Professional Documents
Culture Documents
Mozart, der
Freimaurer
und Musiker
Eine öffentliche Veranstaltung
der Freimaurer Logen von Zürich,
Winterthur und Schaffhausen
aus Anlass der Wiederkehr
des 250. Geburtstages
von Wolfgang Amadé Mozart
Ein aussergewöhnliches Konzert
Mozart, der
Freimaurer
und Musiker
Eine öffentliche Veranstaltung
der Freimaurer Logen von Zürich,
Winterthur und Schaffhausen
aus Anlass der Wiederkehr
des 250. Geburtstages
von Wolfgang Amadé Mozart
Herzlich willkommen
Dass Wolfgang Amadé Mozart dem Bund der Als ihre geistige Geburtsurkunde gelten die Inhaltsverzeichnis Seite
Freimaurer angehörte, ist vielen Musikfreunden nicht Alten Pflichten von 1723, in denen die Verhaltensregeln
bekannt. Dass die am meisten gespielte Oper «Die Zau- untereinander festgehalten sind. Die Alten Pflichten gel- Programm 4
berflöte» ganz im Geiste der Freimaurerei konzipiert ist, ten auch heute noch als Richtschnur der weltweiten Ouverture zur Zauberflöte 5
wird sogar noch von Kennern der Mozart Musik in Freimaurerei. Klavierkonzert d-Moll 8
Frage gestellt. Das ist der Grund, weshalb sich die acht Maurerische Trauermusik 10
Freimaurerlogen der Stadt Zürich, von Winterthur und Mozart war ein begeisterter und eifriger Frei- Die Maurerfreude 12
Schaffhausen entschlossen haben, anlässlich der Wieder- maurer. Schon bald nach seiner Aufnahme komponierte Sinfonie Es-Dur Nr. 39 14
kehr des 250. Geburtstages von Mozart ein Konzert er zu den verschiedensten Anlässen Freimaurer-Musik. Laut verkünde unsre Freude 17
durchzuführen, das Werke des grossen Meisters umfasst, Unser Konzert will einige dieser Kompositionen in Texte zu den Kantaten 20
die ganz vom Geiste der Freimaurerei durchdrungen, einem würdigen Rahmen öffentlich aufführen und wird Biographien 23
oder die von Mozart für bestimmte freimaurerische An- dabei von einem hervorragenden Orchester, einem be-
lässe eigens komponiert worden sind. Mozart war eine rühmten Chor und international ausgezeichneten Sän-
der bedeutendsten Persönlichkeiten, die dem Maurer- gern unterstützt unter der Stabführung eines Bruders.
bunde angehörte.
Wir wünschen allen Besuchern einen berei-
Über Mozart als Freimaurer zu sprechen wirft chernden und unvergesslichen Konzert-Abend.
natürlich die Frage auf, was ihn bewegen konnte, diesem
Bunde beizutreten. Um das zu verstehen, muss man kurz
die Geschichte dieses Bundes schildern. Hervorgegan- Alfred Messerli
gen ist dieser Männerbund aus jenen Handwerker-
Innungen und Zünften der Maurer und Steinmetzen,
besonders aus den Dombauhütten, die sich von dogmati-
schen Bindungen frei machen wollten (deshalb «Frei-
maurer»). Die Freimaurer bekannten sich zur Toleranz
gegenüber allen Religionen und Geisteshaltungen. Win-
kelmass und Zirkel als wichtige Symbole der Freimau-
rerei weisen auf ihre traditionelle Herkunft hin.
2 Mozart, der Freimaurer und Musiker Mozart, der Freimaurer und Musiker 3
Sonntag, 15. Oktober 2006, 17 Uhr Die Werke erläutert von Harald Strebel
Leitung:
Claude Villaret
4 Mozart, der Freimaurer und Musiker Mozart, der Freimaurer und Musiker 5
Die Werke erläutert von Harald Strebel Die Werke erläutert von Harald Strebel
Bei seinen Aufenthalten in Prag besuchte der Kom- gesprochenen II. Akt eröffnet) als letzte Komposition des
ponist öfters die Loge «Zur Wahrheit und Einigkeit zu Werkes entstanden und kann als Schlüsselstück der Oper
drei gekrönten Säulen». Deren Logenmitglied, der Uni- bezeichnet werden. Die Ouvertüre bereitet mit rein
versitätsprofessor und Schriftsteller August Gottlieb instrumentalen Mitteln atmosphärisch auf die konflikt-
Meissner hat dazu in seinen Tagebuchaufzeichnungen reiche Handlung der Oper vor. Die langsame Einleitung
festgehalten: «Als er [Mozart] das letzte Mal kam [im Sep- beginnt mit drei feierlichen punktierten Akkordschlägen
tember 1791], hatten sich die Brüder in zwei Reihen aufge- in Es-Dur, jener Tonart, die Mozart dann anwendet, wenn
stellt, und der Eintretende wurde mit der Cantate er besonders weihevolle Situationen charakterisieren will.
‚Maurerfreude’ [KV 471] die er 1785 zu Ehren [Ignaz von]
Borns komponierte, empfangen. Diese Aufmerksamkeit rührte
Mozart tief, und als er dafür dankte, äusserte er, er werde «Eine Erscheinung wie Mozart
demnächst dem Maurerthume eine bessere Huldigung dar-
bringen. Er meinte damit die ‚Zauberflöte’, welche bereits in
bleibt immer ein Wunder, das
seinem Geiste reifte.» nicht zu erklären ist.» Wiener Loge um 1790, angeb-
lich die «Gekrönte Hoffnung».
Br. Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832 Ganz rechts sitzend angeblich
Von Mozart selbst liegt uns eine Äusserung vor, wel- Mozart.
che von seiner Absicht zeugt, maurerische Ideale in der Das folgende sechzehntaktige Adagio ist voller har-
«Zauberflöte» zu postulieren. Dass dem Komponisten monischer Spannungen und chromatischer Trübungen.
nämlich gerade die gesprochenen Texte der «Priester- Dieser harmonische, durch unruhige Synkopenbeglei-
Theaterzettel «Zum Erstenmale:
Die Zauberflöte», 1791
szene» zu Beginn des 2. Aufzugs besonders am Herzen tung und Sforzatoeinwürfe in der Bläsern zusätzlich ge-
lagen, erhellt aus den Passagen seines Briefes vom 8./9. schärfte Prozess scheint das Suchen Taminos zu symbo-
Oktober über eine Aufführung der Oper an seine Frau lisieren – man erinnere sich auch an dessen bange Frage
Constanze: «(Die N.N.) hatten heute eine [Theater]Loge, in der «Sprecherszene»: «O ew’ge Nacht! Wann wirst du
sie zeigten über alles recht sehr ihren beifall, aber Er, der all- schwinden? Wann wird das Licht mein Auge?». Im an-
wissende, zeigte so sehr den bayern, dass ich nicht bleiben schliessenden Es-Dur-Allegro löst sich die Spannung, ein
konnte, oder ich hätte ihn einen Esel heissen müssen. veritabler Sonatensatz mit Exposition, Durchführung,
Unglückseeligerweise war ich eben drinnen als der 2.-te Ackt Reprise und Coda entfaltet sich. Mozart hat in dieser Erscheinung der Königin der
anfieng, folglich bei der feyerlichen Szene. – er belachte alles; Zauberflöten-Ouvertüre mit Vorbedacht das Fugenver- Nacht, Bühnenbildentwurf für
anfangs hatte ich gedult genug ihn auf einige Reden aufmerk- fahren gewählt, wird doch damit geradezu exemplarisch die Aufführung am Grossherzog-
lichen Hoftheater zu Weimar.
sam machen zu wollen, allein – er belachte alles; da wards ein Prüfungsgang symbolisiert: Die verschlungenen Wege Skizzenaquarell von Goethe,
mir nun zu viel - ich hiess ihn Papageno und gieng fort – ich der Stimmen in einer Fuge und ihr beharrliches Fort- Weimar, 1794
glaube aber nicht dass es der dalk verstanden hat.» schreiten, durch das sie sich immer wieder einer kontra-
punktischen «Bewährungsprobe» unterziehen, und dabei
Alles was in Sarastros Reich geschieht oder von ihm zur Bewahrung ihrer Identität und Einheit stets aufs Neue
herkommt ist erfüllt von Freimaurergeist, von Symbol auf die gleichen thematischen Formungen zurückkommen
und Begriff der Logenwelt. Die Ouvertüre zur «Zauber- müssen, kann als die in musikalische Wirklichkeit übertra-
flöte ist (zusammen mit dem Priestermarsch, der den an- gene Idee eines Läuterungsprozesses begriffen werden.
6 Mozart, der Freimaurer und Musiker Mozart, der Freimaurer und Musiker 7
Die Werke erläutert von Harald Strebel Die Werke erläutert von Harald Strebel
Die Tage um die Erstauf- Nach der nachmittäglichen Ankunft seines Vaters Diktum: «ich sage ihnen vor gott, als ein ehrlicher Mann, ihr
führung von Mozarts Leopold am 11. Februar 1785 aus Salzburg, spielte Mo- Sohn ist der größte Componist, den ich von Person und
erstem Klavierkonzert in zart am Abend in dessen Beisein sein am Vortage vollen- Nahmen nach kenne.»
der Moll-Tonart sind in detes Klavierkonzert in d-Moll KV 466 im ersten von
der Vita des Salzburger insgesamt sechs Freitag-Konzerten im städtischen Ka- Vielleicht wegen der ungemeinen Ausdrucksbreite,
Genius loci in mehrfacher sino «Zur Mehlgrube». Leopold Mozart berichtet darü- der expressiven Chromatik und der leidenschaftlichen
Hinsicht als ereignisvoll ber seiner Tochter: «den nämlichen Freytag abends fuhren Ausbrüche war das d-Moll-Klavierkonzert KV 466 (Mo-
und denkwürdig zu wir um 6 uhr in sein erstes subskriptions Concert, wo eine zart schrieb nur deren zwei in einer Moll-Tonart) ein
bezeichnen. große versamlung von Menschen von Rang war. Das Concert Lieblingsstück des 19. Jahrhunderts: Es verwirklicht auf Joseph Haydn 1732-1801
war unvergleichlich, das Orchester vortrefflich […] dan war vollkommene Weise diejenige Seite von Mozart, welche
ein neues vortreffliches Clavierconcert vom Wolfgang, wo der zu jener Zeit mit «dämonisch» bezeichnet wurde, zu-
Copist da wir ankamen, noch daran abschrieb und Dein gleich aber auch lange eine ausgewogene Beurteilung
Bruder das Rondo noch nicht einmal durchzuspielen Zeit seines übrigen Œuvres erschwerte. Der junge Beethoven
hatte, weil er die Copiatur übersehen mußte.» hatte dieses Werk in seinem Repertoire und schrieb
Kadenzen dazu, während von Mozart für dieses Werk
Gleichentags hatte Mozart noch ein Gesuch um keine Kadenz überliefert ist.
Aufnahme in die Wiener «Tonkünstler-Societät» gestellt,
welches fatalerweise zeitlebens unerledigt bleiben sollte, Geheimnisvoll ist bereits die Thematik des Kopf-
zumal der Komponist den zur Aufnahme nötigen Tauf- satzes (Allegro) mit dem synkopisch verschobenen
Leopold Mozart, 1719-1782
schein nie beibrachte. Durch seine abendliche Akademie Haupteinfall. Das zweite, den Holzbläsern anvertraute,
war Mozart an diesem 11. Februar verhindert der zeit- im parallelen F-Dur stehende Thema bleibt Dur-Episode
gleich stattfindenden Aufnahme seines Freundes Joseph im düsteren d-Moll. Seine Exposition beginnt das
Haydn in die Freimaurerloge «Zur wahren Eintracht» Klavier überraschend mit einem eigenen Thema, wel-
beizuwohnen. Mozart hatte sich allerdings gleich vieler ches im ganzen Satz dem Tasteninstrument vorbehalten
seiner Logenbrüder bereits am 28. Januar zu der ur- bleibt, wobei dessen expressive Deklamatorik in stets
sprünglich auf dieses Datum angesetzten Lehrlings- neuen Varianten zur Geltung kommt. In die anfänglich
Rezeption Haydns eingefunden: Infolge der – Haydn: abgeklärte, bereits auf Schubert weisende Melodik im
«nachlässigkeit unserer Husären» – war das Einladungs- zweiten Satz (Romanze) klingt schon bald wieder die
schreiben damals nicht rechtzeitig an den Fürstlich Erregung des ersten Satz hinein. Ein unmerklich aus-
Esterházyschen Kapellmeister gelangt, so dass Haydns komponiertes Ritardando führt zur melodischen Ruhe
Aufnahmezeremonie auf den 11. Februar verschoben wer- des Anfangs zurück und lässt den Satz über eine Coda in
den musste. Tags darauf, am 12. Februar lud Mozart den B-Dur freundlich ausklingen. Das wild auffahrende
nunmehrigen Freimaurerbruder in seine Wohnung ein, Rondo-Thema des Finalsatzes wird, nach seiner solisti-
um Haydn drei von insgesamt sechs ihm gewidmeten schen Vorstellung im Klavier, sogleich im Orchester-
Streichquartette zusammen mit den Gebrüder Tinti und Tutti kontrapunktisch verarbeitet. Der Satz endet nach
Vater Leopold vorzuspielen. Bei dieser Gelegenheit äus- einer Kadenz überraschend in einer ausgedehnten ver-
serte Haydn gegenüber Leopold Mozart das berühmte söhnlichen Dur-Coda.
8 Mozart, der Freimaurer und Musiker Mozart, der Freimaurer und Musiker 9
Die Werke erläutert von Harald Strebel Die Werke erläutert von Harald Strebel
Maurerische Trauermusik
KV 477 (479a)
Bassetthorn aus
der Zeit
Die um den 10. Novem- Als Zweckbestimmung vermerkte der Komponist im Trauer fortfahren, heben abge-
ber 1785 entstandene eigenhändigen Werkverzeichnis: «bey dem Todfalle der rissene, rhapsodische Figuren in den
«Maurerische Trauer- Br.Br. Mecklenburg und Esterházy.» Herzog Georg August Violinen zu einer schmerzlichen Klage
musik» ist zweifelsohne zu Mecklenburg-Strelitz, ein hoher Offizier, und affilier- an. Zwei Akkordstösse in den tiefen
zu den bedeutendsten tes Mitglied der Loge «Zu den drei Adlern», war am 6. Blasinstrumenten kündigen die eigentliche
Werken Mozarts über- November 1785 gestorben, Franz Graf Esterházy von Trauerprozession an, Oboen und Kla-
haupt zu zählen. Galántha, Hofrat bei der ungarisch-siebenbürgischen rinette stimmen den Cantus firmus an,
Hofkanzlei und Mitglied der Loge «Zur gekrönten Hoff- einen düsteren Choral, der die gregoriani-
nung», starb am Tage darauf. Die «Todtenfeyer», zu der sche Weise eines Busspsalms der Kar-
die «Gekrönte Hoffnung» einlud, war am 17. November wochenliturgie verarbeitet, und in den der
jenes Jahres anberaumt und war eine so genannte Trauer- ganze Bläserchor einsetzt: gleichsam als
arbeit, sie fand demnach im rituellen Rahmen statt. Symbol des unabänderlichen Schicksals,
gegen welches sich die klagenden Figuren
der Violinen in zerklüfteter Melodik, Syn-
«So schön wie Mozart können kopen der Mittelstimmen und punktierten
wir heute nicht mehr schreiben; Bassrhythmen vergebens aufbäumen.
was wir jedoch können, das Nach ratlos anmutenden Synkopen- Das letzte Porträt von Mozart,
Silberstiftzeichnung von
figuren und neuerlichen Oboen-Seufzern
ist: uns bemühen ebenso rein zu erhebt sich nochmals der leidenschaftliche
Dorothea Stock (1789).
schreiben als Er schrieb.» Schmerz; die Anfangsmotive melden sich erneut und
führen über einen leisen Quartsext-Akkord in die Coda,
Johannes Brahms, 1833-1897 in der sich zu wehmütigen, chromatischen Bläserpas-
sagen still klagende Violineinwürfe gesellen.
Der singulären Stellung dieses Werkes in Mozarts
Schaffen entspricht auch sein instrumentales Gewand, Eine unterbrochene Kadenz führt vom ernsten c-Moll
das neben Streichern, zwei Oboen, Klarinette, zwei in den tröstlichen, verklärten C-Dur-Akkord. Mozarts
Waldhörnern noch drei Bassetthörner und Kontrafagott Schlussakkord in dieser «Maurerischen Trauermusik» ist
verlangt. wie ein plötzlicher Übergang von der Dunkelheit ins
Licht.
Antike Tabakdose mit Die Komposition hat vor allem freimaurerische Au-
maurerischen Symbolen toren zu Spekulationen über eine programmatische
Ebene angeregt. Dreiteilig angelegt, wird diese nur 69 Memento Mori
Takte umfassende Trauermusik durch klagende Vorhalts-
akkorde der Blasinstrumente eingeleitet, die mit ihren
wiederholten Anrufen gleichsam an das Memento mori
gemahnen. Während die Bläser mit ihren Akkorden der
10 Mozart, der Freimaurer und Musiker Mozart, der Freimaurer und Musiker 11
Die Werke erläutert von Harald Strebel Die Werke erläutert von Harald Strebel
12 Mozart, der Freimaurer und Musiker Mozart, der Freimaurer und Musiker 13
Die Werke erläutert von Harald Strebel Die Werke erläutert von Harald Strebel
Wohl wenige Komposi- Allerdings kann dies angesichts der Umstände, unter käre pekuniäre Lage etwas erleichtern wollte. Bekannt- Eintrag im Präsenzbuch der
Loge «Zur wahren Eintracht»
tionen der Wiener Klassik denen die Werke entstanden, nicht verwundern: Immer- lich wurde am 16. und 17. April 1791 in den Akademien
dürften der Nachwelt hin stehen sie im zeitlichen Kontext von Mozarts Œuvre der Wiener Tonkünstler-Societät unter Leitung des Hof-
derart viel Anlass zur Mys- auffallend abgesondert da. Vor deren Komposition im kapellmeisters Antonio Salieri eine «große Sinfonie» von
tifikation geboten haben Sommer 1788 war als letztes Gattungswerk die Prager Mozart angekündigt. Die überlieferte Mitwirkung der bei-
wie die Triade von Mozarts Sinfonie KV 504 entstanden, dazwischen lag ein Zeit- den Klarinettisten-Freunde Mozarts, Anton und Johann
letzten Sinfonien KV 543, raum von über 18 Monaten. Zudem stellt die Trias nicht Stadler schränkt dabei die Möglichkeiten der gespielten
KV 550 und KV 551. nur den Ausklang und unbestrittenen Höhepunkt des Sinfonien auf die mit Klarinetten besetzten Werke KV
symphonischen Schaffens Mozarts dar, sondern darf 297 («Pariser Sinfonie»), KV 543 sowie auf die Zweit-
als Inbegriff des klassischen Stils überhaupt bezeichnet fassung von KV 550 ein. Vielleicht mochte Mozart seine
werden. drei letzten Sinfonien für eine beabsichtigte Drucklegung
fertig gestellt haben, immerhin hatte der Verlag Artaria
Sowohl die Umstände ihrer Entstehung wie auch die seit dem Jahre 1786 Symphonien-Gruppen der Kompo-
ersten Aufführungen liegen völlig im Dunkeln. Weder ist nisten Johann Michael und Joseph Haydn sowie Franz
ein konkreter Kompositionsauftrag bekannt, noch gibt es Anton Rosetti herausgegeben.
unwiderlegbare Belege für tatsächlich erfolgte Auffüh-
rungen zu Lebzeiten Mozarts. Die in der älteren Litera- Von Mozarts drei letzten Sinfonien aus dem Jahre
tur häufig verbreitete Auffassung, der Komponist habe 1788 wird der ersten, am 26. Juni vollendeten Sinfonie
die drei Sinfonien in dem ausserordentlich kurzen Zeit- Es-Dur KV 543 sowohl in der Literatur als auch in der
raum von nur acht Wochen lediglich aus innerem An- Musizierpraxis am wenigsten Aufmerksamkeit ge-
trieb, aus schöpferischem Drang, als reinen Selbstzweck schenkt, obschon sie ihren Schwesterwerken an Fülle
gleichermassen als persönliches «Vermächtnis» nieder- der Gedanken und der Grundstimmungen nicht nach-
geschrieben, hiesse die historische Situation wohl zu ein- steht. In ihrer spätherbstlichen Reife stellt sie ein Gegen-
seitig aus der Sicht der nachfolgenden romantischen gewicht dar zur Leidenschaftlichkeit der g-Moll-Sin-
Epoche interpretieren. fonie und der erhabenen Majestät der «Jupiter»-Sinfonie.
Wegen ihrer Tonart Es-Dur wird sie oft als Vorausnahme
Diese Meinung wird denn auch von der neueren der «Zauberflöten-Klänge» gesehen. Dem ersten Satz ist
Forschung stark bezweifelt: Einerseits hätte diese Hypo- eine langsame, das Haydnschen Vorbild durchscheinen-
these der grundsätzlich immer intentionalen Vorgehens- de Adagio-Einleitung vorangestellt, ein hochpatheti-
weise Mozarts widersprochen, anderseits ergeben sich sches, von markantem Rhythmus und Skalenmotiven
aus den Quellen doch gewisse Anhaltspunkte für mögli- gekennzeichnetes Stück, dem Mozart mit dem Kopf-
che Zweckbestimmungen dieser Werke. Immerhin wäre thema des ersten Satzes – einem ‚singenden Allegro’ – in
die Vermutung nahe liegend, dass Mozart mit diesen denkbar schärfsten Kontrast antwortet. Eigenartig mutet
Sinfonien mit für das Jahr 1788 geplanten Akademien, das Ende der Einleitung an: eine gedehnte, geheimnis-
welche er gegenüber seinem Freimaurerbruder und gross- voll chromatisch absinkende Linie, von den Bässen um
zügigen Geldgeber Johann Michael Puchberg anspricht einen Takt versetzt imitiert, steht in seltsam zwielichti-
(deren Zustandekommen aber nicht belegt ist), seine pre- gen Kontrast zur vorangegangenen Festlichkeit. Das
14 Mozart, der Freimaurer und Musiker Mozart, der Freimaurer und Musiker 15
Die Werke erläutert von Harald Strebel Die Werke erläutert von Harald Strebel
16 Mozart, der Freimaurer und Musiker Mozart, der Freimaurer und Musiker 17
Die Werke erläutert von Harald Strebel
Erwin M. Moor
MOOR WERBUNG SW
8600 Dübendorf
Männerchor Zürich
Der Männerchor Zürich fühlt sich der konzertanten Der Männerchor Zürich
SIEGRIST TREUHAND Chorliteratur, geistlichen Werken und dem Liedgut ver- wurde 1826 von Sänger-
gangener Epochen ebenso verpflichtet, wie der Pflege vater Hans Georg Nägeli
Badenerstrasse 571 zeitgenössischer Chorwerke bis hin zu Chorexperimenten, als Sängerverein der Stadt
8048 Zürich wie dem freien Improvisieren mit renommierten Musikern. Zürich gegründet und
Gutrainstrasse 7 In Zusammenarbeit mit befreundeten Chören kommen zählt heute zu den weni-
8303 Bassersdorf wiederholt auch große Werke für Gemischten Chor zur gen großen Konzert-Män-
Aufführung. Der unter der Leitung von Christoph Cajöri nerchören der Schweiz.
Telefon 044 836 85 12 stehende Männerchor Zürich besteht aus zwei Forma-
Mobile 079 598 24 44 tionen: dem Hauptchor mit seinen heute rund 70 Sängern
E-mail: siegrist.treuhand@duebinet.ch und einem Vokalensemble mit 25 Sängern.
22 Mozart, der Freimaurer und Musiker Mozart, der Freimaurer und Musiker 23
Biographien Biographien
Der in Berlin geborene, Für seine Kompositionen wurden ihm zahlreiche Auf dem Konzertpodium wird die Durchdrin- Francisco Araiza ist einer
aus einer russischen Preise im In- und Ausland verliehen. Klavierrezitale und gung der Textvorlagen und die Sensibilität des musikali- der bedeutendsten Tenöre
Musikerfamilie stammen- Kammermusikkonzerte führten Boris Mersson in die schen Vortrags gerühmt. Seit 1977 ist er dem Opernhaus unserer Zeit. Seit ihn
de Boris Mersson kam mit verschiedensten Städte der Schweiz und Europas, in die Zürich verbunden, 1988 verlieh ihm die Wiener Staats- Herbert von Karajan 1980
seiner Familie nach Genf USA und nach Brasilien. Als Orchesterdirigent trat er in oper als bis dahin jüngstem Sänger den Titel «Kammer- entdeckte, machten ihn
und ist heute Bürger von der Schweiz, in Deutschland und Österreich, in Frank- sänger». 1991 folgte die Verleihung der Mozart-Medaille seine Vielseitigkeit und die
Montreux. Im Alter von reich an den «Nuits pianistiques d’Aix-en-Provence» der Universität Mexiko, 1995 des Mario del Monaco- noble Art seiner Präsenz
fünf Jahren erhielt er Kla- sowie am Festival von Ravello Sorrento auf. Preises «Otello d’Oro» und 1996 des Münchner Darstel- zum gefragten Interpreten
vier- und Geigenunterricht lerpreises «Goldener Merkur». Mehr als 50 Plattenauf- auf den Opern- und Kon-
und trat als Zehnjähriger Merssons Kompositionen (er ist Autodidakt!) – von nahmen brachten ihm die begehrte Trophäe «Orphée zertbühnen in aller Welt.
erstmals öffentlich auf. denen viele eigens in Auftrag gegeben wurden, u.a. von d’Or» und den «Deutschen Schallplattenpreis». Dazu Seine Mozart- und
Nach Klavierstudien bei der Tonhalle Zürich – legen Zeugnis ab von seiner Ver- kamen zahlreiche Opernverfilmungen, Fernsehaufzeich- Rossini-Interpretationen
Isidore Karr in Genf absol- trautheit mit den musikalischen Ausdrucksmöglichkei- nungen und ein Künstlerportrait im ZDF. 1988 erschien sind Legende.
vierte Mersson die Berufs- ten aller Gattungen, die Musik des «Third Stream» mit eine Bildmonographie.
und Meisterklasse von eingeschlossen.
Henri Stierlin-Vallon am Sein Engagement für den sängerischen Nach-
Lausanner Konservato- Seit Anfang der Siebzigerjahre wandte sich Mersson wuchs bekunden nicht nur seine Meisterkurse, sondern
rium. Seine Ausbildung vermehrt dem pädagogischen Bereich zu und war unter insbesondere die nach ihm benannte Stiftung für junge
zum Dirigenten vervoll- anderem Lehrbeauftragter für Klavier, Improvisation Sänger in Mexiko City sowie seine Tätigkeit als Juror
ständigte er bei Hermann und Blattspiel an der Zürcher Kantonsschule sowie an beim ARD-Musikwettbewerb. 2003 wurde er zum Pro-
Scherchen in Zürich und der Hochschule für Musik und Theater Zürich. fessor an der Stuttgarter Staatlichen Hochschule für
bei Herbert von Karajan in Musik und darstellende Kunst berufen. Francisco Araiza
Luzern. Gleichzeitig vermochte der Künstler seine Präsenz war der erste Opernstar im Internet:
auf der Konzertbühne als Solist und Kammermusiker www.francisco-araiza.com
aufrechtzuerhalten. Mehr als 90 Einspielungen zeugen
von Merssons ausserordentlichen musikalischen Schaffen.
24 Mozart, der Freimaurer und Musiker Mozart, der Freimaurer und Musiker 25
Biographien Biographien
26 Mozart, der Freimaurer und Musiker Mozart, der Freimaurer und Musiker 27
Biographien
Konzertprogramme.
www.compostella-perrot.ch
der Mozart-Gesellschaft Cape Town Symphony Orchestra. Ab 197l zugleich Lei-
Zürich. Er ist auch Schrift- ter der Klarinetten- und Bläserkammermusik-Klassen an Arthur Miller:
leiter der Zeitschrift »In
signo Wolfgang Amadé
der Faculty of Music der University of Cape Town. «Alle meine Söhne»
26. Oktober bis 26. November 2006
Mozart«. Im Januar 2000 Solistische und kammermusikalische Tätigkeit in
wurde ihm die «Goldene verschiedenen Ländern Europas und in Übersee mit re-
Mozartnadel» für wissen- nommierten Dirigenten und Musikern, Rundfunk/Fern- www.ateliertheater-meilen.ch
schaftliche Verdienste sehaufnahmen und Tonträger-Einspielungen.
um das Werk Mozarts
durch die Internationale Bis 2004 Lehrbeauftragter an Zürcher Mittelschulen.
Stiftung Mozarteum Salz- Juror an nationalen und internationalen Klarinetten-
burg verliehen. Wettbewerben. Gastdozent u.a. an den Musikhochschu-
len Zürich und Freiburg/D.