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Gegen Irrwege

der Mobilfunkpolitik –
für Fortschritte
im Strahlenschutz
KRITISCH E BI LANZ NACH EI N EM

V I E R T E L JA H R H U N D E R T D E S M O B I L F U N K S

Wirkungen des Mobil-


und Kommunikationsfunks

Eine Schriftenreihe der


Kompetenzinitiative zum
Schutz von Mensch, Umwelt
und Demokratie e. V.

HEFT 10
Wirkungen des Mobil-
und Kommunikationsfunks
Eine Schriftenreihe der Kompetenzinitiative
zum Schutz von Mensch, Umwelt und Demokratie e. V.

Herausgeber:
Prof. Dr. rer. nat. Klaus Buchner, Bernd Irmfrid Budzinski,
Dr. med. Horst Eger, Dr. med. Markus Kern, Dr. phil. Peter Ludwig,
Prof. Dr. phil. Karl Richter, Dr. rer. nat. Ulrich Warnke

Redaktion:
Prof. Karl Richter und Dr. Peter Ludwig

Gestaltung und Layout:


Sabine Zimmermann | www.zimmermann-s.com

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ISBN 978-3-9812598-8-9 | Preis 5,00 €

Alle Urheberrechte vorbehalten


St. Ingbert, 1. Auflage September 2017
FÜR FORTSCHRITTE IM STRAHLENSCHUTZ

Gegen Irrwege
der Mobilfunkpolitik –
für Fortschritte
im Strahlenschutz
KRITISCH E BI LANZ NACH EI N EM

V I E R T E L JA H R H U N D E R T D E S M O B I L F U N K S

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GEGEN IRRWEGE IN DER MOBILFUNKPOLITIK

INHALT

Vorwort

Gegen Irrwege der Mobilfunkpolitik –


für Fortschritte im Strahlenschutz
Scheinwissenschaftlich legitimiertes staatliches Handeln
und seine sozialen Folgen
Prof. Dr. phil. Karl Richter, Prof. Dr. med. Franz Adlkofer, Prof. Dr. rer. nat.
Mario Babilon, Prof. Dr. rer. nat. Klaus Buchner, Prof. Dr. med. Karl Hecht,
Prof. Dr. theol. Werner Thiede, Dr. rer. nat. Ulrich Warnke - in Abstimmung
mit 18 Organisationen des Gesundheits- und Umweltschutzes

Stellungnahme und Forderungen


zum Mobilfunk-Bericht der Bundesregierung 2017
Richter am VG a.D. Bernd Irmfrid Budzinski, Prof. Dr. rer. nat. Klaus Buchner,
Prof. Dr. rer. pol. Rüdiger Flick, Prof. Dr. med. Karl Hecht,
Prof. Dr. phil. Gert Sautermeister

Gesundheit - ein Menschenrecht


Appell an die politisch Verantwortlichen

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FÜR FORTSCHRITTE IM STRAHLENSCHUTZ

Vorwort

Die Beiträge der hier vor- Aber müssen wir das? In ihrer den Erhalt von Kontrolle und
gelegten Schrift beobachten Neujahrsansprache vom 31. De- Steuerung des eigenen Lebens-
aktuelle Tendenzen einer aktio- zember 2016 hat Bundeskanz- umfelds.“ *
nistischen Mobilfunkpolitik, mit lerin Dr. Angela Merkel versi-
der der Schutz von Mensch und chert, unsere parlamentarische Die Verfasser dieser Schrift
Umwelt nicht Schritt gehalten Demokratie sei „stark“: „Sie er- teilen diese Einschätzungen.
hat. Strahlenschutzkommission möglicht Mitwirkung und Mit- Sie bekennen sich zum gewalt-
und Bundesregierung nehmen sprache. Sie akzeptiert, nein, sie freien Widerspruch und wollen
den Stand der internationa- fordert Widerspruch und Kritik. nicht, dass Gruppen von Men-
len Risikoforschung nur höchst Kritik, die friedlich und im Re- schen aus der Gesellschaft aus-
selektiv zur Kenntnis. Weit über- spekt vor dem einzelnen Men- gegrenzt werden. Sie beobachten
höhte Grenzwerte mit zwei- schen daherkommt, die Lösun- vielfältige Spannungsverhält-
felhafter Vorgeschichte werden gen und Kompromisse sucht nisse von ‚digitaler Revolution‘
festgehalten, weil man sich und nicht ganze Gruppen aus- und Menschenwürde, Mobil-
dann kaum Gedanken machen grenzt.“ Und in bemerkenswer- funkpolitik und Menschenrecht.
muss, was Menschen, die von ten Äußerungen anlässlich Aber sie halten die erreich-
den Wirkungen dieser Politik einer Tagung Rechts- und Wer- te Diskrepanz von Idee und
betroffen sind, möglicherweise teordnung in der digitalen Welt Wirklichkeit des demokratischen
angetan wird. Und Bürger, die (3. Juli 2017) sieht Justizminister Rechtsstaats auch für so groß
aus dem Kontakt zur internati- Heiko Maas die Gesellschaft auf- und so schmerzlich, dass sie den
onalen Forschungslage anders gerufen, die „Menschenwürde“ Mut zu demokratischem Wi–
informiert sind, sollen sich of- als „oberste Maxime unseres derstand als wichtige Bürgertu-
fenbar damit abfinden, dass so Zusammenlebens“ gegen Ge- gend werten, die wir zum Schutz
eben auch Demokratie heute fährdungen im Zuge der Digita– der Demokratie wie unserer Le-
funktioniert. lisierung zu verteidigen. Gerade benswelt dringend brauchen.
im häuslichen Umfeld müsse Und sie sehen eine zu große
jeder „den Grad und Zeitpunkt Nähe von Staat und Industrie
der Digitalisierung selbst be– für die beobachteten Defizite an
stimmen können“, und gebe es Aufklärung und Verbraucher-
ein Recht auf „den Respekt von schutz mit verantwortlich.
Privatsphäre und Freiheit durch

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GEGEN IRRWEGE IN DER MOBILFUNKPOLITIK

Der erste der folgenden Bei- Ein an die politisch Verant- Die Kompetenzinitiative zum
träge dieser Schrift bietet eine wortlichen gerichteter Appell Schutz von Mensch, Umwelt
allgemeiner gehaltene Kritik Gesundheit – ein Menschen- und Demokratie e. V., die diese
von Grundlagen und exempla– recht beschließt die Schrift. Schrift herausgibt, dankt den
rischen Folgen aktueller Mobil- zahlreichen mitunterzeichnen-
funkpolitik. Der zweite fragt am Adressaten der Schrift sind den Organisationen des Ge-
konkreten Beispiel des jüngsten die Instanzen der politischen sundheits- und Umweltschut-
Mobilfunkberichts der Bundes– Legislative und Exekutive, zes, die das Projekt zu einer
regierung an den Bundestag, ob die wir für die Standards des solidarischen Gemeinschafts-
solche Instrumente dem Ver- Gesundheits- und Umwelt- aktion gemacht haben.
fassungsauftrag gerecht wer- schutzes in besonderer Weise
Karl Richter
den, Politik und Öffentlichkeit zuständig und verantwortlich im Namen der
angemessen über mögliche Ri- sehen. Angesprochen werden Kompetenzinitiative e. V.
September 2017
siken der technologischen Ent– sollen aber auch all jene Kräfte,
wicklung aufzuklären. denen die Verfassung des
demokratischen Rechtsstaats
im Sinne der Gewaltenteilung
Korrektivfunktionen gegenüber
der politischen Exekutive zu-
schreibt – Medien und Justiz
vor allem. An die Repräsentan-
ten aller demokratischen Partei-
en wenden wir uns mit der Bitte,
die Überprüfung der geschilder-
ten Missstände mit in ihr Pro-
gramm aufzunehmen.

* Zur Rede von Heiko Maas und anschließenden Äußerungen im Gespräch s. die Pressemitteilung
http://www.bmjv.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2017/07032017_digitales_Leben.html ;
den Text der Rede unter http://www.bmjv.de/SharedDocs/Reden/DE/2017/07032017_digitales_Leben.html;jsessionid=
DD7F73E43922911C8E13D3651360EBAE.1_cid289?nn=6705022

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FÜR FORTSCHRITTE IM STRAHLENSCHUTZ

Gegen Irrwege
der Mobilfunkpolitik –
für Fortschritte im Strahlenschutz
Scheinwissenschaftlich legitimiertes staatliches Handeln und seine sozialen Folgen

Prof. Dr. phil. Karl Richter, Prof. Dr. med. Franz Adlkofer,
Prof. Dr. rer. nat. Mario Babilon, Prof. Dr. rer. nat. Klaus Buchner,
Prof. Dr. med. Karl Hecht, Prof. Dr. theol. Werner Thiede,
Dr. rer. nat. Ulrich Warnke

Der Text unterstützt und mitunterzeichnet von folgenden


Organisationen des Gesundheits- und Verbraucherschutzes :
W ährend die deutsche Mo-
bilfunkpolitik des Jahres 2017
Arbeitskreis Elektro-Biologie e. V. (AEB) in besonderer Weise im Zeichen
Berufsverband Deutscher Baubiologen VDB e. V. der ‚Digitalen Agenda‘ stand,
Bürgerwelle e. V., Schutz von Mensch und Umwelt soll 2018 offenbar beson-
Deutsche Gesellschaft für Umwelt- und Humantoxikologie e. V. ders der Einführung der neuen
(DGUHT) 5G-Technologie gehören. Ge-
Deutscher Naturheilbund e. V. meinsam ist beiden Vorgängen,
diagnose:funk e. V., Umwelt- und Verbraucherorganisation zum dass sie Funkstrahlungen in un-
Schutz vor elektromagnetischer Strahlung e. V. sere Lebenswelt einführen, ohne
Europäische Akademie für Umweltmedizin / European Academy for ihre Wirkungen auf die leben-
Environmental Medicine (EUROPAEM) e. V. den Organismen ausreichend
Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN zu beachten. Als zusätzliches
Interdisziplinäre Gesellschaft für Umweltmedizin e. V. (IGUMED) Risiko eigener Art wirkt sich
Naturschutzinitiative e. V. (NI), Verein zum Schutz von Landschaf- dabei die Tatsache aus, dass der
ten, Wäldern, Wildtieren und Lebensräumen deutsche Strahlenschutz seiner
Ökologischer Ärztebund e. V. Aufgabe nicht gerecht wird und
Pandora, Stiftung für unabhängige Forschung Gesundheit und Umwelt nur
Stiftung für Kinder unzureichend schützt. In der
Verband Baubiologie e. V. Überschau des zurückliegenden
Verein für Elektrosensible und Mobilfunkgeschädigte e. V. Jahrzehnts zeigt sich das nicht
Verein für Naturschutz und Gesundheit südlicher Odenwald e. V. nur am verharmlosenden Um-
Verein zur Hilfe umweltbedingt Erkrankter e. V. (VHUE) gang mit dem Stand internati-
Verein Weisse Zone Rhön e. V. onaler Risikoforschung.

Die Verfasser danken Frank Berner, Barbara Dohmen, Dipl. Ing. Joachim Gertenbach, Peter Hensinger M.A.,
Dr. med. Markus Kern, Dr. med. Monika Krout, Dr. med. dent. Claus Scheingraber und Dr. med. Ortwin Zais für Hinweise
und hilfreiche Zusammenarbeit.

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GEGEN IRRWEGE IN DER MOBILFUNKPOLITIK

I
Sorgloser Aktionismus
statt Vorsorge und
Gefahrenabwehr

Es zeigt sich auch in der Die Forschungsberichte der BioInitiative Working Group, die Po-
Verteidigung von Grenz- und sition 46 des BUND, der Internationale Ärzte-Appell 2012 und der
Richtwerten, die auf überholten Internationale Wissenschaftler-Appell 2015 sehen übereinstimmend
wissenschaftlich-medizinischen mit den Technologien des Mobil- und Kommunikationsfunks ein
Annahmen beruhen, statt mit hohes Risikopotenzial verbunden. Auch die Resolution Nr. 1815 des
dem aktuellen Stand der Erkennt– Europarates (2011) und die Europäische Umweltagentur im zweiten
nis überfällige Maßnahmen der Teil ihrer Schrift Späte Lehren aus frühen Warnungen beurteilen das
Vorsorge und Gefahrenabwehr so. Und all diese Positionsbestimmungen gelangen zu der Folgerung,
zu verlangen. dass die fortschreitende Überfrachtung unserer Lebenswelt mit einer
Die Schwächen und Versäum- wachsenden Dichte und Vielfalt elektromagnetischer Felder nicht zu-
nisse im Gesundheits- und Um- kunftsfähig ist.
welt schutz gehen dabei Hand in Der von angesehenen Wissenschaftlern aus 42 Ländern unterzeich-
Hand mit beobachtbaren Defi- nete Internationale Wissenschaftler-Appell 2015 fasst die wichtig-
ziten der Verwirklichung des sten der bekannten Risiken zusammen:
demokratischen Rechtsstaats. Die Wirkungen umfassen ein erhöhtes Krebsrisiko, zellulären
Diese äußern sich in den Stress, einen Anstieg gesundheitsschädlicher freier Radikale, ge-
Einschränkungen notwendiger netische Schäden, Änderungen von Strukturen und Funktionen im
Kontrollfunktionen, die neue Reproduktionssystem, Defizite beim Lernen und Erinnern, neurolo-
technologische Entwicklungen gische Störungen und negative Auswirkungen auf das Allgemeinbe-
begleiten müssen, wenn sie nicht finden der Menschen. Wie die sich mehrenden Belege für schädliche
zu einer möglichen Gefahr für Auswirkungen auch auf die Pflanzen- und Tierwelt zeigen, reicht die
Gesundheit und Umwelt werden Bedrohung weit über die Menschheit hinaus.¹
sollen. Und sie zeigen sich vor
allem auch daran, dass gesetz- Der Appell sieht die internationale Politik wie diejenige der einzel-
liche Schutzzusagen für eine nen Länder bei dem Stand internationaler Erkenntnis aufgefordert,
wachsende Zahl von Menschen überfällige Maßnahmen wirksamer Vorsorge einzuleiten, die vom
brüchig geworden sind. Schutz für Kinder und Schwangere bis hin zur Einrichtung ‚weißer
Zonen‘ (strahlungsfreier Gebiete) für besonders elektrosensible Men-
schen reichen. Auch die einsetzende Erforschung der Langzeit–
wirkungen bietet mit ihren Erkenntnissen allen Anlass, die bisherigen
Einstellungen des Gesundheits- und Umweltschutzes zu überprüfen. ²

8
FÜR FORTSCHRITTE IM STRAHLENSCHUTZ

In einer Würdigung der im Doch die für die deutsche Mobilfunkpolitik Verantwortlichen
Sommer 2016 veröffentlicht- scheinen von all diesen Erkenntnissen noch weitgehend unberührt.
en US Regierungsstudie des Man beobachtet im Gegenteil einen sorglosen Aktionismus, der
National Toxicology Program verfährt, als gebe es weder Risiken noch besonders schutzbedürf-
(NTP-Studie), die das kanze- tige Gruppen der Gesellschaft. Um nur besonders markante aktuelle
rogene Potenzial elektromag- Beispiele einer solchen Politik aufzuführen:
netischer Strahlung mit neuer
Deutlichkeit bestätigt, folgert • Der sog. ‚Digital-Pakt‘ will - mit großem Beifall der Industrie - die
Ulrich Warnke: deutsche Bildungslandschaft flächendeckend digitalisieren, wobei
Wer als Verantwortlicher im WLAN nun offensichtlich auch in 40.000 Schulen gedrängt werden
Gesundheitswesen die aktuellen soll.
Studienergebnisse und die sich • Alle Bürger, ob Hauseigentümer oder Mieter, können oder sollen mit
daraus ergebenden potenziellen der Digitalpolitik offenbar auch gezwungen werden, sich mit Funk-
gesundheitsgefährdenden Kon- Zählern zu arrangieren – anders z. B. als in Österreich und Italien.
sequenzen kennt und dennoch • Die WLANisierung des öffentlichen Raums scheint dem Ziel zu fol-
die vollumfängliche Vorsorge hi- gen, Deutschland in einen einzigen Hotspot zu verwandeln, setzt
nauszögert, nimmt bewusst Ge- sich dabei aber nicht nur über jede Diskussion der WLAN-Risiken
sundheitsschädigungen der Be– hinweg, sondern schließt elektrohypersensible Menschen weitest-
völkerung in Kauf. ³ gehend von der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben aus.
Was der Forscher damit in Be- • Getreu dem bisherigen Stil der Mobilfunkpolitik soll auch die 5.
zug auf eine besonders wichtige Generation der Mobilfunktechnologien der Bevölkerung ohne vor-
Studie folgert, gilt mit Bezug herige Abklärung der Risiken zugemutet werden – ein neuerli-
auf die ganze Bandbreite vorlie- ches Experiment an der Gesamtheit der Bevölkerung, die angeblich
gender Erkenntnisse erst recht. schonender, aber in einem ganz wörtlichen Sinn auch umfassend-
Längst erscheinen dabei ‚Vor- er betroffen sein wird.
sorge‘ und ‚Gefahrenabwehr‘
nur fließend gegeneinander ab- Franz Adlkofer macht in einem Kommentar zu einem Kon-
grenzbar. ferenz-Bericht von Dariusz Leszczynski in Bezug auf diese jüngste
5G-Entwicklung deutlich:

9
GEGEN IRRWEGE IN DER MOBILFUNKPOLITIK

Das wichtigste Thema der Konferenz betraf die bevorstehende Ein-


führung der revolutionären 5G-Technologie, deren Strahlung nicht
mehr in das Hirn der Mobilfunknutzer eindringt, sondern gänzlich
von der Haut absorbiert wird. Dariusz Leszczynski kritisiert in seinem
Bericht, dass die Veranstalter allen Ernstes erwägen, diesen Vorteil
der neuen Technologie dazu benutzen wollen, um die bereits jetzt
viel zu hohen Grenzwerte weiter zu erhöhen. Sie setzen dabei voraus,
dass der Haut ähnlich wie den Extremitäten eine höhere Strahlen-
belastung als Kopf und Rumpf zugemutet werden kann. Dies mag
richtig sein, berücksichtigt aber keines der grundsätzlichen Probleme.
Zum einen fehlt jede Information darüber, wie hoch die Belastung der
Haut, die der 5G-Strahlung ausgesetzt ist, sein darf, ohne dass sie
Schaden nimmt. Zum andern gibt es keine einzige Untersuchung, die
eine Aussage über ihre biologischen Wirkungen insgesamt zulässt.
Wie schon bei der Einführung der Mobilfunkgenerationen 1G bis 4G
wird die medizinische Wissenschaft durch Schaffung von Fakten wie-
derum vor vollendete Tatsachen gestellt.4

Wie ist der schwer verständliche Gegenlauf zu erklären, dass in-


dustrieunabhängiger Wissenschaft und Medizin ein Umdenken zwin-
gend erforderlich erscheint, während Staat und Industrie die Zeit als
reif dafür ansehen, die Strahlenbelastung drastisch zu vermehren und
in die letzten Winkel unseres Gemeinwesens zu tragen? Wer gibt der
Regierung eines demokratischen Staates das Recht, dabei auch kühn-
ste Experimente an der Gesamtheit der Bevölkerung vorzunehmen?

10
FÜR FORTSCHRITTE IM STRAHLENSCHUTZ

II
Grenzwerte als Instrument
der Täuschung

Die politisch Verantwort- Industrie wie Politik haben das ganz offensichtlich als Aufforderung
lichen berufen sich auf die Er- gewertet, so schnell wie möglich den Funktechnologien weitere
kenntnisse und Bewertungen vor Räume unserer Lebenswelt zu erobern und einer sich verschärfenden
allem der von ihnen eingesetzten Risikodiskussion mit vollendeten Tatsachen zuvorzukommen.
Strahlenschutzkommission. Aber Die dubiose Vorgeschichte der Werte scheint die Verantwortlichen
sie sind sich dabei vielleicht nicht dabei so wenig zu interessieren wie die Tatsache, dass sowohl die
einmal bewusst, in welchem absolute Höhe der Werte wie die Parameter ihrer Festlegung bei dem
Umfang gerade dieses Gremium aktuellen Stand biowissenschaftlicher Erkenntnis einzigartige Ana-
beigetragen hat, den Stand chronismen darstellen:
internationaler Risikoerkenntnis
• Die Grenzwerte beurteilen die Wirkungen der Strahlung auf den
bis zur Unkenntlichkeit zu ver-
menschlichen Organismus überwiegend nach physikalischen Ge-
kürzen und Grenzwerte bzw.
setzen der Energieabsorption, die keinen grundlegenden Unter-
Richtwerte zu rechtfertigen, die
schied zwischen lebender und toter Materie machen. Die bekannten
dem verfügbaren Stand biophy-
vielfältigen biologischen Wirkungen bleiben dabei außer Acht.
sikalischer und biowissenschaft-
• Die These, dass nur thermische Wirkungen der elektromagnetischen
lich-medizinischer Kenntnis in
Felder zu schädigen vermögen, nur sie also auch bei der Grenz–
keiner Weise Rechnung tragen.5
wertfestlegung zu berücksichtigen sind, weil unterhalb dieser ther-
Die geltenden und von der
mischen Grenze gar keine gesundheitsrelevanten Wirkungen auf-
Strahlenschutzkommission ver-
träten, ist bei dem aktuellen Stand der Forschung nicht zu halten.
teidigten Grenz- und Richtwerte
• Zu den gravierenden Schwächen der Grenz- und Richtwerte für
sind zu einer der wirksamsten
Hochfrequenz-Techniken gehört weiter die Tatsache, dass sie den
Barrieren geworden, die ein-
Zeitfaktor nicht berücksichtigen und bereits vorliegende Erkennt-
en zeitgemäßen Strahlenschutz
nisse von Langzeitwirkungen ignorieren.
verhindern. Entsprechend fa-
• Für die biologische Wirkung bedeutsame Aspekte wie z. B. die
tal hat es sich ausgewirkt, dass
Modulation der Strahlung werden bislang nicht berücksichtigt.
sie – gegen alle Widerstände
und kritischen Stellungnahmen Selbst die immer wieder zu Recht geforderte drastische Senkung
– mit der Novellierung der 26. der Grenzwerte bleibt unzureichend, wenn nicht zugleich damit die
BImSchV für genehmigungs– überholten Parameter der Begründung aufgegeben und die Grenz-
pflichtige Anlagen bestätigt und und Richtwerte im aktuellen Stand wissenschaftlich-medizinischer
fortgeschrieben worden sind. Erkenntnis fundiert werden. Der wissenschaftliche ,Nachweis‘ eines

11
GEGEN IRRWEGE IN DER MOBILFUNKPOLITIK

Ursache-Wirkung-Zusammen- Verantwortlich dafür sind vor Hand in Hand mit empfindli-


hangs (Kausalität) kann dabei allem die internationalen Or- chen Einschränkungen gesetz–
nicht nur unterbleiben, weil ganisationen ICNIRP und AG- lich garantierter Grund- und
er nirgends vorgeschrieben NIR, auf die sich der Strahlen- Schutzrechte – was regelmäßig
ist, sondern auch, weil er bei schutz vieler Länder beruft, um bestätigte und fortgeschriebe-
gestörten Lebensprozessen zu- der betriebenen Technik-Poli- ne Grenz- und Richtwerte be–
meist schwer möglich ist. tik den Anschein wissenschaftli- schönigend verschleiern. Dass
Die Standards des Strahlen- cher, politischer und juristischer es anders geht, hat jüngst das
schutzes und eine darauf auf- Legitimität zu verschaffen.6 In Beispiel der Schweiz gezeigt: Al-
bauende Information der Öffent– Deutschland ist das nicht an- len Versuchen, weitaus niedrig-
lichkeit täuschen im Grunde ge- ders als in England, auf dessen ere Grenzwerte anzuheben, hat
nommen gleich in zweifach- Verhältnisse Starkey vor allem der Ständerat (Rat der Kantone)
er Hinsicht über mögliche Risi– bezogen ist. 2016 eine klare Absage erteilt.
ken. Der Stand internationaler Wo aber Gerichte und Kom- Welche besonders schutz-
Risikokenntnis wird zweckdien- munen die regierungsamtli- bedürftigen Gruppen der deut-
lich beschnitten. Zugleich damit chen Vorgaben zur Leitlinie ihrer schen Gesellschaft für die
wird aber auch suggeriert, dass Entscheidungen machen, haben grenzwertberuhigte deutsche
sich der Bürger durch die gel- Menschen, die von den Wirkun- Mobilfunkpolitik und eine zwei–
tenden Grenzwerte bestens ge– gen der elektromagnetischen felhafte Strahlenschutz-Arbeit
schützt fühlen darf. Felder gesundheitlich betrof- einen besonders hohen Preis zu
In einem aktuellen Beitrag fen sind, keine Chance. Be- zahlen haben, sei im Folgenden
zum Problem der Grenzwerte merkenswerte Entscheidungen am Beispiel elektrohypersensi-
erläutert die Neurophysiologin zugunsten der Betroffenen, wie bler Bürger sowie der Genera-
und Umweltwissenschaftlerin es sie in Italien, Frankreich und tion unserer Kinder näher er-
Sarah J. Starkey die weit über- Spanien immerhin bereits gege- läutert.
höhten Grenzwerte, die in zahl- ben hat, sucht man in Deutsch-
reichen Ländern gelten, als land vergebens. Deutlicher als
Ergebnis pseudowissenschaftli- irgendwo sonst gehen die Ein-
cher Manipulationen. schränkungen des Gesundheits-
und Umweltschutzes aber auch

12
FÜR FORTSCHRITTE IM STRAHLENSCHUTZ

III
Der Umgang
mit elektrohypersensiblen Menschen
und dem Grundgesetz

Wenn der Staat keinen An- denen auch gehört, dass häufig Unantastbarkeit der Menschen-
lass sieht, seine Schutzpflicht mehrere Umweltnoxen zusam- würde gemäß Artikel 1 GG, das
gemäß Artikel 2.2 GG zu erfül- menwirken. Zwar gibt es in die- wohl zentralste und umfassend-
len, oder wenn er den an sich sem Punkt noch immer erhebli- ste aller Menschenrechte, ge-
geschützten Raum der eigenen chen Forschungsbedarf; längst blieben? Haben sich die politisch
vier Wände nicht vor Strah- liegen aber auch sehr deutliche Verantwortlichen je gefragt, was
lungsintensitäten bewahrt, die Erkenntnisse dazu vor.8 es für die Entwicklung einer Ge-
nach dem Stand der Erkennt- Die Leitlinie 2016 macht zu– sellschaft längerfristig bedeutet,
nis gesundheitsschädigend sein gleich deutlich, wie absurd und wenn immer mehr Bürger durch
können, beispielsweise nach der inhuman es bei dem Stand der Staat und Industrie zu einem
Einstufung der WHO Krebs ver- Erkenntnis wie im internatio- menschenunwürdigen Leben in
ursachen könnten, so tangiert nalen Vergleich erscheint, wenn Kellern oder zur verzweifelten
das die Grundrechte jedes Bür- der deutsche Staat diese Gruppe Suche nach letzten Funklöchern
gers. Besonders hart von diesen seiner Bürger pauschal zu ein- gezwungen und von der Teil-
Einstellungen der Mobilfunkpo- er Ansammlung von Hypochon- habe am gesellschaftlichen Le-
litik betroffen ist aber die wach- dern und eingebildeten Kranken ben weitgehend ausgeschlossen
sende Minderheit elektrohyper- erklärt. Strahlenbedingt Kran- werden?
sensibler Menschen. ke soll es offenbar nicht geb-
Mit Recht widmet ihnen die en, weil sie rücksichtsvollere Nach den beobachtbaren Ein-
neue medizinische Leitlinie Einstellungen der Technikpoli- stellungen des Umgangs mit
2016 zur Prävention, Diagnos- tik fordern würden.9 Und ‚weiße elektrohypersensiblen Men-
tik und Therapie EMF-bedingter Kreise‘ mit geringer Strahlen- schen erscheint die betrie-
Beschwerden und Krankheit- belastung widersprechen dem bene Mobilfunkpolitik als ein
en der Europäischen Akademie entgegengesetzten Programm unzureichend informiertes Pro-
für Umweltmedizin e. V. (EURO- von Staat und Industrie, noch gramm staatlicher Technik- und
PAEM) besondere Aufmerksam- bestehende letzte Funklöcher Wirtschaftspolitik, das den Ro-
keit.7 Das Kapitel dazu referiert möglichst rasch zu schließen.10 busten zur gewünschten Norm
den Stand vorliegender Erkennt- Wo ist in solchen Vorgängen erhebt, sensibleren Menschen
nis. Es räumt besondere Schwie– der gesetzliche Schutz von Min- aber mehr oder minder diskret
rigkeiten der Diagnostik ein, zu derheiten, wo die vielberufene mitteilt, dass sie weder er-
wünscht sind noch gebraucht
werden.
13
GEGEN IRRWEGE IN DER MOBILFUNKPOLITIK

IV
Fortschritt ohne Zukunft

Geradezu zynisch aber ver fährt Die Schutzpflicht des Staates gemäß Artikel 2.2 GG und der Vor-
diese Politik, wo elektrohy- sorgeanspruch mit Art. 191 AEUV (aus Artikel 174 des EG-Vertrags)
persensiblen Menschen, die werden in Artikel 20a GG um die Zukunftsverantwortung des Staates
ihre Kellerräume zu einem ergänzt: „Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künfti-
letzten Ort der Zuflucht ge- gen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere im
macht haben, nun in der Etage Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung.“14
dieser innerstaatlichen Emi- Vorliegende Schriften zeigen am Beispiel der Tiere und Pflanzen,
gration Funkzähler zur Über- wie Hinweise auf Schädigungen übergangen und unterdrückt werden
tragung von Messdaten zum und die Entsorgung der Risiken sogar mit der Behauptung perfektion-
Strom- und Wasserverbrauch iert wird, dass es weiterer Forschung in dieser Frage nicht bedarf.15
aufgezwungen werden sollen.12 Doch auch der Generation der Kinder und Jugendlichen, deren be-
Der australische Journalist Don sondere Bedeutung für die Zukunft unserer Gesellschaft wohl kaum
Maisch beobachtet im Wir- in Frage steht, ergeht es nicht so grundsätzlich anders. Staat und
kungsbereich der Mobilfunk- Industrie geben sich überzeugt, mit dem kürzlich geschlossenen
politik Tendenzen eines öko- ‚Digital-Pakt‘ der Zukunft zu dienen, wenn sie die Digitalisierung
nomischen Machiavellismus, der zum vornehmsten Bildungsziel erheben und im Dienste dieses neuen
sich kommerziellen Interessen Bildungsideals WLAN in die Schulen tragen. Vertreter verschieden-
zuliebe von Geboten der Moral er wissenschaftlicher Disziplinen sehen dagegen Kinder und Zukunft
und Menschlichkeit freispricht gleich von drei Seiten aus gefährdet: durch überholte Pädagogikvor-
und eine schleichende Entrech- stellungen; durch Beeinträchtigung der Entwicklung wichtiger
tung von Bürgern billigend in Gehirn-Areale („digitale Demenz“); durch mögliche Gesundheitsfol-
Kauf nimmt. Deutlicher als im gen aufgrund der WLAN-Strahlung, um die es uns hier vor allem zu
Umgang mit elektrohypersensi- tun ist.16 Denn diese Strahlung überlagert mit ihrer Art und Inten-
blen Menschen kann dieser Poli- sität das natürlich vorgegebene Strahlenspektrum, das die Evolution
tikstil kaum in Erscheinung tre- lebender Systeme begleitet und prägt, in einer höchst unnatürlichen
ten.13 Weise – im Widerspruch zum Schutz der „natürlichen Lebensgrund-
lagen“, wie ihn Art. 20a GG vom Staat verlangt.
Der Schweizer Bundesrat hatte bereits 2015 festgestellt, die Beein-
flussung der Hirnströme durch elektromagnetische Felder sei „aus-
reichend wissenschaftlich erwiesen“.17

14
FÜR FORTSCHRITTE IM STRAHLENSCHUTZ

Mit besonderem Bezug auf Das alles sind nur einige der vorliegenden Hinweise, die auf ein aus-
WLAN stellt eine Review von geprägtes Risikopotenzial von WLAN schließen lassen. Aber sie soll-
Naziroglu/Akman (2014) Effects ten ausreichen, die – möglichst sogar flächendeckende - Ausstattung
of Cellular Phone- and Wi-Fi- von Klassenzimmern mit WLAN durch die deutsche Bundesregierung
Induced Electromagnetic Radi- als unverantwortliches gesundheitspolitisches Abenteuer erscheinen
ation on Oxidative Stress and zu lassen.
Molecular Pathways in Brain Eine solche Einschätzung wird auch durch Informationen unter-
im angesehenen Springer-Ref- strichen, die der Arztreport der Barmer Ersatzkasse soeben pub-
erence-Book Systems Biology lik gemacht hat: In der Grundschule leidet jedes zweite Kind unter
of Free Radicals and Antioxi- Kopfschmerzen, und 40% der 9- bis 19-Jährigen nehmen Tabletten
dants fest, dass selbst schwache ein, was einem Anstieg um 42% in den letzten zehn Jahren entspricht. 21
WLAN-Strahlung gesundheits- Nach Beobachtungen vieler Ärzte ist der ausufernde Umgang mit
schädliche Effekte auslösen Handys und Smartphones eine der wesentlichsten Ursachen dieser
kann.18 Eine Studie in den Scien- Entwicklung. Eine zukunftsbewusste Gesundheitspolitik hätte jeden-
tific Reports, herausgegeben von falls die Aufgabe, den Ursachen der beunruhigenden Statistik weiter
der Nature-Gruppe, zeigt, dass nachzugehen – statt die Generation heutiger Schüler einem neuen
auch ‚niedrige‘ Strahlenbelastung möglichen Stressfaktor auszusetzen, dem sie sich nicht entziehen
schon nach wenigen Minuten können.
der Einwirkung zu irregulären Doch sofern sich die zuständige Bildungsministerin überhaupt mit
Reaktionen an der Zellmem- Fragen auch der Gesundheit konfrontiert sah, vertraute sie offenbar
bran führen kann, deren Ursa- der verharmlosenden Risikoabklärung, wie sie in Deutschland seit Ein-
che die Polarisation der Strah- führung der Funk-Technologien üblich ist. Aus dem Deutschen Mo-
lung ist.19 Wie leichtfertig der bilfunk Forschungsprogramm hatte man das heikle Thema ‚Kinder‘
Staat Gesundheit und Umwelt zunächst ausgespart. Und als es verzögert doch noch von bekannt
hohen Risiken aussetzt, haben ‚verlässlicher‘ Seite in Angriff genommen wird, führt dies zu einer –
Franz Adlkofer und Lebrecht von beinahe vorhersehbaren – Dementierung besonderer Risiken für
Klitzing in ihrem jüngst er- Kinder. Und zugleich mit der Versicherung, dass hinsichtlich mögli-
schienenen Beitrag Das WLAN- cher Strahlungsrisiken kein Unterschied zwischen Kindern und
Experiment. Ein globaler Feld- Erwachsenen gemacht werden muss, finden auch die geltenden
versuch auf Kosten von Mensch Grenzwerte eine nachdrückliche Bestätigung.22
und Natur gezeigt.20

15
GEGEN IRRWEGE IN DER MOBILFUNKPOLITIK

Doch angesichts zahlreich vorliegender Studien, die eine Wer aber haftet für die mögli-
besondere Empfindlichkeit des kindlichen Organismus gegen- chen Folgen? Die bereits zitier-
über elektromagnetischer Strahlung bestätigen, scheint nicht nur ten Analysen zum deutschen
die These unverantwortlich, dass Kinder und Erwachsene keine Strahlenschutz (s. Anm. 5) zei-
unterschiedlichen Einstellungen des Schutzniveaus brauchen. gen an exemplarischen Fällen
Unverantwortlich scheinen uns auch hybride Digitalisierungs- die lobbyistischen Vernetzungen
phantasien schlecht informierter Politiker und Technokraten, die zwischen Mobilfunkindustrie
dafür eintreten, Kinder schon früh – ‚digitaler Bildung‘ zuliebe - und deutschem Strahlenschutz.
den Wirkungen der Strahlung auszusetzen. Das ist kein Programm Die ‚Minimierung‘ des Risikos für
eines zukunftsbewussten Fortschritts, sondern ein unverantwortli- Kinder sehen sie als eine der ex-
cher Freilandversuch an der Generation der Kinder und Jugendlichen, emplarischen Folgen solcher Ver-
der die gesunde Zukunft unserer Gesellschaft an einer der verletz- netzungen. Sichtbar wird deren
barsten Stellen gefährdet. Wirkung, wenn Wissenschaft-
ler mit der richtigen Meinung -
Cindy Sage, Mitherausgeberin des Forschungsreports der BioInitia- d. h. für Entwarnungen, Unbe-
tive Working Group, folgert schon vor Jahren: „Vorsorge ist besser, bil- denklichkeitsbescheinigungen
liger und weniger schmerzhaft als eine sonst mit hoher Wahrschein- und Grenzwertbestätigungen
lichkeit zu erwartende Nachsorge, die vieles nicht mehr gut machen eintretend - auf einflussreiche
kann!“23
Posten im deutschen Strahlen-
Wie wichtig die Beachtung des Vorsorgeprinzips auch sonst für den
schutz gelangen, wie das in
Weg der Gesellschaft in eine gesunde Zukunft ist, stellt die Europäische
diesen Schriften ebenfalls am
Umweltagentur in ihrer Schrift Späte Lehren aus frühen Warnun-
konkreten Beispiel beobachtet
gen: Das Vorsorgeprinzip 1896-2000 klar. Im Hinblick auf „horrende“
volkswirtschaftliche Schäden und - im wörtlichen Sinne - „unermess-
und beschrieben wird.
liche“ Schäden an Leib und Leben fordert die Schrift ein politisches
Handeln, das der Bevölkerung die entsprechenden Konsequenzen
erspart.24 Doch der aktionistischen Mobilfunkpolitik von heute schei-
nen die Lehren aus versäumter Vorsorge von gestern so unbekannt
wie das Wissen um die besondere Gefährdung von Kindern.

16
FÜR FORTSCHRITTE IM STRAHLENSCHUTZ

V
Die ‚Digitale Agenda‘ und ein
Bericht der Bundesregierung
an den Bundestag

Es ist letztlich der Staat, der ei– Wir werfen im Folgenden einen Blick auf den siebenten und ge-
ne solche Berufungspolitik zu we– genwärtig jüngsten Bericht der Bundesregierung über die Forschungs-
nig kontrolliert. Selbst eine vom ergebnisse in Bezug auf die Emissionsminderungsmöglichkeiten der
Bundesministerium für Bildung gesamten Mobilfunktechnologie und in Bezug auf gesundheitliche
und Forschung 2014 herausge- Auswirkungen vom 14. Dezember 2016. 26 Uns interessiert dabei nicht
gebene Schrift Sachverständige nur die Frage nach den aktuellen Grundlagen und Zielen der betriebe-
Politikberatung im Spiegel des nen Mobilfunkpolitik, sondern ebenso, was unseren Volksvertretern,
Haftungsrechts lässt den Schluss aber auch Kommunen, Gerichten und der allgemeinen Öffentlichkeit
zu, dass die haftungsrechtliche als ‚staatlich geprüfter‘ Stand der Erkenntnis an die Hand gegeben
Verantwortung für die Folgen wird.
einer die Risiken verharmlosen- „Die Ergebnisse des DMF geben insgesamt keinen Anlass, die
den Information sowohl den Schutzwirkung der bestehenden Grenzwerte in Zweifel zu ziehen“,
eingestellten Berater als auch heißt es lapidar in dem Bericht. Wie viel an Kritik besonders wichtige
den für die Einstellung verant- Teile des zwischen 2002 und 2008 durchgeführten Deutschen Mobil-
wortlichen Staat trifft.25 Un- funk Forschungsprogramms (DMF) inzwischen erfahren haben, wird
sere Beobachtungen zur deut- den Abgeordneten nicht gesagt. Und auch von den eingangs benann-
schen Mobilfunkpolitik lassen ten jüngeren Erkenntnissen der internationalen Risiko-Forschung er-
jedenfalls eine Abklärung der fahren sie nichts. Wenn z. B. von besonderen Unsicherheiten hin-
Haftungsfragen als überfällig sichtlich der Langzeitrisiken die Rede ist, könnte auf Lennart Hardells
erscheinen. Erkenntnisse einer deutlichen Zunahme von Gehirntumoren hinge-
wiesen werden. Und auch Karl Hechts Forschungsrecherche, die auf
der Grundlage von 878 russischen Studien deutliche Folgen der Lang-
zeiteinwirkung elektromagnetischer Felder beschreibt, hat inzwischen
weltweit große Beachtung gefunden.27
Anerkannt sei immerhin, wie vielfältigen Forschungsbedarf der
Bericht angesichts vorliegender Hinweise auf Risiken einräumt. Auch
dass er offen benennt, auf welche Vermehrung der Strahlenbelastung
sich die Bevölkerung einzustellen hat – nicht zuletzt im Gefolge der
,Digitalen Agenda‘:

17
GEGEN IRRWEGE IN DER MOBILFUNKPOLITIK

Viele Projekte der Digitalen Immerhin wird beschwichtigend hinzugefügt, dass die „volle
Agenda sind aber mit dem Ein- Entwicklung aller technischen Möglichkeiten“ auch dem „Gedanken
satz elektromagnetischer Felder der Vorsorge“ eine neue Bedeutung gebe.
verbunden und führen damit Aber das offene Eingeständnis dessen, was da unserer Gesundheit
auch zu einer insgesamt höheren und Umwelt alles zugedacht ist, zeigt im Kontext des ganzen Berichts
Belastung der Bevölkerung. So auch die Selbstwidersprüche, in die wir die deutsche Mobilfunkpoli-
wird die Entwicklung der Städte tik verstrickt sehen. Die einst verheißene und im Text immer wieder
hin zu Smart Cities einen erheb– bemühte Suche nach „Emissionsminderungsmöglichkeiten“ wird an-
lichen Ausbau kabelloser Infor- gesprochen, doch die programmierte Praxis des technikpolitischen
mations- und Kommunikations– Handelns ist die einer fortschreitenden elektromagnetischen Auf-
technologie zur Folge haben. rüstung unserer Lebenswelt. „Aufklärung“ wird gefordert, Erkennt-
Damit verbunden ist der Ausbau nis aber unterdrückt oder in ferner Zukunft gesucht - was weiteren
der digitalen Infrastruktur wie z. Fortschreibungen der Grenzwerte die Wege ebnet. Gravierende Lücken
B. die Entwicklung der fünften der Erkenntnis werden eingeräumt, die Ausweitung der Strahlen-
Generation des Mobilfunks. In belastung aber für notwendig und legitim erklärt.
Zukunft wird die Anzahl der An-
lagen und Geräte stark zuneh-
men – auch solcher Geräte, die
in der Nähe des Menschen be-
trieben werden.

18
FÜR FORTSCHRITTE IM STRAHLENSCHUTZ

• Regierung und Parlament können auf der Grundlage dieses Berichts


dem verfassungsgemäßen Auftrag, Bevölkerung und Umwelt zu
schützen, nicht gerecht werden.
• Die Überschätzung des Deutschen Mobilfunk Forschungspro-
Die Gemeinschaft der Organi- gramms bei gleichzeitiger Aussparung von wichtigen jüngeren
sationen, die diese Schrift unter- Erkenntnissen internationaler Wissenschaft wird mehr oder min-
zeichnen, stellt fest: der deutlich mit der Suggestion begründet, dass eine von Staat und
Industrie gemeinschaftlich finanzierte Forschung stets besondere
Qualität verbürgt und entsprechende Geltung beanspruchen darf.
Wir schließen im Gegenteil auf notwendige Korrektive.
• Geradezu peinlich erscheint uns das Verschweigen der Langzeitre-
cherche von Karl Hecht. Immerhin verdankt sie sich einem Auftrag
des Bundesamtes für Telekommunikation (heute Bundesnetzagen-
tur) – bevor sie nach ihrer Vorlage unverzüglich in schwer zugängli-
che Archivregale verschwand. Mit ihrem klaren Aufweis pathoge-
ner Langzeiteffekte hätte sie es der betriebenen Mobilfunkpolitik
nicht leicht gemacht.
• Die Rede von ‚Vorsorge‘ ist bei solchen Vorgaben sowie der Voraus-
schau auf die Wirkungen der ‚Digitalen Agenda‘ kaum mehr als eine
Bemühungszusage, die durch die Praxis des Handelns widerlegt
wird.
• Die weit überhöhten Grenz- und Richtwerte und ihre Begründung
mit einem zweckdienlich beschnittenen Stand der Erkenntnis sind so
fatal besonders auch deshalb, weil beides nicht nur unserem Bun-
destag, sondern besonders auch den Kommunen als Maßstab der
Orientierung dienen soll, wie ausdrücklich betont wird. Wenn auch
noch die Gerichte diese Vorgaben zur Grundlage ihrer Entscheidung
machen, hat der Staat die perfekte Entmachtung - aber auch fak-
tische Entrechtung – betroffener Bürger vollzogen.
• Der Bericht fordert „die volle Entwicklung aller technischen Möglich-
keiten“. Wie führende Naturwissenschaftler der Moderne immer
wieder betont haben, verlangt der Schutz des Lebens zuweilen
aber auch, nicht alles zu machen, was technisch machbar erscheint.

19
GEGEN IRRWEGE IN DER MOBILFUNKPOLITIK

VI
Für Fortschritte im Strahlenschutz
und einer gesunden Entwicklung
der Gesellschaft

Lange Zeit war man über- Wir sehen alle damit betonten Kontrollfunktionen und Korrektive in
zeugt, dass technischer Fort- der Mobilfunkentwicklung in verhängnisvoller Weise eingeschränkt.
schritt immer auch sozialen
Fortschritt bedeutet. Doch seit Die Gemeinschaft der unterzeichnenden Organisationen hält in
dem 19. und 20. Jahrhundert hat dieser Situation die wichtigsten Forderungen fest, die sich aus der
sich immer deutlicher gezeigt, obigen Analyse ergeben und die ihr im Interesse eines gesunden
dass beides nicht automatisch Fortschritts unverzichtbar erscheinen:
zusammengeht. Je größer der
naturwissenschaftlich-techni- • Der international verfügbare Stand der Risikoforschung fordert ef-
sche Fortschritt, desto größer fektive Vorsorge und Gefahrenabwehr. Wir sehen die Politik in der
oft auch die ihn begleitenden Pflicht, in diesem Sinne tätig zu werden und die Aufklärung der
Risiken für Mensch und Umwelt. Bevölkerung nicht der Mobilfunkindustrie und ihren lobbyistischen
Führende Naturwissenschaft- Helfern zu überlassen.
ler haben deshalb immer wie- • Von zentraler Bedeutung für einen zeitgemäßen Schutz von Ge-
der betont, dass wissenschaft- sundheit und Umwelt wäre es, dass der deutsche Strahlenschutz
lich-technischer Fortschritt der zu seiner genuinen Aufgabe zurückfindet, Bevölkerung und Um-
Kontrolle bedarf, wenn er sich welt zu schützen. Unverzichtbar erscheint in diesem Zusammen-
nicht menschen- und lebens- hang, was die an sich gute Satzung der Strahlenschutzkommission
feindlich auswirken soll: der von den Mitgliedern des Gremiums verlangt: Freiheit – und ggf. Of-
Kontrolle durch eine von mili- fenlegung – von Interessenkonflikten und ‚ausgewogene‘ Kenntnis-
tärischen und ökonomischen nahme der Ergebnisse vorliegender Risikoforschung.
Interessen unabhängige For- • An die Stelle physikalisch inspirierter Grenzwerte, die lebendigen
schung, die mögliche Risiken Organismen keinen Schutz bieten können, muss eine Regelung tre-
erkundet; durch ausgewogene ten, die sich an den biologischen und biophysikalischen Bedingun-
Information und eine Ethik der gen des Lebens orientiert. Auch das Dogma der grundlegenden Un-
Verantwortung auf Seiten der terschiede von ionisierender und nicht-ionisierender Strahlung ist
politisch Handelnden; durch in diesem Zusammenhang zu überprüfen, weil oxidativer Stress als
eine Demokratie mit funktio- Wirkmechanismus möglicher Schädigung beiden Strahlungsarten
nierender Gewaltenteilung, die gemeinsam ist und die Zerstörungspotenziale beider Strahlungsar-
möglicher Willkür der exeku- ten nicht ganz so verschieden sind, wie behauptet wird.28
tiven Macht entgegenwirkt.

20
FÜR FORTSCHRITTE IM STRAHLENSCHUTZ

• Vorliegende Analysen zeigen am Beispiel der EMF-Forschung, wie


weit der Modus der Forschungsfinanzierung auch die Tendenz der
Ergebnisse beeinflusst. Ein nicht ganz armes Land sollte sich zum
verlässlichen Schutz von Bevölkerung und Umwelt auch eine For-
schung leisten können, die frei von jeder finanziellen Beteiligung
der Industrie, frei aber auch von wirtschaftspolitischen Interessen
und Erwartungen des Staates arbeiten kann.
• Zu den Blockaden der Suche nach besseren Möglichkeiten der
Kommunikationstechnologie gehört, dass Staat und Industrie der
Öffentlichkeit den Eindruck vermitteln, die Entwicklungen auf dem
Gebiet der Funk-Technologien seien alternativlos. Auf dem Weg in
ein neues Zeitalter der Kommunikation sollte der Ausbau des Glas-
fasernetzes zügiger vorangebracht werden, der Erprobung und Ver-
wirklichung von neuen Möglichkeiten schnurloser Kommunikation
– z. B. den Licht-Technologien - mehr Raum gegeben werden.29
• Es ist sicher richtig, von unserem Bildungssystem auch einen Beitrag
zur Vermittlung digitaler und medialer Kompetenz zu erwarten.
Doch die Bildungspolitik einer Kulturnation sollte sich ihre Vorstel-
lungen von Bildung und Kultur nicht von einem technizistischen
Wahn diktieren lassen, dem künstliche Intelligenz, Digitalisierung
und Roboterisierung als höchste Formen menschlicher Selbstver-
wirklichung erscheinen.
• In einem demokratischen Gemeinwesen ist der Schutz von Gesund-
heit und Umwelt auch eine Frage funktionierender Gewaltentei-
lung. Empfindlich gestört scheint sie u. a. dort, wo Gerichte und
Medien die problematischen Orientierungen und Normen staatli-
cher Mobilfunkpolitik nicht mehr hinterfragen.
• Ein wichtiger Indikator für die Verwirklichung des demokratischen
Rechtsstaats ist die Frage, ob Gruppen besonders schutzbedürfti-
ger Menschen darin jenen notwendigen Schutz finden, auf den sie
angewiesen sind. Im europäischen Vergleich kann sich der deutsche
Staat diesbezüglich bisher keiner besonderen Sensibilität rühmen.

21
GEGEN IRRWEGE IN DER MOBILFUNKPOLITIK

Anmerkungen und
Literaturhinweise

Vorbemerkung: Soweit sich - Zur Geschichte und Problematik 10 In ihrem Aufsatz Weiße Zonen
der obige Text auf Analysen und der Grenzwerte u. a. Warum Grenz- – irreal oder rechtlich geboten?
Dokumentationen in den beiden werte schädigen, nicht schützen beleuchten Bernd Irmfrid Budzinski
Publikationsreihen der Kompetenz- – aber aufrechterhalten werden und Wilfried Kühling die diesbe-
initiative – die Broschürenreihe (Broschürenreihe, H. 4/2009) und züglich höchst defizitäre deutsche
Wirkungen des Mobil- und Kommu- Karl Hecht: Der Wert der Grenzwerte Situation aus wissenschaftlich-tech-
nikationsfunks und die Reihe der für Handystrahlungen (Forschungs- nischen wie juristischen Perspekti-
Forschungsberichte – stützt, wird berichte, 2009). ven. (Neue Zeitschrift für Verwal-
auf die Beigabe von Internet-Links tungsrecht 20/2015, S. 1410-1416).
verzichtet. Die Online-Versionen der 6 Sarah J. Starkey: Inaccurate S. auch: B. B. und W. K.: Wann
Texte sind unter den entsprechenden official assessment of radio- kommen endlich die Weißen Zonen?
Rubriken der Homepage www.kom- frequenca safety by the Advisory (Politische Ökologie 145/2016, S.
petenzinitiative.net leicht auffindbar. Group on Non-ionising Radiation, 135-145). - Zu juristischen und
in: Rev. Environ. Health 2016, 31 medizinischen Dimensionen des
1 Internationaler Wissenschaft- (4), S. 493-503; Übers.: Fehlerhafte Themas grundlegend auch Bernd
ler-Appell 2015: www.kompetenz- offizielle Bewertung der Sicher- Irmfrid Budzinski und Karl Hecht in
initiative.net/KIT/KIT/internationa- heit von Funkstrahlung durch die ihrem Beitrag Elektrohypersensibili-
ler-wissenschaftler-appell Beratergruppe für nicht-ionisierende tät – Phantom oder Anzeichen einer
Strahlung: http://www.diagno- Gemeingefahr? (Zeitschrift Natur
2 Vgl. Karl Hecht: Zu den Folgen se-funk.org/publikationen/artikel/ und Recht, Juli 2016, S. 463-473).
der Langzeiteinwirkungen von detail?newsid=1163
Elektrosmog (Broschürenreihe, H. 11 Eine demnächst als Heft 11 der
6/2012) und Langzeitrisiken des 7 Leitlinie 2016 zur Prävention, Broschürenreihe der Kompetenziniti-
Mobil- und Kommunikationsfunks. Diagnostik und Therapie EMF- ative erscheinende Schrift wird sich
Vorträge der Tagung vom 5. April bedingter Beschwerden und Krank- ausführlich mit dem Thema der Elek-
2014 in Würzburg (Broschürenreihe, heiten der Europäischen Akademie trohypersensibilität befassen: Elekt-
H. 9/2014). für Umweltmedizin (EUROPAEM); rohypersensibilität. Gesellschaftliche
(engl. Originalveröffentlichung: Situation – Aus der Forschung und
3 Interview mit Ulrich Warnke EUROPAEM EMF Guideline 2016 ärztlichen Praxis – Zum Recht auf
Gesundheitsrisiken des Mobil- for the prevention, diagnosis and Schutz, Gesundheit und Vorsorge.
und Kommunikationsfunks sind treatment of EMF-related health
wahrscheinlich, 6. Januar 2017: problems and illnesses) http://www. 12 Dazu eingehender Werner Thie-
http://kompetenzinitiative.net/KIT/ aerzte-und-mobilfunk.eu/euro- de: Akzeptanzzwang zu funkba-
KIT/gesundheitsrisiken-des-mo- paem-emf-guideline-2016/ sierten Messsystemen? Ein No-Go
bil-und-kommunikations- für Freiheitsliebende, Gesundheits-
funks-sind-wahrscheinlich/ 8 Z. B. in den Forschungen von Dr. bewusste und Elektrosensible, in:
med. Joachim Mutter und Dr. med. umwelt – medizin – gesellschaft
4 Report Science & Wireless 2016 Kurt Müller. 2/2017, S. 33-41.
von Dariusz Leszczynski, kommen-
tiert von Franz Adlkofer: http:// 9 Offizielle Doktrin des Bundes- 13 Dazu Strahlenschutz im Wider-
kompetenzinitiative.net/KIT/KIT/ amtes für Strahlenschutz noch spruch zur Wissenschaft (Broschü-
report-science-wireless-2016/ immer: „Die Wissenschaft ver- renreihe, H. 5/2011), S. 56-59. – Zu
sucht seit langem, dem Phänomen den „totalitären Tendenzen“ im
5 Dazu die Schriften Was ist vom ‚Elektrosensibilität‘ auf die Spur zu Gefolge der Mobilfunkentwicklung
Strahlenschutz-Auftrag geblieben? kommen. Fazit der zahlreichen bisher vgl. auch Werner Thiede: Mythos
Eine Dokumentation zur deutschen durchgeführten Studien ist, dass Mobilfunk. Kritik der strahlenden
Mobilfunk-Politik (Broschürenreihe, ein ursächlicher Zusammenhang Vernunft, München 2012, S. 89-98.
H. 8/2013) und Strahlenschutz im zwischen elektrischen und magneti-
Widerspruch zur Wissenschaft. Eine schen Feldern und den Beschwerden
Dokumentation (Broschürenreihe, H. elektrosensibler Personen mit hoher
5/2011). Wahrscheinlichkeit auszuschließen
ist.“ www.bfs.de/DE/themen/emf/
netzausbau/wirkung/diskutiert/dis-
22 kutiert_node.html
FÜR FORTSCHRITTE IM STRAHLENSCHUTZ

14 Dazu Klaus Kniep: Grenzwerte 17 Zukunftstaugliche Mobilfunk- Übersetzung vorliegt: Gesundheits-


– juristisch beleuchtet, in: Warum netze, Bericht des Bundesrates vom gefahren durch Mobilfunk: Warum
Grenzwerte schädigen, nicht schüt- 25. Februar 2015, S. 4: www.bakom. wir zum Schutz der Kinder tätig
zen – aber aufrechterhalten werden admin.ch/bakom/de/home/das-ba- werden müssen (Broschürenreihe
(Broschürenreihe, H. 4/2009), S. kom/organisation/rechtliche-grund- H. 7/2012). – Vgl. auch die Vorstel-
50-53. lagen/bundesratsgeschaefte/ lung einer BUND-Studie zum Thema
zukunftstaugliche-mobilfunknetze. mit einem Vortrag von Wilfried
15 Dazu Die Leugnung des html Kühling: BUND-Studie: Schützt
Elektrosmog-Risikos für Tiere und Kinder vor Mobilfunkstrahlung!
Pflanzen und ihre Folgen. Zu einer 18 Die Studie im EMF-Portal aufge- (Mensch – Umwelt – Gesundheit. 15.
Stellungnahme des Bundesamtes führt: https://www.emf-portal.org/ BUND-Umweltsymposium in Mainz
für Strahlenschutz (Forschungs- de/article/27834 10.09.2016. Tagungsband S. 7-26).
berichte, 2012). - S. auch Werner
Thiede: Baumschäden durch Mobil- 19 Die Bedeutung der Studie (Pana- 23 Die Gefährdung und Schädigung
funk-Strahlung. Forscher entdecken gopoulos DJ et al.: Polarization: a von Kindern durch Mobilfunk
Beunruhigendes, in: Bayerische key difference between man-made (Broschürenreihe, H. 2/2011), S. 39.
Staatszeitung Nr. 14/2017, S. 18. and natural electromagnetic fields,
in regard to biological activity. Sci 24 Englische Ausgabe 2002; dt.
16 Zur Debatte, die der ‚Digitalpakt‘ Rep 2015; 5. 14914-1 – 14914-10) Übersetzung hg. durch das Umwelt-
ausgelöst hat, s. u. a. die Newslet- wird von Klaus Scheler in einer Son- bundesamt (UBA), Berlin 2004. Die
ter-Ausgaben der Kompetenziniti- derbeilage der Zeitschrift umwelt zitierten Passagen aus der Einleitung
ative für November und Dezember – medizin - gesellschaft 3/2016 zur deutschen Ausgabe.
2016 ( http://kompetenzinitiative. erläutert: Polarisation: Ein wesent-
net/KIT/KIT/medien/ ). - Die Umwelt- licher Faktor für das Verständnis 25 Zum Problemkreis die im Text
und Verbraucherschutzorganisation biologischer Effekte von gepulsten genannte Schrift Sachverstän-
diagnose:funk widmet Heft 2016/4 elektromagnetischen Wellen niedri- dige Politikberatung im Spiegel
ihrer Schriftenreihe Kompakt dem ger Intensität. des Haftungsrechts, bes. Kapitel
Problem: WLAN an Schulen - ohne „Hochfrequente elektromagnetische
Prüfung von Risiken ( http://www. 20 Franz Adlkofer und Lebrecht von Strahlung“, S. 7: www.bmbf.de/pub/
diagnose-funk.org/publikationen/ Klitzing: Das WLAN-Experiment. ITA_Sachverstaendige_Politikbera-
diagnose-funk-publikationen/ Ein globaler Feldversuch auf Kosten tung.pdf
kompakt ). - Zu Manfred Spitzers von Mensch und Natur. (Mai 2017)
Prognosen ‚digitaler Demenz‘ sein (https://www.rubikon.news/artikel/ 26 http://dip21.bundestag.de/dip21/
bekanntes Buch: Digitale Demenz. das-wlan-experiment ). btd/18/106/1810600.pdf
Wie wir uns und unsere Kinder um
den Verstand bringen, München 21 https://www.barmer.de/presse/ 27 Die Aussagen in Bezug auf die
2012. – Zu den fatalen Folgen der infothek/studien-und-reports/ bereits unter Anm. 2 genannten
ausgiebigen Nutzung digitaler artztreports/barmer-arztreport- beiden Schriften.
Medien auf die Gehirne von Kindern 2017-99088
und Jugendlichen aktuell auch das 28 Dazu Karl Hecht: Ist die Unter-
Interview mit Prof. Dr. Dr. Gertraud 22 Zur angesprochenen Kinder- teilung in ionisierende und nichtio-
Teuchert-Noodt: Cyberattack on the studie und ihrer Kritik: Was ist vom nisierende Strahlung noch aktuell?
nervous system of the brain - Where Strahlenschutz-Auftrag geblieben? (Forschungsberichte, 2015).
does the digital revolution lead?, (Broschürenreihe, H. 8/2013), S. 7f. -
in: umwelt – medizin – gesellschaft Wie anders sich die Gefährdung der 29 Dazu Claus Scheingraber und
H. 3/2017, S. 28-32 (Übersetzung: Kinder auf der Grundlage inter- Stefan Spaarmann: Gesundheits-
https://www.diagnose-funk.org/ nationaler Forschung darstellt, und umweltverträgliche Massen-
publikationen/artikel/detail&news- zeigt in exemplarischer Weise z. Kommunikation mit Photonischen
id=1216 ). B. ein internationales Team von Netzen (Forschungsberichte, 2012).
Wissenschaftlern in einer Schrift,
die seit 2012 auch in deutscher

23
GEGEN IRRWEGE IN DER MOBILFUNKPOLITIK

Die Unterzeichner dieses Beitrags mit ihren Internetseiten

Arbeitskreis Elektro-Biologie e. V. (AEB)


http://www.elektrobiologie.org./
Berufsverband Deutscher Baubiologen VDB e. V.
http://www.vdb-baubiologen.de/
Bürgerwelle e. V., Schutz von Mensch und Umwelt
http://www.buergerwelle.de/
Deutsche Gesellschaft für Umwelt- und Humantoxikologie e. V.
(DGUHT)
http://www.dguht.de/
Deutscher Naturheilbund e. V.
http://www.naturheilbund.de/
diagnose:funk e. V., Umwelt- und Verbraucherschutzorgani-
sation. Für umweltverträgliche Funktechnik und Schutz vor
Elektrosmog
https://www.diagnose-funk.org/

Europäische Akademie für Umweltmedizin / European Academy


for Environmental Medicine e. V. (EUROPAEM)
https://europaem.eu/de/
Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN
http://www.baubiologie.de/
Interdisziplinäre Gesellschaft für Umweltmedizin e. V.
(IGUMED)
http://www.igumed.de/
Naturschutzinitiative e. V. (NI) - Verein zum Schutz von Land-
schaften, Wäldern, Wildtieren und Lebensräumen
http://www.naturschutz-initiative.de/
Ökologischer Ärztebund e. V.
http://oekologischer-aerztebund.de/
Pandora – Stiftung für unabhängige Forschung
http://www.stiftung-pandora.eu/
Stiftung für Kinder
http://www.stiftung-fuer-kinder.de/
Verband Baubiologie e. V.
http://www.verband-baubiologie.de/
Verein für Elektrosensible und Mobilfunkgeschädigte e. V.
http://www.elektrosensibel-muenchen.de/
Verein für Naturschutz und Gesundheit südlicher Odenwald e. V.
http://www.gesundheit-und-naturschutz.de/
Verein Weisse Zone Rhön e. V.
http://www.weisse-zone-rhoen.de/
Verein zur Hilfe umweltbedingt Erkrankter e. V. (VHUE)
http://www.umweltbedingt-erkrankte.de/

24
FÜR FORTSCHRITTE IM STRAHLENSCHUTZ

Stellungnahme und Forderungen


zum Mobilfunk-Bericht der
Bundesregierung 2017
(BT-Drucks. 18/10600) – 7. Zweijahresbericht

Richter am VG a.D. Bernd Irmfrid Budzinski,


Prof. Dr. rer. nat. Klaus Buchner, Prof. Dr. rer. pol. Rüdiger Flick,
Prof. Dr. med. Karl Hecht , Prof. Dr. phil. Gert Sautermeister

Vorbemerkung Anfang 2017 veröffentlichte die


Bundesregierung den
Alle 2 Jahre berichtet die Bundesregierung dem Bundestag „über
die Forschungsergebnis se in Bezug auf die Emissionsminderungs- 7. Zweijahresbericht
möglichkeiten der gesamten Mobilfunk-Technologie und in Bezug (BT-Drucks. 18/10600).
auf gesundheitliche Auswirkungen.“ Diese Berichte setzen in gewisser
Weise die erste Bestandsaufnahme dieser Art vor 14 Jahren fort,
I. Stellungnahme
nämlich den TAB-Arbeitsbericht des Büros des Deutschen Bundes-
tags zur Technikfolgenabschätzung, Nr. 82, 2002: Gesundheitliche
Die Verfasser ebenso wie die
und ökologische Aspekte bei mobiler Telekommunikation und Sende-
Kompetenzinitiative zum Schutz
anlagen – wissenschaftlicher Diskurs, regulatorische Erfordernisse
von Mensch, Umwelt und
und öffentliche Debatte, welcher bei einer Anhörung im Deutschen
Demokratie e. V. halten diesen
Bundestag 2003 vorgestellt wurde (BT-Drucks. 15/14032).
Bericht für zumindest missver-
ständlich und unvollständig.
Diese Berichte sind die Grundlage für die Entscheidungen und das
Er verfehlt schon im Ansatz
Verhalten von Behörden und Gerichten in Mobilfunkangelegenheit-
die Aufgabe, die Bevölkerung
en und -streitigkeiten – und sollen dies auch sein. Sie müssen des-
über die wirklichen Gefahren
halb vollständig sowie unmissverständlich sein und der Wahrheit
nicht-ionisierender Strahlung
ent sprechen. Die Bundesregierung spricht selbst von einem „hohen
aufzuklären; und er spricht von
Stellenwert der Aufklärung der Bevölkerung“ (Seite 8 des aktuellen
Zunahme der Belastung, zeigt
Berichts).
aber keine einzige „Emissions-
minderungsmöglichkeit“ auf,
wie sie ja ausdrückliches Ziel der
Jahresberichte sein soll.

25
GEGEN IRRWEGE IN DER MOBILFUNKPOLITIK

1. Das Bundesumweltminis- lige WLAN-Sender zu fordern 4. Der 7. Bericht der Bun-


terium kündigt lediglich an, den und durchzusetzen. Das wäre desregierung übergeht weiter-
„erheblichen Ausbau“ weiteren nicht weniger selbstverständlich hin die schon im Rahmen der
Funks und den Prozess der Di- als das Leerlauf verbot für Anhörung zur Novellierung der
gitalen Agenda mit „Projekten (Benzin-) Verbrennungsmotoren, 26. Bundesimmissions schutz-
zur Entwicklung von Maßnah- deren Emissionen die WHO in verordnung geäußerte Kritik an
men zum vorsorgeorientierten gleicher Weise wie Mobilfunk- den Grenzwerten, insbesondere
Umweltschutz ... zu begleiten“ strahlen als ,potenziell kanzero- die Forderung nach Einführung
(Seite 10 des 7. Berichts). gen´ eingestuft hat. eines überall in der Wis senschaft
- und so während der Anhörung
Diese ,Begleitung‘ wirkt mehr 3. Der 7. Bericht der Bundes- des Bundestags 2013 – bei beste-
als lückenhaft. So verliert die regierung unterrichtet des Wei- henden Unsicherheiten empfoh-
Regierung kein Wort über das teren weder Gemeinden noch lenen Sicherheitsfaktors von
neue, als revolutionär vorge- Bewohner über Erfahrungen 1000 (statt derzeit 50).
stellte 5G-Netz und die Pro- und Möglichkeiten des neuen Dazu hätte schon zur Sicher-
blematik einer Einführung von § 7a der 26. Bundesimmis sions- heit der Kinder (siehe nach-
WLAN in allen Schulen oder schutzverordnung, wonach die folgend 5) sowie nach dem
Smart Meter in allen Häusern. Ergebnisse der rechtzeitigen aktuellen Vorbild von Grenzwert-
Anhörung der Gemeinden zur senkungen im Ausland (zuletzt
2. Schon die typische Basis Standortwahl der Mobilfunk- Indien, Belgien) und ergebnis-
der ‚Begleitung’ einer umweltre- sender künftig „zu berück- gleichen Schutzmaßnahmen in
levanten Entwicklung fehlt: Eine sichtigen sind“. Dazu besteht Frankreich (Mobilfunkschutzge-
Dokumentation etwaiger Schad- umso mehr Anlass, als sich bei setz für Nachbarn und Schulen
wirkungen sowie die Einrichtung der Standort suche im Rahmen 2015, Strahlenschutzgesetz am
geeigneter Meldestellen. der bisherigen sog. Freiwilligen Arbeitsplatz 2017) dringender
Ebenso wird die einfachste Selbstverpflichtung der Betrei- Anlass bestanden.
und grundlegendste Maßnahme ber „aktuell leichte Verschlech-
eines jeden hier ausdrück- terungen“ gezeigt haben sollen
lich angestrebten „vorsorge- (Seite 4 des Berichts). Von ei-
orientierten Umwelt schutzes“ ner beratenden ‚Begleitung’ der
versäumt, nämlich den Leer- Gemeinden ist somit erneut wie
lauf ungenutzter Anlagen zu seit Jahren nichts zu sehen.
unterbinden, insbesondere eine
Abschaltautomatik für unzäh-

26
FÜR FORTSCHRITTE IM STRAHLENSCHUTZ

5. Verschwiegen wird die frü- Fehlfunktionen sonstiger ‚Unterrichtung von Volk und
her noch erwähnte Fest stellung technischer Geräte (z.B. Funk- Parlament’ nichts verloren. Sie
der Strahlenschutzkommission, mikrofone, Fernbedienungen, führt selbst in Gerichtsverfah-
dass die Grenzwerte für klei- elektronische Steuerungen), die ren seit Jahren zu Verwirrung
ne Personen und Kinder „schon schon oberhalb 3 V/m eintre- (siehe schon BGH 2004).
physikalisch aus Resonanzgrün- ten können und auch berichtet
den“ nicht immer Sicherheit ge- wurden, werden ebenfalls nicht a) Bezüglich nicht-ther-
währleisten könnten. Was umso ausgeschlos sen. mischer Wirkungen auch un-
mehr der Berücksichtigung be- terhalb der Grenzwerte besteht
darf, als Kinder auch medizi- 7 . Grundsätzlich enthält der demgegenüber – wie vorsorglich
nisch „empfindlicher auf hoch- Bericht mindestens sprachlich festzuhalten ist - schon seit
frequente elektromagnetische schwere Unstimmigkeiten und dem oben genannten Bericht
Felder reagieren könnten als Ungereimtheiten: von 2003 wörtlich „ein relati-
Erwachsene“, wie der Bericht ver Konsens" dahingehend, “dass
selbst sagt (Seite 2). Beides aber Die aus früheren Berichten er- einige nervliche Effekte" sogar
ergibt einen zwingenden Grund neut wiederholte Behauptung, „nachgewiesen“ sind. Auch die
für einen höheren Sicherheits- dass im Mobilfunkfrequenz- ansonsten von der Bundes-
faktor, wie im Ergebnis auch bereich nicht-thermische Wir- regierung maßgeblich zu Rate
schon ICNIRP 2002 feststellte kungen „erst bei wesentlich gezogene ICNIRP ging ange-
(Notfalls „Eigene Werte für Kin- höheren Intensitäten als die sichts der relativ stärkeren
der“). thermischen Wirkungen“ auf- Wirkung bei Pulsung (1998) von
träten (d.h. – so versteht das der nicht-thermischen Wirkungen
6. Der Bericht lässt weiterhin Leser -, dass es unterhalb der aus. Im Einzelnen wurden
zu, dass Träger von Herzschritt- thermisch ausgelegten Grenz- damals folgende Wirkungen –
machern jederzeit einer 6-fach werte überhaupt keine Wirkun- auch unterhalb der thermischen
höheren Strahlung ausgesetzt gen gäbe) ist falsch. Dieser Satz Schwelle - für den Bundestag
werden dürfen, als dies deren bezieht sich objektiv bei zügigem festgehalten:
sichere und durch einen eigenen Lesen nicht nur auf die beispiel-
Grenzwert geschützte Funk- haft genannten Kraftwirkun-
tionsweise zulässt (nur 10 V/m gen, sondern auf „sie“, näm-
statt 40 - 60 V/m). lich alle zuvor angesprochenen
nicht-thermischen Wirkungen.
Eine solchermaßen doppelsin-
nige Behauptung hat in einer

27
GEGEN IRRWEGE IN DER MOBILFUNKPOLITIK

Von den Studien an mensch- Und ebenso belegen in den Die pausenlose und dauer-
lichen Probanden erbrachten daselbst genannten Tier-Studien hafte Beeinträchtigung des Ge-
79% positive Befunde. Die des Bundesamts für Strahlen- hirns und Nervensystems be-
meisten Effekte betreffen das schutz die „signifikanten tumor- deutet zudem zumindest Stress
Nervensystem oder das Gehirn fördernden Effekte beim nied- und ist damit schon an sich eine
(86%), es folgen Effekte im Zu- rigsten SAR-Wert 0,04 W/kg“ gesundheitliche Störung – auch
sammenhang mit Krebs (64%) ausdrücklich “nicht-thermische im Sinne des Gesetzes. Schädlich
(BT-Drucks. 15/14032). Wirkungen“ (Seite 6). und zu vermeiden sind hier-
nach schon bloße „erhebliche
b) Inzwischen gelten 8. Die weitere Behauptung, Belästigungen“, also auch Stress
nicht-thermische Wirkungen dass im Mobilfunkfrequenz- (§ 3 Abs. 1 BImSchG). Noch
– beispielsweise die Beeinflus- bereich gleichwohl „gesund- mehr gilt dies für Brüche und
sung der Hirnströme – über den heitliche Beeinträchtigungen Veränderungen der DNA bzw.
„relativen Konsens“ hinaus als infolge dieser nicht-thermischen „Effekte im Zusammenhang mit
wissenschaftlich gesichert. Sie Wirkungen“ (!) bisher „nicht Krebs“. Die Hoffnung auf „regel-
sind ohne jede ‚Relativierung’ nachgewiesen werden konnten“, mäßige Reparaturen“ der DNA
„nach wissenschaftlichen Krite- ist durch die wiederholt sicher – letztlich ein Roulet te-Spiel -
rien ausreichend nachgewiesen“ beobachteten nervlichen und macht den Schaden nicht un-
(Schweizerisches Mobilfunkfor- genotoxischen Wirkungen klar geschehen; sie setzt außerdem
schungsprogramm – Auswertung widerlegt. Denn diese sind schon Erholungspausen voraus, die bei
der Schweiz. Regierung 2015). In ihrer Art nach von gesundheit- ‚pausenloser’ Bestrahlung feh-
Übereinstimmung damit wur- licher Relevanz. Und entgegen len.
den auch schon „im Rahmen des wiederholter Behauptung sind
DMF Veränderungen im EEG bei auch ganz praktisch die Krebs- Das Aufteilen und sodann
gesunden jungen Männern un- zahlen selbst unter Kindern und doppelsinnige Ausweichen von
ter einer Exposition mit GSM Jugendlichen im Steigen begrif- einer Argumentationsebene auf
und UMTS gefunden“. Das sagt fen (USA „signifikant“, England eine andere (erst ‚nicht-ther-
der 7. Bericht der Bundesregie- 10 Jahre >„50%“, 2010). misch‘ (7) gegen dann ‚gesund-
rung einige Seiten später selbst heitlich‘ (8)) zieht im Übrigen die
(Seite 7). methodische Seriosität der re-
gierungsamtlichen „Aufklärung“
in Zweifel.

28
FÜR FORTSCHRITTE IM STRAHLENSCHUTZ

9. Die in diesem Zusammen- Auf diese fehlende restliche Zusammenhang zwischen der
hang verstärkend gebrauchte Kenntnis kann es rechtlich und Exposition durch hochfrequente
Behauptung, die dargestellten für den Schutz der Bürger je- Strahlung und dem beobachte-
Schadwirkungen seien jedenfalls doch nicht ankommen. ten biologischen Effekt besteht“,
„nicht nachgewiesen“, ist erneut wie zum Mobilfunk der erwähn-
irreführend. Sie weckt bei land- a) Der Wirkungsmechanismus te Konsens schon 2003 wörtlich
läufigem Ver ständnis den Ein- dient nur dazu, verbleibende festhielt (TAB-Arbeitsbericht,
druck, biologische Organismen Kenntnisunsicherheiten zu be- a.a.O.).
hät ten auf Funk strahlung in heben und das Forschungser-
Tausenden von Ver suchen unter- gebnis in den gesicherten Stand b) Das ist in rechtlichem Sinne,
halb der Grenzwerte keinerlei wissenschaftlicher Erkenntnis zu falls sich andere Ursachen aus–
Reaktion gezeigt, es sei also re- überführen. Er ist aber nicht not- schließen las sen, so gut wie ein
gelmäßig ,nichts passiert‘ bzw. wendig, wenn keine Unsicherhei- Nachweis auch in wissenschaft-
‚nichts gefunden’ worden. Dieser ten bezüglich des tatsächlichen lich erarbeitetem Sinne, weil
Eindruck kann sich jedoch ledig- Auftretens des Effekts beste- es im täglichen (Rechts) Leben
lich durch einen irreführenden hen, beispielsweise weil der Ef- für die Zuordnung von Verant-
Gebrauch der Begriffe ‚Nach- fekt ‚immer‘ auftritt. So ver- wortlichkeiten und Ansprüchen
weis‘ und ‚nachgewiesen‘ ein- hält es sich hier, denn z.B. die nicht auf die Bestätigung durch
stellen, der von Regierung und Beeinflussung der Hirnströme eine unumstößliche natur-
Betreibern - ohne dies kenntlich durch Funk wird mit Hilfe der wissenschaftliche Gewissheit an-
zu machen - nicht nach allge- Elektroenzephalografie (EEG) kommt und ankommen kann.
meinem Sprachgebrauch, son- „immer“ festgestellt (Schweiz.
dern in naturwissenschaftlich Mobilfunkforschungsprogramm Das hat auch und erst recht für
fachspezifischer Bedeutung, 2011). den Schutz der Bevölkerung zu
nämlich unter der Bedingung gelten (vgl. Kühling/Budzinski,
der Kenntnis eines ‚Wirkungs- Noch weniger kann es auf Politische Ökologie 145, oekom
mechanismus‘, gemeint ist. Auf die Herleitung durch einen verlag 2016, S. 135-139)
diese Weise werden ständig er- Wirkungsmechanismus ankom-
folgreiche und etwa zu 79% men, wenn ein „offensichtlicher
(s.o.) positive Ver suchsergebnis-
se nur deshalb nicht berück-
sichtigt, weil man nicht (ge-
nau) weiß, warum sie eintreten.

29
GEGEN IRRWEGE IN DER MOBILFUNKPOLITIK

c) Ein Eingehen auf wissen- a) Den tatsächlichen Zusam- b) Eine seit Jahren an-
schaftlich bekannte Wirkungs- menhang belegt indessen das wachsende Kopfwehwelle unter
mechanismen (oxidativer Stress, sichere Ansprechen des Ner- (Schul-)Kindern sowie allgemein
Calzium-Ionen-Kanal, Polarisa- vensystems. Außerdem werden der höchste Krankenstand seit
tion) lässt der Bericht bedauer- weltweit und seit Jahren dazu 20 Jahren mit 80% Schlaflosen
licher Weise vermissen, was passende Beschwerden laut, (sich verdoppelnd parallel zum
umso mehr verwundert, als er die offensichtlich expositions- Ausbau des Mobilfunks, UMTS
die Kenntnis von Wirkmechanis- abhängig sind und von zahl- 2004 – 2014) stützen zusätz-
men ja für unumgänglich hält. reichen Studien gestützt wer- lich die Erkenntnisse der For-
den, so schon der Kinder- schung (DAK- und Barmer Ge-
10. Die weitere undifferen- und Jugendstudie des DMF: sundheitsreporte 2017), zumal
zierte Behauptung, ein „kausaler „Die Ergebnisse bestätigen die nervliche Effekte offenbar die
Zusammenhang“ zwischen den von anderen teilweise beschrie- Grundlage der Elektrohypersen-
Beschwerden elektrosensibler benen Zusammenhänge“ … so sibilität bilden. Das anerkennen
Personen und Funkfrequenzen etwa „signifikant häufiger chro- inzwischen auch ausländische
sei „nicht nachweisbar“, lässt nische Kopfschmerzen … oder Gerichte in Entscheidungen zu-
einmal mehr nichts von einer Gereiztheit“ (S. 180). In der Tat gunsten Elektrosensibler und
schützenden ‚Begleitung’ der beschrieben und belegten seit Funkgeschädigter, wozu der
der „unkontrollierten Exposition Jahrzehnten zahlreiche Forscher 7. Zweijahresbericht erneut
ausgesetzten Bevölkerung“ (BfS derartige nervliche Effekte, so schweigt.
2005) verspüren. Auch hier fehlt von Schliephake 1932 bis Yaku-
nicht der Zusammenhang, son- menko et al. 2014. 11. Die Berufung der Bun-
dern wiederum nur seine (end- desregierung auf das 12 Jahre
gültige, ,kausale‘) wissenschaft- alte und unter fragwürdigen
liche Einordnung durch einen Umständen zustande gekom-
Wirkungsmechanismus, der in mene „fact sheet No 296“ der
der (Neuro-)Medizin aber kaum WHO ist demgegenüber medi-
zwingend dargestellt werden zinisch unhaltbar und politisch
kann. skandalös. Dieses empfiehlt
ernsthaft, aber wis senschaftlich
ungesichert, Elektrosensible
weiterer – auch noch anwach-
sender – Funkexposition allein

30
FÜR FORTSCHRITTE IM STRAHLENSCHUTZ

mit begleitender psychiatri- II. Schlussfolgerungen Weiter kommt es massenhaft


scher Behandlung auszusetzen, zu Depres sionen, Burnout- oder
obwohl diese kaum nützt oder 1. Die irreführenden Dar- Kopf schmerzepidemien, auch
- durch Psychopharmaka - so- stellungen verschleiern den bei Kindern, offensichtlich
gar schadet (siehe Budzinski/ alarmierenden Stand der For- Handy-Vielnut zern (DAK-
Hecht, Elektrohypersensibilität schung, wiegen die rundum Gesundheitsreport 2017). Sogar
- Phantom oder Anzeichen ei- permanent bestrahlte Bevöl- jedes 2. Schulkind kennt in-
ner Gemeingefahr?, Natur und kerung in Sicherheit und hal- zwischen Kopf weh (Barmer Re-
Recht 2016, S. 463/472, mit ten Politiker und Abgeordnete port 2017). Ein solches Desaster
weiteren Nachweisen). Die Re- davon ab, Gefahren überhaupt schneidet den Kurzzeit-Einwand
gierung setzt sich bei noch län- zu erkennen, um notwendige endgültig ab, „es werde doch gar
gerem Zuwarten mit wirksamer Schutz- und Vor sorgemaß- niemand krank“.
Hilfe dem Vorwurf unterlas sener
3. Nach alldem kann heute
nahmen zu ergreifen (es gibt
Hilfeleistung und Missachtung ja „keine nicht-thermischen Ef-
eines naturgegebenen Rechts fekte“). Sie sind daher geeignet, keineswegs davon ausgegangen
auf Gesundheit aus (vgl. auch der Volksgesundheit zu schaden, werden, dass „kein Anlass be-
Art. 25 UN-Konvention 1948). und zwar genotoxisch auch bei stehe, die Schutzwirkung der
künftigen Generationen im Sin- bestehenden Grenzwerte in
ne von Art. 20a GG. Zweifel zu ziehen“ (Seite 2 des
7. Berichts). Das gilt umso mehr,
2. Offenbar nicht zufällig als die Hälfte der Welt (so Russ-
herrscht derzeit der höchs- land, Indien, China), einschließ-
te Krankenstand seit 20 Jah- lich Teilen Europas (z.B. Belgien,
ren – dem intensiveren Beginn Italien, Polen und die Schweiz)
des Mobilfunkauf baus - und seit Jahren einen einwandfreien
leiden 80% der Bevölkerung Mobilfunkbetrieb mit um ein
an den stets weltweit parallel Vielfaches niedrigeren Grenz-
dazu neben Kopfweh beklag- werten betreibt.
ten Schlaf störungen („Drama-
tisch“; Prof. Fietze, Charité).

31
GEGEN IRRWEGE IN DER MOBILFUNKPOLITIK

III. Forderungen

Autoren und Kompetenzinitiative e. V. hegen bei diesem Sachstand


die Erwartung, dass die Bundesregierung

- mindestens wie Frankreich Vorsorge- und Schutzmaßnahmen


erlässt,

- ‚Meldestellen für Mobilfunknebenwirkungen’


(Ärztekammer Baden-Württemberg) einrichtet und

- den 7. Zweijahresbericht 2017 sowie ihre Folgeberichte mit


Rücksicht auf die wissenschaftliche Korrektheit in der
angeführ ten Weise klarstellt, insbesondere
1. die uneingeschränkte Behauptung, es gebe „nichtthermische
Wirkungen erst oberhalb der Grenzwerte“, nicht weiter verwendet,

2. den Begriff der (Gesundheits-)Schädlichkeit unter Einbeziehung


von Stress an § 3 BImSchG ausrichtet,

3. den überholten und schädlichen Verweis auf das factsheet


No 296 der WHO durch den Verweis auf moderne und medizinisch
anerkannte Behandlungskonzepte ersetzt und

4. dazu mobilfunkfreie oder –reduzierte Zonen und Räume für


Elektrohyper sensible entsprechend dem Votum des Europa-
rats von 2011 fördert bzw. einzurichten befürwortet sowie

5. künftig einen Sicherheitsfaktor für die Festsetzung von


Grenzwerten – mindestens in Vorsorgewerten für Wohn-
gebiete – von 1000 (statt 50) ansetzt.

Autoren und Kompetenzinitiative e. V. mahnen des Weiteren,


angesichts der Klarheit der Tatsachen und der Dringlichkeit von
Schutzmaßnahmen die angekündigte „Beachtung des Gedankens der
Vor sorge“ (S. 10 des Berichts) noch vor dem ‚Roll-Out’ des ‚Internet
der Dinge’ und des neuen Standards 5G in die Tat umzusetzen.

32
FÜR FORTSCHRITTE IM STRAHLENSCHUTZ

Gesundheit -
ein Menschenrecht
Ein Appell an die politisch Verantwortlichen *

Am 10.12.1948 hat die Vollversammlung der Vereinten Nationen Wir wenden uns mit die-
die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte verabschiedet. In Ar- sem Appell insbesondere an die
tikel 25 dieser Menschenrechtscharta wird das Recht auf Gesund- Bundesregierung und alle im
heit als Menschenrecht definiert. Es heißt darin: „Jeder hat das Recht Deutschen Bundestag vertre-
auf einen Lebensstandard, der seine und seiner Familie Gesundheit tenen demokratischen Parteien.
und Wohl gewährleistet, einschließlich Nahrung, Kleidung, Wohnung, Und wir berufen uns dabei auch
ärztliche Versorgung und notwendige soziale Leistungen“. Wie in die- auf den Wortlaut des Amtseids,
ser Schrift gezeigt wurde, verstößt die Politik des Mobil- und Kom- den führende Politiker bei ihrem
munikationsfunks, wie sie gegenwärtig betrieben wird, gegen dieses Amtsantritt zu leisten haben:
Recht auf Gesundheit. Sie tut es durch die Aufrechterhaltung von Ich schwöre, dass ich meine
Grenzwerten, die bei dem Stand lebenswissenschaftlicher Erkenntnis Kraft dem Wohle des deutschen
einen pseudowissenschaftlichen Anachronismus darstellen und die Volkes widmen, seinen Nutzen
Bevölkerung gefährden. Und sie tut es in besonderer Weise, wo sie mehren, Schaden von ihm wen-
Elektrohypersensiblen und Kindern nicht jenen besonderen Schutz den, das Grundgesetz und die
gewährt, auf den sie angewiesen sind. Gesetze des Bundes wahren
und verteidigen, meine Pflich-
Die Verfasser, die Kompetenzinitiative zum Schutz von Mensch, ten gewissenhaft erfüllen und
Umwelt und Demokratie e. V. sowie alle mitunterzeichnend an Gerechtigkeit gegen jedermann
dieser Schrift beteiligten Organisationen appellieren an die politisch üben werde.
Verantwortlichen:
· Sorgen Sie für eine unabhängige Forschung, die den Schutz der
Bevölkerung nicht dem Schutz kommerzieller Interessen unterordnet!
· Sorgen Sie für Grenzwerte, die wissenschaftlich zeitgemäß und
zukunftspolitisch verantwortbar sind!
· Und sorgen Sie für eine Mobilfunk-Politik, die das Menschenrecht
auf Gesundheit respektiert!

* Appell von Prof. Dr. med. Hecht, erstmals publiziert von der Kompetenzinitiative zum Schutz von Mensch, Umwelt und
Demokratie e. V. in der Schrift Zu den Folgen der Langzeiteinwirkungen von Elektrosmog (Broschürenreihe H. 6, 2012);
hier, leicht verändert, nochmals in Erinnerung gebracht.

33
ÜBER DIE KOMPE TENZINITIATIVE

Kompetenzinitiative
zum Schutz von Mensch,
Umwelt und Demokratie e.V.

Die Kompetenzinitiative zum Schutz von Mensch, Umwelt und


Demokratie e.V. ist eine internationale, interdisziplinäre, überparteili-
che und als gemeinnützig anerkannte Fachvereinigung insbesondere
von Wissenschaftlern, Ärzten, Juristen und Technikern. Sie engagiert
sich für eine zeitgemäße Gesundheits- und Umweltpolitik vor allem
auf dem Gebiet des Mobil- und Kommunikationsfunks. Diesem Anlie-
gen sind auch ihre beiden Schriftenreihen Wirkungen des Mobil- und
Kommunikationsfunks und Forschungsberichte gewidmet. Es zählt zu
den Besonderheiten beider Reihen, dass sie nicht nur von den bio-
logischen Risiken des Elektrosmog handeln, sondern auch von den
Folgen der betriebenen Funk-Politik für demokratische Kultur und
Menschenrechte.

Informationen
http://kompetenzinitiative.net/
http://www.aerzte-und-mobilfunk.eu/

Kontakt
Kompetenzinitiative e.V.
Geschäftsstelle
Parallelstr. 50
66125 Saarbrücken
sekretariat@kompetenzinitiative.net

Ausgewählte Schriften zum Themenbereich


http://kompetenzinitiative.net/KIT/KIT/broschuerenreihe/

Bienen, Vögel und Menschen


Die Zerstörung der Natur durch ‚Elektrosmog‘
Ulrich Warnke
2007, 2. A. 2008 | ISBN 978-3-00-023124-7
48 Seiten | Preis 5,00 €

Gesundheitsgefahren durch Mobilfunk:


Warum wir zum Schutz der Kinder tätig werden müssen
Übersetzung einer Schrift von MobileWise
2012 | ISBN 978-3-9812598-5-8
64 Seiten | Preis 6,00 €

34
Langzeitrisiken des Mobil- und Kommunikationsfunks
Vorträge der Tagung vom 5. April 2014 in Würzburg

Mit Beiträgen von Lennart Hardell und Michael Carlberg, Michael Kundi, Ulrich
Warnke, Karl Braun-von Gladiß, Franz Adlkofer, Wilfried Kühling und Bernd Irm-
frid Budzinski

Die Schrift dokumentiert die Vorträge der wohl ersten Tagung zu den Langzeit-
risiken des Mobil- und Kommunikationsfunks. Die biowissenschaftlich-medizi-
nischen Vorträge eines internationalen Teams von Experten belegen Risikopo-
tenziale der wachsenden Dichte elektromagnetischer Felder an der Zunahme
von Gehirntumoren, dem Um-sich-Greifen von Entzündungen, den besonderen
Risiken für Kinder und Elektrosensible. Gesellschaftskritische und juristische
Einschätzungen zeigen aber auch, wie unzeitgemäß ein angeblicher staatlicher
‘Strahlenschutz’ mit den Risiken umgeht.

2014 / ISBN 978-3-9812598-7-2 / 84 Seiten / Preis 8,00 €

Zu den Folgen der Langzeiteinwirkungen von Elektrosmog

Karl Hecht

Auf der Grundlage eines breiten medizinischen und statistischen Datenmateri-


als, das er der Auswertung von 878 russischsprachigen Studien verdankt, kann
Karl Hecht an einem Zeitraum von bis zu zwei Jahrzehnten deutliche gesund-
heitsschädigende Langzeitwirkungen elektromagnetischer Felder zeigen. Am
Beispiel seiner Forschungsrecherche macht er aber auch anschaulich, wie solche
Ergebnisse tabuisiert werden, wenn sie ökonomischen und politischen Interessen
widersprechen.

2012 / ISBN 978-3-9812598-4-1 / 64 Seiten / Preis 6,00 €

Strahlenschutz im Widerspruch zur Wissenschaft


Eine Dokumentation

Von Franz Adlkofer und Karl Richter

Der erste Teil dieser Schrift dokumentiert die Anstrengungen eines leitenden
deutschen Strahlenschutzbeauftragten, für Industrie und Staat unbequeme
Erkenntnisse gentoxischer Wirkungen aus dem Weg zu räumen. Die weiteren
Teile des Heftes belegen aber auch, wie weit sich der deutsche Strahlenschutz
dabei vom Stand internationaler Erkenntnis entfernt hat – auch mit Projekten des
Deutschen Mobilfunk Forschungsprogramms.

2011 / ISBN 978-3-9812598-3-4 / 64 Seiten / Preis 6,00 €

Warum Grenzwerte schädigen, nicht schützen –


aber aufrechterhalten werden
Beweise eines wissenschaftlichen und politischen Skandals

Mit Beiträgen von Franz Adlkofer, Karl Hecht, Lebrecht von Klitzing, Klaus Kniep,
Wilhelm Mosgoeller, Karl Richter, Hans-Christoph Scheiner, Ulrich Warnke

Die in dem Heft vereinten Beiträge konvergieren in dem klaren Ergebnis, dass die
geltenden Grenzwerte niemanden schützen, weil sie maßlos überhöht sind und
nach anachronistischen Gesichtspunkten festgelegt wurden. Die Schrift gelangt
damit aber auch zu dem Urteil, dass der betriebenen Politik des Mobil- und Kom-
munikationsfunks die wissenschaftliche, die demokratische und die menschen-
rechtliche Legitimation fehlt.

2009 / ISBN 978-3-9812598-2-7 / 64 Seiten / Preis 6,00 €


Die Beiträge der hier vor- hafter Vorgeschichte werden
gelegten Schrift beobachten festgehalten, weil man sich dann
aktuelle Tendenzen einer aktio- kaum Gedanken machen muss,
nistischen Mobilfunkpolitik, mit was Menschen, die von den Wir-
der der Schutz von Mensch und kungen dieser Politik betroffen
Umwelt nicht Schritt gehalten sind, möglicherweise angetan
hat. Strahlenschutzkommission wird. Und Bürger, die aus dem
und Bundesregierung nehmen Kontakt zur internationalen For-
den Stand der internationa- schungslage anders informiert
len Risikoforschung nur höchst sind, sollen sich offenbar damit
selektiv zur Kenntnis. Weit über- abfinden, dass so eben auch De-
höhte Grenzwerte mit zweifel- mokratie heute funktioniert.

AU S D E M VO RWO R T D E R S C H R I F T

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