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o. Univ.-Prof. Dr. Dr.

Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts SS 2017

3. Teil

Schuldrecht
Besonderer Teil
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Besonderer Teil des Schuldrechts

Rechtsgeschäftliche Gesetzliche
Schuldverhältnisse Schuldverhältnisse

einseitige mehrseitige basieren unmittelbar auf gesetzlichen


Rechtsgeschäfte Rechtsgeschäfte Tatbeständen

Verträge

Ungerecht- Geschäfts-
Schaden- Gläubiger-
fertigte führung ohne
ersatz anfechtung
Bereicherung Auftrag
§§ 1293ff ABGB, §§ 877, 921,1041 ff, §§ 1035 ff ABGB AnfO, §§ 27ff IO
Sondergesetze 1174, 1431 ff ABGB,
(PHG, EKHG etc) § 4 KSchG

T3/K1/ 2
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Vertragliche Schuldverhältnisse

Einteilung nach dem


Gesetzliche
Vertragsautonomie Zustandekommen des
Vertragstypen
Vertrages

Abschlussfreiheit Wahl der Konsensual- Die gesetzlichen Vertragstypen


Realverträge haben nur „Modellfunktion“, es
Rechtsordnung verträge
Ausnahme: Kontrahierungs- besteht kein Typenzwang.
zwang (zB § 8 PostG) Verträge, die (rein) Verträge, für deren
Grenze: Ordre public-
durch Zustandekommen Die Elemente mehrerer Vertragstypen
Widrigkeit (Art 21 Rom I VO,
Inhaltsfreiheit Willensüberein- neben der Willens- können zu gemischten Verträgen
§ 6 IPRG)
stimmung der übereinstimmung kombiniert werden.
Grenzen: etwa Verstoß gegen Parteien zustande der Parteien die zB Leasingvertrag (Elemente aus Miete
ein gesetzliches Verbot oder kommen tatsächliche und Kauf)
die guten Sitten (§ 879 ABGB) Leistung einer
• Kauf Partei erforderlich Es können außerdem neue Vertragsarten
(§§ 1053 ff ABGB) ist entwickelt werden (atypische Verträge).
Formfreiheit Wahl des • Tausch
zB Garantievertrag
Gerichtsstands (§§ 1045 ff ABGB) • Leihvertrag
Ausnahmen: • Auftrag (§§ 971 ff ABGB)
• (Unter-)Schriftlichkeit, (§§ 1002 ff ABGB) • Verwahrungsvertrag
zB Verpflichtungserklärung des • Dienstvertrag (§§ 957 ff ABGB)
Bürgen gem § 1346 Abs 2 ABGB (§§ 1151 ff ABGB) • Trödelvertrag
• eigenhändiges Testament • Werkvertrag (§§ 1086 ff ABGB)
(Achtung: einseitiges Rechtsgeschäft!) (§§ 1165 ff ABGB)
• Einbindung von Notar oder Gericht • Miete und Pacht
• Notarielle Beglaubigung (§ 76 NO) (§§1090 ff ABGB)
• Sonderfall: Schenkung
• Wette und Spiel
zB Echtheit einer Unterschrift (§§ 938 ff ABGB)
(§§ 1270 ff ABGB)
• Notarielle Beurkundung (§ 76 NO) • Darlehensvertrag Auch eine spätere
zB Hauptversammlungsbeschlüsse (§§ 983 ff ABGB) Übergabe ist bei einem
einer AG Notariatsakt möglich.
• Notariatsakt (§§ 2, 52 NO) T3/K1/ 3
zB Schenkung ohne Übergabe
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Gesetzliche Vertragstypen - Übersicht


Das ABGB kennt folgende Vertragstypen:

Gebrauchs-
Veräußerungs- Dienstleistungs- Sicherungs- Gesellschafts- Vertrags-
überlassungs- Glücksverträge
verträge verträge verträge verträge autonomie
verträge

Arbeits- GesbR-
Kauf Miete Bürgschaft Wette und Spiel Mischverträge
vertrag Vertrag

„neu“
Werk- Pfandbestell- Hoffnungs-
Tausch Pacht entwickelte
vertrag ungsvertrag kauf
Verträge

Freier Dienst- Erbschafts-


Schenkung Leihe Garantievertrag
vertrag kauf

Leibrenten-
Darlehen Auftrag
vertrag

Versicherungs-
Verwahrung
vertrag

T3/K1/ 4
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Veräußerungsverträge

Veräußerungsverträge
Verträge zur Übereignung einer Sache

Tauschvertrag Kaufvertrag Schenkungsvertrag

§§ 1045 ff ABGB §§ 1053 ff ABGB §§ 938 ff ABGB


Verpflichtung zur Verpflichtung zur Verpflichtung zur
Übereignung Übereignung unentgeltlichen
einer Sache einer Sache Übereignung
gegen eine gegen Geld einer Sache
andere Sache (§§ 1053, 1061 f (§ 938 ABGB)
(§ 1045 ABGB) ABGB)

Konsensual- Schenkungen sind den


Konsensual-
vertrag Realverträgen zwar verwandt, doch
vertrag sind sie auch ohne sofortige
Übergabe wirksam, wenn das
Schenkungsversprechen im
Rahmen eines Notariatsakts
abgegeben wird.
(Sonderform des Realvertrages)

T3/K2/ 5
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Vereinbarung eines Eigentumsvorbehalts


Grundsätzlich geht nach der Lehre von titulus und modus das Eigentum an der Kaufsache mit Übergabe der Sache an den Käufer
über.
Mit der Vereinbarung eines Eigentumsvorbehalts bleibt jedoch der Verkäufer (trotz Übergabe) bis zur vollständigen Bezahlung
der Sache, Eigentümer. Der Käufer erwirbt lediglich ein Anwartschaftsrecht auf das Eigentum an der Kaufsache.
Der Verkäufer ist dadurch in folgenden Fällen besser gestellt:
• Wenn der Käufer mit der Zahlung des Kaufpreises in Verzug gerät, kann der Verkäufer die Sache mit der
Eigentumsklage (§ 366 ABGB) zurückverlangen.
• Wenn der Käufer in Insolvenz gerät, steht dem Verkäufer als Eigentümer ein Aussonderungsrecht
(§ 44 IO) hinsichtlich der Kaufsache zu.
• Greift ein anderer Gläubiger des Käufers mittels Exekution auf die Kaufsache, so steht dem Verkäufer die
Exszindierungsklage (§ 37 EO) zu.

Der Vorbehaltsverkäufer gestattet dem Vorbehaltskäufer, die Sache im eigenen


Verlängerter Eigentumsvorbehalt Namen einem Dritten weiterzuverkaufen (Verfügungsberechtigung). In aller Regel
lässt sich der Vorbehaltsverkäufer die Kaufpreisforderung des Vorbehaltskäufers
gegen den Dritten abtreten.

Der Vorbehaltskäufer veräußert, die unter einem Eigentumsvorbehalt stehende


Weitergeleiteter Eigentumsvorbehalt Sache einem Dritten, wobei der bestehende Eigentumsvorbehalt dem Dritten
nicht nur offen gelegt wird, sondern auch dessen Übertragung auf den Dritten
ausdrücklich vereinbart wird. Der Dritte erwirbt somit nur ein Anwartschaftsrecht
auf das Eigentum.

T3/K2/ 6
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Gebrauchsüberlassungsverträge

Gebrauchsüberlassungsverträge
Verträge über die Nutzung einer Sache auf Zeit

Darlehens-
Bestandsverträge Leihvertrag
vertrag

§§ 1090 ff ABGB §§ 971 ff ABGB §§ 983 ff ABGB


Unentgeltliche Hingabe vertretbarer
Miete Pacht Überlassung des Sachen in das
Gebrauchs einer Eigentum des
Entgeltliche Entgeltliche unvertretbaren Empfängers, der zur
Überlassung Überlassung (unverbrauchbaren) Rückübereignung
einer Sache einer Sache Sache der gleichen Menge
zum bloßen zum Gebrauch (§ 971 ABGB) gleicher Art und Güte
Gebrauch und Sonderform: verpflichtet ist.
(§ 1091 Fruchtgenuss Prekarium (Bittleihe) (§ 983 ABGB)
ABGB) (§ 1091 ABGB) Leihe auf jeder-
zeitigen Widerruf iZw entgeltlich
Konsensual- Konsensual- (§ 974 ABGB) Sonderform: Kreditvertrag
vertrag vertrag
Realvertrag
Konsensualvertrag

T3/K3/ 7
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Dienstleistungsverträge

Dienstleistungsverträge
Verträge über Tätigkeiten

Freier Verwahrungs-
Arbeitsvertrag Auftrag Werkvertrag
Dienstvertrag vertrag

§§ 1151 ff ABGB, § 4 Abs 2 ASVG §§ 1002 ff ABGB §§ 1165 ff ABGB § 957 ff ABGB
ArbVG, AngG, Die Arbeitsleistung Verpflichtung zur Verpflichtung zur Übernahme einer
UrlaubsG,… wird nicht in Geschäfts- Herstellung eines fremden Sache
Verpflichtung zur persönlicher besorgung für bestimmten in Obsorge
Arbeitsleistung in Abhängigkeit einen anderen Erfolgs (§ 957 ABGB)
persönlicher erbracht; im auf dessen gegen Entgelt
Abhängigkeit auf Zweifel gegen Rechnung (§ 1151 Abs 1
bestimmte oder angemessenes (§ 1002 ABGB) ABGB)
unbestimmte Zeit; Entgelt
im Zweifel gegen Beachte: Zum Besonderheit:
angemessenes Handeln im Namen Beachte: Gastwirtehaftung
des Auftraggebers
Entgelt Kostenvoranschlag (§ 970 ABGB)
bedarf es zusätzlich
(§ 1151 Abs 1 mit/ohne Gewähr
der Bevollmächtigung.
Entgeltlichkeit?
ABGB)
Konsensual- Konsensual- Konsensual- Realvertrag
Konsensual-
vertrag vertrag vertrag
vertrag
siehe Arbeitsrecht
T3/K4/ 8
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Sicherungsverträge
Sicherungsverträge
Verträge zur Sicherstellung einer Schuld

Bürgschaftsvertrag Pfandbestellungsvertrag Garantievertrag

§§ 1346 ff ABGB §§ 1368 ff ABGB


Verpflichtung des Bürgen gegenüber dem Gläubiger, den §§ 880a ABGB, 9b
Verpflichtung des Pfandbestellers,
Gläubiger zu befriedigen, wenn der Schuldner nicht zahlt KSchG
dem Pfandgläubiger ein Pfandrecht
(§ 1346 Abs 1 ABGB) an einer Sache einzuräumen Erweiterung der
• Akzessorietät: Existenz der Bürgschaft ist vom Bestehen der zu (§ 1368 ABGB) gesetzlichen
sichernden Forderung (zB Kaufpreisforderung) abhängig Gewährleistungsan-
Titel für den rechtsgeschäftlichen sprüche
• Subsidiarität (bei der „gemeinen Bürgschaft“): Bürge darf Pfandrechtserwerb
erst in Anspruch genommen werden, wenn der Gläubiger den
Schuldner erfolglos gemahnt hat Konsensualvertrag
• Legalzession: Gem § 1358 ABGB tritt der Bürge, wenn er an den
Gläubiger leistet, in dessen Rechte ein und kann sich beim Schuldner Unterscheide: Pfandvertrag
regressieren. Der Pfandvertrag ist kein
Sonderformen der Bürgschaft: schuldrechtlicher, sondern ein
• Bürge und Zahler (Solidarbürge): Bürgschaft nicht subsidiär gegen- sachenrechtlicher Vertrag. Er stellt
über Hauptschuld; Bürge kann sogleich in Anspruch genommen werden das Verfügungsgeschäft dar, durch
• Schadlos-(Ausfalls-)bürge: verbürgt sich für den Fall, dass die welches das Pfandrecht eingeräumt
Schuld auch mittels Exekution nicht hereingebracht werden kann wird. Der Pfandbestellungsvertrag
• Nachbürge: verbürgt sich für den Bürgen bildet das zugrunde liegende
• Rückbürge: verbürgt sich dem Bürgen gegenüber Verpflichtungsgeschäft.

Konsensualvertrag T3/K5/ 9
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Glücksverträge

Verträge mit aleatorischem (dh vom Zufall abhängigem) Element

Wette und Leibrenten- Versicherungs- Weitere


Spiel vertrag vertrag Glücksverträge

§§ 1270 ff ABGB §§ 1284 ff ABGB §§ 1288 ff ABGB


Zusage einer Leistung Zusage einer Zusage von Hoffnungskauf
für den Fall, dass sich Leistung gegen Versicherungs-
§§ 1275 f ABGB
eine Behauptung über eine Rente auf leistungen gegen
ein den Parteien noch Lebensdauer Entgelt (Prämie) für
unbekanntes Ereignis den Fall, dass die in Erbschafts-
kauf
als richtig erweist der Polizze
(§ 1270 ABGB) beschriebenen §§ 1278 ff ABGB
Abgrenzung: Bedingungen eintreten
Bei der Wette haben die
Parteien keinen Einfluss auf
(Einordnung als
den Eintritt des Ereignisses, Glücksvertrag strittig)
beim Spiel schon.

Konsensualvertrag Konsensualvertrag Konsensualvertrag Konsensualverträge


Ohne vorherige
Hinterlegung des
Wetteinsatzes bildet die
Wettschuld jedoch eine
(nicht einklagbare)
Naturalobligation. T3/K6/ 10
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Gesellschaftsverträge

Verträge über Rechtsformen zur Verfolgung eines gemeinsamen Zwecks


numerus clausus (Typenzwang)

GesbR Andere Gesellschaften

§§ 1175 ff ABGB gesellschaftsrechtliche Sondergesetze


• Offene Gesellschaft
Durch Vertrag begründete Gesellschaft zu gemeinschaft-
§§ 105 ff UGB
lichem Erwerb.
• Kommanditgesellschaft
§§ 161 ff UGB
• GmbH
GmbHG
• AG
AktG
• Verein
VerG

Konsensualverträge
Konsensualvertrag Die Gesellschaft entsteht
erst mit Eintragung ins
Firmenbuch
(Vereinsregister)
T3/K7/ 11
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Gesetzliche Schuldverhältnisse

Ungerechtfertigte Geschäftsführung Gläubiger-


Schadenersatz
Bereicherung ohne Auftrag anfechtung

§§ 1293 ff ABGB, §§ 877, 921,1041 ff, §§ 1035 ff ABGB AnfO, §§ 27 ff IO


Sondergesetze 1174, 1431ff ABGB,
(PHG, EKHG etc) § 4 KSchG

Ersatzpflicht des Rückabwicklung Eigenmächtige Anfechtung von ihn


Verursachers eines ungerechtfertigter Besorgung der benachteiligenden
Schadens Vermögens- Angelegenheiten Rechtshandlungen
verschiebungen eines anderen in der des Schuldners
Absicht, dessen durch den Gläubiger
Interessen zu
fördern

T3/K1/ 12
o. Univ.-Prof. Dr. Dr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts SS 2017

Schadenersatzrecht

Schadenersatzrecht

Gefährdungs-
Verschuldenshaftung Eingriffshaftung
haftung
Voraussetzungen: Voraussetzungen: Voraussetzungen:
• Schaden • Gefährlichkeit • Rechtmäßige
• Kausalität einer erlaubten Inanspruchnahme
• Rechtswidrigkeit Tätigkeit eines fremden
(verschuldens- Guts
• Verschulden unabhängig!) • Schaden
• Schaden • Kausalität
• Kausalität
• Rechtswidrigkeit Fälle:
• Notstand
Sonderfall: (§ 1306a ABGB)
Produkthaftung • Immissionen
(PHG) einer behördlich
genehmigten
Anlage
(§ 364a ABGB)

T3/K2/ 13
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Schadenersatzrecht
• Grundsätzlich muss jeder den erlittenen Schaden selbst tragen (§ 1311 ABGB). Einen Sonderfall bildet das
Versicherungsrecht, wo
• Ausnahmsweise hat jemand anderer für den Schaden aufzukommen. ein Versicherer für den
• Das Schadenersatzrecht regelt die Ersatzpflicht des Verursachers. abgedeckten Schaden
aufkommen muss.

Zwecke Begriffe

• Ausgleich: Vermögens- Immaterieller


Ausgleich des erlittenen Schadens beim Realer Schaden
schaden (ideeller) Schaden
Geschädigten
Tatsächliche Nachteil an Schaden, der
• Prävention: nachteilige geldwerten Gütern nicht in Geld
Androhung der Ersatzpflicht soll motivieren, Veränderung am messbar ist
schädigendes Verhalten zu vermeiden Vermögensgut Positiver Entgangener
selbst Schaden Gewinn
• Sanktion:
eine Strafe des Schädigers hat im • Beschädigung eines • Zerstörung einer
• Primär ist Natural- schon vorhandenen Erwerbschance
Privatrecht nur sehr untergeordnete restitution Guts; Entstehen eines • Ersatzfähig bei grober
Funktion geschuldet. Aufwands oder einer Fahrlässigkeit oder Vorsatz
Verbindlichkeit • Im beiderseitigen
• Wenn diese nicht • Bereits bei leichter Unternehmergeschäft bereits
möglich ist, ist Fahrlässigkeit zu bei leichter Fahrlässigkeit zu
Ersatz in Geld zu ersetzen ersetzen (§ 349 UGB)
leisten.
T3/K2/ 14
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Immaterieller Schaden

• Unter immateriellen (ideellen) Schäden versteht man nicht in Geld messbare Schäden. Es handelt
sich dabei um „Gefühlsschäden“.
• Immaterielle Schäden sind nur dann ersatzfähig, wenn das Gesetz dies ausdrücklich vorsieht.

Ersatz des Werts der Ersatz entgangener Weitere


Schmerzengeld Bestimmungen
besonderen Vorliebe Urlaubsfreude

§ 1325 ABGB § 1331 ABGB § 31e Abs 3 KSchG Immaterielle Schäden


werden weiters ersetzt bei
• Bei • Bei Beschädigung • Erheblicher Teil der
Körperverletzung oder Zerstörung einer vertraglich • erheblicher Verletzung
Sache vereinbarten der Privatsphäre
• Ausgleich für die
Leistungen wird vom (§ 1328a ABGB)
erlittenen • Erfordert
Schmerzen qualifizierten Vorsatz Reiseveranstalter • Freiheitsberaubung
hinsichtlich der schuldhaft nicht bei Vorsatz oder
• Höhe hängt von
Herbeiführung: erbracht grober Fahrlässigkeit
Grad und Dauer
• durch eine strafbare • Anspruch auf Ersatz (§ 1329 ABGB)
der Schmerzen
ab Handlung der entgangenen • Vorsätzlicher oder
• aus Mutwillen Urlaubsfreude grob fahrlässiger
• aus Schadenfreude • Höhe abhängig von Tötung eines Menschen;
• Ersatz des Werts der Dauer und Schwere ersetzt wird der
besonderen Vorliebe der Beeinträchtigung, Seelenschmerz
(„Affektionsinteresse“) Zweck der Reise, naher Angehöriger
Grad des (sog „Trauerschäden“
Verschuldens stRsp seit OGH 2 Ob
84/01v)
T3/K2/ 15
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Verschuldenshaftung
Kausalität
Schaden Rechtswidrigkeit Verschulden
(Verursachung)
Nachteil am Vermögen, Äquivalenztheorie Verstoß gegen Subjektive Vorwerfbarkeit
den Rechten oder der • Verhalten muss notwendige rechtswidrigen Verhaltens
rechts-
Person des Geschädigten Bedingung für den
Gesetz geschäftliche Voraussetzungen:
(§ 1293 ABGB) Schadenseintritt sein
Pflichten
• Feststellungsmethode: • Diskretionsfähigkeit
conditio sine qua non • Absolut geschützte • Hauptleistungs- (Einsichtsfähigkeit)
Kausalität ist gegeben, wenn das Rechtspositionen pflichten
Fähigkeit, das Unrecht einer
Wegdenken des Verhaltens auch • Die guten Sitten • Nebenleistungs- Tat einzusehen
zum Wegfall des Erfolgs führt • Gesetzliche Ver- pflichten
• Sonderfälle: haltensanordnungen • Nebenpflichten • Dispositionsfähigkeit
(Schutzgesetze, Fähigkeit, sich seiner Einsicht
• Kumulative Kausalität: zB StVO-Normen)
Jede von mehreren gemäß zu verhalten
Handlungen hätte den Einschränkung durch die
Schaden herbeigeführt. • Lehre vom Schutzzweck der Verschuldensgrade:
• Alternative Kausalität: Norm (Rechtswidrigkeits-
zusammenhang) • Leichte Fahrlässigkeit
Nur einer von mehreren Tätern
hat den Schaden herbeigeführt; • Grobe Fahrlässigkeit
es kann jedoch nicht festgestellt • Rechtfertigungsgründe:
werden, welcher von ihnen. • Notwehr: • Vorsatz
• Überholende Kausalität: Abwehr eines gegenwärtigen
Ein Ereignis führt einen Schaden oder unmittelbar drohenden
herbei, den ein anderes später rechtswidrigen Angriffs auf
ebenfalls verursacht hätte. eigene oder fremde
Rechtsgüter im erforderlichen
• Einschränkung durch die
Ausmaß (§ 3 StGB)
Adäquanztheorie:
•Eine Ursache ist adäquat, wenn sie ihrer • Notstand:
Natur nach für die Herbeiführung eines Abwehr einer unmittelbar
solchen Schadens geeignet ist (keine bloß drohenden Gefahr durch
„außergewöhnliche Verkettung von T3/K2/ 16 Eingriff in die Rechtsgüter
Umständen“) eines unbeteiligten Dritten
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Prüfung des Verschuldens

Verschuldensformen Beweislast

• Grundsatz: Der Geschädigte muss das


Fahrlässigkeit Vorsatz Verschulden des Schädigers beweisen
(§ 1296 ABGB).
• Beweislastumkehr bei der Verletzung
leichte grobe Bewusstes und gewolltes
vertraglicher Pflichten (§ 1298 ABGB):
Herbeiführen eines
Der Schädiger muss beweisen, dass ihn kein
Erfolges; im Bewusstsein
Fehler, der Fehler Verschulden trifft.
der Rechtswidrigkeit
gelegentlich aufgrund • Beweislastumkehr gilt auch bei Verletzung
auch einem „auffallender vertragsähnlicher Pflichten (zB Pflichten im
sorgfältigen Sorglosigkeit“, vorvertraglichen Schuldverhältnis) und bei
Menschen der einem Schutzgesetzverletzung.
unterläuft ordentlichen
Menschen
keinesfalls
unterläuft

T3/K2/ 17
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Haftung für eigenes und fremdes Verschulden

Haftung für fremdes Verschulden


Haftung für eigenes Verschulden
(Gehilfenhaftung)

Grundsätzlich haftet der Schädiger selbst für Erfüllungs- Besorgungs-


Repräsentanten-
sein schuldhaftes Verhalten. gehilfenhaftung gehilfenhaftung
haftung
§ 1313a ABGB § 1315 ABGB
§ 1313 ABGB
Jemand bedient sich Haftung gegenüber Juristische Person
einer anderen Person Dritten (also nicht (zB GmbH, AG) haftet
zur Erfüllung gegenüber einem für das Handeln
bestehender Vertragspartner) natürlicher Personen,
Schuldverhältnisse, Jemand bedient sich die in ihrer
vor allem zur Organisation eine
• eines „habituell
Erfüllung von leitende Stellung
untüchtigen“ Gehilfen:
Verträgen; diesfalls einnehmen
Person, die zur Ausübung
haftet er für das der Tätigkeit überhaupt nicht
(„Machthaber“§ 337
Verschulden seiner geeignet ist (zB mangels ABGB; zB
Gehilfen wie für sein entsprechender Ausbildung) Geschäftsführer,
eigenes. • wissentlich eines Vorstand)
„gefährlichen“ Gehilfen:
„Gefährlichkeit“ bezieht sich
auf allgemeine Eigenschaften
der Person (zB Kleptomanie)

T3/K2/ 18
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Verschulden mehrerer Personen

Haftung mehrerer Schädiger Mitverschulden des Geschädigten

Grundsätzlich haftet jeder Schädiger für den von ihm Der Geschädigte muss einen Teil des Schadens selbst
verursachten Anteil am Schaden (§ 1302 ABGB) tragen, wenn ihn an der Beschädigung ebenfalls ein
Solidarhaftung (jeder der Schädiger haftet auf den Verschulden trifft (§ 1304 ABGB).
vollen Betrag) ist dagegen in folgenden Fällen Die Schadenstragung erfolgt im Verhältnis des
vorgesehen: Verschuldens des Schädigers zu dem des
• Mehrere Schädiger handeln gemeinschaftlich und Geschädigten. Ist das Verhältnis nicht feststellbar,
vorsätzlich. tragen beide den Schaden zu gleichen Teilen.
• Mehrere Schädiger handeln zwar unabhängig
voneinander oder fahrlässig, aber ihre jeweiligen
Anteile am verursachten Schaden lassen sich nicht
bestimmen.
Regressrecht (§ 896 ABGB)
Wer im Fall der Solidarhaftung zum Ersatz des
Schadens herangezogen wurde, kann sich bei den
Mithaftenden anteilig regressieren.

T3/K2/ 19
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Gefährdungshaftung

Haftung des Schädigers für eine an sich erlaubte Tätigkeit


verschuldensunabhängige Haftung

ABGB Sondergesetze

§ 1318 ABGB Haftung des Wohnungsinhabers


PHG
§ 1319 ABGB Haftung des Besitzers eines Bauwerkes
Verschuldensunabhängige Haftung für Produzenten,
§ 1319a ABGB „Wegehalterhaftung“ Importeure und Händler für Produkte
§ 1320 ABGB „Tierhalterhaftung“ Haftung für Sach- und Personenschäden (bei
§ 970 ABGB „Gastwirtehaftung“ Sachschäden besteht ein Selbstbehalt in der Höhe
von € 500,-)

EKHG
Haftung für Schäden beim Betrieb eines Kfz

T3/K3/ 20
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Bereicherungsrecht

Bereicherungsrecht

Leistungskondiktion Verwendungsanspruch

Schuldrechtlicher Anspruch des Leistenden gegen Schuldrechtlicher Anspruch des Entreicherten gegen
den Leistungsempfänger zur Rückgängig- den Bereicherten, zu dessen Nutzen eine Sache des
machung einer nicht gerechtfertigten Leistung Entreicherten rechtsgrundlos verwendet wurde
Beachte:
Eine „Leistung“ ist eine bewusste Vermögens-
zuwendung durch den Leistenden.

§ 1431 ABGB – Rückforderung wegen irrtümlicher §§ 1041 ff ABGB


Zahlung einer Nichtschuld
§ 1435 ABGB – Rückforderung wegen nachträglichen
Wegfalls des Leistungszwecks
§ 1435 ABGB analog – Rückforderung wegen
Nichteintritt des erwarteten Erfolges
§ 877 ABGB – Rückforderung wegen relevanten
Willensmangels
§ 1174 Abs 1 ABGB – Rückforderung wegen
ungerechten oder verwerflichen Grundes T3/K3/ 21
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Geschäftsführung ohne Auftrag


Geschäftsführung ohne Auftrag

Eigenmächtige Besorgung der


Angelegenheiten eines anderen in der
Absicht, dessen Interessen zu fördern
§§ 1035 ff ABGB

GoA im Notfall Nützliche GoA Unerlaubte GoA

§ 1036 ABGB § 1037 ABGB § 1038 ABGB


Besorgung eines fremden Geschäftsführung ohne Geschäftsführung gegen den
Geschäfts zur Abwendung Notfall, aber zum klaren und ausdrücklichen Willen des
eines unmittelbar überwiegenden Vorteil des Geschäftsherrn oder nicht zu
drohenden Schadens Geschäftsherrn dessen klarem und
überwiegendem Vorteil

Anspruch auf Ersatz des Anspruch auf Ersatz der Kein Anspruch auf
notwendigen und Aufwendungen in jener Aufwandersatz
zweckmäßigen Aufwands; Höhe, in der sie zum
unabhängig vom Erfolg Vorteil des
Geschäftsherrn waren

T3/K4/ 22
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Gläubigeranfechtung

Gläubigeranfechtung

AnfO, §§ 27 ff IO
Anfechtung von ihn benachteiligenden (= den
Haftungsfonds vermindernden) Rechts-
handlungen des Schuldners durch einen
Gläubiger
Eine zum Nachteil eines Gläubigers gesetzte
Rechtshandlung kann zugunsten dieses
Gläubigers als unwirksam erklärt werden
(§ 1 AnfO)

Anfechtung wegen
Absichts- Vermögensver- Schenkungs- Anfechtung im
Kenntnis der
anfechtung schleuderung anfechtung Konkurs Zahlungsunfähigkeit
Nachteilige Erwerber kannte Unentgeltliche Zusätzliche An-
Rechts- oder musste Zuwendung fechtungstatbe- Durch eine
handlung in benachteiligende des stände (§§ 30f IO): Rechtshandlung
der Absicht, Vermögensver- Schuldners an • wegen erlangt ein
Gläubiger zu schleuderung einen Dritten Begünstigung einzelner
schädigen erkennen (§ 28 (§ 29 IO, § 3 einzelner Insolvenzgläubiger
(§ 28 Z 1- 3 Gläubiger die Sicherstellung
Zif 4 IO, § 2 Z 4 AnfO)
IO, § 2 Z 1-3 • wegen Kenntnis der oder Befriedigung
AnfO) Zahlungsunfähigkeit
AnfO) (§ 31 IO)
T4/K5/ 23

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