You are on page 1of 5

Das Wappen von János Hunyadi aus dem

Jahre 1453

Autor(en): Bertényi, Iván

Objekttyp: Article

Zeitschrift: Archivum heraldicum : internationales Bulletin = bulletin


international = bollettino internazionale

Band (Jahr): 99 (1985)

Heft 1-2

PDF erstellt am: 27.06.2019

Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-746192

Nutzungsbedingungen
Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an
den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern.
Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in
Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder
Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den
korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden.
Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung
der Rechteinhaber erlaubt. Die systematische Speicherung von Teilen des elektronischen Angebots
auf anderen Servern bedarf ebenfalls des schriftlichen Einverständnisses der Rechteinhaber.

Haftungsausschluss
Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr für Vollständigkeit oder Richtigkeit. Es wird keine Haftung
übernommen für Schäden durch die Verwendung von Informationen aus diesem Online-Angebot oder
durch das Fehlen von Informationen. Dies gilt auch für Inhalte Dritter, die über dieses Angebot
zugänglich sind.

Ein Dienst der ETH-Bibliothek


ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz, www.library.ethz.ch

http://www.e-periodica.ch
— 9 —

Das Wappen von Jänos Hunyadi


aus dem Jahre 1453
von Ivân Bertényi

König Ladislaus V. (1444-1457) liess am Weiss (Silber) einen roten Löwen in der
1.Februar 1453 einen historisch und linken Vorderpranke eine Krone haltend
heraldisch äusserst wertvollen Wappenbrief (Abb. 1). Nach der ausführlichen Erklärung
ausstellen. Der Urkundenempfänger des lateinisch abgefassten Wappenbriefes
Jänos Hunyadi (Johannes de Hunyad) galt symbolisiert der sich aufbäumende
zu dieser Zeit als bekannte Persönlichkeit Löwe, dass Jänos Hunyadi als Reichsverweser
in ganz Europa. Er verbrachte einen grossen in den verworrenen Zeiten alles für
Teil seines Lebens im Kampf gegen die die Verteidigung der Rechte des Landes
türkische Expansion. Nachdem König und des Königs tat: Für die Anerkennung
Ladislaus I. (1440-1444) in der Schlacht bei
Warna ums Leben kam, wurde er von
den Leitern des Landes zum Reichsverweser
erwählt. In dieser Würde stand er in
einer von inneren Unruhen geprägten
Zeit (1446-1452) an der Spitze des
Landes1.
Das Familienwappen von Jänos Hunyadi
stellte einen schwarzen Raben dar. Nach
dem Zeugnis der Urkunde von 1453
wurde es bereits von seinen Vorfahren
(progenitores) geführt. Es gab auch
Forscher, die das Wappen auf die Zeit des
angelsächsischen Königtums vor der
Jahrtausendwende zurückzuführen
versuchten2. Vielmehr ist es vorstellbar, dass
das Wappen der von rumänischen Bojaren
stammenden, nach Ungarn eingewanderten
Familie auf eine Verwandtschaft mit
den walachischen Basarab Woiwoden
hinweist, eindeutige Beweise dafür fehlen
aber3.
Der Wappenbrief von Ladislaus V.
erweitert das Wappen von Hunyadi, in
Blau einen schwarzen Raben, einen goldenen
Ring im Schnabel haltend, wie folgt :

Der Schild wird viergeteilt, die Felder 1


Abb. 1. Das im Jahre 1453 erweiterte Wappen von Jänos
und 4 enthalten den Raben, die Felder 2 Hunyadi im Wappenbrief von König Ladislaus V. -1 Dl.
und 3 erhalten als Wappenmehrung in 24 762.
— 10 —

seiner Ehrenhaftigkeit galt das weisse Feld,


und seinen Mut in den blutigen Kämpfen
symbolisierte der rote Löwe. Sein
Verdienst, dass er Rechte und Güter der

Krone zurückerwarb, dass er sie mit allen


Mitteln verteidigte und dem König übergab
und schliesslich den König zur Herrschaft
über das Land führte, versinnbildlicht
das Wappen derart, dass der Löwe die
Abb. 2. Siegelfragment von Jänos Hunyadi aus 1454 mit
Krone mit seiner Vorderpranke darreicht4. dem in 1. und 4. Feld nach vorn schauenden Löwen (Dl.
14 846).
Der grösste heraldische Wert des
Wappenbriefes besteht darin, dass er die
Bedeutung der einzelnen Wappenbilder zwei Tiere dem in den Text eingeschriebenen
ausführlich erklärt. Dadurch ist er eines der
königlichen Namen den Rücken
frühesten Denkmäler der ungarischen kehren. Als das neu erhaltene Wappen auf
Wappensymbolik, obwohl die Bestrebung das Siegel übertragen wurde, hatte man
nach einer gewissen Symbolik bereits im
auf diesen Gesichtspunkt keine Sorge
Chapy-Wappenbrief von 1418 zu mehr zu verwenden : Auf dem fragmentarisch
beobachten ist. Hier bekam der
überlieferten Siegel eines vom Sommer
Wappenempfänger für die Verwundung seines
1454 datierten Briefes von Hunyadi
Auges einen vom Pfeil ebenfalls an seinem schauen Raben und Löwen alle nach
Auge getroffenen Löwen. Und nach der vorn6 (Abb. 2). Hunyadi führte übrigens
Erklärung des Kölkedy-Wappenbriefes auch nach der Wappenerweiterung sein
(1429) bedeutet der dort geschenkte früheres Wappen. Auf dem fragmentarischen
Adlerfuss: was die Empfänger mit den
Siegel eines im Frühling 1456
Krallen der Ergebenheit und der Tapferkeit ebenfalls von ihm geschriebenen Briefes
ergriffen, werden sie auch standhaft ist das Weiterleben des Rabenwappens
bewahren. und sein, mit dem erweiterten Wappen
Eine dem Wappenbrief von Hunyadi
paralleler Gebrauch zu beobachten7
ähnlich ausführliche, auf alle Elemente des (Abb. 3).
erweiterten Wappens eingehende Erklärung Auf der Mehrzahl der Wappenbriefe
kommt selbst in der späteren dieser Zeit sind die Helme silbern, König
ungarischen Heraldik selten
vor. Aus der Mitte Ladislaus verlieh aber Hunyadi ein Wappen
des 15. Jahrhunderts ist sie aber gerade von
mit goldenem Helm. Die ältere
unschätzbarem Wert5. Eine weitere Fachliteratur kam aufgrund der
Untersuchung
Besonderheit des 1453 verliehenen Wappens
einiger weiterer Wappen mit goldenen
ist es, dass die Erweiterung das alte Helmen zum Schluss, dass diese im Falle
Rabenwappen in seiner Einheit bestehen Ungarns keineswegs als eine hochadeligen
lässt. Der Löwe, den Hunyadi für seine
Verdienste bekam und der eine Krone
hält, erhielt ein neues Feld. Aus der
Wappendarstellung im Wappenbrief
schauen alle Tiere nach links, was in der
heraldischen Höflichkeit begründet ist. In
Ungarn war es Tradition, dass das Wappen
am Anfang des Wappenbriefes gemalt
wurde. Wären jedoch die Raben und die
Löwen alle nach rechts oder auch Abb. 3. Siegelfragment von Janos Hunyadi aus 1456 mit
gegeneinander gewendet, dann würden alle oder
-
dem alten Rabenwappen ohne Löwe (Dl. 15 046).
— 11 —

Personen gebührende Auszeichnung schlug er die zur Belagerung von Nändor-


betrachtet werden darf. Goldene Helme fehérvér (heute Belgrad) aufziehende
- des mittleren
-
wurden ausgenommen Hunyadi den mächtige Armee von Mehmed II.
Adels (1451-1481) zurück. Seine Person ist die
Angehörigen
geschenkt. Daraus folgt, dass der goldene erste in der Reihe der ungarischen Helden,
Helm im Ungarn des 15. Jahrhunderts welche die Türken vor Westeuropa
trotz der Meinung einiger westeuropäischer jahrhundertelang aufhielten und durch deren
Heraldiker nicht vornehmer als Opfer Ungarn von den Zeitgenossen bald
der silberne war8. Diese Argumentation den Namen «die Schutzmauer des
macht aber ein Wappenbrief zweifelhaft, Christentums » (propugnaculum christianitatis)
den König Sigismund (1387-1437) für bekam.
Miklös und Dénes Garäzda und Läszlö
Szilägyi am 24. Februar 1409 ausstellen
Hess. Nach diesem blieben Miklös Garäzda
und Läszlö Szilägyi in der Burg Zrebernyk
Elekes, Lajos: Hunyadi. Budapest, 1952, passim,
1

in Bosnien dem König auch dann treu, Mâlyusz, Elemér: A magyar rendi allam Hunyadi koräban.
nachdem der mächtige Gutsherr der (Der ungarische Ständestaat zur Zeit von Hunyadi).
Gegend, Hervoja (dux Spoleti) ihm Szäzadok, Budapest XCI. (1957). S. 16-123, 529-602,
Teke, Zsuzsa: Hunyadi Jänos és kora. (Jänos Hunyadi und
abtrünnig wurde und die Partei Ladislaus seine Zeit). Budapest, 1980, passim.
von Neapel ergriff Mit dem Wappenbrief 2Die Kritik dieser Auffassung: G. Vargha, Zoltän:
(Ist das Wappen der
verlieh Sgismund einen aus roten Flammen Familieeredetü-e a Hunyadiak cimere
Angol
Hunyadi von englischer Herkunft Turul, Budapest
wachsenden und einen grünen L. (1936). S. 83-84.
Zweig haltenden Steinbock in weissem 3Teke, Zsuzsa: op. cit. S. 82-84. Vgl. auch die frühere
Meinung von Marcel Stourdza-Saucesti Armoriai
:
Feld und bewilligte zugleich, dass, falls den roumain.
- Archivum Heraldicum, LXXXVII. (1973),
Beschenkten oder ihren Deszendenten Nr. 2—3. S. 28. Neuerdings widmete Stourdza-Saucesti
eine militärische Würde verliehen würde, eine selbständige Studie dem Ursprung des Wappens der
Familie Hunyadi. Hier deutet er — anderen Verfassern
die weisse Farbe des Schildes in eine folgend — die auf den Wappen der Familie Basarab
goldene verändert werden könne9. Aus überlieferten Vogeldarstellungen als Raben, und leitet das
dem Wappenbrief von 1409 folgt eindeutig, daher Rabenwappen der Familie Hunyadi mit voller Gewissheit
ab. (A propos des armoiries des Corvin de Hune-
dass das Gold
- jedenfalls in gewissen deara en Transylvanie. - Archivum Heraldicum, XC.
Fällen - als das vornehmere Metall galt. So (1976). S. 8—11.) Leider reichen die von ihm angeführten
Beweise nicht für eine Beantwortung der
ist es möglich, dass Hunyadi, dessen militärische Frage. Lajos Elekes deuteteendgültige
den Vogel der Familie Basarab
Verdienste noch zahlreicher waren — aufgrund einer ähnlichen Quellenbasis und der älteren
als die der Beschenkten des Wappenbriefes Fachliteratur — als einen Adler A havaselvi vajdäk cimere a
:

közepkorban. (Das Wappen der walachischen Woiwoden


von 1409, den goldenen Helm darum im Mittelalter.) Turul, XVI. (1942). S. 12-21. Stourdza-
bekam, weil es in der gegebenen Situation Saucesti bringt als Beweis seiner Argumentation auch
natürlich war, dass der Beschenkte auch eine solchedes Wappendarstellung, die seiner Meinung nach
armoiries des Corvin de Hunedeara... S. 9.
(A propos
weiterhin als Feldherr tätig blieb. Da Fig. 5.) durch die der Familie Hunyadi am 18. Oktober
jedoch zwischen der Ausstellung der 1409 ein Gut verleihende königliche Urkunde bekräftigt
wurde und auf der angeblich das Rabenwappen zu sehen
beiden Wappenbriefe mehr als vier ist. (« Confirme le blason des Corvin d'argent au corbeau
:

Jahrzehnte liegen, und da es in einem Fall um de sable tenant une bague d'or dans son bec.»). Das Wappen
die Farbe des Wappens, im anderen um wird weder vom ursprünglichen Exemplar der angeführten
Urkunde (Ungarisches Nationalarchiv, Collectio Ante-
den Helm geht, kann die Frage nicht mohacsiana Diplomatarium im weiteren: Dl, 9599;
- -
eindeutig beantwortet werdenl0. Faksimile Mätyäs kiräly Emlekköny v [Gedenkbuch König
:

Matthias]. Budapest, 1942. I. S. 21) noch von ihrer vom


Jänos Hunyadi erhielt für seine in der 10. Februar 1410 datierten Transkription (Dl. 37592;
Verteidigung des Vaterlandes gezeigte Faksimile Mätyäs kiräly Emlekkönyv, I. S. 29) erwähnt.
:

Tapferkeit schon 1453 den roten Löwen, Aufgrund der Vogeldarstellungen halten wir zwar die
des Raben der Familie Hunyadi vom Basarab-
obwohl er seine grösste Waffentat erst Ableitung Wappen (und auch die Verwandtschaft der beiden Familien)
danach vollbrachte: Im Sommer 1456 für möglich, trotzdem können wir aber weder mit-
— 12 —
5
der Argumentation von Stourdza-Saucesti einverstanden R. Kiss, Istvan: Természetes âbràzolâs a magyar heraldikd-
sein, noch die Tatsache der heraldisch-genealogischen ban. (Natürliche Darstellung in der ungarischen Heraldik.)
Verbindung als bewiesen annehmen. Turul, XXI. (1903) S. 163-164.

Que enim forma leonis rubri in campo albo in statu et
6
Dl. 14 846. Ähnlich (aus dem Jahre 1453): Dl. 14 662.
modo supra expresse addita conspicitur, significat antefa- 7
Dl. 15 046. — Diese Variante ohne Löwe war auch in
tum comitem Johannem superioribus nostre absentie Westeuropa bekannt. Conrad Grünenberg stellt sie in
temporibus, quibus videlicet post sedatum huius regni seinem Wappenbuch von 1483 wie folgt dar: In Gold ein
nostri disturbium ipse Comes Johannes officium Guberna- schwarzer Rabe, in seinem Schnabel einen roten Ring
cionis Generalis cum suo honore et onere sustulit nostro haltend. Vgl. Des Conrad Grünenberg Ritters und Burgers zu
nomine et supportavit ea omnia que pro defensione Regni Costenz Wappenbuch, volbracht am nünden tag des
nostri et nostre jure tuendo opportuna fuere in sincere fide Abrellen, do man zalt tusent vierhundert drü und achtzig
et solicitudine que sinceritas per colorem album designatur, jar; in Farbendruck neu herausgegeben von Dr. Graf
egit, exercuit et operatus est. In quibus quoniam virtuosa Stillfried-Alcantara und A. M. Hildebrandt, Görlitz,
bella plurima suo et suorum sanguine resperso magno 1875, Fol. CXIV.
animo et leonina ut dicere soient audacia plerumque 8Csoma, Jözsef: Zsigmond kiraly czimereslevelei. (Die
confecit, pugnanti leoni et eruento non indigne assimilatus Wappenbriefe des Königs Sigismund.) Turul, XIV. 1896,
est, quod autem additum est leonem ipsum altero suorum S. 11-12.
9
anteriorum pedum coronam auream tenere et offere «arma duximus conferenda tali modo, quod quicun-
aperte désignât, quod Comes Johannes supradictus, Corone que ex eisdem vel ipsorum heredibus legittimis militari
nostre Jura et possessionem eorundem suis laboribus, dignitate fuerint conspicui, hi in premissis armorum
suisque sudoribus ab impugnantium manibus erepta et insigniis album colorem mutari possint in aureum...».
fideliter conservata, devota promtitudine maiestati nostre Fejérpataky, Läszlö: Monumenta Hungariae Heraldica, I.
obtulit ac restituit suaeque precipua assistencia, nos ad Budapest, 1901, No. 1. S. 32—33.
eorum regimen féliciter introduxit.» - Dl. 24 762., ed.: 10
Von der Vornehmheit der goldenen Farbe zeugt eine
Nyäri, Albert: A heraldika vezérfonala. (Leitfaden der frühe, vom 23. Oktober 1327 datierte Donation für
Heraldik). Budapest, 1886, S. 120-121. Äldäsy, Antal: «magister Donch»: Obergespan von Altsohl, ein Zimier,
Catalogus Bibliothecae Musei Nationalis Hungarici II. « quociescunque nos cum nostris hostibus personale inimus
Litterae armales, II/l. Budapest, 1923, Nr. 42, S. 48-49. conflictum, tu tue persone arma et armorum quelibet
Seine Abbildung: Archivum Heraldicum, XC. (1976). insignia detectiva atque cristam et vexillum habeas et
S. 10. Seine farbige Abbildung : Bertényi, Ivan : Kis magyar induas deaurata et sive pure per omnia accendas in auro...»
cimertan. (Kleine ungarische Wappenkunde.) Budapest, Àldâsy, Antal: Catalogus Bibliothecae Musei Nationalis
1983. S. 54, Abb. 58. Hungarici II. Litterae armales, 1200—1868. Budapest, 1904.
N. II. S. 3. Vgl.: Fejérpataky, op. cit. S. 34.

Adresse des Autors: Ivan Bertényi, Gaal Jözsef üt 24, H-l 122 Budapest XII

You might also like