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Die Förderung des sexuellen Lusterlebens

Im Sexocorporel-Modell unterscheidet man 4 Erregungsmodi:

1) Archaischer Erregungsmodus:

Rhythmischer Druck auf die Becken- und Genitalregion (mit Faust, Finger, Kissen,
Möbel) Pressen (zB Zusammenpressen der Beine) - hohe Muskelspannung –
Atmung ist flach und angehalten – Spannung erreicht die Tiefenrezeptoren der
Muskulatur.
Der Orgasmus ist kurz und lokal – ein Nachlassen der Muskelspannung wird als
angenehm empfunden.
Bei Sex gibt es kräftige intensive Penetration, gepaart mit Muskelspannung oder
genügend Druck auf die Vulva, pressen der Vulva gegen das Schambein des Partners,
Druck mit der Hand oder in Bauchlage Zusammenpressen der Beine mit hoher
Spannung.
Männer brauchen viel und intensiven Druck auf den Penis und bevorzugen oft
Oralverkehr, manuelle Befriedigung, Analverkehr oder enge Vaginas.
Begleitet oft durch starke Stimuli wie Fantasie, Rollenspiel oder andere mentale oder
emotionale Erregungsquellen.

2) Mechanischer Erregungsmodus:

Stimulation oberflächlicher Nervenrezeptoren durch rasche Reibung der


Genitalien – stereotyp – mechanisch – automatisch – Stimulation wird oft mit
steigender Erregung schneller – kurz vor dem Orgasmus zeigt sich oft ein
einförmiges Muster das vielleicht ein sehr präzises Erregungsritual benötigt.
Begleitet meist durch eine hohe Muskelspannung, eine Krümmung des Rückens,
eine Versteifung des Beckens, des Bauches und der Beine - mit unterbrochener,
flacher Atmung.

Bei der Masturbation wird der Körper kaum bewegt – die Hand tut die ganze Arbeit.
Sexuelle Erregung ist eher lokal begrenzt.

Ist das Erregungsmuster sehr eng, benötigt man vielleicht Stimulation von einer
Präzision, die der Partner mangels Biofeedback nicht ausführen kann. Der Koitus
kann sogar als störend für die Erregung erlebt werden. Frauen mit einem etwas
variantenreicheren mechanischen Modus können dagegen problemlos mit dem
Partner durch manuelle oder orale Stimulation zur orgastischen Entladung gelangen.

Wie beim archaischen Modus können sich Personen mit mechanischem Modus, denen
die körperliche Stimulation in der Paarsexualität zur Erregungssteigerung nicht
genügt, stark auf emotionale Erregungsquellen, Fantasien, Rollenspiele etc. abstützen.
Ist der Modus sehr eng, findet man bisweilen die Partnersexualität anstrengend, weil
man eine große mentale Konzentration oder körperliche Anstrengung zur
Erregungssteigerung aufwenden muss.
Menschen, die ausschließlich Vibrationsstimulation anwenden, lassen sich meist
dem archaischen oder mechanischen Modus zuordnen, da die Körperreaktionen
ähnlich sind. Vibratoren stimulieren Vibrationsrezeptoren. Meist sind auch
Muskelspannung und Druckrezeptoren involviert. Das Gleiche gilt für Stimulation
mit dem Wasserstrahl.

3) Ondulierender & 4) wellenförmiger Erregungsmodus:


Ondolierend: Bewegungen um die vertikale Körperachse.
Wellenförmig: Bewegungen in der vertikalen Körperachse.

ondolierende wellenförmige
Bewegung Bewegung

Die beiden Modi zeichnen sich aus durch eine größere Beweglichkeit des Körpers
und eine tiefere Atmung aus.
Es sind genussvolle, fließende Bewegungen des Körper um die vertikale Achse und
in der Achse mit variabler Muskelspannung. Es werden oberflächliche UND tiefe
Rezeptoren angesprochen.
Die Atmung fließt frei. Die Bewegungen sind langsamer & bedachter.
Angenehme Empfindungen können sich im ganzen Körper ausbreiten.
Der Orgasmus ist nicht das Ziel.

Der ondolierende Modus ist meist mit geringer Muskelspannung verbunden und wird
von Frauen bevorzugt, deren Tonus grundsätzlich geringer ist. Beim alleinigen
ondolierenden Modus ist es deswegen aber schwerer sexuelle Erregungsspannung bis
zum entladenden Orgasmus aufzubauen.

Beim wellenförmigen Modus kann sich der Körper in einer doppelten Schaukel
bewegen und durch diese phasische Spannung (rhythmischer Wechsel Spannung
und Entspannung von Agonist und Antagonist) Erregung aufgebaut werden. Während
das Becken vor kippt, fällt gleichzeitig der Kopf in den Nacken bzw, beim Hohlkreuz
geht das Kinn nach vorne an die Brust. Es ist aber auch die umgekehrte Bewegung
möglich.

Auswirkungen von zu viel Muskelspannung in der Sexualiät:

* Die Empfindungsfähigkeit der Oberflächenrezeptoren ist eingeschränkt. Langsames


Streicheln (limbic touch – 2-8cm /sek) wird bei zu hoher Muskelspannung oft als
unangenehm empfunden (kitzelig). Die Fähigkeit limbische Berührung und andere
Zärtlichkeiten zu genießen, kann durch Veränderung der Muskelspannung erworben
werden)

* Durchblutung wird gehemmt. Es kommt zu einem Sauerstoffmangel im Muskel, der


auf Dauer zu unangenehmen Empfindungen führt.

* Vermindert Blutfülle in den Genitalien (Auswirkungen auf Erregung und somit


Lubrikation und Erektion)
* Reizregionen sind sehr lokal und reduziert

* Die Erregung ist störungsanfällig wenn nur eine kleine Region blutgefüllt ist – wenn
das durch Spannung gestaute Blut einmal kurz abfließt, geht die ganze Erregung
verloren

* Zu starke Aktivierung des sympathischen Nervensystems – kippt von Erregung in


Stress

* Beweglichkeit des Zwerchfells ist eingeschränkt. Die Atmung wird flach und löst
unter Umständen den Kampf-Flucht-Erstarren-Ast des vegetativen Nervensystems
aus. Eine Zwerchfellblockade hemmt außerdem die Erregungsfähigkeit. Die
Mobilisierung des Zwerchfells und Brustkorbes spielt eine zentrale Rolle bei der
Förderung des sexuellen Lusterlebens.

* Das Bedürfnis nach Entladung wird sehr stark. Das hemmt die Entspannung und die
Motivation den Genuss zu verlängern. Der Wunsch nach antizipierter Entladung ist
stärker als der Genuss im Moment.

Wichtig:

Aber die totale Entspannung wiederum macht es schwer, überhaupt ein stärkeres Maß
an Erregung aufzubauen. Deshalb ist es wichtig, phasische Muskelspannung – am
besten durch Bewegung zu erreichen. Bei Bewegung ist immer ein Muskel gespannt
und der Gegenspieler entspannt. Die doppelte Welle im wellenförmigen Modus bringt
Blut ins Becken, die Genitalregion UND in den ganzen Körper. So ist das Blut im
Fluss, kann aber trotzdem genug genitale Erregung aufbauen mittels tiefer Bauch-
UND Brustatmung und ondulierenden, wellenförmigen Bewegungsmustern.

Es ist wichtig diese Bewegungen und Atemmuster alleine in Ruhe einzuüben und
zu synchronisieren und dann in den Partnersex zu übertragen.

Emotionale Komponenten & Spannung:

Sex ist für uns oft Bestätigung.


Bestätigung der Beziehung: „Ich liebe Dich“
Bestätigung des Selbst: „Du bist begehrenswert“

Oft halten wir durch unsere Spannungen unsere Emotionen fest. Die Intensität und
der Fluss von Emotionen kann körperlich gesteigert werden durch eine größere
Beweglichkeit von Brustkorb, Nacken, Kiefer und mimischer Muskulatur. Die
Obere Schaukel (Bewegung von Brustwirbelsäule, Schultern, Armen & Nacken) ist
der Schlüssel dazu.

Kognitive Komponenten & Spannung:

Unsere Einstellung zu Sex spiegelt sich auch in körperlichen Spannungen.


Faktoren sind unter anderem die Bedeutung, die wir Sexualität zuschreiben und
unsere Beziehung zu Sex. Dabei kann es um Themen gehen wie zB Scham, Schuld,
Angst, Selbstwert, Selbstsicherheit, Erotische Kompetenz, Wohlfühlen mit seinem
Geschlecht usw. Umgekehrt können positive körperliche Erfahrungen negative
Denkweisen in Frage stellen und neue Denkweisen ermöglichen.
Überlegungen für die Praxis:

Gerade Frauen nehmen ihre sexuelle Erregung im Unterschied zu den Männern


manchmal gar nicht als solche wahr – es braucht Sensibilisierung, Spiegelung und
Übung um die feinen Signale des Körpers richtig zu deuten. Gerade bei
Empfindungsarmut hilft regelmäßige „Berührungspraxis“ (Selbstliebe). Wiederholte
Stimulation sensorischer Nervenrezeptoren führt zu einer Ausbildung
entsprechender Synapsen im somatosensorischen Kortex und in den Lustzentren des
Gehirns. Das bewirkt über die Zeit eine Sensibilisierung der berührten Areale und
gesteigerter Empfindungsfähigkeit.

 Wiederholte Berührungen der Vulva / des Penis


 Berührungen verlangsamen & variieren, Zeitdauer & Körperregionen
ausdehnen
 Penis langsamer und sanfter stimulieren
 Täglich die Vagina mit Fingern oder Gegenständen besuchen: rhythmisch
drücken, massieren, streicheln ...
 Was spürst du wo, wie? (Anfangs oft wenig!)
 Angenehmes verstärken.
 Innere und äußere Stimulation kombinieren.
 Den Körper dabei sanft bewegen. Bewegung steigert Wahrnehmung,
Durchblutung, Erregung, Genussfähigkeit.
 Mit verschiedenen Muskelspannungen spielen (phasische Muskelspannung)
 Neue Atmungsmuster & Bewegungsmuster ausprobieren
 Mit dem Beckenmoden und den Analmuskeln spielen
 Bewegung der Beckenschaukel (Erregung) + oberen Schaukel (Emotionen)

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