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Christoph Aebischer
Nun, wo sich der Pulverdampf des Duells Schneider-Ammann gegen Ritter etwas
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verflüchtigte, wurden die anderen Fronten wieder sichtbarer, welche die
Landwirtschaftspolitik durchziehen. Umweltpolitiker in den Reihen der Grünen, der
Sozialdemokraten und der Grünliberalen fordern eine umweltfreundlichere
Landwirtschaft. Sie wollen endlich vorwärtsmachen und lehnten darum die
Rückweisung ab. Verschiedene Volksinitiativen, etwa die Trinkwasserinitiative,
verlangten ebensolche Kurskorrekturen. Vor deren radikalen Forderungen fürchten
sich wiederum die Bauern. Eine andere Front verläuft mitten durch die Bürgerlichen.
Während die einen den Schutz der Landwirtschaft hochhalten, pochen die anderen –
Freisinn und Grünliberale – auf offenere Grenzen und mehr Markt.
Am Ende setzten sich aber die Protektionisten durch. Konkret gewonnen ist mit
dieser Rückweisung vorerst wenig. Verbindlich ist einzig der Auftrag an den
Bundesrat, einen Zusatzbericht zu verfassen. In ihm soll dieser darlegen, wie sich der
heutige Grenzschutz im Agrar- und Ernährungssektor auswirkt.
Zwar sind all diese Anträge für den Bundesrat rechtlich nicht bindend. Dazu wäre ein
weiterer parlamentarischer Vorstoss notwendig, den National- und Ständerat
überweisen müssten. Unbestritten errang der Stratege Ritter dank der Unterstützung
von SVP, CVP und BDP aber einen wichtigen Sieg. Er wird ihn zu nutzen wissen –
spätestens, wenn der Bundesrat neue Freihandelsabkommen oder die Botschaft zur
Agrarpolitik 2022+ vorlegen wird.
(Tages-Anzeiger)
Eines der Szenarien bezieht sich explizit auf ein mögliches Freihandelsabkommen mit der
südamerikanischen Mercosur-Zollunion. Über ein solches wird derzeit verhandelt. Als Fernziel
möchte der Bundesrat die Preisdifferenz von landwirtschaftlichen Erzeugnissen gegenüber dem
Ausland um 30 bis 50 Prozent senken, wie er im Bericht schreibt. Der Bund stützt die knapp 52
000 Bauernbetriebe heute mit jährlich 2,8 Milliarden Franken Direktzahlungen und mit einem
Grenzschutz (zum Beispiel Importzölle) im Gegenwert von 3,5 Milliarden Franken. Die
Rahmenbedingungen definiert jeweils ein vierjähriger Zahlungsrahmen. Die nächste Periode
beginnt 2022. Im Herbst 2019 will der Bundesrat die Botschaft dazu vorlegen. Das letzte Wort
hat das Parlament. (cab)