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Zum Hintergrund: Bis 2002 befand er sich in Edirne in der Türkei in einem
so genannten F-Typ Isolationsgefängnis und wurde schwer gefoltert. Weil
Binali Mitte der 1990er als Mitglied einer kommunistischen Guerilla an
Gefechten mit Militärs und Polizei beteiligt gewesen sein soll, verurteilte
ihn die türkische Justiz zu einer „lebenslänglichen harten Gefängnisstra-
fe“. Als 2001 in der Türkei die F-Typ-Knäste eingeführt wurden, gingen
über 500 politische Gefangene in einen Hungerstreik gegen die Isolations-
haft. Binali wurde nach insgesamt 78 Tagen Hungerstreik vorübergehend
aus der Haft entlassen, was zu der Zeit eine gängige Praxis des türkischen
Staates war, der damit die Bilder sterbender Gefangener innerhalb der
Knastmauern vermeiden wollte. Er nutzte die Aussetzung seiner Haftstrafe
und floh in die BRD. Seit dem lebte er als zunächst anerkannter Flüchtling
und zuletzt mit einer befristeten Aufenthaltsgenehmigung in Hamburg.
Zur Unterstützung von Binali und den Kampf für seine Freiheit hat sich in
Hamburg ein „Freundeskreis Binalis“ gegründet, der mit Plakaten, Protest-
faxen, Infoständen und Kundgebungen auf seine Situation aufmerksam
macht. Auch in Spanien erhält er Unterstützung durch die Kommunistische
Partei und andere Gruppen. Wenn der politische Druck in den kommenden
Wochen und Monaten nicht weiter ausgebaut wird und wir Binali nicht in
Freiheit begrüßen können, ist sein Leben bedroht. Keine Auslieferung an
die Türkei – Freiheit für Binali!
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Araber) kämpfen würde. Da Israel für die und Eiern. Außer bei Dunkel-
Überlebenden des Holocaust zum Schutz vor heit schnell ein paar Zettel in
Haushälte zu verteilen, bleibt
Verfolgung wurde, wird es für sie zum Kritik-
der NPD in der Region nicht
tabu. Aus dieser Abkehr von jeglichem viel übrig, denn jeder öffent-
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Realitätsbezug – und damit von realer Politik lich angekündigte Auftritt geht
-, malen sie ein schwarz-weißes Weltbild: gründlich in die Hose. Dafür
alles, was Israel macht, ist gut. Danach sind werden wir auch in Zukunft
sorgen!
logischerweise Israels Verbündete, die USA,
ebenfalls gut, während Israels Gegner, die 1. Mai
islamischen Staaten ringsum, automatisch zu In der ganzen Welt gehen
Bösen werden. Wer nicht mit ihnen „Hurra“ Menschen am 1. Mai (dem
schreit, wird gleich mit zum Bösen. - Eine Kampftag der ArbeiterInnen)
gegen Ausbeutung und Un-
simple Weltsicht, die aus dem deutschen terdrückung auf die Straße.
Faschismus politische Deutungsmuster für Viele mit Reformwünschen,
alle weiteren Ereignisse auf der Welt ableitet viele aber auch um ihre grund-
und damit, da sie eine umgekehrte Schablone
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sätzliche Ablehnung des Ka-
pitalismus zu zeigen. So
der stumpfen Weltsicht der Nazis ist, für die
auch in diesem Jahr in
Zuordnung in Gut und Böse ebenso wenig Braunschweig. Das antifa-
Realität benötigt, wie diese es tun. schistische Jugendbündnis
rief zu einem antikapitalisti-
Mit diesem Hintergrundwissen ergeben die schen Block mit Bezug zum
G8-Gipfel auf der DGB-
Parolen dann überhaupt einen Sinn (wenn Demo auf. Über 100 über-
auch einen sehr verdrehten): Da Israel von wiegend junge Leute folgten
den Antideutschen als ihr heiliges Land ent- dem Aufruf und brachten
deckt wurde, fordern sie „Solidarität“ mit die- kämpferische Stimmung
und radikale Positionen in
sem, Kritik an dessen Politik ist in ihren Augen
die ansonsten eher lahme
automatisch antisemitisch. Der Iran als erklär- traditionelle Gewerkschafts-
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ter Gegner Israels verdient es in ihren Augen demo. Ein gelungener Auf-
hingegen, bombardiert zu werden. takt für die Mobilisierung ge-
gen den G8-Gipfel und eine
echte Bereicherung für den
Legen wir die „antideutsche“ Schwarz-Weiß- 1. Mai in Braunschweig.
Deutungsbrille ab und setzen die altbekannte
„linke“ Brille wieder auf, die die Welt nicht in G8 in Braunschweig
Völker, sondern in Klassen unterteilt sieht, Während rund um Heiligen-
damm die Blockaden des
nach der es Unterdrücker und Unterdrückte,
G8-Gipfels auf Hochtouren
Kriegstreiber und PazifistInnen usw. gibt, kurz: liefen und der Gipfel nur
die in der Widersprüchlichkeit der Welt jede noch per Schiff oder Hub-
Menge Grautöne entdeckt. Die Geschichte schrauber zu erreichen
Seite 14 Fight Back!
des Staates Israel ist sowohl mit dem Holocaust,
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war, gab es auch in Braun-
schweig eine Protestakti- wie auch mit der Vertreibung der Palästinenser
on. Unter dem Motto „G8 ist untrennbar verbunden. Diese Geschichte hat
überall – der Widerstand
auch!“ kamen 150 Leute zu einem Zustand der Belagerung Israels ge-
auf dem Kohlmarkt zu ei- führt, das sich seinerseits das Recht heraus-
ner Kundgebung zusam- nimmt, jederzeit Attacken gegen die Nachbar-
men. In einem Redebei- staaten zu führen und sich mit den Palästinenser-
trag und dem verteilten Auf-
ruf wurde die staatliche Re-
gebieten quasi seine Kolonie vor der Haustür zu
pression, wie z.B. die Groß- halten. Unter den Palästinensern tobt aktuell ein
razzien gegen Linke im Vor- Machtkampf der eher weltlichen Fatah gegen
feld und die zahlreichen die religiösen Fundamentalisten der Hamas,
Polizeiübergriffe während auch ein Kampf darum, wie sich die Palästinen-
der Gipfelproteste, the-
matisiert. Darüber hinaus ser zukünftig Israel gegenüber verhalten wer-
wurde deutlich gemacht, den. All diese Punkte tauchen in der Ideologie
dass Widerstand gegen die der Antideutschen nicht auf. Ihre Parolen sind
kapitalistischen Zumutun- simpel, kriegstreiberisch und nationalistisch.
gen jeden Tag nötig ist und
sich nicht auf Großereig-
Zudem benutzen sie den Staat Israel und seine
nisse wie den G8-Gipfel be- BewohnerInnen als reine Projektionsfläche für
schränkt. Im Anschluss an ihre typisch deutsche schwarz-weiß-Malerei.
die Kundgebung gab es Moshe Zuckermann, ein israelischer Marxist,
noch eine Spontandemo äußerte über diese politische Richtung:
durch die Fußgängerzone.
In der Münzstraße wurden „Es kümmert sie dabei einen Dreck, ob Israel
die letzten Reserven der mit seinem ,knallharten sicherheitspolitischen
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Polizei aufgefahren, um die Kurs’ nicht nur die Palästinenser, sondern auch
Demo zu begleiten. Mit dem sich selbst zu Grunde richtet; ob die Israel von
Trupp in die Jahre gekom-
mener leicht gerüsteter
ihnen zugeschriebene Bollwerkfunktion [gegen
Beamten, die wohl relativ die „Barbarei“, d. Aut.] dereinst Israels Unter-
spontan vom Schreibtisch gang zeitigen könnte, wenn Israel in dieser
in den Einsatz geschickt seiner Funktionin alle Ewigkeit Fremdkörper
wurden, gab es eine kurze und Hassobjekt seiner Nachbarn bleiben soll-
Rangelei, worauf der Weg
der Demo allerdings fort- te.“
gesetzt werden konnten.
Einzig vor der Burgpas- Zum Abschluss der Artikels verlassen wir wieder
sage verstellten weitere die Weltbühne der Politik, auf der sich die Anti-
Polizisten demonstrativ
den Eingang. Unbeein-
deutschen als Schauspieler fühlen und kehren
druckt ging es weiter zum nach Braunschweig zurück: Kriegshetze bleibt
Kohlmarkt, wo die Demo Kriegshetze, auch wenn sie sich links wähnt.
wie geplant endete. Darum, liebe Parolenschmierer: die nächsten
Male besser zweimal umsehen.
Fight Back! Seite 15
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11. Juli 07 - "Gifhorntag" der Bundeswehr stören!
Treffen: 14:30 Uhr - Bahnhof Gifhorn-Stadt
Vorbereitungstreffen in Braunschweig:
Montag - 09.07.07 - 20 Uhr
Antifaschistisches Café - Cyriaksring 55
www.antifacafe.de.vu