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Ecofys
Daniel Hunke
Vivian Schüler
Marum
iii
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung ................................................................................................. 1
3.9 Fischerei............................................................................................ 65
v
6 Analyse der morphologischen Stabilität.................................................. 83
6.1 Datengrundlage.................................................................................. 84
vi
Abbildungsverzeichnis
vii
Abbildung 28 Morphodynamischer Raum für das Gesamtgebiet basierend auf
Messdaten der zuständigen Behörden von 1982 bis 2008. Grau unterlegt
sind Flächen ohne, oder mit fehlerhaften Daten. Die Grenzen der
Nationalparks sind in grün eingezeichnet. ......................................... 89
Abbildung 29 Seekarte 90 (Emsmündung) Ausgabe 2007 überlagert mit SKN Nulllinie
der Seekarte von 1980 (rot). .......................................................... 90
Abbildung 30 Seekarte 90 (Emsmündung) Ausgabe 2007 überlagert mit SKN 10m der
Seekarte von 1980 (rot). ............................................................... 91
Abbildung 31 Ausschnitt aus Seekarte 90 (Emsmündung): Buhnen am Westkopf der
Insel Borkum, als veränderlich markierte Bereiche, Hafenzufahrt Borkum
.................................................................................................. 92
Abbildung 32 Seekarte 2 (Mündungen der Jade und Weser) Ausgabe 2007 überlagert
mit SKN Nulllinie der Seekarte von 1980 (rot). .................................. 93
Abbildung 33 Seekarte 2 (Mündungen der Jade und Weser) Ausgabe 2007 überlagert
mit SKN 10m Linie der Seekarte von 1980 (blau). ............................. 94
Abbildung 34 Seekarte 07 (Jade Innerer Teil) Ausgabe 2007 überlagert mit SKN
Nulllinie (links) und 10m Linie (rechts) der Seekarte von 1980 (rot). .... 94
Abbildung 35 Seekarte 04 (Weser) Ausgabe 2007 überlagert mit SKN Nulllinie (links)
und 10m Linie (rechts) der Seekarte von 1980 (rot)........................... 95
Abbildung 36 Seekarte 44 (Mündungen der Elbe und Weser) Ausgabe 2007 überlagert
mit SKN 0m Linie der Seekarte von 1980 (blau). ............................... 96
Abbildung 37 Seekarte 44 (Mündungen der Elbe und Weser) Ausgabe 2007 überlagert
mit SKN 0m Linie der Seekarte von 1980 (blau). ............................... 97
Abbildung 38 Morphodynamischer Raum für den Zeitraum 1982-2005 im Bereich der
Außenems.................................................................................... 99
Abbildung 39 20 jährige Differenzen der Morphologie (2005-1984). ......................100
Abbildung 40 Links: 15-jährige (2005-1990) und rechts: 13-jährige (1995-1982)
Differenzen der Morphologie im Bereich der Außenems ......................101
Abbildung 41 Morphodynamischer Raum für den Zeitraum 1982-2005 im Bereich der
Außenjade. .................................................................................102
Abbildung 42 12-jährige Differenzen 1984-1996 im Bereich der Außenjade............103
Abbildung 43 21-jährige morphologische Differenzen der BSH Peilungen 1984 und
2005 im Untersuchungsbereich Jade. ..............................................104
Abbildung 44 Isolinien der BSH Peilungen 1984 (rot) und 2005 (blau) im
Untersuchungsbereich Jade. ..........................................................104
Abbildung 45 Morphodynamischer Raum für den Zeitraum 1982-2005 im Bereich der
Außenweser. ...............................................................................105
Abbildung 46 Morphologische Differenzen der WSA Peilungen 1990 und 2001 im
Untersuchungsbereich Außenweser. ................................................106
Abbildung 47 Morphodynamischer Raum für den Zeitraum 1982-2005 im Bereich der
Außenelbe...................................................................................107
Abbildung 48 22 jährige Differenzen (2005-1983) im Untersuchungsbereich
Außenelbe...................................................................................108
Abbildung 49 6m Isolinie der BSH Peilungen 1983 (blau) und 1996 (lila) und 2007
(rot) im Untersuchungsbereich Außenelbe .......................................109
viii
Abbildung 1 Anzahl der Jahrgänge bathymetrischer Daten des BSH: Überdeckung der
bathymetrischen Daten des BSH für die Jahre 1982 bis 2008 im Gauß-
Krueger Bezugssystem 2 .............................................................. 155
Abbildung 2 Anzahl der Jahrgänge bathymetrischer Daten des BSH: Überdeckung der
bathymetrischen Daten des BSH für die Jahre 1982 bis 2008 im Gauß-
Krueger Bezugssystem 3 .............................................................. 156
Abbildung 3 Anzahl der Jahrgänge bathymetrischer Daten des WSA-Emden im Gauß-
Krueger Bezugssystem 2. ............................................................. 156
Abbildung 4 Anzahl der Jahrgänge bathymetrischer Daten des WSA-Cuxhaven im
Gauß-Krueger Bezugssystem 3. .................................................... 157
Abbildung 5 Anzahl der Jahrgänge bathymetrischer Daten des WSA-Bremerhaven im
Gauß-Krueger Bezugssystem 3. .................................................... 157
ix
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1 Trassen für den Netzanschluss von Offshore-Windparks in der AZW der dt.
Nordsee ............................................................................................. 7
Tabelle 2 Übersicht über die Eigenschaften der Übertragungssysteme .................... 17
Tabelle 3 Kostenverhältnisse der Beschaffung und Verlegung von Seekabeln .......... 30
Tabelle 4 Übersicht Verlegetechniken ................................................................ 31
Tabelle 5 Anwendungsbereiche von Prozess-Simulationsmodellen nach Heyer et al.
(2007) und Van Rijn (2004) ................................................................ 74
Tabelle 6 Anteil des morphodynamischen Raumes an der Jadetrasse ....................119
Tabelle 7 Geodatenquellen ..............................................................................147
x
Kartenverzeichnis
xi
1 Einleitung
Der Ausbau der Windenergie in Deutschland bildet einen Grundpfeiler für die
Erreichung der ambitionierten deutschen und europäischen Ausbauziele für
erneuerbare Energien im Stromsektor. Die Bundesregierung verfolgt das Ziel, den
Anteil erneuerbarer Energien an der Stromversorgung bis zum Jahr 2020 auf
mindestens 30 Prozent und danach kontinuierlich weiter zu erhöhen (Deutscher
Bundestag, 2008). Gemäß der Strategie der Bundesregierung sollen im Jahr 2030
etwa 15 Prozent des Stromverbrauchs durch die Nutzung der Offshore-Windenergie in
der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) gedeckt werden (BMU, 2002).
Dies entspricht langfristig einer erzeugten Strommenge von 85 bis 100 TWh und einer
installierten Leistung von 20.000 – 25.000 Megawatt (MW).
Dabei ist es erklärtes Ziel der Bundesregierung, den Ausbau der Offshore-
Windenergienutzung auch umwelt- und naturverträglich sowie volkswirtschaftlich
sinnvoll zu gestalten. Dies betrifft nicht nur den Bau und den Betrieb der
Windenergieanlagen selbst, sondern auch das Legen und den Betrieb der für den
Stromtransport notwendigen Seekabeltrassen vom Windpark bis zu dem Anschluss an
das landseitige Übertragungsnetz. Diese Netzanbindungen stehen im Fokus der
vorliegenden Studie.
In den Mündungsbereichen der Flüsse sowie den angrenzenden Bereichen stehen dem
Bau und sicheren Betrieb von Seekabeln jedoch möglicherweise die Belange der
Schifffahrt sowie eine hohe morphologische Dynamik des Gewässerbodens entgegen.
Letzteres bedeutet, dass Strömungen den Gewässerboden über die Zeit so stark
verändern könnten, dass die gewünschte minimale Legetiefe von Seekabeln nicht
gesichert wäre. Dies würde die technische Umsetzung einer Netzanbindung gefährden,
die Nationalparks umgeht indem Flussmündungen genutzt werden.
1
Die Querung eines Nationalparks kann nach geltendem Recht nur dann zugelassen
werden, wenn eine Umgehung (z.B. durch Legung in den Flussmündungsbereichen)
nicht sinnvoll möglich ist; in einem solchen Fall ist ein – vermutlich langwieriges –
Verfahren eine Befreiung von den Verboten des Nationalparkgesetzes zu erwirken. Vor
dem Hintergrund der geplanten Dimension und des (aus Sicht des Klimaschutzes
sowie der Versorgungssicherheit notwendigen) ambitionierten Zeitplans des Ausbaus
der Offshore-Windenergienutzung in Deutschland, geht diese Studie daher der Frage
nach, ob es einerseits technisch machbar ist, die Netzanbindungen in den
Flussmündungen der Elbe, Weser, Jade und Ems (im Folgenden:
Untersuchungsgebiet) zu legen und ob dies andererseits mit Blick auf die
verschiedenen Nutzungs- und Schutzinteressen im Untersuchungsgebiet durchsetzbar
erscheint.
Die vorliegende Studie bildet damit den Ausgangspunkt für die weitere Entwicklung
eines Konzepts, mit dem die Netzanbindung der Offshore-Windenergie in der
deutschen AWZ möglichst natur- und umweltverträglich, kostenoptimal und sicher
realisiert werden kann.
Die tagespolitische Bedeutung der Fragestellung der vorliegenden Studie wird u. a. vor
dem Hintergrund des durch das Niedersächsische Ministerium für Ernährung,
Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung eingeleitete Verfahren zu
einer Fortschreibung des Landes-Raumordnungsprogramms deutlich: eines der
wesentlichen Themen dieses Verfahrens bildet die Netzanbindung der Offshore-
Windenergie. Bereits 2008 wurde festgelegt, dass der bis 2015 zu erwartende
Offshore-Windstrom aus der AWZ, neben der sog. Norderney-Trasse, nur über eine
zusätzliche Trasse vorrangig außerhalb des Nationalparks „Niedersächsisches
Wattenmeer“ transportiert werden soll (ML, 2008 a). Explizit heißt es dazu im Landes-
Raumordnungsprogramm (ML, 2008 a, Ziffer 08 Satz 1-4):
Die vorliegende Studie soll daher auch einen Beitrag dazu leisten, geeignete
alternative Trassen außerhalb des Nationalparks „Niedersächsisches Wattenmeer“ zu
bewerten.
2
1.2 Methodik und Aufbau der Studie
Die vorliegende Studie ist von Ecofys (Kapitel 2, 3 und 7) in Kooperation mit dem
MARUM - Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen MARUM
(Kapitel 4, 5, 6) erstellt worden. Die Untersuchungen unterteilen sich in drei
thematische Einheiten (siehe Abbildung 1). Die Studie ist wie folgt aufgebaut:
Die Ergebnisse aus den Untersuchungen der drei thematischen Einheiten (1) räumliche
Ansprüche, (2) Nutzungskonkurrenzen und (3) morphologische Stabilität werden in
Kapitel 7 zusammengeführt und integrativ analysiert. Im Ergebnis werden zum einen
diejenigen Bereiche identifiziert, die aus morphodynamischer Sicht eine relativ sichere
Lage für Trassenkorridore zur Netzanbindung der in der deutschen AWZ geplanten
Offshore-Windparks bilden können und zum anderen werden die zu erwartenden und
mit diesen Trassenkorridoren verbundenen Konfliktpotenziale auf Basis der
katalogisierten und verorteten Nutzungskonkurrenzen beschrieben.
3
Zwei besondere Herausforderungen bestanden bei der Erstellung der vorliegenden
Studie darin, dass einerseits die Erfahrungen mit der Verlegung von stromführenden
Seekabeln in Gebieten, deren Gewässerböden ähnliche Eigenschaften wie die Böden
im Untersuchungsgebiet dieser Studie aufweisen, begrenzt und häufig nur
unzureichend dokumentiert sind. Und dass andererseits die Ableitung von Aussagen
zur morphodynamischen Stabilität sowie die Verallgemeinerung dieser Aussagen für
das Untersuchungsgebiet auch unter Fachleuten heftig umstritten bleiben.
4
2 Räumliche Ansprüche der Kabelanbindung
Dieses Kapitel stellt die räumlichen Ansprüche der Kabelanbindung dar. Hierfür wird
zunächst die einzuspeisende Strommenge bzw. die benötigte Übertragungsleistung zur
Netzanbindung der in der deutschen AWZ der Nordsee geplanten Offshore-
Windenergie ermittelt. Im zweiten Schritt werden die in Frage kommenden
Übertragungstechnologien beschrieben und in ihrer grundsätzlichen Eignung für die
Netzanbindung der OWP beurteilt. Anschließend werden verschiedene
Kabellegetechniken und ihr Anwendungsbereich vorgestellt; dabei sind die zum Teil
unzureichend dokumentierten Erfahrungen mit der Legung von stromführenden
Seekabeln in Gebieten, deren Gewässerböden ähnliche Eigenschaften wie die Böden
im Untersuchungsgebiet dieser Studie aufweisen, durch Hinweise und Einschätzung
einschlägiger Expertinnen und Experten angereichert worden. In einem vierten Schritt
wird beschrieben, welche Abstände zwischen den Kabeln mehrerer System eingehalten
werden müssen und welche Trassenbreite(n) sich hieraus ergeben. Am Ende dieses
Kapitels werden die Schlussfolgerungen aus den räumlichen Ansprüchen für die
weiteren Untersuchungen zusammengefasst und der Raumbedarf einer
exemplarischen Beispieltrasse bestimmt.
Der Zeithorizont der vorliegenden Studie erstreckt sich bis zum Jahr 2030. Den
aktuellen Stand der Genehmigung von Offshore-Windparks und ihrer Netzanbindungen
in der Nordsee stellt Abbildung 2 dar. Um geeignete Annahmen für die zu
übertragende Leistung der Kabelanbindung von Offshore-Windparks in der deutschen
Nordsee – und damit für die Anzahl der benötigten Kabelverbindungen – zu treffen,
wird der erwartete zukünftige Ausbau der Offshore-Windenergie untersucht.
Die Bundesregierung stellte im Jahr 2002 eine Strategie zur Windenergienutzung auf
See vor. Darin wurde das langfristige Potenzial (bis zum Jahr 2030) für Nord- und
Ostsee, auf 20 000 bis 25 000 Megawatt installierter Leistung (BMU, 2002) geschätzt.
Die dena-Netzstudie Teil II arbeitet in Anlehnung an die Strategie der
Bundesregierung mit Szenarien von 20.000 MW aus Offshore-Windparks, die bis zum
Jahr 2020/25 ins deutsche Stromnetz eingespeist werden.
5
Abbildung 2 Übersicht über Offshore-Windparks und ihrer Netzanbindung in der Nordsee
Der im Juni 2008 vom BSH veröffentlichte Entwurf des Raumordnungsplans für die
AWZ weist der Offshore-Windenergienutzung dagegen Flächen zu (Vorranggebiete für
Windenergie und bereits genehmigte OWP), die nur für ca. 10.000 MW (bei
Verwendung von 5 MW-Turbinen) Platz bieten. Die an die raumordnerischen
Vorranggebiete geknüpfte Ausschlusswirkung ist allerdings sehr umstritten und wird
sehr wahrscheinlich in der endgültigen Fassung des Raumordnungsplans nur noch für
Natura2000-Gebiete gelten (ROV-AWZ, 2008).
In einer im Auftrag der E.ON Netz GmbH vom Bremer Energie Institut und der DEWI
GmbH im Jahr 2007 angefertigten Studie (DEWI, 2007) wurde unter Berücksichtigung
der zu erwartenden Engpässe in der Herstellung von Offshore-Turbinen, der
Installationsressourcen (Spezialschiffe, Hubplattformen) und Seekabeln mit dem
Baubeginn von 10 OWP bis Ende 2011 (660 WEA, 3.100 MW Installation) gerechnet.
Die Studie kommt nach der Recherche von 30 OWP Planungen allerdings auch zu dem
Schluss, dass aufgrund der Unsicherheiten bei den Bauplanungen und der
Konkurrenzsituation der verschiedenen OWP keine Aussagen über die räumliche
Verteilung der Projekte gegeben werden können. Ein differenzierteres Szenario wurde
im Rahmen der TradeWind-Studie veröffentlicht (G van der Toorn, 2007). Dieses stellt
für eine Abfolge von Jahren bis zum Horizont 2030 jeweils niedrige, mittlere und hohe
Installationszahlen zusammen.
6
Die Auswertung der hier vorgestellten Ausbauszenarien führt zu dem Schluss, dass in
der vorliegenden Studie die Ausbauzahlen der BMULeitstudie 2008 verwendet werden
sollten. Da aber keine der oben genannten Studien Schlüsse auf die genaue Aufteilung
der installierten Leistung auf die Nord und Ostsee zulassen, wird im Folgenden die
folgende grundlegende Annahme getroffen:
Es sind maximal 20.000 MW OffshoreWindstrom aus der AWZ der deutschen Nordsee
über Trassenkorridore ans Verbundnetz anzuschließen.
Die Untersuchungen und Ergebnisse der vorliegenden Studie müssen unter dem
Gesichtspunkt betrachtet werden, welcher Anteil dieser 20.000 MW tatsächlich durch
eine Netzanbindung in den Flussmündungen der Elbe, Weser, Jade und Ems
erschlossen werden kann. Bei diesen Betrachtungen ist außerdem zu berücksichtigen,
dass gleichzeitig ein großer Anteil der OffshoreWindparks in der AZW der deutschen
Nordsee über Trassen angeschlossen wird, deren Planung weit fortgeschritten ist oder
die in Teilen bereits umgesetzt worden sind. Weitere Angaben zu den drei in Abbildung
2 dargestellten Netzanbindungen sind Tabelle 1 zu entnehmen. Ihre gesamte
Übertragungskapazität beträgt rund 6.000 MW. Sofern diese Trassen tatsächlich wie
geplant realisiert werden sind bis zum Jahr 2030 OffshoreWindparks mit einer
Leistung von bis zu 14.000 MW auf weiteren Trassen anzuschließen.
Tabelle 1 Trassen für den Netzanschluss von OffshoreWindparks in der AZW der dt. Nordsee
Quellen: 1 (MU, 2009) und (neue energie, 2007), 2 (transpower, 2009) und (Alpha Ventus, 2009),
3
(SH MI, 2008)
7
2.2 Eigenschaften der Übertragungstechnologien
Im Folgenden werden die Eigenschaften von vier Technologien zur Übertragung von
Strom auf See erläutert:
Grundsätzlich wird darauf hingewiesen, dass sich die bis heute gesammelten
praktischen Erfahrungen mit diesen Technologien und ihrer jeweiligen
Ausführungsvarianten zum Teil erheblich voneinander unterscheiden. Im Fazit am
Ende dieses Unterkapitels wird deshalb eine Experteneinschätzung zur Definition des
heutigen „Stands der Technik“ gegeben und Annahmen zur weiteren
Technologieentwicklung mit Blick auf den untersuchten Zeithorizont des Projekts bis
zum Jahr 2030 getroffen. Auf diesen Annahmen bauen die weiteren Untersuchungen
innerhalb der Studie auf.
8
2.2.1.1 Dreileiterkabel
Dreileiterkabel auf noch höheren Spannungsebenen, zum Beispiel 380 kV HV-AC sind
heute nicht verfügbar und werden voraussichtlich auch innerhalb des Zeithorizonts
dieser Studie keine besondere Relevanz haben. Sie werden daher nicht weiter
betrachtet.
a) b)
Abbildung 3 Aufbau dreiphasiger VPE-isolierter Seekabel;
9
Übertragungsleistung
Die maximal mögliche Übertragungsleistung von Dreileiterkabeln wird, wie bei allen
Drehstromkabeln, durch die Ladeströme für die Kabelkapazitäten begrenzt: je länger
das Kabel desto größer die Kapazität, die durch den Wechselstrom geladen werden
muss und desto geringer der zur Übertragung der Wirkleistung verfügbare Strom
(“derating”). Die Ladeströme können durch Kompensationsanlagen an den Kabelenden
oder auf der Kabelstrecke (Zwischenkompensation) begrenzt und damit die maximal
mögliche Übertragungslänge vergrößert werden. Beim Anschluss von Windparks auf
See wird üblicherweise nur am landseitigen Ende des Kabels kompensiert, so dass die
hier für jeden Kabeltyp angegebene Übertragungsleistung von einer
Übertragungslänge ausgeht, bei der keine Zwischenkompensation notwendig ist.
Unter den genannten Annahmen beträgt die Grenzleistung eines 30 bis 36 kV-
Dreileiterkabels etwa 25 bis 50 MegaVoltAmpere (MVA)1 (Burges et al., 2009).
150/170-kV-Drehstromkabel können, je nach Übertragungslänge, rd. 210 MW
übertragen (Burges et al. 2009). Für die derzeit geplanten Pilotphasen der Windparks
von bis zu 400 MW bedeutet dies, dass zwei solcher Dreileiterkabel verlegt werden
müssen (Brakelmann et al., 2008).
Bei der weiter entwickelten, aber noch nicht kommerziell verfügbaren, Variante mit
220/245 kV wird die Grenzleistung eines solchen Kabels mit rd. 290 MW erreicht
(Burges et al., 2009).
2.2.1.2 Einleiterkabel
1
MVA ist die Einheit, in der die sog. Scheinleistung einer Übertragungsstrecke oder eines Konverters angegeben wird. Die zugehörige
elektrische Wirkleistung in Megawatt (MW) hängt vom sog. Leistungsfaktor ab und liegt üblicherweise rund 5-10 Prozent unter dem Wert der
Scheinleistung.
10
Allerdings müssen diese Einleiterkabel für den Einsatz auf See im Gegensatz zu
Landkabeln mit einer Kupferarmierung verstärkt werden, um Beschädigungen
vorzubeugen. Die in dieser Kupferarmierung induzierten Wechselströme erhöhen dabei
die Verluste. Abhilfe schafft hier theoretisch das sogenannte „crossbonding“, bei dem
die Leiterschirme der Einleiterkabel in regelmäßigen Abständen gekreuzt werden; dies
ist im Gegensatz zum Einsatz auf Land allerdings auf See nur sehr begrenzt möglich.
Außerdem treten durch den relativ großen Abstand zwischen den Phasen um die
einzelnen Kabel hohe Magnetfelder auf.
Der Einsatz von Einleiterkabeln auf See bleibt daher voraussichtlich auf wenige
Anwendungen beschränkt. Einleiterkabel werden dagegen häufig an Land zum Einsatz
kommen, um die auf See erzeugte Windenergie weiter ins Landesinnere zum nächsten
Netzanschlusspunkt zu transportieren. Die folgenden Ausführungen orientieren sich
daher an landbasierten Systemen.
Einleiterkabel können nach dem Stand der Technik bis zu einer Spannung von
220/245 kV eingesetzt werden, wobei ihre Verlegung jedoch wie dargestellt viel
aufwändiger ist als die von Dreileiterkabeln. Einleiterkabel auf noch höheren
Spannungsebenen, zum Beispiel 380 kV, wurden für den Einsatz an Land bis heute nur
über sehr kurze Distanzen verwendet und wurden für den Einsatz auf See bis heute
nur ein einziges Mal eingesetzt (Evenset et al., 2007): Der Kabelhersteller Nexans
hatte bereits in (Balog, 2003) VPE-isolierte 400-kV-Einleiterkabel für den Einsatz auf
See vorgeschlagen, die zur Verlustminimierung durch eine zum Innenleiter etwa
querschnittsgleiche Kupferarmierung verstärk werden. Solche Einleiterkabel werden
aber sehr viel Material und Gewicht aufweisen.
Übertragungsleistung
Auch bei Einleiterkabeln hängt die Übertragungsleistung von der Übertragungslänge
und ggf. vorhandenen Zwischenkompensationen ab. Beim Anschluss von Windparks
auf See wird üblicherweise nur am landseitigen Ende des Kabels kompensiert, so dass
– unter der Annahme dass solche Systeme in Zukunft auch für den Einsatz auf See
2
Zusätzlich zu den Herausforderungen in der technischen Entwicklung von 380 kV HV-AC Kabeln stellt sich ein weiteres Problem bei der Prüfung
solcher Kabel dar. Denn die Geräte zur Prüfung von 380 kV HV-AC-Kabeln einiger Dutzend km Länge sind sehr groß und teuer. Die Kabel
müssen aber stets zweimal getestet werden, einmal nach der Herstellung in der Fabrik und ein zweites Mal nach der Installation auf See.
11
verfügbar würden – die hier für jeden Kabeltyp angegebene Übertragungsleistung von
einer Übertragungslänge ausgeht, bei der keine Zwischenkompensation notwendig ist.
Unter den genannten Annahmen können dreiphasige Systeme mit Einleiterkabeln und
einer Spannung von 220/245 kV dem Stand der Technik entsprechend etwa 450 MW
übertragen.
Die Leistungsgrenze der von Nexans realisierten Lösung, die durch die
Einleiterkabelkonstruktion den Übergang auf die 400-kV-Ebene erlaubt, beträgt nach
(Evenset et al., 2007) für Dauerlast rd. 1000 MVA (ca. 900 MW) für ein System mit
drei Einleiterkabeln eines Querschnitts von 1 200 mm2 und einer Übertragungslänge
von 100 km.
Es wird allein auf die Angabe von Nexans verwiesen, nach der mit der
Einleiterkabelkonstruktion in der 400 kV-Ebene für eine Dauerlast von rd. 1 000 MVA
(ca. 900 MW) eine Übertragungslänge von 100 km erreicht wird (Evenset et al.,
2007).
Grundprinzip
Die älteste HV-DC-Technologie verwendet Thyristoren als Schaltelemente in der
Konverter-Station und wird als “High Voltage Direct Current Line Commutated
Converter” (LCC HV-DC) bezeichnet.
12
Die LCC HV-DC Technologie hat einige Nachteile, die den Netzanschluss von
Windparks auf See erschweren:
Die Regelbarkeit der Leistungsübertragung (Blind- und Wirkleistung) ist begrenzt.
Es bedarf stets einer informationstechnischen Verbindung zwischen den
Konverter-Stationen, um einen reibungslosen Betrieb gewährleisten zu können.
Für den Betrieb der Konverter-Stationen ist auf beiden Seiten der
Übertragungsstrecke ein starkes Drehstromnetz notwendig.
Die Konverter-Station hat relativ große Abmessungen: 8 bis 10 mal größer als ein
AC-Umspannwerk gleicher Leistung.
Der Vorteil der LCC HV-DC Technologie ist dagegen, dass sehr hohe Leistungen (bis zu
mehreren tausend MW) mit geringen Verlusten über große Entfernungen transportiert
werden können:
Die Übertragung mit DC-Systemen ist nicht entfernungsabhängig;
Die Volllast-Verluste in einem LCC HV-DC-Konverter betragen nur 0,6% - 0,7%
pro Konverter-Station;
Die Stand-by-Verluste in einem LCC HV-DC-Konverter betragen nur 0,1% pro
Konverter-Station.
Wie bereits erwähnt, zeigt die LCC HV-DC-Technologie jedoch einige entscheidende
Nachteile, so dass davon ausgegangen wird, dass sich die Technologie eher weniger
für den Anschluss von Windparks auf dem Meer eignet. Daher wird diese Technologie
für die weiteren Untersuchungen in dieser Studie ausgeschlossen.
Grundprinzip
Im Jahre 1997 wurde eine neue HV-DC-Technologie, die VSC HV-DC-Technologie
(“High Voltage Direct Current Voltage Source Converter”) eingeführt, die Transistoren
als Schaltelemente in der Konverter-Station verwendet. Diese Technologie weist eine
sehr gute Regelbarkeit von Wirk- und Blindleistung auf.
Die neue VSC HV-DC-Technologie hat gegenüber der traditionellen LCC HV-DC-
Technologie weitere Vorteile:
Die Konverter-Stationen können unabhängig voneinander betrieben werden: es
bedarf keiner informationstechnischen Verbindung zwischen den Stationen.
Die Konverter-Stationen benötigen für den reibungslosen Betrieb kein starkes
Drehstromnetz an den Enden der Übertragungsstrecke. Diese Technologie bietet
sogar im Prinzip die Möglichkeit, den Versorgungswiederaufbau eines
Drehstromnetzes nach einem Blackout zu unterstützen.
Die Konverter-Stationen benötigen deutlich weniger Platz als die herkömmliche
LCC HV-DC-Technologie, nehmen aber immer noch etwa um einen Faktor von 2,5
bis 3 mehr Fläche als ein AC-Umspannwerk vergleichbarer Leistung ein.
13
Wegen dieser Vorteile wird die VSC HV-DC-Technologie für den Anschluss von
Windparks auf See, neben Varianten in Drehstromtechnik, bevorzugt zum Einsatz
kommen. Die Technologie hat allerdings auch zwei wesentliche Nachteile:
Durch den Einsatz von teuren leistungselektronischen Komponenten fallen die
Investitionskosten deutlich höher als für die konventionelle LCC HV-DC-
Technologie aus.
Die Verluste in den Konvertern sind (zurzeit noch) deutlich höher als für die
konventionelle LCC HV-DC-Technologie: in der Regel 1,6% pro Konverter-Station
bei voller Last und noch größeren anteiligen Verlusten, wenn sich der Umrichter
im Teillastbetrieb befindet. Die durchschnittlichen Verluste betragen damit etwa
2,2% pro Konverter-Station.
Derzeit gibt es zwei Hersteller für die VSC HV-DC-Technologie: ABB und Siemens.
Allerdings hat nur ABB derzeit tatsächlich kommerzielle VSC HV-DC-Systeme in
Betrieb.
Darüber hinaus ist abzusehen, dass zukünftig eine verbesserte Version der VSC HV-
DC-Technologie mit niedrigeren Verlusten und zu geringeren Investitionskosten
entwickelt wird. ABB erwartet, dass diese Technologie im Zeitraum 2013 – 2014
kommerziell verfügbar sein wird. Die technischen Spezifikationen für ein solches
System sind derzeit aber noch nicht bekannt. Solche Systeme werden daher in dieser
Studie nicht als Stand der Technik betrachtet.
Übertragungsleistung
Der heutige Stand der Technik wird durch den zurzeit ersten Netzanschluss eines
Windparks auf See mit einem 400-MW VSC HV-DC-System auf einer Spannung von
±150-kV festgelegt (ABB BorWin1 2009).
Im Zeithorizont dieser Studie kann aber davon ausgegangen werden, dass eine
Verdoppelung dieser Übertragungskapazität durch Übergang auf eine Spannungsebene
von ±300-kV möglich ist. Ein solches System wurde bisher nur auf Land und nur mit
einem Pol, jedoch nicht auf See eingesetzt (ABB Caprivi Link, 2009). Dieses System
verwendet die gleiche Art von Kabeln, jedoch mit einer stärkeren VPE-Isolierung um
den Betrieb bei höherer Spannung zu ermöglichen. Mit ähnlichen Durchmessern wie
bei dem bereits existierenden System (400 mm2 bis 2.500 mm2) lassen sich je Paar
einphasiger Seekabel mit Kupferleiter Leistungen von 400 MW bis 1.200 MW
transportieren. Für die weiteren Untersuchungen werden für die
Übertragungskapazität von VSC HV-DC-Systemen rund 1 000 MW angenommen.
14
2.2.2.3 Vermaschter Betrieb von HV-DC-Systemen für ein internationales
Stromnetz auf See (Multi-Terminal-Betrieb)
Sowohl für die klassische LCC HV-DC als auch für die neue VSC HV-DC-Technologie ist
ein Multi-Terminal-Betrieb, d. h. ein vermaschtes HV-DC-Netz mit mehreren
Stationen, im Prinzip möglich. Praktische Erfahrungen gibt es derzeit weltweit aber nur
für LCC HV-DC-Systeme und nur mit einer einzigen Abzweigung auf der
Übertragungsstrecke (ABB Multiterminal HVDC, 2009). Der Multi-Terminal-Betrieb
erfordert komplexe Konverter-Stationen und ist relativ teuer.
Für die Untersuchungen im Rahmen der vorliegenden Studie spielt der vermaschte
Betrieb von HV-DC-Systemen eine untergeordnete Rolle und wird daher an dieser
Stelle nicht weiter vertieft.
Angesichts der technischen Probleme und des aktuellen Stands der Technik wird diese
Technologie nicht in dieser Studie berücksichtigt.
15
2.2.4 Supraleiter in Drehstromtechnik
Das Prinzip der supraleitenden Kabel ist, das Kabel sehr stark abzukühlen (bis auf
wenige Dutzend Grad Kelvin, ca. -240 bis -200 Grad Celsius), so dass die Temperatur
der Leitung unter den kritischen Wert fällt, bei dem eine extrem starke Reduktion des
elektrischen Widerstands auftritt und dadurch die Übertragungskapazität des Kabels
signifikant ansteigt. In Abbildung 3 wird ein Beispiel eines supraleitenden Kabels
dargestellt.
Die Kühlung der supraleitenden Kabel wird mit Hilfe von flüssigem Helium in der
Kabel-Hülle erreicht. Gegenwärtig befindet sich die Technik noch in der
Erprobungsphase und ist noch weit vom kommerziellen Einsatz entfernt. Die
Anwendung von supraleitenden Kabeln auf See bringt zusätzliche Schwierigkeiten mit
sich:
Zur Kühlung muss flüssiges Helium durch die Kabel transportiert werden. Für
längere Strecken sind daher Zwischenstationen notwendig, die für den Transport,
die Kühlung und den Rückfluss des flüssigen Heliums sorgen. Diese Stationen
haben eigenen Energieverbrauch für den ein eigener Netzanschluss benötigt wird.
Die Zwischenstationen auf See sind technisch und wirtschaftlich nur schwer
realisierbar.
Wenn ein Kabel beschädigt wird gestaltet sich die Reparatur auf See sehr
schwierig.
Durch die hohe Komplexität des Systems ist die Zuverlässigkeit der Verbindung
strukturell geringer als die Zuverlässigkeit eines Standard-Drehstrom-Kabels.
Über lange Strecken verringert sich aufgrund des Wärmeaustauschs mit der
Umgebung die gesamte Effizienz des Systems erheblich – oder führt sogar zur
vollständigen Aufhebung des supraleitenden Effekts.
16
Aus den genannten Gründen werden supraleitende Kabel in dieser Studie nicht weiter
berücksichtigt.
2.2.5 Zusammenfassung
Die Eigenschaften der im Rahmen der Untersuchungen der vorliegenden Studie
relevanten Übertragungstechnologien werden in Tabelle 2 noch mal zusammenfassend
dargestellt.
Die Übertragungstechnologie, die sich voraussichtlich am besten zum Anschluss der
Offshore-Windenergie in der AWZ der deutschen Nordsee eignet, ist die VSC HV-DC-
Technologie mit Übertragungskapazitäten von etwa 1.000 MW über mehrere hundert
Kilometer. Für den Anschluss von OWP in der so genannten „ersten Reihe“ der AWZ,
kommt darüber hinaus möglicherweise ein Anschluss in HV-AC-Technologie in Frage,
sofern geeignet kompensiert wird. Ab spätestens 2012 sind Drehstrom-Seekabel mit
einer Spannung von 220/245 kV und einer Übertragungskapazität von ca. 290 MW
verfügbar.
Der Abstand zwischen je zwei Systemen wird in (Burges et al., 2009) mit 25-30 m
abgeschätzt und in Abschnitt 2.4 dieser Studie detaillierter betrachtet.
17
Fortsetzung von Tabelle 2
18
2.3 Lege- und Trenchingtechnik
Mit Ausnahme der GIL werden alle beschriebenen Übertragungstechniken als Seekabel
verlegt. Trägersysteme für GIL sind Pipelines (vgl. Köbke, 2008). Das Legen von
Seekabeln besteht in der Regel aus zwei unterschiedlichen Prozessen, dem Legen des
Kabels und dem Einbringen ins Sediment (Trenching), welches vornehmlich dem
Schutz des Kabels dient. Dabei ist zwischen zwei grundsätzlich verschiedenen
Vorgehensweisen zu unterscheiden:
Beim simultanen Verfahren wird das Kabel entweder über oder in einem Schacht durch
das Trenching-Gerät geführt und direkt in den frischen Graben gelegt. Beim Post-Lay-
Burial-Verfahren wird zunächst das Kabel entlang der Route verlegt und in zweiten
Arbeitsschritt nachträglich in den Boden eingebracht.
Das Kabel wird entweder von Pontons oder speziellen Legeschiffen transportiert und
abgespult.
Pontons (oder Barges) halten durch Mooringanker ihre Position und bringen die
Zugkräfte über Zugwinden auf oder haben eigene Propulsionsantriebe. Dann wird die
Sollposition oft in Verbindung mit Dynamic Positioning (DP) Systemen gehalten.
Pontons werden mittels Pullingankern fortbewegt. Sie können im Gegensatz zu
Verlegeschiffen auch im flachen Wasser eingesetzt werden und auch trocken fallen.
Andererseits sind sie auf hoher See, in höherem Maße als Legeschiffe, auf gute
Wetterbedingungen angewiesen und ihre Kapazität lange Kabel zu transportieren ist
eingeschränkt (Hartley, 2009).
Die weltweite Verfügbarkeit von speziellen Verlegeschiffen ist aufgrund deren sehr
geringen Anzahl begrenzt (Hartley, 2009). Legeschiffe und Pontons werden für das
Handling großer Kabelgewichte (Längen) mit sog. Drehtischen ausgestattet, in denen
die Seekabel aufgespult werden. Zu beachten ist jedoch dass Pontons wegen der
Tiefgangsbegrenzung in Flachwasserbereichen nur kurze Kabellängen laden können;
hierdurch ergäbe sich jedoch eine große Anzahl von Kabelabschnitten die durch
Kabelmuffen miteinander verbunden werden müssten und zu einer geringeren
Zuverlässigkeit der gesamten Kabelstrecke führen würden.
19
2.3.2 Trenchingtechniken
Pflügen
Vibrationspflügen
Fräsen
Einspülen
Horizontalbohrung (HDD)
2.3.2.1 Pflügen
Das Einpflügen von Seekabeln ist eine bevorzugte Technik für verschiedene, bis zu
mittelschwer zu bearbeitende Bodenarten und bis in sehr große Wassertiefen. Das
Kabel wird simultan in den gepflügten Graben gelegt. Als Träger des Pfluges fungieren
Schlitten wie in Abbildung 5 dargestellt. Die maximale Trenchtiefe ist abhängig vom
Bodentyp und kann unter guten Bedingungen, in sandigen Böden nach Stehmeier
(2009) 3 m bzw. nach Gerdes et al. (2005) sogar 5 m erreichen. Der Schlitten kann
von Schiffen, aber auch von Winden (z. B. im Watt) gezogen werden. Die benötigten
Zugkräfte steigen jedoch mit der Trenchtiefe stark an. Dadurch kann bei tieferem
Trenching unter Umständen kein schwimmendes Gerät eingesetzt werden und die
Wahrscheinlichkeit für Beschädigungen des Kabels steigt an. Ein Kabelpflug verursacht
darüber hinaus einen relativ breiten Trench (Stehmeier, 2009).
20
2.3.2.2 Vibrationspflügen
Abbildung 6 Vibrationskabelpflug
2.3.2.3 Fräsen
Fräsen schneiden den Boden mechanisch und eignen sich besonders für bindige bis
harte Böden. Dabei wird das Kabel gleichzeitig über einen Schutzschacht in den
Graben geführt. Im Watt oder geringen Wassertiefen werden von der Versorgung
durch Begleitfahrzeuge unabhängige Grabenfräsen (Abbildung 7) eingesetzt; darüber
hinaus kommen für tiefere Wasser Unterwasserfräsen nach Abbildung 8 zum Einsatz,
21
die von Bargen oder Schiffen versorgt werden. Stehmeier (2009) gibt bei kontrollierter
Arbeitsweise Ablagerung von Sediment beiderseits des Grabens von < 1m über
Wasser und 1,5 – 2,5 m unter Wasser an (bei Wattsand, steigt mit hohem
Schluffanteil). Der Arbeitsfortschritt liegt bei 600 – 800 m pro Stunde in Wattsand
(Stehmeier, 2009). Die maximale Trenchtiefe ist abhängig vom Bodentyp und kann
unter guten Bedingungen, d.h. in nicht bindigen Böden, 3 m erreichen (Oceanteam
2009 d). Fräsen eignen sich besonders, wenn vergleichsweise steile Böschungen
gequert werden müssen (Stehmeier, 2009).
Abbildung 7 Grabenfräse
Abbildung 8 Unterwasserfräse
22
2.3.2.4 Einspülen
Das Einspülen eignet sich besonders für sandig bis schlickiges Material. Beim
Einspülen können folgende Geräte zum Einsatz kommen:
Spülverfahren sind mit relativ großen Umweltbelastungen verbunden. Ihr Einsatz führt
zu großflächigen Bodenumlagerungen und der Zerstörung von Bodenstrukturen
(Stehmeier, 2009). Auf sensiblen Flächen, die einer geringen Dynamik ausgesetzt sind
(vor allem Wattflächen) sollten schonendere Verfahren angewendet werden. In
hochdynamischer Umgebung werden diese Umlagerungen dagegen schnell wieder
ausgeglichen.
23
Abbildung 10 Spülschlitten mit Spülschwert
24
Stehendes Spülschwert (Vertical Injector)
Über ein stehendes Spülschwert (Abbildung 12) wird ein Seekabel gelegt und
gleichzeitig eingespült (simultaneous lay burial).
In der Vergangeheit wurde das stehende Spülschwert als Lege- und Trenchingtechnik
für Flußkreuzungen eingesetzt; seitdem wurde es aber für den Einsatz auf See
weiterentwickelt (Engicht, 2009). Vermutlich finden sich deshalb für den
Einsatzbereich des stehendes Spülschwerts unterschiedliche Angaben. Laut
Meyerjürgens (2009) kann es im küstennahen Flachwasserbereich und nach
Stehmeier (2009) bis zu einer Wassertiefe von mehr als 25 m eingesetzt werden.
Oceanteam gibt einen Einsatzbereich von 0-50 m Wassertiefe an (Oceanteam, 2009c).
25
Abbildung 13 stehendes Spülschwert mit Trench
26
2.3.2.5 Horizontalbohrung (HDD)
Die maximale Länge einer HDD-Bohrung wird durch die Zugbelastbarkeit des Kabels
begrenzt. Bei der Verlegung auf Norderney waren maximal 750 m möglich (Offshore
Stiftung, 2009 b). Nach Böke (2009) sind Bohrlängen von bis zu 2.500 m realisierbar.
2.3.3 Grabentiefe
Vorherrschende Morphodynamik
Trenchingtechnik/Kosten
27
Sollten dennoch Kabel in Gebieten hoher Morphodynamik verlegt werden, ist
sicherzustellen, dass ein regelmäßiges „Monitoring“ in einem bestimmten Intervall
durchgeführt wird; ggf. ließen sich auch innovative Kabel mit integrierter Online-
Überwachungsfunktion einsetzen, die aber gerade für die Gleichstromtechnik bisher
nicht Stand der Technik sind. Wenn freigespülte Stellen auf der Kabelstrecke erkannt
werden, ist ein zeitnahes erneutes Einspülen des Kabels zu gewährleisten. Prinzipiell
lassen sich die Armierungen von Seekabeln mechanisch so auslegen, dass sie
zusätzlichen Zugkräften, die durch ein Freispülen entstehen würden, standhalten
können. Unter diesen Umständen ließe sich die Stabilität des Seekabels auch bei
einem temporären Freispülen sicherstellen. Die hieraus resultierenden Mehrkosten
müssten in einer projektspezifischen Detailuntersuchung abgeschätzt werden.
Bei der Abwägung einer sinnvollen Trenchtiefe müssen sowohl die technische
Machbarkeit als auch die Kosten berücksichtigt werden. Die technische Machbarkeit
hängt von der verfügbaren Trenchingtechnik und der Bodenqualität, sowie sich daraus
ergebenden indirekten Effekten ab (z. B.: der in einem Zug legbaren Kabellänge). In
sandigen Böden sind deutlich größere Tiefen zu erreichen als in bindigen Böden, in
denen kleinere Korngrößen dominieren (vgl. dazu Stehmeier, 2009). Im
Untersuchungsgebiet (hohe Transportgeschwindigkeit in den Ästuaren) herrschen
durch Fein- bis Mittelsande dominierte Böden vor (siehe auch Figge, 1981). Es muss
jedoch beachtet werden, dass auch im Untersuchungsgebiet stellenweise bindige
Abschnitte auftreten können, die sich nur durch eine detaillierte Untersuchung vor Ort
identifizieren lassen.
Hinzu kommt, dass nach Aussagen vieler Expertinnen und Experten die Kosten für das
Trenching mit zunehmender Grabentiefe deutlich ansteigen. Diesbezügliche
Erfahrungen sind jedoch sehr begrenzt und häufig nur unzureichend dokumentiert.
Eine belastbare quantitative Abschätzung des Anstiegs der Trenching-Kosten in
Abhängigkeit von der Grabentiefe ist auch nach Konsultation der Expertinnen und
Experten nicht möglich gewesen. An dieser Stelle wird daher lediglich festgehalten,
dass einige Expertinnen und Experten für das Pflügen und Einspülen bei Verdopplung
der Grabentiefe von 1,5 auf 3 m über die gesamte Kabellänge mit zusätzlichen
durchschnittlichen Kosten von 50-70 % rechnen; bei Grabentiefen zwischen 5 und
10 m, die nur noch mithilfe des stehenden Spülschwerts erreicht werden könnten,
muss von einem erheblichen Anstieg der zusätzlichen durchschnittlichen Kosten in
Höhe von 100 – 250 % ausgegangen werden (Roos, 2009). Die Bedeutung dieser
zusätzlichen Kosten wird in Abschnitt 2.3.4 weiter betrachtet.
Stehmeier gibt zu bedenken (vgl. Stehmeier, 2009 b), dass sich die
Flussmündungsbereiche des Untersuchungsgebietes nach heutigem Stand der Technik
prinzipiell nicht für die Verlegung von Kabeln eignen würden. Dabei bilden seiner
Aussage nach nicht die steigenden Kosten für das Trenching von zunehmenden
Grabentiefen der im vorangestellten Abschnitt als vielversprechend identifizierten
Spültechnik mit stehendem Spülschwert die begrenzende Größe; sondern vielmehr
hält Stehmeier rein technische Restriktionen für problematisch, wie zum Beispiel die
Erzeugung der sehr hohen Wasserdrücke die notwendig würden, um in den
stellenweise bindigen Abschnitten in ausreichender Tiefe Trenching durchführen zu
28
können. Bei der Seekabellegung von St. Peter-Ording nach Helgoland waren bspw.
trotz Einsatz von 18 Bar Druckwasser an den Düsen des stehenden Spülschwerts
keine größeren Legetiefen als knapp 4 m erzielbar.
Es sollte nämlich beachtet werden, dass die absoluten Kosten für die Kabellegung im
Falle der Gleichstromtechnik unter den absoluten Kosten für die Verlegung von
Drehstromkabeln liegen. Dies ist durch die höhere Übertragungskapazität und die
damit geringere Anzahl von Seekabeln im Falle der Gleichstromtechnik bedingt, bei
der die Gesamtkosten für Beschaffung und Verlegung der Seekabel etwas weniger als
einem Drittel der Gesamtkosten der Drehstromtechnik für das betrachtete Beispiel
entsprechen.
Tabelle 3 zeigt außerdem für den in (Garrad Hassan, 2009) untersuchten 600 MW
Offshore Cluster, dass die Kosten für Beschaffung und Verlegung der Seekabel für
Drehstromsysteme bei etwa 70 % der Kosten für den gesamten Netzanschluss (also
inklusive Umspannstationen etc.) liegen. Dabei wurde angenommen, dass der
betrachtete Offshore-Cluster in 70 km Entfernung von der Küste errichtet wird; dies
entspricht in etwa der Situation in der AWZ der deutschen Nordsse. Im Gegensatz zu
Drehstromsystemen entfällt der weitaus größere Anteil der Kosten bei
Gleichstromsystemen auf die Umspann- und Umrichterstationen; die Kosten für
Beschaffung und Verlegung der Seekabel liegen hier nur bei etwa 15 % der Kosten für
den gesamten Netzanschluss.
29
Damit bleibt einerseits festzuhalten, dass zwar mit Blick auf die streckenspezifischen
Kosten der Einfluss höherer Kosten bei steigender Grabentiefe im Falle der
Gleichstromtechnik größer ist als im Falle der Drehstromtechnik. Andererseits sind
höhere Legekosten mit Blick auf die gesamten Kosten des Netzanschlusses im Falle
der – aus den bereits in Abschnitt 2.2 beschriebenen Gründen bevorzugten –
Gleichstromtechnik von untergeordneter Bedeutung.
Tabelle 3 Kostenverhältnisse der Beschaffung und Verlegung von Seekabeln
Drehstromtechnik Gleichstromtechnik
Beschaffung Verlegung Beschaffung Verlegung
Kostenverhältnis für die 70 % 30 % 50 % 50 %
jeweilige Technologie
Gesamtkostenverhältnis 330% 100%
der Streckenkosten
Anteil der Streckenkosten 70 % 15 %
an Netzanschlusskosten für
eine Entfernung von 70 km
von der Küste
nach (Garrad Hassan, 2009)
2.3.5 Zwischenfazit Lege und Trenchingtechnik
Nach dem Stand der Lege und Trenchingtechnik können im Allgemeinen Grabentiefen
von etwa 1,0 1,5 m garantiert erreicht werden. Unter guten Bedingungen (sandige
Böden) lassen sich mit dem Stand der Technik mit großer Sicherheit auch
Grabentiefen von bis zu 3 m erreichen; mittels der Spültechnik zum Teil bis 5 m.
Tabelle 4 fast die Eigenschaften der verschiedenen Trenchingtechniken zusammen.
Im Gegensatz zu allen anderen Trenchingtechniken besitzt darüber hinaus das
stehende Spülschwert das Potenzial, in nicht bindigen Böden besonders tiefe Trenche
von mehr als 5 m zu erzielen. Dieser Art der Verlegung wird aufgrund der später in
Kapitel 7 beschriebenen Ergebnisse aus der Analyse der morphologischen Stabilität
daher eine besondere Bedeutung beigemessen. Für die technische Realisierbarkeit
besonders tiefer Trenche sprechen die vergleichsweise günstigen Bedingungen in den
betrachteten Flussmündungsbereichen: durch die hohen Strömungsgeschwindigkeiten
tritt hier überwiegend gröberes und nicht bindiges Sediment auf.
Schwierigkeiten beim Einsatz des stehenden Spülschwertes, sowie auch der anderen
Spülverfahren, entstehen laut (Stehmeier, 2009) jedoch einerseits, wenn relativ steile
Böschungen bewältigt werden müssen; und andererseits, wenn im Legegebiet
stellenweise bindige Bereiche vermutet werden, die nur in einer Detailuntersuchung
bestimmt werden können. Denn in bindigen Böden sind mit der Spültechnik, also
sowohl für den Spülschlitten als auch für das stehende Spülschwert, nach heutigem
Stand der Technik nur maximal 1,5 m garantiert erreichbar.
30
Die Spültechnik verursacht jedoch im Vergleich zu anderen Techniken einen größeren
Schaden am Boden. Strukturen werden zerstört und Sediment wird relativ großflächig
umgelagert (Stehmeier, 2009 a). Außerdem verlangt der Einsatz eines stehenden
Spülschwertes aufgrund des Betriebs an Pontons Mindestwassertiefen von 2,5 m.
Die schonendste Verlegetechnik stellt dagegen der Vibrationskabelpflug dar. Er ist
allerdings nur bis maximal 2,5 m Wassertiefe einsetzbar. Die HDDBohrtechnik stellt
eine Option für die Unterquerung sensibler Bereiche, wie z. B. Fahrrinnen, aber auch
Buhnen dar.
Grundsätzlich steigen die Kosten für Verlegung der Kabel mit tieferem Trench
signifikant an. Mit Blick auf die gesamten Kosten des Netzanschlusses ist dieser
Anstieg jedoch im Falle der Gleichstromtechnik von untergeordneter Bedeutung.
Sollten Kabel in Gebieten hoher Morphodynamik in geringeren Trenchtiefen verlegt
werden, ist sicherzustellen, dass ein regelmäßiges „Monitoring“ in einem bestimmten
Intervall durchgeführt und, wenn notwendig, ein zeitnahes Einspülen gewährleistet
wird. Außerdem müssen die Kabel auf zusätzliche mechanische Belastungen ausgelegt
werden, die sich aus einem Freispülen ergeben könnten.
Tabelle 4 Übersicht Verlegetechniken
31
2.4 Trassenbreite
Wassertiefe
Kabelüberdeckung
Freiboard des Reparaturpontons
Biegeradius des Kabels
32
Um diese Überlänge zu reduzieren ist - entsprechende technische Entwicklung
vorausgesetzt - zukünftig der Einsatz von ROVs denkbar (Hartley, 2009). So könnte
ein gesteuerter Reparatureinsatz unter Wasser stattfinden wodurch die Parameter
Wassertiefe und Freibord des Reparaturpontons wegfallen würden.
Weiterhin wird der Einsatz von Senkkästen zur Kabelreparatur diskutiert. Senkkästen
werden vor allem beim Bau von Brückenpfeilern oder Unterwassertunneln eingesetzt.
Sie sind nach zum Boden hin offene zylinderförmige Arbeitsräume, die im Wasser
versenkt werden und aus denen mittels Überdruck das Wasser verdrängt wird.
Innerhalb eines Senkkastens können Arbeiten am Gewässerboden unter trockenen
Verhältnissen durchgeführt werden. Hierzu müssen allerdings Spezialisten ausgebildet
werden, die unter Überdruckbedingungen arbeiten können. Eine solche Arbeitsweise
hätte ebenfalls den Vorteil die Kabelüberlänge zu reduzieren. Nach Einschätzung von
Hartley (2009) bringt diese Technik jedoch längere Reparaturzeiten und höhere
Kosten mit sich. Der Einsatz von Senkkästen erscheint daher unwahrscheinlich und
wird hier nicht weiter betrachtet.
Zwischenfazit Trassenbreite
Unter Berücksichtigung der Kabel-, Lege- und Reparaturtechnik stellen, bei den im
Untersuchungsgebiet gegebenen Wassertiefen, 20 bis 30 m-Abstände zwischen den
Kabeln eine ausreichende Trassenbreite sicher. Dazu muss allerdings sichergestellt
werden, dass die Position der verlegten Kabel genau dokumentiert wird. Unter
unsicheren Bedingungen sind in der Praxis 50 m-Abstände üblich.
2.5 Zwischenfazit
Für diese Studie wird auf Basis verschiedener Szenarien angenommen, dass bis zum
Jahr 2030 geplante OWP in der deutschen AWZ der Nordsee mit einer Leistung von
maximal 20.000 MW ans Netz angebunden werden müssen (vgl. grundlegende
Annahme in Abschnitt 2.1).
33
Als realistische Übertragungstechnologie bis 2030 werden Hochspannungs-
Gleichstrom-Seekabel mit einer Übertragungsleistung von 1.000 MW3 angesehen. Die
entsprechende Technologie hat der Hersteller ABB nach eigener Aussage bereits heute
in seinem Produktportfolio, wobei die Technologie in dieser Leistungsklasse bisher
noch nicht in der Praxis zum Einsatz gekommen ist. Es kann jedoch davon
ausgegangen werden, dass technische Probleme, die in den ersten Betriebsjahren ggf.
auftreten, überwindbar sind.
Diese 14.000 MW ließen sich unter den getroffenen Annahmen mit insgesamt ca. 14
HGÜ-Kabelsystemen übertragen. Legt man ferner einen konservativen Wert von 50 m
Trassenbreite zugrunde, dann ließen sich diese 14.000 MW prinzipiell über
an das landseitige Stromnetz anbinden. Diese Zahlen bieten eine Orientierung dafür,
wie viel Raum für die Netzanbindung außerhalb der bereits genehmigten oder in der
Planung weit fortgeschrittenen Trassen benötigt wird.
zugrunde gelegt werden. Damit sind die hier ermittelten räumlichen Ansprüche der
Kabelanbindung als Orientierungswerte zu verstehen, die einer konservativen
Abschätzung nach oben entsprechen und bereits Sicherheitsmargen für etwaige
Unwägbarkeiten beinhalten.
Optimierungen sind über eine präzisere Planung der Kabeltrassenbreite erreichbar.
Angesichts der im Untersuchungsgebiet vorhandenen Wassertiefen wären Abstände
von 20 bis 30 m zwischen den Kabeln vermutlich bereits ausreichend. Dazu müsste
allerdings sichergestellt werden, dass die Position der verlegten Kabel genau
dokumentiert würde. Dies ist immer dann leicht umsetzbar, wenn ein Korridor mit
mehreren Kabeln innerhalb eines einzigen Projektes geplant und erschlossen wird.
3
Auf diesen Wert bezieht sich auch die niedersächsische Raumordnung: Das LROP fordert, dass die bis 2015 zu erwartende Offshore-
Windenergie über eine Trasse mit HGÜ von 1000 MW pro System transportiert wird (ML 2008a).
4
Eine Windenergieanlage läuft nur bei starken Windstärken, d.h. nur einen begrenzten Zeitraum im Jahr unter Volllast. Hinzu kommt, dass
Kabel für einen gewissen Zeitraum überlastbar sind, ohne Schaden zu nehmen.
34
3 Nutzungskonkurrenzen im Flussmündungsbereich
Im Rahmen dieses Kapitels wird zunächst der Status und die Bedeutung der
Raumordnung im Allgemeinen und mit Blick auf die an das Untersuchungsgebiet
angrenzenden Bundesländer im Speziellen beschrieben. Zusätzlich wird die Relevanz
der vorliegenden Studie für den informellen Prozess im Rahmen der nationalen
Strategie für ein integriertes Küstenzonenmanagement (IKZM) herausgehoben.
35
Im politischen Diskurs zur Planung und Entwicklung der Flussmündungsbereiche
(Ästuare) weicht eine strenge Unterscheidung zwischen Wasser und Land in diesen
Gebieten in den vergangenen Jahren immer mehr der integrierten Betrachtung des
Küstenraumes als Land-Meer-Kontinuum (siehe dazu auch den folgenden Abschnitt
3.2 über das integrierte Küstenzonenmanagement (IKZM)). See- und landseitig
besteht im Küstengebiet eine Vielzahl unterschiedlicher biotischer und abiotischer
Vorraussetzungen für die anthropogene Nutzung. Aufgrund des hohen Nutzungsdrucks
auf die Küstenzone ist eine Abstimmung der Nutzungsansprüche durch die
Raumordnung notwendig.
In Vorranggebieten im Sinne der RO sind dagegen per Definition andere, mit den
vorrangigen Funktionen, Nutzungen oder Zielen unvereinbare Funktionen oder
Nutzungen ausgeschlossen (NROG, 2007). In Vorbehaltsgebieten erhalten die
zugeordneten raumbedeutsamen Funktionen oder Nutzungen per Definition
besonderes Gewicht in der Abwägung mit konkurrierenden Nutzungen (NROG, 2007).
36
Abbildung 14 Landes-Raumordnungsprogramm für das niedersächsische Küstenmeer (Ausschnitt)
(Quelle: ML 2007)
37
Abbildung 15 Netzanbindung von Offshore Windparks in Schleswig Holstein (Quelle: S-H MI, 2008)
Der Landesentwicklungsplan weist eine genehmigte und eine geplante Kabeltrasse aus
(Abbildung 15). Die genehmigte, sog. Büsum-Trasse, landet in Neuenkoog an und der
Strom würde ins Umspannwerk Brunsbüttel eingepeist. Die geplante Trasse verläuft
über Sylt zum Einspeisepunkt Jardelund/Böxlund. Beide Trassen zusammen können
mindestens 2.300 MW Leistung übertragen (S-H MI, 2008).
Für die Länder Hamburg und Bremen übernimmt Niedersachsen, insbesondere die
Schifffahrt betreffende, raumplanerische Aufgaben im Küstenmeer (ML, 2008 b).
38
3.2 Integriertes Küstenzonenmanagement (IKZM) in Deutschland
Im vorhergehenden Abschnitt wurde bereits auf die Komplexität der Planung und
Entwicklung der Küstenzone, darunter auch der Flussmündungsbereiche, eingegangen.
Vor diesem Hintergrund wird an dieser Stelle kurz das sog. integrierte
Küstenzonenmanagement (IKZM) oder auf Englisch “Integrated Coastal Zone
Management“ (ICZM) beschrieben. IKZM ist ein Management-Ansatz der versucht,
Konflikte bei der Entwicklung der Küstenzone zu reduzieren, die Umweltqualität zu
erhalten und eine am Leitbild der Nachhaltigkeit orientierte Abstimmung zwischen den
wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Belangen bei der Entwicklung der Küste zu
unterstützen (Umweltbundesamt, 2009).
Das Bundeskabinett hat am 22. März 2006 eine Nationale Strategie für ein Integriertes
Küstenzonenmanagement (IKZM) in Deutschland verabschiedet (BMU, 2006). Mit
gleichzeitigem Bericht an die Europäische Kommission setzte die Bundesregierung
damit eine entsprechende Empfehlung der EU um (Europäisches Parlament, 2002).
Der Ausbau der Offshore-Windenergie auf See sowie deren Netzanbindung werden
auch von der IKZM-Strategie aufgegriffen (BMU, 2006, S. 26 – 28). Darin wird
festgehalten, dass „die Steuerung der Nutzung der Offshore-Windenergie […]
gegenwärtig neben anderen raumbedeutsamen Nutzungsformen zu einer der
zentralen Aufgaben der Raumordnung im Küstenbereich und damit auch zu einer
wichtigen Herausforderung einer nationalen deutschen IKZM-Strategie [gehört]”.
Ferner ist “aus Sicht der Raumordnung […] die Ausweisung von Kabel- bzw.
Leitungskorridoren [erforderlich]” und es werden “auch der internationale
Abstimmungsbedarf auf der Ebene der regionalen Meere und, aktuell besonders bei
Stromleitungen, die Konflikte bei der Weiterführung an Land [deutlich]”.
39
Für die vorliegende Studie wird das IKZM und die nationale IKZM-Strategie daher
nicht weiter im Detail betrachtet. Es wird aber festgehalten, dass IKZM einen
geeigneten Rahmen für eine übergreifende Bewertung der potenziellen Konflikte von
stromführenden Seekabeln in den Flussmündungsbereichen von Elbe, Weser, Jade und
Ems schafft. Die folgenden Ausführungen und die Ergebnisse der vorliegenden Studie
sollten demnach in der weiteren Diskussion stets vor einer ausgeglichenen Abwägung
der berechtigten Interessen des Umwelt- und Naturschutzes sowie weiterer Belange
einerseits und dem Klimaschutz andererseits betrachtet werden.
3.3 Naturschutz
Während der Legephase wird zunächst ein Graben in den Seeboden gegraben.
Je nach vorherrschender Korngröße des Sediments und Art der Legemethode
können dabei lokale Sedimentumlagerungen und Trübungsfahnen auftreten.
Boden
Benthos
Wasser
Fische
Marine Säuger
Boden: Beim Legevorgang eines Seekabels wird durch das Trenchen, abhängig vom
angewandten Verfahren (siehe Abschnitt 2.3), die Struktur des Boden zerstört und
entlang des Grabens Boden mehr oder weniger großräumig umgelagert. In einer
dynamischen Umgebung, wie sie im Untersuchungsgebiet durchgängig gegeben ist,
regeneriert sich der Boden jedoch relativ rasch.
Durch den Betrieb eines Hochspannungsseekabel erwärmt sich das Sediment in der
näheren Umgebung des Kabels. Die Erwärmung kann sich auch auf die
biogeochemischen Stoffkreisläufe im Sediment negativ auswirken. Es kann zu einer
kleinräumigen Remobilisation von chemischen Stoffen kommen. Die
elektromagnetischen Felder um das Kabel sind für die in dieser Studie
vorausgesetzten bipolaren HVDC-Kabel nahezu auszuschließen (siehe Abschnitt 2.2).
40
Benthos: Benthische Lebewesen können durch die während der Legephase lokal
auftretende Sedimentumlagerungen und Trübungsfahnen geschädigt werden.
Während des Betriebs kann sich durch die in der näheren Umgebung des Kabels
eintretende Erwärmung des Sediments eine lokal begrenzte Änderung der
Artenzusammensetzung der Infauna einstellen.
Wasser: Während der Legephase löst sich feines Sediment im Wasserkörper und sorgt
für eine Trübung die den Lichteinfall reduziert. Der Betrieb des Hochspannungskabels
erwärmt die bodennahen Wasserschichten abhängig von der das Kabel umgebenden
Sedimentart und der Trenchtiefe.
Marine Säuger: Während der Legephase sowie Reparatur- und Wartungsarbeiten kann
es durch den vermehrten Schiffsverkehr und die Schallemissionen regional und zeitlich
begrenzt zu einer Scheuchwirkung für Marine Säuger kommen. Außerdem kann die
Kommunikation zwischen Individuen mariner Säuger beeinträchtigt werden. Es ist
allerdings nicht belegt, dass wandernde Meeressäuger durch elektromagnetische
Felder beeinflusst werden.
41
Die verschiedenen Schutzgebiettypen und die darin geltenden Regelungen werden in
den folgenden Absätzen detailliert beschrieben. Ausgehend hiervon wird die
Möglichkeit bewertet, in den jeweiligen Schutzgebieten Kabeltrassen zu verlegen.
sowie
Durch das BNatSchG ist somit eine Trassenführung durch die prioritären Gebiete des
Naturschutzes zunächst „grundsätzlich“ untersagt. „Grundsätzlich“ heißt in diesem
Zusammenhang, dass eine Kabelverlegung in Nationalparks „im Grundsatz“ nicht
möglich ist. Ausnahmen hiervon werden nur in sehr seltenen, begründeten
Ausnahmefällen zugelassen.
42
Für die Verlegung von Hochspannungs-Seekabeln ist daher eine Einzelfallprüfung
erforderlich. Mit Blick auf den Charakter von Vogelschutzgebieten (SPA) scheinen einer
Trassenführung keine wesentlichen Argumente entgegen zu stehen.
„Projekte, […], sind, soweit sie einzeln oder im Zusammenwirken mit anderen
Projekten oder Plänen geeignet sind, ein Gebiet von gemeinschaftlicher
Bedeutung oder ein Europäisches Vogelschutzgebiet erheblich zu
beeinträchtigen, vor ihrer Zulassung oder Durchführung auf ihre Verträglichkeit
mit den Erhaltungszielen eines Gebiets von gemeinschaftlicher Bedeutung oder
eines Europäischen Vogelschutzgebiets zu überprüfen. Bei Schutzgebieten im
Sinne des § 22 Abs. 1 ergeben sich die Maßstäbe für die Verträglichkeit aus
dem Schutzzweck und den dazu erlassenen Vorschriften.“ (§ 34 (1) BNatschG)
Zugelassen werden kann ein Projekt nach BNatSchG §34 nur wenn es folgende zwei
maßgebliche Kriterien erfüllt:
43
„Die zuständige Behörde unterrichtet die Kommission über das
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit über die
getroffenen Maßnahmen.“ (BNatSchG §34 (5))
Für eine Trassenführung durch Nationalparks muss die Befreiung von den Verboten
der Nationalparkgesetze erwirkt werden (vgl. Norderney-Trasse). Dies bedarf im
Allgemeine jedoch eines komplexen und zeitaufwändigen Verfahrens und steht damit
dem ambitionierten Zeitplan für den Ausbau der Offshore-Windenergie auf See
entgegen.
44
3.3.3 Kabelkonflikte
Genehmigung und Bau der Norderney-Trasse bestätigen, dass die Verlegung von
Hochspannungskabeln in Schutzgebieten nicht ohne einen erheblichen Mehraufwand
insbesondere im Genehmigungsverfahren möglich ist. Die Schutzgebiete sind
Schutzzielen gewidmet, dies kann eine Tier- und Pflanzenart oder eine
Landschaftsform sein. Im Fall einer Wanderbaustelle in Schutzgebieten zur Anbindung
der OWPs an das Hochspannungsnetz ist deren Auswirkung auf das Schutzziel in der
Bauphase letztlich entscheidend (ML, 2005).
Während der Bauphase, im Fall der Reparatur und in der Zeit des Rückbaus kommt es
zu einer zeitlich begrenzten akustischen, optischen und physikalischen Störung der
Umwelt. Je nach Schutzziel des Gebietes müssen die Auswirkungen auf bestimmte
Arten genauer betrachtet werden.
In der Betriebsphase erwärmt sich die direkte Umgebung des Kabels in Abhängigkeit
von Kabeltyp und übertragener Leistung. Beeinflussungen des Edaphon und der
Umwelt müssen untersucht werden.
„Für die konkreten Linienführungen [der Trassen] sind neben den Belangen der
Schifffahrt ganz besonders die Belange des Nationalparks „Niedersächsisches
Wattenmeer“ zu berücksichtigen. Sofern diese Trassenkorridore parallel zu
Schifffahrtswegen aus Sicherheitsgründen und wegen des Inselschutzes nicht
möglich sind, sind verträgliche Trassierungsmöglichkeiten durch den
Nationalpark vorzusehen.“ (ML, 2005).
3.3.4 Verminderungsmaßnahmen
45
3.4 Schifffahrt
Die Schifffahrt stellt in den Flussmündungsbereichen von Elbe, Weser, Jade und Ems
eine der konfliktreichsten Nutzungsformen dar. Die räumlichen Ansprüche der
Schifffahrt werden in Deutschland von der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des
Bundes (WSV) vertreten. Im Untersuchungsgebiet sind untergeordnet die Wasser- und
Schifffahrtsdirektion Nordwest (WSD-NW), bzw. Nord (WSD-N) zuständig. Lediglich im
Emsästuar ist der Verlauf der Staatsgrenze zu den Niederlanden und damit der
Zuständigkeitsbereich der WSD-NW nicht abschließend festgelegt (vgl. Buchholz,
2005). Die Zusammenarbeit mit den Niederlanden erfolgt auf der Basis
völkerrechtlicher Verträge.
46
Abbildung 16 Bundeswasserstraßen (Ausschnitt) (Quelle: WSV)
Seeschifffahrtsstraßen
Seeschifffahrtsstraßen gemäß § 1 der Seeschifffahrtsstraßen-Ordnung (SeeSchStrO)
sind
die Wasserflächen zwischen der Küstenlinie bei mittlerem Hochwasser oder der
seewärtigen Begrenzung der Binnenwasserstraßen und einer Linie von drei
Seemeilen Abstand seewärts der Basislinie5,
die durchgehend durch Sichtzeichen B. 11 der Anlage I der SeeSchStrO
begrenzten Wasserflächen der seewärtigen Teile der Fahrwasser im
Küstenmeer,
die in (SeeSchStrO, § 1 (3-21)) gesondert aufgelisteten Teile der
angrenzenden Binnenwasserstraßen.
Der Geltungsbereich der Seeschifffahrtsstraßen-Ordnung ist in Abbildung 17
dargestellt. In der Emsmündung gilt die Schifffahrtsordnung Emsmündung
(EmsSchO), die fast vollständig der Seeschifffahrtsstraßen-Ordnung entspricht.
5
Basislinie: Grenze eines Staates an der Seeseite
47
gekennzeichnet sind oder die, soweit dies nicht der Fall ist, für die durchgehende
Schifffahrt bestimmt sind.
Die Binnenwasserstraßen sind in Anlage 1 des WaStrG aufgelistet und über ihre
Endpunkte definiert. Abbildung 16 bietet einen kartographischen Überblick über die
Grenzen zwischen See- und Binnenwasserstraßen im Untersuchungsgebiet.
Neben den gesetzlich definierten Räumen sind verschiedene Räume definiert, die sich
auf Betrieb und Unterhalt der Wasserstraßen beziehen. Sie basieren hauptsächlich auf
naturräumlichen Einheiten und beschreiben den räumlichen Anspruch der Wasser- und
Schifffahrtsverwaltung des Bundes. Sie werden nachfolgend dargestellt.
48
Fahrrinne
Unter Fahrrinnen versteht man die Bereiche der Fahrwassers, für die bestimmte Tiefen
definiert bzw. planfestgestellt sind und nach Möglichkeit vorgehalten werden. Litmeyer
und Giertz (2006) haben allgemeine Kriterien aufgestellt, die die vertikale Dimension
des beanspruchten Raumes umschreiben:
Planfestgestellte Sohllage als Basistiefe
Ankereindringtiefen
Baggertoleranzen
revierspezifische Tiefstlagen der Fahrrinnensohle
aktuelle und zukünftige Ausbauziele
Abbildung 18 Von den Wasser- und Schifffahrtsdirektionen Nord und Nordwest vereinbarte
„kabelfreie Zonen“ im Bereich der Deutschen Bucht
(Quelle: Rischmüller, 2002, S.22)
49
Morphologische Rinne
Laue (2006) definiert die Kernbereiche der Seewasserstraßen über den Begriff der
„morphologischen Rinne“. Er erklärt die morphologische Rinne als
Die Möglichkeit der morphodynamischen Verlagerung von Rinnen wird damit in die
Betrachtung einbezogen. Durch die Morphodynamik kann z. B. ein Hauptrinnensystem
zugunsten eines Nebenrinnensystems an Bedeutung verlieren und schließlich selbst
zum Nebenrinnensystem werden. Solche Vorgänge können die Verlagerung von
Abschnitten der Fahrrinne / des Fahrwassers aus nautisch-verkehrstechnischen
und/oder wirtschaftlichen Gründen erforderlich machen (vgl. Laue, 2006).
Beispielsweise wird bei der Fahrwasserunterhaltung nach Möglichkeit weitgehend den
morphologischen Entwicklungen gefolgt, um keinen, – der natürlichen Entwicklung
entgegen gerichteten, – unverhältnismäßig hohen Baggeraufwand betreiben zu
müssen (Laue 2009).
Laue schließt sich der Forderung von Rischmüller, diese Ausweich- und
Erweiterungsräume (morphologischen Rinnen) für die Fahrrinne von Bauwerken und
Kabeln freizuhalten, an.
50
Hier wird deutlich, dass zu diesem Konflikt keine generellen raumplanerischen
Aussagen getroffen werden können. Statt dessen müssen detaillierte
Einzelfallprüfungen, z.B. Raumordnungsverfahren durchgeführt werden. In Abschnitt
3.4.4 (Verminderungsmaßnahmen) werden Maßnahmen beschrieben, die der
Vereinbarkeit von Schifffahrt und Seekabeln dienen können.
Gesetzlicher Rahmen
Den gesetzlichen Rahmen für die Schifffahrt im Untersuchungsgebiet bilden aus
verkehrsbezogener Sicht das Seeaufgabengesetz (SeeAufgG) und die
Seeschifffahrtsstraßen-Ordnung (SeeSchStrO). Alle infrastrukturellen Aspekte der
Wasserstraßen im Untersuchungsgebiet werden durch das Bundeswasserstraßengesetz
(WaStrG) geregelt.
Das Seeaufgabengesetz hat die Abwehr von Gefahren für die Sicherheit und
Leichtigkeit des Schiffsverkehrs sowie die Verhütung von der Seeschifffahrt
ausgehender Gefahren und schädlicher Umweltauswirkungen zum Ziel.
Sowohl in der SeeSchStrO als auch in der EmsSchO ist ein Ankerverbot für einen
Umkreis von 300 Metern um Leitungstrassen und in der SeeSchStrO auch explizit von
Kabeln vorgeschrieben. Ausgenommen hiervon ist das Notankern.
Kommt es zu einer Beschädigung eines Kabels durch ein Schiff bzw. einen Anker,
unterliegt die Haftung durch den Reeder und Kapitän dem komplexen
schifffahrtsrechtlichen Haftungsregime. So ist der zu leistende Schadensersatz z.B.
abhängig von der Schiffsgröße (Trost, 2009).
Die Bundeswasserstraßen befinden sich im Eigentum des Bundes (GG, Artikel 89,
Abs.1) und werden durch die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV)
verwaltet. Diese Verwaltungsaufgaben umfassen u.a.: Strompolizeiliche Aufgaben,
Setzen und Betreiben von Schifffahrtszeichen, Unterhaltung, Ausbau und Neubau von
Bundeswasserstraßen, einschließlich der Durchführung entsprechender
Genehmigungsverfahren.
51
„Die Unterhaltung der Seewasserstraßen (§ 1 Abs.1 Nr. 2) umfasst nur die Erhaltung
der Schiffbarkeit der von der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes
gekennzeichneten Schifffahrtswege, soweit es wirtschaftlich zu vertreten ist. …“
(WaStrG, § 8 Abs. 5). Die Erhaltung der Schiffbarkeit umfasst auch die Sicherstellung
eines festgelegten Solltiefenniveaus, das die Passage von Schiffen bestimmter Größe
mit entsprechendem Tiefgang sicherstellt:
Konkret besteht die Einschränkung für einzelne Schiffe in einer Reduzierung des
Fahrwasserquerschnitts, was je nach Schiffsgröße und erforderlichem Manöver zu
einer Einschränkung der Freizügigkeit, zur Verkleinerung des Manövrierraumes, und
Einschränkungen des Tidefahrplans führen kann. Sollte die Vollsperrung einer
Fahrrinne nötig sein, würde das zur Stauung des Schiffsverkehrs führen (Litmeyer und
Giertz, 2006).
52
Diese betreffen auch kleinere Fischereifahrzeuge sowie Sportboote. Solche Boote
verfügen jedoch über geringeren Tiefgang und damit einen größeren
Manövrierspielraum. Beeinträchtigungen können auch durch die Querung stark
frequentierter Zufahrten zu den Häfen der Inseln eintreten.
Weiterhin weisen Litmeyer und Giertz (2006) auf eine zusätzliche Belastung stark
benutzter Wasserstraßen durch Baustellenverkehr hin. Zusätzlich erhöhe sich die
Unfallgefahr durch erforderliche Ausweichmanöver (Litmeyer und Giertz, 2006; Giertz,
2005).
Konflikte in Betrieb befindlicher Seekabel mit Belangen der Schifffahrt können sich
einerseits durch die Gefahr des Aufankerns ergeben. Andererseits schränken
vorhandene Seekabel die Unterhaltungs- und mögliche Verlagerungs- bzw.
Erweiterungsmaßnahmen der Wasserstraßen ein.
53
Eindringtiefe) sowie Anzahl der Schiffsbewegungen. Als zusätzlicher Indikator lässt
sich die Zahl der revierbezogenen Schiffsunfälle werten.
Alle Studien ermitteln ein geringes Risiko der Beschädigung des Seekabels durch
Anker. Es beträgt beispielsweise im Weserrevier bei 0 m Überdeckung einmal pro 336
Jahre (Hannemann, 2006) oder für die Kabeltrasse, die Borkum West (heute: alpha-
ventus) anbinden soll einmal pro 456 Jahre (GAUSS, 2003a). Im Untersuchungsgebiet
sind größere Schiffe aufgrund ihres Tiefgangs auf die Fahrrinne angewiesen. Außerhalb
der Fahrrinne ist damit das Risiko von Kabelschäden durch große Anker sehr gering.
Fahrrinnenverlagerung
Parallel zum Fahrwasser verlegte Kabel setzten auch einer Anpassung oder
Erweiterung der Fahrrinne Grenzen. Im Extremfall kann durch morphodynamische
Vorgänge die Verlagerung von Abschnitten des Fahrwassers erforderlich werden (vgl.
Kapitel 4.2.1: Begriff der „morphologischen Rinne“ nach Laue, 2006).
54
3.4.4 Verminderungsmaßnahmen
Nach Aussagen von Meyerjürgens (2009) lässt sich eine möglichst kurze
Beeinträchtigung des Schiffsverkehrs durch vergleichsweise hohe
Verlegegeschwindigkeiten mittels Einsatz eines Remotely Operated Vehicles (ROV)
erreichen. Dabei ließe sich auch eine kurzfristige Räumung des Fahrwassers
durchführen.
Damit ein Seekabel nicht freigespült wird und um die Unterhaltungsmaßnahmen und
Ausbaumöglichkeiten einer Wasserstraße nicht zu gefährden, sollte es weder im
55
Sohlenbereich der Fahrrinne noch in dem Bereich, in dem morphodynamische
Verlagerungen der Fahrrinne stattfinden können, verlegt werden (vgl. Heyer, 2006).
Um ein Seekabel gegen Ankereinwirkung zu schützen, muss eine ausreichende
Überdeckung gegeben sein. Kann dies nicht durch eine entsprechende tiefes Verlegen
erreicht werden, so kann die Überdeckung ggf. durch Steinschüttungen gewährleistet
werden.
In Elbe- und Wesermündung gibt es bisher weder Kabeltrassen noch Pipelines. Durch
die Jade ist die Netzanbindung des Offshore-Windparks „Nordergründe“ geplant.
Entlang des westlichen, niederländischen Emsufers führt das NorNed-Seekabel, ein
450 kV- Gleichstromkabel. Das NorNed-Seekabel ist im Bezug auf ursprüngliche
Bedenken bzgl. der morphologischen Stabilität im niederländischen Emsufer ein
positives Beispiel für eine erfolgreiche Kabellegung in einem Flussmündungsbereich.
Der Realisierung des NorNed-Seekabels setzten allerdings umfangreiche und
detaillierte standordspezifischen Untersuchungen voraus.
Die Kreuzung der bestehenden aktiven und inaktiven Kabel und Leitungen bedeutet
einen erhöhten Arbeitsaufwand, und eine zeitliche Verlängerung der von der Baustelle
ausgehenden Beeinträchtigungen. Es ist mit finanziellen Zusatzbelastungen in
Abhängigkeit der Anzahl und Art zu kreuzender Trassen zu rechnen.
„Bei Beachtung der technischen Regeln und rechtzeitiger Abstimmung mit den
Unternehmen bzw. Betreibern sind jedoch keine Beeinträchtigungen der
bestehenden Leitungen zu erwarten.“ (ML, 2006)
56
3.5.2 Status in der Raumplanung/Gesetzlicher Rahmen
Im Jahr 2008 bestehen zwei Kabeltrassen zur Anbindung von OWPs im norddeutschen
Küstenmeer wobei es sich um die genehmigte Einzelfalllösung der Netzanbindung des
OWP Nordergründe in der Außenjade, sowie um die Norderney-Trasse handelt, die
von 3.000 MW bis zu 3.500 MW Kapazität aufweist (neue energie, 2007 und MU,
2009) – dies entspricht voraussichtlich der Leistung von 9 OWPs – und zunächst den
Strom aus dem OWP Borkum-West der Firma PROKON Nord Energiesysteme abführt.
Die Norderney-Trasse dient der Anbindung der in der Pilotphase gebauten OWPs an
den Netzknoten Diele (LK Leer) und wird in den kommenden Jahren mehrere Kabel
gebündelt aufnehmen (ML, 2008b). Ein weiteres Kabel zur Anbindung des Offshore-
Windparks Riffgat für die Erprobung der Windenergienutzung auf See (ENOVA
Energieanlagen GmbH), ebenfalls im Küstenmeer des Landes Niedersachsen, ist durch
die Osterems geplant.
Im Jahr 2008 ist eine ROV zur Netzanbindung des OWP Riffgat positiv abgeschlossen
und hinzukommt, dass die Anbindung der innerhalb der 12 sm Zone liegenden OWPs
geprüft wird (ML, 2005). Dies betrifft derzeit die OWPs Riffgat und Nordergründe,
sowie für Projekte die in Zukunft möglicherweise in den von Niedersachsen bis zum
31.12.2010 im Raumordnungsplan ausgezeichneten Eignungszonen für die Offshore-
Windenergie innerhalb der 12 sm Zone gebaut werden könnten. Der Projektbetreiber
Enova Energieanlagen GmbH hat nach der landesplanerischen Feststellung der
Osterems Trasse seit 2008 die Möglichkeit die zur Projektumsetzung notwendigen
Genehmigungsverfahren (soweit bekannt schifffahrtspolizeirechtlich, wasserbaulich,
Nationalparkbefreiung und FFH-Verträglichkeitsprüfung) einzuleiten.
Bis zum Jahr 2010 beabsichtigt das Land Niedersachsen eine Novellierung des
Landesraumordnungsprogramms (LROP), in der unter anderem eine weitere Trasse für
den gebündelten Anschluss der in der Ausbauphase entstehenden OWPs (bis zu 5000
MW) ausgezeichnet werden soll. (ABB, 2009)
Bei der Suche nach Möglichkeiten, die Offshore Energie an Land und in die
Verbrauchszentren zu leiten gelten in der Raumordnung folgende Prinzipien: Eingriffe
in den Naturhaushalt müssen minimiert werden, vorhandene Infrastrukturen sind
nachhaltig zu nutzen und technisch und wirtschaftlich optimierte Lösungen müssen
gefunden werden. Die Raumplaner stellten jedoch 2008 fest:
57
„[…] es [ist] derzeit noch nicht möglich, eine Trasse durch die 12-Seemeilen-
Zone räumlich konkret festzulegen.“ (ML, 2008)
Durch die Norderney Trasse herrschen zwar momentan noch vor der Küste
Niedersachsens hervorragende Bedingung für die Entwicklung neuer Windparks mit
Anschluss an den Netzknotenpunkt Diele. Es wird aber gleichzeitig deutlich, dass die
zeitnahe Festlegung einer zusätzlichen Trasse für den weiteren Ausbau der Offshore-
Windenergie in der deutschen AWZ der Nordsee von zentraler Bedeutung bleibt. Die in
der vorliegenden Studie durchgeführten Untersuchungen für die Verlegung von
Seekabeln in den Flussmündungsbereichen von Elbe, Weser, Jade und Ems könnten
die Erarbeitung eines alternativen Konzepts für die Netzanbindung unterstützen.
3.5.3 Kabelkonflikte
3.5.4 Verminderungsmaßnahmen
58
worden. Mögliche Nutzungskonkurrenzen können daher nur anhand der im
Küstenbereich um Borkum bekannten Raumordnungsverfahren beschrieben werden.
Eine kartographische Darstellung der Küstenschutz- und Wasserbaulichen Maßnahmen
ist in Karte D-4, Karte D-11 und Karte D-18 dargestellt.
59
3.6.3 Kabelkonflikte
3.6.4 Verminderungsmaßnahmen
Im Fall der Borkum West Anbindung beurteilte die Forschungsstelle Küste (ROV
Borkum-West, 2002) welche Trenchtiefe bautechnisch machbar und zugleich unter
den starken morphologischen Veränderungen angemessen ist. In Teilen der
Westerems beträgt diese 5 m und mehr. Grundsätzlich müssen Kabel in den Ästuaren
voraussichtlich tiefer gelegt werden als in den Verkehrtrennungsgebieten und
Küstenverkehrszonen.
60
3.7 Seehäfen
Die Seehäfen werden in Ems und Jade im Folgenden detaillierter beschrieben, da sich
in den Ästuaren dieser Flüsse, wie in Kapitel 7 ausgeführt werden wird,
morphodynamisch besser geeignete Gebiete zur Ausweisung von Trassenkorridoren
befinden als in der Elbe. Die räumliche Verortung der entsprechenden Seehäfen ist in
Karte D-5, Karte D-12 und Karte D-19 hochauflösend dargestellt.
Das Gebiet des ehemaligen Spülfeldes „Rysumer Nacken“ bei Emden ist ein
potenzielles Erweiterungsgebiet für den Hafen Emden. Das Areal eignet sich zur
Anlage eines Vorhafens mit einer Tiefe von 12,5 m unter Seekartennull (SKN). Im
vereinfachten ROV zur Anbindung des OWP Borkum West wurde 2002 bereits
festegestellt, das ein Trassenverlauf dieses potenzielle Hafengebiet umgehen muss
(ROV Borkum-West, 2002).
Der JadeWeserPort in Wilhelmshaven wächst derzeit stark und ein neuer Container-
Terminal wird ab 2010 Großcontainerschiffen zur Be- und Entladung dienen (MW,
2007). In Stade-Bützfleth wird derzeit ebenfalls der Hafen ausgebaut, 2009 soll ein
neuer Terminal fertig gestellt werden (MW, 2007). Die niedersächsischen Seehäfen
Brake, Papenburg, Leer, Oldenburg und Nordenham werden in diesem
Forschungsvorhaben nicht genauer untersucht, da sie landeinwärts von möglichen
Anlandungspunkten der Kabeltrassen zur Anbindung der OWPs in der Nordsee liegen.
Durch die Seeschifffahrt auf Elbe, Weser, Ems und Jade (Wilhelmshaven) sind Teile
des Untersuchungsgebietes besonders geeignet für die Ansiedlung hafenorientierter
Industrie.
61
Die prioritären Gebiete zur Entwicklung hafenorientierter Industrie (siehe Karte D-5,
Karte D-12 und Karte D-19) werden in den kommenden Jahren von Baumaßnahmen
betroffen sein, die auch die Wassertiefe und Sedimentlagerung beeinflussen können.
Daher scheinen diese Gebiete nicht für die Verlegung von Seekabeln geeignet. Eine
Anlandung des Kabels seewärts (im Bezug auf das Ästuar) der
Hafenentwicklungsgebiete oder eine Trassenführung unter Vermeidung dieser Gebiete
ist vorzuziehen.
3.7.3 Kabelkonflikte
3.7.4 Verminderungsmaßnahmen
Ein Abstand zu den prioritären Gebieten der Hafenentwicklung und die technisch –
wasserbauliche Lösung von einzelnen Berührungspunkten dieser Nutzungskonkurrenz
kann zur Vermeidung und Verminderung von möglichen Konflikten führen. Die
Untertunnelung von Konfliktgebieten kann eine Lösung sein.
3.8 Rohstoff-Gewinnung
Die Suche und Förderung von volkswirtschaftlich bedeutenden Bodenschätzen wie z.B.
Kohlenwasserstoffe, Stein- und Braunkohle oder Kali- und Steinsalze unterliegt in der
Bundesrepublik Deutschland den Vorschriften des Bundesberggesetzes (BBergG). Es
werden dabei "bergfreie" und "grundeigene" Bodenschätze unterschieden.
Grundeigene Bodenschätze stehen im Eigentum des Grundeigentümers, bergfreie
Bodenschätze dagegen sind nicht Teil des Grundstückeigentums.
Basierend auf den bergbaulichen Karten sind in Karte D-6, Karte D-13 und Karte
D-20 die Erlaubnisse und Bewilligungen in den Ästuaren hochauflösend dargestellt.
1. Bewilligung: Juist-Emsmündung
Bodenschätze: Erdgas Berechtsamsakte: B20010 Feldgröße (km²)
Rechtsinhaber: GDF SUEZ E&P DEUTSCHLAND GMBH Befristung bis zum:
22.11.2007
2. Bewilligung: Groothusen-Emshörn
Bodenschätze: Erdgas Berechtsamsakte: B 20024 Feldgröße (km²): 12,7
Rechtsinhaber: BEB Erdgas und Erdöl GmbH Befristung bis zum: 03.09.2011
62
3. Bewilligung: Groothusen I-Erweiterung
Bodenschätze: Erdgas Berechtsamsakte: B 20024 V Feldgröße (km²): 34,6937
Rechtsinhaber: BEB Erdgas und Erdöl GmbH Befristung bis zum: 31.05.2011
und ein großes Gebiet in welchem die Erlaubnis zur Förderung von
Kohlenwasserstoffen erteilt ist.
1. Erlaubnis: Krummhörn
Bodenschätze: Kohlenwasserstoffe Berechtsamsakte:B01004-I Feldgröße
(km²): 466,5675 Rechtsinhaber: BEB Erdgas und Erdöl GmbH Befristung bis
zum: 30.04.2011
In der Norddeutschen Bucht im Bereich der Außenjade und des Weserästuars nördlich
von Wangerooge befinden sich vier bewilligte Sandfördergebiete (Karte D-13).
1. Bewilligung: Delphin
Bodenschätze: Sand Berechtsamsakte: Allg. 92-49-I Feldgröße (km²):9,2054
Rechtsinhaber: ReGe Hamburg Projekt-Realisierungsgesellschaft mbH
Befristung bis zum: 21.03.2017
2. Bewilligung: BREWABA 1
Bodenschätze: Sand Berechtsamsakte: Allg. 92-50-I Feldgröße (km²): 3,7412
Rechtsinhaber: Brewaba Wasserbaugesellschaft Bremen mbH Befristung bis
zum: 14.08.2031
3. Bewilligung: HBH 1
Bodenschätze: Sand Berechtsamsakte: Allg. 92-51 Feldgröße (km²): 6,245
Rechtsinhaber: Hansestadt Bremisches Hafenamt Befristung bis zum:
30.11.2016
4. Bewilligung: Nordsee 2
Bodenschätze: Sand Berechtsamsakte: Allg. 92-55-I Feldgröße (km²):7,4564
Rechtsinhaber: Nordsee Nassbagger- und Tiefbaugesellschaft mbH Befristung
bis zum: 14.12.2032
In der Norddeutschen Bucht im Bereich des äußeren Elbästuars befindet sich ein
bewilligtes Erdölfördergebiet (Karte D-20):
1. Bewilligung: Heide-Mittelplate I
Bodenschätze: Erdöl (Erdgas) Berechtsamsakte: B 20233 Feldgröße (km²):
123,774118 Rechtsinhaber: RWE-DEA AG Befristung bis zum: 21.12.2011
Im Küstenmeer östlich des Weserästuars wurde die Erlaubnis für ein Gebiet zur
Kohlenstoffförderung erteilt (Karte D-13):
1. Erlaubnis: Cuxhaven
Bodenschätze: Kohlenwasserstoffe Berechtsamsakte: B 20092 – IV Feldgröße
(km²): 1163,3283 Rechtsinhaber: RWE-DEA AG Befristung bis zum:
31.12.2010
63
Die oben aufgeführten Gebiete im Bereich der Ästuare sind bei der Untersuchung der
Möglichkeiten zur Verlegung der Netzanbindung in den Flussmündungsbereichen zu
berücksichtigen und je nach Konfliktpotenzial (siehe Abschnitt 3.8.3) in
ausreichendem Abstand durch die Trasse zu umgehen.
„In der Küstenzone sollen Bodenschätze (wie Öl, Erdgas, Salz, Kies, Sand, Torf,
Klei und Ton) bei raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen berücksichtigt
werden, damit die Rohstoffvorkommen langfristig nutzbar bleiben. Bei
Rohstoffentnahmen in der 12-Seemeilen-Zone sind die möglichen
Auswirkungen für die Materialbilanz (Erosion, Verlandung) zu berücksichtigen,
um Beeinträchtigungen für andere Belange und Nutzungen, v.a. für den
Küstenschutz und die Schifffahrt, zu vermeiden.“ (ML, 2008b)
In der Genehmigungspraxis ist ein Mindestabstand von ca. 400 m von Gas-
Förderstellen einzuhalten, durch den bau- und betriebsbedingte Beeinträchtigungen
auf die Förderung ausgeschlossen werden können (ROV Borkum-West, 2002).
Das Bergwerkseigentum ist darüber hinaus ein „grundstücksgleiches“ Recht, das heißt
es ist grundbuch- und beleihungsfähig. Das Feld der Bewilligung oder des
Bergwerkseigentums ist über Tage flächenmäßig begrenzt und erstreckt sich bis in die
„ewige Teufe“, also theoretisch bis zum Erdmittelpunkt.
64
3.8.3 Kabelkonflikte
In allen Gebieten, wo dem Seeboden oberflächlich Rohstoffe, wie z. B. Sand und Kies
entnommen werden sind keine sicheren Kabelrouten denkbar. Die Baggerarbeiten zur
Entnahme der Rohstoffe würden ein Seekabel freilegen und beschädigen oder
zerreißen. Gebiete, in denen dagegen die Förderung von Kohlenwasserstoffen geplant
oder durchgeführt wird, können – unter Einhaltung der Mindestabstände zu den
Förderstellen – nach entsprechender Einzelfallprüfung durchaus von Kabeltrassen
gequert werden.
3.8.4 Verminderungsmaßnahmen
3.9 Fischerei
Wirtschaftlich hat die Fischerei in der Volkswirtschaft Niedersachsen einen Anteil von
0,06% an der Wertschöpfung (2004) (Hahne, 2004). Dem steht ein
Beschäftigungsanteil von 0,05% gegenüber (2004) (Hahne, 2004), die
Arbeitsplatzeffekte sind gering, da arbeitsintensive Verarbeitungsstufen im Ausland zu
Buche schlagen. Derzeit nicht genau quantifiziert, aber für die Landesentwicklung
wichtig, sind die zwischen der Fischerei und dem Tourismus bestehenden Synergien.
65
Abbildung 19: Baumkurrenkutter der Fischereiwirtschaft im Küstenmeer (Ecomare, 2009)
Die Küstenfischer sind nicht Eigentümer, sie haben keine Befugnis, bestimmte Gebiete
ausschließlich zu nutzen. Mit Ausnahme der Muschelfischerei gibt es keine gesicherten
Nutzungsrechte (Hahne, 2004). Im norddeutschen Küstenmeer gibt es keine
ausschließlich der Fischerei vorbehaltenen oder durch sie allein genutzten Flächen.
Die Einschränkungen des Sektors durch parallele Nutzungen und die Entwicklung
bereits bestehender Konkurrenzen (Baggergutmanagement, Schifffahrt) scheint mehr
Gewicht zu haben als die durch einen Trassenkorridor entstehenden Störungen. Dies
hängt mit dem zeitlich und räumlich begrenzten Einflusses der Trassen in der Bau-
bzw. Reparaturphase auf die Fischerei zusammen. (ML, 2008b)
Die Karte D-7, Karte D-14 und Karte D-21 zeigen die bedeutsamen Gebiet für die
Fischerei und Marikulturflächen im Untersuchungsgebiet.
Trotz der Forderungen der Fischer finden sich im LROP und den Ergänzungen zum
LROP von Niedersachsen und auch in den Dokumenten des integrierten
Küstenzonenmanagements (siehe hierzu auch Abschnitt 3.2) keine Hinweise auf eine
Auszeichnung von Vorranggebieten (Hahne, 2004). Dies ist auf die schwache Position
der Fischerei in der Raumplanung zurückzuführen (Brandt, 2008). Die Verordnung zur
Änderungen des Landes-Raumordnungsprogramm Niedersachsen vom 21. Januar
2008 empfiehlt lediglich in Bezug auf die Küstenfischerei in der Schollenbox,
heimatnahen Fanggebieten der Garnelenfischerei und der Muschelkulturflächen
Einschränkungen zu vermeiden (ML, 2008b).
66
In Zukunft sollen die Belange der Fischer mit dem Ziel der Förderung einer
nachhaltigen Entwicklung der Branche verstärkt durch eine Festlegung im Landes-
Raumordnungsprogramm berücksichtigt werden (ML, 2008b). Inwieweit dies
geschehen wird ist fragwürdig, da aus Gründen der Flottenüberalterung, steigender
Brennstoffpreise und mangelnden Nachwuchses an Arbeitskräften tendenziell ein
Rückgang der Küstenfischerei prognostiziert werden kann (Brandt, 2008).
Marikulturflächen sind laut Verordnung zur Änderung der Verordnung über das
Landes-Raumordnungsprogramm in der Planung zu berücksichtigen.
3.9.3 Kabelkonflikte
Vor Anker wird mit Hamen gefischt, deren Prinzip in Abbildung 20 dargestellt ist. Das
Hamenfahrzeug liegt dabei mehrere Stunden vor Anker. Hamenfischerei geschieht
außerhalb des Fahrwasser im Bereich der Elbe. Neben den ausgezeichneten
Redeplätzen nutzt die Fischerei Ankerplätze während Ruhepausen, diese liegen in
durch Sandbänke oder Inseln vor Seegang geschützten Gebieten (Ruth, 2009).
67
Die Sedimentaufwirbelung während der Bauphase, insbesondere in tonigen Lagen hat
negativen Einfluss auf die Marikulturflächen, wobei die Auswirkungen im Einzelnen
nicht näher erforscht sind. Es kann in Abhängigkeit von Schadstoffbelastung des
Sediments, Dauer der Exposition, Intensität der Trübung zu Belastung, verringerter
Wachstumsleistung oder sogar zum Absterben der Muscheln kommen (Ruth, 2009). In
Fällen der Trassenführung durch oder nahe Marikulturflächen scheint daher eine
genaue Dokumentation angebracht.
Die Wanderbaustelle muss von der Fischereischifffahrt umfahren werden und schränkt
diese somit zeitweise ein. Die Dauer der Bauphase in den Fanggebieten ist somit
entscheidend.
In der Betriebsphase sind keine Einflüsse auf die Fischerei und Marikultur bekannt. Für
die in Abbildung 20 dargestellte Hamenfischerei kann eine im Zuge der
Trassenführung entstehende Ankerverbotszone in der direkten Umgebung des Kabels
zu einer Einschränkung führen. Hamenfischerei ist nur im Bereich der Elbmündung
bekannt (Ruth, 2009). Die Hauptsorge der Fischer ist ein Verbot der Bodenfischerei im
Trassen-Bereich, dem zu Folge Fanggebietsverluste entstünden. (Hahne, 2004)
Im ROV der Riffgat Kabeltrassen wurde die Anzahl der Trassenkilometer im Sublitoral
zu Einstufung des Konfliktpotentials Fischerei / Kabeltrasse herangezogen, da diese für
die Länge der Bauphase in befischten Gewässern und somit die Beeinträchtigung der
Fischerei ausschlaggebend sind. In der Betriebsphase sind laut ROV keine
Auswirkungen auf die Belange der Fischerei zu erwarten (ML, 2006).
Das vereinfachte ROV zur Anbindung des OWP Borkum-West (ROV Borkum-West,
2002) stellt fest, dass in den Sommermonaten vornehmlich die Priele der Watten,
sowie im Frühjahr und späten Herbst hingegen die tieferen Bereiche vor den Inseln
befischt werden (ROV Borkum-West, 2002).
3.9.4 Verminderungsmaßnahmen
Eine geeignete zeitliche Abstimmung der Bauphase kann zu einer Minderung der
Nutzungskonflikte Fischereiwirtschaft / Trassenbau führen und sollte daher angestrebt
werden.
68
3.10 Zwischenfazit
Naturschutz,
Schifffahrt und
Rohstoffgewinnung
dar.
Ein Eingriff wie die Verlegung von Seekabeln ist mit den Schutzzielen der
Nationalparks nicht vereinbar und kann ausschließlich über die Befreiung von den
Verboten der Nationalparkgesetze erreicht werden. In Natura2000-Gebieten, die sich
nicht mit den Nationalparks decken, ist im Einzelfall zu prüfen, ob ein Zielkonflikt
vorliegt.
69
Die durch die natürliche Morphodynamik veränderlichen Raumansprüche der
Schifffahrt repräsentieren auch gleichzeitig Risikoräume für den Betrieb von
Seekabeln. In Räumen hoher Morphodynamik besteht also ein hohes Risiko, dass
Kabel streckenweise unterspült werden. Auf den dabei entstehenden sogenannten
‚free span’ wirken hohe dynamische Kräfte, die ein Kabel zerstören können – es sei
denn das Kabel wird auf diese zusätzlichen Kräfte ausgelegt. Räume hoher
Morphodynamik eignen sich daher nur in Ausnahmefällen als Trassenkorridore. Der
Ausbau von Fahrrinnen zur Aufnahme des zunehmenden Schiffsverkehrs erfordert
genügend Raum seitlich der Fahrrinnen. Hierzu existieren aber keine konkreten
Ausbauszenarien.
Für die übrigen räumlichen Nutzungskonkurrenzen ist festzuhalten, dass mittels der
beschriebenen Verminderungsmaßnahmen Konflikte im Allgemeinen sinnvoll und
ausreichend reduziert werden können.
70
4 Überblick über numerische Modelle zum Sedimenttransport
Im Rahmen der Untersuchungen der vorliegenden Studie wird die Stabilität der
Gewässersohle in der Deutschen Bucht vor dem Hintergrund möglicher
Trassenführungen für Seekabel bewertet.
Für die Auswahl des methodischen Ansatzes wird in diesem Kapitel ein kurzer
Überblick über den Stand der Technik der numerischen Modellierung
morphodynamischer Prozesse gegeben.
Im Bereich der Meeres- und Küstenforschung sind in den letzten Jahrzehnten eine
Vielzahl akademischer und kommerzieller hydrodynamisch-numerischer
Modellsysteme entwickelt worden, die mit unterschiedlichen Ansätzen und Methoden
hydro- und sedimentdynamische Prozesse auf diskreten Gittern simulieren können
(Abbildung 21). Diese Verfahren sind mittlerweile gängige Werkzeuge in Verwaltung,
Ingenieurwesen und Forschung (Zielke 1999).
Hydrodynamische Prozesse, wie Strömung und Wasserstand lassen sich durch die
numerische Lösung bekannter Grundgleichungen berechnen, wenn Anfangs- und
Randbedingungen für die Initialisierung und Steuerung der Simulation bekannt sind.
Für die Simulation von Sedimenttransportprozessen am Gewässerboden werden mit
den berechneten hydrodynamischen Zustandsgrößen meist empirische
Transportgleichungen gelöst. In einem weiteren Schritt können die lokal ermittelten
Sedimenttransportraten zur Berechnung der Bodenänderung verwendet werden. Für
morphodynamische Simulationen wird die so neu berechnete Bodenmorphologie für
den jeweils nächsten Rechenschritt verwendet. Da eine Simulation größerer Zeiträume
in Echtzeit für gängige Untersuchungsgebiete mit heutigen Rechenleistungen nur
eingeschränkt durchführbar ist, werden Methoden zur „morphologischen
Beschleunigung“ angewandt (Latteux 1995; Zanke 2008). Dies umfasst beispielsweise
die Anwendung „morphologischer Faktoren“, mit denen die berechneten
Bodenänderungen multipliziert werden, um eine längere Modellperiode zu simulieren
(Hirschhäuser and Zanke 2002; Winter 2006b).
71
Abbildung 21 Morphodynamische Modellklassen.
Numerische Modelle bedürfen deshalb meist einer Anpassung des Systems an die
konkrete Problemstellung. Diese Kalibrierung oder Eichung muss für konkrete
Bedingungen im Untersuchungsgebiet anhand von Naturmessdaten erfolgen. Eine
unabhängige Qualitätskontrolle (Validierung) von numerischen Modellen muss in
einem Vergleich von Modellergebnissen mit Naturmessdaten erfolgen, die nicht zur
Kalibrierung des Modells verwendet wurden. Die Notwendigkeit von Kalibrierung und
Validierung von Modellsystemen gilt insbesondere für die empirischen Gleichungen in
den Sedimenttransportmodellen und für die Berechnung morphologischer Entwicklung.
Leider existieren zu diesem Zeitpunkt noch keine allgemein akzeptierten und generell
gültigen Methoden und Vorschriften zur objektiven Evaluation von numerischen
Modellen. Veröffentlichungen der letzten Jahre zeigen aber, dass hydrodynamische
Küstenmodelle für Wasserstände hohe Genauigkeiten und auch teilweise für
Strömungsgeschwindigkeiten akzeptable Ergebnisse produzieren. Die nur selten
72
vorhandenen Informationen über Schwebstofftransporte, und nahezu unmögliche
belastbare Messungen von Bodentransportraten in der Natur machen eine Evaluation
von Sedimenttransportmodellen – von vereinzelten Punktmessungen abgesehen -
schwierig. Eine Validierung morphodynamischer Modelle beschränkt sich so in der
Regel auf eine Abschätzung von Sedimentbudgets von Teilgebieten und qualitative
Gegenüberstellungen von flächenhaft gemessenen und berechneten
Bodenänderungen.
In einem neueren Beitrag fassen Heyer et al. (2007) Ergebnisse und Erfolge deutscher
Forschungsprojekte zum Thema zusammen. Sie zitieren Van Rijn (2004) mit einer
Darstellung, nach der allgemein akzeptierte prozess-orientierten Simulationsmodelle
für Zeiträume bis zu 10 Jahren anwendbar sind (siehe hierzu auch Tabelle 5).
Heyer et al. (2007) sind jedoch der Ansicht, dass „zur gesicherten Abschätzung der
Folgen von Baumaßnahmen auf langfristige morphologische Entwicklungen noch keine
allgemein anerkannten Simulationsverfahren und Modelle publiziert sind“. In einer
Gegendarstellung betont Zanke (2007) den langjährigen Einsatz numerischer
Modellsysteme für entscheidungsunterstützende morphodynamische Analysen. Ein in
der Nachhersage von Szenarien erfolgreich kalibriertes Strömungs- und
Sedimenttransportmodell kann beispielsweise eine Abschätzung des Effekts von
Strombaumaßnahmen abbilden, wenn eine Variante (mit Ausbau) einer
Referenzsimulation (ohne Ausbau) gegenübergestellt wird. Siehe dazu beispielsweise
Auflistungen von Anwendungen der Systeme TIMOR in Zanke (2007), Delft3D in
www.delftsoftware.nl, MIKE in www.dhigroup.com.
73
Raumskala Zeitskala
Stürme Monate bis 1 bis 5 5 bis 10 10 bis 100
Jahreszeiten Jahre Jahre Jahre
0 – 10 km Küstenprofilmodelle Küstenprofilmodelle
Flächenmodelle (2DH) Flächenmodelle (2DH)
Flächenmodelle (quasi 3D)
Verhaltensmmodelle
10 – 100 Flussmodelle (1D)
km Netzwerkmodelle (1D)
Verhaltensmodelle (1D)
4.2 Bewertung
Für den Aufbau von numerischen Modellen sind konsistente synoptische Zustände der
Bathymetrie und Sedimentverteilungen für den Initialzustand und Kontrollzustände
erforderlich. Für die Steuerung der Simulationen müssen die zeitlich variablen
Zustandsgrößen an den offenen Modellrändern (Randbedingungen) für den
Simulationszeitraum bekannt sein. Für eine Bewertung von Modellergebnissen ist die
Modellqualität festzustellen.
74
Gerade im Hinblick auf die Abhängigkeit von morphodynamischen Simulationen von
der Berechnung des Sedimenttransports sind großskalige quantitative Aussagen zur
natürlichen Sedimentdynamik erforderlich. Diese liegen aber nur für Teilgebiete und
kurze Zeiträume vor. Quantitative Aussagen zur Naturähnlichkeit numerischer
Modellsimulationen im Zeitbereich von 30 Jahren liegen nicht vor.
Die numerische Modellierung mittel- bis langfristiger Prozesse ist wissenschaftlich hoch
interessant und Gegenstand mehrerer deutscher und internationaler
Forschungsprojekte der jüngsten Zeit. Vor dem Hintergrund der aufgeführten
Zusammenhänge, der Größe des Untersuchungsgebiets und der Projektlaufzeit sind zu
diesem Zeitpunkt aber numerische Modellsimulationen für Zeitbereiche bis zu 30
Jahren mit dem Ziel einer Quantifizierung natürlicher morphologischer
Umlagerungsraten und der Prognose der Verlagerung morphologischer Einheiten nicht
als belastbar und vertretbar anzusehen.
Es ergibt sich die Notwendigkeit der Prüfung alternativer Verfahren zur Ausweisung
morphologisch stabiler Bereiche in den Mündungsgebieten der Elbe, Weser, Jade und
Ems. Die Verfügbarkeit von umfangreichen Naturmessdaten der zuständigen Behörden
für den Zeitbereich mehrerer Jahrzehnte lassen eine Bewertung der morphologischen
Stabilität, also eine konzeptionelle Modellbildung aufgrund von Naturmessdaten als
sinnvoll erscheinen.
75
5 Bewertung des Datenbestandes zur Morphodynamik
In Rahmen der Untersuchungen der vorliegenden Studie ist der Bestand an relevanten
Daten zur Erstellung einer morphologischen Stabilitätskarte für die
Flussmündungsbereiche von Elbe, Weser, Jade und Ems sowie deren
Übergangsbereiche zur Deutschen Bucht darzustellen.
5.1 Datengrundlage
Als hydrographischer Dienst der Bundesrepublik Deutschland führt das Bundesamt für
Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) Seevermessungen, das sind die
topographischen Aufnahmen des Meeresbodens und der Wattflächen, durch. Die
meisten Gebiete entlang der Nordseeküste sind alle drei Jahre, einige Bereiche auch
jährlich im Arbeitsprogramm der Vermessungsschiffe des BSH. Für die Peilung der
Tiefe werden in der Regel Vertikalecholote (210 khZ) verwendet, die je nach
Bodenbeschaffenheit und Tiefe 5-20 cm genau sind. Die Ortsbestimmung erfolgt über
GPS. Die gemessenen Wassertiefen werden durch Beschickung auf den aktuellen
Wasserstand auf einen Bezugshorizont (Seekartennull, SKN) reduziert. In der Nordsee
wurde bis 2004 das mittlere Springniedrigwasser (MSpNW) als Seekartennull (SKN)
verwendet. Seit 2005 ersetzt die niedrigste astronomische Tide (Lowest Astronomical
Tide - LAT) das mittlere Springniedrigwasser. Bathymetrische Daten liegen als
Tiefenwerte (Koordinatentripel) gegliedert in nummerierte Bereiche (seit 1998 digital)
vor. Diese Vermessungen werden zur Erstellung der „Topographischen Karten des
Seegrundes“ verwendet. Diese Karten sind die Grundlage von Seekarten in
unterschiedlichen Maßstäben (im Untersuchungsgebiet 1:50.000), die je nach Bedarf
in unterschiedlicher Häufigkeit herausgegeben werden.
77
Abbildung 22 Definition des neuen und alten Seekartenull (SKN)
Die Wasser- und Schifffahrtsämter (WSÄ) vermessen im Rahmen ihrer Aufgaben der
Fahrwasserunterhaltung die Wasserstraßen ihrer jeweiligen Zuständigkeitsbereiche.
Die in diesem Projekt relevanten Daten der WSÄ Bremen, Bremerhaven,
Wilhelmshaven und Emden werden durch die Wasser- und Schifffahrtsdirektion (WSD)
Nord-West in Aurich; die der WSÄ Brunsbüttel und Cuxhaven durch die WSD Nord in
Kiel koordiniert. Die Ämter nehmen auch die Auswertung SKN bezogen in eigener
Zuständigkeit vor. Es werden überwiegend Einzelstrahllote eingesetzt, seit 1998 auch
Fächerecholote. Diese Peildaten sind seit etwa 1982 digital in der Peildatenbank Küste
bei der Fachstelle für Informationstechnik in Ilmenau (PDBK) abgelegt. Zuständig für
das Peilwesen der Außenelbe ist das WSA Cuxhaven, welches in regelmäßigen
Abständen den Zuständigkeitsbereich abdeckt. Die auf Pegel beschickten Peildaten
werden digital auf der PDBK abgelegt. Die Datenqualität ist abhängig von dem
eingesetzten Instrumentarium. Die Positionierung der Messschiffe erfolgte bis etwa
1995 mit Syledis (Messunsicherheit 10 m), von 1995 bis etwa 2002 mit DGPS
(Messunsicherheit 1 m), Seit 2002 mit PDGPS (Messunsicherheit 5 cm). Für die Tiefe
wird eine Messunsicherheit von 2 dm +1% der Tiefe eingehalten. Da die einzelnen
Dienststellen zu unterschiedlichen Zeitpunkten umgestellt haben, ergeben sich jeweils
Übergangszeiten von mehreren Jahren.
78
den Jahren 1974 bis 1976 und der 1. Wiederholungsvermessung 1979 bis 1981
wurden hydrographische, terrestrische und flugzeuggestützte Vermessungsverfahren
eingesetzt. Bei den synoptischen Folgevermessungen fanden nur noch
hydrographische Verfahren Anwendung. Die Wiederholungszeiträume sind zur
besseren Abstimmung mit der Seevermessungsaufgabe des BSH, die von einer 3-
bzw. 6-jährigen Wiederholung ausgeht, inzwischen auf sechs Jahre verlängert worden.
Die Daten werden in der Peildatenbank Küste (PDBK) abgelegt.
Zuständig als Bündelungsstelle für die nachgeordneten WSÄ nimmt die Vermessungs-
und Kartenstelle der WSD Nordwest die Aufgaben der Herstellung von digitalen
Küstenkarten (1:25.000) wahr. Der Zuständigkeitsbereich erstreckt sich von der
Niederländischen bis zur dänischen Grenze, Die Auswertung erfolgt teilweise nur auf
Bedarf (1975 nahezu vollständig ausgewertet). Die Auswertung der Synopse erfolgt
grundsätzlich auf NN seit 1995 auch NHN bezogen.
Für die Untersuchungen der vorliegenden Studie stehen damit analoge Informationen
über historische morphologische Zustände des Untersuchungsgebietes in Form der
Küstenkarten und Seekarten zur Verfügung. Vermessungsdaten sind weiterhin als
Datentripel digital in der Peildatenbank Küste (PDBK) abgelegt. Konsistente digitale
Geländemodelle für historische Zustände des Untersuchungsgebiets werden von den
Behörden nicht vorgehalten.
Die Untersuchung der morphologischen Stabilität wurde auf Basis von digitalisierten
Seekarten der Untersuchungsgebiete und digitaler Peildaten der zuständigen Behörden
durchgeführt.
5.2.1 Seekarten
Amtliche Seekarten werden vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie (BSH,
früher Deutsches Hydrographisches Institut DHI) für die deutschen Küstengewässer
herausgegeben und liegen für viele Jahrgänge seit Jahrzehnten vor.
Im Rahmen dieser Studie wurden die Seekarten der Flussmündungen Ems (90), Weser
(2,4), Jade (2,7) und Elbe (44) der Jahrgänge 1980 und 2008 verwendet (Abbildung
23). Die Tiefenlinien und Grenzen der Nationalparks wurden mit dem Programm
Didger (Golden Software) aus gescannten Seekarten digitalisiert und auf gleiche
geographische Bezugssysteme referenziert. Zur weiteren Auswertung und
Verdeutlichung der morphologischen Änderungen wurden die jeweiligen Null- und
10 m Tiefenlinien des 1980er Jahrgänge mit der Seekarte von 2008 überlagert.
Die Seekarte der Flussmündung der Ems (90) deckt sowohl die deutsche als auch
niederländische Seite ab. Das Untersuchungsgebiet dieser Studie fokussiert sich
jedoch auf die deutsche Seite; es werden daher keine detaillierten Aussagen für die
niederländische Seite der Ems getroffen werden.
79
Abbildung 23 Verwendete Seekarten der Flussmündungen Ems, Jade, Weser, Elbe.
5.2.2 Peildaten
80
Abbildung 24 Beispielsdatensatz von BSH Daten für das Jahr 1984 im Bereich der Jademündung.
Abstand der Peildaten-Tripelwerte etwa 200m. Weiße Flächen sind ohne Daten. Grenzen der
Nationalparks in grün
Aus den in Kapitel 4 dargestellten Ergebnissen ergibt sich die Notwendigkeit der
Prüfung alternativer Verfahren zur Beurteilung morphologisch aktiver Bereiche in den
Mündungsgebieten der Elbe, Weser, Jade und Ems. Die Unsicherheiten, die im
Zusammenhang mit der genannten Modellierungsmethodik (prozessbasierte
numerische Modellprognosen) genannt wurden, lassen eine Bewertung der
morphologischen Stabilität, also eine konzeptionelle Modellbildung aufgrund von
Naturmessdaten als sinnvoll erscheinen.
81
Ein umfangreicher Datensatz zur Morphologie der Untersuchungsgebiete liegt vor. Die,
von den zuständigen Behörden für verschiedene Gebiete und unterschiedliche
Zeitpunkte erhobenen Tiefenpeilungen, bilden den jeweiligen morphologischen
Zustand des hochdynamischen Systems Küste ab. Dieser Zustand enthält also alle
integrierten Wirkungsmechanismen. Der Vergleich einer Abfolge von Messungen für
ein Gebiet lässt also auf dessen morphologische Stabilität schließen. Im Unterschied
zur numerischen Modellierung ermöglicht dieser Ansatz den Überblick über die
tatsächliche morphologische Entwicklung ohne Festlegung auf Steuerungsszenarien
und etwaige Modellfehler.
82
6 Analyse der morphologischen Stabilität
Im Rahmen der Untersuchungen der vorliegenden Studie wird die Stabilität der
Gewässersohle in der Deutschen Bucht vor dem Hintergrund möglicher
Trassenführungen für Seekabel außerhalb der Nationalparks bewertet. Basierend auf
den in Kapitel 4 (Überblick über numerische Modelle zum Sedimenttransport) und
Kapitel 5 (Bewertung des Datenbestandes zur Morphodynamik) dargestellten
Ergebnissen wird in diesem Kapitel die Auswertung morphologischer Daten seit den
1980er Jahren vorgestellt.
Die Untersuchung gliedert sich in zwei Teile: Eine Auswertung auf Grundlage von
Seekarten und eine Analyse von Peildaten der zuständigen Behörden. Seekarten
verschiedener Jahrgänge wurden digitalisiert und einzelne Tiefenlinien überlagert.
Anhand der Verschiebung von Tiefenlinien lassen sich Bereiche hoher Dynamik von
stabilen Bereichen unterscheiden. Die Auswertung von Peildaten gliedert sich in die
Schritte Filterung, Rasterung, Verschneidung und Auswertung verschiedener
Jahrgänge und Untersuchungsgebiete und eine Auswertung anhand der Verschiebung
von Tiefenlinien, Differenzenkarten und der Ausweisung eines morphodynamischen
Raumes.
Der im Laufe der Erstellung der vorliegenden Studie definierte Ausschluss einer
Verlegung von Kabeln innerhalb der Grenzen der Nationalparks Niedersächsisches-,
Hamburger- und Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer begrenzt diese Untersuchung
auf die Flussmündungsgebiete der Ems, Jade, Weser und Elbe.
Eine Verlegung von Seekabeln direkt in den Fahrrinnen ist – wie bereits im
Zwischenfazit von Kapitel 3 (Abschnitt 3.10) angedeutet wurde – aus Gründen hoher
morphologischer Aktivität der in den tieferen Bereichen der Flussmündungen
existenten Bodenformen (auch Transportkörper, Sandwellen, Megariffel oder
subaquatische Dünen genannt) nicht sinnvoll (Knaapen and Hulscher 2002; Heyer
2006). In den dort vorherrschenden Wassertiefen, Bodenmaterial und
Strömungsgeschwindigkeiten bilden sich Bodenformen in der Größenordnung von
Hunderten Meter Länge und mehreren Meter Höhe. Diese wandern in
Größenordnungen von mehreren Zehnern Meter im Jahr. Sie sind oft überlagert von
kleineren Formen in Größenordnungen von mehreren Zehnern Meter Länge und
einigen Dezimetern Höhe. Diese ändern ihre Form im Tidezyklus und passen sich
schnell (in Stunden) unterschiedlichen Abflussbedingungen an (Nasner 1978; Ernstsen
et al. 2006). Die Untersuchung und Quantifizierung dieser kleinskaligen und
kurzfristigen Dynamik ist nicht Bestandteil dieser Studie, die Zusammenhänge sind
aber aus zahlreichen wissenschaftlichen Studien bekannt (Ulrich 1971; Nasner 1976;
Hulscher 1996; Ernstsen 2002; Winter and Ernstsen 2007; Winter et al. 2008). Zur
Untersuchung kommen deshalb hier vor allem die Randbereiche der Flussmündungen
an der östlichen Seite der Ems, sowie westlich und östlich der Jade, Weser und der
Elbe. (vgl. Schreiber et al., 2004).
83
6.1 Datengrundlage
Seekarten der Flussmündungsgebiete von Ems (90), Jade (2,7), Weser (7,5), Elbe
(44) wurden von der Bibliothek des Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie
(BSH) in Rostock für die Jahrgänge 1980 und 2008 beschafft. Die Seekarte der
Flussmündung der Ems (90) deckt sowohl die deutsche als auch niederländische Seite
ab. Das Untersuchungsgebiet dieser Studie fokussiert sich jedoch auf die deutsche
Seite; es werden daher keine detaillierten Aussagen für die niederländische Seite der
Ems getroffen werden.
Bathymetrische Daten der Deutschen Bucht wurden von den zuständigen Behörden
Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie (BSH) und den Wasser- und
Schifffahrtsämtern Emden, Bremerhaven, Wilhelmshaven und Cuxhaven zur
Verfügung gestellt. Alle Daten wurden direkt dem Langfristarchiv „Peildatenbank Küste
(PDBK)“ bei der Bundesanstalt für Wasserbau in Ilmenau entnommen. Die beschafften
digitalen Datensätze liegen als ASCII Dateien in unterschiedlichen Formaten vor. Bis
zum Jahr 1990 sind die Datensätze jährlich im Tripelformat (Rechtswert, Hochwert,
Höhe) in Metern im Gauß Krueger Bezugssystem und in der Tiefe referenziert auf
Seekartennull (SKN) archiviert. Ab 1990 liegen die Daten im KUEFO90 Format vor,
welches weitere Metadaten über den taggenauen Zeitpunkt der Vermessungen enthält
und zusätzlich die Höhe über Normalnull (NN) in Metern angibt. Die Vermessungen
des BSH liegen als Gebietspeilungen mit einem mittleren Abstand der Tiefenwerte von
etwa 200 m vor. Die Vermessungen der WSA liegen teilweise als Gebietspeilung und
auch als Querprofil- oder Einzelpeilungen vor. Teilweise liegen Datentripel vor, die
nicht für die Analyse verwendet werden können. Das sind beispielsweise fehlerhafte
Tiefenwerte oder Seezeichen, die im Datensatz mit der Höhe 99 m oder 0 m kodiert
sind.
6.2 Methodik
Die Untersuchung der morphologischen Stabilität wurde auf Basis von digitalisierten
Seekarten der Untersuchungsgebiete und digitaler Peildaten der zuständigen Behörden
durchgeführt.
Amtliche Seekarten werden vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie (BSH,
früher Deutsches Hydrographisches Institut DHI) für die deutschen Küstengewässer
herausgegeben und liegen für viele Jahrgänge seit Jahrzehnten vor. Aus der
Überlagerung von Tiefenlinien unterschiedlichen Zeitpunkts lassen sich Aussagen über
84
die morphologische Aktivität treffen: Wenn sich die Lage einer Linie im Lauf der Zeit
verschiebt weist das auf morphologische Aktivität hin.
Seekarten sind als Zusammenstellung des jeweiligen Stand des Wissens über die
örtlichen Tiefenverhältnisse zu verstehen - aus technischen Gründen entsprechen aber
selbstverständlich nicht alle abgebildeten Daten dem Zeitpunkt der Veröffentlichung
der jeweiligen Karte. Morphologische Analysen auf Grundlage von Seekarten müssen
also berücksichtigen, dass eine eindeutige zeitliche Zuordnung der abgebildeten
Morphologie nicht möglich ist. Eine direkte Interpretation von Bereichen ohne
Verschiebungen der Tiefenlinien als Gebiet morphologischer Stabilität ist deshalb nicht
möglich. Somit werden die Untersuchungen an Seekarten nur zu qualitativen
Aussagen führen.
6.2.1 Filterung
Im ersten Arbeitsschritt werden die Daten von Inkonsistenzen befreit und als
Datentripel (Rechtswert, Hochwert, Tiefe) in Dateien gespeichert. Die
morphologischen Analysen werden auf SKN (MSpNw) Basis durchgeführt, um
Ungenauigkeiten durch Korrekturen und Umrechnungen zu vermeiden. Die
Umrechnung von LAT nach SKN (MSpNW) erfolgt durch Addition von 0,5 m auf die LAT
basierten Daten. Die Veränderung des SKN seit den 1980er Jahren beträgt für die
Flussmündungsgebiete weniger als 0,2 m und wird im Rahmen dieser Untersuchung
vernachlässigt.
6.2.2 Rasterung
Zum späteren Vergleich von Daten mehrerer Jahrgänge müssen Tiefenwerte auf
gleichen Punkten vorliegen. Unter Verwendung von GMT werden die Tripeldaten auf
ein regelmäßiges Gitter mit den Kantenlängen von 200 m interpoliert. Dabei wird ein
Interpolationsalgorithmus verwendet, der jedem Gitterpunkt einen gewichteten
Mittelwert z der Messpunkte i in einem Suchradius R zuordnet. Dabei wird nach dem
jeweiligen Abstand r des Messpunktes zum Gitterpunkt gewichtet.
85
∑
n −1
z wi 9r 2
z= i =1 i
wi = 1 + i2
∑ (1)
n
i =1
wi R
Isobathen werden durch Interpolation der Gitterwerte eines Jahrgangs durch das GMT
Modul grdcontour berechnet. Abbildung 25 zeigt beispielhaft die Überlagerung von drei
Jahrgängen. Im Unterschied zur Analyse der digitalisierten Isobathen aus Seekarten
werden hier nur die Bereiche abgebildet, für die Daten vorliegen. Der Vorteil dieser
Darstellung ist die Möglichkeit der gleichzeitigen Darstellung mehrerer Datensätze.
Aus Gründen der Übersichtlichkeit können aber immer nur wenige unterschiedliche
(hier nur -16 m) Tiefenlinien abgebildet werden.
Abbildung 25 Beispiel für Überlagerung von Isobathen (hier -16m Linie) verschiedener Jahrgänge
(hier 1984, 1996, 2005) für das Gebiet der Außenjade.
86
Die Berechnung von Differenzzuständen, das heißt der Subtraktion der Geländehöhen
zweier Zustände an gleichen Gitterpunkten ermöglicht eine flächenhafte Darstellung
von Gebieten positiver und negativer Differenzen (Abbildung 26). Diese können zur
Bilanzierung verwendet werden. Bei der Interpretation müssen folgende Punkte
berücksichtigt werden:
Abbildung 26 Beispiel für Differenzen zweier Jahrgänge. Hier 1984 und 1996 für das Gebiet der
Außenjade.
Positiv (rot) sind Bereiche lokaler Zunahme, Negativ (blau) sind Bereiche lokaler Abnahme.
Vor dem Hintergrund der großen Anzahl verfügbarer Datensätze wird deutlich, dass
eine Verwendung von nur wenigen Zuständen für die Isoliniendarstellung oder von nur
zwei Zuständen für Differenzenbetrachtungen zu einer schwer überschaubaren Anzahl
von Kombinationen führt.
87
Abbildung 27 Darstellung des Parameters „morphodynamischer Raum“ als Bereich zwischen der
Umhüllenden der jeweils größten und kleinsten Werte an jedem Gitterpunkt
für alle verfügbaren Zustände i=1,2,..5
Durch die flächenhafte Darstellung besteht die Möglichkeit des Vergleichs mit dem
schematischen Ansatz der von der WSD Nordwest definierten morphologischen Rinne
(Laue 2006).
88
Abbildung 28 Mor phody na m ischer R aum für d as Gesa mtg ebi et basier end a uf Messda ten der z uständi gen Behö rden v on 1 98 2 bis 200 8. Grau unterleg t
si n d Fl ä c h en o hn e , o d er mi t fe hl e rh af t e n D at e n . D i e Gr e nz e n d er N a ti o nal par k s si n d i n grü n ei ng e zei c hn e t .
89
6.3 Ergebnisse Seekarten
Die nur qualitativ zu bewertende Überlagerung von Isolinien zeigt eine überwiegend
lokale Veränderung der 0 m Linie. Während der niederländische Bereich süd-westlich
der Insel Borkum stabil erscheint, zeigen sich keine eindeutigen Tendenzen auf der
deutschen Seite. Starke Veränderungen zeigt der Vergleich der 10 m Isolinien
besonders in den flacheren Bereichen der Hubertplate, Horsbornplate, Möwensteert
und im Bereich westlich von Groningen. Dort lässt sich keine eindeutige
Verlagerungstendenz mehr zuordnen. Teilweise sind in den Seekarten Hinweise auf
starke morphologische Aktivität verzeichnet („Tiefen sehr veränderlich“).
Abbildung 29 Seekarte 90 (Emsmündung) Ausgabe 2007 überlagert mit SKN Nulllinie der Seekarte
von 1980 (rot).
Die Nulllinie entspricht dem Übergang der Farbcodiertung grün-blau. Mögliche morphologische
Tendenzen sind mit Pfeilen angezeigt.
90
Abbildung 30 Seekarte 90 (Emsmündung) Ausgabe 2007 überlagert mit SKN 10m der Seekarte
von 1980 (rot).
Die Nulllinie entspricht dem Übergang der Farbcodiertung grün-blau. Mögliche morphologische
Tendenzen sind mit Pfeilen angezeigt.
Hinsichtlich einer Ausweisung einer möglicher Trassierung an der Ostseite der Ems
zwischen Fahrwasser und Grenze des Nationalparks sind unter anderem
Küstenschutzbauwerke (Buhnen) am Westkopf der Insel Borkum und die Zufahrt
Fischerbalje zum Hafen der Insel Borkum zu berücksichtigen (Abbildung 31).
91
Abbildung 31 Ausschnitt aus Seekarte 90 (Emsmündung): Buhnen am Westkopf der Insel Borkum,
als veränderlich markierte Bereiche, Hafenzufahrt Borkum
Ein visueller Vergleich dieser Linien ermöglicht erste Rückschlüsse auf großskalige
morphologische Änderungen. Im westlichen Mündungsgebiet der Jade liegen die 0 m
und 10 m Isolinien eng beieinander - abgesehen von erheblichen Umlagerungen im
Bereich Minsener Oog. Auf der Westseite der Jade auf Höhe Voslapp wird zurzeit der
Tiefwasserhafen Jade-Weser Port gebaut. Morphologische Auswirkungen der Baustelle
(im Bau seit März 2008) im Nah- und Fernbereich sind noch nicht ersichtlich.
Das Gebiet zwischen Jade- und Wesermündung dagegen ist von hoher natürlicher
Dynamik geprägt. Während die 10 m Linie in der inneren Jademündung stabil
erscheint, zeigen die flacheren Bereiche ausgeprägte Veränderungen. Das betrifft die
Änderung der Entwässerungssysteme der Wattflächen aber auch die Verlagerung der
großen Platen und Riffe (Mellum Plate, Tegeler Plate, Robbenplate, Mellum Riff,
Robbenplate). Die Entwicklung zwischen 1980 und 2008 erlaubt hier keine klare
Interpretation der Entwicklung morphologischer Einheiten.
92
Auch die flachen Bereiche an der westlichen Seite der Außenweser sind von starken
Umlagerungen geprägt. Abbildung 35 verdeutlicht die Dynamik des Fedderwarder
Priels, Große Plate und Suezpriels. Die tieferen Bereiche der Außenweser scheinen
stabiler. Hier verhindern umfangreiche Strombaumaßnahmen (Buhnen, Leitdämme) zu
großen Teilen die natürliche Dynamik der Fahrrinne.
Abbildung 32 Seekarte 2 (Mündungen der Jade und Weser) Ausgabe 2007 überlagert mit SKN
Nulllinie der Seekarte von 1980 (rot).
Die Nulllinie entspricht dem Übergang der Farbcodiertung grün-blau. Mögliche morphologische
Tendenzen sind mit Pfeilen angezeigt.
93
Abbildung 33 Seekarte 2 (Mündungen der Jade und Weser) Ausgabe 2007 überlagert mit SKN
10m Linie der Seekarte von 1980 (blau).
Abbildung 34 Seekarte 07 (Jade Innerer Teil) Ausgabe 2007 überlagert mit SKN Nulllinie (links)
und 10m Linie (rechts) der Seekarte von 1980 (rot).
Die Nulllinie entspricht dem Übergang der Farbcodiertung grün-blau. Mögliche morphologische
Tendenzen sind mit Pfeilen angezeigt.
94
Abbildung 35 Seekarte 04 (Weser) Ausgabe 2007 überlagert mit SKN Nulllinie (links) und 10m
Linie (rechts) der Seekarte von 1980 (rot).
Die Nulllinie entspricht dem Übergang der Farbcodiertung grün-blau. Mögliche morphologische
Tendenzen sind mit Pfeilen angezeigt.
95
Abbildung 36 Seekarte 44 (Mündungen der Elbe und Weser) Ausgabe 2007 überlagert mit SKN 0m
Linie der Seekarte von 1980 (blau).
96
Abbildung 37 Seekarte 44 (Mündungen der Elbe und Weser) Ausgabe 2007 überlagert mit SKN 0m
Linie der Seekarte von 1980 (blau).
97
6.4 Ergebnisse Peildaten
Die qualitativen Ergebnisse aus der Analyse der Seekarten werden in diesem Kapitel
gebietsweise mit der flächenhaften Darstellung des morphodynamischen Raumes
verglichen. In Bereichen, die besonderer Erläuterung bedürfen werden zusätzlich noch
Differenzen und Isolinien verschiedener Jahrgänge angeführt.
6.4.1 Emsmündung
Eine Berechnung des Parameters morphodynamischer Raum auf der Grundlage der
Peildaten des BSH und WSA Emden der Jahre 1982 bis 2008 ermöglicht eine Übersicht
über die morphologische Aktivität im Untersuchungsgebiet der Emsmündung.
Abbildung 38 zeigt die laterale Ausdehnung und die Mächtigkeit des morphologisch
aktiven Bereichs.
98
Abbildung 38 Morphodynamischer Raum für den Zeitraum 1982-2005 im Bereich der Außenems.
99
Abbildung 39 20 jährige Differenzen der Morphologie (2005-1984).
Rechts: 5m Isobathen der Jahre 1984 (blau), 1995 (grün), 2005 (rot)
Beispielhaft sind Daten der Zeitpunkte 1984 und 2005 hinsichtlich 20 jähriger
resultierender Abtragung und Ablagerung in Abbildung 39 aufgeführt. Die oben
aufgeführte morphodynamische Aktivität der Rinnen und Platen im Bereich des
Möwensteerts und Osterems drückt sich in der Differenzendarstellung durch stark
ausgeprägte parallele Bereiche mit Abtragungen (negativ) über 12 Metern und
Ablagerungen (positiv) in der Größenordnung von bis zu 10 Metern ab. Entlang der
westlichen Grenze des Nationalparks sind diese Werte geringer, in der Größenordnung
weniger Meter, und – abgesehen südlich Borkums (Randzelgat) überwiegend positiv.
Ein Vergleich der 5 m Linie der Jahrgänge 1984, 1995 und 2005 zeigt von Borkum bis
zur Osterems in dieser Auflösung (200 m Raster) deutliche Verlagerungen der Rinne,
aber keine eindeutig gerichtete Tendenzen.
Diese nicht eindeutigen Umlagerungen fallen auch bei einem Vergleich der 15-jährigen
(2005-1990) und 13-jährigen (1995-1982) Differenzen deutlich auf (Abbildung 40):
Zeigt der jüngere Datensatz ähnliche, überwiegend positive Differenzen im Bereich der
Westgrenze des Nationalparks, sind die Tendenzen von 1982 bis 1995 überwiegend
negativ. Dies schließt auch den südlicheren Bereich der Außenems (Dukegat) ein, wo
in dieser Darstellung negative Differenzen bis 4 m auftreten.
100
Abbildung 40 Links: 15-jährige (2005-1990) und rechts: 13-jährige (1995-1982) Differenzen der
Morphologie im Bereich der Außenems
6.4.2 Jademündung
Die Darstellung des morphodynamischen Raums im Bereich der Mündung der Jade
verdeutlicht die starke Heterogenität im Untersuchungsgebiet (Abbildung 41). Das
gesamte Mündungsgebiet ist im Untersuchungszeitraum unterschiedlich stark
umgelagert worden. Teilbereiche weisen Mächtigkeiten des morphodynamischen
Raums von bis zu 15 Metern auf: besonders das bereits genannte Gebiet nord-westlich
von Minsener Oog, die Wangerooger Plate, Jade Plate und die Mellum Plate. Südlich
von Minsener Oog, entlang der Grenze zum Nationalpark Niedersächsisches
Wattenmeer ist das westliche Ufer der Jade aber vergleichsweise gering dynamisch
(MR<2 m).
Der Bereich östlich der Fahrrinne, außerhalb des Nationalparks ist dagegen von
stärkerer Dynamik geprägt. Hier sind die Umlagerungen durchgängig in der
Größenordnung mehrerer Meter südlich von Mellum, auf der Höhe von Mellum Plate
und weiter nördlich dann wiederum erheblich höher.
101
Abbildung 41 Morphodynamischer Raum für den Zeitraum 1982-2005 im Bereich der Außenjade.
102
Abbildung 42 12-jährige Differenzen 1984-1996 im Bereich der Außenjade.
Resultierende Ablagerung ist positiv, Abtragung ist negativ. Bereiche ohne Daten sind grau
unterlegt. In grün ist die Lage der Grenzen der Nationalparks eingezeichnet.
103
Abbildung 43 21-jährige morphologische Differenzen der BSH Peilungen 1984 und 2005 im
Untersuchungsbereich Jade.
Resultierende Ablagerung ist positiv, Abtragung ist negativ definiert. Bereiche ohne Daten sind
grau unterlegt. In grün ist die Lage der Grenzen der Nationalparks
eingezeichnet.
Abbildung 44 Isolinien der BSH Peilungen 1984 (rot) und 2005 (blau) im Untersuchungsbereich
Jade.
104
Eine Betrachtung der östlichen Seite der Jade offenbart die vergleichsweise ungleich
stärkere Dynamik dieses Bereiches. Hier sind resultierende Abtragungen und
Ablagerungen durch die Verlagerung von Rinnen und Platen deutlich durch parallele
positive und negative Bereiche ersichtlich. Größenordnungen liegen hier im Bereich
von 10 Metern resultierender Umlagerung und Verlagerungen von Tiefenlinien bis zu
Kilometern.
6.4.3 Wesermündung
Die Mündung der Weser hinsichtlich ihrer morphologischen Aktivität ist in Abbildung
45 dargestellt. An der westlichen und östlichen Seite des Gebiets zwischen den
Grenzen des Nationalparks wechseln sich ausgedehnte Bereiche mit MR Werten von
mehreren Metern mit langgestreckten Einheiten mit Werten größer als 10 Metern ab.
Wie bereits bei der Analyse der Seekarten fallen besonders die Bereiche Tegeler Plate
und Fedderwarder Priel durch ihre hohe Dynamik auf.
Abbildung 45 Morphodynamischer Raum für den Zeitraum 1982-2005 im Bereich der Außenweser.
105
Entlang und außerhalb der Grenzen des Nationalparks sind MR Werte durchgehend
größer als 2 m mit Ausnahme eines kleinen Bereichs östlich von Mellum. Im südlichen
Teil der Außenweser sind entlang der Strombauwerke (Buhnen) kleinräumige
morphologische Änderungen auffällig (vgl. Laue 2006, Heyer 2006).
12-jährige Differenzen zwischen den BSH Jahrgängen 1984 und 1996 im Bereich der
Außenweser sind in Abbildung 42 dargestellt. In Abbildung 46 ist der südlichere Teil in
der Überlagerung der Jahrgänge 1990 und 2001 des WSA Bremerhaven aufgeführt.
Nördlich der Insel Mellum kennzeichnen die Abtragungen und Ablagerungen in der
Größenordnung von bis zu 10 Metern in 12 Jahren die oben erwähnte Verlagerung der
Mellum-Plate in nord-östlicher Richtung. Weiter südlich, östlich der Insel Mellum ist ein
größerer Bereich mit resultierenden Abtragungen in der Größenordnung einiger Meter
in 12 Jahren auszumachen. Abbildung 46 zeigt den Bereich der Außenweser südlich
der Robbenplate. Hier sind außerhalb der Grenzen des Nationalparks geringere
Differenzen zu erkennen. Dieser Bereich ist durch starke strombauliche Maßnahmen
(Buhnen, Leitdämme) gekennzeichnet, die im betrachteten Zeitbereich den schmalen
Rinnenbereich außerhalb der Grenzen des Nationalparks morphologisch stabilisieren.
Resultierende Ablagerung ist positiv, Abtragung ist negativ definiert. Bereiche ohne Daten sind
grau unterlegt. In grün ist die Lage der Grenzen der Nationalp
106
6.4.4 Elbmündung
Abbildung 47 Morphodynamischer Raum für den Zeitraum 1982-2005 im Bereich der Außenelbe.
107
am südlichen Ufer der Außenelbe, entlang der Hafenanlagen der Stadt Cuxhaven und
weiteren Küstenschutzbauwerken (Buhnen). Durch den 14 Meter Ausbau der Elbe sind
hier 22-jährige Differenzen flächenhaft negativ in der Größenordnung weniger Meter.
Resultierende Ablagerung ist positiv, Abtragung ist negativ definiert. Bereiche ohne Daten sind
grau unterlegt. In grün ist die Lage der Grenzen der Nationalparks
eingezeichnet
108
Abbildung 49 6m Isolinie der BSH Peilungen 1983 (blau) und 1996 (lila) und 2007 (rot) im
Untersuchungsbereich Außenelbe
109
6.5 Zusammenfassung und Zwischenfazit
In Vorbereitung einer Bewertung hinsichtlich der Eignung für die Verlegung von Kabeln
zur Anbindung von Offshore-Windparks wird in dieser Studie ein vergleichender
Überblick über die morphologische Stabilität der Flussmündungen von Ems, Jade,
Weser und Elbe gegeben.
Untersucht wurden die Bereiche außerhalb der Nationalparks, unter dem bereits in
Kapitel 3 formulierten Ausschluss der Schifffahrtsrinnen, die - neben anderen
Nutzungskonflikten – als Bereiche starker Strömungsenergie extreme kleinskalige
morphologische Änderungen durch die Dynamik von Bodenformen aufweisen. Es wird
außerdem auf die morphologische Wirkung der unterschiedlichen Strombauwerke
hingewiesen (z.B. Westkopf Borkum, Minsener Oog, Außenweser, Cuxhaven).
Durch die flächenhafte Darstellung besteht die Möglichkeit des Vergleichs mit dem
schematischen Ansatz der aus gewässerkundlicher Sicht definierten morphologischen
Rinne. Diese liegt für den Bereich der Mündungen der Jade und Weser vor (Laue
2006) und entspricht für dieses Gebiet in etwa der Ausdehnung des
morphodynamischen Raums >1 m.
Im Vergleich mit den Flussmündungen der Ems, Weser und Elbe sind am westlichen
Ufer der Mündung der Jade Bereiche verhältnismäßig geringer morphologischer
Aktivität zu identifizieren. Dieser Bereich liegt nördlich des im Bau befindlichen
Tiefwasserhafens Jade-Weser-Port, dessen morphologische Wirksamkeit noch nicht
ersichtlich ist.
110
Die genaue Ausweisung von Kabeltrassen erfordert eine hochauflösende Detailstudie
(„Feintrassierung“) unter Berücksichtigung evtl. weiterer hochaufgelöster
morphologischer Daten und anderer Nutzungskonflikte.
111
7 Zusammenführende Analyse
In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der Untersuchungen der drei thematischen
Einheiten aus Kapitel 2 (Räumliche Ansprüche), Kapitel 3 (Nutzungskonkurrenzen) und
Kapitel 4-6 (Morphodynamik) exemplarisch zusammmengeführt.
Dazu werden Bereiche “relativer” morphologischer Stabilität identifiziert, indem für
zwei aus Kapitel 2 abgeleitete Trenchtiefen diejenigen Gebiete dargestellt werden, die
aus morphodynamischer Sicht eine dem Stand der Lege- und Trenchingtechnik nach
sichere Lage für Trassenkorridore zur Netzanbindung von OWP bilden können. Von
einer weiteren Einschränkung dieser großflächigen Gebiete vor dem Hintergrund der
jeweils räumlich konkurrierenden Nutzungen im gesamten Untersuchungsgebiet wird
jedoch Abstand genommen; denn die Ausführungen in Kapitel 3 haben bereits gezeigt,
dass eine solche Eingrenzung nur durch Einzelfallprüfungen mit einem wesentlich
höherem Detaillierungsgrad – und damit außerhalb des Umfangs der vorliegenden
Studie – möglich wäre.
Exemplarisch ist es jedoch möglich, einenkonkreten Trassenkorridor für eine der
Flussmündungen der Elbe, Weser, Jade und Ems auszuweisen in dem vergleichsweise
günstige Bedingungen für die Verlegung der Netzanbindung von OWP vorherrschen.
Für diesen Korridor wird zusätzlich die sich aus dem im Kapitel 2 dargestellten
Raumbedarf ergebende Übertragungskapazität angegeben und ins Verhältnis zu den
Ausbauszenarien für die Nutzung der Offshore-Windenergie in der deutschen AWZ der
Nordsee gesetzt.
Auch hier gilt wieder, dass aufgrund des kleinen Maßstabs der morphodynamischen
Untersuchungen keine generellen Aussagen darüber getroffen werden können, wie tief
an bestimmten Stellen der betrachteten Bereiche tatsächlich getrencht werden
müsste, um ggf. lokal vorherrschende höhere Werte für den morphologischen Raum
unterschreiten zu können. Gleichzeitig ist es, wie bereits im Abschnitt 2.3.3
herausgehoben, aus demselben Grund stellenweise evtl. nicht möglich, mit dem Stand
113
der Lege- und Trenchingtechnik den grundsätzlich für den betrachteten Bereich
identifizierten morphodynamischen Raum zu unterschreiten.
Bei der Interpretation der Resultate müssen folgende Punkte beachtet werden.
Der morphodynamische Raum ist dreidimensional und zeigt bis zu welcher Tiefe -
im Zeitraum und räumlichen Abdeckung der ausgewerteten Daten - in der
Vergangenheit Umlagerungen stattgefunden haben. Auf Basis dieser Betrachtung
der in der Vergangenheit (zum Zeitraum der ausgewerteten Daten siehe Kapitel 5
und 6) beobachteten Morphodynamik wird der morphodynamische Raum als
Indikator für die zukünftig zu erwartende Mobilität gewertet.
Da der morphodynamischen Raum ein Maß für die Dynamik ist stellt er nicht nur
Erosion sondern auch Akkumulation dar. Es ist also möglich, dass in Gebieten,
deren morphodynamischer Raum einen hohen Wert aufweist, über einen
ausreichend langen Zeitraum (z. B. Betriebsdauer eines Seekabels) ausschließlich
akkumuliert wird und sie damit keinen Risikoraum für Seekabel darstellen. Eine
genauere Interpretation lassen die Daten aber nicht zu. Im Hinblick auf den
Untersuchungsmaßstab dieser Studie erscheint es sinnvoll und notwendig, hohe
Werte für den morphodynamischen Raum grundsätzlich als Risikoraum für
Seekabel zu interpretieren.
Die Auflösung der vorhandenen Daten liegt bei etwa 200 m. Zu ergänzen wären
daher die Analyse kleinräumiger Phänomene. So ist bereits in Kapitel 6 darauf
hingewiesen worden, dass in den tiefen Abflussrinnen (im Untersuchungsgebiet
identisch mit den Fahrrinnen) eine hohe Aktivität der dort existenten Bodenformen
(subaquatischen Dünen) vorliegt. Daher wird eine Kabelverlegung in den
Fahrrinnen ausgeschlossen.
Karte E-3, Karte E-7 und Karte E-13 zeigen kumulativ den morphodynamischen
Raum 0-2m und Karte E-4, Karte E-8 und Karte E-14 den morphodynamischen
Raum 0-3m für die verschieden Flussmündungsbereiche. Es wird deutlich, dass alle
potenziellen Trassenkorridore in den Flussmündungsbereichen außerhalb der
Nationalparks über größere Streckenabschnitte mit Trenchtiefen >3 m geführt
werden müssten, um den morphodynamischen Raum zu meiden. Vor allem in Elbe
und Ems weist der morphodynamische Raum über weite Strecken Werte von über 5 m
auf.
Relativ stabile Bereiche sind in der westlichen Jade und in den tiefen Bereichen der
Außenweser zu finden (siehe Abschnitt 6.5). In der Außenweser wird die relative
Stabilität durch Leitdämme gewährleistet (vgl. Karte D-11).
114
7.2 Bereich geringer Nutzungskonkurrenzen
Die Schifffahrt, vertreten durch die WSV, erhebt Anspruch auf nahezu das gesamte
Untersuchungsgebiet (vgl. Abschnitt 3.4). Die Praxis der
Wasserschifffahrtsdirektionen, großflächig kabelfreie Zonen auszuweisen, stellt daher
ein besonderes Hindernis für die Nutzung der Flussmündungen für die Netzanbindung
der OWP dar. Vielmehr sollten die im Fazit von Kapitel 3 dargestellten Grundsätze
beachtet werden, um auch in diesen Zonen in begrenztem Maße Seekabel verlegen zu
können.
Räumliche Konflikte zwischen Seekabeln und den übrigen Nutzungen des Raumes sind
entweder zeitlich befristet oder im Allgemeinen mittels der in den jeweiligen
Abschnitten in Kapitel 3 beschriebenen Maßnahmen sinnvoll zu mindern.
115
7.3 Synthese
7.3.1 Emsmündung
Große Bereiche der Ems sind mit einem morphodynamischen Raum von >5 m
hochdynamisch (siehe Karte E-1). Parallel zur Westküste von Borkum scheint die
Dynamik niedriger zu sein. Hier sind allerdings kleinräumige Strukturen zu
berücksichtigen, die aufgrund der Auflösung der Daten nicht dargestellt werden:
Zum einen treten vor den Buhnen, die die Westküste Borkums schützen,
Auskolkungen von erheblichem Ausmaß auf (siehe Karte D-4). Und zum anderen
führt die Ems-Fahrrinne in einem geringen Abstand von wenigen hundert Metern an
der Küste vorbei (siehe Karte D-2). Innerhalb der Fahrrinne wird aufgrund von
kleinskaligen extremen Änderungen der Morphologie (subaquatische Dünen) eine
sichere Lage von Seekabel ausgeschlossen (vgl. Kapitel 6.5).
Gleichzeitig verkörpern sowohl die Buhnen als auch die Fahrrinne bedeutende
Nutzungskonkurrenzen zu einem potenziellen Trassenkorridor (vgl. Kapitel 3). Die
Standfestigkeit der Buhnen könnte beim Legen von Seekabel mittels konventioneller
Legetechniken in geringer Entfernung nicht garantiert werden. Möglicherweise könnte
dieses Problem mittels des HDD-Verfahrens (siehe Kapitel 2.3) umgangen werden
(Böke, 2009).
Zusätzlich stellt der nördliche Teil des Emsästuars ein bedeutsames Gebiet für die
Fischerei dar (siehe Karte D-7). Im südlichen Teil stellen FFH-Gebiete bedeutsame
Gebiete des Naturschutzes dar (siehe Karte D-1). Der südliche Teil ist zudem für die
Rohstoffindustrie von Bedeutung (siehe Karte D-6).
Auch wenn die mit tieferer Trenchtiefe (z. B. mit Hilfe des stehenden Spülschwerts,
vgl. Abschnitt 2.3) höheren Legekosten vermutlich von untergeordneter Bedeutung
sein werden, wären mit einer Netzanbindung im Emsästuar hohe technische
Herausforderungen verbunden. Ein Freispülen des Seekabels könnte vermutlich nicht
auf der ganzen Strecke ausgeschlossen werden; daher müsste geprüft werden, ob und
wie sich das Seekabel auf zusätzliche Kräfte auslegen ließe. Entsprechende Vorhaben
setzen außerdem detaillierte Untersuchungen der morphologischen Stabilität voraus.
7.3.2 Jademündung
116
7.3.3 Wesermündung
Zusätzlich stellt der nördliche Teil des Weserästuars ein bedeutsames Gebiet für die
Fischerei dar (siehe Karte D-14). Im südlichen Teil stellen FFH-Gebiete bedeutsame
Gebiete des Naturschutzes dar (siehe Karte D-8). Der nordöstliche Teil ist zudem für
die Rohstoffindustrie von Bedeutung (siehe Karte D-13).
Es wird daher festgehalten, dass sich die im Rahmen der vorliegenden Studie
durchgeführten Untersuchungen darauf hindeuten, dass sich die Wesermündung nicht
für die Netzanbindung der in der deutschen AWZ der Nordsee geplanten Offshore-
Windparks eignet.
7.3.4 Elbemündung
Die Elbe kommt für die Ausweisung eines Trassenkorridors aufgrund ihrer durchgängig
hohen Morphodynamik nicht in Betracht (siehe Kapitel 6 und Karte E-11). Außerdem
befinden sich auch hier, in ähnlichem Maße wie in Ems und Weser,
Nutzungskonkurrenzen mit bedeutsamen Gebieten des Naturschutzes (FFH und
Europäische Vogelschutzgebiete) sowie Gebiete für die Fischerei und den
Rohstoffabbau.
117
Der nördliche Abschnitt des Korridors durchquert europäisches Vogelschutzgebiet,
welches bedeutsames Gebiet für den Naturschutz darstellt (siehe Karte D-8). Mit dem
entsprechenden Schutzgut (Avifauna) sind eventuelle Konflikte auf die Legephase
begrenzt und können durch entsprechende Terminierung des zusätzlichen
Schiffsverkehrs auf ein Minimum reduziert werden.
Der Beispielkorridor Jade hält einen Sicherheitsabstand von mindestens 300 m zur
Fahrrinne (siehe Karte D-9).
Im südlichen Abschnitt könnte die Querung der geplanten Kabeltrasse für die
Netzanbindung des Offshore-Windparks Nordergründe erforderlich sein (siehe Karte
D-10). Eine solche Querung ist jedoch technisch problemlos realisierbar.
Im „Nadelöhr“ für den Jadekorridor, zwischen Minsener Oog und der Fahrrinne, könnte
sich die Passage der Buhnen des Minsener Oog als problematisch erweisen. Hier
müsste eine detaillierte Analyse der Auswirkungen der Buhnen auf die lokale
Morphologie (Auskolkungen, etc.) erfolgen. Zusätzlich müsste sichergestellt werden,
ob ein Abstand von 300 m ausreicht, um die Standsicherheit der Buhnen bei
Kabellegearbeiten zu garantieren.
Im südlichen Abschnitt durchquert der Korridor eine Fläche für Marikultur (siehe Karte
D-14). Während der Legephase der Kabel sind entlang der Trassen Schäden durch
Sedimentaufwirbelung zu berücksichtigen. Die Schäden bleiben aufgrund der
vorherrschenden Sedimentbeschaffenheit (grobes Sediment setzt sich schnell wieder
ab) auf kleinräumige Bereiche beiderseits der Kabelgräben begrenzt.
Mit einer Breite von 300 m bietet der Jadekorridor auf Basis der in Kapitel 2 dieser
Studie zugrunde gelegten Annahmen eine Übertragungskapazität von 7.000 bis
10.000 MW. Damit ließe sich ein Anteil von etwa einem Drittel bis der Hälfte der
gesamten Leistung der in der deutschen AWZ der Nordsee geplanten Offshore-
Windparks an das Stromnetz an Land anbinden. Gleichzeitig ließe sich über den
Jadekorridor damit auch die Hälfte bis zwei Drittel der in Abschnitt 2.1 angenommenen
Leistung anbinden, die außerhalb der bereits heute geplanten oder in der Planung weit
fortgeschrittenen Netzanbindungen übertragen werden muss.
Nachteilig an einer Netzanbindung durch den Jadekorridor ist jedoch, dass diese 380-
kV-Leitung nach dem LROP für die Aufnahme von Strom aus Offshore-Anlagen nicht
zur Verfügung steht; für die Weiterleitung an Land müssten hier zunächst zusätzliche
Kapazitäten (neue 380 kV-Leitungen) geschaffen werden (ML, 2008 b, Ziffer 08,
Satz 4)6. Der Jadekorridor eignet sich daher nicht für den mittelfristigen Anschluss
von Offshore-Windparks in der AWZ der deutschen Nordsee.
6
In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass das LROP in der Anlage 2 ein Vorranggebiet für Großkraftwerke in Wilhelmshaven ausweist
(ML, 2008 a). Dem Materialband ist zu entnehmen, dass diese Festlegung
118
„Vorhandene Standorte, Trassen und Verbundsysteme, die bereits für
die Energiegewinnung und verteilung genutzt werden, sind vorrangig
zu sichern und bedarfsgerecht auszubauen.“ (ML, 2008 a; Ziffer 01, Satz 3).
Es sollte aber nicht außer Acht gelassen werden, dass auch dieser relativ stabile
Korridor morphologisch sehr dynamische Gebiete durchquert. Hier handelt es sich
jedoch um Gebiete in denen vornehmlich akkumulative Tendenzen vorherrschen. Der
Flächenanteil des morphodynamischen Raumes > 3 m beträgt 36% an der
Gesamtfläche des Korridors (siehe Tabelle 6). Um genauere Angaben zu erhalten,
sollte zukünftig eine kleinräumige Analyse der Morphodynamik in dem Gebiet
durchgeführt werden. Tabelle 6 stellt die Anteile unterschiedlich tiefer morphologischer
Räume an der Jadetrasse mit einer Länge von insgesamt 36 km dar.
Tabelle 6 Anteil des morphodynamischen Raumes an der Jadetrasse
Anteil an Jade
Trassenkorridor in
11 % 43 % 64 % 36 %
Prozent
Zu beachten ist, dass nur die letzten beiden Spalten zu 100 % addiert werden können,
da für die Spalten zwei bis vier der Anteil der jeweils rechten Spalte stets die Anteile
der linken Spalten mit einschließt.
Um ausreichende Grabentiefe in solch hochdynamischen Gebieten zu erreichen kann
ein stehendes Spülschwert (siehe Kapitel 2.3.2.4) eingesetzt werden. Nach
Einschätzung von Engicht (2009) ließen sich in der Jade 35 m im gebaggerten
Fahrwasserbereich erreichen und in ihren Steilflanken in kurzen Abschnitten evtl. bis
zu 10 m; dabei müssten aber stets Beschränkungen wie die Windenzugkraft,
Ankerhaltekraft und Bruchlasten berücksichtigt werden.
119
Tide (LAT) durchgängig bei mehr als 5m und führen daher zu keinen
Einschränkungen.
Lediglich südöstlich des Minsener Oogs überquert der Korridor für ca. 700 m eine
flachere Stelle von rund 3 m Wassertiefe (LAT) (siehe Karte E-9). Bei sorgfältiger
Planung lassen sich Kabel an diese Stelle bei auflaufendem Wasser verlegen, um
jegliches Risiko des Auflaufens der Legebarge zu vermeiden.
120
8 Fazit und Ausblick
Eine Möglichkeit eine sichere Lage von Seekabeln in Gebieten hoher Morphodynamik
zu gewährleisten besteht darin, dass potenzielle Trassenkorridore in den
Flussmündungsbereichen über längere Streckenabschnitte in großen Trenchtiefen von
mehr als 3 m geführt werden. Dies kann, abhängig von der Bodenbeschaffenheit, mit
besonderen technischen Herausforderungen verbunden sein. In der vorliegenden
Studie wurde versucht, Gebiete „relativer“ morphologischer Stabilität zu identifizieren,
d. h. Gebiete in denen der „morphodynamische Raum“ mit dem Stand der Lege- und
Trenchingtechnik unterquert werden könnte. Für die technische Realisierbarkeit
besonders tiefer Trenche sprechen die vergleichsweise günstigen Bedingungen in den
betrachteten Flussmündungsbereichen: durch die hohen Strömungsgeschwindigkeiten
tritt hier überwiegend gröberes und nicht bindiges Sediment auf.
Nach dem Stand der Lege- und Trenchingtechnik können im Allgemeinen nur
Grabentiefen von etwa 1,0 - 1,5 m garantiert erreicht werden. Unter guten
Bedingungen (sandige Böden) lassen sich mit dem Stand der Technik aber mit großer
Sicherheit auch Grabentiefen von bis zu 3 m erreichen. Im Gegensatz zu allen anderen
Trenchingtechniken besitzt darüber hinaus das stehende Spülschwert nach Ansicht
zahlreicher Experten das Potenzial, in nicht bindigen Böden besonders tiefe Trenche
von mehr als 5 m zu erzielen. Dieser Art der Verlegung wird daher im Rahmen dieser
Studie eine besondere Bedeutung beigemessen. Inwieweit ein Einsatz des stehenden
Spülschwerts im Untersuchungsgebiet über längere Strecken tatsächlich möglich wäre,
sollte durch detaillierte Untersuchungen des Sediments weiter ermittelt werden.
Eine weitere Möglichkeit der Verlegung bestünde darin, Seekabel in Gebieten hoher
Morphodynamik in geringeren Trenchtiefen zu verlegen und gleichzeitig
sicherzustellen, dass ein regelmäßiges „Monitoring“ in einem bestimmten Intervall
durchgeführt wird. Bei festgestellter Erosion des Sediments müssten
Gegenmaßnahmen (z. B. Aufschüttungen) ergriffen werden. In diesem Fall müssten
die Kabel trotzdem sicherheitshalber auf zusätzliche mechanische Belastungen
ausgelegt werden, die sich aus einem temporären Freispülen ergeben könnten.
121
In beiden Fällen würden die Kosten für die Verlegung oder die Beschaffung der
Seekabel signifikant ansteigen. Mit Blick auf die gesamten Kosten des Netzanschlusses
ist dieser Kostenanstieg jedoch im Falle der Gleichstromtechnik von untergeordneter
Bedeutung. Dennoch sollten detailliertere Kostenanalysen unter Berücksichtigung
höherer Betriebskosten durch regelmäßiges „Monitoring“ durchgeführt werden.
Mit Blick auf die Gewährleistung der Sicherheit und Leichtigkeit des Schiffsverkehrs
können im Fahrwasser während des Kabellegens temporäre Konflikte auftreten; diese
ließen sich durch geeignete Planungen aber vermutlich in ihrer Wirkung beschränken.
Dagegen besteht während der gesamten Betriebsdauer eines Trassenkorridors ein
Konfliktpotenzial im Zusammenhang mit der Unterhaltung und Erweiterung der
Fahrrinne. Insbesondere durch die hohe Morphodynamik im Untersuchungsgebiet und
die hierdurch veränderlichen Raumansprüche der Schifffahrt fällt es schwer,
Risikogebiete und geeignete Gebiete für den Betrieb von Seekabeln eindeutig
voneinander abzugrenzen.
122
Außerhalb der Nationalparks konnte nur exemplarisch ein Korridor entlang der
nordöstlich/östlichen Grenze des Nationalparks in der Jade gefunden werden, der eine
„relative“ morphologische Stabilität aufweist. In diesem Bereich sind auch
vergleichsweise geringe räumliche Nutzungskonkurrenzen vorhanden. Mit einer Länge
von rund 36 km und einer Breite von 300 m bietet der „exemplarische Jadekorridor“
eine Übertragungskapazität von 7.000 bis 10.000 MW. Damit ließe sich ein Anteil von
etwa einem Drittel bis der Hälfte der gesamten Leistung der in der deutschen AWZ der
Nordsee geplanten Offshore-Windparks an das Stromnetz an Land anbinden. Das
entspricht der Hälfte bis einem Drittel der Leistung, die außerhalb der bereits heute
geplanten oder in der Planung weit fortgeschrittenen Netzanbindungen übertragen
werden muss.
Die Studie bildet damit den Ausgangspunkt für die weitere Entwicklung eines
Konzepts, mit dem die Netzanbindung der Offshore-Windenergie in der deutschen
AWZ möglichst natur- und umweltverträglich, kostenoptimal und sicher realisiert
werden kann. Ein solches Konzept bildet eine der Voraussetzungen für die Erreichung
der ambitionierten Klimaschutzziele der Bundesregierung durch den Ausbau von
erneuerbaren Energien.
123
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137
Anhang
139
Anhang A Teilnehmer der durchgeführten Workshops
Institution Name
Bohlen & Doyen Bauunternehmung GmbH Hr. Böke
Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) Hr. Dr. Zeiler
Bundesanstalt für Wasserbau, Abteilung Wasserbau im Küstenbereich Hr. Plüß
Bundesanstalt für Wasserbau, Abteilung Wasserbau im Küstenbereich Hr. Rahlf
Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) Hr. Hölzl
E.ON-Netz Offshore GmbH Hr. Meyerjürgens
Ecofys Hr. Dr. Burges
Ecofys Hr. Hunke
Ecofys Hr. Schüler
Marum (Universität Bremen) Hr. Dr. Winter
Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Hr. Stellet
Schleswig-Holstein
Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer Fr. Sobottka
Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft und Küstenschutz Hr. Schmidt
Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz Hr. Heidrich
und Landesentwicklung
Oceanteam Power & Umbilical GmbH Hr. Roos
Offshore Forum Windenergie Fr. Dr. Prall
Schutzstation Wattenmeer Hr. Schulze
Stiftung Offshore Windenergie Hr. Wagner
Wasser- und Schiffahrtsdirektion Nord (WSD-N) Hr. Jenner
Wasser- und Schiffahrtsdirektion Nord (WSD-N) Hr. Zierul
Wasser- und Schiffahrtsdirektion Nordwest (WSD-NW) Fr. Carsten
Wasser- und Schiffahrtsdirektion Nordwest (WSD-NW) Hr. Nagel
Institution Name
Bohlen & Doyen Bauunternehmung GmbH Hr. Böke
Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) Hr. Dr. Zeiler
Bundesanstalt für Wasserbau, Abteilung Wasserbau im Küstenbereich Hr. Plüß
Bundesanstalt für Wasserbau, Abteilung Wasserbau im Küstenbereich Hr. Rahlf
Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) Hr. Hölzl
E.ON-Netz Offshore GmbH Hr. Meyerjürgens
Ecofys Hr. Hunke
Ecofys Hr. Schüler
EWE AG Hr. Stehmeier
ForWind Fr. Köbke
Landesnaturschutzverband Schlewswig-Holstein, BUND, NABU Hr. Schaefer
140
Institution Name
Marum (Universität Bremen) Hr. Dr. Winter
Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer, WWF Hr. Schulz
Nationalparkverwaltung Schleswig - Holstein Hr. Hälterlein
Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz Hr. Schmidt
Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz Hr. Heidrich
und Landesentwicklung
Offshore Forum Windenergie Fr. Dr. Prall
Wasser- und Schiffahrtsdirektion Nord (WSD-N) Hr. Zierul
Wasser- und Schiffahrtsdirektion Nord (WSD-N) Hr. Behm
Wasser- und Schiffahrtsdirektion Nord (WSD-N) Hr. Isheim
Wasser- und Schiffahrtsdirektion Nord-West (WSD-NW) Hr. Laue
141
Anhang B Bewertung des Datenbestandes zur Analyse der
Morphodynamik
Abbildung 50 Anzahl der Jahrgänge bathymetrischer Daten des BSH: Überdeckung der
bathymetrischen Daten des BSH für die Jahre 1982 bis 2008 im Gauß-
Krueger Bezugssystem 2
143
Abbildung 51 Anzahl der Jahrgänge bathymetrischer Daten des BSH: Überdeckung der
bathymetrischen Daten des BSH für die Jahre 1982 bis 2008 im Gauß-
Krueger Bezugssystem 3
144
Abbildung 53 Anzahl der Jahrgänge bathymetrischer Daten des WSA-Cuxhaven im Gauß-Krueger
Bezugssystem 3.
145
Anhang C Geodatenquellen
Tabelle 7 Geodatenquellen
147
Nutzung Layer Bezeichnung Sachstand (letztes Update) Aufn.Maßstab Quelle
Fahrrrinne-Wesermündung Auszug der digitalen 1:100 000 Wasser- und
Bundeswasserstrassenkarte Schifffahrtsdirektion
(26.05.2009) Nordwest
148
Nutzung Layer Bezeichnung Sachstand (letztes Update) Aufn.Maßstab Quelle
High Voltage Cables zuletzt abgefragt Juni 2009 BSH WMS CONTIS
Facilities-Kabel : High
Voltage Cables
Data Cables zuletzt abgefragt Juni 2009 BSH WMS CONTIS
Facilities-Kabel : Data
Cables
Kabel_C_ Stand 2005 1: 600 000 Raumordnungskonzept
Niedersachsen9: Kabel
Küstenbauwerke Coastline and 23.04.2009 1: 50 000 BSH WMS NAUTHIS
Shorelineconstruction Topography : Layers :
Approach : Natural
Features : Coastline and
Shorelineconstruction
Sea- and 23.04.2009 1: 50 000 BSH WMS NAUTHIS
Shorelineconstruction Areas Topography : Layers :
Approach : Natural
Features : Sea- and
Shorelineconstruction
Areas
Seehäfen Prioritäres Gebiet für Stand 2005 1: 600 000 Raumordnungskonzept
hafenorientiere Industrie_ Niedersachsen10: Kabel
ROKK_A
Prioritärer Standort für Stand 2005 1: 600 000 Raumordnungskonzept
Seehafen_ ROKK_P Niedersachsen11: Kabel
9
Die Flächenabgrenzungen in der zeichnerischen Darstellung des LROP sind, wie auch die Darstellungen des ROKK, nicht als parzellenscharfe Festlegungen zu verstehen. Die Darstellungen am Festland sind auf eine
regionale räumliche Konkretisierung durch die Regionalen Raumordnungsprogramme angelegt. Für das gemeinde- und landkreisfreie Küstenmeer fehlt diese Konkretisierungsmöglichkeit. Hier erfolgen ergänzende
raumordnerische Abstimmungen insbesondere im Rahmen von Raumordnungsverfahren.
149
Nutzung Layer Bezeichnung Sachstand (letztes Update) Aufn.Maßstab Quelle
Rohstoffförderge Erlaubnisse Offshore zuletzt abgefragt Juni 2009 LBEG WMS - Dienst für
biete bergbauliche Karten
Erlaubnisse Onshore zuletzt abgefragt Juni 2009 LBEG WMS - Dienst für
bergbauliche Karten
Bewilligungen Offshore zuletzt abgefragt Juni 2009 LBEG WMS - Dienst für
bergbauliche Karten
Bewilligungen Onshore zuletzt abgefragt Juni 2009 LBEG WMS - Dienst für
bergbauliche Karten
Niederländische grnsland.shp 20.03.2006 Ministerie van Verkeer en
Grenze Waterstaat
Rijkswaterstaat
150
Anhang D Kartographische Abbildungen zu Kapitel 3
151
Karte D-2 Schifffahrt im Emsästuar
152
Karte D-3 Kabeltrassen im Emsästuar
153
Karte D-4 Küstenschutzund Wasserbau im Emsästuar
154
Karte D-5 Seehäfen im Emsästuar
155
Karte D-6 Rohstoffgewinnung im Emsästuar
156
Karte D-7 Fischerei im Emsästuar
157
Karte D-8 Naturschutz im Jade- und Weserästuar
158
Karte D-9 Schifffahrt im Jade- und Weserästuar
159
Karte D-10 Kabeltrassen im Jade- und Weserästuar
160
Karte D-11 Küstenschutz und Wasserbau im Jade- und Weserästuar
161
Karte D-12 Seehäfen im Jade- und Weserästuar
162
Karte D-13 Rohstoffgewinnung im Jade- und Weserästuar
163
Karte D-14 Fischerei und Marikultur im Jade- und Weserästuar
164
Karte D-15 Naturschutz im Elbästuar
165
Karte D-16 Schifffahrt im Elbästuar
166
Karte D-17 Kabeltrassen im Elbästuar
167
Karte D-18 Küstenschutz im Elbästuar
168
Karte D-19 Seehäfen im Elbästuar
169
Karte D-20 Rohstoffgewinnung im Elbästuar
170
Karte D-21 Fischerei im Elbästuar
171
Anhang E Kartographische Abbildungen zu Kapitel 7
173
Karte E-2 Morphodynamischer Raum - Emsästuar: Dynamik 0-1 m
174
Karte E-3 Morphodynamischer Raum - Emsästuar: Dynamik 0 - 2 m
175
Karte E-4 Morphodynamischer Raum - Emsästuar: Dynamik 0 - 3 m
176
Karte E-5 Morphodynamischer Raum – Jade/Wesermündung
177
Karte E-6 Morphodynamischer Raum - Jade- Weserästuar: Dynamik 0 - 1 m
178
Karte E-7 Morphodynamischer Raum - Jade- Weserästuar: Dynamik 0 - 2 m
179
Karte E-8 Morphodynamischer Raum - Jade- Weserästuar: Dynamik 0 - 3 m
180
Karte E-9 Jadekorridor / Hydrographie
181
Karte E-10 Jadekorridor / Morphodynamischer Rau
182
Karte E-11 Morphodynamischer Raum – Elbeästuar
183
Karte E-12 Morphodynamischer Raum - Elbästuar: Dynamik 0 - 1 m
184
Karte E-13 Morphodynamischer Raum - Elbästuar: Dynamik 0 - 2 m
185
Karte E-14 Morphodynamischer Raum - Elbästuar: Dynamik 0 - 3 m
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