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Astronomische Navigation
Astronomische Navigation ist der Überbegriff für alle Verfahren der Positionsbestimmung, die auf der Messung
von Gestirnen (Sonne, Mond, Planeten oder ausgewählte Fixsterne) beruhen.
Auch einige astronomisch gestützte Methoden der Richtungsmessung und -‐kontrolle zählen zum Fachgebiet.
Inhaltsverzeichnis
2 Ergänzende Verfahren
4 Siehe auch
5 Literatur
6 Weblinks
7 Einzelnachweise
Einige Zeit später wiederholt man die Messung mit einem zweiten Gestirn bzw. mit der Sonne. Diese(s) steht nun
über einem Punkt Z , was einen zweiten Kreis mit dem Radius ζ2 * 60 Nautische Meilen um Z ergibt. Dieser Punkt
2 2
wird wieder aus dem Almanac ermittelt. Die beiden Kreise haben zwei (meist weit entfernte) Schnittpunkte, der
nähere davon ist die eigene Position.
Ein Nachteil dieses Verfahrens bei Tageslicht ist, dass man zwei Messungen der Sonne mit ausreichend zeitlichem
Abstand (sinnvollerweise > 4 Stunden entsprechend > 60°) benötigt, da sonst die Standlinien einen schleifenden
Schnittwinkel haben. Der erforderliche zeitliche Abstand ist speziell bei unsicherem Wetter nicht immer
gewährleistet. Günstiger sind deshalb zeitnah Messungen zu zwei Gestirnen. Bei Tage sind zwar auch die hellsten
Sterne im Sextanten fast nie zu sehen, wohl aber oft der Mond und die Venus . Optimal ist die Positionsbestimmung
bei Halbmond am Tage möglich, da dann Sonne und Mond einen Winkel von ca. 90° einnehmen und zeitnah beide
Messungen am Tag durchgeführt werden können. Neu-‐ und Vollmond hingegen sind für die Ortsbestimmung auf
See unbrauchbar .
Sternmessungen sind je nach eigener geograeischer Breite schon kurz nach Sonnenuntergang möglich (nautische
Dämmerung, in der auch der Horizont noch sichtbar ist) bzw. kurz vor Sonnenaufgang, wenn der Horizont schon
sichtbar ist. Von den im Nautical Almanac enthaltenen 60 Navigationssternen gibt es immer einige, deren
gegenseitiger Winkel etwa 90° ist und deren Standlinien sich daher gut schneiden. Ein dritter Stern empeiehlt sich
als Kontrolle. Beim Verfahren , wie es zur Verwendung der HO-‐249 Band 1 "selected stars" sinnvoll ist, wird
versucht, drei Fixsterne zu wählen, deren Azimute sich jeweils um 60° unterscheiden. Solche Sternkonstellationen
sind dort ebenso hervorgehoben, wie besonders helle Sterne. Es ist sinnvoll, die Messungen nach Sonnenuntergang
von Ost nach West (bzw. vor Sonnenaufgang in umgekehrter Reihenfolge) durchzuführen , um das zur Verfügung
stehende Zeitfenster, in dem der Horizont sichtbar ist, optimal zu nutzen.
In der Praxis stellt sich das Problem, dass in der Regel auf keiner Karte mit sinnvoll nutzbarem Maßstab die Kreise
um die Bildpunkte der Gestirne einzeichenbar sind, da die Abstände der Bildpunkte und der Schnittpunkte meist
mehrere tausend Seemeilen voneinander entfernt sind. Beispielsweise wandert der Bildpunkt der Sonne (je nach
Jahreszeit auf unterschiedlicher geograeischer Breite zwischen den beiden Wendekreisen ) mit 1667
km/h bzw.
900
kn von Ost nach West.
Daher wird für die tatsächliche Bestimmung auf hoher See in die Seekarte, besser in eine Mercatorskalierte
Leerkarte (vgl. Skizzen rechts in den Bildern), zunächst eine Schätzposition (Rechenort oder Gissung) eingezeichnet.
Für den Bildpunkt des Gestirns, dessen Höhenwinkel man gemessen hat, zeichnet man dann das für die
Schätzposition berechnete Azimut (Horizontalwinkel) ausgehend von der Schätzposition ein. Gleichzeitig berechnet
man die Entfernung zwischen Bildpunkt und Schätzposition (berechnete Höhe), und trägt die Differenz zwischen
berechneter Höhe und beobachteter Höhe (korrigierter Sextantenwinkel) auf dem Azimutstrahl ausgehend vom
Schätzort auf. Die gesuchte Standlinie schneidet die Azimutline im rechten Winkel in diesem Punkt. Sie approximiert
den tatsächlichen Positionskreis (mathematisch ist sie die Tangente an diesen tausende km großen Kreis).
Der zweite Positionskreis wird genauso als Gerade eingezeichnet. Der Schnittpunkt der beiden Geraden ergibt jene
Position, welche die beiden astronomischen Höhenmessungen genau erfüllt. Eine dritte Messung empeiehlt sich als
Kontrolle.
Oben genanntes Tabellenwerk, das bei der Handelsschifffahrt unter dem Begriff "HO-‐Tafeln" rangierte, stellte für
die Berechnung des Schiffstandortes eine wesentliche Erleichterung dar. Bis etwa Anfang bis Mitte der 60er Jahre
wurde in der Praxis fast ausschließlich mit den Nautischen Tafeln (Ephemeriden) und den Logarithmentafeln "zu
Fuß" gerechnet; eine komplette Standortbestimmung mittels dreier Gestirne ~ siehe rechts ~ dauerte daher inkl.
Beobachtung ca. 40 bis 45 Minuten. Später mit den HO-‐Tafeln konnte man Gleiches mühelos in etwa 10 Minuten
schaffen. Allerdings duldeten manche älteren Kapitäne das neue amerikanische Verfahren nicht.
Um auf deutschen Seefahrtschulen zu Kapitänslehrgängen (A6/AG) zugelassen zu werden, mussten bezüglich der
astronomischen Beobachtungen gesetzliche Bestimmungen erfüllt werden.
AstronomischeSchiff-‐Standort
Berechnung, 2 Fixsterne+
Polarstern
hinzugefügt oder abgezogen werden, je nachdem ob man die Unter-‐ oder Oberkante beobachtet hat.
Die Höhe des Beobachters über dem Meeresspiegel, die sog. Augeshöhe -‐-‐ sie macht die Kimm überhaupt erst
Die Lichtstrahlen der Gestirne werden in der Atmosphäre gebrochen. Diesen Effekt nennt man Refraktion,
hier speziell Astronomische Refraktion und er ist umso stärker, je tiefer das Gestirn steht (je näher an der
Kimm). Wenn die Sonne scheinbar untergeht, ist sie in Wahrheit schon etwa 0,6° tiefer. Die Refraktion nimmt
für kleine Winkel stark zu (bei 5 Grad rund 10') und hängt von Lufttemperatur und -‐Druck ab. Deshalb
vertraut der Navigator einer Messung bei Kimmabstand unter 10 Grad nur eingeschränkt.
Die Formel ζ = 90°-‐ h gilt nur für unendlich weit entfernte Objekte. Der dadurch verursachte Fehler heißt
Horizontalparallaxe. Sie ist bei der Astronavigation mit Sonne und Fixsternen vernachlässigbar , aber nicht für
die Planeten (Korrekturen bis etwa 0,5') und besonders beim Mond (bis zu 1°02').
Wolken und Dunstschleier behindern oft die Sicht auf die Gestirne. Astronavigation ist aber nur möglich bei
zumindest teilweise freiem Himmel. Günstiger als im Schnitt sind hier die Rossbreiten (15-‐30° Breitengrad )
immer identieizierbar
Der Nachthimmel am Meer ist nicht deutlich heller als die Kimm, sodass Höhenmessungen unsicher sind -‐
auch wenn die Kimm scheinbar gut wahrnehmbar ist. Mit üblichen Sextanten sind daher Sterne und Planeten
nur in der Morgen-‐ und Abenddämmerung genau messbar. Ein Blasensextant (mit eingespiegelter,
Tief stehende Gestirne sind im Sextanten zwar leichter zu einden als hohe, für die Berechnung aber
unsicherer.
Ein Beispiel aus der Praxis zeigt nebenstehende Berechnung /Skizze. -‐ Hier erkennt man sofort, dass Koppelort
Og und beobachteter Ort Ob weit auseinander liegen. -‐ Dies ist das Beobachtungsergebnis nach 3 Tagen
anhaltend schlechtem Wetter (Winter Nordatlantik) mit geschlossener Wolkendecke und keiner Möglichkeit
einer astronomischen Ortsbestimmung. -‐ Allein dieses Beispiel verdeutlicht, warum es bei Seenotfällen
Seemeilen. -‐ Interessant ist hierzu der Spiegel Artikel 30/1958 über den Untergang des Segelschulschiffs
[2]
Pamir, der sich u.a. auch mit der fehlerhaften Positionsangabe beschäftigt.
Ergänzende Verfahren
Bestimmung des Breitengrads
Beispiel 1: Am Ausgangspunkt ist um 2:00 Uhr Ortszeit der zirkumpolare Große Wagen so wie im Bild orientiert. An
anderen Längengrad -‐Positionen erscheint er entsprechend dem Längenwinkel gedreht: Bei einer um 30°
östlicheren Position steht er an der Position 4, bei 30° westlich an Position 0.
Kennt man für den Beobachterort den sekundengenauen Kulminationszeitpunktder Sonne, so kann man aus dem
nautischen Almanach die Beobachterlänge ermitteln. Wegen des elachen Verlaufs der Sonne um den
Kulminationszeitpunkt, ist dieser nur über den Mittelwert zweier Zeiten gleicher Sonnenhöhe vor und nach dem
Kulminationszeitpunktgenau genug mittels Höhenmessung bestimmbar. Hat sich der Beobachter zwischen den
beiden Meßzeitpunkten bewegt, so sind insbesondere für Nord-‐Süd Ortswechsel Korrekturen für die zweite
Sonnenhöhe erforderlich.
Ohne Schiffschronometer konnte mit der Methode der Monddistanzen nach Tobias Mayer das Längenproblem
näherungsweise gelöst werden. Die Ergebnisse waren allerdings weniger genau:
Die Gerätehaltung, bei der der kleinste Winkel zwischen zwei Himmelskörpern gemessen wird, kann nur
Die Höhengleiche (die Linie auf der Erdobereläche, von der aus alle Beobachter für ein bestimmtes Gestirn
denselben Höhenwinkel messen) ist ein Kreis auf der Erdobereläche. Alle Beobachter auf dieser Linie sind gleich
weit vom Bildpunkt entfernt, dem Ort, an dem die Verbindungslinie zwischen Gestirn und Erdmittelpunkt die
Erdobereläche durchstößt. Aufgrund des großen Radius dieser Kreise kann die Höhengleiche in der Praxis als
Gerade angenommen werden, wenn der Höhenwinkel des Gestirns über dem Horizont kleiner als 85° ist. Daraus
ergibt sich eine Standlinie. Schneidet man Standlinien mehrerer Gestirne, erhält man einen wahren Ort. Wenn man
z.B. am Tag nur die Sonne als einziges Gestirn zur Verfügung hat, "versegelt" man die Standlinie, verschiebt sie also
entlang des Kurses um die zurückgelegte Distanz, bis man eine andere Standlinie erhält, mit der diese zum Schnitt
gebracht werden kann. Dieses "Versegeln " kann man auf alle Arten von Standlinien anwenden (siehe hierzu
Navigation).
Heutzutage verwenden Schiffe zur Navigation GPS (Global Positioning System), doch sind Mittel für die
Positionsbestimmung mit astronomischen Methoden (also Tabellen und Geräte) weiterhin vorgeschrieben.
An 4 Tagen im Jahr (am 16. April, 14. Juni, 1. September und 25. Dezember; siehe Zeitgleichung) lässt sich die Länge
mit Hilfe des Lokalen Mittags ohne zusätzliche Tabellen näherungsweise bestimmen. An diesen Tagen ist es möglich,
mit Hilfe der koordinierten Weltzeit UTC und der Messung des Zeitpunktes, an dem die Sonne exakt im Süden steht,
den Längengrad abzuschätzen.
Siehe auch
Navigationsstern
Literatur
Dava Sobel: Längengrad, btb Taschenbuch , 1998. ISBN 3-‐442-‐72318-‐3. (Engl. Orig.: "Longitude", 1995)
Wolf Nebe: Praxis der Astronavigation. Erklärung der Grundlagen anhand farbiger GraOiken; schnelle
Standortbestimmung durch klar strukturierte Anweisungen. Bielefeld: Delius Klasing 1997, ISBN
3-‐7688-‐0984-‐6
Karl-‐Richard Albrand: Astronomische Navigation heute. (= Up to date, Weiterbildung an Bord, Nr. 24)
Herausgegeben vom Sozialwerk für Seeleute e.V., Hamburg. -‐ Neue überarbeitete Auf.age, Stand 1991.
Mary Blewitt: Praktisches Navigieren nach Gestirnen. Bielefeld: Verlag Delius Klasing GmbH, 1992. ISBN
9783874120333
Walter Stein ; Werner Kumm: Astronomische Navigation. (Yacht-‐Bücherei, Band 88) Bielefeld: Delius Klasing,
Werner F. Schmidt: Astronomische Navigation. Ein Lehr-‐ und Handbuch für Studenten und Praktiker. Berlin,
Heidelberg, New York, Barcelona, Budapest, Hong Kong, London, Mailand, Paris, Santa Clara, Singapur, Tokyo:
Joachim Böhme ; Walter Steinfatt ; Lothar Uhlig: Astronomische Navigation. (= Leitfaden der Navigation) Berlin:
C. S. Draper : Space navigation -‐ guidance and control. Mackay, London 1966
Edward V. Stearns: Navigation and guidance in space. Prentice-‐Hall, Englewood Cliffs, NJ 1963
Robert A. Park, Thomas Magness: Interplanetary navigation -‐ principles and methods for journeys to other
Erwin Schrödinger ; P. Jordan ; H. Siedentopf: Orientierung im Weltall. (= Das internationale Forum, Heft 3)
latitudes. (= Contributions of Baltic University, Nor.14) Pinneberg: Baltic University, 1947. -‐ 16 Seiten Umfang
Weblinks
Einzelnachweise
November 2012
2. [1] (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-‐41761952.html) (Der Spiegel 30/1958 vom 23. Juli 1958 -‐
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Diese Seite wurde zuletzt am 13. Oktober 2013 um 22:11 Uhr geändert.
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