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)
Aquaprox (Hrsg.)
Kühlwasserbehandlung
123
Aquaprox
6, rue Barbès
B.P. 177
F-92305 Levallois
Frankreich
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der
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vielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der
gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom
9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig.
Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes.
springer.de
Satz und Herstellung: LE-TEX, Jelonek, Schmidt & Vöckler GbR, Leipzig
Einbandgestaltung: WMXDesign, Heidelberg
Fachleute aus dem Hause Aquaprox haben sich bereit gefunden, ein Buch über
Wasserbehandlung zu schreiben. Es handelt sich um J. C. Berce und D. Billon-
Lanfray, den ersten Leiter der Handelsabteilung der Firma und seinen Nachfolger.
Aquaprox ist eine Filiale für Wasserbehandlung des Konzerns Protex Interna-
tional. Seit über 70 Jahren beschäftigt sich Protex International mit Feinchemie,
darunter Chemie, Textilchemie, Elektronik, Agrarwirtschaft, Pharmazeutik, Par-
füm und Duftstoffe für technische und kosmetische Produkte und der Wasser-
behandlung.
Aquaprox gibt Antworten auf alle Fragen der Wasserbehandlung. Verträge mit
weltbekannten Firmen sind Beweis für die technische Kompetenz und die effizien-
te Technologie der Rohstoffsynthese von Aquaprox. Die Produktpalette umfasst:
• Kühlanlagen mit Produkten gegen Steinbildung, Korrosion, Keime, Algen,
• Heizkessel: Produkte zur Sauerstoffbindung, alkalinisierende und phosphatisie-
rende Produkte, kesselsteinverhütende Produkte,
• Kläranlagen: Flockungsmittel, Entschäumer zur Verringerung von Schaum,
Produkte zur Geruchsbeseitigung sowie Produkte, die CSB behandeln (Bioad-
ditive).
Das Buch fasst 20 Jahre Erfahrung zusammen und soll eine Hilfe sowohl für
Betreiber als auch für Käufer von Kühlanlagen sein, die Angebotsausschreibungen
kritisch beurteilen wollen. Für Leiter von Industrieunternehmen oder Umweltab-
teilungen soll das Buch praktische Lösungen bieten und persönlichen Überlegun-
gen Raum geben.
Einleitung.............................................................................................................. 1
2 Wasserbehandlung................................................................................... 29
2.1 Vorbehandlung ............................................................................... 30
2.1.1 Grobabsiebung oder Rechenreinigung ............................... 31
2.1.2 Belüftung oder Oxidation................................................... 31
2.2 Chloren ........................................................................................... 35
2.2.1 Chemie des Chlorens.......................................................... 35
2.2.2 Sonstige Chlorungsmittel ................................................... 35
2.3 Sedimentation oder Absetzung ....................................................... 35
2.3.1 Beschränkung der Methode................................................ 36
2.3.2 Verwendete Apparatur ....................................................... 37
VIII Inhaltsverzeichnis
3 Kühlwasser................................................................................................ 55
3.1 Erhaltung des Rohstoffs Wasser...................................................... 55
3.2 Erhaltung der Energie...................................................................... 56
3.3 Behandlung des Rohstoffs Wasser .................................................. 58
3.4 Kühlkreise ....................................................................................... 62
3.4.1 Arbeitsprinzip ..................................................................... 62
3.4.2 Wärmeübergang.................................................................. 62
3.4.3 Offene Kreisläufe................................................................ 64
3.4.4 Halboffene Kreisläufe......................................................... 65
3.4.5 Geschlossene Kreisläufe ..................................................... 67
4 Kühltürme ................................................................................................. 69
4.1 Arbeitsprinzip.................................................................................. 69
4.2 Berechnungselemente des Kühlsystems mit Verdampfung............. 71
4.2.1 Begriff des Konzentrationszyklus....................................... 71
4.2.2 Ablaufprozentsatz ............................................................... 71
4.2.3 Definition der für die Berechnungen
verwendeten Begriffe.......................................................... 72
4.2.4 Anzahl der Konzentrationszyklen....................................... 73
4.2.5 Schlussfolgerung................................................................. 74
4.2.6 Berechnung des Konzentrationsverhältnisses ..................... 75
4.3 Notwendigkeit der Kühlwasserbehandlung..................................... 76
Inhaltsverzeichnis IX
Wasser gibt es in der Natur in großen Mengen, in flüssigem, gasförmigem und festem
Zustand. Man schätzt, dass es 70 % der Erdoberfläche bedeckt. Der größte Teil des
Wassers kommt als Salzwasser der Meere und Ozeane vor; das Süßwasser stellt nur
einen geringen Anteil des gesamten Wasservorkommens dar. Während des Kreis-
laufs des Wassers (Verdunstung der Meere, atmosphärische Niederschläge, Abfluss
und Rückfluss zu den Meeren) ändert sich dessen Zusammensetzung ständig und
unterscheidet sich mehr oder weniger vom Wasser als „reinem Stoff“, das den Physi-
kern und Chemikern bekannt ist.
Die Geschichte der Kühlwasserbehandlung ist nicht einmal 50 Jahre alt. Die
meisten bedeutenden Entwicklungsarbeiten auf diesem Gebiet entstanden während
des Berufslebens zahlreicher Chemieingenieure, die zum Teil heute noch tätig
sind. Der älteste bekannte Einsatz eines Korrosions-inhibitors stammt aus dem
Jahr 1905, als man feststellte, dass Arsen in der Lage ist, die Auflösung des Eisens
in Salzsäure zu verhindern. Die erste Erwähnung eines Inhibitors für Wasser geht
auf 1922 zurück: Dem Haushaltswasser wurden einige ppm Natriumsilikat zuge-
setzt, um die Korrosion der Bleirohrleitungen abzuwenden. Die Kühlwasserbe-
handlung wurde erstmals im Jahre 1924 erwähnt, als 200 ppm Natriumbichromat
und 50 ppm Natriumhydroxid in einem Kühlwerk verwendet wurden.
Zunächst war Kesselstein der größte Feind. Er wurde mittels äußerer Kühler,
umfangreicher Anlagen und durch häufiges Reinigen mithilfe mechanischer Kes-
selsteinentfernungsvorrichtungen bekämpft. Eine häufig angewendete Behandlung
bestand im gelegentlichen Zusatz einer bestimmten Kupfersulfatmenge zur Zerstö-
rung der Algen im Kühlturm, damit dieser nicht unter der – auf die Wucherung
der Mikroorganismen zurückzuführenden – Gewichtserhöhung zusammenbrach.
Über die Entstehung der Kesselsteinbildung wusste man damals fast nichts.
Bekannt war, dass die meisten Calciumsalze eine umgekehrte Temperatur-Löslich-
keitskurve aufwiesen, die den Einsatz von Wasser mit niedriger Härte empfehlens-
wert machte. Man wusste auch, dass Kesselstein sich eher bei hohen pH-Werten
bildet, und man setzte dem Wasser gelegentlich Säure hinzu. Die Türme wurden
jedoch nie bei einem pH-Wert unter 7,5 betrieben. Man hatte herausgefunden, dass
gewisse organische Stoffe die Struktur der Kesselsteinkristalle verändern und den
Kesselstein somit weniger haftend machen. Es wurden daher manchmal Tannine und
Lignin verwendet.
Der erste Durchbruch war die Erarbeitung der Löslichkeitszahl von Langelier
im Jahr 1936. Parameter, die die Kesselsteinbildung beeinflussen, wurden festge-
legt: Calciumhärte, Gesamtalkalität, pH-Wert, Gesamtheit der gelösten Feststoffe
2 Einleitung
um den „weißen Schimmel“, der das Lignin angriff und Zellulose mit schwacher
Struktur zurückließ. Der Angriff erfolgte oft in Tragkonstruktionen, was zu einer
großen Anzahl zusammengebrochener Türme führte. Der „braune Schimmel“ griff
die Zellulose an, was den Zusammensturz des Lignins und damit das Zusammen-
fallen der Apparatewände mit sich brachte. Manchmal fanden die beiden Fäulnis-
vorgänge gleichzeitig statt und das Bauholz der Kühltürme verschwand ganz ein-
fach. Wasserbehandlung war unwirksam, da der Angriff in den nicht eingetauchten
Teilen des Turmes stattfand.
Das Problem wurde auf zweierlei Art gelöst: Zum einen wurden für den Bau
der Kühltürme andere Baustoffe als Holz verwendet, z. B. Asbestzement, Kunst-
stoff, Keramik. Zum anderen wurde das für den Kühlturmbau verwendete Holz
mit einem Kupfersalz vorbehandelt und danach mit einem Arsensalz getränkt.
Man nannte dies die „doppelte Diffusionsbehandlung“. Das in der Holzmasse
niedergeschlagene Kupferarsenid verlieh einen guten Schutz. Eine andere Metho-
de war das Imprägnieren des Holzes mit Kreosot. Beide Praktiken hatten ihre
Anhänger und ihre Gegner, erwiesen sich aber beide als zufriedenstellend. Es
wurden Anwendungen an bestehenden Türmen vorgenommen, deren Holz zuvor
nicht behandelt worden war. Dies verlängerte zwar die Lebensdauer, aber schließ-
lich musste das Holz doch ersetzt werden.
Ein weiteres Problem war das der Sulfat reduzierenden Bakterien. Diese Anae-
robionten können nur in Wasser mit niedrigem pH-Wert existieren. Sie sind in der
Lage, Ummantelungen (Verkapselungen) vorzunehmen und können in Wärmeaus-
tauschern selbst in Gegenwart von sauerstoffgesättigtem Wasser leben. Sie entwi-
ckeln sich auf Sulfaten (die in Form von Schwefelsäure in das System eingeführt
werden) und setzen dabei Schwefelwasserstoff frei. Zwei negative Auswirkungen
sind die Folge: Die an der Metallfläche haftende Biomasse setzt den Wärmeaus-
tausch herab. Der erzeugte Schwefelwasserstoff steht direkt mit dem Metall in
Berührung, was dessen Korrosion hervorruft, während die Biomasse den Korrosi-
ons-inhibitor vom Metall isoliert.
Weitere Schlamm erzeugende Mikroorganismen und Algen versuchte man zu
bekämpfen, indem man dem System regelmäßig Biozide zusetzte. Einmal im
Monat wurden abwechselnd zwei verschiedene Biozide verwendet. Dadurch sollte
verhindert werden, dass sich die Mikroorganismen an ein einziges Biozid gewöh-
nen. Kupferzitrat und Chlorophenate waren die ersten Favoriten. Später ersetzte
Zinntributyl das Kupferzitrat. Die Methode funktionierte recht gut, aber die
Schockversorgung mit Bioziden hatte den Nachteil, dass das System ziemlich
lange ohne Behandlung blieb. Außerdem war eine kontinuierliche Zugabe dieser
Biozide nicht wirtschaftlich.
Eine andere Variante war der Versuch, das System mithilfe einer kontinuier-
lichen Chlorbehandlung vollständig zu sterilisieren. Die erforderlichen Konzentra-
tionen (ca. 1 ppm Restchlor) griffen das Holz im Kühlturm an, vor allem bei Son-
nenlicht. Dies verkürzte die Lebensdauer der Holzkonstruktion um die Hälfte und
die im umlaufenden Wasser gelösten Holzfasern verschlimmerten das Verstop-
fungsproblem (Fouling) erheblich.
4 Einleitung
Ein möglicher Kompromiss war die Stoßbehandlung mit Chlor (es wurde ein
Rückstand von 1 ppm gebildet, wobei das Wasser dreimal wöchentlich vier Stun-
den lang umlaufen musste). Eine andere Methode bestand darin, eine geringe
Chlormenge, d. h. etwa 0,1 ppm Restchlor kontinuierlich umlaufen zu lassen.
Diese Chlorbehandlung wurde durch regelmäßigen Zusatz von Quaternärammoni-
umsalzen verstärkt. Das Salz hat eine schwache Biozidaktivität, jedoch ist es dank
seiner reinigenden Wirkung möglich, Sulfat reduzierende Bakterienkolonien aus-
zuscheiden, so dass der Sauerstoff und/oder das Chlor deren Zerstörung vollenden
können. Gelegentliche Zugaben von Methylen-Bisthiocyanat, die zur Überwa-
chung der Algen bestimmt sind, waren ebenfalls hilfreich.
Ein drittes Problem trat erst später zutage. Unterdessen waren die Wasserche-
miker zufrieden, da der Begrenzungsfaktor für die Reinigung der Wärmeaustau-
scher nicht mehr der Kesselstein, sondern die Verstopfung oder Verschmutzung
seitens des Verfahrensmediums war. Die fünfziger Jahre brachten indes Fortschrit-
te auf dem Gebiet der Inhibitoren und Detergenzien mit sich, die die Tendenz
völlig umkehrten. Das Wasser wurde erneut zum kritischen Punkt.
Diesmal war die Verstopfung (Fouling) der springende Punkt. Sie entsteht aus
der Ablagerung eines anormal in Suspension befindlichen Stoffes, während Kes-
selstein die Ablagerung eines normalerweise in Lösung befindlichen Stoffes ist.
Eine kolloidale Substanz kann auf verschiedene Art und Weise in den umlau-
fenden Wasserstrom eindringen. Man trifft sie im Zusatzwasser an, vor allem,
wenn es sich um unbehandeltes Oberflächenwasser handelt. Sie kann auch aus der
Luft kommen, wenn diese mit dem Wasser des Kühlturmes in Berührung kommt.
Möglich ist ihre Herkunft sowohl von den Zerstörungsprodukten des Bauholzes
des Kühlturmes oder den mazerierenden Algen als auch von den mit der Behand-
lung zusammenhängenden Reaktionsprodukten, insbesondere in Form von Eisen
und Kalziumphosphat. Die Kolloidpartikel neigen dazu, sich im sauren Wasser
negativ aufzuladen, während die Kühlflächen aus Eisen sich eher positiv aufladen,
was zur Ablagerung und folglich zur Verschmutzung führt. Höhere Temperaturen
begünstigen diesen Prozess.
Der Schlamm des Trinkwassers lässt sich durch Ausflockung und Filterung be-
seitigen. Eine reichliche Ansammlung im umlaufenden Wasser kann mithilfe einer
Abzweigungsfilterung kontrolliert werden. Die auf die Phosphate zurückzuführende
Verschmutzung oder Verstopfung wird durch Ausscheidung des Phosphatzusatzes
gehemmt, d. h. durch den Einsatz von Korrosionsinhibitoren auf Chrom-Zink- oder
Chrom-Molybdän-Basis. Die Verwendung anionischer Dispersionsmittel verbes-
sert die Ergebnisse.
Der letzte und vielleicht bedeutendste Durchbruch auf dem Gebiet der Kühlwas-
serbehandlung ist sogar ein zweifacher Erfolg. Um 1968 wurde eine Reihe organi-
scher Verbindungen des Phosphors, die Phosphonate, entwickelt. Diese Produkte
haben die Eigenschaft, die in Lösung befindlichen Kalziumsalze selbst bei einem
pH-Wert von 9,0 ohne Säurezusatz aufrechtzuerhalten. Einige verfügen auch über
korrosionsverhütende Eigenschaften, gestatten jedoch die Verwendung von Korro-
sionsinhibitoren mit geringeren Konzentrationen.
Einleitung 5
Dieser bei einem höheren pH-Wert durchgeführte Vorgang vermindert auch die
Möglichkeit des Vorhandenseins von Sulfat reduzierenden Bakterien im System.
Eine Reihe anionischer Polymere wurde fast zur gleichen Zeit auf dem Markt
eingeführt, es handelt sich um Polyacrylate, deren Verwendung die Neigung zur
Verschlammung oder Verschmutzung des in den Kühltürmen umlaufenden Was-
sers beträchtlich begrenzt.
Die Lösung eines alten Problems wirft jedoch unverändert eine neue Schwie-
rigkeit auf. Neue Probleme machen neue Lösungen erforderlich, so dass die Be-
handlung des in Kühltürmen umlaufenden Wassers weiterhin kompliziert bleibt.
Zurzeit gibt es fünf Hauptachsen der Entwicklung in der Kühlwasserbehandlung:
• die Reduzierung des Wasserkonsums,
• die Erhöhung der Lebensdauer der Apparate durch die Stabilisierung der ther-
mischen oder nominalen Austauschleistungen, die von den Erfindern der Ein-
heiten vorgesehen ist,
• die Einschränkung der Wirksamkeit auf die Umgebung der Abwässer,
• die Sicherheit des Personals, das mit den Behandlungsprodukten in Kontakt ist,
• die Beherrschung des Legionellenrisikos für die Bevölkerung, die den durch die
Verdampfung erzeugten Aerosolen ausgesetzt ist.
1 Analyse des Wassers
Wasser mit der Formel H2O und der molaren Masse 18 besteht aus zwei Atomen
Wasserstoff und einem Atom Sauerstoff. Aufgrund des Vorhandenseins von Was-
serstoffisotopen, insbesondere von Deuterium der Masse 2 (Symbol D), das im
natürlichen Wasserstoff im Molekularverhältnis 1:6000 vorhanden ist, enthält
Wasser einen nicht unwesentlichen Anteil schweres Wasser D2O und halbschwe-
res Wasser HDO; die anderen Isotopen sind unwesentlich.
1.1.1 Dichte
Wasser zeigt bezüglich der Dichte ein anomales Verhalten (Anomalie des Was-
sers). Flüssiges Wasser weist bei 4 °C seine größte Dichte auf: 1,00000 g/cm3.
Die Abnahme des pH-Wertes in Abhängigkeit von der Temperatur ist ein äu-
ßerst wichtiger Faktor, der unbedingt beachtet werden muss. So hat ein auf 180 °C
erhitztes reines Wasser, das zum Beheizen großer Wohnkomplexe verwendet
wird, einen pH-Wert von etwa 5,75. Es ist also sauer und daher aggressiv.
Um bei 180 °C einen neutralen oder leicht alkalischen pH-Wert zu erhalten,
muss der pH-Wert im kalten Zustand wirklich alkalisch sein und sich dem Wert
10 nähern. Andererseits ändern sich diese Werte, sobald das Wasser gelöste Stoffe
enthält, die H+ - oder OH− -Ionen einbringen können.
Temperatur Wasserdichte
(in °C) (g/cm3)
0 0,999
4 1,000
20 0,998
50 0,998
110 0,958
150 0,917
200 0,863
250 0,794
300 0,70
8 1 Analyse des Wassers
Tabelle 2 Variation des pH-Wertes des reinen Wassers im Verhältnis zur Temperatur
Temperatur pH-Wert
(in °C)
0 7,5
50 6,6
100 6,1
160 5,8
200 5,7
250 5,5
1.1.3 Wasser-Luft-Systeme
Relativer 0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 6,0 7,0 8,0 9,0
Luftdruck
Temp. ºC
–20 0,892 0,810 0,737 0,673 0,613 0,557 0,505 0,457 0,413 0,373
–10 2,154 1,978 1,811 1,658 1,519 1,395 1,282 1,177 1,079 0,982
–0 4,835 4,468 4,130 3,813 3,518 3,244 2,988 2,752 2,537 2,340
+0 4,835 5,176 5,538 5,922 6,330 6,761 7,219 7,703 8,215 8,757
+10 9,330 9,935 10,574 11,249 11,961 12,712 13,505 14,339 15,218 16,144
+20 17,118 18,143 19,222 20,355 21,546 22,796 24,109 25,487 26,933 28,450
+30 30,039 31,704 33,449 35,275 37,187 39,187 41,279 43,465 45,751 48,138
Flüssiges Wasser, das sich durch Kondensation in Höhenlagen bildet, ist verhältnis-
mäßig rein. Bevor es den Erdboden erreicht, löst es Gase und absorbiert lösliche und
unlösliche in der Luft vorhandene Verbindungen. Dieses Wasser ist i. Allg. mit Sau-
erstoff gesättigt, enthält Kohlendioxid und kann durch aus der Industrie kommende
Gase, wie Stickstoffoxide, Schwefelwasserstoffgas und Schwefelgas, verunreinigt
werden. Es kann auch organische Stoffe und Mineralien enthalten, die in Form von
Staub vom Erdboden stammen.
Trifft das Regenwasser auf den Boden auf, können während des Abfließens und
Durchdringens der geologisch durchlässigen Schichten zahlreiche Bestandteile der
Erdkruste gelöst werden. Dies geschieht in Verbindung mit dem Gehalt an gelös-
ten Gasen – insbesondere Kohlendioxid –, die zur Auflösung der Mineralien bei-
tragen.
Das natürliche Süßwasser kann in drei Kategorien eingeteilt werden:
• Regenwasser,
• Oberflächenwasser: Wasserläufe, Tümpel, Seen und Oberflächenbecken,
• Grundwasser: von Quellen, weniger tiefen und tiefen Brunnen kommend.
Regenwasser wird selten verwendet; es gibt jedoch Versuche, es aufzufangen
und als zusätzliches Wasser in den Kühlkreislauf einzuführen. Sein sehr niedriger
Mineralgehalt bildet eine Besonderheit, die für jeden Bereich der Industrie eine
spezielle Verwendung voraussetzt.
Oberflächenwasser ist i. Allg. durch hohen Sauerstoffgehalt und niedrigen Koh-
lendioxidgehalt gekennzeichnet, da es sich im Gleichgewicht mit der Luft befin-
det, die 21 % Sauerstoff und nur etwa 0,03 % Kohlendioxid enthält. Es ist infolge
1.3 Verunreinigende Stoffe des Wassers 11
Verunreinigende Stoffe des Wassers sind alle Stoffe, die nicht den reinen Stoff
H2O darstellen.
Feste Schwebstoffe sind feste Teilchen mit einer höheren Dichte als die des Was-
sers; diese Teilchen bleiben nur deshalb im Schwebezustand, weil das Wasser sich
in Bewegung befindet. Je größer die Geschwindigkeit des Wassers ist, desto größer
können die Schwebeteilchen sein. Sie können mineralischer Art sein, wie Sand,
Schlick und Ton, oder aber biologischer Art, wie Bakterien und organische Stoffe.
Die Schwebestoffe sinken oder setzen sich ab, sobald das Wasser weniger oder
nicht mehr bewegt ist. In ruhendem Wasser gilt die Absetzgeschwindigkeitsformel:
1/18g D 2 ( d1 − d 2 )
V=
n
V Absetzgrenzgeschwindigkeit der Teilchen in cm/s
g Beschleunigung in cm/s2
D deren Durchmesser in cm
d1 Dichte der Teilchen in g/cm3
d2 Dichte der Flüssigkeit in g/cm3
n dynamische Viskosität der Flüssigkeit in Poise
12 1 Analyse des Wassers
hängt die Gleichgewichtsbedingung vom pH-Wert ab. Gleiches gilt für H2S.
Die Löslichkeit der Gase in Wasser (1 l Gas pro 1 l Wasser) unter reiner Gas-
atmosphäre bei 1 bar, auf O °C bezogen, zeigt Tabelle 8.
Tabelle 8 zeigt, dass die im Wasser gelöste „Luft“ reicher an Sauerstoff ist als
atmosphärische Luft. Außerdem geht die Löslichkeit der Gase mit steigender
Temperatur zurück und erhöht sich mit steigendem Druck.
In der Praxis ist der gelöste Sauerstoff vor allem im Oberflächenwasser vor-
handen, besonders in Flüssen, in denen die Auflösung durch die Wasserbewegung
aktiviert wird. Dies ist umso mehr zu beobachten, wenn das Wasser weniger reich
an organischen, dem biologischen Abbau unterworfenen Stoffen ist.
Das im Oberflächenwasser wenig bedeutende Kohlendioxid nimmt im Grund-
wasser in Verbindung mit dem dort herrschenden Druck zu; es kann bis zu einem
Aufsprudeln durch Dekompression kommen (Mineralwasser).
0 °C 5 °C 10 °C 15 °C 20 °C 25 °C 30 °C 35 °C
0 14,8
5 12,8
10 11,3
15 10,2
20 9,2
25 8,4
30 7,6
35 7,1
40 6,6
45 6,1
50 5,6
Innerhalb der gelösten Salze sind außer den Halogenen, die sich in der Trocken-
substanz des Wassers befinden, auch Bicarbonate enthalten, die nur in Lösung
vorhanden sind, wie Calcium-, Magnesium- und Eisenbicarbonate. Diese Salze
findet man in der Carbonat-Trockensubstanz für Magnesium und Calcium. Fol-
gende Reaktion ist zu beobachten:
Ca(HCO3 ) 2 → CaCO3 + CO 2 + H 2 O
Mg(HCO3 ) 2 → MgCO3 + CO 2 + H 2 O .
2Fe(OH) 2 + 1 2 O 2 + H 2 0 → 2Fe(OH)3 .
Tabelle 10 Ionenkonzentration
ist es möglich, die Analysen rationell auszuwerten, wobei die Summe der Kat-
ionen der Summe der Anionen entspricht, da die Lösung elektrisch neutral ist.
Vier Arten des Ausdrucks der Ergebnisse sind üblich:
1. Ionenkonzentration in mg/l,
2. Ionenkonzentration in meq/l.
Beide Ausdrücke werden durch folgendes Verhältnis in Beziehung gesetzt:
mg / l × V
meq / l =
PM
PM Molekulargewicht oder molare Masse
V Wertigkeit
Anmerkung: meq/l ist gleich dem Äquivalent je Million epm und mg/l ist gleich
ppm (Gewicht) im englischen Sprachraum.
3. In parts per million CaCO3 ausgedrückte Konzentrationen, die z. T. so verwen-
det werden, dass alle Ionen in CaCO3 ausgedrückt werden, da das Calciumcar-
bonat fast stets die bedeutendste Ablagerung darstellt.
4. In Grad ausgedrückte Konzentrationen: Der Grad ist eine willkürliche Einheit,
die in Frankreich 0,2 meq/l entspricht. Die anderen Länder haben ebenfalls ihre
Gradbestimmung, die nicht dem französischen Grad entspricht (s. Tabelle 11).
16 1 Analyse des Wassers
Tabelle 11 (Fortsetzung)
1.5.1 Wasserhärte
Wenn Wasser Calcium- und Magnesiumsalze enthält, wird es als hart bezeichnet.
Daraus ergeben sich störende Eigenschaften wie die Möglichkeit der Bildung
harter Ablagerungen durch Erwärmung des Wassers, Schwierigkeiten bei Wasch-
vorgängen mit Seife durch Niederschlag unlöslicher Metallseifen usw.
Es können verschiedene Härten bestimmt werden:
• die Gesamthärte (TH = titre hydrotimétrique)
Sie entspricht der Gesamtheit der im Wasser vorhandenen Calcium- und
Magnesiumionen.
• die Calciumhärte
Sie entspricht dem Gesamtgehalt an Calciumsalzen.
• die Magnesiumhärte
Sie entspricht dem Gesamtgehalt an Magnesiumsalzen.
Man erhält die Gleichung:
Gesamthärte (TH) = Calciumhärte + Magnesiumhärte.
Wenn man Wasser kocht, stellt man fest, dass sich Calcium- und Magnesium-
carbonate absetzen und dass das Wasser nach dieser Behandlung einen Teil seiner
Härte verloren hat. Aus diesem Grunde unterscheidet man:
Gesamthärte (TH) = temporäre Härte + permanente Härte.
Die Gesamthärte (TH) kann in meq/l, in mg CaCO3 pro Liter oder in Graden
ausgedrückt werden (s. Tabelle 11).
Wenn man mit einer starken Säure (z. B. H2SO4 oder HCl) ein Wasser mit hohem
pH-Wert titriert, erhält man eine Neutralisationskurve, die zwei Neutralisations-
1.5 Auswertung einiger Elemente 19
punkte aufweist. Der eine Punkt entspricht dem Farbumschlag des Methylorange
und der andere Punkt dem Umschlag des Phenolphthaleins. Jeder dieser Umschlä-
ge entspricht einem besonderen alkalimetrischen Titer.
Der alkalimetrische Titer (TA) entspricht der englischen Abkürzung PA oder
Phenolphthalein Alcalinity = P-Alkalität.
Das ist der erste Neutralisationspunkt mit einem pH-Wert von 8,3, der durch
den Übergang des Phenolphthalein von Rot zur Farblosigkeit gekennzeichnet ist.
Er entspricht der Neutralisierung der freien Basen, Soda, Kalk
Ca(OH) 2 + 2 HCl → CaCl2 + H 2 O
Die Kenntnis des TA- und TAC-Wertes ermöglicht die Errechnung der Konzent-
rationen von:
−
• Hydroxiden OH
−
• Bicarbonaten HCO3
−
• Carbonaten CO3 .
Sind TA und TAC gleich, so ist die gesamte Alkalität auf die Hydroxide zu-
rückzuführen.
Wenn TA unter TAC liegt, sind Carbonate und Hydroxide vorhanden. Das be-
deutet, dass der TA-Wert allen Hydroxiden entspricht, plus der Hälfte der Carbo-
nate, und dass der TAC-Wert allen Hydroxiden und allen Carbonaten entspricht.
Folglich ist:
− −−
TA = (OH ) + 1/2 (CO3 )
− −−
TAC = (OH ) + (CO3 )
(OH − ) = 2 TA –TAC
(CO3−− ) = 2 (TAC – TA).
Ist der TA-Wert gleich der Hälfte des TAC-Wertes, so ist die gesamte Alkalität
auf Carbonate zurückzuführen.
20 1 Analyse des Wassers
Wenn TA weniger als die Hälfte von TAC beträgt, sind Carbonate und Bicarbo-
nate vorhanden. Das bedeutet, dass der TA-Wert der Hälfte der auf die Carbonate
zurückzuführenden Alkalität und der TAC-Wert der auf die Bicarbonate zurückzu-
führenden Alkalität plus der auf die Carbonate zurückzuführenden Alkalität ent-
spricht. Folglich ist:
--
(CO3 ) = 2 TA
-
(HCO3 ) = TAC − 2 TA .
Wenn TA gleich Null ist, ist TAC allein auf Bicarbonate zurückzuführen. Ta-
belle 12 fasst die Ergebnisse zusammen.
Der pH-Wert ist die Maßzahl der Acidität oder der Alkalität einer Lösung, die
mit Hilfe einer von 0 bis 14 gehenden Skala gemessen wird. Das als neutral be-
trachtete reine Wasser hat einen pH-Wert von 7. Die unter 7 liegenden Werte
werden bis 0 immer saurer und die über 7 liegenden werden bis 14 immer alkali-
scher.
Beispiel: Orangensaft und Fruchtsäfte haben einen pH-Wert von ca. 3,5; Zitronen-
saft hat einen pH-Wert von 2,2 und einzehntelnormale Schwefelsäure einen pH-
Wert von 1,2. Was die alkalischen Stoffe betrifft, so hat Natriumbicarbonat einen
pH-Wert von ca. 8,4, Magnesiummilch hat einen pH-Wert von 10,5, Ammoniak
für Haushaltszwecke einen pH-Wert von 11,5 und einzehntelnormales Natrium-
hydroxid einen pH-Wert von 13,0.
Es ist wichtig zu wissen, dass die pH-Wertskala logarithmisch ist. Ein pH-Wert
von 5 ist 10-mal saurer als ein pH-Wert von 6; ein pH-Wert von 4 ist 10-mal sau-
rer als ein pH-Wert von 5 und 100-mal saurer als ein pH-Wert von 6.
Ionenbilanz
Das Prinzip der Ionenbilanz besteht darin, dass die Summe der Kationen gleich
der Summe der Anionen ist, da das Wasser praktisch neutral ist. Der pH-Wert
spielt aufgrund seiner logarithmischen Skala keine Rolle.
Beispiel: Ein stark saures Wasser mit einem pH-Wert von 4 hat eine Ionenkon-
zentration g/l = 10-4 H+, d. h.:
1/10.000 mg/l, was gewichtsmäßig vernachlässigbar ist.
Wir können die Standardanalyse verwenden und diese in Milliäquivalent pro
Liter ausdrücken.
Wenn der TAC-Wert höher ist als der TH-Wert, ist die gesamte Härte tempo-
rär. Die Differenz TAC–TH = 3,0–2,3 = 0 zeigt das Vorhandensein von einwerti-
gen Carbonationen an (die nicht in der Härte berücksichtigt werden).
Da andererseits der pH-Wert 7,2 beträgt, ist der TA-Wert zwangsläufig gleich
null. Daraus ist zu schließen, dass die Alkalität ausschließlich auf die Bicarbonate
zurückzuführen ist.
Aus dieser Erkenntnis lässt sich der Alkaliionengehalt ableiten:
• Alkalibicarbonate 0,7 meq/l
• Alkalichloride 0,845 meq/l
• Alkalisulfate 0,313 meq/l.
Das ergibt eine Summe von 1,858 meq/g Alkaliionen, von denen wir annehmen,
dass sie Na-Ionen, und nach zusätzlicher Analyse K-, Na-, NH4-Ionen sind.
Tabelle 13 Ionenbilanz
Anionen Kationen
Hydroxide 0 Calcium 1,40
Carbonate 0 Magnesium 0,90
Bicarbonate 3,00 Alkalimetalle 1,858
Chloride 0,845
Sulfate 0,313
4,158 4,158
Gewichtsbilanz
Tabelle 15 Gewichtsbilanz
Da Kohlendioxid eine schwache Säure ist, ist es nicht vollständig ionisiert, nicht
einmal bei schwachen Konzentrationen. Ein Teil des CO2 ist in Form von gelös-
tem CO2 vorhanden. Diese Menge ist umso größer, je niedriger der pH-Wert und
je höher TAC ist.
Prinzip
Die Alkalität wird durch Titrierung mit einer starken Säure bestimmt. Sie ist auf
eine große Anzahl verschiedener Ionen zurückzuführen. Die am häufigsten vor-
kommenden Ionen sind:
24 1 Analyse des Wassers
Material
• 25-ml-Bürette
• 50-ml-Pipette
• 250-ml-Becherglas oder Erlenmeyerkolben
• Glas- oder Magnetrührer.
Reagenzien
• Schwefelsäure N/50
• Methylorange in Lösung
• Phenolphthalein in Lösung.
Verfahrensweise
In ein 250-ml-Becherglas werden genau 50 ml des zu analysierenden Wassers
einpipettiert, 4 Tropfen Phenolphthalein hinzugeben. Wenn das Phenolphthalein
auf Rot umschlägt, mit H2SO4 N/50 bis zur Farblosigkeit titrieren. Das benötigte
Säurevolumen ist V1. 4 Tropfen Methylorange zusetzen, mit H2SO4 bis zum Um-
schlag von Gelb auf Lachsrosa titrieren; das benötigte Säurevolumen ist V2 (V2 ist
zwangsweise größer als V1, da V2 V1 umfasst).
Bemerkungen
1. Eindeutigkeit der Farbumschläge
Der Umschlag des Phenolphthaleins ist eindeutig und problemlos.
Der Umschlag des Methylorange ist schwieriger zu beurteilen. Man erhält
schnell zu hohe Ergebnisse, wenn man den Umschlag auf ein reines Rosa an-
statt auf Lachsfarbe bewirkt. Man kann einen Standard der Umschlagtönung
erhalten, indem man in 100 ml destilliertes Wasser einen Tropfen Methyloran-
ge und eine Spachtelspitze saures Kaliumphthalat gibt.
2. Die Umschläge sind deutlicher sichtbar, wenn das Becherglas auf einen weißen
Grund gestellt wird.
3. Im Falle zu stark gefärbten Wassers ist die Bestimmung potenziometrisch bei
pH 4,3 für die m-Alkalität und 8,3 für die P-Alkalität durchzuführen.
4. Diese beiden Bestimmungen können ebenfalls mit Salzsäure N/50 durchgeführt
werden.
Prinzip
Material
• 25-ml-Bürette
• 50-ml-Pipette
• 250-ml-Becherglas oder Erlenmeyerkolben
• Glas- oder Magnetrührer.
Reagenzien
• Natriumcarbonat N/50
• Methylorange in Lösung.
Verfahrensweise
In ein 250-ml-Becherglas genau 50 ml des zu analysierenden Wassers einpipettie-
ren; 4 Tropfen Methylorange hinzufügen; mit Natriumcarbonat N/50 bis zum
Umschlag von Rot auf Gelb titrieren, wobei V das ml-Volumen des verwendeten
Natriumcarbonats ist.
26 1 Analyse des Wassers
1.6.3 Gesamthärte
Prinzip
Material
• 25-ml-Bürette
• 50-ml-Pipette
• 250-ml-Becherglas oder Erlenmeyerkolben
• Glas- oder Magnetrührer
• 5-ml-Stabpipette.
Reagenzien
• Pufferlösung pH-Wert 10
• Eriochromschwarz T
• EDTA 2 Na titrierte Lösung M/100 = 0,01 M.
Verfahrensweise
In einen 250-ml-Becher genau 50 ml des zu analysierenden Wassers einpipettie-
ren; 5 ml Pufferlösung pH 10 hinzufügen; 1 Spachtelspitze Eriochromschwarz T
zugeben; mit EDTA 0,01 M bis zum Umschlag von Weinrot auf kräftiges Blau
titrieren.
1.6 Ausgewählte Methoden und erforderliche Prüfgeräte 27
1.6.4 Calciumhärte
Prinzip
Mit dieser Methode soll ausschließlich das Calcium unter den vorhandenen erdal-
kalischen Stoffen bestimmt werden. Wie bei der Gesamthärte erfolgt die Bestim-
mung durch Komplexometrie mit Ethylendiamintetraessigsäure (EDTA), wobei
der gewählte Calciumionenindikator gegenüber Magnesium unempfindlich ist. Da
der Calciumkomplex der beständigste ist, erfolgt der Umschlag unter diesen Be-
dingungen, bevor das Magnesium interferiert. Strontium und Barium interferieren
ebenfalls nicht.
Material
• 25-ml-Bürette
• 50-ml-Pipette
• 250-ml-Becherglas oder Erlenmeyerkolben
• Glas- oder Magnetrührer
• 5-ml-Stabpipette
Reagenzien
• normales Soda
• Murexid
• EDTA 2 Na Lösung 0,01 M.
28 1 Analyse des Wassers
Verfahrensweise
In ein 250-ml-Becherglas oder einen Erlenmeyerkolben genau 50 ml des zu analy-
sierenden Wassers einpipettieren; 2 ml normales Soda hinzufügen; eine Spur Mu-
rexid zusetzen; mit EDTA M/100 bis zum Umschlag von Lachsrot auf Purpur
titrieren.
Das natürliche Wasser, das uns zur Verfügung steht, ist unbehandelt nicht für den
vorgesehenen Gebrauch geeignet. Wasserbehandlungen unterscheidet man in drei
Phasen:
1. Vor der Verwendung müssen dem Wasser die für den Einsatz erforderlichen
Eigenschaften verliehen werden: Das kann durch Vorbehandlung oder externe
Behandlung erreicht werden.
Für die externe Behandlung werden Ausrüstungen, Filter, Klärgeräte, Luftab-
scheider, Ionenaustauschsysteme, Enthärter usw. benötigt. Diese Einrichtun-
gen sollen die alkalische Wasserhärte herabsetzen und die gelösten Gase und
Schwebestoffe beseitigen.
Die Vorbehandlung ist im Wesentlichen subtraktiver Art; dabei werden die
verunreinigenden Stoffe des Wassers, die für das Einsatzverfahren von Nach-
teil wären, ausgeschieden.
Die Einsatzbedingungen reichen von der einfachen Grobfilterung für Kühl-
wasser mit einmaligem Gebrauch bis zu einer völligen Entsalzung bei der
Hochdruckdampferzeugung. Die Vorbehandlung muss umso gründlicher aus-
fallen, je schwieriger die Einsatzbedingungen sind.
2. Während der Verwendung erfolgt eine ständige Behandlung unter Zugabe von
Zusatzstoffen, um das Wasser in den Grenzen der geforderten Eigenschaften
zu halten. Das Verfahren wird oft mit Sekundärbehandlung oder Direktbe-
handlung bzw. Nachbehandlung bezeichnet.
Es hat drei wesentliche Aufgaben:
• Reduzierung der Korrosion der Einrichtungen auf ein akzeptables Niveau
(<50 µ/pro Jahr für Stahl),
• Aufrechterhaltung des Niveaus von thermischen Veränderungen: Vermei-
dung der Kesselsteinablagerungen und der mineralogischen und biologi-
schen Schlammbildung,
• generelle Vernichtung von Bakterien und besonders von Bakterien des Le-
gionellentyps, der tödlich ausgehende Fälle von Legionellose verursachen
kann.
3. Nach der Verwendung wird das Wasser von nun an als Abwasser bezeichnet.
Die Ableitung in die natürliche Umgebung kann nur durch Einhaltung der gel-
tenden Gesetzgebung erfolgen. Zusätzliche Anwendungen können notwendig
werden.
30 2 Wasserbehandlung
2.1 Vorbehandlung
Das in der Industrie verwendete Wasser stammt i. d. R. aus zwei Quellen: dem
Oberflächenwasser oder dem Grundwasser. Das Oberflächenwasser umfasst Fluss-
und Seewasser, das Grundwasser kommt aus Brunnen.
Weitere Quellen sind die aus Kläranlagen stammenden Abwässer und Indust-
rieabwässer.
Grundwasser ist i. Allg. härter, hat eine höhere Alkalität und enthält mehr gelöste
Feststoffe als Oberflächenwasser. Jedoch ist Grundwasser in seiner Beschaffenheit
2.1 Vorbehandlung 31
das ganze Jahr über gleichmäßiger; es ist weniger trüb und der mikrobiologischen
Verunreinigung gegenüber unempfindlicher als Oberflächenwasser.
Oberflächenwasser ist sofort verfügbar und enthält niedrigere Konzentrationen
an gelösten Feststoffen. In manchen Fällen ist es zweckmäßig, ein Gemisch aus
beiden Wasserquellen zu verwenden.
Die im Rohwasser befindlichen unerwünschten Verunreinigungen bringen Kes-
selsteinablagerungen sowie Verschmutzungs- und Verstopfungsprobleme im Kühl-
system mit sich. Es handelt sich hierbei um:
• feste Schwebestoffe,
• Calcium,
• Siliziumdioxid,
• Alkalität,
• Phosphate,
• Eisen,
• Mangan,
• organische Stoffe,
• gelöste Gase.
Hier handelt es sich um Zuführstrukturen, die aus Vorrichtungen aller Art beste-
hen. So dienen z. B. Rechen, deren Stäbe in Abständen von einigen Zentimetern
angeordnet sind, dazu, Holzstücke und schwimmendes Gut zurückzuhalten. Siebe
mit Maschenweiten von einigen Millimetern sollen schwimmende Algenmassen
und die in den Becken wachsenden Wasserpflanzen fern halten.
Bei der Vorbehandlung dient die Belüftung der Ausscheidung der im Wasser
unerwünschten Gase, d. h. Kohlendioxid und Schwefelwasserstoff, die beide kor-
rosiv sind. Sie spielt ebenfalls eine Rolle bei der Eisen- und Manganbeseitigung,
die in diesem Fall mit einer chemischen Behandlung verbunden ist.
Beim Trinkwasser soll die Belüftung gewisse Geschmacks- und Geruchsrich-
tungen beseitigen.
Beim Abwasser wird während der Belüftung der zur biochemischen Oxidation
der organischen Stoffe erforderliche Sauerstoff zugeführt.
2.1.2.1 Belüftungsprinzip
Das Prinzip besteht darin, Wasser und Luft stark zu vermischen, um den Gleich-
gewichtszustand zwischen den gelösten Gasen und der Atmosphäre zu erreichen
oder sich diesem zu nähern.
32 2 Wasserbehandlung
Die Ausscheidung der Gase durch Belüftung entspricht dem Henry’schen Ge-
setz, das besagt, dass die Löslichkeit eines Gases direkt proportional seines Teil-
druckes in der in Berührung stehenden Atmosphäre ist.
Bei 20 °C enthält das sich mit der Atmosphäre im Gleichgewicht befindliche
Wasser ca.:
• 15,8 ppm Stickstoff,
• 9,4 ppm Sauerstoff und
• 0,5 ppm CO2-Spuren.
Dagegen enthält das Wasser im Sättigungszustand bei 20 °C:
• 1700 ppm CO2 und
• 3900 ppm H2S.
Da der Teildruck dieser beiden Gase in der Atmosphäre praktisch gleich null
ist, kann man zur völligen Ausscheidung dieser Gase gelangen. Voraussetzung ist,
dass der pH-Wert niedrig genug ist, damit man sich nicht in Gegenwart von Bi-
carbonaten oder Sulfhydraten in folgendem Gleichgewicht befindet:
CO 2 + H 2 O > < HCO3− + H + > < CO −−
2 + 2H .
+
Wasserfallapparate
Nach diesem Prinzip funktionieren viele Apparatetypen:
• freier Tropfenfall,
• Fall auf aufeinanderfolgende Böden zur Erhöhung des Kontaktes,
• Wassereinspritzdüsen zur Verminderung des Tropfendurchmessers.
Oft werden Kokshorden verwendet (die eine katalytische Wirkung zur Eisen-
und Manganausscheidung haben), um die Lufterneuerung zu fördern; im Gegen-
strom werden auch Zwangsumlaufbelüfter verwendet, die an Bodenkolonnen oder
Kühltürme erinnern.
Diffusionsapparate
Die Luftverteilung in diesen Apparaten erfolgt so, dass man die Luft zwingt, mit-
hilfe perforierter Tauchrohre oder poröser Platten in das Wasser einzudringen.
Diese Belüftungsart funktioniert dank einer besseren Kontaktfläche theoretisch
besser als das Wasserfallverfahren. Die Steiggeschwindigkeit der Luftblasen ist
geringer als die Fallgeschwindigkeit der Wassertropfen. Die Kosten der Apparatu-
ren sind allerdings höher als die der Wasserfallapparate.
2.1 Vorbehandlung 33
Da dieser Vorgang dem pH-Wert gegenüber sehr empfindlich ist, ist es erfor-
derlich, einen pH-Wert > 7,5 zu haben, um eine korrekte Ausscheidung des Eisens
zu erhalten.
Das Eisen(III)-hydroxid wird anschließend durch Absetzen oder Filterung mit
oder ohne Koagulation ausgeschieden.
pH-Wert % H2S
5,0 98
6,0 83
6,5 61
7,0 33
7,5 14
8,0 4,8
9,2 0,32
2.3 Sedimentation oder Absetzung 35
2.2 Chloren
Das Chloren ist vor allem für Trinkwasser ein häufig eingesetztes Behandlungs-
verfahren, um dessen Desinfektion zu gewährleisten. Außer seiner bakteriziden
Wirkung bietet das Chloren noch weitere Vorteile:
• Beseitigung der Farbe und des Geruchs,
• Oxidation des Eisens und Mangans,
• Oxidation der Sulfide in Sulfat,
• Zerstörung der organischen Stoffe,
• Oxidation der Nitrite,
• Beseitigung der Bakterienablagerungen.
Bei der Klärung des Wassers wird die Koagulation gleichzeitig mit einer Vor-
chlorierung durchgeführt, wodurch die Koagulation verbessert wird.
Die Natrium- und Calciumhypochlorite werden wie Chlor eingesetzt und haben
beim gleichen pH-Wert die gleiche Wirkung, da sie über die gleiche aktive chemi-
sche Eigenschaft verfügen.
Die Zeitdauer, bis sich feste Teilchen absetzen, ist bei einer Dichte von 2,65 im
Wasser und einer Temperatur von 50 °C in Tabelle 18 aufgeführt.
Dank der Stokes’schen Regel ist es möglich, die Absetzgrenzgeschwindigkeit
von Teilchen zu berechnen, die Kugeln in einer Flüssigkeit mit einer Rey-
nolds’schen Zahl (NRE) unter 0,3 gleichgestellt werden können.
Die beschriebene einfache Absetzung wird bei Wasser angewandt, das mit Teilchen
belastet ist, deren Fallgeschwindigkeiten ziemlich hoch sind. Diese Teilchen sind
nicht zu fein und weisen eine hohe Dichte auf. Dadurch beschränkt sich die Metho-
de auf einfache Fälle, d. h. auf natürliches, mit Schlick, Sand, bzw. Ton belastetes
Wasser. Wenn die Teilchen nicht spontan mit genügend großer Geschwindigkeit
sinken können, gibt man Produkte hinzu, die die Geschwindigkeit erhöhen.
Bei größeren Anlagen wird ein einfaches Becken benutzt, in dem das Wasser in
verhältnismäßig ausreichendem Ruhezustand gehalten wird. Wenn sich die Abla-
gerungen am Boden befinden, wird die obere Schicht verwendet.
Bei größeren Anlagen werden Apparaturen eingesetzt, die so ausgelegt sind,
dass die Restgeschwindigkeit des Wassers das Absetzen nicht verhindert. Die
Schlammableitung erfolgt bei großen Anlagen kontinuierlich, d. h. entweder durch
Schlammansammlung auf einem geneigten Boden und Ablass am Tiefpunkt oder
mit flachen oder fast flachen Böden, die mit Abstreifvorrichtungen versehen sind.
Ihre Moleküle haben den Aufbau eines Mineralpolymers, wobei das Alumini-
um in Form eines polyanionischen Ions vorkommt.
Die koagulierende Wirkung wird in Bezug auf die Aluminiumsalze durch Zu-
gabe einer Anionenmenge, die im Vergleich zu den herkömmlichen Ausflo-
ckungsmitteln erheblich kleiner ist, um 1,5 bis 2,5 gesteigert.
Das Aluminiumsulfat muss mit einem pH von 6 zu 7 angewendet werden.
Das Eisen(III)-chlorid lässt sich mit einem pH zwischen 5 und 11 anwenden.
Es werden auch andere Ausflockungsmittel verwendet:
• das stark alkalisierende Natriumaluminat NaAlO2,
• das Eisen(II)-Sulfat FeSO4 H2O, das bei Nichtvorhandensein von Sauerstoff
eine Ausfällung von Eisen(II)-Hydroxid ergibt, das löslicher als Fe(OH)3 ist.
Die organischen Koagulierungsmittel sind aus Polymerenarten zusammenge-
setzt, wie Polyamine und Polydadmac, die zahlreiche positiv aufgeladene Stellen
haben. Des Weiteren kommen Melaminharze, Formaldehyde und Dicyandiamide
vermehrt zum Einsatz. Sie tragen dazu bei, dass sich die Menge des Schlamms
nach dem Klärvorgang sehr deutlich vermindert. Aus rein ökonomischer Sicht ist
ihre Benutzung vorzuziehen, da durch das Ausscheiden und die Behandlung des
Schlamms Kosten entstehen, wenn die Entladung durch die Zusammensetzung
notwendig geworden ist.
Abb. 4 Schlamm-Absetzbecken
2.5 Kalk-Soda-Enthärtung
Das Verfahren hat die Aufgabe, die Ca++- und Mg++-Ionen, die zur Härte des Was-
sers beitragen, auszuscheiden, indem sie durch die kombinierte Wirkung des Kal-
kes und Sodas gefällt werden. Dieser Vorgang hat nicht nur eine erhebliche Her-
absetzung der Härte zur Folge, sondern auch den Vorteil, dass das gelöste CO2
und die Trübung beseitigt und die Siliziumdioxid-, Eisen- und Mangangehalte
reduziert werden.
Das einzige, heute noch gebräuchliche Verfahren ist das Kaltverfahren, mit
dem das Wasser bei seiner Eingangstemperatur behandelt wird.
Folgende chemische Reaktionen finden statt:
2.5 Kalk-Soda-Enthärtung 43
Abb. 6 Feststoff-Flüssigkeitskontakt-Absetzbecken
Abb. 7 Wasserenthärtungsanlage
2.6.2 Entkarbonisierungsenthärtung
R—NH Sekundär-Amingruppe
│
CH3
CH3
RN < Tertiär-Amingruppe
CH3
CH3
CH3
RN < Quaternär-Ammoniumgruppe
CH3
CH3
Die Vollentsalzung erfordert den Einsatz von zwei Harztypen. Das saure Harz
tauscht die Kationen aus und das basische Anionenaustauscherharz beseitigt die
im bereits dekationisierten Wasser verbleibenden Anionen.
Die schwachbasischen Austauscherharze scheiden die starken Anionen (Sulfa-
te, Chloride, Nitrate) aus. Dagegen werden die schwachen Anionen (Silikate und
Carbonate oder Bicarbonate) von den starkbasischen Harzen ausgeschieden.
Das die Anlage verlassende Wasser hat schließlich alle seine Ionen verloren;
die von den Harzen zurückgelassenen H+- und OH–-Ionen haben sich verbunden,
um Wasser zu bilden.
Die einfachste Anlage (s. Abb. 10) umfasst nur zwei hintereinander geschaltete
Kationen- und Anionenaustauscher-Kolonnen. Diese Vorrichtung kann nur für
Wasser mit schwacher Bicarbonathärte (mit schwacher CO2-Freisetzung) verwen-
det werden.
48 2 Wasserbehandlung
Die für die Vorbehandlung von Rohwasser angewandten Verfahren sind in Tabel-
le 19 zusammengefasst. Je nach gewünschtem Ziel kann hier die geeignete Lösung
gefunden werden.
Behandlung
Ionenaustauscherharzen
meren und Na-Zeoliten
und Filtration
Rohwasser
meren
Verunreinigungen 0 0 0 0 0 0 0 35
in ppm TA (in CaCO3)
TAC (in CaCO3) 235 235 208 235 0 4 3 70
-
Chloride (in Cl ) 11 14 14 14 14 0 0 14
Calcium (in CaCO3) 144 144 144 0 3 0 0 35
Magnesium (in CaCO3) 96 96 96 0 2 0 0 86
Härte (in CaCO3) 240 240 240 0,1 5 0 0 121
---
Phosphat (in PO 3) 1 1 1 1 1 0 0 0,5
+
Natrium (in Na ) 5 5 5 115 5 0,4 0,01 5
Siliziumdioxid (in SiO2) 6 6 6 6 6 0,02 0,005 6
--
Sulfate (in SO 4) 8 8 21 8 8 0 0 8
-
Nitrat (in NO 3) 5 5 5 5 5 0 0 5
Gesamte gelöste Stoffe 250 250 262 262 35 2 0,03 170
Feste Schwebestoffe 50 0,5 0,5 0,5 0,5 0,1 0,1 0,5
pH-Wert 7,8 7,8 6,8 7,8 7,8 9,0 7,2 10,1
50 2 Wasserbehandlung
2.7 Filterung
Es kommt selten vor, dass das Wasser nach der Ausflockung oder Kalkenthärtung
ganz und gar frei von Schwebestoffen ist. Wird vollkommen klares Wasser benö-
tigt, ist eine Filterung erforderlich.
Die Filterung besteht darin, eine Flüssigkeit durch einen porösen Stoff zu lei-
ten, so dass die darin enthaltenen Feststoffe mit korrekter Sedimentation ausge-
schieden werden. Nach einer chemischen Behandlung sind die meisten koagulier-
ten schweren Teilchen ausgeschieden worden. Nur die feinsten Teilchen, die
Schwebestoffe, erreichen den Filter.
Bei Ankunft auf der Filterschicht setzen sich die Festteilchen mehr oder weni-
ger gleichmäßig auf der Oberfläche ab und halten die nachkommenden Teilchen
an. Die Wirksamkeit des Filters erhöht sich also mit seiner Verstopfung. In der
Praxis beträgt die Eindringung des Filtermediums nicht mehr als einige Zentime-
ter. Die Porosität des Filters, die ständig abgenommen hat, wird nun zu gering und
der Filter kann nicht weiterverwendet werden (zu großer Befrachtungsverlust).
Nun wird eine Gegenstromwäsche vorgenommen, um die in der Filterschicht
angesammelten Teilchen abzuscheiden.
Abb. 13 Filterelemente
2.7 Filterung 51
auszuwählen, damit gewährleistet ist, dass die langsame Verstopfung des Filters
über die größtmögliche Höhe erfolgt; die Gesamtschicht der Filterelemente ist 30
bis 70 cm hoch (s. Abb. 13).
2.7.2 Filtertypen
2.7.3 Membrantechniken
Dank der Entwicklung neuer synthetischer Membranen haben die bei der Wasser-
aufbereitung angewandten Membrantrennungsverfahren in den letzten Jahren
einen beträchtlichen Aufschwung erfahren.
52 2 Wasserbehandlung
Eine Membrane ist ein Werkstoff, der die Eigenschaft besitzt, dem Transfer der
verschiedenen Flüssigkeitskomponenten einen selektiven Widerstand entgegenzu-
setzen. Dadurch wird die Trennung von gewissen Flüssigkeitsbestandteilen er-
möglicht.
Nach der Verdichtung werden die Filterelemente in der Mehrzahl der Anwen-
dungen weggeworfen. Das betrifft sowohl die Frontalmikrofilterung und die im
Labor verwendeten flachen Membranen als auch die Filterkartuschen auf glatten
oder plissierten Membranen.
Umkehrosmose
Osmose nennt man die Verlagerung des Lösungsmittels (meist Wasser) durch eine
Membrane unter Einwirkung eines Konzentrationsgefälles.
Ein System mit zwei Abteilungen, die durch eine durchlässige, selektive
Membrane getrennt sind, enthält zwei Lösungen mit unterschiedlichen Konzentra-
tionen.
Das Phänomen der Osmose tritt durch einen Wasserfluss ein, der von der ver-
dünnten Lösung zur konzentrierten Lösung geleitet wird.
Versucht man, diesen Wasserfluss durch Druck auf die konzentrierte Lösung zu
verhindern, wird sich die Quantität des durch Osmose umgeleiteten Wassers ver-
ringern. Es kommt schließlich dazu, dass der angewandte Druck so groß wird,
dass sich der Wasserfluss aufhebt.
Wenn man annimmt, dass die verdünnte Lösung reines Wasser ist, wird dieser
Gleichgewichtsdruck osmotischer Druck genannt. Eine Erhöhung des Drucks über
den osmotischen Druck hinaus wird sich durch den Wasserfluss zeigen, der in
umgekehrter Richtung zum osmotischen Fluss verläuft, d. h. von der konzentrier-
ten Lösung zur verdünnten Lösung: Dies ist das Phänomen der umgekehrten Os-
mose. Die umgekehrte Osmose ermöglicht, die aufgelösten Salze, die organischen
−7
Moleküle von 10 mm und die einwertigen Salze unter einem niedrigeren oder
80 bar gleichen Druck zu halten.
Dank des technischen Fortschritts und des Wachstums des Marktes im Wasser-
sektor steigt die Konkurrenzfähigkeit der Membrantechnik im Verhältnis zu her-
kömmlichen Wasserbehandlungen immer stärker an. Die Methode der umgekehr-
ten Osmose wird bereits bei mehr als 50 % der Süßwasser-Produktionseinheiten
zum Entsalzen von Meerwasser verwendet.
3 Kühlwasser
Energieverbrauch
Wasser ist das gemeinsame Element dieser Systeme und damit eine feststehende
und direkte Energieeinsparquelle. Dies gilt in erster Linie für die Systeme mit
Kreislaufführung und Kühlturm, kann jedoch auch auf Systeme ohne Kreislauf-
führung mit einem einzigen Durchlauf und auf vollkommen geschlossene Systeme
zutreffen.
Die Erhaltung des Wassers bedeutet die Erhaltung der Energie bei der anfängli-
chen Wasserbehandlung, beim Pumpvorgang, bei der Behandlung des im System
umlaufenden Wassers und bei der Abwasserbehandlung. Wir untersuchen, was
dies in einem typischen Kühlsystem oder einem Kühlturmsystem mit Wasserkreis-
laufführung bedeutet, und wie es um den Wasserbedarf steht.
Vom Wasser kommend Von der Luft kommend Vom System kommend
nach Durchgang des Wassers organische Gase Korrosionsprodukte
durch das Klärbecken mitge-
rissene Partikel
Schmutzstoffe Schwefelwasserstoff Korrosionsinhibitoren und
deren Reagenzien
Phosphate Schwefeldioxid (SO2) Schmutzstoffe des Verfahrens
Detergenzien Kohlendioxid (CO2)
Abwasser Ammoniak
Wartungsersparnisse
Hierbei handelt es sich um Kostenersparnisse:
• bei Stillstandzeiten,
• bei Reinigungsmitteln und Arbeitskräften,
• bei einer kürzeren Lebenserwartung der Einrichtungen und/oder
• bei vorzeitigem Ersatz der Einrichtungen.
Die Stillstandzeit ist zunächst eine für die Fabrikation verlorene Zeit. Sie um-
fasst auch die unproduktiven Material- und Lohnkosten. Diese Kosten sind norma-
lerweise in den Produktionskosten inbegriffen; sind diese höher als vorgesehen,
wird der Selbstkostenpreis des Produkts um diese Kosten erhöht, oft sogar in er-
heblichem Ausmaß. Jedes Werk hat seine eigene Methode, um die tatsächlichen
Kosten der Stillstandzeit unter Berücksichtigung der verschiedenen Fabrikations-
techniken zu berechnen.
3.3 Behandlung des Rohstoffs Wasser 61
Neue Systeme
Wir haben zunächst die bestehenden Systeme behandelt. Neue Systeme oder neue
Zusatzeinrichtungen zu bestehenden Systemen können ebenfalls Gelegenheit zu
Einsparungen geben. So kann man durch Verminderung der Verschmutzungsfak-
toren in den Spezifikationen der Wärmeaustauscher beachtlich sparen. Eine erheb-
liche Herabsetzung der Kosten der Wärmeaustauscher kann mithilfe sauberer
Wärmeaustauschflächen erreicht werden, die man dank des Einsatzes spezifischer
Chemikalien und einer mechanischen Einrichtung oder durch gleichzeitigen Ein-
satz beider erhält.
Wesentliche Ersparnisse lassen sich erzielen, wenn man zur Herstellung der
Rohre anstelle von Legierungen Flussstahl verwendet. Dabei muss der Art und
Weise, wie man die einzelnen Metalle in den Wärmeaustauschern oder im System
kombiniert, besondere Beachtung geschenkt werden. Mit falschen Kombinationen
kann die Lebenserwartung der Einrichtung herabgesetzt oder der Ablagerungsgrad
erhöht werden, wodurch jegliche geplante oder vorgesehene Energieersparnis
zunichte gemacht wird.
Kühlwassersysteme verfügen also über beachtliche Einsparpotenziale. Jedes
System muss sorgfältig überprüft und mit allen Werksabteilungen koordiniert wer-
den, so dass die Einsparungen sowohl in Bezug auf Wasser, Chemikalien, Funk-
tionsweise als auch von der Gestaltung des Systems her erzielt werden können.
Gleichzeitig muss das Augenmerk auf die offensichtlichen und die unbedeuten-
den oder „unmöglich zu realisierenden“ Einsparungen gerichtet werden. In jedem
Kühlsystem verbergen sich etliche Einsparmöglichkeiten, die oft mit äußerst niedri-
gem Kostenaufwand oder sogar ohne tatsächliche Kosten realisiert werden können.
62 3 Kühlwasser
3.4 Kühlkreise
3.4.1 Arbeitsprinzip
3.4.2 Wärmeübergang
Der Wärmeübergang besteht darin, die Wärme eines abzukühlenden Produkts oder
Prozesses an einen Empfänger, das Kühlwasser, zu übertragen.
Das Kühlwasser befindet sich i. Allg. nicht in direktem Kontakt mit dem abzu-
kühlenden Verfahren. Der Wärmeübergang findet durch eine meist metallische
Zwischenwand, die ein guter Wärmeleiter sein muss, statt. Die Oberflächen des
Wärmeübergangs stellen den Hauptteil der Wärmeaustauscher dar.
Es gibt verschiedene Arten von Austauschern, je nach Konfiguration der Aus-
tauschoberfläche und der Art der abzukühlenden Flüssigkeit. Im Falle einer Ab-
kühlung und Kondensierung von Wasserdampf wird der Apparat als Kondensator
bezeichnet; wenn der Empfänger eine zu verdampfende Flüssigkeit ist, nennt man
ihn Verdampfer.
Die in der Industrie am meisten verwendeten Austauscherarten sind der Rohr-
wärmeaustauscher, der Plattenwärmeaustauscher und der Doppelmantelreaktor.
Rohrwärmeaustauscher
Ein Rohrbündel, in dem das Verfahren stattfindet, befindet sich in einem Mantel,
wobei kaltes Wasser durch den von der Außenseite der Rohre und der Wandin-
nenseite gebildeten Zwischenraum fließt. Von dieser Art Austauscher gibt es zahl-
reiche Abwandlungen: z. B. mit einfachem oder zweifachem Durchlauf. Die An-
zahl der Röhren und die abgewickelte Oberfläche können sehr groß sein; bei
einem Kondensator eines Wärmekraftwerks können es einige tausend Röhren sein.
3.4 Kühlkreise 63
Plattenwärmeaustauscher
Die Austauschwand besteht nicht aus Röhren, sondern aus Platten. Diese Art Aus-
tauscher wird gewöhnlich aus rostfreiem Stahl hergestellt.
Doppelmantelreaktor
Der in der chemischen Industrie verwendete Austauscher ist eine weitere einfache
Ausführung des Wärmeaustauschers. Das Wasser kreist im Zwischenraum zwi-
schen den beiden Wänden des Reaktors, wobei die durch die chemische Reaktion
erzeugte Wärme abgeschieden werden kann.
Der Wärmeübergang über die Austauscheroberfläche findet durch Übertragung
vom Verfahren zum Metall und dann vom Metall zum Kühlwasser statt. Das auf-
geheizte Wasser kann anschließend durch Konvektion, durch Mischen mit Kalt-
wasser, abgekühlt werden.
Die für den Wärmeübergang von einer kalten Quelle zum Konduktionsempfän-
ger zu beachtenden Parameter sind:
• die Wärmeübergangseigenschaften der Austauscheroberfläche (Wärmeleitfä-
higkeit),
• die Dicke der Wärmeübergangswand,
• die Austauscheroberfläche,
• der Temperaturunterschied zwischen dem Verfahren und dem Kaltwasser,
• die Sauberkeit der Austauscheroberfläche, sowohl seitens des Verfahrens als
auch was das Wasser betrifft. Ablagerungen stellen eine Sperre für den Wär-
meübergang durch Wärmeleitung dar.
Kohlenstoffstahl 45
Rostfreier Stahl 15
Reines Kupfer 384
Aluminium 200
Messing mit 30 %igem Zinkanteil 99
Calciumcarbonat 2,6
Calciumsulfat 2,3
Eisenoxid 2,9
Biofilm 0,6
Sie werden nicht näher beschrieben, da sie nicht spezifisch ausgestattet sind
und das durch das Industrieverfahren aufgeheizte Wasser in die Natur abgeleitet
wird. Es gibt höchstens Nebenanlagen zur Wasserfilterung und zum gelegentli-
chen Zusatz von Produkten zur Wasserbehandlung. Dieses System ist weit ver-
breitet, wenn große Mengen Wasser zur Verfügung stehen. Aufgrund des großen
Wasserverbrauchs und der erhöhten Temperaturen im Empfängerbereich wird
dieses System immer weniger eingesetzt. Abbildung 20 zeigt ein vereinfachtes
Schema eines offenen Kreislaufs.
Kennzeichnend für den Kreislauf ist die Kühlwassermenge Q und der Tempera-
turunterschied des Wassers zwischen Eingang und Ausgang der abgekühlten Geräte:
∆T (°X) = ts – te.
Eines der Hauptmerkmale dieser Kreislaufart ist die relativ hohe Wassermenge,
die zum Abkühlen benötigt wird. Die am häufigsten auftauchenden Probleme sind
Verschmutzungen und Kesselsteinablagerungen.
Diese Art von Kreislauf ist in der Industrie weit verbreitet. Nach der Abkühlung
wird das Wasser zurückgeführt, indem es in einem luftgekühlten Turm (Kühlturm)
seinerseits durch Luftkontakt abgekühlt wird. Ein vereinfachtes Schema eines
halboffenen Kreislaufs zeigt Abb. 21.
Es gibt verschiedene Arten von Kühltürmen, die i. Allg. nach der Art ihres
Luftstroms, auch Abzug genannt, eingeordnet werden. Der Abzug kann verschie-
dener Art sein:
• natürlicher Abzug: Bei dieser Turmart, die aufgrund ihrer Form auch hyperbo-
lisch genannt wird, findet die Luftumwälzung als Gegenstrom im Verhältnis
zum abzukühlenden Wasser statt. Solche meist riesigen Türme trifft man in
Wärme- oder Kernkraftwerken an.
66 3 Kühlwasser
• künstlicher Abzug: Bei dieser Art von Turm zirkuliert die Luft mittels einer
mechanischen Ventilation, die von einem seitlichen Ventilator, der die Luft in
den Turm drückt, erzeugt wird.
• Saugabzug: Die Luft wird von einem Ventilator auf der Turmspitze durch den
Turm abgesaugt. Diese Art ist sehr häufig anzutreffen.
In den Türmen mit künstlichem oder Saugabzug zirkuliert die Luft im Gegen-
strom zum abzukühlenden Wasser. Es gibt auch Abweichungen wie z. B. Quer-
ströme. Die Hersteller bieten auch in Reihen angeordnete Modulkühler an, mit
denen der Abkühlungsbedarf an die Betriebsbedingungen angepasst werden kann.
In der Praxis bestehen die geschlossenen Kühlkreise aus zwei thermisch miteinan-
der verbundenen Systemen; das eine, vollständig geschlossene (sogar dicht gegen
Wassereinbrüche) ist für den Wasserumlauf und zum Abkühlen des Verfahrens
mithilfe eines Wärmeaustauschers konzipiert. Das andere System – auch Sekun-
därkreislauf genannt – dient dazu, das aufgeheizte Wasser abzukühlen.
Der Sekundärkreislauf ist sehr oft ein halboffener Kreislauf oder ein System
aerothermischer Batterien (Luftkühlung).
Das bekannteste Beispiel ist die Abkühlung von thermischen Motoren mit ge-
schlossenem Wasserumlauf, wobei die Abkühlung des Wassers durch einen Luft-
wärmeaustauscher (Autokühler) stattfindet.
Der Vorteil dieses Verfahrens besteht darin, dass theoretisch kein Wasser ver-
braucht wird. Es macht auch keine Schwierigkeiten, eine homogene Zusammen-
setzung des Wassers in allen Bereichen des Kreislaufs aufrechtzuerhalten. Zwei
Nachteile sind jedoch damit verbunden:
68 3 Kühlwasser
4.1 Arbeitsprinzip
Wie schon in Kap. 3 beschrieben, ist ein Luftkühler ein Wärmeaustauscher, durch
den das zu kühlende Wasser in Berührung mit der Umgebungsluft strömt, d. h.,
man lässt es über übereinander angeordnete Horden oder Platten rieseln (Disper-
sionsbereich). Diese Ausstattung bildet den thermischen Austauscher, der – in
einen Turm eingeschlossen – den bestmöglichen Luftumlauf gewährleistet.
Die Aufgabe des Kühlturms besteht einzig und allein darin, warmes Wasser ab-
zukühlen. Man lässt das abgekühlte Wasser bis zu der in Betrieb befindlichen
Anlage strömen, wo die in der Anlage erzeugte Wärme ausgeschieden wird. Da-
durch erwärmt sich das abgekühlte Wasser wieder und wird zum Kühlturm zu-
rückgeleitet, um dort abgekühlt und wieder in Umlauf gesetzt zu werden.
Das Wasser wird durch engen Kontakt mit der Luft durch zwei Vorgänge ge-
kühlt:
Wärmeleitung
Die von dem warmen Wasser kommende Wärme wird durch Kontakt auf die käl-
tere Luft übertragen. Dies macht etwa 15 % bis 25 % des gesamten Wärmeaustau-
sches aus.
Verdampfung
Das Gewicht des verdampften Wassers pro Zeit- und Oberflächeneinheit ist propor-
tional der Differenz zwischen dem Teildruck des Wasserdampfes in der atmosphä-
rischen Luft und dem Wasserdampfsättigungsdruck der Luft bei der Temperatur t.
4.2.2 Ablaufprozentsatz
Diese Zahl wird nicht willkürlich gewählt; sie wird durch die anfängliche Menge
an gelösten Feststoffen (SD)A und die höchstzulässige Konzentration an gelösten
Stoffen im Umlaufwasser (SD)C bestimmt:
(SD )C (4.1)
C=
(SD )A
Sie kann für jede Verunreinigung des Wassers, die eine Störung hervorrufen
könnte, bestimmt werden. Es wird die Zahl berücksichtigt, die man für die am
ehesten störende Verunreinigung erhält, d. h. die niedrigste Zahl.
Bei den nachfolgenden Berechnungen wird Dauerbetrieb für den Kühler ange-
nommen, d. h. der erreichten Wert (SD)C im Betrieb.
Für jeden in Betracht gezogenen Zeitraum gilt:
A = P + E + V. (4.2)
Da es sich um Dauerbetrieb handelt, besteht Gleichheit zwischen den eintreten-
den und austretenden gelösten Feststoffen:
A (SD)A = (P + V) ( SD)C.
Gleichung (4.1) ergibt:
(SD)C = C × (SD)A.
Man erhält:
A × (SD)A = (P + V) C × (SD)A
A = (P + V) C
C = A/(P + V) = (E + V + P)/ (P + V) = E/(V + P) + 1
Daher gilt:
V + P = E/(C – 1). (4.3)
A=C (4.5)
4.2.5 Schlussfolgerung
Bei einer gegebenen Anlage ist umso weniger Wasser abzuziehen und folglich umso
weniger Frischwasser hinzuzufügen, je höher das Konzentrationsverhältnis ist.
Tabelle 25 zeigt die Werte für eine Verdampfungsmenge von 100 m3.
RC P (m3/h) A (m3/h)
× 1,5 195 300
×2 95 200
×3 45 150
×4 28 133
×5 20 125
×6 15 120
×7 12 117
Wir haben festgestellt, dass die Parameter des Wasserkreislaufs – wie Frischwas-
ser, Ablaufwasser, Verdampfung und Lüftungsverlust – Durchsatzmengen darstel-
len, die miteinander durch Gl. (4.2) verbunden sind.
In der Praxis ist der Lüftungsverlust sehr gering und kann in einer gut bekann-
ten Anlage vernachlässigt werden. Aus Gl. (4.2) wird dann:
A = P + E.
Es soll nun die Entwicklung der Konzentration eines gegebenen Ions im Kreis-
lauf betrachtet werden, z. B. die des Calciumions, das ebenfalls im Frischwasser
vorhanden ist. Seine Konzentration im Kreislauf kann sich je nach Ablaufwasser-
menge erhöhen oder vermindern.
Wenn man das gewogene Calciumion-Gleichgewicht des Kreislaufs herstellt,
findet man heraus, dass die Konzentrationsveränderung, in Gewicht pro Stunde
des Calciumion ausgedrückt, folgende ist:
ΔM = V (Ca)C – P (Ca)C + A (Ca)A. (4.7)
3
V Gesamtvolumen des Kreislaufs in m
(Ca)C Ca++-Konzentration im Kreislauf in kg/m3
(Ca)A Ca++-Konzentration im Frischwasser in kg/m3
P und A Ablauf- und Frischwasser in m3, das in 1 Stunde abgezogen und zuge-
setzt wird
Außer der Aufgabe, dass das umlaufende Wasser die in Betrieb befindliche Anla-
ge abkühlt, kann es andere, oft unerwünschte Effekte hervorrufen:
• Kesselstein erzeugen,
• Wärmeaustauscher, Innenverkleidungen, Pumpen und Ventile anfressen,
• die Baustoffe des Kühlturms angreifen,
• eine günstige Umgebung für das Wachstum von Mikroorganismen schaffen,
• die Erzeugung von Legionellenbakterien begünstigen und
• zur Umweltverschmutzung beitragen.
Um diese Probleme auszuschließen oder zu minimieren, muss das Wasser be-
handelt werden.
Kesselsteinablagerung auf den Kühlflächen sind zu vermeiden:
• durch Ausscheidung der Kesselstein erzeugenden Elemente mithilfe einer ex-
ternen Behandlung wie:
− Enthärtung im Kalk- oder Sodaverfahren,
− Enthärtung durch Ionenaustausch,
• durch Aufrechterhaltung der kesselsteinerzeugenden Elemente in Lösung mit-
hilfe einer internen Behandlung wie:
− Senken des pH-Wertes mittels Säure,
− Bildung von Verbindungen mithilfe von Sequestriermitteln,
− Keiminhibitoren, die das kristalline Wachstum genügend lange blockieren,
um die Bildung von Mineralablagerungen zu vermeiden.
Der Angriff der Metalle bei Berührung mit Kühlwasser ist zu vermeiden:
• mithilfe von an die vorhandenen Metalle angepassten Korrosionsinhibitoren,
• mithilfe von Dispersionsmitteln, die die Schlammbildung aufhalten und dadurch
die Bildung von Korrosionspfeilern durch differenzielle Lüftung beseitigen.
4.3 Notwendigkeit der Kühlwasserbehandlung 77
Wir nehmen weiterhin an, dass der pH-Wert des umlaufenden Wassers 6,5 bis 8,9
beträgt.
Kesselstein
Jedes Mal, wenn die Konzentration eines Salzes über seiner Löslichkeitsgrenze
liegt, setzt es sich in Form von Kesselstein ab. Die geschieht i. Allg. auf einer
warmen Fläche, da die Löslichkeit bei Wärme schwächer ist als bei Kälte. Die
Kesselstein bildenden Salze, die man am häufigsten im Kühlwasser antrifft, sind
Siliziumdioxid, Calciumsulfat, Calciumphosphat und Calciumcarbonat.
Für Siliziumdioxid und Calciumsulfat bestehen folgende, auf Erfahrung beru-
hende Regeln:
1. Siliziumdioxid setzt sich ab, wenn seine Konzentration im Umlaufwasser
über 50 x (pH- 3,5) liegt.
Bei einem pH-Wert von 6,5 entspricht dies einer Konzentration von 150 ppm,
die zulässige Konzentration beträgt 150/15 = 10 Zyklen. Bei einem pH-Wert von
8,9 wäre die Konzentration 270 ppm und die zulässige Konzentration
270/15 = 18 Zyklen. In jedem Fall wird der höchstzulässige Siliziumdioxidgehalt
des Umlaufwassers durch den Siliziumdioxidgehalt des Zusatzwassers dividiert.
78 4 Kühltürme
2. Calciumsulfat oder Gips schlägt sich nieder, wenn der Wert von 0,4
(THCa × SO4) 500 000 bei Wasser mit hohem pH-Wert überschreitet.
Bei einem pH-Wert von 8,9 beträgt dieser Wert 560 und die zulässige Konzent-
ration 500.00/560 = 893 Zyklen. Bei Wasser mit niedrigem pH-Wert darf der
Wert von 0,4 (THCa in ppm CaCO3) (in ppm SO4) + TA 500.000 nicht über-
schreiten. Bei einem pH-Wert von 6,5 beträgt dieser Wert 3780 und die zuläs-
sige Konzentration sind 500.000/3780 = 144 Zyklen.
Bei Annahme dieser theoretischen Werte darf nicht außer Acht gelassen werden,
dass die Konzentration von Gips ein das Konzentrationsverhältnis begrenzendes
Element ist. Gips provoziert eine physische Zerstörung des Betons, der das geläu-
fige Baumaterial für die meisten Kühltürme ist. In jedem Fall müssen zusätzliche
Informationen vom Hersteller des Betons geliefert werden.
Regel: Je höher die Konzentrationszyklen sind, umso einfacher ist es, Wasser zu
liefern und dieses zu behandeln, da weniger Ablaufvorgänge erforderlich sind.
Korrosion
Die Korrosion wird durch zwei verschiedene Elemente in Berührung stehender
Metalle oder durch zwei ungleiche Zonen ein- und desselben Metalls (Anoden-
und Kathodenzonen genannt), die von Wasser umgeben sind, verursacht. Ein
elektrischer Strom geht vom Anodenbereich des Metalls aus, durchquert das Was-
ser bis zum Kathodenbereich sowie das Metall, um zur Anodenzone zu gelangen.
Die Korrosion erscheint an der Stelle, an der der Strom das Metall verlässt (Ano-
de). Das einzige Mittel, diese Art von Zerstörung aufzuhalten, besteht darin, den
Strom anzuhalten. Bei einem solchen Verfahren wird das Metall mit einem Isolier-
stoff überzogen, um eine elektrische Schranke zu bilden.
Eine stark am Metall anhaftende Kesselsteinschicht kann eine solche Schranke
bilden. Wenn die Stabilitätszahl des Umlaufwassers unter 6,0 liegt, erfolgt Kessel-
steinbildung, wodurch die Korrosion verhindert wird. Wenn die Stabilitätszahl
über 6,0 liegt, erfolgt keine Kesselsteinbildung, und es kann Korrosion stattfinden.
Regel: Jedes natürliche Wasser ist Marmor gegenüber entweder korrosiv oder
erzeugt Kesselstein.
4.3 Notwendigkeit der Kühlwasserbehandlung 79
Es scheint zunächst, dass die Korrosion verhindert werden könnte, wenn man die
Stabilitätszahl auf einen Wert festlegen würde, der die Ablagerung einer sehr
dünnen Kesselsteinschicht (kontrollierte Kesselsteinablagerung) mit sich bringen
würde. Dies ist jedoch infolge des Temperatureinflusses auf die Stabilitätszahl
nicht vorteilhaft: Am warmen Ende eines Wärmeaustauschers würde sich Kessel-
stein bilden, während das kalte Ende angegriffen würde.
Eine Reihe von Werkstoffen wurde getestet, um Stahl zu beschichten und es
diesem zu ermöglichen, eine so dünne Isolierschicht zu bilden, dass diese nicht
den Wärmeaustausch beeinträchtigen kann. Diese Werkstoffe werden Korrosion-
sinhibitoren genannt. Die einen werden verwendet, um die Kathodenbereiche zu
isolieren, die anderen, um die Anodenzonen zu bedecken. Sie werden ausführlich
in Abschn. 6.5 behandelt.
Es gibt zwei wirksame Methoden der Kühlwasserbehandlung. Für die erste Me-
thode gilt:
Der freie pH-Wert entspricht einem Gleichgewichts-pH des Wassers nach Aus-
scheidung des ausgleichenden Kohlendioxids, in Anbetracht der physikalisch-
chemischen Zusammensetzung des Wassers.
Eine zweite Methode, um Kesselsteinablagerung zu vermeiden, besteht darin,
ein Produkt hinzuzufügen, das die Bildung der Ablagerung verhindert; es handelt
sich um einen Kesselsteininhibitor.
Es gibt zwei Familien: Phosphonate und Polyacrylate. Sie bewirken eine Ver-
zögerung des Niederschlags an Calciumsalzen und schwächen die Verkalkung.
Näheres dazu findet sich in Kap. 5.
Verschmutzung
Die Verschmutzung (Fouling) ist die Ablagerung von Substanzen, die sich norma-
lerweise in Suspension befinden, im Gegensatz zur Kesselsteinablagerung, die aus
normalerweise in Lösung befindlichen Stoffen entsteht. Die im Umlaufwasser
enthaltenen schwebenden Schmutzstoffe können aus zahlreichen Quellen stam-
men.
Es kann sich um aus dem Zusatzwasser kommenden Schlamm, um in den Turm
eindringenden Luftstaub oder aber um Holzfasern handeln. Die Schmutzstoffe
können auch von Produkten der während der Behandlung stattfindenden Reaktio-
nen stammen oder sich aus biologischen Kolonien ergeben. Diese biologischen
Kolonien umfassen Bakterien, Algen, Pilze.
Bakterien kann man überall in einem Kühlsystem antreffen. Die störendsten
sind die Schlamm bildenden und Sulfat reduzierenden Bakterien. Die Schlamm
bildenden Bakterien schützen sich durch eine dicke gelatineartige Schicht gegen
äußere Angriffe. Wenn sich die Organismen auf den Kühlflächen ablagern, kann
diese Schicht die Wärmeübertragung erheblich beeinträchtigen. Sie kann auch die
Algen sind mikroskopische Chlorophyllpflanzen. Sie sind i. Allg. grün und brau-
chen Sonnenlicht, um sich zu entwickeln. Sie können gleichzeitig die Luft- und
Wasserströmung mindern. Ihre Masse kann allein schon eine erhebliche Erhöhung
des Gewichts, das das Bauwerk zu tragen hat, mit sich bringen. Abgestorbene Algen
stellen ein zusätzliches Gewicht an festen Schwebestoffen im Umlaufwasser dar.
Da Algen zu ihrer Vermehrung Sonnenlicht benötigen, stellen sie in Kühlern
mit geschlossener Plattform kein schwerwiegendes Problem dar. Wenn in offenen
Kühltürmen ein Algenproblem besteht, muss ein Algenvertilgungsmittel verwen-
det werden.
Pilze sind ebenfalls Pflanzen, jedoch ohne Chlorophyll. Sie wachsen auf einer
Vielzahl von Stoffen, einschließlich Holz, aus denen sie ihre Nahrung ziehen und
die sie dadurch zersetzen. Die übliche Methode zur Bekämpfung der Pilze besteht
darin, für den Bau behandeltes Holz zu benutzen oder aber andere Baustoffe zu
verwenden.
Für den Fall, dass die Verschmutzung nicht biologischen Ursprungs ist, kann
sie natürlich nicht mit Bioziden beseitigt werden. Dann müssen Mittel eingesetzt
werden, die die unlöslichen Produkte, die diese Verschmutzung verursachen, in
einem dispergierten Zustand halten. Hierzu zählen Polyacrylsäuren und deren
Salze. Sie haben die Aufgabe, die elektrostatischen Aufladungen zu zerstören und
das Kolloid im Schwebezustand zu halten oder es sich im Becken des Kühlturmes
absetzen zu lassen. Je nach verwendetem Mittel reicht eine Konzentration zwi-
schen 10 und 30 ppm im Umlaufwasser aus.
Die Problematik der Vermehrung der Mikroorganismen in den Kühlsystemen
und deren Lösung sind Gegenstand von Kap. 7.
Ein weiteres wichtiges Thema ist die Umweltverschmutzung. Oft besteht ein
großer Teil der Abwässer eines Werkes aus dem Ablauf der Kühlsysteme. Die
verwendeten Produkte befinden sich im Ablaufwasser. Die Ausschüttung des
Ablaufwassers in die Natur kann nur im Falle der Ungiftigkeit der verwendeten
Produkte ins Auge gefasst werden. In jedem Fall muss der Ablauf nach den ge-
setzlichen Vorschriften erfolgen.
Es ist daher empfehlenswert, unter den Behandlungsprodukten die am wenigs-
ten giftigen oder die am einfachsten zu entgiftenden zu wählen oder aber die zwi-
schen verschiedenen Produkten bestehende Synergie zu nutzen, so dass stets die
minimale Dosis verwendet werden kann.
5 Ablagerungen und Ihre Behandlung
5.1 Kesselstein
Kesselsteine sind kristalline, mineralische Ablagerungen, die aus der Bildung von
Kristallen in einer übersättigten Lösung stammen. Sie sind i. Allg. dicht, haben ein
großes Kohäsionsvermögen und haften bestens auf Flächen.
5.1.1 Kesselsteinbildung
Ein leicht löslicher Elektrolyt löst sich in Wasser auf, bis sich eine mit seinen
Ionen gesättigte Lösung bildet. Betrachten wir eine mit festem Calciumsulfat
gesättigte Calciumlösung.
Wenn eine feste Calciumsulfatmenge in Lösung übergeht, muss sich eine glei-
che Anzahl Calcium- und Sulfationen bilden:
CaSO4 (fest) <> Ca++ + SO4- - (gesättigte Lösung).
Wendet man das Gesetz der chemischen Gleichgewichte auf dieses System an,
so erhält man folgenden mathematischen Ausdruck:
[Ca++] [SO4- -] / [CaSO4] = Ke.
Da die Calciumsulfatkonzentration grundsätzlich konstant bleibt, erhält man:
[Ca++] [SO4- -] = Ke [CaSO4] = Kps ,
wobei Kps das Löslichkeitsprodukt genannt wird.
84 5 Ablagerungen und Ihre Behandlung
Abb. 28 Temperaturgradient
5.1 Kesselstein 85
Temperatur und Konzentration sind nicht die einzigen veränderlichen Größen, die
auf das Löslichkeitsprodukt einwirken. Gewisse kesselsteinerzeugende Bestand-
teile sind in der Gegenwart anderer Ionen empfindlich, insbesondere in der Ge-
genwart von Wasserstoff oder Hydroxylionen, die mit dem pH-Wert in Zusam-
menhang stehen. So ist Siliziumdioxid in alkalischem Wasser löslicher als in
saurem Wasser.
Es ergibt sich wieder eine empirische Gleichung, welche die Siliziumdioxidab-
lagerungen voraussagt und folgendes ausdrückt:
Siliziumdioxid bildet eine Kesselsteinablagerung, wenn die Konzentration im
Kühlwasser 50 (pH-3,5) überschreitet. Bei einem pH-Wert von 6,5 kann man 50
(6,5 – 3,5) = 150 ppm zulassen, bevor sich Kesselstein ablagert.
Calciumphosphat ist ein anderes Produkt, das dem pH-Wert gegenüber emp-
findlich ist. Da sich Phosphorionen selten in natürlichem Wasser befinden, jedoch
als Behandlungsprodukt zugesetzt werden, schwankt deren Konzentration nicht so
stark wie die des Calciums.
5.1.4 Calciumcarbonat
Abb. 29 Langelier-Sättigungsindex
PHS erhält man anhand der Temperatur, der Kalkhärte, der m-Alkalität (TAC) und
des Gesamtgehaltes an gelösten Feststoffen.
In der Praxis
• trägt man die in CaCO3 ausgedrückte Calciumhärte vertikal auf die Diagonale
der pCa auf und liest pCa horizontal ab,
• trägt man die in CaCO3 ausgedrückte Gesamtalkalität auf die Diagonale der
pTAC auf und liest pTAC horizontal ab,
• trägt man die Gesamtfeststoffe in ppm auf die Isotherme „Konstante c“ der ge-
wünschten Temperatur auf und liest den Wert der Konstanten c auf Skala c ab.
Der Sättigungs-pH-Wert ist gleich der Summe
pCa + pTAC + C = pHs
und man erhält
die Langelier-Sättigungszahl = 2 pHs – pH.
Auswertung:
wenn pH – pHs > 0 → kesselsteinbildendes Wasser
wenn pH = pHs → „neutrales“ Wasser
wenn pH – pHs > 0 → korrosives Wasser.
Eine andere, ähnliche Bestimmungsmethode zur Lösung dieses Problems ist der
Ryznar-Stabilitätsindex:
Stabilitätszahl = 2 pHs – pH.
Tabelle 27 zeigt, dass Wasser bei fast jeder Konzentration zur Kesselsteinbil-
dung führt.
Andere Indexzahlen wie die von Puckorius und der Faktor SAL von L. Duvi-
vier werden ebenfalls verwendet.
Der Puckorius-IP-Index lautet:
IP = 2 pHs – pHe
pHe = 1,485 log (TAC) + 4,54.
Um die Tendenz zur Verkalkung eines Wasser zu kennzeichnen und die Gren-
zen der nicht zu überschreitenden Konzentration einzuhalten, kann man auch den
Faktor SAL benutzen, entwickelt von L. Duvivier, der folgender Gleichung ent-
spricht:
SAL = [TAC] × 2/f.
f ist ein Koeffizient, der von der ionischen Kraft des Wasser abhängt. Der SAL-
Faktor hängt von der Temperatur ab. Man bestimmt den Grenzwert auf einer Pi-
lotinstallation, unter normalen Funktionsbedingungen des Umlaufs.
Eine Kesselsteinablagerung, die seltener vorkommt, besteht aus Magnesiumsili-
kat. Sie bildet sich in zwei Phasen; zunächst schlägt sich Magnesiumhydroxid nie-
der und reagiert dann mit dem gelösten Kolloidsiliziumdioxid, was zu einer dichten,
schwer zu entfernenden Kesselsteinablagerung führt. Die Lösung des Problems
besteht darin, die Bildung von Magnesiumhydroxid zu verhindern. Wenn der pH-
Wert des Magnesiumhydroxids unter dem pH-Wert des umlaufenden Kühlwasser
liegt, kann eine Kesselsteinablagerung auf Magnesiumsilikatbasis erfolgen.
Eine wasserfreie Kesselsteinablagerung kann an den äußerst heißen Flächen der
Rohre (d. h. über 120°C) entstehen, selbst bei so niedrigen Löslichkeitsprodukten
wie (Ca++) ٠ (SO4--) = 50.000. Dies ist auf ein Konzeptionsproblem zurückzuführen:
In diesem Fall sind Wärmeaustauscher oder Luftkühler den Wasserkühlern vorzu-
ziehen. Abbildung 30 zeigt den Löslichkeitsvergleich einzelner Kalksteinablage-
rungen.
Es gibt auch Zinkphosphatsteinablagerungen. Sie sind i. Allg. auf eine schlech-
te Anwendung der Wasserbehandlung zurückzuführen.
Die sog. Kesselsteinablagerungen auf Eisenphosphat- und Eisenoxidbasis sind
in Wirklichkeit Verschmutzungsprodukte, die normalerweise nicht haftend sind.
5.2 Kesselsteinverhütung
Zwei Verfahrensgruppen können in Betracht gezogen werden:
• subtraktive Verfahren: Ausscheidung eines oder mehrerer kesselsteinbildender
Ionen,
• additive Verfahren: Zusatz von Substanzen, die das Löslichkeitsprodukt zurück-
gehen lassen, den Kristallwachstumsvorgang beeinträchtigen oder die gebilde-
ten Kristalle vertreiben.
Subtraktive Verfahren
Tabelle 27 Stabilitätszahlen des bei 38 °C umlaufenden Wassers mit einem pH-Wert von
8,9 bei verschiedenen Konzentrationszyklen
Die meisten Kühlsysteme mit Turm werden immer mehr in basischer Umge-
bung (pH-Wert zwischen 8,0 und 8,5), einige in neutraler Umgebung (pH-Wert
zwischen 7,0 und 7,5) und andere in saurer Umgebung (pH-Wert zwischen 6,0
und 6,5) betrieben. Dieses Problem wird in Kap. 6 behandelt.
Kesselsteininhibitoren
Kesselsteininhibitoren teilen sich in zwei Gruppen auf: in Moleküle auf Phosphor-
basis und organische Carboxyl-Polymere.
Phosphorbasismoleküle
Anorganische Polymere
Sie werden durch Entwässerung geeigneter Orthophosphate vorbereitet. Ihre all-
gemeine Struktur ist gekennzeichnet durch die sich wiederholende Verbindung
–P–O–P–.
Tatsächlich handelt es sich um die ersten Kalkinhibitoren, die in industriellem
Maßstab verwendet wurden. Am bekanntesten ist das Natriumhexametaphosphat.
Folgende Nachteile sind mit ihrer Verwendung verbunden:
• sehr geringe Stabilität in wasserhaltiger Umgebung, die auf eine ungenügende
Stabilität der P-O-P-Verbindung zurückzuführen ist,
• ihre Hydrolyse ist besonders von der Temperatur und dem pH-Wert abhängig,
• sie degradieren zu Orthophosphaten, die keinerlei stabilisierenden Eigenschaf-
ten besitzen.
Die Orthophosphate ziehen die Bildung von Calcium-Phosphatablagerungen
mit sich, die – auch wenn sie sich nicht ablagern – den Wärmeaustausch beträcht-
lich verringern. Sie ernähren die Mikroorganismen, die eine exzessive Vermeh-
rung an Algen und Bakterien sowohl im Kühlsystem als auch in natürlicher Um-
gebung, in die das Ablaufwasser (Eutrophisierungsphänomen) geleitet wird, mit
sich bringen können. Ihre stabilisierende Wirkung beschränkt sich auf Maximal-
konzentrationen in Bicarbonaten von 4 bis 5 meq/l.
Aus diesen Gründen werden die Polyphosphate praktisch nicht mehr für die
Behandlung von Wasser verwendet, außer zur Hemmwirkung der Korrosion. Sie
werden in Kap. 6 näher behandelt.
Phosphonsäuren und ihre Salze
Diese Produkte wirken offensichtlich eher durch Hemmung der Kristallbildung als
durch eigentliches Lösen. Im Gegensatz zu den Chelat bildenden Mitteln sind sie
bei geringeren als durch die Stöchiometrie bestimmten Dosen wirksam. Die Hem-
mung würde stattfinden, sobald diese Produkte im Spurenzustand an der Oberflä-
che der kesselsteinerzeugenden Kristallkeime absorbiert werden. Die Kristall-
keime werden am Wachstum gehindert, wobei der Kesselstein in Pseudolösung
verbleibt. Sie agieren durch „Schwellenwirkung“ (threshold effect).
5.2 Kesselsteinverhütung 93
Es handelt sich um organische Produkte, die sich durch Synthese bilden. Sie
werden i. Allg. durch die Reaktion der Phosphorsäure auf die Säureanhydriden
und/oder Chlorsäure vorbereitet, besonders Acet-, Propion-, Butan- und Valerian-
säure. Anstelle von Phosphorsäure kann man die Phosphortrichloridsäure auch
direkt mit einer Carbonsäure reagieren lassen. So ergibt sich die 1-Hydroxyd-
Ethyliden-1,1-Diphosphonsäure (HEDP) aus der Synthese des Phosphortrichlorids
und der Acetsäure in wasserhaltiger Umgebung.
Die Phosphonate, deren Moleküle einen oder mehrere Stickstoffe enthalten,
sind für Chlor relativ empfänglich. Es gibt daher eine Unvereinbarkeit zwischen
der Verwendung von Stickstoff-Phosphonsäuren und den fortlaufenden Injektio-
nen in chlorhaltigem Wasser.
Aufgrund seiner Stabilität in den Systemen mit Chlorverwendung wird häufig
HEDP benutzt. Eine andere Phosphonsäure, die Amino-tri(Methylen)-Phos-
phonsäure (AMP) wird ebenfalls verwendet, ist jedoch empfindlich gegenüber Oxy-
danten wie Chlor.
Die Phosphonsäuren und ihre Salze können sich auf das Kupfer niederschlagen.
Wenn dieses Metall und seine Legierungen (z. B. „Admiralsmetall“) im Umlauf
sind, muss man ihnen einen Korrosionsinhibitor für Kupfer und Kupferlegierun-
gen, wie Benzotriazol oder Tolyltriazol hinzufügen.
Unter bestimmten Bedingungen können die Phosphonsäuren ihre Entkalkungs-
wirkung gegenüber der Alcali-Erde verlieren. Dieses Phänomen, „Trübungszone“
genannt, wird in Abb. 32 dargestellt. Bei größeren Mengen an Phosphonat erscheint
eine Trübung, die aus dem Niederschlag an Calciumphosphonat entsteht. Noch
größere Mengen – der Stöchiometrie nahe – lösen den Niederschlag auf, was jedoch
nicht von ökonomischem Interesse ist. Die Phosphonatkonzentration, durch die der
Niederschlag auftritt, entsteht durch Bedingungen des pH-Wertes und des Calci-
umkonzentrats. Ein erhöhter pH-Wert und sehr starke Calciumkonzentrationen
können bei sehr geringen Phosphonatkonzentrationen zu Niederschlägen führen.
Organische Polymere
Die für die Entkalkungsbehandlung des Wassers verwendeten organischen Poly-
mere gehören zur Familie der Polycaroxylsäuren und ihrer Salze. Ihr Molekular-
gewicht ist relativ gering: 1000 bis 10.000. Es handelt sich in der Mehrzahl um
Polyacryl-, Polymetacryl- und Polymalsäurederivate.
94 5 Ablagerungen und Ihre Behandlung
Die Mehrzahl der derzeit auf dem Markt verfügbaren Polymeren widerstehen oh-
ne bemerkenswerte Schäden Temperaturen von 250°C bis 300°C. Sie sind voll-
kommen widerstandsfähig gegen Chlor. Aufgrund der guten Verträglichkeit können
sie zusammen mit ständigen Injektionen von Natriumhypochlorit benutzt werden.
Phosphonate und Mischungen von Phosphonaten und Polymeren sind i. Allg.
bessere Kesselsteinentferner als die Polymere für sich. Sie ermöglichen es, einen
Ryznar-Index von 3,50 beizubehalten.
Große Teilchen
Die Bildung einer Ablagerung ist auf den Einfluss der Schwerkraft zurückzufüh-
ren, wonach das Teilchen nach der Stokes’schen Regel herunterfällt. Nach dieser
Regel ist die Absetzungsgeschwindigkeit im ruhenden Wasser je nach Art des
Schwebestoffes und nach dessen Durchmesser äußerst verschieden, vgl. Tabelle 7.
Da sich das Wasser im Umlauf befindet, kann eine Ablagerung der größeren
Teilchen nur dann erfolgen, wenn die Geschwindigkeit des Flüssigkeitsstroms
niedriger als die Fallgeschwindigkeit ist; die Ablagerungen bilden sich daher in
wenig bewegten Bereichen.
Feine Teilchen
Unterhalb des Mikrons findet die Stokes’sche Regel keine Anwendung mehr, da
die Teilchen der Ursprung elektrostatischer Erscheinungen sind, wodurch sie auf
unbestimmte Zeit im Schwebezustand verbleiben.
Eines dieser feinen Teilchen, dessen Fläche im Vergleich zur Masse sehr groß
ist, soll ausführlich untersucht werden.
Die negativen Ionen der Mitte neigen dazu, an der Oberfläche des Teilchens
adsorbiert zu werden (Abb. 33 a). Dadurch wird ein unbeständiger Zustand her-
vorgerufen, da in der Natur keine freien negativen Ladungen bestehen können.
Es bildet sich also mehr oder weniger eine Schicht positiver Ionen an der Ober-
fläche (Abb. 33 b). Diese positiven Ionen, eine kompakte oder starre Schicht, auch
Stern’sche Schicht genannt, neutralisieren die negativen Ladungen nur teilweise.
96 5 Ablagerungen und Ihre Behandlung
Des Weiteren ist in der Lösung ein Gemisch aus positiven und negativen La-
dungen vorhanden, und zwar mit einem Überschuss an positiven Ladungen, der
zur vollständigen Neutralisierung (Abb. 33 c) der negativen Ladungen ausreicht.
Die positiven Ladungen sind äußerst beweglich. Der Bereich zwischen der
Stern’schen Schicht und der elektrisch neutralen Lösung ist unter der Bezeichnung
der Gouy’schen Schicht oder diffusen Schicht bekannt. Das Ganze wird mit „dop-
pelter Helmholtzschicht“ bezeichnet.
Die elektrischen Ladungen rufen die gegenseitige Abstoßung der einzelnen
Teilchen hervor, was die sog. Braun’sche Bewegung mit sich bringt. Die einzel-
nen Teilchen können sich daher weder absetzen noch aneinander prallen, um sich
zu größeren Massen, die sich ablagern könnten, zu vereinigen.
Wenn sich ein aufgeladenes Teilchen in Bezug auf seine Umgebung fortbe-
wegt, bewegt sich die Flüssigkeit mit ihm fort. Zwischen der durch das Teilchen
mitgerissenen Flüssigkeit und der Masse der Flüssigkeit besteht eine Schärfläche.
Das Millivoltpotenzial der Gouy’schen Schicht auf der Ebene der Schärfläche ist
das Zetapotenzial.
Das Zetapotenzial, d. h. die auf die Ionisation an der Oberfläche praktisch aller
Teilchen in wässriger Suspension zurückzuführende, normalerweise negative
Ladung (Elektron), ist eine der bedeutendsten Kräfte der Natur. Seine Hauptauf-
gabe besteht darin, die Anfangsabstoßung hervorzurufen, die zur Aufrechterhal-
tung der Individualität der im Wasser schwebenden Zellen erforderlich ist, ob im
Pflanzen- oder im Tierreich. Wenn diese Abstoßungsladung von ihrem normalen
Wert (−15 bis −20 Millivolt) auf null gesenkt wird, erfolgt Koagulation, und es
stellt sich der Tod ein.
5.3 Verschmutzende Ablagerungen 97
Was für lebende Organismen gut ist, trifft nicht unbedingt auf Wasserumlauf-
Kühlsysteme zu. Jedes Mal, wenn das Wasser mit den zum Wärmeaustausch
bestimmten Stahlflächen in Berührung kommt, versucht das Eisen, in Lösung über-
zugehen. Es handelt sich hier nicht um Korrosion, sondern um eine Auflösungser-
scheinung.
Um in Lösung überzugehen, muss sich das Metall ionisieren. Es entsteht also
eine mit einer positiven Ladung bedeckte Fläche. Wenn sich ein negativ geladenes
Teilchen in der Nähe der positiv geladenen Fläche befindet, wird es durch elektro-
statische Wirkung angezogen.
Schließlich kommt es zu einer dicken Schicht, die den Wärmeaustausch mindert;
die Apparatur wird verschmutzt oder verstopft. Die Verschmutzung ist die Ablage-
rung von normalerweise im Schwebezustand befindlichen Stoffen im Gegensatz
zum Kesselstein, der die Ablagerung von in Lösung befindlichen Stoffen ist.
Da das Eisen im Wasser löslicher ist als Kupfer, ist die positive Ladung an sei-
ner Oberfläche größer. Rohrbündel aus Stahl verstopfen sich daher schneller als
Rohrbündel aus „Admiralsbronze“ Kupfer, Zink oder Zinn.
Weitere Ursachen sind Ablagerungen von Mikrobenkolonien, Algen, Bakterien
und Pilzen, die sich durch Zellenwucherung bilden. Sie führen zu organischen
Gebilden wie Pilzmycelium oder faserigen Algen. Selbst wenn die Zellengebilde
aus Einzelzellen bestehen, sind sie untereinander durch oft konsistenten Schleim
verbunden, der einen bedeutenden Verstopfungsfaktor darstellt. Näheres hierzu
findet sich in Kap. 7.
Physikalische Mittel
Chemische Mittel
Chemikalien sind die hauptsächlichen Mittel zur Verhütung von Ablagerungen.
Sie stehen in großer Zahl zur Verfügung.
Polymere
• Natürliche organische Polymere wurden als erste verwendet; es handelte sich
um Tannine, Alginate und Stärkemittel. Sie ergaben recht gute Ergebnisse, je-
doch nur, wenn sie in ziemlich hohen Konzentrationen von 50 bis 200 ppm und
mehr verwendet wurden.
• Acrylpolymere mit niedrigem Molekulargewicht, die in viel geringeren Men-
gen wirksam sind, sind heute an deren Stelle getreten. Es handelt sich um Poly-
acrylate in Form von Natriumsalzen. Sie wurden bereits vorgestellt.
• Polymerisate mit niedrigem Molekulargewicht haben eine besonders große
ablagerungsverhindernde Wirkung. Die im Handel erhältlichen Polymere haben
ein Molekulargewicht unter 10.000.
Sie wirken nicht nur als komplex bildende Mittel für die mehrwertigen Ionen
(komplex bildend, aber nicht sequestrierend), sondern auch als Dispergiermittel
durch Adsorption. Da jedoch ihr Molekulargewicht recht niedrig ist, haben sie
keine koagulierende Wirkung.
Sie haben eine dispergierende und gleichzeitig kesselsteinverhütende Wirkung,
indem sie das kristalline Gitter der Niederschläge verformen. Des Weiteren ver-
hindern sie die Ablagerung.
Andere synthetische Polymere wirken auf gleiche Weise, sie sind i. Allg. auf
Maleinsäureanhydridbasis hergestellt.
Polyphosphate
Polyphosphate mit verschiedenen Kettenlängen werden seit vielen Jahren bei der
Behandlung des Eisen(III)-Schlammes und bei der Beseitigung von Kalkstein
verwendet. Sie werden bei der Behandlung der warmen Haushaltswässer einge-
setzt, allein oder zusammen mit Polysilikaten.
Polyphosphate haben jedoch die Eigenschaft, sich langsam zu hydrolisieren und
daher ein wenig von ihrer Wirksamkeit zu verlieren. Diese Frage wird in Kap. 6
behandelt, da die Polyphosphate insbesondere als Korrosionsschutzmittel verwen-
det werden.
Polynaphthylmethansulfonate (PNMS)
Es handelt sich hier um anionische Dispergiermittel, die in ihren Molekülen meh-
rere Naphthylsulfonkerne besitzen, die durch Methylenbrücken miteinander ver-
bunden sind. Sie haben ausschließlich dispergierende Wirkung ohne jegliche
Schaumentwicklung. Sie sind bei allen in Kühlwasser vorkommenden pH-Werten
aktiv.
Sie halten die ablagerungsbildenden Stoffe im Schwebezustand, die folglich
mit dem Ablaufwasser entfernt werden. Sie bewirken eine bemerkenswerte Ver-
flüssigung der mineralischen Ton- und Schlammsuspensionen und ermöglichen
5.3 Verschmutzende Ablagerungen 99
Test A B C
Asche 30 % 17 % 55 %
AI2O3 2% 35 % 12 %
SiO2 1% 13 % 8%
CaO 10 % 4% 1%
Fe2O3 30 % 25 % 23 %
P2O5 — 4% 1%
ZnO 25 % — —
CO2 2% — —
SO3 — 2% —
Insgesamt 100 % 100 % 100 %
Probe C ist eine Ablagerung aus einem mit Flusswasser gespeisten Kühlsystem
einer Raffinerie. Die Analyse zeigt wieder das Problem der Verschmutzung und
des Einschlusses des Schlamms (AI2O3, SiO2) in der Ablagerung. Eine regelmäßi-
ge Chlorbehandlung hat nicht ausgereicht, um diese Ablagerungen zu vermeiden.
Die Installation eines abgeleiteten Filters könnte das System effizient reinigen.
Es ist nötig, eine effiziente Verflüssigungsbehandlung kombiniert mit Biozid ein-
zurichten, um das System von Problemen aller Art zu befreien.
Geschwindigkeit
Jedes Kühlsystem hängt von der gleichmäßigen und konstanten Strömung des
Wassers auf den Oberflächen der Wärmeaustauscher ab. Da sich die verschmut-
zenden Substanzen i. Allg. in Suspension im Wasser befinden, setzen sie sich in
Bereichen mit schwacher Strömung, z. B. in den Becken der Kühltürme oder in
den Luftkondensatoren ab. Dies geschieht vor allem an Stellen, an denen sich die
Geschwindigkeit plötzlich ändert, wie in den Wasserbehältern der Wärmeaustau-
scher oder an den Wandungen und Mänteln der Rohrbündel.
5.3 Verschmutzende Ablagerungen 101
Temperatur
Die Risiken der Verstopfung (oder Verschmutzung) erhöhen sich mit steigender
Temperatur. Dies ist auf den „Brenneffekt“ an den Flächen, auf denen sich die
Schmutzstoffe absetzen sowie auf die Neigung zur Kesselsteinablagerung zurück-
zuführen. Des Weiteren wirken sich die Erhöhung des Korrosionsgrades, die
schnelleren Reaktionen und der Wirkungsverlust gewisser verstopfungsverhin-
dernder Mittel aus.
Nach der Reinigung gibt die Prüfung des Leistungsverlusts eines Austauschers,
der für seine stabile Menge an Wasser und seine schwierigen Wärmeaustauscher-
bedingungen bekannt ist, Auskunft über die Art und die Entwicklung der Ver-
schmutzung.
Diese Methode ist ganz besonders bei einer Verschmutzung biologischen Ur-
sprungs anwendbar.
Hierbei handelt es sich um eine sehr wichtige Maßnahme, da sie die Leistung der
Produktionseinheit ausdrückt. Die Austauschqualität wird durch den Übertra-
gungskoeffizienten dargestellt; vgl. Abschn. 3.4.
5.4 Kontrolle und Beobachtung 103
Die Verhinderung der Korrosion in den offenen Systemen mit Kreislaufführung ist
ein Gebiet, auf dem im Laufe der letzten zwanzig Jahre große Fortschritte ge-
macht wurden. Früher wurden die Kühlsysteme mit Kreislaufführung nicht gegen
Korrosion behandelt, weil die bekannten Inhibitoren nur in großen Mengen wirk-
sam waren.
Inzwischen konnte bewiesen werden, dass die Gesamtkosten der Korrosions-
schutzbehandlung im Vergleich zu Zeit- und Ersatzkosteneinsparungen gering
sind. Tatsächlich sind die Korrosionsschutzbehandlungen noch wichtiger als die
kesselsteinverhindernden Behandlungen, da die Lebensdauer der Kühlanlage auf
dem Spiel steht. Die Beherrschung der Korrosion sichert den Fortbestand der
Installation.
Die Korrosion kann ganz allgemein als die fortschreitende Zerstörung der Bau-
stoffe durch ihre Umgebung definiert werden. Dies schließt in erster Linie die
elektrochemische Korrosion der Metalle ein, umfasst jedoch auch die mechani-
schen Erosionen: Erosion durch die in Bewegung befindlichen Feststoffe sowie
Erosion unter dem Einfluss der mit hoher Geschwindigkeit strömenden Flüssigkeit
(Kavitation). Des Weiteren umfasst sie die mikrobiologischen Angriffe auf die
Werkstoffe.
Abb. 35 Einfluss der Umgebung auf die Metalle. 1 Wärmeaustauscher aus Stahl;
2 Wärmeaustauscher aus Aluminium; 3 Kondensator aus Bronze (Kupfer, Zink, Zinn)
106 6 Korrosion und ihre Behandlung
Die elektrochemische Korrosion ist die Oxidierung eines Metalls durch seine
Umgebung; wir betrachten hier als Umgebung nur das Wasser und befinden uns
daher stets in Gegenwart einer elektrochemischen Erscheinung. Man wird feststel-
len, dass die Korrosion stets mit einer Ungleichartigkeitserscheinung in Zusam-
menhang steht.
Ein Metall, insbesondere eine Legierung, verhält sich aufgrund der Beimengun-
gen, seiner Kristallinität und seiner mechanischen Spannungen stets wie ein hete-
rogener Werkstoff. Aus diesem Grund bestehen zwischen benachbarten Punkten
der Oberfläche schwache, aber tatsächliche Potenzialunterschiede. Da das Metall
mit dem unreinen und folglich leitenden Wasser in Berührung steht, fließt der
elektrische Strom zwischen den Metallflächen durch eine Lösung. Es entsteht
Korrosion an der Stelle, an der der Strom das Metall verlässt und in die Lösung
übergeht. Diese Fläche nennt man Anode. Die Fläche, auf der der Strom erneut
das Metall erreicht, nennt man Kathode. Außer der leitenden Lösung (Elektrolyt)
und den beiden Elektroden (Anode und Kathode) muss ein Elektronendurchgang
vorhanden sein, der den elektrischen Stromkreis ergänzt. Einerseits kann das Me-
tallgefüge den Durchgang für die Elektronen bieten, andererseits lässt sich der
Stromkreis auch durch einen physischen Kontakt zwischen zwei unterschiedlichen
Metallen der Anode und der Kathode vervollständigen.
Der einfachste Fall ist die galvanische Korrosion von zwei ungleichen Metal-
len. Bekannte Beispiele sind ein in ein Bronzeventil eingeschraubtes Stahlrohr und
Flussstahlrohre in einer Rohrwand aus Kupferlegierung eines Wärmeaustauschers.
Ein neutrales Eisenatom verliert zwei Elektronen und wird ein Eisenion Fe++ in
Lösung im Elektrolyten. Die Elektronen fließen in umgekehrter Richtung zur Bron-
zekathode (in Richtung des elektrischen Stromes) und kehren in den Elektrolyten
zurück. Sie verbinden sich mit zwei positiv geladenen Wasserstoffionen, um ein
Wasserstoffgasmolekül zu bilden.
Wenn der gesamte Vorgang sich auf dieses äußerst vereinfachte Schema be-
schränken würde, würde die Korrosion aufhören, sobald das System ein Gleich-
gewicht erreicht hat. Diese Bedingung bezeichnet man mit Passivierung. Es finden
jedoch auch andere Reaktionen statt. Durch die Beseitigung der Wasserstoffionen
des Elektrolyten an der Kathode (wodurch Wasserstoffmoleküle erzeugt werden)
wird ein Überschuss an Hydroxylionen (OH-) frei. Letztere reagieren mit den
Eisenionen und bilden das Eisen(II)-hydroxid
Fe++ + 2 OH- Æ Fe (OH)2.
Das Eisen(II)-hydroxid schlägt sich nieder und ermöglicht der Korrosionsreak-
tion sich fortzusetzen.
Wenn Sauerstoff im Wasser vorhanden ist – wie bei umlaufendem Kühlwasser –,
finden weitere Reaktionen statt. Der Sauerstoff reagiert mit dem Eisen(II)-hydroxid
an der Anode, um Eisen(III)-hydroxid zu bilden, das noch unlöslicher ist. An der
Kathode reagiert der erzeugte Wasserstoff mit dem Sauerstoff, um Wasser zu bil-
den. Dabei finden folgende Nebenreaktionen statt:
Fe++ + 2 OH- Æ Fe (OH)2 O2 + 2 H2O + 4e Æ 4 OH-
4 Fe (OH)2 + O2 + H2O Æ 4 Fe (OH)3 4 H+ + 4 OH- Æ 4 H2O.
Bei einer Metallpaarung kann vorausgesagt werden, welches der beiden Metal-
le angegriffen wird. Wenn zwei der in Tabelle 29 angeführten Metalle miteinander
verbunden werden, korrodiert in den meisten Fällen das Metall, das den höheren
Rang einnimmt.
Es wurde festgestellt, dass es nicht erforderlich ist, zwei ungleiche Metalle in
einem System zu haben. Viele Metalle, insbesondere Eisen, können sowohl Ano-
den- als auch Kathodenzonen aufweisen. Werden sie in einen Elektrolyten ge-
taucht, fließt der Strom von der Anodenzone zur Kathodenzone, und es findet eine
Korrosion statt.
In der Praxis befinden sich Anoden- und Kathodenzone auf ein- und demselben
Stück Metall, das selbst den Rückweg für die Elektronen bildet.
Die Spannungsunterschiede zwischen Anoden- und Kathodenzone sind u. a. auf
• die Korngrenzen,
• die Kornausrichtung,
• die Korngrößenunterschiede,
• die unterschiedlichen Wärmebehandlungen,
• die Oberflächenrauigkeit des Metalls,
• die Riefen,
• die Unterschiede in der Reaktion bei den verschiedenen Spannungen und
• die sich dort befindlichen Ablagerungen
zurückzuführen.
Selbst ein einwandfrei homogenes Metall kann korrodieren, wenn es in eine nicht-
homogene Flüssigkeit getaucht wird. Abbildung 38 zeigt den klassischen Aufbau
eines Konzentrationselements.
6.1 Theorie der elektrochemischen Korrosion der Metalle 109
Agarbrücke
Für den mikrobiologischen Angriff, der in Kap. 7 genauer beschrieben wird, soll
ein Beispiel angeführt werden, das im Kühlwasser am häufigsten vorkommt.
An den verschmutzten Stellen der Anlagen entwickelt sich eine Anaerobe: De-
sulfovibrio desulfuricans, die in ihrem Metabolismus die Sulfate als Sauerstoff-
quelle benutzt, indem sie Sulfide erzeugt, die das Metall mit der Bildung von
schwarzem Eisensulfid direkt angreifen. Diesen Angriff der Sulfat reduzierenden
Bakterien kann man sichtbar machen, indem man auf die schwarze Ablagerung
Salzsäure gießt, die den charakteristischen Geruch fauler Eier verbreitet.
6.2 Korrosionsarten
Es muss betont werden, dass die Korrosion niemals vollständig vermieden werden
kann. Behandlungen haben daher die Aufgabe, einen annehmbaren Wert und vor
allem eine gleichmäßige Verteilung herbeizuführen.
Die Korrosionsarten unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Auswirkungen.
Das Messprinzip bei der linearen Polarisierung besteht darin, einen geringen Po-
tenzialunterschied zwischen zwei Elektroden zu nutzen und den daraus entstehen-
den Strom – proportional zur Strömungsgeschwindigkeit – zu messen. Es gibt
Apparate, die eine unmittelbare Messung der Korrosion durch Weiterverfolgung
des Polarisierungsstroms ermöglichen.
Diese Apparate liefern außer den Korrosionsangaben [in µm pro Jahr oder mpy
(mils per year) ausgedrückt: 1 mpy = 25,7 µm pro Jahr] einen Pitting-Index (An-
gabe für die lokalisierte Korrosion).
Die Elektroden (zwei oder drei flache oder zylindrische) müssen die Material-
abstufung aufweisen, der man folgen will. Sie ermöglichen sowohl isolierte Mes-
sungen mit einem tragbaren Gerät als auch eine kontinuierliche Aufzeichnung des
6.3 Methoden zur Messung der Korrosion 113
Konzeption
• Die Verwendung von Metallen, die auch im einen oder anderen Teil des Kreis-
laufs vorhanden sind, ist zu beachten.
• Die Fixierung der Reagenzgläser erfolgt auf einer PVC- oder Polyamid-Stange
mit Hilfe einer Schraube aus Polyamid. Diese Stange ist auf der Mitte eines
Verschlusses befestigt, der auf einem PVC-Rohr festgeschraubt ist. Das Wasser
verläuft parallel zur Länge der Kontrolllampe.
• Die Kreislaufgeschwindigkeit muss etwa 1 m/s betragen und die Befestigung
darf keine Turbulenzen verursachen.
• Die Reagenzgläser müssen auch bei Anhalten des Kreislaufs im Wasser bleiben.
Vorbereitung
• Jedes Reagenzglas wird vor dem Gebrauch mit Aceton entfettet.
• Die verwendeten Reagenzgläser haben normalerweise folgende Größe:
Länge: 3 Zoll,
Breite: ½ Zoll,
Dicke: 1/16 Zoll,
Oberfläche: 3,38 Quadratzoll.
• Jedes Reagenzglas hat eine Sandoberfläche.
• Die Reagenzgläser gibt es in den gebräuchlichen Materialien: Stahl oder Car-
bon, Admiralsmessing, Kupfer, rostfreier Stahl 304 L und 316 L.
Säuberung
• Die Verweildauer vor jedem Wiegen muss mindestens 30 Tage betragen.
• Dem Wiegen geht eine Phase der Entfettung mit Aceton voraus.
• Die Entkalkung in einer zehnprozentigen Salzsäurelösung muss eine Minute
betragen.
• Das Bürsten und Abspülen in destilliertem Wasser und das anschließende Ein-
tauchen in Aceton dauert einige Sekunden.
• Das Trocknen bei gleichmäßiger Temperatur dauert eine Stunde; gewogen wird
auf genaue mg.
Qualitätsüberprüfung
• Nach der Abmontierung des Reagenzglases wird der Ablagerungstyp (anorga-
nisch, organisch) überprüft.
• Ein Querschnitt der Ablagerung zur Analyse wird erstellt.
• Nach der Entkalkung muss mit einem Binokular (fünfzigfache Vergrößerung)
zur Entdeckung von Narben und Rissen geprüft werden. Weitere Schritte: Iden-
tifizierung des Korrosionstyps, Zählen der Narben pro Reagenzglasfläche.
Die Metalle haben ohne vorhergehende Behandlung nicht die gleiche Korrosions-
beständigkeit. Für die weitere Vorgehensweise ist es erforderlich, die Eigenschaf-
ten jedes Metalls überschlägig zu kennen.
Eisenmetall hat ganz allgemein eine schlechte Korrosionsbeständigkeit, vor al-
lem in sauerstoffangereicherter Umgebung, wo Kathodendepolarisation besteht.
Die Korrosion wird bei niedrigen pH-Werten erheblich gesteigert, jedoch tritt ein
Angriff auch in alkalischer Umgebung ein (was auf einen schwachen amphoteren
Charakter zurückzuführen ist). Aufgrund seines geringen Preises ist es das am
häufigsten verwendete Material, selbst wenn man viel größere Dicken vorsehen
muss, um dem korrosiven Verschleiß Rechnung tragen zu können. Ein weiterer
Nachteil ist die große Menge an Korrosionsprodukten, die Verschmutzungsprob-
leme mit sich bringt.
Gusseisen enthält über 1,7 % Kohlenstoff, oft sogar bis 4 %. Es neigt sehr zur
Grafitisation, besonders in saurer oder sehr alkalischer Umgebung.
Verzinktes Eisen weist eine weit bessere Beständigkeit auf als Stahl, jedoch ist es
über 65 °C empfindlich gegen die Alkalität des Wassers. Außerdem ist es sehr
empfindlich gegen Kupferionen, die Narben verursachen.
Kupfer ist besonders beständig gegen hartes Wasser, das die Bildung einer Carbo-
natschutzschicht hervorruft. Es ist beständig gegen Alkalität, außer gegen Ammo-
niak und Amine. Dagegen ist es gegen sehr weiches Wasser wenig beständig
(Narben). Eine offenkundige Schwachstelle ist die mangelnde Festigkeit.
Messing und Bronze sind sehr beständig gegen Meerwasser, sind aber der Entzin-
kung unterworfen, sobald der Zinkgehalt 15 % überschreitet. Diese Tendenz wird
durch Hinzufügung von Zinn, Antimon, Phosphor oder Arsen beschränkt.
Aluminium hat aufgrund seines geringen Gewichts oft das Holz ersetzt. Da dieses
Metall amphoter ist, wird es sowohl von Wasser mit niedrigem pH-Wert als auch
von Wasser mit hohem ph-Wert angegriffen; schwach saures Wasser mit einem
pH-Wert von 4,6 bis 6 hat praktisch keinen Einfluss. Aluminium ist auch äußerst
beständig bei pH-Werten von 6 bis 8; bei pH-Werten von 8 bis 9 besteht Korro-
sionsgefahr.
Bei einem pH-Wert von über 9 sowie unter 4,5 kommt man in gefährliche Be-
reiche; in den Zonen guter Stabilität fürchtet das Aluminium die Schwermetalle,
die den Angriff erheblich begünstigen. Beimengungen des Metalls selbst haben
mehr als bei anderen Metallen einen beträchtlichen Einfluss auf seine Korrosions-
beständigkeit.
6.5 Korrosionsschutzbehandlungen
Einer der größten Fortschritte auf dem Gebiet des Korrosionsschutzes ist die Fest-
stellung, dass die Mischung von Inhibitoren, meistens Anionen- und Kationenin-
hibitoren, nicht nur eine bessere Wirkung als jeder einzelne Inhibitor haben, son-
dern dass viel kleinere Mengen genügen, um ein ausreichendes Ergebnis zu
erreichen. Günstige Behandlungskosten und eine bessere Wirksamkeit sind die
Vorteile der gemischten Verwendung.
Polyphosphate (kathodisch)
Polyphosphate sind kondensierte Formen der Phosphorsäure, die in Form von
Alkalisalz verwendet werden. Ihre allgemeine Formel ist:
Orthophosphate (anodisch)
Zink
• Es trägt zur Verstopfung bei, insbesondere bei pH-Werten über 8,0 und bei
Konzentrationen über 3 ppm, obwohl es bei einer Konzentration von 5 ppm und
einem pH-Wert von 6,5 bis 6,7 in Lösung bleibt. Die Ausfällung von Zink-
hydroxid kann durch eine Komplexverbindung mit den Phosphonaten unter
Kontrolle gebracht werden.
• Bei Konzentrationen unter 1 ppm ist es ein Nährmittel für Mikroorganismen.
Bei Konzentrationen über 3 ppm wird es für die in jeglichem biologischen
Abwasserbehandlungssystem vorhandenen Mikroorganismen toxisch.
• Es wird nie allein eingesetzt, sondern oft mit anderen Inhibitoren, da sein Film
(obwohl er sich schnell bildet) ziemlich wenig widerstandsfähig ist.
• Es ist ein Kathodeninhibitor für Stahl. Es schützt allein nicht, greift aber Kupfer
und Aluminiumlegierungen nicht an.
Molybdate (anodisch)
• Sie werden sehr selten allein verwendet, außer in sehr starken Konzentrationen.
Sie sind Kathodeninhibitoren, wenn sie mit Chromaten bei einem pH-Wert von
6,5 verwendet werden.
• Sie werden als giftig betrachtet. Ihre Verwendung ist den Behandlungen ge-
schlossener Kühlsysteme oder Systemen vorbehalten, deren Konzentrations-
verhältnis sehr hoch ist.
• Sie sind sehr teuer.
Polysilikate (kathodisch)
• Poly- und Orthosilikate haben keinerlei Wirkung auf die biologischen Abwas-
serbehandlungen und werden nicht durch reduzierte Bedingungen beeinträchtigt.
• Ihr Leistungsvermögen ist bei pH-Werten unter 7,0 nicht gut, aber ausgezeich-
net in Wasser mit geringem Feststoffgehalt bei pH-Werten über 7,5 und bis 9,0.
Im Allgemeinen werden sie mit anderen Inhibitoren verwendet.
• Sie dürfen nicht verwendet werden, wenn die natürliche Siliziumdioxidkon-
zentration über 150 ppm liegt.
• Der Schutzfilm ist schwer zu bilden und leicht zu zerstören.
• Sie schützen Kupfer und Aluminiumlegierungen.
6.5 Korrosionsschutzbehandlungen 123
Orthosilikate (anodisch)
Nitrite (anodisch)
Phosphonate (kathodisch)
• Sie haben eine sich den Polyphosphaten annähernde hemmende Wirkung, je-
doch mit einer viel höheren Hydrolysebeständigkeit.
• Die kesselsteinverhütende Wirkung stellt bei weitem ihren Hauptvorteil dar.
• Sie greifen Kupfer an.
• Gewisse Phosphono-Carboxylic-Moleküle weisen ausgezeichnete Schutzeigen-
schaften gegen Korrosion und Kesselstein auf. Ihre schwache Toxizität bildet
einen zusätzlichen Vorteil.
Aromatische Stickstoffe
124 6 Korrosion und ihre Behandlung
Merkaptobenzothiazole
Es handelt sich um spezifische Korrosionsinhibitoren für Kupfer und seine Legie-
rungen. Sie bieten selbst bei sehr geringen Mengen ausgezeichneten Schutz.
Ihre Wirkungsweise besteht in der Bildung eines kovalenten Komplexes an der
Metalloberfläche, welcher den normalen Schutz der bereits gebildeten Kupferoxi-
de oder -carbonate verstärkt. Ihr Nachteil ist die Empfindlichkeit gegenüber Oxi-
dationsmitteln.
6.5 Korrosionsschutzbehandlungen 125
Triazole
Es handelt sich um Korrosionsinhibitoren für Kupfer und seine Legierungen. Sie
sind stabil gegen Oxidationsmittel.
Synergetische Gemische
Meistens werden zwei oder mehrere Inhibitoren im Gemisch verwendet. Dadurch
werden die Einsatzgrenzen erweitert und die erforderliche Gesamtmenge herabge-
setzt. Dies ist besonders von Vorteil, wenn es sich um toxische Schwermetalle
handelt, deren Ableitungen möglichst minimiert werden müssen.
• Zink-Polyphosphat-Gemische (kathodisch)
Das Vorhandensein von Zink verzögert den Eiseneinschluss im Film und ver-
leiht diesem, obwohl er feiner ist, eine bessere Schutzwirkung. Das ist ein Vor-
teil, wenn man einen hohen Wärmeaustausch wünscht. Dieses System funktio-
niert nahe der Neutralität. Die Dispersionswirkung tritt dank der Polyphosphate
ein. Die i. Allg. verwendete Dosierung ist:
10–20 ppm PO4 und 1–3 ppm Zink.
• Zink-Phosphonat-Gemische (kathodisch)
Dieses Gemisch ermöglicht es, mit höheren pH-Werten zu arbeiten als bei den
vorhergehenden Produkten, da der Schutz gegen Kesselstein sehr viel größer
ist. Um die Korrosion des Kupfers durch die Phosphonate zu vermeiden, fügt
man einen Inhibitor der Familie der Triazole hinzu, wenn dieses Metall und
seine Legierungen im Umlaufsystem vorhanden sind.
• Zink-Tannin- oder Zink-Lignin-Gemische
Die Kathodenwirkung des Zinks und seine schnelle Filmbildung sind Vorteile
der Lignosulfonate. Sie werden oft in Mehrmetallsystemen mit einem organi-
schen Kupferinhibitor verwendet. Die übliche Dosierung ist:
3–5 ppm Zink.
• Phosphonat-Acrylat- oder Polyphosphat-Acrylat-Gemische
Dieses System ist den Nachteilen der Unterdosierung weniger ausgesetzt als die
Systeme mit niedrigem Chromgehalt für die hohen pH-Werte. Es ist dank sei-
ner kesselsteinverhütenden Dispersionswirkung besonders wirksam.
• Zink-Phosphonat-Polyacrylat-Gemische
Diese Formeln weisen sowohl bemerkenswerte korrosions- als auch ablage-
rungsverhindernde Eigenschaften auf.
7 Mikrobiologische Kontamination
und ihre Behandlung
Wenn auch eine vereinzelte Zelle den Betrieb der Kühltürme in keiner Weise
stört, so sind doch die in den Kühlsystemen herrschenden Verhältnisse für die
Entwicklung von Mikroorganismen äußerst günstig:
• pH-Wert ist ziemlich nahe an der Neutralität,
• Tropentemperatur,
• Überfluss an Mineralsalzen und organischen Verbindungen, die als Nährmittel
dienen,
• ausreichendes Licht zur Fotosynthese.
128 7 Mikrobiologische Kontamination und ihre Behandlung
Während die Konzentration des Wassers i. Allg. 6 nicht überschreitet, kann die
Konzentration an Mikroorganismen aufgrund dieser Tatsache zur gleichen Zeit
mehrere Millionen betragen.
Die Mikroorganismen, die man in den Wasserkühlkreisen antrifft, gehören drei
Hauptgruppen an: Bakterien, Algen und Pilze.
7.1.1 Bakterien
Fortpflanzung
• Sporenbildung (widerstandsfähige Form)
• keine Sporenbildung (eingekapselt)
Aktivitätstemperatur
• psychrophile Bakterien 0–25 °C
• mesophile Bakterien 25–45 °C
• thermophile Bakterien 45–70 °C
Kohlenstoff-Nahrungsquelle
Die Bakterien können autotroph sein: Sie brauchen keine organischen Stoffe, da
ihre Kohlenstoffquelle das Kohlendioxid ist.
Sie können heterotroph sein: Sie verzehren sowohl mineralischen als auch or-
ganischen Kohlenstoff.
Sie können Parasiten sein, die lebenden organischen Stoff benötigen. Als
Saprophyten ernähren sie sich von leblosem organischen Stoff.
In den Kühlsystemen hat die Anwesenheit der Bakterien spezielle Auswirkun-
gen. Die eingekapselten Aerobionten, wie Aerobakter, Pseudomonas, Flavobacte-
rium, bringen i. Allg. Ablagerungsprobleme mit sich, da sie von Polysaccharid-
schleim umgeben sind, der sie vor der Umwelt schützt und ihnen bei Mangel als
Nahrung dient.
Die Sporen bildenden Aerobionten, wie der Bacillus subtilis oder der Bacillus
cereus, sind oft weniger verschmutzend, aber sie sind infolge ihrer Fähigkeit zur
Sporenbildung Bioziden gegenüber weniger empfindlich.
Schwefelbakterien dagegen verursachen außerdem Korrosionsprobleme.
130 7 Mikrobiologische Kontamination und ihre Behandlung
Thiobacillus thiooxidans (aerob) oxidiert den Schwefel oder die Sulfide oder
Sulfate und kann den pH-Wert auf 1 senken. Außerdem leben diese Bakterien mit
den darunterliegenden Anaerobionten in Symbiose.
Desulfovibrio desulfuricans, Sulfat reduzierende Bakterien, setzen Sulfate ge-
mäß folgender Reaktionen in Sulfide um:
10 H+ + SO2- + 4 Fe → H2S↑ + Fe++ + 4 H2O
und
H2S + Fe2+→FeS↓ + H2.
Da Sulfate in fast allen Wasserarten vorhanden sind, ist die Gefahr des Wachs-
tums dieser Bakteriengattung stets gegeben.
Eisenbakterien, wie Gallionella und Crenothrix, brauchen für ihren Metabolis-
mus Eisen als Energiequelle gemäß folgender Reaktion:
4 FeCO2 + O2 + 6 H2O→ 4 Fe (OH)3 + 4 CO2 + 81.000 Kalorien.
Es bilden sich gewaltige Eisenhydroxidmengen, die zu einer bedeutenden Ver-
schmutzung führen. Diese Bakterien können Grübchen oder Narben an den Eisen-
ausrüstungen verursachen.
Nitrifikationsbakterien
Hier handelt es sich um Organismen, die fähig sind, Ammoniak und dessen Deri-
vate in Salpetersäure umzusetzen. Infolge ihres niedrigen pH-Wertes greifen sie
die meisten Metalle an, vor allem Flussstahl. Sie sind schwer zu analysieren, da
sie mit anderen Organismen aller Art zusammenleben. Die bekanntesten sind
Nitrobacter und Nitrosomas.
Tabelle 31 (Fortsetzung)
7.1.2 Algen
Sie gehören zu den niederen Pflanzen, die im Gegensatz zu den höheren Arten
kein Saft leitendes Gewebe besitzen. Im Gegensatz zu Pilzen sind sie Chlorophyll-
träger. Für ihre Entwicklung brauchen sie Wasser, Luft und Licht. Aus diesem
Grund findet man sie in offenen Becken, vorzugsweise an der Oberfläche, und an
den Strukturen der Kühltürme.
Sie können ein- oder mehrzellig sein und Formen aller Art annehmen; oft sind
sie fadenartig.
• Fädige Algen, wie die Oscillatoria, können 1 m Länge erreichen.
• Die Diatomeen, Einzeller, verwenden das Siliziumdioxid des Wassers, um ihr
Außenskelett aufbauen zu können.
• Die blaugrünen Algen, wie Calothrix, können den Luftsauerstoff fixieren, in-
dem sie ihn in salpetersauren Stickstoff umwandeln.
Wie alle Chlorophyllpflanzen erzeugen sie Sauerstoff und tragen somit – neben
der Belästigung, die sie durch die Verschmutzung verursachen – zu einer Be-
schleunigung der Korrosion bei.
7.1.3 Pilze
Es handelt sich hier um blattgrünfreie Pflanzen, die – wie die Algen – eine starre
Zellulosemembran besitzen. Sie können aus einzelnen Zellkörpern, aus Kolonien
einzelner Individuen oder aus mehr oder weniger verzweigten Fäden bestehen.
Was ihre Nahrung betrifft, hängen sie aufgrund ihres Chlorophyllmangels von
anderen Organismen ab, die ihnen eine organische Kohlenstoffquelle liefern kön-
nen. Sie zersetzen insbesondere den Kohlenstoff des Holzes. Aus diesem Grund
verwendet man möglichst kein Holz in den Wasseraufbereitungsanlagen.
Die Fortpflanzung der Pilze kann ungeschlechtlich durch einfache vegetative
Zellenvermehrung oder geschlechtlich mit Sporenbildung erfolgen. Sporen sind
Formen, die auch in ungünstigen Umweltverhältnissen resistent sind; sie können
sehr lange Zeit inaktiv bleiben, bis die Umgebungsbedingungen wieder günstig
sind. Außerdem sind sie beständig gegen Biozide. Es kann aber schon genügen,
wenn die Biozide die Pilze zwingen, in inaktiver Form zu verbleiben; dann kann
keine Entwicklung stattfinden.
134 7 Mikrobiologische Kontamination und ihre Behandlung
7.1.4 Biofilm
Die rasche Vermehrung der Mikroorganismen in den Kühlkreisen führt sehr oft
zur Bildung eines Biofilms, der sich auf der Oberfläche der Leitungen und der
verschiedenen Geräte der Vorrichtung ansetzt:
• Wände von Industrieeinrichtungen,
• Kanalisation,
• Bereiche, in denen die Wasserkonzentration verändert ist,
• Schwebepartikel.
Biofilme sind dafür bekannt, dass sie durch die Freisetzung von anhaftenden
Bakterien eine Bakterienverseuchung des fließenden Wassers verursachen.
Einige der abgelösten Mikroorganismen, z. B. die Legionellen, können die Ge-
sundheit der mit den Kühlkreisen in Kontakt stehenden Personen gefährden.
Eine Überwachung des Biofilms ist schwierig, da er dem Eindringen des ver-
wendeten aktiven Biozidwirkstoffs widersteht. Zur Vorbeugung kann ein Disper-
sionsmittel zusammen mit einem Biozidprodukt verwendet werden. Beide können
in derselben Formel bestehen. Bei der Behandlung mit einem oxidierenden Bio-
zidprodukt wird das Dispersionsmittel getrennt, stoßweise oder kontinuierlich
beigegeben.
Cyanobakterien oder freie Amöben können ihr ebenfalls nichts anhaben. Sie findet
Schutz im Biofilm, s. Abschn. 8.1.
70 °C Abtötung 100 % rasch
60 °C 90 % Abtötung in 2 min
50 °C 90 % Abtötung in 2 Std.
45 °C Wachstum
20 °C Präsenz von lebensfähigen Bakterien
Der Nachweis der Bakterie erfolgt nach der AFNOR-Norm NFT 90-431 mithil-
fe einer Technik mit Spezialnährboden. Das Ergebnis wird in koloniebildende
Einheit (KBE) pro Liter angegeben. Die Nachweisgrenze liegt zurzeit je nach
Labor bei 50 bis 100 KBE pro Liter. Das Wachstum der Bakterie auf diesem
Nährboden ist relativ langsam und dauert, je nach Art, 5 bis 10 Tage.
Eine neue Methode, die sog. Polymerase-Ketten-Reaktion (Polymerase Chain
Reaction, PCR) ist derzeit in der Entwicklung. Diese Methode hat den Vorteil, dass
schon drei Stunden nach Synchronisierung der Analyse ein Ergebnis über die An-
zahl der vorhandenen Legionellen vorliegt. Sie wird dazu beitragen, das Legionel-
lenrisiko durch kurzfristige Analyseergebnisse in den Griff zu bekommen. Die ge-
ringe Zeitdauer zwischen Entnahme und Ergebnis ermöglicht eine Modifizierung
der Behandlung, bevor die Legionellenkonzentration für den Menschen gefährlich
wird. Da Legionellen in allen Gewässern vorhanden sind, ist es schwierig, den Be-
weis für die Kontamination zu erbringen. Dazu müsste der Stamm beim Kranken
isoliert (geschieht in 20 bis 30 % der Fälle) und anhand genetischer Analysemetho-
den mit diversen Stämmen aus dem Umfeld verglichen werden. Man kann sagen,
dass diese Bakterienfamilie Teil unseres täglichen Lebens ist.
7.2.3 Risikoinstallationen
7.2.4 Luftkühltürme
Tabelle 34 zeigt, wie sich der Tropfenabriss auf die Ausbreitung der Legionel-
len auswirkt. Die Berechnungen wurden für einen Turm mit einem Rückführstrom
von 1000 m3/h durchgeführt.
Die in Tabelle 34 enthaltenen Informationen zeigen, dass ein gut ausgerüsteter
Turm sogar bei starker Kontaminierung weniger Legionellen in Form von Aeroso-
len in die Atmosphäre ausstößt als ein schlecht konzipierter oder verschmutzter
Turm, der 1000 Legionellen pro Liter enthaltendes Wasser abkühlt. Man stellt auch
fest, dass die Konzentrationsmessung von Legionellen im Kühlwasser (1000 KBE/l
nach der Auflage des Gesetzgebers) nicht ausreicht, um das sanitäre Risiko einzu-
schätzen.
7.2.5 Risikoanalyse
Die Analyse ermöglicht die Erstellung eines Aktionsplans für die Begrenzung des
Kontaminierungsrisikos mit Legionellen und enthält Konzeption, Wartung und
Nachkontrolle. Ihre Durchführung wurde, zusammen mit anderen Maßnahmen, in
einem Beschluss vom 13. Dezember 2004 verordnet. Die Basismethode sieht
folgende Punkte vor:
Folgende Texte sind derzeit gültig bzw. unterliegen einem ständigen Änderungs-
prozess:
• Rundschreiben DGS 97/311 vom 24. April 1997,
• BEH 20-22 vom 20. Mai 1997,
• Rundschreiben DGS 98/771 vom 31. Dezember 1998,
• Anleitung für richtige Anwendungen: Legionella und Kühltürme (Juni 2001),
• Präfektorale Verordnungen über Kühlmaschinenanlagen,
• Bericht des Obersten Rates des Französischen Gesundheitsamts „Legionellenri-
siko-Management“ vom November 2001,
• Rundschreiben DGS 2002/243 vom 22. April 2002,
• Verordnung vom 13. Dezember 2004.
Letztgenannte Verordnung enthält:
• Technologiekontrolle, um dem Legionellenrisiko vorzubeugen,
• vorbeugende Maßnahmen hinsichtlich des Betriebs der Anlage,
• Kontrolle des Legionellenrisikos durch Festsetzen von Grenzen und anzuwen-
denden Verfahren im Falle eines Überlaufs,
• bei der Behandlung zu beachtende Umweltaspekte.
Es soll angestrebt werden, die Legionellenkonzentration auf weniger als 1000 Ko-
lonien bildende Einheiten pro Liter zu beschränken. Die vorgegebene Analyse-
methode ist die Norm NFT 90-431.
Der Präfekt jedes Départements legt in Form einer Verordnung die Regeln fest,
an die sich jeder Industrielle halten muss. Spezifische Änderungen sind möglich,
wenn Einheiten nicht stillgelegt werden können.
Die Analysen sind einmal pro Monat durchzuführen. Unangekündigte Kontrol-
len sind möglich.
In der Anleitung für richtige Anwendungen wird für jeden Kühlkreis mit Turm
die Konsignation der Ergebnisse in einem Nachkontrollheft verlangt.
7.2.8 Nachkontrolle
• die Legionellenauszählung,
• die Stilllegung des Kühlkreises,
• die unternommenen Säuberungsaktionen.
Die Beherrschung des Legionellenrisikos geht mit einer Gesamtkonzeption dieses
Problems durch Nachkontrolle und strenge Management- und Wartungsstandards
einher. Die Konzeption und die Lage der Kühltürme, die Wahl der Materialien für
den Kühlkreis und die Funktionsgrundlagen sind die wichtigsten Voraussetzungen.
Eine geeignete Wasserbehandlung, die einer regelmäßigen und strengen Nach-
kontrolle unterliegt, sowie eine Evaluierung der Wirksamkeit der Wasserbehand-
lungsverfahren müssen zum Einsatz kommen.
Wie schon beschrieben, kann die Wucherung von Mikroorganismen in den Kühl-
kreisen schwere Schäden an den verschiedenen Elementen verursachen. Es ist
deshalb äußerst wichtig, das Ausmaß des Bakterienbefalls im Kühlwasser zu
überprüfen, um die daraus resultierenden potenziellen Probleme zu erkennen und
diesen durch eine wirksame Biozidbehandlung vorbeugend zu begegnen.
Eine vollständige Analyse der vorhandenen Mikrobenfauna und -flora ist nicht
notwendig. In den meisten Fällen genügt eine Auszählung der Gesamtkeime sowie
eine semiquantitative Untersuchung der Sulfat reduzierenden Bakterien. Dadurch
ist es möglich, die wirksamste Behandlung durch Bakterizide zu bestimmen und
ihre Wirksamkeit zu verfolgen.
Die auf dem Markt befindlichen biologischen Analysekits sind einfach zu
handhaben und präzise genug zur Feststellung der Bakterienaktivität im Kühlkreis.
Abbildung 54 zeigt die Referenztabelle dieses Analysetyps mit einmaliger An-
wendung. Die Auszählung der Gesamtkeime ist ein guter Indikator für den Sau-
berkeitsgrad des Kühlkreises
Abb. 54 Bestimmung der Gesamtzahl der aeroben Bakterien (Dokument Sté France Organi-
que)
144 7 Mikrobiologische Kontamination und ihre Behandlung
7.4.1 Korrosion
Verschmutzungsgrad
Abb. 55 Bestimmung der Sulfat reduzierenden Bakterien (Dokument Sté France Organique)
7.4 Schäden durch biologische Invasion 145
7.4.2 Ablagerungen
7.4.3 Holzzerstörung
7.5 Biozidbehandlungen
Chlorbehandlung
Im Jahr 1894 wurde Chlor zum ersten Mal zur Desinfizierung in einem Trinkwas-
sersystem verwendet. Man erwähnt seinen Einsatz bereits 1938 in Kühlsystemen
mit Wasserumlauf, aber es dauert noch einmal zehn Jahre bis die Verwendung
allgemein üblich wird. In der heutigen Zeit ist sie weit weniger gebräuchlich.
Das Chlorgas ist in Wasser vollständig löslich und ergibt folgende Reaktion:
H2O + Cl2 Æ HClO + HCl und HClO Æ H+ + ClO–.
Liegt der pH-Wert unter 5, liegt das Chlor in Form von Chlormolekülen vor.
Wenn der pH-Wert zwischen 5 und 6 liegt, ist das Chlor fast ganz in Form von
unterchloriger Säure HClO vorhanden. Wenn der pH-Wert über 6 liegt, tauchen
ClO- -Hypochloritionen auf und ihre Anzahl wächst bis sie überwiegt, wenn der
pH-Wert 7,5 überschreitet. Abbildung 56 stellt diesen Vorgang grafisch dar.
Das Hypochlorition verleiht den Chlorlösungen ihre desinfizierenden Eigen-
schaften. Das Oxidationsvermögen der unterchlorigen Säure ist sehr hoch. Es
sinkt, wenn der pH-Wert steigt.
Außer mit dem Wasser selbst, reagiert das Chlor auch mit zahlreichen Beimen-
gungen, die man im umlaufenden Kühlwasser antrifft.
Eine wichtige Reaktion findet mit Ammoniak und den Ammoniumverbindungen
statt. Eine weitere bedeutende Reaktion ist die Reaktion mit organischen Stoffen,
aus der toxische chlorhaltige organische Stoffe hervorgehen. Mit Ammoniak erhält
man folgende Reaktionen:
NH3 + Cl2 Æ NH2Cl + HCl (Monochloramin)
NH2Cl + Cl2 Æ NHCl2 + HCl (Dichloramin)
NHCl2 + Cl2 Æ NCl3 + HCl (Stickstofftrichlorid)
Der Ablauf dieser Reaktionen hängt zum großen Teil vom pH-Wert des Was-
sers ab. Bei einem pH-Wert über 8,5 bildet sich nur Monochloramin. Liegt der
7.5 Biozidbehandlungen 147
pH-Wert zwischen 8,5 und 4,5, so bilden sich Monochloramin- und Dichloramin-
gemische. Bei pH-Werten unter 4,5 bildet sich vor allem Stickstofftrichlorid.
Das im Wasser gelöste Chlor besitzt stark oxidierende Eigenschaften. Außer
mit Ammoniak kann es mit anderen mineralischen und organischen Stoffen rea-
gieren, wie mit oxidierbaren Metallen, Eisen- und Mangansalzen (entweder natür-
lich vorhanden oder zur Klärung zugesetzt oder aus der Korrosion der Stahlele-
mente des Systems kommend). Die Nitrite werden zu Nitraten oxidiert.
Im Kühlwasser sind viele organische Stoffe vorhanden, die mit Chlor reagieren.
Sie können vom Holz stammen, sie können aus Schmutzstoffen des Rohwassers –
wie organisches Eisen, Lignine und Humus – und aus Schmutzstoffen des Systems
– wie Phenole, leichte und schwere Kohlenwasserstoffe – sowie aus Chemikalien
bestehen, ohne die für die Wasserbehandlung verwendeten Chemikalien zu be-
rücksichtigen.
Diese organischen Substanzen bilden chlorhaltige organische Stoffe, von denen
einige, die aus dem Zusatz oder der Substitution des Chlors stammen, toxisch sind
und bakterizide, fungizide oder algizide Eigenschaften haben. Die giftigen Stoffe
stellen für das Chlorbehandlungsprogramm einen großen Vorteil dar, insbesondere
bei hohen pH-Werten von 7,5 bis 9.
Da das gelöste Chlorgas im Wasser Säuren bildet (unterchlorige Säure, Salz-
säure), reagieren diese mit der Alkalität des Wassers und neigen dazu, den pH-
Wert zu senken. Jeder zugegebene Chloranteil reduziert die Alkalität (in Form von
% freies Halogenprodukt
Abb. 57 Chlorbehandlung
CaCO3) um etwa 1,22 ppm. Wenn der Chlorbedarf verhältnismäßig hoch würde
(von 20 bis 30 ppm), dann könnten niedrige pH-Werte (unter 5) weitgehend zur
Korrosion der Metallelemente beitragen. Es könnten dann alkalische Mittel erfor-
derlich werden, um den pH-Wert nahe der Neutralität zu halten.
Diese Reaktionen sind der Ursprung der sog. Bruchstelle der Chlorbehandlung
(Chlorung). Während die Chlordosis erhöht wird, wächst scheinbar der Chlorrück-
stand, da die meisten praktischen Versuche nicht zwischen dem Chlor der unter-
chlorige Säure und dem Chlor des Chloramins unterscheiden können. Während
dieser Zeit bleibt der Ammoniakstickstoff konstant. Wenn jedoch der Chlorrück-
stand eine gewisse Schwelle erreicht (ca. 8-fache Ammoniakstickstoffkonzentrati-
on), fällt er schnell ab – ebenso der Ammoniakstickstoff. Dies ist auf die Bildung
von Stickstofftrichlorid zurückzuführen.
Die relative Wirksamkeit der chlorhaltigen Stoffe als oxidierendes Biozid ist
folgende:
HClO : ClO : NH2Cl : NHCl2
entspricht ungefähr 1 : 2 : 6 : 12 für identische Kontaktzeiten.
Cl2 + 2 NaCIO2 2 CIO2 + 2 NaCl
5 NaCIO2 + 4 HCl 4 CIO2 +5 NaCl + 2 H2O
Chlordioxid
Chlordioxid ist ein rot-gelbes Gas, das sich bei der Reaktion einer Chlorlösung
oder Salzsäure mit einer Natriumchloritlösung bildet und einen pH-Wert von
7.5 Biozidbehandlungen 149
höchstens 4 besitzt. Da es sich bei Chlordioxid um ein flüchtiges Gas handelt, ist
es praktischer, wenn es in der Nähe des Verwendungsortes produziert wird.
Eine Natriumchloritlösung wird mit vom Chlorometer gelieferten Chlorwasser
oder mit einer Calciumsäure- oder NatriumhypochloritsäureLösung in einem spe-
zifischen Generator gemischt.
ClL2 + 2 NaClO2 Æ 2 ClO2 + 2 NaCl
5 NaClO2 + 4 HCl Æ 4 ClO2 + 5 NaCl + 2 H2O
Das theoretische (Gewichts-)Verhältnis zwischen Chlor und Natriumhypochlo-
rit ist ungefähr 1/3. In der Praxis muss dieses Verhältnis unter 1/2 liegen.
Im Gegensatz zu Chlor bietet Chlordioxid als Biozid zwei Vorteile: es reagiert
nicht mit Ammoniak und seine biologische Aktivität wird durch pH-Schwan-
kungen zwischen 6 und 10 nur wenig beeinträchtigt. Als Algizid ist es dem Chlor
ein wenig überlegen. Das Chlorophyll der Algen wird durch Chlordioxid zerstört.
Wasser tritt aus dem Protoplasma aus, was das Absterben der Pflanze zur Folge
hat. Es ist jedoch teurer als Chlor.
Bromierung
Die Bromierung ist eine vielversprechende Technik und eine Alternative zur Chlo-
rierung, die immer mehr Anwendung findet. Verschiedene Vorstufen von Brom
können verwendet werden:
• gasförmiges Brom,
• Bromchlorid,
• 1-Bromo-3-Chloro-5,5-Dimethylhydantoin (BCDMH),
• Bromsalze und
• ganz besonders Natriumbromid zusammen mit Natriumhypochlorit (Javellauge).
Abb. 58 Chlordioxidherstellung
150 7 Mikrobiologische Kontamination und ihre Behandlung
Tabelle 36 Prozentsatz von HClO und freiem HBrO im Verhältnis zum pH-Wert
pH % HClO % HBrO
7,0 90 100
7,5 50 95
8,0 25 80
8,5 10 60
9,0 5 35
9,5 0 10
7.5 Biozidbehandlungen 151
Dielektrische Elektrode
Entladungsstrecke
Elektrode
Abb. 59 Ozonherstellung
Außerdem ist die Lösung brauchbarer, je größer die Trennfläche Gas/Wasser ist.
Etwa 1 % Sauerstoff wird in Ozon umgewandelt, wenn man einen Luftstrom
verwendet. 1,5 bis 2 % Sauerstoff werden in Ozon umgewandelt, wenn man rei-
nen Sauerstoff verwendet. Der Energiebedarf beträgt 10 bis 13 kWh pro kg umge-
wandelten Sauerstoff, wenn Luft als Sauerstoffquelle verwendet wird.
Ozon hat eine äußerst zerstörerische Wirkung auf die Vegetation. Der Ozon-
rückstand innerhalb eines Arbeitsbereiches darf 0,1 mg/l nicht überschreiten. Es
ist als Biozid aus folgenden Gründen besser als Chlor:
• Ozon reagiert nicht mit Ammoniak,
• Ozon wird nicht vom pH-Wert beeinflusst, obwohl ein pH-Wert von 6 bis 7 für
eine optimale Ozonisierung erforderlich ist,
• Ozon braucht nur 5 Minuten Kontakt, im Gegensatz zu Chlor, der 30 Minuten
braucht,
• mit erhöhter Dosis an Chlor verschwinden die lebenden Organismen nach und
nach; Ozon erzeugt einen Flammpunkt bei einer Konzentration von 0,4 bis
0,5 ppm, oberhalb dessen die lebenden Organismen vernichtet werden.
Zur besseren Wirksamkeit können gekoppelte Techniken (Ozon–UV) ange-
wendet werden.
In vielen Fällen scheinen die nichtoxidierenden Biozide wirksamer zu sein als die
oxidierenden. Sie werden meistens zur gleichen Zeit oder besser noch abwech-
selnd mit den Oxidationsmitteln verwendet, um einen größeren Wirkungsbereich
zu gewährleisten. Sind sie gegen die Oxydatonsmittel empfindlich, nimmt man
eine abwechselnde Behandlung vor. Sind die organischen Biozide unempfindlich,
so erhält man eine minimale Dosis des Oxidationsmittels aufrecht und gibt das
Biozid einige Tage lang in regelmäßigen Zeitabständen stärker zu.
154 7 Mikrobiologische Kontamination und ihre Behandlung
Im Laufe der letzten Jahre wurde aufgrund ihrer Toxizität und der negativen
Auswirkung auf die Umwelt auf zahlreiche Moleküle verzichtet. Es handelt sich
um folgende Verbindungen, die nicht mehr in den Kühlsystemen angewendet
werden:
• chlorhaltigen Phenole, wie das Pentachlorphenol,
• Methylen-bis-Thiocyanat,
• Sulfone und Thionine,
• organischen Zinnverbindungen, wie Tributylzinnoxid.
Die wichtigsten der heute auf dem Markt vorhandenen organischen Biozide
sind aus folgenden aktiven Molekülen gebildet:
• den Aldehyden: Formaldehyd und Glutaraldehyd (toxisch),
• 2,2-Dibrom-3-Nitrilopropionamid (DBNPA)
hervorrufen. Durch ihren kationischen Charakter sind sie inkompatibel mit den als
Dispergierungsmitteln eingesetzten anionischen Polymeren. Die im Handel be-
findlichen hauptsächlichen Produkte sind die Chloride der Alkyltrimethylammo-
nium- und Alkyldimethylbenzylammonium-Gruppe.
Die nicht oxidierenden Biozide haben im Vergleich mit den oxidierenden Bio-
ziden eine geringere Korrosionswirkung. Sie werden ausschließlich in industriel-
len Wasserkreisläufen und oft in Verbindung mit wirkungsverstärkenden biologi-
schen Dispergiermitteln oder Tensiden verwendet. Ihre Wirkung auf die Mikro-
organismen besteht darin, dass sie deren Metabolismus stören. Sie sind in einer
großen Bandbreite von pH-Werten wirksam. Um Resistenzerscheinungen zu ver-
meiden, injiziert man periodisch stoßweise zwei Biozide abwechselnd. Die Ver-
marktung von Bioziden ist Gegenstand der Richtlinie 98/8/CE des europäischen
Parlaments.
Die biologischen Dispersionsmittel sind organische Moleküle aus der Gruppe der
Netzmittel. Sie verändern die Oberflächenspannung des Wassers und begünstigen
die Versetzung des Biofilms und das Eindringen der Biozide (Javellauge, Brom,
synthetische Bakterizide) in die biologischen Ablagerungen. Sie sind nicht toxisch
und können ohne Unterbrechung in den Behandlungen des Kreislaufs angewandt
werden. Bei Säuberungsaktionen werden sie vorrangig verwendet.
Sie können anionisch, nichtionisch oder sogar kationisch sein. Die ionische Ei-
genschaft muss bekannt sein, um Kompatibilitätsproblemen mit anderen im Was-
ser vorhandenen Behandlungsmitteln vorzubeugen.
7.5.4 Behandlungsarten
Der Gesundungseffekt der Sonne durch Aussenden eines unsichtbaren Lichts, des
ultravioletten Lichts, ist bekannt.
Dieses Naturphänomen wurde bei den Apparaten und UV-Sterilisatoren, deren
Prinzip die Erzeugung von ultravioletten Strahlen in einer Behandlungskammer
ist, eingesetzt und noch verstärkt. Die Strahlen inaktivieren die lebenden Zellen,
die in der den Apparat durchfließenden Flüssigkeit enthalten sind. Die DNA und
RNA der Mikroorganismen (z. B. Viren, Bakterien, Hefen, Schimmelpilze) wer-
den durch die UV-Wellenlängen (200 bis 315 Nanometer) geschädigt. Durch die
Schädigung wird die Replikation des genetischen Materials gehemmt und die
Mikroorganismen können nicht überleben oder sich vermehren.
7.6 Sonstige Behandlungen: UV 157
8.1 Kühlturm
Kühltürme sind wichtige Teile des Kühlkreises. Weil der Kühlturm mit dem Pro-
dukt oder dem Verfahren nicht direkt in Zusammenhang steht, wird ihm weniger
Aufmerksamkeit geschenkt als den Wärmeaustauschern. Wenn der Kühlturm mit
Kesselstein oder Algen bedeckt ist, wird die Kühlung des hergestellten Produktes
nicht so schnell beeinträchtigt wie dies bei den Wärmeaustauschern der Fall wäre.
Auch den Baustoffen wird weniger Beachtung geschenkt als den anderen Elemen-
ten des Systems. Holz wird schon seit vielen Jahren nicht mehr verwendet. Es ist
durch Stahl und Beton ersetzt worden. Der Standort und die Umgebung des Turms
sind ebenfalls in Betracht zu ziehende Faktoren. Der Turm funktioniert wie ein
„Luftwäscher“ und nimmt Staub, Sporen und andere, sich in der zirkulierenden
Luft befindliche Partikel, darunter auch die Legionellenbakterien, auf.
8.2.1 Reinigung
Eine wirksame Methode zur Beseitigung von Eisenoxid (Rost) besteht darin, die
Anlage mit einer gehemmten Säure sauer zu machen. Im Allgemeinen werden bei
einer Reinigung mit einem Tensid oder einem Alkalimittel zunächst Öle und
Rückstände beseitigt, wodurch die Ablagerungen freigelegt werden, die dann mit
Säure entfernt werden können.
Die zur Reinigung verwendeten Tenside werden nach den im Kreislauf vorhan-
denen Metallen ausgewählt: Salzsäure für gewöhnlichen Stahl, Phosphorsäure für
rostsicheren Stahl, Sulfaminsäure für Aluminium und verzinktes Eisen.
Organische, phosphorhaltige Säuren und Ester werden ebenfalls häufig einge-
setzt, vor allem wenn sie bezüglich des Metalls Eigenschaften von Netzmitteln
haben.
b) Säurefreie Reinigung
Die übliche Methode der säurefreien Reinigung besteht darin, ein Gemisch aus
Sequestriermittel und Tensid zu verwenden, um Öle und Fette sowie Gratansätze
und Rost zu beseitigen. Die Phosphatreinigungsmittel wirken gleichzeitig als Ent-
fettungs- und Rostschutzmittel.
Die verwendeten Sequestriermittel sind hauptsächlich die Nartriumsalze der
Ethylendiamintetra-Essigsäure (EDTA) oder der Glukonsäure.
c) Abwechselnde Reinigungen
In bestimmten Fällen führt man abwechselnd eine sehr aktive Säurebehandlung im
kalten Zustand und dann eine Alkalibehandlung im warmen Zustand mit geringe-
rer Geschwindigkeit durch. Letztere hat außerdem den Vorteil, eine einwandfreie
Neutralisierung der Säurereste zu gewährleisten. Letztere müssen in allen Ecken
der Anlage vollkommen neutralisiert werden, da sonst Korrosionsnarben an den
schlecht gespülten Stellen entsehen könnten.
8.2 Schutz der Wärmeaustauscher 163
8.2.2 Schutzfilm
Inhibitor Anlaufkosten/Betriebskosten
Eine weitere wichtige Betrachtung ist in Bezug auf die Inbetriebnahme neuer
Systeme anzustellen. Es hat keinen Sinn, sich um einen wirksamen Schutz der
Anlage zu Beginn der Inbetriebnahme zu bemühen, wenn die Kontrollen der Was-
serbehandlung nicht ernsthaft durchgeführt werden. Wegen der hohen Kosten
scheuen viele Werke die anfängliche Installation einer Kontrollausrüstung. Im
weiteren Verlauf zerstören eine Senkung des pH-Wertes, der das System „mit
Säure reinigt“, oder eine Senkung der Inhibitorkonzentrationen, die nicht konstant
gehalten werden können, die ursprüngliche Konditionierung und rufen eine begin-
nende Korrosion hervor. Dies geschieht gewiss nicht absichtlich, da die Aufmerk-
samkeit zunächst auf die Herstellung des Produkts gelenkt wird. Nach einem
Schaden sind oft keine oder zu spät verfügbare Arbeitskräfte vorhanden. Wenn die
nachstehend aufgezählten Kontrollen zu Beginn durchgeführt und bei Inbetrieb-
nahme eines neuen Kühlsystems gewährleistet werden, halten sie mit dem gewähl-
ten Behandlungsprogramm lange Zeit den bestmöglichen Schutz aufrecht:
• genaue Kontrolle des pH-Wertes,
• Aufrechterhaltung der Inhibitorendosen auf das 2 bis 3-fache ihres normalen
Niveaus,
• Biozidzusatz, selbst wenn kein offensichtlicher Bedarf besteht,
• kontinuierliche Zugabe der Chemikalien,
• Aufrechterhaltung der Konzentrationszyklen,
• Aufrechterhaltung guter Strömungen durch die Anlage,
• Überwachung der Korrosionsgrade,
• anfängliche Konditionierung des gesamten Systems,
• sofortiges Handeln bei plötzlich auftretender Verschmutzung des Verfahrens
(Leck).
Zahlreiche Ausrüstungen, die die Inbetriebnahme, die Kontrolle und Nachkon-
trolle der Kühlkreisbehandlung erleichtern, stehen zur Verfügung. Durch die Au-
tomatisierung des Kreises, die ständige Kontrolle der Parameter und die Fernüber-
tragung der Informationen ist es möglich, Bordbücher anzulegen und Alarmstufen
für eine schnelle Intervention festzuhalten.
8.4 Schlussfolgerung
Für eine korrekte Inbetriebnahme neuer Kühlsysteme ist es notwendig, die mögli-
chen Probleme zu benennen, zu erkennen, wo sie auftreten können und in der
Lage zu sein, die richtige Entscheidung zu treffen, um sie zu verhindern. Es müs-
sen alle individuellen Elemente des Kühlsystems und das System als Ganzes –
besonders der Kühlturm und die Wärmeaustauscher – geprüft werden. Man muss
immer im Auge behalten, dass das Wasser das System verbindet, dass es die Prob-
leme hervorruft und Schädigungen weitergibt.
9 Anhang
Das wichtigste Auswahlkriterium bei der Suche nach einer Behandlung ist die
Qualität des vorhandenen Wassers. Mithilfe der weiteren Analyse des behandelten
Wassers kann der richtige Verlauf des gewählten Behandlungsverfahrens verfolgt
werden.
Durch die Kontrolle des Kühlwassers sollen Ablagerungen, Korrosion und mik-
robiologische Invasion vermieden werden. Dies geschieht, indem die Konzentra-
tionen an gelösten Salzen, Phosphaten, Siliziumdioxiden usw. in den für den
Schutz notwendigen Grenzwerten aufrecht erhalten werden.
Art und Häufigkeit der Analysen schwanken je nach Nutzungsbedingungen und
der Anzahl der festgestellten Betriebszwischenfälle. Besonders bei großen Kühl-
anlagen sind häufige Analysen aufgrund der Massenträgheit, verbunden mit den
großvolumigen Becken, durch die nur eine sehr langsame Änderung der Konzent-
ration stattfindet, nicht notwendig. Im Allgemeinen genügt eine tägliche Messung
der Kalkhärte, der Konzentration an Chloriden, der Konzentration an Dispersi-
onsmitteln und Korrosionshemmern sowie des pH-Wertes. Jede Woche muss eine
Bakterienzählung vorgenommen werden.
Die Häufigkeit der Analysen und die Wahl der Methode werden mit dem Was-
serbehandler abgestimmt, der die Besonderheit jedes Kühlkreises berücksichtigen
muss.
Die Analysemethoden der Legionellenkonzentration müssen in Einklang stehen
mit der bestehenden Gesetzgebung bei Beachtung der vorgegebenen Normen. Die
Häufigkeit der Analysen schwankt je nach gemessenem Legionellenwert.
Die Analysen werden nach der Methode NFT 90-431 durchgeführt. Im Rahmen
des Legionellenrisiko-Managements können sie mit der PCR-Methode (Polymera-
se-Kettenreaktion) durchgeführt werden.
Zahlreiche Analysen können mit einfachen Mitteln von weniger qualifizierten
Arbeitskräften vor Ort durchgeführt werden. Es gibt spezielle Analysekoffer zur
Wasserbehandlung mit der Ausrüstung und den notwendigen Reagenzien für die
hauptsächlichen Analysen (Titrimetrie und Colorimetrie).
Dennoch ist es wünschenswert, die Richtigkeit der vor Ort durch Routineme-
thoden erhaltenen Ergebnisse in regelmäßigen Zeitabständen im Labor durch
qualifiziertes Personal nachprüfen zu lassen. Einige Analysen sind sowieso nur im
Labor möglich.
166 9 Anhang
9.2 Glossar
Härte (des Wassers) Gehalt an Calcium und Magnesium oder Gesamthärte. Der
Gesamthärtegrad TH zeigt insgesamt die Konzentration an Calcium- Ca2+ und
Magnesiumionen Mg2+ an. Der Härtegrad an Calcium (oder Calciumhärte) drückt
die Konzentration an Calciumionen Ca2+ aus. Der Härtegrad an Magnesium (oder
Magnesiumhärte) drückt den Gehalt an Magnesiumionen Mg2+ aus. Die Härtegra-
de werden durch den französischen Härtegrad ausgedrückt. Die Carbonathärte
zeigt die Konzentration an Calcium- und Magnesiumionen, die eventuell in Form
von Carbonaten ausfällen, an. Sie entspricht dem TAC, wenn der TH höher als der
TAC ist, oder dem TH, wenn der TH niedriger als der TAC ist. Die temporäre
Härte zeigt die Konzentration an Calcium und Magnesium, die nach längerem
Sieden des Wassers ausfällen, an. Die permanente Härte zeigt die Konzentration
an Calcium und Magnesium, die nach längerem Sieden im Wasser verbleiben, an.
Halogene (aus dem Griechischen: Salzerzeuger) Elemente der Gruppe VII des
Periodensystems der Elemente: Fluor, Chlor, Brom, Jod.
Hypochlorit Als chemische Verbindung mit dem Radikal ClO− wird es wie Chlor
bei der Desinfektion von Kühlwasser und der Überwachung der Algen- und Bak-
terienentwicklung im Industriewasser- und Haushaltsheißwasserkreislauf einge-
setzt. Auf dem Markt gibt es sie in flüssiger Form: Natriumhypochlorit oder Javel-
lauge bzw. in fester Form (Pulver): Calciumhypochlorit. Beide Arten werden in
Wasser verdünnt oder aufgelöst angewendet.
Ion Elektrisch geladenes Atom oder Atomansammlung, die einen Überschuss
(Anion) oder ein Defizit (Kation) an Elektronen aufweist. Durch Elektronenwan-
derung kommt es zu einem Stromdurchfluss durch einen Elektrolyten. Die positi-
ven Ionen, oder Kationen, enthalten Metalle und Wasserstoff (Beispiel: Ca2+, Na+,
H+). Die negativen Ionen, oder Anionen, enthalten Nichtmetalle und Gruppen wie
SO4− −, HCO3− usw. und das Hydroxylion OH−.
Ionenaustauscherharz Unlösliches Harz, das in Form von Granulat oder Kügel-
chen angeboten wird. Es ist i. Allg. organisch und synthetisch und enthält in seiner
Struktur saure (Kationenaustauscher) oder basische (Anionenaustauscher) Radika-
le. Es kann die auf seine Radikale fixierten, positiven oder negativen Ionen mit in
der Kontaktflüssigkeit gelösten Ionen mit demselben Zeichen austauschen, ohne
sich selbst zu verändern. Die Harze befinden sich in den Ionenaustauschersäulen,
in denen durch Perkolation die Veränderung in der chemischen Zusammensetzung
des zu behandelnden Wassers durchgeführt wird. Diese Harze werden regeneriert.
Anwendungsgebiete: Enthärtung, Entkarbonisierung, Demineralisation.
Ionengleichgewicht des Wassers Zweispaltige (Kationen und Anionen) Ergeb-
nisbilanz der Wasseranalyse, wenn der Gehalt in Milläquivalenten pro Liter oder
in französischen Härtegraden ausgedrückt ist. In dieser Bilanz müssen sich die
Gesamtzahlen die Waage halten, da in einer wässrigen Salzlösung die Summe der
Kationen und Anionen gleich ist.
Javellauge Wässrige Natriumhypochlorit-Lösung (NaClO), die besonders bei der
Wasserdesinfektion eingesetzt wird. Es handelt sich um ein sehr wirksames Oxi-
dationsmittel. Die Konzentration einer Javellauge wird durch ihren Chlorgehalt
ausgedrückt: Ein Grad Chlorgehalt entspricht 3,17 Gramm aktivem Chlor pro
9.2 Glossar 171
Liter. Die im Handel befindliche technische Lösung titriert 47 bis 50° Chlorgehalt,
was 150 g/l aktivem Chlor entspricht.
Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht Wasserzustand, bei dem der Gehalt an Cal-
cium, freiem CO2, Hydrogencarbonaten und Carbonaten so ist, dass sich die
Eigenschaften des Wassers bei Kontakt mit Kalkstein nicht verändern. Es gibt
zahlreiche grafische Methoden, um pH-Gleichgewicht oder pH-Sättigung zu
bestimmen, um anschließend zu berechnen, inwieweit Wasser Kesselsteinbildung
oder Korrosion hervorrufen kann, wenn seine Zusammensetzung bekannt und die
Temperatur vorgegeben ist.
Kationenaustauscher Ionenaustauscherharz, das die mineralischen und organi-
schen Kationen binden und austauschen kann, wobei der Austausch untereinander
oder mit einem Wasserstoffion H+ erfolgt. Man unterscheidet stark saure, durch
Schwefelradikale -SO3H charakterisierte Austauscher sowie schwach saure, durch
Carboxylradikale -COOH charakterisierte Austauscher.
Kathodenschutz Methode, bei der in die zu schützenden Kreisläufe Metallelekt-
roden mit einem im Verhältnis zum schützenden Metall geringerem Potenzial
eingeführt werden. Sie werden zu löslichen Anoden in Bezug auf das Metall, das
zur Kathode wird. Diese Art Schutz wird vor allem für unterirdische Kanalisatio-
nen, für Metalle, die mit Meerwasser in Kontakt stehen, angewendet. Sie im In-
dustriekreislauf einzusetzen, erweist sich als schwierig.
Kesselstein Gewöhnlich harte und sehr festsitzende Ablagerung, die im Wesentli-
chen aus Calciumsalzen (Carbonaten, Sulfaten, Silicaten) besteht.
Kesselsteinansatz Bildung einer harten und festhaftenden, hauptsächlich aus
Calciumsalzen bestehenden Ablagerung von Kesselstein auf den Oberflächen der
Wärmeaustauscher und den anderen Geräten der Anlage sowie in den Rohrnetzen.
Die Ablagerung verdickt sich, wenn die Temperatur steigt.
Kation Positiv geladenes Ion (Beispiele: Ca2+, Na+, H+).
Kathode Negative Elektrode eines Stromgenerators. Die Kationen fließen in
einem elektrolytischen System zur Kathode.
Koagulans Chemisches Mittel, das die Koagulation der im Wasser schwebenden
Kolloidstoffe bewirkt. Die am häufigsten verwendeten sind Aluminiumsalze wie
Sulfat, Polychloride und Eisenchlorid FeCl3. In letzter Zeit sind organische Ko-
agulierungsmittel, speziell Polyamine und PolyDADMAC, auf dem Markt.
Koagulierung Verminderung oder Unterdrückung der negativen elektrischen
Ladung, die von im Wasser schwebenden Kolloidpartikeln ausgeht, durch Koagu-
lierungsmittel wie Aluminiumsulfat oder gewisse kationische Polyelektrolyte.
Dadurch wird eine durch negative elektrische Ladung mögliche Zusammenbal-
lung, Ausflockung und Ausfällung dieser Partikel verhindert.
Kolloid Winziges (1 bis 100 µm oder 0,001 bis 0,1 mm), in einer Flüssigkeit schwe-
bendes Teilchen, auch Mizelle genannt. Durch die Koagulierung-Ausflockung wird
eine Trennung von Kolloiden und Flüssigkeit herbeigeführt.
Konzentration der gelösten Salze Progressive Erhöhung des Gehalts an gelösten
Elementen im Rücklaufwasser infolge der teilweisen Verdampfung des Kreis-
laufwassers im Kühlturm.
172 9 Anhang
Schnellfilterung Filterung von mit Schwebstoffen wenig oder sehr wenig belaste-
tem Wasser, mit oder ohne (direkte) Koagulation auf körnigem Material bei Ge-
schwindigkeiten zwischen 4 und 50 m3/h · m2.
Schwebebettverfahren Einrichtungsverfahren bei den Ionenaustauschern, wobei
der Fertigungszyklus von unten nach oben und die Regeneration von oben nach
unten stattfindet.
Schwebestoffe Im Wasser vorhandene, sehr feine Festpartikel. Man unterscheidet
ausfällbare Stoffe, die sich bei ruhendem Wasser auf natürliche Weise durch
Schwerkrafteinfluss absetzen und für die Ausfällung zu feine Kolloidteilchen, die
man durch Zusatz von Koagulierungsmitteln ausscheiden muss.
TA-Wert Maß für den Hydroxidgehalt und die Hälfte des alkalischen und erdal-
kalischen Carbonatgehalt des Wassers. Es ist festgelegt durch die Zugabe der
Menge an Schwefelsäure, die notwendig ist, damit Phenolphthalein sich bei einem
pH-Wert von 8,3 von rot zu farblos verändert. Wenn der pH-Wert unter 8,3 liegt,
ist der TA-Wert gleich null und das Wasser enthält praktisch nur Hydrogencarbo-
nate. Der TA-Wert wird in französischen Graden (°F) ausgedrückt. Der entspre-
chende deutsche Begriff ist der „P-Wert“, der in deutschen Graden (°dH) ausge-
drückt wird. Der engl. Begriff ist „PA“ (phenolphthaleine alcalinity), der
gewöhnlich in ppm von CaCO3 ausgedrückt wird.
Trübung Die Trübung des Wassers ist das Gegenteil seiner Reinheit. Sie hängt im
Wesentlichen von im Wasser befindlichen Schwebestoffen ab. Sie wird gemessen
im Vergleich zu einer Probe destilliertem Wasser, der tropfenweise bis zur Sicht-
barkeitsgrenze eines eingetauchten Gegenstands oder eines Bildes, eine Kittlösung
zugegeben wird. Sie wird in Kitttropfen oder in Jackson-Einheiten oder NTU
ausgedrückt.
Ultrafiltration Filterungsvorgang über synthetische, mineralische oder organische
Membrane, der zwischen Mikrofiltration und Nanofiltrierung angesiedelt ist.
Umkehrosmose Membrantrennungsverfahren zum Herauslösen eines Lösungs-
mittels aus einer Lösung (Beispiel: reines Wasser aus Salzwasser). Durch Umkeh-
rung des natürlichen Osmoseprozesses wird dabei eine in Kontakt mit einer halb-
durchlässigen Membrane stehende Lösung einem dem osmotischen überlegenen
Druck ausgesetzt und das Lösungsmittel auf der anderen Membranseite aufgefan-
gen. Dieses Verfahren benötigt Druckzahlen von 3 bis 100 Bar und ermöglicht die
Ausscheidung von Partikeln von der Größenordnung zwischen 0,2 bis 10 µm
(beinahe alle Ionen und Lösungen).
Wasseraufbereitung Chemische Behandlung des Kühlkreislaufwassers. Die
Wasseraufbereitung besteht darin, dem Kreislaufwasser spezifische chemische
Mittel zuzusetzen, die die Bildung von Kesselstein verhindern und Korrosion
sowie die Entwicklung von Mikroorganismen unter Kontrolle halten.
Wasserenthärtung Aufbereitungsverfahren zur vollständigen Ausscheidung der
im Wasser gelösten Salze. Die Wasserenthärtung findet statt: durch Fließen über
Ionenaustauscherharze, durch Umkehrosmose und durch Destillation.
9.3 Bibliografie 175
9.3 Bibliografie
1 J. Chantereau: Corrosion bactérienne et bactérie de la corrosion.
2 J.I. Bregman: Corrosion inhibition.
3 J. Rodier: L’analyse de l’eau.
4 American Public Health Association: Standard methods for the examination
of water and waste water.
5 APTEN: Compte rendus des journées information eau 1976−2004.
6 Sté Degremont: Mémento technique de l’eau.
7 American Water Works Association: Water quality and treatment.
8 Guide de l’eau, édition 2003/2004.
9 F. Squinazi: Biofilms et matériaux.
10 HACH: Analyse spectrophotométrique des eaux.
11 J.-F. Bosich: Prévention de la corrosion.
12 J.W. Mc Coy: The chemical treatment of cooling water.
13 G. Charlot: Les méthodes de la chimie analytique.
14 J.-L. Roubay: Conférence Légionelles (IRH).
15 Y.H. Kim: Coagulants and Floculants.
16 L. Duvivier: Traitement des eaux dans les centrales thermiques.
17 République française: Legionella et tours aéro-réfrigérantes:
guide des bonnes pratiques.