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"It's a Man's World": Die Computer-Branche ist immer noch eine Männer-Domäne.

Doch das erste


Computerprogramm der Welt wurde von einer Frau entwickelt. Ada Lovelace, vor 200 Jahren geboren,
war eine Visionärin.

Sie gilt heute als bedeutende Pionierin und Visionärin des Computerzeitalters: Gut 100 Jahre vor der
Erfindung der ersten programmierbaren Rechenmaschine der Welt durch den deutschen Ingenieur
Konrad Zuse entwickelte die junge Britin Ada Augusta Lovelace das erste Maschinenprogramm. Die
begeisterte Naturwissenschaftlerin war damit ihrer Zeit weit voraus. Nun jährt sich der Geburtstag der
1815 als Augusta Ada Byron in London geborenen Mathematikerin zum 200. Mal.

Zur Welt kam Lovelace am 10. Dezember 1815 als Tochter von Anne Isabella Noel-Byron und dem
englischen Dichter George Gordon Byron, der als Lord Byron bekannt wurde. Kurz nach ihrer Geburt
trennten sich die Eltern, ihren Vater lernte Lovelace nie kennen. Allerdings sei es dem damals
berühmten Vater zu verdanken gewesen, dass sie schon in jungen Jahren als "eine der faszinierendsten
Persönlichkeiten der romantischen Epoche" galt, schreibt die Biografin Dorothy Stein.

Kein Zutritt für Frauen zu Wissenschafts-Bibliotheken

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Ada Augusta, Countess of Lovelace, in einer zeitgenössischen Darstellung.

(Foto: imago stock&people)

Adas Mutter war selbst eine Hobby-Mathematikerin, die viel Interesse an Naturwissenschaften
aufbrachte und auch ihrer Tochter eine entsprechende Ausbildung ermöglichte - in privatem Rahmen,
versteht sich. Zu einer Zeit, da Frauen nicht einmal der Zutritt zu wissenschaftlichen Bibliotheken
gestattet war, pflegte Lovelace intensive Kontakte mit führenden Gelehrten. So lernte sie in den Salons
Londons namhafte Wissenschaftler kennen.

Im Alter von 17 Jahren kam sie auch mit Charles Babbage in Kontakt. Der Philosoph, Astronom und
Mathematiker hatte als Mitglied der Royal Society und Mathematik-Professor an der University of
Cambridge damals eine prestigeträchtige Position inne. In den folgenden Jahren arbeitete sie mit ihm
intensiv zusammen - was ihren späteren Ruhm begründete.

Berechnung von Bernoulli-Zahlen


1833 nahm Babbage die Entwicklung seiner berühmten "Analytic Engine" auf. Er tüftelte an einem
mechanischen Verfahren, um sogenannte Bernoulli-Zahlen zu berechnen, die für trigonometrische
Berechnungen in der Luft- und Seefahrt genutzt werden. Bereits zehn Jahre zuvor arbeitete der
Wissenschaftler mit finanzieller Unterstützung der britischen Regierung an einer "Differenz-Maschine".
Für die "Analytic Engine" brachte die Regierung kein Geld mehr auf, die Kosten musste Babbage aus
eigener Tasche aufbringen.

Babbage habe zwar viele Entwürfe konzipiert, gebaut wurde die Maschine jedoch nie, erklärt Doreen
Hartmann, Kuratorin einer Ausstellung in Paderborn. "Die Analytic Engine existierte nur auf dem
Papier."

Ausstellung in Paderborn

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Kurt Beiersdörfer, Geschäftsführer des Heinz-Nixdorf MuseumsForums, vor einem Bild von Ada
Lovelace.

(Foto: imago/epd)

In Paderborn wird Lovelace in der Schau "Am Anfang war Ada - Frauen in der Computergeschichte" im
Heinz Nixdorf Museumsforum noch bis Juli 2016 als erste Programmiererin der Welt geehrt.
Möglicherweise wäre die mechanische Rechenmaschine von Babbage längst in Vergessenheit geraten,
wenn nicht Ada Lovelace die Bedeutung der Erfindung erkannt hätte. Die Beiträge, Kommentare und
Berechnungen der Mathematikerin hätten überhaupt erst verdeutlicht, welch großes Potenzial in der
Maschine steckt, sagt Hartmann. Lovelace sei mit ihren Arbeiten eine Visionärin und ihrer Zeit weit
voraus gewesen. Sie habe die Möglichkeit erkannt, mit ihr jegliche Form von Zeichen zu berechnen, also
zum Beispiel auch für musikalische Kompositionen zu verwenden.

1843, mit 28 Jahren, entwickelte sie einen Algorithmus für die Analytic Engine, wobei sie Programmier-
Verfahren nutzte, die bist heute gültig sind. Dabei habe sie Schleifen und Verzweigungen als
Kontrollstrukturen verwendet, die es zu dieser Zeit überhaupt noch nicht gab, erklärt Hartmann. In
Grundzügen seien diese Strukturen auch heute noch in Algorithmen einfacher Abläufe zu finden, wie
beispielsweise in einem Befehl wie "Solange die Ampel rot ist, bleibe stehen, bei Grün gehe weiter".
"Während Babbage seinen mechanischen Computer als reine Rechenmaschine sah, erkannte Ada schon
das Potenzial der universellen Einsetzbarkeit von Computern."

Kaum Anerkennung zu Lebzeiten


Nachhaltige Anerkennung erfuhr Ada Lovelace zu ihren Lebzeiten allerdings nicht. Die Analytic Engine
blieb ein nicht realisiertes Projekt. Erst 1953, über 100 Jahre später, wurde ihr Beitrag erneut
veröffentlicht und stieß auf das Interesse eines Fachpublikums. In den 1970er-Jahren wurde dann eine
Programmiersprache nach ihr benannt (Ada), die zunächst vom US-Verteidigungsministerium gefördert
wurde und Ähnlichkeiten mit der Sprache Pascal aufweist.

Ein wirklich glückliches Leben führte Ada nicht. Mit 19 Jahren heiratete sie William King, den späteren
Earl of Lovelace. Sie bekam drei Kinder, beschrieb ihre Ehe jedoch als unglücklich und machte mit
Liebesaffären und Wettspielen von sich Reden. Schon in ihrer Kindheit litt sie unter zahlreichen
Erkrankungen wie Schwächeanfällen, schmerzhaften Magenschmerzen, Herzanfällen und anderen
Symptomen, die in einem Fall, wie die Biografin Stein schreibt, möglicherweise auf Cholera hinweisen.
Ihre Mutter verordnete ihr über längere Zeit immer wieder strikte Bettruhe, die sie möglicherweise
zusätzlich schwächte. Im Alter von nur 36 Jahren starb Lovelace an Krebs.

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