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Universität Salzburg

WS 2010/2011
SE Web 2.0 in Kulturbetrieben
LV-Leitung: David Röthler / Christian Henner-Fehr

Rockstar 2.0
Das Potenzial von Web 2.0 für Musikschaffende Österreichs
von

Rieder Michi
Matr.Nr. 0521873

INHALTSVERZEICHNIS

1 Einleitung (S.2)
2 Ausgangslage: Der Musikmarkt Österreichs (S.3)
3 Die Bedeutung des Internets und das Potenzial von
Web 2.0 für Musikschaffende Österreichs (S.5)
4 Fazit (S.11)
5 Literaturverzeichnis (S.13)

ROCKSTAR 2.0 – Das Potenzial von Web 2.0 für Musikschaffende Österreichs 1
1 Einleitung

Im Zuge der Digitalisierung und der Entwicklung neuer Informations- und


Kommunikationstechnologien hat sich auch die Situation für MusikerInnen grundlegend
verändert. So führt die Nutzung digitaler Datenbanken, sozialer Netwerke (u.a.
myspace, Facebook) und Musik-Plattformen (z.B. FM4 Soundpark, soundcloud) teils
zur Umgehung von alten „Mittlerrollen“ wie Labels, Vertriebe, Handel und Medien (vgl.
Sperlich 2007: 86). So kann heutzutage auch jede/r nicht-professionelle MusikerIn mit
einem Computer und der dementsprechenden Software selbst im Homestudio
produzieren. Dadurch werden die Produktionskosten, vor allem für Musiker im
elektronischen Bereich, immer niedriger. Zudem ist es für jede/n Musikschaffenden
möglich, das eigene Material durch neue nicht-physikalische Trägermedien (mp3) über
das Internet zu verbreiten. So haben neue Produktions- und Verbreitungsmöglichkeiten
das Potenzial, „(...) wegen verstärkter Zugänglichkeit und Nutzerfreundlichkeit zur
Reduktion von traditionellen Musikmarkteintrittsbarrieren“ (Sperlich 2007: 39)
beizutragen. Aufgrund der Entwicklungen am Markt hat sich auch die Rolle der
MusikerInnen drastisch geändert, laut Gebesmair verkörpert der/die Musikschaffende
heute mehrere Funktionen in einer Person und ist „Komponist, Interpret, Produzent,
Homestudio-Besitzer, Label-Betreiber, Internet-Anbieter, DJ und Marketing-Manager in
eigener Sache“ (2000: 128).
Trotz dieser Entwicklung stellt sich die Situation für österreichische Musikschaffende
auf dem heimischen Markt auch heute nach wie vor als sehr schwierig dar. So ist es -
auch aufgrund der Unüberschaubarkeit des Internets – nach wie vor sehr schwer, dass
Musikschaffende ihre Produktionen auschließlich über die Online-Präsenz an den
Mann bringen können. Die Rolle der traditionellen „Mittler“ bleibt daher vorerst noch
zentral, da „...für Musikproduktion immer noch relativ viel Geld benötigt wird und die
Distribution noch häufig über traditionelle Medien und Netzwerke erfolgt...“ (Sperlich
2007: 256). Allerdings entwickeln sich im Zuge des Web 2.0 immer mehr
Herangehensweisen und Potenziale für Musikschaffende, die ihnen ein Leben von und
mit der Musik erleichtern.

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2 Ausgangslage: Der Musikmarkt Österreichs

Die Situation für Bands und KünstlerInnen gestaltet sich auf dem heimischen
Musikmarkt seit Jahren als äußerst schwierig. Nach Sperlich bestehe generell im
Musikbusiness „...ein großes Gefälle an spitzenverdienenden Superstars und einem
breiten Spektrum an Musikschaffenden, die schlecht bis gar nicht verdienen“ (2007:
67). Dazu kommt in Österreich noch die Problematik, als kleiner Musikmarkt mit
einigen entscheidenden Nachteilen kämpfen zu müssen. Auch FM4-Senderchefin
Monika Eigensperger weist darauf hin, dass es selbst nationale Stars wie Christina
Stürmer oder EAV schwer haben: „'Weltberühmt in Österreich' heißt ja nicht, dass der
Künstler davon leben kann“ (Riedmüller/Trescher 2007: o.S.).

Ein wesentlicher Grund für die generell schlechte Situation österreichischer Musiker ist
sicherlich der Mangel an Medienpräsenz, der vor allem in einer generelle limitierten
Medienlandschaft begründet ist (vgl. Sperlich 2007: 187). Doch auch die wenig
kritische Popmusikberichterstattung und die starke Orientierung am Ausland sorgen
dafür, dass heimische Produktionen viel zu wenig berücksichtigt werden:
„Österreichische Massenmedien greifen lieber auf bereits vorhandene 'Musikhypes'
zurück, als selbst über neue Musik zu berichten“ (ebd.: 187). Doch selbst wenn
KünstlerInnen in Fernsehen, Radio und Presse stattfinden, ist das in der heutigen
schwierigen Situation des Marktes keine Garantie mehr, profitable Absatzzahlen zu
erzielen: „Allein die Medienpräsenz ist heute selten hinreichende Voraussetzung dafür,
dass ein Act auch ausreichend Tonträger erzielt“ (Sperlich 2007: 238). Seit Jahren gibt
es massive Rückgänge und Einbrüche der CD-Verkäufe, weltweit erlebt man eine tiefe
Krise der Tonträgerindustrie. Auch der österreichische Musikmarkt blieb von dieser
globalen Entwicklung nicht verschont und ist bereits seit Mitte der 90er Jahre mit einem
deutlichen Abwärtstrend der Tonträgerindustrie konfrontiert (vgl. ebd.: 91). Die Industrie
sieht den Grund für die Krise vor allem in der unerlaubten Verbreitung von Musik im
Internet, illegalen Downloads und Raubkopien, durch die ein geschätzter jährlicher
Schaden von rund 10 Mio. Euro entsteht (vgl. IFPI Austria 2008: o.S.). Nicht zu
vergessen ist aber auch, dass der Tonträgermarkt lange Zeit nicht entsprechend auf
die Entwicklungen neuer Technologien reagierte (z.B. digitale Musikangebote) und trotz
schlechter konjunktureller Lage in Österreich nicht bereit war, die überteuerten CD-
Preise zu senken (vgl. Sperlich 2007: 105).

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Neben großen Absatzschwierigkeiten stehen österreichische MusikerInnen auch dem
Problem einer defizitären Labellandschaft gegenüber. Dass der globale Musikmarkt zu
drei Vierteln von den vier internationalen Großkonzernen Universal, Sony-BMG,
Warner und EMI (sog. „Majors“) kontrolliert wird, stellt eine wesentliche
Markteintrittsbarriere für österreichische Musikschaffende dar. „Von diesem 'Oligopol'
ist der kleine Musikbinnenmarkt Österreichs stark betroffen, weil die österreichischen
Tochterfirmen dieser Labels mehr internationales als heimisches Repertoire verwerten“
(Sperlich 2007: 87). So überrascht es auch nicht, dass der Anteil an österreichischen
Produktionen in den letzten Jahren nur zwischen 14% (2004) und 16% (2007) des
Gesamtmarktes ausmachten (vgl. Sperlich 2007: 88; IFPI Austria 2008: o.S.). Aufgrund
der Absatzkrise und der starken Vernachlässigung lokalen Repertoires durch die
mächtigen Major Labels stellt sich die Situation vor allem für talentierte, doch
unbekannte Nachwuchsmusiker als äußerst schwierig dar: „Durch das schwindende
Kapital im Kontext der Krise des Tonträgermarktes werden immer weniger junge Acts
aufgebaut, denen auch die entsprechende Zeit gewährt wird, sich am Markt zu
bewähren...“ (Sperlich 2007: 147). Stattdessen investieren die großen Plattenfirmen
vor allem in Produktionen, die möglichst bald Erfolge zeigen oder schon erfolgreich
sind (sogenannte „Schnelldreher“ wie z.B. „Best Of“-Alben, medial „gehypte“ Produkte
wie Starmania, oder erfolgreiche Superstars wie Madonna oder Robbie Williams) (vgl.
ebd.: 106). Aufgrund der fehlenden Unterstützung durch die vier großen Majors spielen
daher die zahlreichen Independent-Labels des Landes eine zunehmend wichtige Rolle
für die Musikschaffenden:Österreichs:
Die Independent Labels kennen ihre lokalen Szenen, so sind sie (...) in der Lage, auf
aktuelle Trends schnell zu reagieren. Durch neue digitale Produktionsmittel und
Kommunikationskanäle können sie preisgünstiger produzieren und Zugang zu Märkten
bekommen. (Sperlich 2007: 260)

Aufgrund dieser vielen Vorteile der Independents kam es in Österreich innerhalb von
zwölf Jahren zu einer massiven Zunahme von 1.398 (1990) auf 4.932 (2002) Labels
(vgl. ebd.: 149). Trotz allem darf man nicht außer Acht lassen, dass der
Handlungsspielraum der Indie-Labels enorm eingegrenzt ist, da sie nach wie vor
extrem kapitalschwach sind. So haben sie im Gegensatz zu den Majors meist keinen
eigenen Vertrieb und kaum Möglicheiten für groß angelegte Marketing-Aktionen.
Wegen mangelnder finanzieller Ressourcen konzentrieren sie sich daher vor allem auf
kleine Musiknischen - dort ist es leichter, spezielle Absatzmärkte zu finden und sich

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dadurch das wirtschaftliche Überleben zu sichern. Diese Spezialisierung auf bestimmte
(alternative) Genres erleichtert es den Independent-Labels auch, durch die aktuelle
Krise am Tonträgermarkt besser „durchtauchen“ zu können, wenn auch die
Umsatzrückgänge natürlich nicht spurlos an ihnen vorübergehen (vgl. Cserer et al.
2006: 46). So gibt es heute zahlreiche kleine Labels, die sich auf unterschiedlichste
Musiknischen konzentrieren und einige wenige KünstlerInnen unter Vertrag haben.
Doch aufgrund ihres begrenzten Handlungsspielraums und der daraus notwendigen
Spezialisierung ist auch das Potenzial der Indie-Labels insgesamt gesehen sehr
gering, um zur Besserung der Lage für heimische MusikerInnen beizutragen.

Da der Zugang sowohl zu den Majors, als auch zu Indie-Labels für den Großteil der
heimischen Musikschaffenden versperrt ist, ist die Dichte der „labellosen“ Bands und
KünstlerInnen in Österreich enorm hoch. Aufgrund dieser schlechten Labellanschaft ist
es sehr schwer, in der österreichischen Musikszene Fuß zu fassen. Seit einigen Jahren
kristallisieren sich aber neue Wege für die heimischen MusikerInnen heraus. So bietet
beispielsweise FM4 mit der Online-Plattform Soundpark genau jenen KünstlerInnen
eine Art „Heimat“ und hat sich im Laufe der Jahre als „eine Alternative zum mühseligen
Kampf um einen Plattenvertrag“ (Knoke 2005: o.S.) erwiesen.

3 Die Bedeutung des Internets und das Potenzial von Web 2.0 für
Musikschaffende Österreichs

So wie das Internet sämtliche Bereiche des alltäglichen Lebens beeinflusst hat und
auch weiterhin tun wird, so hat es natürlich auch die Situation auf dem Künstlermarkt
radikal verändert. Dementsprechend weist Bleicher darauf hin, dass sich traditionelle
Wege der Musikverbreitung mit der Vernetzung und dem so möglich gewordenen
Verbreitungsformen aufzulösen begannen (vgl. 2005: 366). Auch für Sperlich hat das
Internet großen Einfluss auf die Branche:
Nach der Computerrevolution ist das Internet der Faktor, der den Betrieb der
Tonträgerindustrie verändert (...) Damit verbunden ist auch ein Fallen von
Zugangsbarrieren für Musikschaffende und Labels, die bis dato wenig Chacen hatten,
ihre Musik einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren (2007: 235 und 265).

Durch die globale Vernetzung und neuen Angeboten und Potenzialen des Web 2.0

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kann sich jede/r Musikschaffende der Öffentlichkeit präsentieren, ohne auf die großen
Massenmedien angewiesen zu sein. Dabei bietet das Internet sehr viele Möglichkeiten
und dient MusikerInnen mittlerweile nicht nur als Informations- und
Kommunikationsmedium, sondern auch als Produktions-, Finanzierungs- und
Distributionskanal .

Ebene Funktion Beispiele


Produktion Medium für kreative Vor- und Nachbereiten von Proben,
Produktionsprozesse Austausch von mp3-Files, rein virtuelle
Bandprobe / Musikproduktion („Netzkunst“)
Information Präsentation, Marketing- und Pressematerial, Bandinformationen,
Promotionszwecke Kontaktadres se, Konzerttermine, etc...
Kommunikation direkte Kommunikation mit Datenaustausch (z.B. mp3), Booking,
Fans, Geschäftspartnern, Newsletter, Feedbackmöglichkeiten, Forum,
Kollegen, Medien, Chats, Blogs, Crowdsourcing, etc.
Finanzierung Neue Finanzierungsmodelle Crowdfunding
Distribution Verbreitung der eigenen Musikvertrieb (über Download, Mailorder,
Musik Stream, etc...)

Funktionen des Internets für die Musikschaffenden von heute (in Ahnlehnung an Sperlich
2004: 86)

Die wichtigsten Angebote des Web 2.0 für MusikerInnen und Bands
Nachfolgend werden die wichtigsten Internet-Anwendungen für MusikerInnen und
Bands vorgestellt und skizziert; weiterführende Links, Videos und Informationen
werden beigefügt. Die einzelnen Plattformen und Homepages sind dabei nicht einzeln
zu sehen, sondern als stark vernetzte und aufeinander aufbauende und ergänzende
Bausteine für Bands und MusikerInnen im Web 2.0.

MYSPACE // v.a. Information // www.myspace.com


Online-Musikplattformen wie myspace oder der FM4 Soundpark boten im letzten
Jahrzehnt ein Art „Pool“ von Bands und KünstlerInnen, der es sowohl den Medien, als
auch dem Publikum erleichtert, einen Überblick über den Musikmarkt zu behalten. So
zeigen einige Erfolgsgeschichten aus der jüngeren Vergangenheit, dass es vor allem
im alternativen Musiksektor möglich ist, den Sprung über solche Plattformen zu

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schaffen. Vor allem das weltweite soziale Netzwerk myspace war in den letzten Jahren
„für viele Musiker zu einer wichtigen Promotion-Plattform geworden.“ (Röttgers 2006:
o.S.) Als Paradebeispiel in Bezug auf myspace werden immer wieder die Bands Arctic
Monkeys aus Großbritannien und Clap Your Hands Say Yeah aus den USA genannt,
die über die Plattform innerhalb weniger Monate einen enormen Fankreis gewinnen
konnten und schließlich auch ohne Plattenvertrag und großer Medienberichterstattung
in ausverkauften Hallen spielten. Dadurch zogen diese Acts natürlich das Interesse der
großen Plattenfirmen und Massenmedien auf sich und zählen heute zu den
erfolgreichsten und renommiertesten Bands im alternativen Bereich.

In den letzten Jahren verlor myspace allerdings seine Vorreiterrolle als die Plattform für
MusikerInnen an andere Web2.0-Angebote, allen voran an Facebook und spezielle
Musikplattformen wie soundcloud oder bandcamp. So wurden im Januar 2011 500
Mitarbeiter bei myspace entlassen und die Büros in Deutschland geschlossen (vgl.
Bühl 2011: o.S.) – wie es mit der kriselnden Communityplattform nun weitergeht, bleibt
abzuwarten. Trotz allem zählt auch heute noch das myspace-Bandprofil als ein sehr
wichtiges Präsentationstool für Bands und MusikerInnen, bietet es doch einen
kompakten Überblick über den/die Künstler und seine/ihre Musik, zudem lässt sich das
Layout und der Aufbau der Seite auch individuell gestalten.
Beispiel für Bandprofil von Leeds Club auf myspace: www.myspace.com/leedsclub

FACEBOOK // v.a. Kommunikation, Information, Distribution // www.facebook.com


In rasantem Tempo hat Facebook in den letzten Jahren anderen Netzwerken wie
myspace den Rang abgelaufen und ist aktuell das wichtigste und beliebteste soziale
Netzwerk. Auch für MusikerInnen und Bands fungiert Facebook aufgrund seiner weiten
Verbreitung und den großen Vernetzungsmöglichkeiten vor allem als Kommunikations-
und Präsentationstool. Mittlerweile gibt es auch eigene Apps für Bands wie MyBand
von ReverbNation oder BandPage von Root Music, die es ermöglichen, im Facebook-
Profil einen Musikplayer zu integrieren oder Musik und Merchandising direkt übers
Profil zu verkaufen – und damit die Stärken von myspace in das Facebook-Profil
integrieren.
Beispiel Bandprofil auf Facebook: http://www.facebook.com/rn.mybandapp#!/rn.mybandapp?
sk=app_2405167945

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Turtorialvideo MyBand (ReverbNation): http://www.youtube.com/watch?v=yWQfzyvWPVU
Promovideo BandPage (Root Music): http://www.youtube.com/watch?v=z_UIaGtr-Y8

BANDCAMP // v.a. Information, Distribution // www.bandcamp.com


In den letzten Monaten hat sich auch bandcamp als beliebte Promotions- und
Vermarktungsplattform für Musikschaffende einen Namen gemacht. Besonders
erwähnenswert ist hierbei, dass Musikschaffende hier ihre Musik selbst vertreiben
können: Dabei fungiert nicht der Anbieter, sondern die Band selbst als Vertrieb und
entscheidet ganz allein über die Verwertung der Songs. So bleiben alle Rechte und
Einnahmen bei der Band, die Nutzung der Plattform ist dabei absolut kostenlos.
Im Hinblick auf die Distribution der eigenen Musik über Online-Plattformen sei auch
Songrila erwähnt, ein günstiges Verkaufs- und Promotiontool, das sich mühelos auf
Netzwerkseiten und Webpages einbetten lässt und so der User die Musik direkt bei der
Band erwerben kann.
Beispiel für Profil bei bandcamp: http://music.sufjan.com/album/all-delighted-people-ep
Link zu Songrila: www.songrila.com

TWITTER // v.a. Kommunikation (Micro-Blogging) // www.twitter.com


Twitter ist ein Tool zum Micro-Blogging und kann reibungslos in Facebook oder andere
Netzwerke eingebettet werden. Ein interessantes Finanzierungsmodell, welches mit
Twitter arbeitet, ist beispielsweise Pay With a Tweet.
Beispiel Profil von MGMT bei Twitter: http://twitter.com/whereismgmt
Link zu Pay With A Tweet: http://www.paywithatweet.com/

VIDEO- UND AUDIOPLATTFORMEN // v.a. Information


Sehr wichtig sind auch Videoportale wie Youtube oder Vimeo, auf denen MusikerInnen
Videos (und eigene Videokanäle) hochstellen, und diese auch in ihren Profilen
einbetten können. Neben Videoportalen gibt es auch Audioportale wie Soundcloud.
Beispiel Youtube-Channel von OK Go: http://www.youtube.com/user/OkGo
Link Soundcloud: www.soundcloud.de

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MESSENGER // v.a. Bandinterne Kommunikation
Vor allem für die bandinterne Kommunikation eigenen sich zudem Messenger wie
Skype oder Yahoo!Messenger, die eine ortsungebundene Bandkommunikation mittels
Chat, Telefon- oder Videokonferenz ermöglichen und sich für schnellen und direkten
Datenaustausch eignen.

Die Veränderungen von Internet und Web 2.0 haben jedoch nicht nur Auswirkungen
auf die Kommunikations- und Informationsebene, sondern beeinflussen sämtliche
Bereiche der Wertschöpfungskette der Musikindustrie. Während früher der/die
Musikschaffende(n) alleine für den Content verantwortlich war, bietet das Web 2.0
neue Formen bei der Erschaffung von Musik. So besteht heute die Möglichkeit von
virtuellen Bandproben und Online Jam Sessions (Beispielvideo:
http://vimeo.com/8902898) Auf der Plattform jambassador (www.jambassador.com)
kann man einzelne Audiospuren (z.B. Gesang, Gitarre, Klavier) hochladen und dann
mit anderen Usern gemeinsam an einem Song arbeiten. Soundcloud
(www.soundcloud.de) ist mittlerweile ein essentieller Kanal der Branche, um sich über
bestimmte Rohmixe auszutauschen, gemeinsam an dem hochgeladenen Material zu
arbeiten ('Work in Progress') und Feedback über bestimmtes Audiomaterial vom
(Fach-)Publikum einzuholen. Der FM4 Soundpark veranstaltet immer wieder
Remixcontests, bei dem den MusikerInnen der Plattform bestimmte Spuren berühmter
Songs zur Verfügung gestellt werden, die diese dann neu verarbeiten können. Ein
anderes interessantes Beispiel einer vernetzten Erschaffung künstlerischem Inhalts ist
das kollaborative Filmprojekt des Radiohead-Konzerts in Prag 2009: Das Video wurde
über Internet organisiert und aus Aufnahmen der Konzertbesucher
zusammengeschnitten.
Zum Film: http://www.youtube.com/watch?v=nzKHJkA8keg
Bericht auf Musikmarkt vom 8.9.2010: http://www.musikmarkt.de/Aktuell/News/News/50-
Radiohead-Fans-schaffen-Konzertfilm-Mittwoch-08.-September-2010

Auch im Hinblick auf die Entdeckung neuer Bands hat sich durch Web 2.0 einiges
verändert. Waren es früher fast ausschließlich die Talentsucher der Labels und

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Agenturen (A&Rs), die das 'next big thing' bestimmten, nimmt die Community durch
(Musik-)Plattformen heute selbst aktiv an diesem Entdeckungsprozess teil. Neben den
zahlreichen Bandplattformen sei hier last.fm zu erwähnen (www.lastfm.de), ein
Internetradio auf Basis von sozialer Software, das entwickelt wurde, um Nutzern
aufgrund ihrer Hörgewohnheiten neue Musik, Menschen mit ähnlichem
Musikgeschmack und Konzerte in ihrer Umgebung empfehlen zu können. Dabei
vernetzt die Community ähnliche Bands und KünstlerInnen miteinander, der User stößt
dadurch auf neue Acts, wenn er nach seinem Geschmack sucht.

Im Zuge des Web 2.0 ergeben sich heute auch neue Finanzierungsmodelle für
Musikproduktionen. Als Beispiel für ein sog. Crowdfunding-Modell sei hier Sellaband
(www.sellaband.com) genannt, eine 2006 gegründete Musik-Internetseite, die Bands
und EinzelmusikerInnen die Möglichkeit geben wollte, die Finanzierung für eine
Produktion zu sammeln. Ähnlich einem Aktienmodell können Fans (sog. Believer) hier
die Band durch den Kauf von sog. 'Parts' finanziell unterstützen – je nach Einsatz
werden die Fans dann an den Erlösen einer erfolgreich finanzierten Produktion
beteiligt. Zu den bekanntesten teilnehmenden Bands zählen Public Enemy und
Chikinki, die ihre Albumproduktion jeweils über Sellaband finanzieren konnten.
Eine ähnliche Finanzierungsidee hatte die Kölner Beat Punk Band Angelika Express
2008, die durch den Verkauf von „Angelika-Aktien“ an Fans ihr drittes Album
'Goldender Trash' finanzierten.
Chikinki bei Sellaband: https://www.sellaband.com/en/projects/chikinki?xtcr=1&xtmc=chikinki
Bericht in Musikmarkt vom 3.3.2011: http://www.musikmarkt.de/Aktuell/News/News/SellaBand-
startet-das-Jahr-mit-200-neu-registrierten-Acts-Donnerstag-03.-Maerz-2011
Die Angelika-Aktie: http://angelika-express.de/die-angelika-aktie/

Folgende Gegenüberstellung zeigt zusammenfassend die enormen finanziellen und


strukturellen Veränderungen für MusikerInnen durch Digitalisierung, Internet und Web
2.0:

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FRÜHER HEUTE
Proberäumlichkeiten (Miete) , Sessions Kein Bandraum nötig, Online-Sessions und
zeitlich und örtlich gebunden virtuelle Bandproben
Bandbewerbungen bei Veranstaltern und Bewerbung via Email und Web 2.0 – Profilen
Presse (Demotape, Bewerbungsmappe, (immaterieller Datenaustausch)
Material- und Versandkosten)
Recording (hohe Studio- und Home-Recording via Laptop, Smartphones,
Produktionskosten) Tablets
Hohe Promotionskosten, um öffentliche Crowdsourcing- und -funding: kostenlose
Aufmerksamkeit zu erlangen Vermarktungs- und
Finanzierungsmöglichkeiten
Teure Webpräsentation (Homepage) Präsentation über kostenlose soziale
Netwerke und Plattformen
CD-Pressung der Produktion, Vertrieb über Digitaler Release (keine Kosten für Pressung),
Agenturen und Labels Direktvertrieb über Bandprofil
Hohe Erlöse durch CD-Verkauf Kaum Erlöse durch CD-Verkauf
>> Hohe Kosten, CD-Verkauf als wichtigste >> Niedrige Kosten, aber auch niedrigere
Einnahmequelle, an der viele mitverdienen Einnahmen, allerdings geht vieles direkt an
den/die KünstlerIn (direkte
Wertschöpfungskette)
Die finanziellen Veränderungen durch Digitalisierung, Internet und Web 2.0

4 Fazit

Bei allen Erfolgsgeschichten von Web 2.0 Bands und den großen Vorteilen der
aktuellen Anwendungen darf man nicht außer Acht lassen, dass sich Musikschaffende
nach wie vor auf sehr schwierigem Terrain bewegen und nur ein sehr kleiner Teil der
Branche im Musikbereich hauptberuflich arbeiten kann. Aufgrund des leichten
Marktzugangs sammelt sich eine unüberschaubare Menge an Bands und
KünstlerInnen im Netz und es droht die Gefahr der Informations- und
Kommunikationsüberflutung (vgl. Sperlich 2007: 265). Dementsprechend gering ist die
Chance, rein über die Online-Präsenz genügend Aufmerksamkeit zu erlangen. So ist
es heute noch sehr schwierig, über das Internet einen Massenmarkt zu erreichen,
diesen bedienen nach wie vor die traditionellen Medien Fernsehen, Radio und Print
(vgl. Sperlich 2004: 85) Da der Zugang zu diesen Kanälen - vor allem für

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Musikrichtungen abseits des Mainstreams - jedoch weitgehend versperrt ist, spielt hier
das Internet doch auch schon heute eine entscheidende Rolle. „Durch gezieltes
Einsetzen kann das Internet insbesondere die Arbeit in Musiknischen unterstützen, weil
die eigene Community über das Internet relativ leicht erreichbar ist“ (Sperlich 2007:
265). Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass sich das Web 2.0 auf sämtliche
Bereiche der Wertschöpfungskette (Produktion, Präsentation, Kommunikation,
Promotion, Finanzierung, Distribution) ausgewirkt hat und die Musikbranche radikal
verändert hat. In einem kränkelnden Business mit sinkenden Verkaufszahlen und
fehlenden Einnahmequellen ergibt sich dadurch die Chance, mit relativ geringem
finanziellen Einsatz und innovativen Herangehensweisen sich im Feld zu etablieren.

ROCKSTAR 2.0 – Das Potenzial von Web 2.0 für Musikschaffende Österreichs 12
5 Literatur

Bleicher, Joan Kristin (2005): Zur Rolle von Musik, Ton und Sound im Internet. In:
Segeberg, Harro/Schätzlein, Frank (Hrsg.): Sound. Zur Technologie und Ästhetik des
Akustischen in den Medien. Marburg: Schüren Verlag. S. 366-380.
Bühl, Magnus (2011): Myspace: Droht das Ende der sozialen Netzwerke? Online im Internet:
http://www.vnr.de/b2b/Marketing/online-marketing/social-networking/droht-das-ende-der-
sozialen-netzwerke-sind-ihre-daten-wirklich-sicher.html?print=1 (Stand: 20.02.11).
Cserer, Michael/Paukovits, Harald/Teodorowicz, Slawomir/Wolf, Thomas (2006):
Die Wiener Indie-Szene. Independent Networking innerhalt einer verworrenen Mikroökonomie.
Online im Internet: http://epub.wu-wien.ac.at/dyn/virlib/wp/eng/mediate/epub-wu-01_8f9.pdf?
ID=epub-wu-01_8f9 (Stand: 17.06.08).
Gebesmair, Andreas (2000): Musik und Globalisierung. Zur Repertoireentwicklung der
transnationalen Phonoindustrie unter besonderer Berücksichtigung des österreichischen
Musikmarktes. Forschungsprojekt durchgeführt am Institut Mediacult, Wien.
IFPI Austria (2008): Der österreichische Musikmarkt 2007. Zahlen, Daten und Fakten. Online
im Internet: http://www.ifpi.at/?section=ifpireleases&id=66 (Stand: 10.06.08).
Knoke, Felix (2005): Elektronisches aus Österreich. Online im Internet:
http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,381399,00.html (Stand: 18.06.08).
Riedmüller, Michael/Trescher, Thomas (2007): „Nicht die coolste Frau der Szene“. FM4-
Chefin Monika Eigensperger über „FM4-Musik“, Ö3 und das typisch Österreichische. Online im
Internet: http://www.chilli.cc/index.php?id=73-1-177 (Stand: 12.06.08).
Röttgers, Janko (2006): Das MySpace-Phänomen. Online im Internet:
http://oe1.orf.at/highlights/68883.html (Stand: 15.06.08).
Sperlich, Regina (2007): Popularmusik in der digitalen Mediamorphose. Wandel des
Musikschaffens von Rock- und elektronischer Musik in Österreich. Wiesbaden: Deutscher
Universitätsverlag.
Sperlich, Regina (2004): Die digitale Mediamorphose des Musikschaffens. Die Veränderungen
der ästhetischen Produktionsbedingungen für die österreichischen Musikschaffenden durch die
digitale Mediamorphose anhand der Fallbeispiele elektronische Musik und Rockmusik. Online
im Internet: http://www.mdw.ac.at/mediacult/de/publikationen/Dig-Mediamorph-Musiksch.pdf
(Stand: 13.06.08).

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