You are on page 1of 59

2011

Kantonale Denkmalpflege
Basel-Stadt
Kantonale Denkmalpflege Basel-Stadt
Jahresbericht 2011

Umschlag: Alte und neue Akzente im Stadtbild


Links die 1928/29 nach ­Plänen des Architekten Hans Eduard Ryhiner und des Ingenieurs
Alfred Adolf Goenner erbaute Markthalle mit der Beton-Kuppel, rechts der neue Wohnturm
von Diener & Diener Architekten.
Liebe Leserinnen und Leser

Es freut mich sehr, dass ich den Baslerinnen und


Baslern eine informative ­Broschüre über die Tätig-
keiten, Aktivitäten und Forschungsergebnisse der
Kantonalen Denkmalpflege im Jahr 2011 vorlegen
kann.
Aufgegriffen werden beispielsweise aktuelle
Themen wie die Frage der energetischen Optimie-
rung von historischen Bauten. Die Erkenntnisse
aus einem Forschungsprojekt zu diesem Thema, an
der sich die Denkmalpflege Basel-Stadt federfüh-
rend beteiligt hat, zeigen überraschende Ergebnisse
auf. Nicht alle Altbauten sind «Energieschleudern» –
im Gegenteil. Mit dem Beitrag «Baudenkmäler auf
dem Weg in die 2000-Watt-Gesellschaft» möchte
die Denkmalpflege zu einer differenzierten Betrach-
tungsweise anregen.
Unter den im letzten Jahr abgeschlossenen
­Res­taurierungen, die in dieser Publikation vorge-
stellt werden, hat die des Ackermannshofs in der
­St. Johanns-­Vorstadt zu Recht in der Öffentlichkeit
grösste Aufmerksamkeit gefunden. Der Gebäude-
komplex hat eine spannende Geschichte, besitzt
eine sehenswerte und kulturhistorisch wertvolle
Ausstattung, erhielt eine angemessene neue Nut-
zung und eine ­Restaurierung mit Respekt vor dem
Baudenkmal. Es lohnt sich, auch vor Ort einen Blick
in den Ackermannshof zu werfen.
Auf den folgenden Seiten werden Sie aber noch
viel mehr Entdeckungen zur historischen Baukul-
tur unseres Kantons machen. Es gehört zu den wich-
tigen Aufgaben der Denkmalpflege, uns diesen
manchmal wenig beachteten Reichtum Basels ins
Bewusstsein zu rufen und sich für seinen Erhalt
einzusetzen. Die Baukultur der Vergangenheit be-
reichert unsere Gegenwart, schafft Vielfalt und bil-
det die Grundlage für die Baukultur der Zukunft.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen beim Be-
trachten und Lesen der folgenden Seiten viel Ver-
gnügen und vielleicht die eine oder andere neue
Erkenntnis.

Dr. Hans-Peter Wessels, Regierungsrat


Vorsteher Bau- und Verkehrsdepartement
Inhalt

6 Denkmalpflege soll Freude machen

8 Im Brennpunkt
10 Die Kaserne von 1860–1863: Basels Aufbruch in eine neue Zeit
14 Mehr als Blickfänger: Städtebauliche Akzente in Basel
20 Baudenkmäler auf dem Weg in die 2000-Watt-Gesellschaft

24 Bauberatung
26 Farbige Vögel und goldene Trauben Stadtbildprägend  S. 10 Papageien am Marktplatz  S. 26
28 Strapazierte Wetterseite
30 Weiterbauen in der Vorstadt
36 Attraktives Wohnen im einstigen Fischerhaus am Rhein
40 Traditionelle Bierseligkeit in aufgefrischtem Ambiente
44 Erlebbare Industriegeschichte
46 Charakteristischer Zeitzeuge aus den Fünfzigern
48 Eine kleine Stadt in der Stadt
50 Neue Inhalte für ein städtisches Wahrzeichen der Moderne
52 Mehr als ein prächtiges Empfangsgebäude
56 Häuser und Höfe am Nordrand des Münsterplatzes

58 Bauforschung
60 An der Inneren Stadtmauer
64 Häufiger Tapetenwechsel

68 Inventarisation und Dokumentation


Aus dem Inventar der schützenswerten Bauten Wandbilder gerettet  S. 40
70 Bachletten, Gotthelf, Iselin – Haus um Haus

Aus den entstehenden Kunstdenkmälerbänden


80 Ein verschwundenes Kleinod Neues Leben in der alten Druckerei  S. 30
84 Jugendstil am Fischmarkt

Archiv und Bibliothek


86 Postkarten als Sympathieträger

88 Öffentlichkeitsarbeit

98 Museum Kleines Klingental

104 Anhang Wände sprechen Bände  S. 64


104 Auswahl der betreuten Objekte 2011
108 Publikationen, Vorträge, Führungen
109 Statistik
110 Die Mitarbeitenden der Kantonalen Denkmalpflege im Jahr 2011
112 Abbildungsnachweis, Impressum Quartier-Streifzüge  S. 70
Denkmalpflege soll Freude machen Das Thema des Umgangs mit Energie
und Ressourcen bleibt für uns aktuell:
Daniel Schneller, Kantonaler Denkmalpfleger
Begonnen haben wir 2011 mit den Füh-
rungen zur Energieeffizienz am Baudenk-
mal. Seit vergangenem Jahr beteiligen
wir uns an Forschungsprojekten, die sich
dem Energieverbrauch in Baudenkmä-
lern widmen. ­Eines davon wird auf den
Eines unserer Hauptanliegen im vergan- Ich möchte mich nochmals herzlich bei Sonderausstellungen Grenzenlose Orna- nachfolgenden Seiten vorgestellt. Aus
genen Jahr war es, die Arbeit und die allen Hausbesitzerinnen und Hausbesit- mente und Himmelstür. Das Hauptportal den Arbeiten resultieren wichtige und
Ziele der Denkmalpflege ­bekannter zu zern bedanken, die am Tag des Denkmals des Basler Münsters durch und profilierte überraschende Erkenntnisse. Sie zeigen
machen. Aus diesem Grund forcierten ihre privaten Räume für die Öffentlich- sich einmal mehr als wichtige Plattform deutlich, dass sich historische Bauten
wir die Öffentlichkeitsarbeit markant – keit zugänglich machten und wildfrem- für die Vermittlung von Erkenntnissen auch in der 2000-Watt-Gesellschaft be-
und stiessen damit auf grosses Interesse. den Menschen Einlass in ihr Zuhause aus der Pflege und Erforschung von Bau- währen. In der ­Regel genügen bereits
Es ist mir ein Anliegen, mich an dieser ermöglichten. Fürwahr keine Selbstver- denkmälern. einfache Mass­nahmen, um ein histori-
Stelle für die Aufmerksamkeit und die ständlichkeit! Mehrere Vorstösse aus dem Grossen sches Haus in energetischer Hinsicht fit
Offenheit zu bedanken, mit der unsere Im vergangenen Jahr veröffentlichte Rat beauftragten das Bau- und Verkehrs- für die Zukunft machen zu können.
Publikationen aufgenommen und die die Denkmalpflege erstmals einen Jahres­ departement, die Überprüfung des Denk- Die Renovation des Ackermannshofs
zahlreichen öffentlichen Veranstaltun- bericht, in dem wir ausführlich über un- malschutzgesetzes von 1980 mit Nach- in der St. Johanns-Vorstadt gehört zu den
gen besucht wurden. sere Tätigkeit des vorangegangenen Jahrs druck in die Hand zu nehmen. Zusammen bedeutendsten Restaurierungen, die im
Es war für mich und meine Mitar- informierten. Mit dem Jahresbericht wol- mit der Rechtsabteilung des Bau- und Ver- letzten Jahr in der Altstadt ihren Ab-
beitenden eine grosse Freude, dass sich len wir nicht zuletzt aufzeigen, dass Denk- kehrsdepartements erarbeiteten wir einen schluss fanden. Vorbildlich ist bei diesem
die Nationale Informationsstelle für Kul- malpflege Freude macht. Das heisst, dass Vorschlag für eine Revision des Gesetzes Projekt die Nutzung auf die historische
turgüter-Erhaltung NIKE entschieden wir uns glücklich schätzen, in unserer im Sinne der Anliegen des Grossen Rats. Bausubstanz abgestimmt. Die Restaurie-
hatte, die nationalen Aktivitäten anläss- Stadt eine so grosse Zahl an historischen Das Gesetz hat sich in den letzten 30 Jah- rung und der sanfte Umbau wurden von
lich der 18. Europäischen Tage des Denk- Bauten zu haben, die nach sanften Ein- ren durchaus bewährt. Unter anderem der Bauherrschaft in enger Zusammen-
mals, an denen sich 121 Städte und Ge- griffen und Auffrischungen den Ansprü- führte es dazu, dass dem zum Teil radika- arbeit mit der Denkmalpflege umgesetzt.
meinden beteiligten, 2011 im Bischofshof chen unserer Zeit genügen. len Abbruch und Umbau weiter Teile der Wichtige Grundlagen für die Baubeglei-
in Basel zu lancieren. 2011 veranstaltete die Denkmalpfle- Altstadt sowie wertvoller Strassenzüge tung lieferte dabei die Bauforschung, die wieder mit all seinen Details studiert sen zu können, wird das bisherige
Die Durchführung des Europäischen ge insgesamt sieben Mittags- und sechs in den Aussenquartieren Einhalt geboten dem Haus die jahrhundertelange Ge- werden. Zum Beispiel dann, wenn man ­Verfahren vereinfacht und auf Besich­
Tags des Denkmals auf dem Münster­ Abendführungen zu spannenden The- wurde. Die wichtigste Neuerung des vor- schichte entlockte. am Barfüsserplatz auf das Tram wartet. tigungen im Innern der Häuser vorerst
hügel mit rund 4000 Besucherinnen und men wie der Energieeffizienz am Bau- liegenden Entwurfs betrifft das Mitspra- Ungewöhnliche Wandmalereien Das ist Denkmalpflege im besten Sinn – verzichtet. Die Mitarbeitenden der In-
Besuchern war für mich denn auch der denkmal oder der vieldiskutierten Frage cherecht von Hausbesitzenden bei der ­kamen aber auch in der St. Johanns-Vor- und entspricht einem unserer zentra- ventarisation werden künftig erst im
Höhepunkt des vergangenen Jahrs. Es nach der kulturgeschichtlichen und Unterschutzstellung von Liegenschaften. stadt 28 zum Vorschein: Ein Wappen der len Leitsätze: «Wichtig für das Gesicht Rahmen eines Unterschutzstellungsver-
war die Bestätigung dafür, dass es in der städte­baulichen Bedeutung der Kaserne. Ihre Anliegen sollen in Zukunft stärker Familie Albrecht aus dem 16. Jahrhun- ­Basels». fahrens vertiefte Recherchen zu einem
Stadt Basel ein grosses Interesse an der Es ist eines der Anliegen der Denkmal- gewichtet und in die Entscheidungsfin- dert und ein Hirsch, der von Hunden ge- Zum Schluss noch ein Blick auf ein Haus vornehmen.
Denkmalpflege gibt. Gross war der Pub- pflege, der breiten Bevölkerung die Be- dung miteinbezogen werden. Mit der Ein- jagt wird, wurden im Erdgeschoss des wichtiges Projekt, das wir 2012 anpacken: Das Team der Kantonalen Denkmal-
likumsaufmarsch bei den geführten Be­ deutung gerade dieses Grossbaus für die führung der Möglichkeit von Schutzver- Altstadthauses entdeckt. Der Regierungsrat hat 2011 beschlossen, pflege will also auch in Zukunft einen
­sichtigungen des restaurierten Ramstein- Geschichte Basels, aber auch für das Ge- trägen, welche die Unterschutzstellung Von der Denkmalpflege gerettet wur- dass die Kantonale Denkmalpflege bis wichtigen Teil dazu beitragen, dass die
erhofs, bei den szenischen Auf­f ührungen sicht der Stadt am Rhein zu vermitteln. in den Details regeln, wird nicht nur das den die in Sgraffito-Technik ausgeführ- 2014 das Inventar der schützenswerten Stadt Basel möglichst viele Zeitzeugen
der Schulgeschichte im ­Gym­nasium am Als Rückblick auf die Führungen Verfahren einfacher, sondern die Haus- ten Fassadenmalereien des Braunen Mutz Bauten abschliessen soll. Ziel ist es, einen ihrer spannenden Geschichte erhalten
Münsterplatz, bei der Besichtigung der finden Sie im vorliegenden Jahresbericht besitzenden können mit den Behörden am Barfüsserplatz. Die Eigentümerschaft Überblick über die schutzwürdigen Bau- und einer breiten Öffentlichkeit zugäng-
kleinen Altstadthäuser am Rheinsprung die Beiträge «Die Kaserne von 1860–­ auf gleicher Augenhöhe diskutieren und sah ursprünglich ihre Entfernung und ten im gesamten Kantonsgebiet zu schaf- lich machen kann.
und nicht zuletzt beim Konzert «Die Ge- 1863: Basels Aufbruch in eine neue Zeit», die eigenen Anliegen einbringen. Schliess- Rekonstruktion vor. Die Denkmalpflege fen. Das Inventar soll im Internet und als
schichte Basels mit ­Musik erzählt» mit «Mehr als Blickfänger: Städtebauliche lich nutzen sie unsere Baudenkmäler und liess die Reinigung des Originalkunst- gedruckte Publikation veröffentlicht
dem Sinfonieorchester Basel in der Mar- Akzente in Basel» und «Baudenkmäler schaffen damit wichtige Voraussetzun- werks prüfen, und es zeigte sich, dass werden. Damit möchten wir ermögli-
tinskirche. auf dem Weg in die 2000-Watt-Gesell- gen für deren langfristigen Erhalt. In der dieses Vorgehen erfolgversprechend wä­ chen, dass sich Hausbesitzende und Pro-
schaft». externen Vernehmlassung bei den Ver- re. Entsprechend wurden die Malereien jektierende frühzeitig darüber infor­
Das Museum Kleines Klingental, das bänden und Parteien wurden die Revisi- fachgerecht gereinigt und restauriert. So mieren können, ob ein Bauwerk ein
von der Denkmalpflege verwaltet wird, onsvorschläge des überarbeiteten Geset- kann heute das «Bilderbuch» zur Herbst- schutzwürdiges Baudenkmal sein könn-
führte im vergangenen Jahr die beiden zes begrüsst und positiv bewertet. messe an der Fassade des Braunen Mutz te. Um das Inventar zeitgerecht abschlies­

6 7
Im Brennpunkt
Die Kantonale Denkmalpflege veran-
staltete 2011 zwei Führungszyklen.
­Unter dem Titel «Unübersehbar!» wur-
den – ausgehend von der Kaserne –
­architektonische Höhepunkte im Stadt-
bild vorgestellt. Die beiden folgenden
Beiträge zur wichtigen städtebau-
lichen Stellung der Kaserne am Basler
Rheinufer und zur Entwicklung der bau-
lichen Akzente des 19. und frühen
20. Jahrhunderts aus der mittelalter­
lichen Stadtanlage heraus bieten eine
anregende Nachlese dazu.
Der zweite Führungszyklus war der
«Energieeffizienz am Baudenkmal» ge-
widmet. Im Folgenden werden Ein­
blicke in wichtige Erkenntnisse aus
­einem Forschungsprojekt gegeben, das
als Zusammenarbeit der Kantonalen
Denkmalpflege ­Basel-Stadt mit der
Stadt Winterthur an der Fachhoch­
schule Nordwestschweiz durchgeführt
wird. Diese zeigen, dass es durchaus
­Alternativen zum Aufkleben von Styro-
por an den Fassaden gibt, um Bau­
denkmäler für die 2000-Watt-Gesell-
schaft tauglich zu machen.
Die Kaserne von 1860–1863:
Basels Aufbruch in eine neue Zeit
Daniel Schneller

Die Kaserne entstand 1860– Der Kanton Basel-Stadt und eine kritische Haltung. Im Sonderbunds-
1863 als eine der ersten der neue Bundesstaat von 1848: krieg verhielt sich Basel zurückhaltend
­modernen Bauaufgaben des Ein ambivalentes Verhältnis neutral. In der Bevölkerung begann sich
Die führenden Kreise in der Stadt Basel aber der Liberalismus allmählich durch-
19. Jahrhunderts in Basel. vertraten weit ins 19. Jahrhundert hinein zusetzen. Als der preussische König
Das Baudenkmal Kaserne ist eine konservative und restaurative Ge- 1856/57 dem jungen Bundesstaat wegen
sichtbares Zeugnis einer sinnung, die im Gegensatz zum in der des Neuenburger Handels mit Krieg droh-
Zeit des politischen und kultu- Schweiz mehr und mehr vorherrschen- te, weckte dies in Basel patriotische Ge-
rellen Wandels. Sie ist ein den Liberalismus stand. Als sich nach fühle für die Eidgenossenschaft. Damals
­Zeichen der Integration des 1830 die radikalere Landschaft von der wurden eidgenössische Truppen im ehe-
konservativeren Stadt in einem Bürger- maligen Kloster Klingental einquartiert.
neuen Kantons Basel-Stadt in krieg trennte, wurde die Kantonsteilung General Dufour, der die Befestigungs­
die liberale Eidgenossen- von der Eidgenossenschaft akzeptiert, arbeiten an der Basler Grenze inspizierte,
schaft nach dem Sonderbunds- da viele Kantone im Gegensatz zu Basel wurde von der Bevölkerung gefeiert. 1858
krieg. Die neuen staatlichen politisch bereits liberal waren und sich trat eine erste politische Wende ein, als
und kulturellen Institutionen moderne Verfassungen gegeben hatten. Johann Jakob Stehlin d. Ä. zum Bürger-
im jungen bürgerlichen Der neue Halbkanton «Basel-Stadtteil» meister und der Ratsherr Karl Sarasin
igelte sich fortan ein und vertrat gegen- zum Präsidenten des städtischen Bau­
Staat benötigten zur Erfüllung über dem liberalen Bundesstaat von 1848 kollegiums gewählt wurden. Beide wa-
ihrer Aufgaben neue Gross­
bauten, die im Stadtbild deutli-
che Akzente setzten. Nach
der Kaserne folgten die Kunst-
halle (1869–1872), das Stadt­
theater (1873–1875), der
Musiksaal (1875/76), alle von
Johann Jakob Stehlin d. J.,
Schulhäuser (ab 1877) und die Die Kaserne von Johann Jakob Stehlin d. J., 1860–
1863 – seit 150 Jahren prägt sie die Silhouette des
Vergrösserung des Rat- ren Mitglieder der liberalen Partei. Der zu rüsten. Ab 1859 wurde mit dem Ab-
Kleinbasler Rheinufers.
hauses (E. Vischer & Fueter, neue Bürgermeister bekannte sich zum bruch der mittelalterlichen Stadtmauer
jungen Bundesstaat, hatte den Kanton begonnen, um die Stadt über ihre bishe-
1900–1904). Basel-Stadt als Nationalrat und als Stän- rigen Grenzen zu erweitern.
derat auf eidgenössischer Ebene vertre-
ten, und er war Oberstleutnant der Ar­ Der Kasernen-Neubau 1860–1863:
til­lerie. Bereits 1853 hatte Stehlin sein ­Basels Bekenntnis
Bau- und Zimmereigeschäft an der Malz- zum neuen ­Bundesstaat
gasse seinem ältesten Sohn Johann Jakob Bereits anlässlich des Neuenburger Han-
Stehlin d. J. (1826–1894) überlassen, dem dels 1856/57 wurde in Basel die Notwen-
nachmaligen Architekten der neuen Ka- digkeit einer neuen und grösseren
Projekt des Zürcher Architekten Ferdinand Stadler für die Kaserne in Basel, 1858. Das später umgesetzte serne. Bürgermeister Stehlin und Bau- ­Kaserne bewusst: Die bisherigen Trup-
Projekt von Johann Jakob Stehlin d. J. übernahm wesentliche Merkmale dieses vom Baukollegium kollegiumspräsident Sarasin begannen penunterkünfte waren zu klein und ge-
­insbesondere aufgrund der hohen Kosten abgelehnten Vorschlags.
Basel umzubauen und für eine neue Zeit nügten den modernen Anforderungen

10 11
nicht. Basel war Grenzstadt des jungen auch der Kostenvoranschlag, den Stehlin Rheinfassade ein Gegenüber zum Hotel
Bundesstaats und sollte deshalb ausrei- vorlegte: Während für Stadlers Projekt Drei Könige und schenkt Kleinbasel mit
chenden Truppenkontingenten, die den mehr als eine Million Franken veran- seinem Hof den schönsten und grosszü-
liberalen Staat inmitten eines konserva- schlagt wurde, sollte Stehlins Anlage gigsten Platz. Innovativ war Stehlin auch
tiven Europas schützen sollten, Platz bie- nur die Hälfte, nämlich 548 000 Franken bei der Konzeption des Hauptbaus der
ten. 1857 fällte man den Beschluss für kosten. Eine von Stehlins genialen Bega- Kaserne: Breite Gänge sollten den Solda-
einen Neubau und ein Jahr später schrieb bungen als Architekt war, dass es ihm ten die Retablierung ihrer Ausrüstung
man einen internationalen Wettbewerb tatsächlich immer wieder gelang, ge- ermöglichen. In Notfällen konnten hier
aus, der allerdings nur wenig Erfolg zeig- wichtige Monumentalbauten im sparsa- auch weitere Betten aufgestellt werden.
te. Eine Rahmenbedingung der Aus- men Basel kostengünstig zu erstellen Grosse Fenster sorgten für eine gute
schreibung war, dass die Kirche des und seine Kostenvoranschläge auch ein- ­Belichtung der Mannschaftsräume. Die
­K losters Klingental in die neue Anlage zuhalten. Stehlin war aber darüber hin- brei­ten und ursprünglich einläufigen
in­­tegriert werden sollte. Man beabsich- aus auch klug genug, diverse weitere An- Treppenanlagen ermöglichten eine ra-
tigte damit die Einsparung von Baukos- sprüche mit seinem Kasernen-Neubau sche Fortbewegung von grösseren Men-
ten. Weitere Voraussetzungen waren die abzudecken (so einen Holzlagerplatz, schengruppen im Gebäude.
Platzierung des Hauptgebäudes am Rhein Räume für den Werkhof und die Feuer-
sowie die Schaffung eines Exerzierplat- wehr). Am 31. März 1860 wurde dem Die Kaserne: Ein bedeutendes
zes im Hof. Nur ein einziges Projekt wur- Gros­sen Rat ein Ratschlag vorgelegt, der Basler Baudenkmal
de eingereicht, das von der Gutachter- die Umsetzung von Stehlins Kasernen- Die Kaserne ist ein wichtiges Baudenk-
kommission zurückgewiesen wurde. projekt empfahl. Als am 27. September mal des Kantons – als eines der ersten und
Der Zürcher Architekt Ferdinand Stadler 1863 die Kaserne von Karl Sarasin einge- wenigen baulichen Bekenntnisse Basels
(1813–1870), Entwerfer der damals im weiht wurde, betonte dieser, dass die Ka- zum neuen Bundesstaat, als städtebauli-
Bau befindlichen Elisabethenkirche, serne ein wichtiger Beitrag Basels für die ches Wahrzeichen Kleinbasels, als archi-
reichte nachträglich ein Projekt ein, das Landesverteidigung des schweizerischen tektonisch überzeugendes Werk des jun-
aber von der Baukommission als zu teu- Bundesstaats sei. gen Basler Architekten Johann Jakob
er beurteilt wurde. Mitglied dieser Kom- Stehlin und als bedeutender Beitrag zur
mission war pikanterweise der Sohn des Kleinbasels Wahrzeichen am Rhein Basler Architekturgeschichte. Wie auch
Basler Bürgermeisters, der Architekt Wie eine Burg präsentiert sich Stehlins immer die Kasernenanlage künftig ge-
­Johann Jakob Stehlin d. J., der daraufhin Kasernenbau am Rhein. Mit vielfältigen nutzt werden soll, aus denkmalpflegeri-
selbst einen Entwurf vorlegte. Stehlin Anspielungen schafft Stehlin einen Be- scher Sicht ist grösste Sorgfalt im Umgang
überarbeitete und vereinfachte das Pro- zug zwischen Basel und der Eidgenos- mit der wertvollen Bausubstanz ange­­­-
jekt von Stadler. Dieses zeigte bereits die senschaft: Die Zinnen der Türme mögen sagt. In der Basler Altstadt wurden im
charakteristischen zinnenbewehrten eine Anspielung an die Form des Schwei- 20. Jahrhundert auf beiden Seiten des
Ecktürme am Hauptbau, aber auch einen zer Kreuzes sein, die gotischen Fenster Rheins gros­se Lücken geschlagen. Die
aufwendigen Mittelrisalit, auf den Steh- der Hauptfassade und der rote Verputz Rheinfronten sind glücklicherweise bis
lin allerdings verzichtete. Stilistisch war sind aber ein Bekenntnis zu Basel. Auch heute intakt geblieben und gelten zu
Stadler der florentinischen Frührenais- die Brunnentröge im Kasernenhof sind Recht als repräsentative Schauseiten der
sance gefolgt, die damals auch für andere in ihrer Grundform dem Schweizer Stadt. Die Aufgabe der heutigen Genera-
Bauten der Eidgenossenschaft wie etwa Kreuz nachgebildet und über dem Haupt- tion ist es, das bedeutende Baudenk-
das Bundeshaus gewählt wurde. Stehlin eingang sind der Baselstab und die Flag- mal einer Nutzung zuzuführen, die der
hingegen entschied sich für die für seine ge der Eidgenossenschaft miteinander Öffentlichkeit die Identifikation mit der
Heimatstadt charakteristische Gotik. vereint. Johann Jakob Stehlin hat mit der romantischen «Burg am Rhein» ermög-
Damit gelang es Stehlin, einem Bau für Kaserne vielfältige städtebauliche Be­ licht und ihr eine Zukunft gibt, damit die
eine eidgenössische Aufgabe einen loka- züge geschaffen. Der zinnenbekrönte Geschichte Basels lebendig bleibt.
len Anstrich zu geben. Überzeugend war Hauptbau setzt einen klaren Akzent ge-
gen den Rhein und bildet den Abschluss
der Kleinbasler Altstadt gegen Nordwes-
Eckpartie im Kasernenhof. Während die Anleihen ten. Zudem spannt er mit seiner Gestal-
bei der Gotik und der rote Verputz auf die Basler tung einen Bogen zum Pulverturm am
Bautradition verweisen, schlägt der Brunnentrog
in Form eines Schweizer Kreuzes den Bogen zur östlichen Ende der Kleinbasler Rhein-
Eidgenossenschaft. front, bildet mit seiner breitgelagerten

13
Mehr als Blickfänger:
Städtebauliche Akzente in Basel
Martin Möhle

In der Sprache setzen Akzente


Betonungen. Sie strukturieren
die Rede und weisen auf
­Wichtiges hin. Dem Zuhörer
helfen sie beim Verstehen und
Erinnern des Gehörten.
­Städtebauliche Akzente bilden
im «Häusermeer» einer
Stadt Merkpunkte, die durch
ihre Lage, Grösse oder besonde-
re Form auffallen und ent­
sprechend memoriert werden.
Sie erleichtern Besuchern
und Einwohnern Wiedererken-
Die Ebstorfer Weltkarte aus dem 13. Jahrhundert zeigt, wie die «Stadt»
nen und Orientierung. ­bildlich auf den Punkt gebracht wurde.

Für die Fernsicht des Reisenden, der sich dert – zur Abbreviatur einer Stadt wer- bach. Matthäus Merian nahm bei seiner
in früheren Zeiten über die umliegenden den konnten. grossen Stadtansicht Basels von 1617
Hügelkuppen langsam auf eine Stadt zu- Grösste Prägnanz in Basel besitzt die ­einen idealen, erhöhten Standpunkt ein.
bewegte, und dem sich das Panorama erst Silhouette des Grossbasler Rheinpanora- Dabei ist festzustellen, dass sich die mar- Matthäus Merian d. Ä., Vogelschau von Basel.
als Ganzes und beim Fortschreiten auch mas mit der Mittleren Brücke. Die Was- kanten Kirchen- und Klostergebäude – ­Radierung, 1617. Die Punkte bezeichnen die Lage
der Kirchen und Klöster im Zentrum auf dem
in Details darbot, war die Stadtsilhouet- serfläche ermöglicht einen Abstand und abgesehen von jenen auf dem Münster- Münsterhügel (rot) und an den Stadtmauern Nach der Wiederentdeckung der anti- Nach dem reformatorischen Bildersturm
te als Landmarke von grösster Bedeutung. eine freie Sicht auf die Monumente und hügel – fast ausschliesslich an der (gelb). Über ­Jahrhunderte hinweg rahmten die ken Architektur-Lehrbücher Vitruvs im 1529 gelangten die Klöster in Basel in die
Ihre wichtigsten Elemente waren die trägt so zu deren Wirkung im Stadtbild Peripherie befinden; zwar nicht an der Sakralbauten das Stadtbild. 15. Jahrhundert beschäftigten sich Archi- Verfügung des Rats. Die Gebäude wur-
Stadtmauer und die dahinter aufragen- wesentlich bei. Das zeigt schon eine der Äusseren Stadtmauer, wohl aber am In- Links: Basler Rheinpanorama. Anonyme Feder- tekturtheoretiker in ganz Europa mit dem den zumeist neuen Zwecken zugeführt,
den (Kirch-)Türme, die auch auf mit­ frühesten authentischen Darstellungen, neren Befestigungsring aus dem 13. Jahr- zeichnung, um 1520/30. Die Ansicht aus einer Thema der idealen Stadt, die geordnet und in der Regel blieben sie jedoch trotz der
telalterlichen Karten – wie etwa der eine um 1520/30 entstandene Federzeich- hundert. So rahmten sie das Stadtbild ­gewissen Entfernung steigert noch zusätzlich die allen Bedürfnissen der Einwohner ange- veränderten Rahmenbedingungen im
Bedeutung insbesondere der Kirchtürme für
­Ebstorfer Weltkarte aus dem 13. Jahrhun- nung aus dem Besitz des Basilius Amer- über Jahrhunderte hinweg. das charakteristische Bild der Stadt. messen zu gestalten sei. Diese meist uto- Äusseren unangetastet und übten wei-
pischen Stadtplanungen kann man auch terhin ihre stadtbildprägende Wirkung
als Ausdruck der Enttäuschung darüber aus. In den meisten Fällen besassen sie
lesen, dass in den bestehenden Städten noch ihre Türme, auch waren die Kreuz-
grundsätzliche und gravierende Eingrif- gänge weiterhin vorhanden, wie die
fe nicht möglich waren. Umso wichtiger ­Vogelschau Matthäus Merians von 1617
sind in der Geschichte der Städte die Zei- zeigt.
ten historischer Umwälzungen, in denen Erste neuzeitliche Veränderungen
die Obrigkeit in Besitz grösserer Liegen- im spätmittelalterlichen Baugefüge und
schaften und ganzer Komplexe gelangte, am Strassensystem wurden im 18. Jahr-
die ihr mit einem Mal Spielraum für Ver- hundert durch grosse, über mehreren
änderungen der baulichen und funktio- bestehenden Parzellen errichtete Neu-
nalen Struktur der Stadt verschafften. bauten vorgenommen, beispielsweise

14 15
Augustinergasse 1844–1849 das Gesicht Aussenquartiere mit einem gewissen
des Oberen Kollegiums der Universität Abstand der Altstadt anlagerte. Der Grün-
bzw. des alten Augustinerklosters grund- gürtel anstelle der Stadtbefestigung war
legend. Zur gleichen Zeit entwarf er im auch andernorts eine geläufige Option:
Quartier des ehemaligen Steinenklosters «Promenadenring» oder «Wallanlagen»
1841–1843 eine neue Über­bauung, die sind hierfür die Stichworte, als besonders
sein zuvor hier errichtetes Blömlein­ prägnantes Beispiel zu nennen wäre etwa
theater zur Geltung gebracht hätte. Damit die ab 1857 angelegte Wiener Ring­stras­
war der Anfang zu einem «Kulturforum» se. Die Ausdehnung der Stadt und ein-
gemacht, das im Wesentlichen erst seit zelne Strassenachsen werden bei Maring
den 1870er Jahren durch Johann Jakob wesentlich von der Anlage der drei Bahn-
Stehlin d. J. mit der Kunsthalle, der Skulp- höfe bestimmt. Auf seinem Plan sind
turenhalle, dem Musiksaal und dem neu- schon die Wettsteinbrücke und die
en Theater realisiert wurde. ­Johanniterbrücke eingezeichnet (erst
1859 trug das Gesetz über die Entfes- mehrere Jahrzehnte später realisiert),
tigung und Erweiterung der Stadt den dazu eine Eisenbahnbrücke für die Ver-
Bedürfnissen der aus den Nähten plat- bindung zwischen Badischem Bahnhof
zenden Stadt an der Schwelle zur Indus- und Centralbahnhof. Marings von den
trialisierung Rechnung. Die Grossbasler Verkehrswegen ausgehende Stadtpla-
Stadtmauer von etwa vier Kilometern nung erwies sich damit als prägend für
Länge und die Kleinbasler von ca. 1300 die gesamte Stadterweiterung in der zwei-
Metern standen mitsamt ihren Gräben, ten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Kontermauern, Toren und weiteren An- Die durch die Entfestigung entstan-
lagen mit einem Mal zur Disposition. denen Freiflächen und Sichtachsen for-
Schon 1857 hatte der Architekt und derten neue bedeutende Bauwerke. So
Grossrat Ludwig Maring in einem Erwei- meinte beispielsweise der Architekt
terungsplan einen Alleen-Ring vorgese- ­Johann Jakob Stehlin d. J., dass nach dem
hen, der die neuen, erst anzulegenden ­Abbruch des Aeschentors 1861 «ein Con-

Jean Baptiste Arnout, Blick auf Basel


mit dem Blauen und dem Weissen Noch in der ersten Hälfte des 19. Jahr- nach Abbruch von grossen Teilen
der Stadtmauer. Lithografie, um 1865. Im
Haus am Rheinsprung, die seitdem hunderts konnten grössere Bauprojekte Vordergrund der Centralbahnhof.
bedeu­­tenden Anteil am Grossbasler nur innerhalb des bestehenden Stadtge-
Rheinpanorama haben. Eine erste «Kor- biets verwirklicht werden. Wie schon Ludwig Maring, Erweiterungsplan der
Stadt Basel, 1857. Der Plan, der sich
rektion» – die Verbreiterung und Nivel- zur Reformationszeit standen hierfür in Vielem an internationalen Entwicklun-
lierung – einer Innenstadtstrasse erfuhr hauptsächlich die ehemaligen Kloster­ gen orientierte – die Anlage von Grün-
1839 die Eisengasse. Fast gleichzeitig areale zur Verfügung. Eine der vornehms- gürteln, die wichtige Rolle der Verkehrs-
wege – prägte die Stadterweiterung
wurden der Spalenschwibbogen (1838) ten Aufgaben des Bürgertums war die von Basel in der zweiten Hälfte des
und das Rheintor (1839) abgebrochen und Errichtung von Bauten für Bildung und 19. Jahrhunderts.
damit die Eingänge in die Stadt des Mit- Kultur. Melchior Berri veränderte mit sei-
telalters geöffnet. nem monumentalen Museumbau an der

16 17
glomerat kleiner, hässlicher Häuser» den
Stadteingang verunstalten würde. Man
müsse die Ausmündung der Aeschenvor-
stadt durch flankierende Eckbauten an-
ständig gestalten und für das geopferte
Stadttor ein «architectonisches Aequi-
valent» bieten. So entstanden die mar-
kanten Grossbauten des Basler Bankver-
eins und der Basler Baugesellschaft.
Auch in der Innenstadt wurden am
Ende des 19. Jahrhunderts Strassen ver-
breitert, wodurch Kreuzungen platzähn-
liche Dimensionen annahmen und wie
in der Vorstadt mit turmartigen Eckhäu-
sern besetzt wurden. Beispiele sind das
Haus zum Sodeck (Freie Strasse 74), das
Singerhaus und der ehemalige Märthof
als «Torpfeiler» der Marktgasse sowie
das Haus zum Waldeck als Brückenkopf Der Eingang in die Aeschenvorstadt. Foto um 1890. Städtebauliche Akzente durch «moderne»
an der verbreiterten Greifengasse. Ganz Neubauten im Stil des Historismus.

allgemein führten die neuen, höher und


prächtiger gebauten Geschäftshäuser im Im gleichen Geist ist die schon 1852 durch Stadtmauer gesprengt, wenige Jahre zu- weil er sich auf der Verbindung vom Ba-
Zentrum der Stadt dazu, dass die bishe- Bauinspektor Amadeus Merian begon- vor jedoch eine neue Grenze erhalten, dischen Bahnhof zum Stadtzentrum be-
rigen Markzeichen kaum noch hervor- nene und 1897 durch weitere Anbauten nämlich die des Kantonsgebiets. Neue findet und entsprechend oft überquert
stachen. So wirkte das Rathaus auf dem fortgesetzte Inszenierung des Lohnhofs städtebauliche Akzente wurzeln daher wird – in das städtische Leben eingebun-
vergrösserten Basler Marktplatz nun- als bekrönendes Bauwerk am Hang über auch im 20. Jahrhundert auf histori­­- den ist. Es erstaunt letztlich, dass der
mehr fast unscheinbar und erhielt einen dem Barfüsserplatz zu sehen. Auf ­Merian schem Boden. In den 1930er Jahren kam Messeplatz erst 2001–2003 mit dem Mes-
hohen Turm, der die Funktion eines point geht die Aufstockung des sog. Hüglin von es zum Abbruch bedeutender Bauwerke, seturm ein von Weitem sichtbares Mark-
de vue in der vier- bis fünfgeschossig be- Schöneck-Hauses zurück (vom Barfüsser- so des Württemberger Hofs am St. Alban- zeichen erhielt.
bauten Freien Strasse übernahm. platz aus links), ohne die dieses über den Graben, an dessen Stelle sich heute das
Dächern der Häuser am Platz kaum in Kunstmuseum in der Sichtachse der Die Freie Strasse mit dem Rathausturm als
Erscheinung treten würde. Der Anbau Wettsteinbrücke erhebt. Am Petersplatz point de vue. Foto Gebr. Wehrli, 1908.
rechts, der durch einen alten, aber we- musste das Zeughaus dem neuen Kolle- Der Barfüsserplatz mit dem Lohnhof. In der
sentlich erhöhten Eckturm abgeschlos- giengebäude der Universität weichen. zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bemühte
sen wird, vergrössert die Anlage zu einer Die städtebauliche Situation, dass ein man sich durch Anbauten und Aufstockungen,
den Lohnhof als eine Art Stadtkrone zu
breitgelagerten «Burg». langgezogener Baukörper die gesamte ­inszenieren.
Eine «Burg» ist auch die Kaserne am Südseite des baumbestandenen Platzes
Rhein. Sie tradiert wie der Lohnhof den einnimmt, wurde dabei tradiert.
Ort einer mittelalterlichen Klosteranla- Bei der Verlegung des Badischen
ge. Die Zinnentürme an den Ecken des Bahnhofs um knapp 700 Meter stadtaus-
Baukomplexes verweisen auf die alte wärts entstand eine der grössten inner-
Stadtbefestigung, die das Klingental­ städtischen Freiflächen, die es je gegeben
kloster umgab. Sie nehmen zudem Bezug hatte. Das neue Bahnhofsgebäude von
auf den Pulverturm bei der Kartause und Curjel & Moser an der Schwarzwaldallee
formen mit ihm eine visuelle Rahmung reagiert auf den alten Achsenbezug, in-
des Kleinbasler Stadtgebiets. dem der Turm in der Verlängerung der
Das 1911 errichtete Haus zum Waldeck als markan- Die Aufgabe, sämtliche, auch grosse Clarastrasse und der neuen Rosentalstras­
ter Brückenkopfbau. Im Hintergrund der Messe- Bauvorhaben innerhalb eines begrenz- se steht. Die ab 1924 errichteten Messe-
turm (2001–2003), ein von Weitem sichtbares
Markzeichen. ten Terrains zu verwirklichen, ist dem hallen am alten Bahnhof-Standort ent-
Stadtkanton nach wie vor gestellt. Basel wickelten sich im Lauf der Zeit zu einem
hatte zwar um 1860 die mittelalterliche eigenständigen Campus, der jedoch –

18 19
Baudenkmäler auf dem Weg in die studie Winterthur zeigte, dass sich die

2000-Watt-Gesellschaft
Systemgrenzen des Effizienzpfads und
insbesondere seine doppelte Ausrichtung
Vernachlässigte Potenziale von bestehenden Siedlungsstrukturen auf Flächen- und auf Personenwerte und
Reto Bieli den absoluten Zielwert grundsätzlich für
die Studie eignen. Auch zeigte sich, dass
die Vergleichbarkeit von erhobenen Da-
ten und Messwerten mit den Zielwerten
Die Kantonale Denkmalpflege Die «Stadtstrukturelle Energiestudie auf die Endenergiebetrachtung ausge- des Effizienzpfads erreicht werden kann,
Basel-Stadt und die Denkmal- Winterthur» wurde 2011 im Rahmen des richtet ist. SIA D0216 beinhaltet demge- wenn die Verbrauchswerte heizgradtag-
pflege Winterthur haben in Masterstudiengangs «Energie» am Ins- genüber weitergefasste Analysegrenzen. und primärenergiebereinigt und auf das
titut für Energie am Bau der Fachhoch- Neben dem Gebäudebetrieb werden im durchschnittliche individuelle Flächen-
Zusammenarbeit mit vier Stu- schule Nordwestschweiz erstellt (Ver­ Effizienzpfad auch die Mobilität und die niveau des Effizienzpfads von 60 m2 Ener-
dierenden der Fachhochschule fasser: Reto Bieli, Pius Lang, Thomas Grauenergie auf Primärenergieniveau giebezugsfläche pro Person umgerechnet
Nordwestschweiz eine Ener- Laube, Alan Wakefield). Analysiert wer- berücksichtigt. Bezogen auf die Anfor- werden. Die Werte für die Grauenergie
giestudie erstellt, die aufzeigt, den darin vier typologisch unterschied- derungen und Zielsetzungen der Ener- können nur annäherungsweise berech-
dass historische Bauten die liche Stadtbereiche in Winterthur hin- giestudie Winterthur weisen beide Me- net werden. Die Mobilität kann gemäss
Anforderungen der 2000-Watt- sichtlich ihres Energieverbrauchs: die thoden Defizite auf: SIA-Merkblatt 2032 berechnet und in Re-
Altstadt, die Siedlung Mattenbach aus lation zum tatsächlichen Autobestand
Gesellschaft erfüllen können, den 1950er Jahren sowie die beiden un- 1. Sie gehen nicht von den effektiven gesetzt werden. Eine Umfrage bei der Be-
ohne ihre Denkmalwürdigkeit längst fertiggestellten Siedlungen Tal- energetischen Verhältnissen aus, wohnerschaft könnte zusätzliche Präzi-
zu verlieren. Die Studie hat wiesen und Eulachhof. Einfamilienhaus- sondern von Durchschnittswerten sion im Einzelfall bringen.
aber auch dargelegt, dass die siedlungen wurden aus verschiedenen z.B. für Energiebedarf oder Personen-
heutigen Energieberechnungs- Gründen nicht untersucht. Drei Fragen belegung. Die Energiestudie sollte Datenerhebung und -aufbereitung
methoden die Potenziale von standen im Zentrum: aber keine generellen und abstrak- Die Erhebung der Messwerte für die Ener-
ten Verhältnisse abbilden, sondern giestudie gestaltete sich einfacher als
energieeffizienten Sozial- und 1. Welche Instrumente eignen sich für individuelle und konkrete. Sie be- erwartet. Die Flächen- und Volumenaus-
Städtebaustrukturen nicht die Abwägung von baukulturellen zieht sich auf eine bestimmte Grup- masse konnten aufgrund der vorliegen-
wahrzunehmen vermögen. und energetischen bzw. ökonomi- pe von Menschen und auf konkrete den Baupläne ermittelt werden. Ver-
schen, ökologischen und gesell- bauliche Verhältnisse. brauchswerte von Gas, Fernwärme,
schaftlichen Aspekten? 2. Insbesondere SIA 380/1 fokussiert Strom und Wasser lagen detailliert über
2. Wieviel Primärenergie wird in den vornehmlich Einzelbauten, wo doch mehrere Jahre vor. Die Grauenergie be-
vier Winterthurer Stadtbereichen die Quartierebene eine wichtige stra- durfte einer Berechnung mit entspre-
pro Quadratmeter Energiebezugs­ tegische und operative Analyse- und chenden Tools. Berechnungswerte zur
fläche und pro Bewohner effektiv Handlungsebene wäre. Dies zeigt Mobilität wurden der Anzahl registrier-
verbraucht? sich bei Testplanungsverfahren, Ge- ter Autos und Motorräder gegenüberge-
3. Wie können die Ziele der 2000-Watt- staltungsplänen oder Energieplänen. stellt. Die Personenbelegung erfolgte
Gesellschaft mit minimalsten, kom- 3. Die beiden im Grundsatz theoreti- Winterthur, Altstadt. Doppelzeile Marktgasse / Stadthausstrasse mit vier- bis fünfgeschossigen aufgrund von Einwohnerdaten. Sämtli-
pensatorischen, kostengünstigen schen und deduktiven Methoden Wohnbauten, 16.–20. Jahrhundert. che Verbrauchsdaten wurden auf das
und nachhaltigen Massnahmen er- können die Erforschung überliefer-
reicht werden? ter historischer Effizienzkonzepte,
wie sie zum Beispiel in den dichten
Analyse- und Auswertungs­methoden Bebauungen von Altstädten vorhan-
Zwei verbreitete Analyse- und Auswer- den sind, nicht weiter vertiefen.
tungsmethoden wurden für die Energie- 4. Es fällt mit beiden Methoden nicht
studie geprüft: Die Berechnung nach den leicht, massgeschneiderte und auf
Normen SIA 380/1 – «Thermische Ener- minimale Investitionen ausgerich-
gie im Hochbau» und nach SIA D0216 – tete Lösungen zu evaluieren.
Siedlung Mattenbach, Winterthur, 1950er Jahre. «Effizienzpfad Energie». Eine erste Eva-
Aufgelockerter Zeilenbau mit zwei- bis drei­ Schematische Darstellung der Bebauungsstrukturen der untersuchten Stadtgebiete: kompakte Bebauung der Altstadt, 16.–20. Jahrhundert; lockere Zeilen­
luation ergab, dass SIA 380/1 auf die Be- Die weitere Evaluation der Analyse- und bebauung der Siedlung Mattenbach, 1950er Jahre; punktförmige Bauten der Siedlung Talwiesen mit grosser Fassadenabwicklung, 2008–2010; kompakte
geschossigen Mehr­familienhäusern.
rechnung des Heizenergiebedarfs und Auswertungsmethode für die Energie- ­Grossformen der Siedlung Eulachhof, 2005–2007.

20 21
200 Licht und Apparate

100

0
MJ/m2a Altstadt Mattenbach Talwiesen Eulachhof

800 1600

700 1400

600 1200
Graue Energie Graue Energie
500 1000
Indizierte Mobilität Indizierte Mobilität
400 800
Warmwasser Warmwasser
300 Raumklima 600 Raumklima

200 Licht und Apparate 400 Licht und Apparate

100 200

0 0
MJ/m2a Altstadt Mattenbach Talwiesen Eulachhof W/P Altstadt Mattenbach Talwiesen Eulachhof

1600 Durchschnittlicher Primärenergieverbrauch pro m 2 Energie- Durchschnittlicher Primärenergieverbrauch pro Person.


bezugsfläche. Zielwert des Effizienzpfads: 440 MJ/m 2 a. ­Zielwert des Effizienzpfads: 880 W/Person.
1400

1200

1000 Massnahmen unter weitgehender flikt


Graue zwischen den rechtlichen Nor-
Energie gemässe Ausführungen sofort er-
Substanzerhaltung bzw. Grauener- menMobilität
Indizierte des Energiegesetzes und des kennbar. Mängel – wie zum Beispiel
800
giereduktion vorsehen. Neubauten Denkmalschutzes entsteht. Er geht
Warmwasser die Nichteinhaltung der energeti-
600 können hingegen ihre Energieeffi- aber davon aus, dass die Behörden
Raumklima schen Zielvorgaben – können noch
400 zienz und -effektivität durch eine Lichtim
undEinzelfall
Apparate zwischen den Normen im Rahmen der SIA-­Garantien be-
200 sehr gute Gebäudehülle oder effizi- und dem konkreten Fall sorgfältig hoben werden.
Siedlung Eulachhof, Winterthur, 2005–2007. Zeilenbau mit kompakten, sechsgeschossigen Wohnblöcken, Minergie-P-ECO®. ente technische Lösungen erreichen. vermitteln. In der Öffentlichkeit 6. Anhand der Beispiele in Winterthur
0
4.
W/P Das Energiegesetz schützt die öffent-
Altstadt Mattenbach Talwiesen Eulachhof
wird insbesondere der rechtliche ist nachvollziehbar, dass Abbruch-
lichen Interessen hinsichtlich eines Widerspruch zwischen Energie und vorhaben ganzer Siedlungen – etwa
­ iveau des Effizienzpfads umgerechnet
N Erheblich stärkere Massnahmen wären men seiner Gesamtbilanzvorgabe schonenden Umgangs mit Ressour- Denkmalschutz leider oft als real der Siedlung Mattenbach oder von
und dessen Zielwerten gegenübergestellt. bei der Neubausiedlung Talwiesen nötig: zulässt, wird einerseits deutlich, wie cen. Zum Schutz der Denkmäler ent- existierender Konflikt wahrgenom- Teilen der Altstadt – unter dem Vor-
Die Personenfläche müsste von 67 um gross die nicht- oder minimalbauli- standen Denkmal- und Ortsbild- men und teilweise politisch instru- wand der Energieeffizienz von den
Resultate der Studie 30% auf 51 m2 reduziert und gleichzeitig chen bzw. nichtkapitalintensiven schutznormen. Der Gesetzgeber hat mentalisiert. Die Energiestudie zeigt Behörden sehr sorgfältig auf ihre
Die Auswertung der Messdaten zeigt, der Verbrauch von Strom und Fernwär- Handlungsspielräume durch Ener- dabei bewusst in Kauf genommen, implizit auf, dass es sich bei diesem Nachhaltigkeit geprüft werden müs-
dass zum heutigen Zeitpunkt einzig die me um 50% gesenkt werden. giesparen, Effektivitätssteigerung, dass ein generell-abstrakter Zielkon- vermeintlich grossen Spannungsfeld sen. Es gilt zu vermeiden, dass äl­
Siedlung Eulachhof die Zielwerte des erneuerbare Energieträger und Per- meist um einen Nebenschauplatz teren Gebäuden aufgrund zu enger
­Effizienzpfads hinsichtlich des flächen- Folgerungen sonenflächenreduktion wären. Es handelt, denn im Zentrum der poli- und deduktiver Berechnungsme­
und personenbezogenen Verbrauchs er- 1. Die Studie hat aufgezeigt, dass eine zeigt sich andererseits aber auch, tischen Interessen steht nicht nur thoden voreilig Energie-Ineffizienz
füllt. Die Siedlung Mattenbach kann direkte Verknüpfung der Zielwerte welche problematischen Auswir- die blosse Energieeffizienz – die vorgeworfen und der Bewohner-
durch das Erstellen einer grossen Photo- der 2000-Watt-Gesellschaft mit Pla- kungen eine ungenügend dämmen- Wirtschaftlichkeit von energeti- schaft das Bedürfnis nach einer
voltaik-Anlage, die Reduktion des Ver- nungswerten und effektiven Mess- de Gebäudehülle auf den Primär- schen Massnahmen – sondern die ­Erhöhung des sogenannten Wohn-
brauchs um 30% und die zusätzliche werten möglich ist. Ein ausgereiftes energieverbrauch hat. Insofern Effektivität bzw. die Wirksamkeit standards unterstellt werden – ob­
Aufnahme von 14 Personen – rechnerisch Vergleichsinstrument besteht aber könnten sich, je nach wirtschaftli- von energetischen Massnahmen im wohl für die Bewohner Behaglich-
betrachtet – den Personenvorgaben des noch nicht. chen, gesellschaftlichen und bau­ Hinblick auf CO2-Reduktion und keit, günstige Mieten, ­qualitätvolle
Effizienzpfads entsprechen und liegt 2. Zentral ist die übergeordnete Frage, lichen Verhältnissen, unterschied- Ressourcenschonung. Sozial­strukturen und Freiräume im
dann nur 11% über dem Flächenzielwert. wie die Ziele der 2000-Watt-Gesell- liche Massnahmen und Wege zur 5. Die Studie macht auch deutlich, Vordergrund stehen. Aus der Studie
Die Altstadt ist nicht allzu weit von den schaft wirtschafts-, sozial-, ökolo­ Erreichung der 2000-Watt-Gesell- dass Aussagen über die energeti- geht klar hervor, dass eine Erhöhung
Flächenzielwerten entfernt. Es zeigt sich, gieverträglich und schnell erreicht schaft anbieten: Beispielsweise wür- schen Verhältnisse und Potenziale des Wohnstandards die energeti-
dass durch das Absenken der Personen- werden können. Die Energiestudie de die Genossenschaft Mattenbach aufgrund des äusseren Eindrucks schen Verhältnisse nicht automa-
fläche auf 62 m2 Energiebezugsfläche pro Winterthur zeigt anhand der Mess- eher auf dichte Bewohnerstrukturen eines Gebäudes nicht möglich sind. tisch verbessern muss.
Person und die Reduktion von Strom- wertanalysen, dass nachhaltige, ob- setzen und in ihren Reglementen die Erst die sorgfältige Messung des
und Fernwärmeverbrauch um 30% die jektspezifische Massnahmen schnell entsprechenden Belegungsdichten ­effektiven Verbrauchs darf Grund-
Flächen- und Personenzielwerte des und kostengünstig umsetzbar sind. festschreiben. Sie würde wenig lage für Gesamteinschätzungen sein.
­Effizienzpfads mit minimalen baulichen 3. Durch das rechnerische Spiel, das ­kapitalintensive, gebäudehüllen­ Siedlung Talwiesen, Winterthur, 2008–2010. Durch Messungen werden zudem
Massnahmen erreicht werden könnten. der umgebaute Effizienzpfad im Rah- verbessernde und haustechnische Fünfgeschossige Punktbauten. auch baulich und technisch unsach-

22 23
Bauberatung
Die Bauberatung ist die praktische
Seite des Denkmalschutzes – also Denk-
malpflege im eigentlichen Wortsinn.
Sie umfasst ein breites Spektrum –
von der Wahrung denkmalpflegerischer
­Anliegen im Rahmen des Baubewilli-
gungsverfahrens über die Beurteilung
von Restaurierungs- oder Umbau­
planungen bis hin zur Begleitung der
auszuführenden Arbeiten auf der
­Bau­stelle. Sie erfolgt idealerweise in
engem Kontakt mit den Bauherrn,
den verantwortlichen Fachpersonen,
Handwerkern und beigezogenen
­Spezialisten. Die Prüfung und Bearbei-
tung von Gesuchen für kantonale
­Denkmalsubventionen gehört ebenfalls
zu den Aufgaben der Bauberatung.
2011 wurden 653 Vorhaben betreut –
vielfach anspruchsvolle Restaurierungs-
unternehmungen, aber auch unspek-
takuläre Massnahmen und Gestaltungs-
fragen. Eine kleine Auswahl davon
wird in den nachfolgenden Beiträgen
vorgestellt.
Farbige Vögel und goldene Trauben
Zur Restaurierung der Kanzleifassade des Rathauses, Marktplatz 9
Daniel Schneller

Das Basler Rathaus zählt reich dekoriert. Die gotischen Fenster­ gefasst, um ihre Formen auch aus Dis-
­zweifellos zu den herausragend­ gewände sind mit Vögeln geschmückt. tanz deutlich lesbar zu machen.
sten Baudenkmälern sowohl Der romanische Erker zeigt im Brüs- Die jüngste Restaurierung der Kanz-
tungsbereich Weinranken und zwischen leifassade hatte zum Ziel, die ursprüng-
unseres Kantons, als auch die Fenster sind Säulen eingestellt, die liche Farbenvielfalt wiederherzustellen.
der gesamten Schweiz. Damit von Löwen getragen werden. Dieses Die Anstriche wurden gereinigt, abge-
dies so bleibt, wird es regel­ ­Motiv geht direkt auf frühromanische witterte Vergoldungen neu aufgetragen
mässig unterhalten, restauriert italienische Vorbilder zurück – beispiels- und Fehlstellen mit Mineralfarbe retu-
Die 1899–1901 entstandene Kanzlei-
und gepflegt. 2011 wurde weise am Hauptportal des Doms in schiert. Auch die rote Fassadenfarbe
fassade des Rathauses ist mit die Fassade des Kanzleiflügels ­Ferrara oder bei der Kanzel von Niccola musste mit einer zweimaligen Lasur mit
­Motiven dekoriert, die der frühmit- Pisano im Baptisterium des Doms in Pisa. ­Mineralfarbe erneuert werden. Die gros­
telalterlichen Palastarchitektur gereinigt, die Bemalung Wie dies bei mittelalterlichen Bauten se Kunst war, die Farbe so aufzutragen,
­entlehnt sind: Vögel an den Fenster- ­retuschiert, aufgefrischt und ursprünglich der Fall war, sind die skulp- dass die Rottöne der Rathausfassaden
gewänden, Weinranken mit
­goldenen Trauben und Vögeln am ergänzt. Die letzte grosse turalen Dekorationselemente alle farbig wiederum als Einheit erscheinen.
Erker, Säulen mit Akanthusblättern,
­Blattmasken an der Konsole des
­Restaurierung dieser Fassade
­Erkers. Die 2011 ausgeführte Restau- war 1978–1982 erfolgt.
rierung war sehr zurück­haltend:
Die Mine­ral­farben konnten gereinigt
und aufgefrischt werden, die
­fehlenden Vergol­dungen wurden Der Kanzleiflügel ist Teil der 1899–1904
wiederauf­getragen. entstandenen Rathauserweiterung. Nach
der Vergrösserung des Markt­platzes in
den 1880er Jahren wirkte das Rathaus
aus dem 16. Jahrhundert nach Ansicht
des Regierungsrats zu klein für den gros­
sen neuen Platz. Ausserdem bestand das
Bedürfnis nach neuen Räumen für den
Grossen Rat, das Staatsarchiv und die
Verwaltung, sodass ein Wettbewerb zur
Vergrösserung des Rathauses ausge-
schrieben wurde. Den Auftrag zur Um-
und Neugestaltung erhielt das Basler
­A rchitekturbüro E. Vischer & Fueter. Ge-
gen Norden wurde auf Kosten der Häuser
zum Rebstock und zur Hirzburg der
Kanzleiflügel erweitert. Die neue Fassa-
de greift stilistisch Elemente der Gotik –
wie die Staffelfenster – und der Roma-
nik  – wie den über zwei Geschosse
Bauherrschaft Kanton Basel-Stadt reichenden Erker – auf. Bekrönt wird sie
Projektleitung Hochbauamt, Peter Ogg von einem Dacherker mit einem Basilis-
Restauratoren Gregor Mahrer, Witterswil; Christian Heydrich ken. Die Fassade des Kanzleiflügels zeigt
Bauberatung Kantonale Denkmalpflege, Daniel Schneller zwar keine Wandmalereien, ist aber mit
Denkmalkategorie Eingetragenes Denkmal figürlichem Schmuck von Carl Gutknecht

26 27
Strapazierte Wetterseite
Restaurierungsarbeiten am Basler Münster
Andreas Hindemann, Daniel Schneller

Die Arbeiten der Basler Müns-


terbauhütte konzentrierten
sich 2011 vorwiegend auf
die Westfassade des Münsters.
Am Turmsockel des Georgs­
turms ist die älteste Partie des
Basler Wahrzeichens erkenn-
bar: Teile der Westfassade
des Heinrichs-Münsters – wohl
aus der zweiten Hälfte des
11. Jahrhunderts –, die sich mit
ihren Blendbögen und einem
erheblichen Anteil an deutlich
hellerem Molasse-Sandstein Nur wenig schadhafte Skulptur an der
Konsole unter der Marienfigur am West-
abzeichnet. Die Westfassade giebel.
hat unter den Witterungs­
einflüssen besonders zu leiden,
sodass hier viele Schäden
­behoben werden mussten.
Blendmasswerk im Giebelbereich der Westfassade
Priorität bei den aktuellen Restaurie- Aufmodellierungen restauriert werden. des Basler Münsters. Gut sichtbar sind die unter-
schiedlich gealterten Werkstücke. Fehlstellen am
rungsarbeiten hatte der Westgiebel mit Auch auf den zum Teil profilierten Wand- Stein wurden aufmodelliert, schadhafte Fugen
seinem Fialenturm. Ein Element der flächen und an den Masswerkfenstern neu gefüllt.
Wimpergbekrönung des Giebels musste waren erhebliche Schadstellen vorhan-
ersetzt werden. Nach der Reinigung stell- den. Die konservierenden Eingriffe be-
te sich heraus, dass vor allem an der ge- dingten bei all diesen Schäden ein sorg-
gen Westen exponierten Fassade wesent- fältiges und differenziertes Vorgehen. S­ ubstanz zu erhalten, sind hier alle acht Blendbogenpartie am Georgsturm mit tonhaltigem Molasse-Sandstein.
lich grössere Schäden vorhanden waren, Ein besonderes, allerdings längst Jahre konservierende Massnahmen
Links: Wimpergbekrönung am Westgiebel. Ein Element war derart stark beschä-
als ursprünglich angenommen. Zwei ­erkanntes Problem betrifft den Sockel- ­nötig. Die Risse werden jeweils mit digt, dass es ersetzt werden musste.
Baldachine über den alttestamentari- bereich des Georgsturms. Diese älteste Acrylharz­injektionen hinterklebt, die
schen Königen und ein Stück des Brüs- sichtbare Partie des Münsters wurde un- absandenden Flächen mit Kieselsäure-
tungsmasswerks der grossen Galerie auf ter Verwendung von Molasse-Sandstein ethylester (KSE) gefestigt und einzelne
der Ostseite waren sehr schadhaft und errichtet, dessen Festigkeit aufgrund des Stellen mit einem durch Kieselsol gebun-
mussten daher erneuert werden. Die erheblichen Tonanteils im Stein wesent- denen Steinergänzungsmörtel (Syton) Bauherrschaft Evangelisch-reformierte Kirche Basel-Stadt
Skulpturen jedoch waren in einem er- lich geringer ist als jene des am Münster angeböscht. Als zusätzliche Konservie- Architekt Andreas Hindemann, Münsterbaumeister
freulich guten Zustand. Weitere Schäden mehrheitlich verbauten Buntsandsteins. rungsmassnahme werden in diesem Be- Ausführung Basler Münsterbauhütte
an den Werkstücken konnten mit kon- Gerade an der exponierten Westseite zer- reich die stark gefährdeten Stellen mit Bauberatung Kantonale Denkmalpflege, Daniel Schneller
servierenden Massnahmen und durch setzt sich die Oberfläche des Molasse- einer ebenfalls in Kieselsol gebundenen Denkmalkategorie Eingetragenes Denkmal

den Einsatz von Vierungen oder mittels Sandsteins besonders stark. Um die Schlemme versehen.

28 29
Weiterbauen in der Vorstadt
Zu Geschichte, Nutzung und Umbau des Ackermannshofs
St. Johanns-Vorstadt 19 /21
Bernard Jaggi, Anne Nagel, Markus Schmid

2009–2011 wurde der Acker- und «Ackermans hus» – nach seinem da- halten ist. Durch die Heirat mit Barbara
mannshof im Auftrag der maligen Besitzer, dem Fischer Heinrich ­Mellinger, der Tochter des Letzteren, im
­gemeinnützig engagierten und Ackermann. Die Häuser wurden 1402 Jahre 1500 übernahm der berühmte Buch-
mit der Errichtung eines ­Obergeschosses drucker und Verleger ­Johannes Petri den
eigens für dieses Projekt baulich, um 1448 durch Fuhrmann Con- Ackermannshof, wo er bis zu seinem Tod
­etablierten Ackermannshof AG rad Hopf auch besitzerrechtlich vereinigt. 1511 eine Druckerei, Schriftgiesserei und
für eine vielfältige kultu- Ulrich Mellinger, Vogt zu Birseck, liess Buchhandlung betrieb. Das Doppelhaus
relle Nutzung mit angeglieder- 1486 einen dreigeschossigen, an das I/II erhielt 1545 sein heutiges Volumen,
tem Gastronomiebetrieb ­Doppelhaus anstos­senden Neubau (Haus indem es mit einem zusätzlichen Ge-
umgebaut. Das Umbauprojekt III) erstellen, der bis heute gänzlich er- schoss und einem neuen Dachstuhl ver-
von LOST Architekten hatte
die Berei­nigung des aus unter-
schiedlichen Gebäuden be­
stehenden Konglomerats zum
< 1284
Ziel. Zur Klärung des hete­­-
ro­genen Baubestands trugen
­wesentlich die Forschungser- 1284

gebnisse der Kantonalen Denk­


malpflege bei.
> 1284 / < 1486

Hinter der einheitlichen, 20 Meter brei-


ten Fassade des Ackermannshofs verbirgt Zum originalen Bestand des 1402 entstandenen
1402
sich ein seit dem 13. Jahrhundert sukzes- Raums im 1. Obergeschoss von Haus I des Acker-
mannshofs gehören das Deckengebälk und
siv gewachsener Gebäudekomplex, be- die strassenseitigen Fenster­nischen mit Sitzen. Die
stehend aus vier Baukörpern. Bauarchäo- 1486
reichen Wanddekorationen lassen vermuten, ­­
logische Untersuchungen, die während dass der Raum ab dem späten 16. Jahrhundert als
Fest- und Speisesaal diente.
des Umbaus 2009–2011 durchgeführt
wurden, erbrachten wesentliche Erkennt- vor 1696 Phase I
Hinter der unscheinbaren Front des Ackermanns-
nisse zur Entstehungsgeschichte der Häu- hofs zeichnen sich anhand der unterschiedlichen
Dächer drei ältere individuelle Baukörper ab.
ser I, II, III und IV (siehe Zeichnungen
rechts). Das älteste Steingebäude von un- vor 1696 Phase II Weibliches Mischwesen mit Bockbein. Detail
gefähr 10,5 Meter Tiefe (13. Jahrhundert) der Wandmalereien im Festsaal des 1. Ober­
geschosses, spätes 16. Jahrhundert.
stand im Bereich von Haus II. 1284 (ge-
mäss Dendro­chronologie) wurde dieser 1545 Links: Hauptfassade und Grundriss des Erdge-
Kernbau ­r ückseitig vergrössert und Rich- schosses des Ackermannshofs mit eingefärbten
Bauphasen. Ablesbar sind der kontinuierlich
tung Süden zu einem Doppelhaus ausge- ­gewachsene Baubestand und eine deutliche Vier-
baut. Damit erhielten die Häuser I und II 1696 teilung im Grundriss.
ihre noch heute bestehenden Grundris-
se. Die erst 1325 einsetzenden Schriftbe-
lege zur Liegenschaft bezeugen zwei Häu- 1770
I
ser mit den Namen «Zur Hohen Staude»
II
III
IV

30 31
Das 1872 als Fabrikgebäude der Seiden-
bandfabrik errichtete Hinterhaus erhielt
2009–2011 zum Innenhof hin eine
neue Fassade mit markanten Fensteröff-
nungen über offenem Erdgeschoss.

Rechts: Die Druckereihalle, 1945 nach der nördlich angrenzenden Liegenschaft Basel den Ackermannshof und liess 1945 haus ein neuer Innenhof entstand, der
­Plänen von Ernst Egeler für die Volksdru-
ckerei ­erbaut, dient heute u. a. dem Nr. 23 schliessende Bauglied. nach Plänen von Ernst Egeler rückseitig dem Ensemble Licht und Luft beschert.
Kammer­orchester Basel als Probelokal. Mit dem Erwerb des Anwesens durch eine Druckereihalle errichten. Die Vorderhäuser mittelalterlichen
den Handelsmann Johann Balthasar Nach einer langen Zeit verschiedener Ursprungs wurden baulich kaum verän-
Burckhardt-Beck 1737 wurde der Acker- Zwischennutzungen erfolgte 2009–2011 dert und sorgfältig renoviert. Die präch-
sehen wurde. 1578 ging der Ackermanns- mannshof für die nächsten zwei ein umfassender Umbau, wobei die Zu- tigen Wand- und Deckenmalereien aus
hof in den Besitz des wohlhabenden ­Jahrhunderte zum Geschäftssitz einer sammenarbeit zwischen der Träger- und dem 16./17. Jahrhundert im Erd- und
Benedikt Kriegelstein aus Colmar und Sei­den­bandfabrik. Damit nahm die Bauherrschaft, den Architekten und der 1. Obergeschoss wurden freigelegt und
seiner Frau Barbara Rössler über. Deren schrittweise, bis ins 20. Jahrhundert Kantonalen Denkmalpflege von gegen- gefestigt, jedoch kaum retuschiert. Als
Tochter Barbara heiratete im darauffol- ­andauernde Überbauung des rückseiti- seitigem Verständnis und Interesse ge- Spuren der Vergangenheit tragen sie wie
genden Jahr Hans Wernhard Gebhard, gen Hofareals für gewerbliche Zwecke prägt war. Die bauliche Umsetzung des die behutsam restaurierten Ausstattungs-
den Sohn des reichen Kaufmanns und seinen Anfang. Für den heutigen Baube- Projekts durch LOST Architekten brach- teile aus barocker und klassizistischer
Durchfahrt
Oberstzunftmeisters Lucas I. Gebhard, stand relevant sind das dreigeschossige te eine wohltuende Bereinigung des ge- Zeit – Treppenanlage, Stuckaturen, Tü-
der die südlich anstossende Liegenschaft Fabrikgebäude von 1872 an der südlichen schichtsträchtigen Gebäudekomplexes. ren, Täfer, Öfen, Riemen- und Parkett­
Nr. 17 bewohnte. Aus der Ära Kriegel- Küche Parzellenmauer und der 1905 an der Das dichte Nebeneinander von mittelal- böden – wesentlich zur Atmosphäre der
Druckereihalle
Restaurant
stein-Gebhard (1578–1605) stammen die Rückseite der Vorderhäuser erstellte zwei- terlichen Häusern und bedeutend jünge- Räume bei. Die Dachräume wurden we-
reichen Wand- und Deckenmalereien im geschossige Anbau mit Oberlichtsaal. ren Gewerbebauten in ihrer gewachsenen der ausgebaut, noch isoliert, ihre einst
Erd- und 1. Obergeschoss. Der Torbau mit 1928 wurde die Seidenbandproduktion Unterschiedlichkeit blieb erhalten und als Brandschutz verlegten Tonplatten­
dt
orsta

grossem Rundbogentor von 1696 (Haus Hinterhaus Innenhof eingestellt und 1930 der hintere, an die wurde durch eine zentrale Wegführung böden lediglich gereinigt. Einen neuen
ns-V

IV), der 1770 durch Aufstockung und Bar Spitalstrasse grenzende Teil des Anwe- erschlossen. Mit Zustimmung der Denk- Akzent zur St. Johanns-Vorstadt hin setzt
ohan

rückseitige Vergrösserung seine heutige sens verkauft, wodurch der Ackermanns- malpflege wurde ein rückseitiger Neben- das breite Schaufenster, das an die Stelle
St. J

Grösse erlangte, bildet das letzte, die Lü- hof die Hälfte seiner einstigen Grundflä- trakt von geringem Wert abgebrochen, einer ähnlichen, seit den 1930er Jahren
cke zwischen dem Ackermannshof und Grundriss des Erdgeschosses nach dem Umbau 2009–2011. che verlor. 1932 bezog die Volksdruckerei wodurch zwischen Vorder- und Hinter- bestehenden Öffnung trat.

32 33
Selbst die einstigen Produktionshallen – Der Ackermannshof war von Anfang an
der Oberlichtsaal der Seidenbandfabrik ein Ort lebendigen Schaffens: vom Fischer
von 1905 und die lichtdurchflutete Heinrich Ackermann über den Buchdru-
­Druckereihalle von 1945 mit ihrer ein- cker und Verleger Johannes Petri, die
Sommerlicher Ausblick aus dem 2. Ober­geschoss drucksvollen Holzkonstruktion – blie- ­Seidenbandfabrik bis hin zur Volksdru-
des Vorderhauses in den Innenhof. ben erhalten und wurden schonend sa- ckerei. Der neue Ackermannshof knüpft
Rechts: Restaurant mit Einblick in die Balkendecke niert. Das Fabrikgebäude von 1872 an der mit seiner Nutzungsstruktur, die von der
von Haus III, 1486. Die eine Holzstruktur imitie- Bauherrschaft Ackermannshof AG südlichen Parzellenmauer hingegen er- Interaktion unterschiedlicher kulturel-
rende Dekoration stammt aus der Zeit um 1600. Architekten LOST Architekten, Dietrich Lohmann, Christoph Standke hielt mit einer offenen, ins neue Trep- ler Bereiche ausgeht, an diese Tradition
Restaurator Gregor Mahrer, Witterswil penhaus überleitenden Sockelzone und an. Die fruchtbare Atmosphäre ­dafür bil-
Bauberatung Kantonale Denkmalpflege, Markus Schmid markanten Fensteröffnungen ein mo- det die über Jahrhunderte gewachsene
Denkmalkategorie Eingetragenes Denkmal dernes Gesicht. und sorgfältig restaurierte Architektur.

34 35
Attraktives Wohnen im einstigen
Fischerhaus am Rhein
St. Johanns-Vorstadt 28
Bernard Jaggi, Anne Nagel, Markus Schmid

Das in die rheinseitige Häuser- Die Erforschung der Baugeschichte des Die Anfänge des in mehreren Schritten
zeile der St. Johanns-Vorstadt Hauses an der St. Johanns-Vorstadt 28 vor erbauten Hauses Nr. 28 gehen ins 13. Jahr-
eingebundene Gebäude wurde und während dem Umbau führte zu einer hundert zurück. Zunächst entstand am
Klärung des historisch gewachsenen Bau- Rheinufer als Kernbau ein mehrgeschos-
2009–2011 von Vischer AG bestands. So bestätigten bauarchäologi- siges Steingebäude von annähernd qua-
­Architekten + Planer in enger sche Untersuchungen an Umfassungs- dratischem Grundriss (5 x 4,5 Meter).
Zusammenarbeit mit der Kan- und Binnenmauern zwei Aspekte, die ­Seine ursprüngliche Höhe und der
tonalen Denkmalpflege reno- bereits aus vergleichbaren Befundsitua- Dachabschluss sind unbekannt. In der
viert und zu einem attraktiven tionen bekannt waren: Die frühesten Be- Zeit nach dem grossen Erdbeben von 1356
Wohnhaus für gehobene bauungen in der Vorstadt entstanden im wurde auch die strassenseitige Hälfte der
13. Jahrhundert. Zudem wurde aufgrund Parzelle bis zur heutigen Baulinie in Stein
­Ansprüche umgebaut. Durch der speziellen Situation an der Hangkan- überbaut. Der Befund einer ersten Stras­
den behutsamen Umgang te häufig in zwei Stufen terrassiert gebaut, senfassade bezeugt eine Zweigeschossig- Die im ­Rahmen der Renovation 2011
neu aufgesetzte Lukarne ermöglicht
mit der historischen Bausub­ wobei sich jeweils eine Gebäudehälfte als keit an der St. Johanns-Vorstadt. Auch eine ­einen grandiosen Ausblick auf den
stanz wurde das Altstadthaus Kernbau identifizieren lässt. Im Gegen- Ständerwand im 1. Obergeschoss, die Rhein.
in seiner historischen Qualität satz dazu bildeten die grossflächigen Par- einen schmalen Korridor zur rückwärti-
gesichert und erlebbar, aber zellen auf der gegenüberliegenden Stras­ gen Laube – wohl ursprünglich eine
senseite mit weitreichendem Hinterland ­Latrine über dem Rheinufer – abgrenzt, das Restaurierungskonzept zu bestim- Querschnitt durch das Haus mit Blick
auch dank moderner Einbau- die Voraussetzung für eine völlig andere gehört zu diesem spätmittelalterlichen men. Ziel war es, die wertvolle Bausub­ gegen Nr. 30. In der Nordbrand­
ten zeitgemäss bewohnbar ge- Bebauungsentwicklung (siehe den Bericht Ausbau. stanz aus verschiedenen Jahrhunderten
mauer hat sich die mittelalterliche
Seiten­fassade des Nachbargebäudes
macht. zum Ackermannshof, S. 30–35). Die Schriftquellen zur Liegenschaft möglichst authentisch zu bewahren. So in der ganzen Grösse mit originalen
setzen erst im Jahre 1390 ein, als Johan- wurden beispielsweise die bestehenden ­Spitzbogenfenstern und einer zur
Strasse ansteigenden Pultdachkrone
nes von Bern, Priester und Konventsbru- historischen Fenster mit Isolationsglas erhalten.
der des Predigerklosters, und sein Bruder und Dichtungen verbessert, die rhein-
Claus das Haus besassen. Unter den spä- seitigen Holzlauben innen isoliert, sodass
teren Eigentümern, die mehrheitlich dem nach aussen die altertümliche Brettver-
Berufsstand der Fischer angehörten, ver- schalung weiterhin das Erscheinungs-
dienen der Glasmaler Antoni Glaser (bis bild des Gebäudes prägt. Das Dach wurde
1553) sowie die beiden Buchdrucker ­Pietro isoliert, restauriert und mit alten hand-
Perna aus Bergamo (1563–1582) und sein gestrichenen Biberschwanz-Ziegeln
Schwiegersohn Conrad Waldkirch aus ­eingedeckt. Auf der Rheinseite ersetzten
Schaffhausen (1583–1598) besondere die Architekten einen überdimensionier-
­Erwähnung. Im 17. und 18. Jahrhundert ten Dachaufbau durch eine Lukarne mit
bewohnten Seidenfärber, Leinenweber Fenstertür und schmalem Balkon und
und Schneider, aber auch Rebleute und verliehen dadurch dem Raum einen
Kornmesser die Liegenschaft. 1828, unter grossartigen Ausblick. Mit Zustimmung
­Leonhard Lotz, Schneider und Sigrist zu der Denkmalpflege wurden jüngere Zwi-
St. Peter, erlangte das spätmittelalterliche schenwände und Einbauten von gerin-
Das auf das frühe 13. Jahrhundert zurückgehende und später erweiterte Haus durch eine eingeschossige Aufsto- gerem Wert entfernt, wodurch die Raum-
Wohnhaus St. Johanns-Vorstadt 28 erlangte 1828 mittels Aufstockung und ckung und die Erneuerung des Dach- struktur des Hauses eine Klärung erfuhr
­Fassadenüberformung sein heutiges Erscheinungsbild. Es wurde 2011 ­
instand gestellt. Die Fassade gegen den Rhein charakterisiert eine einst offene, stuhls sein heutiges Volumen. und insbesondere die rheinseitigen Räu-
brettverschalte Laube mit 1897 angebauter Sattlerwerkstatt (heute Garage). Die Resultate der baugeschichtlichen me ihre grosszügigen Dimensionen und
Die graublaue Farbigkeit der Lauben wurde 2011 nach Befund rekonstruiert. Forschung trugen wesentlich dazu bei, Sichtbalkendecken zurückerhielten. Im

36 37
Erdgeschoss an der südlichen Brandmau- grünen Farbton gestrichen wurde. Wie
er kamen Wandmalereien zum Vor- die gotisch anmutende Wendeltreppe
schein, die einen von Hunden umzingel- aus der Zeit um 1700, die Eichentüren,
ten Hirsch zeigen. Eintragungen im Wandschränke, Sockeltäfer, Riemen-
Historischen Grundbuch bestätigen, und Parkettböden des 18. und 19. Jahr-
dass die Jagdszene in der Zeit des Haus- hunderts gehört sie zum historischen
eigentümers Hans Obrecht (Albrecht) Bestand, mit dem die heutige Bewohner-
entstand, dessen Namen mit der Jahres- schaft ihren Alltag lebt. Auch künftigen
zahl 1560 an derselben Wand im rhein- Generationen wird das Haus von der
seitigen Raum zu lesen ist. Der Hirsch ­Geschichte seiner Entstehung, seiner Be-
ist das Obrecht’sche Wappentier. Obrecht, wohner und der Stadt Basel erzählen.
der vermutlich wie schon seine Vorfah-
ren Fischer war, hatte 1559 die Liegen-
schaft von seiner Grossmutter Anna
­Surgant geerbt. Diese war übrigens in
zweiter Ehe mit dem namhaften Maler
und Glasmaler Antoni Glaser verheira-
tet, dem Schöpfer der Standesscheiben
von 1519/20 in der Vorderen Ratsstube
des Basler Rathauses. Die Wandmalerei-
en wurden sorgfältig freigelegt und res-
tauriert. Besondere Erwähnung verdient
auch die strassenseitige Täferstube aus
barocker Zeit im 1. Obergeschoss, die in-
stand gestellt und nach Befund in einem

Die Täferstube aus barocker Zeit wurde im frühen


19. Jahrhundert mit Eckschränken ergänzt. Gleich­zeitig Bauherrschaft Martin und Marianne Batzer
erhielt die ursprünglich holz­sichtige Wand- und
Die 1560 datierten Wandmalereien im Architekten Vischer AG Architekten + Planer, Lukas Stutz
­Deckenbekleidung einen ersten Anstrich. Der für die
Erdgeschoss an der südlichen Brand- Biedermeierzeit ­typische Farbton wurde 2011 nach Restaurator Gregor Mahrer, Witterswil
mauer zeigen eine Treibjagd mit Hirsch. ­Befund annähernd rekonstruiert. Bauberatung Kantonale Denkmalpflege, Markus Schmid
Die Malereien wurden 2010 entdeckt,
freigelegt und restauriert. Denkmalkategorie Inventarobjekt

38 39
Traditionelle Bierseligkeit in aufgefrischtem
Ambiente
Zum Braunen Mutz, Barfüsserplatz 10
Markus Schmid

Restaurants und Cafés sind in zwei den Haupteingang flankierende Burkhard Mangold, welche die Häuser-
ihrer Einrichtung vielfach ­Bären zeigen, stellen sie im 2. Oberge- zeile mit dem Vorgängerbau des Braunen
vom schnelllebigen Geschmack schoss bilderbuch­a rtig Szenen der Mutz und die Herbstmesse auf dem Bar­
Herbstmesse dar. Wobei auch hier ein füsserplatz wieder­geben.
der Zeit geprägt. Nur wenige Bär – als Tanzbär – ein zentrales Motiv Bei den 2010/11 durchgeführten Um-
Lokale können über Jahrzehn- bildet. Nicht minder sorgfältig wurden bauarbeiten, die eine komplette Erneue-
te hinweg ihr Interieur auch die Räume der ­Brasserie im Erdge- rung der Haustechnik und eine Ver­
­bewahren, das derart zur un- schoss ausgestattet. Bemerkenswert sind besserung der Obergeschossnutzung
verwechselbaren Identität neben dem grossflächigen verglasten beinhalteten, setzte sich die Denkmal-
­eines Orts beiträgt. Zu dieser Oberlicht im rückwärtigen Bereich ins- pflege mit Erfolg für den Erhalt des äus­
besondere die beiden 1928 entstandenen seren Erscheinungsbilds und der origi-
Kategorie gehört ohne panorama­artigen Wand­malereien von nalen Ausstattung der Brasserie im
Zweifel der Braune Mutz. Seit
März 2011 präsentieren
sich nach einem mehrmonati-
gen Umbau das Traditions­
lokal und das stattliche
Zwei der insgesamt sechs Sgraffito-Dekorationen zwischen den Fenstern des 2. Obergeschosses.
Gebäude am Barfüsserplatz in Sie zeigen Szenen der Basler Herbstmesse und wurden 2010/11 gereinigt und restauriert. Links
neuem Glanz. eine Schaubühne, rechts ein Tanzbär mit Bärenführer.

Erdgeschoss ein. Tatsächlich präsentiert


Der Braune Mutz wurde 1913 von Rudolf sich Letztere auch nach dem Umbau in
Sandreuter für die Brauerei Feldschlöss- ihrer Erstausstattung mit den Wandbil- erfolgte Reinigung und sorgfältige Res- Der umgebaute und restaurierte Braune
chen errichtet, wobei bereits der Vorgän- dern von Mangold, den Jugendstil-Leuch- taurierung konnten die originalen Wand- Mutz vermag offenbar auch das Publi-
gerbau diesen Namen trug (Mutz: v. a. tern und sogar den alten Wanduhren. Die dekorationen erhalten werden. Im oberen kum zu überzeugen – in erster Linie die
Berndeutsch für Bär). Er ist der wohl mar- ehemalige Mutzenstube ist jetzt eine Bar. Bereich der Fassade ergänzte der Restau- bierselige Stammkundschaft, die (nicht
kanteste Bau der Häuserzeile am Fuss des Am Gebäude an sich wurden die Spros- rator die fehlenden weissen Kalkschicht- ohne anfängliche Skepsis gegenüber den
Lohnhofs. Nicht nur wegen seiner Grös­ senfenster in Holz rekonstruiert und das partien auf dem schwarz eingefärbten neuen Wirten aus einer anderen Schwei-
se, sondern insbesondere auch aufgrund Dach mit den alten Ziegeln neu einge- und gut erhaltenen Putz mit leicht lasie- zer Stadt) wieder Platz genommen hat.
seiner vielfältig gestalteten Fassade. Un- deckt. Der zentrale Haupteingang verfügt render Mineralfarbe, sodass die Bildmo- Aber auch von aussen kann man an dem
beschwert hat Sandreuter hier verschie- nun wieder über eine nach den Original- tive wieder erkennbar wurden. Im unte- historischen Gebäude seine Freude ha-
dene architektonische Stile von der Gotik plänen neu angefertigte Eichentür – die ren Teil der Fassade waren demgegen- ben; etwa bei der Betrachtung der eins-
bis zum ­Jugendstil kombiniert, wobei als ursprüngliche Tür war im Lauf der Zeit über nur minimale Eingriffe nötig – die tigen Attraktionen der Herbstmesse auf
Leitfaden wohl die nordeuropäische Re- ersetzt worden. Architekturmalereien sind also praktisch den gereinigten Sgraffito-Dekorationen
naissance gedient haben mag. Besonders Besonderes Engagement erforder- in originalem Zustand ­erhalten. an der Fassade.
originell sind jedoch die in Sgraffito- te allerdings der Erhalt der stark ver-
Technik ausgeführten Wanddekoratio- schmutzten Sgraffito-Dekorationen. Die
nen des Basler Malers Franz Baur, der sich Eigentümerschaft wollte sie vollständig Bauherrschaft Candrian Catering AG, Zürich
bereits 1901 mit der Arbeit an den Fres- entfernen und rekonstruieren. Eine von Architekten Burckhardt & Partner AG; Oberholzer &
ken des Rathauses ­einen ­Namen gemacht der Denkmalpflege in Auftrag gegebene Brüschweiler Architekten AG, Küsnacht ZH
hatte. Während die Sgraffiti im Erd- und Der Braune Mutz am Barfüsserplatz 10. Die Fassade des imposanten, 1913 von Rudolf Sandreuter Prüfung ergab jedoch, dass eine umfas- Restaurator Gregor Mahrer, Witterswil (Sgraffito-Dekorationen)
1. Obergeschoss ­illusionistische Archi- für die Brauerei Feldschlösschen errichteten Gebäudes ist von fantasievollen Sgraffito-Dekora­ sende Reinigung der Sgraffiti durchaus Bauberatung Kantonale Denkmalpflege, Markus Schmid
tionen des Basler Malers Franz Baur geprägt. Denkmalkategorie Schutzzone
tekturelemente und Verzierungen sowie realistisch wäre. Durch die daraufhin

40 41
Wo sich bisher die Mutzenstube be-
fand, ist nach dem Umbau eine Bar
untergebracht worden. Im Bogenfeld
eines der beiden 1928 entstandenen
Wandbilder von Burkhard Mangold.

Die restaurierte Brasserie im Erdge-


schoss des Braunen Mutz. Im
­Hintergrund das Wandbild von Burk-
hard Mangold (1928) mit der
­Darstellung der Häuserzeile am Fuss
des Lohnhofs.

Ausschnitt aus dem Wandbild von


Burkhard Mangold in der neuen
Bar des Braunen Mutz (1928). Dar­
gestellt ist die Herbstmesse auf dem
Barfüsserplatz.

42 43
Erlebbare Industriegeschichte Bausubstanz wurden Brandmeldeanlage,
Elektro- und Medienleitungen über Putz
Gallizianmühle / Basler Papiermühle, St. Alban-Tal 37 angelegt. Die üppigen Kabelbündel in
Rebekka Brandenberger
sichtbaren Rohren vermögen allerdings
ästhetisch nicht wirklich zu befriedigen.
Neben der aufwendigen baulichen
Erneuerung und der Modernisierung
der Ausstellung wurde auch eine sorg-
Die Gallizianmühle, bestehend hen Besucherfrequenzen anzupassen. fältige Restaurierung der historischen
aus einem Wohnhaus mit Die Restaurierung der historischen Bau- Oberflächen vorgenommen. Während
­Anbau und Treppenturm sowie substanz beinhaltete die Auffrischung Verputz und Malereien am Aussenbau –
der Fassaden sowie der Raumdeko­ra­ mit Ausnahme der Eingangsfassade – bei
angrenzendem Mühlenge­ tionen im ehemaligen Wohnhaus der der Sanierung vor gut 30 Jahren weitge-
bäude, ist der bedeutendste und ­Gallizianmühle. hend neu aufgebracht worden waren,
am besten erhaltene Mühlen- Die offensichtlichsten Neuerungen sind im Innern der Gallizianmühle zahl-
komplex im «Dalbeloch». sind der prominente Zugang über den reiche Wand- und Deckenmalereien aus
­Seine 800-jährige Baugeschich- Dych sowie die Überdachung des Hofs dem 15.–17. Jahrhundert erhalten. Diese
te, der bemerkenswerte zwischen Gallizian- und Rychmühle. wurden aufgefrischt und zurückhaltend
Der Museumszugang erfolgt neu über ergänzt.
­Bau­bestand aus mittelalterli- einen Holzsteg entlang der Stegreifmüh- Letztlich wurde mit der umfassenden
cher bis b
­ a­rocker Zeit und le ­gegenüber dem Wasserrad und er­ Modernisierung des Papiermu­­­­­­seums auch
die enge Verknüpfung mit der möglicht einen barrierefreien Zugang. ein wesentliches Ziel erreicht: ­­das wich-
Geschichte der Basler Papier­ An der Kasse in der Stegreifmühle vorbei tigste Ausstellungsgut – die Gallizian-
fabrikation machen die gelangt das Publikum in den neu über- mühle als authentische Papiermühle –
Gallizianmühle zu einem her- dachten Innenhof und von da ins Muse- wieder verstärkt zur Geltung zu bringen.
um ­(Gallizianmühle), den Shop oder die
ausragenden Bauzeugen der ­Garderoben in der Rychmühle. Die neue
protoindustriellen Zeit. Wegführung innerhalb des Museums
Nach 30 Jahren musealer Nut- leitet die Besucher über die Galerie mit Die wichtigsten Eingriffe sind nicht
zung standen eine umfassende Blick auf die Papierherstellung zu einer ­augenfällig: Zur Vergrösserung der Trag-
Sanierung und Modernisie- neuen Treppe mit Durchgang ins Erdge- fähigkeit mussten in den Räumen mit
rung an. schoss des Wohntrakts und weiter über viel Publikumsverkehr die Deckenkon-
den historischen Treppenaufgang ins struktionen verstärkt werden. Während
1. Obergeschoss. Die oberen Geschosse im Mühlentrakt die offen sichtbare Holz-
Im Zug der städtebaulichen Sanierung sind in einem neu geschaffenen Rund- struktur durch Träger und Stre-
des St. Alban-Tals in den 1970er Jahren gang erschlossen. Die neue Besucherfüh- ­ben aus Stahl ergänzt werden konnte,
wurde in der Gallizianmühle, der Rych­ rung und der Bedarf nach zusätzlichen mussten für den Wohntrakt mit seinen
mühle und der neu aufgebauten Stegreif- Fluchtwegen und Notausgängen beding- ­bemalten und vertäferten Decken Lö-
mühle das Schweizerische ­Museum für ten mehrere neue Türdurchbrüche, die sungen gefunden werden, die den wert-
Papier, Schrift und Druck  – die Basler unter Rücksichtnahme bauarchäologi- vollen historischen Bestand nicht beein-
Papiermühle  – eingerichtet. Die nun- scher Befunde ohne wesentliche Beein- trächtigen. Da beim letzten Umbau alle Die renovierte Gallizianmühle / Basler Papiermühle. Links der neue Zugang über einen Holz-
mehr erfolgte umfangreiche Sanierung trächtigung der wertvollen historischen Böden bereits erneuert worden waren, steg entlang der Stegreifmühle, ­rechts der neu überdachte Innenhof zwischen
­Gallizianmühle und Rychmühle.
umfasste nicht nur eine Modernisierung Bausubstanz angelegt wurden. Während wurden die notwendigen zusätzlichen
von Haustechnik und Infrastruktur, son- die Ausstellungsfläche durch die Inte­ Tragbalken von oben eingebaut. Ledig-
dern auch die Verbesserung von Besu- gration der beiden ehemaligen Wohnun- lich im Erdgeschoss sind der neue Unter-
cherführung und Betriebsabläufen sowie gen in den Obergeschossen vergrössert zug und die Stahlstützen als moderne Bauherrschaft Christoph Merian Stiftung
eine Erweiterung der Ausstellungsfläche. werden konnte, sind hingegen durch den Ergänzungen sichtbar. Weniger diskret Architekten Bodoky & Heusler Architekten; Brügger + Schwarz Architekten
Zudem mussten die historischen Bauten Ausbau der Dachgeschosse für Bürozwe- ist die für eine zeitgemässe Museums- Der Mühlenraum in der Gallizianmühle, in dem seit Restaurator Gregor Mahrer, Witterswil
den feuerpolizeilichen Vorschriften an- cke die bisher in ihrer überlieferten Form nutzung notwendige technische Aus- eh und je Papier hergestellt wird. Bauberatung Kantonale Denkmalpflege, Rebekka ­Brandenberger
gepasst und statisch verstärkt werden, erlebbaren Hängeräume für die Papier- stattung der Räume unter­gebracht wor- Bauforschung Kantonale Denkmalpflege, Bernard Jaggi
Links: Restaurierte Wandmalereien im 2. Ober­
um die Tragfähigkeit der Böden den ho- trocknung verloren gegangen. den. Zur Schonung der historischen geschoss des ehem. Wohnhauses. Denkmalkategorie Eingetragenes Denkmal

44 45
Charakteristischer Zeitzeuge aus den Fünfzigern
Kioskgebäude, Grenzacherstrasse 488
Rebekka Brandenberger

Wenige Jahre nach der Einwei-


hung des Birsfelder Kraft-
werks liess der Kanton Basel-
Stadt auf der Kleinbasler
Uferseite ein «Gebäude mit
­Kiosk und öffentlicher Bedürf-
nisanstalt auf Allmend»
­errichten (Peter Jost, Werner
Meyer, 1958). Seine hohe
­architektonische Qualität, der
intakt überlieferte Bau-
bestand und die kontinuier­
liche Nutzung in der ihm
zuge­dachten Funktion machen
den kleinen Bau zu einem
leben­digen Zeitzeugen.

Der Kiosk gehört zum Typ jener seltenen


Kleinbauten, bei denen sich die charak-
teristischen Gestaltungselemente eines
zeittypischen Baustils verdichten. So wi-
derspiegelt sich die für die 1950er Jahre
Peter Jost, Werner Meyer, Kiosk an der Grenzacherstrasse 488, typische Verbindung von geschwunge-
1958. Charakteristische und sorgfältig umgesetzte Gestaltungs- nen und linearen Formen beim elegan-
elemente der Architektur der 1950er Jahre machen den
­Kleinbau zu einem wichtigen Zeitzeugen. ten, weit vorkragenden Pultdach und an
der abgeschrägten Rückseite. Auch die
Links: Hans Hofmann, Kraftwerk Birsfelden, 1953/54. ­Die damalige Vorliebe für Strukturen, Ma-
­Wehrpfeiler mit Bullaugen – ein bewusster Bezug bei der Gestal-
tung der Rundfenster am Kiosk. terialien und Farben klingt an: in der
Kombination des Sichtmauerwerk-Ras-
ters mit glatt verputzten Oberflächen In den gut 50 Jahren seit seiner Errich- der Energieeffizienz mittels einer Wär-
und den markanten Rundfenstern. Be- tung wurden regelmässige Unterhalts- mepumpe ein wesentlicher Projekt­
sonders reizvoll ist zudem der Zitatcha- arbeiten am kleinen Kioskgebäude vor- bestandteil. Die Modernisierung und
rakter der drei Rundfenster: Alles andere genommen; dennoch waren nun eine technische «Aufrüstung» des einfachen
als zufällig scheint hier der Bezug zu den umfassende Renovation sowie die An- Kleinbaus gingen Hand in Hand mit ­einer
Bullaugen der Wehrpfeiler des sich in passung an heutige Bedürfnisse notwen- sorgfältigen Renovation der Aussenhül-
Bauherrschaft Kanton Basel-Stadt Sichtweite befindlichen Kraftwerks von dig geworden. Neben dem Einbau einer le. Dabei wurde das Erscheinungsbild
Projektleitung Hochbauamt, Gustav Frei Hans Hofmann (1953/54) – einer Archi- behindertengängigen Toilette und der wieder dem ursprünglichen Zustand an-
Architekten Fierz Architekten AG tekturikone der 1950er Jahre in der Vergrösserung des Verkaufsraums um genähert, insbesondere durch die weit-
Bauberatung Kantonale Denkmalpflege, Rebekka Brandenberger Schweiz. die Fläche der heute nicht mehr benötig- gehende Rekonstruktion der originalen
Denkmalkategorie Inventarobjekt ten Telefonkabine war die Verbesserung Farbgebung.

47
Eine kleine Stadt in der Stadt
Das Waisenhaus als denkmalpflegerische Daueraufgabe
Theodorskirchplatz 7
Thomas Lutz

Die Anlage der ehemaligen Eine solch weitläufige Anlage erfordert Fassaden und eine ­Er­­neuerung der scha-
Kartause ist ein städtebaulicher beständig grosse und kleine Unterhalts- densanfälligen Kreuzgangverglasung
Eckpfeiler der Kleinbasler massnahmen. Die Bürgergemeinde als an. Letztere stammte aus den 1930er Jah-
Trägerin und die Leitung des Waisen- ren und vermochte mit ihren farblos so-
­Altstadt und ein prominentes hauses gehen dabei nach einem weitbli- wie grün, violett und braun getönten,
Element im Bebauungsge- ckenden Konzept vor, das denkmalpfle- bleigefassten Rechteckscheiben ästhe-
füge der rechtsufrigen Rhein- gerischen Zielsetzungen verpflichtet ist tisch nicht mehr zu befriedigen. Sie wur-
front. Dass das einstige Klos- und sich wandelnde Nutzungsansprü- de deshalb durch eine gleich gegliederte,
tergelände seinen besonderen, che berücksichtigt. Denn längst sind an aber einheitlich grüntonige Verglasung
durch historische Bauten, die Stelle traditioneller Betreuung von ersetzt. Im gleichen Zug erhielten die da-
­elternlosen Kindern differenzierte For- rüberliegenden Fassadenpartien des
grosszügige Freiflächen und men der Begleitung von Kindern und Chors und der Sakristei einen neuen An-
die geschlossene Ummauerung ­Jugendlichen, unabhängig von deren strich. Die übrige Gebäudehülle der Sa-
geprägten Charakter bewah- ­familiären Bindungen, getreten. Vor kristei war bereits zuvor restauriert und
ren konnte, ist nicht zuletzt der ­allem die älteren Gebäude beherbergen dabei die noch zu grossen Teilen erhal-
kontinuierlichen Nutzung eine ganze Reihe von eingemieteten tene Eindeckung mit handgemachten
als Waisenhaus zu verdanken. ­Nutzungen (Privatschule u. a.). gotischen Ziegeln durch passendes altes
Die jüngsten wichtigen Instandhal- Material ergänzt worden. Auch blieben
tungs- und Restaurierungsetappen ­galten die aus dem 15. Jahrhundert stammende
Das auch nach der Reformation von 1529 den an das architektonische Hauptele- Ziegellattung erhalten und das spätmit-
noch für einige Jahrzehnte von Ordens- ment, die spätgotische Kirche, grenzen- telalterliche, gut überlieferte Dachwerk
leuten bewohnte Kloster wurde 1669 den Gebäudetrakten. Wasserschäden von einem Unterdach verschont.
zum städtischen Waisenhaus, das bis gaben Anlass zur Sanierung der Dächer Im grossen Eingangshof wurden die
um 1800 auch noch Sträflinge beherberg- über den verbliebenen Kreuzgangflügeln, Fassaden der Längstrakte in der letzten,
te. Mit Ausnahme der für eine Kartause zudem standen eine Auf­­­­frischung der mittels Befunden belegten Farbgebung
typischen, um den grossen Kreuzgang Die ehemalige Leutkirche der 1669 zum Waisenhaus umfunktionierten Kartause. Bei den
gruppierten Zellenhäuschen, deren letz- jüngsten Restaurierungsarbeiten wurden u. a. die Kreuzgangverglasung erneuert und
die hofseitigen Fassadenpartien der Sakristei (links) und des fensterlosen Chors (rechts)
te 1776 abgetragen wurden, blieb der neu gestrichen und die hofseitigen Dach- neu gestrichen.
bauliche Grundbestand bis heute be- flächen sorgfältig repariert. Ebenfalls
stimmend. Nutzungsbedingte Anpas- denkmalpflegerische Begleitung erfor- Links: Das Areal des Waisenhauses aus der Vogelperspektive. Foto um 1930. Der Garten­
bereich im Vordergrund ist heute überbaut.
sungen erfolgten durch Hinzufügungen derten Verputzarbeiten an den Einfrie-
unter Wahrung des Bestands – wie z. B. dungsmauern entlang der Riehentor-
die Geschoss­einbauten in der ehemali- strasse und des Rheinwegs, der Anstrich
gen Leutkirche (17.–19. Jahrhundert). der Torhausfront, eine Umgestaltung
Oder sie verbanden sich durch ihre For- des Flurs zwischen Küche und Speise-
mensprache mit der Architektur der äl- saal im Hauptbau, eine Blitzschutzein-
Bauherrschaft Bürgergemeinde der Stadt Basel / Bürgerliches Waisenhaus;
teren Teile, was namentlich für die neu- richtung sowie ein Gestaltungswettbe-
Kanton Basel-Stadt (Restaurierungskredit)
gotischen Umbauten von 1869–1872 werb für das Gartengelände. An dessen
Architekten Vischer AG Architekten + Planer (Konzept, Wettbewerbs-
zutrifft. Als zusätzliche Bauten entstan- westlichem Rand steht seit Kurzem als betreuung, Koordination); Atelier Lehner + Leumann,
den 1863 das gegen die Kartausgasse jüngstes Gebäude und Resultat umfang- Dieter Lehner (Projektleitung); Amrein Giger Architekten
­orientierte sogenannte Kinderhaus und reicher Studien ein schlichter zweige- (Neubau für die Durchgangsgruppe)
1960/61 zwei weitere Wohnhäuser am schossiger, flach gedeckter Wohnbau für Bauberatung Kantonale Denkmalpflege, Thomas Lutz
nördlichen Arealrand. Jugendliche. Denkmalkategorie Eingetragenes Denkmal

48 49
Neue Inhalte
für ein städtisches Wahrzeichen der Moderne
Das erneuerte Gebäudeensemble der Markthalle
Viaduktstrasse, Innere Margarethenstrasse, Steinentorberg
Thomas Lutz

Die 1929 vollendete Markthalle Die gewaltige Kuppel über achteckigem dass die herkömmliche Nutzungsform
mit ihrer markanten Kup- Grundriss hat eine Höhe von 26 Metern obsolet geworden sei. 2001 entschied die
pel ist nach einer mehrjähri- und misst im Durchmesser 60 Meter. Regierung, den Baurechtsvertrag mit der
Kräftige Gurte betonen die acht Segmen- Markthallen AG nicht mehr zu verlän-
gen Umbauphase neuen te des Zentralbaus, der von einer gros- gern und Nutzungsideen im Hinblick
Nutzungen zugeführt worden. sen Laterne bekrönt wird. Diese acht Rip- auf die Vermarktung der Gebäude zu er-
Die 2010 ins Denkmalver- pen tragen die gesamte Kuppel. Die arbeiten. Ein vom Büro Diener & Diener
zeichnis aufgenommene Kon­struktion basiert auf dem damals entwickeltes Bebauungskonzept sah die
­Anlage ist sorgfältig instand fortschrittlichsten System der Schalen- Aufwertung der Zugänge, ein markantes
gesetzt und um einen Turm bauweise. Armierter Beton, der sowohl Hochhaus im Eckbereich zum Steinen-
Druck- als auch Zugkräfte aufzunehmen torberg (auch als Kompensation für die
­erweitert worden. vermag, ermöglichte die enorme Spann- Freihaltung und Sanierung der Kuppel),
weite und die Reduktion des Material- einen multifunktional nutzbaren Platz
Die Markthalle wurde 1928/29 nach Plä­ querschnitts der Kuppelsegmente auf im Kuppelbereich und eine Kombinati-
­nen des Basler Architekten Hans Eduard ein Minimum. Die Schalenbauweise er- on verschiedener Nutzungen im Erdge-
Ryhiner (1891–1934) und des Ingenieurs fuhr zu Beginn des 20. Jahrhunderts schoss der Kuppel-Peripherie vor. Es
Alfred Adolf Goenner (1885–1929) erbaut. ­einen ersten Höhepunkt mit der Jahr- ­bildete die Grundlage für einen Bebau-
Die Einführung eines Grossmarkts für hunderthalle in Breslau / Wrocław (1910– ungsplan (2005), in dem auch der Denk-
Obst und Gemüse war damals in der 1913). Ihre Kuppel übertraf mit 65 Metern malschutz für die Altbauten geregelt
Schweiz eine Pionierleistung. Der Bau zum ersten Mal seit der Antike die Spann- wurde.
kam in zentraler städtischer Lage auf weite des Pantheons in Rom (44 Meter). Durch die Firma Allreal als Gewin-
dem ehemaligen Kohlenplatz der SBB 1928/29 entstanden die Grossmarkt- nerin eines 2006 durchgeführten Wett-
zu stehen. Für Bau und Betrieb der Anla- hallen von Leipzig (Kuppelspannweite bewerbs ist ein mehrjähriges Umnut-
ge gründete man eine Markthallen-Ge- 75  Meter) und Basel. Letztere kann als zungs- und Umbauvorhaben realisiert
nossenschaft (später Markthallen AG). die zu ihrer Zeit reifste Ausformung ei- worden, das den schutzwürdigen Altbe-
Der Gebäudekomplex umfasste die nes modernen Kuppelbaus bezeichnet stand wieder seiner Bedeutung gemäss
grosse Kuppelhalle im Zentrum für den werden. Sie war damals die drittgrösste zur Darstellung bringt.
täglichen Warenumschlag und eine Massivkuppel der Welt. Der zwischenzeitlich von der Credit
Randbebauung mit Geschäften, Büros, Nach 60 Betriebsjahren gelangte Suisse erworbene Gebäudekomplex hat
Der Gebäudekomplex der Markthalle nach der Restaurierung Restaurant usw. Die Erschliessung der man in den 1990er Jahren zum Schluss, mittlerweile seine Tore geöffnet.
und Erweiterung. Im Vordergrund die beiden Kopfbauten gegen Halle erfolgte von der Viaduktstrasse und
die Viaduktstrasse / Innere Margarethenstrasse, die die zentrale
Kuppelhalle spangenartig umfassen. Der 1973 ergänzte Trakt ursprünglich auch mittels Rampe vom
vor dem zentralen Haupteingang ist im Zug des Umbaus wieder Steinentorberg her. Die Randbebauung
entfernt worden. Im Hintergrund das neue Wohnhochhaus wurde bewusst schlicht gehalten, um die
von Diener & Diener Architekten.
städtebaulich wirksame Erscheinung der
Die Markthalle unmittelbar nach ihrer Fertigstellung. Ansichts- monumentalen Kuppel zu fördern. Die
karte, 1929. symmetrischen Randbauten an der Via-
duktstrasse wurden im abgerundeten
Bereich nachträglich in der gleichen ar- Bauherrschaft Allreal Generalunternehmung AG, Zürich
chitektonischen Gestaltung aufgestockt. Architekten Diener & Diener Architekten (Wohnhochhaus),
Ein 1973 über der dortigen Mitteleinfahrt Blaser Architekten AG (Altbauten)
angefügter Trakt ist im Zug der aktuellen Bauberatung Kantonale Denkmalpflege, Thomas Lutz, Alexander Schlatter
Arbeiten wieder verschwunden. Denkmalkategorie Eingetragenes Denkmal

50 51
Mehr als ein prächtiges Empfangsgebäude
Fortschreitende Restaurierungsarbeiten auf dem Areal des Badischen Bahnhofs:
Eisenbahnbrücken über die Riehenstrasse
Thomas Lutz

Ist vom Badischen Bahnhof chen, niveaugleichen Bahnübergänge War noch in den Jahren um 1980 mit
die Rede, so denkt man zumeist durch Unterführungen ersetzt werden. dem Abbruch der bis zu 300 Meter lan-
an das 1910–1913 nach Plänen Die Ausführung begann mit dem Bau gen Perronhallen ein herber Verlust für
eines von Haltingen bis zur Wiese rei- die Architektur eines der bedeutend-
des Büros Curjel & ­Moser chenden Rangierbahnhofs und des daran sten Schweizer Bahnhöfe zu verzeichnen,
­errichtete Empfangs­gebäude, anschliessenden Badischen Güterbahn- so kommt die Wertschätzung der mo­
dessen 230 Meter ­langer, nach hofs, der im Sommer 1905 in Betrieb ging numentalen Architekturleistung seit
Funktionsbereichen und und bis vor wenigen Jahren das heutige ­etlichen Jahren in sorgfältigen, durch die
­städtebaulichen Gesichtspunk- Erlenmatt-Areal einnahm. Die ­letzte Bau- Deutsche Bahn veranlassten Instand­
ten gegliederter Baukörper etappe folgte ab 1906 und umfasste den setzungs- und Restaurierungsmassnah-
Personenbahnhof, die Aufschüttung und men zum Tragen: Seit 2002 wurden im
das Bild der Schwarzwaldallee den Ausbau der Gleisfelder bis zur Rhein- Empfangsgebäude der ehemalige Deut-
beherrscht. Der Name steht brücke sowie Ergänzungen des ursprüng- sche Revisionssaal und der anschliessen-
aber auch für ein riesiges eisen- lichen Projekts durch die Wendeschleife de Korridor von störenden Einbauten
bahntechnisches Ingenieur- in den Langen Erlen. Die Einweihungs- befreit und dabei nicht nur die ursprüng-
bauwerk, das von ungefähr feier fand am 11. September 1913 statt. liche Fussgängerführung reaktiviert,
1900 bis zum Ersten Weltkrieg Seither spielen die – bis hin zur Linien­- sondern auch die Raumhüllen original-
führung der Autobahn – städtebaulich getreu zur Darstellung gebracht; sodann
entstanden ist. Es erstreckt folgenreichen Bahnanlagen eine unüber- ist die imposante Schalterhalle mit gros­
sich über viele Kilometer von sehbare Rolle im Bild der Quartiere Hirz- sem Aufwand in ihrer differenzierten
Haltingen in Deutschland brunnen, Wettstein, Rosental und Klein- Oberflächengestaltung wiederherge-
bis zum Rhein und umfasst hüningen. stellt worden. Ebenfalls der Wiederge-
­gewaltige Aufschüttungen und
Bahndämme sowie eine Viel-
zahl von Brücken und eisen-
bahntechnischen Anlagen.

Eine in den 1890er Jahren lancierte Neu- Eisenbahnbrücken über die Riehen­strasse.
konzeption sämtlicher Einrichtungen Die ­Sanierung und Restaurierung der
1907–1913 im Rahmen der Aufschüttung der
der Badischen Staatseisenbahn in Basel- winnung gestalterischer Qualität galten Beton-, Naturstein- und Stahlteilen der Gleisanlagen bis zum Rhein ent­standenen
Stadt und den zur heutigen Stadt Weil die Arbeiten im einstigen Warteraum Brücken über die Riehenstrasse. Die Brücken konnten 2011 abgeschlossen
am Rhein zählenden badischen Nachbar- 1. Klasse (heute Restaurant) und in den Hauptachse des städtischen Verkehrs von ­werden. Obwohl damit die ­Patina der ver-
gangenen Jahrzehnte verschwunden ist, hat
gemeinden sollte den gestiegenen Be- nicht ­öffentlich zugänglichen Fürsten- und nach Riehen hat dadurch eine ganz die über 170 Meter ­lange Unterführung
triebsanforderungen des grenzüber- räumen. Damit wären nur die herausra- bedeutende Aufwertung des Erschei- ihr grossstädtisches Flair bewahren können.
schreitenden Verkehrs und gewandelten gendsten Massnahmen gestreift. nungsbilds erfahren.
städtebaulichen Rahmenbedingungen Denkmalpflegerische Begleitung
Rechnung tragen. Ein wichtiges Ziel da- verdienen aber auch Unterhaltsarbeiten Bauherrschaft, DB Netze / DB Projektbau GmbH Karlsruhe,
bei war die Verlegung des Bahntrassees an wichtigen Bestandteilen der Bahnan- Projektleitung DB Büro des Beauftragten für die deutschen
in Basel aus dem Bereich des nachmali- lagen wie derzeit die Sanierung der Eisenbahnstrecken auf Schweizer Gebiet
gen Messegeländes am Riehenring gegen ­Eisenbahnbrücken über die Riehen- und Ausführung Marty Korrosionsschutz AG, Jona
Osten. Dabei sollten durch die Hochlage die Maulbeerstrasse. Im Berichtsjahr ab- Bauberatung Kantonale Denkmalpflege, Thomas Lutz
der Gleise die bis dahin sehr hinderli- geschlossen wurden die Arbeiten an den Denkmalkategorie Inventarobjekt

52 53
Bau des Badischen Bahnhofs, 1900–1914

Blick vom Uhrturm des neuen Empfangsgebäudes auf die


­süd­liche Aufschüttung des Personenbahnhofs. Im Vordergrund
die Überführung über die Riehenstrasse.

Fundamente der Hallenpfeiler und der Bahnsteig­tunnels. Im


Vordergrund die Überführung über die Maulbeerstrasse.

Wegüberführung der heute stillgelegten Erlenschleife.

Rechts: Areal des Badischen Bahnhofs, angelegt 1900–1914.


Das sich über mehrere Kilometer erstreckende Gebiet zwischen
Haltingen und dem Rhein umfasste neben ­Personen- und
­Rangierbahnhof auch zahlreiche eisen­­bahntechnische Einrich-
tungen, die im Lauf der Zeit allerdings grösstenteils stillgelegt
oder abgebrochen wurden.

54 55
Häuser und Höfe am Nordrand des
Münsterplatzes
Denkmalpflegerische Massnahmen im Umfeld des neuen Museums der Kulturen
Thomas Lutz

Die Erweiterung des Museums erworben hatte, drohte zeitweise gar ein heutigen Grösse ausgebaut 1494) und
der Kulturen 2008–2011 hatte Abbruch der nördlichen Münsterplatz- die Hoftrakte des Hauses zum Landser
den Umbau und die Auf­ front zugunsten eines neuen Kunstmu- (Schlüsselberg 15, älteste Teile aus dem
seums (1904). Mit einem Erweiterungs- 13. Jahrhundert). Zum überwiegenden
stockung des Ausstellungsge- trakt anstelle der barocken Hofgebäude Teil hatten diese Bauten in den 1980er
bäudes im Hinterland der des Rollerhofs wurden 1913 die Grund- Jahren eine Restaurierung der Fassaden
nördlichen Münsterplatzbebau- lagen der heute bestehenden und durch gegen den Münsterplatz und gegen den
ung zum Gegenstand. Sie das Museum der Kulturen genutzten Hof erfahren.
­erforderte auch die Neugestal- Bauten geschaffen. Die seinerzeit mit grösster Sorgfalt
tung des grossen Innenhofs, Die Erhaltung der aus hochrangigen durch den Restaurator Paul Denfeld ge-
Baudenkmälern zusammengesetzten sicherten Befunde der Schichtenfolge
der durch die Verlegung des Häuserzeile am Nordrand des Münster- zahlreicher Anstriche und Gestaltungs-
Haupteingangs in den Torbau platzes ist aus heutiger Sicht dem Zufall phasen erlaubten es damals, die Archi-
des Schürhofs zum neuen zu verdanken. Es handelt sich um mittel- tektur und die hofseitigen Fachwerkfas-
­Museumsvorplatz wurde. Die alterliche Häuser, die an Ausstattung und saden in jener farblichen Fassung zu
umfangreichen Arbeiten Fassadenbild vor allem im 18. und 19. Jahr- rekonstruieren, die zur jeweiligen Ent-
­gaben schliesslich Anlass, die hundert moderate Anpassungen im Stil stehungszeit bestimmend war. Diese
der jeweiligen Zeit erfahren haben. An durch Originalbefunde gestützte Farb-
Fassaden der um den Hof den Innenhof des Museums grenzen – gebung ist bei den 2011 abgeschlossenen
­gruppierten historischen Bau- von Ost nach West – das Hinter­haus des Restaurierungsarbeiten aufgefrischt wor-
ten aufzufrischen. ­Rollerhofs (Münsterplatz 20, 15./18. Jahr­ den und erlaubt es dem heutigen Betrach-
­hundert), der Schürhof mit Torbau und ter, in der Nachbarschaft zeitgenössischer
Der Münsterhügel ist seit jeher Standort Fachwerk-­Flügel (Münsterplatz 19, 1454; Museumsarchitektur einen lebendigen
öffentlicher Museen und Sammlungen: erweitert Mitte des 16. Jahrhunderts und Eindruck von jahrhundertealten Archi-
Im Haus zur Mücke am Schlüsselberg 1667), der Burghof (Schlüsselberg 17, zur tekturzeugnissen zu gewinnen.
­befanden sich 1671–1849 die Bibliothek
der Universität und die auf das Amerbach-
kabinett zurückgehende Kunstsamm-
lung. Beide wanderten 1849 in das neu
errichtete Museumsgebäude von Mel­
chior ­Berri an der Augustinergasse, das
sich im Lauf des vergangenen Jahrhun-
derts durch die sukzessive Verselbstän-
digung der dort untergebrachten Anstal-
ten vom Vielzweckbau zum Domizil des Hofseitige Fachwerkbauten des Schürhofs, Münsterplatz 19. Das für
Naturhistorischen Museums wandelte. Basel einmalige Ensemble stammt aus dem 16. und 17. ­Jahrhundert.
Im Rahmen der Restaurierungsarbeiten 2010/11 wurden die Fassaden
Die Entwicklungen der Basler «Mu- aufgefrischt und das Fachwerk nach originalen Befunden in charak­ Bauherrschaft Kanton Basel-Stadt
seumsinsel» waren für die Bebauung teristischem Caput mortuum (Ochsenblutrot) neu gefasst. Projektleitung Hochbauamt, Bruno Chiavi
zwischen Stapfelberg, Schlüsselberg und Bauleitender Architekt der Urs Solèr
Links: Die hofseitigen Fachwerkbauten des Schürhofs schmiegen sich
Augustinergasse immer schon prägend. Instandsetzungsmassnahmen
an die markante ­Giebelwand des Rollerhofs an. Im Vordergrund
Nachdem der Kanton 1898 den Rollerhof links sind die «hängenden Gärten» des neuen ­Museums der Kulturen Restauratorische Beratung Paul Denfeld, Bettingen
und die angrenzenden Häuser an der Au- zu erkennen. Bauberatung Kantonale Denkmalpflege, Thomas Lutz
gustinergasse zur Museumserweiterung Denkmalkategorie Eingetragenes Denkmal

56 57
Bauforschung
Die Bauforschung der Kantonalen Denk-
malpflege war 2011 mit insgesamt
31 Objekten beschäftigt. Dabei konnten
jeweils wichtige Erkenntnisse zur
­Baugeschichte von einzelnen histori-
schen Gebäuden, aber auch zu bis­­her
unbekannten städtebaulichen
­Zusammenhängen gewonnen werden.
Besonders ertragreich waren die
­Untersuchungen beim Ackermannshof
und beim Haus an der St. Johanns-­
Vorstadt 28 (siehe die Berichte auf
S. 30–39).
Neben der Präsenz auf wichtigen Bau-
stellen kümmern sich die Mitarbei­
tenden auch um die Aufarbeitung und
Systematisierung der ­Materialien,
die während der mittler­weile über
30-jährigen Tätigkeit der Bauforschung
zusammengekommen sind. Dieser
­Fundus leistet einen w
­ ichtigen Beitrag
zur Basler Stadt- und Kulturgeschichte.
Zwei Untersuchungen sind auf
den ­folgenden Seiten kurz vorgestellt.
An der Inneren Stadtmauer auch massive bautechnische Eingriffe
in Brandmauern, Putz- und Balkenwerk. Leonhardsgraben
Bauliche Entwicklungen nach der Aufgabe der Burkhard’schen Stadtmauer So lag denn das Mauerwerk der beiden
am Beispiel des Hauses Spalenberg 57 Brandmauern fast vollständig frei und
Conradin Badrutt wurde von der Bauforschung der Kanto-
nalen Denkmalpflege zwischen August Graben Graben
L

und November 2010 bauarchäologisch


Stadtmauer Stadtmauer M
untersucht und dokumentiert.
Der Umbau eines schmalen Die neuen Erkenntnisse gestalten
Altstadthauses am oberen Spa- sich folgendermassen: Nach der Aufgabe Burkhard'sche Mauer C

lenberg bot der Bauforschung der Burkhard’schen Befestigung waren


auf den benachbarten Parzellen Spalen-
einen umfassenden Einblick berg 55 und 59 im hinteren Bereich be- A B D

in die komplexe Entstehungs- reits zwei massive Baukuben (A und B)


geschichte der im Bereich mit einem durch den Verlauf der alten
­zwischen Heuberg/Spalenberg Befestigung vorgegebenen Abstand zur
und heutigem Leonhards­ Inneren Stadtmauer errichtet worden. E

F
G
F
G

graben liegenden Häusergrup- Die Burkhard’sche Mauer selbst wurde H I N K

dabei nur in den Fundamenten mitver-


pe. Die Untersuchungen wendet, was zumindest im hier abge-
haben zu interessanten Er- steckten Abschnitt auf einen zuvor er- 55 57 59 55 57 59 55 57 59

kenntnissen über die Entwick- folgten Teilabbruch verweist. Später Spalenberg Spalenberg Spalenberg

lung des Hauses 57 und wurde auf der hinteren Bauflucht dieser 13. Jh. 14./15. Jh. Neuzeit
seiner beiden Nachbarhäuser Häuser eine Mauer (C) über die Parzel-
geführt. Gleichzeitig konnten lengrenze 57/59 hinweg errichtet, was
Baugeschichtliche Entwicklung an der Inneren Stadtmauer
eine ebenfalls sehr früh erfolgte Bebau-
sie bisherige Forschungs­ ung des zwischen 55 und 59 liegenden A Baukörper Spalenberg 55, 13. Jahrhundert H Erneuerung nach Brand Spalenberg 57,
ergebnisse bestätigen. Grundstücks belegt. Um 1383 wurde
B Baukörper Spalenberg 59, 13. Jahrhundert dendro­chronologisch datiert 1419
C Hintere Abschlussmauer Spalenberg 57/59, I Erneuerung/Aufstockung Spalenberg 55
dann dieser Raum mit den heute erhal- frühes 14. Jahrhundert K Erneuerung Spalenberg 59 (heutige Dach-
Anlass für die detaillierte Untersuchung tenen Bodenbalken des 1. Obergeschos- D Neue Bebauung Spalenberg 57, dendro­ form)
chronologisch datiert 1383 L Abbruch Innere Stadtmauer und Neubau
des Hauses Spalenberg 57 durch die Kan- ses neu überbaut (D). E Gassenseitige Erweiterung Spalenberg 55, Werkstattgebäude im Bereich Hinterhaus
tonale Denkmalpflege bot ein umfassen- Es ist festzustellen, dass noch wäh- 14. Jahrhundert ­Spalenberg 57, um 1823
der Umbau des Gebäudes. Die schmale, rend des folgenden Jahrhunderts alle drei F Gassenseitige Erweiterung Spalenberg 57/59, M Neubau Hinterhaus Spalenberg 57, um 1863
14. Jahrhundert N Aufstockung Spalenberg 57, 1876 (heutige
tiefe Liegenschaft mit kleinem Innenhof Häuser bis an den Spalenberg erweitert G Gassenseitige Aufstockung Spalenberg 57/59, Dachform)
und Hinterhaus am Leonhardsgraben wurden oder dass zumindest ab dann 14. Jahrhundert
hatte bereits vor den aktuellen Umbau- auch die vorderen Hausabschnitte mit
arbeiten zwei Haustreppen. Das neue massiven Scheidemauern ausgebildet
Nutzungskonzept sah mehrere Maiso- waren (Bauabschnitte E und F). Nach be- geneigten Pultdach gedeckt war, über dert ihre jetzige Bauhöhe erreicht hatten
nette-Mietwohnungen vor, die nicht nur reits erfolgten Aufstockungen (G) erhielt lange Zeit noch konstruktiv vom hinte- (I, K), wurde das Haus 57 erst 1876 am
jeweils über zwei Geschosse reichen, son- der vordere Abschnitt des Hauses 57 im ren, älteren Baukörper (D) abgetrennt Spalenberg um ein Geschoss erhöht (N).
dern auch die Räume des Hinterhauses Jahr 1419 nach einem grösseren Brand gewesen zu sein, wurde doch deutlich Im Bereich des Grabens war derwei-
miteinschliessen sollten. Die im Bereich ein weitgehend neues Gebälk. Dabei später an der alten Schnittstelle zwischen len nach der Aufgabe der Inneren Stadt-
des Hofs stark verbaute Situation sollte scheint der vordere Hausteil (H), der ver- den beiden Kuben noch eine neue, mas- mauer 1823 ein Werkstattgebäude (L)
bezüglich des Lichteinfalls verbessert mutlich mit einem eigenen, nach vorn sive Trennmauer eingezogen. Der Bereich entstanden; in diesem Zusammenhang
werden und das Erdgeschoss als getrennt zwischen Innerer und Burkhard’scher war das Hofniveau zwischen Burk­
nutzbarer Laden dienen. Diese Anforde- Stadtmauer wurde wohl ebenfalls noch hard’scher und Innerer Stadtmauer ab-
rungen führten schliesslich zum Bau im 15. Jahrhundert durch quer eingezo- getieft und im hinteren Teil (D) des Vor-
­einer neuen Haupterschliessungstreppe, Links: Spätmittelalterliches Vorderhaus Spalen- gene Hofmauern in einzelne, den Gebäu- derhauses ein Keller angelegt worden.
einer neuen Hoffassade und zu einer berg 57. Die einachsige Fassade des ursprünglich den zugeschlagene Hinterhöfe unterteilt. 1863 schliesslich erfolgte an derselben
dreigeschossigen Baukörpers mit vierteiligem
­vollständigen Umformung des bisheri- ­Staffelfenster. Die Ladenfront stammt von 1964. Während die beiden Nachbarhäuser 55 Stelle der Bau eines neuen, dreigeschos-
gen Raumkonzepts. Damit einher gingen Zustand nach dem Umbau 2010/11. und 59 vorn bereits im 15./16. Jahrhun- sigen Hinterhauses (M).

60 61
Die Basler Stadtmauern im Mittelalter


Die Karte auf dieser Seite gibt einen Über- Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahr-
blick zur Entwicklung der Basler Stadt- hunderts entdeckte man aufgrund ar-
Der archäologisch belegte Verlauf der
Burkhard’schen Stadtmauer. Die Punkte zeigen die mauern im Mittelalter. Die beim Haus chäologischer Untersuchungen, dass sich
archäologisch belegten Befestigungstürme. Die Spalenberg 57 gemachten Befunde sind nur wenige Meter hinter der Inneren
Mauer ist zur Zeit des Bischofs Burkhard von Fenis ein weiteres Mosaiksteinchen zu den Er- Stadtmauer ein weiterer Befestigungs-
(1040–1107) um 1080 errichtet worden. Auslöser
für den Bau einer Stadtmauer war vermutlich kenntnissen über die Geschichte des ring befand, der nachträglich zum Teil
der Investiturstreit, der Konflikt zwischen Papst städtischen Befestigungswerks. Lange in den Bau von Häusern einbezogen wur-
und Kaiser um das Recht, Bischöfe und Äbte Zeit glaubte man, die in der Stiftungs­ de. Diese Reste einer älteren Befestigung
­einsetzen zu können und damit um die Vormacht-
stellung im Heiligen Römischen Reich Deutscher urkunde des Klosters St. Alban 1101/03 wurden mit der Stadtmauer von Bischof
Nation. Bischof Burkhard stellte sich auf die erwähnte Stadtmauer des Bischofs Burk- Burkhard von Fenis aus dem 11. Jahrhun-
Seite von König Heinrich IV., der die Kirche refor- hard von Fenis sei mit der Inneren Stadt- dert identifiziert.
mieren und die Macht Roms einschränken wollte.
mauer aus dem 13. Jahrhundert identisch.


Deshalb musste er Angriffe des papsttreuen
­Gegenkönigs Rudolf von Rheinfelden befürchten.

Die Befestigung der St. Alban-Vorstadt


entstand bereits früh. Sie dürfte ab dem ­12. Jahr-
hundert erbaut worden sein.

Die Innere Stadtmauer. Sie stellt eine


­ rneuerung der älteren Burkhard’schen Stadt-
E
mauer in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts
dar. Die Stadtmauer erhielt gegenüber der älteren
eine grössere Mauerstärke. Der Bau dürfte in
­Verbindung mit der Territorialpolitik des Bischofs
­Heinrich von Thun gestanden sein: Er liess
um 1225 die Mittlere Rheinbrücke errichten und
­versuchte Basels Einfluss im Norden der Stadt, also
im Schwarzwald, zu etablieren. Das Bistum


konnte seinen Einfluss und Besitz bereits in den
südlichen Jura ausdehnen.

Die Innere Stadtmauer in Kleinbasel.


Die Dachlinie des Hauses Spalenberg 59 zeichnet Nach dem Bau der Mittleren Rheinbrücke (um
sich im Mauerwerk der Brandmauer deutlich ab. 1225) durch Bischof Heinrich von Thun wuchs die
Darüber die Aufmauerung, die bei der Aufstockung Siedlung auf der Kleinbasler Seite rasant und wur-
des Hauses 57 im Jahr 1876 erfolgte. de mit einer Stadtmauer geschützt. Als 1278 die
Dominikanerinnen im Klingental ihre Kloster­
anlage vergrösserten und Kirche sowie Konvent
vor der Stadtmauer bauten, mussten sie die
Diese Untersuchungsergebnisse bestäti- ­Stadtmauer auf eigene Kosten nach Norden erwei-
gen – über die detaillierten Fakten zur tern. Später – möglicherweise im 15. Jahrhundert –


Geschichte eines einzelnen Hauses hin- wurde eine zweite äussere Mauer um Kleinbasel
Spalenberg 57
erstellt.
aus – die bisherigen Erkenntnisse über
die rege bauliche Entwicklung, die nach Die Äussere Stadtmauer. Nach dem
dem Ersatz der Burkhard’schen Befes­ ­ rdbeben 1356 wurde eine zusätzliche neue Stadt-
E
mauer um Basel errichtet, die alle Vorstädte
tigung durch die Innere Stadtmauer in ­miteinbezog. Die Stadtmauer umfasste auch die
der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts nicht bebauten Freiflächen zwischen den fünf
eingesetzt hatte. Es konnte ein weiterer finger­artig ausgestülpten Vorstädten. So musste
die Stadtmauer nicht aufwendig um die Vor-
nach der Errichtung der Inneren Stadt- städte ­herum geführt werden, und die Gärten der
mauer entstandener Steinbau gefunden Vorstadtbewohner erhielten Schutz vor wilden
werden, der als hintere Baulinie den Ver- ­Tieren, Vagabunden und Plünderern. Ob dies aus
Gründen von weitsichtiger Planung oder Kosten-
lauf der alten Burkhard’schen Mauer ersparnis geschah, kann aus den Quellen nicht
übernahm. Die Annahme, dass ein Strei- ­erschlossen werden. Die von der Äusseren Stadt-
fen entlang der neuen Befestigung vor- mauer umschlossene Siedlungsfläche genügte
für die bauliche Entwicklung der Stadt bis 1859,
erst unbebaut blieb, findet hiermit eine als der Abbruch der Stadtmauern beschlossen
weitere Bestätigung. Mauerwerk aus dem 13. Jahrhundert im hinteren Bereich des Hauses Spalenberg 59. wurde.

62 63
Häufiger Tapetenwechsel
Reichhaltige Tapetenfunde im Wohnhaus an der Rebgasse 13
Hans Ritzmann

Meist sind es alte Gemäuer fünf verschiedene Tapetenschichten ent-


und Balkenlagen, aus denen deckt. Die Funde – allesamt Papiertape-
die Bauforscher die Geschichte ten – umfassen den Zeitraum von etwa
1800 bis 1920, wobei die Mehrzahl der
eines Gebäudes zu rekon­s­ Stücke aus der erste Hälfte des 19. Jahr-
truieren vermögen. Aber auch hunderts stammt. Was kein Zufall ist,
andere Materialien, Baustoffe gilt doch diese Periode – insbesondere
und Ausstattungselemente das Biedermeier – als goldenes Zeitalter
werden mit Interesse unter- der Tapete. Die Datierung von Tapeten
sucht und auch gesammelt – ist im Übrigen alles andere als leicht und
erfordert eine profunde Kenntnis der
etwa Tapetenfragmente, die in Materie. Aus diesem Grund pflegt die
alten Häusern regelmässig Kantonale Denkmalpflege regelmässi-
zum Vorschein kommen. Be­ gen Kontakt zu Bernard Jacqué, einem Unterste (älteste) vorgefundene Tapetenschicht
son­ders reichhaltig und in­ ausgewiesenen Experten für Tapeten und im Hauptzimmer des Hauses Rebgasse 13 aus
der Zeit um 1800–1810. Diese Papiertapete aus der
spirierend war ein solcher Fund bis vor Kurzem Direktor des Musée du Frühzeit des Biedermeier verfügt über ein geo­
im Wohnhaus Rebgasse 13. papier peint im elsässischen Rixheim. Von der Basler Rebgasse in die Wohnung des Malers Leopold Zielcke (1791–1861) an der Friedrichstrasse metrisie­rendes Muster, das vom helleren Grund
Für die Hochkonjunktur von Papier- in Berlin: So sah ein geschmackvoll eingerichtetes Interieur um 1825 aus. An den Wänden eine ocker­ ­dezent abgesetzt ist – der bis zu diesem Zeitpunkt
farbene Tapete mit geometrisierendem Muster und farbiger Bordüre wie in der Rebgasse. Grosse Sorgfalt gängige einfarbige Wandanstrich hat hier noch
tapeten während und auch noch nach ­wurde ­jeweils auch den Draperien um die Fenster gewidmet, die sich farblich zu den Tapeten gesellten. ­seine ­Spuren hinterlassen. Für eine kontrastreiche
Tapeten sind schon immer kurzlebige dem Biedermeier sind mehrere Umstän- Zu beachten ist auch das schlichte, sorgfältig gearbeitete Mobiliar. Wirkung sorgte meist eine bunte Bordüre.
Bestandteile des Interieurs gewesen. Sie de verantwortlich. Zuallererst waren die
wechseln mit dem Geschmack, aber auch gegen Ende des 18. Jahrhunderts aufkom- Mit ihnen konnte man jedem Zimmer zahlreiche weitere Betriebe, die teilwei- vier Wände scheint also schon damals
mit den finanziellen Möglichkeiten der menden Papiertapeten wesentlich kos- auf einfache Art eine individuelle Atmo- se deren Muster und Motive kopierten. ein wesentlicher Faktor persönlicher
Bewohner, werden überklebt oder ein- tengünstiger als die bisherigen textilen sphäre verleihen. Nicht zuletzt aber führ- Es erstaunt daher nicht, dass sich die da- Selbstdarstellung gewesen zu sein – zu-
fach entfernt und entsorgt. Auch wenn Wandbekleidungen und wurden somit te auch die fortlaufende Rationalisierung mals hergestellten Tapeten stilistisch mindest für diejenigen, die es sich leisten
sie bei einer Sanierung eines historischen auch für breitere Schichten erschwing- bei der Herstellung von Papiertapeten zu sehr nahe sind und ihre Herkunft oft nur konnten. Auf den Handelsherrn Nicolaus
Gebäudes entdeckt werden, gehen die lich. Entscheidend dürfte aber das aus- ihrer zunehmenden Verbreitung. Bis 1830 schwierig festzustellen ist. Thurneysen, der seit 1798 als Besitzer
grösstenteils aus dem 19. Jahrhundert geprägte Bewusstsein der damaligen Zeit war die Herstellung der Papiertapeten Die in der Rebgasse entdeckten Ta- nachgewiesen ist, folgten 1809 Anna Ma-
stammenden Zeitzeugen meist verloren. für alle Fragen des Wohnens gewesen ziemlich aufwendig: Einzelne Papier­ petenfragmente widerspiegeln genau ria Iselin, Witwe des Stadtrats Achilles
Die Kantonale Denkmalpflege bemüht sein. Gerade die frühbürgerliche Wohn- bögen wurden zu Papierbahnen zusam- diese Sachverhalte, verleiten aber noch Miville, und 1830 deren Tochter Rosina
sich daher, bei Umbauten zum Vorschein kultur des Biedermeier mit ihrem Hang mengeklebt und grundiert. Die Bahnen zu weiteren Vermutungen. Die insgesamt Brenner-Miville. Nach einem Umbau des
gekommene Tapetenfragmente von den zu harmonischer und stilvoll gestalteter wurden dann mit geschnitzten Holz­ zehn in sehr kurzen Zeitabständen zwi- Hauses im klassizistischen Stil durch den
Wänden abzulösen und zu konservieren. Häuslichkeit scheint die Charakterisie- modeln bedruckt. Ab den 1830er Jahren schen 1800 und 1850 in Haupt- und Ne- Steinmetz, Maurermeister und Architek-
Mittlerweile besteht eine Sammlung von rung des 19. Jahrhunderts als «wohn- konnten dann Endlos-Papierrollen mit benzimmer angebrachten Tapeten lassen ten Johann Jakob Heimlicher (1798–1848)
rund 500 Tapetenstücken aus verschie- süchtig wie kein anderes» (Walter Ben- gravierten Kupferwalzen bedruckt wer- spontan auf ausgesprochen modebewuss- bewohnte der Partikular Daniel Merian
denen Epochen. Unerwarteter Zuwachs jamin) besonders prägnant auf den Punkt den, was die Tapetenherstellung wesent- te Bewohner schliessen. Nachforschun- 1839–1849 die Liegenschaft.
ergab sich bei der Untersuchung des Hau- zu bringen. Kein Wunder, erfreuten sich lich vereinfachte. Wichtige Zentren der gen im Historischen Grundbuch belegen Gegen Ende des 19. Jahrhunderts
ses Rebgasse 13, eines zweigeschossigen damals Publikationen und Magazine zu damaligen Tapetenherstellung wa- denn auch einen rasch aufeinanderfol- nimmt der Wechsel an Tapeten ab. Rela-
Gebäudes mittelalterlichen Ursprungs. Einrichtungsfragen besonderer Beliebt- ren insbesondere Paris (Réveillon; Ro- genden Wechsel der Bewohner- bzw. Be- tiv lang dürfte sich eine industriell her-
Im 1. Obergeschoss wurden an den heit. Auch die neusten Tapetenmuster bert & Cie; Jacquemart & Bénard), Kassel sitzerschaft, wobei der jeweils folgende gestellte Rollentapete mit einfacher
Wänden des strassenseitigen Hauptzim- wurden darin publiziert. Und Tapeten Wohnhaus Rebgasse 13. Ansicht 1976 und Grund- (C. Arnold), Rixheim (J. Zuber) und Wien Bewohner offenbar stets einen Tapeten- ­Blumen- und Rankenmusterung gehal-
riss 1. Obergeschoss. Grau ein­gefärbt Haupt-
mers und des angrenzenden Nebenzim- gehörten immer mehr zum festen Be- und Nebenzimmer, in denen die Tapeten gefunden (Spörlin & Rahn). Neben diesen europa- wechsel für unerlässlich erachtete. Die ten haben, die in Verbindung zum 1863–
mers – ehedem ein Alkoven – neun bzw. standteil jeder Wohnungsausstattung: wurden. weit exportierenden Trendsettern gab es individuelle Einrichtung der eigenen 1903 nachgewiesenen Besitzer Johann

64 65
Acht der insgesamt vierzehn entdeckten
Tapeten­resten im Haus Rebgasse 13

Unterste vorgefundene Tapetenschichten im


Hauptzimmer (1) und Nebenzimmer (2) in der Reb­
gasse 13, um 1800–1810. Beide Tapeten sind –
­typisch für die Zeit des Biedermeier – durch eine
einfache Musterung mit einer bunten Bordüre
­bestimmt. Für eine reizvolle Stimmung dürfte der
Kontrast zwischen den in Ocker und Blau gehal­
tenen ­Räumen gesorgt haben.

Besonders beliebt waren im Biedermeier florale


Motive und Muster jeglicher Art, die in unter-
schiedlichen Farbkontrasten miteinander kombi-
niert wurden. Ein schönes Beispiel dafür sind
die zweite Tapetenschicht aus dem Hauptzimmer
an der Rebgasse, um 1810 (Ausschnitte auf
S. 58/59) und die um 1820 zu datierenden dritten
Schichten im Hauptzimmer (3) und Neben-
zimmer (4). Auch hier sei auf den schönen Kon­
trast der tapezierten Zimmer hingewiesen.

1 2

Friedrich Karle, einem Küblermeister


aus Schaffhausen, und seinen Nachkom-
men steht.
Nicht zufällig ist wohl der Zusam-
5
menhang der obersten Tapetenschichten
der beiden Zimmer aus der Zeit um 1920 6
mit dem damaligen ­Besitzer der Rebgas-
se 13, nämlich Karl Diringer-Huber, In- 7
haber eines Papeteriewaren-Geschäfts.
Vielleicht hatte sein Beruf ja zu einer de-
zidierten Vorliebe für Papiertapeten ge-
führt? Denn immerhin dürfte es sich bei
der Tapetenschicht des Wohnzimmers
um einen Entwurf aus dem Umkreis der
Wiener Werkstätte handeln, die 1917– 3
1919 eine Filiale in der Bahnhofstras­se in
Zürich betrieb.
Was hier v. a. anhand des Biedermei-
er exemplarisch angedeutet wurde, mag
auch für andere Epochen gelten: Tapeten
vermögen aufschlussreiche Geschichten
zu erzählen und bergen ungeahnte In- 8
formationen in sich – insbesondere über
In die Spätphase des Biedermeier fällt die siebte
die Wohn- und Lebensformen vergange- Tapetenschicht (5) aus dem Hauptzimmer in
ner Zeiten, aber auch über längst verges- der Rebgasse. Die kontrastreich ornamentierte Wiederum ein reizvolles Paar geben die obersten im Hauptzimmer (7)
sene Herstellungsverfahren und Produk- ­Tapete stammt aus der Zeit um 1850. und ­Nebenzimmer (8) vorgefundenen Tapetenschichten ab. Beide
­stammen aus den frühen 1920er Jahren und sind stilistisch dem
tionsbedingungen. Zudem können sie Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts ermöglichten Art Déco zuzuordnen. Die Tapete aus dem Hauptzimmer ist vermutlich
auf eine niveauvolle Wohnkultur hin- Druckmaschinen die industrielle Massenanfer­ ein Werk von Dagobert Peche (1887–1923), einem der begabtesten
weisen, die man hinter oft unscheinba- tigung von Papiertapeten. Die achte im Hauptzim- und vielseitigsten Künstler der Wiener Werkstätte. Peche leitete 1917–
mer in der Rebgasse abgelöste Schicht (6) aus 1919 die Niederlassung der Wiener ­Werkstätte an der Bahnhofstrasse
ren Fassaden nie vermuten würde. den 1870er Jahren zeigt eine dieser maschinell in Zürich, worauf möglicherweise das Vorhandensein eines seiner
4 hergestellten Rollentapeten. Entwürfe in Basel zurückgeht.

66 67
Inventarisation
und
Dokumentation
Das Vorgehen bei der Inventarisation
schützenswerter Bauten ist im Berichts-
jahr präzisiert worden. Das Inventar
soll Ende 2014 für das gesamte Kantons-
gebiet abgeschlossen sein, was ein
­modifiziertes Verfahren bei der Aufnah-
me der Bauten bedingt. 2011 wurden
die Quartiere Iselin, Gotthelf und Bach-
letten inventarisiert.
Für den Kunstdenkmälerband Basel-
Stadt VIII (Grossbasler Altstadt links des
Birsigs) wurden die Petersgasse und
die nördliche Talstadt zwischen Blumen-
rain und Marktplatz bearbeitet. Die
­Manuskripterstellung für den Kunst­
denkmälerband Basel-Stadt IX (Mittel­
alterliche Vorstädte) konzentrierte sich
weitgehend auf die St. Johanns-Vorstadt.
Neben den laufenden Tagesgeschäf-
ten in Archiv und Bibliothek wurde 2011
die Einbindung von digitalen Bildda-
teien und Plänen des TAD (Technischer
­Arbeitsdienst) in die zentrale Daten-
bank der Denkmalpflege in Angriff
­genommen.
Aus dem Inventar der schützenswerten Bauten

Bachletten, Gotthelf, Iselin –


Haus um Haus
Romana Anselmetti, Erwin Baumgartner, Bruno Thüring

In den drei Quartieren Bach­ den Trassees der Elsässerbahn nach Wes- Bachletten ist sie weitgehend intakt. Eine
letten, Gotthelf und Iselin wur- ten und die Anlage der Ringstrasse – mit Besonderheit bildet hier der Quartierteil
den rund 200 Einzelbauten Tram – als Hauptverkehrsachse. Aus- um die Pauluskirche. In diesem Geviert
druck der rasanten Entwicklung war die zwischen Steinenring und Benkenstras­
und Ensembles als Denkmäler Errichtung der Pauluskirche (1898–1901) se sowie dem Zolli und der Schützenmat-
ins Inventar der schützens­ sowie der Schulhäuser Gotthelf (1899– te verbinden sich bürgerliche Wohnkul-
werten Bauten aufgenommen. 1902) und Iselin (1908/09). Die Bebauung tur und die Architektur des Historismus
Präsentiert werden hier – in bis zur neuen Bahnlinie war bis 1940 in einer für Basel einzigartigen Dichte
chronologischer Reihenfolge – weitgehend abgeschlossen und teilweise und Unversehrtheit. Der fast ausschliess-
schon über diese hinausgeführt. Bis zu lich aus Ein- und Mehrfamilienhäusern
zehn zwischen 1870 und 1940
den Quartiergrenzen im Westen bestim- in Reihenbebauung bestehende Quartier-
erbaute Wohnhäuser. men zunehmend Reihen von Einfamili- teil ist eine städtebauliche Leistung von
enhäusern und niedrigen Mehrfamilien- bedeutendem architektonischem Wert.
Die drei Quartiere erhielten 1930 Gestalt häusern das Erscheinungsbild. Ein anderes Bild lässt sich vom Gott-
und Namen, als das gesamte Stadtgebiet Die stilistische Ausprägung der Ar- helf, dem flächenmässig kleinsten Quar-
in die noch heute bestehenden 19 Wohn- chitektur widerspiegelt die Quartierent- tier, zeichnen. Beispielhaft ist das nur
viertel eingeteilt wurde. Ihre Bebauung wicklung von Osten nach Westen. Zu noch fragmentarisch erhaltene Ensem-
war zu diesem Zeitpunkt schon weit fort- Beginn dominiert der Historismus, der ble bürgerlicher Wohnhäuser von Rudolf
geschritten. Vorher gehörte das Bachlet- das Erscheinungsbild bis in die 1910er Linder an der Palmenstrasse, dessen
ten zum Steinen-Quartier, Gotthelf und Jahre variantenreich prägt. Im ersten Kopfbau an der Ahornstrasse 1962 durch
Iselin waren Teile des Spalen-Quartiers. Jahrzehnt nach der Jahrhundertwende ein Hochhaus ersetzt wurde. In vergleich-
Bei der Namensgebung orientierte man entstehen wenige Bauten im Heimatstil barer Weise ist die ältere Substanz bis
sich an zentralen Bauten. Einerseits an oder mit Anleihen beim Jugendstil. Ab zum Herrengrabenweg und der Gotthelf-
den Schulhäusern Iselin und Gotthelf, den 1920er Jahren zeigt sich eine zuneh- strasse nur noch an wenigen Stellen zu-
mit deren Namen bedeutende Persön- mende Versachlichung der Formenspra- sammenhängend erhalten. Ein städte-
lichkeiten gewürdigt wurden. Anderer- che, die in den 1930er Jahren zu ihrem baulich bemerkenswertes Ensemble
seits an der Arbeitersiedlung Bachletten, eigenen Ausdruck findet. Diese Bauten bildet die von Hans Bernoulli zusammen
deren Name sich auf die Topografie im verfügen meist über traditionelle Elemen- mit Ernst Eckenstein entworfene Sied-
Einzugsgebiet des Birsigs – Gewässertyp te wie Gesimse und Fenstereinfassungen, lung im Langen Loh beidseitig des Mor-
und Bodenbeschaffenheit – bezieht. verzichten aber weitgehend auf Orna- gartenrings und der Rigistrasse. Sie setzt
­Neben der offiziellen Namensgebung ment und Dekor an den Fassaden. Eine einen Akzent in der kleinteiligen Rei-
hatten sich andere, teils bis heute ge- Seltenheit bilden Bauten, die der Formen- henhaus-Überbauung im Westen. 1939 an der Bartenheimerstrasse. Der Knabe
bräuchliche Bezeichnungen eingebürgert sprache des Neuen Bauens verpflichtet Im Iselin wurde die frühe Bebauung auf der Fotografie erinnert sich vielleicht heute als
alter Mann an jene Zeit, in der die Strasse auch
wie «Hegenheimer» für das Iselin oder sind. Die Moderne setzt sich erst nach im Stil des Historismus wie im Gotthelf Spielplatz war. Er kann dies umso mehr, als dass
«Paulus» und «Blechgellert» für ­einen dem Zweiten Weltkrieg durch. Mit Mehr- teilweise durch Neubauten ersetzt. Be- die Häuser – mit Ausnahme des Eckhauses zur
Teil des Bachletten-Quartiers. familienhäusern der 1950er Jahre werden sonders stark dezimiert ist sie nördlich Rufacherstrasse – erhalten geblieben sind und ihm Einen Quartierteil eigener Prägung bil- Rund 200 Häusergruppen und Einzel-
so eine Gedächtnisstütze sein können. Verändert
In den 1870er Jahren wurden die ers- die letzten Freiflächen im Westen über- der Türkheimer- und der Hegenheimer- wurden Details. Einzelne Fassaden haben eine den die etwas jüngeren Bernoulli-Häuser bauten der drei Quartiere wurden für das
ten Häusergruppen in den drei Quartie- baut. Gleichzeitig beginnt man die ältere strasse und am Spalenring. Sehr ausge- ­andere Farbigkeit, die Mehrzahl der Vorgarten­ an der Sierenzer- und Bartenheimerstras­ Inventar der schützenswerten Bauten
ren errichtet, westlich der stadtnahen Erstbebauung zu ersetzen und reisst Lü- prägt und in qualitätvollen Ensembles zäune wurde demontiert und die Velos stehen nun se zusammen mit den historistischen erfasst, 150 im Bachletten, 23 im Gotthelf
dichtgedrängt unter den in den meisten Vor-
Quartiergrenzen am Steinen- und am cken in die von Bauten des Historismus hingegen manifestiert sich die sachliche gärten aufgestellten Unterständen. Bauten an der Rufacherstrasse. Westlich und 24 im Iselin.
Spalenring. Intensiviert wurde die Be- geprägten Strassenzüge. Architektur der späten 1920er und 30er der Strassburgerallee verunklärt sich die Bruno Thüring
bauung durch die 1900–1904 erfolgte Die Erstbebauung ist in den drei Jahre zwischen Allschwiler- und Bünd- Quartierstruktur durch das grosse Areal
Verlegung des seit 1860 hier verlaufen- Quartieren unterschiedlich erhalten. Im nerstrasse im Umfeld des Oekolampad. des Felix Platter-Spitals.

70 71
Historismus
Verschiedene Architekten, 1871–1874

Die drei Reiheneinfamilienhäuser Bir-


sigstrasse 93 und 95 / Pfirtergasse 2 gehö-
ren zu den 57 Arbeiter- und Kleinbürger-
häusern der ersten Wohnüberbauung
westlich des Steinenrings, auf dem da-
mals noch die Elsässerbahn verkehrte.
Die beiden äusseren mit seitlichem Ein-
gang haben auf jedem Geschoss eine
Dreizimmer-Wohnung, das mittlere ist
als Fünfzimmer-Wohnhaus konzipiert.
Das Geviert ein- und zweigeschos­
siger Häuser an der Bachletten-, Birsig-
und Oberwilerstrasse sowie an der
Schweizer- und Pfirtergasse wurde im zahl der Häuser wurde mittlerweile ab- Beamten bis zum Arbeiter im Taglohn».
Auftrag der Baugesellschaft für Arbei- gerissen oder aufgestockt. Damals sollten Die Überbauung erhielt den Namen Bach­
Historismus
terwohnungen – einer Gründung der sie der Wohnungsmisere entgegenwir- letten-Quartier; 1930 wurde es bei der
Camillo Broggi und Fedele Appiani, 1899
Gesellschaft des Guten und Gemein­ ken und waren als selbsttragende Hilfe Neueinteilung der Stadt in 19 Wohnvier-
nützigen – er­r ichtet. Die Wettbewerbs­ zur Selbsthilfe konzipiert. Ein Haus kos- tel zum Namensgeber für ein weitaus
pläne und Entwürfe für die in 18 Grup- tete zwischen 6100 und 20 000 Franken. grös­seres Gebiet. Das Mehrfamilienhaus Bartenheimer-
pen angeordneten Häuser stammten von Die Preisspanne zeigt, dass «Arbeiter von Die im Typ leicht variierten Häuser strasse 45 im Iselin-Quartier dominiert
Johann Jakob ­Stehlin d. J. (1843–1929) und allen Berufsarten» als Zielgruppe anvi- repräsentieren eine schlichte Baumeis- die Ecke zur Rufacherstrasse und bil-
Eduard Vi­­scher (1843–1929). Die Mehr- siert waren: «vom Lehrer und niedern terarchitektur, die sich an klassizisti- det mit den bis zur Colmarerstrasse
schen Vorbildern orientiert. Abzulesen anschlies­senden Bauten ein qualität­
ist dies an den zurückhaltenden Deko- volles Gebäude-Ensemble. Das Eckhaus
rationen der Fenster des Obergeschosses, wurde für den Spenglermeister Theo­­-
der geraden Verdachung und der Fens- phil Bornèque erbaut. Auffallend sind
terbank auf einfachen Konsolen. die üppigen Fassadendekorationen. Das
Bruno Thüring rustizierte Erdgeschoss und der Sicht-
backstein bilden einen schönen Mate­
rialkontrast. Für Basel ungewöhnlich ist
das hohe Mansarddach mit Terrasse.
Historismus
­Besonders reich verziert ist die übereck-
Johann Jakob Stamm-Meyer, 1890
gestellte Achse mit Balkonen, Karyatiden
und zwei wappenhaltenden Putten. Mas-
Das Eckhaus Rotbergerstrasse 2 gehört ken und üppig dekorierte Fensterverda-
zum Ensemble von zehn dreigeschossi- chungen schmücken die seitlichen Fas-
gen Mehrfamilienhäusern an der Bach- sadenteile. Die Fassade verkörpert einen
letten- und Rotbergerstrasse. Alle Bauten Historismus neubarocker Ausprägung
wurden von der Firma des Baumeisters mit französischem Einfluss. Das Haus
Johann Jakob Stamm errichtet, die zur beherbergt zwei Ladengeschäfte, Zwei­
meistbeschäftigten im Bachletten-Quar- leicht vorstehende Achse ausgebildet, die ein Brüstungsfeld akzentuiert, das Erd- zimmer­-Wohnungen sowie im Dachge-
tier gehörte. Die Fassaden variieren ge- durch das verzierte Dachhäuschen und geschoss durch den Rustikaputz als So- schoss Man­sarden und eine Küche. Die
ringfügig. Sie zeigen einen für diese Zeit den Balkon zusätzlich betont wird. Dach- ckel betont. Im Innern zeigt sich der im beiden Bau­meister Broggi und Appiani
typischen eklektizistischen Historismus bekrönung, Balkongitter und der eiserne Vergleich zu den angrenzenden Häusern führten zu­sammen ein sogenanntes
ohne Tendenz zu einem bestimmten Stil. Zaun bilden eine in dieser Qualität nicht gehobenere Standard im Vorhandensein «Cement­geschäft», und es ist anzuneh-
Beim Eckhaus ist der Repräsentations- mehr häufig anzutreffende Einheit. Das eines Badezimmers und von vier anstel- men, dass die rei­chen (vorgefertigten)
charakter etwas stärker ausgeprägt. Die äussere Fenster im 1. Obergeschoss des le von üblicherweise drei Zimmern. Dekora­tionen ihre Spezialität waren.
Nahtstelle zu den beiden Strassen ist als breiteren Fassadenabschnitts ist durch Bruno Thüring Romana Anselmetti

73
Historismus und Jugendstil
Toilette in den rückseitigen Partien un- pitellähnlichen Fassadenabschlüsse.
Rudolf Linder, 1904–1908
tergebracht sind. Die Häuserbreiten und Ein Teil der Gesamtan­lage musste zu Be-
damit die Grössen der Wohnungen vari- ginn der 1960er Jahre dem Ahorn-Hoch-
Die als Gesamtanlage konzipierten ieren stark. Besondere Anstrengungen haus weichen. Erhalten sind – mit einer
Mietshäuser beidseits der Palmenstrasse wurden unternommen, um die im Detail schmerzhaften Lücke – die Häuser Pal-
sollen eine dem Wohnen im Einfamili- sehr unterschiedlich ausgeformten Ge- menstrasse 3–12, 14, 16, 18 und Ahorn-
enhaus ähnliche Qualität bieten. Durch bäude zu einer guten Gesamtwirkung strasse 7, 11, 15.
die tiefen Vorgärten wird der Strassen- zu bringen. Charakteristisch ist dabei Erwin Baumgartner
raum aufgelockert und gut belichtet. die Verbindung einer historisierenden
Aufgrund dieses grosszügig bemesse- Struktur mit den Details eines geo­
nen privaten Aussenraums wurden die metrischen Jugendstils. Letzteren zeigen
Wohn- und Schlafräume stras­senseitig die Geländer und Fenstergitter, verein-
angeordnet, während Küche, Bad und zelt die Fensterbrüstungen und die ka-

Historismus
wir in der Umgebung der Kirche und des die malerische Gliederung des Baukör-
Gustav und Julius Kelterborn, 1906
Schützenmattparks – den bevorzugtes- pers. Die Wahl des hellen Kalksteins
ten Wohnlagen – vorwiegend Villen in nimmt Bezug auf die gegenüberliegende,
Die an der Ecke zur Therwilerstrasse ste- Zweier- und Dreiergruppen. 1901 fertiggestellte Pauluskirche. Das
hende Villa Arnold Böcklin-Strasse 29 Die Gebrüder Gustav und Julius ausgewogene Verhältnis zwischen den
ist eine der wenigen freistehenden Vil- ­Kelterborn entwarfen die Villa für den Mauerflächen aus schön gemeisselten
len im Gebiet des Bachletten-Quartiers Kaufmann Adolf Maeder-Salathe. Sie Quadern und dem zurückhaltend ange-
südlich der Pauluskirche. Dieses zeich- wählten eine historisierende, sich an die brachten Bauschmuck – vorwiegend in
net sich durch eine Bebauungsstruktur Formen der französischen Frührenais- der Beletage und im Dachbereich über
für gehobene bürgerliche Ansprüche aus. sance anlehnende Architektursprache. ihr – verleihen der Villa der beiden be-
Anders als im einstigen Basler Villen- An diese erinnern die ornamentierten deutenden Basler Architekten eine ge-
quartier, dem Gellert, manifestiert sich Fenstereinfassungen und Dachgiebel. wisse Klassizität.
hier – im «Blechgellert» – das Repräsen- Die steile Dachform gemahnt an franzö- Bruno Thüring
tationsbedürfnis etwas weniger ausge- sische Schlossbauten. Typisch für die
prägt und auf engerem Raum. So treffen Entstehungszeit der Villa hingegen ist

74
nüchternem, sachlichem Stil ausgeführt,
die Form des Mansarddachs mit Schlepp-
gaupen verweist auf neubarocke Einflüs-
se. Das Einfamilienhaus mit seinen fünf
Zimmern stellte laut Bernoulli damals
«für Basel den kleinsten Typus neuerer
Einfamilienhäuser dar». Das Erdgeschoss
umfasst vier Räume: Ein Zimmer und die
Küche sind zum Garten orientiert, ein
weiteres Zimmer und das Bad zur Strasse.
Im Dachgeschoss sind drei weitere Zim-
mer untergebracht. Das Zweifamilien-
haus umfasste ursprünglich zwei Zwei-
zimmer-Wohnungen.
Der Architekt, Stadtplaner und Theo­
retiker Hans Bernoulli (1876–1959) war
1911–1919 leitender Architekt der Basler
Baugesellschaft, die bei diesem Ensem-
ble die Bauherrschaft übernahm. Er ver-
Traditionalismus
trat eine Position an der Schwelle zur Fenster und das kräftige Gurtgesims über
Wilhelm Emil Baumgartner, 1926/27
Moderne. Sein Engagement für die Frei- dem Erdgeschoss. Zudem weisen die rück-
land- und Freigeldtheorie – «der Grund seitigen Fassaden meist durchgehende
und Boden der Stadt, der Hausbesitz den Die acht Häuser General Guisan-Strasse Loggien auf. Häuser an prominenter Lage
Privaten» – kostete Bernoulli 1939 die 14–28 gehören zu den ersten der rund 300 wie hier gegenüber der Schützenmatte,
Heimatstil Unterwegs zur Moderne
belassenem Stein und Rauhputz sowie Professur an der ETH Zürich. zwischen 1926 und 1938 erbauten «Baum- am Nordwestrand des Bachletten-Quar-
Alfred Romang, 1910 Hans Bernoulli, 1914
die kleinteiligen Sprossenfenster unter- Romana Anselmetti gartner-Häuser», die einen festen Platz im tiers, sind reicher ausgestattet. Die Erker
stützt. Die aus Stein an den Vorbauten und Basler Stadtbild einnehmen. Der Kauf- sind seitlich befenstert, ihre Brüstungen
Das Ensemble an der Oberwilerstrasse zentralen Fenstern geschaffenen Orna- Das mittlere Teilstück der Sierenzerstras­ mann Wilhelm Emil Baumgartner (1893– mit Sternenreliefs geschmückt und die
20–24 besteht aus drei zu einem Gebäude mente zeigen die für den Heimatstil typi- se im Iselin-Quartier ist auf beiden Seiten 1946) war der Erfinder dieses je nach Dachfenster im steilen Mansarddach sind
zusammengefassten Villen. Wie die Teile sche Verbindung von neuinterpretierten von insgesamt 19 Reihenhäusern ge- Standort geringfügig variierten Haustyps von Bogengiebeln überspannt. Alle Häu-
der scheinbar symmetrischen Fassade traditionellen und modernen Formen. Im säumt. Die Ein- und Zweifamilienhäus- für die Mittelschicht im Gewand des ser verfügen – wie mehr als zwei Drittel
­variieren auch die Grundrisse leicht und Erdgeschoss befinden sich die Halle, das chen – mit Garten vor und hinter dem ­Neubarock. Dabei bediente er sich der der Baumgartner-Häuser – über Dreizim-
geben dem jeweiligen Haus ein moderat Ess- und das Wohnzimmer, der Salon so- Haus – sind effektvoll an den leicht ge- fachlichen Unterstützung der Architek- mer-Wohnungen des Grundriss-Typs A.
individuelles Gepräge. Charakteristisch wie die dazugehörigen Funktionsräume: schwungenen Strassenabschnitt gelegt. ten Paul Hosch (Prototyp 1924) und Hans Zwei Zimmer sind zur Strasse orientiert,
für den Heimatstil sind die mächtige Küche und Office. Im Obergeschoss sind Die ebenfalls für die parallel verlaufende Hindermann, der 1929–1942 leitender wobei das grössere mit dem dritten auf
Dachlandschaft und die unterschiedlich drei Schlafzimmer und ein weiteres Bartenheimerstrasse geplanten Häuser Architekt war. Das Markenzeichen der der Rückseite verbunden ist. Zwischen
geformten plastischen Vorbauten, die sich Wohnzimmer angeordnet. Das Dachge- konnten erst 1922 realisiert werden. Das Baumgartner-Häuser ist das zweifarbige dem kleineren Zimmer und der rücksei-
zu einem pittoresken Gesamteindruck schoss beherbergt je zwei Fremden- und Erscheinungsbild der Reihenhäuser wird Fassaden-Relief aus oliv und ocker ein­ tigen Küche und dem Bad befinden sich
verbinden. Die imposante Wirkung wird Dienstbotenzimmer. geprägt durch die dominierenden Man- gefärbtem Kratzputz. Typisch sind auch der Vorplatz und die Treppe.
durch die Verwendung von natursichtig Bruno Thüring sarddächer. Fenster und Türen sind in die zweigeschossigen Erker, die hohen Bruno Thüring

76 77
Neues Bauen
Ernst Rehm, 1932

Das Wohnhaus mit Laden an der Hegen-


heimerstrasse 24 im Iselin-Quartier ent-
stand im Auftrag des Malermeisters An-
ton Brauchli. Es ist – typisch für das
Schaffen von Ernst Rehm – ein Beispiel
für die gemässigte Umsetzung der avant-
gardistischen Formensprache des Neuen
Bauens der 1920er Jahre. Die charakte-
ristische geometrische Struktur zeigt
sich in dem klaren Baukubus mit Flach-
dach. Von den fünf Geschossen ist das
Erdgeschoss durch dunkelroten Klinker
deutlich von den glatt verputzten hellen
Obergeschossen abgesetzt. Alle recht-
eckigen Fenster- und Türöffnungen sind
rahmenlos in die Fassade geschnitten
und klar unterteilt. Besonders auffällig
ist der scharf konturierte, viergeschossi-
ge Erker in der Mittelachse mit über-
eck geführten Fenstern. Die bewusst
schmucklose Gestaltung legt grossen
Wert auf die Ausführung der Details. So
sind die seitlichen Abflussrohre, das Bal-
kongitter auf dem Flachdach und die
Rollläden in sachlich-funktionalem Stil
ausgeführt. Das Haus besitzt einen an-
nähernd quadratischen Grundriss. Der
Eingang befindet sich im Durchgang
zum Hof. Während im 1. Wohngeschoss
eine grosse Fünfzimmer-Wohnung ein-
Zwischen Tradition und Moderne
gerichtet ist, verfügen die übrigen Ge- ner Ausdehnung für Basel seltenes En-
Hermann Goepfert, 1935–1940
schosse über je zwei Zweizimmer-Woh- semble. Die zwei langen Häuserzeilen
nungen. Auf dem Flachdach erhebt sich haben zusammen mit der Baumbepflan-
ein Aufbau für Estrichabteile und Wasch- Die 17 Mehrfamilienhäuser mit Drei- zung des St. Galler-Rings eine städtebau-
küche, davor liegt die Dachterrasse, die zimmer-Wohnungen am St. Galler-Ring liche Wirkung von beachtenswerter
wie häufig bei Rehm für die gemeinsame 142–174 repräsentieren einen in den Qualität und bilden einen «logischen»
Nutzung bestimmt ist. 1930er Jahren weit verbreiteten Typ, der Abschluss der Quartierstruktur zum
Romana Anselmetti den Konflikt zwischen Moderne und westwärts liegenden Bahndamm hin.
Tradition widerspiegelt. Die Dachform, Die Einheitlichkeit der Bebauung ist da-
die segmentbogenförmigen Vorbauten rauf zurückzuführen, dass der Regie-
und die Fenstereinfassungen verweisen rungsrat für diese auf ehemaligem
auf die traditionelle Architekturspra- Staatsboden errichteten Gebäude spe­
che, die zurückhaltende, ornamentlose zielle Vorschriften erlassen hatte; darin
Formgebung und der serielle Charakter wurden das vom Kantons­baumeister
auf jene der Moderne. Die Häuser am ­verfasste Fassadenschema, die Art der
St. Galler-Ring 142–174 und ihre – etwas Dachaufbauten und das Farbkonzept
weniger homogene – Fortsetzung süd- für verbindlich erklärt.
lich der Wanderstrasse bilden ein in sei- Erwin Baumgartner

79
Aus den entstehenden Kunstdenkmälerbänden

Ein verschwundenes Kleinod


Der Sarasin’sche Gartenpavillon in der St. Alban-Vorstadt
Anne Nagel

Kaum bekannt ist, dass der te sich nicht nur auf den Garten, sondern den Bau ab. Die Eindrücke einer Italien-
­angehende Kunstmaler Arnold war bewusst auch auf die neue öffentli- reise hatten den Bauherrn zu diesem
Böcklin (1827–1901) einen che Promenade am St. Albanthorgraben, «kleinen Ge­bäude in den strengsten For-
die heutige St. Alban-Anlage, ausge­r ich­ men der ­italienischen Renaissance» be-
Teil seiner Jugend im St. Alban- tet. Als Architekten hatte Sarasin seinen wogen. Tatsächlich ist die dreiteilige
Stift verbrachte, nachdem sein Vetter Johann Jakob Stehlin d. J. enga- Loggia mit der Fassade der Vorhalle von
Vater und dessen Geschäfts- giert, der auch das Amt des städtischen Sta. Maria in Domnica in Rom oder mit
partner 1840 die ehemaligen Baudirektors ausübte. Stehlin entwarf derjenigen der Villa Falconieri in ­Frascati
Klostergebäude für ihre einen kompakten eingeschossigen Bau- vergleichbar. Auch sind Ähnlichkeiten
­Bandfabrik (Freyvogel & Böck- körper von längsrechteckigem Grund- mit dem Gartenpavillon des Riehener
riss, dessen rustizierte Fassaden durch Landguts Bäumlihof erkennbar, der
lin) erworben hatten. Unter Pilaster und grosse Rundbogenfenster 1865 von Stehlin umgebaut wurde. Der
demselben Dach wohnte auch gegliedert waren. Über hohem Gesims über einem Untergeschoss (für die Über-
der Germanist Wilhelm schloss ein flaches, von einer umlaufen- winterung von Pflanzen) angelegte Saal
­Wackernagel, der wie sein den Balustrade kaschiertes Walmdach des Sarasin’schen Gartenhauses diente
Schwager, der Bandfabrikant
und Ratsherr Karl Sarasin
und der Kunst­historiker Jacob
Burckhardt – beide wohn­haft
in der St. Alban-Vorstadt –
zu den frühen Gönnern und
Auftraggebern des Künstlers
gehörten. Sara­sin und Burck-
hardt verhalfen dem Maler
zum ersten grös­seren Auftrag
in seiner Vaterstadt.

Bis 1930 stand am südlichen Ende der


Parzelle St. Alban-Vorstadt 90 ein einzig-
artiger Gartenpavillon. Bauherr dieses
architektonischen Kleinods von 1868
war der Seidenbandfabrikant und Rats-
herr Karl Sarasin-Sauvain, der seit 1858
an der Spitze des Baukollegiums die Um-
gestaltung Basels zur modernen Stadt
vorantrieb. In seine Präsidialzeit fielen
auch die Entfestigung der Stadt und
die Erstellung eines Promenadenrings Johann Jakob Stehlin d. J., Sarasin’scher Garten­pavillon, St. Alban-Anlage 33, 1868 (1930 abgebrochen).
auf den eingeebneten Stadtgräben und Ansicht von der Strasse, um 1880.
Schanzen. Der Sarasin’sche Pavillon an Rechts: Entwurfszeichnungen der Gartenfassade und der Längswand im Innenraum (mit hand­
der Grenze des Privatgrundstücks öffne- schriftlichem ­Vermerk der vorgesehenen Fresko-Malereien).

80
dem Billardspiel und geselligen Anläs- Meinungsverschiedenheiten über ästhe-
sen. Durch hohe Fensteröffnungen an tische Fragen zum Bruch mit Jacob Burck-
drei Seiten empfing der Raum Tageslicht. hardt.
Drei grossformatige Bilder schmückten Die grossen Wandbilder im Sara-
die fensterlose Rückwand über der mar- sin’schen Gartensaal zeigten Illustratio-
morierten Sockelzone. Diese hatte der nen biblischer Historien – Die Ruhe auf
von Rom nach Basel zurückgekehrte der Flucht nach Ägypten und Der Gang nach
­A rnold Böcklin unter Mitwirkung sei­ Emmaus –, die aber nicht zwingend als Die Fresken von Arnold Böcklin, wie sie bis 1928
nes damaligen Gehilfen, des Berliner solche erkannt werden mussten. Indem den Sarasin’schen Gartenpavillon schmückten:
Malers Rudolf Schick, von August bis Böcklin südliche Landschaften mit reli- in der Mitte der fensterlosen Rückwand über dem
Cheminée das gemalte Standbild des Königs ­
­Oktober 1868 ausgeführt. Die Ausschmü- giöser Staffage schuf, setzte er die Vorlie- David, links und rechts davon breitformatige Land-
ckung des Gartensaals war für Böcklin be des Hausherrn für Italien und die schaftsbilder. Foto 1915–1917.
nicht nur der erste grössere Auftrag, der
ihm in seiner Vaterstadt zuteil wurde,
sondern auch sein erster Versuch auf dem
heiklen Gebiet der Freskomalerei. Von
verschiedener Seite ist überliefert, dass
Architekt Stehlin die Verbindung zwi-
schen dem Maler und dem Auftraggeber
herstellte. In der Fachliteratur hält sich
dagegen die Annahme, dass Jacob Burck-
hardt vermittelte – der Kunsthistoriker
also, der dem zehn Jahre jüngeren Maler
von Anbeginn ein Mentor war, ihn mit
Käufen von Zeichnungen und kleinen
Ölbildern sowie mit Empfehlungen un-
terstützte und der sich dafür einsetzte,
dass Böcklin unmittelbar nach der Voll-
endung der Gartensaalfresken den Auf-
trag erhielt, das Treppenhaus des Muse-
ums an der Augustinergasse auszumalen. Arnold Böcklin, Die Ruhe auf der
Bekanntlich führte jener Auftrag wegen Flucht nach Ägypten, 1868. Fresko
auf Leinwand übertragen, aus dem
­ rchitektur der Renaissance ins Bild um.
A Seit jeher war die Besichtigung der Fres­ ­Sarasin’schen Gartensaal, heute
Die Mitte der Wand über dem Cheminée, ken auf Anmeldung in der St. Alban-Vor- im Kunstmuseum Basel. Hauptmotiv
die ursprünglich für einen Spiegel stadt 90 für jedermann möglich. Dem ist eine südliche Landschaft
mit ­Zypressen und mit einer Villa im
­bestimmt war, wurde auf Wunsch des Bericht eines Zeitzeugen zufolge sollen ­Renaissance-Stil.
Malers mit einem weiteren Fresko ver- die Besucher jeweils von einer Dienst-
sehen. Nachdem die Bildidee zu allego- magd mit den Schlüsseln durch den lang-
rischen Figuren der «Architektur» und gestreckten Garten zu dem von hohen Fresken 1928 abgelöst, auf Leinwand auf-
der «Malerei» wie auch der Entwurf Bäumen überschatteten Saalgebäude ge- gezogen und in einen eigens erbauten
zu «Christus im Garten Gethsemane» leitet worden sein. Zu speziellen Anläs- Gartenpavillon auf der gegenüberlie­
beim Auftraggeber keinen Gefallen fan- sen, wie beispielsweise während der gros­ genden Strassenseite (St. Alban-Anla-
den, gelangte der harfespielende König sen Retrospektive in der Kunsthalle zu ge 32) transferiert worden, wo sie weiter-
­David in einer illusionistisch gemalten Böcklins 70. Geburtstag 1897, war der hin der Öffentlichkeit zugänglich waren.
­Rundbogennische, begleitet von einem Gartensaal dem Publikum täglich über 1943 gelangten sie in die Öffentliche
Die Fresken von Böcklin wechselten 1928 die Genius, zur Darstellung. Die Figur wie mehrere Stunden geöffnet. Der Tod der Kunstsammlung Basel.
­Stras­senseite: Zwei Jahre vor dem Abbruch des auch die Inschriften in den Zwickelme- Schwiegertochter Sarasins führte 1930
Sarasin’schen Gartensaals wurden sie in einen
neuen Garten­pavillon an der St. Alban-Anlage 32 daillons «exultent» und «laetentur» (sie zum Verkauf des rückseitigen Parzellen-
trans­feriert. Die alten Eintrittstickets kamen – sollen sich freuen und sie sollen fröhlich teils und zum Abbruch des Saalbaus. Auf
mit h
­ andschriftlich g­ eänderter Adresse – auch wei- sein) deuteten auf die Bestimmung des Initiative von Ernst Sarasin-Vonder-
terhin zur Anwendung.
Gartensaals hin. Mühll, Enkel des Ratsherrn, waren die

82 83
Aus den entstehenden Kunstdenkmälerbänden

Jugendstil am Fischmarkt tion in den Jugendstil. Als dessen plaka-


tives Element dient das riesige Atelier­
Wohn- und Geschäftshaus von Rudolf Sandreuter, Fischmarkt 5 fenster im Dachbereich mit seinem
Martin Möhle
dreiteiligen, gestaffelten Aufbau, der
flies­senden Rahmenform und den radial
gefächerten Eisensprossen. Dieses flächi-
ge, auch vom Material modernere Ele-
ment bekrönt die eher konventionelle
Der 1904 erbaute, viergeschos- Formensprache der Sandsteinfassaden.
sige Kopfbau im Zwickel Das Innere ist technisch modern
­zwischen der Marktgasse und konstruiert, indem die oberen Stockwer-
ke – abgesehen vom Treppenhaus – kei-
der Stadthausgasse prägt ne tragenden Wände aufweisen, sondern
die Ansicht an der Südseite des mit Stahlträgern überspannt sind. Die
Fischmarkts. Blickfang des Ausstattung mit Füllungstüren sowie
Hauses ist das immense, fast die Fenster einschliesslich ihrer Beschlä-
über die gesamten Breite ge und des unebenen Glases sind durch-
sich entfaltende Atelierfenster weg erhalten. Das Fotografenatelier im
Dachgeschoss ist in einen Wohnraum
im Mansardgeschoss, das umgewandelt worden, wozu die ur-
der roten Sandsteinfassade sprünglich ebenfalls verglaste Dach-
­einen entschiedenen Jugend- schräge geschlossen wurde.
stilimpuls verleiht. Die künstlerische Prägnanz des Hau-
ses, aber auch die international bekann-
Das Gebäude steht an der Stelle der bei- ten Stilformen machten es als Muster
den ehemaligen Hofstätten zum Lachs eines historischen City-Hauses bei Mo-
(ehem. Fischmarkt 7) und zum Goldenen delleisenbahnern beliebt. Der entspre-
Stern (Nr. 8). Letztere diente vor 1345 als chende Bausatz – erhältlich für die Spu-
Wechsellaube, weshalb sie auch Zur ren N und HO – wird unter dem Titel
­A lten Münze genannt wurde. Das Haus «Romantisches Café» verkauft.
Hauseingang an der
zum Lachs war direkt am Birsiggewölbe Stadthausgasse
erbaut, das sich noch heute unter dem mit Jugendstil-Türgitter.
Fischmarkt hindurchzieht.

1904 errichtete der Architekt Rudolf vertikale Gliederungen wurden ausge-


Sandreuter für seinen Vater, den Kauf- glichen. Das Erdgeschoss wird durch
mann Daniel Rudolf Sandreuter, den gros­se Arkaden als Ladenzone (ein-
Neubau in bester Geschäftslage an der schliesslich Ladengalerie) gekennzeich-
Ecke zu der wenige Jahre zuvor angeleg- net. An der Fischmarktseite dominieren
ten Marktgasse und läutete damit die zwei dreigeschossige Erker, die wie Risa-
Neubebauung des Fischmarkts ein. Der lite die Fassade rahmen und ein barockes
Laden war an die exklusive Seidenhand- Gliederungsprinzip kennzeichnen.
lung Hoch vermietet, im Dachgeschoss- Waagrechte Akzente setzen hingegen
Atelier arbeitete der Fotograf Alfred die Balkone. Der architektonische Zier-
­Kugler. Auch in späteren Jahren wurde rat wird aus Stilelementen verschiedener Das 1904 von Rudolf Sandreuter errichtete Wohn- und Ge-
das Haus aussen und innen nur moderat Epochen gebildet, wobei die neubarocken schäftshaus prägt mit seinem markanten Atelierfenster noch
heute die Südseite des Fischmarkts. Im Vordergrund der
Das ehemalige Fotoatelier von Alfred Kugler im verändert, sodass es heute einen bemer- Details (kissenartige Konsolen, Brüs- ­Fischmarktbrunnen.
Mansardgeschoss. Es dient heute als Wohnraum, kenswert guten Erhaltungszustand auf- tungsfelder, Fensterbekrönungen, Schei-
die ehedem verglaste Dachschräge über dem Rudolf Sandreuters Geschäftshaus am Fischmarkt kann auch
grossflächigen, elegant geschwungenen Fenster weist. telsteine) überwiegen. Die verschlunge-
die Stadtlandschaften von Modelleisenbahn-Anlagen berei-
ist geschlossen worden. Die roten Sandsteinfassaden sind nen, aber geometrisierenden Tür- und chern: Bausatz «Romantisches Café» für die Spuren N und HO.
symmetrisch aufgebaut, horizontale und Balkongitter übersetzen diese Dekora­

84 85
Archiv und Bibliothek

Postkarten als Sympathieträger


Yvonne Sandoz

Mit der Herausgabe einer anstalt Alfred Ditisheim hergestellt. Sie Leider gibt es keine detaillierten Anga-
­Postkartenserie im Jahre 2011 wurde zum Preis von Fr. 1.20 verkauft ben über den Erlös aus dem Verkauf der
betrat die Denkmalpflege und der Erlös war vollumfänglich für die Postkarten, aber offensichtlich war er
Finanzierung von Aktivitäten der Denk- zufriedenstellend; denn 1920 gab die
­keineswegs Neuland, vielmehr malpflege bestimmt, die damals noch Denkmalpflege eine dritte Serie in Auf-
gehen ältere Postkartenserien keine staatlichen Subventionen erhielt. trag. Diesmal handelte es sich um Repro-
dieser Art auf den ersten Das Basler Volksblatt notierte dazu: «Um duktionen von Porträts Franz Feyer-
­Basler Denkmalpfleger, den das Interesse weiterer Kreise auf diese abends (1755–1800), die mehr oder
Kunsthistoriker Ernst Alfred einheimischen Denkmäler zu lenken, weniger karikaturenhaft Typen aus dem
Stückelberg (1867–1926) zu- ist eine Serie wohlgelungener Licht- Basel des 18. Jahrhundert wiedergeben.
druckpostkarten aus dem bekannten Und heute? Im Zeitalter digitaler
rück. Atelier Ditisheim hervorgegangen. Sie Nachrichten erfährt eine Postkarte mit
bietet uns eine Reihe unveröffentlichter einer handschriftlichen Notiz wieder zu-
Im Archiv der Kantonalen Denkmalpfle- Ansichten und Darstellungen alter Zeu- nehmende Wertschätzung, sie fällt auf
ge gibt es drei dicke Bücher mit dem auf gen von baslerischer Kunst und Ge- und wird wahrgenommen. Sie ist ein ide-
den ersten Blick etwas rätselhaften Titel schichte. Wir nennen eine Ansicht des aler visueller Begleiter, der einem offizi-
«Impressen der B.D.P.» (B.D.P. = Basler Münsters, Kreuzgang und Bischofshof ellen Schreiben beigelegt werden kann
Denkmalpflege). Darin findet man ver- aus der Vogelschau, aufgenommen aus und ihm damit eine persönliche Note
schiedene Postkartenserien, sorgfältig einem Ballon [von Kapitän] Spelterini, verleiht. Darum gab die Denkmalpflege
eingeklebte Zeitungsausschnitte, Druck- verschiedene gefestigte Wandbilder aus 2011 erneut eine Postkartenserie in Auf-
sachen und Jahresberichte, aber auch der Peterskirche, zwei gefestigte Skulp- trag. Sie umfasst 15 Motive und zeigt
handschriftliche Notizen. Die Sammlung turen des Utenheimgrabmales, den ­Beispiele aus den Aufgabenbereichen Bau-
wurde in den Jahren 1916–1938 angelegt prächtigen spätgotischen Taufstein der forschung, Kunstdenkmäler-Inventari-
und dokumentiert auf eindrückliche Wei- St. Theodorskirche, das schöne Wappen- sation und aus dem Inventar der Nach-
se die breit gefächerten Aktivitäten der relief des Abtes Caspar vom abgebroche- kriegsmoderne. Während die Postkarten
Denkmalpflege in diesem Zeitraum. Das nen Bläserhof, Schnitzereien aus dem aus der Anfangszeit der Denkmalpflege
Bestreben der damaligen Akteure, die alten Bischofshofs usw. Die Sammlung die Bevölkerung auf den Wert der noch
Anliegen der Denkmalpflege einer brei- bietet Beispiele aus Architektur, Malerei, erhaltenen Kunstdenkmäler aufmerksam
ten Öffentlichkeit darzulegen und diese Plastik und Kunstgewerbe der Vorzeit. machen sollten und gleichzeitig durch
für denkmalpflegerische Fragen zu sen- Der Ertrag der Postkarten wird zu weite- den Verkauf ein finanzieller Beitrag an
sibilisieren, kommt deutlich zum Aus- ren Untersuchungen der Basler Denk- ihren Erhalt beschafft werden konnte,
druck. Gleichzeitig lässt sich darin auch malpflege verwendet.» steht heute das Aufzeigen der verschie-
der Wunsch ablesen, Rechenschaft über 1919 wurde eine zweite Postkarten- denen Aufgabenfelder der Institution im
das Geleistete abzulegen. Zusätzlich zu serie unter dem Titel «Alt-Basel» veröf- Vordergrund. In diesem Sinn sind die
einer fast unüberschaubaren Zahl von fentlicht. Dabei handelte es sich um zehn Postkarten damals wie heute Träger einer
Vorträgen und Führungen dienten auch Reproduktionen von Stichen Emanuel Botschaft und geben der Institution
Postkarten als Botschafter für die Sache Büchels aus Privatbesitz. Gedruckt wur- «Denkmalpflege» ein Gesicht in der
der Denkmalpflege. de eine Auflage von wiederum 500 Stück, ­Öffentlichkeit.
Darum wurden zwischen 1916 und der Verkaufspreis betrug Fr. 2.00. Die Kar-
1920 insgesamt drei Postkartenserien ten sollten einer jüngeren Generation als Vom ersten Basler Denkmalpfleger Ernst Alfred
herausgegeben. Die erste Serie (1916) um- Erinnerung dienen und «einen kostbaren Stückelberg 1916–1920 herausgegebene Postkarten:
«Klassische» Ansichten und Motive aus Basel sowie
fasste zehn Motive und wurde in einer Besitz für alle Freunde der Vergangen- karikaturhaft wiedergegebene «Basler Typen»
Auflage von 500 Stück bei der Lichtdruck- heit» bilden. aus dem 18. Jahrhundert von Franz Feyerabend.

86
Öffentlichkeits-
arbeit
Es ist ein vorrangiges Anliegen der
­Kantonalen Denkmalpflege, ihre Ziel­­-
set­zungen auch in der breiten Öffentlich-
keit zu thematisieren. «Wichtig für
das Gesicht Basel» – so lautet das Motto
für den Umgang mit Baukultur im
­Kanton.
Das Hauptangebot der Öffentlichkeits­
arbeit 2011 bildeten rund 80 Führungen,
die über 6000 ­Interessierte anzogen.
Zwei Führungszyklen thematisierten
­architektonische Akzente im Stadtbild
und die ­aktuelle Frage nach der Energie-
effizienz am Baudenkmal. Ein Höhe-
punkt war zweifellos der Europäische
Tag des Denkmals am 10. September, der
unter dem Motto «Auf dem Münster­
hügel» stand.
Das Museum Kleines Klingental MkK,
dessen Betrieb der Kantonalen Denk-
malpflege obliegt, wurde 2011 von fast
19 000 Personen besucht. Auf gros-
ses Interesse stiessen insbesondere die
vier Sonderausstellungen.
Besuch des Senats der Tschechischen Republik
Die tschechischen Senatoren Jaromír Jermář und ­
Dr. Václav Homolka besuchten im Juni 2011 die Kantonale
Denkmalpflege Basel-Stadt. Die beiden Mitglieder der
Kommission für Erziehung, Wissenschaft und Kultur
­interessierten sich für die Organisation und die gesetzli-
chen Grundlagen der Basler Denkmalpflege. Der Besuch
gab Gelegenheit für einen grenzüberschreitenden
­Austausch zu grundlegenden Fragen der Kulturgüter­
erhaltung.

Jahresauftakt mit dem «Vogel Gryff»


Auch 2011 lud die Kantonale Denkmalpflege Freunde und Geschäftspartner
am höchsten Kleinbasler Feiertag in ihre Räumlichkeiten im Kleinen Klingen-
tal ein. Von hier bietet sich ein ­ausgezeichneter Blick auf das «Wild Maa
Floss» und die drei Kleinbasler Ehren­zeichen «Vogel Gryff», «Wild Maa» und Die Russische Botschaft beehrt das Klingental mit ihrer Anwesenheit
«Leu». 2011 wohnten über ­350 Personen der Veranstaltung bei. Neben Zur Vernissage der Ausstellung über den in Basel wiederentdeckten
der Be­wunderung der Kleinbasler Ehrenzeichen konnten sie auch den neuen, ­Komponisten Evgenij Gunst (1877–1950) reiste auch Kulturattaché Doria
seit September 2010 amtierenden Kantonalen Denk­malpfleger Daniel Zubareva von der russischen Botschaft in Bern ins Klingental. Die Aus­
Schneller persönlich kennenlernen. stellung fand grossen Anklang bei der russischen Botschaft und wird 2012
in Moskau gezeigt werden.

Museumsnacht
Erfolgreich verlief die Museumsnacht 2011 im Museum Kleines Klingental.
Über 1000 grosse und kleine Besucher fanden den nächtlichen ­Weg
ans Rheinufer.

90 91
Europäischer Tag des
Denkmals 2011 – Basel
10. September

Auf dem
Münster-
hügel
www.denkmalpflege.bs.ch

Foto: Christian Flierl


Stimmungsvoll umrahmt wurde der Anlass im
­Bischofshof mit Musik des Basler Komponisten
Hans Huber (1852–1921), vorgetragen von der
Nationale Lancierung der Europäischen Tage des Denkmals 2011 ­Sopranistin Svetlana Ignatovich und David Cowan
Der Europäische Tag des Denkmals in Basel fokussierte 2011 den am Klavier.
­Münsterhügel: Über 30 von der Kantonalen Denkmalpflege organisierte
Führungen zu ausgewählten Baudenkmälern und zur Kulturgeschichte Nach der Veranstaltung im Bischofshof, die auf re-
am Münsterhügel, ergänzt durch Konzerte und weitere Events, ­­ ges Interesse der ­Medien stiess, führten
boten den Baslerinnen und Baslern die Gelegenheit, das Herz ihrer Anne Nagel von der Kantonalen Denk­malpflege
Stadt näher kennenzulernen. Die imposante Kulisse der Basler durch den Schürhof und Münsterbaumeister
­Rheinfront beeindruckte aber insbesondere auch die Koordinatorinnen ­Andreas Hindemann durch das Münster. Beim an-
der schweizweiten Veranstaltungen an den Denkmaltagen. So ver­ schliessenden Apéro im Innenhof des Gym­
anstaltete die Nationale Informationsstelle für Kulturgüter-Erhaltung nasiums am Münsterplatz ergaben sich zahlreiche
NIKE am 30. August die nationale Lancierung der 18. Europäischen Gelegenheiten für einen angeregten Gedanken-
Tage des Denkmals in Basel. Mit dem Münstersaal im Bischofshof konn- austausch – so auch zwischen Jean-Frédéric
te ein adäquater Rahmen gefunden werden und die Gäste aus der ­Jauslin und dem Kantonalen ­Denkmalpfleger
­ganzen Schweiz reisten selbstverständlich stilvoll an: Oldtimer dienten ­Daniel Schneller.
für den Transfer vom Bahnhof zum Bischofshof.

Redner im Bischofshof waren – neben dem Kantonalen Denkmalpfleger


Daniel Schneller – Jean-Frédéric Jauslin, Direktor des Bundesamts 5
für Kultur und Hans Widmer, alt Nationalrat und Präsident der NIKE, im
Weiteren der Basler Regierungsrat Hans-Peter Wessels und National­-
rat Peter Malama. Wobei es offenbar neben seriösen kulturpolitischen
Angelegenheit durchaus auch Humorvolles zu besprechen gab.

92 93
rh of
ine
h ner
ewo

st e nd B
er u sse)
m tü m

a
a
gen eiteng
R A l b
reas : Ritter
t, Ei
rech asse 17
g
(S

hr
And
Am Tag des Denkmals bot die Kantonale Denkmalpflege ein

11 U
t
r u ng: ffpunk dichtes Programm an. Zu den 31 Führungen zu Baudenk-
Füh Tre
demr-
of
mälern sowie zur Architektur- und Kulturgeschichte auf dem
Auüf nstel
rh
Münsterhügel kamen zwei Konzerte und die szenische
M hüge es
ine
oh ner Aufführung «Die Spionin aus Rom» von Satu Blanc. Besonders

ste
gd
r Ta 11 Bew beliebt waren diejenigen Führungen, bei denen man ­private
und e)
e
isch s 20 ber
opä mal em e r

Ram
EurDenk 0. Sept m s
1 ntü tengas Räume und Orte besichtigen konnte. So gewährte ­Georg
Eige
el ,
Bas ei
r e cht, se 17 (S F. Krayer Einblick in sein Domizil, den Olsbergerhof. Zusätzlich
lb s
as A itterga
hr
dre zu seinen interessanten Ausführungen wurden die ­Besucher
: An unkt: R
11 U
n g von Frau Krayer auch noch stilvoll be­wirtet.
Europäischer Tagru p
Füh desTDenkmals,
reff 10. September –
em Münsterhügel
of
Auf dem
uf ndster-
rh
AAusgangspunkt für die Aktivitäten der Kantonalen Denkmalpflege
ü gel des
ine
M
amhü Europäischen Tag des Denkmals am 10. September war der wohne
r

ste
g
d Be
Ta
her 011 er
­Infostand am
äiscmals 2 em b Münsterplatz. Hier konnte man sich für die Führungen u n
mer gasse)
p

m
o t
EurDenk 0. Sep
ntümit Gleich­

Ra
anmelden,
el, 1 Publikationen erwerben oder sich einfach n
Bas
h Eige (Seite
t, schon
gesinnten unterhalten. Der Andrang war lgross; b re c
s s e 1 7 kurz nach der
A rga
reas Menschenschlange
hr
Eröffnung um 9 Uhr hatte sich eine lange itte gebil-
And nkt: R

11 U
det, die bis in die Rittergasse r u ng: ffpuViele
reichte. verkürzten die Warte-
Füh Tre
zeit, indem sieeinmder umfangreichen Programmzeitung blätterten.

of
d r-
Auüf nstel
M hüge es
r h
ne
ner

stei
gd oh
r Ta 11 Bew
und e)
e
isch s 20 ber
opä mal em e r

m
EurDenk 0. Sept m s
ntü tengas

Ra
1
Eige
el ,
Bas ei
r e cht, se 17 (S
lb s
as A itterga
hr
dre
: An unkt: R
11 U
n g
ru p
Füh Treff
demr-
Auüf nstel
M hüge es
gd
r Ta e 11
isch s 20 ber
opä mal em
EurDenk 0. Sept
s e l, 1
Ba

Die offizielle Eröffnung des Tags des Denkmals in Basel fand


in der Martinskirche statt. Es sprachen Regierungsrat Hans-Peter
Wessels, der Kantonale Denkmalpfleger Daniel Schneller und
­Münsterbaumeister Andreas Hindemann. Beim anschliessenden
Apéro fanden zahlreiche anregende Gespräche statt – etwa
­zwischen Hans-Peter Wessels, der Kunstdenkmäler-Autorin Anne
Nagel und Benno Schubiger, Präsident der Gesellschaft für
­Schweizerische Kunstgeschichte GSK.

94 95
Das Mittagskonzert mit dem
Sinfonieorchester Basel
unter der Leitung von Thomas
Herzog und mit der Sopranistin
Svetlana Ignatovich füllte
die Martinskriche fast bis auf
den letzten Platz. Vorge­tragen
wurden unter dem ­Motto
­«Basler Geschichte mit Musik
erzählt» Werke der ­Basler
­Spätromantiker Hans Huber
und Hermann Suter.

Ein Höhepunkt am Tag des Denkmals waren die Führungen im


Ramsteinerhof. Andreas Albrecht, Eigentümer und ­Bewohner,
führte gleich selbst durch die prachtvollen Räume des imposan-
ten Barockpalais hoch über dem Rhein.

Auch das Gymnasium am Münsterplatz mit seiner 1000-jähri-


gen Geschichte beteiligte sich am Tag des Denkmals. Die
­Schulklassen boten zahlreiche Veranstaltungen an, darunter
szenische Aufführungen zu berühmten Persönlichkeiten, die
hier unterrichteten oder ihre Schulzeit absolvierten.

Den festlichen Abschluss des Tags des Denkmals bildete ein


Konzert im Keller des Blauen Hauses. Das Basler Ensemble
­Fiacorda spielte Kammermusik aus der Zeit von Lukas Sarasin,
dem wohlhabenden Seidenfabrikanten und kunstsinnigen
­Feingeist. Sarasin, Bauherr des Blauen Hauses, besass hier
­einen eigenen Konzertsaal, in dem er regelmässig mit Freunden
musizierte.

Parallel zum Tag des Denkmals feierte die Basler Münsterbauhütte ihr
25-Jahr-Jubiläum. Im Münster wurden zahlreiche Führungen ­angeboten
und im Kreuzgang konnten Einblicke in altes Handwerk rund um den
Münsterbau gewonnen werden. Gerade bei den ­jungen Besuchern
­stiessen die Glockengiesser, Steinmetze, Glaser und Zimmerleute, die ihr
Handwerk zeigten, auf grosses Interesse. Zahlreich waren auch die
­Möglichkeiten, die ­eigenen Fähigkeiten auszuprobieren – etwa als Stein-
metz. Auch die Kantonale Denkmalpflege bot eine Führung für
Kinder an. Auf dem Rundgang konnten neugierige Augen allerlei ent­
decken – zum Beispiel die Skulpturen von Menschen und Tieren
am ­Basler Münster.

96 97
Museum Kleines Klingental
Ein Jahr der Sonderausstellungen
Patrick Moser

Das Museum Kleines Klingen-


tal blickt auf ein ereignisrei-
ches Jahr zurück: Über 18 800
Besucherinnen und Besu-
cher wurden von den vier Son-
derausstellungen und den
zahlreichen Führungen und
Veranstaltungen angelockt.

Allgemeines
Gegenüber dem Vorjahr verzeichnete das
Museum Kleines Klingental (MkK) mit
über 18 800 Gästen einen leichten Besu-
cheranstieg. Die Museumsnacht schlug
dabei mit 1018 Besucherinnen und Besu-
chern zu Buche. Die Herstellung von Badesalz war eines der ­Angebote, das an der Museumsnacht 2011 über
Das MkK gehört der Kantonalen 1000 grosse und kleine Besucher ins MkK lockte. Die Aktivitäten standen ganz im Zeichen der
Sonderaus­stellung Dienst am Menschen: Das Publikum konnte in einem Ratespiel seine
Denkmalpflege Basel-Stadt an und wird ­Eignung zum Arzt testen, sich bei Arztromanen verweilen oder eine gesunde Suppe geniessen. Die Vernissage der Sonderausstellung Dienst am Menschen brachte ein zahlreiches ­Publikum ins
von dieser verwaltet. Im Zug der Überar- Kleine ­Klingental. Die mo­dernen, farblich kühlen Ausstellungsvitrinen traten in Gestaltung und Materiali-
tät in einen spannenden Dialog mit den mittelalterlichen Münsterskulpturen der Daueraus­stellung.
beitung des Corporate Design der Denk-
malpflege erlebte der grafische Auftritt MkK, offeriert die Apéros an Vernissa- tergarten, einzelne Klosterheilige und
des Museums eine markante Verände- gen und belebt das Museum mit seinem die Baugeschichte des Kleinen Klingen-
rung. Erster Ausdruck der Neuerungen Forum für Wort und Musik. Im Jahr 2011 tals. Wiederum wurden auch Führungen dass Basel auf verschiedenen Gebieten Broschürenform, in der die Ausstellungs-

Grenzenlose
war das in dieser Form erstmals heraus- übergab der langjährige Geschäftsfüh- am und im Münster angeboten. der Medizin immer wieder eine Vorrei- inhalte in kurzen Artikeln aufgegriffen
gegebene Veranstaltungsprogramm, das rer der Stiftung und des Vereins, Treu- terrolle zukam: Eine Auswahl von Inno- wurden.
mit attraktiven Fotografien und infor-
mativen Kurztexten die Führungen des
mund E. Itin, seine Ämter an Alexander
Schlatter (Stiftung) und an Niklaus Merz
Dienst am Menschen.­
Basler Medizingeschichten
Ornamente
Kachelöfen mit Schablonendekor
vationen wie eine neue chirurgische
Nähtechnik, die Etablierung einer spe-
An der Museumsnacht, die in die
Laufzeit von Dienst am Menschen fiel, wur-
in Basel und seinen Nachbarregionen
MkK bewarb. Im Verlauf des Jahres wur- (Verein). Das Museum und die Denkmal- 1860–2010 zifischen Altersmedizin oder der Einsatz de dem Publikum ein breites Programm
den auch die Plakate und Vernissagekar- pflege danken Herrn und Frau Itin, die Im Berichtsjahr wurden im MkK vier Sonderausstellung im von Betäubungsspritzen wurde in der geboten. So konnten die kleinen und gros­
Museum Kleines Klingental
ten der Sonderausstellungen dem neuen lange Zeit den Museumsshop betrieben Sonderausstellungen präsentiert. Den Ausstellung vorgestellt. Nicht fehlen sen Gäste Badesalz in verschiedenen
9. Juli – 25. September 2011
Design angepasst. hat, ganz herzlich für ihr Engagement Auftakt machte die Ausstellung Dienst durfte auch Pirmin Zurbriggens «Knie Duftrichtungen herstellen, in einem me-
Bei den zwei Institutionen, die das für das MkK. am Menschen, die am 20. November 2010 der Nation», das 1985 mit der damals dizinischen Ratespiel ihre Eignung zum
MkK organisatorisch, finanziell und ide- eröffnet worden war und bis 29. Mai 2011 ­neuen Methode der Arthroskopie in der Arzt testen, in Arztromanen schmökern,
ell unterstützen, kam es zu bedeutenden Dauerausstellung lief. Die Ausstellung wurde von der Me- Die Denkmalpflege überarbeitete 2011 Muttenzer Rennbahnklinik behandelt Interviews mit Ärzten folgen oder sich
personellen Veränderungen. Die Stiftung Die Dauerausstellung des Museums mit dizinischen Gesellschaft Basel (MedGes) das ­visuelles Erscheinungsbild des wurde. Im Zentrum des spannenden mit gesunden Suppen verköstigen.
Museums. ­Broschüren wie jene zur Sonder-
pro Klingentalmuseum veranstaltet in den Originalskulpturen vom Basler anlässlich ihres 150-jährigen Bestehens ausstellung Grenzenlose Ornamente, Rundgangs standen nicht nur die medi-
Zusammenarbeit mit dem Museum Münster, der Klostergeschichte und dem initiiert. Als Kuratorenteam engagierte aber auch ­Plakate, Einladungskarten und zinischen Errungenschaften, sondern Fundstücke eines Lebens.
­regelmässig Sonderausstellungen im Stadtmodell wurde auch in Jahr 2011 mit die MedGes die Firma Dill Duss Miozza- Führungsprogramme präsentieren auch deren Entdecker und ihre Lebens- Der Komponist Evgenij Gunst
sich ­seither in einem grafisch aufgefrischten
Kleinen Klingental, der Verein der Freun- einem reichhaltigen Führungsprogramm ri, für die Ausstellungsgestaltung ver- ­Gewand. welten. Das Begleitprogramm umfasste Trotz kurzer Laufzeit vom 8. bis 26. Juni
de des Klingentalmuseums organisiert bespielt. Die Münsterskulpturen wurden pflichtete sie das Gestaltungsbüro Stauf- Führungen und Fachreferate, ausserdem war die Ausstellung Fundstücke eines
jedes zweite Jahr die Museumsnacht im gleichermassen thematisiert wie der Klos- fenegger + Stutz. Die Schau zeigte auf, erschien zum Geleit eine ­P ublikation in ­Lebens ausserordentlich gut besucht. Sie

98 99
wurde vom Musikwissenschaftlichen nes Nachlasses in Vergessenheit gerate- Grenzenlose Ornamente.
Institut der Universität Basel (MWI) in nen Komponisten. Sie spürte den vielen Kachelöfen mit Schablonendekor in
Kooperation mit dem Museum und der Aspekten von Gunsts bewegtem Leben Basel und ­seinen Nachbar­regionen
Denkmalpflege veranstaltet. Mit der nach, indem sie nach seinen Erinnerun- Bis vor nicht allzu langer Zeit waren Ka-
­Szenografie wurde die Emyl GmbH be- gen und seinem Vergessenwerden fragte. chelöfen prägende Elemente unserer
auftragt. Mittelpunkt der Ausstellung Studierende des MWI hatten sich im Rah- Wohnkultur. Wie andere Teile der Aus-
war der Komponist Evgenij Gunst (1877– men zweier Lehrveranstaltungen in den stattung wurden auch sie im Stil und Ge-
1950), der in eine reiche Moskauer Fami- aufgefundenen Paketen sowie in Archi- schmack der jeweiligen Epoche gestaltet.
lie geboren und als verarmter Emigrant ven und Bibliotheken auf die Suche nach Im 18. und 19. Jahrhundert war das soge-
in ­Paris verstorben war. Über ein halbes den vielen Gesichtern des vergessenen nannte Schablonendekor besonders be-
Jahrhundert blieb sein Nachlass in 14 Pa- Komponisten gemacht. Das vorläufige liebt, wie zahlreiche Öfen in Basel und
keten unbeachtet im Keller des MWI ver- Resultat ihrer Forschung floss in die Aus- Umgebung noch heute bezeugen. Kenn-
staut, bevor er im Jahr 2010 wiederent- stellung Fundstücke eines Lebens ein. Neben zeichnend sind die grün glasierten Ka-
deckt wurde. Die Kisten förderten Führungen wurde auch ein Konzert mit cheln, die bei näherem Betrachten ein
musikalische Werke als Autografen und Werken von Evgenij Gunst veranstaltet, lebhaftes Muster zu erkennen geben, das
gedruckt, Skizzen, Briefe, Dokumente das auf reges Besucherinteresse stiess. den Ofenkörper meist in pflanzlichen
und Fotografien zutage. Die Ausstellung Begleitend zur Ausstellung gab das Mu- oder geometrischen Ornamenten über-
im MkK würdigte den in der Musikge- sikwissenschaftliche Institut eine Pub- zieht. Die Vielfalt an Mo­tiven und gestal-
schichte bis zur Wiederentdeckung sei- likation heraus. terischen Umsetzungen motivierte Rolf
H. Schatz aus Lörrach zu einer ausgiebi-
gen Forschungs- und Sammlungstätigkeit.
Über die Jahre entstand so eine umfang-
reiche Mustersammlung von einmaligem
Stellenwert, besonders für die deutschen
Gebiete am Oberrhein. Die Ausstellung
Grenzenlose Ornamente, die vom 9. Juli bis
25. September gezeigt wurde, machte erst-
mals wesentliche Teile dieser Sammlung
öffentlich zugänglich. Initiiert von Mu-
seum und Denkmalpflege und von diesen
zusammen mit der Stiftung pro Klingen-
talmuseum organisiert, konnte mit Katja
Lesny eine ehemalige Mitarbeiterin der
Denkmalpflege als Kuratorin gewonnen
werden. Für die szenografische Gestaltung
zeichnete Cornelia Staffelbach verant-
wortlich. Die Ausstellung brachte nicht
nur Leihgaben aus der Sammlung Schatz
sowie aus der Sammlung der Denkmal-
pflege zur Darstellung, sondern lud auch
zu Einblicken ins Hafnerhandwerk sowie
in die Wohnkultur aus vier Jahrhunder-
ten ein. Sie erläuterte die Bedeutung und
Funktionsweise von Kachelöfen, erklärte
die Schabloniertechnik, wies auf Basler
Beispiele von Kachelöfen mit Schablonen- Die Sonderausstellung Grenzenlose Ornamente entführte die Besucher
Der russische Komponist Evgenij Gunst war nicht mehr Vielen bekannt, als nach einem halben dekor hin, zeigte die Vielfalt an Motiven in die Welt der in ver­schiedensten Nuancen grün glasierten und
­Jahrhundert sein Nachlass im Keller des Musikwissenschaftlichen Instituts entdeckt wurde. Die ­ornamentierten Ofenkacheln. Erstmals waren der ­Öffentlichkeit Teile
auf und arbeitete die lokalen Besonder- der Sammlung des Lörrachers Rolf H. Schatz zugänglich. Auf be­­­­-
Sonderausstellung Fundstücke eines Lebens widmete sich der Lebensgeschichte dieses Menschen
und thematisierte sein Vergessenwerden. heiten heraus. Neben Führungen durch son­­deres ­Interesse stiessen die Ausstellungstage mit Schau-­Hafnerei,
die Ausstellungen sowie zu den Kachel- an denen das Publikum einen Einblick in die Tätigkeit ­eines Hafners
und eines Ofenbauers gewinnen konnte.
öfen in den Riehener Wettsteinhäusern

100 101
Die farbig gefasste Büste der
­Kunigunde aus der Ausstellung Him-
melstür zeigt, wie die Statue der
­Kaiserin am Hauptportal um 1270/85
bemalt gewesen sein könnte.
Die Farbgebung beruht auf Befunden
und auf einer Rekonstruktion
­anhand von andernorts erhaltenen
Vergleichsbeispielen.

Rechts: Mit der Himmelstür kura­


tierte die Münsterbauhütte bereits
zum fünften Mal eine Sonder­
ausstellung im MkK. Die Schau the-
matisierte die Entwicklung des
Hauptportals des Basler Münsters.
Einer der ­Höhepunkte war die
­virtuelle Rekonstruktion des
­ursprünglichen Portals mit Vorhalle,
wie es um 1270/85 entstand und
bis um 1410/20 aus­gesehen haben
könnte.

bot das sehr gut besuchte Begleitpro- seine Geschichte. Dieser Eingang sah
gramm auch Demonstrationen zur Ka- nicht immer so aus wie heute, sondern
chelherstellung und Schabloniertechnik erfuhr im Lauf der Jahrhunderte immer
durch einen Hafner und einen Ofenbauer wieder bauliche Veränderungen. So wur-
sowie einen Workshop für Kinder. Zur de das Hauptportal ursprünglich um
Ausstellung erschien eine Publikation in 1270/85 in einer Vorhalle zwischen den
Broschürenform. Münstertürmen errichtet und umfasste
einen grossen Statuenzyklus. Anhand
Himmelstür. von wertvollen Gipsabgüssen wurde dem
Das Hauptportal des Basler Münsters Publikum ein Eindruck vom Reichtum
Am 22. Oktober wurde im MkK mit der des Portals vermittelt. Die Highlights der
Himmelstür die vierte Sonderausstellung Ausstellung waren eine virtuelle Rekon-
des Jahres 2011 eröffnet. Angeregt und struktion des ursprünglichen Portals,
kuratiert wurde die Schau von Münster- das Marco Bernasconi und Serafin
baumeister Andreas Hindemann zu­ ­Pazdera von der Firma Archaeolab erstellt
sammen mit Marcial Lopez und Haiggi hatten, sowie eine neu geschaffene
Baumgartner von der Basler Münster- ­Marienfigur des Bildhauers Markus Böh-
bauhütte. Die Ausstellungstexte wurden mer. Als wissenschaftliche Grundlage
von Dorothea Schwinn Schürmann bei- diente die gleichnamige, von Hans-­
gesteuert, die Ausstellungsgrafik be­ Rudolf ­Meier und Dorothea Schwinn
sorgte das Gestaltungsbüro Stauffeneg- Schürmann beim Schwabe Verlag her-
ger + Stutz. Veranstalter der Ausstellung ausgegebene Publikation. Elf Wissen-
waren die Stiftung pro Klingentalmu­ schaftler legen darin ihre neuen Thesen
seum sowie die Denkmalpflege und das zu Geschichte, Nutzung, Farbigkeit und
Museum, das zudem viele Leihgaben zur Restaurierung des Portals dar. Die Aus-
Verfügung stellte. Die Ausstellung the- stellung stiess auch bei den Medien auf
matisierte das gotische Hauptportal an reges Interesse, wie rund 20 Medienbe-
der Westfassade des Basler Münsters und richte bewiesen.

102 103
Anhang Davidsbodenstrasse 29
Wohnhaus, 1926, Wilhelm Zimmer
domizil, Renovationsarbeiten innen,
gläserne Brandschutzabschlüsse für
rung an die ursprüngliche Farbigkeit,
Rekonstruktion des Schablonendekors
Inventarobjekt das Treppenhaus, Neuanstrich der am Traufenfries des Eingangs-Vorbaus,
Ausbau des Dachs, Renovation der Fenster, Rekonstruktion mehrerer Reinigung und Konservierung der
­Gartenfassade ­Türblätter im Erdgeschoss, barriere- ­beiden Porträtbüsten aus Sandstein in
Auswahl der betreuten Objekte 2011 freier Zugang am Steinenberg den Giebelfeldern
Dorfstrasse 19
Pfarrhaus Kleinhüningen (seit 1805), Eulerstrasse 27 Kohlenberggasse 31 / Leonhardsstrasse 1
Im Berichtsjahr sind von der Kantonalen Angensteinerstrasse 5 Schutzzone erbaut 1754 als Bauernhaus Wohnhaus, 1872/73, Rudolf Aichner Zum Hohen Eck, Wohnhaus mit Ge-
Denkmalpflege insgesamt 653  Objekte Wohnhaus, 1892, Rudolf Friedrich Umbau und Restaurierung Eingetragenes Denkmal (Frédéric de Rutté?) schäft, 16./19. Jahrhundert
betreut worden. Einige davon sind im Eingetragenes Denkmal  Siehe S. 40–43 Umbau der oberen Geschosse, Sanie- Eingetragenes Denkmal Schutzzone
Hauptteil dieses Jahres­berichts ausführ- Gesamtumbau mit Aussenrestaurie- rung des Dachs Umbau und Restaurierung Instandsetzung der Fassaden: Repara-
lich dargestellt, 85 werden in der folgen- rung Breisacherstrasse 134 turen an Naturstein, Holzwerk,
den Auflistung kurz vorgestellt. Sie il- Dreirosen-Schulhaus, 1906, Karl Elsässerstrasse 267 Gerbergasse 52 ­Verputz und Neuanstrich
lustrieren das breite ­Tätigkeitsfeld der Angensteinerstrasse 26 ­Leisinger Wohnhaus der Zollanlage, 1902, Wohnhaus mit Geschäft
Bauberatung, meist im Zusammenspiel Wohnhaus, 1896/97, Rudolf Friedrich Staatseigenes Baudenkmal ­Direktion der Eidg. Bauten Schutzzone Lange Gasse 37/39
mit Bauforschung und Inventarisation. Eingetragenes Denkmal Erneuerung der Fenster Inventarobjekt Gesamtumbau und Restaurierung Wohnhaus, um 1870, Leonhard
Die Angaben sind nach der Adresse Rekonstruktion der Vorgartenein­ Umbau mit Farbberatung innen ­einer entdeckten Wandmalerei aus ­Friedrich
gegliedert und umfassen jeweils Infor- friedung Buchenstrasse 55 dem 17. Jahrhundert Schutzzone
mationen zum Objekt – Bautyp bzw. Gottfried Keller-Schulhaus, 1936/37, Florastrasse 45 Umbau und Instandsetzung der
Name, Erstellungsdatum, Architekt, Arnold Böcklin-Strasse 1 ­Julius Maurizio Wohnhaus, 1911, Widmer, Erlacher & Greifengasse 10 ­Fassaden
Schutzstatus – sowie den Umfang der Zum Rätischen Hof, Stadtvilla, 1923/24, Staatseigenes Baudenkmal Calini Zum Kleinen Gelben Löwen,
Massnahmen. Max Läuger Einbau eines Lifts Inventarobjekt ­Geschäftshaus, 14./15. Jahrhundert Marktplatz 9
Schutzzone Sanierung des Dachs Planungszone Rathaus, 1503–1515, 1606–1608, 1898–
Umbau und Restaurierung der Innen- Burgweg 7, 15 Durch Erneuerung der Schaufenster 1904
Adlerstrasse 21–23 räume, Sanierung des Dachs, Neu­ Sudhaus der ehem. Brauerei Warteck, Freie Strasse 8 erhebliche Verbesserung des Fassaden- Eingetragenes Denkmal
Wohnblock, 1955, Peter Jost, Werner gestaltung der Umgebung 1931–1933, Suter & Burckhardt Zur Himmelspforte, Wohn- und bilds, Rekonstruktion der Fenster­ Erneuerung des Sandsteinbodens,
Meyer Schutzzone ­Geschäftshaus, 1855 öffnungen im 1. Obergeschoss ­Instandsetzung der Schmiedeeisengit-
Inventarobjekt Augustinergasse 2 Einbau einer Bar mit Fumoir Schutzzone ter und Neufassung der Gewölbe in
Umbau, Vergrösserung der garten­ Museum, 1844–1849, Melchior Berri Erneuerung der Dacheindeckung Grenzacherstrasse 488 der Erdgeschoss-Halle, Fassadenkon-
seitigen Balkone Eingetragenes Denkmal Byfangweg 31 Kiosk, 1958, Peter Jost, Werner Meyer servierung an der Kanzlei und deren
Spritzasbestsanierung Wohnhaus, 1882–1884, Heinrich Freie Strasse 10 Staatseigenes Baudenkmal nördlicher Erweiterung, Sicherung
Alemannengasse 4 Tamm Zur Schmalen Sonne, Wohn- und Gesamtrestaurierung und Reinigung der Glasmalereien im
Wohnhaus, um 1885, Emil Oelhafen Bäumleingasse 1 Schutzzone ­Geschäftshaus, 1855  Siehe S. 46/47 Regierungsratssaal
Schutzzone Gerichtsgebäude, 1895/96, Heinrich Renovation der Fassaden Schutzzone  Siehe S. 26/27
Umbau der Innenräume, Sanierung der Reese Instandsetzung der Hofseite und des Inselstrasse 41–45
Fassaden und des Dachs Schutzzone Centralbahnstrasse 10–26 Dachs Inselschulhaus, 1906–1908, Theodor Marktplatz 13
Ausbau des Dachs Bahnhof SBB/SNCF, 1902–1907, Hünerwadel Geltenzunft, 15. Jahrhundert/Fassade
Alemannengasse 44 ­Empfangsgebäude: Emil Faesch & Freie Strasse 81 / Münsterberg 1 Staatseigenes Baudenkmal von 1578
Wohnhaus, 1860, Veranda 1864 Bäumleingasse 16 ­Emanuel La Roche, Perronhallen: Ehem. Bankgebäude, 1905/06, Rudolf Einbau eines Lifts Eingetragenes Denkmal
Inventarobjekt Zur Eisernen Tür, Wohn- und Ge- ­A lbert Buss & Cie. Sandreuter Renovationsarbeiten im Innern, neue
Instandsetzung von Veranda, Fenstern, schäftshaus, 14. Jahrhundert; Auf­ Eingetragenes Denkmal Inventarobjekt Kannenfeldstrasse 44 Klimaanlage
Vorfenstern und Fensterläden stockung und klassizistische Fassade Begleitung des Umbau- und Restaurie- Restaurierung der Natursteinfassaden, Wohnhaus, 1912–1914, Daniel Kessler
durch Melchior Berri, 1850 rungsprojekts für den Elsässerbahnhof. Rekonstruktion der Eichenfenster, Inventarobjekt Mühlenberg 18–22
Allschwilerplatz 22 Schutzzone Erstellung einer Dokumentation ­Reparaturen am Dach Umbau und Sanierung St. Alban-Stift
Oekolampad, erbaut als evang.-ref. Unterhaltsarbeiten an Fassade und zur Baugeschichte und Erarbeitung der Eingetragenes Denkmal
Kirchgemeindehaus Dach denkmalpflegerischen Rahmenbe­ Freie Strasse 90 Kasernenstrasse 25 Auffrischung der Fassaden
1930/31, Emil Bercher, Eugen Tamm dingungen für den Umbau und die Res- Schilthof, Geschäftshaus, 1840–1842, Klingental-Turnhalle, 1891/92,
Eingetragenes Denkmal Barfüsserplatz 10 taurierung Umbau 1899–1900 durch Fritz Stehlin ­Heinrich Reese Münsterplatz 8
Anpassungen und Renovation für Um- Zum Braunen Mutz, Restaurant mit Eingetragenes Denkmal Staatseigenes Baudenkmal Lesegesellschaft, 1528/neugotischer
nutzung Wohnungen, 1913, Rudolf Sandreuter Anpassungen und Umbauten als Bank- Neuverputz der Fassaden in Annähe- Umbau, 1832, Johann Friedrich Huber

104 105
Eingetragenes Denkmal mit Teilrekonstruktion der Rittergasse 7/9 Spalenberg 57 St. Alban-Rheinweg 118 Utengasse 28
Instandsetzung des Südgiebels mit ­Dekora­tionsmalereien Ramsteinerhof, 1728–1732, Johann Carl Wohnhaus mit Geschäft, 13.–20. Jahr- Ehem. Fabrikantenvilla, 1892 Wohnhaus, 1882, J. Stoecklin
Neuanstrich in Anlehnung an die Hemeling hundert Eingetragenes Denkmal Schutzzone
­Wirkung des ursprünglich unverklei- Petersgraben 18 Eingetragenes Denkmal Schutzzone Bau eines Schwimmbeckens im ­ Umbau und Sanierung, Abbruch der
deten Sandstein-Erkerdachs Zum Unteren Samson, Wohnhaus mit Umbauten und Renovationsmass­ Umbau, bauarchäologische Unter­ Garten Hofüberdachung, Einbau eines
Geschäft, 1467/Fassadenumgestaltung nahmen im Innern suchung ­Schaufensters
Münsterplatz 9 Ende 18. Jahrhundert  Siehe S. 60–63 St. Johanns-Vorstadt 19/21
Münster, Mittelalter/Frühe Neuzeit Schutzzone Rittergasse 24 Ackermannshof, 13.–20. Jahrhundert Viaduktstrasse 8–14, Innere Marga­
Eingetragenes Denkmal Ausbau des Dachs Vorderer Ramsteinerhof, 15.–19. Jahr- Sperrstrasse 96/98 Eingetragenes Denkmal rethenstrasse 25–29, Steinentorberg 30
Instandsetzung der Westfassade, ­ hundert Wohnhäuser, 1907–1909, Albert Eichin Gesamtumbau Markthalle, 1928/1929, Hans Eduard
diverse weitere Arbeiten Petersgraben 23 / Peterskirch- Eingetragenes Denkmal Schutzzone  Siehe S. 30–35 Ryhiner, Alfred Adolf Goenner
 Siehe S. 28/29 platz 10, 11 Renovationsarbeiten im 1. Ober­ Sanierung von Fassaden und Dach Eingetragenes Denkmal
Blaukreuzhaus /Hotel Rochat, 1897/98, geschoss St. Johanns-Vorstadt 26 Umbau, Umnutzung des Gesamt­
Münsterplatz 16 E. Vischer & Fueter St. Alban-Anlage 68 Wohnhaus komplexes, Restaurierung des Kuppel-
Reischacherhof, 15. Jahrhundert/­ Rekonstruktion der Fenster Rütimeyerstrasse 10 Ehem. Villa Gemuseus-Burckhardt, Schutzzone baus und der Fassaden
Modernisierung der Fassaden um 1764 Wohnhaus, 1901, Albert Kiefer 1882, E. Vischer & Fueter Umbau mit Dachaufbau, Renovation  Siehe S. 50/51
Eingetragenes Denkmal Petersplatz 5 Schutzzone Schutzzone der Fassaden
Umbau, Neuanstrich der Fassaden Wohnhaus Umbau, Anstrich der Fassaden Renovation des Kutscherhauses, Wettsteinallee 73
Schutzzone ­Neugestaltung der Umgebung St. Johanns-Vorstadt 28 Wohnhaus, 1930, Wilhelm Emil
Münsterplatz 19, 20; Schlüsselberg 17; Umbau, Renovation der Fassade Schützenmattstrasse 20 / Schützen­ Wohnhaus, 13.–19. Jahrhundert ­Baumgartner, Hans Hindermann
Augustinergasse 8 graben 42 St. Alban-Tal 37 Inventarobjekt Planungszone (künftige Schutzzone)
Schürhof, Rollerhof, Burghof, Rei- Unterer Rheinweg zwischen Mittlerer Gerichtsgebäude, erbaut als Spalen- Gallizianmühle/ehem. Wohn- und Ge- Umbau Ausbau Dachgeschoss, Anbau Lift,
nacherhof, mittelalterliche Bauten mit Brücke und Johanniterbrücke schulhaus, 1877–1879, Heinrich Reese werbekomplex, mittelalterlicher Kern  Siehe S. 36–39 ­Reinigung der Fassade, Rekonstruk­
z. T. im Barock umgestalteten Fassaden Rheinufer im Altstadtbereich Schutzzone Eingetragenes Denkmal tion der Fenster
Eingetragene Denkmäler Erneuerung der unteren Uferböschung Restaurierung der Fassaden Umbau der Basler Papiermühle, des Theodorskirchplatz 7
Neuanstrich der Hofseiten und Verbreiterung des Bermenwegs Schweizerischen Museums für Papier, Waisenhaus, ehem. Kartause, Wilhelm Klein-Strasse 27
 Siehe S. 56/57 Schwarzwaldallee 200 / Riehenstrasse Schrift und Druck 15./16. Jahrhundert, Umbauten im Psychiatrische Universitätsklinik,
Reichensteinerstrasse 29 Eisenbahnbrücken der DB, 1907–1913  Siehe S. 44/45 19. Jahrhundert 1883–1886, Gustav Kelterborn, Paul
Nadelberg 21 Wohnhaus, 1905, E. Grether Reinigung, Reparatur und Konser­ Eingetragenes Denkmal ­Reber u.a.
Wohnhaus mit Geschäft, aufgestockt Schutzzone vierung der Naturstein-, Verputz-, St. Alban-Vorstadt 48 Neuanstrich der Fassaden gegen den Inventarobjekt
1900, um­gebaut 1994 Gesamtrestaurierung ­Keramik- und Metallelemente Wohnhaus, 1497 erstmals erwähnt kleinen Kreuzgang, Fassadenstrich der Gesamtrestaurierung Gebäude J
Schutzzone  Siehe S. 52–55 Schutzzone Längstrakte gegen den Haupteingangs-
Instandsetzung der Fassaden Rheingasse 66 Instandsetzung des Erdgeschosses hof, Dachdeckerarbeiten, gestalterische
Wohnhaus, um 1840 Sommergasse 42 Verbesserung und Reparaturmass­ Bettingen
Oberer Rheinweg 23 / Rheingasse 28 Schutzzone Wohnhaus, 1896, Emil Faesch St. Alban-Vorstadt 82 nahmen im Gang und an der Wendel­
Zum Enker, Wohnhaus mit ­Geschäft, Erneuerung der Fenster, Instand­ Schutzzone Wohnhaus, 18./19. Jahrhundert trep­­pe im Hauptgebäude, Instandset- Chrischonarain 210
mittel­alterlicher Kern setzung der Fassaden und des Dachs Umbau der Innenräume, Instand­ Eingetragenes Denkmal zung der Einfriedungsmauern, Umbau Eben Ezer-Halle, 1889/90
Eingetragenes Denkmal setzung der Gartenfassade Wohnungsumbau im 1. Obergeschoss im 2. Obergeschoss des Scherhauses Eingetragenes Denkmal
Sanierung der Fassaden, neue Fenster- Rheinländerstrasse 12  Siehe S. 48/49 Sanierung des Dachs
läden Wohnhaus, 1908, Robert Leitner Sonnenweg 24 St. Alban-Vorstadt 83–87
Schutzzone Wohnhaus, 1911/12, H. R. Stamm Ländliheim, 19. Jahrhundert Turnerstrasse 30/32
Oberer Rheinweg 93 Instandsetzung der Fassaden und des Planungszone (künftige Schutzzone) Schutzzone Wohnhäuser, 1913, 1928 Riehen
Zur Rheinlust, Wohnhaus mit Heim- Dachs Konservierung der Vorfenster, Ersatz Erneuerung der Fenster, Neugestal- Planungszone (künftige Schutzzone)
nutzung, 1843 der Innenfenster tung des Vorplatzes Aussenrenovation Eglingerweg 17
Schutzzone Riehenstrasse 154 Ehem. Landhäuschen, 17.–20. Jahr­
Erneuerung der Fenster Zur Sandgrube, ehem. Landgut, 1745– Spalentorweg 29 St. Johanns-Ring 108 Untere Rheingasse 13 hundert
1753, Johann Jakob Fechter Wohnhaus, 1865, Johannes Götte Wohnhaus, 1895, Friedrich Albert Wohnhaus mit ehem. Werkstatt, Inventarobjekt
Palmenstrasse 4 Eingetragenes Denkmal Eingetragenes Denkmal Inventarobjekt ­14.–20. Jahrhundert Umbau und Sanierung
Wohnhaus, 1904–1908, Rudolf Linder Umnutzung der westlichen Remise zur Restaurierung Umbau, Instandsetzung der Fassaden Schutzzone
Schutzzone Bibliothek und des Dachs Umbau mit Teilauskernung
Umbau, Instandsetzung der Fassaden

106 107
Chrischonaweg 52 Baur Schutzzone Thomas Lutz – «Wolfgottesacker», anlässlich des 150-jährigen
Ehem. Pflegeheim Moosrain, 1917, Inventarobjekt Auffrischung der Fassaden – «Petersgraben», für Studierende der ­Fachhochschule ­Jubiläums der Stadtgärtnerei, 19. Juni
Burckhardt, Wenk & Cie. Umbau der Innenräume, Restaurie- Nordwestschweiz, Prof. Dorothee ­Huber, 27. Oktober – «Schürhof – Münsterplatz 19», für die Geschäfts­leitung
Inventarobjekt rung der Sichtbeton-Fassade Wendelinsgasse 2/Schmiedgasse 31 Martin Möhle des Bau- und Verkehrsdepartements, 12. September; für
Umnutzung Heim zu Wohnhaus Wohnhaus, 1908, Wilhelm Bernoulli – «Auf den Spuren von Ruman Faesch: ­Peterskirche, die Belegschaft des Ethnologischen Seminars der Uni­
Äussere Baselstrasse 389 Schutzzone ­Engelhof, Schlüsselzunft», für die Kommission des versität ­Basel, 21. November
Rütiring 117 Bäumlihof, Pächterhaus, 19. Jahr­ Erneuerung der Fenster, Sanierung des ­Faeschischen Familienlegats, 9. April – «Ackermannshof – St. Johanns-Vorstadt 19/21», im
Wohnhaus, 1963, Hans Beck, Heinrich hundert Garagendachs Anne Nagel ­Rahmen des Gönneranlasses der GSK (Gesellschaft für
– «Haus zum Delphin – Rittergasse 10», für die Beleg- Schweizerische Kunstgeschichte), 8. November
schaft des Erbschaftsamts, 27. Januar Markus Schmid
– «Ackermannshof», Bau­stellenführung, für den Denk- – «Restaurierung Brauner Mutz», ­Baustellenführung,
malrat und die Subventionskommission, 7. April; für 20. Mai
die Mitglieder der Frei­w illigen Basler Denkmalpflege, Bruno Thüring
16. April – «Zwinglihaus», 22. Oktober
Publikationen, Vorträge, Führungen

Publikationen
Rebekka Brandenberger, Michael Leuenberger – «Kantonale Denkmalpflege Basel-Stadt – Chancen und
– «Die Macht der Patina / The Power of Patina», in: ­­Bau- Grenzen der Denkmalpflege in Basel», Rotary Club
und Verkehrsdepartement des Kantons Basel-Stadt ­Basel, 5. September Statistik
(Hrsg.), Hermann Baur. Sachlichkeit in Beton / Objectivity in – «Energieeffizienz am Baudenkmal», CAS Fachhoch-
Concrete. Allgemeine ­Gewerbeschule Basel, Sulgen: Niggli, schule Nordwestschweiz, Muttenz, 24. August
2011, S. 30–41 – «Kantonale Denkmalpflege Basel-Stadt», Gewerbever- Bauberatung 653 betreute Objekte
Anne Nagel band, Branchengruppe Baugewerbe, 9. September Bauforschung 31 untersuchte Bauten
– «Auf Leinwand gemalt – Wandbespan­nungen des – «Kantonale Denkmalpflege Basel-Stadt», Kiwanis-Club Inventarisation 7 Gutachten für Unterschutzstellungsverfahren
18. Jahrhunderts in Basel», in: Zeitschrift für Schweizeri- Basel, 12. Dezember 71 neu ins Inventar aufgenommene Objekte
sche Archäologie und Kunstgeschichte, Bd. 68, H. 2/3, 2011, Unterschutzstellungen 3
S. 77–90 Führungen Subventionsgesuche 117
(Zusätzlich zu den beiden Führungszyklen, den Füh- Führungen 80 davon 13 im Rahmen der Führungszyklen «Unübersehbar!» und «Energie-
Vorträge rungen am Tag der Stadttore und am Europäischen Tag effizienz am Baudenkmal», 11 im Rahmen des Tags der Stadttore (20. August)
Reto Bieli des Denkmals) und 31 anlässlich des Europäischen Tags des Denkmals (10. September)
– «Denkmalpflege im städtischen Raum», MAS Denkmal- Romana Anselmetti Teilnehmende 6 350 davon rund 4000 beim Europäischen Tag des Denkmals (10. September)
pflege, Berner Fachhochschule, Burgdorf, 30. September – «Schulhaus Dreirosen», für das Lehrerkollegium,
Bernard Jaggi 19. April Museum Kleines Klingental 18 828 Besucherinnen und Besucher von Ausstellungen und Anlässen
– «Bauforschung in Basel», Seniorentreff St. Jakob, ­­­­ – «Wenkenhof – Haus und ehem. Barockgarten», für
11. Januar die Gesellschaft zur Förderung der Gartenkultur, Zweig
Martin Möhle Hamburg, 31. Juli; für Pro Senectute Basel, 5. September
– «Bauen und Wohnen in Basel im 1­ 6. Jahrhundert», an Bernard Jaggi
der Jahrestagung des Arbeitskreises ­Hausforschung e.V. – «Ackermannshof», Bau­stellenführung, öffentlich,
(AHF), Lutherstadt Wittenberg (D), 13. Oktober 14. Januar; für den Vorstand des Heimat­schutzes Basel,
Daniel Schneller 11. Februar; für Büro ArchiCo (Rainer Senn) ­sowie
– «Die Rolle der Basler Denkmalpflege in der Zukunft», ­Eigentümer des Erlacherhofs (Nachbarn vom Acker-
Symposium Denkmalrat Basel-Stadt, 20. Januar mannshof), 4. März; für den ­Denkmalrat und die Sub-
– «Energetisches Potenzial historischer Bauten», T­ agung ventionskommission, 7. April; für die Mitglieder der
Eidgenössische Natur- und Heimatschutzkommission Frei­w illigen Basler Denkmalpflege, 16. April
und Eidgenössische Kommission für Denkmalpflege, – «Kleines Klingental und Klingentalkirche», für die
Karthause Ittingen, 18. Mai ­Burgenfreunde Basel, 9. April
– «Energieeffizienz am Baudenkmal», Delegierten­ – «Ackermannshof – St. Johanns-Vorstadt 19/21», im
versammlung des Hauseigentümerverbands Basel-Stadt, ­Rahmen des Gönneranlasses der GSK (Gesellschaft für
31. Mai Schweizerische Kunstgeschichte), 8. November

108 109
Die Mitarbeitenden der
Kantonalen Denkmalpflege im Jahr 2011
30 Personen teilen sich 20 Vollzeitstellen

Leitung Bauberatung Inventarisation und Dokumentation


Dr. Daniel Schneller, Dr. Thomas Lutz, Leitung Anne Nagel, Co-Leitung
Kantonaler D­ enkmalpfleger Reto Bieli Bruno Thüring, Co-Leitung
Dr. Thomas Lutz, Rebekka Brandenberger
Stellvertreter Markus Schmid Inventarisation schützenswerter ­Bauten
Romana Anselmetti
Stabsstelle Vermitteln Subventionen Erwin Baumgartner
Öffentlichkeitsarbeit Mario Civatti Bruno Thüring
Klaus Spechtenhauser (ab 1. Mai) Stefan Häberli
Inventarisation Kunstdenkmäler
Museum Kleines Klingental Bauforschung Dr. Martin Möhle
Vera Stehlin, Leitung (bis 30. Juni) Bernard Jaggi, Leitung Anne Nagel
Patrick Moser, Leitung (ab 1. Sept.) Conradin Badrutt
Hans Ritzmann Archiv und Bibliothek
Aufsicht Museum Stephan Tramèr Yvonne Sandoz
Christina Ladner Basil Marty (bis 30. April) Antonio Esposito, Assistenz
Silvia Lämmle Katja Lesny, Praktikantin (bis 30. Juni)
Barbara Lütscher Dienste
Anita Moser Judith Bösiger, Leitung
Iris Mundwiler Stephan Buser, Sekretariat
Christine Surbeck Noelia Benitez, Praktikantin
Viktor Frei, Hausdienst
Lajos Simon, Hausdienst

Zivildienstleistende Stefan Kunz Philipp Ryffel


Marc Bäschlin David Misteli Michel Schenker
Andreas Eichenberger Natalino Morabito Christoph Schwander
Flavio Karrer Raphaël Oehler Justinas Zuklys
Till Köppel Jonas Prina

Ins Berichtsjahr fiel der Tod eines langjährigen Mitarbeiters.


Am 6. August 2011 ­verstarb Matthias Merki im Alter von 62 Jahren.
Wegen seiner schweren ­K rankheit war er vorzeitig in den ­Ruhestand getreten. Mit Elan und
hohem Fachwissen hatte Merki stets ­einen wichtigen Beitrag zur
Erfor­schung der lokalen Baugeschichte ­geleistet.
Matthias Merki wird als l­ iebenswürdiger, kollegialer Mensch in Erinnerung bleiben.

110
Wichtig
Abbildungsnachweis

Archäologische Bodenforschung des Kantons Albrecht Schröder, Laurie Winters (Hrsg.), Bieder- oben, Mitte, 97 oben, unten rechts: Foto Kathrin
Basel-Stadt meier. Die Erfindung der Einfachheit, Ostfildern: Schulthess – 58/59, 65 oben rechts, 66/67 alle:

für das Gesicht


S. 63: Plan Udo Schön Hatje Cantz, 2006 Foto Hans Ritzmann – 60–62 alle: Foto/Zeichnung
Bau- und Verkehrsdepartement des Kantons Grundbuch- und Vermessungsamt Basel-Stadt Conradin Badrutt – 64 oben: Foto Christoph
Basel-Stadt S. 17 Teuwen – 72–79 alle, 90: Foto Bruno Thüring –
S. 3 Historisches Museum Basel 91 unten, 98: Foto Christian Aeberhard – 93 oben
Christoph Merian Stiftung S. 14 unten links (Umschlag Programmzeitung): Foto Christian
S. 45 rechts: Foto Kathrin Schulthess Kantonale Denkmalpflege Basel-Stadt Flierl
Eidgenössisches Archiv für Denkmalpflege (EAD) Umschlag, S. 8/9, 11, 21 oben, 46 unten, 50 oben, Hartmut Kugler et al. (Hrsg.), Die Ebstorfer

Basels.
S. 19 oben 52, 53, 56, 57, 92 unten, 102: Foto Klaus Spechten- Weltkarte, Berlin: Akademie Verlag, 2007
Foto Andreas Hindemann hauser – 12, 24/25, 31 oben, 32 oben, 33–35 alle: S. 14 oben
S. 29 unten Foto Ruedi Walti – 15, 18 oben, 30 alle, 32 unten, Kunstmuseum Basel
Foto Gregor Mahrer 48, 50 unten, 64 unten, 65 oben rechts, 66–67 S. 83
S. 26/27 alle alle, 82 rechts (Bildarchiv Foto Marburg), 84 un- Privatsammlung
Foto Jamini Schneller ten, 87 alle, 91 Mitte, 99 links: Archiv – 18 unten, S. 82 links, 85 unten
S. 7 19 unten, 84 oben: Foto Martin Möhle – 20, 22, 23 Staatsarchiv Basel-Stadt
Foto Myriam Schneller unten: Foto Reto Bieli – 21 unten alle: Zeichnung S. 10 (Planarchiv P 4,73), 16 (Bild Wack C 80),
S. 96 unten Stephan Tramèr – 28, 29 oben, Mitte, 95 unten, 68/69 (NEG Rheinflug A 4701 & A 4702), 71 (NEG
Foto Christoph Stadelmann 97 unten links: Foto Daniel Schneller – 31 unten 20478), 80 (Bild 2, 712), 111 (BALAIR 2963W)
S. 99 rechts links, 36 beide, 37 oben, 38, 39, 85 oben: Foto Erik Stehlin-Archiv, Basel
Frobenius A.G. Basel (Hrsg.), Der Badische Schmidt – 31 unten rechts: Foto Bernard Jaggi – S. 81
Bahnhof in Basel, Basel: Frobenius, 1914 40–43 alle: Foto Tom Bisig – 44, 45 links, 46 oben, Vischer AG Architekten + Planer
S. 54/55 alle 47, 91 oben, 99 links (Umschlag Broschüre), 100, S. 37 unten (Umzeichnungen Hans Ritzmann)
Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg 101, 103: Foto Flavio Karrer – 49, 88/89, 92 oben,
S. 65 oben links, aus: Hans Ottomeyer, Klaus 93 oben rechts, unten, 94 alle, 95 beide oben, 96

Bildlegenden S. 58/59: Tapetenfund aus der Rebgasse 13. Denkmalpflege bei einer Führung am Euro-
S. 8/9: Die Reithalle auf dem Kasernenareal. S. 68/69: Die für das Inventar der schützenswer- päischen Tag des Denkmals.
S. 24/25: Neue Bar im Erdgeschoss des Acker- ten Bauten im Berichtsjahr bearbeiteten Quartiere S. 111: Die Dornier Do K3 D-2183 über dem Bach-
mannshofs mit Wandmalereifragmenten aus der Gotthelf, Bachletten und Iselin, um 1930. letten-Quartier in Basel, 25. Nov. 1931.
Zeit um 1600. S. 88/89: Stephan Tramèr von der Kantonalen

Impressum

Herausgeber Grafisches Konzept Bestelladresse


Kantonale Denkmalpflege Basel-Stadt eyeloveyou®, Basel Bau- und Verkehrsdepartement des
Konzept und Redaktion Umsetzung Kantons Basel-Stadt
Klaus Spechtenhauser Klaus Spechtenhauser Städtebau & Architektur
Korrektorat Druck Kantonale Denkmalpflege
Judith Bösiger Schwabe AG, Muttenz Unterer Rheinweg 26
Auflage 4058 Basel
2000 denkmalpflege@bs.ch

ISBN 978-3-9522166-2-0
ISSN 2235-4514

© 2012 Kantonale Denkmalpflege Basel-Stadt


Wichtig
für das Gesicht
Basels.

Kantonale Denkmalpflege
Kleines Klingental
Unterer Rheinweg 26
4058 Basel
Tel. 061 267 66 25
Fax 061 267 66 44
denkmalpflege@bs.ch
www.denkmalpflege.bs.ch

You might also like