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Sonderdruck aus 23 0981) Nr. 3, S.

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Rißtiefenmessung nach dem Potentialsondenverfahren


mit Wechselstrom
) Von n. Zeller, Wuppertal

Crack depth measurement by the potential probe method with alternating current
Mesure de épaisseur des fissures avec le method potential à courant alternatif

Während beim Gleichstromver- ke, Rißlänge, Körperform und elektrische den. Eine theoretische Ableitung der Riß-
fahren durch Einführung des Riß- sowie magnetische Eigenschaften des Werk- tiefenfunktion ist hier schwierig; sie kann
quotienten eine werkstoff unabhän- stoffes. aber empirisch bestimmt werden. Mißt man
gige Rißtiefenmessung möglich ist, Bei Gleichstromdurchflutung [1] láßt sich bei dem Verhältnis a:b:15:2 die Span-
ist das beim Wechselstromverfahren im Fall eines unendlich langen Risses des nung Up über dem Riß und U6 an einer riß-
nicht der Fall. Der Hauptgrund liegt volldurchströmten Halbraums die Rißtie- freien Stelle, so ergibt sich ftir den ,,Riß-
in der unterschiedlichen Permeabilität fenfunktion leicht angeben, da sie auf ein quotienten" Up/ Uo die in Fig. 1 dargestellte
und deren Veränderlichkeit mit der bekanntes ebenes Probiem zurtickführbar Abhängigkeit von der Rißtiefe rR, die in
Stromdichte des Meßstromes. Eine ist. Ist -R die Rißtiefe und U6 die Oberflä- Einheiten des Elektrodenabstandes a aufge-
Besserung läßt sich durch Benutzung chenfeldstlirke in einiger Entfernung vom tragen ist. Die Kurve ist fìir .R>0,1d nume-
sehr niedriger Frequenzen erreichen. Riß, so ergibt sich für den Potentialsprung risch gut durch die Beziehung
Manuskript-Eing. 13. Nov. 1980 am Riß Up.:2UoR. Us/ Uo:6,6p gegeben. Entscheidend ist,
Bei der praktischen Anwendung des daß durch die Bildung des Rißquotienten
Gleichstromverfahrens wird der Strom über die Messung der Rißtiefe von den
1, Durchströmung mit Gleichstrom zwei Elektroden eingespeist, die den Ab- Eigenschaften des Werkstoffes unabhängig
stand a voneinander haben, zwischen denen ist. Besonderheiten der Rißmessung sind
Wird ein metallischer Körper, der einen
sich die Sonden mit dem Abstand å befin- von Riedl veröffentlicht [2], wobei die ent-
von seiner Oberfläche ausgehenden Riß be-
sprechenden Daten der Betriebsanleitung
sitzt, quer zu dessen Richtung elektrisch
durchströmt, so ist der durch zwei beider-
luo fiir ein Meßgerät Type X-RT entnommen
sind.
seits des Risses aufgesetzte Sonden meßbare
Potentialsprung eine Funktion der Rißtiefe. Fig. l: Rißquotient 2. Durchströmung mit \üechselstrom
Das ist die Grundlage des Potentialsonden- UnlUo für Rißtie-
verfahrens. Zugehörige Parameter sind Art fen bis 0,7 ¿ bei Bei Wechselst¡omanwendung ist zu er-
des Stromes und der Zuführung, Stromstär- Gleichstrom ilPg\?l Ato A2o warten, daß durch den Skineffekt sta¡ke
Rißtiefenmessung nach dem Potentialsondenverfahren
mit Wechselstrom

Abhängigkeiten von Frequenz und Permea- verursacht die Aussteuerung selbst eine un-
bilität auftreten. Die Untersuchungen wur- terschiedliche Permeabilität je nach der
den mit einer Anordnung durchgefìihrt, die /4=51 .lz Stromdichte. Dabei muß beachtet werden,
einen Generator variabler Frequenz ent- daß beim Durchfließen der Rißstelle eine
hielt und ein frequenzunabhängiges Mikro- 4, wesentlich kleinere Stromdichte herrschen

t,t
Hz
voltmeter. Unvermeidbare Störspannungen muß, als an einer rißfreien Stelle, an der der
durch Leitungsfiihrung wurden durch Ge- .-1t Hz Uo-Wert genommen wird. Es kommt we-
genkopplung kompensiert. Die in dem sentlich darauf an, zu welchem Teil der Per-
Meßkopf einzeln gefederten Elektroden meabilitätskurve, die für verschiedene
Up
Werkstoffe unterschiedlichen Verlauf hat,
hatten voneinander die Abstände zwischen ,
15 bzw.2 mm.

Fig.2 zeigt den Einfluß der Frequenz bei


srahl st 42 fìir Rißtiefen bis 10 mm. Die
Rißspannung ist nâherungsweise proportio-
I
,1
trtt
,
I
I

-'l!Íifixaz
die bei der Messung herrschende St¡om-
dichte gehört.
Betrachtet seien zwei mögliche Permeabi-
litätskurven unterschiedlicher Form, Fig. 5,
und nehmen wir an, daß die Stromdichte an
nal zur Wurzel aus der Frequenz. Die Ab- 0
0 2 1R6 dmm der rißfreien Stelle zum Permeabilitätswert
hängigkeit vom Werkstoff ist groß, wie es Nr t5? 2

pe führt, während die geringere Stromdich-


Fig.2: Abhängigkeit de¡ Rißspannung UR von der
Fig. 3a fiir drei verschiedene Stahlsorten te an der Rißstelle die höhere Permeabilität
bei 3 kHz zeigt. Andere Frequenzen zeigen
Frequenz /
Sonde l5l2 mm, Stahl St 42, Strom 0,4,4"r
pp ergibt. In diesem Fall muß die Kurve
die gleichen Verhältnisse. Die entscheiden- des Rißquotienten höher liegen, als bei
de Frage ist, ob sich durch Bildung des Riß- //rt Gleichstrom. Liegen durch kleinere Strom-
'
quotienten auch hier eine Unabhängigkeit dichten erzeugte Permeabilitâten nur im an-
vom Werkstoff erreichen läßt. Wie Fig. 3 b steigenden Teil der Permeabilitätskurve, so
zeigt, ist das keineswegs de¡ Fall. Bei glei- þ ergibt sich ein niedrigerer Verlauf des Riß-
chen Rißquotienten unterscheiden sich die 6
,4 quotienten. Damit lassen sich die unter-
-Z'n
Rißtiefen um mehr als 50%. Da die Leitfti- schiedlichen Abhängigkeiten von der ange-
/
higkeiten der untersuchten Stahlproben na-
hezu gleich'waren, ist der Grund die fìir /r I wandten Stromstärke erklären. Ebenso wird
die Materialabhängigkeit der Rißquotien-
große Unterschiedlichkeit in der Permeabi- tenkurve erklärbar, wenn man den unter-
litât zt suchen. Die Angaben über die Per- schiedlichen Verlauf der Permeabilitätskur-
meabilität eines Werkstoffes beziehen sich Fig.3: Ri0spannung bei verschiedenen Stahlsor- ven berücksichtigt.
immer auf den Wert, der aus einem viele ten (a) und Rißquotient bei Wechselstrom (b) Fü¡ eine praktische Anwendung des
Kristallite enthaltenden Volumen ermittelt Frequenz 3 kHz, Strom 0,4,4"¡ Wechselstromverfahrens ist eine Verringe-
worden ist. Kleinere Bereiche zeigen unter- rung der genannten Unsicherheiten not-
schiedliche Werte, wie für den vorliegenden wendig. Es bietet sich vor allem eine Annä-
Fall folgende Untersuchung deutlich mach- herung an das Gleichstromverfahren durch
te. Die rißfreie glatte Seite eines P¡obe- Benutzen niedriger Frequenzen an. Das zei-
stücks wurde längs einer Geraden in 5... 10 gen deutlich die bei 30 Hz gewonnenen
mm Abstand mit einer Sonde der beschrie- Rißquotienten, die ñir die meisten
benen Abmessungen abgetastet. Die Span- t00 t50 n0 250 mm 300 schwachlegierten Stähle im schraffierten
nungen zwischen den beiden mittleren Abslond vom Slobende
Bereich liegen, Fig.6. So kann das Wechsel-
Fig.4: Bezugsspannung Uo an verschiedenen Pro-
Elektroden ergaben Schwankungen um
benstellen und Einlluß einer rhechanischen Be-
stromverfahren auch für verschiedene
etwa 75%, Fig. 4, die nur auf die unter- Werkstoffe bei geringeren Ansprüchen an
handlung
schiedliche Permeabilität der verschiedenen die Genauigkeit Anwendung finden, wenn
Stahl st 38, Sonde 1512 mm, Frequenz 3 kHz, Strom
Stellen zurückzufìihren sind. Wurde eine 0,4A.r eine aus Fig. 6 gemittelte Eichkurve zu-
Stelle der Probe angeschliffen, so stiegen grunde gelegt wird. Ein Versuchsgerät hat
Fig.5:
!
dort die Spannungswerte erheblich an (obe- Prinzipieller
diese Verhältnisse bestätigt.
re Kurve); darin zeigt sich die große Emp- Verlauf de¡ Wechsel-
feldpermeabilitât p*
frndlichkeit der Permeabilität gegenüber zweier verschiedener
mechanischen Einflüssen. Es ist also der Werkstoffe in Abhän- \\
Bezugswert Uo des Rißquotienten bereits gigkeit von der magne-
mit einiger Unsicherheit behaftet. Einen tischen Aussteuerung
weiteren Hinweis ergaben Untersuchungen J Literatur
des Rißquotienten bei verschiedenen
Stromstärken. Hier zeigten sich |l Gille, G-: Das Potentialsondenverfah¡en und seine An-
wendung auf die zerstörungsfreie Prúfung. ó ICNT
Verschiedenheiten im Kurvenverlauf, die 6 '19?0, Report I S. 51ló51 -: The elcctrical potenlial me-
kein klares Bild einer Abhängigkeit erga- Un thod and its application to non-deslructive testing.
ben. Der Grund war in der Magnetisierung 1
Nondestruclive Testing February 1971,5.36/44: -: La
zu suchen, die durch die an der untersuch- méthode rheometrique et son utilisation pour les con-
lroles non-desttucifs. Revue pralique de controle indu-
ten Stelle herrschende Stromdichte verur- striel J (1970), No ¿14 S. 35140.
sacht wird und damit wesentlichen Einfluß Fig. ó: Rißquo- l2l Riedl, R j Die Rißt¡efenmessung mit Hilfe des Potenti-
auf die Permeabilität hat. tientenbereich alsondenverfahrens. Materialprüf. 2/ (1979) Nr. 3 S
Bei Anwendung der vierpoligen Sonde für 3) Hz '78/81 MP 852

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