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SOFiSTiK | 2018
FEX-DYN
Nichtlineare explizite Dynamik
SOFiSTiK AG
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Deutschland Deutschland
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Dieses Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Kein Teil darf ohne schriftliche Genehmigung der SOFiSTiK AG in
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SOFiSTiK versichert, dass Handbuch und Programm nach bestem Wissen und Gewissen erstellt wurden,
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Unzulänglichkeiten werden nach Bekanntwerden in der Regel aber beseitigt.
Der Benutzer bleibt für seine Anwendungen selber verantwortlich. Er hat sich durch Stichproben von der
Richtigkeit seiner Berechnungen zu überzeugen.
Titelseite
Projekt: Neubau SOFiSTiK Bürogebäude, Nürnberg | Generalübernehmer: WOLFF & MÜLLER, Stuttgart | Architektur:
WABE-PLAN ARCHITEKTUR, Stuttgart | Tragwerksplanung: Boll und Partner. Beratende Ingenieure VBI, Stuttgart |
Haustechnik: GM Planen + Beraten, Griesheim | Entwurf: Gerhard P. Wirth gpwirtharchitekten, Nürnberg | Visualisierung: Armin
Dariz, BiMOTiON GmbH
Inhaltsverzeichnis | FEX-DYN
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis i
1 Einführung 1-1
1.1 Was dürfen Sie von diesem Tutorial erwarten? . . . . . . . . . . . . . . . . . 1-1
1.2 FEX-DYN - Programmfeatures . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1-1
1.2.1 Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1-1
1.2.2 Finite Elemente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1-1
1.2.3 Materiell nicht-lineare Effekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1-2
1.2.4 Lasten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1-3
1.2.5 Zeitschritt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1-3
SOFiSTiK 2018 i
FEX-DYN | Inhaltsverzeichnis
ii SOFiSTiK 2018
Einführung | FEX-DYN
1 Einführung
Es werden unterschiedliche Beispiele - vom ”einfachsten” Träger auf zwei Stützen bis hin zur
nichtlinearen Berechnung eines Hohlkastenbrückenträgers unter Erdbebeneinwirkung mit ab-
hebenden Lagern - behandelt.
Auf die dahinterstehende Theorie (Mechanik und FEM-Technologie) wird im Rahmen dieses
Tutorials nur soweit eingegangen, wie es für das Verständnis der Beispiele und die richtige
Anwendung des Programms erforderlich ist.
Die Elemente können für Berechnungen nach Theorie 1. Ordnung (kleine Verformungen, For-
mulierung des Gleichgewichts in der unverformten Ausgangslage), aber auch nach Theorie 3.
Ordnung (große Verformungen - insbesondere große Drehungen, Formulierung des Gleichge-
wichts in der verformten Lage) verwendet werden (Tabelle 1.1).
Ergänzend stehen Fachwerk- und Seilelemente sowie Federn zur Verfügung (Abb. 1.2). Alle
implementierten finiten Elemente erfordern bei einer räumlichen Berechnung nur die drei Ver-
schiebungsfreiheitsgrade u, v und w eines Knotens. Bei einer räumlichen Berechnung mit ASE
stehen z.B. für Balkenelemente sonst zusätzlich noch drei Freiheitsgrade der Verdrehung zur
Verfügung. Diese werden bisher von FEX-DYN nicht unterstützt.
Fachwerk- und Seilelemente können nach Theorie 1. Ordnung oder nach Theorie 3. Ordnung
berechnet werden. Zwischen den Knoten sind keine inneren Knoten, z.B. für die Beschreibung
eines Seildurchhangs, vorgesehen. Für die Beschreibung von Effekten aus Seildurchhang sind
also entsprechend viele finite Seilelemente vorzusehen. Im Gegensatz zu Fachwerkelementen
können Seilelemente grundsätzlich keine Druckkräfte aufnehmen. Weiterhin stehen die aus
den anderen SOFiSTiK-Programmen bekannten Federn (FEDE) zur Verfügung (Tabelle 1.2).
Fachwerk-, Seilelemente und Federn unterstützen Features wie Vorspannung (VOR), Spiel
in den Verbindungsmitteln (GAP), Fließen im Zug- und ggfs. im Druckbereich (FLIE) sowie
Reißen (RISS).
1.2.4 Lasten
Bisher können statische und dynamische Einzel-, Flächen- und Volumenlasten sowie Eigen-
gewicht verwendet werden. Die Lasten sind konservativ. Verformungsabhängige, äußere Las-
ten werden bisher nicht unterstützt. Ebenfalls können Belastungen aus Temperatur, Kriechen,
Schwinden, die typischerweise über die Vorgabe von Dehnungen definiert werden, noch nicht
berücksichtigt werden.
1.2.5 Zeitschritt
Die explizite Integration der Bewegungsgleichungen erfordert die Berechnung vieler, kleiner
Zeitschritte. Die Größe des Zeitschritts hängt über Stabilitätskriterien von der Elementgröße
ab: Je kleiner die Elemente (Kantenlängen) sind, umso kleiner muss der Zeitschritt gewählt
werden, um eine numerisch stabile Berechnung durchführen zu können.
Im bestimmten Fällen, z.B. bei einer Erdbebenberechnung, bei der die äußere Belastung in
einem bestimmten Zeitraster vorgegeben ist, macht es Sinn, eine bestimmte Größe für den
Zeitschritt vorzugeben. In vielen Fällen möchte man als Programmanwender aber den größt-
möglichen Zeitschritt verwenden, um den Berechnungsaufwand zu begrenzen. FEX-DYN er-
mittelt anhand der Elementkantenlängen den kritischen Zeitschritt für das Berechnungsmodell.
2.1 Problemstellung
Die folgende Systemskizze zeigt einen Balken auf zwei Stützen (Abb. 2.1). Der Querschnitt ist
über die Balkenlänge konstant und damit auch die Biegesteifigkeit E und die Massenbelegung
μ.
Das Material sei Stahlbeton mit E = 30000 MN/ m2 und ρ = 2500 kg/ m3 .
Aus der Querschnittfläche A = 0.5 m2 ergibt sich die Massenbelegung μ = ρA = 1250 kg/ m.
Die Biegesteifigkeit E ist E = 30 · 106 · 0.53 · 1.0/ 12 = 312500 kNm2 .
Bei den hier betrachteten Vorgängen wird der Träger in seiner Grundschwingung angeregt. Die
Eigenkreisfrequenz der Grundschwingung ergibt sich bei Vernachlässigung der Schubverfor-
mung und der Rotationsträgheit analytisch zu:
v v
π2 u
t E π 2 t 312500
u
ω= = = 49.348 rd/ s . (2.1)
2 μ 100 1250
Die Eigenfrequenz ergibt sich aus der Kreisfrequenz durch Division durch 2π
ω 49.348
ƒ= = = 7.854 s−1 , (2.2)
2π 2π
Der Balken schwingt in der Grundschwingung dann mit einer Schwingform in Form einer Si-
nuskurve:
π ·
() = sin . (2.4)
Für die weitere Berechnung sind noch die generalisierte Masse mgen , die generalisierte Stei-
figkeit kgen sowie die generalisierte äußere Last pgen für diese Schwingform hilfreich, die wir
folgendermaßen berechnen:
Z
μ·
mgen = μ · 2 () · d = = 6.25 t , (2.5a)
0 2
2
kgen = ω · mgen = 15220.2 kN/ m , (2.5b)
Z
2
pgen = μ · g · () · d = μ · g · · = 79.575 kN . (2.5c)
0 π
Wichtig ist, ein spezifisches Gewicht für die Volumenelemente mit MAT GAM 25 zu definieren;
dies entspricht in unserem Balkenmodell der Massenbelegung.
Bei der Eingabe ist hier eigentlich nur zu beachten, dass unter SYST FIX MM eingegeben wird,
um sicherzustellen, dass bei der Systemgenerierung im Raum nur 3 Verschiebungsfreiheits-
grade , und definiert werden.
Die ”Netzfeinheit” wird über die Größe K innerhalb des BRIC-Satzes gesteuert. Mit BRIC K
10 werden so zehn 8-Knoten-BRIC-Elemente mit Kantenlängen von Δs in / y/ z-Richtung =
1.0/ 0.5/ 1.0 m generiert. Um eine numerisch stabile Lösung zu erhalten, darf der Zeitschritt
Δt nicht zu groß gewählt werden:
Δs
Δt < Δtkrt = , (2.6a)
c
v
uE 1−ν
c=
t
· . (2.6b)
ρ (1 + ν) · (1 − 2ν)
+PROG DYNA
KOPF Explizite Integration - ungedämpfte Schwingung
STEU OPT ELF WERT 1000 W2 1
STEP N 15000 DT 0.0001 INT 100 THE 0.0
LF NR 1 EGZ 1.0
ENDE
Um die zeitliche Entwicklung der Beanspruchungen eines dynamisch belasteten Tragwerks er-
fassen zu können, können mit DYNA die Ergebnisse vorbestimmter Zeitschritte sukzessive in
der CDB abgelegt werden. STEU OPT ELF steuert, ab welcher Lastfallnummer (hier: WERT 1000)
die Ergebnisse abgelegt werden. Der Parameter W2 steuert dann noch, welche Ergebnisse
ausgegeben werden. So ergibt z.B. W2 1 die Ausgabe der Verschiebungen und der Spannun-
gen.
FEX-DYN ist für die Berechnung auf Mehrprozessorsystemen konzipiert. Die Anzahl paralleler
Threads wird automatisch vom Programm entsprechend der vorhandenen Hardware gewählt;
sie kann vom Anwender aber auch über STEU CORE ... (im Rahmen der Hardwaremöglichkei-
ten) vorgegeben werden.
Die eigentliche, explizite Zeitverlaufsberechnung wird innerhalb des Satzes STEP mit THE 0.0
angefordert. Andere Werte für THE verzweigen in die klassischen, impliziten Integrationsver-
fahren.
STEP N 15000 fordert FEX-DYN auf, maximal 15000 Zeitschritte zu berechnen; bei einer unge-
dämpften Schwingung gibt es dann auch keine anderen Abbruchkriterien für die Berechnung.
Die Größe des Zeitschritts wird mit DT 0.0001 auf 0.0001 s vom Anwender gewählt. Unter Ab-
schnitt 2.2 hatten wir den maximal theoretisch möglichen Zeitschritt mit 0.000144 s ermittelt.
Solange der vom Anwender gewählte Zeitschritt kleiner als der theoretisch mögliche Zeitschritt
ist, wird der vom Anwender gewünschte Zeitschritt verwendet. Sollte der Anwender einen zu
großen Zeitschritt wählen, wird dieser automatisch vom Programm heruntergesetzt. Der vom
Programm verwendete Zeitschritt wird ausgegeben - es erfolgt aber keine Anpassung der An-
zahl der Zeitschritte etwa in dem Sinne, dass die Gesamtzeit für die Berechnung - auch bei
Änderung der Zeitschrittgröße - konstant gehalten würde.
STEP INT 100 steuert, dass jeder 100.-te Zeitschritt mit einer fortlaufenden Lastfallnummer
abgespeichert wird.
In diesem Beispiel werden keine Vorgaben für eine Dämpfung gemacht. Damit wird in diesem
Berechnungslauf auch keine Dämpfung angesetzt.
LF NR 1 definiert die eigentliche Belastung. In diesem Beispiel wurde nicht innerhalb von
SOFILOAD ein Lastfall LF NR 1 definiert. Der Lastfall 1 ist hier also innerhalb von DYNA neu
als 1.0-faches Eigengewicht in z-Richtung definiert. Da kein Zeitverlauf vorgegeben ist, handelt
es sich um eine Last, die ab = 0 (Start der Berechnung) ”plötzlich” wirkt (rechteckiges Last-
Zeitprofil). Es handelt sich also im Sinne einer dynamischen Berechnung tatsächlich um eine
dynamisch wirkende Last.
Abb. 2.3 zeigt dagegen den Zeitverlauf der vertikalen Verschiebung des Knoten 1005 (Träger-
mitte) über die Zeit. Man erkennt die sinusförmige Schwingung. Die Schwingzeit beträgt (aus
dem Diagramm abgelesen) T = 1.41/ 11 = 0.128 s und passt damit gut zu der analytisch
Abbildung 2.2: Schwingform des Balkens bei plötzlichem Aufbringen des Eigengewichts
Abbildung 2.3: Verlauf der Durchbiegung [mm] in Balkenmitte (Knoten 1005) über die Zeit [s]
Abweichungen zwischen der analytischen Lösung und der numerischen Lösung ergeben sich
zwangsläufig aufgrund der für die numerische Lösung notwendigen Diskretisierung sowie der
Berücksichtigung der Schubverformung und der Drehträgheit (Punktmassen in den Knoten) im
numerischen Modell.
Durch die plötzliche Belastung schwingt der Biegeträger ungedämpft um die statische Ru-
he -lage; dabei sind die obere und untere Extremlage besonders interessant: In der oberen
Extremlage hat der Träger nach jeder Schwingung gerade seine unbelastete Ausgangslage
wieder erreicht, in der unteren Extremlage ist die maximale dynamische Durchbiegung gerade
zweimal so groß wie die „statische“ Durchbiegung. Als Stoßfaktor wird oftmals das Verhältnis
von dynamischer zu statischer Durchbiegung bezeichnet; bei einer plötzlichen Belastung aus
der (kräftefreien) Ausgangslage ergibt sich also ein Stoßfaktor von 2.
Bei der Rayleigh-Dämpfung wird der Massenvektor (also die diagonalisierte Massenmatrix)
mit einem festen, konstanten Vorfaktor multipliziert, der vom Anwender vorzugeben ist. Dabei
wird man für die zu erwartende hauptsächlich angeregte Schwingform und die zugehörige
Kreisfrequenz ω den Vorfaktor folgendermaßen wählen:
RADA = 2 · D · ω , (2.7)
Bei der modalen Dämpfung wird im Grunde genommen ein ähnlicher Vorfaktor verwendet,
allerdings muss sich der Anwender nicht um die Abschätzung der angeregten Eigenkreis-
frequenz kümmern, sondern das Programm ermittelt näherungsweise die Eigenkreisfrequenz
selbst und der Anwender gibt nur das Lehr’sche Dämpfungsmaß vor.
Beim folgenden Aufruf wird mit GRUP RADA 2*0.05*49.348 eine 5%-ige Dämpfung definiert,
wobei vorausgesetzt wird, dass der Träger mit einer Eigenkreisfrequenz von ω = 49.348rd/ s
schwingt.
+PROG DYNA
KOPF Explizite Integration - gedämpfte Schwingung - Rayleigh A
STEU OPT ELF WERT 2000 W2 1
GRUP MODD 0.0 RADA 2*0.05*49.348
STEP N 15000 DT 0.0001 INT 100 THE 0.0
LF NR 2 EGZ 1.0
ENDE
Alternativ kann man die Dämpfung auch als modale Dämpfung über GRUP MODD 0.05 vorgeben:
+PROG DYNA
...
GRUP MODD 0.05 RADA 0.00
...
ENDE
Der Rayleigh’sche Ansatz und der Ansatz einer modalen Dämpfung erfolgen additiv. Deshalb
ist hier der Deutlichkeit halber der jeweils andere Wert explizit mit Null vorgegeben.
Bei einer kleinen Dämpfung wird die Eigenfrequenz praktisch nicht beeinflusst, und die
Schwingzeit bleibt also etwa so groß wie in der vorhergehenden Berechnung.
Abbildung 2.4: Verlauf der Durchbiegung [mm] in Balkenmitte (Knoten 1005) über die Zeit [s]
Man erkennt aber nun im Zeit-Durchbiegungsdiagramm (Abb. 2.4), wie die Durchbiegung mit
zunehmender Anzahl an Schwingungen abnimmt.
Der Logarithmus des Verhältnisses zweier aufeinanderfolgender Amplituden wird auch als lo-
garithmisches Dekrement bezeichnet. Anhand der Amplitudenabnahme der ersten und zwei-
ten Schwingung ergibt sich (näherungsweise aus der Grafik abgelesen):
9.55 − 5.15
δ = ln = 0.312 (2.9)
8.37 − 5.15
Es ist hierbei zu berücksichtigen, dass die Schwingung um die spätere Ruhelage bei =
5.15 mm ausgeführt wird und die Schwingungsamplituden also hierauf zu beziehen sind.
Nach einer entsprechenden Zeit (bzw. einer entsprechenden Anzahl an Schwingungen) ist die
kinetische Energie von der äußeren Dämpfung aufgezehrt worden, und das System hat seine
statische Ruhelage unter der äußeren Last erreicht.
+PROG DYNA
KOPF Dynamische Relaxation
STEU OPT ELF WERT 5000 W2 1
GRUP MODD 1.0 RADA 0.0
STEP N 5000 DT 85 INT 100 THE 0.0
LF NR 5 EGZ 1.0
ENDE
Um die dynamische Relaxation anzusteuern, wird die Dämpfung nahe der kritischen Dämpfung
gewählt werden; hier wurde MODD 1.0, also 100% der kritischen Dämpfung gewählt. Gute
Ergebnisse - im Sinne kurzer Rechenzeiten - lassen sich meist mit Werten für die kritische
Dämpfung zwischen 0.85 und 0.90 erzielen.
Bei der dynamischen Relaxationsrechnung nimmt die kinetische Energie (wie bei jeder ge-
dämpften Schwingung) sukzessive ab. Die Berechnung wird beendet, wenn entweder die aktu-
elle kinetische Energie in einem Zeitschritt kleiner als 1.0E− 15 mal der maximalen kinetischen
Energie ist oder wenn die maximale Anzahl der Zeitschritte erreicht ist.
Das Programm benötigt für dieses Beispiel weniger als 5000 Zeitschritte. Man könnte also
auch STEP N 5000 vorgeben. Allerdings könnte am Ende der Berechnung die statische Ruhe-
lage tatsächlich noch nicht exakt erreicht worden sein, falls man N zu knapp schätzt und dieses
Abbruchkriterium greift.
Grundsätzlich wird empfohlen, ausreichend viele Zeitschritte vorzugeben, so dass das Pro-
gramm nicht aufgrund einer begrenzten Anzahl an Zeitschritten zum Ende kommt. Wenn man
allerdings erste Testberechnungen mit einem neuen, unbekannten System durchführt, kann es
Sinn machen, die Anzahl der Zeitschritte zu begrenzen, um den Rechenaufwand zu begrenzen
- allerdings sollte man dann anhand des Verlaufs der kinetischen Energie überprüfen, ob am
Ende des Rechenlaufs bereits die Ruhelage erreicht worden ist.
Um die statische Ruhelage zu erreichen, muss man etwa eine Schwingzeit T berechnen. Des-
halb sollte man einen möglichst großen, aber noch stabilen Zeitschritt wählen. Um dem An-
wender hier die Wahl der Zeitschrittgröße möglichst einfach zu machen, wertet das Programm
selbst anhand der Netzgeometrie aus, wie groß der maximale, theoretische Zeitschritt sein
darf.
Mit DT 85 wird nicht ein Zeitschritt von 85s angefordert (physikalisch sinnvolle Zeitschrittgrößen
liegen ja im Millisekundenbereich!), sondern das Programm wird veranlasst, 85% des theore-
tisch möglichen Zeitschritts anzusetzen. Dies passiert immer dann, wenn DT größer als 1.0
gewählt wird.
Tabelle 2.1: Verschiebungen (für eine Systemhälfte) berechnet mit ASE und FEX (LF 5036)
Beispielhaft wollen wir die äußere Last im folgenden Rechenlauf nicht plötzlich mit rechtecki-
gem Last-Zeitverlauf (wie unter Abschnitt 2.3 und folgende) sondern mit einer trapezförmigen
Last-Zeitfunktion auf ein gedämpftes System (D = 10%) aufbringen.
Die Last-Zeitfunktion beginnt für t = 0 mit ƒ (0) = 1.0, nimmt dann linear zu, um bei t = 0.2s
den Wert 2.0 zu erreichen. Danach soll die Last-Zeitfunktion konstant bleiben (Abb. 2.5). Als
Lastfall wird das halbe Eigengewicht verwendet, so dass Zeitfunktion mal Belastung im Grunde
für t > 0.2s wieder das ursprüngliche 1.0-fache Eigengewicht ergibt.
Die Last-Zeitfunktion wird mit SOFILOAD definiert. Für die Definition der Belastung wird mit
dem Satz LF zunächst ein Lastfall-Definitionsblock begonnen, in dem dann - wie üblich - die
Lasten definiert werden. Innerhalb dieses Lastfallblocks wird dann mit FUNK T 0.0 F 1.0; 0.2
2.0; 1.0 2.0 die zugehörige Last-Zeitfunktion definiert. Diese wird als Polygon mit diskreten
Wertepaaren für T und F vorgegeben (Tab. 2.2). Außerhalb des so definierten Intervalls ist die
Funktion gleich Null.
T [s] F [−]
0.0 1.0
0.2 2.0
1.0 2.0
+PROG SOFILOAD
KOPF Definition Last-Zeitfunktion
$$
LF NR 6 EGZ 0.5 TYP none BEZ 'f(t)'
FUNK T 0.0 F 1.0; 0.2 2.0; 1.0 2.0
$$
ENDE
Die Eingabe für FEX-DYN entspricht weitgehend der Eingabe aus 2.3.
+PROG DYNA
KOPF Last-Zeitfunktion
STEU OPT ELF WERT 6000 W2 1
GRUP MODD 0.0 RADA 2*0.1*49.348
STEP N 10000 DT 0.0001 INT 100 THE 0.0
LF 6
ENDE
Wir wollen bis 1.0s rechnen. Da der kritische Zeitschritt wesentlich größer als 0.0001s ist,
können wir ohne Weiteres 10000 Zeitschritte 0.0001s mit STEP N 10000 DT 0.0001 vorgeben.
Über STEP INT 100 wird dann die Ausgabe alle 100 Zeitschritte, also 100 · 0.0001 = 0.01s,
angefordert.
Anmerkung: Wenn Zeitschrittgrößen DT kleiner als 1.0 vorgegeben werden, interpretiert FEX-
DYN die Zeitvorgabe des Anwenders als die gewünschte Zeitschrittgröße. Falls diese größer
ist als die vom Programm selbst ermittelte kritische Zeitschrittgröße, so wird die Vorgabe des
Anwenders entsprechend korrigiert. Der Anwender sollte dann mit dem vorgeschlagenen Zeit-
schritt oder einem prozentualen Anteil hiervon DT 90 (also 90% des kritischen Zeitschritts)
weiterarbeiten.
Abbildung 2.6: Verlauf der Durchbiegung in Feldmitte über der Zeit für zeitlich veränderliche Be-
lastung
Die statische Knicklast ergibt sich für die hier vorliegenden Randbedingungen zu
E · π 2 312500 · π 2
Pk = = = 30842.5 kN . (2.13)
2 100
Für die hier vorliegenden Randbedingungen gilt nach Theorie 2. Ordnung der Zusammenhang
zwischen der Eigenkreisfrequenz ω und der Kreisfrequenz ω̄ des nicht axial belasteten Sys-
tems
v
u
N
ω = ω̄ ·
t
1− . (2.14)
Pk
Zunächst wird deshalb mit SOFILOAD eine entsprechende axiale Last definiert. Um keine
exzentrische Beanspruchung im Stab zu erzeugen - der Stab ist an der Unterseite statisch
bestimmt und insbesondere horizontal gelagert - wird die Normalkraft an beiden Seiten des
Stabes aufgebracht.
+PROG SOFILOAD
KOPF Axiale Belastung
LF NR 11 BEZ 'N=0.75*P_ki'
KNOT NR 1,2,3,4 TYP PYY P1 0.75*30842.5/4
KNOT NR 11,12,13,14 TYP PYY P1 -0.75*30842.5/4
ENDE
+PROG ASE
KOPF Statische Berechnung
LF NR 11
ENDE
Nach der Berechnung mit ASE stehen die Ergebnisse innerhalb der Datenbasis für den Zugriff
mit FEX-DYN zur Verfügung. Der eigentliche Aufruf von FEX-DYN entspricht den vorhergehen-
den, allerdings wird mit STEU PLF 11 der Lastfall 11 als Primärlastfall aufgerufen. Deshalb wird
auch bei der Definition der äußeren Lasten mit LF NR 11 die äußere Belastung aus dem Primär-
lastfall erneut aufgerufen. Die inneren Kräfte aus dem Primärlastfall stehen mit den äußeren
Lasten (LF 11) im Gleichgewicht. Der Stab ist ohne Aufbringen weiterer Lasten im Gleichge-
wicht, aber nicht spannungsfrei, sondern mit 75% der Knicklast quasi ”vorgespannt”. Durch LF
NR 4 EGZ 1.0 wird dann - wie unter 2.3 - das Eigengewicht plötzlich aufgebracht.
+PROG DYNA
KOPF Explizite Integration - ungedämpft - axiale Druckkraft
SYST PROB TH3
STEU OPT ELF WERT 4000 W2 1
STEU PLF 11
GRUP MODD 0.00 RADA 0.00
Abbildung 2.7: Vergleich der Durchbiegungen in Feldmitte ohne axiale Last (N = 0) mit einer
Berechnung für N = 0.75Pk
Die Eigenkreisfrequenz mit axialer Belastung entspricht recht genau der Hälfte der Eigenkreis-
frequenz ohne axiale Belastung, während die seitliche Schwingungsamplitude um etwa den
Faktor 4 zunimmt.
3.1 Problemstellung
Es soll der Spannungs- und Verformungszustand einer rechteckigen Scheibe mit Loch unter
einer Zugbeanspruchung untersucht werden (Abb. 3.1).
Die Scheibe hat folgende Abmessungen: Länge/Breite/Dicke = 80/ 40/ 2cm. Der Durchmesser
der zentrischen Bohrung beträgt 20cm.
Das Materialverhalten soll mit dem von-Mises-Materialmodell mit Verfestigung mit den folgen-
den Materialparametern beschrieben werden:
E-Modul: E = 210000MN/ m2
Querdehnzahl: ν = 0.3
Dichte: ρ = 7.850t/ m3
Fließspannung: ƒy = 500MN/ m2
Verfestigungsmodul: Ey = 105MN/ m2
Wichtig ist hier nur, dass mit MAT GAM auch eine spezifische Wichte (→ Massenbelegung)
definiert wird.
Aufgrund der mehrfachen Symmetrie reicht es aus, einen Quadranten der Scheibe und hier-
von auch nur z.B. die obere Hälfte (in Dickenrichtung) zu diskretisieren. Da FEX-DYN bisher
nur mit den drei Verschiebungsfreiheitsgraden rechnet, sollten mit SYST FIX MM die drei Ver-
drehungsfreiheitsgrade bereits bei der Systemdefinition festgehalten werden.
Die äußere Flächenlast auf der Stirnseite wird als freie Last mit dem AREA-Befehl definiert.
Danach folgen eine lineare und eine nicht-lineare Berechnung mit ASE zu Vergleichszwecken:
+PROG ASE
KOPF Lineare Berechnung mit ASE
SYST PROB LINE
LF 100
LC NR 1
ENDE
+PROG ASE
KOPF Nicht-lineare Berechnung mit ASE
SYST PROB NONL ITER 500 NMAT JA
LF 101
LC NR 1
ENDE
Die Ergebnisse werden unter den entsprechenden Lastfallnummern, LF 100 lineare Berech-
nung und LF 101 nicht lineare Berechnung abgelegt.
Mit STEU ELF 5000 wird festgelegt, dass die Ergebnisse beginnend ab LF 5000 in der Da-
tenbasis abgespeichert werden. Der Parameter W2 1 steuert, dass nur Verschiebungen und
Spannungen abgelegt werden.
Die Dämpfung wird über den GRUP-Satz als modale Dämpfung vorgegeben. Die äußere
Dämpfung wird hier mit GRUP MODD 0.60 mit 60% der kritischen Dämpfung angesetzt.
Die eigentliche Zeitschrittberechnung wird über STEP angesteuert. Es werden maximal 20000
Berechnungsschritte (STEP N 20000) zugelassen. Der Zeitschritt wird mittels STEP DT 85 auf
85% des vom Programm ermittelten kritischen Zeitschritts gesetzt. STEU INT 100 liefert eine
Ausgabe alle 100 Zeitschritte. STEP THE 0.0 steuert - wie gewohnt - die explizite Integration
an.
Da kein besonderer Zeitverlauf angegeben werden soll (100% plötzliche Belastung - Recht-
eckprofil), braucht nur die Belastung mit LF NR 1 aufgerufen zu werden.
+PROG DYNA
Man hätte anhand der bisherigen Beispiele erwarten können, dass eine äußere, modale Dämp-
fung nahe der kritischen Dämpfung (D = 1.0) sinnvoller Weise gewählt worden wäre, um eine
schnelle Konvergenz der dynamischen Relaxation zu erreichen. Bei materiell nicht -linearen
Berechnungen, insbesondere mit plastischem Materialverhalten, muss dies allerdings nicht
der Fall sein, denn durch das plastische Materialverhalten wird zusätzlich eine innere Material-
dämpfung geweckt. Die Konvergenzgeschwindigkeit hängt aber primär von der Gesamtdämp-
fung ab.
Die Abb. 3.3 zeigt die Anzahl der erforderlichen Berechnungsschritte (Steps) für verschiedene
äußere Dämpfungen. Man erkennt, dass bei Vorgabe von D = 100% relativ viele Berechnungs-
schritte notwendig sind, um die statische Ruhelage zu erreichen. Mit abnehmender, äußerer
Dämpfung werden auch nicht mehr so viele Steps benötigt. Eine Art Minimum stellt sich für
dieses Berechnungsbeispiel bei ca. 50% ein. Allerdings weicht bei Wahl von D = 50% (oder
darunter) die ermittelte statische Ruhelage schon etwas von der exakten Lösung ab, da bei
der dynamischen Berechnung ein unerwünschtes Überschwingen eintritt. Das Material wird
nicht mehr nur monoton belastet, sondern auch in der eigentliche Belastungsphase zum Teil
entlastet (Hysterese).
Abbildung 3.3: Verlauf der Anzahl der erforderlichen Steps über der äußeren Dämpfung in %
Der Vergleich der mit ASE und FEX-DYN ermittelten Ergebnisse (hier beispielhaft für D = 60%)
zeigt bei den Verschiebungen und Spannungen eine gute Übereinstimmung.
(a) ASE nicht linear, LF 101 (b) FEX-DYN nicht linear, LF 5069
4.1 Problemstellung
Dieses Beispiel ist angelehnt an das Bemessungsbeispiel in [3]. Eine vertikale Fassadenstütze
eines Hochbaus soll für Beanspruchungen aus einem Explosionslastfall untersucht werden.
Für die Fassadenstützen wird das statische Modell eines Einfeldträgers gewählt. Die Stützen
übertragen keine axialen Kräfte. Die Stützweite beträgt 3.50m (Abb. 4.1).
Profilhöhe: 400 mm
Profilbreite: 300 mm
Flanschhöhe: 24 mm
Stegbreite: 13.5 mm
Material S460
ƒy = 445 N/ mm2
ƒt = 600 N/ mm2 , εt = 17h
E = 210000 N/ mm2
Die explosionssicher ausgebildete Fassade spannt bei einem Stützenabstand von 6.0m von
Stütze zu Stütze. Sie besitzt ein Flächengewicht (zusätzlich) von 80kg/ m2 . Aus dem Refle-
xionsspitzenüberdruck und dem auftreffenden Impuls kann ein vereinfachter zeitlicher Verlauf
der Explosionsdruckwelle berechnet werden (Abb. 4.2).
2r
td∗ = = 13.1 ms . (4.1)
Pr0
Allerdings ist für das Schwingungsverhalten der Fassade neben der Masse des Fassadenträ-
gers auch die Masse der Fassade selbst zu berücksichtigen. Hier wird deshalb die Hälfte der
Masse des jeweils anschließenden Fassadenfelds der Trägermasse (pro m-Träger) zugeschla-
gen:
Aufgrund der geometrisch vereinfachten Diskretisierung des HEB 400 ergibt sich hier nur ein
Gewicht pro laufenden Meter des Trägers von 150.3kg/ m statt 155kg/ m. Die spezifische
Wichte wird entsprechend vergrößert:
E-Modul: E = 210000MN/ m2
Querdehnzahl: ν = 0.3
Dichte: ρ = 7.850t/ m3
Fließspannung: ƒy = 445MN/ m2
Verfestigungsmodul: Ey = 932MN/ m2
+PROG AQUA
KOPF Material
MAT NR 1 E 2.1E08 MUE 0.3 GAM 78.5*635/150.3
NMAT NR 1 ART VMIS P1 445E+03 P2 0.923E+06 P10 0.0
ENDE
Für das spezifische Gewicht des Trägers wird, wie unter 4.2 erläutert, mit MAT GAM
78.5*635/150.3 die Masse der Fassadenkonstruktion berücksichtigt.
Die Fließspannung wird mit NMAT VMIS P1 445E+03 und der Verfestigungsmodul mit P2
0.923E+06 vorgegeben.
T [s] F [−]
0.000 1.0
0.013 0.0
Wie bei den anderen Beispielen wird mit SYST ART RAUM ein räumliches System mit zunächst 6
Freiheitsgraden (3 Verschiebungen und 3 Verdrehungen) definiert. Durch SYST FIX MM werden
die von FEX-DYN nicht verarbeiteten drei räumlichen Verdrehungsfreiheitsgrade festgehalten.
Die Verschiebungen werden hier zu Demonstrationszwecken nur in der x und y-Richtung durch
MOD FIX ZP gehalten. Eine Festhaltung in z-Richtung wäre für eine statische Berechnung mit
ASE notwendig. Im Rahmen einer dynamischen Berechnung unter reinen horizontalen Lasten
kann aber darauf verzichtet werden. Mit anderen Worten: Das System ist in vertikaler Richtung
verschieblich. Da aber keine äußeren Lasten in z- Richtung angreifen, sollte der Träger in z-
Richtung (global) in Ruhe bleiben und am Ausgangsort verharren.
+PROG SOFIMSHA
. . .
$.. Randbedingungen $
$ Hint: Für FeX ist eine mindestens statisch bestimmte Lagerung nicht
unbedingt erforderlich. $
MOD TYP KNOT ZMIN 0.0 ZMAX 0.0 FIX zP
MOD TYP KNOT ZMIN 3.5 ZMAX 3.5 FIX zP
ENDE
Die Last-Zeit-Funktion wird wie unter 2.6.1 definiert. Mit dem Befehl LF NR 1 wird zunächst ein
Lastfallblock für den Lastfall Nummer 1 begonnen. Die räumliche Belastungsfigur wird mittels
eines entsprechend Abschnitt 4.2 erhöhten Eigengewichts in x-Richtung dargestellt (LF Egx
153.16). Der zeitliche Verlauf der Belastung wird polygonal über FUNK vorgegeben: Außerhalb
des definierten Bereichs ist die Funktion gleich Null.
+PROG SOFILOAD
KOPF Belastung
LF NR 1 EGX 153.16
FUNK 0.0 1.0; 0.013 0.0;
ENDE
Die äußere (viskose) Dämpfung wird hier als modale Dämpfung mit einem Lehr’schen Dämp-
fungsmaß von 1% der kritischen Dämpfung vorgegeben.
+PROG DYNA
KOPF Explizite Integration für Explosionslastfall
STEU OPT ELF WERT 1000 W2 3
GRUP MODD 0.01 RADA 0.0
STEP N 35000 DT 90 INT 100 THE 0.0
LF 1
ENDE
Die Abb. 4.4 zeigt den Verlauf der horizontalen Verschiebung des Knotens 1350, der in der
Trägermitte an einer äußeren Ecke des Profils liegt.
Abbildung 4.4: Verlauf der horizontalen Verschiebung der Trägermitte über die Zeit
Durch die plastische Verformung der Flansche im mittleren Trägerbereich wird über die äußere,
viskose Dämpfung hinaus eine zusätzliche, innere (Material-) Dämpfung aktiviert. Die Schwin-
gungsamplituden sind deshalb im Ausschwingvorgang wesentlich kleiner als unter dem äuße-
ren Lastimpuls. Darüber hinaus ist die Nulllage der Schwingung ( Ausschwingvorgang) durch
die plastische Verformung um ca. 80mm versetzt.
Abbildung 4.5: Verlauf der Spannungen in Trägerlängsrichtung in [MN/ m2 ] über den entspre-
chenden Dehnungen in [h]
Man erkennt, wie die Randzugspannungen zunächst linear zunehmen, um dann bei Errei-
chen der Fließspannung plastisch zu fließen. Die leichten Schwankungen in diesem nahezu
horizontalen Ast sind vermutlich auf das tatsächlich dreidimensionale Systemverhalten zurück-
zuführen.
Beim ersten Zurückschwingen folgt die Spannungsdehnungslinie der Steigung bei der Erstbe-
lastung. Der Träger besitzt zu diesem Zeitpunkt noch so viel innerer Energie, dass auch beim
ersten Zurückschwingen Elemente der Trägermitte plastisch (zurück-) verformt werden.
Erst danach folgt die Spannungs-Dehnungslinie einem elastischen Be- und Entlastungsast (
Ausschwingen). Der äußeren, bleibenden Verbiegung des Trägers entspricht auf der Ebene
der Dehnungen der Versatz des Nullpunktes der Spannungs-Dehnungslinie um ca. 20h.
5.1 Problemstellung
In der Zwischenzeit werden zunehmend Ein-Feld-Brückenträgersysteme auch in Gebieten mit
zu erwartenden Erdbebeneinwirkungen gebaut. Dabei kann sich aufgrund unterschiedlicher
horizontaler Steifigkeiten der jeweils angrenzenden Brückenpfeiler z.B. wegen unterschiedli-
cher Pfeilerhöhen oder unterschiedlicher Gründungsbedingungen aus horizontaler Erdbeben-
beschleunigung eine Torsionsbeanspruchung des Brückenträgers ergeben.
Im Ausgangszustand wird der Brückenträger an allen vier Auflagern Kontakt haben. Während
eines Erdbebens können sich aber bei größeren Torsionsbeanspruchungen signifikante Zug-
kräfte an einzelnen Lagern ergeben. Aufgrund der konstruktiven Ausbildung der verschiedenen
Brückenlager kann eine vertikal abhebende Zugkraft meist nicht übertragen werden. Im Rah-
men einer linearen Erdbebenanalyse (z.B. Integration der Bewegungsgleichungen mit modaler
Superposition oder lineare Zeitverlaufsberechnung) kann dieser (positive) Effekt nicht berück-
sichtigt werden. Um diesen und andere nicht- lineare Effekte im Rahmen einer dynamischen
Analyse berücksichtigen zu können, müssen die Bewegungsgleichung nicht-linear (vollstän-
dig) integriert werden.
Abbildung 5.1 zeigt den hier untersuchten fiktiven Hohlkastenquerschnitt eines Brückenträgers
mit seinen Hauptabmessungen. Der Brückenträger hat eine Länge von 40m.
Er ist auf der einen Seite auf einem Brückenpfeiler mit einer Höhe von 17.10m und auf der
anderen Seite auf einem Brückenpfeiler mit einer Höhe von 22.10m aufgelagert.
Der Brückenträger soll hier vereinfachend nur unter einer horizontalen Erdbebenbeschleuni-
gung quer zur Brückenachse untersucht werden. Es werden Beschleunigungs-Zeitverlaufs-
Daten des San Francisco Erdbebens vom 22.3.1957 (Station: Alexander Building NO-9-W)
verwendet. Die Daten liegen als Beschleunigungsdaten in Abstand dt = 0.02s vor. Die Dauer
des Erdbebens beträgt etwa 400 · 0.02 = 8 Sekunden (Abb. 5.2).
Bevor man mit der Erstellung eines Finite-Elemente-Modells beginnt, sollten Vorüberlegungen
zur Netzgröße und Netzfeinheit vor dem Hintergrund der zu erwartenden Ergebnisse sowie vor
dem Hintergrund der Modellgröße, der Berechnungszeiten und des Umfangs der Ergebnisse
angestellt werden.
Die Rechenzeiten hängen natürlich immer vom konkreten Problem ab und können nur nähe-
rungsweise im vorhinein abgeschätzt werden. Neben der eigentlichen Rechenzeit wird auch
ein signifikanter Teil der Rechenzeit für die Ausgabe in die Outputfiles und die Datenbasis
benötigt (STEP INT). Der wesentliche Teil der Rechenleistung wird allerdings innerhalb je-
den Zeitschritts für die Berechnung der Spannungen in den einzelnen BRIC- Elementen und
die Integration zu den inneren Knotenkräften verbraucht. Die hierfür erforderliche Rechenleis-
tung hängt bei expliziten Verfahren praktisch ausschließlich von der Anzahl der Elemente (und
dem Elementtyp) ab. Als Anhaltwert kann für einen Intel Core i5/M460-Prozessor (2 CPUs /
4 Threads) mit 2.53 GHz, 4GB RAM unter Windows 7 SP1 mit etwa 200 000 bis 300 000
Elementzeitschritten pro Sekunde gerechnet werden.
Die Anzahl der Elemente hängt bei vorgegebenen Gesamtabmessungen eines Tragwerks von
der Elementgröße ab. Dasselbe gilt für den kritischen Zeitschritt. Auch dieser hängt von den
Elementabmessungen, d.h. insbesondere der kleinsten Elementkantenlänge ab.
Die nicht-konformen BRIC-Elemente sind in der Lage Biegung und Schub gut abzubilden. Es
reicht also aus, für die Platten und Stege jeweils ein Element in Dickenrichtung vorzusehen.
Aus den Dickenabmessungen ergeben sich folgende ungefähre Kantenlängen und anhand der
Bei einer Einteilung des Brückenquerschnitts in 42 und der Trägerlänge in 20 Elemente er-
geben sich für den räumlich diskretisierten Brückenträger insgesamt 20 x 42 = 840 Bric -
Elemente. Für die beiden Pfeiler kommen noch einmal 1184 Elemente hinzu, so dass sich
insgesamt 2024 Elemente ergeben.
Die Definition des Systems erfolgt mit SOFIMSHA. Innerhalb des SYST-Befehls werden die
Verdrehungsfreiheitsgrade mit FIX MM fest gehalten, da FEX-DYN bisher keine Verdrehungs-
freiheitsgrade unterstützt.
FEX-DYN unterstützt die bei den SOFiSTiK-Programmen übliche kinematische Kopplung von
Freiheitsgraden. Über seitliche Führungselemente der Lager werden die horizontalen Ver-
schiebungen des Brückenträgers und der Pfeiler miteinander gekoppelt. Mit KINE ND 4095
FIX PX wird der Freiheitsgrad der Verschiebung in x-Richtung des Knotens 4095 an den bei
ND1 angegebenen Freiheitsgrad gekoppelt. Der ist hier wegen KINE ND1 35.1 der erste Frei-
heitsgrad (also die Verschiebung in x-Richtung) des Knotens 35. Es findet eine 1:1-Kopplung
statt, denn der Faktor FD1 wird zu 1.0 gesetzt.
Die Fachwerkstäbe sollen keine Zugkräfte übertragen können und werden deshalb mit einem
kleinen Wert für die noch übertragbare Risskraft definiert.
$-------------------------------$
1 4095 35 1 0.001
. . .
Die Knoten in der ”Gründungsebene” der Pfeiler werden mit MOD TYP Knot FIX PP komplett
festgehalten.
Ein Abheben der Lager kann eintreten, wenn die Vertikalkraft aus Eigengewicht des Brücken-
trägers durch abhebende Kräfte aus der Erdbebenbeschleunigung gerade aufgehoben wird.
Deshalb muss als Primärzustand zunächst der Lastfall Eigengewicht berechnet werden. Die
entsprechende Belastung wird zunächst mit SOFILOAD definiert:
+PROG SOFILOAD
KOPF Eigengewicht
LF 1 EGZ 1.0 BEZ 'Eigengewicht'
ENDE
+PROG ASE
KOPF Eigengewicht - statisch
LF 1
ENDE
Mit ACCE NODE wird das Berechnungsverfahren äquivalenter Erdbebenlasten angesteuert, wo-
bei als Grundbeschleunigung mit ACCE Ay 30.0 eine Beschleunigung von 3g hier in y-Richtung
angesetzt wird.
Mit dem Befehl FUNK wird dann der Zeitverlauf der Erdbebenbeschleunigungen definiert.
fordert zunächst mit FUNK TBLC 999.0 eine ”base line”-Korrektur an und definiert dann die
Zeitschrittgröße für die folgenden Werte der Zeitreihe zu dt = 0.02s . Es folgt dann mit FUNK F
.013; 0.068; . . . die Zeitreihe der Beschleunigungswerte.
+PROG SOFILOAD
KOPF Definition SAN FRANCISCO ALEXANDERBUILDING NO-9-W 22.3.1957
ECHO FUNK
LF 100 BEZ 'Bodenbeschleunigung [m/sec2]'
ACCE NODE AY 30.0 $ Basisbeschleunigung x f(t) $
Der eigentliche FEX-DYN Aufruf entspricht dann weitgehend den bekannten Eingaben.
STEU ELF 1000 steuert das Abspeichern der verschiedenen Ergebnislastfälle ab Lastfall-
nummer 1000. Mit GRUP MODD 0.1 wird eine modale Dämpfung mit 10% der kritischen Dämp-
fung als äußere, viskose Dämpfung definiert.
STEU PLF 1 sorgt dafür, dass Verschiebungen und innerer Spannungszustand des Tragwerks
aus dem Primärlastfall Nr. 1 quasi wie eine innere Vorspannung eingelesen werden. Ohne
ein Aktivieren der entsprechenden äußeren Belastung zu Lastfall 1 würde das Tragwerk sich
entspannen und entsprechend verformen. Durch Aufruf eines Primärlastfalls mit den entspre-
chenden äußeren Lasten wird quasi eine Gleichgewichtsgruppe aus äußeren Lasten und den
entsprechenden inneren Kräften aktiviert, so dass das Tragwerk keine Verschiebungen erfährt.
Mit STEP N 200000 wird die Berechnung von 200 000 Zeitschritten angefordert. STEP DT 85
steuert, dass der Zeitschritt auf 85% des vom Programm ermittelten, kritischen Zeitschritts ge-
setzt wird. INT 100 sorgt dafür, dass die Ergebnisse in jedem 100.-sten Zeitschritt ausgegeben
werden. STEP THE steuert die explizite Integration der Bewegungsgleichungen an.
Mit LF 100 werden die im zuvor erläuterten SOFILOAD-Modul definierten, zeitabhängigen Las-
ten aufgerufen.
+PROG DYNA
KOPF Explizite Integration für Erdbebenverlauf
STEU OPT ELF WERT 1000 W2 3
GRUP MODD 0.1 RADA 0.0
STEU PLF 1
STEP N 200000 DT 0.85 INT 100 THE 0.0
LF 1 BEZ 'Eigengewicht - statisch'
LF 100 BEZ 'Erdbeben - dynamisch'
ENDE
Abbildung 5.3 zeigt den zeitlichen Verlauf der vertikalen Lagerkraft am Stab 1 und zwar für
die hier beschriebene nicht-lineare Berechnung sowie eine zweite lineare Berechnung, bei der
also Lager nicht abheben können. Zu Beginn des Erdbebens gibt es keine Unterschiede zwi-
schen linearer und nicht-linearer Berechnung. Erst bei ca. 2 Sekunden entstehen abhebende
Lagerkräfte (Zugkräfte).
Die Abbildung 5.4 zeigt in einer Vergrößerung die Lagerkräfte bei linearer und nicht-linearer
Abbildung 5.3: Zeitlicher Verlauf der vertikalen Lagerkräfte am Stab 1 in einer linearen und einer
nichtlinearen Berechnung (RISS 0.001)
Berechnung zwischen 2.0s und 6.0s. Man erkennt recht gut, wie die Zugkräfte (gestrichelter
Kurvenverlauf der linearen Berechnung) ”abgeschnitten” werden.
Abbildung 5.4: Ausschnitt aus Abb. 5.3 im Moment des Abhebens t = 2.0s bis 6.0s
Nach der Phase des Abhebens trifft der Überbau aber stoßartig mit dem Unterbau zusammen.
Dies führt zu zusätzlichen, relativ hochfrequenten Schwingungen insbesondere des Überbau-
es.
Dennoch folgt der Brückenträger im Großen und Ganzen dem auch aus der linearen Berech-
nung bekannten Verlauf. Durch die äußere Dämpfung werden die hochfrequenten Schwingun-
gen relativ schnell ”weggedämpft” und bereits ab ca. 6 Sekunden folgt der nicht-linear berech-
nete Brückenträger dem aus der linearen Berechnung folgenden Bewegungs-verlauf (vgl. auch
Abbildung 5.3).
Abbildung 5.5: Verformte Brückenpfeiler und Brückenträger in LF 1590 mit Abheben von zwei
Lagern
Literatur
[1] O.C. Zienkiewicz. Methode der finiten Elemente. Carl Hanser Verlag, 1975.
[2] S. Bosniakowski. Baudynamik, Teil I. Mitteilungen aus dem Lehr- und Forschungsgebiet
für Festigkeitsfragen des Konstruktiven Ingenieurbaus. Aachen: RWTH Aachen, 1986.
[3] Max Gündel, Benno Hoffmeister und Falko Bangert. Bemessung von Baustrukturen in
Stahl- und Verbundbauweise für Anprall- und Explosionslasten, B 502. Selbstverlag, 2010.