BERUF UND KARRIERE
DEFGH
Quadratische Projekte
Wer programmiert eigentlich all die Anwendungen für Smartphones und Tablet-PCs? App-Entwickler sind derzeit eine begehrte Spezies
Von Jürgen Hoffmann
„Ich habe den Einstieg in die Branche
geschafft und meinen Traumjob gefun-
den“ – ein starker Satz für einen Mann,
der gerade mal 20 Jahre alt ist und weder
Abitur noch Studienabschluss hat. Frede-
ric Hinck programmiert seit zwei Jahren
kleine Programme für internetfähige Ge-
räte wie beispielsweise iPhone, Android,
Blackberry oder Tablet Computer. Das
Feld dieser Applikationen, kurz Apps, ist
weit: Es gibt Nachrichtenseiten, Naviga-
tionsprogramme, Sprachtrainer, Fitness-
coaches, Spiele, Ratgeber, Rechner oder
Social-Media-Anwendungen.
Weltweit existieren mittlerweile mehr
als 520 000 verschiedene Apps. Viele las-
sen sich kostenlos nutzen, andere für we-
nige Cents oder mehrere Euros. Sogar die
katholische Kirche in Amerika macht
beim bunten Geschäft mit: Für etwa 1,30
Euro soll mit dem Programm „Confessi-
on – A Roman Catholic App“ mit dem
Druck auf ein paar Tasten das Sakra-
ment der Buße gelingen. Der Siegeszug
der Apps sorgt auf dem Arbeitsmarkt für
einen Run auf Entwickler.
Auch ohne Studium
kann man Karriere als
App-Entwickler machen
Frederic Hinck ist ein gutes Beispiel
dafür, dass oft auch eine Nebentür ans
Ziel führt: In der Schule hatte sich der
Hamburger nie besonders wohl gefühlt.
Er scheiterte an der Zulassung für die
Abiturprüfung. „Seit der zwölften Klas-
se hatte ich mich mit Themen herumge-
schlagen, die mich eigentlich nicht inter-
essierten“, sagt er. Kurse wie Informatik,
an denen er großen Spaß gehabt hätte,
waren nicht zustande gekommen. Als er
erfuhr, dass seine Leistungen in zwei Fä-
chern nicht für die Reifeprüfung reichen
würden, entschied er sich, einen neuen
Weg einzuschlagen.
Mit seinen Grundkenntnissen in der
Programmiersprache C++ absolvierte er
ein vierwöchiges Praktikum im Hambur-
ger IT-Unternehmen Newscope. „Da-
nach wusste ich, was ich künftig machen
will.“ Jetzt wird er Fachinformatiker für
Anwendungsentwicklung. Hinck ist im
dritten Lehrjahr, im Juni ist Prüfung –
Her mit der App!
Entwickler von mobilen Anwendungen sind jünger, billiger und Apple-verliebter als andere IT-Profis
Die Nachfrage nach App-Entwicklern
ist so hoch wie nie. Rekorde zu brechen,
ist freilich keine große Kunst bei einer
Profession, die es erst seit wenigen Jah-
ren gibt. „Der Anstieg hatte sich bereits
letztes Jahr abgezeichnet“, sagt Gunnar
Berning, Geschäftsführer von Twago,
einer Vermittlungsplattform für Projek-
te im Bereich Programmierung, Webde-
sign und Unternehmensservice. „Exper-
ten mit den entsprechenden Skills wur-
den immer stärker gesucht. Aber jetzt, be-
sonders nach der Einführung des iPad 2
ist der Bedarf so groß, dass einige Projek-
te erst später gestartet werden können,
da keine freien Experten zu finden sind.“
Generell sei die Auftragslage für IT-
Freelancer und -Dienstleister derzeit
sehr gut, meint Berning. Das bestätigt
auch das IT-Projekt-Portal Gulp, das
Aufträge an Freiberufler vermittelt. Bei
den Qualifikationen klaffe allerdings
eine Lücke zwischen Angebot und Nach-
frage: Mehr als 60 Prozent der freiberufli-
chen App-Entwickler sind laut Gulp im
Apple-Bereich tätig. Mit großem Ab-
stand folgen die Android-Experten, die
gut 16 Prozent ausmachen. Bei der Nach-
frage verhalte es sich umgekehrt. Die
meisten App-Anfragen bezogen sich im
vergangenen Februar auf Android-Spezi-
ein halbes Jahr früher als geplant. Die
Entwicklung von Apps begeistert ihn.
Dass er in der heißen Phase kurz vor Fer-
tigstellung eines Programms besonders
hart arbeiten muss, stört ihn nicht.
Gerd Nicklisch, Geschäftsführer von
Newscope, hatte das Potential des Senk-
rechtstarters früh erkannt: „Frederic
war zu Beginn schüchtern, aber beim
Thema iPhone-Apps blitzten seine
Augen. Ich merkte: Hier brennt jemand
für seine Ideen.“ Nicklisch lobt außer-
dem die Teamfähigkeit seines jungen Mit-
arbeiters. Mittlerweile entwickelt der be-
gabte Spezialist schon in verschiedenen
Programmiersprachen und entwirft als
„Junior Software Engineer“ zusammen
mit Kollegen eigene Mini-Programme.
Eine App des Unternehmens heißt bei-
spielsweise „Kopfnuss – A Brain Twis-
ter“, ein Memoryspiel, das auf allen gän-
gigen Geräten läuft.
Matthias Käppler ist App-Entwickler
bei Qype, einer Internet-Plattform mit et-
wa hundert Mitarbeitern. Qype versam-
melt ungefähr 1,6 Millionen Empfehlun-
gen und Bewertungen von Restaurants
und Kfz-Werkstätten, Waschsalons und
Wellness-Studios bundesweit. Käppler
leitet größere technische Projekte und
fungiert als Mentor für Neueinsteiger.
Die besten Einstiegschancen hätten Kan-
didaten mit Fachhochschul- oder Uni-
versitätsstudium, meint der 28-Jährige,
Frederic Hinck,
20, lernt Fachin-
formatiker für
Anwendungs-
entwicklung
bei der IT-Bera-
tung Newscope.
Matthias Käpp-
ler, 28, arbeitet
als App-Ent-
wickler beim
Bewertungs-
portal Qype.
Fotos: privat
alisten. Auf Platz zwei folgen die iPhone/
iPad-Experten, auf dem dritten Rang
Windows Phone/Windows Mobile.
„Die Freiberufler im Bereich mobile
Apps sind über alle Betriebssysteme hin-
weg gefragt, der Bedarf steigt auf lange
Sicht. Einen regelrechten Boom können
wir aber noch nicht erkennen“, sagt Ste-
fan Symanek von Gulp. Im Februar hät-
68 Euro pro Stunde fordern
App-Entwickler im Schnitt
auf der Plattform Gulp
ten sich 0,9 Prozent der Projektanfragen
an App-Entwickler gerichtet. „Dieser
Wert sieht auf den ersten Blick niedrig
aus, er muss jedoch in Relation gesetzt
werden“, sagt Symanek. „Durch die ho-
he Bandbreite der IT-Skills erreichen
nur wenige davon zweistellige Werte.“
Welche Fertigkeiten sind gefragt? Ent-
wickler für iPhone oder iPad benötigen
meist Skills wie Objective-C, Cocoa oder
Cocoa Touch und Xcode. Android-Apps
werden in der Regel mit Java und XML
erstellt. Häufig wird als Entwicklungs-
umgebung Eclipse mit dem Android De-
velopment Tools Plugin verwendet.
Samstag/Sonntag, 14./15. Mai 2011 | Nr. 111
Inhalt
Umsatteln mit Umsicht
Vor einem Berufswechsel sollte man klei-
ne Veränderungen erproben Seite V2/10
Geistige Güter
Kulturbetriebe und Dienstleister bieten
untypische Jobs im Vertrieb Seite V2/11
Arbeiten in Österreich
Steuern, Arbeitsvertrag, Zeugnis: Worauf
Grenzgänger achten müssen Seite V2/12
Studie: Führungskräfte
wollen sich klonen
Buntes Spielzeug Manager suchen bei der Beförderung
oder alltagstaug- von Mitarbeitern laut einer Studie nach
liches Wunder- ähnlichen Merkmalen wie bei sich selbst.
werk? Mit mehr als „Viele Führungskräfte suchen – bewusst
einer halben Milli- oder unbewusst – nicht unbedingt den
on Apps (von eng- besten Bewerber aus, sondern jemanden,
lisch „application“, der ihnen ähnlich ist“, sagte Studienauto-
Anwendung) kann rin Carolin Griese-Michels von der Un-
man inzwischen ternehmensberatung Roland Berger. Im
den Alltag organi- Fachjargon heiße dies „Self-Cloning“
sieren. Foto: SZ (Selbstklonen). Das Nachsehen hätten
dann beispielsweise Frauen und Bewer-
ber mit ausländischen Wurzeln. Die Bera-
ter gehen davon aus, dass den Unterneh-
men pro Jahr Kosten von 21 Milliarden
Euro entstehen, weil Suche und Einarbei-
tung dieser Mitarbeiter teurer und auf-
wendiger als eigentlich nötig sind. dpa
„idealerweise im Bereich Informatik“. kaufspreis eines Apps bleiben dem Ent- 50 000 Mal von iPhone-Besitzern herun-
Aber auch ohne Studium könne man bei wickler 70 Prozent, Apple erhält 30 Pro- tergeladen. Ihr neues Projekt „Today!“, Jeder Zweite hat im Job
Qype Karriere machen. Erst kürzlich sei
wieder ein solcher Bewerber eingestellt
zent. Wird ein App also für 1,29 Euro
300 000 Mal heruntergeladen, landen
eine graphisch aufgebaute Organisations-
App, soll den Arbeitsalltag erleichtern.
Zugang zu Social Media
worden: „Wenn uns jemand im Job-Inter- von den 387 000 Euro Umsatz gut Das technische Know-how haben sich Fast jeder zweite Beschäftigte hat bei
view überzeugt, dann bekommt er diesel- 270 000 Euro beim Entwickler. Doch die jungen Talente selbst beigebracht. der Arbeit Zugang zu sozialen Online-
be Chance wie jemand, der mit einem Ein- einzelnen Entwicklern gelingen solche Sie verdienen an einer App bis zu 1000 Netzwerken. Nach einer repräsentativen
ser-Uniabschluss punkten kann.“ Coups inzwischen nur noch selten. Euro. Gründungsmitglied Nicolai Da- Online-Umfrage der Randstad Gruppe
Das wissen auch drei Schüler, die sich vidsson aus Stuttgart will nach dem Ab- gibt es oft keine genauen Vorschriften, in-
zur App-Schmiede Skapandi Media zu- itur Informatik studieren. „Ich werde wieweit Facebook und Co. genutzt wer-
Die Erfinder der bunten sammengeschlossen haben. Die 16-Jähri- nicht mein Leben lang Apps programmie- den dürfen: Nur 39 Prozent der Befrag-
Hosentaschen-Alleskönner gen stammen aus Baden-Württemberg ren, damit verdienen wir uns jetzt als ten kennen eine klare Regelung hierfür.
und Hessen und haben sich über das In- Schüler nur ein Zubrot“, sagt Davidsson. Aus beruflicher Sicht hält ein knappes
sind häufig Autodidakten ternet kennengelernt. Ihr Nachrichten- „Ich kann mir gut vorstellen, später in Drittel soziale Netzwerke für nützlich.
programm für das Computerspiel „Call der Softwareentwicklung für die Spiele- Ebenfalls ein Drittel findet, dass sie von
Das Unternehmen lege viel Wert dar- of Duty: Black Ops“ wurde mehr als branche zu arbeiten.“ der eigentlichen Arbeit ablenken. dpa
auf, dass Kandidaten auch menschlich
ins Team passen. Und die Aufstiegschan-
cen? Käppler: „Die hängen in unserer
Branche entscheidend von der Motivati-
on und der Effizienz der abgelieferten Ar-
beit ab.“ Und natürlich vom Wachstum
des Unternehmens, in dem man arbeitet.
Hier sei Qype eine gute Adresse, denn die
hauseigene App laufe im Zeitalter der
Vernetzung über Facebook und andere
soziale Medien gut und sei bereits etwa
eine Million Mal aus dem Internet herun-
tergeladen worden.
Reich wird man als angestellter App-
Entwickler nicht: Der Verdienst liegt je
nach Abschluss und Fähigkeit zwischen
2000 und 4000 Euro brutto monatlich.
Vielerorts gibt es Provisionen obendrauf.
Einen Königsweg zum Entwickler der
Programme für die Hosentaschen-Alles-
könner gibt es nicht. Noch keine deut-
sche Hochschule bietet einen Studien-
gang zum App-Entwickler. Deswegen ist
eine Eintrittskarte in den Job auch soli-
des Wissen und Können im Bereich Medi-
endesign oder Kommunikationswissen-
schaften. Das Wichtigste in der aufstre-
benden Szene sind Programmierkennt-
nisse und Leidenschaft.
Von der Goldgräberstimmung in der
Szene der App-Entwickler profitieren
Berufseinsteiger, die schnell eine feste
Anstellung finden, wenn sie eine solche
suchen, und die Stars unter den Freelan-
cern, die nicht im Auftrag von Großunter-
nehmen kleine Programme entwickeln,
sondern auf eigene Rechnung. Wenn ein
Spiel, ein Navigations- oder News-Pro-
gramm beispielsweise im App-Store von
Apple ein Renner wird, fließen schnell
50 000 oder 100 000 Euro und mehr auf
das Konto des Erfinders, denn vom Ver-
Die App-Entwickler auf der Gulp-
Plattform sind etwas jünger als der
durchschnittliche IT-Selbständige. Fast
ein Fünftel ist noch nicht 34 Jahre. Dage-
gen liegen nur knapp zehn Prozent aller
IT-Selbständigen bei Gulp in dieser Al-
tersklasse. Das ist einer der Gründe, war-
um die Stundensätze im App-Bereich im
Moment noch etwas unterhalb des Durch-
schnitts liegen, meint Symanek. Ältere
Selbständige verlangten in der Regel hö-
here Honorare als IT-Anfänger.
Bei Gulp fordern App-Entwickler im
Schnitt 68 Euro pro Stunde. Das ist et-
was weniger als die Gesamtheit der IT- Befördern Sie sich selbst.
Freelancer, die 72 Euro verlangen. Wäh-
rend fast 17 Prozent aller IT-Freiberuf-
ler Honorare über 90 Euro in ihr Skill- Der Stellenmarkt der Süddeutschen Zeitung bringt Sie voran.
Profil eingetragen haben, sind es bei den Er ist der ideale Karrierebegleiter für alle, die nicht länger auf
App-Entwicklern nur elf Prozent. Ihre Beförderung warten wollen. Hochwertige Stellenangebote
Doch mit den Honoraren wird es auf-
wärts gehen. Nach Einschätzung von Pa- finden Sie samstags in Ihrer Süddeutschen Zeitung und täglich
ge Contracting, ein auf IT-Freelancer spe- unter www.sueddeutsche.de/stellenmarkt und www.laufbahner.de
zialisiertes Tochterunternehmen der Per-
sonalberatung Michael Page, werden die
Stundensätze für IT-Freiberufler 2011
um gut zehn Prozent steigen. Auch bei
Page Contracting sind die App-Entwick-
ler – neben Experten im Bereich Business
Intelligence, Embedded Engineering
und SAP – besonders gefragt. jup
BERUF UND KARRIERE Samstag/Sonntag, 14./15. Mai 2011 / Süddeutsche Zeitung Nr. 111 / Seite V2/11

Geistige Güter
Kulturbetriebe und Dienstleistungsunternehmen verkaufen keine
klassischen Produkte – doch auch sie haben Vertriebsabteilungen
Von Anna Gögelein
Bis auf einige Plakate mit kostümier-
ten Menschen deutet wenig auf die Ar-
beit hin, die hier erledigt wird. In Anna
Kleeblatts Büro geht es um Musik, Ge-
sang und Schauspiel, aber auch um Busi-
nesspläne, Marktanalysen und Kunden-
management. Was auf den ersten Blick
nicht zusammenpasst, ist Kleeblatts Be-
rufsalltag: Sie ist Leiterin der Abteilung
„Vermarktung, Vertrieb und Steuerung
Development“ der Bayerischen Staats-
oper in München.
Nicht nur Unternehmen, die materiel-
le Produkte verkaufen, haben Vertriebs-
und Marketingabteilungen. Auch Betrie-
be, die ein geistiges Produkt, zum Bei-
spiel eine kulturelle Dienstleistung wie
einen Opernbesuch im Angebot haben,
müssen sich Gedanken machen: Wie soll
das Produkt („schöne Stunden in der
Oper“) gestaltet und dem Kunden präsen-
tiert werden? Mit welchen Mitteln macht
man Besucher auf das Programm des
Hauses aufmerksam? Auf welchen We-
gen hat der Kartenverkauf Erfolg, wel-
che Preise müssen verlangt werden? Und
welche Zusatzangebote könnten Zögern-
de in die Oper locken?
„Unsere Arbeit unterscheidet sich
kaum von der in herkömmlichen Ver-
triebs- und Marketingabteilungen“, sagt
Kleeblatt. „Die künstlerischen Abteilun-
gen des Hauses entwerfen den Spielplan,
und unsere Aufgabe ist es, ihn zu verkau-
fen.“ Kleeblatt und ihr Team rechnen al-
so aus, welche Einnahmen erwartet und
welche Eintrittspreise verlangt werden
müssen. Sie führen Planungsgespräche –
intern, aber auch mit Externen wie den
Münchner Vereinen Volksbühne und The-
atergemeinde, die Karten für die Oper
vertreiben. Kleeblatt spricht Kooperati-
onspartner wie Reiseveranstalter, Zeitun-
gen und Museen an, die Aktionen zum
Opernbesuch anbieten oder Programm-
hefte auslegen. Sie präsentiert die Oper
auf Messen, arbeitet Vorschauen aus und
kümmert sich um Planungen für Abo-
und Kartenservice. „Unser Ziel sind ho-
he Einnahmen im Kartenverkauf, eine
hohe Auslastung des Hauses und mög-
lichst zufriedene Besucher“, sagt sie.
Um noch individueller auf die Besu-
cher eingehen zu können, arbeitet die
Oper mit einem Datenbanksystem, das
freiwillig gegebene Kundendaten analy-
siert. „Man schaut, wer wann was gese-
hen hat und sich vielleicht für eine ähnli-
che Oper interessieren könnte“, sagt
Der Einstieg läuft meistens
über Praktika, ein Studium
der BWL ist von Vorteil
Kleeblatt. Die potentiellen Besucher wer-
den angeschrieben, ein mitgeschickter
Link zum passenden Trailer oder Blog
auf der Webseite bereitet auf den Abend
vor, darüber hinaus informiert das Haus
auf Twitter, Facebook und YouTube.
Eigentlich unnötig, könnte man mei-
nen, denn das Geschäft läuft gut: Die Aus-
lastung des Hauses liegt regelmäßig bei
über 90 Prozent. Für Kleeblatt geht es
um mehr als guten Kundenservice:
„Wenn der Besucher sich unsere Einfüh-
rungen oder Videos anschaut, weiß er vor
der Vorstellung, um was es gehen wird.
Er kommt mit einer klaren Erwartung,
die wir dann leichter erfüllen können.“
Auch Jens-Peter Liedtke vertreibt et-
was Geistiges. Er ist Leiter des Bereichs
„Marketing, Leserservice und Vertrieb“
der Stiftung Warentest mit Sitz in Ber-
lin. Anders als bei einem Opernbesuch
sind die Testergebnisse aber als reales
Produkt erhältlich, im Internet zum
Download oder als Ratgeber in Papier-
form. „Auch bei uns spielt die direkte An-
sprache an bestehende und potentielle
Kunden eine zentrale Rolle. Besonders
wichtig ist dabei das Internet: Kunden
werden mittlerweile zum größten Teil
über Online-Maßnahmen wie Mailings,
Newsletter und Download-Angebote an-
gesprochen“, sagt Liedtke.
Und wie steigt man da beruflich ein?
Wer sich für Marketing und Vertrieb in-
teressiert, aber nicht bei einem klassi-
schen Unternehmen einsteigen möchte,
„sollte trotzdem BWL-Kenntnisse und
ganz klar Internet-Affinität“ mitbrin-
gen, sagt Liedtke. Generalisten und Quer-
einsteiger hätten es immer schwerer, in
Stellenanzeigen werde oft sehr konkret
gesucht. Liedtke hat nach einem BWL-
Studium in der Musikindustrie und bei
verschiedenen Verlagen gearbeitet und
ist seit 2006 bei der Stiftung tätig.
Auch Anna Kleeblatt hat BWL stu-
diert. Ihre Eltern haben einen Theaterbe-
trieb, schon als Schülerin hat sie dort auf
der Bühne und in der Verwaltung mitge-
arbeitet. Diese Erfahrungen kämen ihr
jetzt im Vertrieb und Marketing zugute.
Sie empfiehlt: „Kontakte knüpfen und
Praktika sind das A und O.“ Anders als
ihr Berufskollege Liedtke meint sie, dass
man nicht BWL studieren müsse, es aber
von Vorteil sei. Nebenberuflich ist sie
Lehrbeauftragte für Kultur- und Musik-
management an der Hochschule für Mu-
sik und Theater in München. „Speziali-
siert ausgebildeter Nachwuchs wird im-
mer wichtiger“, sagt Kleeblatt.
Dirk Schütz, Geschäftsführer des Por-
tals Kulturmanagement.net in Weimar,
das über Berufsmöglichkeiten im Kultur-
bereich informiert, bestätigt diese Ein-
schätzung: „Vertrieb und Marketing gab
es in unterschiedlichen Formen schon im-
mer im Kulturbereich. Seit den siebziger
Jahren entwickelten sich spezielle Studi-
engänge, denn man hat festgestellt, dass
Wie kommt das Opernticket an den Zuschauer? Das Schild mit der Aufschrift
„Suche Karte“ zählt zu den ältesten Vertriebswegen.
eine Professionalisierung des Kulturma-
nagements nötig ist.“
Diese Entwicklung lässt sich auch bei
sozialen Einrichtungen erkennen: „Vor
etwa einem Jahrzehnt ist der Trend aus
den USA herübergeschwappt. Es ist ein
großer Weiterbildungsmarkt für Sozial-
marketing und Nonprofit-Management
entstanden“, sagt Almut Müskens, Pro-
Foto: Schellnegger
jektleiterin beim Zentrum für Nonprofit-
Management in Münster, das als gemein-
nützige Einrichtung zum Thema forscht,
schult und berät. Wer schon Marketing-
und Vertriebskenntnisse mitbringt, soll-
te Fortbildungen belegen, wenn er den
Nonprofit-Bereich erobern will. „Denn
die Abteilungen dort ticken eben anders
als in klassischen Wirtschaftsbetrieben.“
Terminkalender
Selbständig. „Erfolgreich als IT-Grün-
der“ ist der Titel eines Informations-
abends am 19. Mai an der Ludwig-Maxi-
milians-Universität München. Eingela-
den sind Gründer und Selbständige aus
der IT-Branche. Drei Experten sprechen
über rechtliche und steuerliche Bedin-
gungen der Selbständigkeit, über Marke-
ting, Strategie, Networking und aktuelle
Entwicklungen auf dem IT-Projekt-
markt. Tel. 04124-605087, www.bvsi.de
Schlagfertig. Ein „Schlagfertigkeits-
training“ veranstaltet die Akademie für
Führungskräfte der Wirtschaft am 7.
und 8. Juli in Berlin. In dem Seminar
üben die Teilnehmer, ihren Gesprächs-
partnern mit Wortwitz und Kreativität
zu begegnen. Hintergrundwissen zur Rhe-
torik und praktische Instrumente der Ge-
sprächsführung sollen helfen, in kriti-
schen Situationen gelassen zu reagieren.
Tel. 07551-93680, www.die-akademie.de
Frühzeitig. Die Uni Bremen startet im
Herbst den neuen Master Frühkindliche
Pädagogik. Er soll Studenten auf eine lei-
tende Tätigkeit im Bereich der Frühpäd-
agogik vorbereiten. Mögliche Arbeitge-
ber sind Ministerien, Bildungsbehörden,
Verbände, Kirchen, Träger von Kinderta-
geseinrichtungen, Stiftungen und Hoch-
schulen. Bewerbungen sind noch bis zum
15. Juli möglich. Tel. 0421-21869220,
www.fruehpaedagogik.uni-bremen.de
Rechtzeitig. 40 inhabergeführte Firmen
aus ganz Deutschland präsentieren sich
am 1. Juli in Nürnberg auf dem „Karriere-
tag Familienunternehmen“. Sie suchen
Absolventen aus Wirtschafts-, Natur-, In-
genieurwissenschaften, Jura und Infor-
matik sowie Berufserfahrene mit bis zu
zehn Jahren Praxis. Zugelassen werden
nur Bewerber, die sich bis 16. Mai akkre-
ditieren. Tel. 089-127640003, www.kar-
rieretag-familienunternehmen.de jup
Beilagenredaktion
Telefon 089/2183-305, Fax -7776
sz-beilagen@sueddeutsche.de

Qualifizierungsexperte (m/w)
Wer wir sind:
Roche ist ein global führendes, forschungsorientiertes Healthcare-Unternehmen in den Bereichen Pharma und
Diagnostics. Bei uns setzen sich rund 80’000 Mitarbeitende in 150 Ländern für die Erforschung, Entwicklung und
Vermarktung von innovativen Gesundheitslösungen ein, um das Leben von Millionen Menschen entscheidend zu
verbessern. Innovation ist der Schlüssel zu unserem Erfolg. Dafür müssen wir kontinuierlich lernen, wachsen und
uns stets weiterentwickeln. Daher brauchen wir Menschen, die sich persönlich dieselben Ziele gesetzt haben.

Der Konzernhauptsitz in Basel ist einer der grössten Roche-Standorte weltweit und beschäftigt mehr als 8’000
Mitarbeitende aus über 80 Ländern. Begünstigt durch die geographische Lage im Herzen Europas, ist Basel eine
der dynamischsten Wirtschaftsregionen in der Schweiz mit interessanten Kultur- und Freizeitangeboten. Es gibt
viel zu entdecken und Sie sollten dabei sein! DIRECTOR STRATEGIC
Stellenbeschreibung: MARKETING (M/W) GESUCHT
Der Bereich Technik des Pharma Standortes Basel ist für die Realisierung und Instandhaltung der biotechnolo-
Innovation hat Zukunft. Werden Sie Teil dieser Zukunft in einem hochspezia-
gischen, chemischen und galenischen Produktionsanlagen der Division Pharma in den Werken Basel & Kaiser-
lisierten Hightech-Konzern der chemischen Industrie. WACKER nimmt in
augst zuständig. Zusätzlich ist der Bereich Technik für den GMP-konformen Betrieb der Infrastrukturanlagen und vielen technologischen Bereichen eine Führungsposition ein und ist in allen
Arealversorgungssysteme verantwortlich. Wachstumsmärkten aktiv. An unseren weltweiten Produktions- und Vertriebs-
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