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5.1 Allgemeines
! ein Unfall während der Ausübung des militärischen oder militärähnlichen Diens-
tes,
! die dem militärischen oder militärähnlichen Dienst eigentümlichen Verhältnisse,
! eine unmittelbare Kriegseinwirkung (z. B. Einwirkung von Kampfmitteln,
Flucht),
! eine Kriegsgefangenschaft,
! eine Internierung wegen deutscher Staatsangehörigkeit oder deutscher Volkszu-
gehörigkeit,
! offensichtlich unrechtmäßige Straf- oder Zwangsmaßnahmen im Zusammen-
hang mit militärischem oder militärähnlichem Dienst,
! ein Unfall als Beschädigter, Angehöriger eines Schwerbeschädigten, Hinterblie-
bener, Pflegeperson oder als notwendige Begleitperson eines Beschädigten bei der
Durchführung bestimmter Maßnahmen (z.B. Heilbehandlung, berufliche Rehabili-
tation) oder auf den damit verbundenen Wegen.
Zwischen dem militärischen Dienst und dem schädigenden Ereignis sowie zwischen
dem schädigenden Ereignis und der Gesundheitsstörung muss ein ursächlicher Zu-
sammenhang bestehen. Für den Nachweis des ursächlichen Zusammenhangs zwi-
schen dem schädigenden Ereignis und der Gesundheitsstörung lässt das Gesetz die
Wahrscheinlichkeit genügen.
! Nach dem Dritten Teil des SVG Soldaten der Bundeswehr, die eine Wehrdienst-
beschädigung erlitten haben, sowie die Hinterbliebenen von ehemaligen Soldaten
der Bundeswehr, die infolge einer Wehrdienstbeschädigung verstorben sind. Wehr-
dienstbeschädigungen sind gesundheitliche Schädigungen durch Wehrdienstverrich-
tung, Unfälle während der Dienstausübung, wehrdiensteigentümliche Verhältnisse
und durch Unfälle bei der Durchführung bestimmter Maßnahmen sowie bestimmte
Wegeunfälle. Darüber hinaus kommen auch Schädigungen durch Angriffe auf den
Soldaten wegen seines pflichtgemäßen dienstlichen Verhaltens, wegen seiner Zuge-
hörigkeit zur Bundeswehr sowie Schädigungen durch gesundheitsschädigende Ver-
hältnisse oder bei Unruhen, Aufruhr oder Kriegshandlungen, denen der Soldat bei
seinem dienstlichen Aufenthalt im Ausland besonders ausgesetzt war, in Betracht.
! Nach dem ZDG Zivildienstpflichtige und deren Hinterbliebene. Die Vorschrif-
ten entsprechen weitgehend denen des Dritten Teils des SVG.
! Nach dem IfSG Impfgeschädigte oder durch andere Maßnahmen der spezifi-
schen Prophylaxe gesundheitlich Geschädigte oder deren Hinterbliebene. Geschützt
sind Schutzimpfungen oder andere Maßnahmen der spezifischen Prophylaxe, die
von einer zuständigen Landesbehörde öffentlich empfohlen wurden, aufgrund des
IfSG angerechnet wurden, gesetzlich vorgeschrieben waren oder aufgrund der Ver-
ordnungen zur Ausführung der Internationalen Gesundheitsvorschriften durchge-
führt wurden sowie bestimmte Impfungen außerhalb des Geltungsbereichs dieses
Gesetzes.
! Nach dem OEG Personen, die durch einen vorsätzlichen, rechtswidrigen tätli-
chen Angriff oder durch dessen Abwehr eine gesundheitliche Schädigung erlitten
haben, sowie die Versorgung der Hinterbliebenen schädigungsbedingt gestorbener
Gewaltopfer. Tätlicher Angriff ist jede in feindlicher Willensrichtung unmittelbar
auf den Körper eines anderen zielende Einwirkung, ohne Rücksicht auf deren Er-
folg. Keine Rolle spielt dabei, ob der Angriff gegen den Geschädigten selbst oder
gegen eine andere Person gerichtet war. Vorsätzliches Handeln setzt nach dem Op-
ferentschädigungsgesetz nicht die Schuldfähigkeit des Handelnden voraus. Ein tät-
licher Angriff kann auch dann vorliegen, wenn der Täter, wie z. B. beim sexuellen
Missbrauch von Kindern, keine nennenswerte Kraft aufwendet, um den Wider-
stand des Opfers zu überwinden, sondern den Widerstand des Opfers durch Täu-
schung, Überredung oder sonstige Mittel ohne besonderen Kraftaufwand bricht
oder gar nicht erst aufkommen lässt.
Die Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben (§26 BVG) haben den gleichen Um-
fang wie diejenigen der gesetzlichen Unfallversicherung (s. o. 2.5.2.2). Übergangs-
geld ist u.a. zu gewähren, wenn der Beschädigte wegen der Teilnahme an einer
Maßnahme zur Teilhabe am Arbeitsleben keine ganztägige Erwerbstätigkeit aus-
üben kann.
Erziehungsbeihilfen sind Waisen und Kindern von Beschädigten zu ihrer Erziehung
bzw. Ausbildung zu gewähren. Ergänzende Hilfen sind, unter entsprechender An-
wendung von Bestimmungen des SGB II und SGB XII, denjenigen Beschädigten und
Hinterbliebenen zum Lebensunterhalt zu leisten, die diesen nicht aus den übrigen
Leistungen des Gesetzes und ihren sonstigen Mitteln bestreiten können. Sonderfür-
sorge ist bestimmten Gruppen besonders schwer Beschädigter, so z. B. Kriegsblin-
den, Ohnhändern, Querschnittsgelähmten, Hirnbeschädigten zu gewähren (§ 27e
BVG).
deutet Erwerbsunfähigkeit. Von der Vollendung des 65. Lebensjahres an wird die
Grundrente für Schwerbeschädigte erhöht.
Der Begriff „Grad der Schädigungsfolgen“ (GdS) hat im sozialen Entschädigungs-
recht den Begriff der „Minderung der Erwerbsfähigkeit“ (MdE) als Maßstab für
den Leistungsumfang ersetzt. Nötig geworden war dies, da der Inhalt mehr und
anderes umfasste, als der Begriff anklingen ließ. Er ist – anders als im Recht der
gesetzlichen Unfallversicherung – im Gesetz definiert.
Diese Definition lautet (§ 30 Abs. 1 BVG): „Der Grad der Schädigungsfolgen ist
nach den allgemeinen Auswirkungen der Funktionsbeeinträchtigungen, die durch
die als Schädigungsfolge anerkannten körperlichen, geistigen oder seelischen Ge-
sundheitsstörungen bedingt sind, in allen Lebensbereichen zu beurteilen … Vorü-
bergehende Gesundheitsstörungen sind nicht zu berücksichtigen; als vorübergehend
gilt ein Zeitraum von bis zu sechs Monaten. Bei beschädigten Kindern und Jugend-
lichen ist der Grad der Schädigungsfolgen nach dem Grad zu bemessen, der sich bei
Erwachsenen mit gleicher Gesundheitsstörung ergibt …“
Entschädigt werden also Auswirkungen in allen Lebensbereichen. Haben sich die
Schädigungsfolgen darüber hinaus besonders auf den vor der Schädigung nachweis-
bar angestrebten, begonnenen oder ausgeübten Beruf ausgewirkt, so ist der Grad
der Schädigungsfolgen höher zu bewerten (§ 30 Abs. 2 BVG).
Bei der Begutachtung waren bis Ende 2008 für die Einschätzung des GdS die vom
Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung herausgegebenen „Anhaltspunk-
te für die ärztliche Gutachtertätigkeit im sozialen Entschädigungsrecht und nach
dem Schwerbehindertenrecht (Teil 2 SGB IX)“ zu beachten. Für diese war wieder-
holt von der Rechtsprechung das Fehlen einer verfassungskonformen Rechtsgrund-
lage beanstandet worden. Als Abhilfe ist nun zum 01. 01. 2009 die „Versorgungs-
medizin-Verordnung“ in Kraft getreten. Die Anlage „Versorgungsmedizinische
Grundsätze“ enthält die Grundlagen zur versorgungsmedizinischen Bewertung von
Schädigungsfolgen, zur Feststellung von GdS und GdB nach dem Teil 2 SGB IX
sowie die bislang schon aus den „Anhaltspunkten“ bekannten GdS/GdB-Tabellen,
die nahezu vollständig übernommen wurden. Die bisher in den „Anhaltspunkten“
in den Kapiteln 53 bis 143 niedergelegten „Kausalitätsbeurteilungen bei einzelnen
Krankheitsbildern“ wurden zwar nicht übernommen, behalten aber weiterhin Gül-
tigkeit als antizipiertes Sachverständigengutachten.
Die in den „Versorgungsmedizinischen Grundsätzen“ angegebenen GdS-Sätze un-
terscheiden sich mitunter von den weiter unten für den Bereich der gesetzlichen
Unfallversicherung vorgeschlagenen MdE-Werten. Sie beruhen in Eckpunkten auf
den in der Verwaltungsvorschrift Nr. 5 zu § 30 BVG festgelegten Mindestsätzen für
Körperschäden. Für den Grad der Behinderung (GdB) nach dem Schwerbehinder-
tenrecht (Teil 2 SGB IX) gelten die in § 30 BVG (s. o.) genannten Maßstäbe entspre-
chend. Daher sind die „Versorgungsmedizinischen Grundsätze“ auch der ärztlichen
Tätigkeit im Schwerbehindertenrecht zugrunde zu legen.
Die für die Versorgung erforderlichen Mittel werden je nach der Rechtsgrundlage
des Versorgungsanspruchs vom Bund bzw. den Ländern aufgebracht. Z.B. werden
Versorgungsleistungen nach dem BVG, SVG oder ZDG zu 100 v.H. vom Bund,
nach dem IfSG zu 100 v. H. vom Land erbracht. Im OEG trägt der Bund 40 v.H.
der Ausgaben, die den Ländern durch Geldleistungen entstehen.
5.6 Verwaltungsverfahren
Die Leistungen werden auf Antrag gewährt. Die Durchführung obliegt den Versor-
gungsämtern, die z. T. auch andere Bezeichnungen führen, wie z. B. Amt für Versor-
gung und Familienförderung, Amt für Familie und Soziales, Amt für Versorgung
und Soziales. Die Versorgungsbehörden sind Landesbehörden bzw. -dienststellen.
Sie unterstehen der Aufsicht der Minister und Senatoren für Arbeit und Soziales der
Länder.
gesamten GdS zu berücksichtigen. Tritt ein solcher Folgeschaden erst viele Jahre
nach der Schädigung in Erscheinung, so spricht man auch von einem Spätschaden
(z.B. Kniegelenksarthrose nach in Fehlstellung verheilter Unterschenkelfraktur,
Entwicklung eines Cor pulmonale bei sekundärem Lungenemphysem nach Schwar-
tenbildung der Lunge oder einer Herzinsuffizienz nach langjährigem Bestehen eines
Herzklappenfehlers). Zwischen einer Änderung des als Schädigungsfolge anerkann-
ten Leidenszustandes und dem Eintritt eines Folge- oder Spätschadens lässt sich
oftmals kein klarer Trennungsstrich ziehen.
Alle primären Folgen einer Gesundheitsschädigung und ebenso das in der Eigenart
des Primärschadens liegende weitere pathologische Geschehen – also die Ver-
schlechterung in den Verhältnissen der Schädigungsfolgen und auch der Folgescha-
den – sind als unmittelbare Schädigungsfolgen anzusehen. Als mittelbare Schädi-
gungsfolgen werden demgegenüber Gesundheitsstörungen bezeichnet, die durch ein
äußeres Ereignis, das seine Ursache in einem schädigungsbedingten Leiden hat,
herbeigeführt worden sind (z. B. Sturz infolge Hypoglykämie bei als Schädigungs-
folge anerkanntem Diabetes mellitus). Die mittelbaren Schädigungsfolgen werden
versorgungsrechtlich wie unmittelbare Schädigungsfolgen behandelt.
Tipps
Versorgungsmedizinische Grundsätze: http://www.bgblportal.de/BGBL/bgbl1f/
anlageband_bgbl108057.pdf
Rösner, N.: Das professionelle Gutachten – Besonderheiten im sozialen Entschädi-
gungsrecht und Schwerbehindertenrecht. MedSach (2008), 104(3): 111–114.
Ernst-Morr, Ratgeber zum Behindertenrecht und sozialen Entschädigungsrecht,
2008 (Boorberg).