verwendung von CHx-Gel, Verschlu der
okklusalen Öffnung
Kontrolle nach 2 Tagen
ach sorge
1018 Implantologie: Klinisches lind lab0l1echni ches Vorgeh n

Das Verfahren der direkt aufgeschraubten Krone wird häufig bei d r


Herstellung von Langzeitprovisorien angewendet. In diesen FäHen wi rd
anstatt des angussfähigen ein provisorisches Abutment verwendet, da
nur individuell beschliffen und anschließend mit Kunststoff verblend 1
wird. Da dieses Provisorium am Stück verschraubt wird, müssen bier kein
Zementreste entfernt werden, wie das bei zementierten provisori eh n
Restaurationen notwendig ist.

Einzelzahnersatz mit individuell hergestelltem Abformpfosten und


individuell hergestellter Krone (Tab. 43-2)
Bei dieser Technik können die Abformung des Implantates und di '
Herstell ung des Mei termodells wie zuvor geschildert durchgeführt werden.
Den anatomischen, mechanischen und ästhetischen Gegebenheiten nt pre-
chend wird ein Abutment individuell aus Metall oder Keramik herge t IIt
(Gießen , Fräsen, Schleifen). In ausgewählten Fällen kanneineAnprob cl
fertig hergestellten Abutments sinnvoll sein. Dabei wird überprüft, ob di
durch den Zahntechniker festgelegte Ab utment-Präparationsgrenz ( pä-
tereZementierungsfuge) dem Gingivaverlaufzirkulär 1- 2 mm subgingi val
folgt. Im Falle einer zu geringen Tiefe kann es zu ästhetischen Einbußen
kommen, und bei zu stark subgingival verlaufenden Rändern kann die pä-
tere Entfernung der Zementreste Schwierigkeiten bereiten. In der Regel er-

Tab. 43-2 Übersicht über das klinische und labortechnische Vorgehen bei der Her tellun_
von individuell ange fertigten Abutment und Krone

Klinik Labor = .i",


(Behandlungsablauf bis Meistermode.ll
siehe Tab. 43-1)
Herstellung des Meistermodel1 ,
Aufwachsen der defin iti en
Krone, Herstellung des individu-
ellen Abutments (Gießen, Fm en,
Schleifen)
A butJnentanprobe (optional), Wiedereinsetzen
des Gingivaformers bzw. des auf dem Implantat
befestigten Provisoriums unter Verwendung von
CHx-Gel
Herstellung der Krone aus Metall-
Kapitel 43 oder Vollkeramik (Rohbrand)
Rohbrandanprobe, Wiederein etzen des Gingiva-
fonners bzw. des auf dem Implantat befestigten
Prov isoriums unte r Verwe ndung von CHx-Gel
Fertigstellung der Krone au Metall-
oder Vollkeramik
Fallen des frnplantathohlraurnes mit CHx-Gel,
Aufschra uben des Abutments m it normierter
Anzugskraft (Drehmomentschlüssel) unter
Verwendung der Einbringhilfe, Schrauben-
zugangskanal verschließen (weißes Stangen-
Iguttapercha), Zementieren der Krone
Kontrol'le nach 2 Tagen
Nachsorge
- -

I I

de!lfllrmet3l1iseheAbutmentsim n ehlussl11 taUkrami eh Kronen.für


kerami cheAbutments vorwgs\ eis Zirkono idk ramik ollk rami he
Kronen gefe rtigt. Zur definitiven ingliederung der R tallralion n \ ird
eine im zahnteehnisehen Labor herge t IIte Einbringhilfi " rw ndel. ie
i I am Abutment und den aehbarzähn n ab Wtzt und hält da bUlm nt in
einer definierten Po ition . Da Abutm nt wird dann mit d r nt pr hc nd n
Haltesch raub unter Verwendung ine Dr . hmom nt chlü el cl finiti
er chraubt. Der chrsubenzugang kanal im butm nt wird mit w iß m
tangengutaperc ha verschlo sen. Die metallkerami hen Kr neo \ . rd n
ab chli ßend entwedermitpro isori chen z. B. Fr g n I , Grm n .
D-München- Lmpov Temporary lmplant ment, bel Rio are, )
bzw. definitiven Befestigung zementen z. B. Gla i nom rz m nt z men-
tiert.
Bei vollkeramischen Abutm nt in Kombin ati n mit IIk rami ehen
Kronen wird neben der Befe tigung mit d finiti en B fe tigung zern Illen
auch eine adhä ive Befe tigung mpfoblen. Hierzu \ ird na h d finitiv r
. ixierung de vollkerami ehen Abutment ein Retrakti 0 1'1. faden in d n
ulku eingelegt. Das Abutment wird mit! 1 K fferdam i oll rt und mit
Aluminiumox id (50 f.l111 bei 1- 25 bar) mit ein m intraoral an ndba-
rem b trah lgerät abgesh·ahLt. Da Ei ng li edem und di. orbehandlung
der Re tauration erfolgen ana log zu dem in Kapit I 2 . .2 be eru-ie n n
Vorg henfürdieadhäsiveBefe tigung onvollkerami eh n Re taurati n n.

43.4.3.2 Brücken
Das klin ische Vorgeh n bei implantatgetragenen Brüekenr taurationen
l!lnterscheidet sich on d m im vorang. gang nen b hnitt b hri be-
nen Vorgehen bei Einzelzahnre taurationen lediglich darin da n eh
eine zusätzli.che G rLi tanprobe non ndig i t, um ,e iner eit d n x akt n,
chaukel frei n und pa i en Sitz de Gerü t sicher t Hen und anderer-
eits eine em ut Kieferrelatio n auf den Gerü ten dur,c hftihren zu könn n .
Dabei macht e aueh keinen Unter chied, b si h um ein g mi chte
Ver orgung (Imp lantat und zahngetrag J1 Verbundbrucke , der um in
rein implantatgetragene Brücke handelt. Au h w rd 11 Endpfi il rbJii k _n
genau 0 wie Anhängerbrück n b handelt..

Prothetische Lösung n und Herst lIung vOl1fi I ilZ na Brüek 11


Ur die E ntscheidung für ein . protheti ch r orgung (lte primär d zu
verwendende Materia l im Vordergrund der Betrachtung t hen weniger di
Art und Weise, wie die Kon truktion herge tellt vvird. Hierb i i t di Frage,
ob die Verblendung aus K ramik- od r KUI1 t tofflKomp itmaterial .a ng-
fertigt werden oll für die Langl bigk it ein r er orgung ehr wichtig.
Für die Brüeke nher teilung eröffn n ich prinzipiell drei Mögl ichk iten,
nämlich in kun t toff- od r keramikv rblend 1 Metallgerü t drin
IIkerami ehe Ver orgung. Die letztg nannt Möglichk it.b find _li h al-
lerding noch im Ver uchsstadium und kann d m praktizier. nd n Zahnarzt
bi lang nicht empfoh len werden.
Fü r die zahntechnische Hel' teilung n implantalg trag nen upra-
trukturen i.nd untersc hiedliche Technik n der erü ther teilung und -v r-
blendu ng möglich:
1020 lmplantologie: Klini ches und labortechnisches Vorgehen

Abb. 43-39 Indi viduelle Gerüstkontur rür eine implan-


tatgetragene festsitzende Krone mit lei cht subgingivalem
Kronenrand. Das Implantat befindet ich innerhalb der
Zah n kontur.

• Teclmiken zur GerüsthersteLlung:


Einstückguss aus Legierungen (Gold bzw. NichtedelmetaLl) und
Titan (Abb. 43-39)
- laserverschweißte Titankomponenten (historisch: Procera Implant
Bridge)
Klebetechnik (Verkleben von Zyli nder bzw. Galvanoteil und Gerü t)
- gefräste bzw. geschl iffene Gerüste aus einem Materialblock(Legie-
rungen, Titan , Oxidkeramiken)
• Techniken zur Verblendungsherstellung:
indiv iduelles Aufschichten (Keram ik, Komposit)
Aufpolymerisieren vo rgefertigt r Ku nststoffzähne
- Aufpressen von Materia li en (Kunststoff, Kompos it, Keramik)

Die implantatgetragene festsitze nde Brücke kann sowoh l mittels okklu-


alen Schrauben direkt auf dem Implantat befestigt oder auf Abutment
(Pfoste n) platzieLi werden (A bb. 43-39). Eine Gerüstanprobe ist in jedem
Fall, unabhängig von der Version, erforderlich . Bei der direkt verschraub-
ten Brücke wird das Gerüst ohne Goldschrauben auf die Distanzhülsen
aufgesetzt. Der passive Sitz wird kontro lliert, d. h. das Gerüst darf nicht
schaukeln . Für die Kontrolle des aktiven Sitzes wird ein Einschraubente t
durchgefLihrt. Dabei wird die distalste Schraube einer Seite angezogen und
der Sitz des Gerüstes auf der Gegenseite kontroll iert. Der umgekehrte Fall
wird ebenfalls überprüft.
Kapitel 43 Werden Pfosten ve rwe ndet, ind die störenden Löcher fur die Okklusal-
schrauben nicht für die anatomische Kauflächergestaltung hinderlich. Die
Brücken können ebenfa ll s mittels kleinen horizontal sitzenden Schrauben
an den Pfosten befestigt werden . Für Kronen und kleine Brücken ist da
Zementieren der Brücke auf Abutments das Mittel der Wahl.
Oberste Forderung an eine implantatgetragene festsitzende Brücke
muss die Reinigbarkeit der Austritt teilen der Konstruktion aus dem
Weichgewebe sein. Der Patient muss, ensprechend seinen manuellen
Fähigkeiten, Zugang zu diesen biologisch sen iblen Bereichen haben.
Das Design bzw. die Ausdehnung eines rosafarbenen Anteils darf di
Hygienefahigkeit ni cht beeinträchtigen.
Nachfolge nd werden die einze lnen Lösungen vorgestellt.
Prothetische Phase 102]

KunststoffverbJendetes Metallgerüst. Bei dieser prothetischen Lö ung


für eine implantatgetrage ne festsitzende Brücke werden vorgefertigte
Kunststoffzähne (Prothesen zähne) aufein Gerüst aufgestellt und mit die en:l
über Basiskunststoff, meist Kaltpolymerisat verbunden. Prothesenzähne
aus Keramik haben sich wegen ihrer erhöhten Frakturgefahr auf der tarfen
Brücke nicht bewährt.
Beül1 Vorgehen kommt zuerst eine auf der Registrierschablone ange-
fertigte Wachsaufstellung der Zähne zur Anprobe. Die WachsaufsteUung
wird im Artikulator auf statische und dynamische Okklusion über-
prüft. Die Heilungskäppchen oder die Interimsprothese werden entfernt
und die Wachsaufstellung aufgeschraubt. Zahnkontakte in Zentrik und
Exzentrik, Ästhetik und Phonetik werden überprüft. Gegebenenfall wer-
den Korrekturen durchgeführt. Ebenso wird geprüft, ob genügend Platz
für eine effektive Mundhygiene unter der Prothesenbasis möglich ist.
Die WachsaufstelJung wil'd an das Labor zurückgeschickt. un wird das
MetalLgerüst entsprechend der geplanten und anprobierten Zahnaufstellu ng
gestaltet und angefertigt. Bei der immer erforderlichen Anprobe des Gerü ts
am Patienten wird das Gerüst kontrolliert.
Ist der Sitz des Gerüsts unbefriedigend , muss dieses durchtrennt und der
Sitz der einzelnen Teile erneut geprüft werden. Gegebenenfalls ist ein neue
Abformung zu nehmen und ein neues Gerüst herzustellen. Erweist ich di.e
Passung der Ei nzelglieder des getrennten Gerüsts als gut, können diese auf-
geschraubt und mit einem Autopolymerisat verbunden werden. Das Gerüst
wird zum Fügen (nicht bei Ox idkeramik möglich) ins Labor geschickt
und danach erneut anprobielt. Anschließend erfolgt die Zahnallfstellllng in
Wachs, die am Patienten kontrolliert wird. Zum Abschluss wird die Arbeit
in Kunststoff fertig gestellt.

Keramisch verblendetes Metallgerüst. Bei dem Metall-Keramik-


Verfahren wird ein Metallgerüst individuell keramisch ve rblendet. Der
Techniker stellt zuerst eine Zahnaufstellung in Wachs oder ei n Fu ll-Wax-up
her. Diese Planung muss im Munde des Patienten mittel s Anprob verifi-
ziert werden. Dann wird mit Hilfe eines Silikonvorwalls das Gerüst gestal-
tet, hergestellt und ei nprobiert. Ist die allgemeine Pas gena ui gkeit nic ht
ausreichend, kann diese durch Trennen und Y, r1.öten verbesseIt w rden.
Als nächster Schritt folgt das Verblenden bis zum Rohbrand der Keramik,
die anprobiert wird. Bei der Rohbrandanprobe werden , wie oben bei der
Wachsaufstellung beschrieben, Okklusion, Ästhetik, Phonetik Farbe und
Hygienefahigkeitüberprüft. Nach Durchftihrung notwendi ger Ko rrektur n Kapitel 43
wird die Arbeit mit dem Glanzbrand fertig gestellt.

Vollkeramische Brücke. Bei dem vollkeramischen Verfahren wird ein ke-


ramisches Geriist aus einer hoch festen Oxidkeramik und ei ner kerami chen
Verblendung hergestellt. Diese Gerüste bevorzugt aus Zi rkoniumdiox id-
Keramik, werden mittels CAD/CAM-Verfahren hergest I1t ( . Ab ch ni tt
24.3. 1.5). Gerüststrukturen, die keine akzeptable Passung auf den
Jmplantate n aufweisen, müssen emeut angefertigt werden. Beim Gebrauch
von Oxi dkeramiken ist die Kostenersparnis gegenüber Goldlegierungen
attra ktiv. Da es sich um eine junge Technik handelt, li egen allerdin g noch
keine langfristigen Untersuchungen vor.
1022 Implantologie: Klinisches und labortechnisches Vorgehen

43.4.3.3 Stark red uziertes Restgebiss (Tab. 43 -3)


Sofern bei geplanter strategischer Pfeilervermehrung mit Implantaten
keine suffiziente prothetische Versorgung vorhanden ist, kann die spä-
tere Situation entweder mit einer Doppelkronenarbeit (z. B. Galvano-
teleskope) bzw. einer Mischversorgungsform versorgt werden. Bei der
Doppelkronenversorgung werden sowohl die Restpfeilerzähne als auch
die Implantate mit Doppelkronen versorgt. Bei der MischversorgungsfOffil
werden die Restpfei lerzähne mit Doppelkronen und die Implantate mit
Kugelkopfattachments versorgt. Für den Fall, dass eine vorhandene suf-
fiziente Teilprothese vorliegt, kann auch die vorhandene Prothese weiter-
verwendet und die Implantate können mittels Kugelkopfattachments in
die vorhandenen prothetische Restauration integriert werden (Wolfart et
al. 2009).

Tab. 43-3 Übers icht über das kl inische und labortechnische Vorgehen bei der strategi -
schen Pfeilervermehrung mit Implantaten unter vorhandenen Doppelkronenprothesen

Klinik Labor ...".

Anamnese, Befundaufnahme, Röntgen


(Ortbopanlomogramm, Rinn-Status),
Situation abformung mit konfektioniertem
Löffel
Herstellung von Stud ienmodelJen
Diagnose, Planung
Hygienephase
Überabformung tiber die vorhandene
TeilDrothese (Alginat)
Herstellung eines Gipsmode ll s (Prothese
verb leibt hierzu in der Abformung) und
einer Dup likatprothese in durchsi.c htigem
Kunststoff. die auf dem Gipsmodell passt,
Umarbeitung der Duplikatprothese in die
Röntgenschablone
Röntgen-Messaufnahm
I(ürthopantomogramm bzw. DVT)
Umarbeitung der RÖ'ntgenschablone in die
Bohrschablone
Implantation
INahtentfemung
Kapitel 43 Frei legungsoperation, Gingivaformer wer-
den aufge chraubt, gezieltes Aus chleifen
der Prothese unter Kontrolle von
Fließsilikonproben
Na hrentfernung
Prothetische Phase: Unterfütterungsabfor-
mung
Definitive Unterfiitterung
Prothetische Pha e: Überprüfung der
Pa ung nach definitiver Unterfiltterung,
Einbau der KugelkopfmatTizen in die vo r-
handene Prothese
Kontrolle nach 2 Tagen
Nachsorge

------- - -- - - - - - - - - - -- - - - ------'
Prothetische Phase 1023

Klinisches und labortechnisches Vorgehen bei vorhandener suffizienter


Teilprothese
Die Passgenauigkeit der Prothesenbasis der vorhandenen Teilproth se wird
mittels Fließsilikon (z. B. Fit Checker, GC, J-Tokio) überprüft. Im Fall
einer unzureichenden Passung der Prothesenbasis würde man sie in die-
sem Stadium unterfüttern. Über d.ie vorhandene Te.ilprothese wird eine
Aiginatabformung genommen und mit der Prothese ins zahntechni ehe
Labor gegeben. Dort erfolgt die Herstellung eines Gipsmodells sowie eines
Duplikats der Prothese aus durchsichtigem Kunststoff, welches auf das
Gipsmodell passt. Anhand des Modells ist es anschließend möglich, di
Kieferkammsituation zu analysieren und die optimalen ImpJantatpositionen
für die angestrebte Pfeilerzahnvermehrung zu bestimmen.
Die Röntgenmesskugeln werden an den festgelegten Positionen einge-
baut, und es wird eine Panoramaschichtaufnahme mit der so hergestellten
Röntgenschablone durchgeführt. Nach Analyse des Röntgenbildes wird
die Röntgenschablone in eine Bohrschablone umgewandelt. Im Idealfall
erfolgen die Führungsbohrungen fiir dje spätere Implantatvorbohrung in
einem Parallelometer. So kann die Implantatausrichtung in Bezug auf die
Einschubrichtung der vorhandenen Doppelkronen geplant werden. Dies ist
wichtig, da zwischen den Kugelkopfattachments und der Einschubrichtung
derTeilprothese eine maximale Divergenz von ca. 15- 20° (z. B. Dalbo Plus,
Cendres & Metaux, CH-Bi.el; Locator, Zest Anchors, USA-Escondido)
vorliegen darf. Die so festgelegte Achsausrichtung der Implantate ollte
bei. der Implantation möglichst optimal umg setzt werden . In der verti-
kalen Dimension ist darauf zu achten, dass die Implantatschulter tief ge-
nug gesetzt wird, so dass anschließend das Platzangebot ausreicbt, um die
Kugelkopfmatrizen stabil in der Prothese verankern zu können.

Umarbeitung der vorhandenen Prothese und Einpolymerisation der


Kugelkopfmatrizen. Bei der Freilegungsoperation werden Gingivaformer
der Höhe 4 mm auf die Implantate aufgeschraubt, und die Prothese wird
von basal in dem Bereich der Gingivaformer freigeschliffen. Da in die er
Phase oft schon Anteile des Gerüstes mit entfernt werden mü sen , ist ein
gezie ltes Ausschleifen unter Kontrolle von Fließsilikonproben (z. B. Fit
Checker, Ge) wichtig, um das Gerüst nicht mehr a1 nötig zu reduzier n.
Nachdem die Prothese wieder in ihrer Endposition inserierbar ist, kann ie
in diesem Bereich zur sicheren Abstützung auf den Implantaten zu ätzlieh
mit einem autopolymerisierenden ProvisorienkuTIststoff aufKompo itba 1S
(z. B. Luxatemp, DMG) unterfüttet1 werden. Kapitel 43
Im Anschluss an die Abheilung der Gewebe (ca. 4 Wochen nach
Freilegung) wird eine definitive Unterfütterung der Prothese vorgenom-
men, um diese an die veränderte Weichgewebssituation anzupa en.
Danach erfolgt der Einbau der Kugelkopfattachments. Hierz u werden
die Gingivaformer abgeschraubt, die Implantathohlräume mit 02 % iger
Chlorhexidindigluconat-Lösung gespült und dann mit Chlorhexidin-
digluconat-Gel (Chlorhexamed, 1 %iges Gel) aufgefüllt. Die Kugelkopf-
patrizen werden mit dem vorgeschriebenen Drehmoment mit einem ma-
nuellen Drehmomentschlüssel angezogen , wobei die Pfo tenhöh nach
individueller Höhe derperiimplantären W ichgewebeau gewählt wird. Die
Dalbo-Plus-Matrizen (Cendres & Metaux) werden auf die Kugelkopfpatri ze
1024 ImplantoJogie: Klinisches und labortechnisches Vorgehen

Abb. 43-40 Ausgeschliffene Ober- Abb. 43-41 Kofferdam zu m Ausb lo- Abb. 43-42 Prothese nach Einpo ly-
kieferprothese. cken von Unter chnitten an den Kugel- merisieren der Matrizen .
kopfattachment beim Klebevorgang.

aufgesetzt und achsengerecht in Einschubrichtung der Prothese ausgerich-


tet. Um das Platzangebot ilmerhalb der freigeschliffenen Aussparungen zu
überprüfen, erfolgen weitere Flleßsilikonproben.
Im nächsten Schritt werden die Matrizen wieder entfernt und im Labor sili-
katisiert undsilanisiert(Rocatec, 3M Espe, D-Seefeld). Die Prothese wird im
Bereich der Aussparungen für die Matrizen ebenfalls konditioniert. Hierzu
wird der Bereich mit 50 )lmAh0 3 gestrahlt (Abb. 43-40) und anschließend
mit einem Kunststoffprimer vorbehandelt (z. B. Glaze & Bond, DMG).
Nun wird ein kleines gestanztes Stück Kofferdam über die Kugelköpfi
gezogen, und die Matrizen werden aufgesetzt und in horizontaler Richtung
ausgerichtet (Abb. 43-41). Es ist erneut wichtig, dass die Ausrichtung sich
nicht primär nach den Implantatachsen, sondern nach der Einschubrichtung
der Doppelkronenprothese richtet. Eine Kontamination der Matrizen mit
Speichel sollte vermieden werden. Die Aussparungen der Prothese werden
mit autopolymerisierendem Kompositkunststoff (z. B. Luxatemp) gefüllt,
und die Prothese wird eingegliedert. NachAushärtung des Kunststoffs wird
die Prothese wieder abgenommen, und die Randbereiche des Kunststoff:
um die Matrizen werden ausgearbeitet (Abb. 43-42).
Die Haftkraft der Kugelkopfmatrizen kann durch Herein- oder Herau -
schrauben des Lamellenretentionseinsatzes nach Patientenwunsch indi-
viduell zwischen 2 und LO N eingestellt werden (Bu eh und Kern 2009).

43.4.3.3 Zahnloser Kiefer (Hybridprothese)


Für den zahnlosen Kiefer stehen für die Verankerung von implantat-
gestützten bzw. implantatretinierten Restaurationen unterschiedliche
Kapitel 43 Verankerungs- und Verbindungselemente wie zum Beispiel Magnete,
Kugelkopfverbindungen , Stege und/oder Doppelkronen zur Verfügung.
Die unterschiedlichen [ndikationen wurden bereit in Kapitel 41.5.4 dar-
gestellt. Die klinischen und labortechnischen Abläufe bei Einsatz dieser
Verankerungselemente unterscheiden sich zum Teil deutlich. Im Bereich
der Verankerungselemente sollte generell eine Verstärkung der abnehm-
baren Prothese mit einem Metallgerüst eingearbeitet werden, um einer
Fraktur der Prothese in die em ge chwächten Bereich vorzu beugen.

Die Magnetverbindung (Tab. 43-4)


Korrosionsresistente Magnetattacl1l11ents sind die Verankerungselement
mit dem insgesamt geringsten Verankerungswert (Naert et al. 2004). In
Prothetische Phase 1025

Tabelle 43-4 Übersicht über das klinische und labOltechni ehe Vorgehen bei der
Herstellung von Hybridprothesen mit Magnetverbindung

KUaIk Labor
Anamnese, Befimdaufnahme,
Röntgen (Orthopantomogramm),
Situationsabformung mit konfektioniertem
Löffel
Herstellung von Studienmodellen und
Registrier chablonen aus Kunststoff mit
Wachswällen
Gesichtsbogenübertragung, Ausric htung der
Wachswälle analog zur Totalprothetik und
intraorale Registrierung
Her teilung der Arbeitsmodelle, Montage in
den Artikulator, Set-up, Ausmodellation der
WachsaufstelIung
Anprobe der Wachsaufstellung und eventu-
elle Korrekturen
Umsetzen der Wachs3ufstellung in die
Röntgenschablone
Röntgen-Messaufnahme
(Orthopantomogramm bzw. DVT):
Umarbeitung der Röntgenschablone in die
Bohrschablone
Implantation und eventuelle Umarbeitung,
bzw. weichbleibende Unterfiitterung des
Provisoriums
Ll"'!ahtentfernung
Eventuelle definitive UuterfUtterung des
Provisoriums
Freilegungsoperation der Implantate und
anpassen des Provisoriums
Nahtentfernung, eventuelle erneute
SituationsabfonnuJ!g (Alginat)
Her teilung von neuen Studienmodellen,
Herstellung eine gesch lo senen individuel-
len Abform löffels
Auswahl der idealen Magnet-Implantat-
Pfosten (Höhe), Aufschrauben der
ausgewählten Pfosten, Anprobe des
Abformlöffel , Kerr-Randgestaltung,
Abformung mit Zinkoxyd-Eugenol-Paste
bzw. Polyether, Entnahme der Abformung
au dem Mund, Entfernen der Magnet-
Jmplantat-Pfosten, Einschrauben der
GingivaformerJCHx-Gel)
Kapitel 43
Herstellung der Meistermodelle
mit Modellmagnetpfo ten und der
Registrierschablonen aus Kun tstoff
mit WachswäLlen (Abgestützt auf d n
Modellmagnetpfosten)
Ein chrauben der Magnet-
Implantat-Pfosten, Extra- und int-
raorale Kieferrelationsbestimmullg,
Frontzahllauswahl, Entfernen der Magnet-
Implantat-PfoSlen, Ei nschrauben der
Gingivaformer (CHx-Gel)
Montage der Mei t rmodelle im
Artiku lator, Frontzahnaufstellung in Wachs
FOrlsetzull g S. 1026
l026 Implantologie: Klinisches und labortechniscbes Vorgehen

Einschrauben der Magnet-Implantat-


Pfosten, Kontrolle des Regi trates,
Anprobe Frontzahnaufstellung, Kontrolle
~er vertikalen Relation, Sprechprobe,
Asthetik, Entfernen der Magnet-Implantat-
Pfosten, Einschrauben der Gingivaforrner
(CHx-Gel)
Seitenzahnaufstellung in Wachs,
Ausmodellation der Wachsaufstellung
Einschrauben der Magnet-Implantat-Pfos-
ten, Gesamtanprobe in Wachs, Entfernen
der Magnet-lmplantat-Pfosten, Einschrau-
ben der Gingivaformer (CHx-Gel)
Ver chlü ein der Zahnsaufstellung in
Wachs mit Gips oder Silikon (Vorwälle),
Erstellung eines Einbettmassenmodells,
Anfertigung der Wachsmodellation des
Gerüstes
Kontrolle des Gerüstes in Wachs mit
Vorwällen
Gießen des Gerüstes, ausarbeiten und
aufpa en auf da Mei terrnodell,
Zahnauf: teilung (entsprechend Vorwall).
Ausmodellation, EinbeUllng, pressen des
Kunststoffs, reokkludieren, ausarbeiten
Einschrauben der Magnet-Implantat-
Pfosten (Drehmomentschlüssel), Anprobe
der fertigen Prothesen, Magnete auf die
Magnet-Implantat-Pfosten aufsetzen und
intraorales Einpolymerisieren der Magnete
in die Hybridprothese, Eingliederung der
fertigen Arbeit
KontmJle: nach zwei Tagen
Nachsorge

der kl inischen Anwendung zeichnen sie sich aber dadurch aus, dass si
auch bei behinderten Patienten erfolgreich eingesetzt werden können. E
gibt inzwischen allerdings auch Magnetsysteme (z. B. Steco, D-Hamburg)
mit konischen Abutments, die nicht nur eine Verankerung über die hori-
zontalen Magnetflächen beinhalten, sondern eine körperliche Verankerung
der Restauration auf den lmplantaten mit entsprechender horizontal r
Stabilisierung der Prothese ermöglichen.
Kapitel 43
Klinisches und labortech nisches Vorgehen . Nach Entfernung der
Gingivaformer werden die passenden Magnet-Implantat-Pfosten ausg -
wählt und aufgeschraubt. Darüber erfolgt die Abformung mit einem in-
dividuellen Löffel und Kerr-Randgestaltung im Sinne einer modifizierten
mukostatischenAbformung (Zinkoxid-Eugenol-Paste bzw. Polyäther). D r
re tliche Behandlungsablaufverläuft mit geringen Modifikationen analog
der Total- und Hybridprothetik ( . Kap. 37- 39). Nach Herstellung der
Meistermodelle werden Registrierschablonen angefertigt. Im Anschlu
daran folgen Gesichtsbogenübertragung, Registrierung, Kontrolle der
Wachsaufste]Jung, Gerüstherstellung Fertigstellung der Arbeit Einpoly-
merisieren der Magnete in die Hybridprothese und definitive Eingliederung.
Protheti ehe Phase 1027

Kugelkopf-
patrize

Abb.43-43 Das Kuge lkopfsystem Abb. 43-44 Das Druckknopf: y tem


Dalbo plu mit einen Kompo nenten im Locato mit sei nen Komponenten im
Querschnitt: Gehäuse mit haubenförmigem Quer chnitt.
Retentionseinsatz (rot).

Die Druckknopjverbindung (Tab. 43-5)


Ei ne typische Form der Druckknopfverbindungen sind die Kuge lkopf-
attachments. Sie bieten eine sehr einfac he Form der retenti.ven Ve rankeru ng,
d. h. dem Patienten wird beim Einsetzen der Prothe e da Gefühl eine
eingerasteten Druckknopfs vermittelt. Die Retention kann durch eine
Aktivierung im Bereich der Matrize bzw. der Patrize eing stell t werden .
Frühe Kugelkopfattachments erwiesen sich häufig mechani ch als nicht
stab il genug, während sie heute bei guten Systemen längerfri tig tabil
zu sein scheinen (Wolf et al. 2009). Ein besonders innovati s Element
stellt der Kugelkopfanker Dalbo Plus (Cendres et M 'taux, CH-Biel) dar
bei dem die Haftkraft durch E in- oder Herausdrehen des haubenfdrmi-
gen Retentionseinsatzes in der Matrize gezielt eingestellt werden kann
(Abb. 43-43). Tritt nach einiger Tragezeit der Arbeit in Verschleiß des
Retentionseinsatzes mit einem Verlust der Haftkraft auf kann der g -
schraubte Retentionseinsatz be onder einfach und schnell ausgetau eht
werden. Zusätzlich sind retentivere Tuningeinsätz erhältlich, mit d n n
auch b i einem Verschleiß der Kugelköpfe die Retention wiederh rg -
stellt werden kann. Implantatachsenneigungen von 15- 20° (abhängig om
Implantatsystem) scheinen unproblematisch zu ein (Ludwig et al. 2006).
Ein weiteres innovati ves Druckknopfsystem fLi r Deckproth s n
(Locatol ; 3i-Implant Innovations, D-KarLsruhe) zeichnet ich durch Kapitel 43
eine besonders geri nge Bauhöhe aus (3, 17 mm). Beim Locator ird
eine Patrize mit definiertem Drehmoment auf dem Implantat befestigt.
Bei mehreren Implantaten können die Matrizen Divergenzen bi zu 40°
der einzelnen Implantate ausg leichen. Die Matrize be t ht aus einem
Gehä use, welches in den Prothesen kunststoff einpolymeri i rt w ird, und
dem Retentionseinsatz, welc her eine dauerhafte Friktion g währl ei t n
soll. Dieser Retentionseinsatz ist austauschbar (Abb. 43-44). Langfii tige
klinische Dokumentationen liegen für di.eses System bi jetzt allerdings
noch nicht vo r.
]028 lmplantologie: KJinisches und labortechnisches Vorgehen

Tab.43-5 Übersicht über das klinische und laborteehni ehe Vorgehen bei der Herstellung
von implantatgetragenen Hybridprothesen mit Ku gelkopfverbindung.

(Behandlungsablauf bis
Abfonnlöffel siehe Tab.
Herstellung eines ge schi os enen indivi-
duellen Abformlöffels
Auswahl der idealen Kugelkopfpatrizen (Höhe)
in Abhängigkeit von der Sch leimhautdicke,
definitives Einschrauben der ausgewählten
Patrizen mit dem Drehmomentschlüssel
unter Verwendung von CHx-Gel, Aufsetzen
der Übertragungselemente auf die Patrizen,
Anpro be des Abformlöffel ,Kerr-Randge-
stallung, Abfonnung der Weichteile und der
Übertragungselemente (Polyälher), Entnahme
der Abformung aus dem Mund, Anpa sen der
provisorischen Prothese auf den eingeglieder-
ten Kugelkopfpatrizen (evtl. weichbleibende
Unterfutteru
Einsetzen der Kugelkopfreplikate in
die in der Abformung verbliebenen
Übertragungselemente und Herstellung
der Meistermodelle, Herstellung der
Registrierschablonen aus Kunststoff
mit Wachswällen (abgestützt auf den

Extra- und intraorale Kieferrelationsbestim-


Frontzahnauswah l
Montage der Meistermodelle im
kulator Frontzahnaufstell .
Kontrolle des Registrates, Anprobe Frontzahn-
auf: teilung, Kontrolle der vertikalen Relation,
Ästhetik

Ver chlüs ein der Zahnaufstellung in


Wach mit Gip oder Si likon (Vorwälle).
Er teHung ei ne Einbettmassenmodells,
Anfertigung der Wachsmodellation des
Gerüstes

des Gerüstes, Ausarbeiten und


Aufpassen auf das Meistermodell,
Zabnaufstellung (entsprechend VorwaIl),
Kapitel 43 Ausmodellierell, Einbetten, Pressen
des Kunststoffes Reokkludieren.
Ausarbeiten
Anprobe der fertigen Prolhe en und
Einpolymerisieren der Matrizen intraoral,
Ausarbeitung der einpolymerisierten Bereiche,
Eingliederung der Prothese
KontTolle: nach zwei Tagen
Nach orge
~-------- -~--

Prothetische Phase 1029

Klinisches und labortechnisches Vorgehen. 1m ersten Arbei tssch ritt wird


die richtige Höhe der Kugelkopfelemente ausgewählt. Dabei sollte das
Plateau, auf dem die Kugel befestigt ist, gerade aus der Gingiva h rau-
ragen. Damit vermeidet man, dass die Kugel mit der Zeit von Gingiva
bedeckt wird (Kugelkopfattachment sitzt zu tief), bzw. zu wenig Platz
rur die Matrize in der späteren Hybridprothese ist (Kuge lkopfattachment
sitzt zu hoch). Auf die ausgewäh lten und eingeschraubten Patrizen wer-
den systemspezifische Übertragungskappen aufgesetzt und darüber eine
Abformung mit einem geschlossenen individuellen Abforml.öffel und Kerr-
Randgestaltung durchgeführt. Die Abformung erfolgt vorzugsweise mit
einphasiger Polyäthermasse (lmpregum Penta; 3M Espe). ach Entfern ung
der Abformung aus dem Mund werden so genannte Kugelkopfreplikate
auf die in der Abformung verbl iebenen Übertragungse lemente gesetzt.
Es folgt die Herstellung der Meistermodelle und RegistrierschabLonen.
Die Übertragungselemente werden in die Schab lone eingearbeitet und
mit Autopolymerisat fix iert. Darüber kann die Schablone anschli·eßend
intraoral sicher fixiert werden. Das weitere Vorgehen gliedert sich in
Gesichtsbogenübertragung, Registrierung, Kontrolle der Wachsaufstellung,
Gerüstherstellung, Fertigstellung der Arbeit mit Einpolymerisieren der
Matrizen. Diese Einpolymerisierung erfolgt idealerweise im Mund und
nicht im zahntechnischen Labor. So kann ein spannungsfreier Sitz der
Hybridprothese sichergestellt werden, da durch die intraorale Verklebung
kleine Fehler, wie sie zum Beispiel von der Abformung, Modellherstellung
usw. stammen können, ausgegl ichen werde n ( Passi v Fit").

Die Stegverbindung (Tab. 43-6)


Neben festsitzenden Brücken stell en Stegkonstruktionen die Methode der
primären Verblockung von Implantaten dar. Es können konfektionierte oder
individuelle Stege in Form von rundlichen Steggelenken oder rechteckigen
Steggeschieben zur Anwend ung kommen (s. Kap . 37.4). Die entsprechen-
den konfektionierten oder auch individuellen Stegreiter aus Metall oder
Kunststoff gewährleisten eine rotations- oder geschieberutige Verbindung
der Suprakonstruktion mit dem Steg.
Die Stegverankerung wurde früher als die Standardverank rung von
Deckprothesen aufImplantaten angesehen . Aufgrund vielfältiger Probleme
und Nachteile, wie z. B. relativ hoher Platzbedarf hygienische Problem
der Verbindungsproblematik lind der problematischen Kombination mit na-
türlichen Pfeilerzähnen, haben in den letzten Jahren Kugelköpfe für einfache
Versorgungen und Doppelkronen für aufwendigere Suprakol1struktionen Kapitel 43
an Boden gewonnen.

Klinisches und labortechnisches Vorgehen. Nach Abformung der


Implantate mit der Pick-up-Technik werden im Labor die Mei termodell.e
und Registrierschablonen hergestellt. Am Pati enten w ird dann die ex-
tra- und intraorale Registrierung durchgefii hlt. Nach Montag der
Meistermodelle in den Artiku lator wechseln sich die Aufstellung der Zähne
in Wachs im Labor lind dieAnprobe am Patienten ab bis ei n zufrieden tel-
lende Ästhetik, Phonetik und Okklusion erzielt worden ist. Die endgültige
Wachsaufstellung wird anschließend durch den Zahntechniker auf dem
Meistenl10dell mit Si likon verschlüsselt. DieserVolwall hil ftd m ~ chnik r
1030 lmplantologie: Klinisches und labortechniscbes Vorgehen

Tab. 43-6 Übersicht über das klini sche und labOliechni che Vorgehen bei der Herstellung
von Hybridprothe en mit Stegverb indung

Klinik. Labor ~
(Behandlungsablauf bis individueller
AbformlöfFel siehe Tab. 43-4)
Herstellen eines individuellen Abformlöffels
mit ok.klusalen Perforationen (Pick-up-
Technik)
Autschrauben von Abfonnpfo ten auf die
Implantate, Anprobe des AbfonnlöfFels,
Um pritzen der PFo tell mit Abform material
und Ein etzen de mit Abfonnmaterial
gefüllten AbfonnlöfTels, Lösen der Abform-
pfosten, Entnahme der Abformung aus dem
Mund, Wiedereinsetzen der Gingivafonner,
bzw. des auf den Implantaten befe tigten
Provisoriums unter Verwendung von CHx-
Gel
Herstellen der Meistennodelle und der
Regi trier chablonen au Kunststoff mit
Wach wällen (Schablonen sollten auf
mindestens zwei Implantaten festgeschraubt
bzw. ab&estützt werdel!l
Extra- und intraorale Kieferrelationsbestim-
mung, Frontzah nauswahl
Montage der Meistermodelle im ATtikulator,
Frontzahnau fstellu ng in Wachs
Kontrolle des Registrates, Anprobe der
Frontzahnaufstellung, Kontrolle der veliika-
len Relation, Sprechprobe, Ästhetik
I Seitenzahnauf teilung in Wachs,
Ausmodellation der Wachsaufstellung
Gesamtanprobe in Wachs
Verschlüsseln der Zahnaufste llung in
Wachs mit Gips oder Si likon (Vorwälle),
Stegher teilung unter Velwendung des
Vorwal~ zur Dimensionskontrolle
Steganprobe
Erste llung eine Einbeumassenmodells,
Anfertigung der Wachsmodulation des
Gerü te unter Verwendung des Vorwalls
zur Dimensionskontrolle
Kontrolle de Gerü tein Wachs mit
Vorwällen
Gießen des Gerüstes, Ausarbeiten und
Aufpa en auf das MeistennodelI,
Kapitel 43 Zahnauf teilung (ent prechend Vorwahl), ,

gegebenenfal ls Verblendung des Gerüstes,


Ausmodellatioll
Gesamtanprobe
Einbetten Kunststoff pressen, Reokklu-
dieren ausarbeiten
Definitive Stegbefestigung mit Hilfe der
Halteschrauben (Drehmoment chlüs el)
unter Verwendung VOll CHx-Gel, Anprobe
der fertigen Arbeit, Eingliederung
Kontrolle: Nach zwei Tagen
L~achsorge
l

Prothetische Phase 1031

Verblendung
Tertiärgerü t
Klebefuge
Galva nokappe
Abb. 43-45 Darstellung de
koni eh (1 - 2°) beseh liffenen 1m-
p lantatabutment (a) mit darauf
e ingegliederter Doppelkrone (b), be-
stehend aus einem vollverblendeten
Tertiärgerüst, in welches intraora l
die Galvanokappel ekundärkrone
verklebt wurde. a '--_ _ _~ b

b ei der korrekten Dimensionierung der Gerüstanteile und stellt icher, da


anschließend noch genug Platz fur das Aufstellen der Er atzzä hne bzw.
das Verblenden der Gerüste vorhanden ist. Fü r die Stegherstellung w rd n
spezielle Abutments auf die Implantate gesclu'aubt und ein konfektionierter
Steg durch Laserschweißung oder Lötung zwischen den Imp lantatpfo ten
fixiert bzw. ein komplett individueller Steg an di e Abutments angego -
sen. Am Patienten erfolgt die Steganprobe. H ier ist die Überprüfu ng auf
einen spannungs- und schaukelfre ien Sitz von besonderer Wichtigkeit.
Anschließend wird ein Einbettmassenmodell vom Meistermodell mit teg
hergestellt und das Gerüst in Wachs modelliert, nach Kontro ll durch den
Zahnarzt in NEM-Legierung gegossen lind ausgearbeitet. Die Üb rtragung
der Zahnaufstellung auf das Gerüst erfolgt mit Hilfe des Vorwalls und
w ird am Patienten erneut anprobiert. Nach Ferti gstellung der Stegprothese
folgen am Patienten die Stegbefestigung mi t Hilfe der Halteschrauben und
die defi niti ve Eingl iederung der fertigen A rbeit.

Die Doppe/kronenverbindung (Tab. 43-7)


Ab vier Implantaten im Unterkiefer und sechs Implantaten im Oberkiefer
können abnehmbare Suprakonstruktionen auch über Dopp Ikronen auf
den Impl antaten verankert werden. Es können klassische Konu kronen,
Doppelkronen mit zusätzlichen retenti ven Elementen u nd Gal ano-
teleskope zur Anwendung kommen (vgl. Kapitel 34.4-6). Konventio-
nelle Herstellungsverfahren der Primärteile mit einer päteren F ixation -
abformung sowie der Herstellung der Suprakonstruktion auf dem Mod 1I
führen zu Passungenauigkeiten, die zwar von physiologi ch beweglichen
Zähnen, nicht aber vo n osseointegrierten starren Implantaten ausgeglichen
werden können. Kapitel 43
Deswegen wird für implantatgetragene Doppelkronenarbeiten emp-
fohlen, eine Tertiärkonstruktion herzustellen, di e intraoral mit den
Sekundärkronen ve rklebt wird, wodurch eine exzellente Pas genauigkeit
("Pass ive F it") der Suprakonstruktion auf den Primärteilen erre i ht
wird (A bb. 43 -45). Sowohl die Kombination vo n metalli ehen al
auch von keramischen Primärtei len mit ga l anischen ekundärkr n n
wurde beschrieben (Weigl et al. 1999). Besonderer Vo rteil der impl an-
tatgetragenen Doppelkronenarbeiten ist ihr gute Kombinierbarkeit
mi t vitalen Pfeilerzähnen , di e gute Hygien fäh igkeit al auch die gut
Erwe iterungsfahigkeit nach einem möglichen Imp lantat- bzw. Zahn erlu t.
1032 Implantologie: Klinisches und labortechnisches Vorgeh n

Tab. 43-7 Übersicht über da klinische und labortechni sche Vorgehen bei der Herstellung
von implantatgetragenen Hybridprothesen mit Galvanote leskopen -

(Behandlungsablauf bis '


Abformlöffel siehe Tab. 43

Aufschrauben der Abfonnpfosten auf die


Implantate, Anprobe des Abformlöffels,
Umspritzen der Abformpfosten mit
Abformmaterial und Einsetzen des mit
Abformmaterial geftillten Abformlöffels,
Entnahme der Abformung aus dem Mund,
Wiedereinsetzen der Gingivaformer bzw.
des auf den Implantaten befestigten Provi-
soriums unter von CHx-Gel
Herstellung der Meistermodelle und der
Registrier chablonen aus Kunststoff mit
Wachswällen (Schablone sollte auf mind.
zwei Implantaten festgeschraubt bzw. abge-
stützt

Montage der Me;ot"n11"vlpl


Frontzahnaufstel
Kontrolle des Registrates, Anprobe der
Frontzahnauf: teilung, KontTOlle der vertika-
len Relat Ästhetik

VerschlUs ein der Zahnaufstellung in


Wach mit Gips oder Silikon (Vorwälle),
Verwendung des Vorwalls zur Dimensions-
kontrolle: Her t.ellung der Primärkronen
(entweder [I] direktes Beschleifen von
Titanabutments mit 1- 20 Konuswinkel,
bzw. [2] Her teilung von ollkeramischen
Zr02-Primärkronen, die abschließend auf
den Titanabutmenls zementiert werden),
Her teilung e iner inbringhilfe für die
Primärteile (Kunststofl), Herstellung
der Galvanokappen, Aufwachsen des
Terti in Wachs
Kontrolle des Tertiärgerüstes in Wach
Kapitel 43 Vorwällen
Her teilung des Tert.iärgerüstes aus einer
EM-Legicrung, optionale Herstellung
einer provisorischen Versorgung (Duplikat
der Wach auf! teilung), Registrierschablonen
auf dem Tertiärgerü tabgestützt (Kunst-
.35
Prothetische Phase i033

I Anprobe der Primärkronen mit Einbring-


hilfe, definitive Eingliederung der
I Abutments (Drehmomentschlüssel)

und ggf. Zementieren der volIkerami-


schen Primärkronen, Aufsetzen der
Galvanokappen, intraorale Verklebung
der Galvanokappen mit dem Tertiärgerüst
("Passiv Fit"), Kieferre1ationsbestimmung
auf dem Tertiärgerüst (Registrierschablone),
Überabformung über das Tertiärgerüst
(Polyäther), Umarbeitung der vorhandenen
provisorischen Versorgung auf die einge-
gliederten Primärteile, bzw. Eingliederung
der optional neu hergestellten provisori-
schen Versorgung
Herstellen neuer Meistermodelle, Mon-
tage der Meistennodelle im Artikulator,
Verblenden des Gerüsts und Übertra-
gung der Ersatzzähne durch den Vor-
wall, Ausmodellation, Einbetten, Kun t-
stoffpressen, Reokkludieren, Ausarbeiten
Anprobe der fertigen Arbeit und Einglie-
derung
Kontrolle: nach zwei Tagen, Fixierung der
I e?dgü~tige Posit!on. d~r Pr~~ärteile durch

1eIßen Im Mund mdlvlduallslerten Schlüssel


Nachsorge

Klinisches und labortechnisches Vorgehen. Die Abformung erfolgt mit


einem individuellen Löffel mit der Pick-up- bzw. Repositionstechnik.
Nach erfolgter Abformung werden im Labor Meistermodelle und
Registrierschablonen hergestellt, die auf den Implantaten mit abgestützt
sind (z. B. auf eingeschraubten Gingivaformem, definitiven Abutments um-
gearbe iteten Abformpfosten, implantatspezifischen Registrierelementen).
Am Patienten folgt die extra- und intraorale Registrierung. Nach Montage
der Meistermodelle im Artiku lator wechseln sich die Aufstellung der Zähne
in Wachs im Labor und die Anprobe am Patienten ab, bis eine zufrie-
den stellende Ä.sthetik, Phonetik und Okklusion erzielt worden ist. Die
endgültige WachsaufstelLung wird anschließend durch den Zahntechniker
auf dem Meistermodell mit Sil ikon versch lüsselt. Dieser Vorwall hi lft
dem Teclmiker bei der korrekten Dimensionierung der Gerüstanteil,e und
stellt sicher, dass anschl ießend noch genug Platz für das Aufstellen der Kapitel 43
Ersatzzähne bzw. für das Verblenden der Gerüste vorhanden ist. Unter
Dimensionskontrolle durch den Vorwall erfol gt die Herstellung der
Primärkronen (direkt beschliffene Titan-Abutments bzw. zusätzlich darauf
angefertigte Zirkonoxid-Kappen), der GalvanokappeIl, des Tertiärgerü te
(NEM-Legierung), einer Registrierschablone (Kunststoft) und optional
eine auf den Primärkronen abgestützte provisorische Versorgung (Duplikat
der Wachsaufstellung).
In der darauf folgenden klinischen Sitzung erfordert das intra-
orale Einkleben der Galvanokappen in das Tertiä rgeriist eine ichere
Trockenlegung, was diese Behandlungssitzung besonders aufwändi g
macht. Die Primärteile müssen zuvor mittels Drehmomentschlü el de-
1034 Implantologie: Klinisches und labOltechnisches Vorgehen

Abb.43-46 Intraorale E lnkJeben der Galvanokappen in Abb.43-47 Nach erfolgter KiefelTelationsbestimmung auf
das Tertiärgerüst. dem Tertiärgeriist wird anschließend eine Überabformung
über das Terti ärgerüst mit Polyäther durchgeführt.

finitiv eingeschraubt werden. Ein erneutes Lösen und Wiederanziehen


der Befestigungsschraube könnte zu minimalen Ungenauigkeiten fuhren
und einen späteren spannungsfreien Sitz der Arbeit verhindern. Für die
Verklebung werden die zuvor in Alkohol gereinigten Galvanokappen
auf die intraoral eingegliederten Primärteile aufgesetzt und mit einem
Metallprimer (Alloy-Primer' Kuraray, ]-Osaka) konditioniert. Das eben-
falls vorbehandelte TeJiiärgerüst (Strahlen mit Aluminiumoxid 50 ,..un
23 bar) wird mit einem Kunststoffkleber (z.B. Panavia 21 , Kurara )
bestrichen und intraoral mit den Galvanokappen verklebt (Abb. 43-
46). Anschließend wird das verklebte Gerüst entnommen und von
Kleberresten gereinigt. Es erfolgt eine Kieferrelationsbestimmung auf
dem Tertiärgerüst lind eine anschließende Überabformung über das
Tertiärgerüst mitPolyäthermaterial (z. B.lmpregum™ PentaTM; 3MEspe)
(Abb . 43-47). Anschließend muss die provisorische Versorgung an die
neue intraorale Situation mit eingegliederten Primärteilen angepasst wer-
den. Dazu wird entweder die vorhandene provisorische Versorgung umge-
arbeitet oder die optional im Labor hergestellte und auf den Primärkronen
abgestützte provisorische Versorgung eingegliedert. Anschließend wird
im zahntechnischen Labor ein neues Meistermodell mit Patern-Resin
Stümpfen im Bereich der Galvanoteleskope hergestellt (Abb. 43-48).
Das Modell wird mit Hilfe der neuen Kieferrelationsbestimmung im
Kapitel 43 Artikulator montiert und die Doppelkronenarbeit fertig gestellt. Sie
kann in der nächsten Behandlungssitzung eingegliedert werden. Die
Eingliederung ist dabei wesentlich weniger aufwändig als die vorherige
Sitzung da die Doppelkronenarbeit jetzt nur auf die bereits im Mund
befindlichen Primärkronen aufgesetzt, die Okklusion und Artikulation
korrigiert und die Passung der Prothese kontraJliert wird (Abb. 43-49).
Die in der letzten Sitzung optional neu hergestellte provisorische
Versorgung hat nach Eingliederung der definitivenArbeitihre Funktion nicht
komplett verloren, sondern dient dem Patienten ab jetzt als Zweitprothese.
Sie kommt zum Beispiel bei Reparaturen an der definitiven Arbeit zum
Einsatz und erhöht damit den Komfort des Patienten in diesen Situationen
erheblich.

-- --- ---~--_-:..
Nachsorge 1035

Abb. 43-48 Danach wü-d im zahnteclu1i chen Labor Abb. 43-49 Intrao ral e ingegliederte Ga lva note le k parb it.
ein neue Meistermodell mit Pattern-Re in Stümpfen
im Bereich der Galvanote le kope hergestellt und das
Tertiärgerüst verblendet.

Speziell bei implantatgetragenen Galvanoteleskopen sollte nach de-


finitiver Eingl1ederung der Doppelkronenarbeit die endgültige Po ition
der Primärteile mit Hilfe eines im Mund individualisierten Schlüssel fi-
xiert werden, der später bei möglicher Lockerung der Ver chraubung ine
Primärteils erlaubt, dieses in identischer Position wiederzubefestigen.

43.5 Nachsorge
Die Nachsorge bei implantatgetragenem Zahnersatz folgt den in Kapitel 45
beschriebenen Prinzipien. Die Sondierungstiefe und BOP an Implantaten
wird genauso wie bei natürlichen Zähnen evaluiert. War früher die routine-
mäßige Sondierung um Implantate umstritten, so ist heute nachgewie en
dass dies ohne Schäden erfolgen kann und zunehmend ondierung w rt
Frühzeichen einer Periimplantitis sein könne n (Sah i und Lang 2004).
Bei Sondierung mit der Parodonta lsonde wird zwar da Saumepithel von
lmplantatoberfläche separiert (Sondierungskraft von 0,2 N) die bindeg -
webige Adaptation am ]mplantat wird aber nicht zerstört. Die " Heilung"
des epithelialen Attachments ist nach 5 Tagen abge ch lossen (E tter et a1.
2002). Neben erhöhten Sondierungstiefen sind Plaque-Index, Zu tand Kapitel 43
der Mukosa, Bleeding on Probing (BOP) Breite der keratinisielien
Gingiva, Su Ikusflu id, Pusabfluss, Implantatbeweglichkeit, Schmerzen
Resonanzfrequenz-Analyse und radiologische Veränderungen weitere di-
agnostische Parameter zur Beurteilung der perimplantären Verhältnisse (s.
Kap. 44).
Werden Abutments oder andere prothetische Komponenten abge-
schraubt bzw. ausgewechselt, sollten die Innenräume der lmplantate mit
Chlorhexidin lösung desinfiziert und or dem erneuten Ver chrauben
mit einem Ch lorhexidinge l gefüllt werden , da dies längerfri ti g di
Keimbesiedlung der Hohlräume reduziert (Paolantonio et al. 2008).
4

1036 lmplantolog ie: Klinisches und laborteclmisches Vorgehen

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Kapitel 43
l

1039

44 Ursachen und Therapie der


periimplantären Destruktion

44.1 Einleitung
In den Letzten Jahren hat die Anwendung von oralen enos alen Implantaten
stark zugenommen. Als Folge der wachsenden Zahl von funktionell bela t -
ten osseointegrierten Implantaten ist zu envarten, dass in Zukunft vermehrt
Probleme bezüglich der Behandlung von periimplantären Weichgeweb -
und Knochendefekten auftrete n werden .
Es konnte gezeigt werden, dass die Hart- u nd Weichgewebe, die da
dentale Im plantat umgeben, Gemei nsanikeiten, aber auch Unterschied
gegenüber dem Parodont des natürlichen Zahnes au fweisen. Da der
Begriff Parodontium mit Gingiva, Desmodont, Wurzelzement und knö-
cherner A lveo le zalmgebu ndene Strukturen bezeichnet, hat sich ftlr die da
Implantat umgebenden Struktu ren der Oberbegriff periimplantär Hart- und
Weichgewebe etabliert. Im Einzelnen unterscheidet man die periimplantäre
Mukosa u nd den periimp lantären Knochen . Entzündl iche Prozesse, die
sich auf die Weichgewebe beschränken, werden analog zur Gingiviti al
periimp lantäre Mukositis bezeichnet und sind rever ibel. In Analogie zur
Parodontitis lautet die Diagnose Periimplantitis, sobald der umgebend
Kno~.hen bete iligt ist und Knochenresorptionen ma nifest werden . In ei-
ner Ube rsichtarbeit w urden diese morpho logischen Besonderheiten de
dentalen lmplantates im Vergleich zum natürlichen Zahn herausgearb itet
und bezogen auf den gesunde n Zustand und die bakteriell verur achten
Entzündungsprozesse analys iert (Zi/zmann et a1. 2006). Basierend auf den
strukturellen Besonderheiten der peri imp lantären Weich- und Hartgewebe
werden im Folgenden Empfehlungen fLi r die Diagno tik gegeben und
Therapiemög lichkeiten zur Behandlung der Periimplantitis dargelegt.

44.2 Ursachen der periimplantären


Destruktion
Äh nl ich wie be i der Gingivitis konnte zwischen der bakteriellen Plaque
Kap ite144
und der periimplantä ren Mukositis beim Mensch ein enger kau aler
Zusammenhang nachgewiesen werden (Zitzmann et al. 200 I). Koloni n
bildende Bakterien bi nden an da Pellikel, best hend aus Kompon nten
des Speichels und der Su lkusflüss igkeit, obei in be ondere ubmuk-
sa l ein stabiler Biofilm entsteht. Diese bakterielle Besiedelung hat eine
Immunabwehrreaktion des Wirtes zur Fo lge, die zu einer Entzündung de
Weichgewebes fü hlt (Mukositi ). Wenn sich dann die Plaqu über inen
längeren Ze itra um ungehindert vermeh ren kann , konnte im Ti rexp rim nt
gezeigt werden, dass die M ukos itis in eine Periimpl antiti überg ht und
1040 Ursache und Therapie der periimplantären Destruktion

den periimplantär unterstützenden Knochen zirkulär angreift und zerstört


(Lang et al. 2000).
Die durch Knochenresorption im Rahmen einer Periimplantitis verur-
sachten Implantatverluste sind so genannte Spätverluste. Sie treten nach
einer erfol greichen Osseo integration und funkt ioneller Belastung auf.
Davo n zu unterscheiden sind so genannte frühe lmp lan ta tverlus te. Sie
werden in nerhalb der ersten Wochen oder Monate nach Inseltion bzw.
bis zu einem Jahr nach funktioneller Belastung beobachtet. Sie sind auf
Kompl ikationen während der Einheilung, bzw. auf das Ausbleiben der
Osseointegration zurückzuführen, wie es zum Beisp iel durch fehlerhafte
chirurgische Techniken oder funkt ionelle Überbelastungen zu beobach-
ten ist. Bei den chirurgischen Komplikationen se ien Hitzenekrosen wäh-
rend der Implantatbettaufbereitung, Wunddehiszenzen nach augmentati-
ven Verfahren, sowie gelockerte Sekundätteile ge nannt. Zu Misserfolgen
durch okklusale Überbelastungen kann es durch eine zu frühe Belastung
wä hrend der Einheilungsphase des Implantates oder durch eine inkorrekte
Gestaltung der Suprastruktur kommen (Rosen berg et al. 1991).

44.3 Mikrobiologische Aspekte


M ikrob iologisch scheint der Verlauf einer peri implantären Entzündung
demjenigen einer chronischen Parodontitis zu entsprechen. In einer kli-
nischen Stud ie vergli chen Mombelli et al. (1987) di e mikrobiologi-
sche Zusammensetzung bei klinisch unauffä lligen und fe hlschlagen-
den Implantaten. Bei letzteren wurde vornehmlich eine gramnegative
Bakterienflora m it anaeroben Stäbchen gefunden. Klinisch unauffällige
1mplantate zeigten nur ganz selten diesen Befund. In einer anderen Studie
evaluierten Becker et a1. ( 1990) mit Hilfe einer DA-Sonde die Mikroflora
von 36 fehlschlagenden Implantaten bei 13 Patienten. Sie fanden in den
periimplantären D efekten mittelhohe Keimwerte fur Actinobacillus ac-
tinomycetemcomitans, Bacteroide in termedius und Bacteroides gin-
givali s. Di ese Ba kterien gelten als pathogene Erreger im parodontalen
Krankheitsgeschehen. Ram et al. (1990) fanden in periimpl antären
Defekten einen größeren Prozentsatz an Sta phylokokken (15 , 1 %) als in
g ing ivalen entzündlichen Stellen (0,06 %) oder parodontalen Defekten
( 1,2 %). Die Autoren glauben daher, dass Staphylokokken bei der periim-
pl antären Destruktion eine größere Rolle spi elen, als bisher angenommen
wurde.
Kapitel 44
1n einer weiteren Arbeit wurde bei 24 Patienten die im eIben Kiefer
sowohl Implantate als auch Zähne aufwie en, im Dunkelfeldm ikroskop
die Mikroflora um orale enossale Tmp.1antate mi t der um die natürlichen
Zähne verglichen (Quilynen und Listgarlen 1990). Die Prozentanteile von
Kokken, beweglichen Stäbchen, Spirochäten und anderen Bakterien be-
trugen um 1mplantate j ewe ils 65 ,8 %, 2,3 %, 2,1 % und 29,8 %, und um
natürliche Zähne 55,6 %, 4,9 %, 3,6 % und 34,9 %. Werden diese Daten
mit der Mikroftora um Implantate bei zahnl osen Patienten ve rglichen, so
findet man bei Zahnlosen sign ifi kant wenige r bewegliche Stäbchen (0,4 %)
- --~---------- .

Diagnostische Parameter zur Bewteilung 1041

und Spirochäten (0,0 %). Diese Resultate unterstützen die Hypothese, dass
natürliche Zähne als Reservoir für die bakterielle Kolonisation von benach-
barten Titanimplantaten dienen können und die Mikroflora um Implantate
im teilbezahnten Patienten potentiell pathogener als beim Zahnlosen er-
scheint.
Rutar et a1.(200 1) konnten in diesem Zusammenhang signifikante
Korrelationen zwischen den gemessenen Sondierungs tiefen und der
Gesamtmenge an Anaerobiem einerseits und der Häldlgkeit der Bakteroides
gingivalis andererseits aufzeigen.

44.4 Diagnostische Parameter zur


Beurteilung der periimplantären
Situation
Eine systematische Übersichtsarbeit bezüglich der unterschiedlich.en
Periimplantitis-Therapieformen zeigt, dass es im Moment keinen sicheren
Nachweis flir eine optimale Therapie gibt (Esposito et al. 2004). Dies un-
terstreicht, wie wichtig es ist, eine Mukositis (die ja noch reversibel ist) erst
gar nicht in das Stadium einer Periimplantitis kommen zu lassen. Um be-
ginnende Läsionen bereits frühzeitig zu diagnostizieren, ist ein regelmäßi-
ges Erfassen von klinischen Daten während der Nachsorgeul1tersuchungen
notwendig (Lang et al. 1997). Hierzu gehört das Erfassen folgender
Parameter: Plaqueindex, Sondierungstiefen, Breite der angewach enen
Gingiva, Sulkusftießrate, Weichgewebssüuation, Implantatbeweglichkeit,
Schmerzen am Implantat, Frequenz-Resonanz-Analyse und eine radiologi-
sche Untersuchung. Die Autoren empfehlen, eine Reihe dieser klinischen
und radiologischen Parameterregelmäßig zu erheben, um zwischen gesun-
dem und erkranktem periimplantären Gewebe unterscheiden zu können
( Salvi und Lang 2004). Dabei konnte das Dogma aus den Anfangszeiten
der Implantologie, nach dem die Sondierung um Implantate Verletzung n
des Gewebes oder ein Aufrauen der Titanoberfl.äche erursachen könnte,
entkräftet werden (Euer et al. 2002).
Da im Rahmen der Periimplantitis die knöcherne Unter tützung in-
itial ausschließlich koronal verloren geht, bleibt das Implantat in dieser
Phase weiter osseointegriert und somit auch stabil. Aus diesem Grund ist
Implantatmobilität ein höchst unsensibles, zugleich jedoch ein hochspezifi-
sches diagnostisches Kriterium für Periimplantitis. Höhere Sensibilität und
Reliabilität einer sich entwickelnden bzw. etablierten Periimplantitis tei- Kapitel 44
len die Parameter Bleeding on probing, Sondierungstiefe und die röntge-
nologische Untersuchung mit Hilfe eines Zahnfilms dar (Lang et al. 2000).
Idealerweise kann man hierfür individualisierte Röntgenhalter erwenden
um bei jeder Aufnahme die gleiche Einstellung und somit vergleicbbare
Röntgenbilder zu erhalten.
4

1042 Ursache und Therapie der periimplantären Destruktion

44.5 Häufigkeit der Periimplatitis bei


Parodontitispatienten
Grundsätzlich zeigt die Literatur, dass die Überlebensrate von Implantaten
und Suprakonstruktionen auch bei Parodontitispatienten hoch ist. Die
Autoren kommen zu dem Schluss, dass auch bei für Parodontitis anfalligen
Patienten Implantate indiziert sind, sofern anschließend ein engmaschiges
Nachsorgeprogramm eingehalten wird (Schou 2008). Dies wird von einem
weiteren Übersichtsartikel in Frage gestellt, der bei Parodontitispatienten
trotz parodontaler Vorbehandlung und Nachbetreuung ein erhöhtes Risiko
für eine peri implantäre Infektion sieht (Renverl und Persson 2009). Solches
Ri siko wurde bereits von Karoussis et al. (2003) unterstrichen. Sie be-
obachteten über 10 Jahre bei Patienten mit parodontaler Vorgeschichte
mehr Implantatverluste (9,5 % vs. 3,5 %) und eine höhere lnzidenz der
Peri implantitis (28,6 %, vs. 5,8 %) als bei parodontal Gesunden.

44.6 Prävention von periimplantären


Krankheiten
Wie bereits erwähnt, kommt es bei Plaqueansammlungumdentale Implantate
zu einer entzündlichen Infiltration des periimplantären Weichgewebes ohne
Beteiligun g des Knochens. Man spricht hi er von einer periimplantären
Mukositis. Demgegenüber kommt es bei einer Periimplantitis bereits zu
einem Verlust an periimplantärem Knochen.
Die beste Prävention der periimplantären Destruktion ist somit eine op-
timale Plaquekontrolle durch den Patienten. Gleichzeitig sollte der Patient
in ein enge Nachsorgeprogramm integriert werden, damit periimplantäre
Probleme frühzeiti g erkannt und r gei mäßig professionelle Mundhygiene
durchgeführt werden kann (Lang et a1. 1997). Hierfiir stehen verschiedene
Hilfsmittel zur Verfügung. Die Anwendung einer weichen Nylonzahnbürste
führt zu keinen Veränderungen der Oberflächen von Titanimplantaten so
dass der Patient bei der persönlichen Mundhygiene mit herkömmlichen
Hilfsmitteln wie Zahnbürste und Interdentalbürstchen arbeiten kann. Für
die professionelle Mundhygiene stehen Kunststoffküretten und -scaler so-
wie weicher Gumminapf, Pol ierbürstchen und gering abrasive Polierpasten
zur Verfügung. Diese Instrumente und Hilfsmittel sind deshalb zu emp-
fehl en, weil s ie nur ganz geringe Veränderungen der Implantatoberftäche
zur Folge haben. Die Entfernung VOll subgingivalem Zahnstein mit Hilfe
Kapitel 44
VOll Kunststoftküretten i t leider nicht effizient. Daher muss in diesen
Bereichen mit MetalLküretten oder Ultra challgeräten gearbeitet werden.
Beide Hilfsmittel führen jedoch zu Kratzern auf der Implantatoberfläche
welche Ursache fUr Korrosions chäden und vermehrte Plaqueakkumulation
sein können.
Therapiemöglichkeiten der Mukositis und Periimplantiti 1043

44.7 Behandlung der Implantatoberftäche


Die Implantatoberfläche eines peri imp lantär geschädi.gten Jmplantat j t
mit Plaque und bakteriellen Endotoxinen kontaminiert. Solange die e
E ndotoxine auf der Implantatoberfläche haften, kann keine Regeneration
von Knochen in periimp lantären Defekte erwaltet werden (Meffert 1992).
Zablotsky et a1. ( 1992) evalu ierten in vitro die Wirkungen verschi.ede-
ner chemischer und mechanischer H ilfsmittel, m it denen Endotoxine
vo n hydroxylapatitbeschichteten u nd Rei ntitan -Im plantaten entfernt
wurde n. Dabei zeigte sich, dass mit ei nem Pulverwasserstrahlgerät
auf beiden Imp lantato berflächen die besten Resu ltate zu erreichen wa-
ren. Bei Anwendu ng eines Pulverwasserstrah lgeräts während einer
Lappenoperation ist aber Vorsicht geboten, da die Gefahr von submu-
kösen Emphysemb ildu ngen besteht. Eine kurzzeiti.ge Anwendung von
Zitronensäure (pR 1; 40 %ig) war bei der Entfern ung von Endotoxinen on
hydroxy lapatitbeschichteten Oberfl.ächen sehr effektiv. Die Appl.ikation
von 40 % iger Zitronensäure sollte n icht länger als 30 bis 60 Sekunden
dauern , da sonst die Hydroxylapatitbeschi chtung aufgelöst wird (Zablotsky
et a1. 1992). In dieser l n-vitro-Untersuchung wurde Endotoxin von
Escherichi a coli verwendet. Dieses Bakterium gilt jedoch nicht als po-
tentieller Erreger von Parodonthopathien. Deshalb wurden in einer an-
deren In-vitro-Untersuchung maschinell bearbeitete Titani mplantate, hy-
droxylapatitbeschichtete Implantate und plasmabeschichtete Implantat
mit dem Endotoxin von Porphyromonas ging ivalis ko ntaminiert und mit
Wasser, 0,2 % igem Chlorhex idin, 40 %iger Zitronensäure und einem
Pulverwasserstrahlgerät behandelt (Denniso11 et a1. 1994). Die Autoren
fanden dabei äh nliche Ergebni sse w ie Zablolsky et al. (1992). Die ein-
minütige Anwendung des Pulverwasserstrahl geräts reduzierte den Anteil
des Endotoxins auf der plas mabeschichteten Oberfläche um 92 % auf
der hydroxylapatitbeschichteten Oberfl äche um 88 % und auf der maschi-
nell bearbeiteten Titanoberfläche um 98 %. Das Pulverwasserstrahlgerät
(Cavi-Jet ,Prophy-Jet®; DeTrey Dentsply, D-Dreieich) scheint d ie beste
Behand lungsmethode zur Detoxifikation aller linplantatoberfiächen dar-
zustellen. Nur bei hydroxylapatitbeschichteten Imp lantaten konnten l11it
40 %iger Zitronensäure fast gleich gute Resu ltate erzielt werden .

44.8 Therapiemöglichkeiten der


Mukositis und Periimplantitis Kapitel 44
Zie l der Periimp lantitistherap ie ist zunächst die Infektionskontroll
durch Plaqueentfern un g, Plaquekontrolle und anti eptisch Maßnahmen
(In itia lphase) (Lang et al. 1997). Erst in einem zweiten Schritt kann eine
chi rurgische Intervention fo lgen, die neben der Rein igu ng der Implantat-
oberfläche in den nichtzugängl ichen Regionen auch di e Taschenreduktion
zum Ziel hat. 1m Idealfall geht di ese Reduktion der Sondi rungstiefe n
m it einer knöchernen Aufflillung des Defektes und Wiederher tellung
des Implantat-Knochenkontaktes (Reosseo integration) einher. Mit der
Ä

1044 Ursache und Therapie der periimplantären Destruktion

Taschenreduktion sollen zudem ein eher aerobes Milieu etabliert und die
anaeroben Anteile der subgingivalen Flora unterdrückt werden.

44.8.1 Initialphase
• Zur mechanischen Entfernung weicher Beläge werden nicht-metal-
lische Küretten empfohlen. Außerdem können Ultraschallsysteme
mit speziell modifizierten Arbeitsenden angewendet werden. Darüber
hinaus wurden mögliche Vorteile durch die Verwendung von Laser
(ER:YAG) zur Oberflächenreinigung und Detoxikatioll beschrieben
(Sculean et al. 2005). Anschließend erfolgt eine Politur mit Gumminapf
und schwach abrasiven Pasten.
• SpÜlwlg derperiimplantären Weichgewebsmanschette mit einer Kanüle
und 0,2 %iger Chlorhexidin-Lösung (Lang et a1. 1997)
• Mundspülung für 2 Wochen mit 0,2 %iger Chlorhexidinlösullg, zwei-
mal täglich
• Bei erhöhten Schweregraden (Knochenabbau ab ca. 1/5 der Länge
des Implantates) kann ein Antibiotikum zur systemischen Anwen-
dung verschrieben oder lokal appliziert werden. Allerdings ist für den
Einsatz der Antibiotika bei der Periimplantitistherapie bisher kein
gültiges Therapieschema verfügbar. Obwohl Antibiotika häufig in der
Periimplantitistherapie verwendet werden, steht ein Wirksamkeits-
nachweis aufhohem Evidenzniveau noch aus (Heitz-Mayjield und Lang
2004).

Durch diese Behandlungsmaßnahmen in der lnitialphase wird die Bildung


einer entzündungsfreien periimplantären Weichgewebsmanschette erreicht.

44.8.2 Zweite Phase: Chirurgische Maßnahmen


Dabei handelt es sich um Modifikationen von Techniken, die bei Knochen-
defekten um natürliche Zähne angewendet werden. Die Verabreichung
von Antibiotika vor und nach dem chirurgischen Eingriff ist aufgrund
des pathologischen Krankheitsbildes (sehr nahe am Knochen und an der
Implantatoberfläche konnten Entzündungsreaktionen und -zellen nachge-
wiesen werden) empfehlenswert. Deshalb sollte der chirurgische Eingriff
7 bis 10 Tage nach systemischer Gabe des Antibiotikums (Initialphase)
erfolgen.
Kapitel 44 • Resektive Maßnahmen. Bei hori zontalem Knochenverlust und gerin-
gen vertikalen Knocheneinbrüchen wird ein apikaler Verschiebelappen
durchgeführt; dabei wird die Implalltatober:f1äche mit hochtourig laufen-
den Diamanten geglättet und anschließend poliert ("lmplantoplastik")
(Zablotsky 1992; Terheyden und Kern 2005).
• Regenerative Maßnahmen. Bei vertikalen Knochendefekten wer-
den regenerative Maßnahmen angewandt. Die Implantatoberftäche
wird vorgängig mit einem Pulver- Wasser-Strahlgerät (Plak-Sweep ;
Emde, D-Frankfurt) detoxifiziert. Die Defekte werden mit autolo-
gem Knochen oder alloplastischem Knochenersatzmaterial aufgefiillt
Zusammenfassung 1045

und anschließend mit einer nichtresorbierbaren Barriere (Gore-Tex


Augmentation Material, Gore, D-Putzbrunn) abgedeckt. Mit den beiden
Mukoperiostlappen (bukkal und oral) wird die Membran vollständ ig
abgedeckt. Die Membran wird nach 6 bis 8 Monaten entfernt.

Bei extremem periimplantären Knochenverlust kann es besser sein, das


Implantat zu explantieren und den Knochen mit Hilfe der gefühlten
Knochenregeneration wieder aufzubauen , bevor nochmals ein dentales
Implantat inseriert wird.

44.9 Zusammenfassung
Bei der Entstehung von Parodontopathien und pathologisch en Verände-
rungen des periimplantären Weich- und Haltgewebes spielen trotz der teil-
weise unterschiedlichen anatomischen Verhältnisse ähnliche ätiologische
Faktoren eine Rolle. Durch ein professionelles Nachsorgeprogramm und
entsprechende Mitarbeit des Patienten scheint es möglich zu sein, entzünd-
liche periimplantäre Weichgewebsreaktionen zu verhindern.
Bei etablierten pathologischen Veränderungen sind die glei.c hen
Therapiemöglichkeiten indiziert, wie sie in der Parodontologie ange-
wendet werden, wobei die beschTiebenen Therapien nur als vorläufige
Empfehlungen gelten können, da sie noch nicht genügend wissenschaft-
lich untermauert sind (Esposito et a1. 2004). Die bis heute bekannten l1i -
tologischen Untersuchungen zur Behandlung der Periimplantitis deuten
aber darauf hin , dass bei zirkulären vertikalen Knochendefekten um orale
enossale Implantate regenerative Maßnahmen mi.t "Füllermaterialien ' zu
guten Resultaten führen können. Bei horizontalen Knochendefekten ist die
Taschenelimination mit gleichzeitiger "JmplantopLastik" als Therapie der
Wahl anzusehen. Es scheint, dass die Regeneration des periimplantären
Knochens, ähnlich wie die des parodontalen Stützknochen nur in ver-
tikalen Defekten möglich ist (Roos-Jansaker et a1. 2003) . Es ist Aufgabe
der Wissenschaft, weitere Therapiemöglichkeiten zu suchen und die bi s
jetzt tierexperimentell erreichten Resultate klinisch zu bestätigen um ein
systematisches Behandlungskonzept fUr die Periimplantitis zu entwickeln.

Kapitel 44
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Kapitel 44

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1047

45 Nachsorge in der Prothetik

45.1 Einleitung
Die Langzeitprognose von prothetischen Restaurationen ist zum einen
von technischen und biophysikalischen, also mit der Herstellung und
Belastung des Zahnersatzes zusammenhängenden Faktoren abhängig
und zum anderen von der Kapazität der Restzähne, deren Parodontien
respektive der Implantate und des periimplantären Gewebes. Als tech-
nische und biophysikalisch bedingte Misserfolge sind zu werten:
Retentionsverlust, Metall fraktu ren, Keramikfrakturen sowie durch
die Restauration bedingte Pfeilerzahnfrakturen, Implantat-, Schrauben-
fraktu ren und Schraubenlockerungen. Zu den biologischen Misserfolgen
nach Eingl iederung einer prothetischen Arbeit zählen Karies Parodonta l-
erkrankungen, Periimplantitis, endodontische Probleme, notwendige
Wurzelspitzenresektionen, sowie Zahn- bzw. Implantatverluste. Durch eine
optimale klinische Behandlung und regelmäßige achsorge ("Recall ')
des sanierten Patienten ist es möglich, bei Patienten mit festsitzendem ,
abnehmbarem und kombinieliem Zahnersatz das Auftreten tecruü eher
und biologischer Misserfolge deutlich zu reduzieren. Es zeigte sich je-
doch, dass auch unter der Voraussetzung einer regelmäßigen T ilnahme
am Nachsorgeprogramm der Nachsorgeaufwand bei herausnehmba-
ren Restaurationen erheblich höher als bei festsitzenden ist (Wolfart et
a1. 2007). ]n diesem Zusammenhang zeigten Luthardt et al. (2000), dass
in der Literatur prinzipielle Übereinstimmung darüber herrscht, da s
Teilprothesenträger stärker unter Plaqueakkumulation, Karies, Gingi itis
und Parodontitis leiden als Patienten mit festsitzenden prothetischen
Restaurationen.
In jedem Fall gilt es den Patienten über Jahre zu motivieren an re-
gelmäßigen Nachuntersuchungen teilzunehmen. Dies kann zum Bei piel
durch regelmäßiges Einbestell en der Patienten durch das Praxisteam, bzw.
durch spezielle Bonussysteme erreicht werden . So kann man auch noch
nach 5 Jahren mit einer Teilnahmerate vo n ca. 80 % der Pati nten am
Nachsorgeprogramm rechnen (Wolfart et a1. 2007).
Bei einer alle zwei bis drei Monate durchgefuhrten profes ion lien
Prophylaxesitzung gelingt es, die orale Gesundheit über viele Jahre auf-
rechtzuerhalten (Axelsson und Lindhe 1981 a, b), selbst wenn die Patienten
keine adäquate Mundhygiene aufweisen. Aus organisatorischen und per-
sonellen Gründen ist es jedoch in der Regel unmöglich, bei protheti ch
sanierten Patienten solche häufigen Prophylaxesitzungen durchzu-führen
bzw. durch geschu ltes Personal durchfiihren zu lassen. Au dies m Grund Kapitel 45
kommt der Mitarbeit des Patienten eine aussch laggebende Bedeutung zu:
Sofern Patienten im Rahmen der Hygienephase (vgL. Kap. 6) (bz , der
präprothetischen Vorbehandlung und der prothetischen Phase) genügend
Informationen und Anleitungen über orale Prophylaxe erhalten und kon-
seq uent eine sehl" gute Mundhygiene betreiben, reicht es ogar au , wenn
sie einmal pro Jahr zur Nachsorge erschei nen (Strub et al. 198 ). Wel he
1048 Nachsorge in der Prothetik

Nachsorgeintervall innerhalb eines Jahres für welchen Patienten sinnvoll


ist, wird in Kapitel 45.3.7 erläutert.
Das im Folgenden vorgestellte Vorgehen , das sich an einen Vorschlag von
Gaberthüel et al. (1988) anlehnt und sich in Anamnese, Befundaufnahme
und Therapie gl iedern lässt, ermöglicht eine systematische und lückenlose
Nachbefundung. Für eine entsprechende Dokumentation steht ein zweisei-
tiger Nachbefundbogen zur Verfiigung.

45.2 Ablauf der Anamnese und


Befundaufnahme im Rahmen der
Nachsorge
]. Anamnese
2. Befundaufnahme
- stomatologische Kontrolle
- parodontale Kontrolle: Plaquebefall, BOP, Sondierungstiefe,
Attachmentniveau, Furkatiol1sbefall , Breite der angewachsenen
Gingiva, Zahnbeweglichkeit
- dentale Kontrolle: Karies, Füllungen
- funktionelle Kontrolle
- prothetische Kontrolle

45.2.1 Anamnese
Da sich die Nachsorge sanierter Patienten über einen Zeitraum von vielen
Jahren erstreckt, sollte regelmäßig eine medizinische und zahnmedizinische
Anamnese durchgeführt werden, die den aktuellen all gemeinen und oralen
Gesundheitszustand erfasst. Änderungen im allgemeinmedizinischen und
zahnmedizinischen Zustand werden im Nachbefundbogen dokumentiert.
Bei herausnehmbarem Zahnersatz sollten auch anamne tische Angaben zu
Tragegewohnheiten und Prothesenpflege erhoben werden .

45.2.2 Befundaufnahme
45.2.2.1 Stomatologische Kontrolle
Auch im Rahmen der Nachsorge wird , wie bei der Erstbefundung (vgl.
Kapitel 45 Kap. 5), die gesamte Mundschleimhaut im Hinblick auf Farb- und Form-
veränderungen wie DruckstelIen, fibromatöse Wucherungen, Prothesen-
stomatitiden, papilläre Hyperpla ien und Leukoplakien (vgl. Battistuzzi et
al. 199 1) abgesucht. Für ei nen besseren Überblick im Bereich der Zunge
und des Mundbodens wird die Zunge mit einem Tupfer an der Spitze ge-
fasst und leicht heraus- und auf die Seite gezogen. Auf diese Weise können
Zungenrand, Zungengrund und Mundboden gut kontrolliert werden; sie
Ablauf der Anamnese und Befundaufnahme 1049

stellen die häufigsten Lokalisationen von oralen eoplasmen dar. Auch in-
suffizienter Zahnersatz und falscher Einsatz von Mundhygienehilfsmitteln
können häufig die Ursache ungewünschter Schleimhautveränderungen
sein. Eingetretene Änderungen im intraoralen Befund werden im Nach-
befundbogen notiert (s. Seite 1050/1051).

45.2.2.2 Dentale Kontrolle und Überprüfung der


implantatgestützten Restaurationen
Vorhandene Füllungen werden mit Spiegel, Kuhhomsonde und L uftbläser
daraufhin untersucht, ob sie glattflächig sind und ob sich aufgrund von
Korrosion oder Sekundärkaries Randspalten gebildet haben. Vor notwen-
digen (zeitaufwendigen) Rekonturierungen sollte überlegt werden, ob nic ht
eine Neuanfertigung sinnvoller ist.
Die Zähne werden daneben auf Attritionen bzw. Abrasionen, Ero ion n
und Frakturen hin kontrolliert. Kronen, Teilkronen, Brückenanker und
Doppelkronenränder werden auf etwaige Insuffizienzen (z. B. abstehend
Kronenränder) hin abgesucht. Zum Zwecke der Remotivation des Pati enten
istes häufig hilfreich, einen Plaque-Index (0 'LeaJY et al. 197]) zu erheben.
Dabei werden nach Anfarbung der Plaque die plaquebedeckten Flächen
eines Zahns im Nachbefundbogen mit einem ,,+" festgehalten.
Der Plaque-Index (in Prozentangaben) errechnet sich dann nach fo l-
gender Formel:
Anzahl der plaquebedeckten Flächen x 100
Anzahl der Gesamtflächen

45.2.2.3 Parodontale bzw. periimplantäre Kontrolle


Die Sondenspitze der Parodontalsonde (PCP l2, Hu-Friedy, D-Leimen)
wird mit einem Druck von 20 bis 25 p entlang des Zahns und parallel
zur Zahnachse vorsichtig in den Sulcus gingivae nach apikal geschoben.
Der Zahn bzw. das Implantat wird zirkulär sondiert. Die jew ils tiefste
Sondierung an der mesialen, distalen, vestibulären und oralen Fläche wird
als gerundeter Millimeterwert in das Zahnschema eingetragen. Im Id alfall
sollte bei jeder Durchführung standardisiert vorgegangen werden, d. h. die
Sondierung sollte immer von derselben Person vorgenommen werden
oder aber es empfiehlt sich die Verwendung einer standardisierten Sonde.
Dadurch werden durch unterschiedliche Ausruhrung verfälschte Ergebn is e
auf ein Minimum reduziert. Mit der Messung der Sondiemngstiefen lä st
sieb der Entzündungstest ("Bleeding on probing": BOP) verbind n.
Der Blutungsindex bzw. das Bluten auf Sondieren dient zum einen a1
Motivationsmittel rur den Patienten, zum anderen ist das Blutungssymptom
,e in wichtiges Diagnosehilfsmittel bei Gingivitis Parodontiti und
PeriimpLantitis. Die Breite der angewachsenen Gingiva (AG) wird an
Zähnen oder Implantaten an der scluna lsten Stelle bestimmt (Ob rkiefer nur
bukkal, Unterkiefer bukkal und in Spezialfällen auch lingual). Ebenso wird
der Attachmentverlust (AL) eines jeden Zahnes als Distanz vo n Schmelz-
Kapitel45 I.
Zement-Grenze zu Taschenboden gemessen. Mehrwurzelige Zähne werden
zusätzlich mit der Furkationssonde interradikulär auf Befall der Furkation
hin untersucht. Die Beweglichkeit von unverblockten Zähnen sowie von
Implantaten wird manuell bestimmt. Speziell bei Implantaten eignet sich
1050 Nachsorge in der Prothetik

Patient:

Nachbefundbogen

Behandelnde(r): _ _ __ __ Datum: _ __

Änderung des allgemeinmedizinischen Zustandes: _ _ _ __ _ _ _ _ _ _ _ __ _ _

Änderung des zahnmedizinischen Zuslandes: _ _ _ _ __ __ _ __ _ _ __ __

Änderung des intraoralen Befundes:

3. Dental I Röntgenologisch
Bemer~u nge n I I I I I I I I I I I I I J I I
Prolh.Befund I 1 I I J J 1

Prolh.Befund I I I I I I I I -.l -.l -.l 1.J I I I


Bemerkungen I I I I I I I J I I I I I I J J
A blauf der A namnese und Befundaufhahme 1051

5. Funktionell
al Okklusion (x = okklusale Kontakte)
- Okklusionstyp: neutral 0 distal 0 mesialO Kreu zbiss 0 Koplbiss 0
Überbiss: mm
sagittale Stufe: mm
Interokklusalraum: mm

- lockere Führung: nicht möglich 0 möglich 0 erschwert 0


- ZKP - Vorkontakte
18

- Abgleitbewegung 48

von ZKP in IKP: o mm o mm o mm o mm


vertikal vorn re li
- Exkursionsbewegung: Protrusion

Laterotrusion rechts Laterotrusion links


18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28 18
Asr---t-I-II- t-I-JI_-t-+ 1 1_+-+
1 1_+-+ II _t--+
II _I-+
II _IH BS~--+--+-I-+-l--H-+-+-+-+-+--t-11 AS
11I I I 1 I I I I I I I I I
48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38 48 47 46 45 44 43 42 41 31 32
bl UK-Mobilität ( + 1- )
- Bewegungsschmerz - Deviation o
Kiefergelenk 0 - Limitation 0
Muskulatur 0 - Gelenkgeräusche 0
6. Prothetisch ( + 1- )
OKlUK OKlUK OKlUK
Passungenauigkeit 0 0 Retentionsverlust 0 0 Kauinstabili tät o 0
Unbefried. Ästhetik 0 0
Sonstiges : _ _ _ __ _ _ __ _ _ _ _ _ _ _ _ _ __ __ _ _ __ _ _ __ _ _ _

Intervall tür Röntgenuntersuchung: _ _ _ _ _ __ _ _ _ _ _ -;::==============:;-


Recall-Intervall : ........................... ..
Notwendige Therapie :
- Mundhygiene: _ _ __ _ _ _ _ _ _ __ _ _ _ __ __ _ _ __ _ __ __ __ __ _
- dental:
- parodontal :
- funktional:
- prothetisch:
1052 Nachsorge in der Prothetik

zur Objektivierung der ImplantatstabilitätlOsseointegration das Periotest-


Gerät (Medizintechnik Gulden, D-Modautal). Der Periotest-Wert gibt
die Dämpfung durch das Parodont bzw. Implantat wieder und koneliert
mit der Zahn- bzw. ImplantatbewegLichkeit. Alle Messungen sollten an-
sch ließend mit den Werten aus den vorangegangenen Nachuntersuchungen
verg lichen werden. Durch diese Analyse der Patientenhistorie sind
Krankheitsverläufe besser e inschätzbar und Rückschlüsse auf den momen-
tanen oralen Gesundheitszustand des Patienten möglich. Im Weiteren kann
eine Risikoeinschätzung des Patienten bezüglich der Grunderkrankungen
Karies und Parodontitis erfolgen, die wiederum die Grundlage fiir eine
fundierte Einschätzung des zu wählenden Nachsorgeintervalls darsteJlt.

45.2.2.4 Funktionelle Kontrolle


Bei Erhebung des funktionellen Befundes we rden der Okklusionstyp beur-
teilt (neutral , distal, mesial), vertikaler Überbiss und sagittale Frontzahnstufe
gemessen und der Interokklusalraum beim Sprechen abgeschätzt. Ferner
werden die Zahnkontakte in maximaler Interkuspidation ("IKP-Kontakte ')
und in zentrischer Kontaktpositioll ("ZKP-Kontakte") mit Okklusionsfohe
dargestellt. E ine dabei eventuell auftretende Abgleitbewegung wird regist-
riert. Die bei den Exkursionsbewegungen auftretenden Okklusionskontakte
werden in den betreffenden Schemata markiert. Etwaige Änderungen der
'Unterkiefermobil ität werde n festgeha lten.

45.2.2.5 Prothetische Kontrolle


Herausnehmbarer Zahnersatz wird auf eine eventuelle Pass ungenauigkeit
und Kauinstabilität hin untersucht. Durch Kontrolle der Passgenauigkeit
der Prothesensättel mittels Fließsil ikon (Fit-Checke ,GC International
D-Hanau) wird nachgeprüft, ob eine Unterfütterung notwend ig ist. Dabei
sollte der Patient nicht zubeißen und der Zahnarzt die Prothese nur im
Bereich der Halteelemente belasten. So kann eine Verfälschung des
Ergebni ses durch die Okklusion bzw. durch fehl belastete Ankerzähne
vermieden werden.
Die Retention von herausnehmbarem Zahnersatz wird kontrolliert und
die Friktion von Halteelementen bewertet und gegebenenfalls korrigiert.
Hier bietet es sich an, die notwendigen Abzugskräfte zum Beispiel mit der
Correx-Federwaage (Haag-Streit AG) zu messen und so das subjektive
Empfi nden des Patienten zu objektivieren und es in der Patientenakte zu
vermerken. Herausnehmbarer Zahnersatz wird trocken geblasen, da man
auf diese Weise Beschädigungen und Verschmutzungen besser erkennen
kann.

Kapitel 45
45.3 Therapie im Rahmen der Nachsorge
I. Patientenaufklärung
2. Mundhygien remotivation
3. Zahnsteinentfernung
4. Zahnrein igung, Politur
T herapie im Rahmen der Nachsorge 1053

5. Fluorid ierung
6. weitere Maßnahmen : parodontal, dental, peri implantär, funktionell,
prothetisch
7 . Festlegen des Nachsorgeintervalls

45.3.1 Patientenaufldärung
Der Patient sollte bei der Nachsorge offen und sach lich, aber keine falls
"von oben herab" oder gar verletzend über das Resultat der Befundaufnahme
aufgeklärt werden. Glei.c hzeitig erfolgt eine Re-Information, indem der
Patient nochmals au f die Zusammenhänge zw ischen Plaque, Karies, G ingi-
vitis respektive Mukositis und parodontalen Erkran kungen respektive
Perii mplantitis h ingewiesen w ird .

45.3.2 Mundhygiene-Remotivation und


-Reinstruktion
An problem behafteten Stellen erfolgt eine gezielte Nachmotivation bzw. -in-
struktion. D ie Remotivation kann z. B. mit Hi lfe des Papillenblutungsindex
(PBI) oder einer P laqueanfärbung geschehen. Bezüglich der verwendeten
Mundhygienehilfsm ittel ist zu prüfen, ob ihre Anwendu ng in der b isheri-
gen Form noch indiziert ist oder ob sie durch andere H ilfsmittel ergänzt
oder ersetzt werden sollten. Zu diesem Zweck ist es empfehl enswert, dass
der Patient seine eigenen M undhygienehilfsmitte l zur Behandlung mit-
bringt, so dass der Behandler sowohl diese sel bst als auch ihre richtige
Anwendung überprüfen kann. Die Anwendung neuer Mund hygieneartikel
ist nach Instruktion durch den Zahnarzt immer auch durch den Patienten
selbstständig durchzuführen . Dies wird durch den Behandler kontrolliert
und gegebenenfalls korrigiert.

45.3.3 Entfernung von Plaque, Zahnstein und


Konkrementen
Mit Hilfe einer Kuhhornsonde und einer PA -Sonde werden die Zahn- re-
spektive Implantatoberflächen auf Konkremente abgesucht. Debridement
wird nur dort durchgeführt, wo entweder Zahnstein bzw. Konkremente
oder raue Zah noberflächen vorgefunden oder wo Entzündungen der
Gingiva (Blutung nach Sondierung, Pus-, Sekretabfluss) festgestellt wer-
den. Ein routinemäß iges Scaling aller Zähne in der achsorge i t nicht
zuletzt wegen des Zabnhartsubstanzverlusts und der möglichen Entstehung
VOll Hypersensi bi litäten abZlIl ehJlen (Gab erthüel et al. 1988). 0 r voll tän- Kapitel 45
digen Entfernung von supra- und s ubgingiva.ler Plaque (mit Gumminapf
und Polierpaste) und Zahnstein ist besondere Beachtung zu chenken. Auf
der Wurzel oberfläche verbliebene Reste vo n Plaque und Zahn tein bzw.
Konkrementen, nicht aber eine schlechte Mundbygiene d r Patienten stel-
len den Hauptgrund für ei nen fortsc hreitenden Attachmentverlu t innerhalb
der Nachso rgephase dar (Ramjjord 1989). Bei rmp lantaten i te rat al11 ,
9

1054 Nachsorge in der Prothetik

Beläge mit einem rotierenden Gumminapf und einer wenig abrasiven


Polierpaste zu entfernen.

45.3.4 Zahnreinigung und Politur


Alle rauen oder verfarbten Zahnoberflächen müssen gereinigt und po-
liert werden. Hierfür haben sich interdental das EVA-System (KaVo,
D-Biberach) und dreiecksförmige Plastikansätze bewährt, die mit Polier-
paste beschickt werden. Begonnen werden sollte mit der Reinigung der
Approximalft.ächen. Die Bearbeitung der Glattfiächen erfolgt mit einem
rotierenden Gumminapf, tiefe Fissuren werden mit Polierbürstchen geglät-
tet. Mögli chst schwach abrasiven Pasten sollte der Vorzug gegeben werden.

45.3.5 Fluoridierung
AlleZahnflächenwerden regelmäßig fluoridiert (F luoridlack, Fluo ridlösung,
Fluoridgel). Der Patient wird beraten, welche Fluoridierungsmaßnahmen
er zu Hause ergreifen kann (z. B. F luorid gels, Spüllösungen; vgl. Kap. 7.4).

45.3.6 Weitere Maßnahm·en


Beim "Du rchschnittspatienten" werden all e zwe i Jahre eine Sensibi litäts-
prüfung der Zähne sowie eine Röntgenkontrolle durchgeführt. Bei hoher
Kari.esaktivität, nach Wurzelfiillung oder Wurzelspitzenresektion, bei spezi-
ellen parodontalen Problemen (z. B. lokaLisierte bzw. generalisierte aggres-
sive Parodontitis) und nach umfangreiche n prothetischen Rehabilitationen
werde n Röntgenkontrollen individueU nach Befund und Verlauffestge.legt.
Bei Patienten mit hoher Kariesaktiv ität sollen zusätzlich die Fließrate und
die Pufferkapazität (Dentobuf· ; Vivadent, FL-Schaan) des Speichels ge-
prüft sowie Tests zum Nachweis von kariesveru rsachenden Bakterienarten,
nämlich vo n Streptococcus mutans (Dentocult SM; Vivadent) und von
Laktobazillen (Dentocult LB; Vivadent), angewendet werden. Aufgrund
der multikausalen Ätio logie der Zahn karie lässt sich mit di sen Tests
all erdings keine hundertprozentige Genauigkeit zur Kariesvorhersage
treffen (Schmeiser et a1. 1993). Die genannten Ve rfahren bieten aber
die Möglichkeit, eine Einschätzung der aktuellen Kariesgefahrdung des
Patienten zu geben und diesem in Zusammenhang mit anderen Maßnahmen
(s. Kap. 7) die W ichtigkeit einer regelmäßig durchgefLihlten Mund hygiene
klarzumachen. Patienten mit Erosionen , fr ilieg ndem Wurzeldentin oder
Zahnhalskaries erhalten zusätzl ich eine Ernä hrungsberatung und evtl.
Kapitel 45 eine all gemeinmedizinische Betreuung. Stellen die Fachhelfer in oder der
Zahnarzt parodontale, dentale, funktionelle oder prothetische Probleme
fest, nachdem die Punkte I bis 5 durchgefiilut wo rden sind, mü ssen diese
durch den Zah narzt und sein Per onal behandelt werden.
Therapie im Rahmen der Nachsorge 1055

45.3.7 Festlegen eines Nachsorgeintervalls


Die Frequenz der Nachsorge wird abhängig vom patientenspezifi ehen
Niveau der Plaquekontrolle, dem Ausmaß des parodontalen bzw. periim-
plantären Abbaus sowie den Erfordernissen der dentalen oder zahnl o en
Situation individuell festgelegt. Dem Patienten kommt ein hohes Maß an
Eigenverantwortung zu, und zwar sowohl was die häuslichen Maßnahmen
zur Plaquekontrolle als auch was die Einhaltung der Nachsorgetermioe be-
trifft. Es ist zu beachten, dass bei Nichtteilnahme am Nachsorgeprogramm
der Stand der oralen Gesundheit zum Teil drastisch absinkt (Mericske-
Stern et a1. 1990). Im Gegensatz dazu zeigen weitere Studi.en, dass bei
prothetisch oder parodontal behandelten Patienten, die in ein regelmä-
ßiges Nachsorgeprogramm aufgenommen wurden, der parodontale und
prothetische Zustand für lange Zeit erfolgreich gehalten werden konnte.
Bei parodontal behandelten Patienten scheint hierbei ein relativ kurzes
Intervall von drei his sechs Monaten nötig zu sein (Axe ls on und Lindhe
1981, Ramjjord 1987).
Um das Nachsorgeintervall jedoch nicht nach Gefühl festzulegen, son-
dern zu standardisieren, ist es notwendig, das Risiko eines Patienten an ei.-
ner bestimmten Erkrankung (Karies bzw. Parodontitis) erneut zu erkranken
zu bestilmnen. Hierzu entwickelte eine Schweizer Arbeitsgruppe (Lang
und Tone/ti 2003) eine Methode zur indiv iduellen Risikobestimmung von
sanie11en Parodontitis-Patienten. Anhand von tUnf Parametern wird für je-
den Patienten ein individuelles Risiko festgelegt. Die Parameter "Bleeding
on probing" (BOP), Taschentiefe über 6 mm, Anzahl der bereits verlorenen
Zähne, Knochenabbau über 4 mm und Nikotinkonsum werden in sechs
Schweregrade eingeteilt. Jeder Parameter wird dann in ein pentagonales
D:iagramm eingezeichnet. Aus der sich daraus ergebenden Fläche wird rur
jeden Patienten ein individuelles Risiko anhand eines Scores ermittelt und
das Nachsorgeintervall zwischen 3 und 12 Monaten festgelegt.

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Kapitel 45
1057

46 Patientenzufriedenheit und
mundgesundheitsbezogene
Lebensqualität
Für die Wirksamkeit eines großen Tei l ärztlicher und zahnärztlicher
Therapieverfahren stehen heute abgesicherte Daten aus klinischen Studien
zur Verfügung. Diese Erkenntnisse erlauben dem Klin iker in der Regel
die Auswahl einer geeigneten Behandlungsmaßnahme. Zwar vermag es
(noch) keine zahnärztl ich-restaurative Maßnahme, den Urzustand wie-
der herzustellen, dennoch haben die Therapieverfahren einen sehr hohen
Standard elTeicht und garantieren sowohl Schmerzlinderung als auch die
Wiederherstellung von Funktion und Ästhetik. Die Unterschiede zwischen
den mannigfaltigen Behandlungsformen fUr dentale Erkrankungen (z. B.
Füllung oder Inlay) sind oftmals subti1, und Veränderungen sind aus der
Sicht des Patienten kaum bemerkbar. Dies scheint insbesondere bei zah-
nerhaltenden und festsitzenden prothetischen Lösungen der Fall zu sein,
sofern keine ästhetischen Auffäll igkeiten vorliegen.
Ein abweichendes Bild ergibt sich fiir herausnehmbare prothetische
Versorgungen, die nach teilweisem oder totalem Zahnverlust hergestellt
werden. Zahnverlust ist ein chronisches Krankheitsbi ld, das auch von der
WHO als solches eingestuft wird. Da bei chronischen Erkrankungen meist
keine kurative Therapieoption besteht, muss der Patient mit dem nach der
Behandlung verbleibenden Beschwerdebild leben.
Wenn Vorlieben des Behandlers oder des Patienten in eine Behandlung
münden, welche klinischen Kriterien und insbesondere den Anforderungen
des Patienten nicht genügt, liegt eine Feh lversorgung vor. Klinisches
Versagen wird häufig auch von der Unzufriedenheit des Patienten begleitet
womit der Misserfo lg manifest wird. So klagen beispielsweise Betroffene
die unter (totalem) Zahnverlust leiden, vennehrt über Passungenauigkeiten
und Schwierigkeiten beim Kauen mit herausnehmbaren Prothesen.
Ein Rückgang kl in ischer Symptome und die Verbesserung der Funktion
allein si nd jedoch nicht prinzipiell mit Erfolg gleichzusetzen. Verschiedene
Studien belegen, dass das Befinden des Pa.tienten häufig nicht mit dem
klinischen Erfo lg einer Behandlung korreliert (AYlad und Feine 199'
Awad et a1. 2000, Berg 1984). Aus diesem Grunde betonen Kritiker, da
von der Erhebung patientenbezogener Messgrößen mehr Informationen
zu erwarten sind als von klinischen Parametern allein und fordem daher,
den Erfolg einer Behandlung zusätzlich anha.nd von Patientenaussagen
bzw. -einschätzungen zu bewerten. Engel (1977) fasste diese An ichten
in seinem "biopsychosozialen (Krankheits-) Modell" zusammen, da das
biomedizinische Modell bei chronischen Erkrankungen versagt, weil neben
physiko-chemischen Störungen psychische und soziale Einflüsse einen
erheblichen Einfluss auf den Gesamtumfang des Leidensbildes haben.
Die Ergebnisgrößen in der Mundgesundheitsforschung las en sich in
biologische, klinische, psychosoziale und ökonomische Faktoren gruppie-
ren (Tab. 46-1). Während die beiden ersteren Kategorien eit Jahrzehnten KapiteJ 46
etabliert sind, werden die Einflüsse kl in ischer psycbischer und soziologi-
scher Größen auf di.e Zufriedenheit des Patienten mit der zahnmedizini-
schen Versorgung und dem eigenen Mundgesundheitszllstand erst seit den
1058 Patientenzufriedenheit und mundgesundheitsbezogene Lebensqualität

Tab. 46-1 Ergebn isgrößen in der Zahnheilkunde (nach Bader lind IsmaiJ 1999).

Kateeorie Komponente Beispiel


Biologischer Status Physiologisch Sp eichelfl uss
Mikrobiologisch Orale Mikroflora, Präsenz von Keimen
Sensorisch Schmerz
Klini scher Status Überleben Lebensdauer von Restaurarionen,
Zahnverlust
Technische Beurteilung Randspalt, Retention
Diagnostisch Pathologische Befunde, Karies,
Parodontitis
Funktionell Kau-, Sprechfunktion
Psychosozia le Zufriedenheit Zufriedenheit mit zahnärztl icher
Komponenten Versorgung, Mundgesundheit,
Behandlungsergebnis
Se lbSl:\vaJlrnehmung Ästhetik, Einschätzung der eigenen
Mundgesundheit
Präferenzen Wertigkeit der Mundgeslmdheit
Mundgesundhe itsbezo- Einfluss der Mundgesundheit auf Aspekte
gene Lebensqualität des täglichen Lebens
Wirtschaftlichkeit Direkte Kosten Kosten der Behandlung tUr Patient und
Kostenträger
Indirekte Kosten Yerdienslausf"illl

1980er Jahren untersucht. Zufriedenheit und mundgesundheitsbezogene


Lebensqua lität si nd zwei der Messgrößen, die in den vergangenen Jahren
zunehmende Popularität erfahren haben.

46.1 Konzept der Patientenzufriedenheit


AnwendungsgebietevonFragebögenzurMes ungderPatientenzufriedenheit
si nd Qualitätsanalysen in kl inischen Studien und in der Praxis. Es wi rd unter-
schieden zw ischen der Struklurqualität des Ges undheitssy tems (Erfassung
von Defiziten medizinischer Ver orgung) und der Prozessqualilät (dem
Verlauf einer Behandlung). Ein weite res Gebiet i t die Ergebniserfassung
(Ergebnisqualität), z. B. in vergleichenden klinischen Studi en.
Die Verwendung der Patientenzuil.-iedenheit als Mes größe wurde nur
unzureichend von einer theoretischen Definition begleitet. Es g ibt bisher
kein allgemein akzeptiertes psychologisches Modell zur Z ufr ieden heit.
Linder-Pelz (1982) stell te ein Modell vor das Werte und Grund-
einste ilungen zu definielien Aspekten der Gesund heitsversorgung und de-
ren Bewertung gegenübersteUt; diese Konzept beze ichnet Zufriedenheit
als eine affektive Reaktion. Weicht die erfahrene Behandlung von Grund-
einsteIlungen und Werten ab, kommt es zur Unzufriedenheit.
Pascoe (I 983) kritisierte, dass diesem Konzept fo lgend jegliche, auch
Kapitel 46 po iti ve, Abweichungen zur Unzufriedenheit führen und zudem eine
Anzahl von Einze laspekten zu einer g lobalen Bewertung kombiniert wü r-
den. Er schlug folgende Definition der Patientenzufriedenheit vor: Eine
Bewertung direkt empfangener Produkte und Dienstleistungen, die eine
Lebensqualität und Mundg sundheit 1059

Aktuelle Erfahrung

Tokranz Erhöhte
Unzufriedenheit Zufriedenheit
Ke ine Änderllng der Zul.'iedenheit

Subjektiver Standard
Abb.46-] Der Zufriedenheitsstatu i t abhängig vom Verhältni einer aktu li en Erfahrun g
zu einem individuellen Standard (Pascoe 1983).

bewusste, kognitive Beurteilung mit einer emotionalen Reaktion kom-


biniert. Dabei kommen Assimilations- und Kontrasteffekte im Vergleich
mit einem subjektiven Standard zum Tragen. Erfahrungen, die innerhalb
eines Toleranzbereiches um den subjektiv existierenden Standard liegen ,
werden assimiliert, akzeptielt und als Zufriedenheit eingestuft. Positive
oder negative Erlebnisse, die den Toleranzbereich überschreiten und ei-
nen Kontrasteffekt verursachen, führen entweder zur Zufriedenheit oder
Unzufriedenheit (Abb. 46-1).
Die beschriebenen Ansätze stammen aus dem aJlgemeimnedizinischen
Sektor. Messungen der Patientenzufriedenheit in der Zahnmedizin haben in
der Vergangenheit meist Informationen zur Struktur- und Prozessqualitäter-
hoben. Entsprechende Messinstrumente enthalten Fragen zur Zufriedenheit
mit den folgenden Dimensionen: Erreich barke itdesArztes Öffnungszeiten,
Kosten und Erstattung, Ambiente, technische und menschliche Qualität der
Behandlung sowie vereinzelt das Behandlungsergebnis (Davies und Ware
1981). Mittlerweile wird der Messung von E inzelaspekten der Vorzug ge-
geben. Diese erfolgt meist in klinischen Studien und konzentriert ich
im zahnmedizinischen Sektor gegenwärtig auf die Ergebnisqualität Cu. a.
Awad und Feine 1998, Boerrigter et al. 1995 , de Grandmon/ et al. 1994)
und damit auf die für Patienten längerfristig relevanten Aspekte.
Die Messung der Zuu-iedenheit mit einze lnen Aspekten wie Sprach-
funktion, Ästhetik, Kaufunktion oder Tragekomfort erfolgt jeweils uni-
dimensional. Damit beschreibt Zufriedenheit spezifische A pekte, je-
doch nicht den Einfluss auf das Wohlbefinden einer Person als Ganze .
Zufriedenheit ist daher nicht gleichzusetzen mit mundgesundheitsbezo-
gener Lebensqualität oder Gesundheitsstatu . Jedoch kann der Grad d r
Zufriedenheit l11it einer zahnärztlich-restaurativen Behandlung die mund-
gesundheitsbezogene Lebensqualität beeinflussen.

46.2 Lebensqualität und Mundgesundheit


46.2.1 Allgemeiner Gesundheitsstatus
Kapit.e l46
Lebensqualität (LQ) ist ein Konzept, das eine große Rolle in der ökono-
mi.schen und Gesellschaftsforschung spielt, in jüngerer Zeit aber auch in
der Gesundheitsforschung aufgegriffen wurde. Ähn li ch wi beim Kon zept
1060 Patientenzufriedenheit und mundgesund heitsbezogene Lebensqualität

Beschwerden

L------------------..IFB~e~ej;,nt~rä~ch,ht~ig~u;ng~~--------------~
Abb. 46-2 Konzept der mundgesundheitsspezifischen Lebensqualität nach Locker (l988).

der Zufriedenheit werden Ergebnisse nicht mit einem externen Standard


vergl ichen, sondern Referenz sind die Vorstellungen oder Erwartungen
des Patienten selbst. LQ ist nicht äquivalent mitgesundheitsbezogener LQ,
denn die allgemeine Lebensqualität wird über die Gesundheit hinaus auch
von nichtmedizinischen Faktoren beeinflusst.
Die vier wichtigsten Einflussgrößen der gesundheitsbezogenen LQ sind
physische, soziale, psychologische Funktionen sow ie Rollenfunktionen.
Verbreitete und hervorragend dokumentierte Instrumente zur Messung der
gesundheitsbezogenen Lebensqualität sind bei spielsweise das Sickness
Impact Profile (SIP) oder die Short Form 36 (SF-36).

46.2.2 LQ und Mundgesundheit


Basierend auf den Theorien zur all gemeinen, gesundheitsbezogenen
Lebensqualität formulierte Locker (1988) ein Konzept, das mundge-
sundheitsbezogene (ora le) LQ (= OLQ) definiert (Abb. 46-2). Dieses ori-
entiert sich an den Dimensionen aus der Internationalen Klassifikation
der Schäd igungen, Fähigkeitsstörungen und Beeinträchtigungen der
Weltgesundheitsorganisation (WHO). Am Anfang der Kette steht die
ErJa-onkung, der pathologische Prozess, der eine Schädigung (eng!. im-
pairment) eines Organs oder Organsystems nach sich ziehen kann. In der
Folge kommt es zur Funktionseinschränkung; Beschwerden umfassen
Sinneswahrnehmungen wie beispielsweise Schmerz. Unter Fähigkeit -
störung (engl. disability) ist die Unfah igkeit zu täglichen Verrichtungen
wie Sprechen, Essen oder Schlafen zu verstehen. Beeinträchtigung (engL
handicap) als letzte Stufe bezeichnet einen Zustand, in dem ein Individuum
als Fo lge der Beh inderungen soziale Kontakte, wie Komm unikation oder
das Essen in Gesellschaft, vermeidet (Locker 1988). Klinische Studien zei-
gen, dass zwischen Zufriedenheit und mundgesundheitsbezogener LQ eine
zwar sign ifikante, aber nur moderate Korrelation (r = 0,48 bis 0,68) besteht;
dies unterstreicht, dass unterschiedliche Konstrukte gemessen werden.

Kapitel 46
Messung von Patientenaussagen 106 1

Überhaupt nicht zufi-iedell Sehr zufrieden

Abb.46-3 Beisp iel einer Frage mit Visueller Ana logska la (VA ) sowie der Antwort de
Befragten als vertikaler Stri.ch auf dem horizontalen Balken.

46.3 Messung von Patientenaussagen


46.3.1 Psychometrische Grundlagen
Im Gegensatz zu Messungen physischer Stimuli sind Qualitäten wie
Tragekomfort (bei Prothesen) oder Unzufriedenheit nicht physikali ch
messbar. Statt dessen werden verbale Beschreibungen (w ie "sc hwer"" un-
elträglich" oder "exzellent") verwendet. Ein einfacher Ansatz ist so lche
Begriffe nach Schweregrad zu ordnen und diesen anschließend auf- oder
absteigende Zahlenwerte zuzuordnen, aus denen der Befragte die auf ilm
z utreffende Kategorie auswäh lt. Die Methode w ird auch als Likert-Ska la
bezeichnet. Dieser Ansatz vernachlässi gt jedoch di e Möglichkeit, das
die Unterschiede zw ischen zwei Stufen unterschiedli ch groß sein kön-
nen. Menschen sind zudem in der Lage, Sinnesreize sehr viel genauer zu
bemteilen, als es gestufte Skalen erfassen können. Diese Tatsache wurde
bei Mess instrumenten berücksichtigt, die eine stufen lose Aufzeichnung
erlauben. Die Abschätzung der Größe eines Stimulus kann beispielsweise
auf sogenalmten Visuellen Analogska ien (VAS) erfolgen. Eine i ueHe
Analogskala besteht i_d. R. aus einer waagerechten Linie, die von negati -
ven und positiven Ankerworten (oder Symbolen) begrenzt wird. Probanden
wäh len einen Punkt auf der Lin ie, der am ehesten die Wahrnehmung reprä-
sentiert (Abb. 46-3). Gestufte Skalen gelten allgemein als ·ei nfacher ver-
wendbar wogegen VAS größere Genauigkeit biet n und das Konzept der
Zufriedenheit vo n Pascoe (l983) reflektieren. Beide Arten der Skali rung
Stufenskala und VAS, werden mit Erfolg in Fragebögen verwendet.

46.3.1.1 Reliabilität
Die Messung von Zufriedenheit oder Lebensqualität erfol gt entweder mit
dem Ziel eines Gruppenvergleichs zu einem gewählten Zeitpun kt od r zur
Verlaufs kontro lle. 1m ersten Fall ist es von Bedeutung das einmal mit
einem Fragebogen gewonnene Ergebnisse unter gleichen Bedingungen
reproduzielt werden können, so dass beispielsweise ge unde und erkrankte
Ind ividuen unterschieden werden (Rel iabil ität Zu erläs igkeit). Um die
Reliabi lität zu überprüfen, kann ein Fragebogen in zeitlichem Abstand un-
ter gLeichen Bedingungen wiederholt ausgefüllt we rden , anschli ßend w ird Kapitel 46
die Korrelation zwischen beiden Datensätzen untersucht. Bei. In trumenten
die Veränderu ng aufgrund ei ner klinischen Intervention me en ollen
spielt die sogenannte Sensitivität eine Roll e. Mit Sensiti ität wird die sta -
1062 Patientenzufriedenheit und mundgesundheitsbezogene LebensquaJität

tistische Eigenschaft definiert, Veränderung zuverlässig zu messen. Diese


Eigenschaft ist wichtig, um auch kleine Veränderungen messen zu kön-
nen , ohne dass diese von immanenten Messfehlern überlagert werden. Ein
Verfahren zur Ermittlung der Sensitivität ist die sogenannte Effect Size
(ES).

46.3.1.2 Validität
Ergebnisse, die aus Untersuchungen mit Instrumenten zur Messung des
Gesundheitsstatus bezogen werden, müssen valide sein. Mit Validität wird
die Gültigkeit der Ergebnisse bezeichnet. Tests müssen sicherstellen, dass
ein Fragebogen auch wirklich misst, wozu er gedacht ist. Zu Beginn der
Entwicklung eines Fragebogen muss der Inhalt daraufhin überprüft wer-
den , ob er aUe Teilaspekte eines Gebietes umfassend abdeckt (Validität des
Inhalts, "content validity"). Schritte, um die zu gewährleisten, können die
Überprüfung des Fragebogens durch Experten oder eine Pilottestung sein.
Da für Instrumente zur Messung des Mundgesundheüsstarus kein
Standard existiert, mit dem Neuentwicklungen verglichen werden könn-
ten, müssen andere Kriterien ("construct validity") zum Vergleich heran-
gezogen werden. In Fällen ohne externen Standard wird ein Konstrukt
eine Theorie, über die Korrelation der zu prüfenden Größe mit einer kli-
nisch messbaren Variable getestet. Die Validierung von Fragebögen zum
Mundgesundheitsstatus kann beispielsweise durch die Berechnung von
Korrelationskoeffizienten zwischen DMF-T (klinische Größe) und dem
zu validierenden index (z. B. Behinderung der Sprach-, Kaufunktion) er-
folgen.

46.3.1.3 Interpretierbarkeit der Ergebnisse


Zur Interpretation der Ergebnisse ist es notwendig, die Relevanz einer
Veränderung fiir den Patienten zu ermitteln. Eine Veränderung von lO
Einheiten auf einer 50-Punkte-Skala kann statistisch signifikant sein, aber
ist eine solche Veränderung auch bedeutsam im Sinne einer Linderul1g von
Beschwerden?

46.3.2 Messung der Patientenzufriedenheit und


Lebensqualität
Patientenaussagen können mit drei Typen von Instrumenten gemessen wer-
den. Ungebräuchlich sind Messungen mittels einer einzigen globalen Frage
da mit diesen nicht zwischen verschiedenen Aspekten der Zufriedenheit
differenziert werden kann. Einzelfragen gelten daher als unsensitiv.
Alternativ dazu stehen Einzelfragen zur Verfügung, mit denen die einzelnen
Dimensionen getrennt erfasst werden. Eine Dimension kann dabei auch in
mehreren Fragen reflektiert werden. Einzelfragen oder Gruppierungen der-

I
selben werden auch als Mikro-Instrumente bezeichnet. Die Erfassung von
Einzelaspekten eignet sich insbesondere zur Erfassung von Unterschieden
Kapitel46 zwischen therap utischen Verfahren in klinischen Studien. Gruppen
und Einzelfragen können auch zu einer Batterie kombiniert werden, so
dass ein Makro-Instrument entsteht, das dann alle Aspekte innerhalb des
Konzeptes der Patientenzufriedenheit (Erreichbarkeit, Verfiigb'arkeit
Messung von Patientenaussagen 1063

Kosten, Ambiente, technische und menschliche Qualität der B handlung


Behandlungsergebnis) erfasst. Grundsätzliche Verwendung möglichkeit n
von Fragebögen zur Messung der Patientenzufriedenheit umfas en di
Qualitätsanalyse und die Erfass ung von Defiziten medizinischer Ver orgung
sowie die Ergebniseljassung in vergleichenden klinischen Studien.

46.3.3 Messung der mundgesundheitsbezogenen


Lebensqualität
Seit Beginn der 1990er Jahre haben verschiedene Autoren In trumente
zur Messung des Mundgesundheitsstatus und mundgesundheitsbezoge-
ner Lebensqualität entwickelt. In aller Regel handelt es ich dab i um
Fragebögen, die zweistellige Anzahlen von Fragen enthalten welche in
Kategorien oder auch Dimensionen gruppiert sind. Fragebögen di e als
Messinstmmente in klinischen Studien verwendet werden ol1t n etab-
liette psychometrische Qualitätskriterien erfüllen.
Die Entwicklung neuer Instrumente zur Messung patientenbasier-
tel' Ergebnisgrößen sollte auf einem Modell für die zu untersuchend
Fragestellung basieren, um die Gesamtheit der Fragestellung umfa end
abzudecken.
Das Oral Health Impact Profile (OHIP) basiert auf dem OLQ-ModeB
von Locker (1988) und umfasst 49 Fragen (Slade et al. 1994). Den
Antworten werden mit sogenannten Likert-Skalen Punktwerte zwi ch n
L und 5 zugeordnet, wobei höhere Punktzahlen einen stärkeren negati en
Einfluss auf die Lebensqualität bedeuten. Das In trument beweLtet funk-
tionelle Einsclu'änkung, Schmerzen, psychisches Unbehagen psychische
Fäh igkeitsstörung, physische Fähigkeitsstörung, oziale Fähigkeits törung
sowie Beeinträchtigungen. Diverse methodologische Studi,en belegen eine
gute Reliabilität und Validität di.e ses Instruments (Tab. 46-2). Das OHIP
ist derzeit in englischer französischer und chinesischer Spracheerrugbar;
eine deutsche Version ist in Vorbereitung. Kurzformen mit 14 und 20 Frag n
wurden ebenfalls beschrieben. Bei der Betrachtung de In tru ments fallt
eine starke Gewichtung funktioneller Faktoren auf, so das da Ergeb ni
dieses Instrumentes besser mit dem Begriff "Mundgesundheitsstatu " um-
schrieben wird.
Eine Vielzahl weiterer, ebenfalls gut dokumentierter Fragebögen mit
unterschiedlichen Zielsetzungen wurde beschrieben (S/ade L997). Das
Oral Health Impact Profile ist jedoch derzeit das einzige alidierte, in
klinischen Studien verwendete Instrument.
Die Ergebn isse können sowohl in Form eines Profils, das Veränderungen
einzelner Dimensionen sichtbar macht, als auch mit einem Gesamtindex
dargestellt werden: Ein Index, der aus allen Fragen errechnet wird g ibt 1 -
diglichAuskunftüber die bloße Größe der Gesamtheit all.e r Veränderungen.
Bei Profilen werden Veränderungen zusätzlich pro Frag oder ub kaia
angegeben. Dies hat den Vorteil, dass eine differenzierte Au sage üb r die
Art einer Veränderung möglich ist. Somit können Patient oder Behandl r Kapitel. 46
diese Ergebnisse für informierte Entscheidungen v rwerten.
1064 Patientenzufriedenheit und mundges undheitsbezogene Lebensqualität

Tab. 46-2 Instrumente zur Messung der Lebensqua lität in Studien zur Mundgesundheit - Validität
Instrument Mund- Population Ziel der Studie, Ergebnisse QueUe ,..
gesundheits-
spezifisch -"!.i·
7 Ein zel- Nein IN = 153, SIP Skalen zur Sozialfunktion korre lieren Reisine er. al.
I skalen des 3 zahnärztliche mit Schweregrad oraler Probleme. Stärk te 1989
SIP u. a. Erkranktmgsbi lder, Beeinträchtigungen bei Schmerzpatienten.
USA, Alter 3 1-6 1 J.
GOHA I Ja N = 1755, USA, Entwicklung des Instruments. Bessere LQ Alchinson und
Alter > 74 J. (= höherer GOHA I-Wert) korrelieren mit größe- Dolan 1990
rer Anzah l von Restzähnen, keine Prothesen, kein
Behandlungsbedarf, höheres Einkommen und
Bildungsstand. Sprach- und Essprobleme sowie oraler
Diskom fort ~ schlechtere OLQ
OH IP Ja N = 300, AUS, Entwicklung des Instruments. Höhere OHlP- Slade und
USA, CAN, Alter Werte (= schlechtere OLQ) bei fehlenden Zähnen, Spencer 1994
60- 80 J. Wurzelresten, Karies, Parodontopath ien
SF-36 u. a. Nein N = 1242, USA, Ergebnisse des SF-36 weitgehend unabhängig von Kressin et al.
Alter 47- 94 J. Mundgesundheit (GLQ ungleich OLQ). Ke ine 1996
Schmerzen, Essprobleme, Diskomfort -> Bessere
subiektive Mundgesundheit
OHIP Ja N = 493 , CAN, OHIP-49 nicht geeignet zur Erfassung des Locker und
Alte r > 50 J. Behandlungsbedarfs be i verschiedenen zahnärztlichen Jokovic 1996
Erkrankungen (Zahnverlnst, Karies, Parodontopathie,
chirurgische Erkrankungen, Notfall).
OHIP, OH IP-49 : ja, N = 88, OK/UK- 2 Gruppen: Implantatwunsch, kein Implantatwunsch. Allen et al.
SF-36 SF-36: ne in Vollprothesenträger, Patienten mit Implantatwunsch: Sch lechtere OLQ (ho- 1999
bezahnte her OHIP-Wert), SF-36: keine Unterschiede zwischen
Kontrollgn!2Pe Gruppen.

46.4 Studien unter Verwendung


patientenbezogener Messgrößen in
der Zahnheilkunde
46.4.1 Zufriedenheit
Erste Ansätze der Verwendung vo n "Zufr ieden heit" als Messgröße in der
Zahnmedizin wurden von mehr als 20 Ja hren publiziert. Die damals entwi-
ckelten Fragebögen waren auf die generelle Bewertung der Zufriedenheit
mit der zahnärztlichen Behandlung ausge ri chtet. M it dem Fragebogen
"Dental Satisfaction Question naire" (DSQ) sollte die Zufriedenlleit mit
der En-eichbarkeit, der Verfügbarkeit, den Kosten sowie Schmerzen und
Qua lität der Behandlung bewertet werden (Davies und Ware 198 ] ). Di eses
[nstru ment (19 Fragen) war dam it primär auf die Bewertung der zahnärzt-
lichen Versorgung und dere n Strukturqual ität ausgerichtet; es fand kein
größere Verbreitung. Erreichbarkeit, Verfügbarkeit, Kosten, Konti nu ität,
techn ische Qualität der Behandlung und Schmerz(freiheit) korrel ierten
Ka pitel 46 sign ifika nt mit de r Gesamtzufriedenheit. Jedoch darf nicht übersehen wer-
de n, dass die Korrelationen (r = 0,4 1 bis r = 0,59) all enfall s moderat sind.
Diese historischen Instrumente sind zur BeweLiung der ZufJ-iedenheit des
Patienten mit dem Behandl ungsergebnis wenig geeignet.
Studien unter Verwendung patientenbezogener Messgrößen 10

Da die beschriebenen Fragebögen mehrere Elemente d r Proze kette


bewerten, kann es bei Kalkulation e ines Gesamtindex zu einer Y, 1111 i chung
und gegenseitigen Überdeckung der Effekte kommen.
Jüngere Studien haben sich vor allem Untersuchungen der Therapie
chronischer Leiden gewidmet, darunter Zahnlosigkeit und Schmerz.
I nsbesondere die Zufriedenheit mit herausnehmbaren Prothesen b i unbe-
zahnten Patienten war Gegenstand mehrerer Studien.
In einer multizentrischen Studie in den Niederlanden wurden je 30
zahnlose Patienten mit einer von drei Versorgungen therap iert: (a)
Totalprothesen, (b) Unterkiefer-Vestibulumplastik kombiniert mit neuen
VoILprothesen, oder (c) an zwei Implantaten steggetützte Deckprothe n.
Die Autoren verwendeten einen Fragebogen, der di e Zufriedenheit mit
der Retention, dem Aussehen, der Sprache, der Kaufä hi gkeit und mit den
Prothesen im allgemeinen vor und nach der Behandlung untersucht . Die
Fragen wurden auf einer Drei-Punkte-Skalabeantwortet. Kaufähigk' it und
Zufriedenheit mit den neuen Prothesen waren zwar deutli ch verbe ert
jedoch bestanden keine Unterschiede zwischen den Gruppen mit im plan-
tatgestützter Deckprothese oder Vestibulumplastik (Boerrigter et a1. 1995 .
Eine untergeordnete Rolle scheint die Anzahl der Imp lantate zu pi -
ien, wenn steg gestützte Deckprothesen angefertigt werd n. Geertman et
a1. (1996) verglichen zwei Gruppen vo n Patienten mit Deckprothe en,
die entweder mit einem einteiligen oder fLinfte iligen Steg verankert
waren, und fanden keine Unterschiede bezüglich der Z ufried nh it,
Prothesenbeschwerden und Kaufahigkeit.
Feine et a1. ( 1994, 1998) fLihrten mehrere randomisierte, kontrollielien
Studien durch und verwendeten dabei 100 mm lange i uelLe Analog-
skalen (VAS, s. Abb. 46-3). Von 16 Totalprothesenträgern, di.e mit ier
bis sechs Implantaten im Unterkiefer versorgt wurden , trugen die Hälft
zuerst eine festsitzende Brücke die restlichen wurden mit einer tegge-
stützten Deckprothese versorgt. Nach zwei Monaten Tragedau r wurd n
die Versorgungen gegen die jeweils andere Variante geta u cht. Vor der
Neuversorgung und j ewei ls nach zwei Monaten Tragedauer mit j der der
beiden Optionen wurde die Zufriedenheit mit Sprachfunktion, Ä thetik
und Kaufähigkeit mit visuellen Analogskaien ermittelt. owohl mit der
festsitzenden als auch bei der herausnehmbaren Ver orgung waren erh b-
liche, signifikante Verbesserungen der Sprachfullktion, der Ä thetik der
Passung und Retention, der all geme inen Zufri edenheit gegenüber de r kon-
venti.onellen Totalprothese zu verzeichnen. Ei n signifikanter nt r hi d
zwischen festsitzender und heraus nehmbarer Implantatproth e ar nur
bei der Bewertung der Kaufahigkeit zäher und harter ahrung mittel zu
beobachten (Feine et al. 1994, de Grandmont et al. (994). a hAb hlu
der Studie wählte jeweils die Hälfte der Patienten die herausnehmbar bz .
die festsitzende Implantatprothese. Die festsitzende Ver orgullg wurd
von Studientei lnehmern bevorzugt die besollderenWert auf tabilität und
Kaufähigkeit legten (s. auch Tab. 46-3) Die Autoren chlo en da p r-
sönhchePräferenzen und Erfahrungen, die mitklini ch-normati en Mitt In
nicht zu erfassen sind, eine entscheidende Rolle bei der Wahl der Prothe e Kallitel46
spielen. Awad et a l. (1998) verglichen in einer randomi i rt n tudie
Totalprothesen und Implantat-Deckprothesen. Die Ge amtzufriedenheit
wurde entscheidend von der Zufriedenheit mit dem Komfort der tabilität,
1066 Patientenzufhedenheit und mundgesundheitsbezogene Lebensqualität

dem Aussehen, der Kau- und Sprachfunktion sowie dem Geschlecht der
Probanden beeinflusst.
Ähnl iche Ergebnisse wurden auch bei Verg leichen vo n herausnehmba-
ren Teilprothesen mit implantatgetragenem, festsitzendem Molarenersatz
beobachtet. Patienten mit implantatgetragenen Kronen waren zufriedener
mit dem Komfort, der Sprach- und Kaufunktion. Hier wurden ebenfalls
siebenstufige Antwortkategorien verwendet (Kapur 1991) .
Drei Studien verglichen verschiedene Konfigurationen für Oberkiefer-
Implantatprothesen. Zitzmann & Marinello (2000) verwendeten visuelle
Analogskaien, um die Zufriedenheit mit Komfort und Retention, Funktion,
Ästhetik, Geschmack sowie Selbstwertgefühl nach Restauration mit
Oberkiefer-Deckprothesen und fests itzenden Implantatbrücken zu ver-
gleichen. In dieser Verlaufsstudie wurden die Patienten nach Indikation
einer der beiden Therapieoptionen zugeordnet. Es konnte kein signifikan-
ter Unterscbied zwischen den Prothesen festgestellt werden. Allerdings
wurden keine Daten über die psychometrischen E igenschaften der ver-
wendeten Fragebögen publiziert. Dem stehen Erkenntnisse aus einer wei-
teren randomisierten Crossover-Studie gegenüber, in der Teilnehmer mit
einer herausnehmbaren Deckprothese insgesamt zufriedener waren . Die
Mehrzahl der Teilnehmer wäblte nach dem Abschluss der Studie die her-
ausneh mbare Konstruktion, weil sie weniger Gewöhnung beim Sprechen
erforderte und leichter zu reinigen war (Heydecke 2002). In einem ebenfall
randomisierten Vergleich zwischen Oberkiefer-Implantat-Deckprothesen
mit und ohne Gaumenbedeckung wurden keine U nterschiede bezüglich
der Gesamtzufriedenheit, dem Komfort, der Sprachfunktion, Ästhetik
und Kaufähigkeit festgeste llt. Die Gewöhnung an eine Bedeckung des
Gaumens ist bei Patienten, die i. d. R. vorher ei ne Oberkiefervollprothe e
getragen haben, offenbar unbedeutend.

46.4.2 Lebensqualität
46.4.2.1 Validierungsstudien

Generell besteht eine negative Korrelation der mund gesundheits bezogene


Lebensqualität mit der Anzahl der vorhandenen Zähne, der Abwesenheit
von Schmerzen und Problemen beim Essen, sow ie der Qualität der
Sprachfunktion . Das Vorhanden sein herausnebmbarer Protbesen sowie
der subjektive Eindruck, dass eine Notwendigkeit zur zahnärztlichen
Behandlung besteht, können die OLQ ebenfalls verringern (Slade 1997).
Das OHIP ist auch in der Lage, signifika nte U nterschiede der OLQ zwi-
schen Totalprothesenträgelll, die eine Implantatverankerung wünschten
(höherer Leidensdruck) und solchen, die keine Implantate wünschten, auf-
zuzeigen (Allen et a1. 1999).
Zur Untersuchung des Behandlungsbedarfs ist das OHIP jedoch unge-
eignet. Ein Vergleich der OHIP-Punktwerte mit dem klinisch el1nittelten
Behandlungsbedarf ergab zwar signifikante Korre lationen, die Sensitivität
Kapitel 46 und Spezifität waren jedoch gering. Nur zw ischen 19 und 55 % der kli-
nisch definierien Problell1ewurden erkannt (Locker und Jokovic 1996). Die
Ergebnisse illustrieren, dass ein Instrument zur Erm ittlung der mundge-
sundheitsbezogenen Lebensqualität zwar in der Lage ist, eine Gruppe von
~ -

Studien unter Verwendung patienten bezogener M s größ 11 10 7

T~b. 46-3 Gründe für die Wahl e iner spezifischen lmpl anlatprolhe e bei erankerung ·
mit mehr als zwei Imp lantaten (nach Feine el a l. 1994, Heyde ke 2002b ZitzmGnn und
Marinello 2000).

Oberkiefer I. Traekomfort
2. All emeine Zufriedenhaü
3. S rachfunktion
4. tabilität
Unterkiefer

3. Stabilität

Patienten mit erhöhtem Leidensdruck zu erkennen jedoch die klini ehe


Diagnostik nicht ersetzen kann.
Untersuchungen mit generischen Instrumenten zur M ung der g -
sundheitsbezogenen Lebensqualität haben gezeigt, da die nur bedingt
zwischen verschiedenen oralen Krankheitsbildern unter ch id n können.
Eine Untersuchung mit sieben Unterkategorien de SIP (Sickne impact
Profile) an Patienten mit Myoarthropathien, Parodontal rkrankungen
und Prothesen sowie einer gesunden Kontrollgruppe ergab ignifikant
Unterschiede zwischen den vier Gruppen (Reisine et a1. 19 9).
Die selektierten Skalen des SIP messen jedoch orrangig p ychosoziale
Ei nflüsse und sind nicht spezifisch für das G biet der Mundg undheit.
Andere generische Indikatoren versagen bei der nter cheidung oral r
Kra nkhe itszustände. Ein ebenfalls validierter Fragebogen zur Me ung
der gesundheitsbezogenen LQ (SF-36) unt rschied nicht z i h . n d n
Beschwerden von Totalprothesenträgem, die eine lmplanta er orgung be-
vo rzugten, und solchen, die konventionellen Ersatz wün chten (Allen tal.
] 999). Die Ergebni sse überraschen nicht, da die Faktor n, die da F-36
misst, statistisch we itgehend unabhängig on der Mundge undh it ind.

46.4.2.2 Klinische Studien


Mundgesundheitsbezogene LQ wurde bisher nur in \ nigen klini ch n
Interventionsstudien als Messgröße eingesetzt (Tab.46-4). In 1I11g n
Studien w urden lnstrumente zur Messu ng der oralen Leben qualität r-
wendet, die von den Autoren selbst erstellt wurden und tabli rt p y h -
metri sche Kriteri en nicht erfüll en.
Nach der Behandlung mit Implantat-Hybridproth en kann in
Verbesserung der OLQ erwartet werden (Cibirka ta l. 1997). Di utor n
setzten selbsterstellte mundgesundheitsspezifische Fragen in, fLirdi keine
D aten über die Reliabilität oder Validität verfügba r ind. Überdi ri-
entiert sich der Inhalt stark an Fragen, die in der Reg I zur M ung der
Patientenzufriedenheit eingesetzt werden (vgl. d Grandmont et a1. 1994 .
Die Ergebnisse sind nur bedingt aussagekräftig da ine Kontr lIgruppe
feh lt.
Bouma et al. (1997) verwendeten die Groningen Aktivilät -Ein chrän-
kungs-Skala für Zahnmedizin (GAR -0) und konnt n k in nt r- Kapitel 4
schiede zw ischen Patienten mit implantatg stützt n De kpr the n und
Patienten mit konventionellen Prothesen fe t teil n. Da j doch 43 % d r
Stud ienteilnehmerei nen Punktwertvon null aufwie en, arda er nd te
1068 Patientenzufriedenheit und mundgesundheitsbezogene Lebensqualität

Tab. 46-4 Studi en mit klinisch m Bezug: Lebensqualität (QL) a ls Messgröße.

Instrumente Art der Behandlung Patienten Rando- Instru- Ergebnis QueUe


mlslert ment
vaUdlert .
Selbst erstell- UK-rmplantat- N=26,OKJ Nein 'Nein Verbesserung der OLQ nach Cibirka el al.
ter OLQ- deck prothese UK-Voll- Versorgung mit Impl.- 1997
Fragebogen prothesen- Deckprothesen
träger
GARS-D 3 Gruppen: N=85,OKJ Ja Ja Verbes erung bei allen 3 BOl/ma et al.
UK-Vollprothese, UK-Voll- Therapiefomlen, keine 1997
U K- Vollprothese plus prothesen- Unterschiede zwischen
präproth. Chirurgie, träger Gruppen
UK-Implantatdeck-
prothese
ISelbst erstell- UK-Molarenersatz, N =60, Nein Ja Lmplantatkronen QL > Kuboki et al.
ter OLQ- 3 Gruppen: Implantate, Molaren- Klammerprothese = kein 1999
Fragebogen Freiendprothese, kein verlust Ersatz
Ersatz
OHIP-49 2 Gruppen: IN= 102,0K/ Ja Ja OLQ mit Awad et al.
UK-Vo llprothese, UK- UK-Voll- Implantatdeckprothese » 2000
Implantatdeckprothese prothesen- Konventionelle Voll prothese
träger
OHlP-49 2 Gruppen: N=75,OKJ Nein Ja Verbesserung der OLQ bei Allen et al.
UK-Vollprothese, UK- UK-Voll- beiden Therapieformen 2001
Implantatdeckprothese prothesen-
träger
OHlP-20 2 Gruppen: N - 75, Nein Ja lmplantatdeckprothe e QL » Heydecke
UK-Voll prothese, UK- OKJUK-Voll- konventionelle Voll prothese, 2002b
Implantatdeckprothese prothesen- partielle Verbesserung der gen .
träger LQ nur bei Implantaten
SF-36 2 Gruppen: IN=55,OKJ Ja Ja Implantatdeckprothese QL » Heydecke
UK-Vollprothese, UK- UK-Voll- Konventionelle Vollprothese, 2002a
Implantatdeckprothese prothesen- partielle Verbesserung der gen.
träger LQ nur bei Implantaten

Instrument möglicherweise .aufgrund eines sogenannten Floor-Effekte 1


nicht in der Lage, Gruppenunterschiede zu erkennen.
Die Versorgung einer Freiendsituation bei uni lateral fehlenden Molaren
wird kontrovers diskuiert. Patienten, die mit E inzelzahnimplantaten ver-
sorgt wurden, wiesen eine signifikant höhere OLQ auf, als Patienten mit
Modellgussprothesen. Zwischen herausnehmbaren Prothesen und Nicht-
versorgung bestand kein Unterschied (Kuboki et a1. 1999). UngLück-
licherweise verwendeten die Autoren einen selbst entworfenen Fragebogen.
Dies erschwert die Vergleichbarkeit der Daten, wenn ähnliche Studien
verfügbar werden.
Deutliche Unterschiede in der OLQ bestehen bei zahn losen Patienten
nach der Versorgung mit an zwei .Implantaten gestützten Unterkiefer-
Deckprothesen oder konventionellen Vollprothesen (Awad et al. 2000).
Nach zwei Monaten war die OLQ mit implantatgestützten Deckprothesen,
gemessen mit dem OHlP-49, signifikant verbessert. Die Studie zeigte, dass
Kapitel 46 Verbesserungen in allen D imensionen auftraten (funktionelle Einschränkung,

I Floor- Effekt: Versagen einer Ska la, Zustände unterhalb eines bestimmten N iveaus zu
erfassen , da die Bandbreite nicht ausreicht. Gegenteil: Ceiling-Effekt.
Zusammenfassuno-b 1069

S.chrnerzen, psychisches Unbehagen, psychische Fähigkeit törung, phy-


Slsch~ Fähigkeitsstörung, soziale Fähigkeitsstörung, Beei nträchtigung n).
~ab~l korrelierte das Behandlungsergebnis neben der Therap ieform au h
slgl1lfikant positiv mit der S ituation vor Behandlungsbeginn .
. Auch die Vorlieben und Erwartungen in bezug auf die Behandlung
mIt herausnehmbaren Prothesen haben einen Einflu ss auf di OLQ bei
Zahnlosen. Resultate aus einer nicht randomisierten Studie bestätigen, da
Patienten mit einer Unterkiefer-Implantat-Deckprothese signifikant rbe-
s~rte OH[P-Punktwerte hatten. In den Vergleichsgruppen, die mit kon en-
t1<?nellen Prothesen versorgt worden waren, ergab sich ein diffi renzierte
Bt1d: Patienten, die eine Implantatversorgung gewünscht, aber kon ntio-
ne.He Prothesen erhalten hatten, wiesen keine verbesserte LQ auf(g me en
mJt dem OHIP). Dagegen war der OHIP-Gesamtindex bei denjenigen di
k.on~entionelle Prothesen gewünscht und auch bekommen hatten eb n 0
slgnlfikant verbessert wie in der Implantatgruppe (A LIen et a1. 2001).
In einer Gruppe von zahnlosen Senioren, die mit impJ an tatge tützten
~nterkieferdeckprothesen versorgt wurden, war die OLQ, g me en mit
emer auf 20 Fragen verkürzten Version des OHIP, nach ech Monaten
erhebl ich besser als in der Gruppe mit neuen konventionellen Prothe n.
In der gleichen random isierten Studie wurde auch mit dem SF-3 eine
Verbesserung der GLQ festgeste llt. Innerhalb der Implantatgruppe wa-
ren die Werte der Rollenfunktion, Vitahtät und Sozialfunktion ign ifikant
verbesseli. Verg leiche der restlichen Skalen sowie ein Vergleich Z\ . i chen
Implantat- und Kontrollg ruppe waren nicht signifikant (Heydeck 2002 ).

46.5 Zusammenfassung
Mitden Konzepten und Instrumenten zur Patientenzufriedenheit und mund-
gesundheitsbezogenen Lebensqualität stehen dem klin ischen For cher z\v i
Werkzeuge zur Verfügung, die es erlauben, patientenbezog ne rg bni e
in Populations- und Interventionsstudien zu gew innen.
Zufriedenheit als E rgebnisvari able erfasst jewei l nur inen der zu
messe nden Aspekte. Som it kann Z ufriedenheit nicht d n influ au f da
Wohlbefinden einer Person a ls Ganzes beschreiben. G mäß den ob n
besprochenen Beispielen eignet sich Z ufri edenh it dennoch ehr gut al
Ergebnisvariabl e für den Vergleich prothetischer Re tau rationen.
Mundgesundheitsbezogene Lebensqualität be chreibt den Einflu e in-
zelner oraler Faktoren auf funktionell e, psychische und soziale Param t r.
E rge bn isse aus Studien der mundgesundh eits bezogenen L ben qualität
belegen den Ei nfluss oraler Probl eme auf andere Leben bereiche und täg-
liche Verrichtungen. Mundgesundheitsbezogene Leben qualität kann al
Messgröße in Populationsstud ien oder a uch zum Gruppen rg l i h in kli -
nischen Untersuchungen verwe ndet werden.
Die gewonnenen Daten können andere klin isch erhobene Para met r, i Kap it 1. 4
beispie lsweise die Überlebensdauervon Restauration n, inn oll ergä nz 11 .
Wünschenswert wäre eine Weiterentwicklung der M in trum nt . da
e in E insatz zur Diagnostik und Verlaufskontrolle de individll Il J1 Patienten
l070 Patientenzufriedenhei t und mundgesundheitsbezogene Lebensqualität

möglich wird. Bislang kann die Messung der Patientenzufriedenheit in der


täglichen Praxis aber noch nicht empfohlen werden.
An Messinstrumente ist insbesondere die Forderung nach guten psycho-
metrischen Eigenschaften zu stellen. Die beschriebenen Instrumente zur
Messung der Zufriedenheit und Lebensqualität können diese Anforderungen
zum Teil bereits erfüllen. Von besonderer Bedeutung für den Einsatz von
ZufTiedenheit und Lebensqualität in klinischen Verlaufsstudien ist eine gute
Sensitivität, um Veränderungen zuverlässig zu erkennen. Zusätzlich sollte
eine Untermauerung der statistischen Signifikanz solcher Schwellen mit
Überprüfungen der klinischen Relevanz erfolgen.
Vor dem Hintergrund des zunelmlenden Kostendrucks im Gesund-
heitswesen können Messgrößen wie Zufriedenheit dazu dienen, Behand-
lungsalternativen danach zu unterscheiden, von welcher Methode der
größte Nutzen zu erwarten ist. Diesbezügliche Erkenntnisse können so-
wohl Kostenträgem zur Festlegung von Leistungskatalogen als auch der
Patientenseite zur informierten Auswahl von Behandlungsmethoden die-
nen. Neben der Effektivität (klinische Bewährung) wird auch die Effizienz
(Kosten-lNutzenbetrachtung) eine immer wichtiger werdende Rolle spie-
len. Valide Erkenntnisse aus klinischen Studien bezüglich Effektivität und
Effizienz könnten großen Einfluss auf die Bezuschussung von (zahn)ärzt-
lichen Behandlungen haben.
Die Erfassung von mundgesundheitsbezogener LQ und Zufriedenheit
erlaubt im Zusammenspiel mit klinischen Daten eine noch bessere
Unterscheidung zwischen Behandlungsmethoden, die einen Nutzen brin-
gen, und solchen, bei denen das nicht der Fall ist. Dadurch ließen sich
Über- und Unter- wie auch Fehlver orgungen verhindern.
Vor dem Hintergrund des zunehmenden Kostendrucks im Gesundheits-
wesen können Messgrößen wie Zufriedenheit und LQ auch dazu dienen,
Behandlungsalternativen danach zu unterscheiden, von welcher Methode
der größte Nutzen erwartet werden kann.

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9

I
g

Sachregister

A Adaptionsfahigkeit 4
A palatina, Verletzung 32 1 additionsvemetze nde ilikone 440
Abdämm un g, dorsale 886 Adh äsivattachment 673
Abformlöffel 441 Adhäsi vbrilcken 9 , 666,672, 10 11
- individue lle 441 - Flüge lstärke 690
- Randgestaltung 884 - Wiederbefestigung 69
- Vorbereitung 628 adhäsive Befestigung 652, 1019
- konfekt ionierter 441 Adhäsivflügel 690
Abfo rmmassen Adhäsivprothetik 657
allgeme ine Anforderunge n an 435 Adhäsivverankerunge n 399
- Einteilung nach Kons istenz 434 Agar-Agar 43 7
- elastomere 439,565 Ägypten
A bfonnmethoden 850 Ah- Lin ie 88 1, 86
- mukodynamische 850 Alginat 438,88 1
- mukostati sche 850 A lg inatabformung 141
A bformp fosten, individua li sierter 1015 A lginsäure 43
A bformtecbniken 433 Allergenität 476
Abfonnung(en) 433,626,628,835,837 Altered-cast-Technik 760
- A lginal- 141 Aluminiumoxid 49\
- A ltered-cast- 760 Alum iniuITIsalz-Lösungen 628
- anatom ische 850 Alu -Wac hs-Plättchen 457
- A usgießen 566 Al eolen, Verbindungslinie der
Desinfektion 443 (ehema ligen) 44
di gitale 444 Anamnese 99,255,256, 46
Ela tomere 565 Anästhes ie, in trapu lpa le 2 11
Hydrokolloid- 565 Anästhes ie ersager 2 11
individue lle definiti ve 850 Anatomie 27
int.Taoperative 1011 anatomische Abformu ng (Erst-
konventionelle 433 abformung, Situationsabfonnung) SO
Lagerung 564 anatomi che Kriterien 53
mod ifi zierte l11ukosta tische 883, 886 anatomische Zähne 866
Abfom1werkstoff"e, Dimensionsändenmgen 439 angewachsene Ging.iva 1049
Ab trahlen 695 Angießen 471
Abstützun g Angin a Pectoris 114
lineare 722 Angsterkranku.I1g 11
- quadranguläre 722 Anprobe 37
sattelfe rne 72 1, 724 - der ferti gen Prothesen 914
- sattelnahe 72 1 - der Frontzah naufstellung 905
- trianguläre 722 - der Wachsaufstellung 755
Abstützungs- und Kraftvel1eilungsfunkt ion 729 Anst iften, direktes 603
Abstützun gs polygo n 729 - mit Extrar servoir 604
Abutment(s) 10 18 An tibio e 1004
- Rotationss icherun g 1008 Antibiotika 106
- vollkerami sche 948 Antikoagulanii en 106
Abutment-Schraubenlockerung 965 Apex ifikation 21 1
Abutmentverbindung APF T 6
konische 935 APF-Auf telltechnik 6
- parall ele 935 Aphthe n 121
- Rotationssch utz 935 ap ikal-koronal (sin gle-length-Te hnik) 2 14
Access-Flap 322, 335 Apparaturen
- Tenni chlägerde ign 323 - fest itzende 30 I
Achsneigung der Oberkiefer-Frontzähne 855 - herau nehrnbare 30 I
Acrylierungsverfahren 664 Approxima lraum 950
11 Curriculum Prothetik Band I bis IU

Äq uator, prothetischer (Klammer- Basiskul1 tstotf 70


füh rungs lini e) 738, 756 Bass-Technik, modifizierte 175, 176
Arbei tslänge 2 13 Befinden des Patienten 1057
Arbei tsmode ll 754 Befund 156
- Vermessung 756 - dentaler 134
Arbeitssk izze 757 - parodonta ler 135
Artiku latoren 345 BeFundung, kli ni che 255
- Arcon-Typ 348 Behandlung, Prozessqualität 1058
on-Arcon-Typ 350 Behandlllngsablauf
Artzney Buchlein 15 - Implantologie 926
Aspaliam 196 - verblen dete Kronen und Brücken 653
Ästheti k 373, 1059 Behandlllngsergebni , Stabilität 305
- Modellgussprothese 752 Behandlllngsgrundsätze 301
- Prinzipien Behandlungskonzept 93
- Harmonie 377,38 1 - interdisziplinäres 302
- Proportion 377,382 - synoptische 171
- Symmetrie 376,38 1 Behandlungsmittel 301
- Te ilprothese 752 Behandlungsplal1ung 989
ästhetische Zone 337 Bela tungs lin ie 730
Atrophie 954 Belastungsprotokolle 1000,1001
- ausgeprägte 958 Belastungszeitpunkt 1001
- de Aiveolarkalllllles 843 Bennetl-Bewegung 90
Attachment-Gewinn 322 Bennett- Winkel 89
Attachment-Verlu st l37, 1049 Beweislast 160
Attraktivität 379 Biegebelastung 745
Au fll ellung(en) Biegefestigkeit 496
- apikale 168 Biegemomente 959, 965,966
- laterale 2 18 Bika rbonatspray 208
- periapikale 218 Bindegewebstransplantat,
Aufklärung 160, 172,212,283 subepitheliales 338
Aufklärungsmangel 160 Bindung, metalli ehe 463
Auflage, okklusale 729 Biodent 363
Aufpressen 557 Biofi l111 214
Aufste ll konzepte Biokompatibilität 745,974,977
- monop lane 869 biologi che Breite 325,328, 450
- zentrikorienti erte 851 biollledizinisches Modell 1057
Aufste llu ng biopsychosoziales (Krankheits-)Modell 1057
- der Fron tzähne 53 Bioverträg lichkeit 746
- nach Gy i 866 Bipupillarlinic 38 1
Augmentation 926 Bispho phonate 10 ,211,989
Augmelltationsschab lonen 999 Biss, ke lettal offener 306
Aureomycin-Stre ifen 332 Bi gab I 894
Ausarbeiten der eingeschliffenen Pr thesen 912 Bluten auf Sondieren/Bleed ing on
Ausbelten 23 1, 6 12 9 12 probing (BOP) 137 202, 1049
Ausb lockung 689 Bluthochdruck 107
Ausbrühen 9 10 Bogen, gotischer 90 I
Ausg ießen Bohrschablone 950, 990
- blasen freies 567 Bonwill-Klaml11er 740
- der Abformung 88 1 Brücken
Au gleichsgeschiebe 950 - Definition 503
All härtu ng 465,466 labi lität 508
Ausmode llieren 906 Brückenzwischenglieder 399
Außenkrone, Wand tärkc 788 - falsc h gestaltete 166, 167

I Austrocknung der Zähne 448 - Mindestabmessungen 594


Bukkalkorridor 3 6, 891
B
Ba lancekontakte 140,872 C
Balkenguss 605 CAD/CAM -Verfahren 469,487
Barbiere 3 Camper-Ebene 64, 91
Sachregister 111

Candida albicans 849 Di stanz, inte ralveolär 992


Cani nu -Papi lla-Caninus-Linie 854 Doppelarmklammer 740
central bearing point ( BP) 90 1 - mit lIf1 age 740
Cety lpyridiniulllchlorid 185 Doppelkron n 7 3,956 10 I
C harters-Methode 177 - Marburger 791
Ch irurgie - mit Spi Ipa ung 959
- Illukogingiva le 318 - mit zusätzlich n retentiven Elemenlen I 31
- orthognathe 306 - V rblendung 7 2
Ch lorhexidin(d iglukonat) 185,205 Doppelkronenarbeit 955
Ch lorhexidindigluconatgel 1006 Doppe lkron ntechnik 963
C hl"o ma 360 Doppelmischabformung 4 3
Chroma cop 363 Drahtk lammern 427
CoCr-Legierung 744, 745 Drelunoment- chilis e l 92
Compliance 96 Dr illbohrer 22
Condylato r 896, 900 Druckknopfv rbindung 10 7
Condyloform-Seitenzähne, Merkmale 861 Drucknekrosen
Condylofo rmzähne 862 DruckstelIen 915,916
Corona-flex-System 2 12 - vo m Par dontalverband 341
Corpus Hippocraticul11 2 DVT-Gerät 996
Correx-Federwaage 1052 Dysgnath ie 299
creeping attaclunent 318 Dy harmonie
Cyclaillat 196 - dentale 2 9
- skeletla le 299
D
da Vinci, Leonardo 15 E
Da lbo Plus 1023, 1027 Eckzähne 391
- -Matrizen 1023 Eckzahnlini e 9
Datenfuß, kompatibler (CAD/CAM - EDTA-Splil.ung 2 16
Systeme) 537 Eichn er, Lückengebissklass ifikation
Deckgold 636 nach 7 11, 7 14
Deckprothese 827, 1065, 1066 Eigellknochen 7
Defekte, keilförmige 175 Einartikulieren
Deflexion 141 - definitives 94
Degu lor 230 - provisorisches 97
Dehngrenze 467, 475,975 Ein betten 909
- 0,20/0- 745 Einbettmasse 2"'1
Dentalfluoros 188 Einge\ öhulIngspha e 915
Dentallegierungen 745 Ei n-Hül sen-Syst rne 9 9
Dentin-Haftvermittler 220 Ei n.lage, medikarne n\ö e 216
Dentinwllnde 458 Einph ase nabformung 4"'3
Dentinzwischenbrand 638 Ein chl eifen 71
dentogenic theOloy 397 Ei n chl eifmaßnabmen 71
dento-gingivaler Komplex 325 Ein chubrichtung 73 , 759, 806
Depression 119 - geme in arne all er Brück npf iJer 61
Des infektion von Abfo rmungen 443 Einze.lbü cheJbür te I 2
D esmotom 337 Einzelza hner atz 94-
Deviation 141 Einzelzahnimplantat, miuige -6
Devitalisierung 210 E-Klammer 740. 742
Diabetes mellitus 115 Elastizitätsmodul 744,975
Diagnosti k, exspektative 405 Elbrecht, EinteillUlg der Teilprotllesen nach 720
DICOM-Date nsatz 997 , 998 ELD-Stift 230
Differentia lindi kation 927 Elektro phore e 524
D igitallmaging 398 Elektrozahnb ürst 17
Digitalisieren 537 Elfe nbein 5
Disaccharide 192 ernbryogeneti he Prinz ip von erber 859
Diskusverlagerung Erndoga in 335
- anteriore 247 Emergenzprofi l/Emergence
- po teriore 248 Profi le 947, 101 2,10 15
Disparallelität von Pfeilerzähnen 5 12 endodonti sche Vorbe hand lung 209
IV Curriculum Prothetik Band I bis 1II

Endodontologie 209 Farbschwe ll e 335


Endokardit isprophylaxe 114 Farbsehen 335
Endometriegerät 213 Farbton (Hue) 357, 360,367
Endotoxine 1043 Farbtongruppen 363
Endpfei lerbrücke 508 Farbzeitschwelle 355
Entlastung, bukkale 862 Fassreifeneffekt 22 1
Entspannungsmethode 892 Fa uchard, Pierre 17
Entzündung, periimplantäre 3 18 Federarm (G lIssklammer) 737
Ep inephrin (Adrenalin)-Zusatz 310 Feindepuration, su bgingivale 204
Ernährung 19 1 Feld patkeramik 486
- AnalTIJleSe 194 Ferru le Design 221
- Beratung 194 Festkostenzllschuss 98,668, 765,783
Ernährung lenkung 194 Fibri nverklebung, initiale 320
Erosionen 193 Fibrose 3 13
Ersatzkronen 505 Fischer-Winkel 89
ER-Stiftsystem 225 Fistelgang 2 18
Erweiterbarkeit von Zahnersatz 785 Fixationsabformung 809
Erweiteru ngsboh rer 1005 Flammenguss 61 1
EtTUsker 5, 10 Flapless surgery 999
EVE-System 166 Fli eßsil ikon 809 820
Expansions teuerun g eG u s) 608 Flügelstärke (Adhäsivbrücken) 690
- Faktoren 608 F.1 uoridanwendung 186
exspektative Diagnostik 405 Fluoriddosis, "wahrscheinli ch
Exsudat bei endodolllischen Läsionen 218 toxische" 187, 188
Extension, maximale (Prothesenbasis) 722 Fluoride
Extensionsbrücken 508, 513, 950 - organ ische 187
- implanta tgetragene 950, 957 - Wirkungsmechanismen 187
- Widerstandshebelarm 950 - Hemmung der bakteriellen Adhäsion 187
Extraktion, strategische 200 - HemmlUlg de Bakterien toffivechsels 187
Extrusion, kieferorthopädi che 324 Filloridgel 187
Exzision FllIoridlack 187
- keilfönnige 3 16,317 Fl uoridlösllngen 187
- L-fönn ige 3 16,317 Fl lioridtab letten 187
- T-förmige 3 16,317 Fl lisspferdzahn 16
Flusssäure 665, 704
F Fo lienkronen ystem 533
Fabrikzähne, Form 852 Fotografie 365
Faktoren, p ycho oziale 1057 - digitale 364
Farbangleichun g 366 Fräsen! chl eifen 524
Farbauswah l 693 Freiendprothesen 7 19
Farbbestimmu ng 361,366 Freiendsatte l 723, 760, 761
Farbbe timmungssystem 362 Frei legung (I mplantatologie) 1006
Fa rbe 852 Frei legung operation (lmplantatologie) 1012
- He ll igke it (Value) 357 Friction-Grip-Schaft. 455
äUigung (Chroma) 357 Friktionssti fle 790
- Ton (Hue) 357, 360 367 Front- Eckzah nfü hrung 872
Farbempfi ndung 335 Frontzahnaufste llung 904,905
Farbentheorie, trichromati che 356 Frontzahnauswah l 852, 858,903
Farbhelligkeit 357 Frontzahnflihrung teller, ind ividueller 58 1
Farbintensität 357, 360 Frühbela tung 100 1
Farbkla en 356 Fügekraft (KOIlU kronen) 788
Farbme sgeräte 369 Fügetechnik 471
1
Farbmessung 369 Führung, sequenti ell e 851, 72
Farbmuster 362 Füh rungsarm (GlIssklammer) 737,739
Farbordnungssysteme 360 Führungsflächen (Putzschiene) 819
1 Farbreizc
Farbring
356
361
Fü hrung fTäsu ng (Ge ch iebe)
Führung funktion (Verankerungselemente) 729
768

- konfektionierter 36 1 Fü llung(en)
Farbsättigung 357 - insuffiziente 166
Sachregister

- subgingiva l reichende 326 Gewinde eh neider ( 11l1plant gie I 05


Füll ungstherapie 752 Gießen 469
Funktionsbewegungen 728 Ging iva
Funktionsrand 884 - angewachsene
Furkation 1049 - hyperpla ti che
Furkation befall 168,329 - keratini ierte
- Grade 137 Gingivahyperpla ie
gingiva ler Effekt
G Gingiva1l1odellation ( otalprothclik)
Gabel- oder Greiferklammer 742 Gingivarand erdrängung, mechan -
Galvanoformtechnik 525 chemische 627
Galvanokäppchen 787,1034 Gingivaverlauf/gingi aler
Galvanoteleskope 787,955, 1031, 1034 Verlauf 394, 396,73 3
Ganzkörper chemata (Schmerz- Gingivekto1l1ie 3 12 32
fragebogen) 257,260, 261 - externe 3\
Gatesbohrer 215 - interne 3 15
Gaumenfa ltenpaar 854 Gingiviti ,akute nekrotisicr nd
Gebissscbaden ulzerierende (A UG) 164
kompensierter 708 Gingivitisprophylaxe L72
- unkompentisierter 708 Gingivoplastik 31 2 315
- völliger 708 Gips 436
Gegenguss (Konter) 910 - Anmi ehen 566 567
Gelenkbahnwinkel, sagittaler 89 - Wa ser chutz 56
Gerber-Condylator 352 G-Klam1l1er 741 752
Gerber-System 896 Glanzbrand 9
Gerüst(e) Glasfasernetz 101 1
Interdentalrau1l1gesta ltung 594 G lasfaserstifte 223, 225
Oxidbrand 637 Glasionomerzement 65
Stabilität 593 G laskeramik. 4
Unter tützung der Keramik 592 - Oberftächenbemalllng 556
Verblendung 635 G lasrohling 555
- keramische 635 Gleichgewicht muskuläres
- Kunststoff- 640 (Totalprothelik) o
Gerüstanprobe 632,692, 759, 1019 Glukokorlikoide 107
- benötigte Materialien 632 Goldbänder 10
Gerüstdesign (Model lgussprothese) 753 Goldbandprothese 11
Gerüstgestaltung 591 Golddrahtgebinde ,IJ
aus ästhetischer Sicht 595 goldener chnitt 377
- fLir Kun t toffverblendung 60 I GoldenRuler 7
- Konturierung im marginalen Bereich 596 Goldgu o
Gerüstkonstruktion (Arbeitszeichnung) 755 Gold teg, vorgefertigter 961
Gerü tverstärkung 957, 958 goti eher Bogen 90]
Gesamteinprobe Gracey-Küretten 204
- Modellgu prothese 761 Griechen
- Totalprothese, in Wachs 76 1 GUIllIl1Y mile 6
Geschiebe, Ver chleißverhalten 772 Gusskanäle 230 02
Geschiebearten 765 GusskJamm ren) 737
Geschiebebrücken 5 12 - Retention 757
Gesichtsbogen 146,900 - Vor- und achte.ile 740
Ges ichtsbogenregislrierung, arbiträre Gu k:lammer~ nnen empfoh lene 740
schädel bezügliche 894 Gu klammerprothe en 1009
Ges ichtsbogenübeJiragung 146,630 Gu sobjekl, Lage in der Muffel 607
Gesichtsdrittel 382, 383 Gussperlen .> 1
Ge t.a ltung, mu kelgriffige 724,858,870 Gusstechnik 525
GesundheitsfTagebogen 100 Gussleile
Gesundheitssystem, StTuktllrqualität 1058 - Feinaufpassung 6 12
Getränke, saure 193 - Größe 6 10
Gewebek leber (Histoacryl) 320 - Oberl'lächenpolitur 6 14
Geweberegeneration, gefilhrtc parodontale 334 Gussverzugszeil 6 10
VI Curriculum Prothetik Band 1 bis III

Guttapercha-Master tift 216 - Anzah l der 946,965


Guttaperchasp itzen 216 - einteil ige 923,938, 1016
- Frei legung 1006
H - Frühbela LUng 1001
Haftkraft - Indikation 925
- Doppelkronen 820 Indikation ein chränkungen 989
- Kuge lkopfmatrizen 1024 - Kon traindikationen 989
Hafioxid 466 - loka le 989
Halo-Effekt 365 - prov isorische 939, 101 2
Haltefunktion (Veranke rungselemente) 728 - Überbelastung 964
Haltek lammern im sichtbaren Bereich 732 - Verblockung 966
hämorrhagische Diathese 312 - zweiteilige 923
Handhabung, ungeschickte Implantatabstände 946,993
(Geschiebeprothetik) 778 hnplantat-Abutment-Verbindung 934,936
Harmonie 377, 38 1 - externe 935 936
- fazia lc 382, 892 - interne 935 936
Härte (Mcta ll e) 464 - koni che 935
Hartgewebe, periimplantäres 1039 - parallele 935
Hartgewcb augmentation 337, 339 Implantatdurchmesser 965
Ha rtkerngeriiste 544 - red uz ierter 947
Hart ub tanzdefekte 22 1 lmplantatform 965
Hauptvakuumbrand 639 Implantat-Hybridprothese 1067
Hebelarm (Te ilprothetik) 730 Implantation 1004
Hei l- und Kostenp lan 158 - Komplikationen 1007
Helligkeit (Farbe) 360 - Ris ikofaktoren 1000
l-I em isektion 330 - Therapiemaßnahmen 1007
Herpes 121 - Zeitpunkt 1000
Hcrzschrittmacher 213 Implantatlänge 965,966
Hexetidin 185 Implantatmob il ität 1041
Hirtenstab 212 Implantatoberfläche 1001, 1043
Hi stoacryl 320 - K.Jatzer 1042
Hochkulturen 2 ] mplantat-Oberftächenakti vierung 981
Hochri iko-Patientcn 208 Implantat-Oberftächenbeschichtung 980
Höckerzahl 56 lmplantat-Oberflächenmorphologie 978
Hofmann-Bohrer 226 Jmplantatprothese 1065
Hoh lkeh lpräparation 453 1mp lan tatscl1U Her 947
- zirku läre Implantatsy teme 933
- Frontzä hne 623 lmplalltatverlu te, frühe 1040
eitenzähne 622 Imp lantat- Werk toffe 973
Homogenisierung (Leg ierungen) 467 Implalltatzahl 965
Hue (Farbe) 357, 360, 367 1mplantologie, nav igierte 995
I-Iül se (Rön tgendiagnostik) 990 Implantoplastik 1044
1-1 iilsen-in-I-I ii Iscn- ysteme 999 Ind ikationen
Hii lscnkronen 506 - Imp lan tate 925
I-Iybridkompo ite 220 - kieferorthopädische Vorbehandlung 299
I-I ybrid prothese 827, 1024, 1025, 1030 Ind ividualisierung
- Gerü tgestaltung 830 - konfektionierte Zähne 73 1, 853, 905
- Gerü tverstärkung 830 - Prothesenbas is 908
- Langzeitprognose 832 Ind uktion chmelzen 610
- Okk lu sionskonzept 831 Infektion, postoperative 341
HybridproU1etik 400 Infi ltratioll skera mik 488
I-Iydrokolloidabformungen 565 Initialbehalldlung 163,322
I-Iygicnepha e 163, 75 1 Inl aybrücken 673

I - Reevaluation

Immediate-Pontic-Technik
ll11media lprolhesen (So(ortprothe en)
169

336
427
IR-Wert
Instruktion

- Mundhygiene
In truL11entariul11
106

- Ein- und Ausgliedern einer Teilprothese 778


174

lm plantat{e) 923 - Acce -Flap 322


Sachregister !I

- apika ler Verschiebe lappen 327 11 - einseitig verkürzle Zahnreihe 712


- fre ies Schleimha uttra n plantat 31 111 - eins iti g, d ppel eitig oder
- gefLihrte parodontal Gewebe- me hrfach unI rbr chene Zahnre ihe 713
rege neration 334,335 1V - über die Mittellinie re ichende
- Gingivektomie 313,316 frontale bzw. fronlolateraJe chaltlücke 713
interalveoläre Distanz 992 Keramik
Intera lveo larlin ie 865 Aluminium id- 4
Intera lveo larwinkel 865 GJas- 4
Interdenta lbürstchen 184, 819, 823 1nfi Itralion - 4
Interdenta lraul11gesta lt ung 425 Oxid- 4 0
Tnterdenta lraumrei nigung/-hyg iene 166, 179 Zirkoniul1loxid- 49 1
Interdenta l timldatoren 183 Riss- und Bruchzähigkeit 4 6, 497
Interi m prothesen 427, 1009 Keramikverb.lendlln g
lnterku p idation, maxi ma le 139 - Oberflächenbearbe itlln g 643
Interlock (Geschiebe) 768 - Schich ttechniken 6 6
inzi ale Länge 393 394 Keram isieren 555
Inzi alebe ne 393, 394 Kerneinbettllng 424
inzi aler Effekt 386 K-Feilen 226
Inzision (Lappenpräparation) Kieferb wegungen 6
intrakrevikul äre 323 !(jefergelenk 1
kei lförmige 328 Kiefergel nkgerällsche 255
L-förmige 328 Kieferkammaulbau 6
- sulku läre 323 !(jeferkammaugmenlation 991
- supraperiosta le 319 !(jeferkämme, Verbindungslinie der
T-förmige 328 (ehemali gen) 44
l nzis ivi 390 Kieferkaml1lschnitt 1004
Irri gatoren 185 Kieferkammverlallf 904
Kieferöffnllng 275
J Kieferrelationsbe timmllng 147 630, 754
Jacketkrone 543 - horizontale 896, 00
- veltikale 90
K Kipprneider 730
Ka ltverformung (Titan) 975 Kippmeiderfllnktion 729
Kalziu mhydroxid 168,458 Klammer, handg bogen 16
Kalziumhydroxideinlage 2 16 KJa mmerar1111änge 757
Kammaufba u 684 Klammerarmqller chnitt 757
Kammdefekte, Klassifikation 338 KJammeraufiage (GlIS klammer) 737, 739
Kammprophylaxe 827 KJamlllerschlllter(Gussklammer) 737,73 752
Kanali nl ays (RotationsschlllZ) 228 KJammerstärke T9
Kariesfrequenz 6 Kleber- Keram ik-Verbund
Kariesprävention I 7 Klebe erbundsy terne
Kariesp rophylaxe 172, I 6, 195 - mechano-chemisc he
Kariesverbre it ung 193 Klostermedi zin
Kariogenität von Zuckerall tau eh toffen 196 Knochen , frei liegender
kariöse Läsionen 168 Knochenabball 832, 43, 44.
KaSlen retention (Ku nststoff erblendung) 601 Knochene r atzmateria l 7.
Kaufläche 861 Knochenmeißel 327
Kaufunktio n 1059 Knochcnnckrose (nach Parodonta l-
Kaugumm i, zuckerfreier 197 operationen)
Ka ukräfte Knochenregen ration gefLih rle
- maximale 965 Knoehenta chen vertikale
- phy io logisch 965 Knochenverlust durch Druckb la tung 44
KaUI1111 ku latur, Kraften tfallun g 832 Kobald-Nickel- hrol1l-Legi rungen 2r
Ka uschlauch 891 Kofferdam _I
Ka ustab ilität, auto nome 858 Koh lenhydrate 19_
Kege lwinkel (Konuskronen) 788 - niedermol eklllare 192
ke il förm ige Defekte 175 Kollagenvlies 33, 37
Ke nnedy-G rundkla seen) 71 1 Komb inationsprimer 66
- 1 - beidse itig ve rkü rzte Zahn re ihe 712
VIll Curri culum Prothetik Band I bi s Irl

Kompensationskurve Küh lrippe(n) (Guss) 231,606


- sagitta le 858 Küh lwassermenge (Präparation) 448
- transversale 858,863 Kunststoftbasis (Sägeschnitt modelle) 577, 578
Komplementärfarben 357 Kunststoftborsten (Zahnbürste) 174
Komp likationen (Implantation) 1007 KUllststoffgleiteinsätze (Gesch iebe) 772
Komposita ufbau, gepinnter 22 1 Kunststoffk üretten 1042
Komposition (Ästhetik) 376 Kunststoffpressen 910,9 11
Ko mpositionsmassen 437 Kunststoffprovisoriul11 958
Kompos itkleber 223 , 101 1 Kunststoffschlüssel, inzisaler 101 1
Ko mpos it-SlOPP (Kon uskron en) 820 Kunststoffverblendun g 640
Kompress ions-Abformuog 760 - Gerüs tgestaltung fLir 60 I
Ko ndensation, ka lte laterale 216 - Kastenre tenti on 60 I
Ko ndition ierung - Schichttechnik 641
- Adhäs ivbrücken 695 - Schne idekantenschutz 60 I
- Strah ldruck 666 Küretten 202
Kondylenbahn 898 Kurzana lyse, ästheti ehe 393
Kondylenbahnneigun g 899 Kurzanamnese, a llgeme inmedizinische 164
Koni-M eter 8 19 Kurzko pfbürste 174
Kons istenz (Abformmateriali en) 434 Kü vette 909, 910
Kon striktion , api ka le 213
Konstruktionsmodel l 81 1 L
Kontaktpos ition , zentrische 67, 139 labiale Ko ntur 393,395
Kontaktsportarten 669 Laboranalog 10 15
Konter (Gegenguss) 910 Lachkurve 905
Kontrai nd ikationen Lachlin ie 133, 386, 893
- allgemeinmedizinische und lokale Laktobazilien 192
( Implanto logie) 989 Lamellenretent ionsein satz 1024
- kieferorthopäd ische Vorbehandlung 300 Langzeitbewä hrung
KonusKronen 399, 788, 103 1 - festsi tzender Zahn ersatz 929
- Lösek.ra ft 788 - h rausnehmbarer Za hne rsatz 93 1
Konusw inke l ( Ko nuskron en) 788 - implantatgetragene Kronen lind Brücken 928
Koopera ti onsbere itschaft 669,848 Langze itprog nose protheti scher
koronal-apical (crown-down-Technik) 214 Restaurationen 1047
Korrekturabformung 433 Langze itprov isorien 405 , \0 18
Korrekturbrand 639 - mit NEM-Gerüst 405
Korrosions festigkeit 745 Lappenpräparation , E ntl a tllng 323
Korundstrahlen 666 Largo-Bohrer 226
Ko melik 380 Laser 208
Krage nplatte 727 Laser-S intern 470
Kris talli sation (Glas keram ik) 555 - selektives 525
Krone(n) Läsionen, kar iöse 168
- Defi nition 503 latera le Konden ation kalte 216
- direkt aufgeschraubte implantat- Laterotrus ion 140 857
getrage ne 101 7 - Überprüfu ng 915
- subgingiva l reichende 326 Laterotrusionsbewegllng 898
Kro nenpräparation 453 law of harmony 397
Kro nenränder 948 Lebenserwartung 6
- abste hende 166 Lebensqualität 1057
- überstehende 167 Ledermix 211
Kronenrandlage, supragingivale 399 Le-Fort-l-Osteotomie 306
Kro nen tUll1pfaufbauten 222 Legierun gen 464,663
Kronenverlängeru ng, chirurgi che 324 - angießbare 475
Krümmu ngs merkmal 390 - anlötbare 475

I Kugelkopf
Kugelko pfattachm ent
Kugelkopfillatrizen
- Einpolymerisation
- HaftkraH
956,959, 1027
955,1027

1023
1024
- aufbrennfähige
- CoCr-
- Edelmetall-
- Edelmetall -freie
- heterogenes Gemenge
466
744,745
225,465
467
464
Ku g Ikopfve rbindun gen 956 - homogener Mi schkri sta ll 464
Sachregister

- Homogenisierul1g 467 Me kugeln (B hr habIonen 9 3


- Kobald-Nickel-Chrom- 225 Meta llaufbau 221
- Mi chungslücke 464,466 Meta lle igenschaften 463
- nicht autbrennfähige 465 Meta llgerüst 1024
- Nichtede hneta ll- 808 Meta ll gu ss 759
- Toxizität 476 Meta ll keramik 466 472,493
- Zugfestigke it 467 Meta ll-Kleber-Verbund 660
Leinenstrips 166 Meta ll oxid 662
Leuzit 486, 494 Metallprim r 6 2
lichenoide Veränderung 480 Metamerie 35
Licht, ultraviolettes 362 M icrobru h I 3
Lichtbogenschmelz n 610 M ikrobewegungen (Ill1plantateinhei lung) 965
Lichtreftexionstest 206 M ikromolor 44
Lightspeedsystem 2 15 M ilch, fluoridierte I 7
Lingualbügel (Te ilprothet ik) 726 M inera lzähn e 22
Lin gualscaler 165 Mini- Implantat y teme 939
Lippenflille 890,905 M in ima ldurchm erimplantate 93
Lippenrot 383 M inima l tärke (Konu kronen) 13
Lippenschild, anteriores 870 M i chung lücke 464,46
Lippensch luss lini e 93 Mi erfolge
Lippenstülze 854, 890, 905, 908 - biologische 1047
Lilhium- Di silikat 488 - biophys ika li sch bedingte 1047
Locator (Verankerungs y lem) 1023, 1025 - technisch bedingte 1047
Lochplättchen (((jeferrelationsbestimmung) 902 Mittelalter 3
Löffel , indi vidueller 882, 886 Mittellinie 394, 396, 93
Lokalanästhetika 107, 3 10, 3 12 Mock-up 398,677,684 700,776
- Höchstdosis 3 11 Modellanaly e 751,904
Lö ekraft (Konuskronen) 788 Modell g us pr the e 399,737 7 I , 762
Löten 471 - Eing lied rung 751
Lötverbindungsflächen 599 Fertig teilung 76 1
Lückengebiss( e) 711 - Ge amteinprobe 761
- Klass ifika tion nach Eichne r 711, 7 14 - Her teilung 751
- tOPograph ische Einleilung 7 11 , 7 19 - Okklu ion konz pt 755
Lücken c hluss 513 - Plan un g 751 , 75
- Reini gen 762
M - Wachsaufstellung 755
Magnetattachment 1024 Model lgussprolhelik
Magnete 956,959,962,964 - Präparation und AbfOnTIling
Magnet-Splil-Cast 57 1 - werkstollkundliche A pekte
MalokkJusion 299 ModellgusswerkstolTe
Mamelon 365 Modellhcrslellung
Mangelernährung 19 1 Modell ockel
Mannit 196 Modellstumpfvorbereitung
Mante lkronen 506 Molaren
MAP-Diagnosen 278 Montag
Marburger Doppelkronen 79 1 - gelenkb zügli he 90
Matehing (lmp lantatnavigation) 998 - Oberkiefermode ll 95
Materialunverträglichkeiten, orale - Unterkieferm de.ll 5
Manifestationen 478 Montagekonlrolle 151
Matratzennaht 321 Mör er-Pi till-Prinzip 61
Matrize 765 Mortalextirpation 211
- für S teggelenke 962 Motivation zur undhygien 172
Meaveri n 312 Mövenftügelform 394
Median linie 38 1 MTA (Min ral Trioxide ggregat I
Medik.amentenanamnese 105 Muffel 606
Medizin der An tike 2 - Vorwänn n 09
Meistel"modelle 887 Muffelein lage 607
Membran, resorbierbare 335 Mukoperio t1app n 324,1005
Membrantechnologie 339 Mliko alappe n 1006
-
x Curriculum Prothetik Band I bis Ul

Muko iti 1039, 1043 Opaker-" Wa hbrand" 638


- periimplantäre 1039, 1042 Opakerbrand 638
M unddllschen 185 Opaleszenz 365
mundgesllndhe itsbezogene Opazität 36 1
Lebensqllalität 925, 1063, 1069 Oral Health Impact Profile
- Beeinträchtigung (handicap) 1060 (OHIP) 1063,1066,1068, 1069
- Beschwerden I 060 orthognathe Chirurgie 306
- FähigkeitsstöIUng (disability) 1060 Osseointegration 923 , 973 , 978
- Schädi gun g (Impairment) 1060 Ostektomie 315, 324, 325, 328
Mundhygiene 138, 172 Osteoplastik 315,324, 325
Mundhygieneinstruktion ] 74 Osteoporose 9 9
Mundhygienemaßnahmen 186 Osteotomie
Mlindwinkeigerade 381 - im zahntragenden Bereich 306
Myoa rthropathie(n) 141 - retromolare sagittale 306
- des Kausystems 235 Ova te Pontic 512
- Diagnostik 255 Overbite 139, 301
- Therapie 281 Overdenture 827
Overjet 139
N Ox idglühen (Gerüste) 637
Nachblutung (nach Parodontaloperationen) 34] Ox idkeramik 490,665
Nachregi trierung (Totalprothetik) 916
Nachsorge 762, 918, 1008, 1035 P
- in der Prothetik 1047 Paarfarben 357
Nachsorge.intervall 1055 Paläopatho logie 2
Nachsorgemaßnahmen bei Palatina Iband 726,727
Totalprothesenträgern 873 Panoramaschichtallfnahme 255
Nachsorgeunlersllchun g 1041 Papie rspitze n 2 16
Nahrungsmittel und Zahngesllndheit 191, 195 Papillameler 886
NaOCL 213, 2 15 Papi lien-B Iut:ungs-Index 159
Natriumben zoat 185 Papillen-Graft 321
negative space 382, 394 paraformaldehydhaltige Paste 21 1
egativwinkel 806 Parallelometer 756
Neufixi rllng vo n Allßenkronen 817 - intraorale 684
i.chtedeJmetalllegierungen 808 Parodond itiden, aggressive 207
N icke l-Titaninstrllment 2 14 Parodontalabszess 164
Parodontalbehandlung 97
o Parodontaloperatio nen,
Oberflächellbema lung (Glaskeramik) 556 Komplikationen 34\
Oberkiefer-Frontzähne, Achsneigung der 855 Parodontalprophylaxe I 6
Oberkiefer-Wachswall 890 Parodontal verband 314,320,329,333
Oberlippenlänge 886 Parodonti tis
Odontogellese 38 - agg re sive 207
Odonloplastik 330, 333 - akute, nekroti ierende, ul zerierende
Omine-Navigation (1Il1p lantologie) 995 (ANUP) 164
Okk lusion parti ellen Prothesen, Aufbau und
- bilatera l bal anc ierte 851,858,86 1,872 Be tandteile on 725
- eckzahnge chützte 71 Patientenautldärung 160
- rrontzahngeschützte 7J Patienten wünsche (lmplantologie) 924
- ling uali sierte 862 Patien ten zu fl-i eden hei t 1069
- monoplane 85 1 - Messun g 1062
- ph y iol ogische 200 - Erge bnisqualität 1058, 1059
- unilateral balancierte 71 - Reliabi lität 106]
Okklusionsebene 64,888 Patri ze 765
Okklusionskonzepte 967 Periimplantitis 1029, 1042, 1043
Okklus ionstyp 139 Periote t-Gerät 1052
Okk lusionswachs 139 Permador-Stifl 228,230
Onlay-Transplantat (Onlay-G raft) 339 Pfaff, Philipp 19
Online-Navigation ( Implanlologie) 995 Pfei lermobi l ität 669
Opaker 495 Pfeilerste llung 668
Sachregister xi

Pfeilervermehrung 955 Pr s t chnik 526


- strategische 1022 Primärfarben 357
Pfeilerzahndivergenzen 806 Primer 662
Pfe ilerzahn frakwr 796 Probeätzung 69
PfeilerZahnse lektion 798 Probepräparalion 75
Pfeil spitze (Ki efen elationsbesti mm ung) 902 Probetragen 21
Pfeilwinkelregistrierung 900 Probl eme, ästhetische 992
phonetische Metbode 892 Progenie 306
phonetische Probleme 992 Progenitorzellen (Ge,. beregenerali n) 34
phonetisCher Test 395 Progli seme nt 863
Phöniker 5, 11 Proportion 377, 3 2
Physikalische Therapie 291 Prothesen
Physiotherapie 291 - Ausbetten 912
Pick-up-Technik 1013 - eingesch li ffene, Ausarbeiten 91 2
Pilotbolu-er 1005 - partielle
Pilzbefall der Mundhöhle 849 Aufbau und Bestandteile von 725
Pinseltechnik 228 Einteilung nach dem FunJ..'tionswen 720
Planung karte 157 Einte il ung nach dem Material 720
Plaque 192 Einteilung nach Tragedauer 719
- Prädilektionsstellen 166,193 Prothesenaußenflächen 69
Plaquehemmu1lg 185 Prothesen basis 722
Plaque-Index 1049 Einfarbung 905
Plaquekontrolle 185 lndividuali sierung 908
Plast-o-Probe-Sonde 32 1 - Kongruenz zwischen
Plati nfolientech nik 557 Prothesenlager und 915
Platzhalterlack 577 - maximale Extension 722
PMMA-Kunststoff 9 11 Prothesen intoleranz 924
Polieren Prothesen körper 7_5
- Goldlegierungen 614 Prothesenpflege 8, 915
- POlymerisat 416 Prothesen reiniguug 915
- Totalprothese J1 9 13 Prothesenrein igung mittel 73
Polyether 439 Prothesenzahnbü rste
PolyethergUlnrnima e 811 Prothesenzä hne
Polymerisation 909, 912 - Ang leichung an Restgebiss
Poly meri sations)1 ilfen 212 - ästhetische Aspekte
Polysulfide 441 - Schleifkorrekruren
Pontics bei Teilprothe en 733 Protrusion
PorzellangebissB 22 - Überprüfung
Posselt-Diagral11.111 88 Protrusion bahn
Prädil ektionsstellen (Plaq ue) 166 ProtTusionsbewegung 61 98.
Prämedikation 1004 - freie
Prämolaren 391 Provi sori en
Prä 1110 larisierull g 330 - abnehmbare 405
Präparation 835 - fests itzend-abnehmbare 405
- diagnostisch e 617 - festsitzende 405
- Kontrolle 625 prov i ori ehe Ver orgung 200
- subgingival 618 Prozes qualilät der Behandlung 105
Präp ar ationsfot"fl1 458 P eudolaschen 31 2, 13
Präp ar ationsgreJ1ze 450, 10 18 PSi-Code 136
Präparationsgröl3e, abschließende 215 psychosoziale Faktoren 1057
Präparationsl11odell 807 PlIlpaerkrankun gen 164
Präparationssat:t 454 PlIlpanekro e 210
Präparationstecpnik 447 Pu lpa chädigung 447
Präparatiouswirlkel 451 Pulpiti
Präzisionsgesch iebe 399, 766 - in"e er ible 210
Präzisionskette ( Herstellung von - rev r ib le 210
Gus teilen) 587 Putzschiene 819
Pressen (KeraI11ik) 487
Presskeramikv·e rfahren 556

- - - - --- ---
X II Curriculum Prothetik Band I bis III

Q Rill en-Schulter-Geschiebe 766


Quadranten 738 Ri Il en-Schulter-Stift-Ge chiebe 766
Quick-Wert 106 Rinderknochen 13
Ri ngklal11 111 er 740, 742
R Risikobe til11111ung nach Lang und Tone/ti 1055
Randgesta ltung (Abfom1 Iöffe l) 884 Ris ikofaktoren (Im plantation) 1000
Rauchen 989, 1000 Ro hbrand 398
RDA-Welte 166 Roh bran danp robe 642
Recall 1047 Rolllappentecbnik 338
Reeva luation de r Hygienephase 169 Rö mer 9
Regelversorgu ng 158, 668, 765 Rön tgendiagnos tik (lmplantologi.e) 990
Registrat Rön tgenkon trolle 1054
- in habitue ll er Okk lusio n 631 Röntgenschab]one (Implanto logie) 990
- ze ntrische 148 Root Planing 20 1,202, 203
Regi tratko ntro ll e 777, 8 16, 905 Rotationssicherung (Ab utl11ents) 1008
Regi trierbehe lfe (E inartikulieren) 897 Rote L iste 105
Registriermarken (Implantatnavigation) 997 Rückenschulzplatt.e 60 1,814
Regislrier chablone 887, 888, 98 Ruhe lage (Unterk iefer) 139,89 1, 892
Reg istrierung
- extraorale 894,896,898 S
- indiv iduelle Gegebenhe iten 858 Saccharin 196
Registrierungssilikon 1015 Sägemod llh erste llung 563
Reinigung, interden tale 184 - Richtlinien 563,564
Reinigung fahigkeit (implan tat- SA M-Pin-System 570
getragener Zahnersatz) 993 San g uinar in 185
Re.inigungspaslen 166 Sanzkow 14
Rekonturierung, manuelle 166 Satte lbrücken 511
- mit Leinen trip 166 Satte ltei le 725
- mit tah l trip 166 - zah ngetragene 725
Reli abi l ität 106 1 Sättigung (Farbe) 360
Re li efgriffigkeil 915 Sca ler 165, 202
Reminerali ation 187 ca ling 201,202,203
Remontage (Tota lprolhese) 9 17 Sca nschab lone ( Implan tat navigation) 997
Reokklud ieren 870,9 12 Scbalenprovisorien 405
Repos itio nierungssch iene, anteriore 289 Schaltl ücke, fi'o nta le 731
Repo it io n technik 1013 Schaltprothesen 7 19
Research Diagnostic Cri ter ia for Tem- cham ierachsenpunkt 898
poromandibular Disorders (RDCrrMD) 255 Schauke ln (Modell gu gerüst) 817
Re ilienzspielraull1 (Gesch iebe) 773 Schichtstä rke des Prov i orium 457
Resi lienzteleskope 786 Schi chttechnik(en)
Resorptionsvorgänge im Unterkiefer 827 - ke rami sche Verblend un g 636
Restdenlinstärke 447 - KunstsloJTverblendu ng 64 1
Restgebiss, stark reduzi rte 954, 1022 ch ienun g ge lockerter Zäh ne 200
Retention (Gussklal11l11ern ) 757 Sch laufe nguss 603
Retentionsarm (Gussk la111mer) 73 7, 739 Sch leifen (Keramik) 487
Rete ntionse lemente 79 1 Sch le ifgeräte
Retentionsform 450 - Gip 569
Retentionsfunktion (Verankenll1gselemente) 728 - Parodonta linstrum ente 206
Rctentionsperlen 793 Schle ifko rrekturen an Prothesenzä hnen 905
Retentionsrillen 452 Sch leim hauttransp lantat 340
Retention verlust 772, 778 - ti"eie (Free gingiva l graft) 3 18, 337
Retraktionsfaden 627 ch leudergu s 607
Retrognath ie Schlickert chnik 526
- l11andibu läre 306 Schluckmethode 892
- l11ax ilIäre 306 Schlüsseltechnik 41 7
Retrusion 900 Schmelzen, wider tand beheizte 610
Retrusion bewegung 89 Schmelzmalri xprote in 335
Rezess ionen 175, 177,32 1 Schmelzofentel11peratur 6 12
Ri ege lkon trukti on 962 Schme lzreduktionen 684
Sachregister X 111

Schmerz(en) Sondierun g, lranssulkuläre


- chronische, Graduierung 273 (So unding) 326, 327
- persistierender 237 Sondi erun gstiefe 136
SchmerZfragebogen 256 Sorbit 196
Schm ierschicht (Wurzelkanalaufbereitung) 2 16 SpaltbrLicken 51 1
Schmuckein lagen in Zähnen 4 Spalt lappen 326
Schneeschuhprinz ip 724 Spannungsrisse ( tiftaufba u 225
SChneideZähne, Form der mittleren oberen 853 Spätbelastung
Schn ittl11l1ster (Sch leimhauttransplantate) 320 - konventio nell e 1001
Schra ube nfraktu ren 965 - verzögerte 1001
Schraube nsysteme (ha lbkonfektionierte Spätimplantati.on 1000
Aufbaute n) 224 Spätverluste von Implantaten 1040
Schreinell1akers-Löffel 880 Spee-Kurve 6
SChutzkronen 50S Speicheltest 195
Schwangerschaft 105 Speisesalz, fluoridiertes I 7
Schwebebrücken 510 spektTophoto metrische Me ungen 37 1
Schweiße n 47 1 Spezialkü retten (su praging ivale Fein-
Sea ler 2 16 depuration) 204
Se~tenzahnaufste llung 57 pielpa uog (Doppelkronen) 959
- 111 Wach 906 Split-Ca t 7
Seitschubbewegungen (Kiefer- Sprachfunktion 1059
relatio nsbesti11lmung) 898, 899 900 preader 2 16
Sekundärfarben 357 Sprechab rand, minimaler 893
Sekundärgerüst 787 Spüllö ungen 185
Seku ndärkro nen 168 Stabge ch iebe 674, 77 1
Selbstbeobachtung (bei Myoanhro- Stabilisierungsschiene (Michigan- cbiene) 285
pathien de Kausystems) 283 Stahlstrips 166
elbstbewu t e in 379 Stangenguttapercha 101 9
SelbstvertTauen 379 Steg(e) 959
em i~anatol11i sch (Condy loform-Zähne) 863 - C 0 / AM- hergeste llte 9 2
Semlpräzisionsgeschiebe 766 - gefrä ter 96 1
en s ~bili ie run gste t 477, 478 - indi vid uell gegossener 96 1
SensIb il itätsprobe 2 19 Steggelenk 772,959
Se~up 990 tegge chi be 772,956
Sichtbarkeit der Zähne 908 tegverb indung 1029 I 30
- gingivaler Effekt 386 StichkJammer 733
S ilan 661 , 665 Stift.a utbau(ten)
S~I~n i s ie rul1 g 661 - geteilter 222
S ~ I~ka ti ierun g 66 1 - halbkonfektionierte 221 ,227
Illkalkera miken 665 Sti fte
Silikone 440 _24
- koni ehe
- additio n vernetzende 440 - parapulpäre 220
- konden ati onsvernetzende 440 - zy lindri ch 224
Si likonillassen 8 5 - zyl ind ri eh-konische 224
ilikonschlüs e l 457,688 ti ftkernau fbau _2 1
Si mli itankontrast 358 Stifikronen 507
intern "4 7 Sli ftm ateria lien 222
S intersc hrumpfung 544 Slillman- Methode, modifi zie rte 177
Sinterverbund krone 559 toppli ni e (Za hnau~ te ilun g) 9 4
Siphon-Guss 603 trahldru k (Korund [rahlen) 66
Situa ti ol1sabforl11ung 879 882 treptokokkus mutan I 2
itllati o n "modelle 144, 882 trukturqualität de e wldheilSsysle m I 5
Skorbut. 192 tufenpräparati on 454
Socket-Pre erva tion-Technik 336 - zirkuläre 6 19
Sofortbela tllng 100 I tumpA ack 577
Sofortil11plantation 1000 tt ltz- und Verankerun g krone n SO
- ve rz""gerte 1000 riitz1inie (Tei lproth c n) 72 , 7 0
Sofortversorgung (lmplantologie) 100 I tUtzstift 97, 9 ,90 1
- Provi orische 100 Stülzzo nen 7 14
XIV Curricu lum Prothetik Band I bis III

Sublingualbüge l 804 - Seitenza hnaufslellung 61


Sucralose 196 Tox izität von Legierungen 476
Superflos 18 1 Translu zenz (Lichtdurch lä sigke it) 362
Suprastru ktur(en) 983 - approxima le 365
- okklusal verschra ubte 953 - inzisale 365
- transversa le verschraubte 953 transsulkuläre Sondierun g ( ounding) 326,327
- zement ierte 952 Tranzversalband 726, 793, 804
Süßstoffe, kün stliche 196 tribologisches Sy rem 964
Symmetrie 376381 Trifurkationen, offene 332
Trinkwa erfilloridierllng 187
T Trisekti.on 330,333
Table To ps 676,702 Trocken legun g (Abformung) 626
Tangentia lbrücken 5 10 - medikamentöse 629
Tangentia Ipräpa ration 453 Try-in-Paste 704
Taschenbehandluug, geschlossene 202 Tunnelie run g 329
Taschenelimination chirurg ie 203 Turbine 448
Tasterzirkel 457
Teflon fa se rnetz 1011 u
Tei lbezahnung 707 Ü bergang Metall-Keramik 599
Tei lh ül enge chiebe 766 Übergangspass ung (Tele kopkro nen) 20
Tei lkronen 507 Überko nturierun g (Zähne) 395
Tei lprothe e(n) 707 Überlebensrate 499, 747, 928
- ästhetische G rundla gen 731 implantatgetrage ner Zahnersatz 92
- Konslru ktions- und Gesta ltll ngs- - konventioneller fest itzender Zahnersatz 928
prinzipien fiir 729 - meta llkerami sche Resta urationen 499
- tati tische Gru ndlagen 729 - Modellgussprothesen 747
- Modellguss 737 Überpressen 557
- parodontal getrage ne 720 U hrg lasfassllng 60 1,793
- parodontal -tegllmental gelage rte 720, 723 Ultracain 0 (forte) 312
- Ponti cs 733 Umdrehungszah l (Präpara tion) 456
- tegllmental getragene 722 Um lau f (Gesc hi ebeproUletik) 76
Te il veneer 676 Um laufft-äsun g 674
Teleskopkronen 399 Umsc hlingung naht 32 1
Tertiärprophylaxe 924, 932 Umwand lung ver tärkung
Th erapie (Zirkoniumdioxi.d) 9 4
- medikamentö e 207 Un iversal kli ret ten 165,203,204
- pharmakologische 290 Un terfütterung 168,724,918
- chmerzp ychologi ehe 295 - vo n Schalenprovi o rien 414
Therapieplan ung 157 Untern itteruJ1 g abfo rmun g 816
Thomas- chlü e l 226 Unterkiefe ralrophi e 957
Tiegelauswah l (G uss) 61 1 Unterkiefer-M ontage 150
Titan 46 ,495, 746, 974, 975 Un terk iefer-Wachswal l 897
- Biokoll1patibil itäl 977 Unterschnitt (Modellgussprothetik) 756 757
- Sensibili sieru ng 977 Untersuchung, röntgenologi ehe 210
Titana llerg ie 978
Titan hülsen (Rönlgenschabl one) 994 V
Titanimplal1late, provisori sche 938 Validität 1062
Ti ta nlegierunge n 225,474, 974, 976 Value (Farbe) 360,367
Ti tan -tifte 222 Veneerkronen 676
Totalprothese(n) 43 Veneerpräparation 700
- Fakto ren, die de n Halt bee in flussen 847 Veneerprovisoriulll 702
- Gesa mleinprobe in Wach 908 Veneers 676
- kJinische Konzepte 85 1 Verankerun g elemente 72
- k li nische Stud i n 873 - direkte und indi rekte 725
Totalproth etik 400, 843, 846, 850, 879 Verb andplatte 32 1
- Konzept mit seq uentieller Führung 857 Verbinder 759,777, 804
- Konzept nach Gerber 858 - große r 725, 726
- Frontzahna u rste llu ng 859 - a ls Band 726
- Merkm a le 858 - als Ling ualblige l 727
Sachregister

- a l Platte 726, 727 - kiefer rthopädi ehe 29


_ a ls T ran ver alband 726 - Indikationen 299
- kleiner 725, 728, 737 - Rezidivtendenz 30 7
_ sattelfe rner 72 - Ziele 00
_ satte lnaller 72 - kieferorthopädisch-kieferchirurg i ehe29
Verbindungslinie der (ehemali gen) - kon ervierende 2 19. 220
Alveolen bzw. Kieferkämme, 844 - Phys ika li sche Therapie 29 1
Verblendkeratnik - Ph y ioth rapie 29 1
_ ästhetische Bearbeitung 647 - präprotheti sc he 199. 3 9
_ Brennparallleter 639 Vorkontakle, E liminati 11 16
_ fu nkti onell e Bearbeitung 643 Vorwärm temperatur (Gu 23 1
_ Frontzahnbereich 643
_ Seitenzahnbereich 643 W
Verblend chalen 676 Wachsanprobe (Tota lpr thetik) 908
Verblendung Wach käppchen 5
Doppelkronen 792 - Herstellung 5
_ kerami ehe 635 - Passgenauigke it im Wandb reich 590
_ Kunststoff- 640 - Wanddicke 5
Verblocku ng 5 14 , 768, 965 Wachsmodellation 759
_ ekundäre 710, 729 - Einbetten 607
Verblockungsfl.lnkti on (Vera nkerung - Wach p rofi le (Gerü unodellalion) 75
e lemente) 729 Wachsregistrat zen lri ehe 14
Verbu nd 493 - Vorberei tung der Wach platte 147
_ Kleber-Keramik- 665 Wachswäll e (Reg istrier chablon n tlir
_ Metall-Keram ik 472 Totalprotheti k)
Verbundbrü ckeJ1 949, 101 9 - vertika le Höhe
Verformung Wandstärke der Außen kro ne
_ elasti ehe 464, 744 Wa ngenstü tze (Tolalproth etik)
_ Grenze 745 WällueausdehnlU1gskoefli zient
_ Tors ions belastung 745 - Kerami k 635
_ Zugbela tt1 ng 744 - Metall 635
_ pl as ti sche . 464 - Metallkeramik 473
erkl'trzte Zahnreihe ( hortened Wärmedehnung (Metallkeramik) 473, 494
dental arch, SDA) 708, 714 Washington , George 5
Verschiebelappell, apikale 178,2 18, 3 15, 324 Wax-up 776 9 0
Verschlü sselung (Kiefi rre lation - - add iti ves 5 3
besti mmun g) 90 1,902 - diagnost i ehe 617
Verschraub un g , tra nsversale - volles 5 4
( uprastrukttlren) 953 Weichgewebe, periimpl antäte 10"9
Versorgung, a ndersartige 158 Weichge\Veb augmentation 37. 3
Versorgung ko nzepte (Imp lanlologie) 945 Wichteilprofil
Versteifu ng, transversa le 804 Weißling
Verz innung 662 Wider tandsann (Teilpl'Othetik
21 Wider tand form 4
via falsa
VITA Linearguide 3 D-MASTER 36 Wider tand hebelarm
-0
VI TA Toolhg llid e 3D-MASTER 363, 364 (Exten ionsbrücken)
192 Widmann-Lappen 203 , 22
Vitamin C .
Vital11indefi z,e nz 19 1 Winkelmerkmal 3 0
VITAPA c1assica l Farbri ng 364 Wundheilung, erzögert e 21
VI TA PAN c1a sical Farbska la 367 undverband 15
363 Wurzelamputation 33~
VI TAPA
485 Wurzeldenudation 14, _7 , 3_9
Vo ll keram ik
485 Wurzelftil lung _ 16
_ gerüstfreie
_ mit Gerü st 48 Wurze lkanal 56
Vorbehand lun g Wurzelkanalau (bere itun g
_ endodontische 209 - kon enli onelle 214
_ Therapi e durchfiihrung 2 12 - ma chineHe _1 4
ki eferchirurgi ehe 297, 302, 306 WurzeJkanalbeh andlung 209 2 1_
_ Rezidivtendenzen 305 Wurzelkappe 30, 35
@i@Q

XVL Cuniculum Prothetik Band I bis nf

Wurze lkariesprophylaxe 185 Zahnmedizinge chichte 1


Wurzelsti fte 220 Zahnmerkmale 32
Wurzelsti ftkappe( n) 829,837,839 Zahnpasta 179
- Herstellung 836 - fluoridhaltige 187
Zahnprop0l1ion 394,396
X Zahnputztechniken \75
Xylit 196 Zahnreihe, Konzept der verkürzten
Xylocain 312 (S DA) 714
Xylonest 312 Zalmreinigung 165
Zahnschemata 30
Z Zah nseide 180
Zahn, attelferner 721 Zah nstei n 165
Zahnachse 394, 396 Zahnsteinentfernung 165
Zahnanordnung, Front-Eckzahn- Zahnverlu t 6
kontrollierte 852 - als ch ronisches Krankheit bild 1057
Zahnbelag 192 - Epidemiologie 707
Zahn beweglichkeit 325 - teilweiser 707
Zahn brecher 3 - totaler, Folgen 843
Zahnbürste 174 Za I1l1-zu-Zahn-Proportion 394,396
Zahndurchmesser 57 Za hnzw ischenräume 395
Zähne Zementieren 229, 822
- anatom i che 866 - adhäs ive Befestigung 652
- Aufbau 45 - Glasionomerzement 65 \
- Austrocknung 448 - InslTllmentarium 650
- bleibende, Morpholog ie 56 - Zinkoxid-Phosphat-Zement 650
- Eckzähne 391 Zementienlngssch ILisse I 696
- gelockerte, chienung 200 Zentrifugalschleuder, Gebrauch 611
- höckerl o e 851 Zentrik
- Inzi ivi 390 - Freihe it in der 67
- Mo laren 392 - Überprüfu ng 9 15
- Morphologie 389 ZentrikwachsregistTat 890, 895
- nicht erhaltung würdi ge 200 zentri che Kontaktposition 67, 139
- Phylogene e 33 zentri sches Registrat 148 630
Za hnersatz 720 zervikaler Effekt 386
- abnehmbarer 747 Zinkoxid- Eugenol-Pasten 436, 8 5
- gleichartiger 158 Zinkoxid-Pho phat-Zement 650
- implantaLgetragener 927 Zinnfluorid 185, 186
Za hnersatzbehandlung 97 Zirkoniumdiox id 49 1,974,984
Zahnersatzri chtlinien 674 - Biegefestigkeit 984
Zahnex traktion 6 - Bruchzähigkeit 984
Zahnfarbe 133,903 Zirkoniul11dioxidkeranük, assbearbeitung 553
Zabnfei lung 4 ZirkoniulUox idkeramikimplan.tate 93
Zahnfl eischmaske 579 Zirkonox id keramikstift 22 1, 222, 225
Zahnfluoro e ] 8 Zitronensäure 1043
Zahnform 394,397,903 Zone, ästhetische 337
Zahn halsfarbe 362 Zuckeraustausch toffi 196
Zahnhalsmerkmal 390 Zufriedenheit 1059
Zahnha lteapparat, Aufbau 48 - mit Totalprothe en 874
Zahnhölzer 183 Zugang kav ität 212,2 13
Zahnkranz Zungenäquator 891
- Be ch leifen 567 Zungenbewegun g, funktione lle 886
- Her teilung 565 Zweitprothese \ 034
- egmentierun g 574 Zw ischenglied bei Teilprothesen 733
- elzen der Pins 570 Zw i chengliedauflage 425
Zahnkünstler 5 Zwi cheng liedgestaltung 5 10,597
Zahnlängen 57 Zyli nderteles kope 785
Zahnl ockerungen 137 Zytotoxizitätstest 477,478
Zahn losigkeit, tota le 843
- Epidemiologie 843
Seit seinem ersten Erscheinen im Jahre 1994 hat sich das Curriculum Prothetik zu ei-
nem echten "Renner" unter den deutschsprachigen Prothetikfachbüchern entwickelt.
Bei Studierenden, Zahnärzten und Zahntechnikern erfreut es sich gleichermaßen
großer Beliebtheit. Als hervorragend lesbare und durchgehend bebilderte Gesamtdar-
stellung des Faches ist es Standardlehrbucb an zahlreichen deutschen Universitäten.

Von A wie Anamnese bis Z wie Zylinderteleskop wird in 46 Kapiteln ein synopti- ..
Co

sches Behandlungskonzept vorgestellt, das sämtliche Bereiche der modernen zahn-


..
........ ~

~~
ärztlichen Prothetik: einschließt. Neben den klassischen Gebieten der festsitzenden,
abnehmbaren und kombinierten Prothetik unter Berücksichtigung der Ästhetik und
der zahnärztlichen Werkstoffkunde werden unter anderem die präprothetische Paro- U ..
dontologie, die Myoarthropathien des Kausystems, die kieterorthopädische Vorbe- ~ ..
handlung und die Nachsorge detailliert beschrieben. Durch di,e Inkorporation spe- ........
zieller Themen, wie der geschichtlichen Entwicklung der zahnärztlichen Prothetik, 8
(l)
~
~

der Farbbestimmung, der dentalen Implantologie, des Mundschutzes im Sport, der ~(


psychologischen Aspekt,e von Zahn verlust und prothetischer Rehabilitation sowie der ;:E :
Patientenzufriedenheit und mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität, wird dem ........ ..
Leser ein umfassendes Bild des Faches vermittelt.

Für die 4. Auflage wurde der Text umfangreich überarbeitet, durchgehend aktualisiert
und gestrafft. Die alten Schwarz-WeiB-Abbildungen wurden durch etwa 1000 neue,
farbige Zeichnungen ersetzt, die ein müheloses Verständnis der Materie garantieren.

"Neben der Themenvielfalt zeichnet sich das Curriculum Prothetik durch eine enge
Verwebung von zahnärztlichen und zahntechnischen Aspekten aus . ... Kurzum: ein star-
kes Kompendium der kompletten zahnärztlichen Prothetik für Lehre und Praxis ' .. "
dentjoumal, 2005

" ' .. das modernste, universellste und am besten konzipierte Lehrbuch der Zahner-
satzkunde, das unseren Studenten derzeit zur Veifügung steht. .... Es macht Freude, in
diesem Buch zu lesen und zu lernen ... "
Deutsche Zahnärztliche Zeitung, 2005

ISBN 3-86867-02 8 -9
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CJ
9 7838 0288
www.quintessenz.de

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