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Atomwaffen oder vor dem GAU in einem Kernkraftwerk.
Nicht, dass die zuletzt genannten Ängste weniger real wären. Kapitel
Keineswegs. Aber es gibt daneben auch Hoffnung: auf einen
längeren Zeitaufschub,
bevor die Katastrophe
eintritt, und vor allem
darauf, dass man wenig-
stens nicht alleine darunter
zu leiden hätte. Oder sogar
Kapitalismus in der Krise
darauf, dass die Apokalypse
doch nicht eintritt, nicht einmal dann, wenn die falschen
Entscheidungen getroffen werden.
Das ist anders in Zeiten einer Wirtschaftskrise. Falsche
Entscheidungen zeigen sofort Wirkung. Zumindest für einen
Teil der Bevölkerung. Es hat sich herumgesprochen, dass –
entgegen der Legende – auch 1929 und 1948 nicht alle
gleichermaßen von Vermögensverlusten betroffen waren.
Zu den Verlierern möchte niemand gehören. Und Solidarität
mit Unterprivilegierten, im eigenen Land und weltweit,
schwindet im Zeichen eigener Bedrohung. Historisch ist
das keine neue Erfahrung.
Bitter für diejenigen, die das Debakel schon lange vorher-
gesagt hatten. Und jetzt die alten Neoliberalen im Aufwind
erleben müssen.
© Le Monde diplomatique, Berlin
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Krisen und wer dafür bezahlt
Der Beinah-Kollaps der Warenpreise (1900/1910 = 100)
Finanzmärkte im Herbst 2008 Protektionismus, Missernten, Depression
hat eine lange Vorgeschichte. 1815–1818 Preisverfall, Kreditkrise, Bankenkollaps
220 1819–1823 Run auf Eisenbahn- und Kohlenbergwerks-Aktien
Die globale Spekulation hat die 1835–1839 Eisenbahn-Baisse und Depression
1847–1851 erster »Schwarzer Freitag« nach Baumwoll-,
Gefahren vervielfacht. Eine sehr
180 Bank- und Eisenbahnpleiten
kurze Wirtschaftsgeschichte der 11. Mai 1866
Wirtschaftskrise in Lateinamerika, Silber-Panik
westlichen Welt. 1890–1893
140
Gründerboom
1871–1873
100
1857 1873–1896
1825 Börsencrash und Rezession Große Depression
Südamerika-Spekulation (Gold- und Silberminen, Staatsanleihen)
1800 1810 1820 1830 1840 1850 1860 1870 1880 1890 1900 1910
»Dow Jones« ist die Kurzform für den weltweit wichtigsten Aktienindex Dow Jones Industrial Average, der die 30 wichtigsten
der 3000 Aktienkurse der New York Stock Exchange, der Börse an der Wall Street, zusammenfasst. Dazu gehören Boeing, Coca-Cola,
Exxon, General Electric, General Motors, IBM, McDonald‘s, Microsoft, Wal-Mart und Walt Disney.
1905 1910 1915 1920 1925 1930 1935 1940 1945 1950
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2008/09: Weltweite Bankenkrise
Dow-Jones-Index
die großen weltweiten Kapitalströme im die größten Banken der Welt bedroht. Ge- 2007: Beginn der 14 000
19. Jahrhundert noch weitgehend an staat- scheitert sind bereits die Versuche, Zeit zu Subprimekrise
liche Rahmenbedingungen, feste Wechsel- gewinnen und auch damit noch Profite zu
kurse oder Handelsverträge gebunden wa- erzielen. Finanzkonstrukte, die darauf ab-
ren, werden sie heute – ohne auf nennens- zielten, riskante Schuldtitel zu bündeln 13 000
werte Grenzen zu stoßen – vornehmlich und immer weiter zu verschieben, liegen
von Aktionären, Investmentfonds und der in Banktresoren auf der ganzen Welt. Ihr 2001: Attentat
vom 11. September
mit der Finanzwirtschaft verflochtenen Re- Markt ist zusammengebrochen.
alwirtschaft bewegt. Der Haupteffekt der Finanzkrise ist die 1997:
12 000
Finanzmarktkrise in Asien
Zwar haben sich die Profitraten wieder stark eingeschränkte Vergabe neuer Kredi-
erholt, doch die Instabilität und die speku- te, das heißt ihre Verteuerung. Dies betrifft
lativen Risiken haben zugenommen. Tat- die US-Konzerne, aber vor allem, sofern es
sächlich bewegt sich der Kapitalismus zwi- sich um Hypothekar- oder Konsumkredite 11 000
schen zwei Abgründen: Bei zu wenig Regu- handelt, die Privathaushalte. Auch der Ver-
lierung droht er zu kollabieren, bei zu viel mögenseffekt ist nicht zu unterschätzen,
zu ersticken. Die konservative Revolution denn der Wertrückgang beim Immobilien-
der letzten Jahrzehnte bekämpfte Lohner- besitz wirkt sich negativ auf den Konsum 10 000
höhungen – aber wie soll in Zeiten der aus.
beginnenden Rezession die globale Nach- Dieser spielt in den USA eine zentrale Immobilien-
b l ase
frage aufrechterhalten werden? Rolle. Bricht er ein, wird aus der Rezession Sta n d : Au gus t 2 0 0 9
Die USA setzten bislang auf die Erspar- eine Depression. Um das zu verhindern, 9000
nisse der Privathaushalte und auf Ver- muss die US-Bevölkerung zweimal bezah-
schuldung. Doch die Ersparnisse sind auf- len: Als Bürger müssen sie für die explodie- I n te r n e t-
b l ase
gebraucht, die Inlandsnachfrage fällt so rende Staatsverschuldung aufkommen,
schnell, dass ein Großkonzern wie General als Konsumenten sollen sie weiterhin 8000
Motors Insolvenz anmelden musste. Die Nachfrage auf Pump erzeugen.
seit langem wachsende Finanzierung der
amerikanischen Wirtschaft aus dem Aus-
land war nur eine Flucht nach vorn, die www
7000
nun eine Überschuldungskrise wahr- Analysen und Berichte:
www.nybooks.com/articles/22756
scheinlich macht. www.bpb.de/publikationen/QFG4OG,0,0,Krise_der_Weltwirt-
Das Platzen der Immobilienblase in den schaft.html
USA hat besonders schwerwiegende Fol- www.cesifo-group.de/portal/page/portal/ifoHome/a-
winfo/d2kprog/20kproggd 6000
gen, weil dabei zwei Krisen ineinander- www.diw.de (Wochenberichte)
greifen. Die eine betrifft den Bausektor Historische Darstellungen:
und ist eine Krise der Realwirtschaft, die www.wiso.uni-koeln.de/wigesch/sites.html (Linkliste)
www.nber.org/cycles/
lange andauern kann. Die andere, die www.econlib.org/library/Enc1/Recessions.html 5000
Finanzkrise, ist äußerst gefährlich, weil sie zeitenwende.ch/finanzgeschichte
4000
4500 5000 5500 1987: Börsenkrach vom 19. Oktober 1987 (Black Monday)
Finanzwirtschaft
3000
1961: Kraftprobe zwischen Regierung und Stahlindustrie über Stahlpreise
1965: Die US-Luftwaffe beginnt mit der
Bombardierung Nordvietnams
1971: Abschaffung der Goldkonvertibilität
des US-Dollars 2000
1973: Erster Ölpreisschock
1979: Zweiter Ölpreisschock
1000
1
96 3
–1
9 53 – 196
r1 61 –
we 1 9 0 09
ho edy 20
e n
E i s Ke n
n a ma
Johnson Nixon Ford Carter Reagan G. H. Bush Clinton G. W. Bush Ob
1963 – 1969 1969 – 1974 1974 – 197 7 197 7 – 1981 1981 – 1989 1989 – 1993 1993 –20 01 20 01 –20 09
1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005
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Versagen ohne Reue:
die Ausreden der Marktradikalen
Neoliberale Ökonomen und schaft von dieser Krise schwer in Mitlei- Idee zu Unrecht für die damalige Wirt-
konservative Politiker suchen denschaft gezogen würde. Viele Ökono- schaftsmisere verantwortlich mache. Wie
men erinnerte die Situation an die Große in der heutigen Debatte distanzierten sich
nach Wegen aus ihrer Glaubwürdig-
Depression Anfang der 1930er-Jahre, den die Neoliberalen nach der Krise von ihrer
keitskrise. Die einen wollen schon bislang schlimmsten Niedergang der jün- Philosophie des Laissez-faire und der Ent-
immer missverstanden worden sein, geren Wirtschaftsgeschichte. staatlichung. Sie hätten sich sonst isoliert
für die anderen ist weiterhin der Als eigentliche Ursache für die erste – in den USA und in Europa galten staats-
große Finanzkrise des 21. Jahrhunderts gilt interventionistische Programme wie der
Staat an allem schuld.
überwiegend die neoliberale Wirtschafts- New Deal des US-Präsidenten Franklin D.
philosophie. Sie habe seit Jahrzehnten Roosevelt als allgemein anerkannte Mittel
dazu geführt, dass die Staaten die Finanz- der Wirtschaftspolitik.
märkte weltweit dereguliert und der Gier Der Ökonom und Mises-Schüler
der Manager keine Grenzen gesetzt hätten. Friedrich August Hayek trug dem Miss-
Zudem habe die Politik zu stark auf eine trauen gegenüber dem allzu freien Kapita-
unternehmerfreundliche angebotsorien- lismus Rechnung und schrieb 1944, »dass
tierte Wirtschaftspolitik gesetzt. So sei ein wir in Fällen, in denen die Bedingungen
brutaler, egoistischer und nicht nachhal- für das richtige Funktionieren des Leis-
tiger Kapitalismus entstanden. Besonders tungswettbewerbs nicht hergestellt wer-
die US-Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph den können, die automatische Regulie-
Stiglitz und Paul Krugman halten die neo- rung durch staatliche Lenkung ersetzen
liberale Idee deswegen für gescheitert. müssen«. Ähnlich klingen heute die Argu-
Dem widersprechen die meisten Leitar- mente des neoliberalen Wirtschaftspro-
tikler der großen US-Wirtschaftsmedien fessors Hans-Werner Sinn oder des ehema-
48
+236
US-Haushalt: Defizite und Überschüsse
in Milliarden US-Dollar
200
+126 +128
100
+ 69
+3
-3 -6
0 ausgeglichener Haushalt
-3 -7 -5 -8 -1 -4 - 22
-9 - 15 - 41
- 25 - 23- 23
-7 - 54
- 18 - 53 - 79
- 59
- 74 - 74
-100
- 28 - 107
- 128
- 68 - 150 - 153
- 158 -162
- 155 - 164
- 185
0
-200
- 203
- 208 - 221
- 212
- 221
- 255
- 81 - 248
- 269
-300 - 290
- 318
- 135
+ 526
- 378
-400 - 407
- 413 - 410
- 646
-500
Lyndon B. Johnson Gerald Ford Ronald Reagan Bill Clinton Barack Obama
19 63 – 19 68 1975– 1976 1981 – 1988 1993 –20 01 20 09 –
John F. Kennedy Richard Nixon Jimmy Carter George H. W. Bush George W. Bush
1961 – 1962 19 69 – 1974 197 7 – 1980 1989 – 1992 20 01 –20 08
www
Schlüssel zum Erfolg sind, weil nur sie bis 2016 auf höchstens 0,35 Prozent des Berichte und Analysen:
neue Arbeitsplätze schaffen. Bruttoinlandsproduktes begrenzen; die www.iwh-halle.de/d/publik/wiwa/1TH-09.pdf
Einig sind sich die Republikaner aller- Bundesländer dürfen ab 2020 überhaupt www.sachverstaendigenrat-wirtschaft.de/gutacht/
ga-content.php?gaid=53
dings in ihrer Furcht vor der rasant stei- keine neuen Kredite mehr aufnehmen. berater.fidelity.de/common/pdf/maerkte/
genden Staatsverschuldung. Ihre Kampa- Der Staat wird also künftig seltener als subprime_krise_entstehung.pdf
gnen haben Erfolg: Präsident Obama ver- heute lenkend oder fördernd in die Verteidiger des Neoliberalismus:
blog.mises.org/blog
spricht schon, die Staatsverschuldung Wirtschaft eingreifen können – das neoli- www.cesifo-group.de/portal/page/portal/ifoHome
möglichst bald einzudämmen. Und die berale Denken entfaltet weiterhin seine www.finanzkrise-2008.de
deutsche Bundesregierung hat sogar eine Wirkung. Kritik des Neoliberalismus:
www.attac.de/aktuell/krisen
gesetzliche »Schuldenbremse« beschlos- © Le Monde diplomatique, Berlin www.uni-koblenz.de/~vladimir/breviary/neoliberal.html
sen: Der Bund muss seine Neuschulden www.fh-wuerzburg.de/professoren/bwl/brodbeck/hayek.pdf
49
Steuerzahler als Bankenretter
Die Wallstreet schiebt Washington Zu den auf diese Weise sozialisierten anzuführen, die den Staat für die Krise ver-
die Schuld am Crash zu und Kosten jahrelanger Finanzexzesse gehö- antwortlich machen, den Gärtner zum
ren 6,8 Billionen Dollar Hilfen der Noten- Bock erklären sollen.
wälzt alle Verantwortung auf
bank für wackelnde Finanzfirmen, 2,3 Bil- Der Ökonom Thomas J. McCool ist über-
Zinspolitik und mangelnde lionen Dollar für die Einlagensicherung, zeugt, dass schon 1998 die unter der Lei-
Finanzaufsicht ab. Dabei haben 7,4 Billionen Dollar für weitere Stabilisie- tung der Zentralbank gelungene Rettung
die Banker ihre Risiken verheimlicht rungsprogramme des Finanzministeri- des kollabierenden Hedgefonds LTCM ein
ums und 7,2 Billionen Dollar, mit denen staatlicher Anreiz zu mehr Sorglosigkeit
und mit den Bonuszahlungen fatale
unter anderem die Hypothekenfinanzierer war. Der konservative Banker Richard W.
Anreize gesetzt. Fannie Mae und Freddie Mac gestützt wer- Fisher kritisiert, die niedrigen Leitzinsen
den. 23,7 Billionen Dollar entsprechen un- nach dem Platzen der New-Economy-Blase
gefähr acht Jahreshaushalten der Regie- und den Anschlägen vom 11. September
rung in Washington. 2001 hätten zu einer aufgeblähten Kredit-
Tatsächlich ist die Summe irreal. Denn vergabe vor allem an Hauskäufer geführt.
sie enthält auch Garantien und rückzahl- 2004 schließlich erlaubte eine Lockerung
bare Zuschüsse. Banken, Versicherungen der Eigenkapitalvorschriften den Banken
und andere Finanzinstitute werden das eine enorme Steigerung ihrer Hypotheken-
eingesetzte Kapital aber teils gar nicht ab- geschäfte. Aber zur Rettung des Hedge-
rufen, teils schnell an den Staat zurückzah- fonds 1998 und zur Bereitstellung von
len. Und der kann an einzelnen Positionen preiswerten Krediten 2001 gab es keine
sogar recht gut verdienen. ernsthaften Alternativen – und die Erlaub-
Allerdings liegt es im Wesen jedes Ban- nis von 2004, noch mehr Immobilienkre-
kenrettungsplans, das bereitgestellte Ka- dite herauszugeben, kam erst durch inten-
pital eben nicht auszubezahlen. Wer die sive Lobbyarbeit der Banken zustande.
Risiken der Krise auf diese Weise herunter- Mit der gelegentlichen Rechtfertigung,
2 10
4
0 in Asien
2
-2 5
Japan
-4 0
Entwickelte Volkswirtschaften
-6 0
Westeuropa -2
-8
Prognosen Lateinamerika
-10 -5 -4
2005 2006 2007 2008 2009 2010 2007 2008 2009 2007 2008 2009
50
2009 Kanada
Japan
USA
Island
Finnland
Schweden
Grossbritannien Dänemark
Irland Australien
Niederlande Deutschland
Belgien Österreich
Spanien Italien
Frankreich
2010 -9 -6 -3 0 +3 +6 +9
Nordamerika
Japan
Russland
China
5 asean-länder
Grossbritannien
Deutschland
Frankreich
Italien
Spanien
Indien
Naher Osten
Brasilien
Afrika
Wachstumsmotor Asien
ausgeben zu können –, Finanzdienstleis- lenkt dabei vom eigentlichen Problem ab, dert somit die Vorteilnahme, manche nen-
tungen entwickelt, die nicht der Staatsauf- dem Prämiensystem, das in den USA für nen das Korruption.
sicht unterstehen sollten, und Ausfallrisi- praktisch alle mittleren und höheren © Le Monde diplomatique, Berlin
ken in komplizierten Wertpapieren ver- Ränge gilt. Denn die meisten Boni werden
steckt, die in die ganze Welt verkauft wur- in Banken zunächst nicht bestimmten Per-
den und die Krise bis in abgelegene islän- sonen zugeteilt, sondern an Geschäfts- www
dische Bauernhöfe getragen haben. einheiten vergeben. Deren Chefs verteilen Analysen:
Die in den Medien ausgebreitete Empö- sie vor allem nach Loyalität weiter – und www.pbs.org/wgbh/pages/frontline/meltdown
rung über Bonuszahlungen und Spitzen- nach Innovation und Effizienz nur inso- www.ft.com/indepth/subprime
Grafische Darstellungen:
gehälter für Manager von Unternehmen, weit, als dies die Hierarchie der Geschäfts- news.bbc.co.uk/2/hi/business/7073131.stm
die mit Steuergeldern gestützt werden, einheit nicht stört. Das Prämiensystem för- vimeo.com/3261363
51
Steueroasen trocknen nicht aus
Das Bank- und das Steuergeheimnis
sind die unentbehrlichen Voraus- U m die Freiheiten des illegalen welt-
weiten Kapitalverkehrs nutzen zu
können, braucht man vor allem die rich- Transnationale kriminelle
setzungen für Steuerhinterziehung, Vereinigungen
tigen Informationen. Wie schafft es ein
Geldwäsche und Terrorfinanzierung. Gutverdiener, sein Geld in einer ausländi- USA
Die Industrieländer wollen diese schen Vermögensverwaltung unterzubrin- • Cosa Nostra
40 000 Mitglieder, 25 Familien
Delikte bekämpfen, ihre Gutverdiener gen, ohne dass die heimatliche Steuerbe- Kolumbien
• Drogenmafia
hörde davon erfährt? Wie gelingt es einer 25 000 Personen, 2500 Gruppen
aber nicht unter Druck setzen – Italien
kriminellen Bande, Erlöse aus Drogenhan-
und beschränken sich deshalb auf del und Prostitution zu legalisieren? Wie
• Mafia (Sizilien)
50 000 Mitglieder, 150 Familien
unglaubwürdige Absichtserklärungen strukturiert sich ein Multi, um möglichst • Camorra (Kampanien)
7000 Mitglieder, 130 Familien
und halbherzige Schritte. viele Kosten dort anfallen zu lassen, wo die • N’Drangheta (Kalabrien)
Steuern am höchsten sind, und möglichst 5000 Mitglieder, 150 Familien
• Nuova Sacra Corona Unita (Apulien)
viele Gewinne dort zu realisieren, wo ein 2000 Mitglieder, 50 Familien
Staat nur wenig oder gar nichts abzieht? Russland
160 000 Mitglieder, 12 000 Gruppen
Damit all diese Operationen gelingen, Japan (Yakuzas)
• Yamaguchi Gumi
muss man nicht nur um die lukrativsten 23 000 Mitglieder, 750 Klans
Möglichkeiten wissen, sondern sich auch • Sumiyoshi Rengo
7000 Mitglieder, 170 Klans
mit zwei international wirksamen Geheim- • Inagawa Kai
nissen auskennen. Das eine ist das Steuer- 7000 Mitglieder, 300 Klans
Länder, in denen »verdächtige Gesellschaften«, Hongkong (Triaden)
gegen die deutsche Behörden ermitteln,
geheimnis, mit dem Staaten voreinander • Vereinigte Wo
ihren Sitz haben die Einkünfte ihrer Steuerzahler verber- 40 000 Mitglieder, 10 Klans
Zahl der Firmen • 14 K
gen. Das andere ist das Bankgeheimnis, 25 000 Mitglieder, 30 Klans
3000
mit dem diese Staaten die Konten ihrer • Sun Yee On
50 000 Mitglieder
Steuerzahler nicht nur vor dem Ausland, Andere betroffene Staaten: Kanada,
sondern auch vor sich selbst verbergen. Mexiko, Jamaika, Türkei, Albanien,
Kosovo, Tschetschenien, China, Taiwan,
Jede offizielle Kapitalbewegung hingegen Nigeria, Israel, Staaten im Kaukasus
und Zentralasien (Ferganatal)
liegt offen: Jede Interbanküberweisung,
2500
jede Kreditkartenzahlung, jede Wertpa-
pierbuchung lässt sich heute genau nach- Schwarzes, graues, weißes Geld
vollziehen. Geschützt sind sie nur, weil die
Zuordnung zu einzelnen Geschäften miss-
lingt – eben dank der undurchdringlichen Um den Interessenausgleich zwischen
2000 Barriere, die das Steuer- und das Bank- den Einzelstaaten, der internationalen Fi-
Schweiz geheimnis zusammen bilden. nanzindustrie und den akzeptierten Nutz-
Was als der entscheidende Vorteil für nießern des Systems kümmert sich die
Grossbritannien
Steuerhinterzieher, Geldwäscher und Ka- Arbeitsgruppe FATF (Financial Action
Britische pitalflüchtlinge erscheint, ist jedoch auch Task Force on Money Laundering), die bei
1500 Jungferninseln eine große Gefahr. Insbesondere seit der der Industrieländer-Organisation OECD
Explosion der globalisierten Finanzmärk- angelagert ist. Mitglieder sind 34 Staaten,
Zypern te, die Ende der 1990er-Jahre begann, darunter alle Industrieländer, sowie inter-
stecken die Industrieländer im Wider- nationale Organisationen. Die FATF hat
USA
spruch zwischen Liberalisierung und Kon- 49 Empfehlungen zur Bekämpfung von
1000 Russland
trolle: Einerseits wollen sie ihre Reichen Geldwäsche und Terrorfinanzierung veröf-
verhätscheln; andererseits müssen sie ge- fentlicht und führt öffentliche »weiße«,
Österreich gen die wettbewerbsverzerrenden Steuer- »graue« und »schwarze« Listen mit Staaten,
oasen und die Offshore-Finanzzentren vor- die in unterschiedlichem Maße mit ihr
Spanien gehen, weil diese ihnen hohe Steueraus- kooperieren.
fälle bescheren. Zeitweilig standen auch EU-Mitglieder
500 Niederlande
Ein weiterer Faktor kam mit dem 11. Sep- wie Österreich, Luxemburg und Belgien
Deutschland
tember 2001 hinzu. Bis zu den Anschlägen sowie die Schweiz und Liechtenstein auf
der al-Qaida spielte die Bekämpfung groß- der Liste. Die beabsichtigte Bloßstellung
krimineller Strukturen keine vorrangige führt allerdings nicht weit, da sich die Staa-
Rolle. Seit die USA die Finanzierung des ten per Absichtserklärung selbst von der
0
2006 2007 2008 internationalen Terrors unterbinden wol- schwarzen oder grauen Liste streichen
In Deutschland sind die meisten len, dringen sie auf mehr Transparenz im können. Auf der fehlen außerdem die briti-
dubiosen Firmen deutsch Weltfinanzsystem. schen Kanalinseln, US-Staaten wie Dela-
52
Marshallinseln
Tokio Nordmarianen Cook-Inseln
3,2
USA Samoa
Japan
Tokio Tonga
Toronto
Nauru Fidschi
Mexiko 1,3 New York/NYSE 1
Chicago 9,9 Schanghai
2,3
New York/Nasdaq 1 Toronto Vanuatu
2,6 Schanghai Taiwan Salomoninseln
Belize Montreal Euronext 2
New York Russland Philippinen
2,3 Hongkong
El Salvador Kaimaninseln 1,8
Bermudas London Hongkong
Frankfurt a. M. Macao
Jamaika Nassau (Bahamas) 2,2 Amsterdam 1,1 Labuan
Costa Rica Turks- und Caicosinseln Isle of Man Luxemburg China Hainan
Panama Dominikanische Republik
Jungferninseln Irland
Aruba London Zurich
Anguilla Kanalinseln
Niederländische Antillen Antigua und Barbuda FrankreichParis
Dominika Andorra Genf Bangladesch Singapur
Kolumbien Österreich
Barbados Madrid Liechtenstein Sydney
Madrid Monaco Türkei
Grenada 1,1 Mailand Vatikan
Spanien Gibraltar Italien
Zypern Pakistan
Malta Indonesien
Bahrain
Französisch-Guyana Tunesien
Ägypten
Chile
ware oder Nevada sowie etliche karibische Was von der deutschen Rechtsprechung Das Bundesfinanzministerium und die
oder pazifische Steueroasen. als »tätige Reue« anerkannt und von der Steuerbehörden sahen dies nicht als ein
Die »Aufweichung« des Bankgeheimnis- Finanzverwaltung gern als Lockmittel ein- »Bekanntwerden« im rechtlichen Sinne an
ses hatte bislang wenig Wirkung. So kam gesetzt wird, um im Ausland verstecktes und forderten die Steuersünder zur Selbst-
es 2009 zu einem erheblichen Kapitalab- Geld zurückfließen zu lassen, stellt in anzeige auf. Dabei ist es nach geltendem
fluss aus Liechtenstein – aber vor allem Wirklichkeit eine Gefälligkeit für Wohlha- Recht für eine Selbstanzeige zu spät, wenn
deshalb, weil die berüchtigten Stiftungen bende dar. Gerade der Ausweg einer späte- der Täter »bei verständiger Würdigung der
des Fürstentums ihre Kapitalien selbst in ren Selbstanzeige ist ein Anreiz für den Sachlage« mit einer Anzeige rechnen
»ungefährliche« ausländische Standorte Versuch, sich auf diese Weise zu berei- muss.
verlagerten. Überlagert werden die inter- chern. Und wenn die Aufdeckung droht, Mit solchen Kumpaneien steht Deutsch-
nationalen Bemühungen um die »Harmo- bestehen immer noch gute Aussichten auf land nicht allein da. So erhalten britische
nisierung von Bank- und Steuergeheimnis- Straffreiheit. So ist es beispielsweise mög- Selbstanzeiger für ihr Geld in Liechten-
sen« noch durch bilaterale Streitigkeiten, lich, Selbstanzeige noch in dem Zeitraum stein geringere Strafen, als wenn sie in
die den Blick auf die Halbherzigkeiten der zwischen der Ankündigung einer Außen- Großbritannien von der Steuerbehörden
einzelnen Länder verstellen. prüfung und dem tatsächlichen Erschei- entdeckt worden wären. Die Folge: Briti-
Ein bequemer Ausweg eröffnet sich den nen eines Prüfers zu erstatten. sches Schwarzgeld strömt in die Alpen, um
Reichen in vielen Ländern durch die so ge- Den Betrug fördern aber auch politische in den Genuss des Liechtenstein-Rabatts
nannte Selbstanzeige. Wer gegenüber den Gefälligkeiten. Grundsätzlich ist es für zu kommen.
Behörden zugibt, Steuern hinterzogen zu eine Selbstanzeige zu spät, wenn dem Hin-
haben, und die Differenz nachträglich be- terzieher bekannt wird, dass ein Verfahren
www
OECD:
gleicht, wird vor Gericht kaum oder gar gegen ihn angelaufen ist. Als aber 2008/09 www.oecd.org/department/
nicht belangt. In Deutschland ist die Steu- in allen deutschen Zeitungen stand, dass 0,3355,en_2649_34897_1_1_1_1_1,00.html
erhinterziehung das einzige Delikt, das gegen Steuerhinterzieher ermittelt wird, www.fatf-gafi.org
Kritiker:
durch Selbstanzeige nach vollendeter Tat die ihr Geld in Liechtensteiner Stiftungen www.attac.de/themen/steuern/
nicht bestraft wird. verbargen, vergaß man diesen Grundsatz. www.taxjustice.net/cms/front_content.php?idcatart=2t
53
Kleine Wagen mit großer Zukunft
Abwrackprämien helfen nur keit geht es nun. Doch umweltpolitisch GM schon vor der Finanzkrise an den Rand
kurzfristig gegen die Strukturkrise sind solche Prämien absurd. Fahrzeuge be- des Ruins. Wie eine Befreiung schien es
lasten die Umwelt zu zwei Dritteln durch deshalb, als GM bekannt gab, die Toch-
in der Automobilindustrie.
ihre Herstellung und nicht durch ihren terfirma Hummer mit ihren 2,7-Tonnen-
Die US-Konzerne sind an ihrer Verbrauch. Die Treibstoffersparnis wird Geländewagen – Stadtverbrauch: 24 Liter –
Modellpolitik gescheitert. überschätzt und der öffentliche Personen- an einen chinesischen Schwermaschinen-
Jetzt werden die asiatischen verkehr bekommt einen weiteren Wettbe- konzern zu verkaufen.
werbsnachteil zugeschoben. Umdenken Die Wettbewerbsnachteile führten dazu,
Hersteller stärker.
in der Verkehrspolitik? Fehlanzeige, und dass US-weit seit den 1990er-Jahren mehr
zwar weltweit. Die Prämien sind auch sozi- neue Arbeitsplätze durch investierende
al ungerecht. Schließlich kommen sie nur ausländische Autofirmen entstanden, als
54
Deutschland Russland
Kanada
Grossbritannien
Asien
Nordamerika
Europa Polen
Frankreich Slowakei
Belgien Tschechien China Südkorea
USA Japan
Spanien Iran
Italien Türkei
Mexiko
Indien
Thailand
Afrika
Veränderung zu 2007 Malaysia
in Prozent Indonesien
+ 50 Südamerika
+ 25 Brasilien
+ 20
+ 15
+ 10
+5 Südafrika Australien
0
Anzahl der Pkws
-5 Millionen Anzahl der Lkws
- 10
Argentinien 10 Millionen
3
- 15 5
1,5
- 20 2 0,5
- 25
- 30
Automobilproduktion 2008
kauf, vor der Schließung oder Schrump- prägt wie in den Industrieländern, wo- von ist nur ein Teil des Globus.
fung stehen, umfassten 2009 rund 110 000 durch die Nachfrage nach Straßenfahrzeu- © Le Monde diplomatique, Berlin
Personen. gen – Pkw und die in der öffentlichen Dis-
Weniger auffällig ist, dass die Krise die kussion häufig übersehenen Lkw – hoch
www
Verbände:
Anteile auf dem internationalen Auto- bleibt. Und die kleineren Hersteller Süd- www.vda.de
markt deutlich verschieben wird, sowohl ostasiens haben ihre zweistelligen Zu- www.acea.be
hinsichtlich des Verkaufs als auch der Pro- wachsraten sogar 2009 beibehalten kön- www.oica.net
Analysen:
duktion. Die Rezession ist in Indien und nen. Insofern führt das Reden von der »glo- wsws.org/articles/2008/dec2008/pers-d20.shtml
China bei weitem nicht so stark ausge- balen Autokrise« in die Irre, betroffen da- www.ucsusa.org/clean_vehicles
Fabriken für Autos, die keiner will Automarkt Deutschland – von der Einheit bis zur Krise
55
Eine neue internationale Arbeitsteilung
Noch dominiert der Handel des
Nordens mit dem Norden. Doch S eit der Gründung der Welthandelsor-
ganisation (WTO) 1995 haben sich die
internationalen Warenströme stark verän-
schen Industrieländern bilden allerdings
weiterhin die Hauptachse des internatio-
nalen Handels. Der Nord-Nord-Handel
die Warenströme innerhalb des
dert. Die Neugestaltung des Austausches stellt mit fast 70 Prozent immer noch den
Südens nehmen zu – eine Folge könnte sogar noch weiter reichen, wenn größten Anteil, obwohl in der letzten Zeit
der Produktionsverlagerung sie nicht durch die gegenwärtige Wirt- der Nord-Süd-Handel, insbesondere der
in Niedriglohnländer. schaftskrise und die Krise der WTO verzö- mit Asien, schnell gewachsen ist.
gert würde. Die internationale Arbeitsteilung, die im
China ist das dynamischste Land Asiens. »traditionellen« Austausch von Fertigpro-
Sein Anteil am Weltexport lag 1993 bei dukten aus dem Norden gegen Rohstoffe
2,5 Prozent und wuchs bis 2008 auf 8,9 Pro- aus dem Süden bestand, wird inzwischen
zent – allein zwischen 2000 und 2008 stie- zunehmend infrage gestellt, und der Han-
gen die chinesischen Importe jedes Jahr del mit Zwischenprodukten nimmt zu.
um durchschnittlich 24 Prozent. Parallel Grund dafür ist die Verlagerung von Pro-
zu Chinas Aufstieg geht die Bedeutung der duktionsstätten durch Direktinvestitio-
USA im Welthandel zurück: Der Anteil ih- nen im Ausland. Die im Süden auf Rech-
rer Exporte sank seit 1993 von 12,6 auf nung internationaler Konzerne hergestell-
8,1 Prozent. Obendrein bedroht ihr Han- ten Halbfertigprodukte werden exportiert
delsdefizit die Stabilität des internationa- und in die im Norden gefertigten Produkte
len Finanzsystems und der Weltwirtschaft. und komplexen Systeme eingebaut.
Unterdessen wächst, wenn auch lang- Die Entwicklung der Handelsströme von
sam, der Süd-Süd-Handel. Er umfasst Gütern und Dienstleistungen ist eng mit
etwa 6 Prozent des Welthandels gegenüber tiefgreifenden Veränderungen der Produk-
3 Prozent 1985 und findet vor allem zwi- tionsabläufe verbunden. Der Austausch
schen wenigen Schwellenländern statt. zwischen den internationalen Konzernen
China ist inzwischen nach den USA, aber ist schließlich der Motor des Welthandels.
vor Frankreich und Großbritannien, der Der Anteil des internen Handels zwischen
zweitgrößte Handelspartner Afrikas. Das den Tochtergesellschaften eines Konzerns
chinesische Augenmerk ist dabei auf Afri- an dessen Gesamtexport schwankt bei ja-
kas Energie gerichtet: Erdöl macht 85 Pro- panischen Multis um 20 Prozent, bei US-
zent seiner Importe aus Afrika aus. Die amerikanischen um 60 und bei schwedi-
Warenströme zwischen den kapitalisti- schen sogar um 70 Prozent. Solche Ströme
führen – wie beispielsweise die Informa-
tions- und Kommunikationstechnologien
zeigen – zu einer neuen Kartografie des in-
Schwerpunkte des Exports ternationalen Handels. China hat Han-
delsüberschüsse gegenüber den USA und
der EU, aber auch Handelsdefizite gegen-
über den ostasiatischen Staaten Taiwan,
Ex-UdSSR Südkorea, Japan, Malaysia und Thailand.
2008 betrug der Anteil der Waren am
Nordamerika Europa Welthandel etwa 80 Prozent, der Rest wa-
Asien- Pazifik
ren Dienstleistungen. Das mit einem An-
teil von 15 Prozent am meisten gehandelte
Gut sind Brennstoffe, also vor allem Erdöl
Golfstaaten und Erdgas. Darauf folgen Büro- und Tele-
und Naher Osten
Afrika kommunikationsausrüstung mit 12,3 und
Lateinamerika
chemische Produkte mit 10,3 Prozent. Au-
tos und Autoteile stellen 8,6 Prozent des
Warenhandel
weltweiten Warenhandels, Agrarprodukte
Milliarden US-Dollar 8 Prozent, und auf Textilien und Beklei-
4800 dung entfallen 4,5 Prozent.
Produkte nach Wirtschaftszweigen Der Außenhandelsumfang wächst unter-
1600
Agrargüter schiedlich nach Volumen und nach effek-
600
Bergbauprodukte, Energieträger tiven Preisen. Der Preisanstieg bei Brenn-
Gewerbliche Güter stoffen hat die Zahlen dieses Sektors auf-
gebläht; er ist seit Sommer 2008 wieder
56
Warenströme Nordamerika
in Milliarden US-Dollar 2049
700
450
100 GUS 1
50 703 Asien/Pazifik
25 4355
weniger als 25
Warenexporte Europa
6456
in Milliarden US-Dollar
5000
2000
1000
500
300
Lateinamerika Mittlerer Osten
602 1047
stark gefallen. Der Handel mit Informa- zent pro Jahr stiegen. Wechselkursände- Werbung und Kommunikation. Rund 22
tionstechnologien hingegen, den die WTO rungen, vor allem der Wertverfall des Dol- Prozente entfielen auf Reisen einschließ-
seit ihrer Gründung stets gefördert hat, lar gegenüber dem Euro, verzerren das lich des internationalen Tourismus, rund
wuchs trotz massiver Preissenkungen Bild allerdings. 23 Prozent auf Transportdienstleistungen.
auch nach Wert. Zwischen 1996 und 2005 2008 waren die Exporte von Dienstleis- Dieser Bereich bekommt die jüngste Krise
hatte der Preisverfall in den USA 6 Prozent tungen vor allem mit dem Warenhandel der Globalisierung, die sich auch als Han-
im Jahr erreicht, während die Preise aller verbunden; die Hälfte dieser Exporte ent- delskrise zeigt, wohl am deutlichsten zu
anderen Fertigerzeugnisse um etwa 1 Pro- fielen auf Leistungen wie Buchhaltung, spüren.
60
Europa
40 40
20
0
Waren Dienstleistungen
30
Asien
… findet vor allem im Norden statt
www
Organisationen:
Prozent www.weed-online.org
20
100 www.attac.de
www.wto.org
80
USA hdr.undp.org
60 Einzelfallstudie Brasilien/Indien:
10 oops.ibit.uni-oldenburg.de/volltexte/
40 BRIC 1
incoming/2008/789/pdf/wersue07.pdf
20 Daten und Fakten:
Afrika www.die-gdi.de (Stichwort Süd-Süd)
0
0 www.bpb.de/wissen/Y6I2DP (Daten)
Nord-Nord Süd-Süd
1948 1963 1973 1983 1993 2008 globalization.kof.ethz.ch (Index))
Nord-Süd und Süd-Nord 1. Brasilien, Russland, Indien, China www.worldmapper.org/index.html (Karten)
www.transeurope-project.org/page.php?id=356 (historisch)
57
Welthandelsrunde im Langzeitkoma
Die Gespräche über eine Welthandels. Formell blieb es ein Abkom-
weitergehende Liberalisierung men, dessen Weiterentwicklung in »Run- G90
den« stattfand, die nach ihrem Tagungsort Allianz dreier Gruppen, bestehend aus
der Importregeln kommen nicht den ärmsten Ländern der Welt, den
oder -land benannt wurden; dies hat sich afrikanischen Ländern sowie den mit
voran, auch weil sich die bis heute nicht geändert. der EU vertraglich verbundenen
»AKP«-Ländern Asiens, der Karibik und des
Entwicklungsländer die Agenda 1985 trafen sich die Interessen der USA, Pazifiks. Die G90 befürchtet, dass die
deren Handelsdefizit sich enorm vergrö- drastische Senkung der Zölle, die die G20
nicht mehr vom Norden diktieren den Industriestaaten auferlegen möchte,
ßert hatte, und der damaligen Europäi- die Importvorteile mindert, die
lassen. Die Geschlossenheit, mit die G-90-Staaten derzeit genießen.
schen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG,
der sie die WTO-Runde in Cancùn seit 1992 Europäische Union), die die Vor- G4
Allianz von vier afrikanischen Ländern
platzen ließen, wird trotzdem teile ihres entstehenden Binnenmarktes gegen subventionierte US-Baumwolle.
eine Ausnahme bleiben. auch nach außen nutzen wollte. Mithilfe G20, G22, G20+
der 1986 eröffneten Uruguay-Runde woll- Allianz von Schwellenländern mit
unterschiedlicher Teilnehmerzahl, die
ten die USA und EWG zusätzliche Märkte mehr Lebensmittel exportieren, als sie
erobern und fassten dazu zwei neue Berei- importieren, auf ihre Wettbewerbsfähig-
keit setzen und von den reichen Ländern
che ins Auge. In erster Linie ging es um die die Marktöffnung verlangen. Nicht mit der
ebenfalls G20 genannten Gruppe der
Das Allgemeine Zoll- und Handelsab- Seit Beginn der 1980er-Jahre predigten
kommen (Gatt) von 1947 war ursprünglich die großen Institutionen der Globalisie-
als Teil der Grundlagen für eine Internatio- rung den verschuldeten Staaten der Drit- Das Geflecht der Wirtschaftsallianzen
nale Handelsorganisation (ITO) geplant, ten Welt, dass Handelsschranken auch das
deren Gründungsdokument die Havanna- Wachstum beschränken würden. Tatsäch-
Charta von 1948 war. Der US-Kongress ver- lich sank mit der Liberalisierung des Han- zent für die USA und Japan sowie 14,3 Pro-
weigerte jedoch die Ratifizierung dieser dels das Wirtschaftswachstum sowohl in zent für die EU mit ihren nunmehr 27 Mit-
Charta und verhinderte die ITO zugunsten den Entwicklungs- wie auch in den west- gliedern deutlich geringer als derjenige
der nicht so zahlreichen und weniger lichen Industrieländern. Die Ausnahmen der am wenigsten entwickelten Staaten
strengen Festlegungen des Gatt. Darin ka- China und Indien mit ihrem jeweils hohen mit fast 30 Prozent.
men Dienstleistungen nicht vor; auch Wachstum betrieben hingegen eine inter- Zwischen 100 und 200 Millionen Men-
Landwirtschaft und Textilhandel entgin- ventionistische Politik. Ihr Erfolg beruhte schen leben in extremer Armut: Sie hun-
gen weitgehend den Gatt-Regelungen der jedenfalls nicht auf dem Freihandel. 2006 gern und müssen von weniger als einem
Liberalisierung. war der Öffnungsgrad der entwickelten halben Dollar pro Tag leben. 80 Prozent
Bis 1995 war das Gatt die höchste inter- Staaten, also der Anteil des Außenhandels von ihnen gehören zur Landbevölkerung
nationale Institution zur Regelung des am Bruttoinlandsprodukt, mit 13,5 Pro- der Entwicklungsländer. Auch diese Län-
58
Kanada
Norwegen
Island Russland
der brachte der Norden dazu, dass sie ihre dukte und Dienstleistungen in die Ent- Amerikaner sollten ihre direkten Export-
Subventionen kürzten, die Handels- wicklungsländer exportieren und akzep- subventionen für Baumwolle streichen –
schranken gegen den existenzbedrohen- tierten im Gegenzug eine Senkung ihrer diese beliefen sich 2005 auf 253 Millionen
den Import verbilligter Lebensmittel redu- Agrarsubventionen. Dennoch hätten die Dollar –, haben aber im selben Jahr 3,3 Mil-
zierten und beschäftigungsarme Agrar- Drittweltländer die Hauptlast tragen sol- liarden Dollar interne Subventionen für
firmen für den Export förderten. Solche len. Daraufhin ließ ein ungewöhnlich ef- ihre Baumwollproduzenten gezahlt.
Konzepte zur vermeintlichen Konsolidie- fektiver Zusammenschluss der Entwick- Die Streitigkeiten unter den Entwick-
rung der Staatshaushalte und zur Erwirt- lungsländer die Konferenz von Cancùn lungsländern verstärkten sich vor allem
schaftung von Devisen, mit denen die (Mexiko) 2003 platzen. Zwar versuchten durch den extremen Anstieg der Lebens-
Schulden bezahlt werden sollten, stamm- die westlichen Staaten, deren Widerstand mittelpreise ab 2007, von dem Brasilien
ten vom Internationalen Währungsfonds zu schwächen, indem sie Brasilien und besonders profitierte. Denn der größte
(IWF) und der Weltbank. Sie wurden von Indien zu informellen Verhandlungsrun- Teil der brasilianischen Agrarexporte geht
der 1995 neu geschaffenen Welthandelsor- den einluden. Die beiden Staaten vertreten in die Entwicklungsländer. Deswegen ver-
ganisation (WTO) übernommen. jedoch vor allem ihre eigenen Exportinte- suchte die brasilianische Regierung auch,
Die WTO, sehr viel strenger organisiert ressen – Landwirtschaftsprodukte aus Bra- deren protektionistische Bestrebungen zu
als ihr Vorläufer Gatt, verfügt über ein silien und Dienstleistungen aus Indien. verhindern. Seither hat der Big Player Bra-
Streitbeilegungsgremium, das Klagen zwi- Seit 2006 stecken die Verhandlungen silien seine Glaubwürdigkeit als Wortfüh-
schen den 153 Mitgliedstaaten (Stand: Juli fest. Die Entwicklungsländer, vor allem rer der Entwicklungsländer verloren.
2009) prüft. Sie kann jedoch durch das die ärmsten unter ihnen, sind nicht bereit,
Konsensprinzip gelähmt werden: Jedes die Entwicklung ihrer Industrie- und
Abkommen verlangt die Zustimmung aller Dienstleistungssektoren im Tausch für et-
Mitglieder. was mehr Agrarexporte zu opfern. Sie wer- www
2001 wurde trotz lautstarker Kritik der fen der EU und den USA Heuchelei vor: Die Welthandelsorganisation:
Globalisierungsgegner die Doha-Runde EU habe 2006 zwar nur 2,5 Milliarden Euro www.wto.org
eingeläutet – angeblich, um die Chancen Exportsubventionen gezahlt, aber die in- Kritiker:
www.citizen.org/trade/wto
der Entwicklungsländer zu verbessern. Die ternen Subventionen für exportierte Pro- www.ictsd.net
EU und die USA wollen mehr Industriepro- dukte lägen bei knapp 6 Milliarden. Die www.viacampesina.org
59
Staatsfonds, die neuen Geldgeber
Um ihren Kapitalmangel zu
überwinden, bemühen sich S eit dem Beginn der Bankenkrise Ende
2007 enthalten die Börsenmeldungen
zunehmend Hinweise auf staatliche In-
mit ansehen, wie mehr als die Hälfte der
im Dezember 2007 bei Merrill Lynch inves-
tierten Summe in Rauch aufging, weil der
Unternehmen und Banken um
vestmentfonds. Innerhalb eines Jahres ha- Aktienwert in sieben Monaten um 55 Pro-
Beteiligungen von staatlichen ben sie allein in den USA mehr als 90 Milli- zent gesunken war. Von dieser Erfahrung
Investitionsfonds aus dem arden Dollar in das Eigenkapital großer gewarnt, lehnte Temasek die Unterstüt-
Ausland. Deren Rolle wurde Finanzinstitute gesteckt, die durch ihre zung für Bear Stearns ab; dieses Geldhaus
gewagten Investitionen auf dem dortigen wurde schließlich mithilfe der US-Zentral-
im Norden lange gefürchtet,
Hypothekenmarkt sehr geschwächt wa- bank durch den Konkurrenten JP Morgan
heute wird sie überschätzt. ren. Das Eindringen solcher Staatsfonds in aufgekauft. Um von Temasek eine weitere
das Kapital großer Privatbanken der mäch- Kapitalspritze zu erhalten, verpflichtete
tigsten Industriestaaten hat bei diesen an- sich Merrill Lynch im Juli 2008, dem Fonds
fänglich gewisse Ängste geweckt. Würden für den Wertverlust seiner Aktien 2,5 Milli-
die Regierungen der Schwellenländer wo- arden Dollar Entschädigung zu zahlen.
möglich die Kontrolle über Schaltstellen Staatsfonds werden seit der zweiten
der Wirtschaft übernehmen? Hälfte des 20. Jahrhunderts von Regierun-
Aus rein pragmatischer Sicht haben sich gen aufgelegt, die mit einem Teil ihrer
die westlichen Konzern- und Staatschefs Deviseneinnahmen aus Exporten, seien es
über diese Hilfe gefreut. Die Finanzinsti- Rohstoffe oder Industriegüter, Rücklagen
tute, die ihre Abschreibungen auf wertlose bilden wollten. Die größten entstanden in
Kreditpapiere aus dem Eigenkapital auf- den Erdöl exportierenden Ländern, vor
wenden mussten und deswegen von Unter- allem in den Golfstaaten und Norwegen,
kapitalisierung bedroht waren, wandten sowie in Singapur. Neuerdings ist ihnen
sich sogar selbst an die Staatsfonds, um China auf den Fersen. Weitere machen
deren Unterstützung zu erhalten. Das Inte- sich diskret bemerkbar: Russland, Libyen,
resse war beiderseitig: Auch einige Staats- Venezuela und in jüngster Zeit Algerien,
fonds unternahmen beträchtliche An- Saudi-Arabien, Brasilien und Frankreich.
strengungen, um Aktienpakete großer Insgesamt verfügen diese neuen Staats-
Banken zu erwerben. fonds über annähernd 3 000 Milliarden
Doch unproblematisch ist diese neue Dollar, die sie investieren können.
Zusammenarbeit nicht. So musste zum Dieser Betrag bleibt jedoch weit unter
Beispiel der Temasek-Fonds aus Singapur den 70 000 Milliarden Dollar Kapital, die
von den privaten institutionellen Anlegern
aufgebracht werden können, also von Pen-
Ein ungewohntes Süd-Nord-Gefälle sionsfonds, Investmentfonds, Versiche-
rungen und Geschäftsbanken. Drei Jahr-
Devisenreserven der Zentralbanken zehnte neoliberaler Politik haben diese
Anzahl der Monate, für die alle
Importe finanziert werden könnten institutionellen Anleger beträchtlich ge-
8 stärkt. Heute sitzen sie in den Verwal-
Entwicklungsländer tungsräten der meisten großen Industrie-
7 und Dienstleistungsunternehmen. Auf sie
entfallen 80 Prozent aller Transaktionen
6 auf den Finanzmärkten, und mit ihrer
Nachfragemacht spielten sie eine zentrale
5
Rolle bei der Umwandlung privater Schul-
den in undurchsichtige Derivate, die 2007
4
durch das Platzen der US-Immobilien-
blase in die Krise führte.
Bei einigen Privatbanken sind die Aktiva
3
im Verlauf der Krise stark gesunken, ande-
re Finanzinstitutionen sind ganz unterge-
2
Industrieländer
gangen. Zwar schimpfen sie immer noch
über die Rolle des Staates, aber sie haben
1
die Regierungen des Nordens und die
Staatsfonds des Südens um Hilfe gebeten,
0
1950 1960 1970 1980 1990 2000 04 um ihre Verluste aufzufangen. Sie wissen:
Sie sind too big to fail, »zu groß, um pleite-
60
Norwegen
Russland
Kanada
Irland
Frankreich
USA
Algerien
Mauretanien
Trindidad
und Tobago
Venezuela
Nigeria
Kiribati Brasilien
Botswana
Chile
Neuseeland
Australien
Singapur
in Milliarden US-Dollar Osttimor
Angola
öffentliche Ausgaben für Erziehung, 2005 1
Grundkapital staatlicher Fonds, 2008
Gesundheitsausgaben, 2005 1 1. jüngste verfügbare Angabe
Weltwirtschaftsleistung, 2007
Börsenkapitalisierung, Ende 2007
zugehen«, und deswegen trauen sie sich, dann umso aktiver auf den Rohstoff- und gerechte und ökologische Entwicklungs-
ihre Verluste so unverfroren zu sozialisie- Agrarmärkten. Sie sind mitverantwortlich politik vom Süden für den Süden, ein kos-
ren und die Gewinne – derzeit vor allem die für die Hungerkrise von 2008. tenloses Gesundheits- und Bildungswesen
Gehälter der Manager – zu privatisieren. Nach dem Erdölboom von 1973 hatten und auch eine solidarische Ökonomie zu
Im Kreis der Kapitalanleger darf man die Regierungen der Opec-Staaten ihre unterstützen. Doch vorläufig ist dies nur
auch die spekulierenden Hedge-Fonds Petrodollars in den Privatbanken des Nor- eine Idee.
und die privaten Kapitalanleger, die Priva- dens angelegt, sich aber dann bei ihnen
te-Equity-Fonds, nicht vergessen. Sie besit- verschuldet. Heute betreiben diese Regie-
zen zusammen etwa 1 500 Milliarden Dol- rungen, deren Staatsfonds in das Kapital
www
Übersicht und Nachrichten:
lar, also immerhin die Hälfte des Gutha- der großen Unternehmen eindringen, eine www.swfinstitute.org
bens der Staatsfonds. Die institutionellen etwas solidere Politik. Sie bricht allerdings www.ft.com/swf
Anleger und die Hedge-Fonds haben sich nicht mit der kapitalistischen Logik. Das Regulierung in Europa:
ec.europa.eu/economy_finance/publications/publicati-
allerdings seit 2007 aus dem Hypotheken- staatliche Geld dieser Fonds könnte im on15064_en.pdf
markt zurückgezogen und spekulierten Süden investiert werden, um eine sozial www.ecb.int/pub/pdf/scpops/ecbocp91.pdf
61
Die Krise erreicht IWF und Weltbank
Der Einfluss der einst in den
Entwicklungsländern gefürchteten I m Jahr 2007 begann die Finanzkrise. Zu-
gleich gerieten zwei internationale Or-
ganisationen wegen ihrer Chefs in die
mengefasst waren, als untauglich: Privati-
sierung und Deregulierung, Liberalisie-
rung des Außenhandels und Reduzierung
internationalen Organisationen
Schlagzeilen. Der Präsident der Weltbank, der Sozialhaushalte.
sinkt. Viele Staatsschulden sind dank Paul Wolfowitz, musste wegen Günstlings- Durch den Anstieg der Rohstoffpreise
hoher Rohstofferlöse zurückgezahlt, wirtschaft zurücktreten, und der General- seit 2004 konnten mehrere einst hoch ver-
Kredite holt sich der Süden auf dem direktor des Internationalen Währungs- schuldete Schwellen- und Entwicklungs-
fonds (IWF), Rodrigo de Rato, räumte sei- länder Währungsreserven anhäufen, ihre
Weltmarkt oder in China. Und in
nen Posten, nachdem er bei der Durchset- Außenstände bei Weltbank, IWF und den
Asien sowie in Südamerika entstehen zung von Reformen im IWF wenig erfolg- Industrieländern des Nordens vorzeitig
neue Institutionen, in denen reich war. Außerdem kritisierten Ökono- begleichen und ihre Abhängigkeit reduzie-
die US-Regierung nicht mehr men und Politiker in der heraufziehenden ren. Die Kredite des IWF, die sich 2003
Krise die Rezepte der 1980er-Jahre, die im noch auf 107 Milliarden Dollar beliefen,
das Sagen hat.
Washington Consensus von 1990 zusam- schrumpften 2007 auf 16 Milliarden Dol-
lar. Heute borgen sich die Regierungen das
Geld lieber in China oder sonstwo auf dem
Schulden und die Suche nach Alternativen Weltmarkt. Das ist kostengünstiger und
nicht an wirtschaftspolitische Auflagen
Verschuldung im Ausland
gebunden.
private Gläubiger
Folgende Entwicklungen bedeuten eine
staatliche Gläubiger Schwächung der traditionellen Kreditge-
Mittel- und Osteuropa,
M i l l i a rd e n US - D o l l a r Türkei, Zentralasien ber Weltbank und Internationaler Wäh-
rungsfonds (IWF).
Guthaben der Reichen aus den
Entwicklungsländern bei den • In Ostasien haben die größten Wirt-
Banken der Industrieländer 980 Ostasien schaftsmächte die Chiang-Mai-Initiative
460
verabschiedet, die eine Zusammenarbeit
Lateinamerika
290 660 der Zentralbanken ermöglicht, um ge-
260 450 meinsam auf eine mögliche Krise zu rea-
400 Nordafrika
40
und Naher Osten gieren. Ein derartiges Abkommen hatte
110 360 80 Washington in der Rubel- und Südost-
400 60 asienkrise von 1997/98 noch verhindern
490 160 190
130 230 Südasien können. Im Mai 2009 beschloss die
Afrika Chiang-Mai-Initiative, einen regionalen
Krisenfonds von 90 Milliarden Dollar
einzurichten.
Si eh e au ch Kar te au f Sei te 61 • Staatsfonds bilden eine neue Kapital-
quelle für die privaten Unternehmen des
Südens (siehe auch Seite 60/61) und ma-
chen der eigens gegründeten Weltbank-
Tochter International Finance Corporati-
on (IFC) Konkurrenz.
• In Lateinamerika stören mehrere regio-
nale Initiativen die Großmächte. Über das
Abkommen Petrocaribe verkauft Venezu-
ela sein Erdöl unter dem Weltmarktpreis
an viele Länder der Region und vergrößert
deren Raffineriekapazitäten. Die Boliva-
Bolivarianische Alternative für Amerika (ALBA), Dezember 2004 rianische Alternative für Amerika (ALBA),
Vereinbarung zur wirtschaftlichen, sozialen und wissenschaftlichen Zusammenarbeit, teils ein Bündnis zwischen Venezuela, Kuba,
auf Tauschbasis. 2008 Gründung der ALBA-Bank, 2009 Ankündigung einer gemeinsamen
Währungseinheit »Sucre« Bolivien und sechs weiteren Staaten, funk-
Chiang-Mai-Initiative (CMI), Februar 2003 tioniert teilweise als Tauschhandel. So
Erlaubt finanzielle Zusammenarbeit zwischen asiatischen Zentralbanken bei Finanzkrisen; leisten 20 000 kubanische Ärzte gratis me-
im Mai 2009 Gründung eines auf der CMI basierenden Krisenfonds
dizinische Versorgung für die venezola-
Bank des Südens, Dezember 2007
Südamerikanische Alternative zu Weltbank und IWF nische Bevölkerung, und in Kuba wurden
Petrocaribe, Juni 2005 50 000 Augenoperationen kostenlos bei
Abkommen zwischen Venezuela und karibischen Staaten zum Bezug von Öl zum Vorzugspreis,
2008 Ankündigung eines Agrarfonds aus venezolanischen Ölexporterlösen venezolanischen Patienten durchgeführt.
Als Gegenleistung gab es Erdöl.
62
Milliarden US-Dollar, 2008
700
600
500
400
Grossbritannien
Niederlande 300
Belgien
China Luxemburg
Bermudainseln (Grossbr.) 200
Schweden 100
Kanada Deutschland
Irland Polen
Kasachstan
Frankreich 0
USA Spanien Italien Türkei
Hongkong Marokko
Südkorea
Indien Taiwan Schweiz Ägypten
Mexiko
Thailand Golfstaaten und Naher Osten
Philippinen Virgin Island (Grossbr.)
Singapur Venezuela
Malaysia
Andere Steuerparadiese in der Karibik
Indonesien Brasilien
Rest der Welt
Botswana
Chile
Uruguay Südafrika
Argentinien
• 2007 haben sieben lateinamerikanische Ausbeutung der Rohstoffquellen vor allem www
Staaten (Argentinien, Bolivien, Brasilien, den nationalen Interessen Pekings. Und Institutionen:
www.worldbank.org
Ecuador, Paraguay, Uruguay und Vene- die Zentralbanken vieler Schwellenländer www.im.org
zuela) die Bank des Südens gegründet. kaufen weiterhin Staatsschuldverschrei- www.ifc.org
Unstimmigkeiten zwischen den Regierun- bungen der USA. Dabei sollten sie ihre www.adb.org (zur Chiang-Mai-Initiative)
www.alternativabolivariana.org
gen verzögern allerdings den Beginn ihrer Währungsreserven besser für eine eigene
Washington Consensus:
Geschäftstätigkeit. Wirtschafts- und Sozialpolitik einsetzen, www0.gsb.columbia.edu/ipd/pub/
Weitere Anzeichen für ein neues Selbst- die ihrer Entwicklung nützt und neue Kre- barcelonaINTROjes11_8.pdf
bewusstsein sind die teilweise Verstaat- dite im Ausland überflüssig macht.
lichung der Rohstoffgewinnung in Vene-
zuela, Bolivien und Ecuador, im November
2007 der Austritt Boliviens aus dem ICSID Wie viel verleiht der IWF? Rekordschulden im Norden
(International Centre for Settlement of In-
vestment Dispute), einem Schiedsgericht Milliarden US-Dollar Milliarden US-Dollar
120 50 000
der Weltbank mit Sitz in Washington zur Gesamtverschuldung der USA
Beilegung von Investitionsstreitigkeiten, (Staat, Haushalte, Unternehmen)
und die beginnende Diskussion über die 100 Rückzuzahlende Staatsschulden
40 000
der Entwicklungsländer 2007
Gründung eines eigenen, von der Welt-
bank unabhängigen ICSID des Südens. 80 Staatssschulden der USA,
der EU und Japans
Auch die Ausweisung des ständigen Ver- 30 000
treters der Weltbank aus Ecuador und die Börsenverluste 2008
60
Ankündigung der Regierung, ihren Schul-
20 000
dendienst auszusetzen oder zu verringern,
40
zeugen vom neuen lateinamerikanischen Staatsschulden
Selbstbewusstsein. der USA
10 000
Diese Initiativen sind zwar ermutigende 20
63
Geld-Wechsel in der Weltwirtschaft
Noch kann der Euro dem Dollar zu vertreten. Wim Duisenberg, der erste Dazu kam der schwer zu quantifizierende
seinen ersten Platz in der Präsident der Europäischen Zentralbank Prestige- und Glaubwürdigkeitsverlust der
(EZB), bezeichnete den Euro denn auch als USA unter Präsident Bush;
Weltwirtschaft nicht streitig
»Trumpf für ein starkes Europa«. Die zu • die Besorgnis über die gewaltigen Über-
machen. Aber die Leitwährung Hochzeiten des Neoliberalismus gegründe- schüsse Chinas im Handel mit den USA.
verliert zusehends ihre alte ten europäischen Währungsinstitutionen Alle chinesischen Exporte in die USA müs-
Dominanz. Ursachen sind der waren ohnehin dazu angetan, die Märkte sen schließlich entweder durch Gegen-
zu begeistern. Die EZB, deren Hauptziel da- exporte oder in Geld bezahlt werden. Er-
Irakkrieg, die Schuldenpolitik und
rin bestand, die Inflation zu bekämpfen, gebnis ist ein Staatsschatz für Peking von
der Vertrauensverlust in die war noch unabhängiger von den Regierun- 1 800 Milliarden Dollar, den chinesische
Weltmacht USA. gen des Alten Kontinents als die Federal Politiker schon als »finanzielle Atom-
Reserve von der US-Administration. bombe« bezeichnen. Denn wenn sich die
Doch entgegen den Erklärungen der po- Spannungen zwischen den beiden Län-
litisch Verantwortlichen und den Vorher- dern verstärken, könnte China beispiels-
sagen der Experten fiel der Wert der euro- weise beschließen, den Markt mit Dollars
päischen Gemeinschaftswährung in den zu überschwemmen, wobei der Absturz
China
Polen Russland
Norwegen
Deutschland Dänemark Japan
Niederlande Schweden
Tschechien
Kanada Grossbritannien Rumänien
Belgien Ukraine Südkorea
USA Spanien Türkei
Marokko Jordanien Hongkong
Schweiz Israel Taiwan
Italien Bulgarien Philippinen
Kroatien Indien
Slowakei Thailand Malaysia
Kolumbien
Brasilien Singapur
Peru Indonesien
Devisenreserven
Mrd. US-Dollar Australien
Argentinien 1800
Uruguay Südafrika
Chile 1000
Zentralbankreserven nach Währungen
1999 = 100 500
Neuseeland
600
Andere 150
500 30
400
64
Japanischer Yen
US-Dollar
Russischer Rubel
Hongkong-Dollar
Chinesischer Yuan
Euro
Indische Rupie
Brasilianischer Real
Zahlungsmittel mit internationaler Bedeutung
Trotz der offiziellen Reden über die Poli- teil ihrer Währungsreserven zur Gründung peldefizit bei Haushalt und Handel ein-
tik des »starken Dollar« waren einige US- von Staatsfonds zu verwenden, die nicht in fach zu gewaltig.
Politiker sicher nicht unzufrieden über Dollar rechnen.
dessen Wertverlust, ist doch eine schwa- Die Konsequenzen solcher Entscheidun- www
che Währung ein Trumpf ebenso für den gen machen sich bereits bemerkbar. Zwi- www.ecb.int
www.federalreserve.gov
Export wie für die Rückzahlung beträcht- schen 2003 und 2007 ist der Euro-Anteil www.bis.org
licher Schulden, wenn diese auf Dollar der Einlagen der Zentralbanken von 18 auf
lauten und mit Exporten in Hartwährungs- 26 Prozent gestiegen. Der Dollar-Anteil
länder bezahlt werden können. schrumpfte zugleich von 73 auf 66 Pro- Wechselkurs Euro/Dollar
Der Dollar hat auch gegenüber Währun- zent. In den kommenden zehn bis fünf-
gen wie dem Yen, dem Pfund Sterling, dem zehn Jahren könnte der Dollar seine Stel- Wert des Euro in US-Dollar
1,6 15. 7. 2008:
Schweizer Franken oder dem kanadischen lung als Leitwährung an den Euro verlie- 1 Euro = 1,60 US-Dollar
Dollar nachgegeben. Jetzt ist Diversifizie- ren, ebenso wie einst der Dollar das Pfund 1,5
Beginn der Kreditkrise
rung angesagt: Russland hat bereits eine Sterling verdrängt hatte.
1,4 Beim Euro-Start:
Umschichtung eines Teils seiner Wäh- Diese monetäre Ausrichtung schafft 1 Euro = 1,17 US-Dollar
rungsreserven hin zum Euro angekündigt. neue Möglichkeiten und bringt neue Pro- 1,3 Einführung
Saudi-Arabien und einige Golfstaaten, die bleme hervor, auf die Banker und Speku- von Scheinen
und Münzen
ihre Währung an den Dollar gebunden hat- lanten auf oft unvorhersehbare Weise rea- 1,2
ten, denken laut darüber nach, ihre natio- gieren. George W. Bush hatte in seiner 11. September
1,1
nalen Zahlungsmittel nach dem Vorbild Amtszeit vergeblich, aber unermüdlich er-
Kuwaits auf einem Korb verschiedener klärt, er werde die Politik des »starken Dol- 1,0
Währungen basieren zu lassen und neue, lar« fortsetzen. Barack Obama hat eben-
0,9
gemeinschaftliche Münzen und Bankno- falls Initiativen in dieser Richtung ange- 26. 10. 2000:
ten einzuführen. Zahlreiche Staaten ha- kündigt. Noch ist allerdings nicht viel pas- 0,8
1 Euro = 0,83 US-Dollar
1999 2001 2003 2005 2007 2009
ben beschlossen, einen beträchtlichen An- siert. Dazu ist das US-amerikanische Dop-
65
Mehr Geld als Waren in der Welt
Der globale Handel steigt schneller 2007 stieg das globale Handelsvolumen auch das für Finanzanlagen. Der Bestand
als die globale Produktion – und noch um jährlich fast 5 Prozent, das weltweite an ausländischen Direktinvestitionen lag
BIP hingegen nur um knapp 3 Prozent. Die 2006 bei 1 216 Milliarden Dollar, etwa
stärker wächst der internationale
Wirtschaftskrise wird daran nicht viel än- 3 Prozent des weltweiten BIP. Die bei wei-
Kapitalmarkt. Viele Unternehmen dern. Im von der Krise bereits betroffenen tem größten Kapitalanlagen kommen
der armen Länder sind von der Krise Jahr 2008 wuchsen beide Werte noch um zwar aus den Industrieländern, aber der
weniger betroffen als die der reichen. 3 Prozent. Für 2009 prognostiziert der In- Anteil der Entwicklungsländer wächst.
ternationale Währungsfonds einen Rück- Von 10 Prozent zwischen 1995 und 2000
gang des globalen BIP um 1 Prozent, wäh- stieg er auf 14 Prozent im Jahr 2006. Das
rend der Welthandel um 11 Prozent auf zeugt von einer beginnenden Umkehr der
den Stand von 2006 schrumpfen soll. 2010 Nettoströme vom Süden in den Norden,
dürften beide Werte um etwa 1 Prozent wie etwa am Kauf von Stahlwerken in den
steigen. Danach wird der Handel dem BIP Industrieländern durch den indischen
66
Ein beschränkter Teil der internatio-
nalen Investitionen erfolgt in Form von Defizit
Verlagerungen existierender Produktions- – 900 – 800 – 700 – 600 – 500 – 400 – 300 – 200 – 100 0
67
Der Neoliberalismus belohnt
seine Fürsprecher
Die Firmengewinne kommen
in den USA zunehmend den Japan Deutschland USA
Aktionären und Spitzenmanagern Bereinigte Lohnquote
(Anteil der Arbeitnehmerentgelte am
zugute. Für die allermeisten Volkseinkommen), aus der u. a. der
64,5 62 , 4 66,3 Strukturwandel der Landwirtschaft
Beschäftigten hingegen herausgerechnet ist; Landwirte gelten als
Selbstständige. Nicht berücksichtigt sind
hat sich die Lage seit langem u. a. Aktien- und Fondsdividenden sowie
Zinseinnahmen in Arbeitnehmerhaushalten
nicht verbessert. - 15,9 % - 9,6 % -3%
14
20 Prämien und geldwerte Vorteile
12 Gehalt
15 10 Wert von Aktienoptionen
8
10 6
4
5
2
0 0
1910 1930 1950 1970 1990 2005 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007
1920 1940 1960 1980 2000 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008
68
Grundlage: Unternehmen außer Finanzinstitutionen Dividenden und Rückzahlungen
nicht ausgeschüttete Gewinne
90 Prozent der Beschäftigten die bestbezahlten 10 Prozent der Beschäftigten, teils gewinnabhängig
1998–2007 57 30 2 11
Löhne und Gehälter
Unternehmensgewinne
1970–1979 64 23 5 8
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 %
1990er-Jahren, zeigen sich aufschlussrei- ten – an die Aktionäre ausgeschütteten – Ge- auf das am Kapitalmarkt mit seinen Kurs-
che Ergebnisse. Diese Erträge können in winne. Die anteilsmäßigen Kosten für die schwankungen eingesetzte Investment.
vier Komponenten aufgeteilt werden: Ge- 10 Prozent Spitzenverdiener sanken in glei- Der somit erreichte Anstieg der oberen
hälter und Sozialabgaben mit Ausnahme chem Maße wie die für die anderen Gehalts- Einkommen wird besonders in den Steuer-
der 10 Prozent bestbezahlten Angestellten, empfänger. Doch während sich in Frank- statistiken der USA sichtbar. Vor dem
Bezüge dieser 10 Prozent, Ausschüttungen reich das Kaufkraftwachstum mit dem Neo- Krieg verdiente das oberste Prozent der US-
an die Aktionäre sowie vom Unternehmen liberalismus bei allen Einkommensgrup- Haushalte 17 Prozent der Gesamteinkom-
einbehaltene und reinvestierte Profite. pen nur verlangsamt hat – höchst ungleich menssumme. Bis 1975 fiel dieser Anteil
Diese vier Komponenten stehen in einem allerdings –, stagniert es in den USA bei den auf 9 Prozent. Der neoliberale Aufschwung
Wechselverhältnis zueinander: Innerhalb 90 Prozent weniger gut bezahlten Angestell- erfolgte rasend schnell, denn um das Jahr
von zwanzig Jahren stiegen in den USA die ten seit 1970 gänzlich, während die Besser- 2005 herum überstieg dieser Anteil die
Ausschüttungen an die Aktionäre und an- verdiener reich wurden. 20-Prozent-Marke. Eine analoge, wenn
dere Geldgeber von 7,5 auf 10,5 Prozent Noch größere Veränderungen zeigten auch weniger ausgeprägte Tendenz lässt
der Erträge, während die Investitionen aus sich bei der Entwicklung der Börsenkurse. sich in Frankreich erkennen. Die Entwick-
dem erzielten Gewinn halbiert wurden. Inflationsbereinigt lässt sich ein allmähli- lung in Großbritannien dürfte derjenigen
Eine neue Aufteilung wird auch bei den cher Anstieg zwischen der Krise in den in den USA folgen, die in Deutschland der
Gehältern sichtbar. Die 10 Prozent best- 1970er-Jahren und 1995 beobachten. in Frankreich.
bezahlten Angestellten erhielten in den Dann kam bis 2000 die Explosion der
1970er-Jahren 23 Prozent der Gehalts- »New-Economy-Jahre«. Zwischen Mitte der
summe, in den 1990er-Jahren waren es 1970er-Jahre und dem Jahr 2000 versechs-
30 Prozent. Der Höhenflug der Spitzenge- fachten sich die Kurse. Seitdem haben die
hälter ist auch in absoluten Zahlen spekta- Krisen von 2001 und 2007 zu massiven Tur-
kulär, besonders bei den Unternehmens- bulenzen bei der Kursentwicklung ge- www
chefs (CEOs). 2007 erhielten die 500 best- führt. Im Verkaufswert von Aktien haben Frankreich/USA:
bezahlten CEOs in den USA durchschnitt- die Dividenden ihre einstige zentrale Be- www.inegalites.fr
www.jourdan.ens.fr/levy
lich je 16 Millionen Dollar im Jahr, davon deutung verloren. An ihre Stelle ist die Er- www.jourdan.ens.fr/piketty
mehr als 7 Millionen in Form von Aktien- wartung künftiger Börsenkurse getreten. US-Steuerstatistiken:
optionen. Reich werden Aktionäre nicht mehr durch www.irs.gov/taxstats
Deutschland:
In Frankreich stiegen sowohl die einge- ihre Rendite auf das in der Firma einge- www.diw.de
zahlten – investierten – wie die ausgezahl- setzte Kapital, sondern durch die Rendite www.boeckler.de
Vermögen Vermögenswachstum
in Prozent in Prozent, 2002–2007
50
reichste reichste reichstes
Die reichsten 10 Prozent der Bevölkerung 10 Prozent 5 Prozent 1 Prozent
besitzen 60 Prozent aller Vermögen
40 + 13,4
2007 Westdeutschland
+ 9,2 + 10,0
2002
Jedes Zehntel entspricht etwa 7 Millionen
30 Personen; Schulden sind von den Vermögen + 6,4 + 6,1
Ostdeutschland
bereits abgezogen + 4,6
20 Deutschland
69