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2006 10:58 Seite 20

MOTORRAD sucht den Alpenkönig 2006, 1. Teil


Zwanzig Maschinen treten in fünf Kategorien zum ultimativen Wettkampf
in den Alpen an. Wer kann in diesem Jahr am Fuße des Ortlers den Titel König
der Alpen einfahren und die letztjährige Siegerin, die Suzuki V-Strom 650,
beerben? Im ersten Teil zeigen die Allrounder, Tourer und Sportler ihr Können.
Von Norbert Kappes, Thomas Schmieder und Gert Thöle; Fotos: Bilski, fact, Gargolov, Schmieder (3)

20 MOTORRAD test + technik MOTORRAD test + technik 21


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MOTORRAD sucht den Alpenkönig 2006, 1. Teil


Zwanzig Maschinen treten in fünf Kategorien zum ultimativen Wettkampf
in den Alpen an. Wer kann in diesem Jahr am Fuße des Ortlers den Titel König
der Alpen einfahren und die letztjährige Siegerin, die Suzuki V-Strom 650,
beerben? Im ersten Teil zeigen die Allrounder, Tourer und Sportler ihr Können.
Von Norbert Kappes, Thomas Schmieder und Gert Thöle; Fotos: Bilski, fact, Gargolov, Schmieder (3)

20 MOTORRAD test + technik MOTORRAD test + technik 21


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Die Test-Crew Die Teststrecke

W ie 2005 ist das Stilfser Joch in Südtirol Dreh- und Angelpunkt der
MOTORRAD-Testrunde beim Alpen-Masters. Der bereits im Jahre 1825
eröffnete Pass ist eine der höchsten, schwierigsten und abwechslungsreichsten
Alpenstraßen. Die 48 Kehren der steileren Ostrampe machten den auf 2758 Meter
Meereshöhe führenden Pass legendär. Zählt man alle Kurven, kommt man auf
etwa 150 allein auf der Ostseite. Ideales Terrain, um Einlenkverhalten und Neu-
tralität in Schräglage zu testen, die saftigen Steigungen fordern die Motoren. Von
Norbert Karsten Thomas Gert Rainer Sven Siegfried
der Passhöhe führt deutlich besserer Asphalt in sanften Schwüngen ab- und west-
Kappes, 52, Schwers, 34, Schmieder, 40, Thöle, 50, Froberg, 43, Loll, 33, Güttner, 69,
wärts. Bald zweigt der Umbrail-Pass in Richtung Schweiz ab. Dessen mitunter
Redakteur, Tester, kommt Redakteur mit Testchef, Berufslächler, Tester, gibt legendärer
holpriger Asphalt fühlt ABS-Bremsen und Federelementen auf den Zahn. Auf dem
mag leichte auch mit dem ausgeprägtem liebt schräg- Sozius-Spezia- immer alles – MOTORRAD-Tes-
folgenden, festgefahrenen Schotterbelag sind hohe Lenkpräzision und Rückmel-
und klassische Fahrrad aufs Sinn für Flora liche Erfahrun- list und Mäd- und meist ter, Von-wegen-
dung Gold wert. In den Ortschaften des Münstertals offenbaren sich etwaige Last-
Motorräder Stilfser Joch und Fauna gen aller Art chen für alles noch mehr Ruheständler
wechselreaktionen oder Konstantfahrruckeln. Zurück in Italien, dominieren weit
geschwungene, gut ausgebaute Straßen. Zwischen dem Ort Prato und dem Hotel
Die
Die Gast-Tester
Gast-Tester Tannenheim in Trafoi liegen weite wie enge Kurven sowie knifflige Schikanen.
Schnelles Umlegen der Maschinen ist gefragt. Dabei zeigen sich Schwächen im
Handling, mangelnde Schräglagenfreiheit und Aufstellmoment beim Bremsen.
Wer erneut das Stilfser Joch hoch will, bitte sehr.
Doch nicht vergessen: Die Straße führt mitten durch
den 134 000 Hektar großen Nationalpark Stelvio
mit seinen zum Teil sehr seltenen Pflanzen- und
Tierarten. In ihm erhebt sich auch der Ortler, mit
3905 Metern höchster Berg Südtirols. Diese groß-
Pere Casas, Zep Gori, 40, artige Natur nötigt Respekt ab. Das Stilfser Joch
49, Redakteur, Redakteur ist eben keine Rennstrecke, wir Motorradfahrer
spanischer Ex- und Fotograf, sind hier lediglich Gäste. Übrigens: Die noch im
Langstrecken- kennt in Jahr 2005 diskutierten Mautpläne sind offenbar
Meister und Italien Gott bis mindestens 2010 vom Tisch.
Katalane und die Welt
Das 111 Seiten starke Buch zum

OPERATION Karte: Renate Maucher


Stilfser Joch gibt’s unter der ISBN-
Nummer 8882660826 für 14,90
Euro; Info: www.athesiabuch.it

GIPFELSTÜRMER Serpentinen, teilweise sehr schlechter Asphalt


Schlechtwegstrecke, teils aufgebrochener Asphalt
Piste mit festgefahrenem Schotter
Verbindungsgerade, sehr guter Belag
Weite, schnelle Kurven, sehr guter Belag
Enge Kurven, vereinzelte Kehren, guter Belag

E s ist wie ein Tanz, ein Pas de Deux


zwischen Mensch und Maschine. An-
bremsen, einlenken, umlegen, ein wenig
unaufmerksame Autofahrer, Radfahrer am
körperlichen Limit, überforderte Wohn-
mobilisten, Steinschlag, Erdrutsche, Kuh-
Im letzten Jahr stellten sich 20 Maschi-
nen aus allen Kategorien diesem Test –
und am Ende gab es eine faustdicke Über-
wie die spritzige KTM 950 Supermoto oder
die mächtige BMW R 1200 GS Adventure
und schließlich Tourer und Sporttourer zwi-
internationale Magazine, nämlich Moto
Sprint aus Italien sowie Motociclismo aus
Spanien. Die Regularien blieben gegen-
MOTORRAD-Testparcours bewältigen. Und
für das Alpen-Masters entwarf das Test-
team eine eigene Punktewertung.
mit der Fußbremse korrigieren, wieder auf- fladen oder Murmeltiere. raschung. Es siegte kein PS-Protz, keine schen der vielseitigen Honda Deauville und über dem Vorjahr unverändert. Die Test- Ausgangspunkt in Südtirol war erneut
richten, beschleunigen. Ein ästhetisch flie- Gut, wenn man mental vorbereitet ist, Groß-Enduro, kein Supertourer. Stattdes- dem PS-Monster Kawasaki ZZR 1400. strecke war also wiederum die gut 60 Kilo- das Biker-Hotel Tannenheim in Trafoi, wo
ßender Bewegungsablauf, der sich ständig rechtzeitig ahnt, wo man weshalb auf sen kürte das Testteam 2005 die eher meter lange Runde mit dem legendären am Ende eines langen Testtages quasi als
wiederholt, fünf Mal, dreißig Mal. Wenn’s der Hut sein sollte. Und weiß, wie man unscheinbare Suzuki V-Strom 650 zur Der Test Stilfser Joch als Höhepunkt und dem teils Belohnung der berühmte „Vollgasteller“
richtig läuft, stellt sich eine wunderbare Haarnadelkurven richtig nimmt, damit man Königin der Alpen. Ein Beweis, dass unter Neben der erfahrenen MOTORRAD-Test- geschotterten Umbrail-Pass. Vorher jedoch nebst einem kühlen Bier auf die ermattete
Harmonie mit der atemberaubenden Berg- nicht – wie mehrfach beobachtet – stumpf solch harten Bedingungen nicht immer crew beteiligten sich erstmals führende mussten alle Maschinen noch Teile des Testgruppe wartete.
welt ein. Eine abwechslungsreiche Natur, im Kurvenscheitel umfällt oder in die Fels- die Stärksten, Größten und Teuersten die
im Tal eine überbordende Blütenpracht, in wand getragen wird. Doch nicht nur fahre- Nase vorn haben. Die Kategorien im ersten Teil
der Höhe gewaltig, schroff, manchmal fast risch, auch technisch trennt sich in den
unwirtlich. Gestein, Geröll und Fels, doch
nicht kalt und tot, sondern voller Leben.
Selbst wenn die Baumgrenze bereits weit
Alpen die Spreu vom Weizen. Deswegen
lohnt es sich dort ganz besonders, ver-
schiedenen Motorradkonzepten auf den
Die Motorräder
Auch in diesem Jahr traten wieder 20 Mo-
delle zum alpinen Sommersport an. Klar,
24 28 32 34
unter uns liegt. Und über uns strahlt glei- Zahn zu fühlen. Auf Alpenpässen wird jede dass die Titelverteidigerin, die V-Strom,
ßende Sonne. Schwäche, ob von Fahrwerk, Motor oder dabei sein musste. Trotz erstarkter Konkur-
Kehre um Kehre, Rampe um Rampe Ergonomie, gnadenlos aufgedeckt. renz sicher mit aussichtsreichen Chancen,
schrauben sich die Motorräder empor. Wie zumal sie mit einem renovierten Motor und
ein dunkelgraues, flatterndes Band windet Die Idee ABS an den Start geht. Außerdem wählte
sich die Passstraße dem Zenit entgegen. 2005 veranstaltete MOTORRAD zum ers- die Redaktion 19 weitere Maschinen des
Dem Reiz des Motorradfahrens in den Al- ten Mal das große Alpen-Masters. Das Ziel: Jahrgangs 2006, die in den Augen der Tes-
pen muss man einfach erliegen. Hundert- das optimale Motorrad für die besonderen ter die nötigen Voraussetzungen mitbrin-
tausende Biker kommen jedes Jahr, aus alpinen Bedingungen zu finden. Ein Motor- gen. Die Maschinen verteilen sich auf fünf Allrounder Sportler So testet Motorrad Tourer/Sporttourer
gutem Grund. Hier komprimieren sich die rad, das möglichst universell einsetzbar Kategorien: kleine, handliche Allrounder
Eindrücke und Erlebnisse, Kurven und ist, dabei jedoch anspruchslos und einfach mit BMW F 800 S und Ducati Monster 695, BMW F 800 S Aprilia RSV 1000 R Fürs Alpen-Masters braucht’s be- BMW K 1200 GT
Kehren folgen wie im Rausch, so rasch zu fahren. Eine Maschine, mit der man Big Bikes und Naked Bikes ab einem Liter Ducati Monster 695 BMW R 1200 S lastbares Personal, zwei Lkw, Honda Deauville
aufeinander, so abwechslungsreich. Das lange Strecken komfortabel zurücklegen Hubraum, darunter Honda CBF 1000 und
fordert Mensch wie Material. Schließlich kann, die aber auch auf holperigen Yamaha FZ1, Sportler von der quirligen Kawasaki ER-6f Honda Fireblade hunderte gezeitete Runden auf Kawasaki ZZR 1400
kennen die alpinen Straßen jede Menge Bergsträßchen unter voller Beladung nicht Triumph Daytona 675 bis zur kraftvollen Yamaha MT-03 Triumph Daytona 675 Slalom-Parcours und Kreisbahn Yamaha FJR 1300 AS
Unwägbarkeiten und Überraschungen wie gleich kapituliert. Honda Fireblade, Funbikes und Enduros sowie zwei Wochen Testarbeit.
Ein Blick hinter die Kulissen.
22 MOTORRAD test + technik 17/2006
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Die Test-Crew Die Teststrecke

W ie 2005 ist das Stilfser Joch in Südtirol Dreh- und Angelpunkt der
MOTORRAD-Testrunde beim Alpen-Masters. Der bereits im Jahre 1825
eröffnete Pass ist eine der höchsten, schwierigsten und abwechslungsreichsten
Alpenstraßen. Die 48 Kehren der steileren Ostrampe machten den auf 2758 Meter
Meereshöhe führenden Pass legendär. Zählt man alle Kurven, kommt man auf
etwa 150 allein auf der Ostseite. Ideales Terrain, um Einlenkverhalten und Neu-
tralität in Schräglage zu testen, die saftigen Steigungen fordern die Motoren. Von
Norbert Karsten Thomas Gert Rainer Sven Siegfried
der Passhöhe führt deutlich besserer Asphalt in sanften Schwüngen ab- und west-
Kappes, 52, Schwers, 34, Schmieder, 40, Thöle, 50, Froberg, 43, Loll, 33, Güttner, 69,
wärts. Bald zweigt der Umbrail-Pass in Richtung Schweiz ab. Dessen mitunter
Redakteur, Tester, kommt Redakteur mit Testchef, Berufslächler, Tester, gibt legendärer
holpriger Asphalt fühlt ABS-Bremsen und Federelementen auf den Zahn. Auf dem
mag leichte auch mit dem ausgeprägtem liebt schräg- Sozius-Spezia- immer alles – MOTORRAD-Tes-
folgenden, festgefahrenen Schotterbelag sind hohe Lenkpräzision und Rückmel-
und klassische Fahrrad aufs Sinn für Flora liche Erfahrun- list und Mäd- und meist ter, Von-wegen-
dung Gold wert. In den Ortschaften des Münstertals offenbaren sich etwaige Last-
Motorräder Stilfser Joch und Fauna gen aller Art chen für alles noch mehr Ruheständler
wechselreaktionen oder Konstantfahrruckeln. Zurück in Italien, dominieren weit
geschwungene, gut ausgebaute Straßen. Zwischen dem Ort Prato und dem Hotel
Die
Die Gast-Tester
Gast-Tester Tannenheim in Trafoi liegen weite wie enge Kurven sowie knifflige Schikanen.
Schnelles Umlegen der Maschinen ist gefragt. Dabei zeigen sich Schwächen im
Handling, mangelnde Schräglagenfreiheit und Aufstellmoment beim Bremsen.
Wer erneut das Stilfser Joch hoch will, bitte sehr.
Doch nicht vergessen: Die Straße führt mitten durch
den 134 000 Hektar großen Nationalpark Stelvio
mit seinen zum Teil sehr seltenen Pflanzen- und
Tierarten. In ihm erhebt sich auch der Ortler, mit
3905 Metern höchster Berg Südtirols. Diese groß-
Pere Casas, Zep Gori, 40, artige Natur nötigt Respekt ab. Das Stilfser Joch
49, Redakteur, Redakteur ist eben keine Rennstrecke, wir Motorradfahrer
spanischer Ex- und Fotograf, sind hier lediglich Gäste. Übrigens: Die noch im
Langstrecken- kennt in Jahr 2005 diskutierten Mautpläne sind offenbar
Meister und Italien Gott bis mindestens 2010 vom Tisch.
Katalane und die Welt
Das 111 Seiten starke Buch zum

OPERATION Karte: Renate Maucher


Stilfser Joch gibt’s unter der ISBN-
Nummer 8882660826 für 14,90
Euro; Info: www.athesiabuch.it

GIPFELSTÜRMER Serpentinen, teilweise sehr schlechter Asphalt


Schlechtwegstrecke, teils aufgebrochener Asphalt
Piste mit festgefahrenem Schotter
Verbindungsgerade, sehr guter Belag
Weite, schnelle Kurven, sehr guter Belag
Enge Kurven, vereinzelte Kehren, guter Belag

E s ist wie ein Tanz, ein Pas de Deux


zwischen Mensch und Maschine. An-
bremsen, einlenken, umlegen, ein wenig
unaufmerksame Autofahrer, Radfahrer am
körperlichen Limit, überforderte Wohn-
mobilisten, Steinschlag, Erdrutsche, Kuh-
Im letzten Jahr stellten sich 20 Maschi-
nen aus allen Kategorien diesem Test –
und am Ende gab es eine faustdicke Über-
wie die spritzige KTM 950 Supermoto oder
die mächtige BMW R 1200 GS Adventure
und schließlich Tourer und Sporttourer zwi-
internationale Magazine, nämlich Moto
Sprint aus Italien sowie Motociclismo aus
Spanien. Die Regularien blieben gegen-
MOTORRAD-Testparcours bewältigen. Und
für das Alpen-Masters entwarf das Test-
team eine eigene Punktewertung.
mit der Fußbremse korrigieren, wieder auf- fladen oder Murmeltiere. raschung. Es siegte kein PS-Protz, keine schen der vielseitigen Honda Deauville und über dem Vorjahr unverändert. Die Test- Ausgangspunkt in Südtirol war erneut
richten, beschleunigen. Ein ästhetisch flie- Gut, wenn man mental vorbereitet ist, Groß-Enduro, kein Supertourer. Stattdes- dem PS-Monster Kawasaki ZZR 1400. strecke war also wiederum die gut 60 Kilo- das Biker-Hotel Tannenheim in Trafoi, wo
ßender Bewegungsablauf, der sich ständig rechtzeitig ahnt, wo man weshalb auf sen kürte das Testteam 2005 die eher meter lange Runde mit dem legendären am Ende eines langen Testtages quasi als
wiederholt, fünf Mal, dreißig Mal. Wenn’s der Hut sein sollte. Und weiß, wie man unscheinbare Suzuki V-Strom 650 zur Der Test Stilfser Joch als Höhepunkt und dem teils Belohnung der berühmte „Vollgasteller“
richtig läuft, stellt sich eine wunderbare Haarnadelkurven richtig nimmt, damit man Königin der Alpen. Ein Beweis, dass unter Neben der erfahrenen MOTORRAD-Test- geschotterten Umbrail-Pass. Vorher jedoch nebst einem kühlen Bier auf die ermattete
Harmonie mit der atemberaubenden Berg- nicht – wie mehrfach beobachtet – stumpf solch harten Bedingungen nicht immer crew beteiligten sich erstmals führende mussten alle Maschinen noch Teile des Testgruppe wartete.
welt ein. Eine abwechslungsreiche Natur, im Kurvenscheitel umfällt oder in die Fels- die Stärksten, Größten und Teuersten die
im Tal eine überbordende Blütenpracht, in wand getragen wird. Doch nicht nur fahre- Nase vorn haben. Die Kategorien im ersten Teil
der Höhe gewaltig, schroff, manchmal fast risch, auch technisch trennt sich in den
unwirtlich. Gestein, Geröll und Fels, doch
nicht kalt und tot, sondern voller Leben.
Selbst wenn die Baumgrenze bereits weit
Alpen die Spreu vom Weizen. Deswegen
lohnt es sich dort ganz besonders, ver-
schiedenen Motorradkonzepten auf den
Die Motorräder
Auch in diesem Jahr traten wieder 20 Mo-
delle zum alpinen Sommersport an. Klar,
24 28 32 34
unter uns liegt. Und über uns strahlt glei- Zahn zu fühlen. Auf Alpenpässen wird jede dass die Titelverteidigerin, die V-Strom,
ßende Sonne. Schwäche, ob von Fahrwerk, Motor oder dabei sein musste. Trotz erstarkter Konkur-
Kehre um Kehre, Rampe um Rampe Ergonomie, gnadenlos aufgedeckt. renz sicher mit aussichtsreichen Chancen,
schrauben sich die Motorräder empor. Wie zumal sie mit einem renovierten Motor und
ein dunkelgraues, flatterndes Band windet Die Idee ABS an den Start geht. Außerdem wählte
sich die Passstraße dem Zenit entgegen. 2005 veranstaltete MOTORRAD zum ers- die Redaktion 19 weitere Maschinen des
Dem Reiz des Motorradfahrens in den Al- ten Mal das große Alpen-Masters. Das Ziel: Jahrgangs 2006, die in den Augen der Tes-
pen muss man einfach erliegen. Hundert- das optimale Motorrad für die besonderen ter die nötigen Voraussetzungen mitbrin-
tausende Biker kommen jedes Jahr, aus alpinen Bedingungen zu finden. Ein Motor- gen. Die Maschinen verteilen sich auf fünf Allrounder Sportler So testet Motorrad Tourer/Sporttourer
gutem Grund. Hier komprimieren sich die rad, das möglichst universell einsetzbar Kategorien: kleine, handliche Allrounder
Eindrücke und Erlebnisse, Kurven und ist, dabei jedoch anspruchslos und einfach mit BMW F 800 S und Ducati Monster 695, BMW F 800 S Aprilia RSV 1000 R Fürs Alpen-Masters braucht’s be- BMW K 1200 GT
Kehren folgen wie im Rausch, so rasch zu fahren. Eine Maschine, mit der man Big Bikes und Naked Bikes ab einem Liter Ducati Monster 695 BMW R 1200 S lastbares Personal, zwei Lkw, Honda Deauville
aufeinander, so abwechslungsreich. Das lange Strecken komfortabel zurücklegen Hubraum, darunter Honda CBF 1000 und
fordert Mensch wie Material. Schließlich kann, die aber auch auf holperigen Yamaha FZ1, Sportler von der quirligen Kawasaki ER-6f Honda Fireblade hunderte gezeitete Runden auf Kawasaki ZZR 1400
kennen die alpinen Straßen jede Menge Bergsträßchen unter voller Beladung nicht Triumph Daytona 675 bis zur kraftvollen Yamaha MT-03 Triumph Daytona 675 Slalom-Parcours und Kreisbahn Yamaha FJR 1300 AS
Unwägbarkeiten und Überraschungen wie gleich kapituliert. Honda Fireblade, Funbikes und Enduros sowie zwei Wochen Testarbeit.
Ein Blick hinter die Kulissen.
22 MOTORRAD test + technik 17/2006
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ALLROUNDER BMW F 800 S, Ducati Monster 695, Kawasaki ER-6f, Yamaha MT-03

WENIGER
IST MEHR
enn Straßen schmaler, Kurvenradien vor Ort wohnt. Denn nicht nur die fehlende, die leichtgewichtige Ducati Konzentration. als zu lang. Der Zweizylinder wirkt zäh und hinzukommen, ist das Potenzial des Sin-
W enger und Kehren spitzer werden,
haben kompakte, leichte und handliche
vor Winddruck schützende Verkleidung
macht weite Anfahrtswege über Auto-
Ihre Kippeligkeit in engen Kehren zwingt
häufig zu Kurskorrekturen. Zudem vermas-
kommt nur unwillig auf Touren. gles schnell ausgereizt.
Von engen Kehren, kurzen Geraden
Maschinen Vorteile. Auf kurzen Geraden bahnen zu einer anstrengenden Unter- selt deutlich spürbares Aufstellmoment Der König der Kehren und kurvenreichen Passagen kann Yama-
und rumpelig-welligem Asphalt können nehmung. Auch die Sitzposition auf der eine saubere Linienwahl. Auf der holprigen Anders Yamahas MT-03. Ihr wassergekühl- has 194 Kilogramm schwere Mischung aus
kraftstrotzende Boliden ihr Potenzial nicht Monster ist für lange Strecken unbequem. Nordrampe des Stilfser Jochs leidet die Kur- ter Einzylinder bietet zum Pässetouren Straßenbike und Supermoto mit ihrer kräf-
ausnutzen. Stressfreier, aber nicht minder Die geringe Sitzhöhe mag kleinen Fah- venstabilität unter der stuckrigen Upside- zwar nur 45 PS, doch sind die „Pferdchen“ tigen Zwei-Finger-Bremse dagegen nicht
genussvoll schwingt es sich mit nur halb rern durchaus entgegenkommen und auf down-Gabel und der insgesamt etwas jederzeit unverzüglich abrufbar. Saubere genug bekommen. Spielerisch im Umgang,
so viel Power die Berge rauf und runter. abschüssigen Straßen vor manchem Um- trampeligen Federung. Zwiespältig ist die Gasannahme, homogene Leistungsentfal- wendig und extrem handlich, entpuppt sich
kipper bewahren, doch spannt sich der Bremse zu bewerten: In kaltem Zustand tung gepaart mit einer kurzen Gesamt- die MT-03 als pures Funbike. Straff in der
Freie Sicht auf die Alpen Körper lang gestreckt über den Tank, und wirkt sie stumpf, mit steigender Betriebs- übersetzung, so lautet die Rezeptur, mit Fahrwerksabstimmung und sehr direkt im
Ducatis kleine Monster 695 scheint da der breite Superbike-Lenker ist nicht be- temperatur nimmt ihre Wirkung deutlich zu. der sich die MT-03 eiligen Schrittes von Fahrverhalten, lenkt sie so zackig wie ein
gute Voraussetzungen mitzubringen. Die sonders glücklich gekröpft. 201 Kilogramm Der Motor macht Spitzkehrenfahren Kehre zu Kehre hangelt oder schwungvoll Kart auf zwei Rädern. Diese Eigenart erfor-
vollgetankt 189 Kilogramm leichte Maschi- darf die Monster zuladen. Fast so viel wie ebenfalls nicht gerade einfach. Er geht hart Serpentinen hinunterwedelt. Zu solchen dert allerdings manche Lenkkorrektur, ins-
ne mit ihrem luftgekühlten V-Zweizylinder eine FJR 1300. Doch zu zweit geht es auf ans Gas, zeigt Spiel im Antriebsstrang, Strecken passt ihre Leistungscharakte- besondere, wenn in Schräglage Bodenwel-
und 72 PS ist Motorrad pur. Keine volumi- der kleinen Sitzbank eng zu, und das aske- und seine hydraulische Kupplung ist ristik, genügt die Leistungsausbeute. Wenn len und ihr hohes Aufstellmoment ins Spiel Nur noch vier Kehren sind es bis zur Passhöhe am
nösen Verkleidungsteile oder sperrigen An- tische Bike hat bis auf einfache Haken zum schlecht dosierbar und rupft obendrein. indessen die Geraden länger, die Kurven kommen. Doch je holpriger die Strecke Stilfser Joch. Auf 2669 Meter über Meereshöhe
bauten behindern die Sicht. Freier Blick Festzurren des Gepäcks nichts zu bieten. Beim Beschleunigen aus Kurven heraus weitläufiger und die Steigungen steiler wird, umso besser kompensieren die Feder- hat man die Baumgrenze längst unter sich gelassen.
auf Fahrbahn, Edelweiß und Bergpanora- Also besser solo mit Zahnbürste und und bei kleinen Zwischenspurts erweist werden und gar noch ein Passagier, Ge- elemente solche Widrigkeiten. Selbst mit Dort oben trifft man vereinzelt auf Enzian, und
ma. Am größten ist die Freude, wenn man Scheckkarte übers Joch. Dennoch fordert sich die Gesamtübersetzung der Monster päck und in großer Höhe die dünne Luft voller Besatzung ist die MT-03 prima fahr- Steinadler kreisen hoch oben über der Felswüste

24 MOTORRAD test + technik 17/2006 www.motorradonline.de MOTORRAD test + technik 25


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ALLROUNDER BMW F 800 S, Ducati Monster 695, Kawasaki ER-6f, Yamaha MT-03

WENIGER
IST MEHR
enn Straßen schmaler, Kurvenradien vor Ort wohnt. Denn nicht nur die fehlende, die leichtgewichtige Ducati Konzentration. als zu lang. Der Zweizylinder wirkt zäh und hinzukommen, ist das Potenzial des Sin-
W enger und Kehren spitzer werden,
haben kompakte, leichte und handliche
vor Winddruck schützende Verkleidung
macht weite Anfahrtswege über Auto-
Ihre Kippeligkeit in engen Kehren zwingt
häufig zu Kurskorrekturen. Zudem vermas-
kommt nur unwillig auf Touren. gles schnell ausgereizt.
Von engen Kehren, kurzen Geraden
Maschinen Vorteile. Auf kurzen Geraden bahnen zu einer anstrengenden Unter- selt deutlich spürbares Aufstellmoment Der König der Kehren und kurvenreichen Passagen kann Yama-
und rumpelig-welligem Asphalt können nehmung. Auch die Sitzposition auf der eine saubere Linienwahl. Auf der holprigen Anders Yamahas MT-03. Ihr wassergekühl- has 194 Kilogramm schwere Mischung aus
kraftstrotzende Boliden ihr Potenzial nicht Monster ist für lange Strecken unbequem. Nordrampe des Stilfser Jochs leidet die Kur- ter Einzylinder bietet zum Pässetouren Straßenbike und Supermoto mit ihrer kräf-
ausnutzen. Stressfreier, aber nicht minder Die geringe Sitzhöhe mag kleinen Fah- venstabilität unter der stuckrigen Upside- zwar nur 45 PS, doch sind die „Pferdchen“ tigen Zwei-Finger-Bremse dagegen nicht
genussvoll schwingt es sich mit nur halb rern durchaus entgegenkommen und auf down-Gabel und der insgesamt etwas jederzeit unverzüglich abrufbar. Saubere genug bekommen. Spielerisch im Umgang,
so viel Power die Berge rauf und runter. abschüssigen Straßen vor manchem Um- trampeligen Federung. Zwiespältig ist die Gasannahme, homogene Leistungsentfal- wendig und extrem handlich, entpuppt sich
kipper bewahren, doch spannt sich der Bremse zu bewerten: In kaltem Zustand tung gepaart mit einer kurzen Gesamt- die MT-03 als pures Funbike. Straff in der
Freie Sicht auf die Alpen Körper lang gestreckt über den Tank, und wirkt sie stumpf, mit steigender Betriebs- übersetzung, so lautet die Rezeptur, mit Fahrwerksabstimmung und sehr direkt im
Ducatis kleine Monster 695 scheint da der breite Superbike-Lenker ist nicht be- temperatur nimmt ihre Wirkung deutlich zu. der sich die MT-03 eiligen Schrittes von Fahrverhalten, lenkt sie so zackig wie ein
gute Voraussetzungen mitzubringen. Die sonders glücklich gekröpft. 201 Kilogramm Der Motor macht Spitzkehrenfahren Kehre zu Kehre hangelt oder schwungvoll Kart auf zwei Rädern. Diese Eigenart erfor-
vollgetankt 189 Kilogramm leichte Maschi- darf die Monster zuladen. Fast so viel wie ebenfalls nicht gerade einfach. Er geht hart Serpentinen hinunterwedelt. Zu solchen dert allerdings manche Lenkkorrektur, ins-
ne mit ihrem luftgekühlten V-Zweizylinder eine FJR 1300. Doch zu zweit geht es auf ans Gas, zeigt Spiel im Antriebsstrang, Strecken passt ihre Leistungscharakte- besondere, wenn in Schräglage Bodenwel-
und 72 PS ist Motorrad pur. Keine volumi- der kleinen Sitzbank eng zu, und das aske- und seine hydraulische Kupplung ist ristik, genügt die Leistungsausbeute. Wenn len und ihr hohes Aufstellmoment ins Spiel Nur noch vier Kehren sind es bis zur Passhöhe am
nösen Verkleidungsteile oder sperrigen An- tische Bike hat bis auf einfache Haken zum schlecht dosierbar und rupft obendrein. indessen die Geraden länger, die Kurven kommen. Doch je holpriger die Strecke Stilfser Joch. Auf 2669 Meter über Meereshöhe
bauten behindern die Sicht. Freier Blick Festzurren des Gepäcks nichts zu bieten. Beim Beschleunigen aus Kurven heraus weitläufiger und die Steigungen steiler wird, umso besser kompensieren die Feder- hat man die Baumgrenze längst unter sich gelassen.
auf Fahrbahn, Edelweiß und Bergpanora- Also besser solo mit Zahnbürste und und bei kleinen Zwischenspurts erweist werden und gar noch ein Passagier, Ge- elemente solche Widrigkeiten. Selbst mit Dort oben trifft man vereinzelt auf Enzian, und
ma. Am größten ist die Freude, wenn man Scheckkarte übers Joch. Dennoch fordert sich die Gesamtübersetzung der Monster päck und in großer Höhe die dünne Luft voller Besatzung ist die MT-03 prima fahr- Steinadler kreisen hoch oben über der Felswüste

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MRD17026D.qxd 24.07.2006 14:50 Seite 26

-ALPEN-MASTERS-PUNKTEWERTUNG ALLROUNDER
Achtung Werksverkehr! Ganz plötzlich

95
stehen sie da. Oft ganze Herden.

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Meistens abends und direkt hinter

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ALLROUNDER

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der Kurve. Rindviecher! Schauen uns

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an, als kämen wir direkt vom Mars.
Können mit Monstern, Gummikühen MOTOR Beschleunigung 0–140 km/h 20 16 13 13 5
und Konsorten nichts anfangen. Durchzug in 2000 m ü.N.N. 20 15 4 12 13
DUCATI MONSTER 695 An ein Vorbeikommen ist nicht zu Durchzug im 2. Gang bergauf 20 9 0 11 12
2-Zylinder, 696 cm3, 72 PS, denken. Hupen bewirkt nichts, Leistungsentfaltung 20 15 13 13 12
61 Nm, 189 kg, 7495 Euro da wird einfach zurückgebimmelt Ansprech-/Lastwechselverhalten 20 13 11 14 11
Kupplung 20 13 8 14 12
Schaltung 20 10 13 10 12
Getriebeabstufung 10 7 7 7 6
Summe 150 98 69 94 83
bar, wobei es zu zweit sehr beengt zugeht. Wozu noch jede Menge andere Fakto-
Und wie bei der Monster fehlt jeglicher ren beitragen: etwa die gut ansprechen-
FAHRWERK Abstimmung 20 15 12 12 11
Wind- und Wetterschutz, um für die An- den, komfortabel abgestimmten Federele-
fahrt ins Alpenrevier gut gerüstet zu sein. mente, die aus so mancher zermürbenden
Federungsreserven bei Beladung 20 12 10 11 14
Sich hinbeamen müsste man können. Rüttelstrecke eine annehmbare Reiseroute Handlichkeit auf Passstraßen 20 13 15 17 16
zaubern. Oder das sehr handliche und Stabilität in Kurven 20 16 11 15 8
Komfortabel zum Ziel gleichzeitig spurstabile Fahrwerk, das so- Lenkpräzision/Rückmeldung 20 16 12 15 11
Oder man entscheidet sich gleich für die wohl Spitzkehren mit Leichtigkeit meistert Bremswirkung 20 14 13 12 13 FAZIT
Kawasaki ER-6f. Denn die besitzt nebst als auch schnell gefahrene Kurven gut- Bremsverhalten bergab/Fading 20 15 14 11 14
ABS 20 8 0 11 0 Die BMW F 800 S hat alles, was einen souveränen
ihrem 72 PS starken, quirligen Twin eine mütig absolviert. Bei flott gefahrenen, aus-
vollwertige Verkleidung, um sich unan- geprägten Bodenwellen beginnt allerdings Aufstellmoment beim Bremsen 10 8 4 4 5 Allrounder auszeichnet: ein stabiles, leicht und sicher
gestrengt ins Ferienziel zu katapultieren. das Federbein zu pumpen und ist mit Schräglagenfreiheit bei Beladung 10 9 5 6 6 zu beherrschendes Fahrwerk, einen elastischen Motor
Zudem bietet die schlanke, sportlich wir- Sozius und Gepäck völlig überfordert. Wie Summe 180 126 96 114 98 mit ordentlichen Reserven sowie eine Verkleidung,
kende Kawasaki in erster wie auch in zwei- auch die Gabel, die bergab beim harten die die Strapazen einer langen Anfahrt mildert. Da-
KAWASAKI ER-6f ABS ter Reihe ein recht bequemes Plätzchen, Anbremsen auf Block geht. gegen leidet die ER-6f an einer zu laschen Fahrwerks-
2-Zylinder, 649 cm3, 72 PS, ALLTAG Ausstattung 20 10 5 4 3
wobei der Fahrer sehr aufrecht sitzt. Was Apropos Bremsen: Das optionale ABS Gepäckunterbringung 10 4 1 1 1
abstimmung. Die superhandliche MT-03 begeistert
66 Nm, 204 kg, 7195 Euro durchaus Vorteile hat: Statt eines stieren für die ER-6f sollte man sich gönnen. Es nur auf kurvenreichen Strecken, während bei der
Reichweite Pässe 20 17 12 17 13
Blicks auf die Straße und Schmerzen in regelt zwar spät, aber fein. Die geringfügig Zuladung 20 11 12 7 9
Monster 695 weder Fahrwerk noch Motor überzeugen.
der Nackenmuskulatur bekommt der ER- schlechtere Dosierbarkeit gegenüber der
Handhabung beladen 10 6 7 9 10
Treiber von der grandiosen Bergwelt mehr Standardbremsanlage ändert nichts an der
Sicht nach vorn/hinten 10 5 6 6 8
mit und ist selbst nach einer ausgedehnten guten Wirkung.
Bodenfreiheit mit Sozius und Gepäck 10 9 3 7 10
Tagestour (Reichweite 378 Kilometer bei Laune beim Pässefahren macht außer-
geringstem Verbrauch von 4,1 Liter) topfit. dem der Motor der 204 Kilogramm schwe- Summe 100 62 46 51 54

KOMFORT Sitzkomfort Fahrer 20 13 9 12 10


Sitzkomfort Sozius 20 13 4 14 12
Wind- und Wetterschutz 20 8 0 10 0
Laufruhe Motor 10 4 5 3 3
SIEGER Summe 70 38 18 39 25
2-Zylinder, 798 cm3,
ALLROUNDER: 85 PS, 86 Nm, GESAMTWERTUNG 500 324 229 298 260
BMW F 800 S ABS 209 kg, 9140 Euro PLATZIERUNG 1. 4. 2. 3.

YAMAHA MT-03
1-Zylinder, 660 cm3, 45 PS, ren ER-6f. Der drehfreudige Twin gefällt 372 Kilometern verschafft. Nicht schön fürs aus der Ruhe zu bringen. Feinfühlig spre-
56 Nm, 194 kg, 6555 Euro durch eine gelungene Abstimmung, geht Ohr, den Fahrbetrieb jedoch wenig beein- chen die komfortabel abgestimmten Feder-
weich ans Gas und beschleunigt bereits ab flussend: die geräuschvollen Schaltvorgän- elemente an, die Reserven reichen bei voller
mittleren Drehzahlen ganz ordentlich, ohne ge des hakigen Getriebes und das Klackern Beladung aus.
angestrengt zu wirken. Da muss nicht des Antriebsstrangs bei Lastwechseln. Zwiespältig bleibt allein das Verhältnis
ständig das gut gestufte Sechsganggetrie- Der Respekt vor der Größe der F 800 S, zur Vorderradbremse. Ihre Bedienung ist
be bemüht werden, um zügig voranzukom- deren Sitzhöhe und vergleichsweise sport- gewöhnungsbedürftig, weil mäßig dosier-
men oder am Berg nicht zu verhungern. lich gestreckten Sitzposition verfliegt bei bar. Erst zieht sie kaum, dann greift sie bis-
einer Alpentour rasch. Mit ihrem ausge- sig zu. Dazu regelt über Bodenwellen berg-
Mehr Druck am Berg sprochen ausgewogenen und neutralen ab das ABS recht früh, verunsichert mitun-
Mehr verwertbare Leistung und Reserven Fahrverhalten ist die BMW leicht und sicher ter mit überraschenden Regelvorgängen.
in diesem ausgewählten Quartett bietet zu beherrschen, so dass schnell Vertrauen Mit ihrer Halbschalenverkleidung taugt
nur die 85 PS starke BMW F 800 S. Im aufgebaut wird. Handlich ist die F 800 die F 800 auch für die Anfahrt. Ein be-
Verbund mit dem größten Hubraum geht nicht, weder in Spitzkehren noch in Wech- quemer Sitzplatz für den Sozius ist bei
sie aus niedrigen Drehzahlen am besten selkurven, doch lassen sich jegliche Kur- BMW obligatorisch, die Zuladung ist guter
voran, hängt geschmeidig am Gas, kann venradien wie von selbst mit einer saube- Schnitt. So sichert sich die F den ersten
schaltfaul gefahren werden und verbraucht ren Linie fahren. Ob topfebener Asphalt Platz in der Kategorie Allrounder und darf
kaum mehr als die sparsame ER-6f. Was oder welliger, erodierter Fahrbahnbelag, im Finale zeigen, wie sie sich gegen die
ihr eine tourenfreundliche Reichweite von die F 800 lenkt präzise und ist durch nichts anderen Motorradkonzepte schlägt.

26 MOTORRAD test + technik 17/2006 www.motorradonline.de MOTORRAD test + technik 27


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-ALPEN-MASTERS-PUNKTEWERTUNG ALLROUNDER
Achtung Werksverkehr! Ganz plötzlich

95
stehen sie da. Oft ganze Herden.

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Meistens abends und direkt hinter

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der Kurve. Rindviecher! Schauen uns

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an, als kämen wir direkt vom Mars.
Können mit Monstern, Gummikühen MOTOR Beschleunigung 0–140 km/h 20 16 13 13 5
und Konsorten nichts anfangen. Durchzug in 2000 m ü.N.N. 20 15 4 12 13
DUCATI MONSTER 695 An ein Vorbeikommen ist nicht zu Durchzug im 2. Gang bergauf 20 9 0 11 12
2-Zylinder, 696 cm3, 72 PS, denken. Hupen bewirkt nichts, Leistungsentfaltung 20 15 13 13 12
61 Nm, 189 kg, 7495 Euro da wird einfach zurückgebimmelt Ansprech-/Lastwechselverhalten 20 13 11 14 11
Kupplung 20 13 8 14 12
Schaltung 20 10 13 10 12
Getriebeabstufung 10 7 7 7 6
Summe 150 98 69 94 83
bar, wobei es zu zweit sehr beengt zugeht. Wozu noch jede Menge andere Fakto-
Und wie bei der Monster fehlt jeglicher ren beitragen: etwa die gut ansprechen-
FAHRWERK Abstimmung 20 15 12 12 11
Wind- und Wetterschutz, um für die An- den, komfortabel abgestimmten Federele-
fahrt ins Alpenrevier gut gerüstet zu sein. mente, die aus so mancher zermürbenden
Federungsreserven bei Beladung 20 12 10 11 14
Sich hinbeamen müsste man können. Rüttelstrecke eine annehmbare Reiseroute Handlichkeit auf Passstraßen 20 13 15 17 16
zaubern. Oder das sehr handliche und Stabilität in Kurven 20 16 11 15 8
Komfortabel zum Ziel gleichzeitig spurstabile Fahrwerk, das so- Lenkpräzision/Rückmeldung 20 16 12 15 11
Oder man entscheidet sich gleich für die wohl Spitzkehren mit Leichtigkeit meistert Bremswirkung 20 14 13 12 13 FAZIT
Kawasaki ER-6f. Denn die besitzt nebst als auch schnell gefahrene Kurven gut- Bremsverhalten bergab/Fading 20 15 14 11 14
ABS 20 8 0 11 0 Die BMW F 800 S hat alles, was einen souveränen
ihrem 72 PS starken, quirligen Twin eine mütig absolviert. Bei flott gefahrenen, aus-
vollwertige Verkleidung, um sich unan- geprägten Bodenwellen beginnt allerdings Aufstellmoment beim Bremsen 10 8 4 4 5 Allrounder auszeichnet: ein stabiles, leicht und sicher
gestrengt ins Ferienziel zu katapultieren. das Federbein zu pumpen und ist mit Schräglagenfreiheit bei Beladung 10 9 5 6 6 zu beherrschendes Fahrwerk, einen elastischen Motor
Zudem bietet die schlanke, sportlich wir- Sozius und Gepäck völlig überfordert. Wie Summe 180 126 96 114 98 mit ordentlichen Reserven sowie eine Verkleidung,
kende Kawasaki in erster wie auch in zwei- auch die Gabel, die bergab beim harten die die Strapazen einer langen Anfahrt mildert. Da-
KAWASAKI ER-6f ABS ter Reihe ein recht bequemes Plätzchen, Anbremsen auf Block geht. gegen leidet die ER-6f an einer zu laschen Fahrwerks-
2-Zylinder, 649 cm3, 72 PS, ALLTAG Ausstattung 20 10 5 4 3
wobei der Fahrer sehr aufrecht sitzt. Was Apropos Bremsen: Das optionale ABS Gepäckunterbringung 10 4 1 1 1
abstimmung. Die superhandliche MT-03 begeistert
66 Nm, 204 kg, 7195 Euro durchaus Vorteile hat: Statt eines stieren für die ER-6f sollte man sich gönnen. Es nur auf kurvenreichen Strecken, während bei der
Reichweite Pässe 20 17 12 17 13
Blicks auf die Straße und Schmerzen in regelt zwar spät, aber fein. Die geringfügig Zuladung 20 11 12 7 9
Monster 695 weder Fahrwerk noch Motor überzeugen.
der Nackenmuskulatur bekommt der ER- schlechtere Dosierbarkeit gegenüber der
Handhabung beladen 10 6 7 9 10
Treiber von der grandiosen Bergwelt mehr Standardbremsanlage ändert nichts an der
Sicht nach vorn/hinten 10 5 6 6 8
mit und ist selbst nach einer ausgedehnten guten Wirkung.
Bodenfreiheit mit Sozius und Gepäck 10 9 3 7 10
Tagestour (Reichweite 378 Kilometer bei Laune beim Pässefahren macht außer-
geringstem Verbrauch von 4,1 Liter) topfit. dem der Motor der 204 Kilogramm schwe- Summe 100 62 46 51 54

KOMFORT Sitzkomfort Fahrer 20 13 9 12 10


Sitzkomfort Sozius 20 13 4 14 12
Wind- und Wetterschutz 20 8 0 10 0
Laufruhe Motor 10 4 5 3 3
SIEGER Summe 70 38 18 39 25
2-Zylinder, 798 cm3,
ALLROUNDER: 85 PS, 86 Nm, GESAMTWERTUNG 500 324 229 298 260
BMW F 800 S ABS 209 kg, 9140 Euro PLATZIERUNG 1. 4. 2. 3.

YAMAHA MT-03
1-Zylinder, 660 cm3, 45 PS, ren ER-6f. Der drehfreudige Twin gefällt 372 Kilometern verschafft. Nicht schön fürs aus der Ruhe zu bringen. Feinfühlig spre-
56 Nm, 194 kg, 6555 Euro durch eine gelungene Abstimmung, geht Ohr, den Fahrbetrieb jedoch wenig beein- chen die komfortabel abgestimmten Feder-
weich ans Gas und beschleunigt bereits ab flussend: die geräuschvollen Schaltvorgän- elemente an, die Reserven reichen bei voller
mittleren Drehzahlen ganz ordentlich, ohne ge des hakigen Getriebes und das Klackern Beladung aus.
angestrengt zu wirken. Da muss nicht des Antriebsstrangs bei Lastwechseln. Zwiespältig bleibt allein das Verhältnis
ständig das gut gestufte Sechsganggetrie- Der Respekt vor der Größe der F 800 S, zur Vorderradbremse. Ihre Bedienung ist
be bemüht werden, um zügig voranzukom- deren Sitzhöhe und vergleichsweise sport- gewöhnungsbedürftig, weil mäßig dosier-
men oder am Berg nicht zu verhungern. lich gestreckten Sitzposition verfliegt bei bar. Erst zieht sie kaum, dann greift sie bis-
einer Alpentour rasch. Mit ihrem ausge- sig zu. Dazu regelt über Bodenwellen berg-
Mehr Druck am Berg sprochen ausgewogenen und neutralen ab das ABS recht früh, verunsichert mitun-
Mehr verwertbare Leistung und Reserven Fahrverhalten ist die BMW leicht und sicher ter mit überraschenden Regelvorgängen.
in diesem ausgewählten Quartett bietet zu beherrschen, so dass schnell Vertrauen Mit ihrer Halbschalenverkleidung taugt
nur die 85 PS starke BMW F 800 S. Im aufgebaut wird. Handlich ist die F 800 die F 800 auch für die Anfahrt. Ein be-
Verbund mit dem größten Hubraum geht nicht, weder in Spitzkehren noch in Wech- quemer Sitzplatz für den Sozius ist bei
sie aus niedrigen Drehzahlen am besten selkurven, doch lassen sich jegliche Kur- BMW obligatorisch, die Zuladung ist guter
voran, hängt geschmeidig am Gas, kann venradien wie von selbst mit einer saube- Schnitt. So sichert sich die F den ersten
schaltfaul gefahren werden und verbraucht ren Linie fahren. Ob topfebener Asphalt Platz in der Kategorie Allrounder und darf
kaum mehr als die sparsame ER-6f. Was oder welliger, erodierter Fahrbahnbelag, im Finale zeigen, wie sie sich gegen die
ihr eine tourenfreundliche Reichweite von die F 800 lenkt präzise und ist durch nichts anderen Motorradkonzepte schlägt.

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SPORTLER Aprilia RSV 1000 R, BMW R 1200 S, Honda Fireblade, Triumph Daytona 675

DEM HIMMEL EN TGEGENFLIEGEN


ie riesige, weiße Wattebäusche Reifen mit hoher Lenkpräzision. Aber in unauslotbare Schräglagenfreiheit und ge- se vorn, aggressiv und trotzdem toll dosier- Federbeine vorn wie hinten an. Als Kehr-
W hängen Kumuluswolken am baby-
blauen Himmel als weicher Kontrast zu
der Bergwelt gilt es erst einmal, die Flug-
bahn zu ahnen. Mehr oder weniger tief
ringes Aufstellmoment. Unerschütterlich
stabil und mit faszinierendem Feedback
bar. Trampelig agiert der Heckstopper, erst
zahm, dann giftig. Nervig: Der Seiten-
seite ist aber immer etwas Bewegung im
weichen Chassis. In richtig schnellen Pas-
den wild gezackten Berggipfeln. Drum geduckt wird Landschaftsgenuss zum arbeitet das straff abgestimmte Fahrwerk. ständer lässt die 214 Kilogramm schwere sagen gautscht die S, knickt ein, bräuchte
herum vollführen die kecken Alpendohlen Fremdwort. Und weit in Kehren zu schauen Die edle Upside-down-Gabel von Öh- RSV umfallgefährdet steil stehen, die heftig mehr Dämpfung.
feinste Flugakrobatik in den Auf- und Fall- anstrengend bis unmöglich. lins lässt das Vorderrad über lang gezoge- vibrierenden Spiegel an kurzen Auslegern 220 Kilogramm vollgetankt bedeuten
winden. Auch wir fliegen dem Himmel ent- ne Bodenwellen gleiten, ist auf zerfurchten bieten keine Rücksicht. Wenn man beim für BMW radikalen Leichtbau. Von der
gegen, fallen von Schräglage zu Schräg- Master Bike am Ortler Kraterstrecken dagegen ein übler Plom- Wenden deswegen blinken will, hupt es: messerscharfen Lenkpräzision der drei
lage. Zwar „nur“ auf der Erde, doch höchst So wie auf der Aprilia RSV 1000 R. Demuts- benschüttler. Wenn die Radien größer und Dummerweise hat Aprilia die Plätze von echten, leichteren Supersportler ist der
dynamisch. Schließlich sind Sportler und voll, den Hintern hoch, die Arme tief. Der die Asphaltqualität besser werden, macht Blinker- und Hupenschalter vertauscht. Sportboxer weit entfernt. Und er vermittelt
Supersportler dazu erschaffen, verwegen Fahrer ist voll integriert. Und voll gefordert. die 1000er Höllenlaune. In Spitzkehren be- Nein, die RSV gehört auf Rennstrecken. wenig Rückmeldung vom Vorderrad. Die S
zu fahren, brutal zu beschleunigen und Die nicht überhandliche Aprilia verlangt reitet sie dagegen die zugehörigen Qualen. ist nicht immer leicht auf Kurs zu halten,
brachial zu bremsen. Körpereinsatz, doch man weiß, wofür man Unter 3000 Touren fällt der 60-Grad-V2 in Bergsporteln auf Bayerisch sucht sich eigene Linien. Ziemlich hand-
Und das in Italien, Deutschland, Japan ackert. Die edle „Factory“-Version gewann ein tiefes Drehmomentloch. Bei Tempo 25 An der BMW R 1200 S liegen die Lenker- lich, fast schon kippelig zirkelt die 1200er Faszination trifft Herausforderung. Motorradfah-
und England mit markentypischen Kon- den Titel „Master Bike 2006“ als schnells- ist Zaubern an der mörderstrammen Kupp- stummel hoch und bequem zur Hand, durch die Serpentinen. Gasstöße bewir- rer aus ganz Europa suchen allsommerlich in den
zepten: V2, Boxer, Vier- und Dreizylinder. tes serienmäßiges Rennstrecken-Motor- lung gefragt. Und der Übergang vom ers- allerdings müssen sich die Arme weit über ken übers Rückdrehmoment der längs Alpen nach dem ultimativen Kurvenkick und
Ihnen allen gemein: Als technologische rad (MOTORRAD 11/2006). Die Race- ten in den zweiten Gang gelingt nicht den ellenlangen Tank spannen. Das kom- verlegten Kurbelwelle Neigungsimpulse. unvergleichlichem Gruppenerlebnis, dem Himmel
Speerspitze kombinieren sie Leichtbau mit Gene schlagen durch. Mit der Präzision immer sicher rastend. fortable Fahrwerk bügelt über Schlag- Am besten fährt sich auch die neueste so nah. Und was die richtige Fahrtechnik in
leichtem Handling, Hightech-Bremsen mit eines Pfeils zieht die Italienerin ihre Bahn. Da nützt die feurige Leistungsabgabe löcher, dass es eine Pracht ist. Superfein BMW wie eh und je: schön rund unter Spitzkehren angeht: Übung macht den Meister.
voll einstellbaren Fahrwerken und griffige Das schafft hohes Vertrauen. Ebenso wie oben heraus wenig. Oder die Eins-a-Brem- sprechen die aufpreispflichtigen Öhlins- Last, im hohen Gang. Tipps dazu stehen in MOTORRAD 16/2006

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SPORTLER Aprilia RSV 1000 R, BMW R 1200 S, Honda Fireblade, Triumph Daytona 675

DEM HIMMEL EN TGEGENFLIEGEN


ie riesige, weiße Wattebäusche Reifen mit hoher Lenkpräzision. Aber in unauslotbare Schräglagenfreiheit und ge- se vorn, aggressiv und trotzdem toll dosier- Federbeine vorn wie hinten an. Als Kehr-
W hängen Kumuluswolken am baby-
blauen Himmel als weicher Kontrast zu
der Bergwelt gilt es erst einmal, die Flug-
bahn zu ahnen. Mehr oder weniger tief
ringes Aufstellmoment. Unerschütterlich
stabil und mit faszinierendem Feedback
bar. Trampelig agiert der Heckstopper, erst
zahm, dann giftig. Nervig: Der Seiten-
seite ist aber immer etwas Bewegung im
weichen Chassis. In richtig schnellen Pas-
den wild gezackten Berggipfeln. Drum geduckt wird Landschaftsgenuss zum arbeitet das straff abgestimmte Fahrwerk. ständer lässt die 214 Kilogramm schwere sagen gautscht die S, knickt ein, bräuchte
herum vollführen die kecken Alpendohlen Fremdwort. Und weit in Kehren zu schauen Die edle Upside-down-Gabel von Öh- RSV umfallgefährdet steil stehen, die heftig mehr Dämpfung.
feinste Flugakrobatik in den Auf- und Fall- anstrengend bis unmöglich. lins lässt das Vorderrad über lang gezoge- vibrierenden Spiegel an kurzen Auslegern 220 Kilogramm vollgetankt bedeuten
winden. Auch wir fliegen dem Himmel ent- ne Bodenwellen gleiten, ist auf zerfurchten bieten keine Rücksicht. Wenn man beim für BMW radikalen Leichtbau. Von der
gegen, fallen von Schräglage zu Schräg- Master Bike am Ortler Kraterstrecken dagegen ein übler Plom- Wenden deswegen blinken will, hupt es: messerscharfen Lenkpräzision der drei
lage. Zwar „nur“ auf der Erde, doch höchst So wie auf der Aprilia RSV 1000 R. Demuts- benschüttler. Wenn die Radien größer und Dummerweise hat Aprilia die Plätze von echten, leichteren Supersportler ist der
dynamisch. Schließlich sind Sportler und voll, den Hintern hoch, die Arme tief. Der die Asphaltqualität besser werden, macht Blinker- und Hupenschalter vertauscht. Sportboxer weit entfernt. Und er vermittelt
Supersportler dazu erschaffen, verwegen Fahrer ist voll integriert. Und voll gefordert. die 1000er Höllenlaune. In Spitzkehren be- Nein, die RSV gehört auf Rennstrecken. wenig Rückmeldung vom Vorderrad. Die S
zu fahren, brutal zu beschleunigen und Die nicht überhandliche Aprilia verlangt reitet sie dagegen die zugehörigen Qualen. ist nicht immer leicht auf Kurs zu halten,
brachial zu bremsen. Körpereinsatz, doch man weiß, wofür man Unter 3000 Touren fällt der 60-Grad-V2 in Bergsporteln auf Bayerisch sucht sich eigene Linien. Ziemlich hand-
Und das in Italien, Deutschland, Japan ackert. Die edle „Factory“-Version gewann ein tiefes Drehmomentloch. Bei Tempo 25 An der BMW R 1200 S liegen die Lenker- lich, fast schon kippelig zirkelt die 1200er Faszination trifft Herausforderung. Motorradfah-
und England mit markentypischen Kon- den Titel „Master Bike 2006“ als schnells- ist Zaubern an der mörderstrammen Kupp- stummel hoch und bequem zur Hand, durch die Serpentinen. Gasstöße bewir- rer aus ganz Europa suchen allsommerlich in den
zepten: V2, Boxer, Vier- und Dreizylinder. tes serienmäßiges Rennstrecken-Motor- lung gefragt. Und der Übergang vom ers- allerdings müssen sich die Arme weit über ken übers Rückdrehmoment der längs Alpen nach dem ultimativen Kurvenkick und
Ihnen allen gemein: Als technologische rad (MOTORRAD 11/2006). Die Race- ten in den zweiten Gang gelingt nicht den ellenlangen Tank spannen. Das kom- verlegten Kurbelwelle Neigungsimpulse. unvergleichlichem Gruppenerlebnis, dem Himmel
Speerspitze kombinieren sie Leichtbau mit Gene schlagen durch. Mit der Präzision immer sicher rastend. fortable Fahrwerk bügelt über Schlag- Am besten fährt sich auch die neueste so nah. Und was die richtige Fahrtechnik in
leichtem Handling, Hightech-Bremsen mit eines Pfeils zieht die Italienerin ihre Bahn. Da nützt die feurige Leistungsabgabe löcher, dass es eine Pracht ist. Superfein BMW wie eh und je: schön rund unter Spitzkehren angeht: Übung macht den Meister.
voll einstellbaren Fahrwerken und griffige Das schafft hohes Vertrauen. Ebenso wie oben heraus wenig. Oder die Eins-a-Brem- sprechen die aufpreispflichtigen Öhlins- Last, im hohen Gang. Tipps dazu stehen in MOTORRAD 16/2006

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-ALPEN-MASTERS-PUNKTEWERTUNG SPORTLER
Wahrer Sportsgeist. Die echten

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Helden auf dem Stilfser Joch haben

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zwei Räder, klar. Nur über den rich-

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logisch, gibt es geteilte Ansichten.
Fakt ist, dass die Südtiroler Region MOTOR Beschleunigung 0–140 km/h 20 18 18 19 18
zu den absoluten Highlights beim Durchzug in 2000 m ü.N.N. 20 13 16 19 18
APRILIA RSV 1000 R Radrennen Giro d’Italia zählt. Und Durchzug im 2. Gang bergauf 20 10 18 6 11
2-Zylinder, 998 cm3, 143 PS, dass man nach der Bergetappe wirk- Leistungsentfaltung 20 12 15 15 14
101 Nm, 214 kg, 13 498 Euro lich stolz auf sich sein darf Ansprech-/ Lastwechselverhalten 20 11 8 17 17
Kupplung 20 9 15 17 16
Schaltung 20 15 10 18 16
Getriebeabstufung 10 5 8 5 6
Zumal der Boxer bereits unten heraus Ein humaner Supersportler Summe 150 93 108 116 116
mit verdammt viel Schmackes aus den Geht das überhaupt? Bei Honda schon.
Ecken rausfeuert. So sei dem Flat-Twin Harmonisch und homogen. Auf der Fire-
FAHRWERK Abstimmung 20 9 12 11 10
sein wellenförmiger Drehmomentverlauf blade muss man sich nicht übermäßig zum
verziehen. Oder die leichtgängige, aber Lenker strecken, sitzt viel gemäßigter
Federungsreserven bei Beladung 20 16 12 14 13
gefühllos-teigige Kupplung. Nicht jedoch als auf Aprilia und Triumph. Alle Kompo- Handlichkeit auf Passstraßen 20 8 12 10 11
die nervigen Vibrationen bei mittleren nenten sind bestens untereinander sowie Stabilität in Kurven 20 17 11 14 15
Drehzahlen. Oder die verzögerte Gasan- auf den Fahrer abgestimmt. Kupplung Lenkpräzision/Rückmeldung 20 12 10 14 13
nahme. Das macht’s am Scheitelpunkt von und Getriebe setzen Bestmarken. Genau Bremswirkung 20 17 10 19 17 FAZIT
Spitzkehren knifflig. wie die Transparenz, die das Chassis Bremsverhalten bergab/Fading 20 15 12 15 13
ABS 20 0 6 0 0 Bei den Sportlern messen sich V2 und Boxer, Drei- und
„Wer später bremst, ist länger schnell“ fürs Geschehen unter einem vermittelt. Ein
– gemäß dieser flapsigen Racer-Philoso- Wunderwerk an mechanischer Perfektion Aufstellmoment beim Bremsen 10 6 6 6 4 Vierzylinder. Und das rundeste Konzept? Das bietet die
phie müsste die BMW wegen ihres ABS und fahrerischer Präzision. Schräglagenfreiheit bei Beladung 10 10 8 10 10 Honda Fireblade. Doch die Triumph Daytona 675 rückt
im Vorteil sein. Einfach voll reinlangen, Für eine 1000er mit rund 170 PS gibt Summe 180 110 99 113 106 ihr dicht auf den Pelz. Die bildschöne Britin scheitert
basta. Von wegen. Vor Kehre 40 auf der sich die Fireblade geradezu umgänglich in den Bergen nur an der radikalen Sitzposition und „zu
BMW R 1200 S ABS Ostseite des Stilfser Jochs zirkuliert mit und einfach zu fahren. Zielgenau und gutem“, sprich: nervösem Handling in Spitzkehren.
2-Zylinder, 1170 cm3, 122 PS, ALLTAG Ausstattung 20 11 10 8 9
einem Mal reichlich Adrenalin im Blut. neutral umrundet die 205-Kilo-Maschine Gepäckunterbringung 10 1 0 1 1 Die BMW R 1200 S ist kein Sporttourer, aber auch kein
112 Nm, 220 kg, 13 390 Euro Auf dem glatten Belag macht die mäßig Kurven und Kehren. Allenfalls ein leichtes reiner Supersportler wie die stabile, doch straffe und
Reichweite Pässe 20 11 13 14 13
dosierbare Vorderbremse so lange auf, Aufstellmoment beim Griff zur prima dosier- Zuladung 20 14 10 7 10 etwas unhandliche Aprilia RSV 1000 R.
dass man oft befürchtet, sich geradeaus in baren, superb wirksamen Vorderbremse
Handhabung beladen 10 4 3 5 6
die Mauer zu bohren. Irgendwie gut gegan- kann die Linienwahl beeinträchtigen. Den
Sicht nach vorn/hinten 10 2 5 3 2
gen, doch schön ist anders. Schwester optimalen Grat zwischen Stabilität und
Bodenfreiheit mit Sozius und Gepäck 10 3 10 6 6
S hat zwar keinen Bremskraftverstärker, Straffheit trifft die Abstimmung der Feder-
regelt bergab über Bodenwellen jedoch elemente. Ohne deswegen unkomfortabel Summe 100 46 51 44 47
mitunter irritierend. zu sein. Wäre bei einer Honda undenkbar.
KOMFORT Sitzkomfort Fahrer 20 6 10 8 5
Sitzkomfort Sozius 20 3 6 4 4
Wind- und Wetterschutz 20 7 7 6 4
Laufruhe Motor 10 4 3 7 6
SIEGER Summe 70 20 26 25 19
SPORTLER: 4-Zylinder, 998 cm ,
3
GESAMTWERTUNG 500 269 284 298 288
172 PS, 115 Nm,
Honda Fireblade 205 kg, 13190 Euro PLATZIERUNG 4. 3. 1. 2.

TRIUMPH DAYTONA 675


3-Zylinder, 675 cm3, 123 PS, Der geschmeidige Vierzylinder zeigt linder schiebt der Triple an. Trotz der höchs- Ein Traum. Oder ein Alptraum? Denn die
72 Nm, 190 kg, 10 150 Euro sich über jeden Zweifel erhaben, hat Druck ten Literleistung aller 20 Testmaschinen superhandliche, 190 Kilogramm leichte
ohne Ende. Und zwar in jeder Lebenslage. legt die Triumph wunderbar gleichmäßig an Daytona reagiert fast zu direkt auf jegliche
Zumindest fast, denn der lange erste und Leistung zu, von 2000 bis 12 000 Touren. Art von Impulsen. Etwa leichtes Umsetzen,
zweite Gang setzen dem Vorwärtsdrang Im zweiten Gang des etwas hakigen Getrie- minimale Änderungen am Gasgriff oder
aus den engen Ecken heraus dann doch bes ledert die 675er sogar die beiden den Griff zur bissigen Bremse.
spürbare Grenzen. Aber spätestens ab 1000er ab. Untermalt von dumpfem Drei- All das bringt die überhandliche 675er
mittleren Drehzahlen stürmt die Feuerklin- zylinder-Sound. Wroom, wroom, wroom, in Spitzkehren von der angepeilten Linie
ge mit einer unaufhaltsamen, gleichwohl hallt es in den Galerien und Tunneln zurück. ab. Dazu gesellt sich die extrem sportliche
nie bösartigen Vehemenz nach vorn. Läs- Tief knurrt es dazu aus der Airbox. Sitzposition. Tief angeschlagen die Len-
sig und überlegen, ganz so wie der Bart- Sensationell geriet das Fahrwerk. Über- kerstummel, der Hintern hoch, der Kopf
geier über uns seine Kreise zieht. wältigend zielgenau, fantastisch abge- direkt überm Lenkkopf. Schnell zwickt’s in
stimmt, feinst ansprechend. Asphaltfli- den überstreckten Handgelenken. Bergab
Die Leichtigkeit des Seins ckenteppiche und anderen straßenbau- die reine Qual. Welche Wohltat, wenn das
Dann entspricht die Triumph Daytona einer lichen Unbill steckt die Daytona knackig Tempo hoch genug ist, so dass der Fahrt-
Felsenschwalbe: leicht, schlank, rank. Und und knochentrocken weg. Komfort? Klar – wind ein wenig trägt. Letztlich kommt
dieser sinnliche Motor. Das ist keine krei- wenn die Teerdecke gut ist. Unglaublich die ultrakompakte Daytona wegen dieser
schende 600er. Sondern eine Klasse für transparent sticht die Triumph in die Kur- Kompromisslosigkeit nicht an der Fire-
sich. Viel souveräner als die kleinen Vierzy- ven. Tolles Feedback trifft super Traktion. blade vorbei. Schade.

30 MOTORRAD test + technik 17/2006 www.motorradonline.de MOTORRAD test + technik 31


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-ALPEN-MASTERS-PUNKTEWERTUNG SPORTLER
Wahrer Sportsgeist. Die echten

R
Helden auf dem Stilfser Joch haben

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zwei Räder, klar. Nur über den rich-

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tigen Antrieb, motorisch wie psycho-

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logisch, gibt es geteilte Ansichten.
Fakt ist, dass die Südtiroler Region MOTOR Beschleunigung 0–140 km/h 20 18 18 19 18
zu den absoluten Highlights beim Durchzug in 2000 m ü.N.N. 20 13 16 19 18
APRILIA RSV 1000 R Radrennen Giro d’Italia zählt. Und Durchzug im 2. Gang bergauf 20 10 18 6 11
2-Zylinder, 998 cm3, 143 PS, dass man nach der Bergetappe wirk- Leistungsentfaltung 20 12 15 15 14
101 Nm, 214 kg, 13 498 Euro lich stolz auf sich sein darf Ansprech-/ Lastwechselverhalten 20 11 8 17 17
Kupplung 20 9 15 17 16
Schaltung 20 15 10 18 16
Getriebeabstufung 10 5 8 5 6
Zumal der Boxer bereits unten heraus Ein humaner Supersportler Summe 150 93 108 116 116
mit verdammt viel Schmackes aus den Geht das überhaupt? Bei Honda schon.
Ecken rausfeuert. So sei dem Flat-Twin Harmonisch und homogen. Auf der Fire-
FAHRWERK Abstimmung 20 9 12 11 10
sein wellenförmiger Drehmomentverlauf blade muss man sich nicht übermäßig zum
verziehen. Oder die leichtgängige, aber Lenker strecken, sitzt viel gemäßigter
Federungsreserven bei Beladung 20 16 12 14 13
gefühllos-teigige Kupplung. Nicht jedoch als auf Aprilia und Triumph. Alle Kompo- Handlichkeit auf Passstraßen 20 8 12 10 11
die nervigen Vibrationen bei mittleren nenten sind bestens untereinander sowie Stabilität in Kurven 20 17 11 14 15
Drehzahlen. Oder die verzögerte Gasan- auf den Fahrer abgestimmt. Kupplung Lenkpräzision/Rückmeldung 20 12 10 14 13
nahme. Das macht’s am Scheitelpunkt von und Getriebe setzen Bestmarken. Genau Bremswirkung 20 17 10 19 17 FAZIT
Spitzkehren knifflig. wie die Transparenz, die das Chassis Bremsverhalten bergab/Fading 20 15 12 15 13
ABS 20 0 6 0 0 Bei den Sportlern messen sich V2 und Boxer, Drei- und
„Wer später bremst, ist länger schnell“ fürs Geschehen unter einem vermittelt. Ein
– gemäß dieser flapsigen Racer-Philoso- Wunderwerk an mechanischer Perfektion Aufstellmoment beim Bremsen 10 6 6 6 4 Vierzylinder. Und das rundeste Konzept? Das bietet die
phie müsste die BMW wegen ihres ABS und fahrerischer Präzision. Schräglagenfreiheit bei Beladung 10 10 8 10 10 Honda Fireblade. Doch die Triumph Daytona 675 rückt
im Vorteil sein. Einfach voll reinlangen, Für eine 1000er mit rund 170 PS gibt Summe 180 110 99 113 106 ihr dicht auf den Pelz. Die bildschöne Britin scheitert
basta. Von wegen. Vor Kehre 40 auf der sich die Fireblade geradezu umgänglich in den Bergen nur an der radikalen Sitzposition und „zu
BMW R 1200 S ABS Ostseite des Stilfser Jochs zirkuliert mit und einfach zu fahren. Zielgenau und gutem“, sprich: nervösem Handling in Spitzkehren.
2-Zylinder, 1170 cm3, 122 PS, ALLTAG Ausstattung 20 11 10 8 9
einem Mal reichlich Adrenalin im Blut. neutral umrundet die 205-Kilo-Maschine Gepäckunterbringung 10 1 0 1 1 Die BMW R 1200 S ist kein Sporttourer, aber auch kein
112 Nm, 220 kg, 13 390 Euro Auf dem glatten Belag macht die mäßig Kurven und Kehren. Allenfalls ein leichtes reiner Supersportler wie die stabile, doch straffe und
Reichweite Pässe 20 11 13 14 13
dosierbare Vorderbremse so lange auf, Aufstellmoment beim Griff zur prima dosier- Zuladung 20 14 10 7 10 etwas unhandliche Aprilia RSV 1000 R.
dass man oft befürchtet, sich geradeaus in baren, superb wirksamen Vorderbremse
Handhabung beladen 10 4 3 5 6
die Mauer zu bohren. Irgendwie gut gegan- kann die Linienwahl beeinträchtigen. Den
Sicht nach vorn/hinten 10 2 5 3 2
gen, doch schön ist anders. Schwester optimalen Grat zwischen Stabilität und
Bodenfreiheit mit Sozius und Gepäck 10 3 10 6 6
S hat zwar keinen Bremskraftverstärker, Straffheit trifft die Abstimmung der Feder-
regelt bergab über Bodenwellen jedoch elemente. Ohne deswegen unkomfortabel Summe 100 46 51 44 47
mitunter irritierend. zu sein. Wäre bei einer Honda undenkbar.
KOMFORT Sitzkomfort Fahrer 20 6 10 8 5
Sitzkomfort Sozius 20 3 6 4 4
Wind- und Wetterschutz 20 7 7 6 4
Laufruhe Motor 10 4 3 7 6
SIEGER Summe 70 20 26 25 19
SPORTLER: 4-Zylinder, 998 cm ,
3
GESAMTWERTUNG 500 269 284 298 288
172 PS, 115 Nm,
Honda Fireblade 205 kg, 13190 Euro PLATZIERUNG 4. 3. 1. 2.

TRIUMPH DAYTONA 675


3-Zylinder, 675 cm3, 123 PS, Der geschmeidige Vierzylinder zeigt linder schiebt der Triple an. Trotz der höchs- Ein Traum. Oder ein Alptraum? Denn die
72 Nm, 190 kg, 10 150 Euro sich über jeden Zweifel erhaben, hat Druck ten Literleistung aller 20 Testmaschinen superhandliche, 190 Kilogramm leichte
ohne Ende. Und zwar in jeder Lebenslage. legt die Triumph wunderbar gleichmäßig an Daytona reagiert fast zu direkt auf jegliche
Zumindest fast, denn der lange erste und Leistung zu, von 2000 bis 12 000 Touren. Art von Impulsen. Etwa leichtes Umsetzen,
zweite Gang setzen dem Vorwärtsdrang Im zweiten Gang des etwas hakigen Getrie- minimale Änderungen am Gasgriff oder
aus den engen Ecken heraus dann doch bes ledert die 675er sogar die beiden den Griff zur bissigen Bremse.
spürbare Grenzen. Aber spätestens ab 1000er ab. Untermalt von dumpfem Drei- All das bringt die überhandliche 675er
mittleren Drehzahlen stürmt die Feuerklin- zylinder-Sound. Wroom, wroom, wroom, in Spitzkehren von der angepeilten Linie
ge mit einer unaufhaltsamen, gleichwohl hallt es in den Galerien und Tunneln zurück. ab. Dazu gesellt sich die extrem sportliche
nie bösartigen Vehemenz nach vorn. Läs- Tief knurrt es dazu aus der Airbox. Sitzposition. Tief angeschlagen die Len-
sig und überlegen, ganz so wie der Bart- Sensationell geriet das Fahrwerk. Über- kerstummel, der Hintern hoch, der Kopf
geier über uns seine Kreise zieht. wältigend zielgenau, fantastisch abge- direkt überm Lenkkopf. Schnell zwickt’s in
stimmt, feinst ansprechend. Asphaltfli- den überstreckten Handgelenken. Bergab
Die Leichtigkeit des Seins ckenteppiche und anderen straßenbau- die reine Qual. Welche Wohltat, wenn das
Dann entspricht die Triumph Daytona einer lichen Unbill steckt die Daytona knackig Tempo hoch genug ist, so dass der Fahrt-
Felsenschwalbe: leicht, schlank, rank. Und und knochentrocken weg. Komfort? Klar – wind ein wenig trägt. Letztlich kommt
dieser sinnliche Motor. Das ist keine krei- wenn die Teerdecke gut ist. Unglaublich die ultrakompakte Daytona wegen dieser
schende 600er. Sondern eine Klasse für transparent sticht die Triumph in die Kur- Kompromisslosigkeit nicht an der Fire-
sich. Viel souveräner als die kleinen Vierzy- ven. Tolles Feedback trifft super Traktion. blade vorbei. Schade.

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-ALPEN-MASTERS-MESSUNGEN
ALLROUNDER SPORTLER TOURER/SPORTTOURER

AS
695

GT
ER-6 saki

1000

ZZR saki
1400

1300
00 S

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ster

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FJR ha
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S

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03
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BMW

BMW

BMW

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d
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R 12
Kaw

K 12

Kaw
F 80

Yam
Apri
Yam

Hon
Hon
Duc

Triu
 Fahrdynamik
Schneller Slalom*
Zeit sek 22,9 24,1 22,7 23,3 22,2 23,1 21,9 22,1 22,3 23,7 23,0 22,9
Geschwindigkeit km/h 95,2 89,8 100,9 96,4 99,0 96,9 104,5 100,9 94,3 95,6 96,7 95,1

Kreisbahn Ø 46 m*
Zeit sek 10,8 12,3 11,0 11,6 10,9 11,4 10,6 10,9 11,7 11,6 11,2 11,8
Geschwindigkeit km/h 54,1 45,3 49,5 48,3 51,8 48,0 54,5 52,0 47,8 46,2 49,4 47,3

 Fahrleistungen
Beschleunigung
0–140 km/h sek 6,4 8,0 7,8 12,0 5,1 5,5 4,8 5,1 5,4 11,1 4,4 7,1

Durchzug 2. Gang bergauf**


25–75 km/h sek 7,0 9,6 6,6 6,5 6,8 5,2 7,6 6,7 5,2 10,9 6,7 5,7

Durchzug letzter Gang***


50–100 km/h sek 9,2 13,6 10,3 10,0 10,0 8,7 7,5 7,8 7,3 15,6 8,6 8,9

 Maße und Gewichte


Testverbrauch Pässe l/100 km 4,3 4,6 4,1 4,8 6,3 5,4 5,4 5,6 6,2 5,2 7,2 6,9
Tankinhalt Liter 16,0 14,0 15,5 15,0 18,0 17,0 18,0 17,4 24,0 19,7 22,0 25,0
theoretische Reichweite Pässe km 372 304 378 313 286 315 333 311 387 379 306 362
Gewicht vollgetankt kg 209 189 204 194 214 220 205 190 305 257 260 298
Zuladung kg 196 201 180 188 208 190 180 191 215 197 175 205

AUF DER Bodenfreiheit beladen


Sitzhöhe
cm
mm
13
830
* mit Sozius; * * Steigung 11%; * * * solo in 2300 m ü. N.N.
780
7 11
795
15
810 820
7 17
840
10
810
10 11
840 820–840
11
810
9
795 790–810
9

So testet
LETZTEN RILLE
nzählige Messungen, 350 Runden im Auf der Kreisbahn haben komfortbetont werten vergleichbar. Sie wurden bei zu-
U Parcours, tausende Daten: Die Test-
truppe um Top-Tester Karsten Schwers
abgestimmte Maschinen Probleme, weil
unter Belastung die Schräglagenfreiheit
rückhaltender Fahrweise auf der 63 Kilo-
meter langen Testrunde ermittelt. Wer es
und Dauersozius Rainer Froberg war am eingeschränkt ist. Die höchsten Geschwin- knacken lässt, wird auf deutlich höhere
Ende echt groggy. Aber ein besonderer digkeiten schaffen hier logischerweise die Durchschnittswerte kommen. Auffällig ist,
Test braucht eben ganz spezielle Test- straffen Supersportler. Der ebenfalls recht dass die meisten Verbräuche kaum höher
methoden. Weshalb die Testmannschaft sportive Allrounder F 800 S kann jedoch ausfallen als die im Flachland ermittelten.
beispielsweise auf das Fahren mit Sozius ganz vorn mitmischen und den unter sei- Offensichtlich egalisiert die lange Abfahrt
großen Wert legte. Schließlich ist man auf nem indifferenten Lenkverhalten leidenden den Aufstieg in vielen Fällen wieder. Aller-
Alpentouren häufig zu zweit und/oder mit Sportboxer locker überflügeln. Am anderen dings gibt es auch ein paar Ausreißer.
Gepäck unterwegs. Ende der Skala findet sich die Monster, So konsumierte die Kawa ZZR 1400 mit
deren Seitenständer wegen der soften 7,2 Litern am meisten Benzin, kommt dank
Der Parcours im Flachland Hinterradfederung früh am Boden kratzt. des 22-Liter-Tanks aber immerhin noch auf
Im schnellen Slalom sind neben den Zeiten Da ist sogar die soft abgestimmte Deauville eine Reichweite von knapp über 300 Kilo- malgewichtigen Passagieren samt Ausrüs- allerdings auch nicht besonders niedrig.
und Geschwindigkeiten die dabei gewon- bei größerer Schräglagenfreiheit schneller. metern. Das genügsamste Motorrad war tung praktisch kein Spielraum für Gepäck. Trotzdem lassen sie sich dank schmaler
nenen Fahreindrücke aufschlussreich, die ebenfalls eine Kawasaki, die ER-6f be- Die ER-6f macht’s übrigens kaum besser. Sitzgelegenheiten selbst von weniger gro-
in die Punktewertung mit einflossen. Viele Messungen im Gebirge nötigte lediglich 4,1 Liter, was bei 15,5 Liter Um die 200 Kilo sollten es schon sein, die ßen Zeitgenossen ganz gut beherrschen.
Fahrwerke, die im Solobetrieb noch unauf- Die Durchzugsmessungen wurden ebenfalls Tankinhalt für fast 380 Kilometer reicht. K 1200 GT, RSV 1000 R und FJR 1300 sind Die Bodenfreiheit ist ein nicht zu unter-
fällig funktionieren, kommen bei größerer den besonderen Umständen angeglichen. Beim Vergleich der drei Motorradkate- in diesem Punkt vorbildlich. schätzendes Kriterium, schließlich könnte
Beladung in die Bredouille, weil Federung So mussten die Maschinen an einer elf- gorien zeigt sich, dass die kleinen Allroun- Gewicht, Sitzhöhe und Bodenfreiheit spie- man in den Alpen gelegentlich zu einer
und Dämpfung zu lasch ausgelegt sind. prozentigen Steigung ihr Drehmoment un- der recht sparsam mit dem Brennstoff len in den Bergen eine große Rolle. Bei den kleineren Offroad-Einlage gezwungen wer-
Wenig überraschend die Bestwerte der ter Beweis stellen, auch dies im Zwei- umgehen und alle im Schnitt unter fünf Allroundern ragt die F 800 mit ihrem 830 den. Und ebenso ist beim Rangieren auf
Fireblade. Schon eher, wie weit die R 1200 personenbetrieb. Der Durchzug im letzten Liter bleiben, während große Hubräume Millimeter hohen Sitz heraus, Kurzbeinige unebenem Terrain viel Bodenfreiheit wün-
S in ihrer Kategorie von der Spitze entfernt Gang von 50 auf 100 km/h wurde auf und hohes Gewicht ihren Tribut fordern. könnten damit Probleme bekommen. Für schenswert. 17 Zentimeter machen den
ist. Der Sportboxer wird selbst von einem einer Geraden unterhalb der Passhöhe des die wäre die leichte, niedrige Monster wohl Sportler R 1200 S beinahe zur Enduro.
kleinen Allrounder wie der ER-6f klar über- Stilfser Jochs in etwa 2300 Meter Höhe Daten und Zahlen die bessere Wahl. Die Tourer/Sporttourer Vorsicht ist dagegen im Fall der Monster
flügelt. Die fetten Tourer schlagen sich gemessen, um den Leistungsverlust im Die ZZR findet sich auch bei der Zuladung gerieten alle recht gewichtig, selbst die 695 sowie sämtlicher plastikverschalter Ob er von Spitzkehren oder Murmeltieren träumt,
dagegen recht tapfer, die Deauville kann Gebirge zu berücksichtigen. am unteren Ende der Skala, 175 Kilo- kleine Deauville bringt mit 257 Kilogramm Tourer und Sportler anzuraten. Damit die der Sven? Wir wissen es nicht. Sicher aber ist,
ihre schwache Motorisierung durch gutes Die Verbrauchsangaben im Alpen-Masters gramm sind für einen Sporttourer einfach reichlich Pfunde auf die Waage. Erheblich Reise nicht schon auf dem buckligen dass zwei Wochen Kraxelei in den Alpen ziemlich
Handling ausgleichen. sind nicht mit den üblichen Landstraßen- zu wenig. Da bleibt bereits bei zwei nor- leichter sind die Sportler, ihre Sitzhöhen Hotelparkplatz endet. anstrengend sein können

32 MOTORRAD test + technik 17/2006 www.motorradonline.de MOTORRAD test + technik 33


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ALLROUNDER SPORTLER TOURER/SPORTTOURER

AS
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ER-6 saki

1000

ZZR saki
1400

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00 S

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K 12

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 Fahrdynamik
Schneller Slalom*
Zeit sek 22,9 24,1 22,7 23,3 22,2 23,1 21,9 22,1 22,3 23,7 23,0 22,9
Geschwindigkeit km/h 95,2 89,8 100,9 96,4 99,0 96,9 104,5 100,9 94,3 95,6 96,7 95,1

Kreisbahn Ø 46 m*
Zeit sek 10,8 12,3 11,0 11,6 10,9 11,4 10,6 10,9 11,7 11,6 11,2 11,8
Geschwindigkeit km/h 54,1 45,3 49,5 48,3 51,8 48,0 54,5 52,0 47,8 46,2 49,4 47,3

 Fahrleistungen
Beschleunigung
0–140 km/h sek 6,4 8,0 7,8 12,0 5,1 5,5 4,8 5,1 5,4 11,1 4,4 7,1

Durchzug 2. Gang bergauf**


25–75 km/h sek 7,0 9,6 6,6 6,5 6,8 5,2 7,6 6,7 5,2 10,9 6,7 5,7

Durchzug letzter Gang***


50–100 km/h sek 9,2 13,6 10,3 10,0 10,0 8,7 7,5 7,8 7,3 15,6 8,6 8,9

 Maße und Gewichte


Testverbrauch Pässe l/100 km 4,3 4,6 4,1 4,8 6,3 5,4 5,4 5,6 6,2 5,2 7,2 6,9
Tankinhalt Liter 16,0 14,0 15,5 15,0 18,0 17,0 18,0 17,4 24,0 19,7 22,0 25,0
theoretische Reichweite Pässe km 372 304 378 313 286 315 333 311 387 379 306 362
Gewicht vollgetankt kg 209 189 204 194 214 220 205 190 305 257 260 298
Zuladung kg 196 201 180 188 208 190 180 191 215 197 175 205

AUF DER Bodenfreiheit beladen


Sitzhöhe
cm
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13
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* mit Sozius; * * Steigung 11%; * * * solo in 2300 m ü. N.N.
780
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So testet
LETZTEN RILLE
nzählige Messungen, 350 Runden im Auf der Kreisbahn haben komfortbetont werten vergleichbar. Sie wurden bei zu-
U Parcours, tausende Daten: Die Test-
truppe um Top-Tester Karsten Schwers
abgestimmte Maschinen Probleme, weil
unter Belastung die Schräglagenfreiheit
rückhaltender Fahrweise auf der 63 Kilo-
meter langen Testrunde ermittelt. Wer es
und Dauersozius Rainer Froberg war am eingeschränkt ist. Die höchsten Geschwin- knacken lässt, wird auf deutlich höhere
Ende echt groggy. Aber ein besonderer digkeiten schaffen hier logischerweise die Durchschnittswerte kommen. Auffällig ist,
Test braucht eben ganz spezielle Test- straffen Supersportler. Der ebenfalls recht dass die meisten Verbräuche kaum höher
methoden. Weshalb die Testmannschaft sportive Allrounder F 800 S kann jedoch ausfallen als die im Flachland ermittelten.
beispielsweise auf das Fahren mit Sozius ganz vorn mitmischen und den unter sei- Offensichtlich egalisiert die lange Abfahrt
großen Wert legte. Schließlich ist man auf nem indifferenten Lenkverhalten leidenden den Aufstieg in vielen Fällen wieder. Aller-
Alpentouren häufig zu zweit und/oder mit Sportboxer locker überflügeln. Am anderen dings gibt es auch ein paar Ausreißer.
Gepäck unterwegs. Ende der Skala findet sich die Monster, So konsumierte die Kawa ZZR 1400 mit
deren Seitenständer wegen der soften 7,2 Litern am meisten Benzin, kommt dank
Der Parcours im Flachland Hinterradfederung früh am Boden kratzt. des 22-Liter-Tanks aber immerhin noch auf
Im schnellen Slalom sind neben den Zeiten Da ist sogar die soft abgestimmte Deauville eine Reichweite von knapp über 300 Kilo- malgewichtigen Passagieren samt Ausrüs- allerdings auch nicht besonders niedrig.
und Geschwindigkeiten die dabei gewon- bei größerer Schräglagenfreiheit schneller. metern. Das genügsamste Motorrad war tung praktisch kein Spielraum für Gepäck. Trotzdem lassen sie sich dank schmaler
nenen Fahreindrücke aufschlussreich, die ebenfalls eine Kawasaki, die ER-6f be- Die ER-6f macht’s übrigens kaum besser. Sitzgelegenheiten selbst von weniger gro-
in die Punktewertung mit einflossen. Viele Messungen im Gebirge nötigte lediglich 4,1 Liter, was bei 15,5 Liter Um die 200 Kilo sollten es schon sein, die ßen Zeitgenossen ganz gut beherrschen.
Fahrwerke, die im Solobetrieb noch unauf- Die Durchzugsmessungen wurden ebenfalls Tankinhalt für fast 380 Kilometer reicht. K 1200 GT, RSV 1000 R und FJR 1300 sind Die Bodenfreiheit ist ein nicht zu unter-
fällig funktionieren, kommen bei größerer den besonderen Umständen angeglichen. Beim Vergleich der drei Motorradkate- in diesem Punkt vorbildlich. schätzendes Kriterium, schließlich könnte
Beladung in die Bredouille, weil Federung So mussten die Maschinen an einer elf- gorien zeigt sich, dass die kleinen Allroun- Gewicht, Sitzhöhe und Bodenfreiheit spie- man in den Alpen gelegentlich zu einer
und Dämpfung zu lasch ausgelegt sind. prozentigen Steigung ihr Drehmoment un- der recht sparsam mit dem Brennstoff len in den Bergen eine große Rolle. Bei den kleineren Offroad-Einlage gezwungen wer-
Wenig überraschend die Bestwerte der ter Beweis stellen, auch dies im Zwei- umgehen und alle im Schnitt unter fünf Allroundern ragt die F 800 mit ihrem 830 den. Und ebenso ist beim Rangieren auf
Fireblade. Schon eher, wie weit die R 1200 personenbetrieb. Der Durchzug im letzten Liter bleiben, während große Hubräume Millimeter hohen Sitz heraus, Kurzbeinige unebenem Terrain viel Bodenfreiheit wün-
S in ihrer Kategorie von der Spitze entfernt Gang von 50 auf 100 km/h wurde auf und hohes Gewicht ihren Tribut fordern. könnten damit Probleme bekommen. Für schenswert. 17 Zentimeter machen den
ist. Der Sportboxer wird selbst von einem einer Geraden unterhalb der Passhöhe des die wäre die leichte, niedrige Monster wohl Sportler R 1200 S beinahe zur Enduro.
kleinen Allrounder wie der ER-6f klar über- Stilfser Jochs in etwa 2300 Meter Höhe Daten und Zahlen die bessere Wahl. Die Tourer/Sporttourer Vorsicht ist dagegen im Fall der Monster
flügelt. Die fetten Tourer schlagen sich gemessen, um den Leistungsverlust im Die ZZR findet sich auch bei der Zuladung gerieten alle recht gewichtig, selbst die 695 sowie sämtlicher plastikverschalter Ob er von Spitzkehren oder Murmeltieren träumt,
dagegen recht tapfer, die Deauville kann Gebirge zu berücksichtigen. am unteren Ende der Skala, 175 Kilo- kleine Deauville bringt mit 257 Kilogramm Tourer und Sportler anzuraten. Damit die der Sven? Wir wissen es nicht. Sicher aber ist,
ihre schwache Motorisierung durch gutes Die Verbrauchsangaben im Alpen-Masters gramm sind für einen Sporttourer einfach reichlich Pfunde auf die Waage. Erheblich Reise nicht schon auf dem buckligen dass zwei Wochen Kraxelei in den Alpen ziemlich
Handling ausgleichen. sind nicht mit den üblichen Landstraßen- zu wenig. Da bleibt bereits bei zwei nor- leichter sind die Sportler, ihre Sitzhöhen Hotelparkplatz endet. anstrengend sein können

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TOURER/SPORTTOURER BMW K 1200 GT, Honda Deauville, Kawasaki ZZR 1400, Yamaha FJR 1300 AS

AUF DEM WEG


ZUM GIPFEL

ie versprenkelte Vorposten stehen (8840 Euro) angeht. Immerhin besitzt sie Für ordentlichen Vortrieb muss die von entspannt. Willkommen zu Hause, das Montesa in Spanien, hinten total in sich
W die letzten Lärchen und Latschen-
kiefern an der Baumgrenze. Darüber tut
Einspritzung, G-Kat und Euro-3-Zulassung.
Und ausstattungsmäßig hat’s der kleinste
Deauville gezwirbelt werden. Beim Durch-
zug bergauf im zweiten Gang von Tempo
ist das typische Deauville-Gefühl. Alles
stressfrei und easy. Auf dem schmalen
zusammen. Und bergauf wird die Front
leicht, Handling sowie Lenkpräzision lei-
sich eine andere Welt auf, die der Matten aller Reisedampfer faustdick hinter den 25 auf 75 braucht sie geschlagene elf 150er-Hinterreifen fällt die Honda nicht den. Früh kratzenden Fußrasten stehen
und Alpenwiesen, Lebensraum der Mur- Ohren: Kardan, integrierte Koffer und gut Sekunden. Na und? Eile mit Weile. Der V2 überhandlich in Schräglage, doch ehrlich, tolle Tourentugenden gegenüber. Und dem
meltiere. Anders als deren schrille Pfiffe schützende Vollverkleidung – alles fast geht schön weich und völlig linear ans berechenbar und dank geringen Aufstell- Hubraumbenjamin Deauville das mäch-
klingen die Motoren der zweirädrigen Qua- wie bei GT und FJR. Dazu für 600 Euro Gas, glänzt mit sanft massierendem Puls- moments sehr neutral. Keiner der Tourer tigste Serienmotorrad aller Zeiten, die Ka-
driga angenehm dumpf und sonor. Bei den Aufpreis ein ABS, wie es die drei gro- schlag und kaum merklichen Kardan- schlägt so enge Haken wie die Deauville. wasaki ZZR 1400.
(Sport-)Tourern treffen echte Hubraum- ßen Wuchtbrummen serienmäßig besitzen. reaktionen. Nicht impulsiv, einfach nur da. Erst beim „alles Geben“, vorzugsweise
boliden aufeinander: BMW K 1200 GT, Prima. Das hilft beim Slalom rund um Für meditatives Motorradwandern. Dass bergab, tänzelt das Heck. Stilfser Joch mit 190 PS
Yamaha FJR 1300 – nun mit halbauto- Kuhfladen oder deren Erzeuger. Ganz zu der Motor an Steigungen ganz schön zu Während die Gabel straffer als an der Als Königin der Alpenstraßen gilt das Stilf-
matischem Getriebe – und Kawasaki ZZR schweigen von glattem Asphalt oder plötz- kämpfen hat, ist kein Wunder, muss er 650er-Vorgängerin agiert, ist das Feder- ser Joch. Eine kühne Konstruktion. Und
1400. Sie alle sind mit vier Zylindern und lichen sintflutartigen Regengüssen. Mit ge- doch üppige 257 Kilogramm stemmen. bein schlicht zu weich und daher rasch ein in Fels und Geröllhalden gemeißeltes Zeichen und Wunder. Der Gavia-Pass wirkt völlig anders als
reichlich Leistung gesegnet. ringer Handkraft und toller Rückmeldung Leichtbau ist nicht die Stärke von Honda. überfordert. Etwa im Zweipersonenbetrieb, Bekenntnis zum Streben nach Höherem. das Stilfser Joch. Irrwitzige Felsformationen treffen auf
Dagegen tritt die Deauville als halbe ankert die Bremse. Das Fußpedal betätigt Absolut relaxt hockt es sich hinter dem für den der bequeme Mittelklasse-Full- Genau wie dieses Bigger Bike. 190 PS ver- glasklare Bergseen in 2600 Meter Höhe. Und der MOTOR-
Portion an, was Hubraum (680 cm3), Zylin- zusätzlich einen Kolben der vorderen Drei- hohen Lenker. Auf Sehreisen der pure dresser prädestiniert ist. Dann sackt die spricht Kawasaki. Wohin mit all der Po- RAD-Testchef freut sich bei diesem Abstecher darüber,
derzahl (zwei), Leistung (65 PS) und Preis kolbensättel. Clever gemacht. Genuss. Und der Kniewinkel ist so was hecklastige Hispano-Japanerin, gebaut bei wer? Bei 2000 Touren den Hahn gespannt. die gleichen Initialen zu tragen wie die BMW: GT

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TOURER/SPORTTOURER BMW K 1200 GT, Honda Deauville, Kawasaki ZZR 1400, Yamaha FJR 1300 AS

AUF DEM WEG


ZUM GIPFEL

ie versprenkelte Vorposten stehen (8840 Euro) angeht. Immerhin besitzt sie Für ordentlichen Vortrieb muss die von entspannt. Willkommen zu Hause, das Montesa in Spanien, hinten total in sich
W die letzten Lärchen und Latschen-
kiefern an der Baumgrenze. Darüber tut
Einspritzung, G-Kat und Euro-3-Zulassung.
Und ausstattungsmäßig hat’s der kleinste
Deauville gezwirbelt werden. Beim Durch-
zug bergauf im zweiten Gang von Tempo
ist das typische Deauville-Gefühl. Alles
stressfrei und easy. Auf dem schmalen
zusammen. Und bergauf wird die Front
leicht, Handling sowie Lenkpräzision lei-
sich eine andere Welt auf, die der Matten aller Reisedampfer faustdick hinter den 25 auf 75 braucht sie geschlagene elf 150er-Hinterreifen fällt die Honda nicht den. Früh kratzenden Fußrasten stehen
und Alpenwiesen, Lebensraum der Mur- Ohren: Kardan, integrierte Koffer und gut Sekunden. Na und? Eile mit Weile. Der V2 überhandlich in Schräglage, doch ehrlich, tolle Tourentugenden gegenüber. Und dem
meltiere. Anders als deren schrille Pfiffe schützende Vollverkleidung – alles fast geht schön weich und völlig linear ans berechenbar und dank geringen Aufstell- Hubraumbenjamin Deauville das mäch-
klingen die Motoren der zweirädrigen Qua- wie bei GT und FJR. Dazu für 600 Euro Gas, glänzt mit sanft massierendem Puls- moments sehr neutral. Keiner der Tourer tigste Serienmotorrad aller Zeiten, die Ka-
driga angenehm dumpf und sonor. Bei den Aufpreis ein ABS, wie es die drei gro- schlag und kaum merklichen Kardan- schlägt so enge Haken wie die Deauville. wasaki ZZR 1400.
(Sport-)Tourern treffen echte Hubraum- ßen Wuchtbrummen serienmäßig besitzen. reaktionen. Nicht impulsiv, einfach nur da. Erst beim „alles Geben“, vorzugsweise
boliden aufeinander: BMW K 1200 GT, Prima. Das hilft beim Slalom rund um Für meditatives Motorradwandern. Dass bergab, tänzelt das Heck. Stilfser Joch mit 190 PS
Yamaha FJR 1300 – nun mit halbauto- Kuhfladen oder deren Erzeuger. Ganz zu der Motor an Steigungen ganz schön zu Während die Gabel straffer als an der Als Königin der Alpenstraßen gilt das Stilf-
matischem Getriebe – und Kawasaki ZZR schweigen von glattem Asphalt oder plötz- kämpfen hat, ist kein Wunder, muss er 650er-Vorgängerin agiert, ist das Feder- ser Joch. Eine kühne Konstruktion. Und
1400. Sie alle sind mit vier Zylindern und lichen sintflutartigen Regengüssen. Mit ge- doch üppige 257 Kilogramm stemmen. bein schlicht zu weich und daher rasch ein in Fels und Geröllhalden gemeißeltes Zeichen und Wunder. Der Gavia-Pass wirkt völlig anders als
reichlich Leistung gesegnet. ringer Handkraft und toller Rückmeldung Leichtbau ist nicht die Stärke von Honda. überfordert. Etwa im Zweipersonenbetrieb, Bekenntnis zum Streben nach Höherem. das Stilfser Joch. Irrwitzige Felsformationen treffen auf
Dagegen tritt die Deauville als halbe ankert die Bremse. Das Fußpedal betätigt Absolut relaxt hockt es sich hinter dem für den der bequeme Mittelklasse-Full- Genau wie dieses Bigger Bike. 190 PS ver- glasklare Bergseen in 2600 Meter Höhe. Und der MOTOR-
Portion an, was Hubraum (680 cm3), Zylin- zusätzlich einen Kolben der vorderen Drei- hohen Lenker. Auf Sehreisen der pure dresser prädestiniert ist. Dann sackt die spricht Kawasaki. Wohin mit all der Po- RAD-Testchef freut sich bei diesem Abstecher darüber,
derzahl (zwei), Leistung (65 PS) und Preis kolbensättel. Clever gemacht. Genuss. Und der Kniewinkel ist so was hecklastige Hispano-Japanerin, gebaut bei wer? Bei 2000 Touren den Hahn gespannt. die gleichen Initialen zu tragen wie die BMW: GT

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Warnung nicht ohne Grund. Die Alpen-Murmeltiere


sind auf den Almen und Weiden allgegenwärtig. Auch
TOURER wenn dort eine Passstraße längs läuft. Mittags
dösen die bis zu acht Kilogramm schweren Hörnchen
in ihren metertiefen Bauten unter der Erde. Doch
am Abend, wenn es auf den Straßen ruhiger wird und
der Asphalt noch kuschelige Wärme abgibt, huscht
HONDA DEAUVILLE ABS einem nur allzu leicht ein „Murmeli“ vors Vorderrad.
2-Zylinder, 680 cm3, 65 PS,
Vorsicht also in Kehren und an Bruchsteinmauern, in
66 Nm, 257 kg, 8840 Euro deren Spalten sie ebenfalls Höhlen haben

Die Welt hält den Atem an. Und es passiert Feingefühl in die Zange nehmen, verzö-
– nichts. Na ja, fast nichts. Der fette 190er- gern dabei vehement.
Schlappen reißt die dünne Teerdecke nicht Stabil, straff und perfekt abgestimmt
ansatzweise in Stücke, der Motor alles an- geriet das Fahrwerk. Die voll einstellbaren
dere als bärig an. Erstaunlich unsouverän Feder- sollten Filterelemente heißen. Sauber
das. Wo bleibt der Druck? Also im har- und komfortabel sprechen sie auf kleinste
ten, doch exakten Getriebe rühren, runter- Unebenheiten an und bieten famose Re-
schalten wie auf einer 600er. serven. Die Lenkpräzision ist immens. Je
Nur so kann man das Drehmomentloch schneller, je lieber mag es die 1400er. Wo-
unterhalb von 3000 Touren und die sehr mit sie auf Bergstrecken etwas deplatziert
lange Gesamtübersetzung umgehen. Ein wirkt. Zumal sie in engen Kehren übers
Durchzugswunder ist die auf Tempo 300 Vorderrad ein wenig nach innen abkippt
ausgelegte ZZR nicht. Die kleine Kawasaki und daher leichtes Gegenlenken erfordert.
ER-6f treibt’s im zweiten Gang rasanter Die Lenkerhälften sind in diesem Quartett
KAWASAKI ZZR 1400 aus den Ecken raus. So sorgt die 1400er am tiefsten angeklemmt und am weitesten
4-Zylinder, 1352 cm3, 190 PS, in alpinen Gefilden für ein maues, mitunter nach hinten gekröpft. Hohe Fußrasten gar-
154 Nm, 260 kg, 13 995 Euro mulmiges Gefühl. Erst gewollt und nicht nieren die gestreckte Sitzposition.
gekonnt, dann gekonnt und nicht gewollt. Erst wenn Kurvenradien und -tempi
Denn bei 5000/min erwacht das Tier, größer werden, ist die zielgenaue ZZR in
mutiert bei 7000 Touren zur Bestie mit ihrem Element, zieht ziemlich handlich,
raketenartigem Schub. Hui, hui, hui, war neutral und herrlich rund rollend ihre Bahn.
die Gerade gestern schon so kurz? Auf Autobahnen bei An- und Abreise kata-
Erst Dr. Jekyll und direkt danach Mister pultiert sich die Kawa wie ein Geschoss
Hyde zu pilotieren, beherrschen bloß Rou- nach vorn. Ihre flache Scheibe erfordert
tiniers. Völlig manierlich sind die weiteren Abducken vor bis zu zweieinhalbfachem
Umgangsformen des sanften Riesen. Toll Orkan, doch die Anströmung ist zumindest
hängt der feiste Vierling am Gas, vibriert frei von Turbulenzen. So wie die glasklare
kaum, lastwechselt fast gar nicht. Spitzen- Bergluft heute.
klasse: Die radial verschraubten, ABS- Rostrot, schiefergrau und grünlich
bewehrten Bremsen lassen sich mit viel leuchten verschiedene Mineralien. Die Ya-

4-Zylinder, 1157 cm3,


YAMAHA FJR 1300 AS SIEGER TOURER: 152 PS, 130 Nm,
4-Zylinder, 1298 cm3, 144 PS,
134 Nm, 298 kg, 17 290 Euro
BMW K 1200 GT 305 kg, 18 600 Euro*
*inklusive Touring Premium Paket
maha FJR 1300 strahlt im zweifarbigen 2000 Euro Aufpreis auch mit „Computer- elektronische Schalten. Es ist keine echte
Metallic-Dress dazu. Was für ein gediege- Kupplung“. Doch fürs YCC-S (Yamaha Automatik, weil allein der Fahrer die Schalt-
nes und ausgewogenes Motorrad. Klingt, Chip Controlled Shift) ist zunächst mal Be- befehle geben kann. Irre, die Gangwechsel
liegt und beschleunigt einfach nur satt. Die wusstseinstraining angesagt. Beim ersten lassen sich alternativ zum Schalthebel
Federelemente sind sehr komfortorientiert Griff ins Leere etwa, so ganz ohne Kupp- zusätzlich von der linken Lenkerarmatur
abgestimmt, die dicke, aber weiche 48er- lungshebel. Oder beim Schaltschema: Der aus dirigieren. Der Daumen schaltet runter,
Gabel geht schon mal auf Block. Mehr ziel- Leerlauf liegt ganz unten, alle fünf Gänge der Zeigefinger hoch.
genau als handlich wuselt die sechs Zenter darüber. Anfahren! Ein elektronisch ge- Lässig, cool und leise zappt es sich da-
schwere Yamaha durch die Serpentinen. steuerter Stellmotor stellt den Kraftschluss mit durch die Gänge. Sensationell, wie prä-
Nicht besonders groß fällt die Schräg- am konventionellen Getriebe her. zise und weich die Schaltvorgänge gelin-
lagenfreiheit aus, bei sportivem Fahrstil Bei 1800 Touren rückt die Kupplung gen, vor allem beim Runterschalten. Klack,
zieht die FJR mit ihren tief platzierten Fuß- ein. Allerdings kann diese Drehzahl beim klack, klack. Hochschalten fällt umso sanf-
rasten Furchen in den Asphalt. Wenden im Gefälle für den Moment schon ter aus, je weniger Power am Werk ist; also
fast zu viel Speed sein. Dann muss man besser kurz das Gas schließen. Ampeln
Kehren fahren ohne Kuppeln mit der Hinterradbremse korrigieren, die gibt es keine auf der 63 Kilometer langen
Im Gegenzug offeriert die 1300er den auch auf den rechten Bremssattel der gut Testrunde, doch beim Anhalten an der
höchsten Sitzkomfort und den überra- dosierbaren Vorderbremse zugreift. Ein- Schweizer Grenzkontrolle kuppelt die Elek-
gendsten Windschutz in diesem Feld. Und fach nur wenig Gas geben macht das tronik in jedem Gang automatisch aus.
eine exklusive Innovation. Das stark über- Anfahren ruckelig. Aber das ist das einzige Der Gasgriff ist bei der 2006er-„Eff-
arbeitete 2006er-Modell gibt’s für happige Manko. Einmal in Fahrt, begeistert das Jott-Err“ generell progressiv ausgeführt.

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Warnung nicht ohne Grund. Die Alpen-Murmeltiere


sind auf den Almen und Weiden allgegenwärtig. Auch
TOURER wenn dort eine Passstraße längs läuft. Mittags
dösen die bis zu acht Kilogramm schweren Hörnchen
in ihren metertiefen Bauten unter der Erde. Doch
am Abend, wenn es auf den Straßen ruhiger wird und
der Asphalt noch kuschelige Wärme abgibt, huscht
HONDA DEAUVILLE ABS einem nur allzu leicht ein „Murmeli“ vors Vorderrad.
2-Zylinder, 680 cm3, 65 PS,
Vorsicht also in Kehren und an Bruchsteinmauern, in
66 Nm, 257 kg, 8840 Euro deren Spalten sie ebenfalls Höhlen haben

Die Welt hält den Atem an. Und es passiert Feingefühl in die Zange nehmen, verzö-
– nichts. Na ja, fast nichts. Der fette 190er- gern dabei vehement.
Schlappen reißt die dünne Teerdecke nicht Stabil, straff und perfekt abgestimmt
ansatzweise in Stücke, der Motor alles an- geriet das Fahrwerk. Die voll einstellbaren
dere als bärig an. Erstaunlich unsouverän Feder- sollten Filterelemente heißen. Sauber
das. Wo bleibt der Druck? Also im har- und komfortabel sprechen sie auf kleinste
ten, doch exakten Getriebe rühren, runter- Unebenheiten an und bieten famose Re-
schalten wie auf einer 600er. serven. Die Lenkpräzision ist immens. Je
Nur so kann man das Drehmomentloch schneller, je lieber mag es die 1400er. Wo-
unterhalb von 3000 Touren und die sehr mit sie auf Bergstrecken etwas deplatziert
lange Gesamtübersetzung umgehen. Ein wirkt. Zumal sie in engen Kehren übers
Durchzugswunder ist die auf Tempo 300 Vorderrad ein wenig nach innen abkippt
ausgelegte ZZR nicht. Die kleine Kawasaki und daher leichtes Gegenlenken erfordert.
ER-6f treibt’s im zweiten Gang rasanter Die Lenkerhälften sind in diesem Quartett
KAWASAKI ZZR 1400 aus den Ecken raus. So sorgt die 1400er am tiefsten angeklemmt und am weitesten
4-Zylinder, 1352 cm3, 190 PS, in alpinen Gefilden für ein maues, mitunter nach hinten gekröpft. Hohe Fußrasten gar-
154 Nm, 260 kg, 13 995 Euro mulmiges Gefühl. Erst gewollt und nicht nieren die gestreckte Sitzposition.
gekonnt, dann gekonnt und nicht gewollt. Erst wenn Kurvenradien und -tempi
Denn bei 5000/min erwacht das Tier, größer werden, ist die zielgenaue ZZR in
mutiert bei 7000 Touren zur Bestie mit ihrem Element, zieht ziemlich handlich,
raketenartigem Schub. Hui, hui, hui, war neutral und herrlich rund rollend ihre Bahn.
die Gerade gestern schon so kurz? Auf Autobahnen bei An- und Abreise kata-
Erst Dr. Jekyll und direkt danach Mister pultiert sich die Kawa wie ein Geschoss
Hyde zu pilotieren, beherrschen bloß Rou- nach vorn. Ihre flache Scheibe erfordert
tiniers. Völlig manierlich sind die weiteren Abducken vor bis zu zweieinhalbfachem
Umgangsformen des sanften Riesen. Toll Orkan, doch die Anströmung ist zumindest
hängt der feiste Vierling am Gas, vibriert frei von Turbulenzen. So wie die glasklare
kaum, lastwechselt fast gar nicht. Spitzen- Bergluft heute.
klasse: Die radial verschraubten, ABS- Rostrot, schiefergrau und grünlich
bewehrten Bremsen lassen sich mit viel leuchten verschiedene Mineralien. Die Ya-

4-Zylinder, 1157 cm3,


YAMAHA FJR 1300 AS SIEGER TOURER: 152 PS, 130 Nm,
4-Zylinder, 1298 cm3, 144 PS,
134 Nm, 298 kg, 17 290 Euro
BMW K 1200 GT 305 kg, 18 600 Euro*
*inklusive Touring Premium Paket
maha FJR 1300 strahlt im zweifarbigen 2000 Euro Aufpreis auch mit „Computer- elektronische Schalten. Es ist keine echte
Metallic-Dress dazu. Was für ein gediege- Kupplung“. Doch fürs YCC-S (Yamaha Automatik, weil allein der Fahrer die Schalt-
nes und ausgewogenes Motorrad. Klingt, Chip Controlled Shift) ist zunächst mal Be- befehle geben kann. Irre, die Gangwechsel
liegt und beschleunigt einfach nur satt. Die wusstseinstraining angesagt. Beim ersten lassen sich alternativ zum Schalthebel
Federelemente sind sehr komfortorientiert Griff ins Leere etwa, so ganz ohne Kupp- zusätzlich von der linken Lenkerarmatur
abgestimmt, die dicke, aber weiche 48er- lungshebel. Oder beim Schaltschema: Der aus dirigieren. Der Daumen schaltet runter,
Gabel geht schon mal auf Block. Mehr ziel- Leerlauf liegt ganz unten, alle fünf Gänge der Zeigefinger hoch.
genau als handlich wuselt die sechs Zenter darüber. Anfahren! Ein elektronisch ge- Lässig, cool und leise zappt es sich da-
schwere Yamaha durch die Serpentinen. steuerter Stellmotor stellt den Kraftschluss mit durch die Gänge. Sensationell, wie prä-
Nicht besonders groß fällt die Schräg- am konventionellen Getriebe her. zise und weich die Schaltvorgänge gelin-
lagenfreiheit aus, bei sportivem Fahrstil Bei 1800 Touren rückt die Kupplung gen, vor allem beim Runterschalten. Klack,
zieht die FJR mit ihren tief platzierten Fuß- ein. Allerdings kann diese Drehzahl beim klack, klack. Hochschalten fällt umso sanf-
rasten Furchen in den Asphalt. Wenden im Gefälle für den Moment schon ter aus, je weniger Power am Werk ist; also
fast zu viel Speed sein. Dann muss man besser kurz das Gas schließen. Ampeln
Kehren fahren ohne Kuppeln mit der Hinterradbremse korrigieren, die gibt es keine auf der 63 Kilometer langen
Im Gegenzug offeriert die 1300er den auch auf den rechten Bremssattel der gut Testrunde, doch beim Anhalten an der
höchsten Sitzkomfort und den überra- dosierbaren Vorderbremse zugreift. Ein- Schweizer Grenzkontrolle kuppelt die Elek-
gendsten Windschutz in diesem Feld. Und fach nur wenig Gas geben macht das tronik in jedem Gang automatisch aus.
eine exklusive Innovation. Das stark über- Anfahren ruckelig. Aber das ist das einzige Der Gasgriff ist bei der 2006er-„Eff-
arbeitete 2006er-Modell gibt’s für happige Manko. Einmal in Fahrt, begeistert das Jott-Err“ generell progressiv ausgeführt.

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-ALPEN-MASTERS-PUNKTEWERTUNG TOURER/SPORTTOURER
Majestätische Erscheinung. Bis zu

0 A FJR
2,70 Meter Spannweite, heller

GT
nkt le
l

R1 i
0
zah

ZZ asak
ille

40
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Rumpf und keilförmiger Schwanz

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TOURER

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K 1W

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kennzeichnen den Bartgeier. Einzelne

m
BM
Ma

Ho

Ka

Ya
Brutpaare leben in den Alpen. Doch
das MOTORRAD-Testteam hatte MOTOR Beschleunigung 0–140 km/h 20 18 6 20 14

Foto: Corbis
Glück, konnte mehrfach einen Alt- Durchzug in 2000 m ü.N.N. 20 20 0 16 16
vogel scheinbar schwerelos segelnd Durchzug im 2. Gang bergauf 20 18 0 11 16
Könnte man mit schwergängig übersetzen: beim Patrouillieren entlang der Fels- Leistungsentfaltung 20 19 14 9 17
Man muss ziehen wie ein Ochse, Feinjus- wände beobachten. Nur wie er die Ansprech-/ Lastwechselverhalten 20 11 18 14 10
tierung am Scheitelpunkt von Kurven wird Knochen von Aas aus großer Höhe Kupplung 20 14 17 12
zur Glückssache. Zumal der Leistungs- fallen lässt, um ans Knochenmark zu 35*
Schaltung 20 10 14 12
einsatz aus dem Schiebebetrieb heraus gelangen, das hat er uns nicht ge- Getriebeabstufung 10 10 9 5 8
geharnischt ausfällt. Offenbar lässt neue zeigt. Tipp: Fernglas im Tankrucksack Summe 150 120 78 99 116
Software den nun nach Euro 3 homologier- parat halten. Und nicht immer nur
ten Vierzylinder härter ansprechen. vors Vorderrad, sondern auch mal
FAHRWERK Abstimmung 20 16 11 13 14
nach oben schauen . . .
Souverän über alle Berge Federungsreserven bei Beladung 20 17 8 16 12
Schroffer werden die Felsformationen Handlichkeit auf Passstraßen 20 12 17 9 10
oberhalb von Bormio. Ein ganzer Trupp Stabilität in Kurven 20 17 10 18 14
Steinböcke hockt hoch da droben in der Lenkpräzision/Rückmeldung 20 11 16 13 12
unzugänglichen, senkrechten Felswand. Bremswirkung 20 12 16 18 17 FAZIT
Keine einfache Übung auch, die ausladen- Bremsverhalten bergab/Fading 20 18 14 17 14
ABS 20 7 14 15 14 Die umgängliche Honda Deauville bietet viel fürs
de BMW K 1200 GT zu erklimmen. Sitz-
höhe und Abmessungen fallen nicht gerade Aufstellmoment beim Bremsen 10 7 8 5 7 Geld. Außer rasanten Vortrieb. Von dem hat die Kawa-
Kleinsäuger-freundlich aus. Aber wenn man Schräglagenfreiheit bei Beladung 10 6 4 6 5 saki ZZR 1400 mehr als genug. Aber erst recht weit
sich traut, ist die Aussicht unvergleichlich. Summe 180 123 118 130 119 oben am Drehzahlberg. Wer fährt schon in der Bade-
Beim Bergsteigen und beim GT-Fahren. Sie schiebt und drückt wie verrückt. Oft- beim Anbremsen bergab über Löcher und wanne Schnellboot? Die ausgewogene, top-bequeme
Hinter dem höhenverstellbaren Lenker ge- mals offenbart erst ein Blick auf die digitale Wellen feiner und schneller regeln. ALLTAG Ausstattung 20 17 8 11 16 Yamaha FJR 1300 glänzt mit ihrer sensationellen
nießt man fantastischen Überblick. Ganganzeige, Standard in dieser Klasse, Als Top-Tourer hat die optimal ausge- Gepäckunterbringung 10 10 9 4 10 computergesteuerten Kupplung. Letztlich sichern der
Beim Wenden, auf nasser Piste oder dass bereits der Sechste anliegt. Das stattete, sündhaft teure GT nur zwei Feh- Reichweite Pässe 20 18 17 12 16 BMW K 1200 GT füllige Leistungsentfaltung, elektro-
auf Schotter – und sei es nur zum Rangie- macht supersouverän. Die GT meistert ler: Ihre Sitzbank ist auf langen Etappen Zuladung 20 16 11 6 13 nisches Fahrwerk und agiles Handling den Sieg.
ren – nötigen die 610 Pfund vollen Respekt selbst fieseste Spitzkehren immer einen unbequem, die Kontur nicht ideal, die Handhabung beladen 10 1 3 2 1
ab. Im Fahrbetrieb gibt sich der Monu- Gang höher als jede andere der 19 Maschi- Schenkelauflage zu klein. Ferner geht es
Sicht nach vorn/hinten 10 6 6 6 7
mental-Tourer dagegen enorm handlich. nen beim Alpen-Masters 2006. hinter der wie bei der FJR elektrisch ver-
Bodenfreiheit mit Sozius und Gepäck 10 7 7 5 5
Locker und leichtfüßig durchwedelt die Aber der Motor hat auch Schatten- stellbaren Scheibe sehr laut und nicht frei
1200er schnelle Wechselkurven. Der tiefe seiten: heftige Schalt- und Lastwechsel- von Turbulenzen zu. Summe 100 75 61 46 68
Schwerpunkt macht fröhlich und be- schläge vor allem beim Runterschalten. Zu den Verwöhn-Features zählt das
schwingt. Alles so einfach hier, so gelas- Besonders hart fällt der Übergang vom elektronisch einstellbare ESA-Fahrwerk. KOMFORT Sitzkomfort Fahrer 20 17 17 9 18
sen. Und das, obwohl – oder gerade weil – zweiten in den dritten Gang und retour aus. Per Knopfdruck regelt es Federvorspan- Sitzkomfort Sozius 20 18 17 10 19
der Duolever Rückmeldung vom Vorderrad Sogar wer einfach nur bei 2000 Touren das nung und Zugstufendämpfung vorn und Wind- und Wetterschutz 20 18 16 11 19
fast komplett abblockt. Gas auf- und wieder zumacht, erlebt sein hinten. Einfach praxisgerecht. Kein Kunst- Laufruhe Motor 10 7 6 8 6
Der Motor schöpft unbändige Kraft aus blaues Wunder. „Schepper-kalonk“ hallt stück also, übelstes Flickwerk im Straßen- Summe 70 60 56 38 62
den tiefsten Niederungen des Drehzahl- das Echo unwürdig von den Bergen zurück. belag mir nichts, dir nichts wegzupuffern.
kellers. Die GT zieht im sechsten Gang Der surrende Bremskraftverstärker lässt Das macht den Kopf frei. Wegen dieser un- GESAMTWERTUNG 500 378 313 313 365
besser durch als die FJR im fünften, mar- kaum feinfühliges Anlegen der Bremsbe- angestrengten Art sehen wir die GT wieder
kiert die Bestwerte des Touring-Quartetts. läge zu. Und das Teilintegral-ABS dürfte – im Finale des Alpen-Masters 2006. PLATZIERUNG 1. 3. 3. 2.
* Halbautomatik, daher kombinierte Wertung Kupplung/Schaltung

In MOTORRAD 18/2006 lesen Sie Teil 2 des Alpen-Masters 2006:


Funbikes/Enduros, Big Bikes und das große Finale.

Funbikes/Enduros: Big Bikes:


BMW R 1200 GS Adventure Honda CBF 1000
Buell Ulysses XB12X Suzuki Bandit 1200 S
KTM 950 Supermoto Triumph Speed Triple
Suzuki V-Strom 650 Yamaha FZ1

Finale: Drei der fünf Finalisten stehen bereits fest: BMW F 800 S, Honda Fireblade und BMW K 1200 GT.
Welche zwei der oben genannten acht Maschinen stoßen noch dazu? Und wer hat am Ende die Nase vorn? Ist weniger
mehr, oder führt der Weg zum Gipfel der Genüsse über viel Technik, Ausstattung und Power?

38 MOTORRAD test + technik 17/2006 www.motorradonline.de MOTORRAD test + technik 39


MRD17038D.qxd 25.07.2006 12:08 Seite 38

-ALPEN-MASTERS-PUNKTEWERTUNG TOURER/SPORTTOURER
Majestätische Erscheinung. Bis zu

0 A FJR
2,70 Meter Spannweite, heller

GT
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Rumpf und keilförmiger Schwanz

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kennzeichnen den Bartgeier. Einzelne

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Brutpaare leben in den Alpen. Doch
das MOTORRAD-Testteam hatte MOTOR Beschleunigung 0–140 km/h 20 18 6 20 14

Foto: Corbis
Glück, konnte mehrfach einen Alt- Durchzug in 2000 m ü.N.N. 20 20 0 16 16
vogel scheinbar schwerelos segelnd Durchzug im 2. Gang bergauf 20 18 0 11 16
Könnte man mit schwergängig übersetzen: beim Patrouillieren entlang der Fels- Leistungsentfaltung 20 19 14 9 17
Man muss ziehen wie ein Ochse, Feinjus- wände beobachten. Nur wie er die Ansprech-/ Lastwechselverhalten 20 11 18 14 10
tierung am Scheitelpunkt von Kurven wird Knochen von Aas aus großer Höhe Kupplung 20 14 17 12
zur Glückssache. Zumal der Leistungs- fallen lässt, um ans Knochenmark zu 35*
Schaltung 20 10 14 12
einsatz aus dem Schiebebetrieb heraus gelangen, das hat er uns nicht ge- Getriebeabstufung 10 10 9 5 8
geharnischt ausfällt. Offenbar lässt neue zeigt. Tipp: Fernglas im Tankrucksack Summe 150 120 78 99 116
Software den nun nach Euro 3 homologier- parat halten. Und nicht immer nur
ten Vierzylinder härter ansprechen. vors Vorderrad, sondern auch mal
FAHRWERK Abstimmung 20 16 11 13 14
nach oben schauen . . .
Souverän über alle Berge Federungsreserven bei Beladung 20 17 8 16 12
Schroffer werden die Felsformationen Handlichkeit auf Passstraßen 20 12 17 9 10
oberhalb von Bormio. Ein ganzer Trupp Stabilität in Kurven 20 17 10 18 14
Steinböcke hockt hoch da droben in der Lenkpräzision/Rückmeldung 20 11 16 13 12
unzugänglichen, senkrechten Felswand. Bremswirkung 20 12 16 18 17 FAZIT
Keine einfache Übung auch, die ausladen- Bremsverhalten bergab/Fading 20 18 14 17 14
ABS 20 7 14 15 14 Die umgängliche Honda Deauville bietet viel fürs
de BMW K 1200 GT zu erklimmen. Sitz-
höhe und Abmessungen fallen nicht gerade Aufstellmoment beim Bremsen 10 7 8 5 7 Geld. Außer rasanten Vortrieb. Von dem hat die Kawa-
Kleinsäuger-freundlich aus. Aber wenn man Schräglagenfreiheit bei Beladung 10 6 4 6 5 saki ZZR 1400 mehr als genug. Aber erst recht weit
sich traut, ist die Aussicht unvergleichlich. Summe 180 123 118 130 119 oben am Drehzahlberg. Wer fährt schon in der Bade-
Beim Bergsteigen und beim GT-Fahren. Sie schiebt und drückt wie verrückt. Oft- beim Anbremsen bergab über Löcher und wanne Schnellboot? Die ausgewogene, top-bequeme
Hinter dem höhenverstellbaren Lenker ge- mals offenbart erst ein Blick auf die digitale Wellen feiner und schneller regeln. ALLTAG Ausstattung 20 17 8 11 16 Yamaha FJR 1300 glänzt mit ihrer sensationellen
nießt man fantastischen Überblick. Ganganzeige, Standard in dieser Klasse, Als Top-Tourer hat die optimal ausge- Gepäckunterbringung 10 10 9 4 10 computergesteuerten Kupplung. Letztlich sichern der
Beim Wenden, auf nasser Piste oder dass bereits der Sechste anliegt. Das stattete, sündhaft teure GT nur zwei Feh- Reichweite Pässe 20 18 17 12 16 BMW K 1200 GT füllige Leistungsentfaltung, elektro-
auf Schotter – und sei es nur zum Rangie- macht supersouverän. Die GT meistert ler: Ihre Sitzbank ist auf langen Etappen Zuladung 20 16 11 6 13 nisches Fahrwerk und agiles Handling den Sieg.
ren – nötigen die 610 Pfund vollen Respekt selbst fieseste Spitzkehren immer einen unbequem, die Kontur nicht ideal, die Handhabung beladen 10 1 3 2 1
ab. Im Fahrbetrieb gibt sich der Monu- Gang höher als jede andere der 19 Maschi- Schenkelauflage zu klein. Ferner geht es
Sicht nach vorn/hinten 10 6 6 6 7
mental-Tourer dagegen enorm handlich. nen beim Alpen-Masters 2006. hinter der wie bei der FJR elektrisch ver-
Bodenfreiheit mit Sozius und Gepäck 10 7 7 5 5
Locker und leichtfüßig durchwedelt die Aber der Motor hat auch Schatten- stellbaren Scheibe sehr laut und nicht frei
1200er schnelle Wechselkurven. Der tiefe seiten: heftige Schalt- und Lastwechsel- von Turbulenzen zu. Summe 100 75 61 46 68
Schwerpunkt macht fröhlich und be- schläge vor allem beim Runterschalten. Zu den Verwöhn-Features zählt das
schwingt. Alles so einfach hier, so gelas- Besonders hart fällt der Übergang vom elektronisch einstellbare ESA-Fahrwerk. KOMFORT Sitzkomfort Fahrer 20 17 17 9 18
sen. Und das, obwohl – oder gerade weil – zweiten in den dritten Gang und retour aus. Per Knopfdruck regelt es Federvorspan- Sitzkomfort Sozius 20 18 17 10 19
der Duolever Rückmeldung vom Vorderrad Sogar wer einfach nur bei 2000 Touren das nung und Zugstufendämpfung vorn und Wind- und Wetterschutz 20 18 16 11 19
fast komplett abblockt. Gas auf- und wieder zumacht, erlebt sein hinten. Einfach praxisgerecht. Kein Kunst- Laufruhe Motor 10 7 6 8 6
Der Motor schöpft unbändige Kraft aus blaues Wunder. „Schepper-kalonk“ hallt stück also, übelstes Flickwerk im Straßen- Summe 70 60 56 38 62
den tiefsten Niederungen des Drehzahl- das Echo unwürdig von den Bergen zurück. belag mir nichts, dir nichts wegzupuffern.
kellers. Die GT zieht im sechsten Gang Der surrende Bremskraftverstärker lässt Das macht den Kopf frei. Wegen dieser un- GESAMTWERTUNG 500 378 313 313 365
besser durch als die FJR im fünften, mar- kaum feinfühliges Anlegen der Bremsbe- angestrengten Art sehen wir die GT wieder
kiert die Bestwerte des Touring-Quartetts. läge zu. Und das Teilintegral-ABS dürfte – im Finale des Alpen-Masters 2006. PLATZIERUNG 1. 3. 3. 2.
* Halbautomatik, daher kombinierte Wertung Kupplung/Schaltung

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Funbikes/Enduros, Big Bikes und das große Finale.

Funbikes/Enduros: Big Bikes:


BMW R 1200 GS Adventure Honda CBF 1000
Buell Ulysses XB12X Suzuki Bandit 1200 S
KTM 950 Supermoto Triumph Speed Triple
Suzuki V-Strom 650 Yamaha FZ1

Finale: Drei der fünf Finalisten stehen bereits fest: BMW F 800 S, Honda Fireblade und BMW K 1200 GT.
Welche zwei der oben genannten acht Maschinen stoßen noch dazu? Und wer hat am Ende die Nase vorn? Ist weniger
mehr, oder führt der Weg zum Gipfel der Genüsse über viel Technik, Ausstattung und Power?

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