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 Navigation  –  Wikipedia 1
Astronomische Navigation

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Astronomische Navigation ist der Überbegriff für alle Verfahren der Positionsbestimmung, die auf der Messung
von Gestirnen (Sonne, Mond, Planeten oder ausgewählte Fixsterne) beruhen.

Auch einige astronomisch gestützte Methoden der Richtungsmessung und -­‐kontrolle zählen zum Fachgebiet.

Inhaltsverzeichnis

1 Positionsbestimmung mit Sextant, Chronometer und astronomischem Almanach

1.1 Prinzip der Methode

1.2 Prinzip der seemännischen Praxis

1.3 Umsetzung der seemännischen Praxis

1.4 Beschickung des Sextanten

1.5 Genauigkeit und Grenzen der Astronavigation

2 Ergänzende Verfahren

2.1 Bestimmung des Breitengrads

http://de.wikipedia.org/wiki/Astronomische_Navigation 18.  Dezember  2013  05:43:01


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2.2 Bestimmung des Längengrads

2.3 Weitere Entwicklung und moderne Positionsbestimmung

3 Spezialfall: Tage der Zeitgleichung

4 Siehe auch

5 Literatur

6 Weblinks

7 Einzelnachweise

Positionsbestimmung mit Sextant, Chronometer und astronomischem


Almanach
Prinzip der Methode

Mit einem Sextanten misst ein ruhender


Beobachter die scheinbare Höhe der Sonne
(oder eines anderen Gestirns) über dem
Horizont (auf See über der Kimm), den
sogenannten Höhenwinkel h . Gleichzeitig
erfasst er mit Chronometer oder
synchronisierter Stoppuhr sekundengenau
den Zeitpunkt der Messung in Koordinierter
Weltzeit (UTC).

Für die Standortbestimmung wird der


komplementäre Winkel ζ = 90°-­‐ h benutzt, die
Astro-­‐Navigation :
sogenannte Zenitdistanz.
*: Sonne
Z: Ort, über dem die Sonne im Zenit steht
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Im Nautical Almanac
Astronomische   kann man
Navigation   nachschlagen,
–  Wikipedia O: unbekannter Standort des Beobachters
3
über welchem Punkt Z der Erdobereläche die O': Möglicher Standort des Beobachters nach erster Messung
Sonne zum Messzeitpunkt senkrecht stand
(Bildpunkt) -­‐ bzw. über welchem Fußpunkt
der Stern im Zenit stand. Da der gemessene Höhenwinkel nicht 90° betrug, sondern 90°-­‐ζ, muss der Standort O um ζ
nördlich, südlich, östlich oder westlich oder sonst irgendwo auf einem Kreis O' mit dem Radius ζ * 60 Nautische
Meilen um den Punkt Z liegen.

Einige Zeit später wiederholt man die Messung mit einem zweiten Gestirn bzw. mit der Sonne. Diese(s) steht nun
über einem Punkt Z , was einen zweiten Kreis mit dem Radius ζ2 * 60 Nautische Meilen um Z ergibt. Dieser Punkt
2 2
wird wieder aus dem Almanac ermittelt. Die beiden Kreise haben zwei (meist weit entfernte) Schnittpunkte, der
nähere davon ist die eigene Position.

Prinzip der seemännischen Praxis

Ein Nachteil dieses Verfahrens bei Tageslicht ist, dass man zwei Messungen der Sonne mit ausreichend zeitlichem
Abstand (sinnvollerweise > 4 Stunden entsprechend > 60°) benötigt, da sonst die Standlinien einen schleifenden
Schnittwinkel haben. Der erforderliche zeitliche Abstand ist speziell bei unsicherem Wetter nicht immer
gewährleistet. Günstiger sind deshalb zeitnah Messungen zu zwei Gestirnen. Bei Tage sind zwar auch die hellsten
Sterne im Sextanten fast nie zu sehen, wohl aber oft der Mond und die Venus . Optimal ist die Positionsbestimmung
bei Halbmond am Tage möglich, da dann Sonne und Mond einen Winkel von ca. 90° einnehmen und zeitnah beide
Messungen am Tag durchgeführt werden können. Neu-­‐ und Vollmond hingegen sind für die Ortsbestimmung auf
See unbrauchbar .

Sternmessungen sind je nach eigener geograeischer Breite schon kurz nach Sonnenuntergang möglich (nautische
Dämmerung, in der auch der Horizont noch sichtbar ist) bzw. kurz vor Sonnenaufgang, wenn der Horizont schon
sichtbar ist. Von den im Nautical Almanac enthaltenen 60 Navigationssternen gibt es immer einige, deren
gegenseitiger Winkel etwa 90° ist und deren Standlinien sich daher gut schneiden. Ein dritter Stern empeiehlt sich
als Kontrolle. Beim Verfahren , wie es zur Verwendung der HO-­‐249 Band 1 "selected stars" sinnvoll ist, wird
versucht, drei Fixsterne zu wählen, deren Azimute sich jeweils um 60° unterscheiden. Solche Sternkonstellationen
sind dort ebenso hervorgehoben, wie besonders helle Sterne. Es ist sinnvoll, die Messungen nach Sonnenuntergang
von Ost nach West (bzw. vor Sonnenaufgang in umgekehrter Reihenfolge) durchzuführen , um das zur Verfügung
stehende Zeitfenster, in dem der Horizont sichtbar ist, optimal zu nutzen.

In der Praxis stellt sich das Problem, dass in der Regel auf keiner Karte mit sinnvoll nutzbarem Maßstab die Kreise
um die Bildpunkte der Gestirne einzeichenbar sind, da die Abstände der Bildpunkte und der Schnittpunkte meist
mehrere tausend Seemeilen voneinander entfernt sind. Beispielsweise wandert der Bildpunkt der Sonne (je nach
Jahreszeit auf unterschiedlicher geograeischer Breite zwischen den beiden Wendekreisen ) mit 1667   km/h bzw.
900  kn von Ost nach West.

Daher wird für die tatsächliche Bestimmung auf hoher See in die Seekarte, besser in eine Mercatorskalierte
Leerkarte (vgl. Skizzen rechts in den Bildern), zunächst eine Schätzposition (Rechenort oder Gissung) eingezeichnet.
Für den Bildpunkt des Gestirns, dessen Höhenwinkel man gemessen hat, zeichnet man dann das für die
Schätzposition berechnete Azimut (Horizontalwinkel) ausgehend von der Schätzposition ein. Gleichzeitig berechnet
man die Entfernung zwischen Bildpunkt und Schätzposition (berechnete Höhe), und trägt die Differenz zwischen
berechneter Höhe und beobachteter Höhe (korrigierter Sextantenwinkel) auf dem Azimutstrahl ausgehend vom
Schätzort auf. Die gesuchte Standlinie schneidet die Azimutline im rechten Winkel in diesem Punkt. Sie approximiert
den tatsächlichen Positionskreis (mathematisch ist sie die Tangente an diesen tausende km großen Kreis).

Der zweite Positionskreis wird genauso als Gerade eingezeichnet. Der Schnittpunkt der beiden Geraden ergibt jene
Position, welche die beiden astronomischen Höhenmessungen genau erfüllt. Eine dritte Messung empeiehlt sich als
Kontrolle.

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Für die Berechnung
Astronomische   des Azimuts
Navigation   und der Entfernung zum Gestirns-­‐Bildpunkt benötigt man die Lehrsätze der
–  Wikipedia 4
sphärischen Trigonometrie, speziell die des nautischen Dreiecks. Man kann die Ergebnisse der notwendigen
Rechenoperationen aber auch aus mehrbändigen Tabellenwerken (Pub. 249 bzw. Pub. 229 Sight Reduction Tables
[1]
for Marine Navigation bzw. for Air Navigation), der amerikanischen National Geospatial-­‐Intelligence Agency mit
anschließender Interpolation ermitteln.

Umsetzung der seemännischen Praxis

Oben genanntes Tabellenwerk, das bei der Handelsschifffahrt unter dem Begriff "HO-­‐Tafeln" rangierte, stellte für
die Berechnung des Schiffstandortes eine wesentliche Erleichterung dar. Bis etwa Anfang bis Mitte der 60er Jahre
wurde in der Praxis fast ausschließlich mit den Nautischen Tafeln (Ephemeriden) und den Logarithmentafeln "zu
Fuß" gerechnet; eine komplette Standortbestimmung mittels dreier Gestirne ~ siehe rechts ~ dauerte daher inkl.
Beobachtung ca. 40 bis 45 Minuten. Später mit den HO-­‐Tafeln konnte man Gleiches mühelos in etwa 10 Minuten
schaffen. Allerdings duldeten manche älteren Kapitäne das neue amerikanische Verfahren nicht.

Um auf deutschen Seefahrtschulen zu Kapitänslehrgängen (A6/AG) zugelassen zu werden, mussten bezüglich der
astronomischen Beobachtungen gesetzliche Bestimmungen erfüllt werden.

Astronomische Navigation an Bord eines Seeschiffes -­‐ 1963

Der Navigationsof.izier "schießt" Mittagsbesteck-­‐ 4 AstronomischeSchiff-­‐Standort


eine Sonnenhöhemit dem Sextant Sonnenstandlinien+ Berechnung, 3 Fixsterne+ Planet
Meridiandurchgangergibt
Schiffsmittag

AstronomischeSchiff-­‐Standort
Berechnung, 2 Fixsterne+
Polarstern

Beschickung des Sextanten


Der mit dem Sextanten gemessene Winkelabstand h zwischen dem sichtbaren Horizont (der sogenannten Kimm)
und dem Gestirn muss mehrfach korrigiert werden, bevor er zur Berechnung der Position benutzt werden kann:

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Bei der Beobachtung von Sonne und Mond muss noch der halbe Durchmesser (ca. 16') des Gestirns

hinzugefügt oder abgezogen werden, je nachdem ob man die Unter-­‐ oder Oberkante beobachtet hat.

Die Höhe des Beobachters über dem Meeresspiegel, die sog. Augeshöhe -­‐-­‐ sie macht die Kimm überhaupt erst

sichtbar -­‐-­‐ lässt einen zu großen Winkel messen (die Kimmtiefe).

Die Lichtstrahlen der Gestirne werden in der Atmosphäre gebrochen. Diesen Effekt nennt man Refraktion,

hier speziell Astronomische Refraktion und er ist umso stärker, je tiefer das Gestirn steht (je näher an der

Kimm). Wenn die Sonne scheinbar untergeht, ist sie in Wahrheit schon etwa 0,6° tiefer. Die Refraktion nimmt

für kleine Winkel stark zu (bei 5 Grad rund 10') und hängt von Lufttemperatur und -­‐Druck ab. Deshalb

vertraut der Navigator einer Messung bei Kimmabstand unter 10 Grad nur eingeschränkt.

Die Formel ζ = 90°-­‐ h gilt nur für unendlich weit entfernte Objekte. Der dadurch verursachte Fehler heißt

Horizontalparallaxe. Sie ist bei der Astronavigation mit Sonne und Fixsternen vernachlässigbar , aber nicht für

die Planeten (Korrekturen bis etwa 0,5') und besonders beim Mond (bis zu 1°02').

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Werte für dieseNKorrekturen
Astronomische   avigation  –  Weinden sich ebenfalls als Tabellen im nautischen Almanach, die als "Gesamtbeschickung
ikipedia 6
für den Kimmabstand des Sonnenunterrandes ", "Gesamtbeschickung für den Kimmabstand eines Fixsterns oder
Planeten" und "Gesamtbeschickung für den Kimmabstand des Mondunterrandes" sowie "Zusatzbeschickungen"
bezeichnet sind.

Genauigkeit und Grenzen der Astronavigation


Mit Hilfe einer sekundengenauen Uhr, des aktuellen Almanac und eines handelsüblichen Sextanten erreicht ein
geübter Beobachter bei idealen Bedingungen Genauigkeiten der Sternmessung von 1' und in der Position 1-­‐2
Seemeilen. In der Praxis sind die Bedingungen selten ideal:

An Bord von Schiffen steht man auf etwas

schwankendem Untergrund. Der Marine-­‐ oder

Spiegelsextant kann das großteils ausgleichen (Gestirn

Mittagsbesteck -­‐ 3 Sonnenstandlinien +


Meridiandurchgang bei starker wetterbedingter
und Kimm bleiben fast in Deckung), doch nur solange Besteckversetzung

sie nicht aus dem Gesichtsfeld heraus wackeln.

Wolken und Dunstschleier behindern oft die Sicht auf die Gestirne. Astronavigation ist aber nur möglich bei

zumindest teilweise freiem Himmel. Günstiger als im Schnitt sind hier die Rossbreiten (15-­‐30° Breitengrad )

und hohe Breiten.

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Die 60 Navigationssterne im Almanac reichen zwar auch bei halber Bewölkung aus, sind aber nicht

immer identieizierbar

Der Nachthimmel am Meer ist nicht deutlich heller als die Kimm, sodass Höhenmessungen unsicher sind -­‐

auch wenn die Kimm scheinbar gut wahrnehmbar ist. Mit üblichen Sextanten sind daher Sterne und Planeten

nur in der Morgen-­‐ und Abenddämmerung genau messbar. Ein Blasensextant (mit eingespiegelter,

beleuchteter Libelle) schafft hier Abhilfe.

Tief stehende Gestirne sind im Sextanten zwar leichter zu einden als hohe, für die Berechnung aber

unsicherer.

Ein Beispiel aus der Praxis zeigt nebenstehende Berechnung /Skizze. -­‐ Hier erkennt man sofort, dass Koppelort

Og und beobachteter Ort Ob weit auseinander liegen. -­‐ Dies ist das Beobachtungsergebnis nach 3 Tagen

anhaltend schlechtem Wetter (Winter Nordatlantik) mit geschlossener Wolkendecke und keiner Möglichkeit

einer astronomischen Ortsbestimmung. -­‐ Allein dieses Beispiel verdeutlicht, warum es bei Seenotfällen

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mitunter zu falschen Positionsangaben kommen konnte, mit Standortabweichungen von 10, 20 und mehr

Seemeilen. -­‐ Interessant ist hierzu der Spiegel Artikel 30/1958 über den Untergang des Segelschulschiffs

[2]
Pamir, der sich u.a. auch mit der fehlerhaften Positionsangabe beschäftigt.

Ergänzende Verfahren
Bestimmung des Breitengrads

Die geograeische Breite lässt sich auch direkt durch


Messung des Höchststandes der Sonne (sogenanntes
Mittagsbesteck) oder eines markanten Fixsterns (Obere
Kulmination) bestimmen. Bis zur Ereindung des Sextanten
erfolgte dies mit dem Jakobsstab. Bei ruhiger See und
deutlich erkennbarem Horizont ist mit modernen Sextanten
eine Genauigkeit von ca. einer Bogenminute (1/60 Grad)
erreichbar , was in Position einer Seemeile (1852  m)
entspricht. Diese Form der Astronavigation wird auch
Breitensegeln und das Ergebnis die Mittagsbreite genannt.

Der Polarstern nimmt unter den Gestirnen eine Sonderrolle


ein, da er nördlich des Erdäquators durch seine Lage nahe
am Himmelspol während der ganzen Nacht sichtbar, leicht
identieizierbar und ausreichend hell ist. Aus dem Breitenbestimmung mittels Höhenwinkel des
gemessenen Höhenwinkel des Polarsterns ergibt sich der Polarsterns; Längenbestimmung aus der Stellung des
Breitengrad nach nur wenigen rechnerischen Korrekturen Großen Wagens zu einer bestimmten Uhrzeit.
(maximal 0,9°) unmittelbar. Anhaltspunkt zum Abschätzen von Winkeln: Der
Abstand vom Polarstern zum Großen Wagen beträgt ca.
Beobachtet man die Obere Kulmination eines Gestirns, 28°, der Abstand zwischen den beiden Seitensternen des
spricht man von einer Meridianbreite. Auch sie ist einfach Großen Wagens ca. 5,5°. Südlich von ca. 30° Breite ist
auszuwerten (vereinfachte Sterneck-­‐Methode, und wenn die auch der Große Wagen nicht immer sichtbar.
Südrichtung nicht genau bekannt ist, können die Messungen
auch zirkummeridian erfolgen.

Bestimmung des Längengrads


Die Bestimmung des Längengrades ist nur mit Hilfe einer genauen Zeitmessung möglich, und ist in die Geschichte
der Seefahrt als das Längenproblem eingegangen. Die Orientierung der Sterne hängt ab vom Tag, der Uhrzeit und
dem Längengrad . Sind Datum und Uhrzeit bekannt, erhält man den Längengrad aus der Sternposition.

Beispiel 1: Am Ausgangspunkt ist um 2:00 Uhr Ortszeit der zirkumpolare Große Wagen so wie im Bild orientiert. An
anderen Längengrad -­‐Positionen erscheint er entsprechend dem Längenwinkel gedreht: Bei einer um 30°
östlicheren Position steht er an der Position 4, bei 30° westlich an Position 0.

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Beispiel 2: Entlang
Astronomische   eines Breitengrads
Navigation   –  Wikipediawird dieselbe Position des Großen Wagens zu anderen Zeiten erreicht. Ein 9
Unterschied von einem Längengrad verursacht eine Zeitverschiebung von 24h/360°, also 4 Minuten. Erreicht
beispielsweise der Große Wagen die Position erst um 3:00 Uhr, beeindet man sich 15° westlicher vom
Ausgangspunkt.

Kennt man für den Beobachterort den sekundengenauen Kulminationszeitpunktder Sonne, so kann man aus dem
nautischen Almanach die Beobachterlänge ermitteln. Wegen des elachen Verlaufs der Sonne um den
Kulminationszeitpunkt, ist dieser nur über den Mittelwert zweier Zeiten gleicher Sonnenhöhe vor und nach dem
Kulminationszeitpunktgenau genug mittels Höhenmessung bestimmbar. Hat sich der Beobachter zwischen den
beiden Meßzeitpunkten bewegt, so sind insbesondere für Nord-­‐Süd Ortswechsel Korrekturen für die zweite
Sonnenhöhe erforderlich.

Ohne Schiffschronometer konnte mit der Methode der Monddistanzen nach Tobias Mayer das Längenproblem
näherungsweise gelöst werden. Die Ergebnisse waren allerdings weniger genau:

Die Mondbahn unterliegt zahlreichen schwer berechenbaren Störungen.

Die Gerätehaltung, bei der der kleinste Winkel zwischen zwei Himmelskörpern gemessen wird, kann nur

durch Probieren und damit ungenau ermittelt werden.

Weitere Entwicklung und moderne Positionsbestimmung


Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren hochpräzise, robuste Uhren so billig geworden, dass sich jeder Kapitän
eine solche leisten konnte, und das Prinzip der Zeitmessung setzte sich endgültig gegen Mayers Methode der
Monddistanzen durch. Da sich die Erde am Äquator mit ca. 463  m/s bewegt, verursacht ein Uhrenfehler von 1 s
einen Positionsfehler von bis zu 463   m. Mit Einführung des Kurzwellenfunks konnten sekundengenaue
Zeitinformationen (Zeitzeichen) auf hoher See mit einfachen Radiogeräten empfangen werden, wodurch sich die
Positionsbestimmung weiter verbesserte . Heute verwendet der Navigator zur Positionsbestimmung das
Höhendifferenzverfahren nach St. Hilaire: Dabei wird die Höhe eines Gestirns über dem Horizont für den Koppelort
zum Messzeitpunkt berechnet.

Die Höhengleiche (die Linie auf der Erdobereläche, von der aus alle Beobachter für ein bestimmtes Gestirn
denselben Höhenwinkel messen) ist ein Kreis auf der Erdobereläche. Alle Beobachter auf dieser Linie sind gleich
weit vom Bildpunkt entfernt, dem Ort, an dem die Verbindungslinie zwischen Gestirn und Erdmittelpunkt die
Erdobereläche durchstößt. Aufgrund des großen Radius dieser Kreise kann die Höhengleiche in der Praxis als
Gerade angenommen werden, wenn der Höhenwinkel des Gestirns über dem Horizont kleiner als 85° ist. Daraus
ergibt sich eine Standlinie. Schneidet man Standlinien mehrerer Gestirne, erhält man einen wahren Ort. Wenn man
z.B. am Tag nur die Sonne als einziges Gestirn zur Verfügung hat, "versegelt" man die Standlinie, verschiebt sie also
entlang des Kurses um die zurückgelegte Distanz, bis man eine andere Standlinie erhält, mit der diese zum Schnitt
gebracht werden kann. Dieses "Versegeln " kann man auf alle Arten von Standlinien anwenden (siehe hierzu
Navigation).

Heutzutage verwenden Schiffe zur Navigation GPS (Global Positioning System), doch sind Mittel für die
Positionsbestimmung mit astronomischen Methoden (also Tabellen und Geräte) weiterhin vorgeschrieben.

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Spezialfall:
Astronomische   Tage der
Navigation   Zeitgleichung
–  Wikipedia 10

An 4 Tagen im Jahr (am 16. April, 14. Juni, 1. September und 25. Dezember; siehe Zeitgleichung) lässt sich die Länge
mit Hilfe des Lokalen Mittags ohne zusätzliche Tabellen näherungsweise bestimmen. An diesen Tagen ist es möglich,
mit Hilfe der koordinierten Weltzeit UTC und der Messung des Zeitpunktes, an dem die Sonne exakt im Süden steht,
den Längengrad abzuschätzen.

Siehe auch

Navigationsstern

Längenuhr , Astrolabium, Sextant

GPS, Koppeln, Polarstern

Literatur

Dava Sobel: Längengrad, btb Taschenbuch , 1998. ISBN 3-­‐442-­‐72318-­‐3. (Engl. Orig.: "Longitude", 1995)

Wolf Nebe: Praxis der Astronavigation. Erklärung der Grundlagen anhand farbiger GraOiken; schnelle

Standortbestimmung durch klar strukturierte Anweisungen. Bielefeld: Delius Klasing 1997, ISBN

3-­‐7688-­‐0984-­‐6

Bobby Schenk: Astronavigation. Bielefeld: Delius Klasing 2000, ISBN 3-­‐7688-­‐0259-­‐0

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Astronomische  Navigation  –  Wikipedia 11
Gerhard Meyer-­‐Uhl: Praktische Astronavigation mit Weltumseglern. (= BLV -­‐Bordpraxis, Nr. 7) München, Wien,

Zürich: BLV -­‐Verlagsgesellschaft , 1980. ISBN 3-­‐405-­‐12219-­‐8

Karl-­‐Richard Albrand: Astronomische Navigation heute. (= Up to date, Weiterbildung an Bord, Nr. 24)

Herausgegeben vom Sozialwerk für Seeleute e.V., Hamburg. -­‐ Neue überarbeitete Auf.age, Stand 1991.

Hamburg: Sfs, 1991

Mary Blewitt: Praktisches Navigieren nach Gestirnen. Bielefeld: Verlag Delius Klasing GmbH, 1992. ISBN

9783874120333

Walter Stein   ; Werner Kumm: Astronomische Navigation. (Yacht-­‐Bücherei, Band 88) Bielefeld: Delius Klasing,

11. Auelage 2002. ISBN 3-­‐87412-­‐138-­‐0

Werner F. Schmidt: Astronomische Navigation. Ein Lehr-­‐ und Handbuch für Studenten und Praktiker. Berlin,

Heidelberg, New York, Barcelona, Budapest, Hong Kong, London, Mailand, Paris, Santa Clara, Singapur, Tokyo:

Springer, 2. Auelage 1996. ISBN 3-­‐540-­‐60337-­‐9

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Astronomische  Navigation  –  Wikipedia 12
Winfried Böhm: Handbuch der Navigation -­‐ Begriffe, Formeln, Verfahren, Schemata. Bussesche

Verlagshandlung , Herford, 1978. ISBN 3-­‐87120-­‐323-­‐8

Joachim Böhme  ; Walter Steinfatt   ; Lothar Uhlig: Astronomische Navigation. (= Leitfaden der Navigation) Berlin:

Transpress , Verlag für Verkehrswesen , 4. Auelage 1987. ISBN 3-­‐344-­‐00000-­‐4

C. S. Draper : Space navigation -­‐ guidance and control. Mackay, London 1966

Edward V. Stearns: Navigation and guidance in space. Prentice-­‐Hall, Englewood Cliffs, NJ 1963

Robert A. Park, Thomas Magness: Interplanetary navigation -­‐ principles and methods for journeys to other

planets. Holt, Rinehart and Winston, New York, 1964

Erwin Schrödinger  ; P. Jordan   ; H. Siedentopf: Orientierung im Weltall. (= Das internationale Forum, Heft 3)

Zürich: Fontana-­‐Verlag 1954

Markus Werthmann: Astronavigation. Dipl.-­‐Arb., Uni.Innsbruck, 2008

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Astronomische  Navigation  –  Wikipedia 13
Sergejs Slaucitajs: Über die astronomische Navigation in hohen Breiten = On astronomical navigation in high

latitudes. (= Contributions of Baltic University, Nor.14) Pinneberg: Baltic University, 1947. -­‐ 16 Seiten Umfang

Weblinks

Astronavigation eine Einführung (http://www.peterkosch.de/Astronavigation.htm)

Astronavigation beim Segeln (http://astrosail.de/de/400000.php?cat=4)

Ephemeriden und Sternenpositionen (http://www.kowoma.de/gps/astronav/nautjahrbuch.htm)

Einzelnachweise

1. Maritime Safety Information (http://msi.nga.mil/NGAPortal/MSI.portal) msi.nga.mil, abgerufen am 15.

November 2012

2. [1] (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-­‐41761952.html) (Der Spiegel 30/1958 vom 23. Juli 1958 -­‐

PAMIR-­‐UNTERGANG, Drei Fragen ).

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Astronomische  Navigation  –  Wikipedia 14
Kategorien: Navigation (Schifffahrt) Flugnavigation

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