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Sehr geehrte Damen und Her- ßen Stromkonzernen den sche Regierungsführung ist die
ren, Ausstieg aus dem Atomaus- Aussetzung der Wehrpflicht.
liebe Leserinnen und Leser, stieg durchgedrückt hatte, Die hat der Bundestag mit den
liebe Freunde, dekretiert nun am Parlament Stimmen der Koalition im März
vorbei ein dreimonatiges Mo- beschlossen. Ab dem 1.7.2011
Guttenberg-Rücktritt, Erdbe-
ratorium und lässt für diese werden dann nur noch Freiwil-
ben in Japan mit einer atoma-
Zeit die acht ältesten Atom- lige zur Bundeswehr gehen.
ren Katastrophe, Libyenkrise
kraftwerke abschalten. Dass Das Problem dabei ist, dass es
und nicht zuletzt ein grün-roter
das weder für Landtagswahlen bis heute kein Konzept für die-
Regierungswechsel in Baden-
in Süddeutschland noch für sen freiwilligen Wehrdienst
Württemberg: Im März 2011
die Energiewende hilfreich ist, gibt. Und auch nicht für die
hat sich einiges verändert. anderen Dienste, da mit dem
liegt auf der Hand. Wir brau-
Was sich leider nicht verändert chen eine ernsthafte und Wehrdienst auch der Zivil-
hat, ist die Politik der Bundesre- überlegte Debatte über unse- dienst wegfällt. Bleibt nur zu
gierung. Nach wie vor ist keine re künftige Energieversorgung hoffen, dass der neue Verteidi-
klare Linie zu erkennen. Im Ge- und keine Schnellschüsse vor gungsminister Thomas de Mai-
genteil. Angela Merkel und Gui- Landtagswahlen. zière die verbleibende Zeit
do Westerwelle suchen ihr Heil nutzt, um ein Konzept für ei-
Ähnliches ließe sich über das
in hektischem Krisenmanage- nen attraktiven Dienst vorzule-
Verhalten der Bundesregie-
ment und abrupten Kurswech- gen.
rung in der Libyen-Krise sa-
seln. Am deutlichsten wurde
gen. Auch hier handeln Merkel Eine interessante Lektüre
das nach dem Erbeben in Japan
und Westerwelle kurzsichtig wünscht
und der Katastrophe im Atom-
und verprellen damit unsere Ihre
kraftwerk Fukushima. Die Re-
internationalen Partner.
gierung, die noch im Herbst
Inhalt
stemmen hatte. Dabei verbietet schließen. Zweitens hat Schwarz packen. Merkels Versagen
sich jeder nervöse und hand- -Gelb keine Antwort auf die wirk- kommt nicht nur Deutschland
streichartige Politikstil. Wir brau- lichen Ursachen der Eurokrise. teuer zu stehen. Auch Europa
chen gute Konzepte mit Blick auf Was den Zusammenhalt Europas kommt nicht aus der Abwärtsspi-
das ganze Jahrzehnt. Wir müssen bedroht, ist nicht allein eine rale heraus. Keine neue Hoff-
riesige Investitionssummen mo- Staatsschuldenkrise. Es ist mit nung auf Wachstum und Be-
bilisieren. Wir dürfen nicht nur genau so großer Wucht eine Kri- schäftigung in den Krisenlän-
Eliten, wir müssen der ganzen se der Banken und der Finanz- dern, keine Zuversicht, dass die
Gesellschaft eine nachhaltige märkte. Das leugnen Merkel und Europäische Union als Ganzes
Lebensweise ermöglichen. Nur Westerwelle. Sie verschleppen stärker wird. Trotz aller Beteue-
dann hat der Umbau Erfolg. Wir eine Umsatzsteuer auf Finanzge- rungen: Die Merkel-CDU glaubt
brauchen für die unausweichli- schäfte, die Finanztransaktions- nicht an Europa. Die CDU behan-
chen Kosten einen sozial- steuer. Sie verwirren alle Beob- delt grundlegende Zukunftsfra-
ökologischen Lastenausgleich. achter und Marktakteure über gen mit unseriöser und kurzsich-
Wir müssen einen neuen Kon- die Gläubigerbeteiligung. Sie tiger Taktiererei.
sens schaffen für den Bau der blockieren eine wirksame Fi-
erforderlichen Infrastruktur. In- nanzmarktkontrolle.
vestitionspakt, Lastenausgleich Das Ergebnis? Die Arbeitnehmer
Libyenkrise: Internationa-
und Infrastrukturkonsens erfor- zahlen mit ihren Steuern fortge- les Vertrauen verspielt
dern eine neue politische Kultur setzt die Zeche der irrelaufenden Unseriöse Taktiererei – diesen
der Verlässlichkeit und Vertrau- Kapitalmärkte. Das ist es, was Schluss müssen wir letzten En-
enswürdigkeit. Schwarz-Gelb ist Schwarz-Gelb verbergen will. des auch aus dem Verhalten der
dazu nicht mehr in der Lage. Dieses Merkel-Muster setzt sich Bundesregierung in der Libyen-
auch dieses Jahr fort. Um die frage ziehen. Der UN-
deutsche Öffentlichkeit zu beru- Sicherheitsrat hat ein Mandat
Eurokrise: Merkel handelt higen, lancierte Merkel einen so zur Einrichtung einer Flugver-
unaufrichtig genannten „Pakt für Wettbe- botszone und zum Schutz der
In der Eurokrise zeigt sich, wie werbsfähigkeit“, der vor allem Zivilbevölkerung vor Angriffen
unaufrichtig, unstet und getrie- überschuldete Länder disziplinie- des libyschen Diktators Gaddafi
ben die Regierung Merkel inzwi- ren sollte. In Europa ist sie damit beschlossen. Deutschland hat
schen handelt. Das Versagen des vollständig gescheitert. Was als sich enthalten. Seither fliegen
Systems Merkel ist offenkundig. „Pakt für den Euro“ jetzt noch die USA, Frankreich und Groß-
Erstens sagt Schwarz-Gelb nicht auf der europäischen Tagesord- britannien Lufteinsätze gegen
die Wahrheit. Schon vor den nung steht, sind unverbindliche Gaddafis Armee. Die Bundesre-
Landtagswahlen in Nordrhein- Allerweltsweisheiten, die auch gierung will sich daran nicht
Westfalen 2010 hat Merkel über vorher schon Leitlinie waren. beteiligen.
Monate den Eindruck erwecken Ernst, verbindlich und sicher ist Keine Frage: Die militärische In-
wollen, dass Griechenland keine nur, dass Deutschland mehr zah- tervention in einem Land, das an
Hilfe braucht und Deutschland len muss. Die Bürgschaften für der Schwelle zum Bürgerkrieg
kein Geld gibt. Dann hat sie Knall den Rettungsschirm steigen steht, ist eine schwerwiegende
auf Fall das Parlament überrum- noch einmal. Für den permanen- Entscheidung von großer Trag-
pelt, um zuerst Nothilfe für Grie- ten Krisenmechanismus ab 2013 weite. Humanitäre Motive sind
chenland und – kaum waren die muss Deutschland 22 Milliarden gegen realistische Optionen und
Wahllokale geschlossen – einen Euro direkt zur Verfügung stel- Folgerisiken abzuwägen. Nie-
noch größeren Rettungsschirm len. Und alles das, ohne die Kri- mand sollte hier leichtfertig ur-
für die gesamte Eurozone zu be- senursachen an der Wurzel zu
teilen. In jedem Fall aber ist es bessere Zukunft verheißt. ben zu müssen. Dieses Verhalten
zwingend, eine gut überlegte wäre nachzuvollziehen, wenn die
und überzeugende politische Mutter-Kind-Kuren tatsächlich
Strategie zu formulieren. Was Mutter-Kind-Kliniken: Kas- einen nennenswerten Anteil an
wollen und was können wir in sen müssen sich nach ärzt- den Kassenausgaben darstellen
Libyen erreichen? licher Diagnose richten würden. In Wirklichkeit betrugen
die Kosten für Mutter-Kind-
Hier bleiben nahezu alle Fragen Die Krankenkassen müssen sich Kuren im vergangenen Jahr aber
offen. Die Bundesregierung er- bei der Genehmigung von Mut- gerade einmal 0,16% der Ge-
weckt einmal mehr den An- ter-Kind-Kuren nach der ärztli- samtausgaben bei den Kassen.
schein, dass sie den Blick allein chen Verordnung richten. Das ist Ich bin mir sicher, dass die Kas-
auf innenpolitische Debatten fi- das Ergebnis einer Anhörung zur sen an anderer Stelle deutlich
xiert, im naiven Glauben, es rei- Situation der Kurkliniken in Ber- sinnvoller sparen könnten, zum
che schon, nicht mitzumachen. lin. Klinikbetreiber aus ganz Beispiel bei den Ausgaben für
So trägt Merkel zur Verwirrung Deutschland waren in die Haupt- Medikamente. Aber das wäre
unserer internationalen Bündnis- stadt gereist, um auf die schwie- wohl zu unbequem.
partner bei, die nicht mehr wis- rige Lage der Mutter-Kind-
sen, wofür wir eigentlich stehen. Kliniken hinzuweisen.
Deutschland gerät ins Abseits,
wo es darum geht, die NATO Es ist wirklich kaum zu glauben:
handlungsfähig zu erhalten. Die Kassen setzen sich mit ihren
Ablehnungsbescheiden in der
Nicht nur Libyen fordert uns. Regel über die ärztliche Anord-
Auch im Jemen und in Syrien nung hinweg. Und diese Anord-
nehmen die Proteste zu. Was die nung gibt es ja nur, wenn die
Bundesregierung vermissen Menschen auch wirklich krank
lässt, ist ein Bewusstsein ihrer sind. Das ist nicht nur eine Ent-
historischen Verantwortung. Vor scheidung gegen die medizini- Trafen sich bei der Anhörung in Berlin:
allem fehlt das politische und sche Notwendigkeit, es ist auch Thomas Bruns und Karin Evers-Meyer.
diplomatische Gewicht Deutsch- eine Entscheidung gegen das
lands, wo ein neues, politisch Die Mutter-Kind-Kliniken sind
Gesetz. Denn seit 2007 gibt es bei uns auch ein bedeutender
tragfähiges Konzept Europas für einen gesetzlichen Anspruch auf
eine Nachbarregion im Umbruch Arbeitgeber. Allein die Friesen-
Mutter-Kind-Kliniken. Ich meine: hörn-Kliniken beschäftigen meh-
entstehen muss. In vielen arabi- Wir brauchen dringend eine Re-
schen Ländern nehmen die Men- rere hundert Mitarbeiter. Das ist
gelung, die es den Kassen verbie- für uns eben auch ein wirtschaft-
schen allen Mut zusammen, um tet, die ärztliche Verordnung zu
offen für das Ende der Diktatur licher Aspekt. Die Regierung
ignorieren. muss jetzt schnell eine Regelung
und für die Freiheit zu demonst-
rieren. Der Bann der Autokratie Aus Jever war der Geschäftsfüh- finden, um die Krankenkassen in
scheint gebrochen. Eine Zeiten- rer der Friesenhörn-Nordsee- die Pflicht zu nehmen.
wende vollzieht sich vor unseren Kliniken, Thomas Bruns, nach
Augen. Wir brauchen nicht weni- Berlin gereist. Bruns verwies in
ger als einen europäischen Mars- der Anhörung auf die dramatisch
hallplan für den neuen Nahen gesunkenen Patientenzahlen.
Osten, der die Kräfte der Demo- Seiner Ansicht nach lehnen die Bericht aus Berlin
Herausgegeben von MdB Karin Evers-Meyer
kratie stärkt und die Hoffnung Krankenkassen die Kuranträge Kontakt:
bekräftigt, dass die wirtschaftli- ab, um Kosten zu sparen und da- Sebastian Franke
Platz der Republik 1
Tel.: 030/227-77785
Fax: 030/227-76785
che und soziale Entwicklung eine mit keine Zusatzbeiträge erhe- 11011 Berlin www.evers-meyer.de