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SängerInnen in der frühen Oper

1. Aus welchen Institutionen (Hof, Kirche) wurden SängerInnen für die Oper des
frühen 17. Jahrhunderts übernommen? Wie sieht die Situation für Sänger, wie für
Sängerinnen aus? (10P)
2. Was bedeutete das für die Besetzung von Frauenrollen? (5 P)
3. Nennen Sie ein Beispiel für "gemischte" und eines für ausschließlich männliche
Besetzung (Gründe dafür) (10P)
4. Welchen Unterschied gibt es in der Besetzungskonvention zwischen italienischer
und französischer Oper? (10P)

Am Anfang des 17. Jahrhunderts war wegen der damals geringeren Anzahl des
Opernhäuser bzw. öffentlichen Opernaufführungen es noch unmöglich, als BerufsängerIn
sich nur vom Opernmarkt aufhalten zu können. Im Zuge dessen hatten die damaligen
SängerInnen eine vielfaltige Arbeit und vielseitige Verpflichtungen sowohl bei der Kirche
als auch beim Hof und Oper. Die damaligen Sänger, Knaben, Kastraten und Falsetten
waren vor allem in geistlichen Bereich beschäftigt und wurden für die damals eher
seltenen Opernproduktionen von ihrem Dienst freigestellt. In der Kriche durften
Sängerinnen lange Zeit bei keinem öffentlichen Musizieren teilnehmen (geregelt von dem
Konzil von Trident).
Im Bereich der weltlichen Musik gab es zwar ab dem 15. Jhdt. vereinzelte Sängerinnen,
aber ihre Aktivitäten waren gesellschaftlich sehr beschränkt. Nur falls sie in der
entsprechenden gesellschaftlichen Schlicht waren und gut ausgebildet wurden, konnten
Sie in beschränkten Kreisen auftreten. Sie konnten nur sehr schwer eine professionelle
Ausbildung bekommen und hatten kaum Gelegenheit auf einem professionellen Auftritt.
das Phänomen Berufsängerin etablierte sich erst im Laufe des 16. Jhdts, als Frauen
begannen in Commedia-Truppen aufzutreten.
Dies bewirkte sich bei der Besetzung von Frauenrollen in der damaligen Oper. In der
gesellschaftlichen Diskussion galten die Frauen, die bei einem Theater bzw. einer Oper
beschäftigt waren bis dem 17. Jhdt. sehr oft als moralisch verwerflich, wobei die regionale
Handhabung von Schauspielerinnen bzw. Sängerinnen sehr unterschiedlich war. Während
sie in Italien bereits im 16. Jhdt. auftraten, waren Schauspielerinnen auf den öffentlichen
Bühnen Englands bis 1660 verboten. Die Opernbesetzungen waren auch in Italien
eindeutig von Männern dominiert. Die Frauenrollen von Männer (seien sie Knaben,
Kastraten oder Falsetten) zu besetzen war lange Zeit die gängige Praxis. Manche
Herrscher hatten sogar Knaben oder Kastraten aus einer anderen Stadt zu ihrem Hof
fahren lassen, statt die Frauenrollen in einer Opernproduktion mit den dort vorhandenen
Sängerinnen zu besetzen. Generell ist aber zu behaupten, dass dort, wo Sängerinnen
überhaupt auftraten, wurde die weibliche Hauptrolle von einer Sängerin, die anderen
Frauenrollen von Männern gesungen.
Beispiel für eine „gemischte“ Besetzung: L’Andromeda von Francesco Manelli (1637). Hier
wurde die weibliche Hauptstimme von einer Sängerin (Maddalena Manelli, die Ehefrau des
Komponisten) und alle anderen Stimme von Sängern gesungen.
Beispiel für eine ausschließlich männliche Besetzung: L’Orfeo von Claudio Monteverdi
(1607). Hier wurde keine vollständige Besetzung überliefert, aber man kann vermuten,
dass hier keine Sängerin bei der Aufführung tätig war. Dafür spricht, das sowohl die
weibliche Hauptrolle (Euridice), als auch die allegorische Figur der Musik jeweils von
einem Kastraten gesungen wurden. Ferner steht im Text ein Bericht von Federico Follino,
in dem er schreibt, dass erst im Jahr 1608 (also einem Jahr nach der Aufführung des
Orfeo) erstmal Sängerinnen in Mantua öffentlich auftraten.
In Frankreich war die Situation anders. Hier wurden generell vom Beginn an Frauenrollen
von Sängerinnen und Männerrollen von Sängern gesungen. Das ist deswegen so, weil in
Frankreich keine Männerrolle in hoher Stimmlage geschrieben wurde und weil sie keine
Kastraten eingesetzt haben (die die Frauenrollen hätten übernehmen können). Wie auch
im Text steht, die erste Opernkompanie in Frankreich hatte 4 Sängerinnen und 7 Sänger,
was der ungleichen Einteilung der Frauen- und Männerrollen in der damaligen Oper
entspricht. Knaben oder Falsetten wurden für allegorische Figuren bzw. im Chor
eingesetzt.

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