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IN ANALYTISCHER
DARSTELLUNG
VON
III. ANWENDUNGEN
IN PHYSIK UND TECHNIK
ZWEITE AUFLAGE
1965
SPRINGER-VERLAG
WIEN· NEW YORK
GRUNDZÜGE
DER TENSORRECHNUNG
IN ANALYTISCHER
DARSTELLUNG
VON
DR. PHIL. ADALBERT DUSCHEK
WEILAND O. PROFESSOR DER MATHEMATIK
AN DER TECHNISCHEN HOCHSCHULE WIEN
UND
DR. TECHN. AUGUST HOCHRAINER
A. O. PROFESSOR AN DER TECHNISCHEN HOCHSCHULE WIEN
DIREKTOR DES HOCHSPANNUNGSINSTITUTES UND DER HOCHSPANNUNGS-
SCHALTGERATEFABRIK DER ARG, KASSEL
IN DREI TEILEN
1965
SPRINGER-VERLAG
WIEN· NEW YORK
ISBN-13: 978-3-211-80714-9 e-ISBN-13: 978-3-7091-8118-8
001: 10.1007/978-3-7091-8118-8
Alle Rechte, lllsbesondere das der Übersetzung
III fremde Sprachen, vorbehalten
Tit.pl- Nr 8184
Vorwort zur zweiten Auflage
Ähnlich wie bei der zweiten Auflage des zweiten Bandes habe
ich mich auch bei der zweiten Auflage des dritten Bandes, ab-
gesehen von gewissen Verbesserungen einiger Herleitungen, auf
Ergänzungen beschränkt, die die Anwendung krummliniger
Koordinaten sowohl in der Mechanik als auch in der Festigkeits-
lehre anzeigen. Dabei leitete mich, so wie im Vorwort zur ersten
Auflage ausgedrückt, der Gedanke, daß dieser Band die Aufgabe
hat, zu zeigen, was man mit den Methoden der Tensorrechnung
anfangen kann, allerdings unter Beschränkung auf jene Gebiete,
in denen Tensoren im geometrischen Sinn und nicht bloß als Ab-
bilder anderer Größen auftreten. An die erwähnten Abschnitte
sind jetzt auch einige Aufgaben angefügt. Mit Rücksicht auf den
Zusammenhang mit den anderen beiden Bänden, von denen der
erste seit 1960 in vierter und der zweite seit 1961 in zweiter Auflage
vorliegt, ist die Anwendung und Reihenfolge der Abschnitte
beibehalten worden, und es blieben auch die beiden Abschnitte
über die Doppelfelder , die inhaltlich richtiger zum zweiten Band
gehören, an ihrer Stelle.
Mein besonderer Dank gilt Herrn Dipl.-Ing. F. ErsERLO für
seine Mithilfe nicht nur beim Korrekturenlesen, ebenso wie dem
Verlag für die stets angenehme Zusammenarbeit und die vor-
bildliche Ausstattung des Buches.
Kassel, im Januar 1965
A. Hochrainer
Aus dem Vorwort zur ersten Auflage
... Wir hoffen, daß die vielen treuen Leser, die das Erscheinen
des letzten Teils mit oft geäußerter Ungeduld erwartet haben,
jetzt nicht enttäuscht sind und daß auch dieser Band ihren Er-
wartungen entspricht. Sein Thema ist die theoretische Physik,
zum Teil ziemlich weit in technische Anwendungen reichend.
Aber das Buch ist, das sei ausdrücklich gesagt, kein Lehrbuch,
weder der theoretischen Physik noch der technischen Mechanik
oder Elektrotechnik. Wir wollten vor allem an den handfesten
Problemen der Anwendungen zeigen, was man mit Fug und Recht
mit den Methoden der Tensorrechnung behandeln kann, und wir
glauben, daß das ein recht großes Gebiet ist. Wir haben keine
Vollständigkeit angestrebt, das wäre für ein einführendes Buch
ein sinnloses Unterfangen gewesen. Wir glauben aber, daß das
hier Dargelegte genügt, um dem verstehenden Leser zu zeigen,
nicht nur, was man mit tensoriellen Methoden behandeln kann,
sondern auch, wo man diese Methoden nicht anwenden darf.
Aus dem Inhaltsverzeichnis kann man entnehmen, daß vor
allem drei Gruppen physikalischer Erscheinungen behandelt
sind: Mechanik, Wärme und Elektrizität. Die drei Paragraphen
über Relativitatstheorie gehören teils zur Geometrie, teils zur
Mechanik und Elektrodynamik. Eine besondere Rolle spielen
die beiden Paragraphen über die vektoriellen Doppelfelder, in
denen zum erstenmal versucht wird, eine ganze Reihe von Eigen-
schaften der im folgenden behandelten speziellen physikalischen
Felder unter einen gemeinsamen geometrischen Hut zu bringen.
Die Hauptarbeit an diesem Band hat A. HOCHRAINER über-
nommen; von A. DUSCHEK stammen lediglich Teile der Elastizi-
tätstheorie und die Relativitätstheorie (bis auf die relativistische
Elektrodynamik) .
Für zahlreiche äußerst wertvolle Verbesserungsvorschläge
sind wir Herrn Dipl.-Ing. ]OSEF BOMzE zu aufrichtigem Dank
verpflichtet; zu danken haben wir außerdem noch den Herren
Dozent Dr. FRITZ CHMELKA, Dr. W ALTER EBERL, Dr. HANS
REITER, Dozent Dr. HERMANN ROBL, Dr. MAX SKALICKY und
Prof. Dr. EUGEN SKUDRZYK für wertvolle Ratschläge und für die
Hilfe bei der Korrektur.
A. Duschek, A. Hochrainer
Inhaltsverzeichnis
Dritter Tell
aXt
geschrieben. Ferner sind die Christoffelklammern erster und zweiter Art mit
an Stelle von
[~i, k] und L~}
bezeichnet.
[1] und fii}
lk
Inhal tsu bersich t des ersten und zwel ten Teiles
Tensoralgebra
Der Gegenstand der Tensorrechnung. - Punkte, Strecken und Vektoren
- Addltion von Vektoren. Produkt emes Vektors mit emem Skalar. -
Lmeare Abhangigkelt von Vektoren. - Lange emes Vektors. - Das
mnere oder skalare Produkt. - Beispiele aus der Geometrie. - Lineare
Vektorfunkbonen. Tensoren. - Orthogonale Transformabonen und Be-
wegungsgruppe. - Tensoren und einfachste Tensoroperationen. - Der
e-Tensor und das äußere Produkt von Vektoren. - Rezlproke Dreibeine.
- Tensoren zweiter Stufe. - Symmetrische Tensoren zwelter Stufe. -
Flächen zwelten Grades
Tensoranalysis
Veranderliche Vektoren und Raumkurven. - Das begleitende Dreibein
und die Formeln von FRENET. - Krummung und Wmdung. Dle nattir-
lichen Glelchungen emer Kurve. - Raumkurven und Torsen. - Die erste
Grundform der Flächentheorie. Messung von Langen, Wmkeln und Flachen-
mhalten auf emer Flache. - Dle zwelte Grundform der FHlchentheone.
Dle Krummung emer Flache. - Welteres uber dle Krummung der Fläche.
- Tensorfelder. - Dle IntegratlOn der Feldgrößen. Kurvenintegrale. -
Flachemntegrale. Der Stokessche Satz. - Raumintegrale. Die Integral-
satze von GAUSS und GREEN. - Das quellen- und wlrbelfreie Feld (Laplace-
Feld). - Das Poissonsche oder wirbelfreie Feld. - Das quellenfreie oder
Wlrbelfeld. - Die geometnschen Elgenschaften der Vektorfelder. -
Das ebene Feld I. - Das ebene Feld 11. - Allgememe (krummlinige)
Koordinaten. - Vektoren und Tensoren m allgemeinen Räumen. - Ab-
solute DlfferenbatlOn und Parallelverschlebung im Riemannschen Raum.
Der Riemannsche Krummungstensor. Anwendungen auf die
Flächentheone. - Spezielle Koordmaten.
Dritter Teil
x, = x,(t) (39,01)
darstellen läßt. Wir setzen dabei voraus, daß die drei Funktionen
x,(t) innerhalb eines gemeinsamen Intervalles a < t < b eindeutig,
stetig und mit Ausnahme von höchstens endlich vielen Stellen
mindestens zweimal stetig differenzierbar sind.
Die Geschwindigkeit (der Geschwindigkeitsvektor)1 eines Punktes
ist an jeder Stelle seiner Bahn durch die Ableitung des Ortsvektors
nach der Zeit, also durch
S = Iv dt ~= I V Xi X, dt.
to 10
Iv=s=~:·1 (39,05)
b
,
== = iJ
,
dv,
dt
d 2 x, .
dt 2 (39, 06)
I
oder wegen (17, 06), wenn e= - der Krümmungsradius von (l, ist,
"
(39,08)
V
W( k) = gkk wk (nicht summieren über k!) (39, 16)
ergeben l . Sie sind gleich den Parallelprojektionen des Geschwin-
digkeitsvektors auf ein normiertes Dreibein, dessen Vektoren im
betrachteten Punkt mit den Tangentenvektoren an die Koordi-
natenkurven übereinstimmen. Sie sind also parallel zu den
1 2 3
Vektoren 7:" 7:, und 7:, nach (33,06), und da gn, g22 und g33 die
Normen dieser Vektoren sind, so ist das normierte Dreibein durch
P 1 P
'f}, = V-" 7:i (nicht summieren über p!)
gfJfJ
wfJ
V- P
7:i
gPfJ·V-=W(P)"'f}i,
P-l gfJfJ
oder
wobei
CfJq = gfJq (nicht summieren!) (39,21)
VgfJfJgqq
den Cosinus des Winkels zwischen den Tangenten an die Koordi-
natenlinien p und q darstellt.
Bei der Berechnung der Beschleunigung in krummlinigen
Koordinaten ist zu beachten, daß sich der Ort des Geschwindig-
1 Auch die Schreibweise wk 1st ilblich.
6 BI. Anwendungen in Physik und Techmk
denn d:el ist nach (39, 15) die Geschwindigkeit w l . Wir bemerken
der Vollständigkeit halber, daß wir bei der Bestimmung des
Geschwindigkeitsvektors den gewöhnlichen Differentialquotienten
des Ortsvektors nehmen durften, da der Ort des Ortsvektors bei
der Bewegung des Punktes unverändert der Koordinatenursprung
bleibt.
Die kovarianten Koordinaten des Beschleunigungsvektors er-
geben sich aus den kontravarianten durch Überschiebung mit dem
kovarianten Maßtensor gii. Durch einige Umformungen läßt
sich eine für die praktische Berechnung oft sehr brauchbare Formel
für die kovarianten Koordinaten herleiten, mit deren Hilfe man
einfacher zum Ziel kommt als mit der Formel (39,22).
So ist
_ ._
a, - gii a' - g"
dw i
Te + gi, {j }k !
k I w w.
Nun ist wegen (35, 13) und (34, 23)
Wenn wir für die Christoffelklammer erster Art nach (35, II)
einsetzen, so folgt
i
a, = g'i -dw
dt
+ -21 (a--
gki
aU
I
+ --
ag - --
lt
aU k
agkl ) w k w
aUi
I
= gii dw'
dt
+ ~2 (aaugki + agil)
aU
wk w1_ ~ (~gkl wkW1) ,
au, 2
z k
§ 39. Mechamk des Massenpunktes 7
ow k
denn wegen w' = w'(t) und daher - -
ou, = 0 dürfen wir die Ge-
schwindigkeiten bei der partiellen Differentiation nach den
Koordinaten wie Konstanten behandeln. Wir setzen nun
und finden
oS k
ow' = g'k w .
Ferner ist
d oS d k
dt ow' = dt (gik W )
_ dw k ogik k I
t +-,,-w
- g'k-d uU I
w.
Setzen wir (39, 24) und (39, 25) in die zuletzt erhaltene Gleichung
für a., so folgt
d oS oS
a =----.
• dt ow i OUi
Ftir die Berechnung nach (39, 22) brauchen wir die Christoffelklammern
zweiter Art, die wir aus den m Aufgabe 2 des § 33 berechneten Maßtensoren
und
'" ~ (: :' :)
,w_ (: ,~. :)
bestimmen. Von den Chnstoffelklammern erster Art smd nur drei von Null
verschieden, nämlich
[12,2] = e, [21,2] = e, [22, I] = - e,
und daher bleiben auch von der zweiten Art nur die Ausdrucke
Id
122I = - { 2 1 I
e, I 2I =-;' {22J = ; .
Aus (39, 22) folgt dann
Es ISt ferner
oS oS
ow 1 = ow 3 = 0,
wahrend
oS I oe 2 w 2
--2 = - - - - = e2w
ow 2 OW
ISt. Daraus folgt
d oS
--=0.
dt ow'
Andererseits ISt
oS I oe! w 2
-- = ---- = OW 2
OU I 2 oe -
oS oS
--=--=0
OU 2 OUs
§ 39. Mechanik des Massenpunktes 9
und somlt
a. = (- e w 2 , 0, 0). (39,28)
Die kovananten Koordinaten stimmen mit den kontravananten liberem,
da wir ein orthogonales Koordmatensystem benutzten.
so daß
10 111. Anwendungen 111 PhysIk und Techmk
1~=D=wl
die Änderung des Drehwinkels in der Zeit, also der Betrag der
Winkelgeschwindigkeit, während der Vektor der W inkelgeschwindig-
keit durch
gegeben ist, wie aus dem Vergleich von (39, 29) und (39,30) folgt.
In gleicher Weise kann man bei der Bewegung eines Punktes auf
einer beliebigen Bahn von einer Winkelgeschwindigkeit w,
sprechen, die so gewählt ist, daß in jedem Punkt
gilt, wenn (1) der vom Krümmungspunkt der Bahnkurve zum be-
trachteten Punkt reichende Vektor ist. Wir können schließlich
von der Winkelgeschwindigkeit eines bewegten Punktes um einen
beliebigen festen Punkt, den Pol, sprechen, wenn wir die Bewegung
des Punktes durch die zeitliche
Veränderung des vom Pol Q
=
zum bewegten Punkt gezoge-
nen Vektors Y. x. - a. erklä-
ren (Abb. I). Dabei beschreibt
x, = x,(t) die Bewegung des
Punktes in dem gewählten Ko-
ordinatensystem, während a,
Abb. I die Koordinaten des Poles
sind. Dann ist
v, = x, = y,.
Wenn wir mit ei den vom Pol zum bewegten Punkt gerichteten
Einsvektor bezeichnen, so ist
y,= ye,
und
+
v, = yei e, y.
e, steht als Differentialquotient eines Einsvektors senkrecht auf
e, und t', liegt ebenso wie y, in der Ebene von ei und e,. Wir
bilden nun einen auf e, und e, senkrechten Vektor
§ 39. Mechamk des Massenpunktes 11
und erhalten
Daher ist
Ci = ; Ti - ei ~ .
Wegen
I, = z OJ, Y
I
q Yq - z y, y, OJ,;
I
I/i = + y 2 OJi I
bleibt. Man nennt li den Vektor der Flächengeschwindigkeit. Er
hat dieselbe Richtung wie der Vektor der Winkelgeschwindigkeit.
Wenn sich das zweite System bewegt, so sind a,k und l, Funktionen
der Zeit. Wir finden für die Geschwindigkeiten in den beiden
Systemen
oder
v, = wi + l, (39, 39)
gilt. In diesem Fall gilt die einfache Zusammensetzung auch für
die Beschleunigungen, denn es ist
Darin ist a,k W" die Beschleunigung des Punktes relativ zum be-
wegten System (Relativbeschleunigung) und ä'k Z" +
I, die Be-
schleunigung des Ortes des bewegten Punktes (Führungs be-
schleunigung). Außer diesen Beschleunigungen tritt aber noch das
zusätzliche Glied 2 a'k Wk auf, welches al'i Coriolis- Beschleunigung
bezeichnet wird. Alle diese Größen sind in Koordinaten des
ruhenden Systems dargestellt und ergeben zusammen die Absolut-
beschleunigung .
Die Drehung eines rotierenden Systems läßt sich durch eine
Winkelgeschwindigkeit beschreiben. Es sei q, ein fester Punkt im
bewegten System, so daß also q, = 0 gilt. Seine Koordinaten
im ruhenden System sind dann durch P, = a,k q,c gegeben. Aus
(39,32) folgt, da q, = e"
p, = a,k qk = Ei;k W, qk
Mit Hilfe dieses Skalars bildet man das Produkt aus Masse
und Beschleunigung
auch für mehr als zwei Kräfte K" IX = I, 2, ••• , n in der Form
n IX
K,= ~K,.
<X=I
. d
g, = dt (m v,) = k"
d. h. die Kraft ist gleich der Anderung des Impulses in der Zeit.
(39,48) ist eine Verallgemeinerung von (39,44), die auch für
veränderliche Massen gilt. Im Falle m = konst. folgt
g, = mil, = k,.
Wir haben bei der Einführung der Winkelgeschwindigkeit
und der Flächengeschwindigkeit die Bewegung des Punktes auf
einen beliebigen festen Punkt bezogen. In ähnlicher Weise bilden
wir das Moment der Geschwindtgkeit
§ 39. Mechanik des Massenpunktes 19
Man nennt
ID i = eilk rj kk I
das Moment der Kraft oder Drehmoment; also ist
die Anderung des Impulsmomentes in der Zeit ist gleich dem Dreh-
moment.
A = Ik,dX,.
J
2
12 1 2 2
A = mV,dv,=-m [v 2h =-m(V(2)-V(1))'
2 2
1
20 BI. Anwendungen In PhysIk und Techmk
Man nennt
IE = m2v2_1
p= dA.
dt
Man erhält verschiedene Klassen von Bewegungen, je nach dem
zugrunde liegenden Kraftgesetz. k, kann zeitlich und örtlich ver-
änderlich sein, k, kann von der Geschwindigkeit des Massen-
punktes, von seiner Lage zu anderen Massenpunkten abhängen
usw. Eine besonders ausgezeichnete Klasse von Bewegungen
erhält man dann, wenn k, eine Funktion des Ortes ist; man
spricht dann von einem Kraftfeld
Hängt k, außerdem noch von der Zeit ab, dann hat man es mit
einem zeitlich veränderlichen Kraftfeld zu tun.
S 39. Mechamk des Massenpunktes 2I
Ik, = - o,U·1
Es ist in der Mechanik üblich, das Potential so zu wählen, daß
die Kraft dem negativen Gradienten gleich ist. Es ist
dU = - k, dx, = - dA = - dE
und daher
dE + dU = 0,
so daß
IE + U = W = konst. I
Man bezeichnet das Potential U auch als potentielle Energie und W
als die Gesamtenergie des Systems. Dann besagt (39,60), daß
bei jeder Bewegung die Gesamtenergie, also die Summe aus
kinetischer und potentieller Energie konstant bleibt. Man nennt
diesen Satz den Erhaltungssatz der Energie und bezeichnet Kräfte,
für die dieser Erhaltungssatz gilt, als konservative Kräfte, und
dementsprechend Kraftfelder, für welche (39,59) gilt, als konser-
vative Kraftfelder.
Das einfachste Beispiel einer konservativen Kraft ist das
Gewicht eines Massenpunktes, also die Kraft, mit der der Massen-
punkt von der Erde angezogen wird. Beschränkt man die Be-
wegung auf einen Raum, dessen Abmessungen klein sind gegen-
über dem Erdradius, so ist diese Anziehungskraft auf einen
bestimmten Massenpunkt von der Lage des Punktes unabhängig
und überall gleich gerichtet. Wir haben es mit einem homogenen
Kraftfeld zu tun. Es ist ferner experimentell nachgewiesen, daß
diese Kraft proportional der Masse des Massenpunktes ist. Ein
radiales, zentrisch symmetrisches Kraftfeld liegt vor, wenn eine
ruhende Masse M eine andere Masse m nach dem Gravitations-
gesetz anzieht. Es gilt dann, wenn r i den Vektor von M zu m
darstellt,
(39, 61)
22 111. Anwendungen in PhYSlk und Techmk
U2 = V3 X2
U s = xs'
4. Man berechne nach den Gleichungen (39. 22) und (39. 26) dle Be-
schleunigung einer Schraubbewegung
(! = konst.
rp = wt
z = k t2 •
f, = f, fi f, (40, or)
<Y..ß ß '"
wobei f, die vom Punkt x, herrührende, auf x, wirkende innere
Kraft ist. Wir können dafür auch
ot v ot.ß
fi = ~ fi
ß=l
ot,ot
ist. Eine weitere Voraussetzung, die allerdings bei dem Satz von
actio und reactio oft nur stillschweigend gemacht wird, ist die,
(1.,ß ß,(1. (1. ß
daß /, und /, in der Verbindungslinie der Punkte x. und x, wirken.
Wir kommen darauf bei der Behandlung des Impulsmomentes
zurück. Mit (40, 02) und (40, 03) ist es uns möglich, Aussagen
über die Bewegung eines Punktsystems zu machen, ohne die
Bewegungen jedes einzelnen Punktes zu kennen. Es ist nämlich
nach (39, 49) für jeden Punkt (zunächst nicht summieren über ~!)
d
dt gi
(1. d
= dt m
(1. (1.
Vi
(1.
= ki + /, = k, +
(1. (1.
t: I,· (1.,ß
(40, °4)
Wir summieren auf beiden Seiten über alle Punkte des Systems,
so daß
In der Doppelsumme auf der rechten Seite heben sich alle inneren
Kräfte wegen (40, 03) weg. Auf der linken Seite dürfen WIr
Summen- und Differentiationszeichen vertauschen, so daß
(40,06)
ist, so daß
~o<oe ~oe
Mw.=~mv,=~g,=G,
oe oe
ist und aus (40, 08) erhalten wir den damit inhaltlich gleich-
wertigen Schwerpunktsatz, der besagt, daß
I~=MW.=K,I
oder in Worten: Der Schwerpunkt eines Punktsystems bewegt
sich so, als ob die Summe aller Massen in ihm vereinigt wäre und
die Resultierende aller äußeren Krälte an ihm angrille.
(40 ,16)
so daß WIr
Meist nimmt man für den Punkt p, den Schwerpunkt. Dann be-
deutet (40, 19): Das Impulsmoment um einen beliebigen Punkt ist
gleich dem Impulsmoment des Systems um den Schwerpunkt, ver-
mehrt um das Moment des im Schwerpunkt angeordneten Gesamt-
impulses um den Bezugspunkt. Dabei ist zu berücksichtigen, daß
bei der Bildung der Impulse bzw. der Impulsmomente jeweils
die Geschwindigkeiten relativ zum Inertialsystem einzusetzen
sind und nicht die Geschwindigkeiten relativ zu einem mit dem
Schwerpunkt fest verbundenen Koordinatensystem.
Wir suchen jetzt noch die (40, 19) entsprechende Form des
Flächensatzes. Nach (40, 17) ist (wir verzichten im folgenden
darauf, den Index (f. anzuschreiben)
= lO"kpj L kk + D/,
= lO"k p, Gk + D/.
Anderseits folgt durch Differentiation von (40, 19)
j, = lOok p, Gk + lO"k p, Gk + j, P,
so daß
ist.
Auch dabei sind die Impulse mit den Geschwindigkeiten gegen-
über dem Inertialsystem mit dem Ursprung zu berechnen. °
Man kann nun daran interessiert sein, Impulse, Impulsmomente
und Drehmomente bezüglich eines beliebig bewegten Punktes zu
bestimmen und auch die Geschwindigkeiten in einem mit diesem
Bezugspunkt translatorisch mit bewegten Koordinatensystem zu
messen. Der Impuls eines Massenpunktes ist dann nicht mehr
durch g, = m X" sondern durch g, = m Y, gegeben. Wir müssen
§ 40. Mechanik des Punktsystems 29
oder
"22 etJ 1cm(p, + r J) (Pk+ rk) + "22 e"km(p, + r,) (Pk + r k) =
= "22 e"k(p, + r;) kk'
Das erste Glied links verschwindet. Ferner ist nach (40, 05)
"22 e"k p, m(Pk + r k) = "22 etJk p, kk
und es bleibt
so daß
dl,
Tt+ '"
~e"kmr,Pk=
.. DP
,.
In den meisten Fällen benutzt man als bewegten Bezugspunkt
den Schwerpunkt des Systems. Dann ist p, = s, und p, = w,.
Ferner ist nach (40, 13) G, = M W i und daher verschwindet das
erste Glied auf der rechten Seite von (4°,20), so daß
dJ! = DS
dt '
auch gilt, wenn sich der Schwerpunkt bewegt.
Anderseits verschwindet das statische Moment E m r. für den
Schwerpunkt identisch und damit verschwindet auch das zweite
Glied der linken Seite von (40, 21). Diese Gleichung nimmt eben-
30 !II. Anwendungen In PhysIk und Techmk
falls die Form (4°,22) an, d. h. der Flächensatz für den Schwer-
punkt gilt immer, gleichgültig, in welchem System wir die Impulse
berechnen.
Nun wählen wir einen weiteren Punkt z, des Körpers mit der
Geschwindigkeit Wi = i, und bezeichnen mit
q, = Z, - x,
den von x, nach z. zeigenden Vektor. Da auch der Abstand von
z, und x, konstant sein soll, so gilt
q,iJ.= °
und wir können in ähnlicher Weise schreiben
(4l,oS)
§ 41. Mechanik des starren Körpers 31
wobei (}. ein (wie oben w.) passend gewählter Vektor ist. Nun soll
auch z. - Y. konstant bleiben und daher ist (w. - v,) (z, - y.) = o.
Daraus folgt wegen (41, 04) und (41, 05)
e'}k [(},(Zk - Xk) - W, (Yk - xk)] (z, - Y.) = °
oder
e"k [- (}jXkZ. - (},ZkY' + (}, XkY, - W, Yk Z, + W,XkZ, - wjxky,J = °
oder schließlich
e.,k ((}, - w,) (- XkZ, - Zk y, + Xk y,) = 0.
oder
elJk(W' - '1:j) (Yk - Zk) = 0,
eine Bedingung, die nur dann für alle y, erfüllt sein kann, wenn
'1:, = w, ist. Die Winkelgeschwindigkeit w, ist also eine tür die
Bewegung des starren Körpers charakteristische Größe, und wir
können mit ihrer Hilfe die Geschwindigkeit jedes Punktes aus-
drücken, wenn wir die Geschwindigkeit eines Punktes des Körpers
kennen.
Zur Bestimmung von w, ist es notwendig, die Geschwindig-
keiten von drei Punkten des Körpers zu kennen, beispielsweise
die Geschwindigkeiten u" v" w, von x" Yi' Z,. Dann gilt nach
(4 1, °4)
32 III. Anwendungen In Physik und Techmk
Der erste Ausdruck auf der rechten Seite verschwindet, weil die
Differenz der Geschwindigkeiten zweier Punkte stets senkrecht
auf die Winkelgeschwindigkeit steht; es folgt
oder
o
], = ~ ((ln' (j3q - (l,q (l;'P) x 3m 01'P x q + B"k v,, ~ m x) =
o
= ~ m (01, x) x) - X J 01 3 x,) --I- B"k Vk ~ m X 3 =
Man nennt
(4 1 , 09)
- ~ m s, S3 - ~ m (s, r 3 + r,) - ~ m r, r 3 =
S3
wegen
folgt
oder
oder
()= ~me2.
Bei der Rotation um eine feste Achse nimmt der Flächensatz
dann die Form
. dw
D=]=()-
dt
an.
IH. Anwendungen in Physik und Techmk
gegeben. Das Integral ist über den ganzen mit Massen erfüllten
Bereich !B zu erstrecken. Führt man die Dichte y als Quotienten
aus Masse m und Volumen V von !B ein, also
m
y=-Y'
bzw. bei nicht gleichförmiger Massenverteilung (die Existenz der
Ableitung als Grenzwert eines Differenzenquotienten voraus-
gesetzt)
S, =.r
23
xiydV
()" = .r
23
(xv Xv ö., - x, x,) Y dV
§ 41. Mechanik des starren Körpers 37
() = Jfl
!B
Y dV. (41, 21)
J J
!B
m
dm= -dfJ,
271:
3 1l IH. Anwendungen in PhysIk und Techmk
so folgt
(41, 26)
Nun ist
D,pD Jq = (A,p + Bipcos f) + C,psin f}) (A Jq + Bjqcos f) + Cjqsin f}) =
= + B iP B jq cos 2 f} + C,p Cjq sin 2 f} +
A iP A jq
+ (A iP B jq + AjqBip) f} + (A,p CJq + A J C,p) sin f} +
COS Q
J
2"
(4 1 , 29)
m 0 0 0
Multipliziert man (41,27) mit - (!p (!q, so ist wegen ei (!i = 0
2:Tl
mOo 00 00 00
= 2 [ei e, + tJ" ep epek ek + el eie, el + es ekek e, -
o 0 0 0 0 0
- ep ep e, e, - e, (!, ek ek - b" (!k (!l ek el =
Somit erhalten wir für den Trägheitstensor (41, 15) des Ringes
Mit Hilfe von (41,30) kann man den Trägheitstensor jedes Ro-
tationskörpers berechnen, indem man sich diesen in einzelne Ringe
zerlegt denkt. Bei der Zusammensetzung der einzelnen Trägheits-
tensoren zum Summentensor ist aber der Steinersche Satz (41, II)
zu beachten, da (41,30) nur für den Mittelpunkt des betrachteten
Ringes gilt. Sei nach Abb. 2 der Mittelpunkt M eines bestimmten
Ringes in der Achse ei um das Stück s vom Schwerpunkt ent-
fernt, dann ist nach (41, II) das Trägheitsmoment des Ringes
bezogen auf den Gesamtschwerpunkt 5
=m(
(!2 + 2 S2 b" + e2 - 2 S2 e, e, ) .
2 2
Abb.2
(4 1 ,3 1 )
Der Anteil der beiden Tensoren bii und ei e, hängt also vom Ver-
hältnis e: s ab. Daher gilt im allgemeinen (41,23). Interessant
ist noch die Tatsache, daß in (41, 31) das zweite Glied verschwindet,
wenn als Bezugspunkt ein Punkt auf der Achse im Abstand
I
s=-(!
V2
III. Anwendungen m PhysIk und TechnIk
vom Mittelpunkt des Ringes gewählt wird. Für jede Achse durch
diesen Punkt hat der Ring dasselbe Trägheitsmoment wie eine
Kugel im Mittelpunkt.
Aufgaben
1. Man berechne den Träghertstensor emes Systems, das aus zweI
Massenpunkten mIt den Massen m besteht, dIe sIch Im Abstand + a und
- a auf der I-Achse befmden.
2. Man bestimmt die TrägheItsmomente des Systems nach Aufgabe I
bezuglieh der 3 Achsen.
Die Drehachse liegt im Raum fest und damit auch die mit der
Drehachse zusammenfallende Achse der Kugel. Wir haben es
mit einer reinen Rotation der Kugel um eine feste Achse zu tun.
§ 42. Spezielle Bewegungen
und (A #- 0) daher
t5,) !t )
W, = ] i (T - A(A + fl) e, ei .
Die Geschwindigkeit v, des Endpunktes der Figurenachse e, ist
oder
(4 2 ,01)
I
d. h. der Vektor ei dreht sich mit der Winkelgeschwindigkeit;: ],
um die raumfeste Richtung ].. Da w, in derselben Ebene wie e,
und ]. liegt, so gilt dasselbe auch für die Drehachse (Abb. 3).
Man spricht von einer regulären Präzession des Kreisels. Im all-
gemeinen Fall des unsymmetrischen Kreisels ist es zweckmäßig,
an die Stelle eines raumfesten ein körperfestes Koordinaten-
system zu setzen, wobei man das mit dem Körper fest verbundene
System der drei Hauptachsen des Trägheitstensors im Schwer-
punkt verwendet. In einem bestimmten Zeitpunkt ist dieses mit
dem raumfesten System durch eine Transformation
III. Anwendungen m PhYSIk und Techmk
x, = a" x,
verbunden, wobei Xi die Koordinaten des Punktes im Haupt-
achsensystem des Körpers sind. Wir nehmen jetzt an, der Punkt x,
liege im Raum fest. Dann beschreibt der zugehörige Punkt X,
eine Bahn relativ zum Körper und damit zum Hauptachsensystem.
Dreht sich der Körper und mit ihm das System der Hauptachsen
durch den kleinen Winkel d{} um die Achse 'rJ" dann dreht sich
der Punkt X, im Hauptachsensystem durch den Winkel - dB
um die Achse iii gegen das System. Seine Koordinaten im Haupt-
<{ achsen system sind dann
X, + lOOk XJiik d{} = x J (Cl1) + Euk ii" dB),
so daß nunmehr gilt
x, = al} Xv (Cl,v + E,vlc iile d{}).
Hat sich nun gleichzeitig der Punkt x,
im Raum um X, dt verschoben, so ist
Abb. 3
X, + X, dt = a" (xv + xvdt) (6,p + E'PkiikdB)
und es folgt
X, = al} + E)v"ii"dB) + a,) XVE)Pkiik W
~P (b Jv
oder bei Vernachlässigung von i p Enk iile d{} gegenüber I»P i p
X, = a'l (x) + E)pk Xv Wk)'
Diese Beziehung gilt auch für das auf das raumfeste System
bezogene Impulsmoment J" also
j, = a,) (j) + E)pk Jv Wk)'
Für die Winkelgeschwindigkeit folgt
so ist
d], = (j dw~
dt tJ dt
und
§ 42. Spezielle Bewegungen 47
ist. Wenn wir uns auf den sogenannten stationären Zustand be-
schränken, so sind auch ({!. und s, als Lösungen von (42, 12)
periodische Größen mit der Frequenz v und wir ersetzen sie bei
der komplexen Behandlung der Aufgabe durch tYi und 6,. Es
ist dann
6, = iv 6"
und
ist. Das ist eine Gleichung 6. Grades für 1)2. Ihre sechs Lösungen
geben die sechs verschiedenen Eigenfrequenzen. Für jede dieser
Eigenschwingungen folgt aus (42, I4) ein Wertepaar ~" 6" ab-
gesehen vom Betrag dieser Vektoren. Dadurch ist die Richtung
der Schwerpunktsbewegung und die Richtung der Drehachse
durch den Schwerpunkt bestimmt. Im allgemeinen ist keine der
Eigenschwingungen eine reine Schiebeschwingung, sondern jede
ist mit einer Drehschwingung um eine bestimmte, durch den
Schwerpunkt gehende Achse gekoppelt. Dies trifft nur dann nicht
zu, wenn es sich um die bereits erwähnte symmetrische Lagerung
handelt, bei der der Tensor B", das ist das auf den Schwerpunkt
bezogene Federmoment, verschwindet. In diesem Fall existiert
ein Federmittelpunkt, der mit dem Schwerpunkt zusammenfällt.
Aus (42, I5) wird dann
det (C" - 1)2 M ~,,) det (E" - 1)2 (),,) = 0,
und
det (E'J - 1)2 ()i,) = 0
§ 43. Elastizitätstheorie I
1. Verschiebung und Deformation. Wir betrachten nunmehr
einen Körper, dessen Punkte im Gegensatz zu denen des starren
Körpers ihre gegenseitige Lage etwas verändern können. Obwohl
wir zunächst ganz davon absehen, auf welche Weise der Körper
aus dem ursprünglichen in den veränderten Zustand gekommen
ist, wollen wir doch der bequemeren Ausdrucksweise halber von
§ 43. Elastizitätstheorie I 49
der x" von denen wir voraussetzen, daß sie in einem gewissen
Bereich eindeutig, umkehrbar, stetig und dreimal stetig differen-
zierbar sind. Die Erfahrung zeigt uns, daß ein solcher Zusammen-
hang zwischen Anfangs- und Endlage bei der Einwirkung von
irgendwelchen Kräften auf wirkliche Körper vorhanden ist, so-
lange der Körper unter der Einwirkung der Kraft nicht zerreißt.
Es darf dann die Determinante det GX, an keiner Stelle ver-
GXj
schwinden, ferner setzen wir voraus, daß sie stets positiv ist;
GX·
det~>o. (43,02)
uX j
Abb. 5 Abb.6
(43, 12)
+•
III. Anwendungen m Physik und Techmk
setzen,
d§2
-d
s2 = I + 2 n'l e, Cl'
Dann ist
e = VI+2D~ - I.
so daß
und 1Il gleicher Welse fur die Richtung der z-Achse und der 3-Achse
: = Vr---+ 2D 22 - I,
: = V~--'- z D 33 - r
oder
dann ist
-Dik 2
l+e l+e *) ei 'Y]k·
cos {) = ( ) (
(43,19)
y = (1 + e) (1 + e*)
die Schiebung. Legt man nämlich das verzerrte Zweibein C" fi,
so auf das unverzerrte e" 'fj" daß sich
die Winkelsymmetralen decken (Abb. 8)
und ergänzt die Zweibeine zu einem Qua-
e, drat bzw. zu einem Rhombus, so ist die
dabei eingetretene Verschiebung der Eck-
punkte E und F bei kleinem Cf! gleich
~~.L.
2 2
Abb.8
1+; = VI + 2 ~:,
und somit
I dP ~dvi
Cl =
gegeben, so ist
§ 43. Elastlzitätstheorie I 55
(det -OXi)2
oXl'
-_ deoXi
t -oXi
-
oXl' oX q
und nach (43. 03)
so daß
01' X, oqi, = (15,1' + 0l'Ui) (15,q + Oqu.) =
= 15l'q + ol'u q + Oqul' + ol'ui OqU,
oder nach (43. I2)
01' x, Oq x, = 15l'q + 2 Dl'q.
Für die Determmante folgt nach (I3.04)
det (15l'q + 2 Dl'q) =
="6 f'ik f l'Qr (15 il' + 2 Dil') (15iq + 2 D,q) (15kr + 2 Dkr)·
I
Dieser Ausdruck stimmt mit dem mittleren Ausdruck von (I3. 38)
überein. wenn wir 2 D., = A" und A = - I setzen. Wir erhalten
daher nach (I3. 39)
det (15l'Q + 2Dl'q) = I + 2D" + 4D' + 8D. (43.24)
wobei wir die Skalare von D" in gleicher Weise wie in (I3.40)
und (I3. 4I) bezeichnet haben.
Es ist also
d et -ox, _
OX, -
f
i
k -oX -ox, -OXk -
" oXl oX2 oXa -
V+I 2 D" + 4 D' + 8 D
und damit
dV
lX=dV-I= VI+2D"+4 D'+8D-I.
ur. Anwendungen m PhysIk und TechnIk
ist. Wenn die rechten Winkel zwischen den Vektoren des DreI-
beins sich nicht ändern sollen, dann muß nach (43, 18) für jedes
Paar der Eins-Vektoren
°
h k
D,j ei e j =
sein, d. h. es gelten die Gleichungen
1 2 2 3 3 I
D ij e i e j = 0, D,j ei ej = 0, D" e i e} = 0.
Aus den ersten beiden Gleichungen folgt, daß Du :} senkrecht
1 3
steht sowohl auf e, als auch auf e l und aus den beiden letzten
folgt, daß D,j ~j senkrecht zu ~, und ~" und schließlich aus der
ersten und dritten Gleichung, daß D" ~} senkrecht auf ~, und ~"
Dann ist aber D,j ~} parallel zu ~i usw. oder allgemein
k h
D ij ej = A ei (nicht summieren über h!).
h
(43,26)
810 = V, +
I 2
h
D,; ei e; -
h
I (nicht summieren über h!)
wegen
h h
D,; e, = A ei (nicht summieren über h!)
h
und
D" e, e,I." = ).
h"
ei e, = A (nicht summieren über h!)
" 11
schließlich
811 = VI + 2 A - h
1. (43,28)
tatsächlich verschwindet.
Die starre Drehung ist ein Sonderfall einer homogenen Ver-
schiebung, worunter wir eine im ganzen betrachteten Raum
konstante Verschiebung verstehen wollen. Im allgemeinen ist
dann
(15" + V,,) x) + b,
x, =
Da b, eme bei unseren Betrachtungen vollkommen belanglose
Parallelverschiebung des Körpers bedeutet, können wir für die
weiteren Untersuchungen b, = 0 nehmen. Die homogene Ver-
schiebung ist dann durch
x, = C,) x) (43,29)
mit im ganzen Raum konstantem C" charaktensIert.
Unter einer reinen Deformation wollen wir eine Verzerrung
verstehen, bei der die Hauptdeformationsachsen ihre Richtung
beibehalten. Es soll also nicht nur drei aufeinander senkrechte
Richtungen ~. geben, für die
D,) eh J = A e,
" (nicht summIeren uber h!)
"
§ 43. ElastlZltatstheorie I 59
so daß
1
ist. Wenn e, eine der Hauptdeformationsrichtungen ist, so bleibt
diese, wie in Abb. 9 angedeutet, bei der reinen Deformation B,)
1
erhalten und wird erst bei der Drehung a,) in die Richtung e,
gebracht. Nach (43, 30) ist die durch den
symmetrischen Tensor B,) bewirkte De-
formation
2 D,) = B,/2) ~ 6,).
Dadurch ist der Tensor B., bestimmt. Wir können dazu beispiels-
weise B i ,c2) auf seine Hauptachsen transformieren und finden dann
entsprechend dem im Anschluß an (15,41) aufgestellten Satz
die charakteristischen Zahlen von B" als die Wurzeln aus den
charakteristischen Zahlen von B i ,c2), während die Eigenrichtungen
erhalten bleiben. Aus
C" B'k(-l) = a,v B vi Bik(-l) = a,v ()Vk = a'k
erhalten wir dann die für die gesuchte Zerlegung noch notwendige
Drehung, womit die oben aufgestellte Behauptung bewiesen ist.
DtJ =
I
-
2
(V'i +- V,,),
also gleich dem symmetrischen Teil des Verschiebungstensors.
Für die lineare Dehnung finden wir wegen
VI +- 2 D,; e, e, ~ I +- D., e, e"
nach (43, 15)
Für die Schiebung gilt dann die mit (43, I9) abgeleitete Be-
ziehung bei kleinen Winkeländerungen.
Eine wesentliche Vereinfachung erhalten wir bei der Volums-
dilatation, denn es ist dann
D« D' «D",
so daß wir in (43, 25) D und D' vernachlässigen dürfen. Es ver-
bleibt
oder
cx = D'J)'J)' (43,35)
Da bei jedem Tensor der erste Skalar gleich dem ersten Skalar
semes symmetrischen Teiles ist, so ist auch
(43, 37)
sowie
Subtrahieren wir die erste dieser drei Gleichungen von der Summe
der beiden letzten, so folgt
oder
0, Ai - 0, A, = 0 (43,42)
schreiben, die sich aus (43, 4I) durch Differentiation nach x)
wegen 0, 0) U - 0, 0, U = 0 ergeben.
Dementsprechend folgt aus (43,40) durch Differentiation
nach Xh
(43,43)
und diese Ausdrücke müssen bei allen Vertauschungen der Indizes
i, j, h ungeändert bleiben. Da die rechte Seite von (43, 43) selbst
in i und j symmetrisch ist, so bleiben die beiden Gleichungen
0, Oj Oh Uk = 0i [i h, kJ (43,44)
III. Anwendungen In Physik und Techmk
und
0,0, OhUk = 0, [J h, k],
von denen aber die letzte wegen 0h [i j, k] = 0h [j i, k] = 0. [j h, kj
eine Folge von (43, 43) und (43, 44) ist. Daher sind die gesuchten
Integrabilitätsbedingungen von (43, 40)
~'! Z J ., 5
Abb. 10
(43,5 2 )
und
(43,53)
Us=u,-,
OX,
(43,5 6)
oq.
Wir differenzieren nach q" so daß
(43,57)
U = U oqp
, p ox,
und daher
(43,5 8 )
§ 43. Elastizitätstheorie I
{ ;r } = glP [s r, lJ
und nach (35, II)
und somit ist tatsächlich das zweite Glied auf der rechten Seite
von (43, 55) gleich der kovarianten Ableitung des kovarianten
Vektors der Verschiebung.
Aus (43,58) folgt durch Vertauschen der Indizes rund s
sofort, daß
OX, OUi
----
oqr oqs bqs
Um das letzte Glied auf der rechten Seite von (43, 55) zu be-
rechnen, erweitern wir es mit
zu
OU, OU, OU, OXj oqZJ oU k
oqr oq. = oqr oqp • oXk oq•.
5'
68 III. Anwendungen in PhysIk und Techmk
und erhalten
'0
wofür wir mit Benutzung der Abkürzung '0, = - auch
'oq,
(43,68)
schreiben können.
Da für rechtwinklige kartesische Koordinaten die absoluten
Ableitungen in die gewöhnlichen übergehen, so ist y,s tatsächlich
der Deformationstensor, wie wir behauptet haben.
(43, 68) gibt uns den Deformationstensor, bezogen auf die Aus-
gangslage, also den Körper vor der Deformation, wieder. Man
kann nun daran interessiert sein, den Deformationstensor bezogen
auf den deformierten Zustand auszudrücken. Dabei ist zu be-
achten, daß bei der Deformation wohl jeder Punkt des Körpers
die Koordmaten qs beibehält, die Koordinaten des Verschiebungs-
vektors jedoch verschieden sind je nachdem, ob wir sie auf den
undeformierten oder den deformierten Körper beziehen. Im ersten
Fall wird der Verschiebungsvektor nach (33,06) und (33,07) in
den Dreibeinen
§ 43- Elastizitätstheone I 69
p aXt
i·= - - und
t aq'lJ
dargestellt, 1m zweiten Fall jedoch in den Dreibeinen
~
T
ax, und
, -
- -aq'lJ
-
(43, 69)
und
aufweist. Gehen wir zurück zu Formel (43, 49) und setzen jetzt für
I Yrs=~[bsUr+brUs-brU'lJb8U'lJJ
als Darstellung des Deformationstensors bezogen auf den defor-
mierten Zustand erhalten.
70 III. Anwendungen in PhYSIk und Techmk
Aufgabe
Man berechne den Deformahonstensor emer ebenen Kreisscheibe, bei
deren Deformation alle Radien im Verhältnis 01:: I gedehnt wurden.
§ 44. Elastizitätstheorie 11
1. Der Spannungstensor. Wir wenden uns dem Zusammenhang
zwischen der Deformation und den Kräften zu. Denken wir uns
aus einem im Gleichgewicht befindlichen deformierten Körper
einen Teilkörper herausgeschnitten, so wird das Gleichgewicht
gestört. Wir können es wieder herstellen, wenn wir an jedem der
beiden Teilkörper Ersatzkräfte anbringen, die den von dem anderen
Teil ausgehenden Kräften entsprechen. Ist dl. ein Flächen-
element eines Teilkörpers .R, so wird an ihm eine Kraft dF. an-
greifen. Wir nennen
gilt, daß also der Spannungstensor (1., unabhängig von der Stellung
des betrachteten Flächenelements den Spannungszustand im
betrachteten Punkt eindeutig kennzeichnet. Um diesen für die
Elastizitätstheorie fundamentalen Satz zu beweisen, stellen wir
§ 44. ElastIzitätstheorie II
oder
J +J
R
gi dV
Il'
Pi df = o.
lim AI
A->-o
Jg, dV + lim AI
A->-o
Jp, df = 0
auch
lim AI JPi df = 0,
A->-o
von seinen Seitenflächen sind die ersten drei nach Stellung und
Inhalt
4 ~
während für die vierte Fläche dl. aus dem Verschwinden von y df,
4 1 2 3 I 4
dl. = - dli - dli - dli = - -
2
a2 ci,7c (ß 1y7c + y,lX7c + IXj ß7c) = a2 rp.
oder
jgidV + jCfi/dl, = 0
!\ ß'
oder, wenn wir auf das zweite Integral den Gaußsehen Satz an-
wenden,
jgi dV +j O,Cfij dV = 0,
!\ !\
j'e"k (]kt 0t y, dV = o.
st
Wegen x, = y, + q, ist i\ y, = b t, und
Je"k (]k, dV = o.
Auch diese Gleichung muß für jeden Körper gelten; daher ist
wobei .Ä., fl und 'V Invarianten sind. Wegen der Symmetrie von
oder D,j folgt noch A"kl = Aij!k = A"kl' d. h. fl = v, so daß
(fij
oder
über. (44, 13) stellt das Hookesche Gesetz tür den isotropen Kdrper
dar. Man nennt fl und A die Lameschen Konstanten. (44, 13) läßt
sich leicht umkehren; die Verjüngung gibt
a" = (2 fI + 3 A) D"
und daher
I I A
D = - t) ad - - ACJ" a PP'
2fl 2fl2fl+3
Man nennt
!t ' = __~ und A' = A_
_1_ ___
2fl 2fl2fl+3 A
die Elastizitätskonstanten .
Die Eigenrichtungen X j des Spannungstensors werden als
Hauptspannungsrichtungen bezeichnet. Sie folgen aus
(a' j - k CJ'J) X = o.
j (44, 15)
Wegen (44,13) wird daraus
(D 1-1 -
k - A D pp
2f1
~
Ud
) XJ = 0,
oder
(44,16)
E = fl (2 fl +
3 A)
fl+ A
nennt man die Poissonsche Konstante; sie ist das Verhältnis von
Querkontraktion zur linearen Dehnung. (44,16) nimmt eine
besonders einfache Form an, wenn ei mit einer der Hauptachsen
des Deformationstensors zusammenfällt. Dann ist nämlich
+ G33)·
I V
Dn =E Gn - E (G22
I (J" = - P~ir I
Das Verhältnis von Druck und Volumsdilatation wird als Kom-
pressionsmodul k bezeichnet. Es ist
k_ P_ P _ I (Jd
- - ;: - - D 7J7J - 3D 7J7J
oder
Ik=A+f#1 (44,2I)
I k-~' E
- 3 I-2'V' I
Positiver Druck bewirkt eine Verkleinerung des Volumens, so-
lange 'V < i ist. Ein Überschreiten dieser Grenze ist unmöglich,
da dann der Vorgang instabil würde. Die Werte von l' für die
meisten Materialien liegen bei 'V = 0,3.
Ein weiterer Sonderfall ist der der reinen Schubbeanspruchung .
Er ist dadurch gekennzeichnet, daß nur eine Formänderung, aber
keine Volumsdilatation eintritt, daß also D" = 0 ist. Dann
verschwindet nach (44, I3) auch (J", Ein solcher Fall liegt z. B.
vor, wenn D", auf die Hauptachsen von Dt) und (J" bezogen,
die Form
D I) = (~D:2
o 0 -
: )
D 22
hat. Es gIbt dann Richtungen e" in denen die Dehnung D" e, eJ
verschwindet. Für sie gilt
D 22 e2 e2 - D 22 e3 e3 = 0
§ 44. Elastizitätstheorie II 79
oder
oder
e2 = ± ea ; (44,23)
e1 kann dabei beliebig sein, also auch verschwinden. Dann ist
e2 = ± ea = cos 45 =
o
V2'
I
(44, 24)
1
ei =
(
0, V2'
I
V2I )
die Spannung
1= 1e, = (IV2
P. (1" 0, (122' - V2I) (122 • Abb II
Diese Spannung fällt in die Fläche von dl. und stellt eine reine
Schubspannung dar. Für den Betrag von p, ergibt sich 1" = 1(1221.
Man nennt ihn die Schubspannung. Wir berechnen die Schiebung
nach (43, I9) und finden wegen der verschwindenden Dehnungen
1 2
Y= 2 D,j e, e,
1 2
als Winkeländerung der beiden Richtungen ei und e,
(122 1"
Y=-=-'
f1 f1
Das Verhältnis der Schubspannung zur Winkeländerung f{J =Y
wird in Analogie zu (44, I7) als Schubmodul
1"
G=-=ft
Y
bezeichnet; er stimmt mit der ersten Lameschen Konstante
überein. Aus (44, I9) ergibt sich der Zusammenhang
80 III. Anwendungen m PhysIk und Techmk
G=- E
2 (I + v)
Wir haben jetzt die Zusammenhänge zwischen den Lameschen
Konstanten und den verschiedenen technischen Konstanten, die
zur Beschreibung der elastischen Eigenschaften des isotropen
Körpers dienen, hergestellt. Wir wollen jetzt wieder zur Aufgabe
der Bestimmung des Spannungstensors für den Fall des Gleich-
gewichtes zurückkehren. Aus (44,07) folgt wegen (44,13)
g. + 2 fl OJ D'J + A fJ' J OJ D pp = 0
oder, wenn wir den Deformationstensor gemäß (43, 33) und
(43,08) durch den Verschiebungsvektor u. ausdrücken,
(44,28)
Diese Differentialgleichung bestimmt den Verschiebungsvektor
im Inneren des elastischen Körpers, wenn sein Verhalten an der
Oberfläche durch geeignete Randbedingungen festgelegt ist. Aus
dem Feld des Verschiebungsvektors kann man dann sowohl das
Feld des Deformationstensors als auch das des Spannungstensors
herleiten.
Die Randbedingungen können sich entweder auf die Ver-
schiebungen oder auf die Spannungen an der Oberfläche beziehen,
oder es können teils die Verschiebungen, teils die Spannungen
vorgeschrieben sein, in welchem Fall man dann von gemischten
Randbedingungen spricht. Die Bestimmung des Verschiebungs-
feldes ist eine Randwertaufgabe, ähnlich den Randwertaufgaben
der Potentialtheorie.
M = f
.1\
g, fJU, dV + f
1Y
a'J fJUi dfJ; (44, 29)
M = I
.1\
(g, + OJ a,,) fJU, dV +Ja" OJ fJU, dV .
ft
§ 44. Elastizitätstheorie II Sr
Das erste Integral rechts verschwindet wegen (44, 07). Wird die
Änderung ou, durch einen von x, unabhängigen Parameter, z. B.
durch die Zeit t bewirkt, so ist
ou = ou, Ot
, ot
und
1
damit wird
oA = a" 00, u, dV .
.R
Wegen der Symmetrie von ai, gilt auch
DA = 1
.R
a" 00, u, dV .
DA = 1
ft
a" oD" dV
DA = 1(2
ft
fl Dij + }.. 0i' D pp ) oD,j dV.
und
so daß
DA = 1ffl
ft
0 (D'J D,,) + ~ 0 D;l] dV
Duschek-Hochramer, Tensorrechnung III, 2. AufI. 6
111. Anwendungen III PhysIk und Techmk
M = Ö f
ft
(flDd D " + ~ D';)dV. (44,34)
Die rechte Seite ist also ein vollständiges Differential und daher gilt
A = f
ft
(flDoDo + ~ D~)dV. (44,35)
Ersetzen wir hier nach (44, 13) einen der Faktoren durch
I Ä
D" = -a., - - {)ij D pp ,
2 fl 2 !t
so folgt weiter
A = 2I f
ft
(D" a,) - Ä D pp Ö" D" + Ä D pp)
2 dV
oder schließlich
A = ~ f
ft
D"a"dV.
Der Ausdruck D" a" ist eine simultane Invariante der beiden
Tensoren D" und (J" analog dem inneren Produkt zweier Vektoren.
Man nennt
das elastische Potential. Mit Hilfe von (44, 13) bzw. (44, 14) läßt
es sich als Funktion des Deformationstensors oder des Spannungs-
tensors allein darstellen.
Die Bezeichnung "elastisches Potential" stammt davon, daß
oll
-,,-= Du
ua"
und
oll
oD = a" (44, 39)
ist. Wir bemerken noch,
"
daß ein
elastisches Potential nur dann
existiert, wenn fl und Ä konstant sind, denn nur dann ist (44, 34)
§ 44. Elastizitätstheorie 11
der Masse mit der Dichte e hinzu, die sich bei einer Veränderung
der Verschiebung ergibt. An die Stelle von (44,07) tritt dann
oder
oder
b= lR·
Den Unterschied zwischen den beiden Wellenarten erkennen
(44,47)
ot 2 (! ox 2
Bei den Wellen des Rotors der Verschiebung handelt es sich also
um transversale Schwingungen, die Verschiebungen stehen senk-
recht zur Fortpflanzungsrichtung.
Die Geschwindigkeit der Kompressionswellen ist stets größer
als die der transversalen Wellen, denn aus (44,44) und (44,47)
folgt
a2 Ä 2 - 2 'V
-2= 2 + - = .
b fl 1 - 2 'V
!OiPdV = !egi dV
oder
(45,08)
übergeht. Bei gegebenem g. und bei bekannter Abhängigkeit der
Dichte vom Druck und eventuell von weiteren Parametern IX, •••
(wie z. B. der Temperatur)
e = e (P, IX, ••• ) (45,09)
erhält man aus (45,08) die das Druckfeld bestimmende Dif-
ferentialgleichung.
Aus (45, 08) erkennt man, daß die Volumskraft e g, der Gradient
des Druckes ist. Eine Flüssigkeit kann daher nur ruhen, wenn
die Volumskraft ein Potential besitzt.
Im Schwerefeld 1st g. konstant. Wenn dIe Flüssigkeit mkompresslbel
e
1st, so ist = konst. und es folgt aus (45, 08) sofort
P= e g, x,.
Die NIveauflachen P = konst. des Druckes stehen senkrecht zur Schwer-
kraft. Der Auftneb, den ein eingetauchter Körper ~ mit der Oberfläche (J
88 111. Anwendungen In Physik und Techmk
erleidet, ergibt sich als der Druck, der auf lY von der Flusslgkelt ausgeubt
wird, mit
- ~ pd!, = - fO.pdV = - feg,dV = - g,M,
\j 5\ 5\
wenn
M= f e dV
5\
die vom Körper verdrängte FlusslgkeItsmenge ISt. Ist e mcht konstant,
dann gilt Im Schwerefeld
I
-O,p=g,.
e
Integneren Wir langs eIner LInie vom Punkt;. zum Punkt;., so erhalten wir
s. = s.(t)
beschrieben wird. Die Geschwindigkeit des Teilchens ist dann
durch
ds,
v'=Te (45, II)
bestimmt usw. Für jedes Teilchen der Flüssigkeit ergibt sich eine
Bahnlinie (45, 10), wie man bei den Flüssigkeiten meist statt
Bahnkurve sagt. Um die einzelnen Teilchen zu unterscheiden,
kann man sie nach ihren Koordinaten a, = s, (0) zur Zeit t = 0
benennen und diese Koordinaten als Parameter in (45, 10) ein-
führen. Die Gesamtheit der Bahnlinien ist dann durch
(45,12)
mit
a, = s, (0, al'J)'
beschrieben. Die Geschwindigkeit des Teilchens wird
os.)
(Te
v, = a, = konst.
ds.
Te = v, ( )
sl'J' t (45,16)
Krümmung und Windung der Linien sind also nicht gleich. Sie
werden aber gleich, wenn das letzte Glied auf der rechten Seite
von (45,20) wegfällt, d. h. wenn das Geschwindigkeitsfeld nicht
von der Zeit abhängt. Man nennt solche Strömungen stationär.
Aus (45, 16) und (45, 17) folgt, daß bei stationären Strömungen
die Stromlinien mit den Bahnlinien zusammenfallen.
Der in (45, 19) und (45, 20) erkennbare Unterschied zwischen
dem Gradienten einer Größe im Strömungsfeld und der Änderungs-
geschwindigkeit der gleichen Größe bei Mitbewegung mit der
Flüssigkeitsströmung tritt bei jeder Größe in einem Strömungs-
feld auf. Man spricht bei der Änderung einer Größe infolge der
Mitnahme durch die Strömung oft auch vom substantiellen oder
konvektiven Differentialquotienten und verwendet manchmal auch
ein besonderes Zeichen dafür.
§ 45. Mechamk der Flüssigkeiten I 9I
dA
dt
= ~
ot+'
° A dx,dt
oder
dA
Tt=A +v,o,A.
(45,2I) gilt auch für jede Koordinate eines Tensors und daher
besonders für die Geschwindigkeit selbst. Die Beschleunigung
eines Flüssigkeitsteilchens ist die Änderung der Geschwindigkeit
des Teilchens in der Zeit auf seiner Bahn, also der substantielle
Differentialquotient der Geschwindigkeit. Sie ist daher
cd-
dv·
= v, + vi 0, V,.
Der zweite Ausdruck auf der rechten Seite läßt eine Umformung
zu, auf die wir später zurückgreifen werden. Es ist nämlich
V, 0, V, = vi 0, Vi - Vi 0, Vi + V, 0, Vi =
und zwar gibt (45, 24) den Überschuß der nach außen strömenden
Flüssigkeit über die einströmende an, wenn wir wie üblich dj.
nach außen orientieren. Diese abfließende Menge kann nur durch
eine Abnahme der Dichte e kompensiert werden. Daher ist
Jo,(e
'B
v,) dV = - J~;
'B
dV.
oe + o,(e v,) =
Tl o.
J J
!ll
(to dV =
!ll
(to da 1 da2 daa
gegeben. Der Bereich bewegt sich mit der Flüssigkeit mit und sei
nach der Zeit t in den Bereich !B' übergegangen. Ein Teilchen,
das sich im Punkt a, befand, ist jetzt nach (45, 12) in den Punkt s,
gelangt. Die Flüssigkeitsmenge ist jetzt
\8'
J J
(t dV =
\8'
(t dS I dS2 dsa·
J
für die Transformation eines dreifachen Integrals ist somit
•
\8
f (to
dV =
\8
o(SI' S2' sa) da da da
(t o(a a a) 1 2 3
l' 2' 3
und daher
0(S1' S2' S3)
(to = (t
o(a v a2, a3)
die Kontinuitätsgleichung in der Lagrangeschen Form.
r= ~V,dX,
definiert ist. Ihr Verschwinden auf jedem geschlossenen Weg,
der sich innerhalb des Feldbereiches stetig auf einen Punkt zu-
sammenziehen läßt, läßt die Strömung als Potentialströmung er-
kennen.
Wir haben die Zirkulation in § 25 bereits benutzt, um nachzu-
weisen, daß die Drehbewegung eines starren Körpers nicht wirbel-
frei ist. Das gleiche gilt auch für eine Strömung, deren Ge-
schwindigkeitsverteilung um eine Achse e, dem Gesetz
Yi
V, = ay-
2
y,
u, = a 2y dt.
§ 45. Mechamk der Flussigkelten I 95
ds, d
du, = v, dt = Tl t.
fe (O~' +
~
v, 0, Vi) dV =
~
fe gi dV + ~ Go dj,
ff
(46, 01)
a' = Ti = Tl + 1k l
bv' dv' Ii }
v k Vi
das letzte Glied auf der rechten Seite von (46,04) verschwindet,
denn
oder
oder
Das ist die allgemeine Form des von NEWTON stammenden An-
satzes, wonach die Tangentialspannung längs einer Fläche in
einer strömenden Flüssigkeit proportional dem Geschwindigkeits-
gradienten senkrecht zur Fläche ist. Man erkennt dies, wenn man
(46,08) auf den einfachen Fall anwendet, daß eine Flüssigkeit
parallel zur 1,3-Ebene mit einer Geschwindigkeit strömt, die dem
Abstand von dieser Ebene proportional ist (Abb. 13). Man kann
eine solche, sogenannte Cm/ette-Strömung mit guter Näherung im
Ringspalt zwischen zwei koaxialen Zylindern realisieren, die mit
verschiedener Geschwindigkeit rotieren. Ist
2 v, = (Cl. x2 0 0), (46,09)
0n
so gilt
a",~
Cl.
-
0 (46, 10)
! 0
Abb. 13 Xach (45,35) ist
D" G~ ~
und damit wird wegen 1J 1>1> = 0
IJI) =
- p
( fl Cl.
o
-
,UCl.
0
P
-p
: ).
Man erhält also nur eine Tangentialspannung parallel zur Ge-
schwindigkeit, die proportional zu 02 vl ist. Man nennt den
Proportionalitätsfaktor fl die Zähigkeit der Flüssigkeit. Der
Newtonsche Ansatz gibt uns nur Aufschluß über den Faktor jI,
den man z. B. bei der Messung in einer Couette-Strömung be-
stimmen kann. Der Faktor A bleibt dabei unbestimmt. Man ist
§ 46. Mechanik der Flüssigkeiten II (Hydrodynamik) 99
1
p= -Ja;z
sein. Wegen
muß dann
2
A=--fl
3
gesetzt werden 1.
Führt man in (46, 08) mit Hilfe von (45, 34) den Gradienten
der Geschwindigkeit ein und benutzt (46,12), so gelangt man zu
2
a" = - p ~i' - - fl ~.i Op Vp + fl (Oi V,
3
+ Oi v,) (46, 13)
und
oder
1 Daß man durch eine bloße Festsetzung uber Ä verfugt, Ist sicher nicht
befnedlgend. Es scheillt aber, daß kein hinreichender anderer Grund fur
diesen Zusammenhang zwischen Ä und p, vorliegt, da man bei der Fest-
legung (46,12) noch zu keillem Widerspruch gekommen ist. Eille Druck-
messung in einer strömenden Flilsslgkeit liefert natürlich nur die Werte
von l1u ' I1SB und 1133 , die beim Aufhoren der Bewegung unabhängig von Ä
in den statischen Druck p übergehen.
roo III Anwendungen m Physlk und Techmk
e
Es kann aber auch die Strömung einer zähen Flüssigkeit
wirbelfrei sein. Um die für diesen Fall gültige Form der Navier-
Stokesschen Gleichung zu erhalten, formen wir die rechte Seite
von (46, I4) um, und erhalten zunächst
e (v, + V 3 03 v,) = eg, - 0, p + !t 0, (03 V, - 0, V 3) +
+ J.!l 0, 03 v J ;
3
wegen der Symmetne des Geschwindigkeitsgradienten yer-
schwindet der dritte Ausdruck auf der rechten Seite, '>0 daß für
die wirbelfreie Strömung einer zähen Flüssigkeit
4
.
V, + V, 03 V, = fi, - I
- 0, p + -- 0,0, v,
1ft
e 3 e
bleibt.
§ 46. Mechamk der Flüssigkeiten II (Hydrodynamlk) 101
J J~
~ ~ ~
= g.dx, - aipdx,.
~ ~
102 III. Anwendungen in PhysIk und Techmk
J~ Oi Pdx, = J d: = P.
Man nennt P das Druckpotential. Wir nehmen noch an, daß die
Massenkraft ein Potential U besitzt, d. h. daß gi = - 0, U und
folglich
J gidxi= - U
J + ~J
<t
V, dx,
<t
d(Vk Vk) = - J J
<t
dU -
<t
dP
oder schließlich
J
<t
Vi dXi + Vk;k + P + U = konst. (46, 22)
I~v' + p + U ~ kon't·1
Sie gilt in einer wirbelfreien und reibungslosen Flüssigkeit wie
auch in einer wirbelfreien, zähen und inkompressiblen Flüssigkeit
§ 46. Mechanik der Flüssigkeiten II (Hydrodynamlk) 103
Vi =- 0i (; v 2 + P + u)
schreiben. Bildet man auf beiden Seiten den Rotor, so erhält man
c"k 01 Vk =- ciik 0; 0k (~ v + P + u) .
2
Die rechte Seite verschwindet und da man auf der linken Seite
die Reihenfolge der Differentiationen vertauschen kann, folgt
den man die Wirbelung oder die Drehung der Strömung nennt.
Die q, bilden ein Vektorfeld, dessen Feldlinien als Wirbellinien
bezeichnet werden. Wegen
8, q, = 0 (46, 29)
können diese Wirbellinien im Endlichen nirgends enden, sie müssen
geschlossen sein oder ins Unendliche verlaufen.
Die Zirkulation über jede geschlossene Linie 1st von Null
verschieden. Wir suchen die Änderung der Zirkulation längs einer
geschlossenen Linie, die sich mit der Flüssigkeit mitbewegt, so
daß sie also immer aus denselben Flüssigkeitsteilchen besteht.
Deckt sich die geschlossene Linie zu irgendeiner Zeit mit der
Linie (!; und nach einer weiteren Zeit & mit der Linie (!;, so ist ein
Punkt S, von (!; dabei in den Punkt
S, = S, + v, öt (46,30)
übergegangen. An dieser Stelle herrscht die Geschwindigkeit
-
V, = V. + Tl
dVi -"
ut.
Die Zirkulation
T= ~V,dX'
ändert sich in die Zirkulation
T= ~ vidx,.
<r.
Dem Linienelement dx, auf der Kurve (!; entspricht dann das
Linienelement
dx, = dx. + 81J v, dX1J bt
auf (!;. Wir erhalten daher
= ~
~
[
v, d +
dx, VTi
, dx, bt -dt 81J v, dX1J. (-"ut )21.
+ v, 81J t', dX1J ut-" + dt',
(l:
§ 46. Mechamk der Flusslgkelten 11 (Hydrodynamlk) 10 5
oder
dT = lim T- ~,
dt 6t~O bt
so verschwindet auch der letzte Ausdruck auf der rechten Seite
von (46, 33) und es bleibt
dT = ~ dv, d
dt ~ dt X,.
G:
Hat die Massenkraft ein Potential U, dann ist nach
J dV i
-dx
dt '
=- U-p
gilt. Wir nehmen dabei noch an, daß im ganzen Bereich ~ die
Größen A" B, und A mindestens zweimal stetig differenzierbare
Funktionen der x, sind und außerdem, daß in ~ überall A -=1= 0
ist; dann ist in ~ überall entweder A > 0 oder A < 0. Solche
Doppeljelder treten in den physikalischen Anwendungen häufig
auf; typische Beispiele sind: Das elektrostatische Feld mit der
elektrischen Feldstärke, der elektrischen Verschiebung und der
Dielektrizitätskonstanten als Feldfaktor ; das magnetostatische
Feld mit der magnetischen Induktion, der magnetischen Feld-
stärke und der Permeabilität; das elektrische Strömungsfeld mit
der elektrischen Feldstärke, der Stromdichte und dem spezifischen
Widerstand sowie schließlich das thermische Feld mit der Wärme-
stromdichte, dem Temperaturgradienten und der Wärmeleit-
fähigkeit. Daneben gibt es auch noch andere Fälle, wo an Stelle
des Feldfaktors ein Tensor zweiter Stufe tritt, so daß B. = Al] A J
ist und solche Fälle, wo drei und mehr Feldgrößen miteinander
verknüpft sind. Wir wollen hier aber unsere Betrachtungen
auf die durch (47,03) charakterisierten einfachsten Doppelfelder
beschränken.
§ 47. Vektorielle Doppelfelder I I07
Es sind noch andere Fälle denkbar, nämlIch daß dIe WIrbel oder
Quellen beider Felder vorgeschrieben sind oder daß Wirbel und
Quellen von nur einem der beiden Felder gegeben sind; diese
Fälle sind aber entweder physikalisch ohne Bedeutung oder sie
lassen sich leicht auf den Fall des einfachen Vektorfeldes zurück-
führen.
Aus (47, 03) folgt für den Rotor des B-Feldes
ß, = El}k 0) Bk = AE uk 0J A k + A'cEuk 0J A,
bezeIchnen WIr mit
A,= 0,1.
den GradIenten des Feldfaktors, so wird
ß, = AIX, +
A",. E'JkA)
1°, (A 0, U) = I 0 (47,09)
oder ausführlich
setzen wir
(/) = A U und lJf = U,
so daß
~A U 0, Udl.=
J J
ß'
= [A U 0, 0; U + Oi (A U) 0, UJ dV = 0, (A U 0, U) dV
~ ~
oder
~
J AAiA,dV = o.
~ A U Aid/i + ~ A U Aid/.
~ ~
= f
~
AAiAidV. (47,14)
U -R
-~~~ > 0,
R' n __
n .=0 •
darstellen läßt. Dabei sind die a. unabhängig von R, hängen
aber von der Richtung der Geraden ab. Es ist dann
dU = __
1 _ ~a.(n+v).
(47,16)
dR Rn+! ~ R'
Wir nehmen ferner an, daß sich der Feldfaktor ebenfalls durch
eine Potenzreihe
1 _ _ _1- ~ _bI'
11. ~ (47,17)
Rm l'=oRI'
darstellen läßt. Drücken wir noch das Flächenelement auf der
Kugel .R durch den Radius und durch das Differential dw des
f ~~ ~
Raumwinkels waus, so finden wir schließlich
,r.,
':}/
A U A d/
"
= _ 1
R2n-l+m ~ RI' ~ R" ~
a" ~ a.(n + v) d .
R' w
~
oder
1-m
n>-- (47, 18)
2
ist. Wir zeigen noch, daß (47, 18) immer erfüllt ist, selbst wenn m
negativ sein sollte. Wenden wir den Gaußschen Satz auf den
Bereich ~ zwischen \Y und der Kugel .R an, so folgt
112 III. Anwendungen m PhysIk und Techmk
~J..o, Udl, =
ö:ft
=
ff
~ J.. Oi U dl; + ~ J.. 0, [T dl, =
ft
I
'B
O,(J.. 0, U) dV = 0,
denn in ~ gilt (47,09). Das Integral über 3' liefert einen endlichen
Wert K und daher ist
~_I_j' ~ ~ ~av(n+ v) d = K
Rn+m-I ~ R" ~ RV OJ •
1l>I-m (47,22)
1st, so daß (47, 18) für alle m < I erfüllt ist. m beeinflußt aber die
Größenordnung (des Verschwindens) von U im Unendlichen.
Wenn J.. bei wachsender Entfernung zunimmt, so wird dies durch
eme stärkere Abnahme von U ausgeglichen. Wenn nun (47,18)
auf alle Fälle gilt, dann verschwindet die linke Seite von (47, 14)
bei zunehmendem Radius der Kugel.R und (47, 14) geht in (47, 13)
über, womit also gezeigt ist, daß es kein unendlich ausgedehntes
wirbel- und quellenfreies Doppelfeld gibt. Wenn Doppelfelder in
gewissen Bereichen wirbel- und quellenfrei sind, dann müssen
außerhalb dieser Bereiche Quellen des B-Feldes oder Wirbel
des A-Feldes vorhanden sein. Wenn das A-Feld im ganzen un-
endlichen Raum wirbelfrei ist, dann mussen außerhalb des wirbel-
und quellenfreien Bereiches immer Quellen des B-Feldes vor-
handen sein, obwohl man nach (47, 06) vermuten könnte, daß auch
bei verschwindenden Quellen des B-Feldes felderzeugende
A-Quellen allein vorhanden sein könnten. Mit anderen Worten
§ 47. Vektorielle Doppelfelder I II3
und am Rand
CiV, = o.
Dann verschwindet das Doppelfeld C" D, nach dem oben Gezeigten
und damit sind die Doppelfelder A" Bi und Ai' Bi identisch.
Der Beweis verläuft analog, wenn bei verschwindendem 0(, oder b
am Rand die Werte von U oder des Vektorpotentials Z, von B,
vorgeschrieben sind.
AA
I Fur b = 0 folgt aus (47,06) a = - - '-'. Man könnte daher ver-
;.
muten, daß ;. cF 0 und A, cF 0 ausreIchen, um em Feld hervorzubnngen,
ohne daß B-Quellen und A-Wlrbel vorhanden smd. Es wurde dann ge-
nugen, m den unendhchen ladungsfreIen Raum eme Matene mit e cF I zu
brmgen, um em elektnsches Feld zu erhalten, was naturhch nicht zutnfft.
Noch deutlicher Ist VIelleIcht der Fall des Warmefeldes: DIe EXIstenz von
Stoffen verschIedener WarmeleItfahlgkeIt ergIbt noch kein Temperaturfeld.
Duschek-Hochramer, Tensorrechnung III, 2 Aufl 8
111. Anwendungen In PhysIk und Techmk
~A oigd!i = 4n (47,26)
ß'
wird. Durch (47,24)' (47,26) und die Randbedingung im Un-
endlichen ist g(P" x,) eindeutig bestimmt.
§ 47. Vektorielle Doppelfelder I
(47,27)
Wir denken uns nun eine Funktion U gegeben, für die (47, 09) in
allen Punkten des Bereiches gilt. Wir wählen einen Punkt p,
und umgeben ihn mit einer geschlossenen Fläche ~' und diese
wieder mit einer größeren geschlossenen Fläche~. Auf den durch
~' und ~ begrenzten Bereich ~ wenden wir nun (47, 27) an, indem
wir Q> = U und P = g setzen. Wir erhalten mit Rücksicht auf
die Orientierung der Normalen
- rf) .1(U Gi g -
~
g 0i U) dji + J~.1(U Gi g - g Gi U) dji =
= J
~
[U 0,(.1 0, g) - g 0,(.1 G; U)] dV. (47,28)
I Als dntte Greensche Formel wIrd oft auch die Relation (28, 09)
bezeichnet.
8*
116 IU. Anwendungen m PhysIk und Techmk
~ J...U 0, g dl, -
;Y
P
0"
J... g 0, U dl, = rh
1
J...(U 0, g - g 0, U) dl,· (47, 29)
lim
1\"-+0
J
1\"
J... g dl, = o.
471: U(P,) = P
0'
J... (U 0, g - g 0, U) dl,·
Wir wählen nun eine beschränkte Funktion H(P" x,) so, daß sie
im ganzen Bereich die Bedingung (47,09) erfüllt und daß auf (3'
entweder H + g oder der Gradient davon verschwindet, je nach-
dem, ob dort das Potential oder die Normalprojektion von A,
gegeben sind. Es ist dann nach (47, 27)
P
lY
J...(U o,H -H 0, U) dl, = J [U o,(J...o,H) -H o,(J...o,U)]dV =0
471: U(P,) = P
lY
J... U o,(H + g) dl, = P
1\'
J... U o,Gdl" (47,3 2 )
J
1)', + 1)',+ I)'
Ebenso ist
und damit
G(P., q.) = G(q., P.)·
Selbstverständlich gilt ebenso
g(p., qi) = g(q., Pi)·
Um eme Anwendung von (47, 32} zu zeIgen,
behandeln wIr das emfache BeIspIel emes em-
dImensIOnalen Feldes mIt veranderlIchem Feld-
1 .Z' faktor A. ZWIschen zweI unendlIch ausge-
o dehnten ebenen Platten Im .-\bstand I andere
Abb. 14 sIch A nach dem Gesetz
an. Fur G gilt (47, 09); wenn wIr nur dIe Abhanglgkelt von x beruck-
sichtIgen, folgt
d 2G dG dln).
-+---=0.
dx 2 dx dx
dG
WIr setzen - = Y, so daß
dx
dY dlnA
._+ Y--- = 0
dx dx
§ 47. Vektorielle Doppelfelder I II9
oder
I(
y=-
A.
wird. Daraus folgt
G = K J
(I
dx
+ X)2 = - 1
K
+ X + C.
Wir erhalten zwei verschiedene Darstellungen für G, namlich GI fur
o ~ x ~ p und G2 fur p ~ x ~ I, die aber zusammen die Greensche
Funktion der Anordnung bilden. Aus den Randbedmgungen folgt fur das
erste Intervall
x =0, G=o,
x = I, G =0,
daher ist
GI = - K I (_I - I)
I+X
und
und
sem muß. Es stehen uns zwei Gleichungen fur 1<t und 1<2 zur Verfugung
Wir fmden daraus
p- I 4P
1<=2--- und 1<2 = ----
1 I P+ P+1
und somit für die Teile der Greenschen FunktIOn
, x p- 1 p X-I
G1 = 2----- und G2 = 2 ------.
1-r- X P+1 1+PX+1
\"1IC zu erwarten, Ist die gesamte Greenschc FunktIOn symmetnsch 111 P
und x, wobei Im vorliegenden Fall GI und G 2 mJte1l1ander vertauscht werden
Abb. 15 zeigt dIe Potenhalver-
teilung fur dIe Falle p = 1/4, P = 1/2
und P = 3/ 4,
1 -
L-~~-L~-c.~,sr-L-~-L-L~,--ß
Xach (47, 36) konnen WIr Jetzt dIe Potenhalverteilung fur die Rand-
bedmgungen x = 0, U = 0 und x = 1, U = 1 berechnen. Es bleibt nur
der letzte Ausdruck von (47,36), der wegen (47,41) 111
4P 1 4P
2 U(P) = 4--- =--
P+14 P+I
ubergeht. Es ergibt SIch die 111 Abb 16 dargestellte Verteilung. Fur da~
A-Feld gIlt
dG- 2
A = - = -----.--
dp (P I- 1)2
und fur das B-Feld n = 2.
§ 47. Vektonelle Doppelfelder I 121
Naturlich laßt siCh das behandelte Feld dIrekt viel emfacher berechnen.
B
Da das B-Feld quellenfrei 1St. muß B = konst. sem, A
und =-
1 Ä
f A dx = U = 1. Man kann auch von der auch fur U geltenden Losung
o
(47,39) von (47,09) ausgehen und dIe Konstante aus den Randbedmgungen
gewmnen. Uns war es hier nur darum zu tun, m emem emfachen, leIcht
uberbhckbaren Fall dIe Anwendung der Greenschen FunktIOn zu zeIgen.
U(Pk) = 4n ~ J
11',+11',
. =
A(Xk) U(Xk)O. G(Pk' Xk) df,
- ~JA lr oiGdf. + 4n
4n
~JA Uo,Gdf,·
11', 11'.
122 III. Anwendungen m Physik und Techmk
Ü= - -
9 rJ' AÜ a, G dl, + -rJ")
<'
AÜ a, G dl,
4:Tl 4:Tl
11', 11'.
und wenn wir yon der vorhergehenden Gleichung subtrahieren
2 1 _
dabei haben wir die PotentIaldifferenz U - U = U gesetzt. Der
Fluß des B-Feldes durch die Fläche 0'2 ist nun
J' B d = Ü
,cp, 4:Tl
J A( ) d
P" ~
cp, ap,
J' A( Xk) aG(Pk'
aX x J
k) dj
J
'
•/ B, dcp, = 4:Tl
Ü J J" dcp, t,(P,J A(X~)
a G(Pk'ax} - dj,
ap, 2 Xk)
Wir erkennen das im Fall A = konst. Aus der mit (47, 26)
getroffenen Festlegung der Ergiebigkeit bei der Berechnung der
Greenschen Funktion ist im allgemeinen
J AiJ,Gdj,=4 TC
J iJ,Gdj, = 4;.
Da bei A = konst. (47,09) in die Laplacegleichung übergeht,
I
ist G bis auf den konstanten Faktor T identisch mit der Green-
schen Funktion des einfachen Vektorfeldes. Bei konstantem A
ändert sich daher die Leitfähigkeit nur mit der ersten Potenz
von A.
Wir zeigen die Anwendung von (47, 49) m dem oben behandelten Fall
des emdimensionalen Feldes. Da alle Großen auf den zur x-Richtung
senkrechten Flächen konstant sind und die Große der Flachen gleiCh der
Emheit ist, verbleibt
r iJ2G (P, x)
A = - Ä(P) Ä(x) --~ ,
2 iJpiJx
r r
wobei - an Stelle des Faktors - tntt. Auf der emen Flache ist p = r, auf
2 43l;
der anderen Flache x = 0 zu nehmen. Für den gemischten Differential-
quotienten finden Wir
iJ2G (P, x) 2 2
r 2 2
A =-Ä(r)Ä(o)~~~ =
+ 0)2 +
2
2 (r (r r)2
Zu dem gleichen Ergebrns kommen wir, wenn Wir von B = konst. = 2
ausgehen. Dann ist auch der Fluß gleich 2 und damit auch A.
Das gleiche Verfahren können wir auch für den Sonderfall
des langgestreckten Leiters anwenden. Darunter versteht man
einen längs einer Kurve (l:; angeordneten Bereich, dessen zu (l:;
senkrechter Querschnitt an jeder Stelle klein ist im Vergleich zum
111 Anwendungen m PhysIk und Techlllk
J
A,e'=AQ
und die PotentIaldIfferenz auf einem Stück von der Länge L
und
I
A=-L-· (47,5 0 )
J~
AQ
o
Den reziproken Wert
J:~
L
R= (47, SI)
o
nennt man den Widerstand des Leiters. Für A Q = konst. geht
(47, SI) in das Ohmsche Gesetz
R= ~
AQ
(47,52)
liber.
Es bleibt noch der Fall zu behandeln, bei dem mehrere als
Leiter bezeichnete Körper in den Raum des ansonsten ins Un-
endliche reichenden Feldes eingebettet sind Die n geschlossenen
§ 47. Vektorielle Doppelfelder I I25
U(P,) = -~
4n
J
J
3\ + 5,· . + 5n
I n aG
= - - ~ Uk A-,,-dt,·
4nk=1 uX,
5k
t: U JA aGax, dt,
Für das B-Feld gilt
au I a
B, = A(Pz) ap, = - 4 n A(Pz) apJ k
6k
J m durch lJm (mit dem Flächenelement dfIJ,)
JJ
und für den Fluß
Jm = J
5m
BJdfIJ, = -
~ U/, 4In
f"
5m
dfIJ,
1\'k
A(Pz) A(Xz) ap, ax:-
a2G(Pz, Xz)
dl,
oder
J J
wobei
I a2G(Pz, Xz)
flJmk = - 4n dfIJ, A(Pz) A(Xz) ap, dx, dl, (47,54)
'i'im 'i'ik
ist. (47,54) ist formal identisch mit dem Ausdruck (47,49) für
die Leitfähigkeit oder Kapazität. In (47, 54) ist aber jene Green-
sche Funktion einzusetzen, welche der Bedingung
G=o
auf allen Flächen lJl bis lJn genügt.
Man kann die Koeffizienten flJmk experimentell dadurch be-
stimmen, daß man alle U k gleich Null setzt bis auf U; = I und den
126 III. Anwendungen !TI Physlk und Techmk
zugehörigen Fluß J mJ durch die Fläche lYm mißt. (47, 53) geht
dann in
lno =:: CfJno
über. Nimmt man an, daß nur Um = I und alle anderen Potentiale
yerschwinden, dann erhalten wir
Jmm= Tmm'
Man nennt Tmm die Kapazität des m-ten Leiters und die Tm} für
m 0:/= j die Induktionskoellizienten der Leiter untereinander.
Ist im Inneren der Leiter U = konst., so ist dort A, = B, = o.
An der Oberfläche des Leiters erleidet daher die Normalprojektion
von B, einen Sprung und das bedeutet, daß an der Oberfläche
Flächenquellen der Dichte
(47,55)
vorhanden sind. Dieser Fall tntt im elektrostatischen Feld auf;
man nennt dann w die Ladungsdichte und
J J
5m
wdl =
'i'im
B,dl, (47,56)
die Ladung des Leiters m. Die Kapazität emes Leiters ist dann
diejenige Ladung, die auf ihm vorhanden sein muß, damit er
das Potential U = I hat, während das Potential aller anderen
Leiter verschwindet. Der Induktionskoeffizient der Leiter mund j
ist dann die Ladung, die auf m vorhanden ist, wenn U = I auf J
und U = 0 auf allen anderen Leitern ist. Aus (47,54) folgt noch,
daß
(47,57)
ist.
Wir wenden uns noch einmal dem Fall zu, daß Um = I ist
und die Potentiale auf allen anderen Flächen verschwinden.
Wegen des Verschwindens der Divergenz von B, im Feld muß
jede auf m beginnende Feldlinie entweder auf einem anderen
Leiter oder im Unendlichen enden. Verfolgen wir eine solche
Feldlinie, so muß längs ihr das Potential stetig von I auf 0 ab-
nehmen, also T, 0, U< 0 sein, wenn T, der Tangentenvektor der
Feldlinie ist. Ist nun A positiv, so ist längs jeder Feldlinie B, T, < 0,
daher auch auf lYm und somit ist
§ 48. Vektorielle Doppelfelder II 12 7
f{Jmm< 0,
I 0, (A 0i U) = b·1
(48,04)
Lassen wir wieder /Y' auf den Punkt p, zusammenschrumpfen, so
bleibt
4 n U(P,) = I
'll
g b dV -+ P
3'
A(U 0i g - g Oi U) dl" (48, 05)
128 IH. Anwendungen In Physik und Techmk
aber daraus laßt sich U(P,) nur dann bestimmen, wenn wir auf (J
sowohl U als auch a,u 1', kennen, beispielsweise im Fall des
sich ins Unendliche erstreckenden Feldes, wenn beide Größen
im Unendlichen verschwinden; dann ist
U(P,) = ~JgbdV.
4n
!!l
p
5
I.(U OiH - Ho. U) dl, = J
!!l
[U 0,(1. 0, H) - H 0,(1. Oi U)] dV
J H b dV
!!l
+ P
5
I.(U 0, H - H 0i U) dl, = o. (48,07)
Der Unterschied zwischen (48, 05) und (48, 08) besteht darin,
daß die den Randbedingungen besonders angepaßte Greensche
Funktion G die Kenntnis von jeweils nur einem der Randwerte
erfordert. Aus (48,08) lassen sich in genau gleicher Weise wie
bei den einfachen Vektorfeldern die Formeln für Quellpunkte,
Quellflächen und für Dipolfelder aller Art herleiten.
J
Feld ins Unendliche erstreckt, so gilt
-
U= ~ 4I n b
-ydV.
Wegen (48, 09) gilt für 0 die Poissonsche Gleichung und daher
ist die für den unendlichen Raum geltende Greensche Funktion
I
~ anzuwenden.
r
Das tatsächlich vorhandene Feld A, denkt man sich nun durch
eine Quelldichte a hervorgerufen, die man die "freie" Quelldichte
nennt. Man stellt sich dabei vor, daß durch die Polarisation der
Materie ein Teil der Quelldichte b gebunden wird, so daß nur die
Quelldichte a als wirksam und felderzeugend verbleibt. Für das
Potential U von A, gilt also
denn der Einfluß der Materie ist ja schon durch die Verminderung
von b auf a berücksichtigt. Die Differenz von A, und Ä, nennen
WIr P,; also ist
A, = Ä, + Pr
A, und Ä, sind wirbelfrei, daher ist es auch Pi' Für die Divergenz
"on Pi erhalten wir
0, P, = 0, Ai ~ 0, Ä,.
~un ist
0, B, = o,(AA,) = b
und daher nach (48,09)
o,Ä, = o,(AA,),
so daß
0, P, = 0, A, ~ o,(A A,) = 0, [A,(I ~ A)]
Duschek-Hochramer, Tensorrechnung III, 2. AntI
13° 111. Anwendungen in Physik und Techmk
wird. Daraus folgt, daß die Quellen von Pi nur dort sein können,
wo Ä nicht gleich I ist, d. h. also nur dort, wo Materie vorhanden
ist. Damit ist eine wesentliche Voraussetzung für die Erklärung
der von I abweichenden Werte des Feldfaktors gegeben, daß es
nämlich möglich ist, den Unterschied zwischen den Feldern Ä,
und A, durch nur in der Materie vorhandene Quellenanordnungen
darzustellen. Aus (48, 15) folgt natürlich im allgemeinen nicht, daß
P, mit A, (I - Ä) identisch ist, denn dann müßte Ä, mit Ä A ..
d. h. mit B, übereinstimmen. Im allgemeinen ist das unmöglich,
weil Ä, nach (48,09) wirbelfrei ist, B, jedoch nicht. Nur m
besonderen Anordnungen können die Felder übereinstimmen.
Ist 5 das Potential von P" dann ist
5= _2...J~o
4n r"
P dV
5= -~J~O,[A,(I-Ä)]dV.
4n r
Der Integrand läßt sich umformen. Es ist
daher
(48, 18)
oder nach Anwendung des Gaußschen Satzes auf das zweite
J J
Integral
S - I nA' (Ä -
=- 4 °-
I) , Ir dV + -4n
I -
A,(Ä-
r - df., .
- I)
Das Integral in (48, 16) war über den ganzen unendlichen Raum
zu erstrecken. Setzt man nun voraus, daß sich die Materie, also
das Gebiet Ä =I=- I nicht bis ins Unendliche erstrecken kann, so
wird das Flächenintegral in (48, 19) verschwinden, sobald die
Integrationsfläche alle Materie um faßt und nur mehr im Gebiet
Ä = I verläuft. Das erste Integral in (48, 19) liefert nur BeIträge,
§ 48. Vektorielle Doppelfelder II
S = - -I
41/:
ID1
f A (J. - I) 0 -I dV
t , r ' (48,20)
was mit der Gleichung (28, 32) für das Potential eines mit der
räumlichen Dipol-Dichte A,(J. - I) erfüllten Bereiches überein-
stimmt. Fassen wir die Aussagen von (48,09), (48, II), (48, 12),
(48, 16) und (48, 20) zusammen, so erhalten wir für das Poten-
tial U des A-Feldes
U = -I-
T
41/:
fb
- d V -I- A(J.-1)O.-dV.
r 41/:'
I
, r
f(48,21)
ID1
Diese Gleichung besagt, daß das tatsächlich vorhandene A-Feld
sich zusammensetzt aus dem durch die Quellen b im Fall J. = I
entstandenen Feld und der Überlagerung eines Feldes, das ent-
steht, wenn man den Bereich Wl, für den J. i=- I ist, mit einer
Dipol-Dichte A,(J. - I) ausfüllt. A,(J. - I) heißt die Polarisation
der Materie.
Aus (48, 21) kann man im allgemeinen das Feld nicht be-
rechnen, weil sich die Polarisation erst aus dem zu berechnenden
Feld ergibt.
C"kO;(~ Ck'l'a071Zq)=oc,
oder
13 2 111 Anwendungen m Physik und Techmk
Z, ist weder durch (48, 23) noch durch (48, 25) emdeutig bestimmt.
Es gibt unendlich viele Vektorpotentiale, mit denen das gesuchte
Feld dargestellt werden kann. Fügt man Z, emem wirbelfreien
Vektor D, hinzu, so ist auch Z, +
D, ein Vektorpotential von B,
Aus E'Jk o} D k = 0 folgt analog zu (48, 25)
E13 k 0J (~ ekpq op D q) = 0
oder
0) (~ o,DJ) - 0J (~ OiD,) = o.
0J (~ 0, Di) = 0J (~ OJ D ,) = - 0J U 0, Zi)'
0J (~ 0, z,) = 0
ist, und dieses wollen WIr als das VektorpotentIal von B, schlecht-
hin bezeichnen. Dann gilt
Diese Gleichung ist formal ähnlich mit der Gleichung (48, 03),
nur daß an die Stelle der Skalare U und b nun die Vektoren Z,
und --IX, getreten sind. Nach einem allgemeinen Satz der Tensor-
rechnung (§ 29, S. r64) gelten dann auch die aus (48, 03) her-
geleiteten weiteren Formeln, wenn man In ihnen ebenfalls U und b
durch Z, und - IX, ersetzt. Damit werden zunächst alle Eindeutig-
keit"beweise übertragbar; außerdem gilt entsprechend (48, 08)
'I'J = J oc,dl.
Z,(Pk) = - !L
4n
J gdx,.
0
Bi = - 4I n B.,k op, J
(t,
g(Pm, xn) dXk
MJ 12 =
IY.
B,dj, = - 4~J B'Jkdj, o~;J g(Pm, xn)dx
IY (t,
k·
J
und finden
M 12 = Bidj,=
J J
IY,
Abb 18
=- 4In dPk g(Pm. Xn ) dxk· (48, 33)
(t. (t,
Aus der Symmetrie dieses Ausdruckes folgt, daß genau der gleiche
Fluß die Fläche 3'1 durchsetzt, wenn auf (l:2 das Moment 'YJ = I
wirksam ist, daß also
M 21 = M 12 (48, 34)
auch im Doppelfeld bei beliebiger Verteilung des Feldfaktors gilt.
5. Die Polarisation im quellenfreien Doppelfeld. Wir zeigen
noch, daß sich auch das quellenfreie Doppelfeld auf den Einfluß
einer polarisierten Materie zurückführen läßt. Wäre A = I,
dann wäre durch (48,22) ein quellenfreies Feld Ä,= B, bestimmt.
Die Differenz zwischen diesem Feld B, und dem tatsächlichen
Feld B, bezeichnen wir wieder mit P" so daß
Es ist riun
Der Rotor des Zusatzfeldes ist nur dort von Null verschieden,
wo A:f:. I ist, also nur in der Materie.
Das Vektorpotential S, des Zusatzfeldes ist dann
- eook., Bk (I -~)
A°' ~
r
folgt
S, = - ~fe'ikBk (I -~)
4n'
0· ~dV.
A' r
9.n
Zur Deutung von (48,41) gehen wir vom Vektorpotential eines
Bereiches aus, der von kreisförmigen Wirbellinien erfüllt ist.
Ist 'fJ das Moment eines Wirbelfadens, dann ist das von ihm im
Punkt Pi hervorgerufene Vektorpotential
136 III. Anwendungen III Physik und Techmk
dW, = LJdX'dV
4:11 r
und das vom ganzen Bereich gelieferte Vektorpotential ist
W.=JLdVJdX,.
, 4:11 r
Wendet man auf das Linienintegral den Stokesschen Satz an,
so ergibt sich
~JYdVJB'JkOi!...-dlk'
W, = - 4:11 r
Der Vergleich mit (48,41) zeigt, daß man
setzen kann, d. h. Bk (1 - ;.) kann als das mIt der vom Wirbel-
ring umspannten Fläche multiplizierte spezifische Moment des
Wirbelfadens angesehen werden. Die Materie wirkt also wie ein
mit elementaren Wirbelringen erfüllter Bereich.
Für das Vektorpotential des Feldes B, ergibt SIch aus (48,35)
und (48,41)
Betrachtet man nun die Formeln (48, 21) für das Potential des
wirbelfreien Doppelfeldes und (48,46) für das Vektorpotential
des quellenfreien Doppelfeldes, so könnte man der Meinung sein,
daß durch diese Formeln die Existenz und Eindeutigkeit der
entsprechenden Doppelfelder bereits bewiesen ist. Das trifft aber
keineswegs zu, da beide Formeln in den jeweils zweiten Teilen
der rechten Seite die Existenz und Eindeutigkeit des Feldes bereits
voraussetzen. Man braucht, um dies einzusehen, nur zum Fall
§ 49. Das Warmefeld 137
des Ortes allein; das Feld ist eindeutig durch die Randbedingungen
und durch die ~Verteilung der Quellen von Q" also durch
o,Q,=ß
gegeben. Aus (49,01) und (49,02) folgt dann
- 0,(.1 0, {}) = ß.
Die Verteilung der Wärmequellen wird stets als bekannt ange-
nommen. Die Randbedingungen können in drei Formen gegeben
sein, nämlich
1. die Temperatur am Rand ist vorgeschrieben,
2. die Normalprojektion der Wärmeströmung am Rand ist
gegeben,
3. der Zusammenhang zwischen Temperaturgradient und
Wärmeströmung am Rand ist in der Form
Q, ~', = F({} - {}o)
vorgeschrieben, wobei {} die Temperatur des betrachteten Raumes
am Rand darstellt, während {}o die Temperatur des angrenzenden
Gebietes, die Umgebungstemperatur, 1st. In den meisten Fällen
benutzt man für (49,06) die Newtonsehe Abkühlungsformel, nämlich
Q, ·v, = Cf." ({J - {Jo)
mit einem von {} unabhängigen Faktor rx. Da es sich dabei um
den Wärmeübergang aus dem betrachteten Bereich (Körper) in
die Umgebung handelt, nennt man rx die Wärmeübergangszahl.
Im Falle des quellen freien Wärmefeldes kann man für den
Zusammenhang zwischen der Temperaturdifferenz der Rand-
flächen und der Wärmeströmung den Wärmewiderstand oder seinen
Reziprokwert, die Wärmeleitfähigkeit, benutzen, wie sie durch
(47,49) festgelegt ist. Einen einfachen Ausdruck für den Wärme-
widerstand erhält man für plattenförmige Körper. Darunter ver-
stehen wir Körper mit zwei schwach gekrümmten, im Abstand d
annähernd parallel verlaufenden Begrenzungsflächen von der
Größe F. Jede der beiden Flächen befindet sich auf einer be-
stimmten Temperatur. Ist Al? der Unterschied dieser Tem-
peraturen, dann ist der Warmewiderstand durch den Quotienten
§ 49. Das Warmefeld 139
gegeben, wobei
Llß=Jo ßdx
• ,
= -~Qd
A
o
und daher
I
t t t
af}
Sie geht für Te = 0 in dIe Differentralgleichung (49,05) des
stationären \Värmefeldes über. Jede Lösung von (49, 13) ist eine
Funktion
von Ort und Zeit. Zur eindeutIgen Bestimmung der Lösung ist
außer den räumlichen Randbedingungen noch eine zeitliche
Anfangsbedingung notwendig, die meist als Temperaturverteilung
zur Zeit t = 0, also durch
gegeben wird.
Zum Nachweis, daß (49,15) zusammen mit den Randwerten
von f} für alle Zeiten zur eindeutigen Festlegung des Feldes hin-
reicht, beweisen wir zunächst, daß f} im Sonderfall ß = 0 zu allen
Zeiten verschwindet, wenn im ganzen Raum f}o = 0 ist und die
Randwerte von f} zu allen Zeiten verschwinden. Aus {}o = 0 folgt
(49,16)
und daher ist wegen (49, 13) und ß = 0 im ganzen Raum auch
(aa~)t=()=o. (49,17)
a2f} af})
at2 = ceI a, ( A a, Ti
unter der Voraussetzung, daß c, e und A nicht von der Zeit ab-
hängen. Wegen (49, 17) ist
(aatf},) t=
2
-2
0
=0.
:t.f
~
E dV = :t.f
~
eedV, (49,21)
J OEdV=J
ot e ~dV
ot + J e oe
ot dV .
~ ~ ~
DabeI ist
also ist
E2 = J e ~~ dV - Je Vi 0, e dV.
~ \B
oder
oder (Vi V, = v 2)
Für den letzten Ausdruck rechts finden wir mit Hilfe von (46, 09)
-1
2
J -+
ot0
~
(OV 2 V
J'0 v ) dV
2
ist nach (45, 21) eine Zunahme der kinetischen Energie der
strömenden Flüssigkeit in IB. Der zweite Anteil
Jp °iv,dV
ist eine Änderung der in der Kompression der Flüssigkeit stecken-
den potentiellen Energie, während der dritte Anteil der durch die
innere Reibung infolge der Zähigkeit in Wärme umgesetzte Anteil
ist. Man bezeichnet die Differentialinvariante
IU. Anwendungen m Physik und Techmk
v2
8=-+U
2
zusammensetzt und daß ferner für die innere Energie
Zt=t--
. P
e
gilt, wobei
i = C1) f) (49, 35)
der Wärmemhalt und c1) die spezifische Wärme bei konstantem
Druck ist. Setzt man in (49,32) ein, dann erhält man
A = J
(!;
K,dxi= q J
(!;
E.dxi (5°,02)
zu setzen.
Duschek-Hochramer, Tensorrechnung IH, 2 Aufl. 10
UI. Anwendungen 111 Physik und Techmk
1 Das setzt naturhch voraus, daß der ganze Korper lettend Ist. Im
Inneren elller massiven leitenden Kugel gibt es kellle Ladungen. :\Ian kann
aber Im Inneren elller metalhschen Hohlkugel Cllle Ladung 1sohert an-
bringen und dann besteht elll Feld 1m Inneren der Hohlkugel.
§ 50. Das elektrostatische Feld
J
ß'
D,dti= °
J J
ß'
D,dt, = ydV (5 0,06)
und daher
o,D. = y, (5°,°7)
10·
III. Anwendungen In Physik und Technik
(5 0,08)
geschrieben werden kann. Man spricht von einem (elektrisch)
isotropen Körper, wenn für den Tensor Co die Darstellung
Co = c <5"
möglich ist. Dann gilt
(5°,°9)
Elektrische Feldstärke und Verschiebung sind gleichgerichtet.
Man nennt c die Dielektrizitätskonstante, oft auch die Injluenz-
oder Verschiebungskonstante. Trifft (5°,°9) nicht zu, dann hat
man es mit (elektrisch) anisotropen Körpern zu tun; zu ihnen
gehören die meisten Kristalle.
(5°,03), (5°,°7) und (5°,°9) zeigen, daß wir es beim elektro-
statischen Feld mit einem wirbelfreien Doppelfeld im Sinne des
§ 47 zu tun haben. Es gelten daher alle dort hergeleiteten Be-
ziehungen. Ist die Verteilung der Ladungen gegeben, dann können
wir die in § 47 angeführten Formeln bzw. im Falle, daß c im ganzen
Raum konstant ist, die in § 27 und § 28 erwähnten Verfahren zur
Berechnung eines Feldes aus seinen Quellen anwenden.
Befinden sich in dem Raum zwischen den Leitern keine
weiteren Ladungen, so liegt dort ein quellen- und wirbelfreies
Doppelfeld vor. Bei vielen Aufgaben der Elektrostatik sind die
Potentiale auf den Leitern gegeben und es ist nach der Verteilung
der Ladungen auf den Leitern gefragt. Man hat dann das Feld
zwischen den Leitern nach den verschiedenen Verfahren der
Potentialtheorie zu bestimmen und findet an der Leiteroberflache
nach (50, 05) aus D, die Ladungsverteilung. Eine wichtige Große
ist ferner die Kapazität, das ist das durch (47,49) bestimmte
Verhältnis von Ladung und Potentialdifferenz zweier Leiter.
§ 50. Das elektrostatlsche Feld
Wir multiplizieren (50, IO) mit U' mund (50, II) mit Um und
summieren die so erhaltenen Ausdrücke über alle Leiter. Es ist
dann
~ Umq'm= ~~ Um U'kPmk'
m m k
U(P" t) = ~
4n
Jy(X" t) g(Pi' x,) dV,
wo g(P" x,) die Greensehe Funktion für den unendlichen Raum 1st,
I I
die jetzt wegen (50, 04) der Funktion - und nicht - - wie früher
r r
entspricht. Das Integral in (50, 14) ist dabei über den ganzen
unendlichen Raum zu nehmen. Bringen wir jetzt im Zeitintervall
dt in das Feld eine zusätzliche Ladung
. dy
dy = y(P" t) dt dV, y=-, (50, 15)
dt
so ist die erforderliche Arbeit
dA = J
(Pi)
y(P" t) U(P" t) dV dt (50, 16)
oder
DIe gesamte, für den Aufbau des Feldes notwendige Arbeit, also
die gesamte Energie des Feldes, ist dann durch
bestimmt. Bei der Integration nach t ist dabei als untere Grenze
jener Zeitpunkt to (eventuell to = - 00) zu wählen, in dem y = 0
war. In to war dann sicher A = o. Nun ist aber
(5 0 ,22)
Wir wenden nun die Greensehe Formel (47, 12) mit ). = e auf den
unendlichen Raum an; dann verschwindet das Flächenintegral
links, weil im Unendlichen U = 0 ist, und es bleibt
III. Anwendungen in Physik und Techllik
0= J [U o,(s 0, U) + S 0, U 0, UJ dV.
Nun ist
o,(S 0, U) = - Oi D, = - y,
J J
also folgt
(50, 24)
oder
A = : J D. E, dV = : Je Gi U Gi U dV. (5 0 ,28)
154 III. Anwendungen m PhysIk und Techmk
Aus der Greenschen Formel (47, I2) folgt wegen des Verschwinden"
der Ladungen im Raum zwischen den Leitern
A = ~ (U - U) J D,dj,. (5°,3 2 )
11',
Nach der § 47, S. I2I, gegebenen Defimtion i:o.t
J
In
L1 12 = --1-~2
D, dj, = C12 (5°,33)
U- U ß,
die Kapazität zwischen 3'1 und 0: 2 und daher
I 1 2
A = - (U - U)2 C12 . (5°,34)
2
(5°,35)
A=~~Umqm (5°,36)
2 m
Die Energie des Feldes ist also eine quadratische Funktion der
Potentiale. Sie ist aber auch eine quadratische Funktion der
Ladungen. Löst man (50, 10) nach den Potentialen auf, so ist
und es wird
A_
- 2
1 2
ql 1fJn + ql q2 1fJ12 + 21 q2 2 1fJ22'
Verändern wir den Abstand r der Ladungen um Ör, so bleiben
der erste und letzte Ausdruck auf der rechten Seite unverändert.
ql 1fJ12 ist das Potential U12 • das die Ladung ql an der Stelle von q2
hervorruft. Für konstantes eist
I56 III. Anwendungen 1ll PhysIk und Techmk
und
(5°,4 1 )
das Coulombs ehe Gesetz für die Kraft zwischen zwei Ladungen.
5. Der Maxwellsehe Spannungstensor. Im allgemeinen Feld
können wir uns die Kraft auf jedes Volumselement, also die Kraft-
dichte im ganzen Feld so bestimmen, daß wir jedes Volumselement
um den virtuellen Vektor bx, verschieben. Diese Verschiebung
ist gleichbedeutend mit einer virtuellen Strömung der Materie im
Feld während einer Zeit (Jt mit einer sehr kleinen Strömungs-
geschwindigkeit .
Im Punkt x/" ist nach (5°,25) die Energiedichte des Feldes
I
W = -D,E"
2
im Punkt x k + dX k daher
w + dw = ",' + 0k W dx"
und damit ist ihre Änderung gleich
dw = 0k wdx k ·
Verschiebt man also die Materie um den virtuellen Vektor bx k ,
so kommt der Punkt x k + dX k an die Stelle x k , wenn man
(5°,42)
nimmt. Die virtuelle Änderung der Energiedichte wird damit
bw = - 0kW bX k
Es 1st nun
§ 50. Das elektrostatische Feld I57
wegen
D, 0leE, = SEi 0leE, = E, 0leD, - E,E, ales
folgt weiter
01e(E, D,) = 2 E, 0k D, - E, Ei oie 13 (5°,44)
und aus (50, 43)
und für p == i
(50, SI)
IS8 II!. Anwendungen m PhysIk und Techmk
K, = J
!B
k,dT'. (50, 52)
K, =
tl'
J Tu dl), (50, 53)
wobei li' die Begrenzung von I.B ist. Dann gilt nach dem Gaußschen
Satz
k, = d) T,), (50, 54)
Ahnlich wie in der Elastizitätstheorie kann aus den Gleichgewichts-
bedingungen geschlossen werden, daß T,) symmetrisch ist; (50, 54)
reicht aber dennoch zu seiner Bestimmung nicht aus, da nur drei
Gleichungen für die sechs Koordinaten von T,! zur Verfügung
stehen. Wir können aber eine Lösung der Differentialgleichung
(50, 54) durch eine Umformung des Ausdruckes für die Kraftdichte
(50, SI) finden. Es ist nämlich
= E, d,D, + D, d,E, - I
zEpE p d,8 - D p dpE,
(50, 55)
~H,dX, = Iy,d/,
ist. Aus dem Stokesschen Satz folgt dann
gegeben ist, ist das magnetische Feld durch (51,02), (51,04) und
(51,06) vollständig bestimmt. B. und H. bilden ein quellenfreies
Doppelfeld im Sinne des § 47. Dabei entspricht das Feld der
magnetischen Feldstärke H, dem A-Feld und das Feld der
magnetischen Induktion B. dem B-Feld. Die Permeabilität Il
ist mit dem Feldfaktor Aidentisch.
Wegen (51,02) läßt sich B. aus einem Vektorpotential Z,
herleiten, also
(5 1 ,08)
Ist
(5 1 ,09)
die Greensche Funktion für den unendlichen Raum bei einem
I
Feldfaktor so ist nach (48, 29)
,Il
(SI, 10)
Z = ~J Yir dV - 4
~Jei k Bk (I -~) a;~dV, (SI, rr)
, 4n n' f-t r
so daß
die Magnetisierung ist. Man deutet sie als das Moment der elemen-
taren Wirbelfäden in der Volumseinheit, multipliziert mit der von
jedem Wirbelfaden umspannten Fläche. Der Einfluß der Materie
kommt dann dadurch zustande, daß das von der Wirbeldichte Yi
erzeugte Feld in der Materie zusätzliche Wirbel hervorruft, welche
zusammen mit dem ursprünglichen Feld das resultierende Feld
ergeben. Den Faktor f-t - I nennt man die magnetische Suszepti-
bilität der Materie. Man spricht hier auch von magnetischer Influenz
und meint damit, daß in Körpern eine Magnetisierung entsteht,
wenn sie in ein Magnetfeld gebracht werden, so daß sie sich dann
selbst wie Magnete verhalten.
Duschek-Hochramer, Tensorrechnung UI, 2 Auf!. II
162 III. Anwendungen m PhysIk und Techmk
Z,(Pk) = ~Je'jkMk
4n
ojgdV.
Natürlich laßt sich auch dieses Feld wieder in das Feld der per-
manenten Magnetisierung und einer durch das Feld hervor-
gerufenen zusätzlichen Magnetisierung in der Materie zerlegen.
2. Wirbelring und Doppelschicht. In jenen Bereichen des
Raumes, in denen y, = 0 und keine permanente Magnetisierung
vorhanden ist, verschwindet der Rotor von H,. Daraus folgt, daß
sich H, in diesem Bereich als Gradient eines skalaren Poten-
tials U darstellen läßt. Wegen
des Verschwindens der Diver-
genz von B, im ganzen Raum
bilden H, und B, im wirbel-
freien Gebiet von H i ein quel-
len- und wirbelfreies Doppel-
feid. Für das Potential U
Abb. 19 gilt dann nach (47,09)
o,(fl 0, U) = o. (SI, 14)
Wir haben bereits in § 29 für den Fall des einfachen Wirbel-
feldes gezeigt, daß sich ein Wirbelfaden durch eine in ihn einge-
spannte Doppelschicht von Quellen ersetzen läßt. Wir zeigen jetzt,
daß dies auch im Falle des Doppelfeldes gilt. Wir denken uns
einen Wirbelfaden entlang der Kurve (1:1 mit einem Moment rJ
gegeben und legen durch ihn eine Fläche ~1 (Abb. 19). Bilden
wir das Linienintegral von H, längs einer Kurve (1:2' die von der
einen Seite von ~1 bis zum entsprechenden Punkt auf der anderen
Seite von ~1 verläuft und ist ~2 eine in die Kurve (1:2 eingespannte
Fläche, so finden wir
§ SI. Das magnetische Feld I63
(SI, 17)
1 2
Dabei sind H, und H, die Werte von H i = 0i U auf den beiden
Hüllen i>1 und i>2.
2 1
Nun ist aber H, stetig, also H, = H" und daher verschwindet
das zweite Integral auf der rechten Seite von (SI, 17). Es bleibt
sondern hängt wegen des Faktors fl von der Fläche ab, die wir
durch den Wirbelfaden gelegt haben. Aber nicht nur auf ver-
schiedenen Flächen, sondern selbst an verschiedenen Stellen einer
solchen Fläche müssen verschiedene Belegungen angebracht
werden. Es ist daher vorteilhafter, nicht von einem Ersatz des
Wirbelfadens durch eine Doppelquellenschicht, sondern von einem
Ersatz durch einen Potentialsprung zu sprechen. Man macht
von dieser Vorstellung bei den technischen Anwendungen vielfach
Gebrauch, indem man die Summe der Momente der einen Eisen-
kern umschließenden Wirbelfäden, die gleich ist der Summe der
Amperewindungen, als eingeprägte magnetische Spannung auffaßt.
Wir bemerken noch, daß die Greensche Funktion g in (51,18)
nicht identisch ist mit der oben in (SI, 10) verwendeten Greenschen
Funktion g. g ist ja eine Lösung der Differentialgleichung
o,(fl 0. g) = 0, (SI, 19)
während für g
0, (2_fl 0i g) = 0 (5 1 ,20)
Jl a
bzw.
H = - - I- - 'Y-
/ 2
g
---(jk- a2g ] dtk
• ,U(Ph) 4:n; ap, ax,' apk aXi .
\j
Wir nehmen jetzt den Wirbelring so klein an, daß der Ausdruck
unter dem Integralzeichen auf ~ als konstant angesehen werden
kann und setzen
(SI, 22)
dann bleibt
Da (SI, 23) und (SI, 24) stets dasselbe Feld beschreiben, gleich-
gültig wie die Lage des Wirbelringes gewählt wird, so gilt ganz
allgemein
(SI, 26)
(SI, 25) und (SI, 26) müssen natürlich auch im Fall fl = konst.
erfüllt sein. Für g und g findet man dann z. B. wie in § 47, S. 123,
I - fl
g= g= -
x.l' Ip. - x.1
-~---c
fliP, -
und überzeugt sich leicht, daß diese beiden Funktionen den
Gleichungen (SI, 25) und (51, 26) genügen.
166 IIr. Anwendungen in Physik und Techmk
B, = - ~el1k-!-JgYkdV.
4n up, (SI, 27)
gYk = 'Yj J
<l:
g dX k = 17 J
!l'
e"k :!, dip (SI, 28)
Sind g und Yk gegeben, so lassen sich aus den Gleichungen (SI, 29)
stets passende Werte für 'Yj/c ermitteln. Es ist demnach
B, = 4 n
I
e,jk
0
op, J ekhl
og
oX h 'Yjl dV
iB
oder
(SI, 3 0 )
(5 1 ,3 1 )
so daß
(SI, 3 2 )
§ 51. Das magnetische Feld
V= J; B.dx.. (5 1 ,33)
X$ x,
dA =dV J e'ikY, Bkdx,=dV J e'iky,ekpq opZqdxi =
co 00
x,
A= ~ Jy,Z,dJ·. (5 1 ,38)
§ 51. Das magnebsche Feld 169
A = ~J B'3k Z i °3 H k dV =
für die Energie des Feldes. Man kann nun analog zu dem ent-
sprechenden Ausdruck für das elektrostatische Feld jedem Punkt
eine Energiedichte
(SI, 4I )
zuschreiben.
4. Induktivität und Gegeninduktivität. Wir wollen noch die
Energie eines magnetischen Feldes berechnen, dessen Wirbel in
einer Anzahl geschlossener Wirbelfäden konzentriert sind. Dieser
Fall liegt in guter Näherung bei vielen Anwendungen vor, wenn
nämlich das magnetische Feld durch elektrische Ströme erzeugt
wird, die in Drähten fließen, deren Querschnitte klein sind im
Vergleich zu ihrer Länge.
Wir beginnen mit der Bestimmung der Energie des Feldes
eines einzelnen Wirbelfadens vom Querschnitt q, über den eine
Stromdichte y, verteilt ist. Der Gesamtstrom in diesem Faden ist
J= J"ö
q
d!,. (SI, 42)
würde. \Vir denken uns nun den Raum m zwei Räume zerlegt.
Unter dem Außenraum wollen wir jenen verstehen, der alle
Feldlinien enthält, welche an keiner Stelle den Wirbelfaden selbst
durchsetzen. Für jede Feldlinie des Außenraumes gilt dann nach
(SI, 03)
PH,dX, = J. (5 1 ,43)
PH,dX, = f
q'
y,d/" (5 1 ,44)
wobeI q' den von der Feldlinie umschlossenen Teil des Quer-
schnittes des Wirbelfadens darstellt. Der Betrag der rechten Seite
von (SI, 44) wird im allgemeinen kleiner sein als IJI und es wird sich
dann eine im Wirbelfaden verlaufende Linie <r finden lassen,
auf der H, = 0 gilt. Diese Linie wollen wir die Mittellinie des
Wirbelfadens nennen.
Für die Energie Au des Außenraumes gilt (51,40). Wir denken
uns in den Wirbelfaden, genauer in seine Mittellinie <r, eine Fläche !J
eingespannt und führen die Integration in (SI, 40) für den Außen-
raum so durch, daß wir zunächst das Integral über die einzelnen
für H, und B, gebildeten Kraftröhren bilden und dann über die
Fläche !J integrieren. Es ist dann
(5 1 ,45)
dx'P = T'P ds
und
B,=BT,
und daher
§ 51. Das magnetische Feld I7 I
oder
Aa = ~tPa J.
2
ItP=LJ; I (5 1 ,49)
dabei ist L der Selbstinduktionskoe//izient oder die Induktivität des
Wirbelringes. Er zerfällt in zwei Teile, La für den Außenraum und
Li für den Innenraum, die so wie die Energien getrennt zu be-
rechnen sind. Für die gesamte Energie ergibt sich dann der
Ausdruck
(5 1 ,5 0 )
Sind zwei Wirbelfäden cr:1 und cr:2 mit den Strömen J1 und J2
vorhanden, dann gilt unter der Voraussetzung, daß f.t von der
Feldstärke unabhängig ist, das Superpositionsgesetz und es ist
177. IU. Anwendungen 111 PhysIk und Techmk
= j' 1
B,H,dV +
1
+ j '12
B,H,dV+
j'21
B,H,dV+
j'22
B,H,dV, (SI, SI)
1 1 2 2
wobeI B, und H, vom Strom 11 und B, und H, vom Strom 12
stammen. Das erste und das letzte Integral stellen die von jedem
Strom allein stammenden Energien dar. Zur Berechnung des
2
zweiten Integrals denken wir uns eine zu den Feldlinien von H,
orthogonale Fläche in den Wirbelfaden (!;2 eingespannt. Es ist dann
und mit
2 2
H,=HT"
wird
A l2 = j'j' B,
1 H2 T, T1JdldX1J = J J B,
1 dl
l H1Jdx1J'
2
2
Nun ist IH 1J dX1J = 12 für alle Flächenelemente gleich und
JB,
lY.
dl, = W 12
ist der vom Strom 11 stammende, die Fläche ~2 des Wirbel-
fadens (!;2 durchsetzende Fluß. Wir erhalten also
A12 = W12 12' (SI, 52)
Bezeichnen WIr mIt Wab den vom \Virbelfaden astammenden,
die Fläche des Fadens b durchsetzenden Fluß, dann können wir
ist, wenn wir den Ausdruck (48, 33), also die Gegeninduktivität
nunmehr mit L 12 bezeichnen,
<P12 = L 12 Jl·
Wir haben ferner festgestellt, daß L 12 = L 21 ist. Somit finden
wir jetzt für die Energie des Feldes zweier Wirbelfäden
(SI, 54)
A = ~2 ~L(J.ßJ(J.Iß'
(J.,ß
(SI, 55)
d. h. die Energie des Feldes ist eine quadratische Form der Ströme.
Es 1st naheliegend, das magnetische Feld mit dem elektro-
statischen Feld zu vergleichen und für beide Felder einen analogen
Aufbau zu versuchen. Da das elektrostatische Feld ein Quellen-
feld, das magnetische Feld jedoch ein Wirbelfeid ist, so ergibt
sich für die Entsprechung von Quellen und Wirbeln folgende Ge-
genüberstellung:
oder, da WIr auf der rechten Seite die DifferentIation und Inte-
gration vertauschen dürfen, und unter Anwendung des Gaußsehen
Satzes
oy
05
I I
= --.
ot (52, 02)
15, = a E,.I
Man nennt a die Leitfähigkeit der Materie und nennt (52,04)
das (differentielle) Ohmsehe Gesetz. Im stationären elektrischen
Feld wird die Feldstärke gewöhnlich durch die festgehaltenen
Potentiale der Begrenzungsflächen des Feldes geliefert. E, muß
dann auch die Bedingungen
(52, 05)
des elektrostatischen Feldes erfüllen. Die Gleichungen (52, 03)
bis (52,05) bestimmen nach § 47 ein quellen- und wirbelfreies
Doppelfeld, wobei E, das A-Feld, S, das B-Feld und ader Feld-
faktor ist.
V/ir bemerken noch, daß man gewöhnlich den Einfluß der
Raumladung auf die Ausbildung des Feldes vernachlässigt, ob-
wohl die obigen Beziehungen auch bei Berücksichtigung der Raum-
ladung gültig bleiben. Erfahrungsgemäß spielt die Raumladung
aber nur in Sonderfällen eine Rolle.
In vielen Fällen ist nicht sosehr die tatsächliche Form des
Feldes von Bedeutung, sondern nur der Zusammenhang zwischen
der Potentialdifferenz der das Feld begrenzenden Flächen, die
man elektrische Spannung nennt, und der gesamten Stromstärke.
Diese ist der Fluß der Stromdichte durch diese Flächen. Man ver-
wendet dann den Begriff der elektrischen Leitfähigkeit, wie wir
ihn in (47,49) eingeführt haben, oder den des elektrischen Wider-
standes nach (47,51) bzw. (47,52). Ist das Feld durch Flächen
verschiedenen Potentials begrenzt, so muß durch außerhalb des
Feldes wirksame Mittel dafür gesorgt werden, daß diese Potentiale
ständig erhalten und die Ströme stationär bleiben, d. h. es muß
den begrenzenden Flächen von außen so viel an Ladung zuge-
führt werden wie durch die Ströme abfließt.
2. Sprungflächen des Potentials. Erfahrungsgemäß gibt es
auch Fälle, bei denen die stationäre Strömung durch eine Sprung-
fläche des Potentials im Inneren des Feldes bewirkt wird. Solche
Sprungflächen des Potentials treten bei einer Berührung von
Körpern aus verschiedenem Material sowie durch chemische und
durch thermische Wirkungen auf.
Für die Berechnung der durch eine solche Sprungfläche !y
hervorgerufenen Strömung können wir (48, 08) heranziehen. Wir
III. Anwendungen m PhysIk und Techmk
r
<1',+5,
•
2 2
(a 2 Uo,G-a 1 Uo,G)dj , - .
1 1 j' (a Go,U-a Go,U)dj"
2
2 2
1
1 1
5 Ö
wobei die Normalen von 0:1 und 0:2 gegen 0: gerichtet sind und
die Normale von 0: in die Richtung 2 ->- I weist. Das zweite
Integral auf der rechten Seite verschwindet, weil G = G = 1st
1 2
°
auf 0:. G erfüllt aber auch die Potentialgleichung (47,09); d. h.
die Divergenz von a 0, G verschwindet und der Vektor a 0, G
durchsetzt die Sprungfläche mit stetiger Normalprojektion, so daß
2 1
a2 0, G dj, = a1 0, G dj, = a 0, G dj, (5 2 ,06)
2 1
ist. Da U auf 0:2 und U auf ~1 konstant ist, können wir bei Berück-
sichtigung der Orientierung der Flächennormalen
den Verlauf des Potentials und der Feldstärke längs einer das
Flächenpaar durchsetzenden Stromlinie, so können wir uns einen
Verlauf dieser Größen, wie in Abb. 20 gezeigt, vorstellen. Inner-
halb des Raumes zwischen ~l und ~2 besteht eine Potential-
2 1
schwelle und die Potentialdifferenz U - U wird dadurch auf-
---'"...--- ...........
Abb 20
Abb.21
(52, 08)
oder
05=-0---.
oD,
(5 2,09)
" l ot
Die Vertauschung der Differentiationen nach Zeit und Ort ist
zulässig, wenn sich keine Materie bewegt, wenn also vor allem
OE
-=0 (52, 10)
of
ist. Man nennt
. oD,
D=~-
, ot (52, II)
den Verschiebungsstrom und die Summe aus ihm und dem Leitungs-
strom 5, den 5ummenstrom
C, = 5, + D,. (52, 12)
Für ihn gilt immer
(52, 13)
Führen wir beide Stroman teile auf die elektrische Feldstärke
zurück, so erhalten WIr
C, = a E, + E E,. (52, 14)
Die Bedeutung der beiden Teilströme erkennen wir, wenn WIr C,
an der Grenze von zwei Bereichen betrachten, von denen der
eine mit Materie guter Leitfähigkeit, aber niedriger Dielektrizitäts-
§ 52. Das elektrische Feld 179
II .r I
t t
dt E, 5, dV = - dt s E, E, dV.
o 0
II I I I
t t
dt E, 5, dV == - s dV E, E, dt = - ~ (E, D,)~ dV
o 0
1I22
und daher für die von den Strömen verbrauchte Energie
A = -2 (E,D,-E,D,)dJ-.
11
(52, 17)
(52, 20)
und daher
(52, 21)
§ 53. Das elektromagnetische Feld 181
Die Zeit
znrE= -(p
oder
r •
E(r) = - - - W.
2 nr
oder
r
S=-----q,
2 nrg
§ 53. Das elektromagnetische Feld
Wir erhalten also die gleiche Verteilung von Si Wie Im Falle a fur E,. Die
eben behandelte Anordnung dient oft zum Nachweis des Induktionsgesetzes,
da sich die Wirkungen eines Stromes leichter nachweisen lassen als die
emer elektnschen Feldstärke. Es ISt aber zu beachten, daß die bei diesem
Versuch festgestellte Verteilung der elektnschen Feldstärke nur bei voll-
standlger Symmetne der Anordnung auftntt und keinesfalls auf andere
Falle ubertragen werden darf. Zu beachten ISt ferner, daß der m dem
Leiter fheßende Strom selbst wieder ein Magnetfeld erzeugt, und daß ~
das resultierende Feld darstellt.
c) Wir behalten die Form des Magnetfeldes wie unter a bel. Der Raum
außerhalb des Zylinders sei mit leitender Matene erfullt, und zwar so,
daß der speZIfische Widerstand mnerhalb zweier Mendlanhalbebenen, die
(J
!(J
.P---+--+3 Ef-+---J
s
Abb 23
den Wmkel 'P emschheßen, gleich (!J, Im übngen Raum e2 sei. Auch m
diesem Fall sind die Feldhmen von E, und S, konzentnsche Kreise um die
Zylinderachse. In den Bereichen el = konst. und es = konst. gilt die
Laplacesche DifferentialgleIChung. Wir haben bereits in § Z7 das Feld
behandelt, bei dem das Potential m Jeder Mendlan-Ebene konstant ISt.
Diese Lösung gilt auch Im vorliegenden Fall, nur erhalt man in den belden
Bereichen verschiedene Proporbonahtatsfaktoren. Wenn die Feldhmen
konzentrische Kreise sind, dann muß der Betrag der Stromdichte wegen
des Kontinmtätsgesetzes langs Jeder Feldhme konstant sem. Wir fmden
daher fur das Lmlenintegral der Feldstärke
Sr rtpel +
(zn - tp) e 2 1 = -~.
Der Betrag der Feldstarke mnerhalb des Wmkels tp, ISt dann
1 I el .
E= - - ~
r tp el + (2 n - tp) es
und Im Bereich des Wmkels z n - tp
2
E=
In. Anwendungen m Physik und TechnIk
DIe Richtung der Feldstarke stImmt zwar uberall mit der der Tangente
an die koaxialen Kreise uberein, der Betrag der Feldstarke 1St aber m den
belden TeIlbereIchen verschieden. Abb. 23 b zeigt emen Schnitt durch das
Feld fur den Fall (!J = 2 e2' Man erkennt, daß die AqUlpotentIalflachen
Im BereIch el dichter gedrangt verlaufen, wie das der großeren Feldstarke
entspncht Das gleiche ErgebnIS erhalten Wir, wenn Wir, statt den ganzen
Raum mit leItender Matene zu erfullen, emen krelsformlgen Leiter ver-
schiedenen spezIfischen WIderstandes um den Zyhnder legen. WIr mussen
allerdmgs dann noch voraussetzen, daß q, konstant ISt, so daß außerhalb
des Leiters kem VerschIebungsstrom fheßen kann.
d) Bel der gleIchen Anordnung des magnetIschen Feldes sei der Raum
des \Vmkels q; von emem NIchtleiter mit der Dlelektnzltatskonstanten <,
der Raum des Wmkels 2 n - q; von emem Leiter mit dem Widerstand e
erfullt. Innerhalb von q; 1St dann
eE,=D,
und mnerhalb von 2 n - q; gIlt
Ei = eS,.
Aus den gleichen Uberlegungen wie im Fall c folgt, daß auch hier die Feld-
hnIen konzentrische Kreise smd. Daher ISt
• I
e r(2n-q;)D+-rq;D= rp.
e
Wir nehmen an, daß rp = - K konstant ISt und setzen
ee 2 n - q; T,
q;
dann ISt
~ach e1l1er Zeit, die groß Ist 1m VergleIch zur Zelt konstanten T, gIlt
}{
E oo ~-
rIP
und der negatIve AnteIl des Llmen1l1tegrals der Feldstarke Im BereIch
von IP, das Ist also dIe Spannung, die zWIschen den belden Mendmn-
ebenen herrscht, wird dann
U = - j' ,. ~ ci>'
E dx·
- t/
5
17 ---+-t--i ~r-+--_7
1{1 8
t=OZ86 T
.9
b c
Abb. 2+
wobet
l' = E('PI (11 + 'P2 (12)
2 n - 'PI - 9'2
die ZeItkonstante Ist. DIe AbbIldung zeigt nun fur (11 = 2 (12' wie zur Zelt
t = 0 der NIchtleiter feldfreI ISt und wIe SIch dIe Potenttalvertetlung al1~
mahheh verandert, bIS Im Endzustand die ganze PotentIaldifferenz an dem
Isolator hegt, wahrend belde LeIter feld freI s1I1d.
Unsere bisherigen Betrachtungen bezogen sich auf ruhende
Körper. Um die (53, 03) entsprechende Form für bewegte Körper
- also für zeitliche Veränderun-
gen der Randkurve - aus (53, 01)
herzuleiten, bestimmen WIr die
!IJt: zeitliche Änderung eines Flächen-
mtegrals
Abb 25
q) = J
ß'
A,dj"
wenn sich dIe Punkte der Randkurve li: von g; rmt GeschwindIg-
keiten v, bewegen. Nach einer Zeit Llt hat jeder Punkt der Rand-
kurve und damit auch der eingespannten Fläche eine Strecke
v, I1t zurückgelegt und die Kurve ist in die Kurve li:', die Fläche
m die Fläche g;' übergegangen (Abb. 25). Hat sich A, während
der Zeit ebenfalls geändert, so ist
rp' = rp + Llrp =
iV
J A,(t + Llt) df, (53, 05)
Die Fläche hat dabei einen Bereich überstrichen, der von den
Flächen g; und g;' und von einer Mantelfläche m begrenzt wird.
Zeigt die Flächennormale auf m ebenso wie die von g;' nach außen,
so ist
§ 53. Das elektromagnetische Feld
Ll(/) = - Llt J A, 8"k Vk dx, + Llt J 0:e' dl, + Llt J 0i Ai dl, v,;
(!: ll" ll'
daher ist
d(/) =
-dt l'1m Ll(/)
~ = J - - dl, + J 8.,k A, v, dXk + J 0, A,dl; v,.
oA,
~t~O LJt ot
ll' (!: ll'
(53,08)
Wir verwandeln das zweite Integral rechts in ein Flächenintegral.
Es ist
und daher
~ E, dx, = - I l0:, +
lI'
B'Jk Bkpq J
o)(B p V q) dj, (53, 10)
(53, II)
wir formen das erste Integral rechts gemäß (53,09) um und erhalten
(53,13)
oder an Stelle von (52, 15)
(53,14)
I' : (53,22)
und
II' :
über.
Die Gleichungen (53, 22) und (53, 23) gestatten uns, eme
allgemeine Energiebeziehung für das elektromagnetische Feld
ruhender Körper aufzustellen. Überschieben wir die erste Glei-
chung mit E" die zweite mit H" so folgt
1 Vgl. der ReIhe nach (53, 12), (53,01), (5°,06), (51,02), (52,°4)' (5°,°9)
und (51,°4).
19° III. Anwendungen 10 Physik und Techmk
und
Wir integrieren über einen Bereich lB und wenden auf der linken
Seite den Gaußschen Satz an, wobei wir ausnahmsweise die
Flächennormale nach innen orientieren. Es folgt
ODi f oB, T
f e?Jk E, Hkdl,= f E,S,dV+ f E,TtdV+ H,TtdT.
(53,25)
Sind 10 und fl zeitlich konstant, so ist
E oD, = ~e o(E,E,) = ~ o(E,D,)
'ot 2 ot 2 ot
und
H oB, _ ~ o(H, H,) _ ~ o(H, B,)
, ot - 2 fl ot - 2 ot
Ist der Rand \J von lB fest, so dürfen wir die Differentiation
nach t mit der Integration vertauschen und erhalten
fe"kE,Hkdl, = r
•
E,S,dV+ ~ : t f E'D'dV+) (53,26)
+~ ! f H,B,dV.
Wir erkennen rechts im ersten Integral die von den Strömen ver-
brauchte Energie, die sogenannte ] aulesche Arbeit, die in Wärme
umgesetzt wird, im zweiten Integral die Zunahme der elektrischen
und im dritten die Zunahme der magnetischen Energie. Die
rechte Seite von (53,26) stellt also die Summe der in lB ver-
brauchten bzw. gespeicherten Energie dar. Man kann daher die
linke Seite als Energiefluß durch die Oberfläche deuten und nennt
(53,27)
§ 53. Das elektromagnetische Feld 191
OX, ox,
Tt=o= Tt+ u ,
und daher
oB, _ oE i _ d E
ot - ot Uk k ,. (53,33)
o~ o~
ot (bei konstantem x,) und Tl (bei konstantem x,) sind zwei
wesentlich verschiedene Vektoren; man kann sich den Unter-
schied leicht deutlich machen, wenn man den Fall betrachtet,
daß B, im System x, zeitlich, aber nicht räumlich konstant ist;
oB,
- - verschwindet dann in diesem System. Bei der Bewegung
ot
des Systems X, läuft ein Punkt mit festem x, über Stellen ver-
oE,
schiedener Werte von E, hinweg und - verschwindet nicht.
ot
Unter den zeitlichen Differentialquotienten der Induktion sind
im folgenden immer die durch (53, 33) verbundenen Größen zu
verstehen.
Bei der Transformation (53,30) ist jedenfalls
B'Jk oJ E k = B"k dJE k ; (53,34)
Aus (53, rr) folgt daher
C'ik
ä -
, Ek
oB. -
= - Tl c"k Ck,])q
'5 - -
u,(B']) v q),
was formal mit (53, II) vollständig identisch ist, obwohl die
beiden Ausdrücke rechts in den beiden Formeln verschiedene
Vektoren darstellen. Hat es sich bei (53, II) z. B. um die gerad-
linige Bewegung eines starren Körpers gehandelt (was wir aber
dort keineswegs voraussetzten), so können wir das quergestrichene
System mit diesem Körper starr verbinden. Dann verschwindet vq
und mit ihm der zweite Ausdruck in (53, 36), d. h. die Aufteilung
der Wirbeldichte des elektrischen Feldes auf die zeitliche Ver-
änderung der Induktion und auf die Bewegung hängen ganz von
der Wahl des Bezugssystems ab. In allen Fällen ergibt sich aber
dieselbe Wirbeldichte.
Es ist noch zu zeigen, daß diese Invarianz des Induktions-
gesetzes nicht nur für geradlinige, sondern für beliebige Be-
wegungen des Koordinatensystems gilt. Wir legen also die all-
gemeine Transformation
(53,37)
zugrunde, wobei jetzt die a'i und b. Funktionen von t sind. Für
den Rotor der elektrischen Feldstärke gilt
ebenso ist
aal} = A
at lJ
(53,4 0 )
setzen,
(53,4 1 )
Wegen
B,(x p, t) = a,ß) B}(x p, t)
ist der zeitliche Differentialquotient der Induktion
aB, - aB} ax k ,,-
Tl = A" B} + a" Tl + a'}Tl 0k B}. (53,4 2 )
oder
aXk _
Tl = - ahk(A hl XI + u h)·
Damit erhalten WIr
aB,
Tl = al}
aB,
at- + Al} B,_ - a'l ahk(A hl
_" -
+
Uh) 0k B,; (53,45)
XI
eijk GJ Hk =
GD,
Tl + eok ekpq GJ(D p V q) + W i Gj D j
(
53,49)
und daher
I96 III. Anwendungen In Physik und Technik
J
2
u= - E.dxi=] R,
1
J=C dU
dt
zwischen dem den Platten zufließenden Strom und der Spannung
zwischen ihnen.
Bei einer Drossel liegt ein Leiter ähnlicher Form vor wie bei
dem Widerstand, doch wird im Leiter (J = 00 gesetzt; im ganzen
Raum ist e = 0, während in einem zumindest den ganzen Leiter
umfassenden, einfach zusammenhängenden Bereich fl =F gelten °
I98 III. Anwendungen in Physik und Techmk
soll (Abb. 26). Zur Anwendung von (53, 16) ergänzt man die
Mittellinie des Leiters der Drosselspule durch einen außerhalb der
Drossel befindlichen Weg des Stromes zu einem geschlossenen Weg.
Wegen Ei = 0 im Leiter der Drossel liefert nur der Außenweg
einen Beitrag zu dem Linienintegral.
,... ---------...,, Es ist dann
f :t f
I
:J I
(]] I
I
I
:
I
J
U 21 = E, dx, = - B,d/,.
I I
I
I
J
:
Benutzen wir die Definition (51,49) des
2. : Gesamtflusses, so können wir schreiben
I I
,
.... _-------_ ... I
Abb. 26
U=- U 21 = L -
dJ
dt
wird. Wenn nämlich, wie man immer annimmt, die Wirkung des
magnetischen Feldes auf den Raum der Drossel beschränkt bleibt,
dann muß im äußeren Raum das Linienintegral der Feldstärke
längs jedes geschlossenen Weges verschwinden. Man kann diesen
Satz auch auf einen Weg, der zwischen den Punkten I und 2
durch den Drosselraum hindurchführt, anwenden, wenn man
voraussetzt, daß auf diesem Weg die Spannung U nach (54, 04)
wirksam ist. Man nennt dann U die in der Drossel induzierte
Spannung.
In ähnlicher Weise läßt sich die Spannung ausdrücken, die
durch das Magnetfeld einer Drossel in einer benachbarten Wick-
lung einer Spule induziert wird. Man findet dann
*" °
jeden möglichen geschlossenen Weg durch eine Anzahl der Linien-
stücke als Masche bezeichnet. Da Ladungsdichten y nur
innerhalb der Teilräume, aber nicht an den Endpunkten der
Linienstücke angenommen werden, so gilt für jeden Knotenpunkt
0, D, = °
und wegen (52, 19) auch
0, Si = 0, (54,06)
d. h. die Summe der einem Knotenpunkt zu- und abfließenden
Ströme muß verschwinden. Es ist also
""'22J=o,
die erste K irchhotfsche Regel.
Da die Wirkung der magnetischen Felder auf die Teilräume
beschränkt bleibt und sich nach den oben aufgestellten Richt-
linien die Kraftlinien jedes magnetischen Feldes innerhalb des
zugehörigen Teilraumes schließen, gilt für jede Masche
(54,10)
schreiben.
Man kann jedoch auch durchaus mit Potentialdifferenzen statt
mit eingeprägten Spannungen rechnen. Man führt zu diesem
Zweck den Begriff der elektromotorischen Kraft (EMK) ein; sie ist -
unter Beibehaltung der Zerlegung in Teilbereiche - die Differenz
der Potentiale von Ein- und Austrittspunkt des Stromes in den
bzw. aus dem Teilbereich, wobei diese Potentialdifferenz durch
das positiv genommene Linienintegral der Feldstärke vom Aus-
trittspunkt zum Eintrittspunkt entlang einer beliebigen, in der
Grenzfläche des Teilraumes verlaufenden Linie zu bestimmen ist.
Wie man leicht überprüft, ergibt sich dann in jedem Fall für die
elektromotorische Kraft
K=-U (54, II)
und damit geht (54, 09) in
~K=o (54, 12)
über. Im Fall des Potentialsprunges ist dann K = ue.
Es ist noch zu erwähnen, daß man in all den Fällen, in denen
eine so einfache Darstellung der Zusammenhänge innerhalb eines
§ 55. Schnell veränderllche elektromagnetische Felder 201
setzen.
a(o, P +
A,) = a E, = S,
Aus (55,04) folgt ferner
oiE, + o,A,= - o,o,P
oder wegen (55, 06)
o,E'-fleP= - o,o,P.
Nach (53, I7) ist
0, E, = -1 0, D, = -Y
e e
so daß schließlich
(55,07) und (55, 08) haben die gleiche Gestalt, nur bezieht sich
(55,07) auf einen Vektor, (55,08) hingegen auf einen Skalar.
Wir zeigen nun, daß die Potentiale
A,(Pk,t) = .LJ~s,
2:n; r
(xk,t -~) dV
v
(55,09)
und
(55, IO)
und
o 0 Y ( r.) 0 0 I r . . or 0 I
op, op, r = Y+ v- Y op, op, r - 172 Y op, oPi r·
Das erste Glied rechts verschwindet wegen
001 I
---=,1-=0
op, ap, r r '
es bleibt also
(55, 15)
oder wegen (55, 12)
Y 0 Y 2
L1-=,ue--. (55, 16)
r 2 ot r
Gehört der Punkt Pk dem Integrationsgebiet nicht an, so ist
überall r =1= 0, wir können Integration und Differentiation ver-
tauschen, so daß
I
L1lJf=-
4ne
Y
L1-dV=,ue-
r
J 02lJf
ot2 • (55, 17)
Damit ist die Gleichung (55, 08) erfüllt für Y = 0, also außerhalb
der Ladungen und Ströme.
Liegt der Punkt Pk aber im Integrationsgebiet, so werden die
Integrale uneigentlich und Differentiation und Integration sind
nicht mehr ohne weiteres vertauschbar. Wir setzen
(55,18)
J
wobei
lJI = _1_ Y(X k , t) dV (55,19)
1 4 ne r
III. Anwendungen In Physlk und Techmk
und
(55,22)
'P2 wird für r = 0 nicht mehr unendlich, wir können die Dif-
f [Lt
ferentiation nach Pk und die Integration vertauschen und erhalten
f'
Wegen (55, 16) ist
I
LtlP = _1_ I Lt y(x k , t - (rlv)) I dV =
k,
2 4n8 r
Aus (55, 18), (55, 22) und (55, 23) folgt dann (55, 08).
Auf genau dieselbe Art kann man beweisen, daß (55, 09) eme
Lösung von (55,07) ist.
Um noch die Relation (55,06) nachzuweisen, bilden wir
Wir setzen in (55,24) ein und wenden auf den ersten Summan-
den den Gaußschen Satz an. Daß der Gaußsche Satz hier anwend-
bar ist, läßt sich zeigen, indem man die singuläre Stelle r = 0
durch eine Kugel aus dem Integrationsgebiet herausnimmt und
dann die Kugel auf den Punkt p, zusammenschrumpfen läßt.
Wegen (52, 02), d. h.
oy
05=--
" ot
erhalten wir dann
(55,26)
r
fernung r erst um die Zeit - verspätet auf. Die Auswirkungen
t'
irgendwelcher Änderungen von y oder 5, zeigen sich nicht an allen
Stellen des Raumes sofort, sondern breiten sich mit der durch
(55, 12) gegebenen endlichen Geschwindigkeit aus.
Sogenannte avancierte Potentiale, entsprechend der Funktion
J
0
setzen. Damit heben sich die Gradienten auf beiden Seiten von
(55,05) fort und es bleibt
0, o;A. - fleÄ', - flaA. = 0 (55,29)
und aus (55, 28) erhalten wir wegen (55, 04) und (55, 17)
(55, 29) und (55,30) gleichen sich in der Gestalt genau so wie
(55, 07) und (55, 08) und auch jetzt bezieht sich die eine Gleichung
auf einen Vektor und die andere auf einen Skalar. Im Falle y = 0
ist (55,30) die sogenannte Telegraphengleichung.
Die Bedingung (55, 28) ist erfüllt, wenn A, und lJf den Ansätzen
lJf = - o,Z, (55, 3 1 )
und
A, = flaZ, + flet, (55,32)
genügen. Damit geht (55, 30) in
. .. y
0, 0, 0, Z, - fl a 0, Z, - fl e 0, Z, = -
e
über. Beschränken wir uns jetzt auf den Fall y = 0, so ist
0, (0) o,Z, - flat, - flei,) = 0
(55,35)
208 111. Anwendungen In Physik und Techmk
r
und I eine beliebige Funktion von t - - ist. Z, heißt Hertz-
v
scher Vektor. Wir betrachten die Gesamtheit der Vektoren r Z,
zu einem bestimmten Zeitpunkt t, ihre Anfangspunkte verlegen
wir auf die Kugelfläche mit dem Radius r. Im Zeitpunkt t +
Llt
wird man wegen (55, 35) einen gleichen Vektor auf demselben
Radiusvektor, aber in der Entfernung r +
v Llt vom Mittelpunkt
vorfinden, so daß man sagen kann, daß der Vektor r Z, um das
Stück v Llt nach außen gewandert ist. Da dies für alle Vektoren
auf der ganzen Kugelfläche gilt, hat sich die Kugel auf den Radius
r+ v Llt vergrößert und dabei die angehefteten Vektoren mit-
genommen. Die Gesamtheit der Vektoren r Z, bildet also eine
Kugelwelle, die sich mit der Geschwindigkeit v vom Ursprung
entfernt. Aus (55, 35) folgt dann das Potential
(55,37)
so folgt
aF
ljI= - P,'Yj,-. (55,38)
ar
Ferner ist nach (55,32) wegen a = 0
I. I .
A'=2 Z P ,F (55,39)
v '=2
11
und daher
§ 55. Schnell veränderliche elektromagnetische Felder 209
oder
(55,40)
E, = P, 0, rJ, -( OF)
or -
I
-2
v
..
Pi F
oder
E, = P, ( rar
I F) + rJ,rJ, P, (o2F
oF - V2 OF)
or rar· 2 -
I
(55,4 I )
Die elektrische Feldstärke liegt also in der durch Pi und rJ, be-
stimmten Ebene durch den Ursprung. Aus (55, 40) und (55, 4I)
folgt, daß das dargestellte Feld rotationssymmetrisch ist mit der
durch den Ursprung in der Richtung von P, verlaufenden Geraden
als Achse. Die elektrische Feldstärke liegt in der Meridian-Ebene,
der Vektor der magnetischen Induktion berührt die Parallelkreise.
Ei und B, stehen aufeinander senkrecht.
4. Der Hertzsehe Dipol. Wir knüpfen wieder an die Gleichung
(55,34) und den Hertzschen Vektor (55,35) an. Aus (55, OI),
(55,04)' (55,3I ), (55, 32) mit (J = 0 und (55, I2) folgt bei kon-
stantem fl und e
I ..
E, = 0, O,Zj - 2Z,.
v
(55,42)
r v
r)
Z i = -P, exp 1. w ( t - - = -Pi exp 1. (w t - k r,)
r
Duschek·Hochramer, Tensorrechnung III, 2 Auf!.
210 III. Anwendungen m Phvslk nnd Technik
(I)
wo k = ist. Der Vektor Z, stellt dann den sogenannten
Hertzsehen Dzpo[ dar l . Es folgt
H,=-]c(I)CtJkrj'P k
. (1. ,,) .
r + 7 r exp7(wt-kr).
2 (55, 45)
0, 0, Z) =c - P, lV2 + +) j 0, rj, -
- ( -r2 + J.k)
3 r rj, rl
-- 2 }.
- 1k (1--1'2 + J''')
- l'
rj, rj
)
I '(
exp J w t - k r) ;
wegen
1
0, rj, = - (b" - rj,17,)
r
folgt weiter
0, 0) ZJ =
rTJz TJ, P, (Y33 -+ 3 J Y2k - r1<2) -
L
- P, (r~ +j :2)J exp 7 ((I) t - kr)
und somit
E, = l (+1} , TI
• /J
3
P ) --
r3
k - -k 2 ) -
37. -r2 r
und
IH,I
,
= sW~Psin{}
r
und
k2
IE,j =
,.
-
r
P sin {},
Vs
d. h. es ist
IH,I
IE,I = sv = -';'
Wir kehren nun nochmals zur Telegraphengleichung (55, 33)
zurück, wollen also jetzt auch die endliche Leitfähigkeit a =I=- 0 be-
212 III. Anwendungen m Physik und Technik
rücksichtigen. Die Integration von (55, 33) läßt sich nicht all-
gemein durchführen. Wir suchen eine periodische Lösung, in-
dem wir
Z, = P, exp J w t (55,49)
setzen, wobei P, unabhängig von der Zeit sein soll. Aus (55,33)
folgt dann
0, 0, P, + ft B w 2 P, - j II (J W P, = 0
Z, = ~expj
r
(wt - kr) (55, 53)
setzen. Diese Lösung ist analog zu (55,44)' nur mIt dem Unter-
schied, daß k jetzt komplex ist.
5. Zylindrische Felder, Hohlleiter. Bei der Herleitung von
(55,44) und (55,53) haben wir die zentrische Symmetrie vorge-
schrieben und erhielten durch die Einführung einer zeitlichen
Periodizität entsprechende Wellenfelder. Von besonderem
Interesse sind die Wellen felder zylindrischer Symmetrie, bei denen
die Fortpflanzung in einer bevorzugten Richtung stattfindet.
Diese Richtung ist durch die Verteilung der Materialkonstanten
vorgeschrieben, beispielsweise durch die Anordnung eines zylind-
rischen Drahtes. In solchen Fällen empfiehlt es sich, der speziellen
geometrischen Anordnung durch Einführung eines passenden
§ 55. Schnell veränderhche elektromagnetische Felder 213
bzw.
B, = Bi (xl> x 2 ) exp j (w t - h xa). (55, 68)
Aus (55, 55) folgt damit
- i wB, exp f (w t - h x a) = C'J/.: gJP bp Ek.
Wir entwickeln jetzt den auf der rechten Seite stehenden Rotor
nach den Koordinaten x'" und xa. 'Wegen c"'ßy = 0 (es sind minde-
stens zwei Indizes gleich!), g33 = g33 ~~ I und (55, 6I) folgt
R", = C",ß gßY by E3 - C'l.y b3 EY, (55, 69)
wo c"ß = c"'ß3 ist, und
§ 55. Schnell veränderliche elektromagnetische Felder 215
ß
8rxß8.ß = - ga.d
-
I
-0 (e-
e oe
OE) +(k
oe
2 -h 2 )E=0; (55,79)
die Substitution
r = Vk2 - h2e (55,80)
gibt die Besselsche Differentialgleichung
und
- i (k 2 - h 2 ) B 2 = wee21g 11 b1 E.
Nach (38, rr) ist
e12 = - e21 = v:g-
und g = e2 nach (38,26). Ferner ist gn = I, 0,0 daß
E1 = - J Vh h k 1'(
2 _
)
2 0 r , (55, 85)
während E2 verschwindet.
Setzt man E3 = 0 und B 3 = H(e), so erhält man in ganz
analoger Weise die symmetrische magnetische Welle. E3 = E(e, rp)
und B 3 = 0 liefert die unsymmetrischen elektrischen, H 3 = H(e, rp)
und E3 = 0 die unsymmetrischen magnetischen Wellen.
I x, = x, - v, t, l = t. I (56,02)
übergehen (das gIlt noch ganz allgemein für eme beliebige Be-
wegungsrichtung e,). Man sieht sofort, daß das für die Trans-
formationen (56,02) nur im Fall v, = 0 zutrifft, in Widerspruch
zum Relativitätsprinzip. Da sich alle sinnvollen physikalischen
Gesetze mathematisch durch das Verschwinden von Tensoren
(Vektoren, Invarianten) ausdrücken, muß für die neue Trans-
formation der Ausdruck
(56,03)
§ 56. Spezielle RelativItätstheorie I 221
(56, 08)
zu ermitteln, der jetzt wegen (56, 06) an Stelle von (56, 03) tritt.
Wie schon angekündigt, nehmen wir zunächst an, daß die
durch (56, 07) dargestellte Bewegung in der Richtung der I-Achse
vor sich geht, so daß jedenfalls x 2 = x2 ' x 3 = x3 ist. Wir können
von den Koordinaten x 2 und x 3 also ganz absehen, d. h. die weitere
Überlegung allein in der o,I-Ebene deuten. Die beiden Systeme
Sund S bestehen jetzt nur mehr aus den beiden I-Achsen, die
auf ein- und derselben Geraden liegen und sich gegeneinander
mit der Geschwindigkeit v bewegen. L: und L: sind Ebenen,
222 II!. Anwendungen m Physik und Techmk
also
a Ol = (! sh U, an = (! ch 2t
und daraus wegen der dritten Gleichung (!2 = I, also (! = ± 1.
Wir wählen 2 (} = I, so daß (56,09) in
Xo = Xo ch U Xl sh U, + (56,10)
übergeht. Man zeIgt nun sofort, daß diese Transformationen eine
Gruppe bilden. Sie enthalten für u = 0 die identische Trans-
formation Xo = xo, Xl = Xl; zu jeder Transformation existiert
die inverse (Auflösung nach xo, Xl); um zu zeigen, daß zwei Trans-
formationen zusammengesetzt wieder eine Transformation der
Gestalt (56, 10) geben, sei
I I eU _ e-u
I chu = - (e" -I- e- U ). shu = - (eU _ e-U). thu= - - -
2 2 eU -I- e- u
smd dIe HyperbelfunktIonen.
2 Die TransformatIOnen nut !! = - I ,tehen zu Jenen mit (! = -I- I
m emer ahnhchen BeZiehung. wie die Umlegungen zu den Bewegungen Im
euklidischen Raum
§ 56. Spezielle RelatIvltätstheone I 223
Xo = Xo ch v + Xl sh V, Xl = Xo sh v + Xl ch v
gegeben, das Quadrat des Abstands des Punktes (x o' Xl) vom
Ursprung insbesondere durch
(56, rr)
Alle Punkte der beiden Geraden X o = ± Xl haben vom Ursprung
den Abstand Null. Man nennt sie die isotropen Geraden durch den
Ursprungi. Die Bewegung eines Punktes längs der r-Achse von 5
ist durch eine Gleichung Xl = <p(xo) gegeben. Die Kurve in der
o,r-Ebene mit dieser Gleichung heißt die Weltlinie des bewegten
Punktes. Bewegt sich der Punkt gleichförmig, ist also
Xl = ß xo,
so ist a2 > 0, solange IßI < r, d. h., wie wir im folgenden zei-
gen werden, solange die Geschwindigkeit des Punktes kleiner
ist als die Lichtgeschwindigkeit, und da diese eine Grenzgeschwin-
digkeit darstellt, wie WIr später noch des näheren zeigen werden,
verlaufen alle physikalisch möglichen Bewegungen in dem von
den Geraden Xl = ± X o begrenzten und die o-Achse enthaltenden
Winkelraum. Die Weltlinien der Lichtstrahlen sind die beiden
isotropen Geraden Xl = ± x o'
Xl Xl
-
Xo
= -
ct
= - th u = ß, IßI< I; (56, 12)
da
thu - ß
sh u = V ~ th
I 2u = VI -1/1. = - ß A,
wo
t'
I
A = (I - ß2) - (1/2) = -jC-=
V2 (56, r5)
Ir - -
c2
gesetzt ist und alle Wurzeln positiv zu nehmen smd, so daß wir
die Transformation (56, 10) auch in der Gestalt
(56, r6)
oder ausführlich, wenn wir wieder zu den alten Bezeichnungen
zurückkehren, in der Gestalt
§ 56. Spezielle Relativitätstheorie I 225
v
t - -C2xI '
t=R'
_
1-~
C2
(56,17)
erhalten. Diese Gleichungen sind die Lorentztransjormation in der
v
einfachsten Form. Gilt v« c, so daß der Quotient - vernach-
C
lässigt werden kann (oder genauer l : im Grenzfall c --->- 00), so geht
(56, 17) über in
1 = t,
oder einfach
(: -~
o
o
0
0
-I
~ ~).
0-1
0
b~~ (~ ~)
0 0
r 0
(56,20)
0 r
0 0
(56,23)
ist; es gilt dann auch
(56,24)
Die Definition des e-Tensors ist völlig analog zu (rr, 07), nämlich
3 333
(56,25)
e", ep ey eß
4 4 4 4
e", ep ey eß
er ist ein Tensor vierter Stufe, der in jedem Paar von Indizes
alternierend ist und hat daher 4! = 24 unabhängige, von Null
verschiedene Koordinaten, die gleich +
I oder - I sind, je nach-
dem IX, ß, y, 15 eine gerade oder ungerade Permutation der Zahlen
I, 2, 3, 4 ist.
Durch eine ganz ähnliche Rechnung wie zur Gewinnung des
Entwicklungssatzes (rr, I5) ergibt sich für die einfache Über-
schiebung zweier c-Tensoren
C"'ßyb CQaTh = !5"'Q !5ß(1 !5YT + 15"'(1 !5ßT !5y€! + !5"'T !5p (! 151'(1 - !5"'Q !5PT 151'(1 -
- !5"'T !5P(1 !5y €! - !5"'(1!5߀! !5yT (56, 26)
und für die doppelte Überschiebung
(56, 27)
Das äußere Produkt von zwei Vektoren wird ein alternierender
Tensor zweiter Stufe
G"'ß = C"'ßyh Al' B ß, (56, 28)
das äußere Produkt von drei Vektoren ist ein Vektor
D", = C"'ßyb Aß B y Gh. (56, 29)
Zu jedem alternierenden Tensor zweiter Stufe A"'ß gibt es einen
dualen Tensor
(56,3 0 )
I
= - (Aa;ß - Aßa;) = Aa;ß· (56,3 I )
2
(56,34)
ß=~,
c
unter Berücksichtigung von (56, 18) in der Gestalt
X4 =A(-jßX1 +X4 )·
(56, 36)
Die Matrix dieser Transformation ist
o
o
(56, 37)
I
o
Die allgemeine :rransformation bekommen wir, wenn wir an Stelle
der Bewegung längs der I-Achse eine Bewegung in einer beliebigen
Richtung e, mit e, e, = I zugrunde legen; die Geschwindigkeit
sei wieder v, so daß an Stelle des Geschwindigkeitsvektors Val,
jetzt der Vektor v, = v e, tritt. Wir lösen diese Aufgabe dadurch,
daß wir zunächst vom System S durch eine einfache Drehung,
die die Richtung ei in 01< überführt, zu einem System S' über-
gehen, von diesem durch die Transformation (56, 37) zu einem
System S" und von diesem wieder durch die Rückdrehung, die
01< wieder in e, überführt, zum System S. Die Drehung, die 01,
in ei überführt, können wir gemäß (n, 30) durch einen Dreh-
tensor bi ; beschreiben, dessen Drehachse
'fj, = e eLJk 01/ e k = (! e,lk ek
und damit
bij = ~i1 el + (I - el ) 'YJ. 'YJ, + e'12 ea - e'la e2·
e +_a_
e 2 C2 ea
e2 - - - 0
I 1+ el 1+ e l
baß = C2 e a e 2
(56,38)
ea --- e +_2_ 0
1+ el I 1+ el
0 0 0 I)
el C2 ea 0
e2 e 2 ea
- e2 C + a -~~
0
I 1+ el I +el
baß(-I) = (56,39)
a e e C 2
- Ca - -2 - C
I
+ 2
1+ el
0
1+ e l
0 0 0 I
wofür wir auch kurz (lateinische Indizes laufen wie immer von
I bis 3)
(56,41)
zerlegt. Für ei = (jli geht (56, 41) in (56, 37) über, für ß ~ 0
wegen A. ~ I in aaß = (jaß; setzt man aber x 4 = jet, x4 = j c i,
so folgt wegen c ß = v für c ~ 00
Xi = Xi - V e, t = X, - v, t, i= t
also gerade (56,02).
Wir wiederholen, daß (56,42) noch nicht die allgemeinste
Lorentztransformation ist, diese würde sich erst ergeben, wenn
23 2 III. Anwendungen m Physik und Techmk
t = A (- :2 Xl + t) ,
(57,01)
A (Xl - V t) = u A (- :~ + t)
Xl
W -- XI _ u+v (57,05)
-
t uv
1+-
c2
das Additionstheorem der Geschwindigkeiten. Für u ->- c oder v ->- c
folgt aus (57,05) auch w ->- c; auch hier erweist sich c wieder
als Grenzgeschwindigkeit 1 .
6. Im System S, d. h. in einem euklidischen R3 bewege sich
ein Punkt P gleichförmig und geradlinig:
o
x,=x,+v,t;
dx, .
v, = v ei = dt 1st der (gewöhnliche) Geschwindigkeitsvektor
von P. Wir betrachten ein zweites System S, das für t = mit 5 °
zusammenfällt und mit P fest verbunden ist, d. h. die Koordinaten
von P in S sind nicht nur zur Zeit t = 0, sondern immer durch
c+v+h
w=c---->c,
v
c+v+-h
c
d. h. dIe Uberhchtgeschwmdlgkclt bleibt auf Jeden Fall Uberhchtgeschwm-
dlgkelt, auch wenn v negativ wlrd (gegenlauflge Bewegung).
§ 57. Spezielle RelatIvltatstheorie II 235
o
x, = Xi gegeben. Dann ist dx, = 0 und aus (56, 43) folgt durch
Differentiation
dx, = - j ß ;. e, dx4 , (57,06)
oder für dX 4 = je dt, dX4 = je dl wegen c ß = v
dt =;. dl. (57,07)
dx
Elimination von l gibt noch dx, = Vi dt, also de' = Vi wie oben.
Für das quadrierte Bogenelement (56,05) in der W 4 folgt
(57,08)
also bei geeigneter Wahl des Anfangspunktes der Zeitmessung
(57,09)
Man nennt (1 die Eigenzeit des bewegten Punktes P; sie ist bis auf
den konstanten Faktor c die Angabe l einer mit P mitbewegten
Uhr, also einer Uhr, deren Weltlinie mit der von P übereinstimmtl.
Es sei nun Xi = Xi(t) die beliebige Bahnkurve G: eines Punktes P
im System S. Der Geschwindigkeitsvektor von ist
dx
P d;
= v, = ve,
wie oben, aber jetzt sind v., V und e, im allgemeinen nicht konstant,
sondern Funktionen von t. Wir können dem Punkt P jetzt in
jeder seiner Lagen längs G: ein anderes System S(t) zuordnen,
das sich relativ zu S mit der Geschwindigkeit Vi bewegt. Für
alle diese Systeme gelten die Gleichungen (57, 06) bis (57,08),
während an Stelle von (57,09) jetzt
(57, 10)
tritt, weil auch;' nicht mehr konstant ist. (1 ist in genau demselben
Sinn wie oben die Eigenzeit von P. Wir bemerken, daß aus
(57, 08) noch
a
1 a hat die DimenSIOn emer Lange; man nennt daher oft auch T =- = f
die Eigenzeit von P. C
IH. Anwendungen m PhYSIk und Techmk
da = c di = ~ dt = - j dX 4 = - ~ dX 4 (57, rr)
(57, 1Z)
also
(57, 13)
Der Vektor Wrz der W 4 läßt sich also in einen Vektor").. v, des R 3
und in einen Skalar je").. zerlegen. Das gilt ganz allgemein für
jeden Vektor der W 4 , weil die vierte Koordinate unverändert
bleibt, wenn man sich auf Transformationen des R 3 in sich,
also auf gegeneinander ruhende Systeme 5 und .') beschränkt.
Für die Norm von Wrz finden wir
dxrx.
Jrx. = mowrx.= moc--. (57. 14)
da
Daraus folgt
J, = Amov, = mv" (57. 15)
man pflegt
(57. 16 )
als Masse der bewegten Partikel zu bezeichnen und von der Ruh-
masse mo zu unterscheiden: Die Masse der bewegten Partikel
nimmt mit zunehmender Geschwindigkeit zu.
Analog zum Newtonschen Grundgesetz für den R 3 erklären
WIr die relativistische Kralt durch
(57. 17)
es folgt
Für die vierte Koordinate folgt aus (57, 17) wegen (57, II)
F4 = m o c2 d dX 4 = J m c2 :l}' = j c2 d~ = j _~E
da da 0 da da da
E = c 2 m ist die Gesamtener{!,t"e der bewegten Partikel; wegen
(57, 16) und
2 dx, dx,
v =Ttdt'
folgt
3 v 4
E -~ m o c
2
+ -2I m o l'
2
-+- ü-0
Ino ---., + ...
C"
oder
(57, 19)
Dabei ist
(57,20)
die Energie der ruhenden Partikel und E kln die kinetische EnergiE'
der bewegten Partikel; für v «c ist
I .
E km = -mo Z,2
2
v,o = (d~'- ) 0 = 0
§ 57. Spezielle RelatIvltätstheone II 239
ist. Die Dichte der Materie im Punkt 0, bezogen auf das System 5,
ist zur Zeit t = to
dmo
eo=~·
dVo
Für das System S setzen wir analog
dm
e=av;
1
wegen dm = A, dmo (57, 16), dV = ;: dVo (57,03) ist
)
g, = e ( OV.
ot' +v J 0, v, - 0, (J"
beschrieben. Wir formen die letztere um, indem wir (45, 26)
mit Vi multiplizieren und zur rechten Seite von (46,02) addieren;
das gibt
o(e Vi)
g, = -o-t- + 0) (e V, V, - (J,,); (57, 22)
f. = g" f~ = 0
und drittens einen symmetrischen Tensor zweiter Stufe L xß '
der in P die Koordinaten
hat. Damit wird aus (57,22) zunächst in t und für den Punkt P 1
(57,24)
wo
(57,25)
der Energie-Impulstensor der Materie ist. Für inkohärente Materie,
in der keinerlei Spannungen oder Drücke auftreten, z. B. für
feinen Staub 2 im Vakuum, ist in (57,25) natürlich 1:rxß = 0 zu
setzen.
(57,26)
F",p ist ein alternierender Tensor zweiter Stufe in der W4 ; ins-
besondere ist
Wegen
folgt
(57, 27)
und
(57, 28)
Schließlich ist
= -B"k
i i
0k lJf - B"kAk-;- = -B"k (Ok lJf + Ak)
1
c 1c C
(57, 29)
oder
(57,3 0 )
und
oder
- T" E,
F'4 = - r 4' = -:-- . (57,31)
1e
Der Übersichtlichkeit halber schreiben wir die beiden Tensoren
noch in Matrizenform an:
E3 E2
0 BI
Je ie
E3 EI
0 B2 (57,32)
F"p= 1e ]e
E2 EI 0 B3
1e ]e
-BI - B2 -B3 0
0 B3 - B2 EI
ie
E2
-B3 0 BI
ie
P"p= (57,33)
E3
B2 - BI 0
ie
EI _ E2 E3
o
ie 1e 1e
Die Gleichungen (57,27) bis (57,33) gelten nur im Ruh-
system. Sie verlieren ihre Gültigkeit, wenn wir zu dem bewegten
System übergehen, wie wir noch sehen werden. Sie gelten aber
für alle Arten des Ruhsystems, d. h. sie bleiben erhalten, wenn
§ 57. Spezielle Relativitätstheone 11 243
(57,34)
sein. Wir spalten in die räumlichen und zeitlichen Koordinaten
auf. Es ist dann
a.Fa., + a4 Fa4 = o.
Ist hier IX = 4, so erhalten wir wegen F 44 = 0
a. B, = 0,
also die IV. Maxwellsche Gleichung (53, 18). Ist IX = i =1= 4, so folgt
oder
und
1'4 = - 14, = b H, (57,37)
setzt. Die Werte für a und b sind so zu wählen, daß (53,22) und
(53, I7) erfüllt sind. WIr bilden dazu den Rotor von I rx.ß und
finden
RIY. = elY.ßyd oß Iyd =
== elY.iyd o,lyd + eIY.4kl 04 /lel =
= ert.1kl 0, llel + eIY.j41 0,/41 + e(x1M 0, IM + ert.4kl 04Ikl'
also
Damit wird
a
R, = eokl 0, I Ifl + 2 b lOok 0, Hk + -.-
Je
e,kl ele Im Dm.
Das erste Glied auf der rechten Seite verschwindet, da bei der
Beschränkung der Indizes des e-Tensors auf Werte bis 3 zwei
Indizes gleich sein müssen. Es bleibt, wenn wir auf das letzte
Glied rechts den Entwicklungssatz anwenden
R, = 2 b etJ ,. 0) Hk + 2a
-.-D,.
1C
(57,39)
R, = 2 S,. (57,40)
Es bleibt noch zu untersuchen, welche Bedeutung R 4 hat. Wir
finden
R4 = e4jkl 0, I'ci = - a e,kl 0, eklm Dm
= - 2 a 0, D) = 2 j ey.
Die Zusammenfassung von D, und H, zu dem Tensor IIY.ß' den
man den Erregungstensor nennt, befriedigt (53,22) und (53, I7),
wenn wir gleichzeitig den Vektor der Vierer-Stromdichte
einführen. An die Stelle von (53,22) und (53, I7) tritt dann
(57,43)
§ 57. Spezielle Relativitatstheone II
oder
(57,44)
Der Zusammenhang zwischen den elektrischen und den
magnetischen Feldgrößen, der durch die Feldfaktoren e und #
bestimmt ist, zeigt sich in der vierdimensionalen Darstellung in
der Form eines Tensors 4. Stufe Trl.ßyß oder
(57,45)
Trl.ßyß ist alternierend in den Indizes ot und ß bzw. y und 6. Wenn
wir (57,45) in die Indizes I bis 3 und 4 aufspalten, erhalten wir
und
Daraus folgt
T'4kl = T'ik4 = 0,
und
(57,47)
gilt, dann lassen sich (57,46) und (57,47) durch den Ansatz
Eh=Eh-fhktBkVt· (57,5 2)
Für die magnetische Induktion im System 5 ergibt sich
wegen
und
a" a44 - a,4 a41 = [<'l" + (A - I) e, e,] A - ß2 A2 e, e, =
= A<'lt) - (A - I) e,e)
wird weiter
III. Anwendungen m Physik und Techmk
oder
- ~ A
Bi = [A U'l - (A - I) e, eJ ] B J + 2"
C
e,hk Eh V", (57,53)
was auch
analog zu (57,52).
Für den Zusammenhang zwischen elektrischer Verschiebung D,
und magnetischer Feldstärke H i ergeben sich dieselben Formeln
(57, 51) und (57,53), wo nur E, durch D, und B, durch H, zu
ersetzen ist. Die Maxwellschen Gleichungen für bewegte Körper
gehen aus den Gleichungen für ruhende Körper hervor, wenn
man in ihnen die Feldgrößen durch ihre transformierten nach
(57,51) und (57,53) ersetzt. Aus (57, 52) folgt (53, II), wenn man
e h G, Eh = _ G~,
" Gt
setzt und beachtet, daß in (53, II) auf der hnken Seite dIe im
bewegten Körper festgestellte Feldstärke, also nach unserer
jetzigen Bezeichnung E, steht.
Aus (57,42) folgt ferner wegen (56,41) 1m bewegten System
.5, = a'k Sk + a,4 S4 = [J'k + (A - I) e, e" SkJ - AY V;
und daraus für c -+ 00 nach (53, 17)
S, = Si - Y Vi = S, - V, GJ DJ"
Damit folgt aus (57,54) und (53,22)
- GD,
e"k G; Hk = Ti + Si + e"kekpf/ G,(D pV q) =
GD, -
= Ti + e';k ekpq GJ(D p 'V q) + V, G D + S, J J
und
h h
bl(b, bk - bk b,) A J = - b l R. nk A h - R.J'k bl A h'
Addition ergibt
(bk b l - b l bk) b, A J + (bI b, -- b, b l) bk A J + (b, bk - bk bi ) b l A J =
R.'kl R. kli
h
R.l'k = 0, + h
+ h
und
{21.i.} = g'h [i j, hJ = 2..z g'h (o,gh' + 0, gih - 0hg,,) = 2.. g'h o,g'h;
z
anderseits ist g g'h das algebraische Komplement von g'h in der
Entwicklung der Determinante g = det gi, und daher ist nach
der Regel für die Differentiation einer Determinante
opg = g g,hopg,h
und somIt
J..1 } = - I 0, g =
1 0, In V-g.
1] zg
§ 58. Allgememe RelatIvltätstheone 25 I
RJk = V-
GJ Gk In g - G, fi l}
fhik } + { ki 1} 1 {l}k GI In V-g,
i-i (5 8,08)
J=R
n
und daher
(58, 10)
Punkt P selbst) abhängt, aber nicht von der Wahl der besonderen
Vektoren, die diese V 2 aufspannen. Eine solche absolute Invariante
erhalten wir sofort, wenn wir eine zweite relative Invariante an-
geben können, die sich bei der Transformation (58, 12) ebenfalls
mit dem Quadrat der Transformationsdeterminante multipliziert.
Da nun der Tensor vierter Stufe
K _ G _ R"kl A' Ak Bi BI
(58, 1 3)
- H- (g;;:g--;;-~g,;g-;;JA'AkffiBi
eine Invariante der gesuchten Art; sie wird als die zum Punkt P
und zu der (durch die Vektoren A' und B' aufgespannten) V 2
in P gehörige Riemannsche Krümmung bezeichnet.
Ist n = 2, so gibt es in jedem Punkt nur eine einzige V 2 ,
nämlich die Tangentenebene in P; WIr können daher A' = (1,0)
und B' = (0,1) wahlen, dann ergibt (58, 13)
K = R 1212 ,
g
d. h. die Riemannsche Krümmung geht in die Gaußsche Krüm-
mung im Punkt P über. An die Einführung der Riemannschen
Krümmung knüpfen sich sofort einige Fragen. Die erste ist,
welche Räume durch verschwindende Riemannsche Krümmung
K = 0 gekennzeichnet sind. Aus
R1JkI A ' Ak B' BI = 0, (58, 1 4)
§ 58. Allgememe Relativitätstheorie 253
gültig für beliebige Vektoren A' und B', können wir aber nicht
sofort auf R'3k! = 0 schließen, da in der Vierfachsumme links i
und k, j und I vertauschbar sind, so daß also zunächst nur l
R'3k! + R kj2 ! + R'!k3 + R khi = 0
folgt (alle diese Koeffizienten sind mit Ai A k B3 B! multipliziert).
Hier stimmt wegen (36, 10) (zweite Zeile) der erste mit dem
vierten und der zweite mit dem dritten Summanden überein,
also ist
R'3k! + R'!k3 = o. (58, 15)
Addieren wir dazu die letzte Gleichung (36, 10), d. h.
R'Jk! + R ik !3 + R'hk = 0,
und wenn wir das zur Summe von (58,15) und (58,16) addieren,
bleibt
3 R'3k! = 0,
weil nach (36, 10) R'!k3 + R'!3k = R'k!3 + R'k3/ = 0 ist.
Zusammen mit dem am Schluß von § 36 bewiesenen Satz
folgt also: Die Räume verschwindender Riemannscher Krümmung
sind euklidische Räume.
Die zweite Frage, die wir uns stellen, geht nach jenen Räumen,
für die K nur vom Punkt P, nicht aber von der Ebenenstellung V 2
durch P abhängt. Für solche Räume gilt wegen (58,13)
[K (g'k g3! - g,! gik) - R'3k!J A' Ak Bi B! = 0
für alle Vektoren A' und B', so daß gemäß der eben durchgeführten
Überlegung
1 Aus dem identischen Verschwinden der mit emem behebigen Tensor B.j
gebildeten quadratischen Form B'3 A' A1 folgt zunachst auch nur, daß
B'3 + Bj2 = 0, d. h. Bi) altermerend ist. Nur wenn B'3 von vornherem
symmetnsch war, folgt B'3 = o. Man konnte demgemaß, wenn Wir (58, 14)
zunächst als quadratische Form m Bi ansehen, auf (R.1kl + RUkl) A' Ak = 0
und aus dieser Identitat dann m derselben Weise auf die obige Gleichung
schheßen.
254 III. Anwendungen m Physik und Techmk
1
G" = R" - -2 R g", (58, 18)
der als Einsteintensor bezeichnet wird. Dabei ist R" der Ricci-
tensor (58,05) und R die Krümmungsinvariante (58,06). Aus
der Bianchischen Identität (58, 04) folgt durch Überschiebung
mit gPk Ii'l
- b, R gPk bk R,m+ gJI b l R" = 0, +
so daß wegen R1) = R]l
b, R = 2 g'k b k R,j' (58, 19)
Differentiation von (58, 18) gibt
§ 58. Allgemeine RelatIvltätstheone 255
(58, zo)
2. Die Einsteinsehe Gravitationstheorie. So bedeutungsvoll die
Ergebnisse der speziellen Relativitätstheorie auch für unser
physikalisches Weltbild sind, so bleiben doch einige recht wesent-
liche Fragen offen, Fragen, die zum Teil durch die spezielle
Relativitätstheorie selbst aufgerollt werden und deren Beant-
wortung sich durch eine konsequente Weiterentwicklung ihrer
Grundgedanken ergibt. Es ist vor allem die Beschränkung auf
gleichförmige Bewegungen, die willkürlich erscheint und nicht in
befriedigender Weise erklärt ist. Das Prinzip von der Gleichheit von
schwerer und träger Massel macht es unmöglich, festzustellen, ob
ein System im Schwerfeld gravitierender Massen ruht oder ob es
sich in einem feldfreien Raum beschleunigt bewegt. Die allgemeine
Relativitätstheorie stellt sich die Aufgabe, die physikalischen Ge-
setze so zu formulieren, daß sie gegenüber beliebigen, nicht nur
gleichförmigen Bewegungen des Bezugssystems invariant sind.
An Stelle der Lorentztransformationen treten alle zulässigen 2
Koordinatentransformationen in der W 4 , an Stelle der durch (56,19)
gegebenen Minkowskischen Maßbestimmung
(58, Z1)
der auf die reellen Koordinaten Xl' X2 ' Xa' X4 = c t bezogenen W 4
tritt die allgemeine Riemannsche Maßbestimmung
*
da 2 = gcxß dxrJ, dXß, }
(58, zz)
g'X.ß = gßcx, g = det grt,ß 0,
1 Diese Gleichheit war m der klaSSischen Mechamk lange Zeit als mcht
weiter erwähnenswerte Selbstverstandlichkelt angenommen worden und
man hat erst recht spät erkannt, daß es sich hier um zwei grundsätzlich
vblhg verschiedene Begnffe handelt. Äußerst prazise Experimente von
EÖTvos haben gezeigt, daß bel geeigneter Wahl der Maßeinheiten träge
und schwere Masse emes Korpers tatsächhch gleich smd.
2 Das heißt umkehrbar eindeutIg und mindestens zweimal stetig
differenzierbar.
256 III. Anwendungen !TI Physik und Techmk
4· -I -I -I -I
5· -I -I -I -2 -I
rechts neben dem Stnch stehen die zugehörigen Signaturen; die Formen
vom Typus I und 5 smd pOSItiV bzw. negativ defmIt, die vom Typus 2, 3 und 4
indefImt. Die Form (58, 21) ist vom Typus 4 und hat also Signatur - 1.
Duschek-Hochramer, Tensorrechnung III, 2 Auf!. 17
258 III. Anwendungen m PhysIk und Techmk
I bß T/ = I 0, (58,25)
wo wir natürlich, mit Rücksicht auf die jetzt verwendeten all-
gemeinen Koordinaten die kovariante Differentiation verwenden
und T rxß durch den gemischten Tensor T/ ersetzen müssen; in
der ebenen W 4 ist natürlich wieder brx = 0rx.
Gemäß (58,20) genügt der durch (58, r8) definierte Einstein-
tensor
(58,26)
I bßG/=o·1 (58,27)
Für den leeren, von Materie völlig freien Raum ist T'Y.ß = 0
Anderseits folgt aus (58, 26) wegen gr>.ß ga.ß = = 4 b:
ga.ß Grxß = G~ rx = R - 2 R = - R
§ 58. Allgemeine Relativitätstheorie 259
(58,30 )
eine brauchbare Annäherung für (58, 28) sein wird.
Einen etwas allgemeineren Ansatz als (58,28) erhält man,
wenn man auf der linken Seite noch ein Glied A gaP mit konstantem
A *- ° hinzufügt; wegen by gaP = 0 bleibt (58, 27) auch für
+
H! = G;8 Ab! bestehen. Aus
(58, 31 )
oder ausführlich
I
RaP - - g",p (R - 2 A) = - "T ap
2
folgt durch Überschiebung mit gaP
R- 2 R + 4 A= - "g"'P T ",p.
Setzen wir
so folgt
R-4,Ä,=xT.
In Bereichen, die von Materie weit genug entfernt sind, können
wir wieder T(1,ß = 0 setzen; dann ist auch T = 0, also R = 4 A
konstant und aus (58,31) folgt
Aus der ersten und dritten folgt durch Addition a.' + ß' = 0,
also wegen (59,03) a. + ß = o. Setzen wir noch eß = y, so wird
die zweite Gleichung (59,06)
y+r)"=1,
woraus durch Integration
2m
y=1-- (59,07)
c2 r
2m
mit der Integrationskonstanten -2 folgt. m ist dabei, WIe sich
c
noch des näheren zeigen wird, der Masse der gravitierenden
Partikel im Ursprung proportional. Man überzeugt sich leicht, daß
damit alle Gleichungen (59,06) erfüllt sind. (59,02) geht über in
Ida = - y-I dr
2 2 - r2 diP - r 2 sin 2 {} drp2 + Y c2dt2, I (59, 08)
die von SCHWARZSCHILD angegebene partikuläre Lösung der
Gravitationsgleichungen (58,30).
2. Die Geodätischen der W 4: In der Variationsrechnung wird
gezeigt, daß ein Integral
b
. dx e .
wo xe = du 1st, für eine Kurve x'" = x",(u) nur dann emen
extremen Wert annimmt, wenn die Eulerschen Gleichungen
ist, lassen sich die Gleichungen (59, II) auf die Normal/arm
x",= F ",(xe, xe)
bringen.
Bei VIelen geometrischen Aufgaben verlangt man, daß der
Integrand I in (59, 09) in den xe positiv homogen von erster
Ordnung ist, damit] von der Wahl des Parameters u unabhängig
ist. Es ist dann
I(x e, A xe) = A I(x e, xe)
für alle ). > 0 oder (Eulersche Differentialgleichung der homogenen
Funktionen)
01 .
~x",=I·
uX",
so daß
021
det == 0
oXa.oxp
ist. Somit liegt hier gerade der Fall vor, daß die Gleichungen
(59, II) nicht auf die Normalform gebracht werden können. Man
kann diese Schwierigkeit dadurch umgehen, daß man an Stelle
von I(xe, xe) den Integranden
cp(xe, xe) == [f(xe, xe)J2
f
b
11 = ((J(x e, x Q) dtt
a
sind
O((J _
oX a
~ o((J
du oX a
= 2/(~
oX
_ ~~) _ 2!:l.~ =
du oX du oX
o'
'
(59,12)
a a a
gibt es also einen Parameter u, für den I = konst. =F- 0 ist, so
stimmen die Extremalen von 11 mit denen von I überein; ((J ist
aber in den xe positiv homogen von der Ordnung 2, also ist
O((J .
-0' Xa =2((J,
Xa
daher
und im allgemeinen
02((J
det o'X 0xß =F- o.
a
f f
b b
I= V gaß Xa~Xß
ist in den xe positiv homogen von der Ordnung 1; WIr betrachten
also an Stelle von (59, 13) das Variationsproblem
§ 59. Spezielle Lösungen der Gravltatlonsglelchungen 265
J J
b b
ein Parameter, für den rp und damit auch t konstant ist, ist die
..
Eigenzeit u = f t du, für die
a
" d ,
01' gaP Xa. Xp - 2 du ga.1' Xa.
X ,,+I1a.JeßI1x'x'-0
A a. ß - (59,15)
oder
(59, 16)
bx",
--=0 (59, 17)
bu
definiert.
3. Planetenbewegung und Perihelverschiebung. Bekanntlich
war die auf Grund der Newtonschen Theorie vergeblich gesuchte
Erklärung der Perihelverschiebung des Merkur eines der ersten
Ergebnisse der Einsteinschen Theorie. Wir versuchen zunächst
auf Grund der letzteren die Bahn eines Planeten zu berechnen.
\Venn wir annehmen, daß die Masse des Planeten so klein ist, daß
Sle die Metrik nicht beeinflußt, so können wir die Schwarzschildsche
Maßbestimmung (59,08) verwenden, mit einem Koordinaten-
system, dessen Ursprung im Mittelpunkt der Sonne liegt. Die
Planetenbahn ist dann eine Geodätische dieser W 4 . Die Christoffel-
klammern entnehmen wir aus (59, 04), wo nur
+ -r2 -da
dr -d ß
da
- .sm {} cos 19 (dCP)2
-
da
= 0, ( (59, 18)
, dy 2m
wo y = dr = c2 r 2 ist. Eine dieser Gleichungen, am besten die
erste, lassen wir weg und ersetzen sie durch (59, 14), d. h.
_ ~ (dr)2 _
Y da da
2
r2 (dD)2 _ r 2sin D (dCP)2 + Y c2
da da
(!!-.)2 = 1.
(59,19)
Als Anfangsbedingung schreiben wir vor, daß der Planet seine
n
Bewegung in der Ebene D = - beginnen soll, so daß
2
(~!)o = 0, (cosD)o = 0
(~:~)o=o,
und durch wiederholte Differentiation von (59, 18) ergibt sich, daß
(~:~t = 0
n
ist für alle k = 1,2,. .. Daher ist dauernd D = - .
2
(59, 19) und die dritte Gleichung (59, 18) gehen über in
-y _1 (dr)2
da -r2(dCP)2
da +c2 y (dt)2
da =1 (59,20)
und
d 2cp 2 dr dcp
-+ ---=0. (59, 21)
da r da da
2
Die vierte Gleichung (59, 18) bleibt unverändert; sie läßt sich
ebenso wie (59,21) unmittelbar integrieren. Wir erhalten
2 dcp h dt_ k
r da=c' Yda- (59,22)
mit den Integrationskonstanten hund k. Eliminiert man aus
(59, 20) und (59, 22) t und a, so folgt
(59,23)
z6il III. ..\nwendungen III Physik und Techlllk
I
Setzen wir hier -- = u so ergibt sich durch Differentiation
r '
nach cp und eine einfache Umformung wegen (59, 07)
d 2u m 3 mu 2
dcp2 +It = h;i +~ (59,24)
(59, 25)
3 mu 2
gilt, was sich von (59, 24) nur durch das sehr kleine Glied --2
c
unterscheidet. Es wird daher die Lösung!
von (59, 25) eine brauchbare Näherung für die Lösung von (59, 24)
sein, die wir noch nach der Methode der sukzessiven Approxi-
mationen um einen Schritt verbessern. Setzt man (59,26) auf
der rechten Seite von (59, 24) ein, so folgt
(59, 27)
Hier hat neben dem ersten nur das dntte Glied rechts noch einen
innerhalb der Beobachtungsgrenzen liegenden Einfluß auf die
Lösung 2 , der sich wegen der eintretenden Resonanz im Laufe der
Zeit verstärkt. Da
oder
m
tt = h2 [I + 8 COS (q; - w - &v)~ (59,28)
3 m2
15w = c2 h2 q; (59,29)
m = (2;f a3
ist, wo T die Umlaufzeit bedeutet, kann man (59, 30) auch auf
die Form
24 n 3 a2
15w=~==--,-----~
c2 T2 (I - 8 2)
bringen. Die Perihelverschiebung ist nur für den Planeten Merkur
praktisch merklich; die obige Formel gibt für einen Zeitraum
von 100 Jahren den Wert 15w = 42,9", was mit den Beobachtungen
gut übereinstimmt.
I Es ist h 2 = m a (1 - 8 2), WIe sIch leicht aus (59, 26) ergIbt. Vgl.
hierzu auch A. DUSCHEK, Vorlesungen uber höhere Mathematik III, S. 273·
27° IH. Anwendungen m Physik und Techmk
r-r~
gilt wie oben (59,22), während (59,23) in
I
übergeht. Setzt man hier wieder - = U, so gibt die Differentiation
r
nach q; schließlich
(59, 3 2 )
m ( . 2 )
Jj cos q; + + sm
I
1t = ~2R2 I q; .
_
R - r cos q;
.
+ cmr
2 R
(
I + sm. 2
q;
)
§ 59. Spezielle Lösungen der Gravitabonsglelchungen 27I
IX = I,75",
was ebenfalls gut mit den nachträglich bei verschiedenen Gelegen-
heiten beobachteten Werten übereinstimmt.
5. Die sphärische Welt von De Sitter. Wir versuchen, unter
denselben Annahmen wie bei der Ermittlung der Schwarzschild-
schen Maßbestimmung die allgemeineren Gleichungen (58,32) zu
lösen. An Stelle von (59,06) treten jetzt die Gleichungen
I , ß' +-
-I ß" --IX I ß'2 - -IX'- -
_ 1 cx
I\e ,
2 4 4 r
eß - " ( --ß"+-IX'ß'--ß'2--
2
l I
4
I
4
=
r
ß') Äe ß.
Aus der ersten und dritten Gleichung folgt wieder IX' ß' = 0; +
wir können auch hier IX = - ß setzen, da eine additive Konstante
sich nur als Änderung der Zeiteinheit auswirken würde. Setzen
wir wieder eß = y, so wird die zweite Gleichung
y + r y' = I - Ä r2
mit dem Integral
2m Ä 2
y=I-----r. (59,35)
c2 r 3
272 III. Anwendungen m Physik und Techmk
3
wo noch a 2 = 1" (a > 0) gesetzt wurde. Diese Lösung von
(58,32) wurde von DE SITTER angegeben; sie gilt für einen voll-
ständig leeren Raum. Für r = a ergibt sich eine nicht übersteig-
bare Schranke der Welt, die man auch als Horizont bezeichnet.
Für eine ruhende (r, {J, g; konst.) Uhr ist
da = c V I - :: dt, (59,37)
also
dt = ± (1-:2
2)-1 d:;
das Lichtsignal braucht eine unendlich lange Zeit, um vom Ur-
sprung zum Horizont zu gelangen.
§ 59. Spezielle Lösungen der Gravitationsgleichungen 273
Die Gleichungen der Geodätischen (59, 18) und (59, 19) gelten
y2
unverändert, wenn jetzt y = I - 2 gesetzt wird. Wir nehmen
a
n
wieder die Anfangsbedingung {} = -, so daß (59, 19) und die
2
dritte Gleichung (59, 18) in (59, 20) und (59, 21) übergehen. Für
eine ruhende Partikel ist
dr dcp
-=-=0
da da
und daher nach (59, 20)
C2(~)2 =~,
da y
so daß die erste Gleichung (59, 18) in
d 2y I
da2 + zY' = 0
oder
lautet, so folgt
da 2 = - ds 2 = - a 2 d'IjJ2 - a 2 sin 2 'IjJ (d{}2 + sin 2 {} dcp2) +
(59, 4 2 )
Setzt man hier noch a sin 'IjJ = r, so kommt man wieder zur
De Sitterschen Maßbestimmung (59,36). Die De Sittersche Welt,
die große Ähnlichkeiten mit einer vierdimensionalen Kugel hat,
bezeichnet man auch als sphärische W cU. Sie ist ein Einsteinscher
Raum (58, 10) mit der konstanten Krümmung a- 2 .
§ 59. Spezielle Lösungen der Gravitationsgleichungen 275
r
ß = 0 zu setzen, während
e~ = (I - :: 1 ;
ist wie bei der De Sitterschen Lösung, womit aber nicht gesagt
ist, daß die Konstante a in beiden Fällen denselben Wert hat.
Aus (59, 05) folgt jetzt
~ 2 2
Rn = - - = - -- = - ---=------oc
r a2 y a2 - r 2 '
R 22 = Y (I - a2r- r2) _ I =
2
_ 2
a
:2, j (59,45)
2 r2 • 2
R 33 = - -2- sm D,
a
R 44 = 0
und daher
6
R = g~ß R~ß = -2 .
a
Wegen R 44 = 0 kann die Einsteinsche Welt keine leere Welt
sein, denn aus (58,32) würde sonst g44 = 0 in Widerspruch zu
(59, 44) folgen; es muß T ~ß -=1= 0 sein und daher ist der Ansatz
(58,31) zu verwenden. Das gibt
,s·
III. Anwendungen m Physik und Techmk
(59,47)
V = {lI V-
•
g dr dß dcp = 2 n {
• Vy
()
a
r~ dr
•
0
"
{sin ß dß = n 2 a3,
einer Welt ist, die soviel Materie enthält, als überhaupt möglich
ist, während die De Sittersche Welt den Grenzfall einer völlig
leeren Welt darstellt.
Für die Lichtstrahlen, also für die Nullgeodätischen, ergeben
sich aus (59, 15) die Gleichungen (a ist wieder nicht die Eigenzeit)
d 2{} 2 dr d{}.
--+-----sm{)cos{} (drp)2
- =0
da 2 rdada da'
d 2rp 2 dr drp df} drp
-d 2
ara a
+
--d -d +2cotf}-d -d =
a a
0, (59,49)
- (I - -r2
a2
)-1 (dr)2
da
- - r2 (df})2
-
da
- r2 sin 2 {} (d)2
~ + c2 (dt
da
-
da
)2 = 0;
(59,5 0 )
n
mit f} = - reduzieren sie sich auf
2
d 2rp 2 dr drp
-+---=0 (59, SI)
da 2
r r- ~: r r
rdada '
und
I
mit der Integrationskonstanten w. ist somit eine mit n
r2
periodische Funktion von q;, die Lichtstrahlen sind geschlossene
Kurven. Aus (59, 53) folgt
dt _ ck 2
dq; - T r ,
so daß die Zeit T, die ein Lichtteilchen für einen vollen Umlauf
braucht,
T = a2 c k h f
o
"
h2 cos 2 (q; - w) +dq;a c
2 4 k 2 sin 2 (q; - w)
= a;;r
c
wird. Wir erwähnen noch, daß die Einsteinsche Welt weder ein
Einsteinscher Raum (58,10) noch ein Raum konstanter Krüm-
mung ist.
Anhang
g,. ~ (~
und daher folgt aus (39, r6)
W(l) = e, w(3)=i.
2. Es ist
W· = (r, rp, ß).
Aus (38, r7) entnehmen wir
gll = r,
und daher ist
W(l) = r, W(2) = rsin{}rp, W(3)=rß.
3. Es ist
r.
V3 x
1_ . _ .
W - u
1 - Xl - 2'
w2 U - -.:.... .
-
- 2 - V3X2'
w3 = u3 = x3 •
Nach (33, 24) ist
t
o
r
~)
und daher sind die physikalischen Koordinaten w(,) gleich den w'.
280 Losungen der Aufgaben zu § 39
4. Aus
e= konst.,
rp = 0) t,
z = k t2
folgt
10' = (0,0),2 k t).
-- ~
2 (a
2
1>22 10 10
2 +g 2
23 10 10
3 +g 32 10
3 w2 +u 1>33 10 3 1( 3 )
Es ist
oS oS _ 2 oS
a10 1 = 0, 010 2 - e ()), -'l =
010'
41! t.
Ferner ist
ci
dt
(OS) ci (OS)
OW 1 = dt 0102 = 0,
Losungen der Aufgaben zu § 4I 28I
und
as
--=0 ~- =
as 2k.
aU 2 ' aU3
1
022 = In a 2 622 = In a 2,
1
()33 = In a 2 633 = In a2•
Alle Koordinaten (),j für i cF j verschwinden. Analog gilt für
2
den Anteil ()iJ des zweiten Massenpunktes mit den Koordinaten
X, = (- a, 0, 0),
2
()n = In a 2 6n - a 2 = 0,
2 2
()22 = ()33 = In a2
und daher
o
21n a2 o ) .
o 2 In a 2
282 Losung der Aufgabe zu § 43
§ 43
Man benutzt ebene Polarkoordinaten
q, = (r, cp).
Der Verschiebungsvektor ist dann durch
Ur=U'=(er,o) mit e=()(- 1
J2 } 1
112 r' =
Daraus folgt
2 Yll= 28+ 8 2 = 0(.2 - r,
2Y22 = 28r 2 + 8 2 r 2 = (0(.2 - r) r2
und
Man kann zu dem gleichen Ergebnis auch direkt von (43, 49)
kommen. Nach Aufgabe 2 von § 33 ist
g" ~ (~ ~
Bei der Deformation wird jede Strecke in der Ebene im Verhältnis
r gedehnt, daher muß gelten
0(. :